apulische vasenbilder - gerhard

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APULISCHE DES KÖNIGLICHEN MUSEUMS ZU BERLIN, HERAUSGEGEBEN VON EDVARD <;EKII1RE) ARCHÄOLOGEN »ES KÖNIGL. MUSEUMS UND ORDENTLICHEM PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN, RITTER DES ROTHEN ADLER-, ST. ANNEN-, DANEBROG- UND DES ERLÖSER-ORDENS, DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS ZU ROM MITDIRECTOR UND SECRETAR, DER KÖN1GL. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN ORDENTLICHEM, DER AKADEMIEEN KU GÖTTINGEN UND MÜNCHEN AUSWÄRTIGEM, DES KÖNIGL. FRANZÖSISCHEN INSTITUTS UND DER RERCULANISCHEN AKADEMIE, DER PÄPSTLICHEN AKADEMIE ZU ROM, DER K. K. AKADEMIE DER KÜNSTE ZU WIEN, DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT FÜR LITTERATUR ZU LONDON, DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT FÜR NORDISCHE ALTERTHUMSKCNDE ZU KOPENHAGEN, DER PONTANIANA ZU NEAPEL, GELEHRTER GESELLSCHAFTEN ZU ATHEN UND CATTANIA, BONN, HALLE UND LEIPZIG, AREZZO, MESSINA, MONTELIONE, VITERBO, VOLTERRA U. A. CORRESPONDIRENDEM UND EHRENMITGLIED. ..................ÖC0X8 Öt [MJWIQ XQVdeov äfjMpKfOQrja' JmvvGow de dwQOV (fädx' sfisPtth eqyov de neQixlvrov lH(paiCTOt,o. Homer. Odyss. XXIV, 73 ff. BERLIN 1845. VERLAG VON G. REIMER.

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Page 1: Apulische Vasenbilder - Gerhard

APULISCHE

DES

KÖNIGLICHEN MUSEUMS ZU BERLIN,

HERAUSGEGEBEN

VON

EDVARD <;EKII1RE)ARCHÄOLOGEN »ES KÖNIGL. MUSEUMS UND ORDENTLICHEM PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN, RITTER DES ROTHEN ADLER-, ST. ANNEN-, DANEBROG- UND DES ERLÖSER-ORDENS, DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS ZU ROM MITDIRECTOR UND SECRETAR, DER KÖN1GL.AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN ORDENTLICHEM, DER AKADEMIEEN KU GÖTTINGEN UND MÜNCHEN AUSWÄRTIGEM, DES KÖNIGL. FRANZÖSISCHEN INSTITUTS UND DER RERCULANISCHEN AKADEMIE, DER PÄPSTLICHEN AKADEMIE ZU ROM, DER K. K. AKADEMIE DER

KÜNSTE ZU WIEN, DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT FÜR LITTERATUR ZU LONDON, DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT FÜR NORDISCHE ALTERTHUMSKCNDE ZU KOPENHAGEN, DER PONTANIANA ZU NEAPEL, GELEHRTER GESELLSCHAFTEN ZU ATHEN UND CATTANIA,BONN, HALLE UND LEIPZIG, AREZZO, MESSINA, MONTELIONE, VITERBO, VOLTERRA U. A. CORRESPONDIRENDEM UND EHRENMITGLIED.

..................ÖC0X8 Öt [MJWIQXQVdeov äfjMpKfOQrja' JmvvGow de dwQOV

(fädx' sfisPtth eqyov de neQixlvrov lH(paiCTOt,o.Homer. Odyss. XXIV, 73 ff.

BERLIN 1845.VERLAG VON G. REIMER.

Page 2: Apulische Vasenbilder - Gerhard

II

E I I L B I T U I «.

Die apulisclien Tliongefässe des Königlichen Museums, deren Abbildung, in Grösse undFärbung den Originalen entsprechend, als Fortsetzung meiner etruskischen und kampanischenAuswahl derselben Sammlung (J) hier erfolgt, sind prachtvolle Denkmäler jenes reichstenKunstgeschmacks griechischer Vasenmalerei (2), der in den Zeiten nach Alexander undPyrrhus in Grossgriechenland sich ergiebig hervorthat und erst durch römische Hemmungdes aufs engste damit verbundenen Mysterienwesens (3) im sechsten Jahrhunderte Romssein Ende gefunden haben mag. Das Senatusconsult über die Bacchanale fällt in das Jahr568 der Stadt (*), die Friedenszeit, die nach Königs Pyrrhus Erscheinung in Unteritalieneintrat, kaum ein Jahrhundert früher (5). In eben dieses Jahrhundert fallen, schon aus stylistischenGründen, alle Gefässmalereien apulischer und lukanischer Gräberfunde (6): von denapulischen hauptsächlich diejenigen, die aus Canosa und Ruvo zu grossem Rufe gelangtsind(7) und die einer gleichen Berühmtheit würdigen Vasen von Cälia, die uns vor Augenliegen. Wir meinen einen nordwestlich von Bari gelegenen Ort, der seinen alten Namennoch heute trägt; die Lage von Celia oder Cälia (8) zwischen Butontum und Azetium hatStrabo, ihre Einnahme durch die Römer im dritten samnitischen Krieg (312 v. Chr., 442Roms) Diodor uns berichtet. Samniter und andre barbarische Stämme Italiens mochtenan ihrer Bevölkerung Antheil haben, wie denn auch die Vasen, ihrer griechischen Kunstungeachtet, uns davon Zeugniss geben (9); dass aber im fünften und sechsten JahrhunderteRoms auch Hellenen und zwar in entschiedenem Uebergewichte dort wohnten, geht theilsaus Münzen hervor, deren Typen den nahen Verkehr mit Tarent bekunden (10), theils ausden Vasenentdeckungen, die sich im schmalen Küstenstrich daunischer und peuketischerNachbarstädte (n) in Uebermass finden. Wesentlich für deren Beurtheilung ist ein zwiefacherGrundsatz, der sich für Zeit und Abstammung apulischer Vasen aus dem Gesammt-eindruck ihres zahlreichen Vorraths uns aufdrängt: erstens dass sie nach Massgabe ihresStyls nicht jenseits der Zeiten des Alexander (Ol. 114) und selbst des Pyrrhus (Ol. 125)gesetzt werden können; sodann aber auch, dass ihre mehr attische (12) als dorische Kunstnicht von Tarent und Lukanien(13), sondern, wenn nicht unmittelbar von Athen, von denachäischen Kolonieen Grossgriechenlands ausging, deren Einfluss auf die iapygische Küstevon früherer £eit her bezeugt ist(u).

Es ist nur eine massige Anzahl von Vasen, die wir hier zusammenstellen; doch sindes, neben zwei stattlichen Hydrien (XIII. XIV), lauter Amphoren erster Grösse, deren geräumigeOberfläche durchgängig benutzt ist, Bildergallerien fast mehr als einzelne Bilderdarauf glänzen zu lassen. Vier oder fünf Paare von Gefässen geben darunter als ursprüng-

(i) „Etruskische und kampanische Vasenbilder des Kö-nigl. Museums zu Berlin", im Jahr 1843 in gleichem Verlagerschienen. Die „Griechischen und etruskischen Trinkschalen"

gingen im Jahr 1840 voran.(2) Für diese letzte Periode griechischer Gefässmalerei sind

besonders Böttiger (Archäol. d. Malerei S. 209 ff.) und Miliin(Tombeaux de Canose. Paris 1816. Fol.) mit anregendem Stoffvorangegangen; die kunstgeschichtlichen Unterscheidungen sindim Bullettino dell' Inst. 1829, p. 169 ff., im Rapporto volcentep. 101. 112, vom Duc de Luynes in den Annali d. Inst. IV,p. 147, in Berlins Bildwerken I, S. 157, zuletzt und am übersichtlichsten

von Kramer (Ueber Styl und Herkunft der griech.Thongefässe S. 129 ff.) gegeben.

(3) Diese auf unteritalischen Vasen einigen Umfangs kaumirgendwo fehlende Mysterienbeziehung ist seit Böttiger Archäol.d. Malerei S. 173 ö'. Vasengemälde S. 26- 154 mit Recht anerkannt; Kramer (griech. Thongef. S. 138 ff.), der ihn allzuskeptisch beschränkt hat, wird ihn nicht leugnen wollen.

(*) Liv. XXXIX, 8-19. Kramer S. 44. 138 ff. Vgl.Gerhard Etrusk. Spiegel I, S. 41 ff. 70.

(5) Des Pyrrhus Abzug aus Italien a. u. 482 (Ol. 125, 2).(6) Hienach ist die in „Berlins Bildwerken" S. 144 gegebene

Darstellung so zu verstehen, dass die kampanischen Vasenreinen Styls, die ich etwa mit Ol. 120 begrenze, nur in

ihren späteren Auswüchsen, namentlich in der Fabrik von S.Agata de' Goti (Plistia), mit den ähnlichen unteritalischen Fabrikatensich berühren.

(7) Canosa durch Millin's Tombeaux de Canose (1816;die Entdeckung vom Jahr 1813), Ruvo durch glänzende neuereFunde (Bull. d. Inst. 1840, p. 187 ff).

(8) Kslla mag, wie bei Strabo VI, 3 und Diodor XIX,101, auch bei Stephanus Byz. gestanden haben, wo die unterKm- vermisste Erwähnung durch die in Ks- vorhandene Lückeverloren gegangen sein mag; Kai- aber und Keuhvoov gebendie Münzen. Vgl. Millingen Consider. numism. p. 149. Unbe-zeugt ist die neutrale Form Caelium, die in sonstigen Münzbüchern(auch bei Eckhel D. N. I, 141) steht.

(9) Samniter und Hellenen im Gegensatz: Taf. I. II.(10) Pallaskopf )( KAI. Herakles den Löwen erdrosselnd.

JR. 1. Obol. Die andre bis jetzt bekannte Münze dieser Stadt hatebenfalls einen Pallaskopf, mit einem Tropäon und einer Palme,nebst Umschrift KAIMNÜN auf dem Revers (Millingen 1. c).

(") Barium, Butontum, Azetium (Rutigliano: MillingenConsider. p. 148), Gnathia (Egnatia, Fasano bei Monopoli:TNAQINON Bull. d. Inst. 1845, p. 44 ff.) und die schon oben(Anm. 7) genannten Städte Rubi und Canusium geben dieHauptfunde jenes Landstrichs an. Vgl. Berlins Bildw. S. 139.

(12) Athen hat nicht wenig Vasen geliefert, die in Form,

lieh einander entsprechende Gegenstücke sich zu erkennen; eine Verbindung, wie sie auchfür Gefässe anderer Style und Gegenden hinlänglich bezeugt (15), in solchem Umfang aberwie hier unsres Wissens aus keinem anderen Vasenfund bis jetzt zum Vorschein gekommenist. Aufgestellt zum Schmucke der Todten, in deren Nähe sie wiedergefunden wurden, zeigen unsre Vasenbilder hie und da Bilder des Grabmals und der daneben verrichtetenTodtenopfer (V. XII. XVI. B, 8—10); häufiger religiöse Gebräuche der Einweihungen, durch welche die unteritalischen Griechen, prunkender als die Hellenen des Mutterlandes, zu Ehren der Unterweltsgottheiten, des Dionysos-Pluto und seiner Gemahlin Kora,einen hauptsächlich auf diesen Vasen anschaulichen Todtendienst übten (16). Diesen Weihungender Erdgottheiten war, wie in Griechenlands Thesmophorien(17), die Heiligungdes Ehebunds eng verknüpft; daher denn Mysteriensitte und Hochzeitsgebräuche im Bilderschmuckdieser Gefässe einander häufig begegnen und den erotisch-heroischen Inhalt rechtfertigen, der neben Mysterienwesen und Gräbersitte, selbst ohne Einmischung gymnastischerDarstellungen (18), den Inhalt dieser Gefässmalereien fast ausschliesslich bildet.

Diese Bezeichnung des bildlichen Inhalts unsrer Vasen zu beglaubigen, reicht ein flüchtigerUeberblick ihrer Abbildungen hin. Vorherrschend ist eine Reihe mythologischer Darstellungen, in welcher theils Frauenreiz und siegreiche Schönheit, theils männliche Kraftund Heldengrösse sich geltend machen. Jener gefälligste Inhalt dieser Vasen ist mit verschwenderischemAufwand einer durchgängigen Verzierung, auch der Nebenfelder, durchdie verschiedensten Liebessagen des griechischen Heroenlebens, beneidenswerthe sowohlals fluchwürdige, durch Aegina's (VI) sowohl als Europas (VH) Entführung, durch Herakles' Rettung der schönen Hesione (XI), durch dessen Vermählung erst mit Omphale (XIV),dann mit Hebe (XV), am häufigsten durch das Schönheitsurtheil des Paris (XL XH. XHI),aber auch durch Aktäon's Frevel an Artemis und durch des Lajos Gewaltthat am schönenChrysippos (VI), zum mannigfaltigsten Zeugniss geworden für die nicht genug zu erhebendeMacht des Eros und aller von ihm entzündeten Leidenschaft. Kämpfe und Siegeberühmter Helden, des Herakles (XI), Theseus (V), Bellerophon (IX), Meleagros (VIII)und Anderer, reihen mit jenen erotischen Darstellungen mehr oder weniger eng sich zusammen; Sagen, wie die vorzüglich gefeierte, durch Herakles, Theseus, Achilles zuletztdoch bewältigte, furchtbare Schönheit der Amazonen (III—V) sie darbot, treten hinzu undvereinigen sich zum Gesammtausdruck männlicher Kraft und weiblicher Schönheit, wieauch der Ehebund das wehrhafte Geschlecht mit dem schönen verknüpft.

Zusammengesetzt aus diesen vorherrschenden Elementen, denen die Andeutung reli-

Styl und Anordnung der Verkünstelung unteritalischer Gefässebereits entsprechen; nächstes Beispiel ist die überschlanke, mitAdonisbildern und sonstigen Liebesscenen reich geschmückte,der Königl. Sammlung no. 804. Nach Athen weisen auch diebeliebtesten Gegenstände apulischer Vasen, z. B. die Amazonenkämpfe

, die fast durchgängig attische sind.(13) Allerdings denkt man zunächst an Tarent, zumal auch

die Münzen apulischer Städte dahin weisen, und an andre gross-gnechische Städte, deren Verkehr durch das vasenreiche Luka-nien (Armentum, Anxia u. s. w. Bull. d. Inst. 1829, p. 169 ff.)leicht vermittelt ward; was aber von Gefässen dieser letzterenGegenden übrig ist, bildet bei seinem untergeordneten Kunst-werth gerade den stärksten Beweis, dass die ungleich vorzüglichereGefässmalerei Apuliens nicht von dorther stammt.

( ) Achäische Bevölkerung war hauptsächlich von Syba-ris her auf der unteritalischen Küste verbreitet: Sybaris heissenStädte ohnweit Brundusium (Paus..VI, 19, 9: Lupiä) und amTraeis in Chonien (Strab. VI, 263), und die achäische Athenedes Diomedes zu Salapia (Aristot. Mirab. 109) weist auf dentrözenischen Diomedesdienst zurück, der auch in Thurion galt.Vgl. Klausen Aeneas S. 1192 ff.

(15) Braun Bull. d. Inst. 1843, p. 180 fl. Im Königl. Museumsind unter andern hieher gehörig: die zwei Hydrien mitKadmos und Paris (no. 1748. 1749. Etrusk, u. Kamp. Vas.

Taf. C. Unten Taf. C), die zwei archaischen Amphoren mitKriegsdämonen (no. 1712. 1713. Mon. d. Inst. III, 24), undzwei Schalen des Tleson, auf welche ein zusammengehörigesPaar von Thieren, Hahn und Henne, vertheilt ist (no. 1741.1742).

(16) „Voll Hypothesen", aber auch voll Thatsachen, dieseitdem reichlich vermehrt sind, ist Böttiger's Excurs über dieitalisch - griechische Bacchanalienfeier (Archäol. d. Malerei S.173 f.). Vgl. meine Antiken Bildwerke S. 375 ff. (zur Sammlung„Griechischer Mysterienbilder").

(17) Die Thesmophorien, ein nur von Frauen gefeiertesEhefest, beruhen auf der gemeinsamen Idee von Herbstsaat undEhesatzung: Creuzer Symbolik IV, S. 450. Ueber Thesmo-phoriensitte in den Mysteriengebräuchen der Vasenbilder vgl.meinen Prodromus S. 51. 76.

(is) An die Sitte von Preisgefässen werden wir bei Beschauungunteritalischer Vasen kaum irgendwo erinnert; aberauch gymnastische Darstellungen kommen nur spärlich, am meistennoch andeutungsweise, nämlich in den bekannten Mantelfiguren(Böttiger Vasengemälde II, S. 37 ff. Gerhard Rapp.volc. p. 52), als untergeordnetes Gegenbild kraterförmiger Gefässevon mittlerer Grösse vor.

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III EINLEITUNG. IVgiösen Cerimoniells nur untergeordnet und erläuternd nebenhergeht, geben die grössten undgeschmücktesten grossgriechischen Thongefösse gemeinhin als Hochzeitsgeschenke sich kund,wie ein altgriechischer, schon von Zeus für Alkmene befolgter, Brauch deren kannte (19).Viele solcher Hochzeitsvasen konnten zugleich mit anderem Lieblingsbesitz des Verstorbenenin dessen Grab eine Stelle finden; dass aber nicht alle Gefässe, deren Bilderschmuckhochzeitlich ist, eine wirkliche Hochzeitsbestimmung hatten, geht aus der Verbindung sepul-craler und erotischer Darstellungen im Umkreis eines und desselben Gelasses (V. XII) nichtselten hervor, der oft durch mangelnden Boden nachweislichen Prunkbestimmung ähnlicherGefässe, ohne bezweckten Gebrauch (20), zu geschweigen. Kein Vasenbild ist zur Hochzeitsfeiergeeigneter als, neben Pelops und Hippodamia, die reizende Darstellung der Atlastöchterim Hesperidengarten, und keines schliesst doch der Grabesbestimmung sich näheran als, auf der andern Hälfte eines berühmten mit jenen Gegenständen geschmückten Ge-fässes, die Leichenbestattung des Archemoros (21)- Es kann daher bei den apulischen Vasen, trotz ihrer Ueberfüllung mit Liebesscenen, eine ursprüngliche Hochzeitsbestimmung weitweniger eingeräumt werden als bei den zahlreichen Hochzeitvasen etruskischer Gräberfunde, deren Gefässmalereien fast jeden Bezuges auf Leichenbestattung ermangeln (-); wohlaber ist anzunehmen, dass ihnen als Grabmonumenten neben der unmittelbaren Todesbeziehungeine bildliche Hinweisung auf die bedeutendsten Ereignisse des Familienlebens,unter diesen vorzüglich auf Hochzeit und Einweihung, in einem des klassischen Alterthumswürdigen Rückblick auf die durchmessene Laufbahn eingeprägt wurde, wie solcher sichselbst auf römischen Marmorsärgeu in Hochzeitsbildern neben der schon geöffneten Grabes-thür zu erkennen gibt(23).

Dem Euphemismus, der solchergestalt im bildlichen Umkreis der Gräbervasen dieheitersten Lebensbilder zusammenzustellen bemüht war, entspricht auch an untergeordnetenStellen das reiche Verzierungssystem ihrer Bildnereien. Nur selten blieb bei so beträchtlichemUmfang auf ihnen ein Zwischenraum übrig; bis an Mündung und Fuss derGefässe (Taf. X) reicht oft ihr bildlicher Schmuck, und namentlich sind schmale Streifenin Mitten der Hauptdarstellungen theils zu gefälligem Pflanzenschmuck (I—IV. XII), theilszu bedeutsamen Thierfiguren benutzt, die ein neptunisches Hauptbild mit Seegeschöpfen(VII) oder den ernsten Eindruck der Grabesweihung mit den Bildungen reissender undgescheuchter Thiere (VI. XI) begleiten. Am stattlichsten aber pflegt der oberste Theil dieserVasen geschmückt zu sein: Pflanzenverzierungen sind zur Umgürtung von Hals, Mündungund Henkeln nicht gespart, und die oft unverkennbare Bedeutsamkeit jenes Bilderschmucksreizt neben dem gefälligen Anblick desselben zu fortgesetzter Betrachtung. Unbeschadetder künstlerischen Freiheit, die in verzierender Benutzung von Wucherpflanzenzu schwelgen liebte, ist einer archäologischen Botanik zur Bestimmung des Blätter- undBlüthenwerks, das sich dort wiederholt, Vieles noch vorbehalten. Ueber der räthselhaftenPalmette, die in unzähligen Fächerblumen wiederkehrt, pflegen vorzüglich Akanthosblätter,Schlingranken und Lotoskelche sich zu erheben (24). Neben und über diesen erblickt mannicht selten Gestalten menschlicher Bildung (25): dann und wann ist eine geflügelte SiegsoderWeihungsgöttin (V), häufiger ein Flügelknabe (III), Aphroditens hochzeitlicher Bote,

(■9) Zeus und Alkmene: Athen. XI, p. 474 f. Paus. V,18. Plaut. Amph. I, 104. Panofka Hyperb. Studien S. 179.Vgl. Panofka Recherches p. 39. Gerhard Rapp. volc. not. 914 ff.Auserl. Vasenb. I, S. 97.

(2°) Ein vonLuynes (Ann. d. Inst. V, p. 318 ff) scharfsinnigdem Fass der Danaiden verglichener Gebrauch, der nurbei unteritalischen Vasen, denselben in denen Mysterienbilderheimisch sind, sich vorfindet.

(21) Archemoros und die Hesperiden (Titel meiner Abhandlung: Berl. Akad. 1836) auf der auch in den Mon. d. Inst,pl. V. VI (Section franc.) erschienenen Ruveser Vase des Museumszu Neapel.

(S2) Nach dem oftmals (Rapp. volc. p. 96. 199 f. undsonst) von mir aufgestellten Grundsatz, den ich jedoch von befreundetenVasenerklärern allzuwenig beherzigt finde.

(^J Vermählung und Grabespforte, vatikanischer Sarkophagim Belvedere: Gerhard Antike Bildw. Taf. LXXV, 2.

(**) Pflanzenverzierung: worüber nach Böttiger (Ueber dieVasenarabeske: Vasengemiilde I, S. 76 ff.) besonders Migliarinisopra alcuni ornamenti funebri (Ann. d. Inst. XV, p. 367 ff.)gehandelt hat.

(s5) Menschliche Gestalten und Köpfe: Böttiger Vaseng.I, S. 93 ff. Migliarini Ann. XV, p. 390 ff., tav. 0. Q.

(26) Weil Kora schön wie Aphrodite gebildet und diesergleichgesetzt wird, gab Aphroditens Liebling, der beflügelte

Eros, zugleich den natürlichsten Typus für Kora's Mysterien-diimon. Vgl. Venere Proserpina pag. 17.

(27) Mythische Metamorphose: Creuzer Symb. IV, S. 253.(28) Bildnisse einer geliebten Schönen: nach Böttiger Vaseng

. I, S. 95 f., wofür auch der wechselnde Haarputz angeführtworden ist (Panofka Mus. Bartold. p. 80. Vgl. Prodr.S. 232, 20). Auf volcentischen Gefässen bleibt diese Deutungdie anwendbarste (Rapp. volc. not. 528- 529), die dann um soeher auch für behelmte Männerköpfe archaischen Styls (TrinkschalenS. 3, Anm. 4) gültig ist.

(29) Diese Deutung auf verklärte Verstorbene erwähntauch Panofka Mus. Bartold. p. 80-

(30) Mit Beziehung auf pythagorische Heiligkeit der Hülsenfrüchte(Lucian. Dial. Mort. XX. Migliarini Ann. XV, p.378 ff.) und auf den Wunsch süssen Duftes für Abgeschiedene(iv pvQOig ßS tixvov jj yjvyj: Marini Inscr. Alb. n. 192. Migliarini1. c. p. 390).

(31) So schwebt Achills und des Patroklos Schatten überden Kämpfen der Seinigen: Rochette Mon. ined. pl. XVII.XVIII. Gerhard Auserl. Vas. III, 198.

(32) Männliche Götterköpfe finden an gleicher Stelle sich nurganz ausnahmsweise (so der Ammonskopf unsrer Tafel II) aberauch auf archaischen Vasen. Vgl. Anm. 34 e, Prodr. S. 231 13-

(33) Häufig sind solche Brustbilder und Köpfe der Mysteriengöttinnicht nur am Halse von Thongefässen; auch in Ge-fässformen, denen ein ähnlicher mystisch geschmückter Frauen-

der aphrodisischen Kora Mysteriengenius (2a), am häufigsten ein Frauenkopf dort zu bemerken, dessen reizende Erscheinung theils als mythische Metamorphose (27), theils als bräutlicheHuldigung sterblicher Frauen (28), theils auch als sepulcrale Verklärung (29) gefasstworden ist. Diese letztere Ansicht ist mancher weiteren Ausführung fähig: im Blumenschmuckjener Frauenköpfe kann der Gedanke gemeint sein, als sei die Seele der Abgeschiedenenin Blumenverkleidung und Blumenduft dargestellt (30); wird aber hiebei noth-wendig vorausgesetzt, dass die Verklärung der Todten nicht als vervielfältigte Psyche, sondernin Gestalt und Geschlecht ihres Schattenbildes (31), der Erscheinung im Leben entsprechenddargestellt sei, so müssten alle mit weiblichen (32) Köpfen am Hals verzierten Gefässelediglich zur Ausschmückung von Frauengräbern bestimmt gewesen sein, was bei ihrergrossen Anzahl und bei der Menge heroischer Darstellungen keineswegs wahrscheinlich ist.Wir halten daher vielmehr die Ansicht fest, dass in jenen räthselhaften Köpfen unteritalischerVasen die Mysteriengöttin Kora zu erkennen sei, in deren so häufigem (33) als ausdrucksvollem(34) Kopf- und Brustbild (35) in Mitten eines allerorts verbreiteten Mysterienwesensjeder gleichzeitige Beschauer auch das in Göttergestalt verklärte Antlitz der ihrgeweihten Verstorbenen sich denken konnte. Die Blüthenpracht, in welcher die Göttinweilt und aus welcher sie aufsteigt (36), steht bald als wiederkehrender Frühlingsgöttin,bald als der im Wuchergewächs der Gräber gebietenden Unterweltsgöttin ihr zu. Füreinen wie für den andern Begriff hat der Verzierungsstyl ähnlicher Köpfe uns die Belegeerhalten, zugleich aber auch für den asiatischen Kunstgeschmack, der im Zeitalter dieserGefässe der griechischen Kunst sich bemächtigt hatte.

Bei der Verwahrlosung, die bis auf unsre Zeit, wenig Ausnahmen abgerechnet, denKunsttrümmern des Alterthums allzu oft eine zweite Zerstörung zuzog und mit den Nachrichtenihrer Auffindung um so tyrannischer schaltete, scheint auch,die nähere Kunde desVasenfundes für uns verloren zu sein, dessen stattliche Ueberreste wir nun nach Anleitungder beifolgenden Tafeln betrachten wollen. Einigermassen jedoch wird der Mangel solcherNotizen uns vergütet theils durch den reichlich in mehrfache Gegenstücke vertheilten bildlichenInhalt, theils durch die Anzahl der hier aus gleichem Fundort zusammengestelltenPrachtvasen erster Grösse. Vergleichbar in beider Beziehung mit den durch Miliin bekannten, gegenwärtig zu München befindlichen, Vasen von Canosa und mit den zahlreichen FundenRuvo's, welche den neuesten Zuwachs der Königl. Vasensammlung zu Neapel bilden,können unsre Vasen von Cälia die Vergleichung mit jenen verwandten Funden auch darumaushalten, weil sie nach Massgabe ihrer Beschaffenheit als ein ursprünglich vereinigter Gräberschmuckfüglich sich denken lassen. Während die mehrfachen Prachtgefässe von Ruvo, ausverschiedenen Grabungen herrührend, einer solchen Gesammtbetrachtung sich entziehen,hat die Entdeckung der Vasen von Canosa (37), auch ohne erhaltene Kenntniss ihrer ursprünglichenAufstellung, einen Massstab für das unterirdische Schatzhaus uns erhalten, dem unsrezahlreicheren Vasen von Cälia, symmetrisch und sinnvoll neben einander gereiht, angehörthaben mögen.

Berlin, 9. August 1845.

köpf zu Grunde liegt (Gerhard Bildw. CI, 2. 3. Berlins Bildw.S. 234), und in zahlreichen Votivbrustbildern aus ungefirniss-tem Thon (Gerhard Bildw. S. 338. Panofka Terracotten LI1I.Vgl. VII), beides Denkmälergattungen gleichartiger unteritalischerAbkunft, ist dieselbe Mysteriengöttin unverkennbar. Auchdie Griffe manchen Erzgeräths, die etruskischen Spiegel nichtausgeschlossen (Prodr. 107, 186), dienen zur Vervollständigungder dahin einschlagenden Belege.

(u) Ausdrucksvoll erscheint das Bild jener Göttin theilsa) im Reiz ihres an Aphrodite erinnernden Angesichts, verbundenmit jugendlicher Entblössung der Brust, und in derGöttlichkeit, die dann und wann durch Flügel sich kundgibt(Berlins Bildw. no. 1070 u. a.); theils 6) in Verschleierungund Myrtenbekränzung, hauptsächlich aber in cerealisch-bacchi-schem Kopfputz (Kalathos, Thurmkrone, Efeu, Greifen: Prodr.Taf. XVIII, Anm. 25. 24. 23), wozu als Symbol der Mondgöttinwol auch die phrygische Mütze zu rechnen ist (MiliinVases II, 32. Prodr. 231, 13. 232, 26. Unten Taf. A, 12. AndersVisconti. Der scheinbare Adonis ist aber eher als Lunuszu fassen mit Panofka Mus. Bartold. p. 80). Ferner c) in sonstigenAttributen, wohin aus den Thonbrustbildern (GerhardBildw. S. 338) die von der Göttin gehaltenen Früchte zu rechnensind; d) in Geberde und Bewegung, wohin die auf derBrust ruhenden Hände ähnlicher Votivbrustbilder (Venere-Proserp, p. 40 ff. Ueber Venusidole S. 6. 17) gehören, aber auch derstrahlenbekränzte Kopf einer dem Boden entsteigenden, auf die

Rückkehr der Kora bezüglichen, Göttin (Vasenbild: Berlins Bildw.no. 990); e) in Nebenfiguren, theils des Mysteriendämon(Prodr. S. 231, 14. Auch archaisch mit Brustbildern Athenensund des Herakles: Laborde II, p. 31; mit einem der Dioskuren:Laborde II, p. 2. Prodr. S. 231, 15), theils eingeweihter Individuen(zwei Bassariden: Ann. XV, tav. O. Q, wonach TischbeinIV, 14 im Prodr. S. 231, 12 richtig erklärt ist). Sospricht auch die dann und wann bemerkliche Doppelzahl ähnlicherFrauenköpfe (Prodr. S. 231, 16. Vgl. S. 367) entwederfür die zwei eleusinischen Göttinnen oder doch für deren Eingeweihte, und, wo ein solcher Kopf einzeln erscheint, für Kora.

(35) Kopf- und Brustbilder statt der ganzen Gestalt sindaus altgriechischem Gebrauch hauptsächlich für Mysteriengottheiten, namentlich für Praxidike (Suid. Hesych. s.v.), bezeugt.Vgl. Minerva Capta, Koryphasia: Prodr. S. 64. 107.

(36) Beides kommt unzweifelhaft vor. Flügelgestalten, verhüllteFiguren, auch manche der einzelnen Köpfe, deren wirvorher gedachten (Anm. 25. 34), sind nur tanzend und weilendauf Blumen zu denken, und eben diese Annahme ist auch fürmanche über Blumen erscheinende Frauenköpfe durchaus denkbar; andererseits wird die einseitige Annahme dieser Erklärung(Prodr. S. 231, 12) durch Bildungen abgelehnt, in denen derFrauenkopf sichtlich der Blüthe entspriesst, wie auch Visconti,Böttiger, Creuzer u. A. es fassten.

(») Plan des reich geschmückten Grabmals bei Miliin:Tombeaux de Canose pl. I, p. 2 ff.

Page 4: Apulische Vasenbilder - Gerhard

APULISCHE VASEffBILDER

TAFEL I —IV.

DIONYSIAKA, DIOMEDES IN DAUMEN, AMAZONEN.

Die beiden einander entsprechenden Vasen, deren Abbildung uns vorliegt (1), sind gleich-massig ausgezeichnet durch Grösse und Zierlichkeit ihrer Form, durch das gefällige mitGötter- und Frauengestalten durchzogene Blumenwerk ihres den Hals des Ganzen bildendenDeckels, und in ihren Hauptgemälden durch die Vereinigung heroischer Sagen mit derDarstellung von Gestalten und Festgebräuchen des in Grossgriechenland zur Zeit dieserVasen überschwenglich verbreiteten bacchischen Dienstes. Obwohl Darstellungen dieserletzteren Gattung in ihren häufigen Wiederholungen bei allem Reichthum künstlerischerMotive uns wenig zu reizen pflegen, so verdienen sie doch in diesen Gefässen, in denender Mittelplatz ihnen eingeräumt ist, eine vorzügliche Beachtung. Die behagliche Ruhe desDionysos ist in der oberen Hauptreihe beider Gefässe dargestellt. Auf einem langenSessel, der mit einem Pantherfelle belegt ist, sieht man den jugendlichen Gott halb sitzendausgestreckt und auf die Polster gelehnt, welche sein Lager bedecken. Seine Linke hälteinen langen Kornstengel, wie er auf ähnlichen Bildern den Thyrsus nicht selten ersetzt (2);schmückende Tänien fallen davon herab oder sind lose daran geknüpft Seine Rechtestreckt den Kantharos aus, den ein hinzutretender Satyr, des Gottes Liebling (3), vermittelstseines Schöpfkruges aus einem grösseren Eimer zu füllen bereit ist. Noch ein Beckenmit geschmückten Henkeln steht unter dem Sitz des Gottes; die ganze Gruppe aber desDionysos wie seines Lieblings wird von einem Weinstock überragt, dessen reichlich gefüllteZweige dem Gott eine Laube bilden (4).

Mit dieser Hauptgruppe des bacchischen Bildes in unserm ersten Gefäss (I) verknüpfenwir sofort die an entsprechender Stelle befindliche Hauptgruppe des zweiten (III).Auch hier thront in ähnlicher Weise, nur ohne Andeutung des Sitzes, ein jugendlicher mitDiadem und Kornstengel versehener Dionysos (5), dem überdies eine mystische Cista zurSeite steht; sein Lieblingssatyr steht dem Gotte auch hier gegenüber, nur dass er, statt ihmzu spenden, den Ausdruck bacchischer Fröhlichkeit durch hoch zusammengeschlagene Händegleichsam zum Klatschen ausdrückt (6): dieses zu lärmender Begleitung von Trommel- undFlötenmusik zwei benachbarter Bacchantinnen. Endlich findet der Gott auch hier, wie imersten Bild, von einem Rebzweig sich überragt, der ihm zur Laube wird; doch mit demUnterschied, dass wir das eine Ende des Zweigs von ihm selbst, das andre von einer Fraugehalten erblicken, die, ohne grösseren Schmuck als er andern Figuren des Bildes zuge-theilt ist, doch wahrscheinlich für Ariadne gehalten werden darf. Ausser dem Rebzweig,den sie mit Dionysos zugleich gefasst hält, spricht dafür ihre Gruppirung mit einem erwachsenenFlügeljüngling, dem auf ähnlichen Bildern mit grosser Freiheit dargestellten Erosoder Genius der Mysterien. Während dieser mit Fruchtkorb und Eimer sich naht, blicktsie einen Kranz haltend nach ihm sich um und gibt sich auch dadurch als bacchische Brautzu erkennen. Hiedurch wird denn als Gegenstand dieses Bildes, in keineswegs augenfälligerDarstellung, die Vermählung beider Gottheiten angedeutet und es bleibt nicht unwahrscheinlich, dass auch im zuerst beschriebenen Bilde die neben Dionysos stehende,eine Fruchtplatte und gehenkelte Schale haltende, Frau für die Vermählte des Gottes, fürAriadne, zu halten sei.

(!) Kandelaberförmige Amphoren, in Levezow's Ver-zeichniss und von mir in „Berlins antiken Bildwerken" unterno. 1000 und 100S beschrieben. Bei grosser sonstiger Ueber-einstimmung ist die Höhe beider etwas verschieden: das GefässTaf. I. II. ist 3 F. 3 Z. hoch, das Gefäss Taf. III. IV. 3 F.9 Zoll; beide bei 1 Fuss Durchmesser.

(s) Auf unsern Vasen von Cälia durchgängig. Vergl. In-ghirami Vasi tav. 171- ISO. 323. 391. 395. Andre unteritalischeVasen wechseln in der Gestalt des Thyrsus, der ursprünglichals Reh- oder Efeustamm zu denken ist (Auserl. Vas. I.S. 122) und dessen Knauf demnach oft aus Efeublättern gebildet

erscheint (Inghirami Vasi fittili tav. 292; cf. 144. 149).Zur Bekleidung mit einem Pinienapfel gab theils die Anwendung

von Fichtenstämmen (Eurip. Bacch. 307), theils und besondersdie jetzt noch übliche Mischung des Weins mit Harz einenAnlass, der jedoch erst durch die steigende Verbindung bacchischenund phrygischen Dienstes zum herrschenden Bacchussymbolalexandrinischer und römischer Bildwerke beitrug; in unsern Vasengemälden

zeugt davon das schöne Vermählung.sbild Taf. XV.

(3) Aehnlich die Gruppe des mit Saitenspiel gelagerten

Dionysos auf der Archemorosvase. Den Satyr, den man gernAmpelos nennt, benennen wir nicht, so wenig als es in der

Von Nebenfiguren beider dionysischer Darstellungen machen im ersten der beiden

Bilder besonders ein fackeltragender Satyr mit über den Arm geworfenen Fell und reichumwundnem Kornstengel, im zweiten Bild aber ein Silen sich bemerklich, der als geschmückterTänzer nicht nur ein flatterndes Fell um den Hals, sondern auch eine langeTänia um den Arm geknüpft zeigt. Die übrigen drei Figuren dieses zweiten Bildes, zweiSatyrn und eine Bacchantin, treten nicht aus dem Gewöhnlichen heraus, und ebensowenigrufen die drei mit einem Satyr und zwei Silenen paarweise gruppirten Bacchantinnen,deren wir im ersten Bilde noch nicht gedachten, ausser der Mannigfaltigkeit kunstgerechterBewegungen das Bedürfniss besondrer Erklärung hervor.

In unmittelbarer Beziehung zum Bilderkreis bacchischer Mysterien, der in jenen oberen

Reihen sich darlegt, wie zum hochzeitlichen Anlass, der mit Weihungen verknüpft jenebacchischen Bildnereien grossentheils hervorrief, stehn die aus dem üppigsten Blumen- undBlätterschmuck entnommenen, von mehr denn Einem gefeierten Antlitz überragten, Verzierungsbilder

an Hals und Mündung beider Gefässe.

Jene hochzeitliche Bestimmung,dieallerorts an den prächtigsten apulischen Vasen sich kund gibt, geht am augenfälligsten hervor

aus der geschmückten Gestalt eines Flügelknaben, welcher mit Kranz und Binde inbeiden Händen versehn auf der Höhe eines Blumenkelches das Festgelage Dionysos'und Ariadne's überragt. Zwei Frauenköpfe, die auf der Hauptseite des einen (I) und aufder Kehrseite des andern Gefässes (IV) aus Blumenkelchen ans Licht des Tages sich drängen, betrachten wir nach unsrer schon in der Einleitung erörterten Ansicht als eine, aufEingeweihte leicht überzutragende, Andeutung der Dionysosgemahlin Ariadne oder Kora,die als oberste Weihungsgöttin grossgriechischer Mysterien und Gefässmalereien an jenemschmückenden Platz mit Fug und Recht oft wiederholt werden durfte. Den Ausdruckeiner Göttin in ähnlichen Köpfen finden zu wollen ist oft vergebens; aber so schmucklosund skizzenhaft auch zum Beispiel das Frauenantlitz unserer ersten Tafel sein mag, sogenügt doch gerade hier schon die Vergleichung entsprechender Nebenbilder, um unsreDeulung auf eine Mysteriengöttin zu bestätigen. Auf der Kehrseite nämlich entspriessteinem ähnlichen Blumenkelch ein Jünglingskopf mit einem Widderhorn, vermuthlich in seltenerDarstellung (7) ein Bild des, wie Kora die Frühlingsgöttin, auf blumigen Wiesen erscheinendenDionysos-lacchos (8). Hienach wird denn wol auch die arabeskenartig behandelteweibliche Flügelgestalt, die mit dem Fruchtmass der Erdgottheiten bedeckt aufder äussersten Höhe des vorderen Bilds angebracht ist, als Ordnerin religiöser Weihe, alsTelete, Hosia oder Mystis (9), zu deuten sein.

Haben wir nun im oberen Theil dieser beiden Gefässe die Festdarstellungen verfolgt,

die aus dem religiösen Standpunkt grossgriechischer Kulte, namentlich ihres Bacchusdienstes, z-ur Ausschmückung festlicher Hochzeitgeschenke sich ergaben, so bleibt es uns übrigim noch unerörterten unteren Theil beider Kunstwerke die Anlässe persönlicher Zueignungvorzufinden, die im Anblick berühmter Vorbilder aus der Heroenzeit für beide Geschlechtersich ergaben. Einen Lieblingsanlass dieser Art, der als Vorbild weiblicher Kraft und Sprö-digkeit auf ähnlichen Vasen sich oft wiederholt und im zweiten dieser Gefässe (III. IV)

athenischen Marmorgruppe geschah, die Pausanias I, 20, 1. erwähnt

: Jwvvaip ZÜTVgog nötig didmciv sxnwfia. Vgl. ProdromeS. 239, 14. Auserl. Vasenh. I. Taf..57, 3. 4.

(<) Die Laube des Dionysos ist vorzüglich bezeichnend;

zeltähnlich bildete sie den Mittelpunkt seines alexandrinischenFestzugs (Athen. V, 25) und ist auch in römischen Reliefs oft angedeutet: im Sarkophag Casali (Miliin Gall. LXIV, 242) und sonst.

(5) Als „Libera oder Ariadne" irrig bei Levezow (Ver-

zeichniss S. 250.).

(fi) Pausan. X, 31.: xqotsT de raTc %sq<Siv, olog ccv y&voixo

ärdgog äyQoixov xqötoq.

(7) Dass Widderhörner nicht nur dem Zeus Amnion,

sondern auch dem ihm gleichgesetzten Dionysos zustehen, ergibtsich hauptsächlich aus Terracotten, welche wie das vorliegendeBild im Verzierungsstyle gehalten sind. Vgl. Braungeflüg. Dionysos S. 5. Campana Opere in plastica pl. XXVII.Auch Doppelhermen, in denen Ammon mit bacchischen Wesen

verbunden ist, sprechen dafür.

(s) Aristoph. Ran. 325.: "fccxxe, &&* ^övd' dpa XsifuSva%0Q£VGWV.(9) Gleichgeltende Namen: Auserl. Vasenb. II. S. lf.

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3 TAFEL I —IV. DIONYSIAKA, DIOMEDES, AMAZONEN. 4

sich darlegt, werden wir mit noch andern Amazonengestalten weiter unten betrachten; zuerstaber verweilen wir bei den Kämpfen, die im ersten Gefäss (I. II) auf den geschichtlichenBoden italischer Schlachten uns verweisen.

Wir erblicken zwei kämpfende Parteien, von denen die erste in vier Figuren dargestelltsich als hellenisch bekundet; der Widerstand ihrer Gegner ist in drei andern Figurendargestellt. Jenen sprengt ein junger Held voran, der leicht bekleidet, durch Chlamys, Pe-tasus und kurzen Speer einem Jäger ähnlicher als einem Krieger, aber auch so an Bellerophonund Theseus auf ihren Streitrossen erinnernd (10), die Seinigen gegen den Feindanführt. Von zwei ihm nachfolgenden Kämpfern ist einer durch schwere Bewaffnung, durchHelm und Beinschienen, Schild und Speer, der andre bei Helm und Speer durch eine Trompete, lang und gerade nach griechischem Brauch (n)> ausgezeichnet, die er zum Schlachtrufertönen lässt, während sein Vordermann, wie der voranreitende Feldherr, die Lanzeschwingt, Noch entschiedener hellenisch ist die vierte Figur eines mit Helm und Beinschienengerüsteten Helden mit flatternder Chlamys, der Schild und Speer ruhig an sichhält und mit dem linken Fuss auf ein Felsstück tretend dem Fortgang des Kampfes erwartendzuschaut. Ganz verschieden von ihm sind die Gegner, die ohne Helm und Beinschienen, statt dessen aber mit kurzen breit gegürteten Wämsern und mit eiförmigen Mützenbekleidet sind: eine Tracht die man nur sehr irrig für asiatisch nehmen konnte (12), währendsie uns auf verwandten Kunstwerken als barbarische Tracht italischer Urbewohnernicht selten begegnet (13) und, wenn ein Volksname dafür begehrt wird, zunächst als sa-mnitisch oder lukanisch bezeichnet werden kann. Ihre sonstige Bewaffnung, Schild undSpeer, ist bei dem vordersten dieser drei Kämpfer von der hellenischen nicht verschieden,und auch der Anführer dieser Schaar, den ein zwiefaches Wams auszeichnet und den einsprengendes Streitross trägt das er zügelt, könnte, abgesehen von den barbarischen Zügenseines bärtigen Angesichts, für einen Hellenen gehalten werden, wie denn auch die Lanze,die seine einzige Waffe ist, mit der Bewaffnung seiner griechischen Gegner übereinstimmt;wohl aber kündet der ihm voran schreitende Jüngling nicht nur durch seine Bekleidung,sondern auch durch das Hörn das er bläst als Glied eines Stammes sich an, der unberührtvon hellenischer Sitte die tyrrhenische Salpinx in der eigenthümlich italischen gebogenenForm(u) gebrauchte.

Wir besitzen in dieser Darstellung jedenfalls ein charakteristisches Denkmal des Gegensatzes, der in Apuliens Küstengegend, im Vaterland ähnlicher Gefässmalereien, eingewanderteHellenen den früheren Bewohnern dieses Landstrichs gegenüberstellte; ein Gegensatz, dessen Fortdauer und allmähliche Ausgleichung durch die schon oben bemerkteErscheinung von Individuen samnitischer Tracht in Darstellungen griechischer Sitte sich unsbekunden. Es kann daher in dem Bild, das uns vorliegt, irgend ein Begegniss aus dergeschichtlichen Zeit gemeint sein, welches im spärlichen Vorrath von Zeugnissen über dieGeschichte grossgriechischer Städte uns mangelt. Da es jedoch allezeit näher liegt mythischeSagen auf Kunstwerken zu vermuthen als geschichtliche, und da überdies der Amazonenkampfdiese Ansicht begünstigt, der auf dem Gegenstück unsres Gefässes an gleicherStelle sich findet, so wird es erlaubt sein auch hier eine mythische Deutung zu wagen.Kein anderer griechischer Held war im apulischen Landstrich, aus dem unsere Vase herrührt, gefeierter als Diomedes (lb). Wir glauben ihn in dem Jüngling edelster Bildungzu erkennen, der mit leuchtenden Waffen hochauftretend ein Felsstück einnimmt, in ebender Stellung in welcher der Meergott oftmals die von ihm beherrschten Küsten betritt. DieSage erzählt, wie jener ätolische Heros, kaum angelangt auf den daunischen Küsten, demKönige Daunos sein Land gegen die Messapier beschützt und ihm siegreich zur Seite gestandenhabe (I6), bis er durch List des Daunos und durch seinen eigenen Bruder Alänos,des Königs künftigen Tochtermann, den Lohn des Sieges verlor (17). Diesen Alänos glaubenwir im voransprengenden Jüngling, im schwer bewaffneten hinter ihm den König

(lü) Bellerophon mit Petasus, reitend: Tisclib. I. 1. (MiliinGall. XCII, 393). Theseus mit dem Petasus: Miliin Gall.CXXXI, 484 und sonst.

(") Schol. Hom. II. XVIII, 219.: ZaXmyycov udn %%'TtQWUTj q iU.rjvixij, fiaxgd xo ßxWa (Ebd. imjMjxig), fjv Tvqqtj-votg svqsv t[ lifhjvä, öid xal 2dXmy"§ napd Hqysioig rijiärcu.Vgl. Müller Etrusker II. S. 207 ff. Eine solche lange Trompete, tyrrhenischer Erfindung und griechischen Brauchs, blasenselbst die „lydo-tyrrhenischen" (Müller Handb. S. 663) Amazonen: Micali tav. CVIII. Gerhard Auserl. Vasenb. II, 103.

(ö) Phrygier nach Levezow S. 234.(«) Ganz ähnliche Trachten finden sich, in Darstellungen

griechischer Sitte verknüpft, bei Passeri tab. CV (Gastlager),ferner bei Hancarville I, 48; IV, 43 (Inghir. II, 175); TischbeinII, 57; Miliin II, 50 (Krieger von Frauen begrüsst), endlichbei Tischbein I, 60 (Zweikampf und Gaukler). Vgl. auchHancarv II, 25; W, 121; Tischb. III, 8.

(M) Schol. Hom. II. XVIII, 219. (oben Anm. 11): &aq rj

rvQativmj, [tm] tov xüdmva xsxXaßfisvov s^ovaa' stfrt ös ^»«^o%v<fcovog, xalsXxai 81 hyvv (?)' tccvtijq ds slßiv svpexal Tvg-<fqvol, ov xijg napl "Ettijötp. Also eine Trompete mit umgebogenerOeffnung, dem Lituus ähnlich, den auch Müller (Etr. II,S. 211) im verdorbenen hyvv scharfsinnig erkannte.

(1S) Diomedes in Daunien: Klausen Aeneas II, S. 1190 ffSein Kopf erscheint, als Münztypus von Canusium; der Eberauf Münzen von Arpi ist ebenfalls auf ihn bezüglich (MillingenConsider. p. 152.).

(K) Tzetz. Lycophr. 603: JiOfiijdtig •••• vötsqov dg*foaXiav uv/sto xal slg Juvviov sd-vog ßdoßapov ov, ov sßaGiXsvsJavvog, ög TcohoQxsfisvog iös^d^ JiOjiiöovg ßoij&ij0'0"' ccvroi,vnoa%6jisvog dcöGetv avrm Trjg yijg jxsgog .... Anton. Liber. 37:snsl ös napayevöfjbsvov avxöv syvm Javvog 6 ßaciXsvg o xiäv Jav-vicov, sös^dtj xov nöXsfiov avxw Ov^inoks^oai npog MsöGaniovgsnl fisQsi yijg xal ydfiw &vyaxpog xijg savrS, xal Jto/x^ÖTjg vnoös-/sxat xov Xoyov snsl ös napaxa%dfj,svog sxpsWaxo xovg Msßßa-niovg xal sXaßs x\v yrjv, xavxrjv fiiv Jutgisvdiv evstfis

Daunos zu erkennen; ob bei der dritten Figur des Trompetenbläsers vielleicht eine Anspielungauf die Stadt der Salpiner(18) zu Grunde liege, mag dahingestellt bleiben. Beivölliger Gleichheit beider Parteien fordert der Künstler uns auf der Daunier wie der MessapierUebermacht für durchaus unentschieden zu halten, bis zu dem Augenblick als Diomedes, der kaum gelandete, zu Gunsten des Daunos den Sieg entscheidet.

Das Amazonenbild, welches auf dem zweiten dieser Gefässe (III. IV) jenem Daunier-kampf an entsprechender Stelle gegenübersteht, verdient, nachdem es vorher nur in derKürze von uns berührt ward, schliesslich noch eine nähere Betrachtung. Zuerst und vorzüglichfesselt uns hier eine Gruppe, die wir nach dem durchgängigen Uebergewicht athenischerSage in ähnlichen unteritalischen Darstellungen unbedenklich auf Theseus und An-tiope (19) deuten dürfen. Auf sprengendem Ross dringt die Königin der wehrhaften Frauenmit zwei kurzen Speeren in ihrer linken und einem dritten zum Wurf bereiten in ihrerrechten Hand, in voller dem Anblick günstiger Vorderansicht gegen Theseus ein, der ebenfallsnebst seinem vorgehaltenen Schild zwei gleich kurze Speere in Bereitschaft hält undeinen dritten gegen die Amazone absendet. Den friedlichen Ausgang des drohenden Kampfesdeuten ein Myrtenzweig und eine üppige Blume an, die unter den Hufen von Hippo-lyte's Ross emporspriessen; Fruchtstauden am Boden und Sternblumen oberwärts sind auchim übrigen Raum vertheilt. Der Grundgedanke, zu dessen Darstellung diese Kampfscenendienen, ist unterhalb der Hauptdarstellung im oberen Raum, dem ruhenden Dionysos entsprechend, in jener gefälligen Gruppe schon ausgedrückt; nebenher aber hat der KünstlerZweikämpfe zusammengereiht, die streitbare Frauenschaar möglichst anschaulich zu machen.Es sind vier Gruppen, die ausser der Mittelgruppe uns hier noch vorgeführt werden; inallen vieren ist der Ausgang des Kampfes noch ungewiss und es hat keineswegs schondas Ansehn als würden die Frauen den Kürzeren ziehn. Einer Erklärung sind jene verschiedenenScenen nicht bedürftig; doch ist neben der Mannigfaltigkeit ihrer Bewegungenauch manche Besonderheit ihrer Tracht ins Auge zu fassen, auf die wir hier aufmerksammachen wollen. Die Amazonen sind sämmtlich kurz und leicht bekleidet, mit breiter Gürtungund mit Kreuzbändern, mit phrygischen Mützen und hoher Fussbekleidung, sämmtlichauch mit Aermeln, aber zum Theil nur mit Obergewändern und Anaxyriden versehen, währendAntiope und die nächste ihrer Gefährtinnen am Kinn unbekleidet sind. Ihre Waffensind das mondförmige Schild, neben dem ausnahmsweise auch ein rundes sich findet, fernerbald Streitaxt und auch wol ein Bogen, bald Wurfspiesse, deren Zahl und Kürze beiTheseus und Antiope schon bemerkt sind; denn auch die griechischen Helden haben indiesem Bild durchgängig nur kurze Speere. Auffallend ist die verschiedene Kopfbekleidungdieser Helden; denn neben zwei Helmen verschiedener Form erblicken wir auch zwei unbedeckteHäupter und sehen am dritten statt einer Schutzwehr ein schmückendes Stirnband. Alle sind sie mit runden Schildern, mit Wehrgehenken und Schwertern versehen;ihr Oberleib ist bald kurz bekleidet, bald unbedeckt, wenig oder gar nicht geschützt sindihre Beine. Räthselhaft bleibt die Tracht desjenigen Jünglings, dessen schmückendes Stirnbandwir schon bemerkten; von seinen Beinen ist nur das eine mit einer Beinschiene bedeckt, und wie hierin mehr Schmückung als Schutzwehr angedeutet zu sein scheint, istauch sein Oberkörper durch ein ähnliches weisses Brustlatz ausgezeichnet, wie wir esoben (II) am König Daunos bemerkten; vielleicht dass Peirithoos gemeint und einige Andeutungder nicht attischen Tracht seiner Stammgenossen in dieser Figur gesucht ist.

Durch die Beziehung ähnlicher Amazonenkämpfe auf Theseus, den Musterhelden allerathenischen Jünglinge, wie durch die Berühmtheit zweier Schlachtgemälde des Mikon (20),die wir als Vorbild so mannigfaltiger Darstellungen im Style vollendeter Kunst betrachtendürfen, ist in Kampaniens und Apuliens Vasengemälden dieser Gegenstand einer derhäufigsten geworden (21); unsre Vasen von Cälia führen noch zweimal (V. VII) und führensogleich auf der folgenden Tafel (V) wiederum ihn vor Augen.

(17) Tzetzes 1. c: "Ygtsqov de 6 Javvog ulpscw atixäiöiöov, sl ßovXoixo tf öXrjv xi)v Xsiav XaßsXv xov noXifiov q xalyrjv änaaav. Kpnijg ös avxoöv ysyovsv ZiXaivog, äösXydgvö&og xov Jionijdovg sqcSv EviTmrjg tilg rov Javvs dvyaxqdg,dg sxptvs tov Javvov s%siv yrjv, JiOfifjöijV 6s xtjV Xsiav XaßsXvtov notepov. yE(f' m opyiöd-slg Jio/j.tjö'rjg ....

(18) Salapia, wo Diomedes den Dienst der achäischenAthene eingesetzt hatte (Arist. Mirab. 109. Klausen Aen. II,1192. 1196), heisst bei Lykophron (1129) ZdXrnj, und Salpinerheissen ihre Bewohner auf den Münzen {SaXmvoov und 2aXa-mvoov wechselnd; Eckhel D. N. I, 143. Mionnet I, p. 133),daher denn ein Wortspiel mit ßdXmy% allerdings nahe liegt.

(19) Theseische Amazonenkämpfe sind auf den Vasen späterenStyls eben so häufig (Rapp. volc. not. 3S5. Vgl. MüllerHandb. 117, 2) als auf den archaisch bemalten die herakle-ischen (Auserl. Vasenb. II, 104). Hie und da sind sie auchdurch Beischrift beglaubigt, wobei theils Antiope (Rapp. volc.not. 386. Auserl. Vasenb. 111, 108), theils Hippolyte (Miliin

Gall. CXXIX, 495. Cab. Pourtales pl. XXXV. Visconti p. 7)genannt ist, mit einem auch in den schriftlichen Zeugnissenobwaltenden Namenswechsel (Plut. Thes. 27). Als Antiope'sSchwester war Hippolyte bei Megara begraben (Paus. I, 41, 7).Ueber den gesammten Amazonenmythos und dessen Kunstdarstellungen

vgl. besonders Stackeiberg Apollotempel zu Bassä,S. 54 ff.

(20) Amazonenkämpfe des Mikon in der Pökile (Schol.Aristoph. Lys. 679. Paus. I, 15, 2: mhjvatoi xal 07jasvg H(ia-iöci jidxovrai) und im Theseion (Paus. I, 17, 2.).

(2') Zu den von Müller Handb. 417, 2. verzeichnetenVasenbildern sind mehrere volcentische (Auserl. Vasenb. 111,163 fl.)? hauptsächlich aber zwei grosse Ruveser Vasen hinzuzufügen, beide im Königl. Museum zu Neapel: die in Mon.delP Inst. II, 30 ff. abgebildete und eine andre höheren Kunst-werths, deren Bekanntmachung von Hrn. H. W. Schulz zu erwarten

steht.

Page 6: Apulische Vasenbilder - Gerhard

TAFEL V. AMAZONEN. 6

TAFEL V.

AMAZONENDen Amazonenkämpfen, deren figurenreiche Darstellung die untere Reihe des zuletzt betrachtetenGefässes ringsum ausfüllt, lassen wir aus zwei andern (!) Gefässen zwei Amazonenbilderfolgen, deren von einander sehr verschiedene Darstellungen vorzüglich geeignetsind, die häufige Erscheinung jener heroischen Frauen auf unsern Vasen zu erklären.

Das erste jener Gefässe zeigt im oberen Streifen seiner Hauptseite (V, 1), einem Tod-tenopfer im unteren Raum und mystischen Gebräuchen in beiden Reihen des Gegenbildesverbunden, einen Amazonenkampf, der bei engeren Grenzen der Darstellung durch lebendigereGruppirung und durch den schärferen Charakter der dazu ausgewählten Figuren sichempfiehlt. Die Königin streitbarer Frauen, Antiope, sitzt auf sprengendem Streitross nochfest, dessen Zügel an ihrem Gurt haften mag; Beil und Schild sind von ihren beiden Händengehalten, nur Bogen und Köcher, die wir am Boden erblicken, scheinen ihr entfallenzu sein. Während jedoch eine ihrer Gefährtinnen, ihrer Bewaffnung mit Schild, Axt undLanzen ungeachtet, vom speergeübten Peirithoos sichtlich bedrängt ist und Antiope ihrerKampfgenossin zu Hülfe eilt, greift Theseus, kenntlich am hohen Helmbusch, mit unwiderstehlichemUngestüm die Königin von der entgegengesetzten Seite an, hält mit der Rechtendas Schwert ihr entgegen und fasst mit der nervigen Linken die Tiara ihres bereits wankendenHauptes. Unbekümmert um seinen Schild, der eine Strecke von ihm entfernt amBoden liegt, ist er des Sieges gewiss, der aus blutiger Fehde zu holder Vermählung mitseiner Besiegten gedeihen wird; ein glücklicher Ausgang, von dem die gescheuchte zweiteGefährtin Antiope's noch nichts ahndet, die wir entsetzt am rechten Ende des Bildeserblicken.

Ungleich offenkundiger, für den versteckten Sinn mancher anderer Amazonenbildererklärend, ist die Darstellung friedlich versammelter Amazonen, die wir aus einem zweitenGefäss (V, 2) jenen Kampfscenen angereiht haben. Sie ist einem anderen Sagenkreisdieser wehrhaften Frauen, dem auch in der Kunstwelt gefeierten der gen Troja gezogenenPenthesilea (2), entlehnt. Diese erkennen wir, dem Priamos so eben zu Hülfe gekommen,im Mittelpunkte der oberen Darstellung dieses Gefässes. Im Gefühle der Sicherheit, dasauch in lang herabgelassenem Kleid sich ausspricht, hält sie doch mit ihrer Linken dieLanzen gefasst, die sie im Schlachtgewühl jeden Augenblick wieder zu schwingen bereitist. Von solcher Kriegesnähe scheint sie den Frauen zu sprechen, denen gegenüber, imfreien, jedoch durch Opferschädel und Lorberkränze geheiligten, Raum, sie sich niedergelassenhat; ihre Rede begleitet sie mit bedeutsamer Geberde der vorgestreckten rechtenHand. Ein Apfelbaum steht zwischen ihr und zwischen Helena; wir erkennen diese letzterein einer vor Penthesilea stehenden zierlich bekleideten und geschmückten Frau, die innachlässiger Stellung, einen Spiegel in der Rechten haltend, mit der Linken ihr Gewandlüftet, in ähnlicher Weise wie auch die Liebesgöttin sich zu zeigen liebt. Diese Göttin istaber selbst in der Nähe. In behaglicher Ruhe, bei müssigen Händen, lässt sie den Kranzund den Blüthenzweig sich gefallen, den Eros ihr entgegenträgt; ein Kandelaber und andem Boden ein Fächer gereichen zur Andeutung, dass es an Weihrauch und dass es anKühlung ihr nicht mangelt. Man könnte diese Figur auch für Helena, jene erste für Aphroditeoder für Peitho halten, zumal wenn symmetrisch ihr gegenüber sitzend am rechtenEnde des Bildes Paris von uns erkannt werden sollte; der Ausdruck des Bildes jedochscheint uns zu gewinnen, wenn Helena unmittelbar mit Penthesilea zusammentritt und dererotische Inhalt des Ganzen durch Aphroditens Beisein verstärkt wird. Helenas troischenGemahl erblicken wir am rechten Ende des Bildes. Weichlicher als Penthesilea, wie auch

(») Apulische Amphoren^ in Levezow's Verzeichniss undin „Berlins antiken Bildwerken" beschrieben unter no. 1006und 1019. Höhe des ersten Gefässes 3 Fuss zu 1' 4" Durchmesser, des zweiten 2 Fuss 1 Zoll zu 1' 3" Durchmesser.

(2) Penthesilea (Quint. Smyrn. I, 18 ff. Dictys III, 15)erscheint auf Kunstwerken hauptsächlich im Kampf mit Achill(Müller Handb. S. 657. Gerhard Auserl. Vasenb. III, 205—207.Feines Fragment einer Schale zu Chiusi. Vormals am olympischen

Thron: Paus. V, 11); doch genügt die grosse troische

Amazonenversammlung eines noch jetzt borghesischen Sarkophagdeckels

(Winck. Mon. no. 137. Miliin Gall. CLXI, 592. Ca-nina Villa Borghese tav. 19), um auch sonstige Ausspinnungenjenes Mythos nachzuweisen, wie auch Penthesilea und Paris inPolygnots Lesche (Paus. X, 31) es bezeugen.

(*) Paus. X, 31: Paris bäurisch mit den Händen klatschend

(Vgl. Taf. I, Anm. 5. Anders Riepenhausen Peint. de

Polygnot ihr zum Gegensatz ihn erscheinen liess(3), hat Paris durch Ausbreitung seines

Mantels einen Sitz sich bereitet; seine asiatische Kleidung wie seine Bewaffnung mit zwiefacherLanze entspricht völlig der Amazonentracht, der auch die entblössten Knie (III. IV)nicht schlechthin entgegen sind, wie wir denn früherhin auch in dieser Figur eine GefährtinPenthesilea's erkannten (4). Eine Amazone in Penthesilea's Tracht, nur höher geschürzt,die wir Andromache (5) nennen möchten, tritt dem weichlichen Krieger entgegen. DerFächer in ihrer Rechten sagt uns, dass sie die Freuden behaglicher Ruhe in dieser Versammlungbereits zu schätzen wisse, und ihre Linke trägt zwei auf einander gesetzte Schalen, eine vielleicht für Helena, die andre zunächst zur Spende für Paris bestimmt. Soathmet alles in diesem Bild, einiger Kriegsrüstung und der Gegenwart Penthesilea's ungeachtet, jene behagliche Hcldenruhe, die Paris bei Helena pflog und ein griechisches Paarin sybaritischen Gegenden zum Hochzeitswunsche sich wohl gefallen liess.

Dieser Hochzeitswunsch, der dem geübten Beschauer vielleicht schon beim Anblick

des in der Mitte des Bildes befindlichen Hesperidenbaumes sich kund gab, ist verstärktdurch die zierlichen Frauenköpfe der Mysteriengöttin, die in gewohnter Blumeuverzierungden Hals beider Seiten dieses Gefässes schmücken. Eingeweihte beiderlei Geschlechtesknüpfen sodann mit üblichen Mysterienattributen den Anblick religiöser Festgebräuche an dasheroische Vermählungsbild von Paris und Helena's Glückseligkeit, das wir beschrieben; zugleichaber geben ganz ähnliche Figuren und Attribute, um ein Grabmal mit aufgehängterBinde geschaart, einen neuen Beweis, dass jene zierlichen Liebesbezüge, die uns das Hauptbildhervorruft, nicht eben unmittelbar zur Hochzeitsbestimmung, sondern nur mittelbar alsheitre Erinnerung glücklicher Lebensmomente, unser zur Weihung in einem Grabmal bestimmtes

Gefäss schmücken sollten (6).

Zu ganz ähnlichen Bemerkungen fordern die vorher noch übrig gebliebenen Bildne-

reien uns auf, welche den Amazonenkampf des erstgedachten Gefässes (V, 1) begleiten.Ein Grabmal, durch oben darauf geweihtes Becken noch insbesondere geschmückt, findetauch dort sich als Mittelpunkt der gewohnten darum versammelten Eingeweihten und Weihungsgaben. Aehnliche Gruppen von Eingeweihten füllen in beiden Reihen auch die geräumigeKehrseite dieser Vase; wobei jedoch nicht unbemerkt bleiben darf, dass in deroberen Reihe die Darbringung eines Schildes und in der unteren die Verfolgung einer Fraudurch einen geflügelten Jüngling den Zusammenhang ähnlichen Mysterienbrauchs theils mitder Jungfrauen Vermählung, theils mit der Ausrüstung waffenfähiger Jünglinge anschaulich

macht.

Ein reicherer Schmuck als der von uns damit verglichenen Vase ist diesem Gefäss

durch eine mit Sepien und andern Fischen verzierte Binde in Mitten beider Hauptdarstellungengegeben, und auch die Verzierungsbilder des Halses sind minder gewöhnlich, obwohldem vielfach beglaubigten Sinn des Ganzen entsprechend. Einerseits enthalten sieim üblichen reichen Blumenwerk eine schwebende geflügelte Einweihungsgötün, wie wirals oberstes Bild dieser Tafel sie vor uns sehen und wie eine ähnliche Flügelgestalt, arabeskenartigerund durch einen Modius ausgezeichnet, schon oben sich vorfand (r); andererseitseinen jugendlichen Kopf, dessen phrygische Kopfbedeckung, auch ohne viel sonstigeSpuren asiatischer Elemente im bacchischen Mysterienwesen Grossgriechenlands, wenigerauf asiatische Schönheitshelden, wie Atys, Adonis, Paris, als vielmehr auf ausländischeSchmückung derselben Göttin zu deuten sein mag, der wir an jener Stelle auch sonst zu

begegnen gewohnt sind(8).

Polygn. II, pl. 15), als wolle er die Amazone zu sich bescheiden,

die ihn kaum zu beachten scheint. Penthesilea erschien mitskythischem Bogen und mit einem Pardeifell auf den Schultern.

(4) Nämlich die kriegslustige Hippodamia: Quint. Smyrn.

I, 404 ff.

(5) So heisst die vom Krieg abmahnende Amazone bei

Quintus Smyrn. I, 99 fl;

(6) Man vergleiche die stark verkleinerte Darstellung beider

Seiten dieses Gefässes und seiner Form auf unsrer Erläuterungstafel

A no. 9. 10.

(7) Oberhalb des Frauenkopfes von Taf. I (Anm. 9). Abgebildet

auf unsrer Tafel A no. 3.

(8) Ueber diesen jugendlichen Kopf mit phrygischer Mütze

war schon in der Einleitung die Rede. Zu vergleichen die verkleinerte

Abbildung beider Seiten auch dieses Gefässes auf unsrerTafel A no. 11. 12.

Page 7: Apulische Vasenbilder - Gerhard

TAFEL VI. AKTÄON, CHRYSIPPOS, ÄGINA. 8

TAFEL VI.

AKTÄON. CHRYSIPPOS, ÄGINA.

Die Hauptseite dieses wohlgezeichncten Gefässes (]) ist mit drei seltenen Darstellungenverschiedener Mythenkreise besetzt, deren lose Verbindung aus ihrer gemeinsamen Liebesbeziehungsich erklärt. Aktäons Liebesfrevel an Artemis, des schönen Chrysippos Entführungdurch Lajos, und Aegina von Zeus geraubt, sind die gefeierten Gegenstände dieserDarstellung.

Wir beginnen bei diesem Gefäss mit der untersten Reihe, in welcher der Tod desAktäon, ein unter den Vasengemälden nicht häufiger Gegenstand (2), in üblichster Auffassungsweiseder späteren Dichtung (3) erscheint. Der unglückliche Jäger, mit Chlamys undWehrgehenk angethan, sucht sich vergebens zweier Hunde zu erwehren, deren einer vonjeder Seite auf ihn losspringt. Mit abwehrender linker Hand, in der rechten mit einemgezückten kurzen Jagdspeer, sucht er zunächst Schutz gegen denjenigen, welcher seinenlinken Schenkel bereits ergriffen hat. Linkerseits zeigt Artemis schadenfroh mit ausdrucksvollvorgestreckten Fingern (4) auf die von ihr ausgegangene furchtbare Züchtigungihres verwegnen Bewunderers. Sitzend auf einem Felsraum, neben welchem sich myrtenähnlichePflanzen erheben, etwa zur Andeutung der Liebeslockung, die am verhängnissvollenGargaphischen Quell Aktäon empfand, ist sie nach Jägersitte mit einem kurzen gegürtetenund mit Kreuzband versehenen Chiton bekleidet, über welchen ein Peplos geknüpftist; an ihren Füssen bemerkt man Jagdstiefeln. Haar, Gewand, Hals und Arme sind geschmückt; der Köcher (wenn nicht eine Fackel) liegt auf dem Boden, mit ihrer Hechtenstützt sie zwei Speere auf. Zwischen ihr und Aktäon steht, die Beine kreuzweis gestellt,eine gleichfalls mit Chiton, Gürtel, Kreuzband und Jagdstiefeln versehene geflügelte Frau,welche mit beiden Händen ebenfalls zwei Speere aufstützt. Ihre Beflügelung macht eswahrscheinlich, dass Iris gemeint sei; die Götterbotin eignet sich zu jeglicher Handreichungin der Göttinnen Dienst, wie wir denn auch nicht zweifeln dass sie in einer gleichfalls beflügeltenFrau dargestellt sei, die als Wagenlenkerin der Jagdgöttin auf Endymionreliefsnicht selten bemerkt wird(5).

Rechterseits neben Aktäon erblickt man die Gottheiten, die ins Verderben ihn lockten. Der Liebesgott Eros, reich geschmückt und einen Kranz in der Rechten haltend,lehnt in nachlässiger Stellung an eine bekleidete und geschmückte, mit einer Schale undnebenher mit Fächer und Binde versehene, Frau sich an, die seine Blicke erwiedert. Wirerkennen in ihr die Göttin der Liebes Verführung, Peitho; denn Aphrodite, die eben sofüglich gemeint sein könnte, ist, an einen Pfeiler gelehnt, einen Spiegel in der Hand, inder nächstfolgenden Figur um so mehr zu erkennen, als am entgegengesetzten linken Endeein jugendlicher, mit Syrinx und Tänia versehener, Pan ihr entspricht, der Verbindung gemässdie auf ähnlichen Vasen zwischen beiden Gottheiten nicht selten stattfindet (6). Beideschliessen auch den Hauptfiguren des Bildes, Aphrodite der Peitho, Pan der Artemis, wohlentsprechend nach aller Begriffsverwandtschaft sich an; da sie aber für das Verständnissdes Bildes streng genommen entbehrlich waren, so ist es begreiflich dass sie der Künstlerauch in die Darstellungen des Gegenbildes hinübergreifen liess, dem sie, wie unten sichzeigen wird, noch näher angehören.

Leber der Darstellung des Aktäon erscheint, durch eine schmale, mit Sphinxen, Löwen, Panthern und Rehen verzierte, Binde nur wenig getrennt, in der oberen Reihe des-

(•) Apulische Amphora, beschrieben in Levezow's Ver-zeichniss und in „Berlins antiken Bildwerken" unter no. 1010.Hoch 3 Fuss \\ Zoll, Durchm. 1 Fuss 3^ Zoll. Das Aegina-Bild bei Panofka „Zeus und Aegina" (Berlin 1836) Taf. I, no. 1,wo auch in den hier zusammengestellten Mythen kosmische Ideenund eine nicht zufällige Ordnung derselben angenommen sind.Die Darstellung des Chrysippos erkannte Müller Handb. S. 643.

(2) Der Mythos des Aktäon ist auf der selinuniischenMetope (Serra di Falco II, 32), auf Sarkophagreliefs (MiliinGall. C. CI), einem altertümlichen Thonrelief (Sammlung Sant-angelo zu Neapel), geschnittenen Steinen (Winck. Stosch 11,93), auch einer Spiegelzeichnung (Inghir. M. etr. II, 46), abgebildet. Vgl. Müller Handb. S. 531. Gerhard Ann. d. Inst.III, p. 407- Panofka Cab. Pourtales p. 53 ff. Die uns bekanntenVasendarstellungen, selbst volcentische (Micali tav. C, 1.Durandscher Krater mit etruskischer Schrift: Mon. d. Inst. II, 8.Ann. VI, 265 ff) gehören alle der späteren Kunst an: so eineapulische Kelebe in der Sammlung Santangelo zu Neapel undein lukanisches Vaso a rot eile des Cabinet Pourtales (LabordeH, p. 37. Panofka pl. XXI, p. 53 ff.), ein andres Gefäss beiMiliin (Mon. ined. 1, 5. üj, noch eins aus Eboli (Kalpis: Ann.d. Inst. 111, tav. D, p. 407). Vgl. Elite ceramogr. 1, 100—103.

(*) Callim. Lav. Pall. 109 ff Ovid. Met. III, 206 ff Stat.Theb. 11, 203 ff Hygin. fab. 181. Die ältere Sage, der auchdas selinuntiscbe Metopenrelief folgt, liess ihn von Artemis

durch ein Hirschfell überdecken (Paus. IX, 38, 4). Vgl. MüllerOrchom. S. 348.

(4) Eine auf Ruveser Vasen häufige Geberde. Vgl. Ar-chenioros u. d. Hesperiden (Berl. Akad. 1836) S. 11.

(5) Bei Visconti (Pio-Clem. IV, 16), Miliin (Gall. XXXV,117) und sonst als Höre bezeichnet.

(6) Pan und Aphrodite. Vgl. Gerhard antike Bildw. XLV,1. 2, S. 290 ff- Panofka Musee Blacas pl. VII, p. 27. BraunAnn. d. Inst. IX, p. 249.

(7) Lajos und Chrysippos. Wiederholt auf zwei ebenfallsunedirten apulischen Gefässen, einer ansehnlichen Pelike imMuseum zu Neapel (Bull. d. Inst. 1S40 p. 188, 9) und einemkleinen Aryballos, den ich durch Dr. Braun kenne. Als Nebenfigurensind auf letzterem linkerseits Pan, rechterseits Aphroditeauf eine Herme gelehnt und der Pädagog angebracht.

(«) Aeschylos: Arg. Sept. c. Theb. Euripides: Ael. H.Anim. VI, 15. Vgl. Welcker Aesch. Tril. S. 354 ff.

(9) Die Sylbe lai drückt Ueppigkeit, Wollust aus: Welckerebd. not. 618.

(10) Apollod. III, 5, 5, 12: Aäiog, iv mlonow^M 61a-xikmv, em^svovrai Ilskom,, xal zov'cov natda Xqvainnov dgiia-TOÖQafiili' öidaaxüiv sqaodtlg dvagnaCsi. Aehnliches bei Athe-näus XIII, 79. Suid. v. OtifivQig. Vgl. Welcker Tril. S. 354, 16.Zwei verschiedene Sagen verbindet Hygin (fab. Sa): LaiusLabdaci fdius Chrysippum Pelopis fdium not/mm (von

selben Gefässes die durchaus neue(7) Darstellung eines ungleich seltneren erotischenMythos. Es ist die Lieb es Verführung der Lajos erlag, die erste unwürdige That, die imthebischen Labdakidengeschlecht eine Reihe nachfolgenden Frevels und Verderbens eröffnet; in der Tragödie hatte Aeschylos seine Oedipodee ohne Zweifel damit eröffnet, undeigens behandelt hatte den Gegenstand Euripides im Chrysippos (8). Fleischlich gesinnt,wie schon sein Name es kund gibt (9), hatte Lajos, in Elis weilend, den blühenden Sohndes Pelops, Chrysippos, entführt; beim Unterricht im Wagenlenken, sagt Apollodor (10),und auf einem Wagen wenigstens fahren auch auf unserm Vasenbild der Entführer sowohlals der Entführte einher. Fast unbekleidet, nur mit Wehrgehenk und einer flatterndenChlamys angethan, hält Lajos, selbst noch jugendlich, in seiner Rechten den Stecken zurSpornung vier sprengender Pferde, mit der andern Hand aber sowohl die Zügel des Wagensals auch den Knaben, den er als Beute umfasst. Beide blicken sich um nach Pelops, den seine stattliche phrygische Kleidung kenntlich macht und der bei nächtlicherWeile (fünf Sterne bekunden es), seinen zwei Speeren nach vielleicht als Jäger, sie ereilthat; Vater und Sohn breiten gegen einander die Arme aus, doch wird das Schicksal desletzteren durch Eros bezeichnet, der oberwärts gegen die Flüchtenden Kranz und Bindeausstreckt. Die Entführung ist zur Festscene geworden, wie auch eine aufgehängte Bindees kund gibt, und eben so wenig als Pelops den Wagen, hinter dem er erscheint, vermagder ähnlich bewaffnete, übrigens fast unbekleidete, Jüngling die Rosse zu hemmen, denener entgegentritt. Verschieden in seiner Tracht von jener phrygisch bekleideten Figur, diewir für Pelops halten, entspricht dieser Jüngling darin sowohl als auch in der Bekränzungvielmehr dem Chrysippos. Diese besteht, bei dem Knaben ganz deutlich, aus Myrtenlaubund kann, während das Haupt des Entführers mit bacchischem Efeu bekränzt ist, das naheVerhältniss des Knaben zu jenem Jüngling bezeichnen. Vielleicht ist ein Bruder, vielleichtauch ein Liebender lydischer Sitte (n) in ihm zu suchen; als Bruder kann Atreus, Thye-stes und mancher Andere (12) gemeint sein, und wäre Lajos nicht sonst bezeugt, so könnteder vielbesungene Hader der beiden Brüder im Knaben „Goldross", den sie nach andererSage ermordeten (13), so gut als im goldenen Widder (M) einen Gegenstand leidenschaftlicherBegier und Entzweiung gefunden haben. Allzu spärlich berichtet um jede Besonderheitdieses Bildes uns aufzuklären, ist, wie in so vielen ähnlichen Fällen, die Sage ergiebiggenug um ins weite Gebiet der Yermuthungen uns zu locken, von dem wir jedoch unsnach Möglichkeit entfernt halten wollen.

Endlich ist noch auf dem obersten engeren Raum des Gefässes eine dritte Liebesentführungvon hoher mythischer Bedeutung dargestellt. Es ist Zeus, der in Adlergestaltdie Asopostochter Aegina von Phlius nach der späterhin von ihr benannten Insel Oenoneentführt (J5): nach dem ursprünglichen Sinn dieses Mythos Zeus als Regengott und Aeginaals Flussgottstochter zur Tränkung des auf Aegina's Kegelberg hoffnungsvoll schauendendurstigen Landes (1(i), im schlichten Sinn unsres Vasenbildners vermuthlich nur ein erotischesBild wie andere mehr, das wir zunächst so wenig auf jenen Natursegen himmlischenRegens deuten möchten als auf den damit verknüpften dionysischen der mit Aegina verwandtenDia-Hebe (17). Wie dem auch sei, berühmt genug war der Mythos um theils imSinn alter Naturreligion statuarische Reihen (l8) hervorzurufen, theils im verzärtelten Sinn

Axioche: Schol. Eur. Or. 5) propter formne dlgnüatemNemeae ludig {Nemeis ebd. 272 statt „T/ieset/,s") rapuil.Quem ab eo Pelops hello reenperavit. (Und gleich darauf:) Hunc Atreus et Thyestes matris Hippodamiae impulsivinterfecerunt. Pelops cum Hippadamiam argue-ret, ipsa se interfecit.

(n) Lydische Knabenliebe, durch Tantalos, Pelops undAgamemnon bezeugt, von dem die bootische Aphrodite Ziqyvv-vk (Athen. XIII, 603 D) herrührte: Welcker Tril. S. 356.Der sie zuerst in Hellas übte, war Lajos (Aelian. V. H. XIII, 5);ein den Athenern ohne Zweifel beliebter Vorwurf gegen Theben(Böttiger Att. Mus. I, 347).

(12) Schol. Eurip. Oresr. 5: Ilslonog xal ^Innodapsiag(natdeg) Axqsvg, Qveöxr\g, Jiug, KvvöaovQOg, Koqiv&iog, "In-nalpog, "InnaGog, K'lscov, Aqyttog, AXxd^ovg, AIXtog, üixd-svg,Tqoi&jv, Nixinntj, Av<Sidixr\, xal ex xwog A%io%r]g vo&og Xq-ö-Ginnog.

(13) Auf Anstiften der übrigen Brüder und der Stiefmutter(Hygin. fab. 85) ward Chrysippos von Atreus und Thyestes ineinen Brunnen geworfen (Schol. Eur. Or. 5); nach Andern töd-tete ihn Atreus allein (Schol. Eur. Or S00) oder Alkathoos(Schol. Ap. Rh. I, 5i7) 0der tlippodamia (Plut. parall. min. 33)oder auch Pelops (Schol. Thuc. I, 9), oder auch er sich selbstaus Scham über die von Lajos ihm zugefügte Schmach (Schol.Eur. Phoen. 1760).

(14) Goldiamm der Pelopiden: Schol. Eur. Or. 10. Bo-chette Mon. p. 194. Ist in diesem Widder eine Regenwolkegemeint (Scholl Soph. Ajas S. 18), so darf auch im „Goldross"Chrysippos an Goldfluss und Pferd als an Regen - und Wassersymbolerinnert werden, zumal wenn Praxilla (Athen. XIII,603 A) denselben Chrysippos als Liebling des Zeus, als eleischenGanyraedes kannte, und schöne Jünglinge, deren einer er ist(Hygin. fab. 282), in gangbarer mythischer Redeweise Bürgenund Pfänder des Natursegens sind.

(,5) Aegina's Entführung: Pind. Nem. VIII, 6. Isthm.VII, 21. Paus. II, 5, 1. 29, 2. Apollod. III, 12, 7. Steph.OIvmvtj. Vgl. Panofka Zeus' und Aegina (Beri. Akad. 1835).Berlin 1836. 4.

(16) Nach Forchhammer (Hellenika I, S. 23 ff), dem ichin dieser Mythenerklärung folge.

(17) Panofka Zeus und Aegina S. 3 ff. Zu Phlius, vonwo Aegina durch Zeus entführt ward, verblieb der ihr ursprünglichidentischen Ganymeda-Hebe ein mehr infernaler, dem Dionysosmehr als dem Zeus entsprechender, Charakter, der in denGebräuchen der Kissotomie und des Asyls hauptsächlich sichkundgibt (Paus. II, 13, §).

(>8) Phliasische Statuenreihe (Paus. V, 22, 5): Zeus dieAegina fassend (Zsvg Xa^avoiisvog Alyivqg); daneben Nemea,Harpinna, Corcyra, Thebe und Aegina's Vater der FlussgottAsopos. Zeus und Aegina, statuarisch von den Phliasiern nach

Page 8: Apulische Vasenbilder - Gerhard

9TAFEL VII. EUROPA, KENTAUREN, AMAZONEN. 10

kecker Liebeswagnisse des Göttervaters bald Ueberraschung oder Verfolgung der schönenAsopostochter(19), bald auch den Raub darzustellen, wie er vielleicht nach Lysippos(20)auf unserm und auf noch manchem sonstigen Kunstwerk sich findet. Auffallender Weiseerscheint dieser Raub hier und sonst dergestalt, dass der in eiligem Flug befindliche Adlerdas Haupt der Schönen gefasst hält, deren Ausdruck dessenungeachtet keine Aengstlich-keit zeigt.

Uebrigens ist die Jungfrau lang bekleidet und mit einem wallenden Peplos versehen;Hals und Arme sind geschmückt Ihre Rechte ist niederwärts vorgestreckt; ihre Linkeruht, wie bei Schlafenden, etwa zum Ausdruck bewusstloser Sicherheit, auf der Brust (2l).Ein reicher und weit geöffneter Blüthenkelch breitet sich unter ihr aus; vielleicht ohneandre Bedeutung als wie der stets reiche Bilderschmuck ähnlicher Prachtgefässe sie mitsich bringt, vielleicht aber auch mit besonderer Hinweisung auf den üppigen Wiesengrundder allerorts sich zum Brautbett gestaltet, wo Zeus mit Here, Europa oder mit andern Genossinnen

seiner Gunst sich niederlässt (22).Auf der Kehrseite dieses Gefässes sind in fast eben so stattlichem Umfang Mysterien-

bilder den Liebesgeschichten aus der Heroenzeit gegenübergestellt, die wir bis hieher betrachteten. Dem Raub Aegina's am Hals der Vase entspricht in ganz ähnlicher Anordnung

der oft wiederkehrende blumenentsprossene Kopf der Mysteriengöttin Aphrodite-

Kora oder einer zu deren Gestalt verklärten Eingeweihten. Der Huldigung, die wir imBild des Chrysippos der Knabenschönheit dort dargebracht fanden, steht liier die Schmük-kung eines sitzenden Eingeweihten durch Frauenhände gegenüber, die Kranz und Traube,Fächer und Binde ihm reichen, während nebenher ein andrer bacchischer Jüngling mitZweig und Kantharos auf einen Pfeiler gestützt ist; einer sitzenden Eingeweihten, die jenemMysten entsprechend ebenfalls eine Schale hält, steht ferner ein Jüngling gegenüber undhält einen Vogel am Band, etwa die Taube Aphroditens. Ganz ähnliche Huldigungen, diesitzenden Eingeweihten durch vor ihnen stehende Personen zugewandt werden, zeigt endlich, dem gottvergessnen Aktäon gegenüber, auch das unterste Feld dieser Seite. Den Grup-pirungen, die mit gewohntem Mystcrienbeiwerk, mit Kranz, Binde und Leiter, mit Zw eigenund Trauben, auch einer Blume, um jene Sitzende, zwei Jünglinge und eine Frau, sich bilden, wäre es fruchtlos näher nachzugehn; doch gewinnt ihre Darstellung grösseren Reiz,wenn wir den oben für Aphrodite und Pan erkannten Figuren als Göttergestalten vonneuem begegnen, welche, den unteren Reihen beider Seiten gleich angehörig, den bis zumUeberdruss oft wiederholten Gruppen dieses Mysterienwesens hier ordnend zur Seite

stehen.

TAFEL VII.EUROPA, KENTAUREN, AMAZONEN.Stattlicher noch als am vorigen Gefäss Aeginas Entführung durch den in Adlergestalt verwandelten

Zeus, führt ein andres uns den Vater der Götter in einen Stier verwandelt alsRäuber der schönen Europa vor Augen. Auf einer Amphora mit Volutenhenkeln (J) sindzwei horizontale Darstellungen durch eine mit Fischen und Sepien verzierte Binde getrennt;die obere jener Reihen stellt, der neptunischen Andeutung jenes Zwischenbildes entsprechend, auf einem gleichfalls durch Fische, Muscheln und Sepien angedeuteten Raum Euro-pa's Zug über die Fluthen, von den Gottheiten des Meers umjauchzet, uns dar. Die vonDicbtern(2) und Künstlern (3) vielgefeierte Schöne ist reichbekleidet und geschmückt; aufdem kräftigen Thiere behaglich sitzend, fasst sie mit der Linken sein linkes Hörn, währendihre Rechte den Peplos über die Schulter zieht. Ein geschmückter Liebesgott mit einerBinde in der Linken schwebt dem stierleibigen Zeus voran. Ebenfalls vorwärts eilendbäumt sich vor ihm ein Seepferd, von dessen Rücken eine bekleidete Nereide in behaglichsterRuhe getragen wird; in der Linken hält sie als Wassergottheit einen Schilfstengel,in der Rechten als Genossin bacchischer Fröhlichkeit etwa ein Tympanum, und neben ihrflattert, dem erotischen Charakter des Ganzen entsprechend, Aphroditens Vogel, eine Taube.Andrerseits, links von Europa, steuert eine ähnliche Meeresbewohnerin nach entgegengesetzterRichtung; auf einem Seegreifen sitzend, erhebt sie mit der Linken einen Fächer,während ihre Rechte der nächstfolgenden Schifferin ein rundes Geräth, vielleicht einenSpielball, entgegenhält. Wir meinen eine lang bekleidete Frau mit hochflatterndem Peplos,welche die Delphine zügclt, auf deren Rücken sie ungewöhnlicher Weise (*) Fuss gefassthat, gleichzeitig aber den Blick und die Rechte der begegnenden Nereide zuwendet. Vielleichtist Amphitrite (5) hier dargestellt —, wenn ein Brautzug des Zeus durch die Flu-

Delphi geweiht (Paus. X, 13, 3), wobei Panofka (S. 7) eine

dem sitzenden Zeus spendende Aegina sich denkt.

(19) Zeus die Aegina verfolgend: vatikanischer Stamnos

mit Inschrift. Mus. Greg. II, 20, 1- Braun Bildw. Taf. VI.

(M) Der Raub in Adlersgestalt, den auch Lysippos (Pütt.

XXXV, 40) behandelt hatte, ist auch in der Fontana'schen Hy-dria dargestellt, welche nach meiner Zeichnung von Panofka(Zeus und Aegina I, 5) und De Witte (Elite ceramogr. I,17, 2) veröffentlicht ist. Ganz entsprechend, nur schöner undreicher, ist das Tischbein'sche (I, 26) Vasenbild der entführten„Thalia" (Gcdeta: Panofka S. 14 ff. Elite ceramogr. I, 16, p.31 ff.). Den vorangegangenen Moment glaubt Panofka (S. 8 ff.)in einer beliebten Gemmendarstellung zu erkennen, die anderwärts(Prodr. S. 75. 403) auf Kora bezogen ist. Auf Aeginascharfsinnig gedeutet, obwohl im Einzelnen noch nicht klar, istdie Frauengestalt mit Schildkröte und Adler eines Colonna'schenRelieffragments (Braun Bildw. I, 6).

(2i) Hie und da bei schlafenden Nymphen. Vgl. Venere-

Proserpina p. 40 ff.

(M) Hom. II. XIV, 347 ff. Welcker zu Schwenck S. 273 ff.

Den Platanus, unter dem Zeus und Europa ruhten (Theophr.H pl. 1 9? 5" ^'n' ^' **)' ze'Sen ^e Münzen.

(i) Amphora mit Volutenhenkeln, in Levezow's Ver-

zeichniss und in „Berlins antiken Bildwerken" beschrieben unterno. 1023. Hoch 3 Fuss 0 Zoll; Durchmesser 1 Fuss

4| Zoll rheinisches Mass.

(2) Apollod. III, 1, 1: Tivlq ds EvQWTirjV ovx liy^voqog,

äUu ®o'mxog Myovöi. (Heyne p. 212). Tavvqg Zsvg iqccad-dg(Hom. II. XIV, 321) nimsi öiä rijg ■d-cddWTjg 'Pööov anonliwvTtxvQog, og xsiqo^d^g ysvöfisvog smßißKöd-sTöccv diä rijg duldö-ßrjg sxdfjtKJsv slg Kq^tijv. Vgl. Mosch. II. Anacr. 35. Lucian.D. Mar. XV. Ovid. Met. II, 850 ff. Fast. V, 605 ff. HockKreta I, 83 ff. Böttiger Kunstmythol. I, 307 ff. Als ursprünglicheNacht- und Mondgöttin Kreta's ist Europa von Welcker(Kret. Kolonie. 1824) nachgewiesen.

(3) Europa auf dem Stier sitzend war schon von Pythago-

ras in Erz gebildet (Varr. L. L. V, 6, 31); häufige Kunstdarstellungen

, Münztypen nicht ausgenommen (Gortyn und Sidon;Denare der Volteja), wiederholen mehr oder weniger ausführlichdiesen der alten Kunst sehr beliebten Gegenstand. Vgl.Müller Handb. S. 498. In den älteren Werken der Plastik undMalerei, auf Skarabäen und archaischen Vasenbildern, liefernbacchische Attribute den Beweis, dass derselbe mit Kultusgebräuchendes Stierbacchus nah verwandt, vielleicht aus den-

then geht, ziemt es den Herrschern des Meers in der Nähe zu sein; sollte jedoch ihre Gegenwart

ohne Poseidon allzusehr uns befremden, so könnte auch Aphrodite (6) oder nocheine der Nereiden gemeint sein.

Im unteren Felde desselben Bilds ist in zweifacher Wiederholung, bekannten Kunst*

darstellungen entsprechende7), der Kampf eines jugendlichen Kentauren dargestellt, welchergegen einen mit Helm, Schwert, Schild und Beinschienen bewaffneten Lapithenansprengt. Beide Kentauren sind mit einem Thierfell, die Lapithen mit flatternder Chla-mys bedeckt. Der vorderste Kentaur ist im Begriff einen Stein, der andre etwa einenBaumstamm auf seinen Gegner zu schleudern. Ueberdies ist unter beiden ein Geräthzu bemerken: unter dem Kentauren zur Linken ganz deutlich eine grosse Fussbank,den geschlossenen Räumen von Peirithoos' und Hippodamias Hochzeit (8) wohl entsprechend, die als berühmter Anlass aller ähnlichen Kämpfe auch hier vorausgesetztwerden darf. Eben darauf ist ein umgestürzter Korb und eine nebenher liegende Schale

bezüglich.

Der Hals des Gefässes ist auf der bis hieher beschriebenen Seite mit einem mystischen

Eros verziert, welcher, eine Binde in der Hand, über einem Blumenkelch schwebt;ihm entspricht, wie häufig, andrerseits mit ähnlicher Verzierung ein reich geschmückterFrauenkopf, wie er auf ähnlichen Gefässen oftmals als Bild einer sterblichen Schönen gedeutetwurde, hier aber um so mehr auf die Dionysosgemahlin Kora, eine Hochzeits- sowohlals Emweihungsgöttin, bezogen werden darf, je näher an ihrem Götterbild Darstellungenihrer Eingeweihten hier sich befinden.

Unter demselben Kopf jener Göttin stellt nämlich die obere Reihe des Gegenbildesselben hervorgegangen sei (Vgl. Auserl. Vasenb. I, S. 115, 40.

II, S. 29. Taf. XC. CXLVHI). Gleich beliebt war in der späterenMalerei das Entführungsbild der Zeusgeliebten, wie alexan-drinische und römische Dichter es lieferten; so die von MüllerHandb. S. 498 aus Achilles Tatius I, 1 und dem Nasoniergrab(S. Bartoli 17) nachgewiesenen Wandgemälde, zu denen Lu-cian's Beschreibung des Raubes (Dial. mar. XV. Unten Anm. 5)als drittes gezählt werden darf,. und so auch die Vasenbildergrossgriechischer Kunst (Miliin Vases II, 6. Millingen Peint.pl. XXV), unter denen unser Gefäss durch Schönheit und reicheUmgebung das vorzüglichste ist.

(4) Eben so ungewöhnlich als ein Poseidon auf Rossen oder

Delphinen statt auf seinem Wagen sein würde.

(5) Ausser dem ganz eigentümlichen Vasenbild (Schale

des Sosias: Trinkschalen VI. VII), das Amphitriten als Wasserneben Hestia als Erdfeste zeigt, pflegt Amphitrite nur mit Poseidonzugleich abgebildet zu sein. So, auf einer von Rossengezogenen Quadriga stehend, waren beide im korinthischen Statuenverein

des Herodes Atticus dargestellt, den Pausanias II,1, 7 beschreibt und dem auch Münzen entsprechen (Vgl. MüllerHandb. §. 356, 2). Hauptsächlich ist Lucian's (Dial. mar.XV) Beschreibung hier zu vergleichen: Europa vom Stier getragenauf stillem Meer, Eroten fackeltragend zum Hymenäos,

Nereiden auf Delphinen, Tritonen und andre „ungrausige" Meergeschöpfe

das Mädchen umtanzend, Poseidon und Amphitrite zuWagen voran, endlich Aphrodite auf einer von Tritonen getragenen

Muschel blumenstreuend.(6) Aphrodite, die wir aus Lucian's Beschreibung so eben

erwähnten und die auf Poseidon's Wagen mit Amphitrite wechselt

(Auserl. Vasenb. I, S. 46), kann auch an aller sonstigen neptunischen

Darstellung Antheil nehmen: Müller Handb. S. 556-

(7) Kentauren- und Lapithenkämpfe, wie auf berühmten

von Alkamenes stammenden Reliefs, am Parthenon, Theseion

und am Tempel zu Bassä (Vgl. Stackeiberg Apollotempel S.66 ff.), und auch auf Vasengemälden, hauptsächlich des freierenStyls (Müller Handb. S. 584. Rapp. volc. not. *373), unterdenen das in zwei Reihen vertheilte Lambergsche Oxybaphon(Laborde I, 25. 26. Inghirami Vasi I, 92. 93) obenan steht.Vgl. Stephani Minotauros S. 49 ff.(s) Peirithoos' Hochzeit: Homer. Od. XXI, 296. Ovid.

Met. XII, 217 ff. Hippodamia's Bedrängniss auf dem phigali-

schen Fries: Stackeiberg Taf. XXIX. Ein Gemälde des Hip-pys, gleichen Gegenstands, erwähnt Athenaeus XI, p. 474 /j#

3

Page 9: Apulische Vasenbilder - Gerhard

IL TAFEL Vni~X. BELLEROPHON, MELEAGROS, GERYONES. 12

gewöhnliche Gruppen von Eingeweihten, die untere aber Amazonenkämpfe uns dar.Man erblickt drei Amazonen zu Pferde im Kampfe mit Griechen zu Fuss, die eine dieserGruppen überdies mit der Nebenfigur einer hülfreichen Amazone zu Fuss. Diese spanntden Bogen auf den Besieger ihrer so eben entwaffneten und mit ausgestreckten Armen umSchonung rufenden Gefährtin. Das Pferd, auf welchem sie sitzt, ist unterwärts von Lanzendurchbohrt und sinkt mit den Vorderbeinen so eben zusammen. Eine ähnliche Scenevergeblichen weiblichen Heldenmutlies zeigt sich in der nächsten Gruppe zur Linken: mitder rechten Hand die verwundete Brust fassend, fällt die Reiterin hinten über, währendsie mit der Linken die mondförmige Pelta noch festhält. Das zurückschauende Boss sprengtdem Sieger muthig entgegen, gleichsam um den Unbill seiner Herrin zu rächen Endlichzeigt eine dritte Gruppe zur Linken des Beschauers den Kampf noch minder entschieden;

die sprengende Reiterin hält die Linke noch fest am Zügel und schwingt mit der Rechtenihre Lanze gegen den andringenden Feind.

Diese griechischen, vermuthlich athenischen (9), Kämpfer sind sämmtlich, wie dieLapithen des Vorderbildes, mit Helm, Schild, Schwert und Chlamys versehen; die Amazonenmit kurzen gegürteten Gewändern, Kreuzbändern, flatternden Mänteln, phrygischenMützen und Jagdstiefeln. Im leeren Raum sind oberwärts verzierungsweise Binden, Blumenund Schalen angebracht. Weniger auf den dargestellten Gegenstand als auf den festlichenAnlass und Zusammenhang des Ganzen bezüglich, weisen uns diese Verzierungenauf den Grundgedanken zurück, der so verschiedene Gegenstände der Darstellung hier undauf ähnlichen Prachtgefässen verbindet: auf die Vereinigung weiblichen Reizes und männlicherHeldenkraft zum gemeinsamen Schmuck eines Hochzeitgeschenkes.

TAFEL VIII

BELLEROPHON, MELEAGROS, GERYONES.

Bei einem ziemlich nachlässigen Style der Ausführung ist dies ansehnliche Gefäss (1) durchmehrere anziehende mythische Darstellungen ausgezeichnet. Dem korinthischen B eller o-phon, seiner von Dichtern (2) und Künstlern (3) gefeierten Bekämpfung der Chimära undder Vermählung die darauf folgte, sind die verschiedenen Figurenreihen der ersten Seite(VIII. X. B) gewidmet. Mit Chlamys, Petasus, Jagdstiefeln und Wehrgehenk angethan,hält er in jeder Hand einen Speer; den in seiner Rechten gehaltenen führt er, vom oberhalbweidenden (4) Flügelross abgesprungen, gegen die bereits niedergesunkene Chimära.Bockskopf und Schlangenschweif des Ungethümes scheinen bereits erlegt zu sein; nochaber erhebt es die rechte Tatze und wendet trotzig sein Löwenhaupt nach der Seite desHelden. Ein hoher Apfelbaum dient neben dem Thiere zugleich zur Andeutung seines beschattetenLagers und zur Hinweisung auf den reichen Lohn seines Sieges (5). Von derandern Seite dieses Baumes, der Richtung entgegen in welcher die Chimära gelagert ist,schwingt eine kampflustige Frau ihre Streitaxt gegen dasselbe Thier. Ausgezeichnet durcheinen kurzen Chiton mit Gürtel und Kreuzband, durch Mitra, Beinkleider, zwei Speere undein mondförmiges Schild, ist ihre Bedeutung als Amazone unverkennbar. Eine solche alsTheilnehmerin jenes Kampfes zu sehen, steht in Widerspruch mit der homerischen Sage,die Bellerophon's Sieg über die Amazonen als dritte seiner Thaten nach den Abenteuernder Chimära und der Solymer kennt (G), wird aber hier wie auf ähnlichen Vasenbildern(7) gerechtfertigt durch die verschiedene Reihenfolge, in welcher Pindar den Amazonensiegjenen zwei andern Thaten voranstellt (8). In ähnlicher Weise wie sich Heraklesund Theseus nach blutigem Kampf Amazonen zur Ehe erkiesen, oder wie Amazonen demDionysos erst im Kampf gegenüberstelm, dann aber von ihm besiegt und begütigt einenTheil seines Heers ausmachen (9), wird auch ihr Ueberwinder Bellerophon im Chimära-kampf unsres Bildes mannhaft von ihnen unterstützt. Ausser der Vorkämpferin, die ihmbeisteht, eilen noch hinter Bellerophon zwei ihrer Gefährtinnen zu seinem Beistand imschwierigen Kampf herbei. Im Ganzen ähnlich bekleidet und bewaffnet, wie jene ersteAmazone, unterscheiden sie sich von ihr durch Ermangelung des Schildes. Beide sind

(9) Theseus, Peirithoos und deren Genossen, wie obenTaf. V.

(l) Amphora mit Voluten, beschrieben in Levezow'sVerzeichniss und in „Berlins antiken Bildwerken" unter no.1022; hoch 3' 9", Durchmesser 1' 10". Das Geryonesbild hatJ. de Witte erläutert: Nouv. Annales II, p. 124 ff.

(-) Bellerophon's Sieg über die Chimära: Homer. II.VI, 155—206. Pind. Olymp. XIII, 89 ff. Apollod. II, 3, 2Tzetz. Lyc 17. Ovid. Met. IX, 646. Vgl. Voss Mythol.Br. 1, S. 245 ff- Böttiger Vaseng. I, 101 ff Völcker Japet.Mythol. S. 129 ff Forchhammer Hellen. I, 236 ff

(') Bellerophon auf seinem Flügelross die Chimära bekämpfendwar am amykläischen Thron (Paus. III, 18, 7), am epi-daurischen des Asklepios (II, 27, 2) und in den Metopen desdelphischen Tempels dargestellt (Eur. Ion. 200 ff WelckerRhein. Mus. N. F. I, 23). Von erhaltenen Kunstdarstellungengleichen Gegenstandes (Müller Handb. S. 650 ff.) ist dem archaischenThonrelief aus Melos (Millingen Uned. II, 3- MüllerDenkm. I, 52) jetzt ein ähnlicher Chimärenkampf freierenStyls aus einem lykischen Grabe von TIos an die Seite zu stellen(Fellows Lycia p. 136). Der Münztypen (Müller Handb.S. 650) und Gemmenbilder (Tassie 9039 ff) zu geschweigen, erscheintder Gegenstand auf archaischen (Rapp. volc. not. 419".

Dubois-Mais. pl. XXXIV. Amphora im brit. Museum) und sonstigenVasenbildern. Von diesen letzteren, sämmtlich des späterenStyls, ist der Chimärakampf uns bekannt: d) auf einerunedirten Kelebe, deren Zeichnung vorliegt, in Umgebung Athe-nens und Poseidon's; ferner 6) als Gegenbild eines Orpheus imHades auf einer von Braun erläuterten, jetzt in Karlsruhe befindlichen, figurenreichen apulischen Vase (Mon. d. Inst. II, 50.Ann. IX, 242 ff); c) mit Iobates und Athene bei TischbeinI, 1 (Miliin Gall. XCII, 393. Inghirami Vasi I, 57); d) vonAmazonen umgeben auf einem Oxybaphon des Museums zuNeapel (Neapels Bildw. S. 264 ff.). — Den unmittelbar vorhergegangenen

Abschied von Iobates stellt ein TischbeinschesVasenbild (III, 38. Miliin Gall. XCV1I, 392) dar. Verwandt,aber seltsam und noch nicht genügend erklärt ist die Zusammenstellung

der Chimära mit Perseus (Stackeiberg Gräber d.Hell. Taf. XXXIX).

(4) Nur eben auf gleiche Sicherheit das Flügelross zügelnzu können, nicht aber auf Bellerophon's letztes Unglück (Pind.Isthm. VII, 44. Hör. Carm. IV, 11, 26; wie auch Müller Handb.S. 650), deute ich das Gemmenbild, welches ihn als kühnstenaller Rossführer, das in den Lüften schwebende Thier noch amZügel haltend, darstellt (Miliin Gall. CV, 394. Vgl. Beger Lucern. I, 28). Grasen und trinken lässt Bellerophon den Pega-

überdies mit einer Chlamys bedeckt und schwingen ihre Waffen, die bei der vorderstenKämpferin in einem Jagdspeer, bei der andern in zweien bestehen. Verschieden ist auchihr Kreuzband, das der vordersten Kämpferin fehlt, bei der folgenden aber geschmückterals bei der dritten ist.

Im oberen Räume sprengt mitten das Flügelross Pegasos einher, Athenens Geschenk,die es nach langem vergeblichem Mühen als Zügelungsgöttin ihm zäumen half (10); wie dasverwegene Thier, von ihr und vom Vater Poseidon (») ihm zugeeignet, dem Bellerophonlange Zeit willig am Zügel folgt, wagt er auch wohl allein es grasen zu lassen, währender davon abgesprungen als Fusskämpfer ficht. Der Held ist rechtshin nach den zuschauendenGottheiten, Athene und Hermes, gewandt, Athene erscheint ohne Aegis, langbekleidet, breitgegürtet, an Stirn, Hals und Armen geschmückt; der Helm und die lange Lanze,beide in ihren Händen, machen sie kenntlich. Ihr Blick ist dem Flügelross zugewandt,ihre sitzende Figur aber nach dem vor ihr stehenden Götterboten gerichtet. Dieser ist mitder Chlamys leicht bekleidet; seine Rechte ist ausgestreckt, in der Linken hält er denHeroldstab, sein Petasus ist an einem Band auf den Nacken herabgelassen. Die Myrten-bekränzung seines Hauptes wird durch die unverkennbare Mysterienbeziehung des ganzenBildes erklärlich(12). Diese ist sofort am äussersten rechten Ende, in einer zwischen beideFigurenreihen fallenden Höhe, durch einen stark gehörnten Panisk angedeutet, welcher inbehaglicher Stellung, die Beine gekreuzt, seine Linke auf eine Keule (13) stützt, in der Rechtenaber etwa eine Flöte erhebt. Bekränzt scheint auch dieser, und zwar auf ähnlicheWeise wie der gedachte Hermes. Die Gegenwart dieses bacchischen Lauschers erklärtuns noch zwei Figuren, welche, den zwei Gottheiten der rechten Seite entsprechend, denoberen Raum dieses Bilds, dem Beschauer zur Linken, abschliessen Dem Pegasos zunächstsitzt, in ihren Mantel gehüllt, eine geschmückte Frau, in deren Hand man das mystischeGeräth erblickt, das, einer Leiter (14) ähnlicher als einem Webstuhl (,5), neuerdings alsdoppelsinniger Ausdruck für Webstuhl und Weiblichkeit gefasst worden ist(16); ein nackterJüngling mit gekreuzten Beinen, in der Linken die Chlamys, in der Rechten ein vier-

sos auch auf dem Spadaschen Relief (Miliin Gall. XCVII, 391)und auf einem Karneol des Sostratos (Tassie 9052).

(5) Da Aepfel sowohl bei Kampfspielen, namentlich denpythischen (Anth. Pal. IX, 357: xonvog, (i^Xcc, attiva, nkvg),als auch zu erotischen Scherzen dienten und überdies der He-speridenbaum des Herakles ein Bild alles Segens geworden war,so gereicht ein apfelbeschwerter Baum zur Andeutung nahenSieges oder Liebesgenusses. Vgl. meine Abh. Archemoros u. d.Hesperiden (Berl. Akad. 1836) S. 67 ff Elite ceram. II, 97 A.

(6) Hom. II. VI, 186: tö rqhov av xcainscpvev A[iat,6vagävTiavdoag. Vgl. Forchhammer Hellen. I, 244. Ebenso Apol-lodor II, 3, 2.

(7) Monum. d. Inst. II, 50. Braun Ann. IX, p. 245 ff.Auch die angeblichen Phrygier des in Neapels Bildwerken S. 264beschriebenen Oxybaphon's (oben Anm. 3 d) werden nun wolbei näherer Prüfung sich als Amazonen bekunden.

(8) Pind. Ol. XIII, 63: og rüg ocpmdsog vldv nots Toq-yovog % noll' dfMpl xqovvotg TläyaGov rsv^cci noMoav snadov,tiqiv ys 01 XQVddfinvx« xovqcc %ahvdv TlalXug jjvsyx- «g oveioov ...Als XahvXtig (Paus. II, 4, 1) und 'Imdcc (Pind. Ol. XIII, 82).

(9) Poseidon {JapaXog nurriQ Pind. Ol. XIII, 69) erscheintzugleich mit Athene neben dem Chimärakampf eines apulischenVasenbildes (Anm. 3 «).

(10) Pind. Ol. XIII, 87: Gvv 6- exeivcp xai not' AjiaQovi-dcov .... yvvaixalov GtqcctÖv xai Xifiaiqav nvq Ttvsoiaav xai2okv[iovg gnscpvtv.

(") Bacchische Amazonen: im Sarkophagrelief des Domszu Cortona (Archäol. Zeit. Taf. XXX). Tanzend sind sie hie undda auf Vasenbildern (Neapels Bildw. S. 277 und sonst) zu erkennen, denen auch das Midasbild (Mon. d. Inst. I, 50. Archäol. Zeitung Taf. XXIV) angehört.

(12) Etwa wie auf der Kadmosvase der Königl. Sammlung(Etr. u. Kamp. Vas. Taf. C, S. 44, 19) in Bezug auf den nahenSieg die meisten Personen mit Lorbeer bekränzt sind.

(«) Gerhard Bildw. Taf. L1X. Elite ceram. II, 100.(14) Als Symbol mystischen Aufschwungs, wenn nicht als

bacchisches Theatergeräth, schien eine Leiter bisher zulässig:Etr. Spiegel I, S. 39, 31.

(15) „Machine a tisser": Miliin Tombeaux de Canose IV,p. 25. Vgl. Vases II, 16. Etwa wie der Stickrahmen bei Sta-ckelberg Grab. d. Hell. Taf. XXXIII. Panofka Cab. Pourtalespl. XXXIV, dessen Umrisse jedoch nicht rechtwinklich sind.

(16) Kreig: Millingen Ann. delT Inst. XV, p. 86 ff. Derscharfsinnigen dort gegebenen Erklärung des von einer jungenFrau („Baubo"), die auf einem Schwein sitzt, gehaltenen Ge-räthes unbedingt beizupflichten, hindert mich theils die Form

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13 TAFEL Vin —X. BELLEROPHON, MELEAGROS, GERYONES. u

ecktes(17) Hirtenrohr haltend, steht, rechts an einen Felsen gelehnt, ihr gegenüber. Manwürde geneigt sein, Pan nnd Echo, Pan und Aphrodite oder auch Aphrodite und Hermesin dieser Gruppe zu erkennen, wären nicht Pan sowohl .als auch Hermes bereits in demselbenBild lauschend vorhanden; eine Gruppe sterblicher Eingeweihten in diesem oberenRaum dargestellt zu glauben, hat jedoch ebenfalls seine Schwierigkeit. Auch an AdonisHesse sich denken-, doch ist dieser letztere aus unteritalischen Mysterienbildern bis jetztnicht hinlänglich bezeugt (18).

Ueber jener figurenreichen Darstellung von Bellerophon's Heldenmuth erblickt manauf dem Hals des Gefässes (X. B) eine beschränktere Scene, welche sich auf den Lohndes Siegers, auf seine Vermählung mit Iobates' Tochter Philonoe (w) bezieht. Diese, dieauch aus andern Kunstwerken nachweislich ist(20), erkennen wir in einer lang bekleidetenund mit phrygischem Kopfputz versehenen Frau, welche sitzend auf den vor ihr stehendenHelden blickt, während sie ein Schmuckkästchen, vermuthlich die von ihm dargebrachtenHochzeitsgaben, in ihren Händen hält. Der Jüngling, den wir wiederum für Belle-rophon halten, ist mit Chlamys, Wehrgehenk und Stirnbinde, in der Linken mit zweiLanzen versehen; seine Beeilte ist mit sprechender Geberde gegen Philonoe ausgestreckt.Ein anderer junger Mann, gleichfalls mit Speeren in der Hand, in seiner Bekleidung nurdurch Ermangelung des Wehrgehenks von Bellerophon unterschieden, steht, an einen Felsgelehnt, neben ihm; da ein Waffengefährte Bellerophon's uns weder genannt noch dargestelltwird, so halten wir ihn vielmehr für Philonoe's Vater Iobates, dessen jugendlicheErscheinung im Styl und Kunstgebrauch dieser Vase seine Bechtfertigung findet (21). SeinBlick ist gegen einen von zwei Dämonen gerichtet, welche an beiden Enden dieses Bildesvertheilt sind und für die Zeugen und Herolde von Bellerophon's Tapferkeit gelten können.Es ist die Bede von zwei Jünglingen, welche durch Nacktheit und Nebenwerk, Chlamys,Stirnbinde, Beschuhung und Lanzen, den beiden vorgedachten ganz gleich, durch Beflüge-lung aber vor ihnen ausgezeichnet sind. Wir sind berechtigt die geflügelten Kriegsdämonenin ihnen zu erkennen, welche uns durch alterthümliche Vasenbilder nachgewiesen und mitWahrscheinlichkeit für die getreuesten Diener des Kriegesgottes, Deimos und Phobos,Schrecken und Furcht, erklärt worden sind(22).

Auf der Kehrseite unsres Gefässes (IX. X. Ä) erblicken wir in nicht minder figurenreicherZusammenstellung den Kampf mit dem Kaiydonischen Eber. Mitten im Gewühlkämpfender Menschen und Thiere erscheint das vielbesungene (23) und aus Werken der

desselben, theils der Mangel aller sonstigen frivolen Beziehunghei dessen häufige Darstellung. Wäre ein xrelg gemeint, sokönnte in einem andern entsprechenden Symbol auch eine Andeutungdes Phallus kaum fehlen; es sind aber nur Spiegel(Miliin Vases II, 57), Kränze (Dubois no. XLI, 2), Efeuzweige(Miliin II, 16) und ähnliche Attribute, welche gemeinhindamit verbunden erscheinen.

(ir) Diese fast quadrate Bildung der Syrinx ist auf Vasenähnlichen Styls keineswegs unerhört. Vgl. Gerhard Mysterien-bilder Taf. I. (Archäol. Zeitung Taf. Xlll) und sonst.

(,s) Vermuthungsweise hei Erklärung der grössten bis jetztbekannten Ruveser Vase (Schulz Bull. d. Inst. 1842, p. 58 ff.)und einer volcentischen von späterem Styl (De Witte Cab. Durand

no. 115).(19) Hom. II. VI, 122: dldov ö' öye ■9-vyarsQa jjv. Apol-

lod. 11, 3, 2: dovg ttjV ■d-vywveoct- Oikovöijv. Eben so Schol. Ly-cophr. 17. Dieselbe heisst Antikleia (Schol. Find. Ol. XIII, 83)und auch Kasandra (Schol. Hom. 1. c). Vgl. ForchhammerI, S. 144 ff.

(20) Bellerophon, Iobates und Philonoe bilden das Personalmehrerer Vasenbilder, deren Gegenstand mit dem Abschied vonPrötos und Stheneböa verwechselt zu werden pflegt. Der öftersdaneben stehende Pegasos (Anm. 8) ist auch nicht entscheidend,um auf Iykisches Lokal und auf die Zeit bereits vollbrachterAbenteuer zu deuten. Indess ist Iobates und mit ihm Philonoeunverkennbar, wo Bellerophon die Täfelchen nicht empfängt, sondernübergibt; so a) in einer Amphora des Museums von Neapel(auch nach Müller Handb. S. 650); Philonoe kuschend im Hintergrund, den Pegasos am Zügel haltend. R. Libation. UntenLiebesverfolgung. Neapels Bildw. S. 291. Vgl Dubois-Mais.pl. LXIX „Prötos, Anteia". — Ferner 6) in einem ähnlichenGefäss ebendaselbst (Neapels Bildw. S. 327): Iobates sitzend,hinter ihm Philonoe, eine Frau mit Stirnkrone, Schleier und Kästchen, Bellerophon ohne den Pegasos. R. Hochzeitlich, als „Iu-piter, Iunon, Pitho" in der Elite ceram. I, pl. 29 B. — Nochentschiedener auf Philonoe bezüglich, ist c) ebendaselbst (NeapelsBildw. S. 310) ein Oxyhaphon, wo Bellerophon, den Pegasosführend, an einer Hausthür, vermuthlich der des Iobates,als Sieger von einer Frau begrüsst wird, die eine Schüssel mitLiebesäpfeln sammt einem Spiegel hält. Sollten ebendahin nichtauch die Begrüssungsscenen gehören, die Welcker (Bull. Nap.I, p. 34. Vasen des Neapler Museums und des Hrn. Temple)auf Stheneböa's falschen Abschiedsgruss deutet? — Auch d) eineKalpis der Catalani'schen Sammlung zu Neapel, wo zwischenzwei wehrhaften Jünglingen eine phrygisch bekleidete Frau siz,-zend ein Kästchen öffnet, kann .auf Philonoe und deren Brautgeschenk

bezogen werden. Auf einer Jatta'schen Amphora dagegen

, deren Zeichnung vorliegt (Oben Orest. R. Bacchisch),wird Stheneböa, zwischen einer Dienerin und einem Hündchenbehaglich sitzend, mit Recht erkannt (Bull. Nap. II, p. 141),wenn anders Prötos, die Täfelchen überreichend, dort kaum zubezweifeln ist. Ebenfalls entschieden ist auf anderen seltenenDarstellungen die an Stheneböa genommene Rache (InghiramiVasi I, 3. Welcker Giiech. Trag. II, 777 ff. Bull. Nap. I,

p. 34).

(21) In der gesammten Götter- und Heldenversammlung

beider Seiten dieses Gefässes sind nur Geryones und Ankäoshärtig gebildet, vielleicht um die Heldenkraft dieser Gefallenen

noch anschaulicher zu machen.

(2J) Deimos und Phohos, des Kriegsgottes Söhne: Plut.

Amat. XVIII. Vgl. Panofka in den Hyperbor. röm. Studien I,S. 245 ff. Mon. d. Inst. III, 24 (Ann. XII, p. 169). Auchunbeflügelt: 06ßog, Auserl. Vasenb. II, S. 136. Die BenennungAgon, die wir bei einzelnen Figuren ähnlicher Bildung vorziehen(Auserl. Vasenb. II, 118. S. 124, 20), ist für ein solchesPaar von Dämonen und im Zusammenhang der Darstellung weniger

anwendbar.

(») Kalydonische Jagd: seit Homer. II. IX, 543 ff.

Vgl. Apollod. I, 82, 2. Diod. IV, 34. Paus. VIII, 45, 4. Anton. Lib. I, 2. Ovid. Metam. VIII, 299 ff. Hygin. fab. 173.

(24) Die Kalydonische Jagd war der Gegenstand berühmter

Skulpturen am Giebelfeld zu Tegea (Paus. VIII, 45 4);auch am amykläischen Thron (Paus. III, is, 9) war sie dargestellt. Von Aristophon und Apelles war sie gemalt (Plin.XXXV, 40, 32. 36, 16); ein drittes antikes Gemälde beschreibtPhilostratus (imag. 15). Archaische Vasen und Spiegelzeichnungen

(Etr. Spiegel II, 173), die dahin einschlagen,sind bei Erläuterung zweier Amphoren des Königl. Museums(Etrusk. und Kamp. Vasenbilder Taf. X, S. 12) erwähnt worden; schriftliche Belehrung ist durch eine dieser Amphoren"(Berlins Bildw. no. 524) und durch die noch unedirte volcenti-sche Kylix, gegenwärtig zu München („Les soixante paroles":Reserve etrusque p. 18. Bull. d. Inst. 1830, p. 4), gegeben.Grossgriechische Darstellungen desselben Gegenstandes findensich als Gegenbild der von R. Rochette herausgegebenen angeblichenOrestesvase des Königl. Museums (no. 1003. UntenTaf. B) und in mehreren Vasen der Fontana'schen Sammlungzu Triest (Taf. B). Vgl auch Miliin Gal myth. CHI, 411 — 413.Dass die unserm Vasenbild übrigens ähnliche Darstellung des.Cabinet Pourtales pl XI (Panofka p. 57 ff.) hieher gehöre,ist wahrscheinlich, aber nicht durchaus sicher; wo weder Ata-lanta noch sichere Heroen der kalydonischen Jagd nachweislich

Kunst vielbekannte (24) borstige Ungethüm, durch braune Färbung (25) vor den umgebenden

Jägern und zweien Hunden hervorgehoben, von denen der eine weiss ist; zwischendiesen, deren Angriff aus höherem Raum erfolgt, wird es von einem Jüngling bedroht,dessen geschwungene Keule es wahrscheinlich macht, dass des Herakles Waffengeföhrte,Iolaos (2G), in ihm gemeint sei. Dieser Gefahr ohngeachtet wendet das edle Thier nachder anderen Seite sich um, wo aus tieferem Raum ein unfehlbares Verderben ihm droht.Neben einem bereits getödteten Hund stürmt der Anführer der Heldenschaar, Meleagros,heran (27), ausgezeichnet durch Lorberbekränzung (28), aber noch unverkennbarer durchdie gewaltigste aller hier sichtlichen Landen, die er im Vorgefühl seines Sieges dem Thierin die Weichen zu bohren sich anschickt. Als nächster Genosse seines Kampfes hat ihmgegenüber ein Jüngling edelsten Ansehns, die Jagdspeere an sich haltend, das Schwert gezogen

. Man ist vielleicht versucht ihn und den mit dreifacher Lanzenkraft hinter ihmnahenden Jüngling für Althäa's Brüder, die neidischen Mitbewerber um Meleagros' Ruhm,die Söhne des Thestios, zu halten; die Sage gibt uns jedoch wenig Befugniss dazu(29).Eher wäre an Theseus und an Peirithoos zu denken, denen in Darstellungen, welche, wiediese, der attischen Kunstrichtung angehören, ein Ehrenplatz unter den kalydonischen Jägernnicht leicht fehlen konnte (30); doch macht die Vergleichung ähnlicher Jagden (n),namentlich des von Philostratus beschriebenen Gemäldes, wo Peleus mit Meleagros alleingenannt ist (32), es ungleich wahrscheinlicher, dass in Begleitung des Telamon (33) Peleusgemeint sei, dessen hephästisehes Schwert ihn vor andern Kämpfern gerade hier unterschied(34), mit denen er übrigens die kurzen Jagdspeere gemeiu hat. Ebenfalls mit gezücktenSpeeren möchten wir, etwas tiefer als Peleus gestellt, den thessalischen Iason (35),unmittelbar aber hinter dem Angriff des Meleagros, den Mopsos, Hippothoos, am liebstenden Amphiaraos erkennen: alle diese mehr darum, weil eine Stelle in dieser Heldenschaarihnen gebührte (3Ö), als wegen besondrer Kennzeichen, die in der gemeinsamen Tracht undBewaffnung dieser Jäger kaum verlangt werden können. In Mitten beider Helden, tief untenim Bild, stirbt neben zwei auf den Eber stürmenden Hunden, unbeachtet bei wogendemKampfgedränge, Ankäos (37), der trotzige Sohn des arkadischen Lykurgos, Atalante'sFeind, der seinen Unmuth über der Jägerin Waffenglück durch des Ebers Zahn büssenmusste; durch volleren Bart als ein Aelterer neben Jünglingen bezeichnet und nah seinem

Ende zu Boden gesunken.fasst er die wunde Brust und hat die Streitaxt schon fallenlassen, mit der er den Eber zu fällen sich sicher dünkte (38). Atalanten dagegen, welchesind, kann noch manche andre ähnliche Jagd, die des Thersan-

dros (Dodwell'sches Gefäss: Müller Denkm. I, IS) sowohl als sonstigemythische Qivrufaxag, JloXvcfafiog Hancarv. I, 4. Inghir.M. Etr. V, 56. Hokvcfafiog u. a. Mus. Greg. II, 17. Archaisch)oder näher liegende (Rapp, volc. not. 489: Kylix r. Fig., jetztim Königl Museum) zu verstehen sein. Ganz willkürlich wirdauch die des Odysseus hei Autolykos von Tischbein und Miliin(Gall. CLXXII, 628. Inghir. Gall. Omer. III, 115) vorausgesetzt; eben so wenig lässt sich auf Vasen an die des Hippoly-tos denken, die auf Sarkophagreliefs (Müller Handb. S. 643.Gori Inscr. III, 23. 42) mit Darstellungen der kalydonischenJagd (Gori III, 24. 36; beidemal mit Dioskuren. Miliin GallCHI, 411 — 413. Müller Handb. S. 649) wechselt.

(^) Braune Färbung auch auf der Vase des Cabinet Pourtales

.

(2C) Iolaos, den Apollodor übergeht, war im Giebelfeld

zu Tegea dargestellt; bei Ovid und Hygin wird er unter denkalydonischen Jägern erwähnt, und scheint durch Inschrift auchin der archaischen Amphora des Königl Museums (Etr. u.Kamp. Vas. Taf. X, S. 13) nachgewiesen zu sein. Die Keuleträgt er theils für Herakles, theils auch als Gleichbewaffneterneben demselben (Auserl Vasenb. II, S. 58, 10).

(27) Ganz ähnlich und für die obige Darstellung bestätigend

wirdMeleager auch bei Philostratus (jun. 15) beschrieben: msoeißag sv TiQoßolrj t<S Xam nodi s&vzov 6 MeXeayoog,xal xrp ßdmv TijQijffccg äccfakwg sxdixetai r^v og/u^v xov avög,Mymv inoGrqaag. Dass hier nicht der linke, sondern der rechteFuss vortritt, lässt die Wendung des Thiers wie seines Bekäm-pfers umgekehrt denken. Verschieden ist dort auch die Bekleidung, nämlich schwerer: ia&rjg de Isvxij vtieq yövv xal xqij-riig vniq 6(pvqov ... XXafivdu rs xozx<xßa<pij vntq av%svog xoX-

nmdag tö fhjqiov vifiGtuvai.

(28) Etwa wie Kadmos beim Drachenkampf (Etr. u. Kamp.

Vas. Taf. C); an Amphiaraos zu denken, bei dem der Lorbeerpriesterlich wäre, ist unzulässig, weil die in Rede stehendeFigur offenbar die Hauptperson ist.

(29) Als Häupter des kalydonischen Zuges mit Meleager

(Anton. Liber. 2) waren die Thestiaden vielleicht auch imtegeatischen Giebelfeld dargestellt, aus dem sie Pausanias erwähnt; doch wird selbst in Ovid's ausführlicher Erzählung ihnenkeine besondre Heldenthat beigemessen, und es darf daher ihreErscheinung bei einer vom häuslichen Sagenkreise des Oeneusunabhängigen Darstellung der Eberjagd nicht für unentbehrlich

gelten.

(30) Von Theseus beginnt bei Ovid (Met. VIII, 270)

die Erzählung des ganzen Abenteuers:

Hujus opem Calydon, tjuamvis Melengron /laberet,Sollicita supplex petiit prece.(u) Beide Unzertrennlichen werden auch von Apollodor

und Ovid erwähnt, und waren am Giebelfeld zu Tegea dargestellt

.

(32) Peleus (mit Meleagros und Atalanta) Philostr.

jun. 15: zotlxovg yäq dij rovg xad-siÄVTag xov <Svv (prjalv \

rqcuprj.

(33) Als kalydonische Kämpfer werden Peleus und Te-

lamon allerorts erwähnt: im tegeatischen Giebelfelde sowohl,als bei Apollodor, Hygin und Ovid. Peleus allein, der bei diesemletzteren (Met. VIII, 380) mit seinem Genossen Telamonauftritt und diesen schützt, ist auch in der inschriftreichen volcentischen

Kylix (Reserve <5fr. no. 1) und in der archaischenAmphora des Königl Museums durch Inschrift kenntlich gemacht

(Etr. u. Kamp. Vasenb. X, S. 13).

(34) Philostr. jun. 15: JTijXevg de ovtoc nQoßeßtyvcu (foi-

pixovp (f&qog. Mdyaiqa de cevriS ij nao' 'Hyalarov ev %eq(Slv,sxde%oiiem %f(v tov ßvdg oq^v. Jenes Schwert, ein Lohn seinerTrefflichkeit (Aristoph. Nub. 1063. Vgl die Scholien nachHesiod), vielbesungen, wie auch aus der Sage des verstecktenund wiedergefundenen hervorgeht (Apollod. III, 13. 3. Welckerzu Philostr. p. 670), war des Peleus Abzeichen, wie die chironischeLanze und all deren Wunder (on %v naq' airr[ d-av^ia:Philostr. Her. 208=732) seinen Sohn Achill vor Andern auszeichnete

.

(35) Iason, ein kanonischer Jäger nach Apollodor, Ovid,

Hygin und der volcentischen Schale; im tegeatischen Giebelfeld

wird er nicht erwähnt.

(36) Dem Amphiaraos vorzugsweise (Anm. 42), aber

auch dem Mopsos nach Ovid, Hygin und der volcentischenKylix, und dem Hippothoos, des Kerkyon Sohn, nach Ovid,Hygin und dem tegeatischen Giebelfeld. Auch Peirithoos(oben Anm. 31. Ovid. Met. VIII, 403) könnte in Rede kommenwäre er nicht zu weit von der Figur entfernt, die wirneben Atalanta für Theseus halten.

(37) Ankäos nennt ihn die Inschrift der archaischen Amphora

no. 524 (Etr. u. Kamp. Vasenb. Taf. X, Anm. 11), undeben so heisst der Gefallene auch in der Eberjagd des Ther-sandros (Dodwell'sches Gefäss: Müller Denkm. I, 3, 18). AlsHauptfigur wird er auch bei Erwähnung der vorgedachten(Anm. 16) Gemälde von Plinius genannt, womit das Gemälde,welches Philostratus beschreibt, wohl übereinstimmt.

('s) Ovid. Met. VIII, 391. 401: Eece furens contra

sua /ata bipennifer Areas . . . coneidit Ancaeus.

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15 TAFEL XI. HERAKLES UND HESIONE, URTHEIL DES PARIS. 16

den Unmuth der Jager durch erste Verwundung des Ebers reizte (39), sehn wir, geschmücktund ungeschwächt, in ihrer Jägertracht der Artemis ähnlich und von einem Jagdhund, wiediese, begleitet, linkerseits auf der Höhe des Bildes, den Bogen zu spannen bereit, für welchensie mehr denn Einen Pfeil in Bereitschaft hält (40). Im leeren Raum über ihr deutetein Hirschgeweih die erfahrene Jägerin, hinter ihr ein Apfelzweig die Siege an, die auchder Liebesgott ihr zu schenken bereit ist (41), dagegen auf gleicher Höhe des Bildes zweiLorberstämme in ähnlicher Art den unfehlbaren Sieg der Helden bezeichnen. Drei dieserHelden haben wir noch zu erwähnen. Zwischen Atalanta und Iolaos hält, in nicht mindererKampflust als diese bezeigen, ein andrer rüstiger Jäger einen seiner drei Speere zumWurf gegen den Eber bereit; einer der Hunde läuft neben ihm, deren unmittelbaren Angriffauf das furchtbare Wild wir gleich anfangs erwähnten. Vielleicht ist Amphiaraosgemeint, dessen Theilnahme an der Jagd von Apollodor als erfolgreich neben dem SiegAtalanta's und Meleager's bezeichnet wird(42), obwohl Ovid sie verschweigt. Auch anMopsos oder Hippothoos Hesse, wie oben, sich denken; doch scheint ein Ehrenplatz, wiein Atalanta's Nähe dieser ist, vorzüglich dem Theseus zuzukommen, den wir schon vorhervergebens suchten, und dessen Gefährten Peirithoos wir bei dem Figurengedränge derzahlreichen Jäger wol nicht nothwendig an seiner Seite zu suchen haben.

Weniger zweifelhaft ist die Bedeutung der beiden noch übrigen Figuren; durch einenLorberstamm in ihrer Mitte und über den Häuptern durch Sterne bezeichnet, einherspren-gend auf Rossen, für deren kundigste Tümmler sie galten, sind in diesen schon gedachtenFiguren Kastor und Polydeukes, die Söhne des Zeus unverkennbar, deren Antheil amkalydonischen Abenteuer in wenigen Sagen und Darstellungen desselben verwischt ist(43).In ihrer Tracht und Bewaffnung sind sie von den beschriebenen Jägern kaum unterschieden: Chlamys und kurze Speere sind ihnen mit diesen allen gemein, das schmückendeStirnband, welches fast keinem der Jäger fehlt, mag einem der Dioskuren, wie dort demTheseus, wol nur zufällig fehlen, und eben so kann es nur zufällig sein, dass der Petasus,welcher einem derselben über den Nacken herabhängt, bei dessen Bruder, welcher inVorderansicht erscheint, verdeckt und ohne Andeutung geblieben ist. Wehrgehenke bemerktman an ihnen nicht, vermisst man jedoch auch an mehreren der übrigen Jäger (u).

Wie auf der zuerst beschriebenen Seite, wird auch dieses stattliche Bild, unter denKunstdarstellungen der Meleagerjagd bis jetzt das umfassendste, von einem andern (X. A)

überragt, welches den Hals des Gefässes bedeckt. Der Sieg des Herakles über Geryones^), ein in Gefässmalereien späteren Styls eben so seltener als in archaischer Zeichnunghäufiger Gegenstand (M), ist diesem Verhältniss gemäss in nicht gewöhnlicher Weisehier abgebildet. Herakles mit leicht umgeschlagener Löwenhaut schwingt mit der Rechtendie Keule gegen den Riesen, während seine Linke etwa eine der Lanzen desselben alsBeute hält. Eine Siegsgöttin schwebt ihm mit Kranz und Binde entgegen, während derfast überwundene Gegner, zum Theil gesunken, noch Widerstand leistet, Statt der gewöhnlichendreileibigen Gestalt ist nur ein doppelter Körper an ihm zu bemerken; eineauch sonst, obwohl selten, bezeugte (*7) Besonderheit, die im Gegensatze von Ober- undUnterwelt um so mehr sich erklärt, je weniger die symbolische Dreigestalt des Geryonesvom Bezug auf die Dreiheit der Weltregionen sich ablösen lässt. Einer der beiden Körperliegt bereits niedergestreckt auf seinem Schilde; der andre dagegen ist, obwohl vonder Last seines Lebensgenossen gebeugt, noch unversehrt und erscheint mit geschwungenemSpeer zum letzten Kampfe bereit. Ein grosses Schild deckt seine linke Seite; übrigensist er behelmt und kurzbekleidet. Als zuschauende Gottheiten sind wiederum Atheneund Hermes gegenwärtig; Athene linkerseits durch vollständige Bewaffnung kenntlich, alsstete Beschützerin des Herakles, rechterseits Hermes an einen Fels gelehnt und auch ohneBeflügelung durch seinen Heroldstab hinlänglich bezeichnet: wahrscheinlich als Seelenführerdes isterbenden Riesen (48), womit auch des Gottes gesenkter Blick wohl zusammenstimmt. Zwei Bäume schliessen, an beide Enden vertheilt, diese Darstellung ab; ihr Wuchsist der Meinung entgegen, dass hier in Olivenbäumen eine Anspielung auf das Eiland Ko-tinusa enthalten sei(49), und gebietet vielmehr, ganz wie in den ähnlichen Bäumen desunteren Bildes, hier Lorberbäume als übliche Zeichen des Siegs zu erkennen.

X. C. D. Von dem reichen Bilderschmuck dieses Gefässes ist selbst der Fuss des-selben nicht unbetheiligt geblieben. Auf Meeresgrund, den ein Fisch und Muscheln andeuten, schweben Nereiden einher. Zwei derselben haften an fröhlich bewegten Delphinenund halten je einen Spiegel in ihrer Linken; zwei andere sitzen fester auf Hippokam-pen. Da keiner der beschriebenen Mythen diese neptunische Darstellung veranlasst habenkann(50), so ist sie vermuthlich mit der auch auf andern Kunstwerken nachweislichen (5I)Schiffahrt zur Insel der Seligen und mit der Grabesbestimmung dieses Gefässes in Verbindung

zu setzen.

TAFEL XL

HERAKLES UND HESIONE, URTHEIL DES PARIS.In der oberen Reihe dieses reichgeschmückten und wohlgezeichneten Gefässes (1) erscheintHerakles stehend vor einem thronenden Könige, vermuthlich Laomedon, dem der Heldnach Hesione's Befreiung die verheissenen Rosse (2), Zeus' berühmte Gabe für Ganyme-des(3), abfordert. Bei dieser auf Werken der Kunst nicht häufigen Darstellung (4) ist derLaomedon unsres Bildes nach asiatischer Sitte lang bekleidet, breitgegürtet, mit langenAermeln und gekreuzten Brustbändern versehen; sein linker Arm stützt ein seltsam gekrümmtes, vielleicht als Sichelstab den furchtbaren Herrscher bezeichnendes (5), Scepterauf, während seine Rechte das leichte Obergewand über die Schulter zieht. In gewöhnlicherTracht erscheinen dagegen, mit Chlamys, Wehrgehenk und hochgebundenen Sohlen

(*>) Atalanta: Apollod. I, 8, 2. Ovid. Met. VIII, 3S0.(*>) Bewegung sowohl als Tracht dieser Atalanta stimmen

sehr wohl mit der von Philostratus (jun. 15) beschriebenen überein: liralävTri 71qö%si,q6v snt&sXCa Tg vsvqq ro ßskog ä<p^asivueXlei. "EtSralrai 6s iadiJTi (isv vnsg yovv, xQrpüöa. 6s tqXvnoöotv ävtJTtTctr xal al zstgeg ig mfiov yv\ivca 6iä rd ivsqyägsivai, rfs iG&ijrog ixst ig neqövag ^vvsxo{iiv^g.

(«) Wie hinsichtlich des Apfelbaums schon oben (Anm. 3)bemerkt ward.

(42) Apollod. I, 8, 2: nqoärri PiV UtaXävtii slg ra vmtaerö&vos, SevtsQog 6s l4(i<piäQaog slg rdv oydalpöv, MsXsa-YQog 6s avrdv stg rdv xevsüva. nXfäccg änsxxsivs. Dass Amphiaraosdort als Schütz genannt ist, würde bei der einförmigenDarstellungsweise dieses Bildes kein Hinderniss sein. Erwähntist Amphiaraos auch hei Ovid (nicht bei Hygin), und im tegea-tischen Giebelfeld war er dargestellt neben Kastor.

(4S) Die Dioskuren sind erwähnt bei Apollodor, Ovid,Hygin; auch im tegeatischen Giebelfeld waren sie dargestellt.

( ) Nämlich an denen, die wir für Iason und Amphiaraos

halten, wie auch an Ankäos. Bei Peleus, der sein berühmtesSchwert zieht, ist dessen Umgürtung oder Scheide ebenfallsnicht sichtlich.

(«) Geryones: Hesiod. Theog. 287. 981. Apollod. II,5, 10. Zoega Bass. II, p. 79 ff. De Witte Nouv. Ann. II,p. 130 ff- Gerhard Auserl. Vasenb. II, 104 B ff. S. 69 ff-

(■*«) Rapp. volc. not. 368. De Witte Nouv. Ann. II, p.115 ff. Auserl. Vasenb. II, 104 B — 108. S. 75. 76. Darstellungenmit röthlichen Figuren giebt ausser der volcentischen Ky-lix von guter Zeichnung (Nouv. Ann. pl. XVI. XVII) nur unserGefäss und ein gleich spätes bei Millingen Peint. pl. XXVH.

(V) Entschieden nur zwei Körper bietet auch ein archaischesVasenfragment bei Hrn. Panckoucke dar (Nouv. Ann. II,pl. C, 1838). Vgl. Nouv. Ann. II, p. 123. Auserl. Vasenb. II,S. 72, 38.

(■*8) Seelenführer: nach De Witte Nouv. Ann. I, p. 125.(*>) Kotinusa: De Witte ebd. Mehr für diese Ansicht

spricht der ähnliche Baum auf der volcentischen Schale, wenigerder Oekweig, den Hermes zugleich mit dem Heroldstab

angethan, zwei hinter ihm stehende Jünglinge, in denen wir zunächst geneigt sind auchohne irgend eine Spur asiatischer Tracht (6) Personen von Laomedons Gefolge zu vermu-then. Auffallend ist bei dem vordersten jener Jünglinge die vollkommene Symmetrie, inwelcher er dem Führer Hesione's, Telamon, am linken Ende des Bildes gegenübersteht:dieses in Tracht und Bekränzung, aber auch selbst in dem Unterschied, dass jener Hesione's Fesseln hält, dieser ihr einen Kranz entgegenträgt, jener seine zwei Lanzen erhobenhat, dieser die gleichen Waffen schräg umgekehrt zeigt. Wäre es mit der Sage vereinbar, den Herakles mit mehr denn Einem Gefährten nach Troja gekommen zu glauben, bevorer im Heereszug sich an Laomedon rächte, so würde uns jener Jüngling Oikles sein,

und diesem gleichgeltend als Friedenszeichen im Vasenbilde beiMillingen hält.

(M) Selbst Geryones nicht, obwohl Delphine als Schildzeichenund sonstige Andeutungen (De Witte, Geryon. p. 68 ff.)in seiner dreifachen Macht die Meeresgewalt besonders auszeichnen

.(51) Aus Vasenbildern bis jetzt nicht überzeugend, wohl

aber aus römischen und etruskischen Grabreliefs. Vgl. Beschreibung

Roms I, S. 325.(!) Apultsc/te Amphora, hoch 3' lf", Durchmesser

1' 4J-". In Levezow's Verzeichniss und in Berlins antikenBildwerken unter no. 1018 beschrieben.

<2) Hom. II. V, 649 ff. Mit Erwähnung Hesione's nachHellanikos: Apollod. II, 5, 9 (Heyne p. 158). Schol. Hom. II.XX, 146. Der Hesionemythos auch bei Diod. IV, 42. Hygin.fab. 89 not. Valer. FL II, 451 ff. Schol. Lycophr. 34. Zeitund Anlass des Abenteuers waren bei Hellanikos durch denAmazonenzug des Herakles gegeben; mit der Argofahrt verknüpftist es bei Hygin und Valerius Flaccus.

(=>) Pferde des Zeus: Hom. II. V, 265. XXIII, 348. Apollod. 1. c. Statt derselben wird auch ein goldner Weinstock genannt(Schol. Hom. IL V, 265. Schol. Eur. Or. 1399. DictysIV, 13) oder schlechtweg Gold (Ovid. Met. XI, 205. Serv.Aen. II, 610= „certam peeuniam ad sacra facienda").

(4) Laomedon im Kampf mit Herakles am äginetischenGiebel: Müller Denkm. I, 30. Hesione's Befreiung ist dargestelltauf dem albanischen Mosaik (Winckelm. Mon. I, 66), aufeinem Glaskamee meines Besitzes und auf einem herkulani-schen Gemälde (Pitt. d'Erc. IV, 62, p. 311). Vgl. Anm. 15(Podarkes).

(5) Laomedon, auch in seinem Namen den Unterweltsmächtenvergleichbar (Auserl. Vasenb. I, S. 119), trägt einen Sichelstab, dem Beilstab des Zeus Labrandeus auf Münzen karischerKönige (Eckhel D. N. II, 596) vergleichbar.

(6) So wechselt auch des Paris Tracht auf Vasenbildern,der griechischen Bewaffnung troischer Helden in der Sculpturzu geschweigen. Ueberdies ist Laomedon unbedeckten Hauptes,ohne die Tiara, welche zur asiatischen Tracht vorzüglich gehört.

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17 TAFEL XI. HERAKLES UND HESIONE, URTHEIL DES PARIS. 18

um dessen Leichnam im äginetischen Giebelfeld des Herakles Kampf mit Laomedon sichbewegt (7); andernfalls haben wir von den Söhnen Laomedon's, deren ältester Tithonosgeraubt war, unter Lampon, Klytios, Hiketaon(8) zu wählen, und werden Gründe findenfür den auf solarischen Dienst bezüglichsten Namen, also für Lampon, uns zu entscheiden.Diese Gründe ergeben sich aus der zweiten Jünglingsfigur, in der am natürlichsten ein Bruderdes Vorigen vorausgesetzt wird. Es ist die Rede von einem ganz ähnlich bekleideten,auch mit dem Wehrgehenk entsprechend umgürteten, Jüngling, der in nachlässiger Stellung, die Beine gekreuzt, seine Rechte, wie bei bekannten Apollobildern (9), über das Hauptlegt, während er linkerseits einen Stab fasst, der seine Achsel stützt. Man könnte meinen,als solle in dieser schönen Figur apollinischen Ausdrucks Apollo selbst angedeutet sein,der etwa in sterblicher Verkleidung unter den von ihm begünstigten Troern weilt; hiebeiwürde ein Hirtenstab nicht unpassend sein(10), das umgegürtete Schwert jedoch mit derüblichen Tracht Apollo's sich nicht wohl vereinigen lassen ("). Eher könnte Anchises gemeintsein(12), dessen Abkunft von Kapys, Laomedon's leiblichem Vetter, der Zeitfolgenicht widerspricht und dessen Verhältniss zu Aphrodite mit diesem Krieger zärtlichen An-sehns wohl stimmt; ungleich näher jedoch liegt es uns, den von Eos geraubten Sohn Laomedon's, Tithonos, hier zu erkennen, dessen Entführung (13) dem Künstler wohl erlaubtwar etwas später zu setzen als wir, der frühen Schönheit des Knaben wegen, es etwavoraussetzen mochten. Als Liebling der Lichtgöttin wird dieser durch apollinische Haltungseines Hauptes vorzüglich passend bezeichnet, und es stimmt dann um so besser, dassapollinischer Götterschutz auch in den Lorberstauden sich kund gibt, die zwischen Tithonosund Lampon, wie auch zwischen Laomedon und Herakles, hier sich finden.

Wir gehen zur linken Hälfte des Bildes über, wo hinter Herakles noch drei andreFiguren folgen. Der Gruppe Hesione's, die von Telamon noch gefesselt geführt wird, gehteine noch unerwachsene Figur voran, deren Bekleidung und Haltung eher einen Knabenals ein Mädchen verräth. Bekränzt und mit einem Halsband geschmückt, wie es eigentlichnur der weiblichen Tracht zukommt, aber auch dem Eros oft zugetheilt wird(14),mag Podarkes gemeint sein, Laomedons jüngster Sohn, der Hesionen späterhin durchEntäusserung ihres Schleiers sowohl die Freiheit als auch den Namen des Losgekauften,„Priamos" (15), verdanken sollte. Hiemit stimmt die nach Hesione gerichtete, aber mit umgewandtemBlick nach Herakles und Laomedon schauende Stellung der gedachten Figurwohl überein; ganz wie sein älterer Bruder an Laomedon's Seite, ist auch der jüngste derBrüder, Podarkes, zum Rettungsfeste Hesione's bekränzt, wobei ihm denn auch, zumal nachweichlichem asiatischem Brauch, ein schmückendes Halsband wohl zugetheilt werdenkonnte. Hesione selbst, die nur eben dem Tod entgangen ist, tritt um so schlichter auf:bei langer Kleidung verschleiert und unbeschuht, nur dass eine breite Gürtung dem Opferschmuckangehören mag, in welchem sie zur Sühnung des Meergottes ausgesetzt wurde;durchaus entblösst und auf dem Rücken zusammengebunden sind ihre Arme, die nun dembeglückten Vater zur Lösung der Fesseln dargeboten werden sollen. Das Ende dieser Fesselnhält mit leichter Hand Telamon, ihr Befreier zugleich mit Herakles und künftig ihrGatte; durch Bekränzung dem heiteren Eindruck des Ganzen sich verknüpfend, mit einerChlamys nur leicht bekleidet, ist er als wehrhafter Held durch Wehrgehenk und zweiSpeere bezeichnet.

So spricht dieses ganze Bild die nach blutigem Kampf neu begründete Ruhe destroischen Landes aus; auch an den Wänden des Königshauses, in welchem wir uns denSchauplatz zu denken haben, zeugen die oberwärts in diesem Bilde vertheilten Waffen dafür: Schild und Pileus, Köcher und Wehrgehenk, neben den Beinschienen aber auch einefriedliche Opferschale.

Von dieser oberen Darstellung ist durch eine schmale Binde von Thierfiguren, laufendenSphinxen, Greifen, Chimären, Löwen und Rehen, deren eines als Seltenheit dieses

(?) Oikles: Apollod. II, 6, 4. Müller Handb. S. 68. GerhardGypsabgüsse S. 19.

(8) Apollod. III, 12, 3: rexvot natdag (iev Tidmvov, AäyL-nwa, KXvtiov, 'Ixstciopci, nodäQxrjV.

(9) Allbekannt am Apollino zu Florenz und andern Apollostatuen: Müller Denkm. II, 126—129.

(10) In ähnlicher Weise auf einen Stab gestützt scheintApoll auf etruskischen Spiegeln sich vorzufinden (Gerhard Etr.Sp. I, 75 „Thalna"): Apollo Nomios, wie bei Admet.

(!') Alte Kultusbilder des bewaffneten Apollo sind hiernicht vergleichbar; eher liesse sich sagen, es sei Apollo's frühereDienstbarkeit bei Laomedon (Hom. II. XXI, 444. HeyneApollod. p. 157) dadurch angedeutet, dass er gleich dessen Söhnenbekleidet und bewaffnet (slxaö&slg äv&Qwnm: Apollod. II,5, 9) bei ihm verweile.

(12) Otto Jahn's mündlich geäusserte Vermuthung. Kapys,des Anchises Vater: Apollod. III, 12, 2.

(13) Apollod. III, 12, 4: Ti&covov [isv ovv "Hcog aqnd-

Verzierungsstyls auch geflügelt sich findet, die untere Reihe getrennt, in welcher ein späterfallender troischer Mythos, der uns noch mehrmals beschäftigen wird (XHI. XIV), dasvielgefeierte Urtheil des Paris, dargestellt ist. Durch einen apfelreichen Baum gesondert, stehen in Mitten dieses Bildes Hermes und Paris einander gegenüber; der Götterbotemit Chlamys, Petasus und hohen Fussriemen versehen, linkerseits hoch auftretend, dielinke Hand auf die Windungen seines Heroldstabes gelehnt, und sein Gespräch mit lebendigerFingergeberde begleitend; Paris in reicher asiatischer Tracht, kurzem Chiton mit breitemGürtel, Kreuzbändern und langen Aermeln, auch einer Chlamys darüber, ferner mit phry-gischer Mütze, hohen Fussriemen und zwei Jagdspeeren, die er mit beiden Händen fasst.Hinter ihm sitzt Aphrodite, vollständig bekleidet, mit Halsband, Ball (16) und Sonnenschirmversehen; neben ihr steht Eros, geschmückt an Stirn, Hals und Armen, in derRechten einen Kranz haltend, während seine Linke die Schulter der schönen Mutter fasst.Ihr gegenüber steht auf dieser Seite noch ein hoch auftretender, leichtbekleideter und bekränzterJüngling, welcher mystische Attribute, einen Kornstengel und ein Diptychon, hältund mehr der allgemeinen Bestimmung ähnlicher Gefässe als der Bedeutung des hier vorgestelltenMythos anzugehören scheint, es sei denn dass man auch ohne thierische Andeutungund ohne entscheidende Attribute ihn für Pan halten wollte, der Aphroditen auf ähnlichenVasenbildern auch sonst beigesellt ist (17).

Die beiden anderen Göttinnen, welche den Richterspruch des Paris erwarten, sindhinter Hermes linkerseits vom Beschauer dargestellt. Zuerst Athene, sitzend, mit Chiton,Aegis und Helm bekleidet, an Hals und Armen geschmückt, in der Linken den Speer, inder Rechten ein Wehrgehenk haltend; neben ihr liegt das Schild. Weiter zur Linken desBeschauers steht Here vor ihr, in einem so dünnen Untergewand, dass ihre rechte Seitedem ersten Anblick entblösst erscheint, übrigens in einen Peplos gehüllt, der zugleich alsSchleier das Hinterhaupt bedeckt. Stirn, Hals und Arme sind geschmückt, ihre Linke miteinem gleichfalls geschmückten Scepter versehen, ihre Rechte in die Seite gestemmt. Hinterihr, am äussersten linken Ende der Darstellung, sitzt endlich noch eine reichgeschmückte,kurzgekleidete, mit Kreuzband und Jagdstiefeln versehene, geflügelte Frau. Da weder Handlungnoch Attribute, mit Ausnahme eines Balsamfläschchens in ihrer Rechten, ihre Bedeutungnäher bezeichnen, so erneut sich hier die bereits schon mehrfach berührte Frage, obin ähnlichen Flügelgestalten eine Götterbotin oder eine Göttin der Einweihungen, ob Irisoder ob etwa Telete zu erkennen sei. Die letztere Annahme wird durch die gedachteNebenfigur eines Pan oder Eingeweihten begünstigt, die am entgegengesetzten Ende desBildes dieser Flügelgestalt symmetrisch gegenübersteht (18); hiezu kommt, dass zum Ver-ständniss des dargestellten Mythos Iris in Beisein des Hermes durchaus entbehrlich, obwohlim Gefolge Hera's, deren Brautbett sie rüstet (I9), auf einem Hochzeitsbild wie dasunsrige, nicht schlechthin unzulässig ist.

Binden, Spiegel und Kränze sind in dem oberen Raum dieser erotischen Darstellung,dem Waffenschmuck im höheren Bilde entsprechend, aufgehängt. Am Hals eben dieserSeite befindet sich sitzend ein mystischer Eros, auf der Kehrseite ein geschmückter Frauenkopf, beide auf Blumenkelchen.

Weniger ist von den beiden bildlichen Darstellungen der Kehrseite zu sagen, welchedurch obengedachte, in der Mitte ringsumlaufende, Thierfiguren von einander getrennt, durchaushochzeitlichen und mystischen Inhalts sind. Als Mittelgruppe der oberen Reihe erscheinteine sitzende Frau, des Kranzes und der Binde gewärtig, die ein herabschwebender Erosihr entgegenträgt. Weiter rechts ist ein Reinigungsbecken bemerklich, an welches eineihrer Gefährtinnen gelehnt ist. Frauen, welche von Jünglingen Kränze empfangen, undJünglinge, denen manches mystische Geräth (Binde, Leiter, Spiegel) von Frauen gereichtwird, bilden den übrigen Inhalt jenes in üblicher Weise apulischer Gefässe reich geschmücktenGegenbildes.

caaa ... Cf. Hom. H. Ven. 219 ff. Schol. Hom. II. III, 151.XI, 1. Schol. Lycophr. 18.

(W) Gerhard Mysterienbilder Taf. V, VII und sonst.(is) Apollod. II, 6, 4: mTTQadxoiJbsvov (rov üoddQxov) r^v

xccMtttqkP äcpekoftevii rrjg xscpcdijg ävcidcoxsv, ödsv IIoddQxrjgUgiccpog exl^dij. Hesione mit dem phrygisch bekleideten Knabenvor Herakles stehend, auf einem verstümmelten pompejani-schen Wandgemälde: Mus. Borb. IV, 32.

(16) Dieser an einem Band hangende Ball könnte auch für

einen Spiegelbehälter gelten, wären nicht Spiegel ohne Griffeauf diesen Vasenbildern ungewöhnlich und wäre nicht das daranhangende Band alsdann noch auffallender.

(17 ) Pan und Aphrodite: einander gegenübergestellt auf beidenSeiten eines apulischen Kantharos meines Besitzes. Vgl.oben Taf. VI, S. 7, 6.

(18) Pan und Telete: als Nebenfiguren verbunden am Hekate-bild zu Cattaio (üeber Venusidole: Berl. Akad. 1843, Taf. V, 1).

(») Iris hochzeitlich: Theoer. XVII, 134.

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19TAFEL XII. Xin. URTHEIL DES PARIS. 20

TAFEL XII. XIII.

URTHEIL DES PARIS.Einen erst eben betrachteten Gegenstand, das Urtlieü des Paris, legen wir aus noch zweiandern ansehnlichen Vasen (!) dem Leser, vor Augen. Durch Poesie (2) und bildendeKunst (3) wetteifernd gefeiert, war dieser Mythos, dessen hieratische Bedeutung in zahlreichenGötterzügen archaischer Vasenbilder (4) durchschimmert, durch seine erotischeNebenbeziehung besonders geeignet, die Gefässmaler Kampaniens und Eturiens (5), vorzüglichaber die Maler apulischer Hochzeitsgefässe(6), in reicher, oft übermässig geschmückter(7) Darstellung zu beschäftigen.

XII. Eines dieser Parisurtheile befindet sich als obere Reihe auf der Hauptseite einerapulischen Amphora, die als Gegenstück zu dem gleich ansehnlichen und ähnlich geformtenGefäss mit Aegina's und Lajos' Entführung (VI) betrachtet wird. In der Mitte nebeneinem Apfelbaum, der vollständiger als gewöhnlich die oft vermisste Andeutung des Schönheitspreisesgewährt(8), sitzt Athene, unbehelmt, in der Linken die Lanze haltend unddie rechte Hand gegen den neben ihr stehenden Hermes erhebend; Schild und Wehr-gehenk, das man irrig für einen Köcher gehalten hat, sind an ihren Sitz gelehnt. Hermesist auf seinen Heroldstab gestützt; sein Reisehut, in der Zeichnung nicht durchaus deutlich, hängt über seinen Nacken nachlässig herab. Neben ihm sitzt Aphrodite, bekleidetund eine Fruchtschale haltend; unter ihrem Sitz ist ein Fächer bemerklich, vor ihr eineMyrtenstaude. Der Göttin entgegen schwebt Eros, einen Kranz und eine Binde haltend,an der vielleicht ein Spielzeug befestigt ist. Andrerseits von Athene steht Paris, phry-gisch bekleidet und als Jäger mit zwei Speeren versehen, in behaglicher Stellung, mit demrechten Fuss hoch auftretend. Neben ihm sitzt Here, durch Verschleierung und Stirnkroneausgezeichnet; ausser einem mit Binden umwundenen Scepter in ihrer Linken, istsie mit einem Kranz versehen, vermuthlich den Paris damit zu begünstigen, den sie anblickt. Die Festlichkeit dieser Götterversammlung ist durch aufgehängtes Opfer- undFest-geräth, einen umbundenen Stierschädel und eine Tänia, angedeutet.

Diesem mythologischen Bild, welches oberwärts von einem geschmückten Frauen-kopf überragt wird, schliesst sich in der unteren Reihe, durch eine schmale Binde vonLaubgewinden unterbrochen, die Darstellung eines Todtenopfers an. Man bemerkt einschmales Heroon auf hohem Unterbau, im Innern desselben, zum Schmuck des Grabmalsgepflegt, eine blüthenreiche Pflanze (9); ringsum, in die untere Reihe des Gegenbildes hinübergreifend, zehn Figuren mit mystischem Opfergeräth. Dem Grabmal zunächst bemerktman zwei Frauen: links eine sitzende mit Fächer und Kranz, rechts eine andre stehende mitSpiegel und Myrtenzweig; eine schmückende Tänia und die mystische Leiter sind nebenherangebracht. Weiterhin ist jederseits die Gruppe eines Jünglings und einer Jungfrau zu bemerken; in der Hand beider Jünglinge bilden ein Kranz und ein Apfelzweig, in der Handder Jungfrauen gefüllte Fruchtkörbe, einmal mit einem Spiegel, das andremal wieder mit

(!) In Levezow's Verzeichniss und in Berlins antiken Bildwerkenunter no. 1020 und 1011 beschrieben. Jenes ist eineHycuria, hoch 1' 101"i *m Durchmesser 1' 2|"; dieses eineAmphora von 2' 11" Höhe und 1' 2^" Durchmesser.

(2) Von Homer (II. XXIV, 29), oder doch von dem kypri-schen Gedicht an bis auf Coluthus. Vgl. Rochette Mon. p. 260.

(') Hauptsächlich in Reliefs, Gemmenbildern, Spiegelzeichnungen(Ann. V, 339 ff Gerhard Etr. Sp. II, 184 ff.) undVasen. Vgl. Müller Handb. 378, 4. S. 557 f. Creuzer Galle-rie d. Dram. S. 22 ff. Braun Giudizio di Paride. Parigi 1838. 4.

(4) Hieratische Götterzüge zum Paris, dann und wann vonmystischen Dreivereinen kaum zu unterscheiden, sind nach demVorgang ältester Bildnerei (am Kypseloskasten und am amy-kläischen Thron) auf archaischen Vasen häufig (Rochette Mon.pl XLIX 1. p. 260 ff. Creuzer Gall. S. 23 f. Gerhard Auserl.Vas. III,'l70-173. Etr. u. Kamp. Taf. XIV. Vgl. I, 71 ff.Rapp. volc. not. 405 «. b.), während das Urtheil selbst in schwarzenFiguren seltener vorkommt. Ausnahmsweise findet jedochsowohl dieser letztere Fall statt (Amphora: Cab. Durand no. 375),als auch die Darstellung des Götterzugs in röthlichen Figuren(Stamnos im britischen Museum: De Witte Cab. etr. no. 130.Auserl. Vas. III, 174. 175).

(s) Von Vasenbildern des älteren Styls mit röthlichen Figuren{kampanischen und etruskischeii) stellen hauptsächlichfolgende das Urtheil des Paris dar: a) Kalpis aus Volci, gegenwärtigim Königl. Museum zu Berlin, mit den Inschriften Als-Xavdgog, fysQog, Egpeg, Adava, Hqcc. Bull. d. Inst. 1840, p.51 ff. Archäol. Zeitung no. 16. Unten Taf. C, 1. — *>) KalPisaus Clusium: Braun Laberinto di Porsenna tav. V. Unten Taf.C, 2. — c) Grosse tyrrhenische Amphora des Prinzen von Ca-nino: Auserl. Vas. III, 176. Paris sitzend, die drei Göttinnen vorihm stehend; Hera reicht ihm den Apfel. It. Quadriga. — d) No-

lanische Amphora des Herzogs von Blacas: Paris sitzend undkitharspielend, die drei Göttinnen vor ihm. Gerhard Bildw. Taf.32. Vgl. Hyperb. Studien I, S. 155 ff. — e) Kylix der Koller-schen Sammlung, jetzt zu Berlin: Paris als Kitharöd wie vorher.Gerhard Bildw. Taf. 33. S. 277 ff Berlins Bildw. no. 1029. —/) Kylix des Prinzen von Canino, jetzt ebenfalls zu Berlin, dervorigen ganz ähnlich, mit den Inschriften Aleyfivdqog, Hsgfisg,A&evaia, Hsqs, Acpqonds. Vgl. Rapp. volc. not. 405 0. Cab. e"tr.no. 129. Reserve etr. Coupes no. 15. — g) Kyathis des Prinzenvon Canino, jetzt im Berliner Museum (Ann. d. Inst. IV, tav.E, p. 339 ff.): Paris sitzend mit Hund und Speeren; vor ihmdie Göttinnen, von Hermes geführt und von Eros begleitet.

(6) Von Vasenbildern des späteren Styls (unteritalnchen)sind besonders folgende hieher gehörig: a) Kalpis aus Ruvo,gegenwärtig zu Karlsruhe, mit den Inschriften Ale^avöqog, Eq-fvqg, Aqoöh:^, A&ijvaa, Hqu, KXv^svti, Zsv?> EQl?> EmVXia'Hfoog. Creuzer Gall. S. 7—46. Taf. I. Unten Taf. C, 1- —b) Oxybaphon, von Madame Fodor an Baron Gros übergegangen, von roher prunkvoller Zeichnung. Gerhard Bildw. Taf.XXV. Rochette Mon. pl. XLIX, 2, p. 261. Ueber die Aphroditemit lynx und Taube: Creuzer Gall. S. 26. — c) Oxybaphonder Berliner Sammlung no. 1011. (Lukanisch) Paris (?)an eine Stele gelehnt, vor ihm Aphrodite (?) mit einer Amphora,Eros mit Oelfläschchen und Merkur; anderseits Athene undetwa Hera. — d) Vase von roher Zeichnung mit den InschriftenEQpcc, A(pQodirs ?, Ilallag ?, {Als^avdqog, Hqo. Dubois-Maisonneuve pl. LXVIII, 2. — Ausserdem e) das vielbesprocheneVatikanische Oxybaphon, herausgegeben von Passeri I,16 (Lar und Lara), Hancarville IV, 24 (Telephos und Auge),Visconti Pio-Clem. IV, agg. A. (Phrixos und Nephele) undMillingen Uned. Mon. I, 17, dessen Deutung auf Aphrodite,Paris und Oenone ich mit Müller Handb. S. 557 und Rochette

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der Leiter, das mystische Festgeräth dieses Todtendienstes. Auf die Rückseite hinübergreifend, besteht diese Reihe im Ganzen aus zehn Figuren; ähnliche, fünf an der Zahl, füllenauch den oberen Raum jenes Gegenbildes.

XIH. Wir kehren zum Parisurtheil zurück und verfolgen noch ein Bild desselben,welches auf einem dreihenkligen Wassergefäss, einer Hydria oder Kalpis, wie sie vomDienste des Hochzeitbads auch auf Hochzeitgeschenke gern übertragen wurde (10), sich findet. Mitten im Bilde sitzt Paris in reichgeschmückter Jägertracht, mit langem gesticktenAermelchiton und einer Chlamys, mit Gürtel, Kreuzband und Mitra versehen, dazu mitJagdstiefeln beschuht; in der rechten Hand zwei Jagdspeere haltend, während die Linkesinnend nach seinem Antlitz geführt ist. Vor ihm steht Hermes, mit Chlamys, Petasusund hohen Fussriemen bekleidet, auch durch den Heroldstab in der Linken kenntlich, währendseine rechte Hand mit bedeutsam erhobenen Fingern vorgestreckt ist. Hinter ihm erscheintHera, stehend, reichbekleidet, an Stirn, Hals und Armen geschmückt, mit der Rechtenden Saum ihres Schleiers fassend. Andrerseits hinter Paris steht Aphrodite, mitgekreuzten Beinen behaglich an einen Pfeiler gelehnt, wie er nicht selten gerade dieserGöttin zur Stütze dient (n), die Arme, mit Ausnahme der linken Hand, in ihr Obergewandgehüllt, an der Stirn mit einer Perlenschnur, ausserdem an Hals und Ohren geschmückt,Ein ebenfalls geschmückter Eros, welcher eine Binde ihr entgegenträgt und einen Myrtenkranzauf ihr Haupt zu setzen bereit ist, gibt als Schönste der Göttinnen sie zu erkennen.Links von ihr, etwas niedriger, steht eine gleichfalls bekleidete, an Stirn und Hals geschmückte, Frau, welche eine mit Binden versehene Palme in der Linken hält. Wir zweifelnnicht, dass die dritte zum Schönheitsurtheil versammelte Göttin, Athene, in dieserFigur gemeint sei, obwohl eine andre Figur an einer von der Handlung entfernteren Stellekriegerischer erscheint und deshalb für jene Göttin gehalten wurde.

Diese Figur erscheint in Mitten einer oberen Reihe von drei Frauengestalten, derenallegorische Bedeutung in den palästrischen Gegensätzen von Kraft und Schlaffheit (12),zum Theil mit dem mythischen Vorbild des Herakles (13), mancherlei Analogieen einer verwandtenKunstdarstellung für sich aufweisen kann. Bekleidet und geschmückt ist die gedachteFrau linkerseits an ihr Schild gelehnt, während ihre Hände Helm und Speer tragen.Nachdem wir die oberste Kriegsgöttin schon in der Haupthandlung fanden, erkennen wirin diesem ihrem Abbild die personificirte männliche Kraft, Arete (u), und finden in dieserAnnahme uns bestärkt durch die sämmtlich allegorischen Figuren ihrer Umgebung.Aretes Blick ist auf eine zierlich bekleidete und geschmückte, mit ähnlichem Kopfputzversehene Frau gerichtet, die mit der Rechten ihr Oberkleid lüftet, den linken Arm aufein Polster oder auch auf ein Tympanum lehnt, wie Arete den ihrigen auf ihr Schild, unddem Helm dieser letzteren in gleichfalls entsprechender Weise einen Spiegel entgegenhält;

Mon. p. 26L ff. annehme, obwohl Inghirami Vasi II, 171 auchseitdem eine neue Deutung auf Aphrodite und Anchises beigebrachthat. Vgl. auch Creuzer Gall. S. 24 f. (Bergnymphe Ida).

(7) Bis zur Verdunkelung ihres Gegenstandes, wie Müllermehrfach mit Recht eingeschärft hat (Gott. gel. Anz. 1830 S.1020. 1831 S. 14S3. Handb. S. 557), ohne doch für die Erklärungdes jetzt bei Hrn. Temple befindlichen Gefässes (GerhardBildw. Taf. XLIII, S. 289) meine, auch von Creuzer (Gall.S. 96, 83) verworfene, Ansicht zu ändern.

(8) Nur hie und da ist in der Hand des Paris der Apfelbemerklich; so auf einer volcentischen Amphora (Anm. 5 b) undnoch einigemal. Noch seltner reicht Paris den Apfel an Aphrodite, wie auf einem unsrer etruskischen Spiegel (Etr. Sp. II, 189).

(9) An gleicher Stelle sind hie und da Zweige (MillingenPeint. pl. 51. Lorbeer Coghill 49. 51. Granatzweig ? PasseriH, 143. Vgl. ebd. 182) und Blumen (Berlins Bildw. no. 1054.1057. Neapels Bildw. S. 259) angebracht; sie werden zur Grabespflegeder Todten geniihrt, wie das von Müller verglicheneder Helena (Theoer. XVIII, 48) zur Erinnerung an die Entfernte. Vgl. Gerhard Bildw. LVIII, 3. S. 299.

(10) Kalpis mit Hochzeitsbildern: Auserl. Vas. I, S. 103.(n) Aphrodite an einen Pfeiler gelehnt. Vgl. Lenormant

Nouv. Gal. myth. p. 11. Gerhard Venusidole (Berl. Akad. 1843)S. 20 (336).

(12) Aqsttj und xaxicc (jjdovrj erst später), Gegensatz desProdikos: Xen. Mem. II, l, 26. Welcker Ann. d. Inst. IV,386 (Schulzeitung 1831, no. 84 ff.). Kunstdarstellungen diesesallgemein gefassten Gegensatzes werden A'orausgesetzt: «) inzwei Statuen des Polyklet (Plin. XXXIV, 19- Welcker Ann.IV, 384). — b) Im Vasenbild eines Epheben, den etwa Telete(mit Cista und Spiegel) und Terpsis (mit Gans und Tympanum) umgeben. Nach Böttiger (Hercules in bivio. Lips. 1S29),

dem Welcker Ann. IV, 388 beistimmt. — c) In ähnlichen minderentschiedenen Vasenbildern (Welcker 1. c. p. 389). NachBöttiger auch bei Hancarv. II, 109 (59): Ephebe zwischen zweibacchischen Frauen, eine weggehend. Vgl. Ephebe zwischenKitharistria und Flötenbläserin: Laborde I, 11. — d) Im Vasenbildvon Apoll und Marsyas als MoXzog und Alxog beiTischb. I, 33 (28). Nach Welcker Ann. IV, 390.

(l3) Herakles am Scheidewege wird auf folgenden Kunstwerkenerkannt: d) in Spiegelzeichnungen, von denen der berühmtesteder von Herkules, Minerva, Eris und Ethis (Taf.Lanzi II, 208. Böttiger Herc. p. 25 ff. Welcker Schulzeitung1831, no. 86. Gerhard Etr. Sp. II, 164) ist, denen aber auchdie nicht seltne Gruppirung des Herkules zwischen Minerva undVenus beigezählt werden darf (Etr. Sp. II, 154 — 156). —b) Im CoghuTschen Vasenbild pl. XXV, wo Böttiger die Vermählungmit Hebe sah. Herakles steht zwischen zwei Frauen;Hermes und Iolaos nebenher, alle efeubekränzt. Allegorischzu fassen auch nach Welcker 1. c. no 86, S. 681. — c) ImVasenbild bei Dubois-Maisonneuve pl. IV („Ruhe des Heraklesin Athenens Nähe", auch nach De Witte Ann. IV, 233 ff.).Ann. d. Inst. IV. tav. F. Nach Welcker p. 385: Arete sitzendzwischen der heranschwebenden Hedone und zwischen Herakles,dem ein kleiner Tempel zur Seite steht. — d) Auf einer Goldmünzedes Hadrian (Welcker Ann. d. Inst. IV, pag. 391 ff,5tav. F.), deren Deutung jedoch zugleich mit dem vorgedachtenVasenbild von De Witte (Ann. VI, p. 332 ff.) bestritten undauf den Herkules von Gades verwiesen wird, den Hesperidenumgeben.

(") Arete in einer minervenähnlich bewaffneten Figur zuerkennen, gestattet theils das von Welcker ähnlich gedeuteteVasenbild (Anm. 13 c), theils die Analogie der römischen Vir-tus. Vgl. Ann. d. Inst. IV, p. 383 ff.

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21 TAFEL XIV. HERAKLES UND OMPHALE. 22

wahrscheinlich ist das der Manneskraft entgegengesetzte weichliche Behagen in dieser Fraugemeint, welcher demnach die allegorischen Benennungen Hedone(15), Terpsis(16), Pädia(17)> Euthymia gleich passend sein dürften. Wir bezeichnen sie mit diesem letzterenNamen nur darum, weil er als Inschrift einer fröhlichen Tympanistria uns zunächstliegt (XV), und wenden uns zu der dritten Figur, welche hinter Arete, ebenfalls sitzend,geflügelt und eine Fruchtplatte haltend, auf Euthymia schaut. Wäre sie in Wuchs undGruppirung der kräftigen Mittelfigur dieser Reihe vergleichbar, so würden wir sie als beflügelteGötterbotin Iris der Hera im unteren Bild eben so zuordnen können, wie Areteund Euthymia als stattliche Dienerinnen der Pallas und Aphrodite, dem Charakter ihrerHerrinnen entsprechend, sich fassen Hessen; die Figur ist aber klein und schwächlich,stimmt mit Arete nur im Kopfputz überein, der bei allen drei Frauen ziemlich derselbe ist,und steht dagegen in sichtlichem Parallelismus mit Euthymia, deren parasitische Genussliebeauch in der Fruchtplatte dieser dritten Figur, vielleicht selbst im üppigen Blumenstengel(18) neben ihr, eine verstärkende Andeutung findet. Demnach ist denn ohne Zweifelein Doppelausdruck personificirter Weichlichkeit hier zu erkennen, und es liegt wolam nächsten, diejenige dieser Frauen, deren weichlicher Ausdruck zugleich die Flüchtigkeit

sinnlicher Freuden anzeigt, mit dem auch anderwärts in ähnlichem Fall bereits vorge

schlagenen Namen der Sinnenlust, Hedone, zu bezeichnen.

Noch eine weibliche Flügelgestalt tritt, eine grosse Schale haltend, im unteren Raum

dieses Bilds hienächst uns entgegen; grösser, kräftiger, würdevoller als jene oberwärtsdargestellte, darf der vorher abgewiesene Name Iris' der Götterbotin füglich ihr beigeigetwerden. Von Hera vielleicht beauftragt, den Paris vor neuer Liebeslockung zu schützen,ist sie der mit ihm vermählten Nymphe Oenone (19) zugekehrt, welche wir gegenübersitzend, zierlich gekleidet und geschmückt, erblicken, in der Linken einen Fächer, in derRechten aber den Vogel Iynx haltend, der ihres neuvermählten Gatten wandelnde Zuneigungzu sichern vergeblich angewandt wird. Zwar ist eine stattliche Lade mit Brautgeschenkenzwischen den beiden Frauen aufgestellt, und Iris, neben- der auch des ParisJagdhund verweilt, reicht eine ansehnliche Schale, wie bei Vermählungsspenden (20), derLiebenden hin; aber eine ganz ähnliche Hochzeitsspende ist auch im oberen Raum zwischenParis und Hermes zugleich mit schmückenden Binden angedeutet, oben wo Erosund Aphrodite den Paris umgeben und über die Neigung des schönen Königssohns anders

verfügen werden.

TAFEL XIV.HERAKLES UND OMPHALE.Das zierliche Vasenbild dieses GefässesC1), welches der eben beschriebenen Hydria mit

Darstellung des Parisurtheils (XIII) zu entsprechendem Gegenstück diente, ist erfüllt vonanmuthigen Frauengestalten, welche den Thron einer königlich sitzenden Frau umgeben.Es ist Omphale (2), deren aus Werken der Kunst (3) erst spät nachweisliche Gestalt wirin reichem Schmucke hier vor uns sehen. Ein Scepter, in flatternde Bänder, wenn nichtin Thiergestalt(4), endend, ist links über sie gelehnt; ihre Rechte fasst den Schleier, ihrBlick ist nach Aphroditen gerichtet, die hinter dem Throne steht und ihre Linke aufdessen Lehne stützt. Beider Frauen Gespräch gilt dem gegenüberstehenden Herakles,auf welchen die Königin mit den erhobenen Fingern ihrer linken Hand deutet. Es ist nichtmehr der von ihr erhandelte Sklave, den Hermes oder ein sonstiger Mittelsmann für dreiTalente ihr zueignete (5); es ist der in ihrem Dienst, gegen Kerkopen und Itoner wie gegenden lydischen Drachen (6), heldenhaft erprobte Mann, dessen Abkunft sie endlich staunenderfährt (7), vielleicht von dem Jüngling in asiatischer Tracht, den wir am rechten Endedes Bildes in tieferem Raum auf die Königin blickend und deutend bemerken. Sie begehrtnun auch die Vermählung mit ihm; Aphrodite, die wir an ihrer Seite bemerken, erhöhtihre Neigung. Mit der Liebesgöttin im Bunde zeigt sich auch Eros nicht lässig im Diensteder Königin; mit Schale und schmückender Binde schwebt er zu ihren Gunsten dem Heldenzu, während ein Vogel Aphroditens, die brünstige Taube, sich über der Scene zeigtund wiederum eine schmückende Binde nach sich zieht. Herakles selbst scheint nichtdurchaus entschieden, ob er so vieler Lockung willfahren solle. Er ist nicht ohne Waffenund Waffenlust, vielmehr mit dem Bogen umgürtet und mit dem Fell umhüllt, dessen klaffenderLöwenrachen in launigem Gegensatze des Helden Angesicht fast berührt. Die Zügedesselben sind keineswegs leidenschaftlich; doch lässt ein weichlicher Ausdruck derselben,der Stimmung des Ganzen wohl angemessen, dem Beschauer kaum einen Zweifel, dass erden Wünschen der üppigen Königin sich fügen werde.

Der Bericht Diodor's, dem wir in dieser Deutung auf ein Vermählungsbild bis hieher

<*efokt sind, lässt auch aus den Nebenfiguren reizender Frauen sich bestätigen, welche durch

(i«) Hedone, geflügelt wie auch Welcker sie annahm (Ann.

IV, 383. Dagegen De Witte VI, 333 ff.), hat durch ilire Abstammung

vom ersten Eros (Cic. N. D. II, 23. Vgl- Xen. Mem.H, 1, 31) Anspruch auf Kunstdarstellungen. Aehnliche Flügelgestaltenfinden sich, eine Gans einem Jüngling reichend (La-horde II, 3. Neben zwei Frauenköpfen) und, etwa mit Spindelund Tympanum, neben drei nackten Frauen (Ebd. I, p. 1).

(1B) Terpsis, ein von Böttiger beliebter Name: Anmerk.

12 b.

(i7) Pädia, inschriftlich bezeugt neben der Schaukel eines

Vasenbilds: Bull. d. Inst. 1829, p. 78.

(i8) Dieser Blumenstengel findet sich auf entsprechender

Stelle auch in dem Omphalebild (XIV), welches dieser Vasezum Gegenstück dient.

(W) Oenone, deren unverkümmerte Liebe mit Paris auf

einem Lampenrelief (Millingen Uned. II, 18, 2) inschriftlich bezeugtist, erscheint als Nebenfigur des Parisurtheils, dem ihre Zurücksetzung

folgen muss, theils in Reliefs (Mon. d. Inst. III, 29.

Vgl. Guattani Mon. 1805, tav. 28. — Winckelm. Mon. 116.Guattani Mon. 1805, tav. 29. — Etruskisches bei Micali Italiatav. 48), theils auch in Wandgemälden (Pitt. d'Erc. III, 35.M. Borb. IX, 51) und Vasenbildern (Braun Laberinto di Por-senna tav. 5). Vgl. 0. Jahn: Paris und Oenone. 1844. 4.

(20) Schale bei Vermählungsspenden gereicht, als Gam-

brion. Pind. Ol. VII, 1: (fiulav mg iL xig. — ScoQ^ösrai vsavia

ya^ßqü) nqoTdvoov. Vgl. Rapp. volc. not. 914.

(i) Kalpis, in Levezow's Verzeichniss und in Berlins antiken

Bildwerken unter no. 1024 beschrieben. Hoch 1' 9'"

bei 1' 3" Durchmesser.(2) Omphale: Soph. Trach. 255 ff. Apollod. II, 6, 3. Diod.

IV, 31. Lucian D. D. XIII, 2. Hygin fab. 32. Müller Dor.

I, S. 416 ff.Hochzeitsgaben und Brautgesang Omphale's Vermählung mit Herakles ebenfalls zu verherrlichen

scheinen. Eine noch unberührte Gruppe jedoch stört uns in aller sonstigen Sicherheit

dieser Erklärung. In der Reihe der Hauptfiguren, unmittelbar hinter Aphroditen undder Figur des Herakles symmetrisch gegenüber, kniet eine der Göttin ähnlich geschmückteFrau vor einem vor ihr stehenden nackten Knaben, und scheint eine Binde an dessen mitbeiden Händen von ihr umfasstes Haupt zu drücken, während der Knabe mit seiner Linkenein Spielgeräth, einen kleinen Wagen an dessen Deichsel, fasst. Bei scherzhafter Wendungdes Ganzen läge nichts näher als der Gedanke, Aphroditens verführerische Begleiterinhabe das Kind Kleolaos, das Herakles vor seiner Ehe mit Omphale von deren SklavinKleolae erzeugte (8), zum Musterbild eines der Königin wünschenswerthen Thronerben gewählt, den sie im Bunde mit Herakles sicher verhoffen dürfe. Ist jedoch, wie es gewissallen Anschein hat, das ganze Bild ernsthaft gemeint, so kann der Anblick des kleinen Kleolaoswol schwerlich uns als ein Mittel erscheinen, die Liebe der Königin zu steigern, undda es nicht glaublicher wäre, Omphale's künftigen Sprossen von Herakles schon vorbildlichneben deren Vermählung erscheinen zu sehn, so haben wir allen Grund, auch nachdem im Uebrigen bewährt gefundenen Erklärungsversuch noch einen andern Weg des Verständnisseseinzuschlagen. Dieser Weg wird uns durch jene räthselhafte Knabenfigur gezeigt, deren in Omphale's Nähe geknüpftes Stirnband statt eines gewöhnlichen Kinderschmucks(9) hier als Diadem den königlichen Spross des Herakles von Omphale, nämlichjenen Tyrrhenos (10) bezeichnen mag, der Lydiens Macht im fernen Tyrrhenien gründeteund in dem Spielgeräth seines Wagens zugleich ein Vorbild künftigen Festpomps (n) unsdarlegt. Nehmen wir demnach an, es werde Omphale's und Herakles' Kind von einer Gefährtinder Liebesgöttin hier geliebkost, während das ganze liebeathmende Bild die Zuneigungbeider Gatten durch neue Götterhuld anfachen lässt, so brauchen wir von der zuerstgegebnen Erklärung nur darin abzugehn, dass Herakles, dessen geringe Zärtlichkeit unsbereits auffiel, nur als ein Liebling Omphale's und der sie schützenden Liebesgottheiten,nicht als neuvermählter, sondern vielmehr als ein von ihr scheidender Gatte zu betrachten

(') In Kunstdenkmälern, namentlich älteren, etwa mit Ausnahme

der Gemmenbilder, nicht häufig: Müller Handb. S. 636 f.

Das Vasenbild einer neben Herakles spinnenden verschleiertenFrau bei Dubois-Mais. pl. XL wird dort auf Omphale gedeutet.Herkules und Omphale als mythisches Bild zweier Ehegattenauf der Borgianischen Marmortafel: Miliin Gall. CXVII, 453.

(*) Man ist versucht die Gestalt eines geflügelten Löwen

zu erkennen, der im Löwensymbol als Bezeichnung verzehrender

Buhlerinnen seine Erklärung fände. Vgl. Luynes Ann. d.Inst. I, p. 281. De Witte Cab. Durand p. 421 f.

( ) Diod. IV, 31: txovaiag vno nvog xiSv (filmv sTtQcidy.

Den Verkauf durch Hermes bezeugen Apollodor, Hygin und

Musäus (Vs. 150).(6) Die Kerkopen erwähnt Apollodor, Kerkopen und Itoner

Diodor. Ausserdem wird die Drachentödtung am Fluss San-

garios (apud flumen Sagarion) von Hygin erwähnt (Astron.

II, 14): pro quo facto ab Omphala, quae ibi regnabat

multis omatum muneribus Argos remissum.

(7) Diod. IV, 31: % 6' "O^ccXtj änodeiOfieVTi rrjV avdqsiav

tov ^HqaxXiovg xal nvd-Ofievrj <üg sffri xal Tivwv, i&avpate ttjv

ccQsvriv slsvd-sQOV 6' ä<peT<fa xal Gvvoixföaßa avrcp Aafmv

(Aäfiov) sysfVJjcrs. TiQOvnrJQxe ....(8) Diod. IV, 31: nQOvn^Q^ <?« ™» 'HqaxXet xarä tov Tijg

dovlsiag xcuqov ex dovltjg vlög Klsölaog.

(9) Wie allerdings das Stirnband eines ganz ähnlichen, mit

gleichem Spielgeräth spielenden, Knaben auf einem attischen Vasenbild

vorkommt: Stackeiberg Gräber XVII, 3 (Panofka Bilderant. Lebens I, 3).

(W) Dionys. Hai. I, 28= sls^av yäq dr[ nvsg 'Hoaxlsovg

vldv elvcu tov TvQQtjvdv «§ V/icpdl^g rijc sivdijg ysvöfisvov.

(«) Tuskischer Quadrigen bei römischen Circusspielen:

Dion. Hai. VII, 72. Plin. X, 34. Müller Etr. IV, 1, 9.

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23 TAFEL XV. HERAKLES' UND HEBE'S VERMÄHLUNG. 24

ist, den es trotz aller hier dargestellten Liebeslust nach neuen, durch Botschaft des herantretendenLydiers neu hervorgerufenen, Thaten drängt.

In der Erklärung der Nebenfiguren, deren wir jetzt noch näher gedenken müssen,wird durch diese Umdeutung einer Hochzeit in einen Abschied nichts Wesentliches geändert. Wie sie das erste Beilager der Königin und ihres Helden verschönten, fahren siefort Ort und Umgebung mit allem Behagen des ersten Liebesgenusses in schmeichelnderHoßhung zu erfüllen, als werde es ihnen gelingen, den waffenlustigen Kämpfer noch längerzu fesseln. Wir reden von zwei geschmückten Frauengestalten einer oberen und ebenso vielen einer unteren Beihe. Hievon ist die unterhalb rechts sitzende, weniger als dieandren geschmückte, die weichlichen Ausdrucks mit einem Schwane tändelt und einen duftendenKandelaber sammt einer Fruchtschale neben sich führt, vermuthlich als personifi-cirte Lust, als Hedone (12) zu fassen, der Liebesbeziehung des Ganzen als deren Gesammt-ausdruck wohl entsprechend. Die drei übrigen Figuren dagegen sind durch gemeinsamenhochstehenden Blätterschmuck ihres Hauptes als zusammengehörig angedeutet. Eine vonihnen zeichnet durch zierliche Gewandhebung und das Attribut eines Fächers, die andredurch ein in Kranichgestalt apollinisch gerahmtes (13) Trigonon sich aus, wie es bei Liebes-scenen sich öfter findet ("). Diesen beiden, welche im oberen Raum einander anblicken,entspricht im unteren eine dritte, welche, einen Schirm in der Bechten haltend, mit derlinken Hand einen Kasten öflhet, dem die anbei sichtliche Binde entnommen sein mag;

auch eine Schale liegt nebenher. Zugegeben dass unser Bild bei jeder der zwei dafür vorgeschlagenenDeutungen allen erotischen Prunk einer Vermählungsscene verträgt, so liegtes am nächsten in jener Dreizahl holdseliger Frauen die Hören zu erkennen, die in Begleitungder Liebesgöttin bei ähnlichem Anlass auch sonst wohl erscheinen (15). Nur mitLiebes- und Putzgeräth, nicht mit dem Ausdruck des Jahressegens sie ausgestattet zu finden, ist theils aus dem Unterschied griechischer Hören und römischer Jahreszeiten, theilsaus dem Kunstgebrauch ähnlicher Vasen erklärlich, deren Gegenstand durch schmückendeAttribute oft weniger erklärt als verdunkelt wird.

Einiges Nebenwerk blieb noch unerwähnt. Zwischen den beiden Hören im oberenBaum ein querliegendes, mithin noch ungefülltes Wassergefäss, das bei unsrer ersten Erklärungfüglich sich auf das Brautbad der nach Diodor noch jungfräulichen (16) Omphalebeziehen liess, das aber auch, wenn es vom Abschied der Gatten sich handelt, ein Erinnerungssymbol

ihrer Vermählung sein kann. Weiter rechts erblickt man eine Opferschale,weiter linkshin ein offnes Viereck, wie es als Andeutung eines Fensters (17), zuweilen mitBinden behängt (18), auch sonst sich findet und hier vielleicht auf Omphale's Brautgemachsich bezieht, während die Scene selbst im freien Baum spielt. Dieser ist durch Andeutungdes verschieden gehöhten Bodens, unten durch eine Lorberstaude, oben rechterseitsauch durch einen Blumenstengel kenntlich gemacht, dessen üppige Bildung zugleich sichauf Ehesegen beziehen kann(19).

TAFEL XV.

HERAKLES' UND HEBE'S VERMÄHLUNGEin Ehebündniss des Herakles, welches im Sagenknäuel dieses Helden nur wenig bezeugtist, haben wir aus dem einzigen Kunstwerk, in dem es ausführlich berührt ist, so eben(XIV) dargestellt; wir lassen darauf die berühmteste Hochzeitsfeier desselben Helden auseinem Gefässbild (*) folgen, welches bei starker Verstümmelung äusserer und innerer Theileeins der vorzüglichsten bleibt, die im Gebiet griechischer Malerei auf uns kamen. Die Vermählungdes Herakles mit Hebe, ein Gegenstand der, seit Homer beglaubigt (2), im Denk-mälervorrath der älteren griechischen Kunst vor dem hieratisch bezeugten zarten Verhält-niss des Helden zu seiner Schutzgöttin (3) fast zurücktritt (4), ist auch aus den späterenZeiten der griechischen Kunst mehr andeutungsweise (5) als ausführlich uns dargestellt;um so wichtiger wird uns das gegenwärtige Bild, in welchem dieser berühmte Gegenstandeine in Umfang und Kunstwerth gleich achtungswerthe Behandlung erhalten hat.

Die Darstellung, von welcher wir reden, findet sich, zweier nothdürftig von uns ergänzterFiguren im Original entbehrend, als obere Beihe auf der Hauptseite dieses Gefäs-ses während die untere Beihe derselben Seite im Einklang damit Hochzeitsgottheiten darstellt. Mitten inne, auf einem langen Buhebett, das an beiden Enden aufgehöhte Polsterzeigt, sitzt, dem ihr verlobten Herakles nicht fern, die jugendlichste der Göttinnen, Hebe.Sie ist gekleidet in langem Chiton, den unterwärts ein besternter Peplos verhüllt; dieserbedeckt als Schleier zugleich ihr Haupt und wird mit der rechten Hand von ihr gefasst;die linke ruht auf dem Schosse. Die göttliche Braut ist mit schleuderförmigem Kopftuch,der Sphendone, mit Armspangen und einem Halsband geschmückt; ihre Füsse ruhen gekreuztauf einem Schemel; der Blick ist zur Erde gesenkt. Vor ihr, die man nur sehr

(12) Hedone: oben Taf. XII, Anm. 15.(") Ganz ähnlich auf einer kleinen apulischen Hochzeitsvase

, deren Zeichnung vorliegt (Taf. E, 7). Als gesangliebendesThier, vom delischen Geranos-Tanz bekannt, ist derKranich auch aus einer panathenäischen Kitharödenvase des Kö-nigl. Museums nachweislich: Etrusk. u. Kamp. Vas. Taf. I.

(14) Trigonon bei Liebesscenen: Inghirami Mon. Etr. V,45, 2. Vasi fitt. II, 170. IV, 343.

(15) Die Krone austheilend bei Ariadnens Hochzeit mitDionysos: Hygin. Astr. II, 5. Der Jahreszeiten bei mythischenHochzeiten römischer Darstellung (Miliin Gall. CLH, 551) z"geschweigen.

(16) Diod. IV, 31: naqd-svov dovkog sysvsto '0(upütys tfsVagdävov. Musäus 151: *IaQdavfojv notl vv/Mpyv. Anders Apol-lodor (II, 6, 3^ aer sie zur Wittwe des Tmolos macht.

(") Fenster: demjenigen ähnlich, durch welches Zeus zuAlkmenen steigt (Miliin Gall. CVHI bis, 428*).

(«) Mit Binden behängt auf einem Skyphos der Königl.Sammlung no. 1068.

(w) Wie oben (zu Taf. XIII, Anm. 18) im Gegenstück diesesGefässes bereits bemerkt ward.

(i) Amphora mit Voluten, oberhalb und am Fuss, wieauch in grösseren Theilen des Bauches, ergänzt, hoch 3' 5^",im Durchmesser 1' 9". Beschrieben in Levezow's Verzeichnissund in Berlins antiken Bildwerken unter no. 1016. Eben dieseVase ist in der Benennung eines „nolanischen Kraters" beiMüller Handb. S. 639 gemeint; als nolanisch erwähnt sie auchRaoul-Rochette (Mon. inödits p. 271), der sie aus einer vonSteinbüchel empfangenen Zeichnung kannte.

(2) Herakles mit Hebe vermählt, nach Homer Odyss. XI,603. Hes. Theog. 950. Apollod. II, 7, 7. Altäre, beiden gemeinsam, werden aus Kynosarges berichtet (Paus. I, 19, 3).

(») Herakles und Athene: Braun Tages. München 1839.Welcker Rhein. Mus. VI, 635 ff. Gerhard Trinkschalen S. 11 f.

missbräuchlich Iole (6) oder noch anders (7) nennen konnte, steht eine ebenfalls verschleierteDienerin und hält mit beiden Händen einen Myrtenkranz ihr entgegen. Eine Gefährtin derselben, ähnlich bekleidet, doch unverschleiert und durch einen breiten gekreuzten Streifendes Chitons ausgezeichnet, scheint mit ihrer Bechten ein Gewand auf die Polster des Lagerszu legen, während ihre Linke eine Schale bereit hält. Beide Frauen darf man füglichfür die, nach älterer Sitte (8) zwiefachen, Chariten halten. Diesen schwesterlichen Göttinnenschliesst am rechten Ende der Darstellung Aphrodite, a&POJirri, sich an, ebenfallssitzend, bekleidet, geschmückt und beschuht, mit der Bechten das Ende ihres Gewandeszierlich erhebend, den Blick gegen den auf ihrem Schenkel stehenden Eros gewendet, dereinen Kranz ihr widmet.

Andererseits von Hebe, zur Linken des Beschauers, steht Herakles, unbärtig undunbeschuht, statt des Löwenfells, das ihn früher beschwerte, mit einem gestickten Mantelunterwärts bekleidet, den sein angestemmter linker Arm zugleich mit der aufgestütztenKeule, dem Merkmal vollbrachter Thaten, festhält. Ueber seinem und Hebe's Haupt schwebt,über beide zugleich die Arme ausstreckend, ein Liebesgott. Der rechte Arm des Heldenist, über die Polster des Buhebettes hinweg, einer mit Scepter versehenen Figur zugewandt,von welcher ausserdem nur einiges Gewand und die mit hoch aufgebundenen Sohlen versehenenFüsse zugleich mit den Füssen einer Nebenfigur und eines Sessels erhalten sind.Nach diesen Spuren sind in unsrer Zeichnung ein stehender Zeus und eine neben ihm ander äussersten Linken des Bildes sitzend zuschauende Götterkönigin Hera ergänzt; letzterenach dem Vorgang verwandter Kunstdarstellungen, in denen Hera bei der Vermählung mit

Taf. B. Auserl. Vas. I, 36, S. 142 ff. H, 145 ff, S. 180 ffJahn Archäol. Aufsätze S. 83 ff.

(4) Auf Hebe's Vermählung mit Herakles, die auch imHeräon von Mykenä dargestellt war (Paus. II, 17, 6), sind unterden noch übrigen Kunstdenkmälern mit Sicherheit zu beziehen: eine archaische Amphora mit den Inschriften HsQa,Hsßs, Ad-avaia (Rapp. volc. not. 381. Cab. Durand no. 332)und mehrere Spiegelzeichnungen (Gerhard Etr. Sp. II, 145. 146.Vgl. 167. Auserl. Vas. I, S. 142, 210); muthmasslich auch,nach Panofka Ann. II, 144 ff., der vieldeutige korinthische Tempelbrunnen

. Vgl. Böttiger Kunstmyth. II, 69 ff.(5) Herakles a) der Hebe im Götterkreis vorgestellt: nach

Müller Handb. S. 639 im Spiegelbild bei Micali tav. 49. GerhardEtr. Sp. II, 167; f,) im gemeinsamen Wagen, den Atheneund andre Göttinnen begleiten (Bull. 1836, p. 76: apulischeAmphora mit Volutenhenkel); nicht zu verwechseln mit denarchaischen Verrnählungszügen Herakles' und Athenens (Auserl

. Vas. I, S. 141, 208. Jahn Archäol. Aufsätze S. 96 ff.).

Weniger hieher gehörig ist die für Herakles libirende Hebe(Relief: Guattani Mon. 1787, p. 47).

(6) Als Vermählung mit Iole ward das Bild wegen einer

vermeintlichen Inschrift loXs von Raoul-Rochette Mon. p. 271gedeutet, die im Original sich nicht findet, sondern lediglichauf der Steinbüchel'schen Zeichnung beruht. Müller Handb.S. 639 wagte nicht daran zu zweifeln, obwohl er sein Befremdendarüber nicht verhehlte. Vgl. unten Anm. 19.

C) Eine noch unveröffentlichte Deutung meines Kollegen

Tölken auf Phädra und Hippolyt (wobei der Herakles meinerErklärung für Theseus und Eunomia für einen allegorischenAusdruck von Hippolyt's Keuschheit genommen ist) muss icheinstweilen auf sich beruhen lassen.

(8) Zwei Chariten: Phaenna und Kleta, Hegemone und

Auxo (Paus. IX, 35, 1).

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25TAFEL XV. HERAKLES' UND HEBE S VERMÄHLUNG. 26

Hebe gleichfalls anwesend und dem von ihr lange verfolgten Helden versöhnt erscheint (9).An die Schutzgöttin des Herakles, deren Erscheinung in diesem Bild ungern vermisst wird,wurde bei solcher Entfernung von ihrem Liebling und in Ermangelung eines ihrem Sitzangelehnten Schildes hiebei nicht gedacht; sonst hätten wir keine Schwierigkeit, in jenerzerstörten sitzenden Eckfigur Pallas Athenen so gut als Hera zu vermuthen.

Der beschriebnen olympischen Vermählungsscene sind in dem unteren Raum des Ge-fässes Vermählungsgötter des Volks- und des Tempelglaubens beigefügt: Apollo undArtemis, deren Götterschutz der blühenden Jugend bis an die Grenze der Hochzeitspfortengesichert ist (10), sodann Dionysos, dessen Geheimdienst zur Bürgschaft des Ehesegens zugleichmit Vermählungsfesten gesucht ward(n)- Von der Linken beginnend tritt uns zuerstApollo entgegen: in einer langgelockten, unterwärts bekleideten, mit einem langeneinfachen Stamme versehenen, Jünglingsfigur, die einen, auch ohne sichtliches Laub wohlkenntlichen, Lorberstamm hält. Nächst ihm, dem Schutzgott der Jünglinge, folgt, durchalte Inschrift (aptemiz) beglaubigt, die Göttin der Jungfrauen, Artemis. Sie erscheint inlangem, ärmellosem, breitgegürtetem, mit senkrecht gesticktem Saume versehenem, Chiton;Stirnbinden, eine Halskette und Armbänder schmücken sie. Zum Fest, dem sie sonst auchden Brautgesang anstimmt (,2), leuchtet sie mit einer Fackel (13) in jeder Hand, währendihr gegenüber Eunomia (14), EYNOMIH, „die gute Sitte", Weihrauch auf einen Kandelaberstreut. Zwischen Beiden stehen, zum Hochzeitmahl aufgereiht, goldne Gelasse auf einemniedrigem dreifüssigem Tisch: mitten ein grosses geriefeltes Mischgefäss mit Volutenhen-keln, der Form des unsrigen ähnlich, seitwärts jederseits ein Becher von der Form desKantharos. Von der anderen Seite zieht Dionysos herbei. Von zwei sprengenden Pantherngezogen, wie dieses Thier wenigstens in der späteren Kunst des Gottes Begleitung nichtselten bildet (I5), eilt er am linken Ende derselben Figurenreihe hinzu. Er ist unterwärtsbekleidet, ein Ende des Mantels ist über seine linke Schulter geschlagen; ein Stirnband,schmaler und kürzer als gewöhnlich, schmückt seine Stirn; mit beiden Händen fasst er dieZügel und den mit Pinienknauf bekrönten Thyrsus. Der untere Theil seiner Figur undseines Wagens fehlt. Dem Gotte voran zieht eine begeisterte „wohlgemuthe" Bacchantin,Euthymia, EY0YMUl(u), wiederum in ionischer Form (17), benannt. Lang bekleidet, einenPeplos um die Arme geschlagen, wendet sie tanzenden Schrittes ihren Blick und die erhobeneFackel ihrer Linken zurück nach dem Gott, während ihre Rechte ein Tympanumhält und ihre Bewegung der Göttin geordneter Sitte sich entgegenstellt.

Die Inschriften, welche sich auf der bis hieher beschriebenen Hauptseite dieses Ge-fässes befinden, verlieren sich, wie häufig, im dunkeln Firniss desselben, ohne deshalb einemgeübten Auge zweifelhaft zu bleiben. Eine vor Einreihung dieses Kunstwerks in das Kö-nigl. Museum veranstaltete und mehrfach verbreitete Handzeichnung hat in Angabe derselbenmehrere Namen — AnoAASlN, xapitez, ioäe — vor unserer Abbildung voraus (18);dass jedoch Worte, welche dem Zeichner noch deutlich waren, wenige Jahre später inder durchaus unverletzten Oberfläche unsres Originals nicht mehr sichtlich sein sollten, istan und für sich nicht glaublich und wird um so mehr widerlegt, je näher man die Beschaffenheitgedachter Inschriften ins Auge fasst. Apoll und die Chariten könnten immerhinihre griechische Beischrift gehabt haben, wie jene Zeichnung es angab; dass aber dieHauptperson unsres Bildes in alter Inschrift nicht Hebe, sondern Iole genannt worden seinsollte, ist der Erudition neuerer Zeit allzu entsprechend (19), als dass nicht auf Rechnungeiner solchen auch alle sonstige epigraphische Zuthat gesetzt werden dürfte, die unsrerAbbildung und dem Urbild derselben in seinem jetzigen Zustand fehlt und gewiss auchursprünglich fehlte.

Wir gehen zur Kehrseite über(20), deren um mehr als die Hälfte verkürzte Ueber-reste in einem so durchaus kunst- und sinnvollen Werk unsre ganze Beachtung nicht minderverdienen als das bisher verfolgte vortreffliche Hauptbild. Laubgewinde der zierlichstenArt verknüpfen die beiden Hälften desselben mit einander; mitten inne unter verschränktenPalmetten kauert ein bogenspannender Liebesgott (21) und berechtigt uns anzunehmen, dass

(9) Hsqa, Hsßs, Aösvaia: Ann. d. Inst. II, p. 334. Cab.Durand 332. Rapp. volc. not. 381.

(10) Apollo und Artemis Vermählungsgottheiten: AntikeBildw. S. 151. Auserl. Vas. I, S. 87. 103. Jahn Archäol. Aufsätze

S. 95.(n) Dionysos im Kreis der Vermählungsgottheiten: Antike

Bildw. Taf. LIX. Bacchische Gebräuche sind häufig aufHochzeitsvasen: oben S. II.

(1S) Artemis zum Brautgesang spielend, wie auf der schönenSchale der Königl. Sammlung: Berlins Bildwerke no.1028- Vgl. Braun Apollo und Artemis Hymnia (Rom 1842.Fol.).

(is) Wie zu Athenens Vermählung mit Herakles (Auserl.Vas. II, 146) Hestia oder Hebe die Fackel hält.

(W) Eunomia, sonst als allegorische Figur nicht nachgewiesen, mit Ausnahme des sicilischen Münztypus, der einen ce-realischen Frauenkopf als Evvo[iia rrtwwv (wie Eigrjvtj Aoxquv)

bezeichnet (Millingen Anc. coins II, 10. Ann. d. Inst. II,p. 313).

(is) Der Panther, der Marmorstatuen des Bacchus öftersbegleitet (Müller Handb. 383, 7), ist selten in archaischen Vasenbildern(Auserl. Vas. S. 139, 202) und auch auf den späterennicht ganz häufig; doch hat die Verbindung dieses Thiersmit Bacchantinnen selbst zu sondernder Benennung dieser letzterenAnlass gegeben („Thera": De Witte Cab. Durand 172.176. 1342. Cat. Magnoncour p. 16, 1).

(16) In Rochette's Zeichnung hiess diese Euthymia, fehlerhaftund dem Sinne zuwider, der Eunomia gleich statt entgegengesetzt, EvQVÖfii^. Zu vergleichen der Name Euthymos: Mon.d. Inst. I, 54 (Ann. V, 239).

(") Wie oben Ewo^hj.('s) Nach Rochette Mon. p. 271. Müller Handb. S. 639.(19) Iole, von Erklärern auch sonst irrig aufgedrungen: Neapels

Bildw. S. 60. Minervini Mito dell' Ercole e dell' Iole

auch das Gegenstück jener olympischen Hochzeitscene von einer gleich gefälligen Art undBedeutung sein mochte. Diese Vermuthung bestätigt sich aus den vorhandenen Ueberresten,welche, obwohl das ganze Mittelstück ihnen mangelt, sich als vormalige Darstellung Poseidon's und seiner argivischen Liebe zu Amymone bekunden. Wie auf gleichartigenDarstellungen der schönen Danaostochter und des lernäischen Quells, dessen Wasser sie schöpfenwollte (-), ihre Beängstigung durch einen Satyr zugleich mit der rettenden Liebe desMeergotts anschaulich gemacht ist(23), war auch in diesem zertrümmertem Bilde die rechtsnoch sichtliche schöne Figur eines bärtigen, sitzenden Poseidon mit Dreizack einem vorgebücktenSatyr gegenübergestellt, von welchem noch Bücken und Hinterhaupt am linkenEnde des Bildes erhalten sind. Zwei andre Hauptfiguren desselben Bildes bleiben durchnoch geringere Beste uns kenntlich; ihre Geringfügigkeit ist dennoch genügend nachzuweisen, dass die darüber befindliche Satyrfigur des oberen Raums in der That nur als unvollständigesObertheil dargestellt war. Ferner ist es uns möglich gewesen, die ursprünglicheBaumausfüllung des untergegangenen Mittelstücks durch Ergänzung eines Haarknaufs zueiner wassertragenden Amymone und des gegenüberstehenden ansehnlichen Flügelendes zueiner ihr zugewandten Siegs- oder Einweihungsgöttin ungefähr anzugeben. Nur unterhalbdieser letzteren, zwischen Poseidon und Amymone, bleibt ein Raum übrig, der aller Wahrscheinlichkeitnach den lernäischen Brunnen, mehr oder weniger architektonisch geschmückt,zur Ansicht brachte.

Die Darstellung jenes gefeierten Mythos war demnach ernster und würdevoller alsin der Mehrzahl sonstiger Bilder desselben hier ausgeführt. Die Königstochter ging,einen Krug in der Hand, ihrer schlichten Verpflichtung nach, und ward bei dieser voneiner entgegenschwebenden Göttin begrüsst, welche das Wasserschöpfen, sei es des Brautbadsoder sonstiger festlicher Reinigung, als Dienerin heiliger Sitte zu ehren beflissen war.Während die Schöne dem Brunnenhaus naht, überrascht sie neckend der Satyr; Poseidon,den spätere Darstellungen als ungestümen Liebhaber zeigen (24), sitzt, wie es dem Gottegeziemt, einstweilen ruhig im Hintergrund, um, wenn der Augenblick günstiger ist, zur Rettungder Schönen herbeizueilen, deren Besitz ihn selbst lohnen wird.

Die Zuschauer dieser Scene, die in der oberen Reihe zusammengestellt sind, gebensich theils dem ersten Blick als Landgottheiten zu erkennen, theils mögen sie der Mysterienbedeutungdes bacchischen Satyrs zur Ausführung dienen, der auch in dieser Verbindunguns begegnet. Seiner bereits gedachten, skizzenhaft unter den Hüften endenden,mit kecker Geberde der vorgestreckten Arme begleiteten, Vorderansicht ist am linken Endedes Bildes ein vorgebückter bärtiger Mann beigesellt, der durch wolligen Spitzhut, hoheBeschuhung und Umknüpfung eines Fells über den kurzen Chiton den Eindruck ländlicherTracht uns gewährt, womit auch die Attribute seiner Hände, in der rechten ein Kranz, inder linken etwa eine Sichel (25), wohl stimmen. Wir halten ihn mit Panofka (26) für denApollosohn Aristäos (27), und finden es angemessen, dass ihm gegenüber am rechten Endeals ländliche Jagdgottheit Apollo's Schwester, Artemis, erscheint: in breit gegürtetem kurzemChiton, hoher Beschuhung und zierlichem Kopfputz, mit dem rechten Fuss hochauftretend, zuschauenden Ausdrucks, aber in ihrer rechten Hand mit Jagdspeeren versehenund überdies von einem Jagdhund begleitet, der in etwas höherem Raum vor ihr steht.Zwischen ihr und dem zuerst erwähnten Satyr bleiben zwei Frauengestalten noch übrig,welche ebenfalls, wie jener Satyr, nur bis etwa unter die Hüften ausgeführt sein konnten,da die erhaltenen Spuren anderer Figuren den ihrer unteren Hälfte entsprechenden Raumanderweitig ausgefüllt zeigen. Beide Frauen sind anmuthig gebildet und ohne Gürtung bekleidet; beide sind an ihrem Haupt mit Binden geschmückt und in traulicher Bewegunggegen einander gewandt, die bei der einen von ihnen, einer Lanze zunächst, noch durchzierliche Gewandhebung begleitet wird. Diese Lanze, die einer unteren Figur um soweniger gehören konnte, als sie einem Myrtenstrauch neben der zweiten jener Frauen entspricht, macht es glaublich, dass in beiden Frauen nicht sowohl bacchische Eingeweihtewie Autonoe und Agaue(28), als vielmehr Göttinnen, Athene und Aphrodite, gemeint

(Vgl. Archäolog. Zeitung no. 17). Nap. 1843. 4. Oben An-merk. 6.

(M) Abgebildet auf unsrer Ergänzungstafel ß.(2i) Bogenspannender Eros (lysippisch?): Müller Handb.

391, 3.(») Apollod. II, 1, 4. Hygin. fab. 219. Lucian D. Mar. 6.(33) Poseidon's Liebe zu Amymone, aus alten Kunstwerken

öfters bezeugt (Christodor. 61. Philostr. I, 8. Müller Handb.356, 3) und nachweislich (Gerhard Auserl. Vas. I, S. 48 ff. JahnVasenbilder S. 34 ff.), war besonders beliebt in kampanischen(Miliin II, 20. Gall. 62, 294. Laborde I, 25 m. Inschr. Hei-gelin'sche, wo zwei Satyrn, einer auf Aphrodite mit Sceptergelehnt, bei Hirt Amalthea H, Taf. 4, S. 278 ff. Vgl. PasseriII, 171. Böttiger Amalth. II, 285 ff.) und unteritalischen Vasenbildern. Unter den letzteren steht obenan ein Krater aus Ar-mentum (Neapels Bildw. S. 287); noch andre gibt MinerviniBull. Napol. II, no. 25.

(24) Poseidon als leidenschaftlicher Freier, besonders aufder Jatta'schen Kylix: Auserl. Vas. I, 11, 2. Jahn VasenbilderTaf. IV.

(25) Auch an das gekrümmte Obertheil eines Hirtenstabsist gedacht worden: Berlins Bildw. I, S. 302.

(26) Berlins Bildw. I, S. 302. Früher glaubte derselbe einenPädagogen hier zu erkennen: Musee Blacas p. 24, not. 12.

(27) Aristäos, von Müller Handb. S. 620 nur im Antinous-Aristäus des Louvre (no. 258. Bouillon II, 48) nachgewiesen,der ebenfalls ländlich bekleidet ist. Sein bärtiger, mit Lorbeerund auch mit Strahlen bekränzter Kopf auf Münzen von Keos:Eckhel D. N. II, p. 326 f.

(2«) Des Aristäos Gemahlin und deren Schwester (Apollod. III, 4, 2. Theoer. XXVI, I). Nach früherer Voraussetzung:Berlins Bildw. I, S. 302.

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27 TAFEL XVI. TODTENOPFER. 28

sein mochten: in jener schlichten und unscheinbaren Gestalt, in welcher namentlich Atheneauch sonst sich nachweisen lässt(29), wo sie den mystischen Dreiverein ihrer mit Artemisund Aphrodite verbundenen Göttergestalt andeutend darstellen hilft. Mit Aristäos undeinem Satyr verbunden vergegenwärtigt hier dieser Dreiverein den Eindruck mystischersowohl als allbekannter Erdmächte, wie sie nicht nur das pelasgische Argos seit Amymo-nens Vorzeit beschützten, sondern auch aller hochzeitlichen Feier und allem durchs Brautbad

bereiteten Ehesegen die Weihe vollendeten, die von den Hochzeitsgöttern des Hauptbilds

, Apollo und Dionysos, bereits in Aussicht gestellt war.

Die Ausführung dieses durchaus künstlerisch gedachten Doppelgemäldes zeugt nicht

von ängstlicher Sorgfalt, wohl aber von einem durchgängigen Kunstgefühl und gründlichem

Verständniss der Zeichnung.

TAFEL XVI.TODTENOPFERDen Gräbervasen von Cälia, welche auf den vorhergehenden Blättern sämmtlich als ursprüngliche

Hochzeitsvasen sich bekundeten, reihen wir ein Gefäss der benachbarten Gräbervon Ruvo an, welches in seinen bildlichen Darstellungen auch die ursprüngliche Bestimmungverräth, dem Grabmal, innerhalb dessen es gefunden ward, zur Ausschmückung

zu dienen.

Bei etwas geringerer Grösse ist dieses Gefäss (*) den kandelaberförmigen Amphoren,

die wir zuerst betrachteten (I—IV), seiner Form nach durchaus entsprechend. Der Frauenkopfeiner Mysteriengöttin, von Blüthen getragen und ringsum von Blüthen und Laub umrankt, überragt hier wie dort als Deckelbild die am Bauch des Gefässes befindlichen Darstellungen. Es ist das tempelähnliche Grabmal, das Heroon, einer verklärten Verstorbenen,das wir nach häufigem Brauch ähnlicher unteritalischer Gefässe(2) hier vor uns sehen.Ein Giebelbau mit geschmückten Akroterien und der Mondscheibe (3) in seinem Tympa-num wird von zwei ionischen Säulen getragen; sein Inneres stellt die Verstorbene, einezierliche und geschmückte Frau, sitzend auf einem ionischen Kapitell mit einem geöffnetenKästchen, dar, wie es andremal schmückenden Binden zur Aufbewahrung dient(4) undhier vielleicht Kranz und Ball, Schmuck imd Spielgeräth aufgenommen hatte, die man aufgehängtam Gebälk bemerkt. Vor dieser Sitzenden, die als Bild der Verstorbenen durchihre Stellung sich kundgibt (5), steht eine andere minder geschmückte Frauengestalt undhält jener ersteren dienstwillig einen Fächer entgegen. Weiss gefärbt, wie das ganze Gebäude, kündigen beide Figuren als statuarischer Schmuck eines Grabmals sich an, in welchemetwa zugleich mit der abgeschiedenen Mutter die um ihr Grab beschäftigte Tochtersich darstellt. Aus attischen Grabdenkmälern sind ähnliche Darstellungen, statuarische so-

{*>) Athenens Nymphentrack: Paus. VIII, 31, 1. Auserl.

Vas. I, S. 111.

(x) Amphora au» Ruvo mit dazu gehörigem Deckel,

in Levezow's Verzeichniss und in „Berlins antiken Bildwerken"unter no. 1009 beschrieben. Hoch 3' 1", Durchmesser 10".

(2) Heroon: oben Taf. XII (no. 1011), in no. 1014.1027.1044.

1054- 1057- 1070. 1090 der Königl. Sammlung, und sonst häufig.

(s) Als mythisches Bild dieser Mondscheibe ist nicht selten

das Gorgoneion zur Verzierung von Giebelfeldern in ganz

ähnlicher "Weise angebracht. Vgl. Miliin Tomb. de Canose IH

(Inghir. IV, 393).(*) Einem Jüngling zum Schmuck von einer Jungfrau dem

Kästchen entnommen bei Millingen Vases Coghill pl. 30.

(5) Müller Handb. S. 696. Von Curtius (N. Jen. Lit.

Zeit. 1842, no. 246) als Stellung der Hausfrau gedeutet. Es

fehlt indess an gleicher Stelle auch nicht an sitzenden männ-

wohl als im Relief, zahlreich vorhanden (6), und es darf daher wohl als charakteristisch

für diese unteritalische Kunst betrachtet werden, dass die grossgriechischen Gräberfunde

ähnliche Darstellungen uns nur im Abbild der Vasen erhalten haben, während Skulpturüberreste

dieser Art von dort her völlig uns mangeln.Das beschriebene Heroon umgeben in einer auf ähnlichen Vasen sehr häufigen Weise

Frauen und Jünglinge mit Gegenständen der Todtenspende. Symmetrischer vertheilt als

gewöhnlich sehen wir hier drei Paare, je einer Jungfrau und eines Jünglings, vor uns.Der Schwelle des Grabmals naht hochauftretend ein Jüngling, in einer Hand mit einemStab, in der andern mit einem Spiegel versehen; eine Frauengestalt steht ihm gegenüber,und ebenso sind zwei ähnliche Paare oberwärts und zu Füssen des Grabmals vertheilt.Die Jünglinge sind mit Stirnbinden, die Frauen an Kopf, Hals und Armen geschmückt,auch beschuht. Die von ihnen gehaltenen und dem Grabmal gewidmeten Gegenständekönnen als Gegenstände des Besitzes der Verstorbenen betrachtet werden (7), wodurch eserklärlich wird, dass theils entschiedene Gegenstände gottesdienstlicher Feier — Cistender mystischen Form sammt Opferschale und Binde, wie auch die symbolische Leiter —,theils Spiegel, Fächer und Ball, ein geöffnetes Kästchen und ein zum Grabesschmuck darausvielleicht entnommener Kranz bemerklich sind, welcher letztere oberhalb jenes Kästchens

aufgehängt ist.Auf der Kehrseite dieses Bildes sind ähnliche Gruppen um ein anderes Grabmal ge-

schaart, dessen einfachere, mit schwarzen Binden geschmückte, Form (8) vielleicht die erste

Grabesbezeichnung jenes prunkenden grossgriechischen Todtendienstes uns darstellt, an derenStelle das bereits betrachtete Heroon späterhin sich zu erheben bestimmt sein mochte.

liehen Figuren, Kriegern (Inghir. IV, 322, p. 37. Vgl. Anm. 8)

oder sonstigen: ein sitzender bärtiger Mann mit Stab, dem ein

Jüngling libirt, gibt auf einer der Vasen von Canosa (Millinpl. III. Ingh. IV, 395) als bacchischer Eingeweihter sich kund.

(6) Hauptsächlich aus Athen (Ann. d. Inst. IX, 118 ff.

Stackeiberg Gräber Taf. I. Clarac pl. CLII) und Delos (Ann.

d. Inst. I, 134 ff.). Vgl. Müller Handb. S. 696.

(7) Zur Bestätigung dieser Ansicht gereicht besonders dasvorgedachte (Anm. 5) Vasenbild von Canosa, wo unter den

Todtenopfern eines Mannes Schild und Harnisch, nebenher

allerdings auch alles Mysteriengeräth weibischen Ansehns, Spiegelund Leiter nicht ausgenommen, sich finden.(8) Grabmal mit schwarzen Binden: Inghir. Vasi I, 21. In

ähnlichem Gegensatz zum Heroon des Gegenbilds auch auf der

vorgedachten (Anm. 5) durch Carelli (Diss. exeget. tav. IV, p.64 ff. Inghir. IV, 321. 322) erläuterten Vase und sonst.

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2930

EBftilZlJIftSTIFELI.

Tafel A. Nachträgliches zu Tafel 1. V. VII. VIII.1. Telete oder ähnliche Einweihungsgöttin; oberste Verzierung der auf Tafel I abgebildeten schlanken Amphora

(Vgl. ebd. Anm. 9). Eine ähnliche, in Pflanzengewinden endende, geflügelte Frauengestalt mit dem Kalathosauf ihrem Haupt, findet sich auch auf der Archemorosvase (Arch. u. d. Hesp. Taf. IV, 1) und sonst.

2 — 5. Eberjagden, welche oben zu Tafel VIII Anm. 24 kurz erwähnt wurden. Hievon ist das Vasenbildno. 2, wo drei kurzbekleidete Jünglinge mit Wurfspiessen auf einen Eber eindringen, einer Kelebe der Fontana-schen Sammlung zu Triest entnommen worden; gegenübergestellt ist unter no. 3 das im Cabinet Pourtales zu Parisbefindliche Gefäss, dessen auf einen Eber eindringende fünf Jäger, ohne andre charakteristische Züge als etwa ihreBewaffnung (Schilder und auch ein Helm), der kalydonischen Jagd nicht entschieden sich zusprechen lassen. Um soentschiedener ist dieselbe im schönen Bild no. 4 einer gleichfalls Fontana? sehen Vase zu erkennen, wo als Umgebungdes von zwei Hunden angegriffenen Thiers der Angriff der Dioskuren mit Schwert und Wurfspiess, Atalantaals Bogenschützin und ihr gegenüber Meleagros sich kundgibt, wie er so eben das Haupt des Thiers mit der Lanzedurchbohrt, während andererseits Ankäos, hier jugendlich, todt zur Erde gestreckt ist. Die kalydonische Jagd, alsdie berühmteste aller Eberjagden, wird denn wol auch fortwährend in der ansehnlichen Darstellung eines Pracht-gefässes der Königl. Sammlung (no. 1003), den geschmücktesten obigen (Taf. VII. VIII —X. XV) entsprechend, zuerkennen sein, dessen andre Hälfte wir hienächst näher erörtern. Atalante wird zu völliger Charakteristik des Bildeszwar vermisst; doch sind in den sieben Jünglingen, die hier den Eber umgeben, nächst zwei Verwundeten, dereneiner ohne Zweifel Ankäos (') ist, auch Meleager, Theseus, Peleus und die Dioskuren unschwer vorauszusetzen.

6. Widderopfer und thronende Pallas. Als Gegenbild der eben (no. 5) erörterten Eberjagd folgt hier instark verkleinerter Gesammtansicht die Hauptseite eines der ansehnlichsten und, gleich wie die oben behandeltenVasen, ebenfalls aus Cälia herrührenden Gefässes der Königlichen Sammlung (2). Eine nicht minder ausführlicheBehandlung dieses inhaltreichen, obwohl in seiner Zeichnung etwas untergeordneten, Gefässes würde zugleich mitden ähnlichen Vasen gleichen Fundorts erfolgt sein, hätte nicht Raoul-Bochette's frühere Herausgabe dieser Verpflichtunguns überhoben; eine gedrängte Uebersicht aber des bildlichen Inhalts, den dieser berühmte Archäolog gelehrtund scharfsinnig erläutert hat, wird hier um so mehr eine Stelle verdienen, je grössere Schwierigkeiten gerade diesesGefäss dem Erklärer auch jetzt noch übrig lässt.

Von unzweifelhafter Deutung ist das am Hals befindliche Bild, welches am Omphalos des delphischen Gottesdiesen auf seinem Dreifuss sitzend darstellt, vor ihm den zu ihm flüchtenden, von einer Furie verfolgten, Orestes undhinter ihm zwei flüchtende Frauen, etwa Klytämnestra's verschleierten Schatten und, durch eine Opferschale bezeichnet, die delphische Priesterin (3). Eben so unverkennbar ist auch am Fuss desselben Gefässes die ringsumlaufendeDarstellung eines Wettlaufs zu Rosse, vermuthlich auf Leichenspiele bezüglich. Mitten inne jedoch befinden sichzwei Figurenreihen der räthselhaftesten Art. Mittelgruppe der oberen Reihe ist die Opferung eines Widders durcheine geflügelte Frau; diese Scene, die früher von mir auf den kolckischen Widder des Phrixos gedeutet ward, binich gegenwärtig geneigter, auf das verhängnissvolle Thier des Atreus und Thyestes zu deuten, wie schon Ro-chette, obwohl mit einer im Einzelnen vielfach verschiedenen Erklärung, gethan hatte. Im Mythos jener feindlichenBrüder, der allerdings nur sehr unvollständig auf uns gekommen ist (4), wird nur die Entwendung des schönen Goldlamms, das Atreus zeigen sollte, durch Thyestes, nicht dessen Tödtung erzählt; bei sonstiger Analogie mit dem Phrixos-widder ist es jedoch nicht unwahrscheinlich dass diese Tödtung erfolgte, und es bleibt dann nur zu zweifeln, ob,wie Rochette annahm, Eris gemeint sein könne, die jenes Thier, des Streites Anlass(5), vermuthlich gern lebendigerhalten hätte, oder ob nicht vielmehr Nike, hier wie in ähnlichen Vorstellungen (6), die Vollstreckerin des Opferssei. Als Sühnungsopfer finden wir allzu häufig dasselbe Thier angewandte), um nicht gern anzunehmen, dass esals solches auch in der Atreussage eine Versöhnung der Brüder durch seines Blutes Strömung bezwecken sollte,ehe 'denn Atreus* vielleicht statt der Mahlzeit des Widderfleisches, durch Mord und Auftischung von Thyestes' Kinderndie neue Blutschuld sich zuzog. Dieses vorausgesetzt, glauben wir auf der rechten Seite des Opfers in denzwei einander zugewandten Jünglingen, die Rochette für Pelops und Orestes hielt, die beiden Brüder Thyestesund Atreus im kurzen Zeitpunkt versuchter Versöhnung zu erkennen: den Thyestes, seinem Charakter gemäss (8),in der Barbarentracht seines Vaters Pelops, den Atreus sitzend und nach hellenischer Sitte leicht angethan. DemSühnopfer stehen linkerseits Gottheiten zur Seite: die eleusinischen, wenn wir nicht irren, aber auch Herakles, derim Peloponnes ihnen öfters gesellt war(9) und in den Sagen der Pelopidenherrschaft mit doppeltem Recht als Zeugeauftrat, weil seine Nachkommen und die des Pelops durch Gottesurtheil um den dortigen Landesbesitz sich einigen

mussten (10).Nicht weniger Schwierigkeit als dieses räthselhafte Bild uns darbot, bleibt für die darunter befindliche Figurenreihe

uns übrig, die wir im Sinne des früheren Erklärers gleichfalls auf Pelopiden, nicht aber auf Orestes und einen Unbekannten, sondern vielmehr auf des Atreus Söhne, auf Agamemnon und Menelaos zu deuten geneigt sind. Esfinden sich nämlich auch hier zwei einander ganz ähnliche Jünglinge dargestellt, welche auf beide Seiten der thronenden

(') Den anderen zu benennen, lässt Ovid uns die Wahl, der(Met. VIH, 360 ff. 371) als Gefallene auch den Eupalamos, Pelagon, Enä-simos und Othryades namhaft macht.

(2) Amphora mit Volutenhenkeln, hoch 3' 5|" zu 1' 9^" Durchmesser; in Levezow's Verzeichniss und in „Berlins antiken Bildwerken" unter no. 1003 beschrieben. Ohne das Gegenbild mit der Eber-iagd in der Grösse des Originals herausgegeben und erläutert vonRaoul-Rochette Monumens inedits pl. XXXV, p. 192—196. Vgl. BerlinsBildw. I, S. 285 ff.

(3) Hierin folgen wir der Erklärung Raoul-Rochette's, dagegenLevezow S. 243 und Otto Jahn (Vasenbilder S. 8) in der verschleiertenFrau die Pythia erkannten; die jüngere, die auch für Elektra gehaltenworden ist, nennt Levezow eine Tempeldienerin.

( * ) Schol. Eurip. Orest. 810: avvid-tvro ovv, tl ng ccvtcSv dWf« » ri-qag, xvqws tmc&ca Ttf uqxM- iv T°~'S noifirioig dt toi 'Ar^cog tigeren, %Qv-Cuvv dgt'ioV xai pükonog 'Atq&oS dilSiti rö Ttoag rolg drxaaralg xai Xaßilyryv äqxnv, 'Atoömi yvv'r\ tovtov, jUoi/sto^eVjj QviüTri r« ädtb/u xkixpaaa tovto■naoidoixtv avTm. BviaTtjS dt Xaßüy tovto xai dti^ag nie dtxaaTaTg t?js «QX>js

Mittelfigur dieses zweiten Hauptbilds vertheilt sich zeigen. Pallas Athene, durch ihre Bewaffnung unverkennbar, denkenwir uns hier als die Burggöttin Spartas, und glauben die beiden Eidame des Tyndareos, Agamemnon und Menelaos,zum Göttersegen ihrer verhängnissvollen Vermählungen im Heiligthume der Göttin versammelt. Sie haben um Kly-tämnestra und Helena gefreit, die wir in einer am rechten Ende des Bildes befindlichen Frauengruppe zu erkennenglauben. Agamemnon, der Aeltere und Wehrhaftere, ist vorangegangen; leicht gerüstet, aber durch einen gewaltigenDoppelspeer ausgezeichnet, steht er vor einer mit Schild und Speer versehenen sitzenden Frau, Arete, derpersonificirten Tapferkeit, wenn wir nicht irren, welche, Athenen untergeben wie sonst Nike es ist, die Rechte segnendüber den ihr genäherten Schützling der Göttin ausstreckt. Die schwierige Jünglingsfigur, welche übrig bleibt,ist alsdann Menelaos; zarter als sein Bruder und später als jener seine Vermählung besorgend, steht er nicht unangemessen

der Göttin, auf eine Säule gestützt und mit erhobenem Spiegel, gegenüber; dieses Frauengeräth magals Verlobten der schönen Helena ihn bezeichnen, wenn nicht nach spartanischer Sitte, doch nach dem unteritalischen

Mysterienbrauch dieser Vasen (" ).7. 8. Gesammtansicht zu Taf. VII (Europa). Oberhalb des dort dargestellten Europa- und Kentaurenbildes

erhebt sich am Hals des Gefässes ein schwebender Eros, eine Binde haltend, über einem Blumenkelch; erscheint der Mysteriengöttin entgegenzuschweben, deren Angesicht über ähnlicher Blumenverzierung auf der Kehrseitedes Bildes an gleicher Stelle ihm gegenüber bemerkt wird. Die dadurch angeregte Mysterienbeziehung ist in deroberen Reihe des Gefässes selbst, dem Zug Europas und der Nereiden entsprechend, durch die Mittelfigur einesmit Thyrsus und Schale sitzenden Jünglings fortgeführt, den vier andre Eingeweihte, zwei Jünglinge und zwei Frauen,mit den gewöhnlichen mystischen Attributen — Thyrsus, Kästchen, Kranz, Traube, Eimer und Fackel — begrüssen.Wie diese Mysterienscene als passendes Gegenstück zur Europa befunden ward, deren Gestalt von stiergetragenenBacchantinnen auf Vasenbildern, zumal der älteren Kunst (Auserl. Vas. II, 449), oft kaum unterschieden wird, ist auchdem Kentaurenkampf der Vorderseite ein Amazonenkampf hier in der unteren Reihe entgegengesetzt, in ganz ähnlicherWeise wie beide Gegenstände, auf dem phigalischen Fries und sonst öfter, unter dem allgemeinen Gesichtspunktbacchischer Wildheit mit einander verbunden sind. Der schmale Streifen dagegen, welcher die beiden Reihender Darstellung durch Fische und Polypen getrennt schon oben (VII) uns zeigte, ist in ganz ähnlicher Weise auchfür diese Kehrseite fortgeführt.

9. 10. Gesammtansicht zu Taf V, no. 1 (Penthesilea). Die oben bereits erörterte Reihe troischer Frauengestaltenist hier (no. 10) im Zusammenhang einer oberen Verzierung und einer unteren Reihe von Figuren dargestellt; beide Nebenbilder sind dem mit Mysterienwesen verknüpften Gräberdienst angehörig. Oben am Hals zeigtdas einer Blume erwachsende Haupt der Kora dieselbe Grab erb eziehung vermittelst darunter wuchernder Akanthos-blätter; unten aber, wo ein mit Ranken durchzogener Streifen, das Bild überragt, ist ein Heroon dargestellt, in demeine schmückende Binde aufgehängt ist. Opfernde sind ringsum versammelt, dieses in nicht unbeträchtlicher Anzahl,zumal die Darstellung ringsumlaufend zugleich auch die Kehrseite in sich begreift. Die ganze Versammlung bestehtaus drei Jünglingen und sieben Frauen; in ihren Bewegungen und Attributen ist nichts Ungewöhnliches. Eine ähnlicheVersammlung von Eingeweihten füllt denn auch die obere Reihe des Gegenbilds (no. 9) aus: der Penthesileades Hauptbilds ist hier eine sitzende Eingeweihte entsprechend, welche von zwei andern Frauen und von zwei Jünglingen, sämmtlich mit mystischen Attributen, umgeben ist. Auch der Frauenkopf am Hals des Gefässes ist, wie eroben erwähnt ward, auf der entsprechenden Stelle des Gegenbilds mit ähnlichem Blumenwerk wiederholt.

11. 12. Gesammtansicht zu Taf. V, no. 2 (Amazonenkampf). Unterhalb des hier (no. 11) wiederholtenAmazonenkampfs eines obigen Bildes ist, durch einen Streifen mit Fischen und Seegewürm unterbrochen, wiederumeine sepulcral-mystische Scene dargestellt. Ein Grabespfeiler, auf dessen Höhe ein Reinigungsbecken steht, ist hiervon acht auf die Kehrseite (nö. 12) hinübergreifenden Figuren, zwei Jünglingen und drei Frauen, umgeben, denendie etwas minder häufige Gruppe eines Eros oder Mysteriendämon sich anschliesst, der eine Frau verfolgt. Die Attributedieser Eingeweihten sind wiederum die gewöhnlichen, etwa mit Ausnahme des Blumenstengels, den einer derJünglinge zugleich mit einem Lorberzweig hält. Eine andre Versammlung von Eingeweihten ist in einer oberen Reihedes Gegenbilds (no. 12) zu bemerken; es ist wiederum (Vgl. 8. 9) die sitzende Figur eines mit Thvrsus und Schaleversehenen Jünglings, den eine Frau und ein Jüngling — ältliche Figuren pflegen in dieserlei Darstellungen nichtvorzukommen — als Neophyt zu begrüssen scheinen.

Als Halsverzierungen dieses Gefässes ist einerseits eine über Akanthoszweigen schwebende geflügelte Teleteoder ähnliche Ordnerin mystischer Gebräuche, andrerseits über ähnlichen Pflanzengewinden auf einem Blumenkelchder phrygisch bedeckte Kopf ungewissen Geschlechts zu bemerken, den wir als Kora-Selene, der asiatischen Darstellung

des Lunus verwandt, bezeichneten. Vgl. Taf. V, Anm. 8.

Tafel B. Nachträgliches zu Tafel XV. I— V XVI.1. (Linke Hälfte der Tafel) Seitenansicht der Vase Tafel XV (Vgl. oben S. 26), nebst Facsimile's der auf

der Kehrseite no. 2 enthaltenen Köpfe.

ixgcatjm. Vgl. Schol. Hom. U. II, 105. Hygin. fab. 88. Rochette Mon.p. 194, 4.

( 5 ) Eurip. Orest. 810: XQviag iqig ägvog.(«) Nixri fiovftvTov~au: Zoega Bass. II, 60. Creuzer Symb. II, 204 f.( ' ) Mos xmdiov. Vgl. Scholl zu Soph. Aias S. 17 ff.(* ) Thyestes der „Wüthrich", von 9-vio, im Gegensatz von Atreus

(tqho) der „Unbewegliche": Scholl Soph. S. 18.(») Als idäischer Daktyl: Paus. VIII, 31, 1. IX, 19, 4.

(>») Schol. Eurip. Orest. 5: tät> dt 'HqaxUidüiy xaTaGyäinaiv n&o-noyyiaoy, *XQ1Cf'' ° ^ioS <*vtovs /jiv ccnocrijvat Aaxedaifiovog, nig de He).o-nidag ßuedtvoai.

(i>) Jünglinge mit Spiegeln: bei Passeri III, 201. Miliin II, 57 un(jsonst. Vgl. Creuzer Symb. III, S. 498. Gerhard Etr. Spiegel I S. 66100. 76, 19. Nach Rochette p. 195 ist irgend ein Eingeweihter vorden eleusinischen Göttinnen gemeint, dem Orest mit Arete DikeEukleia gegenüber.

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31ERGÄNZUNGSTAFELN. 32

2. Kehrseite derselben Vase, mit einer oben S. 26 auf Amymone gedeuteten und nach des HerausgebersVermuthungen von Hrn. F. Wolff ergänzten Darstellung.

3 — 5. Ansichten derselben Vase, von drei verschiednen Gesichtspunkten.6. 7. (Rechte Hälfte der Tafel) Zur Blumenarabeske. Vgl. oben Tafel I —V. Einleitung S. II. In der gewohnten

reichen Pflanzen- und Bliithenverzierung unteritalischer Mysterienvasen zeigen wir hier zwei vollständigeFiguren dahin einschlagenden Personals. Auf no. 6 ist es Eros, welcher auf Blüthen tanzend, in seinen Händeneine Taube und einen Zweig oder Kranz haltend, überdies durch weibischen Schmuck und Haarputz an die MysteriengenienAphrodite -Kora's erinnert; auf no. 7 eine zierlich gekleidete Bacchantin, welche in ähnlichem Tanzeine Frucht berührt, die aus Akanthosblättern sich erhebt. Die breite Gürtung ihres Kleides wird durch ein Kreuzbandgehalten, bei welchem die reich geschmückte Brust entblösst bleibt; ein Fell ist um den linken Arm geschlagen,dessen Hand ein Tympanum hält, während die Rechte einen Kornstengel (statt des Thyrsus: oben Taf. I, Anm. 2)trägt. Als Gegenbild schreitet eine Eingeweihte mit ähnlichem Stengel, den Binden schmücken, und mit einer Schale,auf der man Lorberzweige bemerkt, einem Jüngling mit Kranz und Speer entgegen. Das Gefäss ist in Eimerformund ward bei Hrn. Giambatista Casanova zu Neapel für mich gezeichnet; das erstgedachte ist eine apulische Amphora, welche im Jahr 1828 unter den Vasen des Prinzen von Brancaforte zu Neapel von mir bemerkt ward.Auf der Kehrseite derselben reicht ein Jüngling einem Mädchen eine Binde, sie ihm ein Kästchen, ein Pfeiler miteinem Apfel steht dazwischen, — sämmtlich Mysterien- und Hochzeitsgebräuche gewöhnlichen Schlages.

8 —10. Grabmüler und Todtenopfer. Vgl. oben Tafel XVI.8. Heroon mit Blumenwerk. In einem tempelähnlichen Grab erhebt sich eine Palmette über einem prächtigen

Blumenkelch; eine Palmette schmückt auch den Hals des Gefässes. Das Grabmal umgeben in üblicher Sittevier Eingeweihte, zwei Jünglinge und zwei Frauen, mit fruchtbesetztem Kästchen, Traube, Spiegel, Schale und Blumenkranz. Apulische Amphora mit weiblichen und Schwanenköpfen an den Henkeln, in der Fontana'sehen Sammlungzu Triest.

9. Heroon eines Reisigen. Gegenbild der vorigen Vase, und zwar deren Hauptseite, wie aus der fahrendenSiegsgöttin am Hals des Gefässes und aus der Palmette hervorgeht, durch welche der Giebel des hier dargestelltenHeroons von dem eben betrachteten unterschieden ist. Innerhalb desselben steht ein Jüngling mit einerLanze in einer Hand und an der andern ein Pferd haltend. Diese Figur des verklärten Verstorbenen umgeben ausserhalbwieder zwei Jünglinge und zwei Frauen: jene mit den verschiedenen Waffen einer Rüstung, Helm, Speer, Schildund Harnisch versehen, diese mit mystischen Attributen, deren eines neben Kästchen, Binde und Traube die auf demSchoosse der einen Frau gepflegte Gans ist.

10. Heroon eines Kitharöden. Innerhalb dieses auch oberhalb des Giebels stattlich geschmückten Grabmalsist ein sitzender Jüngling dargestellt, dem vor ihm stehend ein Knabe die Kithar reicht. Badegeräth (Öelflascheund Striegel), Ball, Binde und zwei Räder sind nebenher bemerklich, und deuten die in Palästra und Wagenrennenheiter und rühmlich durchlebte Jugend des Verstorbenen an. Sein Grabmal umgeben auch hier, wie in den zweivorigen Darstellungen, je zwei opfernde Figuren beiderlei Geschlechts: Jünglinge mit Lorberzweigen, Schale, Becherund Binde; Jungfrauen mit Kästchen, Spiegel und Opferkrug. Mit besonderem Reiz ist am Hals dieses schönen Gefässesdas häufige Haupt der Mysteriengöttin dargestellt; wir erblicken sie hier über Gräber-Akanthos und vonzwei Flügelknaben, Aphroditens Eroten oder auch Kora's Mysteriengenien, umgeben, welche behaglich an ihrer Seitesich niedergelassen haben und mit dem Blumenwerk spielen, in welches die Göttin versenkt ist. Dieselbe Göttinscheint hier und anderwärts auch in den Frauenköpfen gemeint zu sein, welche zugleich mit den üblichen Schwanenköpfendieses Prachtgefäss zieren; ein Diadem zeichnet beidemal diese Köpfe vor denen andrer ähnlicher Gefässeaus und tritt der gangbaren Deutung auf Gorgoköpfe demnach entgegen. Grosse apulische Amphora der Fontana-schen Sammlung zu Triest.

Tafel C. D. Urtheil des Paris; drei Gefässbilder in Hydrienform. Vgl. oben Tafel XI — XIII. S. 19.Unsre obige Verweisung auf sonstige vorzügliche Gefässbilder des Parisurtheils in mehr oder weniger freiem

Style der Zeichnung erhält durch die beiden vorliegenden Tafeln mehrere vorzüglich sprechende Belege, denen diehochzeitliche Hydrienform unsrer Tafel XIII gemeinsam ist, ausserdem aber die Verschiedenheit berühmter Fundörterzu statten kommt. Das erste dieser Gefässe rührt aus Südetrurien (Volci), das zweite aus Mitteletrurien (Clusium),das dritte, ein ruvesisches, aus der apulischen Heimath der oben erläuterten Vasen her.

C. Obenan unter diesen sammt und sonders vorzüglichen Gefässen steht das volcentische (n), das mit derfrüher von uns gegebenen Kadmosvase (w), ihrem Gegenstück, zugleich gefunden ward und mit ihm zugleich erstneuerdings der Königl. Sammlung anheimfiel.

Die Darstellung dieses Gefässes sowohl als der zwei folgenden schliesst den mehreren obigen, und namentlichder ähnlich geformten Hydria (XIII), im Ganzen sich an, und lässt nach Personal und Anordnung auf ein berühmtesUrbild schliessen, dessen erster Urheber noch nachzuweisen bleibt Allenthalben ist Paris die sitzende Hauptfigurdes Ganzen, und von Hermes geführt umgeben ihn allerorts die drei Göttinnen, woneben jedoch in sonstigemPersonal und mancherlei Nebenwerk Dichter- und Künstlerspiel ihre stets unbenommene Freiheit bekunden. Unterder Leitung des Götterboten, EPMA2, mit Heroldstab haben sich denn auch hier Hera, Pallas und Aphrodite zumSchönheitsurtheil bei Alexandros-Paris, AAESANJqos, niedergelassen. In reicher sternenbestickter phrygischerKleidung mit stattlicher Tiara und einem Wehrgehenk befindet sich dieser am linken Ende des Bildes, mit zwei Jagdspeerenin der linken und in die Seite gestemmter rechter Hand. Ihm gegenüber sitzt Aphrodite, A&POJITe,bekleidet, am Haupt reich geschmückt, gegürtet und an der Brust mit einem Kreuzband versehen; ein reich bekröntesScepter ist an sie gelehnt. Weiter im Hintergrund sitzt Hera, HPA, reicher geschmückt, in sternenbesticktemGewand, mit Strahlenkrone und etwas längerem ähnlichem Scepter versehen; zwischen beiden steht etwas tieferAthene, A&ANA, breitgegürtet, mit Helm, Aegis und grossem wellenverziertem Schild bewaffnet und einen Doppelspeeraufstützend. Die verschiedene Grundfläche dieser Figuren bezeichnet zugleich mit dem hie und da wucherndenGewächs die Abhänge des Ida. Aller Blicke sind auf Paris gerichtet, dessen Urtheil durch den ihm zuflüsterndenEros, EPOS, bestochen wird. Der geflügelte Liebesgott ist thätig für Aphrodite, er selbst und seine Gesellen. Der

( 12) Volcentische Kalpis in der Königl. Vasensammlung no 1868;hoch 1' 5" zu 1' |" Durchmesser. Oben erwähnt S. 19, Anm. 5«.

( '3) Kadmosvase: Etrusk. u. Kampan. Vasenb. Taf. C.(14) Trochos: Winckelm. Mon. no. 194 ff. Dubois-Mais. pl. XXX.

Elite ceramogr. I, 18, p. 36.(ls) Kalpis aus Clusium, in den Ausgrabungen des vermeintlichen

Porsenna-Grabmals gefunden; verkleinert, wie hier, bekanntgemacht und erläutert von Braun: Laberinto di Porsenna tav. IV.Oben erwähnt S. 19, Anm. 5 h.

( l'j Hera mit Speer: im archaischen Gefässbild der Kora-Rück-kehr. gegenwärtig im Berliner Museum no. 1692, bei Micali tav. LXXXI

und bei Müller Denkm. II, 10, der die neben Zeus thronende Göttin jedochfür Pallas hält. Vgl. auch Auserl. Vas. II, 127, wo nur die Drei-fusskessel mich hindern, Hera's Kampf gegen Herakles (Hom. IL V,329) mit Sam. Birch zu erkennen.

( " ) Aegis mit Mond und Sternen: Prodr. S. 140. Erzfigur: Mus.Gregor. I, 43, 1.

(,s) Kalpis aus Ruvo, oben erwähnt S. 19, Anm. 6«. Zuerstbeschrieben im Bull. d. Inst. 1836, p. 163 ff.; bekannt gemacht und erläutertvon Braun (Giudizio di Paride. Parigi 1838. 4. tav. I) und hauptsächlichvon Craizer (Galt. d. Dramat. 1839, Taf. I, S. 1 —65, zugleich

Liebesgöttin zunächst schmiegt ein zweiter Flügelknabe, Pothos, 110002, sich an und weist mit beredter Geberdeauf Paris; er mag von Helena reden, deren Besitz Aphrodite dem Paris verhiess. Ein dritter geflügelter Liebesgott,Himeros, IMEP02, schaut aus der Ferne dem Fortgang der Sache sitzend zu, ist aber des Ausgangs eben sosicher als seine geschäftigeren Gefährten. Diese Sicherheit des Siegs ist durch Lorberbekränzung aller drei Liebesgötterangedeutet, wie denn auch Hermes als erfolgreicher Herold in gleicher Weise bekränzt erscheint und Parismit einem Lorberkranz an seiner Gürtung sich zeigt; eine Besonderheit, die auch im Gegenstück dieser Vase anKadmos sich findet und auf den Siegespreis dieses Urtheils, wie dort auf den des Kampfes, auf Helena's Besitz wiedort auf Harmonia's Hochzeit, bezüglich sein mag. Noch ein lorberbekränzter Knabe bleibt übrig; von einem Delphinüber Wellen getragen, obwohl unbeflügelt, mag er des Eros Gewalt im Reich der Gewässer andeuten, wienebenher auf gleicher Grundfläche Reh, Panther und Widder, in harmloser Ruhe gleichmässig neben einander gestellt,des Eros und seiner Gefährten Herrschaft über Gebirg, Wald und Weide bezeichnen sollen.

An ansehnlichen Zuschauern hat dieses Bild keinen Mangel; um beide Henkel der Vase sind sie vertheilt.Vom Olympos ist Zeus, wie in der Ilias, zum Ida herabgekommen; wir finden ihn, behaglich auf einen Stab gelehnt, hinter Hera stehend, seinem Liebling Ganymedes gegenüber, der an der entsprechenden Stelle am andernEnde des Bildes, kenntlich durch einen Reifen, sein Spielgeräth ("), hinter dem sitzenden Paris Platz genommen hat.Beide haben durch gleiche Bekränzung, wie Paris und Eros sie haben, für deren Urtheil sich schon im Voraus erklärt. In gleicher Weise vertheilt sind endlich auch Apollo und Artemis zugegen, vermuthlich als Hochzeitsgötterdem Zweck des Gefässes entsprechend: zur äussersten Linken Apollo, der lorberbekränzt einen Lorberstamm aufstützt, zur äussersten Rechten aber Artemis, die in einfacher Kleidung, das Haar mit Binden geschmückt, einen Bogenin der Linken, in der Rechten eine Fackel erhebt.

D, \. Das zweite der hier zusammengestellten Parisurtheile rührt aus Clusium her(15), und nähert in Stylund Anordnung den Vorzügen jenes eben betrachteten Kunstwerks sich eben so sehr, als auch Gefässform und Gegenstanddemselben entsprechen. Auch hier erscheint Paris in Mitten des Bildes sitzend, mit Tiara und Wehrgehenkversehen, in phrygischem langem Kleid, unter dessen breiter Gürtung ein Lorberkranz wiederum zu bemerken ist;er hält zwei Jagdspeere in der Linken und ist mit bedenklich erhobener Rechten gegen Hermes gewandt, derlorberbekränzt, durch Petasus, Fussbeflügelung und Heroldstab bezeichnet, mit hoch erhobenem linkem Fuss in Unterredungvor ihm steht. Hinter Hermes steht Pallas Athene in stattlicher Rüstung, mit Helm, Aegis und wellenverziertemSchild versehen; die beiden andern Göttinnen schliessen das Bild auf der rechten Seite. Der Unterschiedbeider ist nicht augenfällig; doch wird die Beherrscherin des Olymp an ihrer stolzen Bewegung, Aphrodite durchihre friedliche Haltung, zierliche Kleidung und durch das Kreuzband erkannt, welches mit ihrem verführerischen Gürtelöfters verbunden ist. Mit gefälligem Stirnschmuck und einem Scepter versehen, sitzt sie am linken Ende desBildes in höherem Raum als Hera, welche mit angestemmtem Arm, hinter Paris stehend, nach ihr sich umblickt.Sehr eigenthümlich, aber auch sehr bezeichnend, ist hier die streitbare Himmelskönigin dargestellt: sie trägt einenSpeer in der Hand, der statt des Scepters an ihr in seltenen Fällen (16) bemerkt wird, und ein mit Blumen undWellen, hauptsächlich aber mit Sternen besticktes Gewand. Dieser Sternenschmuck, der hier und im vorigen Bildausser ihr nur dem Paris gegeben ist, kann um so weniger bedeutungslos sein, als sich, in ähnlicher Weise wiedann und wann an der Aegis Athenens (17), zugleich die Andeutung von Sonne und Mondsichel dabei findet. Auchder geschmückte Saum des Halses und hauptsächlich die Blumenkrone der Göttin sind ungewöhnliche Besonderheitenihrer Tracht, die schwerlich aus reiner Willkür des Vasenmalers herrühren können und um so wahrscheinlichereinem älteren Typus zugerechnet werden, je einfacher diese Darstellung übrigens gehalten ist. Nur zu Füssen desParis sein Jagdhund, der an einem Baumstamm gelagert ist, und weiter am rechten Ende des Bildes ein gelagertesRind zur Andeutung der von ihm beschützten Heerde, sind als Nebenwerk auf der Hauptfläche dieses Gefässes bemerklich. Selbst vom üblichen Spiele der Liebesgötter ist jene Hauptfläche unbetheiligt geblieben; doch wird dieskaum entbehrliche Element eines Parisurtheils, zugleich mit einigen Nebenfiguren, zwischen den Henkeln des Gefässesnachgeholt. An dieser untergeordneten Stelle, welche für Vasen dreihenkliger Form zwei Querseiten darbot, sind insinnvollen Bildern Liebeslockung und männliche Kraft einander entgegengesetzt. Dort schwebt Eros, lorberbekränzt,mit schalkhaft erhobenem Finger zur Liebesgöttin heran, die vor ihm sitzt, und lässt hinter sich die verlassene, durcheine Lanze bezeichnete, Jagdgefährtin des Paris, Oenone; hier dagegen tritt Hektor, ein bärtiger Held in glänzenderasiatischer Rüstung, abmahnend dem Paris näher, dem auch die hinter ihm folgende, einen Lorberkranz haltende,Siegesgöttin vergebens winkt.

D, 2. Wir gehen zum dritten dieser Parisurtheile über, dem jetzt zu Karlsruhe befindlichen Gefäss ausRuvo(K), und finden in diesem, wie in dem ebenfalls apulischen unsrer Tafel XIII, bei grosser Uebereinstimmungder Hauptfiguren und ihrer Anordnung, diejenigen wesentlichen Verschiedenheiten reicheren Schmuckes und Nebenbezuges, welche der unteritalischen Gefässmalerei zugleich zur Beglaubigung späterer Kunst und gehäufter, zum Theilversteckter, Bezüge gereichen. Dem handelnden Personal sind Nebenfiguren, hauptsächlich in einer oberen Reihe,hinzugefügt, Tracht und Nebenwerk reicher ausgestattet, die Nebenbeziehung des Ganzen aber durch solchen Schmucktheils hervorgehoben, theils, wie wir schon oben (S. 20. Anm. 7) bemerkten, auch verdunkelt. Letzteres geschiehthier durch den Umstand, dass sammtliche bekleidete Personen der Handlung, nur mit Ausnahme einer einfach bekleidetenNebenfigur, sternengeschmückte Gewänder tragen. Obwohl man dergleichen öfters ohne besondre Bedeutungvorfindet, so verpflichtet uns doch die auf beiden obigen Gefässen (C. D, \) bemerkliche gleiche AuszeichnungHera's und ausser ihr nur des Paris, jenem Sternenschmuck in den vorliegenden Darstellungen eine besondre Bedeutungbeizulegen: diejenige nämlich eines mit den Gestirnen verwandten Lichtwesens, wie denn auch Paris theilsals Entführer der Mondsöttin Helena, theils als solarischer Heros einer solchen symbolischen Deutung (19) nicht ganzentzogen werden kann. Weniger allgemein gefasst als Adonis, um dessen Besitz Aphrodite und Kora, Ober- undUnterwelt sich stritten, ist Paris, den als Vertheiler des Erisapfels, des Erdenrunds, die Göttinnen verschiedener Lichtregionenfür sich aufsuchten, durch Aphroditens Gunst mit der Mondgöttin Helena so ausschliesslich vermählt, dass,keine andre ihr verschwisterte Wesen (20) — Aethra's der Tageshelle zu geschweigen, etwa die Sternennacht Kly-mene(21), des Helios Zuflucht, oder Oenone, ein dieser entsprechendes bacchisches Wesen (22) — den Sonnenjünglingzu fesseln vermögen. Symbolische Gegensätze solcher Art sind es, welche in diesem reichen Gefäss-

mit dem unten umlaufenden bacebischen Zug. Vgl. Allg. Lit. Zeit.1840, no. 28).

(ls)' Helena: Creuzer Symb. IV, 147 ff. Gerhard Schmückung derHelena S. 3. — Paris: Uschold Trojan. Krieg S. 143 ff.

(2° ) Helena, eine Mondgöttin, der Nemesis oder Leda, oder auchdes Sonnengotts (Ptol. Heph. 4. Okeanide nach Hesiod) Tochter, istnicht nur mit Klytämnestra (Vgl. Klymene, Mestra), sondern auch mitKlymene und Aethra verwandt, die als Blutsverwandte (Menelai affines: Dictys I, 3) ihr dienend (Ovid. Heroid. XVII, 267. Intpp. Hygin.fab. 79. Vgl. Tab. Iliaca no. 107) nach Troja folgten.

(*' ) Klymene, die Okeanide, deren Schönheit Euripides im Phae-thon und noch Nonnus XXXVIII, 113 ff. verherrlichten, ist des HeliosGemahlin (Welcker Tril. S. 575 ff), die er zugleich mit Mutter undKindern in der Tiefe der Nacht (non ßiv»ta vvxrög: Stesich. Athen. XI,469, E) aufsucht; als Sternennacht (Vgl. Klymenos-Hades Paus. II,35, 5) ist sie durch das sternenbestickte Gewand dieses Vasenbildesbezeichnet.

(") Oenone, von olvos. Vgl. O. Jahn: Paris und Oinone. Greifswald1844. 4.

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bild zur Erweiterung einer schon vorgebildeten Darstellung dienten, und dadurch hauptsächlich, zugleich als Zeugnissedeutelnden Kunstgeschmacks, dieses unteritalische Kunstwerk von den zwei obigen, der Hauptsache nach ganz ahn-lieh geschmückten, unterscheiden.

Mitten im Bilde sitzt wiederum Paris, AAEBtANAgog, in reicher phrygischer Kleidung mit Tiara, Wehr-gehenk und an die Gürtung geknüpftem Lorberkranz; in seiner Rechten gibt ein Stab, der einem Ruder verglichenund besser als Keule bezeichnet wird, nicht mehr als Jäger, sondern als Hirten ihn kund. Lorberstämme umgebenihn beiderseits; ein Hirtenhund, den ein Halsband schmückt, liegt zu seinen Füssen. Ueber ihm blickt als HalbfigurEris, EP12, finster herab, den Begegnissen zuschauend, die sie angestiftet; holdseliger sind von gleicher Höhe zweiFrauen, beide mit Lorberkränzen, gegen Paris gewandt. In der vordersten, sitzenden, ist die Glückseligkeit, Euty-chia, EYTYXIA, als Person gedacht (*); die mädchenhaftere, in sternenlosem Unterkleid, leicht gegürtete und geschmückte, die auf Eutychia's Schulter vertraulich sich lehnt und für eine Höre (M) zu jung und vereinzelt ist, möchtenwir für Helena halten. Diese und allen sonstigen Segen Eutychia's dem Paris zu sichern, wird Aphrodite,atfVOAlTll, beflissen sein, der Eros mit einem Stirnband geziert sich anschmiegt; sitzend, bekleidet, gegürtet, geschmücktund ein Scepter haltend, erwartet sie am rechten Ende der Darstellung das ihr beifällige Urtheil des Paris.Vor ihr steht Hermes, EPMIIj:, welcher die Göttinnen zum Ida geführt hat; ein Heroldstab in der Rechten bezeichnetihn, und ein Lorberstamm auf seiner Stirn deutet, wie auch bei Zeus und bei Paris, die Festlichkeit undden sicheren Ausgang dieser Berathung an. Auf der entgegengesetzten Seite des Paris folgt zuerst Pallas Athene,AQHNAA, in voller geschmückter Rüstung, an welcher sich Flügelgestalten (eher Kampfgenien als Siegsgöttinnen)im Innern des Schilds auszeichnen; sodann Hera, HPA, mit Stirnkrone und Scepter versehen und mit der Rechtenein Sternengewand über die Schultern ziehend. Hinter diesen Göttinnen sitzt, mit zierlicher Gewandbewegung ihrerrechten Hand, eine Frau, die man ohne die Inschrift für Oenone halten würde, nach Anleitung der Inschrift aberfür eine dem Wesen nach jener entsprechende nächtliche Nymphe, fürKlymene, KAYMENII, zu halten hat, welchevielleicht als der leuchtenden Helena schimmernde Schwester gemeint (25) und deswegen auch mit einem vorzüglich

reichen Sternengewand bekleidet ist.Oberhalb dieses reich ausgestatteten Bildes ist linkerseits auf der Höhe, lorberbekränzt, wie schon oben bemerkt

ward, und in den Händen Scepter und Donnerkeil haltend, als gebietender Zuschauer Zeus, ZEYJS, zu erblicken. Ihm entspricht andererseits der alles beschauende Sonnengott Helios, HAI02, der sein Viergespann aufdie Höhe der Himmelsbahn lenkt; eine Andeutung des Sonnenkörpers wird, aus zwölf Strahlen bestehend, danebenbemerkt. Aehnliche Andeutungen finden auf späten Gefässmalereien auch sonst sich vor(26) und machen gemeinhinkeinen Anspruch mehr als ein Ausdruck des Tages zu sein, wie andremal Sterne die nächtliche Handlung bezeichnen; hier jedoch, wo es an Nebenbeziehungen kosmischer Art nicht fehlt, scheint die Erscheinung des Sonnengottesauch durch die Bedeutung des Ganzen hervorgerufen zu sein, dem Paris, Helena und Klymene als Lichtwesen angehören

.

Tafel E, 1 — 8. Nachträgliches vermischten Inhalts.

\. %. Theseus und Antiope^ In Bezug auf diesen mehrfach, namentlich S. 4, Anm. 4 9 von uns berührten, Mythos geben wir hier das stark verslümmelte Fragment eines Amazonenkampfes, aus einer grossen, in zweiReihen vertheilten, Ruveser Vase, vormals in der Lamberti'schen Sammlung zu Neapel (27). Während oben S. 4 (19)bemerkt ward, dass die von Theseus zuerst bekämpfte und dann geliebte Amazone bald Antiope, bald Hippolyteheisse, gibt dieses Fragment ein Zeugniss mehr für Antiope ab, widerspricht jedoch der gewöhnlichsten Sage darin,dass Antiope hier weniger bekämpft als mit ihrer Einwilligung entführt wird. Einiges Sträubens ungeachtet, welcheshiebe! als natürlicher Ausdruck ihrer zwischen Liebe und Heimath getheilten Empfindung gelten kann, wird die deutlichbenannte Schöne, ANTIOn(rj), deren Verrath(28) im Gedichte der Nosten berichtet war, von zwei Jünglingen hierentführt, deren einen wir gern für Phorbas(29) halten, wenn anders sein sehr, jugendliches Ansehen nicht dawiderist. Während diese schöne Beute vom sprengenden Viergespann flüchtiger Rosse gerettet wird, setzt Theseus denKampf mit den übrigen Amazonen noch fort, deren eine, ANJPO(fiaxn) mit häufigem Namen (s0) genannt, er ebendurchbohren will. Auch von einem seiner Mitkämpfer, vermuthlich Peirithoos, sind linkerseits noch Reste vorhanden,so wie am rechten Ende der Darstellung ein dritter Kampf zu bemerken ist, bei welchem die Amazone gegen einender Griechen im Vortheil sich zeigt.

Den Rest einer zweiten Reihe desselben Gefässes (no. 2) haben wir, aller Verstümmelung ungeachtet, hiernicht übergehen wollen. Aus wenigen aber bezeichnenden Spuren hat der Ergänzer die Darstellung eines Ruhebettsgeschickt nachgewiesen, auf welchem eine Frau einem liegenden Jüngling gegenüber sitzt und ihm eine Binde reicht.Am Ende des Lagers verdient eine Lorberstaude beachtet zu werden; ausserdem sind von den andern vorausgesetzte

) Wie öfters, auch hochzeitlich. Vgl. Creuzer Galt. S. 19 ff.

(„Plut. Rom. 14").

(« ) Höre- nach Creuzer S. 44, von Braun unbenannt. Auch als

einen Gesammtausdruck der Eutychia Hesse diese Gruppe traulichgeseilter Frauen sich fassen (Abb. über die Lichtgottheiten S. 4).

(") So erklärte Braun (Giud. d. Par. pag. 6), ohne die Helena

im Bild anwesend zu glauben; als Gemahlin des Helios nahm dieseKlymene Creuzer Gall. S. 32 f.

(*«) Sonnenkörper: Miliin Gal. XCVIII, 395 und sonst.(».» ) Erwähnt in meinen Auserl. Vasenbildern II, S. 62, 23.ten Figuren nur ein heranschwebender Eros und eine bräutlich verschleierte Frau gesichert, welche letztere am rechten

Ende der Darstellung zuschaut und allenfalls für die Brautmutter einer hochzeitlichen Scene gelten kann.

3 — 5. Pan und Aphrodite; apulischer Kantharos (Form no. 5) im Besitz des Herausgebers, als Beleg der

Verbindung beider Gottheiten oben zu Taf. XI, Anm. 17 erwähnt. — Zwischen zwei ionischen Säulen, vielleichtzur Andeutung eines geschlossenen heiligen Raums, wofür auch die oberwärts sichtliche Schale spricht, sitzt derjugendliche Gott Pan (no. 3), durch Hörner, Keule und zwei Jagdspeere als Wald- und Jagdgott kenntlich gemacht.In gleicher Begrenzung und Richtung sitzt andererseits Aphrodite (no. 4), bekleidet und geschmückt, einen Lorberstammin der Linken, vielleicht auf ihr Verhältniss zum Lichtgott, Apollo sowohl als Pan, bezüglich, in der Rechtenaber eine Taube am Band lose haltend. Die Heiligkeit des Raums ist auch hier noch besonders, nämlich durch eineaufgehängte Binde, bezeichnet. Ausserdem darf nicht übersehen werden, dass beider Gottheiten Verbindung mitbacchischem Götterwesen in der Henkelverzierung erhoben gearbeiteter und bacchisch bekränzter gleichartiger Köpfeeine Andeutung findet, deren einer mit Satyrohren ganz unverkennbar versehen ist.

6. 7. Urtheil des Paris. Aus einem Oxybaphon der Königl. Sammlung (no. 904) fügen wir den obigen

Gefässmalereien dieses Gegenstands (XI —XIII. C. D.) noch eines hinzu; es gehört denjenigen an, in denen jenerbeliebte Mythos durch freie Behandlung seltsam verdunkelt ist. Unverkennbar sind an dem linken Ende die sitzendePallas, am rechten Hermes, beide mit ihren üblichsten Attributen. Mitten inne sitzt, an einen Pfeiler gelehnt, einnackter Jüngling mit Stirnband und langem Stab; es kann Paris in ihm gemeint sein. Er blickt nach einer bekleidetenFrauengestalt sich um, auf welche Eros das Oel zweier Salbgefässe herabträufeln will; wahrscheinlich istAphrodite in ihr zu erkennen, bei welcher jedoch das mehr einer Nymphe zukommende Attribut des Wassergefäs-ses, das sie mit beiden Händen hält, etwa als Badegeräth, in ähnlichen Darstellungen sonst nicht üblich ist.Eben so wenig ist Hera deutlich, welche in einer zwischen Paris und Pallas stehenden Figur wol gemeint seinmuss, obwohl die mit beiden Händen von ihr gehaltene Perlenschnur kein gewöhnliches Attribut für sie ist und auch

der übliche hohe Stirnschmuck vermisst wird.

Als Gegenbild dieser Darstellung sind auf der Kehrseite dieses Gefässes (no. 7) vier Palästriten dargestellt.8. 9. Erotisches Saitenspiel; Oenochoe (no. 9) der Jatta'schen Sammlung zu Neapel, oben erwähnt zu

Tafel XIV, Anm. 13. — Wir erblicken hier, an ein Wasserbecken mit oben sichtlichem Zufluss nachlässig gelehnt,in der Hand mit Fächer und Taube, nebenher mit Binde und Alabastron versehen, eine bekleidete Frau, in derAphrodite oder ihre Dienerin Helena gemeint sein könnte. Die vor ihr sitzende und nach ihr umblickende Figurmit breitgegürtetem langem Chiton und phrygischer Mütze könnte bei solcher Voraussetzung Paris sein, zumal dasvon dieser Figur gerührte Trigonon, ein Instrument öfteren erotischen Gebrauches, dem berühmten Kitharspiele desParis füglich sich gleichsetzen liess. Unsicher jedoch werden diese Deutungen durch die dritte Figur eines herantretendenJünglings mit Kranz und Apfelzweig; von letzterem hängt eine Tänia herab. Trüge diese Figur einenLorberzweig, so würde sie für Apollo gelten dürfen; so aber ist es wahrscheinlicher, dass nur eine Liebes- undHochzeitsscene des Alltagslebens gemeint sei, derjenigen ähnlich, in welcher wir oben die durch einen Kranich apollinischgeschmückte Form des Saiteninstruments zur Vergleichung mit einem ganz ähnlichen geeignet fanden.

10. Lykurgos und Hypsipyle; apulische Amphora aus Ruvo, im Königl. Museum zu Neapel. — Der übrige

Raum dieser Tafel kommt uns zu Statten, um ein früher gelegentlich erläutertes Gefässbild seiner für uns unzweifelhaftenDeutung nach augenfälliger zu machen. Bei Erklärung der berühmten Archemorosvase (31) desselben Museumsward auf Darstellungen verwiesen, in denen Hypsipyle, der die Verwahrlosung des königlichen Knaben zur Schuldgereichte, vom nemeischen Königspaar, Lykurgos und Eurydike, des Kindes Eltern, mit dem Tode bedroht war. Dieserhie und da nachweisliche Gegenstand ist auf diesem stattlichen Gefäss ausführlicher als sonst irgendwo behandelt. Verschleiert und ohne sichtliches Haar naht sich Hypsipyle, um Gnade bittend, der unglücklichen vor ihrsitzenden Mutter des getödteten Knaben, Eurydike; König Lykurg dagegen, den bärtige Bildung und ein Herscherstabvon seiner Umgebung unterscheiden, steht zwischen zwei bewaffneten Jünglingen des griechischen Heereszugs,etwa Kapaneus und Parthenopäos (32), und zwischen Amphiaraos, dessen ehrwürdige Geltung durch langesbreitgegürtetes Gewand, lange Aermel, quer vorgehaltenen Stab wie die Seher ihn tragen, endlich auch durch spitzeKopfbedeckung sich kundgibt, die unter dem bärtigen Kinn festgeknüpft ist. Des Sehers besonnene Rede scheintden Unwillen des Königs zu beschwichtigen; vielleicht ist auch eine stattliche Blume, die zwischen den beiden Figurenaufspriesst, als Andeutung gütlichen Einverständnisses zu nehmen. Zwei Sterne, eine Binde und noch eine spitze Kopfbedeckung

, welche im leeren Räume des Bildes sich angegeben finden, wissen wir weniger bestimmt zu deuten.

Die übrigen Felder dieses ansehnlichen Gefässes sind in der Gesammtansicht desselben beiderseits dargestellt.

Sie enthalten wenig Andres als was man in den Figurenreihen ähnlicher Mysterienvasen von mystischen Gebräuchenzu sehen gewohnt ist; doch tritt die Darstellung zweier Liebesgruppen, welche über dem vorher erläuterten Hypsi-

pylebild sich befindet, aus dem Gewöhnlichen heraus.

(28 ) Antiopes Verrath: Paus.1,2, J. Welcker Episch. Cycl. I, S. 282.(25) Phorbas, nach Pherekydes (Schol. P. Nem. V, 89) des Theseus

Wagenlenker, wird auch auf Kunstdenkmälern, beim Raub An-tiope's (De Witte Cab. etr. no. 115) und auf der Kodrosschale (Jahn

Archäol. Aufs. S. 184), genannt.

(;{■>) Andromache: Auserl. Vas. II, S. 61 ff.

) Gerhard Archemoros u. d. Hesperiden S. 5, Anm. 8.(3J) Wie auf der Archemorosvase (Ebd. Taf. I. Nouv. Ann. pl. V)

laut Inschrift; sonst Hesse sich auch an Adrastos und Polyneikes denken.

9

Page 21: Apulische Vasenbilder - Gerhard

35 INHALT. DENKMÄLERVERZEICHMSS. REGISTER. 36

INHALT.

TAFEL I — IV. DIONYSIAKA; DIOMEDES IN DAUMEN; AMAZONENKAMPF................. SEITE \- V. AMAZONEN: THESEUS UND HIPPOLYTE; HELENA UND PENTHESILEA............ - 5- VI. AKTÄON; CHRYSIPPOS; ÄGINA.................................... _ 7

VII. EUROPA AUF MEERESWOGEN; KENTAUREN UND AMAZONEN................ - 9VIII —X. MELEAGROS; BELLEROPHON; GERYONES . :", ■...................... - 11

- XI. HERAKLES UND HESIONE; URTHEIL DES PARIS.....................• • • • - 15- XII. URTHEIL DES PARIS; HEROON (Gegenstück zu Tafel VI) ................... - 19- XIII. URTHEIL DES PARIS (Hydria)................................... - 20

XIV. HERAKLES UND OMPHALE (Hydria; Gegenstück der vorigen)................. - 21_ XV. HERAKLES' UND HEBE'S VERMÄHLUNG.............................. . - 23

XVI. HEROON UND TODTENOPFER................................... - 27ERGÄNZUNGSTAFELN:

A. NACHTRÄGLICHES ZUR TAFEL I. V. VII. VIII............A, I. Telete; Figur von der Mündung des Vasenbilds Tafel in.

2 — 5. Eberjagden.

- 29

6. Widderopfer des Atreus und Thyestes.7. 8. Gesammtansicht zu Tafel VII (Europa).9. 10. Gesammtansicht zu Tafel V, no. 2 (Penthesilea).

11. 12. Gesammtansicht zu Tafel V, no. 1 (Amazonenkampf).B. NACHTRÄGLICHES ZU TAFEL XV. I —V. XVI .......................... SEITE 30

B, 1—5. Seitenansicht, Rückseite und Form der Vase Tafel XV (Herakles und Hebe).6. 7. Zur Blumenarabeske. Vgl. Tafel I —V.8 — 10. Grabmäler und Todtenopfer. Vgl. Tafel XVI.

C. D. DAS URTHEIL DES PARIS, in ähnlicher Gefässform wie auf Tafel XIII dargestellt aus Vasen

von Volci (C), Chiusi (D, 1) und Ruvo (D, 2)................... - 31E. NACHTRÄGLICHES VERMISCHTEN INHALTS......................•..... - 331. 2. Theseus und Antiope.

3 — 5. Pan und Aphrodite.6. 7. Urtheil des Paris.

8. 9. Erotisches Saitenspiel.

10. Lykurgos und Hypsipyle.

DENKMÄLERVERZEICHNIS S.IN ITALIEN; Vasenbilder.I. Neapel und Umgegend.Im Königl. Museum:Philonoe; drei Gefässbilder: 13, 20, a. h

Amphiaraos und Lykurg: E, 10, S. 34.

Vormals bei Prinz Brancaforte:Bacchantin auf Blumenwerk: 31. B, 6.Vormals bei Hrn. Casanova:Eros auf Blumenwerk: S. 31. B, 7.Catalani'sche Sammlung (jetzt zerstreut)

Philonoe, Kalpis: 13, 20 d.

Jatta'sche Sammlung:Stheneböa: 13, 20 e.Erotisches Trigonon: E, 8. 9. S. 34.

Lamberti'sche Sammlung (jetzt zerstreut):

Antiope's Entführung: E, 1. 2. S. 33.2. Chiusi.Casuccini'sche Sammlung:

Parisurtheil, Kalpis: D, I. S.

32.Trtest.Fontana'sche Sammlung:Grabmäler und Todtenopfer: B, 8 — 10. S. 31.

Eberjagd. Zwei Gefässbilder: A, 2. 4. S. 29.

AÜSSEBHALB ITALIENS; Vasenbilder.1. England. Im britischen Museum:Kämpfende Pallas oder Here: 31, 16.2. Frankreich. Im Cabinet Pourtales:Eberjagd: A, 3. S. 29.3. Deutschland.a. Berlin, im Königl. Museum:904. Parisurtheil, Krater: E, 6. 7. S. 34.

1003. Widderopfer und Eberjagd: A, 5. 6. S, 13, 24. 29.

1692. Rückkehr der Kora, archaisch: 31, 16.1868. Parisurtheil m. Inschr., Kalpis: C. S. 31.

b. Ebendaselbst, im Besitz des Herausgebers:

Pan und Aphrodite, Kantharos: E, 3. 4. S. 34.

c. Karlsruhe, im grossherzoglichen Besitz:

Parisurtheil m. Inschr.: D, 2. S. 32 f.

III. VERMISCHTES.1. Vasenbilder:Chimärakampf, Kelebe unbenannten Ortes: 11, 3a.

Lajos und Chrysippos; Zeichnung bei Dr. Braun: 7, 7.

2. Sonstiges:Bellerophon, Gemmenbild: 11, 4.REGISTER.Achäische Kolonieen S. II, 14.Adonis? 13, 18.Aegina VI. S. 8. 9.Aegis, gestirnt 32, 17.Aeschyfos (Chrysippos) S, 8.Aethra 32, 20.Agamemnon und Menelaos 29 f. A, 6.Agaue? 26, 28.Akanthos und Blüthen S. 30 zu A, 9.10.Aktäon VI. S. 7.Alanos 3, 17 zu I.Amazonen, friedlich V, 1.bacchische 13, 11.— mit Bellerophon 12, 6. 7.— und Kentauren^, 7. S.S. 30.

Amazonenkämpfe III. IV. 4, 19 ff. V,

V, 1. 2. S. 5. VII S.U. A, 7.8.11S. 30.

Ammon? IL 2, 7.

Amphiaraos, kalyd. Jäger 14, 30. 42.

— und Lykurg E, 10. S. 34.

Amphitrite? VH. 10, 5.

Amvmone 26, 22 ff. B, 2.Anchises? 17 12. _: . , . « -.

Andromache, Amazone b, 5. ß, 1. &• 33.

Ankaos 14, 37. A, 4. 5. S. 29.Antiope 11. 19. 33 zu E, 1.Apfel des Paris 20 8. 32Apfelbaum, erotisch 12, o. Vgl. 34 (8.9).

Aphrodite s. Parisurtheil.

_ und Pan VI. 7, 6. XL 18,17. E, 3 — 5.— an einem Pfeiler 20, 11.— neptunisch 10, 6.— deren Gürtel 32 zu D, 1.

Apollo, Vermählungsgott 25, 10. 32

zu C.— den Arm auf dem Haupt 17, 9.— mit Stab? 17, 10.— bewaffnet? 17, 11.

Apulische Vasen S. I.

Arete, minervenähnlich 20,14. 30, 11.A, 6.

'AqiTtj und xocxia 20, 12.

Ariadnens Vermählung III. S. 2.Aristäos 26, 26 ff. B, 2.Artemis, Vermählungsgöttin 25,10 zu

XV. 32 zu C.— Hymnia 25, 12 ff.— bei Aktäon VI. S. 7.

Asiatischer Kunstgeschmack S. IV.Atalante 15, 39 ff. 29, 4 zu A, 4.Athen, Vasenfunde S. I, 12.Athene s. Parisurtheil.

— thronende A, 6. S. 29.— und Aphrodite 26 zu B, 2.— und Herakles 23, 3.— mit Palme NHL 20.— in Nympheutracht 27, 29.

Atreus und Thyestes 29, 4 zu A, 6.Attische Kunst S. I, 12.

Autono e? 26, 28.Bacchanalien, unteritalische S. I, 4. 16Ball am Bande 18, 16.Bart des Ankäos 13, 21.Becken auf Grabespfeiler A, n. 125. 30.

Bellerophon VIII. S. 21 f.

Bildnisse einer Schönen S. III, 28.Blumenarabeske 31 zu B, 6. 7.Blumen mit Frauenköpfen S. IV, 36.Blumenverkleidung der Todtcn S. II,

27. ,.. ,Blumenverzierung mit Frauenkopfen

Taf. I. IV. VI. VII. XIII. A, 8-10.ß, 10. S. IV, 27 ff. 2. 10. 30 31.

- - mit Eros VII. XIII. A,6. B, 6. S. 2. 30. 31.— — mit lacchos? IL »■S. 31.mit Bacchantin A, 7,Blumenverzierung in Grabdenkmälern

B, 8. S. 31.Cälia S. I, 8 ff.

Chrysippos VI. S. 8, 12 ff.

Daunos I. S. 3, 16.Deimos und Phobos 13, 22.

Dike? 30, 11 zu A, 6.Diomedes in Daunien I. 3, 15.

Dionysiaka I—IV.Dionysos' Vermählung III. S. 2.

— Laube 1, 4.— und Satyr 1, 3.— widderhörnig n. 2, 7.— Vermählungsgott NV. 25,11.

Dioskuren, kalyd. Jäger IX. 15, 43. 29

zu A, 4.

Eberjagden 29 zu A, 2 — 5.

Enäsimos, kalyd. Jäger? 29, 1.Eris, geflügelte? S. 29, 5.Eros, mit Inschrift XV. C. />, 2.

— bogenspannend 26, 21 zu B, 1.— ein Mädchen verfolgend A, 12.

S. 30.

— der Thiere Gebieter 32 zu C.— mit Stirnband D. S. 33.

Eukleia? 30, 11. A, (,.Eunomia, Inschr. XV. 25, 14.Eupalamos, kalyd. Jäger? 29, 1.Euphemismus S. III.

Eurhythmia? 25, 16.Eüripides (Chrysippos) 8, 8.Europa VII. S. 9 f.Euthymia, Inschr. XV. 25, 16.

Eutychia D, 2. 33, 23.Färbung, braune IX. 14. 25.

Fenster 23, 17.

— geschmücktes, 23, 18.

Fingergeberde 7, 4.Gambrion S. III, 19. 21, 10.Ganymedes C. 32, 14.Geryones X. 15 f.

Geryones, zweiköpfig 15, 47.Gnathia S. I, 11.Goldlamm 8, 14. 29 zu A, 6.Goldross 8, 14.Gorgoneion 27, 3.Gorgone am Henkel? 31 (B, 10).Grabesbezüge der Vasenbilder? S. HI,22.

Grabmal s. Heroou.

— und Todtenopfer B, 8—10.

S. 31.

— vasenreiches S. IV, 37.

Gymnastische Darstellungen? S. II, 18.Hand auf der Brust 9, 21. S. IV, 34 d.Hebe und Herakles XV, 23 ffHedone 21, 15.

Helena vor Paris 32, 19. 34 (E, 8. 9)?— - - und Penthesilea V,

2. S. 5 f.

— und KIvtämnestra 30 [A, 6).

Helios, Inschr. D, 2. 33.

Hera s. Parisurtheil.— bei Hebe's Vermählung? 25.— mit Sternenschmuck D. 32.— - Speer D. 31, 16.

Herakles am Scheideweg 20, 13.

— und Hebe XV. 23 ff.— - Athene 23, 3.r, ~,,-, ' Omphale XIV. 21 ff.

Herakhdenherrschaft 29, 10.Heroische Darstellungen S. ILHeroon XII. XVI. A, 8 — 10. S. 19. 27,

2. 31.

— eines Reisigen 31. B, 9._ — - Kitharöden 31. B, 10.Hesione XL 15 ff.Hesperiden, hochzeitlich (Nonn. 38,140) S. III, 21. lHippodamia, Amazone 6, 4.

Hippolyte, Amazone 4, 19.Hippothoos, kalyd. Jäeer? 14, 36.

Hochzeitsbestimmung der Vasen S.III. 2.

Hochzeitsbezüge auf Sarkophagen S.

IL 23.

Höre bei Eutychia? 33, 24.

Hören, hochzeitlich 23, 15.lacchos in Blumen IL 2, 8.lason, kalyd. Jäger 14, 35.Inschriften, falsche XV. 25.lobates X, B. S. 13.Iolaos, kalyd. Jäger 14, 26.Iole? 24, 6. 25, 19.Ionismen 25, 17.Iris bei Artemis 7, 5.— hochzeitlich 18, 19.Italische Tracht S. 3.KaiXia, KiXia S. I, 8.Kästchen für Binden 27, 4.Kalydonische JagdIX. A, 4.5. S. 13 f. 29.

Kampfgenien? ü, 2. S. 33.Kentauren und Lapithen VII. 10, 7.Keule des Pan 12, 13.Klymene D, 2. S. 32 f.Klytämnestra, Name 32, 20.

— und Helena A, 6. S. 30.— deren Schatten A, 6.

29, 3.

Knabenliebe, lydische 8, 11.

Köpfe, weibliche, der Kora, S. IV, 33.— männliche S. IV, 32 und 34 e.

Kopf- und Brustbilder S. IV, 35.Kora, Aphroditen ähnlich S. III, 26.

Kotinusa 15, 49.

Kranich, musikalisch 23, 13. 34.

Kths? 12, 14.Lajos VI. S. 8, 9.Lampon XIII. 17.Laomedon XL 15 ff.Leiter, mystische? 12, 14.Lorberbekränzung, proleptisch 12, 12.

14, 28. 32 (C. D).

Löwe als Liebesgier 22, 4.Lotoskelche S. II, 24.Lucian (Dial. Mar. XV) 10, 5.Lukanische Vasen S. II, 13.Meleagros IX 14, 27.Menelaos 29 f. A, 6.Mikon 4, 20.Mopsos, kalyd. Jäger 14, 36.Mysteriendämon S. III, 26.Mysteriengebräuche VII. A, 7. 8. B,6. 7. S. 11. 30. 31.

Mysteriengenien B, 10. S. 31.

Mysteriengöttin am Henkel B, 10. S. 31.— in Blumenwerk I. IV.

VI. VII. XIII. A, 8-10. B, 10. S.31.

Mysteriengebräuche VII. A, 7. 8. B,

6. 7. S. I, 16. 11. 30. 31.— hochzeitlich S. I.— sepulcral S. I.— der Jugend ausschliesslich

S. 30 (A, 12).

Mysterienwesen,unteritalisches S.1,3.

Mystische Trias XV, B, 1. 26 f.Nereiden VIL X, C. D. S. 9. 16.Nixtj ßuvfhvrovffa 29, 6.Oenone 21, 19. 32, 22. 33.

Oikles? 17, 7.Omphale XIV. 21 ff.Orestes A, 6. S. 29.Othryades, kalyd. Jäger? 29, 1.

Paare von Gefässen S. II, 15.Pädia? 21, 17.

Pallas s. Athene.Palmette B, 8. S. 31.Pan mit Keule 12, 13.

— und Aphrodite 7, 6. 13? 18, 17.

E, 3 — 5. S. 34.

— und Telete 18, 18.

Panther, bacchisch 25, 15.Paris, Jäger und Hirt D, 2. S. 33.

Paris, solarisch 32, 19.— Urtheil XI-XIII. C. D. S. 18 ff.

31 ff.

— und Penthesilea 6,3. Vgl. Helena.

Pegasos VIII. 12, 10.

Peirithoos, kalyd. Jäger 14, 31. 36.— mit Theseus E, 1.— Hochzeit VIL 10, 8 ff.

Peitho VI. S. 7.

Pelagon, kalyd. Jäger? 29, 1.

Peleus, kalyd. Jäger 14, 32. 33.

— Schwert 14, 34.

Pelops und Orestes? A, 6. S. 29.

Pelopiden 8, 12.Penthesilea V, 2. 5, 2.Petasos der Reiter 3, 10.Pflanzen im Heroon XII. 19, 9.Phädra und Hippolyt? 24, 7.Philonoe X. B. 13, 19 f.Phobos 13, 22.Phorbas 34, 29.Phrygisch bedeckter Kopf V. 6, 8. A,

12. S. 30. S. IV, 34 h.

Phrygische oder griechische Tracht

16, 6. 30 (A, 12).

Podarkes 18, 15.Polygnot 6, 3.Poseidon und Amymone B, 2. S. 26,

23 ff.

Pothos, Inschr. C. 32.

Räder aufgehängt 31. B, 10.Ruvo S. I, 7.

Salapia, Salpe 4, 18.

Zithuyl 3, 11.Samnitische Tracht 3, 13.Satyr bei Amymone 26, 23 [B, 2).

— - Dionysos 1, 2.

Schattenbilder der Todten S. II, 31.

Sichel 26, 25 iß, 2).Sichelstab? XL 16, 5.

Sitzende Stellung XVI. 27, 5.Sonnenkörper 33, 26.

Speer der Hera? D, 1. 31, 16.Spitzhut, ländlich XVI. 26.

Stelen 28, 6.Sterne, fünf VI. S. 8.

— am Gewand D. 32.

Stier-Bacchantin 30.Syrinx, quadrat 13, 17.Tanz auf Blumen S. IV, 36.Telamon, kalyd. Jäger IX. 14. 33.

— und Hesione XIII. 17.

Telete XIII. 18, 18.

— auf Blumenwerk 30 (A, 12).— mit Kalathos 2, 9. 29, 1. A, 1.

Terpsis? 21, 16.

Thera? Bacchantin 25, 15.

Theseus, kalyd. Jäger 14, 30.Thesmophorien S. II, 17.Thestiaden 14, 29.Thierfiguren VII. XLThyestes, Name 29, 8.

— und Atreus 26, 4. 29 (A, 6).

Thyrsusform 1, 2.

Tithonos 17, 13.Todtenopfer XII. XVI. S. 1. 19. 28 7

Trigonon, erotisch XIV. 23,14. E 8 34Trochos C. 32, 14. ' ' "

Trompetenform 3, 11. 14.

Tuskische Quadrigen 22, 11Tyrrhenos 22, 10.Vasen, Fundörter S. I, 11.

— ohne Boden S. II, 20.— Darstellungen S. IL— sepulcral? S. II, 22.— Verzierung S. IL

Verklärung der Todten? S. III 29

Webstuhl? 12, 15.

Widder, symbolisch 8, 14.— kolchischer? 29 (A, 6).

Widderhörner, bacchisch 2, 7.Widderopfer 29 [A, 6).

Berlin, Druck von A. W. Hayn.

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