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ARBEITSHILFE für den Gottesdienst am Buß- und Bettag 2009

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ARBEITSHILFEfür den Gottesdienst am Buß- und Bettag 2009

Einführung

Die vorliegende Arbeitshilfe für den Gottesdienst am Buß- und Bettagvereint zwei Liturgievorschläge nach Ordnung IV, Buß- und Bittgottes-dienst. Die erste ist eher „klassisch“ gehalten, die zweite bietet Text- undLiedvorschläge mit eher „alternativem“ Charakter und empfiehlt dieBeteiligung mehrerer Sprecher/innen.In beide Liturgien kann die Feier des Abendmahls eingefügt werden. Siebeginnt dann nach dem Bußteil mit einer kurzen Überleitung und den Ein-setzungsworten.

Die Ordnung IV sieht allerdings eher einen Akt der Handauflegung oderdes Friedensgrußes vor. Für die Handauflegung werden die Teilnehmenden eingeladen, in klei-nen Gruppen (2-4) vor den Altar (oder besonders dafür bereitete Plätze imKirchenraum) zu treten. Dort erwarten sie Mitarbeiter/innen, die daraufvorbereitet sind, ihnen die Hände aufzulegen und ein Vergebungs-/Segenswort zuzusprechen, etwa: • Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist ver-

gangen, siehe, alles ist neu geworden. (2. Kor. 5,17) • Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2. Kor. 3,17) Gehe hin in

Frieden.• Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes

getan hat. (Psalm 103, 2)Die Hände des/der Segnenden berühren während des Sprechens jedenKopf der Teilnehmendengruppe. Als segnende Personen kommen z. B. inFrage: Pfarrer/in, Lektor/in, Prädikant/in, Kirchenälteste, Kirchenvorste-her/innen. Auch Menschen aus pflegenden Berufen lassen sich dafürgewinnen.

Um peinlichen Empfindungen beim gegenseitig entbotenen Friedens-

gruß zuvorzukommen, empfiehlt es sich, die Zeit dafür kurz zu haltenund den Gruß auf wenige, deutlich benannte Personen (z. B. auf die Nach-barn zur Rechten und zur Linken) zu beschränken.

In der „alternativen“ Liturgie sind die 10 Gebote nach der Version des„Hessischen Katechismus“ zu verlesen. Für diese Fassung spricht ihreKürze und gute sprachliche Verständlichkeit.

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(Der „Hessische Katechismus“ geht auf Landgraf Philipp den Großmüti-gen (1504-1567) zurück und versucht, lutherisches und reformiertesGedankengut zu vereinen, s. 2. Gebot. Er ist inzwischen etwas außerGebrauch geraten; zu beziehen über den Evangelischen Medienverband inKassel.) Wer sich diese Fassung nicht zu eigen machen möchte, sollte die 10 Gebo-te möglichst in der Version verlesen (lassen), in der sie im Konfirman-denunterricht der Gemeinde vermittelt und gelernt werden.

I. Liturgie

Der Gottesdienst wird nach Form IV gehalten (EG S. 41-45, AusgabeKurhessen-Waldeck).Wenn Abendmahl gefeiert wird, können die Einsetzungsworte sogleich aufden Zuspruch der Vergebung bzw. der Ermutigung folgen.

BITTE UM DEN HEILIGEN GEIST:EG 124 Nun bitten wir den heiligen Geistoder:EG 134, 1-2 Komm, o komm, du Geist der Lebens

BEGRÜSSUNG: Mit Verlesen der Kanzelabkündigung des Bischofs.Bewährt hat sich auch, diese im Liedblatt abzudrucken.

Auf Gott hoffen -nicht auf eigene Leistung.Sich dem Leben überlassen,seine Dunkelheiten aushalten,auf Erklärungen verzichten.Sich von Gott unterbrechen lassenin allzu gewohnten Gedanken,in festgesetzten Vorurteilen,in fruchtlosen Auseinandersetzungen - das kann Buße sein.

Agende I,2‚ 886

LIED: EG 165 Gott ist gegenwärtigoder: EG 443 Aus meines Herzens Grunde oder: EG 488 Bleib bei mir, Herr!

PSALM

Hilf, HERR! Die Heiligen haben abgenommen,und gläubig sind wenige unter den Menschenkindern.

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Einer redet mit dem andern Lug und Trug,sie heucheln und reden aus zwiespältigem Herzen.Der HERR wolle ausrotten alle Heucheleiund die Zunge, die hoffärtig redet,die da sagen: „Durch unsere Zunge sind wir mächtig,uns gebührt zu reden! Wer ist unser Herr?“„Weil die Elenden Gewalt leidenund die Armen seufzen,will ich jetzt aufstehen“, spricht der HERR,»ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt.«Die Worte des HERRN sind lauter wie Silber,im Tiegel geschmolzen, geläutert siebenmal.Du, HERR, wollest sie bewahrenund uns behüten vor diesem Geschlecht ewiglich!Denn Gottlose gehen allenthalben einher,weil Gemeinheit herrscht unter den Menschenkindern.

Psalm 12,2-9

oder

Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte,und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.

Wasche mich rein von meiner Missetat,und reinige mich von meiner Sünde;

denn ich erkenne meine Missetat,und meine Sünde ist immer vor mir.

An dir allein habe ich gesündigtund übel vor dir getan,

auf dass du recht behaltest in deinen Wortenund rein dastehst, wenn du richtest.

Siehe, dir gefällt Wahrheit, die im Verborgenen liegt,und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.

Lass mich hören Freude und Wonne,dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.

Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden,und tilge alle meine Missetat.

Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz,und gib mir einen neuen, beständigen Geist.

Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe,und mit einem willigen Geist rüste mich aus.

Ps 51,3-6.8.10-14 (EG 727)

oder

Herr, erhöre mein Gebet,vernimm mein Flehen um deiner Treue willen,erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen;

und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht;denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.

Denn der Feind verfolgt meine Seeleund schlägt mein Leben zu Boden,

er legt mich ins Finsterewie die, die lange schon tot sind.

Und mein Geist ist in Ängsten,mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe.

Ich denke an die früheren Zeiten;ich sinne nach über all deine Tatenund spreche von den Werken deiner Hände.

Ich breite meine Hände aus zu dir,meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.

Herr, erhöre mich bald, mein Geist vergeht;verbirg dein Antlitz nicht vor mir,dass ich nicht gleich werde denen, die in die Grube fahren.

Lass mich am Morgen hören deine Gnade;denn ich hoffe auf dich.

Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll;denn mich verlangt nach dir.

Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden;zu dir nehme ich meine Zuflucht.

Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott;dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn.

Ps 143,1-10 (EG 755)

EG 190.2 CHRISTE DU LAMM GOTTES

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GEBET

Guter Gott,du hast deine Schöpfung weise geordnet.Uns Menschen hast du aneinander gewiesen,damit wir nicht alleine sind.Gib uns deinen guten Geist,damit wir weise verwalten, was du gut geschaffen hast,und nicht verderben, was du geschenkt hast.Wir bitten dich im Namen Jesu Christi,der uns auf den Weg der Liebein seiner Nachfolge gerufen hat.

Agende I,2, # 949

oder

Herr Gott, himmlischer Vater, wir bitten dich:Gib uns deinen Heiligen Geist,dass wir dein Wort hören und annehmen,damit es unser Herz reinige und unseren Wandel erneuere.Durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,der mit dir und dem Heiligen Geiste lebt und regiertvon Ewigkeit zu Ewigkeit.

Agende I,2, # 965

oder

Allmächtiger, ewiger Gott,du hast deinem geliebten Sohnalle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erdenund ihn zum Haupt der neuen Schöpfung gemacht.Befreie alle Geschöpfe von der Macht des Bösen,damit sie allein dir dienenund dich in Ewigkeit rühmen.Darum bitten wir durch Jesus Christus,deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,der in der Einheit des Heiligen Geistesmit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Agende I,2, # 979

LESUNG

Der HERR sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das duaus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt.Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Siehaben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben's angebetet und ihmgeopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenlandgeführt hat.Und der HERR sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volkist.Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge;dafür will ich dich zum großen Volk machen.Mose aber flehte vor dem HERRN, seinem Gott, und sprach: Ach HERR,warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraftund starker Hand aus Ägyptenland geführt hast?Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausge-führt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdbo-den? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich desUnheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst.Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dirselbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen meh-ren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißenhabe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen fürewig.Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.

Exodus 32,7-14oder

Offb 3, 14-22

SPRUCH NACH DER LESUNG

Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte. Joh 8,47aAgende I,2, # 1015

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LIED: EG 392 Gott rufet noch oder: EG 146 Nimm von uns Herr

PREDIGT: Lukas 13, (1-5) 6-9

LIED: EG 299 Aus tiefer Not schrei ich zu diroder: EG 233 Ach Gott und Herr, wie groß und schwer

LESUNG: Die 10 Gebote (EG 796)oder: EG 797oder: Agende I,2 Nr. 1144 oder Nr. 1145)

Der folgende Teil des Gottesdienstes kann gestaltet werden entweder alsSündenbekenntnis mit dem Zuspruch der Vergebung (A) oder als Klage,der ein ermutigender Zuspruch folgt (B).

A: Sündenbekenntnis und Zuspruch der Vergebung

SÜNDENBEKENNTNIS

Barmherziger Gott,wir haben an deiner Güte gezweifelt.Wir haben für uns und andere die Hoffnung sinken lassen.Wir sind an der Not anderer vorbeigegangen und haben geschwiegen.Wir hatten Angst abzugeben und haben uns an dem festgehalten, was wir zu besitzen meinen.Das hat uns die Kraft zu lieben genommen.Herr, dein Sohn hat die Mauern zwischen den Menschen durchbrochenund neue Hoffnung auf Leben geweckt.Vergib uns unsere Schuld! Befreie uns!Schenke uns Hoffnung auf ein neues Leben, schenke uns Liebe!

ZUSPRUCH DER VERGEBUNG

Gott hat die zu sich gerufen,die Lasten tragen,falsche Wege gehen,die Hoffnung verloren haben.Er vergibt euch eure Schuld.Er lädt euch ein in seine Gemeinschaft.

Agende I,2, # 1105

oder

SÜNDENBEKENNTNIS (auch für mehrere SprecherInnen)

Wir bekennen uns zu dem dreieinigen Gottund haben es doch an der Ehrfurcht vor dem Leben,der heiligen Gabe Gottes,und an der Sorge für die natürlichen Grundlagen des Lebensfehlen lassen.

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Wir haben die technischen Werke unserer Händemehr geliebt als die Schöpfungswerke Gottes.

Wir haben zu spät protestiert,als die Würde seiner Geschöpfeum unseres Wohlstandes willen verletzt,als Pflanzen und Tiere genetisch manipuliert wurden.

Wir haben den Glauben an Gottgelöst von den Dingen dieser Welt,in der Christus Fleisch und Blut angenommen hat,allen Geschöpfen zum Wohl und zum Heil.

Wir haben die Fürbittefür die geringsten seiner Schwestern und Brüderauf Menschen begrenztund vergessen,dass Gottes Geist die ganze Schöpfungerneuern und verändern will.

Wir rufen zu Gott:Herre Gott, erbarme dich.

Agende I,2, # 1067

oder

EG 331, 11 Herr, erbarm, erbarme dich

ZUSPRUCH DER VERGEBUNG

Also hat Gott die Welt geliebt,dass er seinen eingeborenen Sohn gab,damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,sondern das ewige Leben haben.

Joh 3,16

Im Vertrauen darauf verkündige ich euch:Eure Sünde ist euch vergeben.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.Haltet euch an diese Zusageund nehmt aus ihr die Kraft für ein neues Leben.

Agende I,2 # 1111

B: Klage und Ermutigung

KLAGE

Höre mein Klagen, Gott!

Ich rede von dirund fühle mich dennoch verlassen.Ich möchte dir vertrauenund ängstige mich dennoch.Ich rede zu dirund weiß doch nicht, ob du mich hörst.

Höre mein Klagen, Gott!

Ich möchte deinen Willen erfüllenund weiß doch nicht, was ich tun soll.Ich weiß, dass du mich führst,und sehe dennoch keinen Weg.Ich weiß, dass mein Geschick von dir kommt,und kann es nicht annehmen.

Höre mein Klagen, Gott!

Ich weiß, dass du mir Licht zugedacht hast,und versinke in meinen dunklen Gedanken.Ich weiß, dass du mir Freiheit bestimmt hast,und fühle mich dennoch wie gefangen.

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Ich weiß, dass dein Zeitplan anders ist als der meine,und habe dennoch keine Geduld.

Höre mein Klagen, Gott!

Es ist leer in mir.Ich wiederhole die Worte,die ich früher einmal verstanden hatte.Ich weiß, dass du mich nicht verlassen wirst.Nein, Gott, ich weiß es nicht. Ich glaube es.Ich möchte es glauben. Hilf mir.

STILLE

ERMUTIGUNG

Ganz anders bist du, Gott,ganz anders, als ich glaubte.Still bist du bei mirund um michund nimmst meine Leere aufin dein tiefes Schweigen.Meine Angst und Verzweiflungsind dir nicht fremd.Sie trennen mich nicht von dir.Und die alten Worte füllen sich wieder mit Leben.Du bist ganz anders, Gott,und leise formt sich deine Stimme in mir,die zu mir spricht: Steh auf und geh,du hast einen weiten Weg vor dir.

nach Agende I,2, # 1154

oder

KLAGE

Zu dir, Gott, bringen wir das Seufzen der Kreatur:Wiesen und Felder ohne Blumen,begradigte Landschaft.

Quellen sind kostbar und bedroht,viele Meere verseucht;oft ist die Luft kaum zum Atmen.Mensch und Tier ringen um Lebensraum.Wohin sind wir gekommen?

Deine bedrohte, gequälte und seufzende Kreaturbringen wir vor dich,beschämt über unseren Anteil an ihrem Leid.Wir klagen in der Stille mit deinen Geschöpfen:

STILLE

ERMUTIGUNG

Nimm von uns, Gott, diese Qual.Schaffe du Erleichterung allem, was lebt.Wecke unsere Kräfte und unseren Mut,dem Verderben zu widerstehen.Deine Kraft ist unverbraucht. Das glauben wir.Du kannst Leben retten aus dem Tod.Durch Jesus, den du auferweckt hast von den Toten.

nach Agende I,2‚ # 1165

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Gemeinsame Fortsetzung von A und B

(Handauflegung/Zeichen des Friedens) siehe Einführung, S. 1

(GLAUBENSBEKENNTNIS)

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

oder

Wir loben und preisen dich,Gott, den allmächtigen Vater.Du hast uns und alle Welt ins Leben gerufenund waltest über uns mit deiner Güte und Treue.

Wir loben und preisen dich,unseren Herrn Jesus Christus.Du bist das ewige Wort des Vatersund hast uns seine Liebe offenbart.Du hast unser Menschenlos getragenund unsere Schuld auf dich genommen.Du bist am Kreuz für uns gestorben.Von den Toten auferweckt,bist du uns nahe mit deinem Trostund rettest uns im Gericht.

Wir loben und preisen dich,den Heiligen Geist.Du hast uns durch die Taufe zum Glauben gerufenund erleuchtest uns durch die Predigt des Evangeliums.Du stärkst uns in der Liebedurch die Feier des heiligen Mahlesund gibst uns eine Hoffnung,die auch der Tod nicht zerstört.Aus allem, was Menschen trennen kann,sammelst du uns in der einen heiligen Kirchezum Dienst in dieser Welt

und willst uns vollenden in deinem ewigen Reich.Dir, unserem Gott, sei Ehre in Ewigkeit.

EG S. 52

oder

Wir leben davon,dass Gott unser Vater ist.Das Weltall und unser Lebensind sein Werk.Er lenkt die Geschichteund ist auch mächtig,wo wir sein Wirken nicht wahrnehmen.

Wir leben davon,dass Gott in Jesus Christus Mensch wurde.Er lebte wie wir,doch er war ganz mit Gott verbunden.An ihm erkennen wir,wie einer dem anderen begegnen kann.Er ist getötet und begraben worden, aber wir wissen: Christus lebt.Bei ihm endet alle Schuld.Mit ihm hat Gott unsein neues Leben geschenkt.Auch der Todkann uns nicht von ihm trennen.

Wir leben davon,dass Gott uns durch seinen Geist hilft.Durch ihn will er alle Menschenin einer Kirche sammeln.Durch ihn gibt er unsKraft zum Glaubenund Mut, für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten.Sein Reich ist unsere Hoffnung.

EG S. 54

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LIED: EG 283 Herr, der du vormals hast dein Land oder: EG 237 Und suchst du meine Sünde

FÜRBITTEN

Gott, lass uns noch dies JahrZeit füreinander haben,dass das Leben aufblüht,dass wir den Wert des eigenen Lebens schätzen,ohne andere gering zu achten.

Gott, lass uns noch dies JahrGeschichten erzählen von Gärtnern:dass das Leben Früchte bringt,dass uns zugefügte Verletzungen nicht bitter machen,sondern offen für die Wunden anderer.

Gott, lass uns noch dies Jahrerkennen, wo wir schuldig werden,dass deine Schöpfung aufatmen kann,dass Menschen im Vertrauen auf deine Kraftstreiten für die, die ohne Recht sind.

Gott, lass uns noch dies JahrVerantwortung und Macht teilen,dass der Fluch des Krieges gebrochen wird,dass die Qual des Hungers weichtin deinem Segen, Gott, der blühendes Leben will.

Gott, lass uns noch dies Jahrumkehren von den Altären mit Menschenopfern,dass wir wieder dich spüren, den lebendigen Gott,dem wir nicht Opfer, sondern Anbetung schuldig sind.

Gott, lass uns noch dies Jahr,dass unser Leben nicht ohne Früchte bleibt.

Agende I,1, # 666

oder

Schöpfer des Alls,du hast uns berufen von der Finsternis zum Lichtdurch Jesus, deinen geliebten Sohn.Du hast die Augen unseres Herzens aufgetan,dass wir dich erkennen:Du bist der Helfer der Gefährdeten,der Retter der Verzweifelten,der Schöpfer und Hüter alles Lebens.Wir bitten dich, Herr:Sei unser Helferund nimm dich unser an.Die Bedrängten unter uns errette,der Bedrückten erbarme dich,die Gefallenen richte auf,den Betenden zeige dich,die Kranken heile,die Irrenden bringe wieder zurecht.Speise die Hungernden,hilf den Schwachen,tröste die Kleinmütigen.Lass alle Völker erkennen,dass du allein Gott bistund Jesus Christus dein Sohnund wir dein Volk und Schafe deiner Weide.Gib Einigkeit und Friedenuns und allen, die auf Erden wohnen.Du allein hast die Macht,dies und noch viel mehr Gutes an ihnen zu tun.Dich preisen wir durch Jesus Christus,unseren Hohenpriester und Fürsprecher,durch den du dich herrlich und groß erweistjetzt und von Geschlecht zu Geschlechtund in Ewigkeit.

Agende I,2, # 1263

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STILLES GEBET

VATER UNSER

LIED: EG 430 Gib Frieden, Herr, wir bitten oder: EG 472 Der Tag hat sich geneiget oder: EG 457, 1, 10-11 Der Tag ist seiner Höhe nah

BEKANNTMACHUNGEN

SEGEN

ORGELNACHSPIEL

II. Alternative Liturgie

„FundStücke“ ist das Liederbuch zum 32. Deutschen Evangelischen Kir-chentag Bremen 2009, zu beziehen über DEKT oder Strube Verlag Mün-chenWo Lieder und Texte aus dem EG im Bayerischen EG eine andere Num-mer haben, ist diese in Klammern vermerkt

GLOCKENGELÄUT

(ORGEL)VORSPIEL

BITTE UM DEN HEILIGEN GEIST:EG 128, 1.2.4.5 Heilger Geist, du Tröster mein

BEGRÜSSUNG (mit Verlesung der Kanzelabkündigung des Bischofs)

EINGANGSLIED:EG 584 Meine engen Grenzen

oder: EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr

PSALM 130 (ggf. mit mehreren Sprecher/inne/n )

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir!Herr, höre meine Stimme!Höre! Höre mein lautes Flehen!Wenn du unsere Sünden uns anrechnest,Herr, wer kann vor dir bestehen?Aber du lässt uns gelten trotz unserer Sündenund nimmst unsere Schuld ab,damit wir sehen, wie ernst es stehtzwischen dir und uns.

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Ich hoffe, dass du kommst, Herr.Meine Seele hofft auf dein Urteil.Meine Seele wartet auf dichWie ein Wächter auf den Morgen,ja, mehr als ein Wächterauf den Morgen wartet.Ja, unser ganzes Volk warte auf den Herrn,denn von Gott kommen Freundlichkeit und Licht.Er macht uns frei.Ja, er wird unser Volk losbinden von seinen Fesseln:Von aller seiner Schuld.

(aus: Er wird meine Stimme hören, Psalmen übertragen von Jörg Zink, Kreuz-Verlag 19754, S. 87)

oder

Aus der Tiefe rufe ich zu dir:Herr, höre meine Stimme!Denn die Mächtigen und Herrschendenüberhören unsere Klage,unser Schreien stört ihre Politik nicht.

Wende dein Ohr zu mir, achte auf mein Flehen:mein Flehen nach Frieden,meine Sehnsucht nach Gerechtigkeit,meine Angst um die Bewahrung unserer Erde.

Würdest du, Herr, die Sünden aufrechnen,wer könnte vor dir bestehen?

Denn unser Volk hat sich verstrickt in einen Glaubenan immer mehr und immer größer.Wir erkennen unseren Irrglauben,darum kommen wir zu dir.Unser Irrglauben ist unsere Sünde,vergib uns unsere Schuld,

und löse uns aus unseren Irrtümern.Wir wollen dir die Ehre geben und sonst niemandem.

Bei dir ist Vergebungund wir können neu beginnen.Auf dich hofft meine Seeleund voller Vertrauen flüchte ich mich zu dir.Auf dich und deinen Schutz will ich bauendir vertrauen, nur dir allein – nicht auf militärische Sicherung,nicht auf wachsende Wirtschaftskraft.Meine Seele wartet auf den Herrnmehr als die Wächter auf den Morgen.

Darum Gott, will ich wachen und beten,damit meine Seele sich nicht in Irrtümer verstricktund mein Geist nicht verdorben wirdvon den Einflüsterungen des Bösen.

Denn bei dir ist die Gnade und die einzige Erlösung.

Du löst uns aus den Stricken des Todesentfesselst uns zum Leben –und wir können Feinde zu Freunden gewinnen.

Darum wenden wir uns in unserer Not an dich,du unser Gott:Du bist der einzige, der uns verändern,die einzige Kraft, die uns bewahren kann.

(nach H. D. Hüsch, Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für alle TageDüsseldorf 1996. S. 37f.)

oder

Psalm 130 nach EG 751 (Bayer. EG 789)

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LIED: Christus, Antlitz Gottes (s. Anhang)oder: EG 190.2 Christe du Lamm Gottesoder: EG 789.5 Oculi nostri (Bayer. EG 699)

TAGESGEBET

Vater im HimmelWir kommen zu dir,weil wir nicht wissen, wohin sonstmit unserer Unzulänglichkeit, Scham und Schuld.Du siehst alles:Unser Gelingen, unser Versagen.Unsere Geschäftigkeit, unsere Trägheit.Unser Bemühen, unsere Beschränkungen.Du allein kannst aus allem etwas Gutes machen.Segne uns diese Stunde der Einkehr.Segne uns jeden Augenblick der Umkehr.Zieh deine Hand nicht von uns ab.Darum bitten wir dich.(Alle:) Amen.

SCHRIFTLESUNG:Römer 2, 1-4 (5-11)

SPRUCH NACH DER LESUNGEin Mensch sieht, was vor Augen ist. Gott aber sieht das Herz an (1.Sam 16, 7).(Alle:) Amen

LIED: FundStücke 107 Komm, Gott, mit deiner Gnade in gnadenloser Zeit (Text s. Anhang, nach der Melodie von EG 361 singbar)oder: EG 430 Gib Frieden, Herr, gib Frieden

PREDIGT: Lukas 13, (1-5) 6-9

LIED: EG 64 Der du die Zeit in Händen hastoder: FundStücke 4 Schenk uns Zeit (s. Anhang)

LESUNG DER 10 GEBOTE(nach dem Hessischen Katechismus, s. Einführung, S. 2)

1) Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus der Knechtschaft geführthabe. Du sollst keine anderen Götter haben.

2) Du sollst dir kein Bild machen, das du anbetest.3) Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.4) Du sollst den Feiertag heiligen.5) Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.6) Du sollst nicht töten.7) Du sollst nicht ehebrechen8) Du sollst nicht stehlen.9) Du sollst nicht falsch aussagen über deinen Nächsten.

10) Du sollst nicht begehren, was deinem Nächsten gehört

(oder nach der in der Gemeinde üblichen Fassung)

KLAGE UND ERMUTIGUNG(auch von mehreren Sprecher/inne/n vorzutragen, evtl. im Kirchenraumverteilt)

Keiner von uns ist so, wie du es willst, Gott.

Wir vergeuden unsere Zeit.

Wir sitzen auf unserem Geld.

Wir suchen unseren Vorteil.

Wir geizen mit der Liebe.

Wir verspielen unsere Chancen.

Wir rechnen einander Versäumnisse vor.

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Wir rechnen nicht mit dir.

Wir sind kleinmütig, engherzig, müde.

Taub sind wir und blind, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Wir reden, wenn wir schweigen solltenund sind stumm, wenn ein deutliches Wort geboten ist.

Wir wissen, dass es irgendwann zu spät sein kann,und können doch nicht aus unserer Haut.

Vergib uns, Gott, vergib uns unsere Schuld!

STILLE

Dass du überhaupt noch etwas mit uns zu tun haben willst!Dass du so viel Geduld mit uns hast!

Dass du uns wieder und wieder Zeit einräumst – mehr noch als der Wein-gärtner dem Feigenbaum – es ist nicht zu fassen!

Was können wir anders sagen als: Danke, Gott,für deine unermüdliche Arbeit an uns,für deine unerschütterliche Liebe zu uns,für deine unaussprechliche Geduld mit uns.

Danke, Gott.Amen.

(HANDAUFLEGUNG / PERSÖNLICHE SEGNUNG ODER ZEICHEN DES FRIEDENS) (s. Einführung, S. 1)

(GLAUBENSBEKENNTNIS)EG Seite 55 ff

oder

Dietrich Bonhoeffer, Anhang

LIED: EG 289 Nun lob, mein Seel, den Herrenoder: EG 638 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt

(Bayer. EG 615)

FÜRBITTEN – STILLES GEBET – VATERUNSER

Gott,Du bist gütig und geduldig mit deinen Geschöpfen.Darum bitten wir dich:

für alle, die nicht gütig und geduldig sind,für alle, die leicht außer sich geraten,für alle, die schnell zuschlagen,für alle, die nicht wissen, was Freundlichkeit ist.

Wir rufen: Herr, erbarme dich

Wir bitten dichfür alle, die mit dem Finger auf andere zeigen,für alle, die geschwätzig reden,für alle, die schadenfroh sind,für alle, die anderen nichts Gutes gönnen.

Wir rufen: Herr erbarme dich.

Wir bitten dichfür alle, die nicht über den Tellerrand sehen,für alle, die rücksichtslos ihre Ziele verfolgen,für alle, die falsche Versprechungen machen.für alle, die nicht zu ihrem Versagen stehen.

Wir rufen: Herr, erbarme dich.

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Wir bitten dich für Faule und Fleißige,für Tüchtige und Untüchtige,für Zielstrebige und Tagediebe,für Mächtige und Machtlose

– und für uns selbst. Wir sind nicht besser als andere Menschen.

Dass wir den Frieden suchen und nicht den Krieg,dass wir nicht selbstsüchtig sind,dass wir nicht stumpfsinnig werden:Lehre uns die Freude an deinen Geboten.

Wir rufen: Herr, erbarme dich.

So viel Gott, so viel ist zu tunund mehr noch: zu lassen!Ohne dich ist unsere Mühe umsonst.Halte uns bei dir.

Stilles Gebet

Vater unser im Himmel ...

SCHLUSSSTROPHE:EG 421 Verleih uns Frieden gnädiglich

oder

Fundstücke Nr. 111 Verleih uns Frieden

SEGEN

(ORGEL)NACHSPIEL

Anhang

1. Fundstücke 33, Christus, Antlitz Gottes

2. Fundstücke 107 (Text der Strophen 1.2.4, Melodie nach EG 361)

Komm, Gott mit deiner Gnade / in gnadenloser Zeitund zeig uns Wege, Pfade / zu neuer MenschlichkeitDu weißt um Leid und Sterben / von Menschenhand gebrachtGott, lass uns nicht verderben, / hilf uns, du hast die Macht.

Komm, Gott, mit Heil und Segen / in unheilschwangrer Zeit;komm uns erneut entgegen / Gott, der du einst befreitdein Volk von Fron und Ketten / aus Angst und Sklaverei.Du kannst auch uns erretten, / hilf uns und mach uns frei.

Komm, Gott, dass wir uns freuen / an uns geschenkter Zeit.Mach uns zu einem neuen, / dem Weg mit dir bereit.Wir werden lernen müssen, / dass nur auf dein Wort hinsich Recht und Frieden küssen, / uns Zukunft blüht und Sinn.

(Eugen Eckert)

3. Fundstücke 4, Schenk uns Zeit

4. Glaubensbekenntnis

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehenlassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zumBesten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so vielWiderstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht imvoraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlas-sen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwundensein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblichsind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als

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mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitlosesFatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortlicheTaten wartet und antwortet.Dietrich Bonhoeffer, in: Widerstand und Ergebung

III. Aus der Exegese

Aus der jüdischen Exegese von Lukas 13, 1 – 9

Der altjüdischen Theologie waren „Züchtigungen aus Liebe“ … ein wohl-bekannter Begriff. Man verstand darunter Leiden, die, ohne in einemZusammenhang in vorausgegangenen Verfehlungen eines Menschen zustehen, diesem von Gott lediglich zur Prüfung und Läuterung gesandtwurden…Von solchen Leiden galt der Satz „Es gibt Züchtigungen ohne Schuld“.Aber diese „Züchtigungen aus Liebe“ bildeten doch nur eine Ausnahme.Als Regel wurde angesehen: Keine Züchtigung ohne Schuld; wo Leiden,da Sünde zuvor. …Man wusste nicht bloß, welches Unheil auf eine bestimmte Sünde folgte,sondern konnte nun auch umgekehrt aus dem Unglück eines Menschenauf die Art seiner Versündigung schließen. Das Leiden wurde zur Erken-nungsmarke der Schuld.

Strack/Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud undMidrasch, Band 2 (1924), S. 193 f.

* * *

Aus der christlichen Exegese zu Lukas 13, 1-5:

Die, die Jesus diesen Bericht brachten, zeigten, dass sie ihre und desVolkes Lage gänzlich verkannten. Jetzt erschraken sie, nur jetzt, als Pila-tus solches tat. Das Ereignis erscheint als unerhört und unerträglich. InWahrheit gehen aber alle diesem Schicksal entgegen, wenn sie bei dembleiben, was sie jetzt tun. Es gibt für alle keine Rettung als die Umkehr.Wenn ein solches Ereignis entsetztes Erstaunen hervorrief, weil es demwiderspreche, was dem Volk durch Gottes Gemeinschaft und Schutzgegeben sei, dann besaß die pharisäische Theologie zur Erklärung einessolchen Schicksals nur den Gedanken, dass hier besondere Verschuldungbestraft werde. …

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Indem solche Vorgänge damit erklärt waren, verloren sie ihreerschreckende Wirkung. Den anderen gaben sie nun keinen Anlass zurUmkehr mehr. Die getöteten waren aber nicht schuldiger als alle.

Was kann Jesus tun, wenn das Volk die Zeit nicht begreift und blind demUntergang zuwandert? Untätig kann er nicht bleiben, denn seine Liebegehört Israel und Jerusalem, und die Liebe bleibt nicht untätig. Sein Amtund sein Werk ist die Fürbitte für Israel, aber nicht nur sie, sondern unlös-lich mit ihr vereint das unermüdliche Wirken, durch das er Israel zurUmkehr führt. Das stellte er durch das Gleichnis vom unfruchtbaren Fei-genbaum dar, für den der Gärtner für den Erfolg bittet, dass die Fällungdes Baumes aufgeschoben und dem Gärtner seine Pflege noch weitergestattet wird. Warum stellt Jesus seine Wirksamkeit nicht ein, obwohl er weiß, dassJerusalem verloren ist? Diese Frage lag nicht nur lastend auf den Jüngern,sondern war auch Jesus selbst gestellt. Die Antwort gibt der Hinweis aufden Gärtner, der erst dann in die Vernichtung des Baumes einwilligt, wenner sein Letztes für ihn getan hat. …Auch bei Lukas ist der Blick mit klarer Gewissheit auf dieses Urteilgerichtet. Aber es ist das Letzte, das erst eintreten darf, nachdem JesusJerusalem das Letzte an Liebe und Opfer gegeben hat.

Adolf Schlatter, Das Evangelium des Lukas. Stuttgart 19753, 322 f.

* * *

Zu Lukas 13, 3 ff:

Nach … der Mitteilenden Meinung sind die Getöteten … besonderer Sün-de schuldig gegenüber all den anderen, weil sie sonst dieses Schicksalnicht getroffen hätte. Jesus verneint diese Auffassung. Er verwirft das hin-ter ihr stehende Vergeltungssystem. Stattdessen versteht er das Schicksalder Galiläer als ein stellvertretendes Ereignis. Sie haben ihr Schicksalnicht wegen eigener besonderer Schuld, sondern für die anderen erlitten.In ihm will den Nichtbetroffenen etwas gesagt werden. Was gesagt wer-den soll, ist die Ankündigung: das tödliche Geschick der Galiläer, das

Widerfahrnis des Todes als Katastrophe, wird sich an allen wiederholen,wenn sie nicht umkehren. Diese Wendung vom vergeltenden Verständnisdes Galiläergeschicks zum stellvertretenden ist so entscheidend, dass alsKern der Antwort ein authentisches Jesuslogion angenommen werdenkann, mag der erzählte Vorgang historisch verlässlich sein oder auf Über-tragung beruhen…. Das angeschlossene Gleichnis verstärkt den Ruf zurUmkehr indem es den Gedanken der letzten Frist heraushebt. … Die Aus-sage des Gleichnisses ist … klar: Jesu Tätigkeit, sein Ruf zur Umkehr, istdie letzte Bemühung um Israel vor dem drohenden Gericht.

Wolfgang Wiefel, Das Evangelium nach Lukas. ThHK III, Berlin 1988,253 f.

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Zu Lukas 13, 1-5:

Jesu Antwort macht das Dogma, dass besondere Schuld zu besonderemUnglück führe, unmöglich und damit auch die Meinung, wir seien „allzu-mal Sünder“, aber doch nicht wie die und die. Sie weist mit betonter Ein-leitung die Zuschauerfrage und damit auch die Erklärung des HandelnsGottes ab. Nicht der Mensch soll Gott in Frage stellen oder ihn dadurchretten wollen, dass er bei dem vom Unglück betroffenen besondereSchuld vermutet; Gott stellt ihn in Frage. … Gerade zu dem unlösbareRätsel aufgebenden Gott soll der Mensch umkehren. Dazu ruft auch dasGleichnis dringlich auf.

Zu 6-9:

Lukas lässt Jesus in seine Zeit hineinsprechen und nicht allgemeine Wahr-heiten verkünden, weiß er doch, dass es nur in Jesus wahr geworden ist,dass nicht einfach das Gericht über den Menschen kommt, sondern dassJesu Zeit mit all ihren schrecklichen, vom Menschen verschuldeten odernicht verschuldeten Ereignissen Einladung zum Heil ist. … Darin wirdetwas vom Geheimnis Jesu sichtbar, dass um des Gnadenangebotes fürden Menschen willen Gott gegen Gott stehen kann. …

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So gelten die Fragen Vers 2 und 4 zugleich allen Lesern. Ihnen wirdgesagt, dass Gott zwar nicht erklärbar, wohl aber erfahrbar ist.

Eduard Schweizer, Das Evangelium nach Lukas, NTD 3, Göttingen 1982,144 f.

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Zu Lukas 13, 1-9:

Die Texte gehen wahrscheinlich auf Jesus selbst zurück, sind aber erstdurch das Sondergut des Lukas zusammengestellt worden. Sie haben ver-schiedene Adressaten und haben verschiedene Gattungen. Der BußrufVers 2 – 5 wendet sich an viele Einzelne mit einer harten Gerichtsdro-hung, die an die Predigt des Täufers erinnert. Man wird sie in der Frühzeitder Verkündigung Jesu ansetzen. Das Gleichnis will ganz Israel anspre-chen, wie das Bild vom Feigenbaum zeigt, das wie jenes vom Weinstockfür Israel stehen kann. Vers 9 erinnert mit der Erwägung, dass der Baumumgehauen wird, wenn er keine Frucht bringt, an das Täuferwort 3,9.Der Unterschied zur Täuferbotschaft liegt im Angebot einer Schonzeit.Der weisheitliche Hintergrund der Gerichtsbotschaft sowohl Jesu als auchdes Sonderguts des Lukas wird damit deutlich.

Zu Vers 2:

Jesus deutet es (das Ereignis) als Ankündigung des kommenden Gottes-gerichtes und grenzt sich von einer anderen Auslegung ab.

Zu Vers 3:

Er sieht in der Grausamkeit des Machthabers Gott selbst sein Gerichtdurchführen, aber nicht als Folge einer spezifischen Schuld, sondern alsZeichen des kommenden großen Gerichts über alle, die nicht umkehren.

Zu Vers 4 f:

Getroffen hat die Katastrophe nur einige Menschen, die vorüber gingen.Aber das Gericht steht allen bevor.

Zu Vers 7:

Das Präsens als Erzählzeit unterstreicht die Wiederholung der vergebli-chen Suche. Daraus folgt die Anweisung: Der Baum soll abgehauen wer-den.

Zu Vers 8:

Der Gärtner schaltet sich ein. Das Präsens historicum zeigt, dass er ein-dringlich redet, inständig bittet. Dem entspricht die Anrede. Er bittet umdie Gewährung einer Frist. … Gemeint ist das Gnadenjahr von 4, 18. Die-se Frist will der Gärtner nutzen, indem er den Baum pflegt. Düngen warbei Feigenbäumen nicht üblich. Aber der Gärtner will nichts unversuchtlassen.

Zu Vers 9:

Lukas sieht in diesem Gleichnis wie in 13, 1 – 5 einen letzten Warnruf andas Volk und in Jesus den Gärtner, der mit der Botschaft des Evangeliumsden Baum umsorgt. Es ist nur noch eine kurze Gnadenfrist da. Sie ist fürLukas noch nicht vorbei, trotz der Zerstörung des Tempels (21,6) und derZerstörung Jerusalems (21, 20 – 24). Aber die Zeit ist knapp.

Hans Klein, Das Lukas-Evangelium. MeyerK I/3, Göttingen 200610, 474-476.

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IV. Predigtgedanken zu Lukas 13, (1-5) 6-9

Die folgenden Impulse enthalten Einfälle zum Predigttext und Versatz-stücke für die Predigt. Sie bieten noch keine ausgeführte Predigtskizze.Die beiden Porträts sind dem Erfahrungsbereich entnommen, den die Ver-fasserin der vermuteten Gottesdienstgemeinde am Buß- und Bettag unter-stellt: Menschen aus dem Bildungsbürgertum und dem sog. „Harmonie-milieu“. (Für einen Schulgottesdienst müssten andere Porträts oder Epi-soden entworfen werden.)

1. Zu Lukas 13, 1-5: Katastrophenmeldungen und ihre Verarbeitung

Wie gehen wir mit Katastrophenmeldungen um?- Distanzierung: Zum Glück ist es woanders passiert. Gut, dass es uns

nicht getroffen hat- Abwehr: So schlimm wird es schon nicht sein. Das Mediengeschwätz

bauscht doch alles auf.- Verdrängung: Ich hab genug eigene Probleme. Damit kann ich mich

nicht auch noch befassen.- Schuldzuweisung: Das war bestimmt die Strafe für... (Tun-Ergehen-

Zusammenhang)- Theodizeefrage: Warum lässt ein (angeblich) gütiger Gott so Schreck-

liches zu?- Betroffenheit u. Mitgefühl: Schrecklich. Dass so etwas immer wieder

passiert! Es hätte auch mich treffen können. Wer kümmert sich um dieOpfer? Was kann ich tun?

Jesu Gesprächspartner tendieren zu „Schuldzuweisung“. Jesus (oderLukas?) reagiert ungehalten (genervt). Seine Antwort grenzt an eine„Überreaktion“. Warum? Weil er schon so oft davon gesprochen hat, dassMenschen sich mehr für den „Balken im eigenen Auge“ als für den „Split-ter“ im Auge anderer (Mt 7, 1ff) interessieren sollen? Weil er weiß, dasses ein „Zu spät“ gibt, hinter das kein Zurück möglich ist? Weil er selbsterschrocken ist über die berichteten Katastrophen und den Umgang seinerGesprächspartner damit „völlig daneben“ findet?

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2. Zu Lukas 13, 6-9: Was heißt „Frucht bringen“ oder: Ist Leistung

alles, was zählt?

Eine allegorisierende Auslegung ist schnell mit Deutungen bei der Hand,die im Weinbergbesitzer Gottvater, im Gärtner Gottsohn im WeinbergIsrael /die christl. Gemeinde und im Feigenbaum den /die Einzelne erken-nen wollen. „Früchte“ wären dann die „guten Werke“ = religiöse u.a. Lei-stungen, um die ein bußfertiger Mensch sich müht (?), das „Abhauen“wiederum ein Bild für Verwerfung im göttlichen Endgericht (?). Bestimmtist die Perikope oft so gepredigt worden. Mich stört dabei der unaus-weichlich entstehende moralische Druck, der auf die Hörenden ausgeübtwird und der sich m. E. nicht verträgt mit „... nicht durch des GesetzesWerke, allein durch den Glauben“ (Römer 3, 28 – Martin Luthers Ent-deckung!).Für heutige Predigthörer möchte ich die eschatologische Zuspitzung aucheher präsentisch verstehen: Frucht bringen = erfülltes Leben – jetzt!Nicht: Frucht bringen, damit am Ende...Eine nicht allegorisierende Auslegung würde das Gleichnisbild alsGanzes ins Auge fassen, etwa so: Im Garten des Lebens wächst und gedeiht manches nebeneinander. Krautund Unkraut sind manchmal nicht so genau zu unterscheiden. Manchmalaber ist klar, dass ein Baum weg muss. Fruchtloses Bemühen macht aufDauer wenig Sinn. Obstbäume, die nicht tragen, taugen am Ende nur alsBrennholz. Menschen, die ihre Bestimmung verfehlen (oder verweigern)gehören im Garten des Lebens irgendwann zu den Verlierern – totes Holz– scheintotes Leben.Weniger um „gute Werke“ im Einzelnen ginge es dann als um Lebenshal-tungen: Interesse, Lebendigkeit, Beweglichkeit, Offenheit für überra-schende Impulse, Entwicklung – contra: Stillstand, Egozentrik,Lebensängstlichkeit, Isolation usw. (Im Gleichnis von den anvertrautenPfunden bei Matthäus ist die Folge solcher Stagnation „Heulen und Zäh-neklappern“ (Mt 25 14ff), bei Lukas: „so hau ihn ab“. Anders als bei Mtwird bei Lk noch Zeit gewährt.)Frucht bringen wäre dann nicht einfach „Leistung zeigen“ sondern: erfüll-tes, sinnvolles Leben, das sich in einem weiten Sinn aufgeschlossen,lebensdienlich, tätig verhält, Irrtümer, Umwege, fruchtlose Zeiten einge-schlossen. (Auch dem Feigenbaum sind bereits einige Jahre – und nunnoch eins! – zugestanden worden.)

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3. Zwei Beispiele für Leben, das auf der Stelle tritt, wo es aber nochChancen gibt:

Das Beispiel Bernhard: Bernhard ist 35. Arbeitsloser Akademiker seitfünf Jahren. Er hat Geisteswissenschaften studiert und mit einem Magistergut abgeschlossen. Er hat ohne Berufsperspektive, einfach aus Interessean der Sache studiert. Für so einen gibt es nicht so leicht eine beruflichePerspektive in unserem Land. Eine Qualifizierungsmaßnahme der Agen-tur für Arbeit erlaubt B. sich „Bildungsreferent“ zu nennen und sich auffreie Stellen im Kulturbereich zu bewerben. Manchmal macht er das, bis-her aber ohne Erfolg. B. lebt von „Hartz IV“. Er lebt bescheiden, kommtmit dem geringen Betrag aus. Gelegentlich hilft er in den Betrieben vonFreunden mit und verdient etwas zusätzlich. B. sucht nicht initiativ nachArbeit. Er hat auch nichts übrig für ehrenamtliche Engagements. SeineHaltung: Wenn dieses Land mich nicht will, mir keine Arbeit gibt – wa-rum soll ich mir ein Bein ausreißen? B. lässt die Dinge auf sich zu kom-men. Er ist mit seinem Dasein ganz zufrieden, lebt in den Tag hinein,kümmert sich um den gemeinsamen Haushalt und das kleine Kind seinerLebensgefährtin. Er macht das gut und zuverlässig. Aber eine Perspektivefür sich selbst und seine Zukunft hat B. nicht. Jetzt hat seine Lebensge-fährtin sich von ihm getrennt. Sie hält es nicht mehr aus. „Er tritt auf derStelle“, sagt sie. „Er tut nichts für sich. Ich kann doch seine Lebensgaran-tie nicht sein! Fünf Jahre lang habe ich versucht, ihn zu bewegen. Ich kannnicht mehr.“Mit der Trennung ist für B. die Welt zusammengebrochen. Im Kopf istihm klar, dass es nun auf ihn selbst ankommt. Vielleicht hat er noch Chan-cen. Suchen und ergreifen muss er sie selbst. Viel Zeit bleibt ihm nichtmehr, um eine Lebensaufgabe, womöglich einen Beruf zu finden. Aberaussichtslos ist seine Lage nicht!

Das Beispiel Friederike: Friederike ist 65. Sie ist noch ziemlich fit für ihrAlter. F. lebt allein in einer schönen Eigentumswohnung. Die haben sieund ihr Mann sich in jüngeren Jahren gekauft und längst abbezahlt. Hierwollten sie ihren Lebensabend miteinander zubringen. Sie hatten nochmanches vor. Endlich das Leben und das Angesparte genießen. Aber nunist F.‘s Mann plötzlich und unerwartet gestorben. Herzinfarkt mit 68. Mitso einem Schicksalsschlag hat F. nicht gerechnet. Sie fühlt sich immernoch wie betäubt. Was sie jetzt mit ihrem Leben machen soll, weiß sie

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nicht so recht. Ihr Mann war der wichtigste Mensch, den sie hatte. Wennsie ehrlich ist: eigentlich der einzige. Kinder hatten die beiden nicht. Einen Freundeskreis haben sie auch nichtgepflegt. Beide waren beruflich sehr eingespannt und immer froh, nachFeierabend ihre Ruhe zu haben. In der weiteren Familie gibt es ein paarKontakte. Man lädt sich zu den Geburtstagen ein. Mehr läuft da nicht.Manchmal telefoniert F. mit einer alten Arbeitskollegin. Aber die ist nochhalbtags berufstätig und hat eine große Familie mit Kindern und Enkeln.Da traut F. sich nicht zu fragen, ob man sich mal treffen könnte. Jetzt hatsie einen Einladungsbrief von der Kirchengemeinde bekommen zumSeniorennachmittag. Da hat sie sich plötzlich ganz alt gefühlt. Senioren –sind das nicht die 80-Jährigen? Andererseits: besser die treffen als gar kei-nen? Vielleicht könnte sie sich auch noch mal nützlich machen? Bei derKirche brauchen sie doch immer mal jemand ... F. will es sich überlegen.Viel Zeit bleibt ihr nicht mehr...

4. Drei jüdische Weisheiten zum Thema

Vor dem Ende sprach Rabbi Sussja: „In der kommenden Welt wird manmich nicht fragen ’Warum bist du nicht Mose gewesen?‘ Man wird michfragen: ‚Warum bist du nicht Sussja gewesen?‘ “ (S. 394)

Rabbi Jizchak Eisik sprach: „Die Losung des Lebens ist: ‚Gib und nimm.‘Jeder Mensch soll ein Spender und Empfänger sein. Wer nicht beides ineinem ist, der ist ein unfruchtbarer Baum.“ (S. 709)

Rabbi Bunam sprach zu seinen Chassidim: „Die große Schuld des Men-schen sind nicht die Sünden, die er begeht – die Versuchung ist mächtigund seine Kraft gering! Die große Schuld des Menschen ist, dass er injedem Augenblick die Umkehr tun kann und nicht tut.“

(aus: M Buber, Die Erzählungen der Chassidim, Manesse Vlg. Zürich1949 )

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5. Die gute Nachricht (Evangelium) in diesem Gleichnis heißt: „Lass ihnnoch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge.“Solange eine/r lebt, ist Hoffnung. (Auch für Leute wie Bernhard und Frie-derike).Die Chancen freilich müssen zum einen gewährt (hier geht es auch umpolitische und gesellschaftliche Strukturen!), zum anderen ergriffen wer-den (hier geht es um die Gaben und Kräfte – und Blockierungen des / dereinzelnen).

6. Zum Themabild des Buß- und Bettages

Was auf den ersten Blick an Strandurlaub erinnern mag – gebräunte,jugendliche Hand lässt spielerisch Sand durch die Finger gleiten – wecktspätestens beim zweiten Blick die Assoziation: Alles zerrinnt mir zwi-schen den Fingern. Was zählt im Leben, das so schnell dahin fährt „als flö-gen wir davon“ (Psalm 90)? Was trägt und ermutigt – auch in Zeiten per-sönlicher und gesellschaftlicher Krise?Wer das Themabild ausführlicher meditieren möchte, findet (neben denbeiden o. a. Beispielen) weiteres Gedankenmaterial in EG 382 Ich stehvor dir mit leeren Händen, Herr... und in EG 579 Das Weizenkorn musssterben, Str. 4: Als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt. Wirleben füreinander und nur die Liebe zählt. Geheimnis des Glaubens: imTod ist das Leben.

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Buß- und Bettags-ArbeitshilfeErarbeitet von einer Arbeitsgruppe der Liturgischen Kammer der EKKW(Christiane Berthold-Scholz, Fredy Henning, Hanna Hirschberger, Rein-hold Kalden) im Oktober 2009.Herausgegeben vom Landeskirchenamt der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck