arbeit muss sich lohnen
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Arbeit muss sich lohnenViele Menschen gehen arbeiten und brauchen trotzdem Geld vom Staat. Deshalb fordern immer mehr Arbeiter einen gesetzlichen Mindestlohn.
Klaus Wochatz arbeitet bei einer Sicherheitsfirma1. Obwohl er jeden Tag unterwegs ist und auch seine Frau arbeitet, reicht das Geld, das beide verdienen, kaum zum Leben. Sie können nicht einmal ins Kino gehen. Damit sich das ändert, fordert Klaus einen gesetzlichen Mindestlohn2. Viele Politiker und Arbeitgeber wollen genau das aber nicht. Sie fürchten3, dass die Wirtschaft dadurch zu stark belastet wird. Wer arbeitet, soll auch genug verdienen, um ohne Zukunftsängste leben zu können, finden dagegen Spezialisten für Arbeit.
Doch wie viel Geld ein Mensch im Monat zum Leben braucht, darüber streiten sich die verschiedenen Gruppen.
Trotz Arbeit sind viele Menschen zu arm zum Leben
A) Bevor du dir das Video anschaust, löse bitte folgende Aufgabe:Ergänze die folgenden Sätze.
1) Wer arbeiten geht, der hat …a) Ausgaben. b) ein Hobby. c) einen Mindestlohn.d) eine Tätigkeit.
2) Wer einen Chef hat, der ist …a) ein Arbeitgeber.b) arbeitslos.c) Arbeitnehmer.d) in finanzieller Sorge.
3) Wer viel verdient, der hat oft keine …a) Freizeit.b) Zukunft.c) Kinder.d) Geldsorgen.
1 die Sicherheitsfirma = la empresa de seguridad2 der Mindestlohn = el salario mínimo3 fürchten = Angst haben
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B) Lies die Aussagen, schau dir das Video (http://www.dw.de/arbeit-muss-sich-lohnen/a-14886066) einmal an und achte genau darauf, was passiert. Was siehst du in dem Video? (Mehrere Antworten sind richtig)
a) Ein Politiker spricht in ein Mikrofon.b) Eine Frau sucht in der Zeitung nach Arbeit.c) Viele Menschen feiern ein Fest und tanzen auf der Straße.d) Ein Mann malt ein Bild.e) Viele Menschen nehmen an einer Demonstration auf der Straße teil.f) Ein Mann schreibt Zahlen auf eine Tafel.
C) Schau dir das Video noch mal an und beantworte folgende Fragen.
1. Klaus Wochatz kommt von der Arbeit nach Hause, ...a) wenn andere Menschen noch arbeiten.b) bevor seine Frau nach Hause kommt.c) wenn andere Menschen noch im Bett liegen.
2. Wieso ist Herr Wochatz nicht zufrieden mit seinem Leben?a) Weil er trotz seiner Arbeit kaum Geld zum Leben hat.b) Weil seine Arbeit ihm keinen Spaß macht.c) Weil er keine Arbeit findet.
3. Wann bekommt man Geld vom deutschen Staat?a) Wenn man vielen Leuten eine Arbeit gibt.b) Wenn man zu wenig Geld hat, um sein Essen und seine Miete zu bezahlen.c) Wenn man jeden Monat hohe Kosten hat.
4. Welchen Stundenlohn hat Herr Wochatz?a) 10 Eurob) 8 Euroc) 6,65 Euro
D) Ergänze den Text mit den richtigen Wörtern.
Viele ____________ verdienen zu wenig Geld. Sie haben große ____________ und brauchen trotz Arbeit ____________ vom Staat, um ihren ____________ bezahlen zu können. Sie fordern einen gesetzlichen ____________. Dann können sie ihr Leben ____________ bestreiten. Das ist auch gut für den Staat. Denn wenn die Arbeiter genug verdienen, können sie auch ____________ zahlen.
a) Steuernb) Zukunftsängstec) aus eigener Kraftd) Überlebenshilfee) Lebensunterhaltf) Arbeitnehmerg) Mindestlohn
E) Hör den Text jetzt noch einmal und lies das Manuskript mit. Lies die fettgedruckten Wörter im Glossar nach.
ARBEIT MUSS SICH LOHNEN
SPRECHERIN:
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Dienstschluss frühmorgens, nach Hause kommen, wenn andere noch schlafen – Klaus Wochatz ist das gewöhnt. Dass er als Wachschützer kaum mehr verdient als das Existenzminimum, daran kann er sich nicht gewöhnen. 6 Euro 65 brutto bringt er pro Stunde nach Hause, einen so genannten Niedriglohn.
KLAUS WOCHATZ (Wachschützer):
Ich kann noch leben, aber das Leben ist nicht mehr lebenswert, weil ich nehme nicht am Leben der Gesellschaft teil. Ich komme von der Arbeit, sitze hier zuhause, weil ich kann nirgendwo mehr hingehen.
SPRECHERIN:
In einen Sportverein, ins Kino oder Restaurant – das sind Ausgaben, die nicht drin sind trotz seiner Vollzeitstelle und dem Minijob seiner Frau. Warum, das rechnet er uns vor. 1405 Euro haben sie regelmäßig gemeinsam zur Verfügung. Für Miete brauchen sie 560 Euro, Nebenkosten wie Energie, Telefon, Tageszeitung: 143 Euro, Versicherungen und Fahrtkosten: je 130 Euro, Verpflegung während der Arbeit: 100 Euro. 342 Euro bleiben übrig – rund 12 Euro pro Tag für beide, für Lebensmittel, Kleidung und Rücklagen.
KLAUS WOCHATZ:
Man hat zu essen, man hat zu schlafen, man hat ein Dach überm Kopf. Das ist für viele andere in der ganzen Welt sicherlich auch ein Bestandteil, was sie nicht haben. Aber wir sind in einem reichen Land, wo eben über sieben Millionen Menschen von ihrer Arbeit nicht leben können.
SPRECHERIN:
Menschen mit geringem Lohn garantiert der deutsche Sozialstaat Überlebenshilfe. Um aber am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, reicht das Geld oft nicht. Ändern könnte das ein garantiertes Lohnniveau. So einem Mindestlohn widersprechen aber liberale Politiker und viele Unternehmer. Sie fürchten, die Wirtschaft werde zu sehr belastet. Ein würdiges Leben sei möglich auch für Niedriglöhner und besser als Arbeitslosigkeit.
RAINER BRÜDERLE (FDP,Wirtschaftsminister):
Wenn es ein Job ist, von dem man nicht leben kann, haben wir die so genannte Aufstockermöglichkeit, dass wir zusätzlich Hilfe vom Staat geben und sagen, es ist besser, du bist dabei und hast zwei Drittel deines Lebensunterhalts direkt durch die Arbeit, ein Drittel durch Sozialtransfer. Unser Ziel ist es, – dort geben wir quasi Gas der wirtschaftlichen Entwicklung – dass Du 100 Prozent und möglichst mit steigenden Löhnen dabei bist. Vollbeschäftigung ist die beste Sozialpolitik.
SPRECHERIN:
Aber Finanzängste dürfen nicht den Alltag bestimmen, kritisieren Sozialexperten. Ein moderater Mindestlohn könne da helfen und mache auch Geringverdiener weniger abhängig vom Staat.
ULRICH SCHNEIDER (Paritätischer Gesamtverband):
All das ist nicht würdig. Diese Menschen haben gearbeitet. Sie haben ihr Geld verdient und sollen nicht zum Almosenempfänger werden. Deshalb sagen wir: Mindestlöhne müssen so hoch sein, dass ein alleinlebender Mensch die Chance hat, ohne Hartz IV damit dann auch wieder über den Monat zu kommen.
SPRECHERIN:
Klaus Wochatz weiß: ein garantierter Mindestlohn belastet seinen Arbeitgeber. Aber der müsse diese Herausforderung annehmen, gerade in der sozialen Marktwirtschaft, sagen Arbeitsrechtler.
GREGOR THÜSIG (Arbeitsrechtsexperte):
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Das berührt elementare Gerechtigkeitsvorstellungen vieler Arbeitnehmer, dass sie sicher sein können: es gibt einen Mindestwert meiner Arbeit und den muss der Arbeitgeber zahlen und ich bin gerade als gering qualifizierter Arbeitnehmer nicht nach unten hin ohne jede Sicherung.
SPRECHERIN:
Dass es soweit kommt, wollen Wochatz und seine Kollegen vom Wachschutz verhindern. Sie fordern von der Politik, ihren schon vereinbarten Mindestlohn von rund 8 Euro endlich umzusetzen. Selbst dann allerdings würde unterm Strich kaum etwas bleiben, hat Wochatz durchgerechnet. Für ein Leben ohne Zukunftsängste müsste sein Stundenlohn sogar noch höher sein.
KLAUS WOCHATZ:
Für 10 Euro könnte ich zumindest meinen Lebensunterhalt aus eigener Kraft bestreiten und würde sogar noch Steuerzahler sein. Dann hätte der Staat auch was davon. Was hat der Staat davon, wenn er keine Steuerzahler hat und zusätzlich diese Nicht-Steuerzahler auch noch unterstützen muss?
SPRECHERIN:
Wie viel ist in Deutschland nötig zum Leben – eine gerechte Antwort wird immer dringender erwartet.
Glossar
Wachschützer/in, der/die – jemand, der auf Menschen oder Gebäude aufpasst
Existenzminimum, das – die finanzielle Grundlage, die jemand mindestens zum Überleben braucht
brutto – bevor die Steuer gezahlt wird
etwas nach Hause bringen – hier: Geld verdienen
Niedriglohn, der – ein geringer Lohn
lebenswert – so, dass man zufrieden leben kann
etwas ist nicht drin – umgangssprachlich für: etwas ist nicht möglich
Vollzeitstelle, die – in Deutschland ein Job mit 38-40 Arbeitsstunden pro Woche
Minijob, der – eine Beschäftigung, bei der man nicht mehr als 400 Euro im Monat verdient
Nebenkosten, die (nur im Plural) – die festen Ausgaben, die man jeden Monat neben der Miete hat
Verpflegung, die – das Essen und Trinken
Rücklage, die – Geld, das man gespart hat
Sozialstaat, der das Land, das so organisiert ist, dass alle Menschen die gleichen Chancen haben
Überlebenshilfe, die – die finanzielle Hilfe, die jemand bekommt, um leben zu können
garantierte Lohnniveau, das – die gesetzlich festgelegte Bezahlung für eine Tätigkeit
Mindestlohn, der – das Geld, das ein/e Arbeiter/in mindestens verdienen sollte
liberaler Politiker, der – hier: Mitglied der Freien Demokratischen Partei (FDP)
Unternehmer/in, der/die – der Geschäftsmann/die Geschäftsfrau
von etwas belastet werden – etwas nur schwer ertragen zu können
würdig – hier: → lebenswert
Niedriglöhner/in, der/die – jemand, der für einen → Niedriglohn arbeitet
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Aufstockermöglichkeit, die – die Möglichkeit für → Niedriglöhner/innen, zusätzlich Geld vom Staat zu bekommen
Lebensunterhalt, der – das Geld, das jemand für sein Leben braucht
Sozialtransfer, der – finanzielle Hilfe vom Staat für arme Menschen, die durch Steuereinnahmen bezahlt wird (z.B.: → die Aufstockermöglichkeit)
Gas geben – hier: etwas unterstützen
Vollbeschäftigung, die – der Zustand, wenn alle Arbeiter eines Landes eine Arbeit haben
Sozialpolitik, die – die Politik, die sich um die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Zustände bemüht
Finanzangst, die – die Geldsorge; die Angst, zu wenig Geld zum Leben zu haben
moderat – nicht zu viel und nicht zu wenig; angemessen
Geringverdiener/in, der/die – jemand, der wenig Geld verdient; → der/die Niedriglöhner/in
Almosenempfänger/in, der/die – negative Bezeichnung für arme Menschen, die Geld oder Sachen vom Staat bekommen
Hartz IV (sprich: "Hartz vier") – das Geld, das Menschen vom Staat bekommen, die länger arbeitslos sind
über einen bestimmten Zeitraum kommen – umgangssprachlich für: einen bestimmten Zeitraum überleben können
Herausforderung, die – die schwierige Aufgabe
soziale Marktwirtschaft, die – ein wirtschaftliches System, in dem es freien Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt und soziale Sicherheit für alle Menschen geben soll
Arbeitsrechtler/in, der/die – ein/e Jurist/in mit Schwerpunkt auf Gesetzen und Regeln, die für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gelten
Mindestwert, der – der Wert, den eine Sache oder eine Tätigkeit mindestens hat
qualifiziert – so, dass man etwas kann
Sicherung, die – hier: die Sicherheit
etwas umsetzen – etwas durchführen; etwas machen
unterm Strich – umgangssprachlich für: insgesamt
etwas aus eigener Kraft bestreiten – etwas ohne fremde Hilfe schaffen
Autor: Margret Steffen/Matthias Mayr, Redaktion:Raphaela HäuserQuelle: http://www.dw.de/arbeit-muss-sich-lohnen/a-14886066
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