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169J.Müller· Landbauforsch· Appl Agric Forestry Res· 42012(62)169-178
JürgenMüller*
Zusammenfassung
ZurErfassungderstandortkundlichenDifferenzierungwur-denaufdenParzellendesHerkunftsversuchsSchädtbekbo-denphysikalische, -chemische und –hydrologische Aufnah-men, Beprobungen und Analysen durchgeführt. Aus denErgebnissenwurdendieBodenwasserspeicherkapazitätunddieNährstoffversorgungdesBodensundderPflanzeabge-leitet.DieMessungenzudenPhotosyntheseaktivitätenundTranspirationsraten wurden durch bodenhydrologischeMessungenbegleitet.DieVariationdernutzbarenFeldkapa-zitätbis1mBodentiefealsKennwertfürdieBodenwasser-speicherkapazitätlässtinTrockenperiodeninnerhalbderVe-getationsperiode Auswirkungen auf den Bestandeswasser-haushalt erwarten. Problematisch für die Prozesse vonNährstoff-undWasseraufnahmeistderunterschiedlichstarkausgeprägte Stauwassereinfluss mit möglichen Auswirkun-genaufdasBaumwachstum.
Die Nährstoffversorgung der untersuchten Parzellen istgut bis sehr gut und stellt keinen wachstumsminderndenFaktordar.
Schlüsselwörter: Klimatische Wasserbilanz, nutzbare Feldka-pazität, pF-Kurve, Nährstoffversorgung
* JohannHeinrichvonThünen-Institut,InstitutfürWaldökosysteme Alfred-Möller-Str.1,16225Eberswalde
Kontakt:juergen.mueller@vti.bund.de
Untersuchung bodenphysikalischer, -chemischer und -hydrologischer Differenzierungen von aus-gewählten Parzellen des Buchenprovenienzver-suches „Schädtbek“ als Voraussetzung für die Bewertung des Wachstumsverhaltens
Abstract
Soil physiological, -chemical and -hydro- logical sampling was carried out for site specific characterisation on the indivi-dual tracts of the provenance trial Schädtbek
Samples were analysed and the water holding capacity aswellasnutrientavailabilityinthesoilandplantavailablenu-trientswasestimated.Photosyntheticactivityandtranspira-tion measurements were accompanied by soil hydraulicmeasurements. Using the variation in usable field capacityupto1mdepththecharacteristicvaluefortheavailablewa-tercapacityduringdryperiodsisprovided;allowinganesti-mationofstandhydraulicsduringthevegetationperiod.Thevariableamountofstagnatingwatersisproblematicfortheuptake of nutrients and water and can have an impact ontreegrowth.Thenutrientavailabilityinthedifferenttractsisexcellentorwellanddoesnotlimittreegrowth.
Keywords: climatic water balance, usable field capacity, pF-curve, nutrient supply
170J.Müller·Landbauforsch· Appl Agric Forestry Res· 42012(62)169-178
Einleitung
EinZieldes1993/95angelegtenVersuchsmitRot-Buchebe-stehtindemNachweisvegetationsökologischerDifferenzie-rungeninAbhängigkeitvonihrerHerkunft.FürdiePilotstu-diewurden6HerkünfteausganzEuropa,dievonklimatischsehr unterschiedlichen Standorten stammen, ausgewählt(Kriebitzsch etal.,2009).DiegeografischenAngabenunddieklimatischenVerhältnissezudenHerkünftensindvonLiese-bach M(2012a)indiesemHeftbeschrieben.
Als vegetationsökologische Differenzierungen werdenentsprechenddenBeiträgenindiesemHeftdieUnterschie-de in der phänologischen Entwicklung, in der genetischenVariation,imWachstumsverlaufundindenphysiologischenReaktionen des Baumes auf Trockenheit verstanden (Krie-bitzsch&Veste,2012;LiesebachM,2012b;LiesebachH,2012;Schüleretal.,2012;Schmidt etal.,2012).
Voraussetzung für die Bewertung der herkunftsspezifi-schenDifferenzierungensindvergleichbareBoden-undWit-terungsbedingungen(Müller, 2005).Dazuwurdenstandort-kundliche Untersuchungen durchgeführt. Sie dienen derBewertungbodenphysikalischer,-chemischerund–hydrolo-gischerDifferenzierungenderausgewähltenHerkünfte,wo-beijedeHerkunftdreiaufderVersuchsflächeunregelmäßigverteilte Wiederholungen besitzt. Darüber hinaus wird fürdie Jahre 2006 und 2007 der wachstumsrelevante Witte-rungsverlaufeingeschätzt.
Die Versuchsfläche Schädtbek
Die ca. 3 ha große Versuchsfläche Schädtbek liegt in derNähevonKiel inSchleswig-Holstein(10°18’O,54°18’N)in40 mü. NN.Es isteinebener,zuvorackerbaulichgenutzterStandort,derimforstlichenWuchsgebietSchleswig-HolsteinOst,WuchsbezirkMittleresHügellandliegt(Wolff etal., 2003; Gauer & Aldinger, 2005).WeitereBeschreibungenzumKlimaderVersuchsflächesindbeiLiesebachM (2012a) indiesemHeftzuentnehmen.
FürdieFlächenimUmfeldvonSchädtbekliegteineforstli-cheStandortkartierungvor(Abbildung.1),dienachdernie-dersächsischenKartieranleitungdurchgeführtwurde(Nieder-sächsisches Forstplanungsamt, 2009). Der Bereich derVersuchsflächegehörtzudenStandorttypen41.4+.4.3sPund41.4.3.7sP.DasbedeutetimEinzelnen:
BezüglichderWasserverhältnisseisteseinfrischerStandort,der im Unterboden schwach pseudovergleyt ist. Im östlichenBereich ist der Standort schwächer wechselfeucht mit gerin-gembismäßigemWechselzwischenVernässungundabneh-menderFeuchtemitStaunässeimUnterboden.HierüberwiegtdiefeuchtebisfrischePhase.DerUnterbodenistebenfallspseu-dovergleyt.DerStandortistgutmitNährstoffenversorgt.Beim Bodensubstrat überwiegen die lehmigen Sande undsandigenLehme(Geschiebelehm).Hierbeiwechselnsichan-lehmigebisschwachlehmigeSandüberlagerungenmitver-lehmten, geschiebeführenden Sanden über einer Lehmun-terlage ab. Auf fast der gesamten Fläche ist der Stau-wassereinflussimOberbodenerkennbar.
Abbildung 1ErgebnisderforstlichenStandortkartierungderVersuchsflä-che(gepunkteteRechtecke)
DieLagederuntersuchtenHerkünftemitdenentsprechen-den Wiederholungen auf der Versuchsfläche ist bei Liese-bachM(2012a)indiesemHeftdargestellt.
Bodenuntersuchungen
FeldbeprobungDieEntnahmederBodenprobenerfolgtemiteinermotorge-triebenen Rammkernsonde in den Wiederholungen dersechsHerkünfte,wobeiHerkunftAnguiano/ES(Nr.5)inderIII.Wiederholungnichtbeprobtwurde,daaufdieserWieder-holungfastkeineBäumestanden.AufjederVersuchsparzelle(10mx10m)wurdeaufdenDiagonalenimregelmäßigenAbstandBohrpunktefestgelegt(Abbildung.2).
DieBohrkernentnahmeerfolgtebiszueinerTiefevon1m.Die Bodenproben wurden in den Tiefenbereichen 0 bis10 cm,10bis25cm,25bis50cmund50bis100cmentnom-men(Abbildung3).
41.3+.4.4sP
41.4.3.7sP
41.4.3.7P
31.4.3.137.5.8.5y
42.3+.3.3fhS2
41.4+.4.3shP
41.4+.4.4sP
41.4+.4.3sP
38.4+.7.7m
41.4.3.7P
31.4+.8.5
31.4+.V4
10 m
10 m
Bohrung
Abbildung 2DesignderBodenkern-entnahmeaufdenVersuchs-parzellen
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44/2/4.2
0 - 10 cm
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10 - 25 cm
25 - 50 cm
50 - 100 cm
DieBohrkernewurdenfürdieEntnahmevonProbenzurBe-stimmung sowohl der bodenchemischen als auch der bo-denphysikalischen Parameter genutzt. Die Proben sind tie-fenstufenbezogeneMischprobenausneunBohrungenbzw.Stechzylinderprobenmit6-facherWiederholungproTiefen-stufeundFläche.
Bodenphysikalische und –chemische Unter-suchungenDiebodenphysikalischenUntersuchungensinddieGrundla-ge für die Ableitung bodenhydrologischer Parameter wieFeldkapazität, nutzbare Feldkapazität und Saugspannungs-Sättigungsbeziehung (pF-Kurve). Die pF-Kurve wurde unterNutzungder„ku-pFApparatur“ermittelt.Dieku-pF-Appara-turdientderBestimmungderhydraulischenLeitfähigkeit(ku)und der pF-Kurve von Bodenproben im ungesättigten Be-reich(UGTMüncheberg,2002).DienutzbareFeldkapazitäter-gibtsichausderDifferenzvonFeldkapazität(FeuchtegehaltbeipF 1,8)unddemWelkepunkt(FeuchtegehaltbeipF4,2).
DazuwurdenausdenBohrkernenStechzylinderprobengewonnenundimLaborvollständigaufgesättigtsowiean-schließend abgedichtet. Die freie Oberfläche wird der Ver-dunstung ausgesetzt und der Gradient der entstehendenWasserbewegung messtechnisch erfasst. Der Gradient derWasserspannung wird im Stechzylinder durch zwei im Ab-stand von 3 cm eingebauteTensiometer ermittelt. Der ab-nehmendeWassergehaltwirddurchWägungerfasst.FürdiepF-Kurve wird der aktuelle Wassergehalt der Probe jeweilsdemMittelwertausbeidenTensiometerwertenzugeordnet.FürdieinderAbbildung3genanntenTiefenstufenwurdendie Korngrößenverteilung, die Trockenraumdichte und derHumusgehaltanalysiert.
Abbildung 3BodenbeprobungmitderRammkernsondeinTiefenstufenbis1mTiefe
ZurCharakterisierungderNährstoffversorgungderWieder-holungenwurdendielöslichenVorrätederMakronährstoffein denTiefenstufen bestimmt. Zusätzlich wurden 2007 dieBlattspiegelwerteermittelt.
InderTabelle1sinddiedabeiverwendetenMethodenzusammengestellt(HandbuchForstlicheAnalytik,2005).
Tabelle 1 AnalysenmethodenzurBestimmungbodenphysikalischerund–chemischerParameter
Parameter Methode Vorschrift
Körngrößenverteilung HandbuchderForstlichenAnaly-tik,Abschnitt2.5(HFAA2.5)
Sand Trockensiebung
Ton,Schluff NachKÖHN
Trockenraumdichte Stechzylinder HFAA2.2
pF-Kurve ku-pfApparatur UGTMüncheberg
C Elementaranalysator HFAD3.1.2.1.2
N Elementaranalysator HFAD5.8.1.1.1
S Elementaranalysator HFAD5.4.1.1.1
Carbonat Gasvolumetrien.Scheibler HFAD3.1.3.1.1
K,Ca,Mg,Al,Fe,Mn ExtraktionmitBaCl2(0,1 m)ICPEU-Methode
HFAA3.2.1.4
Blattspiegelwerte C/NAnalyserDruckaufschlussmitHNO3undICP
HFAA3.2.1
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Ermittlung der Bodenwassermengen mit Hilfe von bodenhydrologischen MessungenIm Frühjahr (April), Sommer (Juli/August) und Herbst 2007(Oktober)wurdenaufausgewähltenHerkünftenineinzelnenTiefenstufen die aktuellen Bodenwasservorräte durch bo-denhydrologische Messungen ermittelt. Die Messungenwurden auf folgenden Flächen durchgeführt: Herkunft 5Wiederholung 1; Herkunft 44 Wiederholung 1 und 2; Her-kunft110Wiederholung1und2.SieerfolgtentemporäranEinzelbäumendurchdiekombinierteErfassungvonBoden-saugspannung und Bodenfeuchte (Müller, 2002). Diesebaumbezogenen Messungen begleiteten die von der Ar-beitsgruppe Kriebitzsch/Veste an den gleichen Bäumendurchgeführten Photosynthesemessungen. Die Methode
Mess-
tiefe
cm
10 - 15
25 - 30
45 - 50
10 cm 30 cm 50 cm
der Messung macht die Abbildung 4 deutlich. GemessenwurdeinallevierHimmelsrichtungeninTransektenkreisför-migumdenStammindenAbständen10,30und50cmundin den Bodentiefen 10 bis 15 cm, 25 bis 30 cm und 45 bis50 cm(Abbildung5).
Ergebnisse
Charakterisierung des Witterungsverlaufs in den Jahren 2006 und 2007In den Jahren 2006 und 2007 wurden intensive Untersu-chungenzurPhotosyntheseundzurTranspirationdereinzel-nen Herkünfte durchgeführt (s. Kriebitzsch & Veste, 2012).Der Witterungsverlauf dieser Jahre wird deshalb genaueranalysiert. Die Witterungswerte stammen von der eigenseingerichtetenWetterstation in ca. 1,5 km Entfernung undwurdenbeiDatenlückenund-unplausibilitätendurchWerteder DWD-Station Kiel ergänzt. In der Abbildung 6 sind diemonatlichen Niederschlagssummen und die Monatsmittel-temperaturdargestellt.BegleitetwirddiesdurchpunktuelleMessungen der Bodenwassermengen auf einzelnen Parzel-lenzurBewertungderaktuellenBodenwasserverfügbarkeit.
DerWinter2005/2006warimVergleichzumlangjährigenMittelzukaltundzutrocken.DieniedrigenLufttemperatu-renhieltenbisMitteMärzan.EndeMärzsetztefrühlingshafteWitterungein.DieNiederschlägederMonateMärzundAprilfüllten den Bodenwasserspeicher bis zur Feldkapazität auf.DerMaiwarmäßigwarmundindererstenHälftezutrocken.DieBodenwasservorrätebis1mTiefesankenauf70%nFkundfülltensichdurchdienachfolgendenNiederschlägewie-derauf100%nFKauf.DieMonateJuniundJuliwarenwarmund trocken, die Monatsniederschläge erreichten nur dieHälftedeslangjährigenMittels.DieBodenwassermengenla-gen unter 50 % nFk. Der August war kühl und überdurch-schnittlich nass. Die nFk stieg wieder auf 100 % an. DerHerbst2006warmildundlag4°CüberdemlangjährigemMittel.DieNiederschlägeinHöhevon50mmlagenimnor-malenBereich.InsgesamtwarensowohldasKalenderjahrals
Abbildung 5Saugspannungs-FeuchtemessungenaufeinerParzelle,dieDatenwerdenaufeinenLoggergespeichert
Abbildung 4MethodederbodenhydrologischenMessungenanEinzel-bäumen
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Abbildung 6 VerlaufdermonatlichenTemperatursummeundderMonatsmitteltemperaturfürdieJahre2006und2007
auchdasVegetationsjahrim VergleichzumlangjährigenMit-telzuwarm.DasKalenderjahrwarüberdurchschnittlichtro-cken, dasVegetationsjahr lag durch den nassen August imBereichdeslangjährigenMittels.
AusderDifferenzdesNiederschlagesundderpotentiellenVerdunstungwirddietäglicheKlimatischeWasserbilanz(KWB)als Indikator für die meteorologischeTrockenheit berechnet(Müller,2007).DieAbbildung7zeigtimJuni/JulidasAbsinkenderKWBaufminus170mm,inFolgesankdienFKdesOberbo-densunter50%.IndiesemZeitraumerfolgtenauchdieMes-sungenzurPhotosyntheseaktivitätundzudenTranspirations-ratenanEinzelbäumenunterschiedlicherHerkunft.
Abbildung 7VerlaufderklimatischenWasserbilanzindenVegetationspe-riodenderJahre2006und2007
Der Winter 2006/2007 war im Vergleich zum langjährigenMittel deutlich zu warm. Die Niederschläge waren über-durchschnittlich, so dass der Bodenwasserspeicher EndeMärzzu100%gefülltwar.DersehrtrockeneundinsgesamtzuwarmeAprilließdienFkimOberbodenauf80%absinken.
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-20030.03.2006 08.07.2006 16.10.2006 24.01.2007 04.05.2007 12.08.2007
DieBlattentfaltungderBuchesetzteEndeAprilein.Demtro-ckenen April folgte ein nasser Mai, der den Bodenwasser-speicherwiederauf100%ansteigenließ.ImJuni/JuliwarendieNiederschlägesehrhoch.DieBodenfeuchtewertelagenimSättigungsbereich.DerAugustwiestrockeneAbschnitteaufundwarimVergleichzumlangjährigenMitteletwaszutrocken.DerSommerwardagegen imVergleichzumlang-jährigen Mittel deutlich zu nass und etwas zu warm. DieHerbstniederschläge und -temperaturen lagen leicht unterdem langjährigen Mittel. Ende September setzte teilweisedieBlattverfärbungein.DerOktoberwardabeiüberdurch-schnittlichtrockenundzukühl.DerDezemberwaretwaszuwarmundzunass.
Das Jahr 2007 gehört insgesamt zu den wärmsten undJahrensowohlimKalender-alsauchimVegetationsjahr.Al-lein Anfang Mai und Mitte Juni lag die KWB kurzfristig beiminus90mm(Abbildung.7).
Bodenphysikalische Differenzierungen DasdenPflanzenzurVerfügungstehendeFeuchteangebotgehörtzudenentscheidendenwachstumsrelevantenMerk-malen. Die von der Standortserkundung ausgewiesenenWasserhaushaltsstufen kennzeichnen die Feuchteunter-schiedenurgrobundsindfürunsereBetrachtungnichtaus-reichend.
Der Wasserhaushalt der Bestände und die hydrologi-schen Prozesse werden sehr wesentlich vom Boden beein-flusst. Außer dem Niederschlag und der Kronendachinter-zeption hängen alle anderen Komponenten von derBodenstruktur ab. Das Bodenwasser und dieWasserversor-gungderPflanzensinddurchdieSaugspannung-Sättigungs-Beziehung miteinander verbunden. Die die Bodenwasser-speicherung kennzeichnenden bodenphysikalischen Kenn-werte Feldkapazität (FK), permanenter Welkepunkt (PWP)
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und die nutzbare Feldkapazität (nFK = FK-PWP) lassen sichausdenWasserspannungs-/WassergehaltsbeziehungendesBodens (pF-Charakteristik) ableiten. Die Wasserretentions-kurven (pF-Charakteristik) charakterisieren die hydrologi-schenWechselwirkungen zwischenVegetation und Boden.Interessant für unsere Betrachtung sind die Bereiche derWasserretensionskurven, die dieWasserverfügbarkeit (nFK)beeinflussen.
Aus den tiefenstufenbezogenen Bodenproben auf denVersuchsparzellenwurdendieFK,derPWPundsomitdienFKmit Hilfe von Pedotransferfunktionen (Hangen & Scherzer, 2004) aus folgenden bodenstrukturellen Parametern abge-leitet:• Bodenart(AnteilevonSand,TonundSchluff),• Humusgehalt,• Trockenraumdichte.
DieBestimmungdieserBodenstrukturparameterermöglich-te bei gleichzeitiger Ermittlung derWassergehalts-/Wasser-spannungskurvenimLabordieErmittlungderbodenphysi-kalischen Kennwerte Feldkapazität und permanenterWelkepunktsowiedieBerechnungdernutzbarenFeldkapa-zität.
DieAbbildung8zeigtdieDifferenzierungderKorngrö-ßenfraktionen von Sand,Ton und Schluff auf den Flächen.Die Auswirkung dieser Differenzierung auf den Bodenwas-serhaushalt wird durch die Ableitung und Berechnung dernutzbarenFeldkapazitätaussagekräftiger.
InderAbbildung9sinddieermitteltenpF-Kurvenfürdieaufder Untersuchungsfläche vorkommende Bodenartendiffe-renzierungvonmittelbisstarklehmigemSandbishinzummittel bis stark sandigen Lehm dargestellt. Unter Einbezie-hungderorganischenSubstanzundderTrockenraumdichteergeben sich die in der Tabelle 2 dargestellten nutzbarenFeldkapazitäten.
Abbildung 9DifferenzierungderpF-CharakteristikderaufdenVersuchs-parzellenvorkommendenBodenartenbiszueinerBoden-tiefevon1m
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mittel bis stark lehmiger Sand
mittel bis stark sandiger Lehm
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Ton Schluff Sand
Abbildung 8Korngrößenverteilungbis1mBodentiefeaufdenParzellendereinzelnenHerkünfte
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Tabelle 2 DifferenzierungdernutzbarenFeldkapazität(nFK)bis1mBodentiefeaufdenVersuchsparzellen
Herkunft Parzelle nFK [mm]
Beihus-Bihor/RO H146/P1H146/P2H146/P2H146/ Mittel
194166162174,0
Oderhaus/DE H44/P1H44/P2H44/P3H44/ Mittel
173186182180,3
Gransee/DE H46/P1H46/P2H46/P3H46/ Mittel
166186174174,3
Kladskà/CZ H110/P1H110/P2H110/P3H110/ Mittel
158170162163,3
Neuberg-Mürzsteg/AT H109/P1H109/P2H109/P3H109/ Mittel
159163166162,7
Anguiano/ES H5/P1H5/P2H5/ Mittel
178165171,5
BodenhydrologischistdieDifferenzierungdernFKimTiefen-bereichbis1mzwischendenHerkünftenmit17mmalsge-ringzubewerten.InnerhalbdereinzelnenHerkunftsparzel-lenistbeiderHerkunftH146miteinemUnterschiedvon34mmzwischenderWiederholung1und3mitEinflüssenaufdieTranspirationsaktivitätinTrockenperiodeninnerhalbderVegetationsperiodezurechnen.
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0-25cm 25-50cm 50-100cm
Die ermittelte Trockenrohdichte liegt im Bodenbereich bis25 cmmit1,51bis1,60g/cm3immittlerenBereichundistso-mitfüralleParzellenähnlichhoch(Abbildung.10).ImTiefen-bereich zwischen 25 bis 50 cm wird durchgängig einePflugsohlenverdichtung sichtbar. Die Werte liegen hierbeizwischen1,66und1,76g/cm3.InderTiefe50bis100cmsinddieTrockenrohdichtenmitWertenüber1,8g/cm3mehrheit-lichsehrhochundbegünstigendieStauwasserwirkung.
DurchMesswertenichtbelegbar,abersowohldurchdiestandörtlicheBegutachtungderParzellenalsauchdurchdieKartierungderWasserverhältnisseimRahmenderBohrkern-entnahme wurde ein sich differenzierender Staunässeein-flussnachweisbarundsichtbar.Besondersstark istderEin-fluss im westlichen Bereich des Herkunftsversuches (3.Wiederholung)ausgeprägt.Hier führenreliefbedingteMul-denbesondersinfeuchtenFrühjahrsmonatendurchoberflä-chennahe Stauhorizonte teilweise zur Oberflächenvernäs-sung.DassichdifferenzierendeBestandesbildistmaßgeblichaufdieunterschiedlichenBodenwasserverhältnisseundda-mitBodenluftverhältnissezurückzuführen.
Differenzierungen der BlattspiegelwerteAlsKennwertfürdenErnährungszustandderBäumewerdendie analysierten Blattspiegelwerte als integrierende Größeherangezogen.FürdieBewertungwerdendieElementeN,P,Ca,K,MgundNabetrachtet.NachHeinsdorf 1999undStroh-bach(mündl.Mitt.)wirdderErnährungszustandinfünfStu-feneingeteilt:
InAbbildung11sinddieErnährungsstufendereinzelnenParzellenzusammengestellt.
DieHerkünfteAnguiano(5),Oderhaus(44)undNeuberg-Mürzsteg(109)habenteilweisedeutlicherhöhteN-Blattspie-gelwerte. Schadwirkungen in derWiederholung 2 der Her-kunft44sindmöglich.
Abbildung 10VerteilungderTrockenrohdichteinunterschiedlichenBodentiefenaufdenVersuchsparzellen
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Stickstoff Phosphor Kalzium Kalium Magnesium Natrium
Abbildung 11 ErnährungsstufenderHauptnährstoffeaufdenParzellen
DieP-VersorgungderHerkünfte(außerHerkunft146)istge-nerellhochundcharakteristisch fürehemaligeAckerstand-orte.
DieCa-K-,Mg-undNa-Versorgungistoptimalbis„Luxus“und weist auf die ehemalige landwirtschaftliche Düngunghin.
Bodenhydrologische Messungen im Jahr 2007AusderAbbildung12wirddeutlich,dassdieBodenfeuchtenindengemessenenBodentiefenamBeispielderWiederho-lung3derHerkunft110zudenMesszeitpunktenimBereichzwischenWassersättigungund75%nFKlagen.DieseParzel-le hat bis 1 m Bodentiefe mit die geringste nFK. Zum Zeit-punktdererstenMessungAnfangAprilwarderBodenraumaufGrundderhohenWinterfeuchteunddernochnichtent-wickeltenVegetationimBereichderSättigung.
ImJuli/AugustlagendieBodenfeuchtenwegenderho-hen Juliniederschläge noch bei 75 % nFK. Somit waren zudieserZeitkeinebaumphysiologischenStresswirkungenzuerwarten.
EndeOktober,währendintensiverBlattverfärbungfanddieletzteMessungstatt.DieBodenwasservorrätelagenbe-reitswiederbei90%nFK.
NachdemimKapitel4.1beschriebenenWitterungsverlaufwarderBodenderausgewähltenParzellenzumZeitpunktderMessungenimTiefenbereichbis50cmausreichendmitWas-serversorgt.DieausgewähltenParzellenliegenimBereichderermitteltenminimalenundmaximalenBodenwasserspeicher-kapazität,sodassdieerzieltenErgebnissefürdieGesamtheitderVersuchsparzellen,ausgenommenderParzellenmitinten-siverStauwasserwirkung,verallgemeinertwerdenkönnen. Abbildung 12
pF-Kurven(Linien)undgemesseneBodenfeuchteund-saugspannung(Punkte)imApril,Juli/AugustundOktoberindenBodentiefen0bis25cmund25bis50cmamBeispielderHerkunft110,Wiederholung3
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Bodensaugspannung [hpa]
Bo
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0 100 200 300 400 500 600 700 800
Bodensaugspannung [hpa]
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nfe
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25
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0 100 200 300 400 500 600 700 800
Bodensaugspannung [hpa]
pF mittel lehmiger Sand
pF mittel sandiger Lehm
Messung Juli bis 25 cm
Messung Juli 25 - 50 cm
Messung Aug. bis 25 cm
Messung Aug. 25 - 50 cm
pF mittel lehmiger Sand
pF mittel sandiger Lehm
Messung Juli bis 25 cm
Messung Juli 25 - 50 cm
pF mittel lehmiger Sand
pF mittel sandiger Lehm
Messung Okt. bis 25 cm
Messung Okt. 25 - 50 cm
5
177J.Müller· Landbauforsch· Appl Agric Forestry Res· 42012(62)169-178
Schlussfolgerungen
DieBodenartderuntersuchtenParzellenvariiertvonmittelbisstarklehmigemSandbishinzummittelbisstarksandi-genLehm.DieTrockenrohdichtendesOberbodensbis25cmliegen im normalen Bereich. Unterhalb dieser Tiefe ist, ty-pisch für ehemals ackerbaulich genutzte Standorte, einePflugsohlenverdichtungsichtbar.DienutzbareFeldkapazitätbis 1 m Bodentiefe als Kennwert für die Bodenwasserspei-cherkapazitäthatmitWertenvon158bis194mminTrocken-periodeninnerhalbderVegetationsperiodeeinensichdiffe-renzierend auswirkenden Einfluss auf den Bodenwasser-haushalt und somit auf den Gesamtwasserhaushalt derBestände. Problematischer als die Differenzierungen in derBodenwasserspeicherkapazität sind die wechselfeuchtenBodenwasserverhältnisse,dieinstarkemMaßedieProzessevonNährstoff-undWasseraufnahmebeeinflussen.Dertem-porär unterschiedlich stark ausgeprägte StauwassereinflussbeeinflusstdenBodenwasserhaushaltund-lufthaushaltundsomitdieWasseraufnahmefähigkeitausdemBodenmitAus-wirkungen auf das Baumwachstum. Die Nährstoffversor-gung der untersuchten Parzellen ist gut bis sehr gut undstellt keinen wachstumsmindernden Faktor dar. Die Blatt-spiegelwerte als Maß für Nährstoffversorgung der BäumezeugenvondergutenbissehrgutenNährstoffausstattung.TeilweiseistaucheineÜbernährungsichtbar.
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