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42 ELEKTROTECHNIK
Sonderdruck aus
VDE ETCr-NIitgliederinformation Juli 2015
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ETG-Mitgliederinformation Juli 2015
H: HISTORIE DER ELEKTROTECHNIK
H1 20 Jahre Elektrische Wiedervereinigung Deutschlands
Dipl.-Ing. (FH) WalterSchossig,VDEThüringen,Gotha
Die Entwicklung des Verbundbetriebes inDeutschland begann nach dem ErstenWeltkrieg, Nach dem Zweiten Weltkriegerfolgte der Aufbau eines zonenübergreifenden Verbundnetzes, Die TrennungDeutschlands in Ost und West machteauch vor dem Verbundnetz nicht HaltLediglich ein Export von Ost nach Westerfolgte in begrenztem Maße, Nach 40bzw, 50jährigerTrennungkonnte im Jahre1995 die elektrische Wiedervereinigungdes 50-Hz-Verbund- und des 16 :>;3-HzBahnnetzesvollzogenwerden,
Der Beginn des Verbundnetzes
Die Entwicklung von der ortsgebundenenVersorgung zur Überlandversorgung- siefiel in die Zeit etwa von der Jahrhundertwende bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges - war durch die staatliche Zerrissenheitgehemmt Nach der ErrichtungderMittelspannungsnetze war nach demErstenWeltkriegderenVerknüpfungdurchHochspannungsleitungen dringend notwendig, Demdiente das Reichsgesetzvon1919, welches das Reichermächtigte,dasEigentumoder das Recht der Ausnutzungvon Anlagen, welche zur Fortleitung mit50 kV und mehr bzw, Erzeugung mitLeistungenvon 5 MW und mehr zu übernehmen,
GemäßeinemVertragvon 1924 zwischender Thüringer Elektrizitäts-lieferungs-Gesellschaft AG (ThELG), Gotha und derPreußischenElektrizitätswerkAG. kam es1925 zum Bau einer 60-kV-Kuppelleitungzwischen dem KW Breitungen (Thüringen)und dem KW Borken (Hessen). Ein Jahrspäter erfolgt mit der Inbetriebnahmeder100-kV-LeitungJena-Zeitz-Böhlendie Anbindung Thüringensan Sachsen. In Berlinwurden 1930 durch Oskar von Miller,demGründerdes Bayernwerkesund des Deutschen Museums in München, in einemvonder Reichsregierungin Auftrag gegebenenGutachten erste Pläne für ein europäischesVerbundnetzvorgelegt Am 17. April1930 fahrennach dem Konzept ,,verbundwirtschaft" von Arthur Koepchen, RWE,die Steinkohlenkraftwerke im Ruhrgebiet,die Braunkohlenkraftwerkeim KölnerRaum,darunter das Goldenbergwerk, 500 MW,und die Wasserkraftwerke im Schwarz-
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LudersheimSt.Peter
Bild 1: 220-kV-Reichssammelschiene. 1941
wald am Hochrhein sowie in den Alpen,zusammen 230 MW, zum ersten Mal parallel. Über eine 800 km lange 220-kVLeitungdes RWEist das rheinisch-westfälische Industriegebiet mit den Voralpenverbunden [1].
Nachdem 1936 ein Übereinkommen derBayernwerk A-G. (BAG) mit der Thüringenwerk A-G. über eine gegenseitigeStromlieferungshilfe getroffen wurde, ermöglichte bereits ein Jahr später die Inbetriebnahme der 11O-kV-LeitungNeuhausKulmbach den Stromaustausch zwischenThüringen und Bayern. VerhandlungenimJahre 1939 zwischen der ElektrowerkeAG Berlin (EWAG)und der BAG über denkünftigen Strombezug gingen davon aus,dass aus einer voraussichtlich im Oktober1940 fertig gestellten220-kV-LeitungDieskau (bei Halle)-Ludersheim(bei Nürnberg)Linz (Oberösterreich)Strom für die BAGbereitgestelltwird.
Im Oktober 1939 schlugen die Elektrowerke AG in einer Denkschrift vor, inDeutschland ein reichseigenes 220-kVHochspannungs-Freileitungsnetz aufzubauen. Planmäßig ging dann auch 1940die 220-kV-LeitungDieskau-RemptendorfLudersheim bei Nürnberg bis zur österreichischen Grenze nach St. Peter beiBraunau am Inn als 220-kV-Reichssammelschienein Betrieb.
Ab April 1941 bezog die BAG Braunkohlenstrom der Elektrowerke AG überdie 220-kV-Doppelleitung Remptendorf(Thüringen)- Ludersheim(Bayern).Im darauf folgenden Dezember ist durch diese220-kV-Nord-Südleitung das mitteldeutsche Braunkohlengebiet mit den bayrischen und österreichischenWasserkraftwerken verbunden (Bild 1).
1943 wird die Verbindung Mitteldeutschland im Raum Magdeburg gebaut. Bild 2zeigt das 220/11O-kV-Netzder DeutschenVerbundgesellschaft(DVG)im Jahre 1948[6].
Leilungsverbindungen :- 220 kV 8etr1ebssplnnll1~-- 110kY
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Bild 2: 220/110-kV-Netz Deutschland. 1948
Trennung des Verbundnetzes in Ostund West
werk Rhön (ÜWR)ohneVorankündigung.
1954 erfolgt die Trennung des DDR-Verbundnetzes vom BRD-Netz, indem die110-kV-Leitung Hagenow-BoitzenburgBleckede vor der Elbkreuzung durchschnitten und die 110-kV-Leitung KWHarbke-UW Helmstedt sowie die 220-kVLeitung Magdeburg-Helmstedt jeweils vorder Grenze unterbrochen wurden. Außerdem wurde die ,,220-kV-Reichssammelschiene" beim UW Remptendorf getrennt.Das BRD-Netz wurde 1951 Bestandteilder Union für die Koordinierung derErzeugung und des Transportes elektrischer Energie(UCPTE)und das DDR-Netz1962 Teil des VereinigtenEnergiesysteme(VES)"Frieden"des Ostblockes.
Mit der Kapitulationdes DeutschenReichesund dem Wirksamwerden des PotsdamerAbkommens beginnt die unterschiedlicheEntwicklung in den einzelnenBesatzungszonen [2]. Dies führt im April 1946 im UWRemptendorf (Thüringen)zur Demontageder Abgänge Haupt- und Regeltransformator 1 und der Leitung298 nach Ludersheimim Rahmender Reparationsleistungen.
Am 5. März 1952 veranlasst die DDRRegierung die Abtrennung Westberlinsinnerhalbvon wenigen Stunden sowie dieUnterbrechungder Elektroenergielieferungaus dem KW Breitungen zum Überland-
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Wirtschaft
IlIIIIIerIIIhr Stillte und Gemeinden IJezlehen Elektrlzltit .UI der DDR10 Prozent von .drOben·Die8 bea'-'tiif, aucb der Pres
Ie8precber 'der "Weht- undKraftwerke Harz T,! MatdredGraem:h. In dem ~Ic'h ldDMWerkeil decke die DDR alleinzehn Prozent de. Strombedarfaund venorve damit kna_llP15 000BundelbÜJ'i'!r in fünfOrten. Den re.mchen Strom beciehen dte ÜIIthaner 'arOlllenteilavon der Preulleli-E1ektra, dienah die EAM versorvt. Gr.-'eUch: Wir sind mit den zu.lADd1lil:enStellen in der DDR sehrzufrieden, J:umal der Strom ausdem Osten effektiv nahezu r.wOIJProzent billilil:erlIL·
Beim Strom gibt'skeinen Stacheldraht
Bild 3:Auszug aus der "HNA" 18,04,1984
Zwei zwischenzeitliche Projekte aus demJahre 1973 und 1974 über den StrombezugWestberlins und der BRD aus demSteinkohlenkraftwerk Dolna Odra südlichvon Stettin (PL) und dem KernkraftwerkKaliningrad (Königsberg UdSSR), die vermutlich auch für die DDR-Wirtschaft vongroßem Nutzen gewesen wären, scheiterten an der Regierungder DDR.So kam esschließlich durch Winterauswirkungen amNeujahrstag 1979 um 15:04 Uhr zur.Schwarzschaltunq"Thüringens,
Stromlieferung von Ost nach Westüber die innerdeutsche Grenze
Im Gegensatz zu dieser großen Liniewurde die Stromlieferungvon Thüringen indie damalige BRD nie ganz unterbrochen(Bild 3) [8].
Zurückzuführen ist dies auf einen Vertragdes Herrn von Scharfenberg aus demJahre 1913 über Lieferungvon Strom vonden WasserkraftwerkenFalken{Thüringen)und Wanfried (Hessen) zur ÜLZ Mühlhausen. Daraus wurde später ein Liefer-
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Bild 4: Distanzschutz Rol0, EAW,UW Katharinenberg,30-kV-Leitung Wanfried
und Rückliefervertragmit den "Werramühlen Wanfried". Die Überlandzentrale(ÜLZ)Mühlhausen betrieb über die Landesgrenzen Thüringen-Hessendie 10-kV-Leitungen Döringsdorf-Spinnhütte-Wanfriedsowie Großburschla-Altenburschla unddas Elektrizitätswerk(EW)Wanfrieddie 10-kV-LeitungWanfried-Falken-Mihla.
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Bad SachsaA
Block B
BRoDDR
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90017,50,5 ~,o3,03,0
Bemerkungen: Impedanzangabe Q ~ 2Z
SrpStaffeIg. 1/J.l0.15 ScIxl 197"1 Tag
Ausl. KW. BI. 23./J.1I5 ScIxl Bearo. 12.9d I>u. Erg. 15.6.a2 Scho Gepr.
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Relaisplan20-kV-Netz Klettenberg
ErgillnzurJgJB Spezial
Erfurt
Bild 5:Schutzrelaisplan Westversorgung Klettenberg/Bad Sachsa
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EKE RSch3-40/74 GVerteiler;JBEltBleicherode 2lC,FBNeIzIKh. GathallC
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Bild 7: 110-kV-Doppel/eitung Wolkramshausen-Neuhof
gen) zum 8NWanfried (Hessen) errichtet(Bild 4).Im Harz versorgte die EV Bleicherode dieLicht- und Kraftwerke Harz (LKH) und dasStadtwerk Bad Sachsa. Diese warenebenfalls schon vor 1945 Kunden der ÜLZBleicherode. Die Versorgung erfolgte nunvom UW Klettenberg (Bild 5 zeigt den
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Bild 8: UW Wolkramshausen, Il00kV-Schaltfeld Neuhof
Schutzrelaisplan) und vom 8N Ellrich über10 bzw. 15 und später 20 kV. Im EW Ellrichwird 1983 zur Verbesserung der Spannungsverhältnisse extra ein 23, 24,. ,20,.,16, 76/20-kV-Regeltransformator, Typ TDL2500, TuR, 10 MVA, YaO(d) (Bild 6), zurSpeisung von Röseberg (BRD) in Betriebgenommen.
Bild 6: Typenschild, Regeltrafo EWEI/rich
Als 1952/53 die grenzüberschreitendenStromversorgungsleitungen außer Betriebgenommen werden, blieben diese Leitungen für den .Enerqieexport"bestehen,
Durch das Energiekombinat Erfurt (EKE)wurden 1970 und 1980 zwei 30-kV-Leitungen vom UW Katharinenberg (Thürin-
DDR-Netz 2D kV
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UW-Neuhof
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Bild 9: Übersichtsschaltplan Frequenzumformer 1, UWNeuhof
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Netzumformer 1
Übersichtsschaltplan
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Mit steigender Leistung wurde zusätzlichvom UW Wolkramshausen (Thüringen)zum UWNeuhof (Niedersachsen)im Jahre1985 eine 110-kV-Doppelleitung errichtet(Bild 7 und 8) und beim LKH in NeuhofeinFrequenzumrichter, bestehend aus zweiAsynchronmotoren 5,2 MW,Typ HF6328und Asynchrongeneratorenvon je 5 MW,Typ 1TT6328, 10 kV und 1494 U/min, derFirmaSiemens (Bild 9), aufgestellt, um dieFrequenzschwankungen(Bild 10)des osteuropäischen Netzes auszugleichen. Fürden Endausbau waren insgesamt 5 Umformer geplant.Darüber hinaus ist lediglichnoch bekannt,dass eine aus der Vorkriegszeitstammende 15-(später 20-)kV-Leitung im Harz vonBenneckenstein,EnergiekombinatMagdeburg, nach Hohegeiß (LKH) in Niedersachsen speiste. Des Weiteren gab esnoch einigeO,4-kV-Verbindungen,wie vonRoteshütte (Thüringen)nach Hessen undvon der Station Wustung bei Liebau (derOrt Liebau wurde 1975 im Rahmen der"Grenzsicherung" liquidiert) nach Bayernsowie von Potsdam zu einer PumpstationinWestberlin.
Diese so genannte "Westversorgung" besaß für die DDR-Wirtschaft eine hohePriorität.
Zum einen durften Fehler im BRD-Netzkeine Auswirkungen auf das DDR-Netzhaben und zum anderen war wegen derfür die DDR sehr wichtigen Devisen einehohe Versorgungszuverlässigkeit gefordert. Dieüber das BRD-Gebietverlaufende110-kV-Doppelleitungvom UW Remptendorf (Thüringen) nach Neuhaus/Schierschnitz (Thüringen)musste stillgelegt unddurcheineneuzu bauende11O-kV-Doppelleitung Taubenbach-Sonneberg 1980 ersetzt werden. Zur Verbesserung der Versorgung wurde automatische Spannungsregelung SR166 und UmschaltautomatikRUmN+Rü, BRA im UW Klettenberg undSpannungsregler SR180, BRA im EWEllricheingebaut.
Da Material in der DDR immer einen Engpass darstellte, wurde extra eine Störreserve für die Westversorgung vorgehalten. Die Entwicklung der Energielieferungen vom Energiekombinat Erfurt (EKE) indie BundesrepublikDeutschlandvon 1951bis 1989 zeigt Tabelle 1.
1951 ca. 38 GWh1952 ca. 15 GWh1955 ca. 15 GWh1960 ca. 20 GWh1970 ca. 34 GWh1980 ca. 70 GWh1986 ca. 170 GWh1989 ca. 175 GWhTabelle1: LieferungEKEan BRD
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11.0
10.5Tagesdiagrammdes Frequenlverlaufs aus dem Jahr 1993
50.0 - ~~V"~'\rYc=="'):.'9'" c;;.",,:::-41.5
41.0
16:00
Bild 10: Tagesdiagramm des Frequenzverlaufs aus dem Jahr 1993
Verbundnetz
Leltungsverbl ndungen380-kV-Betrlebsspannung220-kV-BetriebsspannungH GO -Frci Icltu ng/Kabo IStromrichters atlonen
-' Umspannwerke• Stadte
Leitungsverbl ndungsn <!wlschenalten und neuen Bundeslandern
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Bild 11: Deutsches Verbundnetz. 50Hz. Stand: 1.1.1996. (Quelle DVG. mod.)
Die Elektrische Wiedervereinigung kV-Netz der DDR. Während die Gleichstromkurzkupplung(GKK)durch die Wendegegenstandslosund dessenBauabgebrochen wurde, stellte die 380-kV-Leitungeine wichtige Verbindung für die Ankoppelung des DDR-Netzes und späterauch des Netzes der CENTREL-Staaten(Polen,Tschechien,Slowakei, Ungarn) andas UCPTE-Netzdar.
Im März 1988 kam es zu einem Vertragzwischen der PreussenElektra AG, derBEWAG und der DDR-Außenhandelsgesellschaft INTRAC über den Bau einer380-kV-LeitungHelmstedt-WolmirstedtbeiMagdeburg-Berlin(West)und der Einrichtung einer Gleichstromkurzkupplung inWolmirstedt zur Kupplung mit dem 220-
PL
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DasVES-Netzzerfällt 1993 durch ungenügenden und unkontrollierten Leistungsausgleichin dreiTeile,demVerbundsystemvon Ungarn, Polen, Rumänien, Slowakeiund Tschechien sowie der VEAG, demVerbundsystemvon Bulgarien,der Ukraineund einem Teil Russlands und dasVereinigte Verbundsystem von Russlandmit einemTeilder Ukraine.Am 01.02.1995 Bild 12: Leitungen der Wiedervereinigung. Nähe Gotha. 380 kV,50 Hz u,110 kV, 16 * Hz".
erfolgt die Aufnahme des Dauerbetriebesdes Projektes "Wartenkomplex HSL" und"Meldebild" bei der VEAG, Berlin [9].
Als erster Teilabschnittdes im März 1988geschlossenenVertragesgeht am 3. Oktober 1989 die 380-kV-Leitung HelmstedtWolmirstedt zunächst mit 220 kV für einenRichtbetrieb aus der BRD in die DDR inBetrieb. Nach den 1989 und 1990 eingetretenen Veränderungen war elektrischeLeistung im VEAG-Netz frei und dieseLeitung wurde unter Einbeziehung einesSystems der 380-kV-Leitung RagowWolmirstedt für einen 220-kV-Richtbetriebvon Blöcken des KW Lübbenau inRichtung Helmstedt benutzt. Dabei wurden die beiden Systeme der LeitungRagow-Wolmirstedt mit unterschiedlichenFrequenzen betrieben und es konntenSchwebungen auf dem 220-kV-Systemfestgestelltwerden.
Im August 1990 wurde der Stromvertragzwischen der DDR, der Treuhandanstalt,der PreussenElektra, der RWE und derBAG abgeschlossen. Bereits im Oktober/November 1990 erarbeitet die VEAG Ein"Arbeitsprogramm zur Vorbereitung undAufnahme des Verbundbetriebs mit demDVG/USPTE-Netz"aus [3][7]. 1992 erfolgtdie Inbetriebnahmedes neuen LeistungsFrequenz-ReglersSimatic-S5-Konfigurationmit Bedien- undAnzeigesystemCoros [10]und im Dezember 1993 sind die Voraussetzungen in den Kraftwerken der VEAG,so u.a. Regelfähigkeit nach UCPTEAnforderungen und 520 MW Primär- und380 MW Sekundärregelleistung, für dieParallelfahrweise mit dem UCPTE-Netzabgeschlossen.
Auf den Tag genau 51 Jahren nach derersten Leitung zwischen Bayern undMitteldeutschland geht schließlich am20.12.1991 die 380-kV-VerbindungRedwitz-Remptendorf (zunächst nur mit220 kV) in Betrieb.
Mit der Fertigstellung der drei 380-kVVerbindungsleitungen
• Helmstedt (Niedersachsen)Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt)
• Mecklar (Hessen)Vieselbach(Thüringen)und
• Redwitz (Bayern)Remptendorf (Thüringen)
EnergiewerkeAG GetztVattenfall Europe)waren die Voraussetzungenfür die Parallelschaltunggegeben (Bild 11).Die LeitungSiems-Göries im Norden war für spätergeplant und ist inzwischenam 18.12.2012als380-kV-NordleitungzwischenSchwerinund Hamburg in Betrieb gegangen.
Der Bau der 380-kV-Leitung MecklarVieselbach (Bild 12) hatte sich auf hessischem Gebiet erheblich verzögert. Am8.9.1995 konnte schließlich das unterSpannung setzen dieser Leitung mitPrüfungder Phasengleichheiterfolgen.
Am 01.12.1992 wurde in Berlin über 110-kV-Kabel vom UW Jägerstraße zum UWMitte eine Verbindung zwischen Ost- undWestberlin geschaffen. Damit wurde der40 Jahre dauernde Inselbetrieb Westberlinsaufgehobenund eine Kupplung mitdem osteuropäischen Netz geschaffen.Am 7.12.1994 wurde dann über die fertiggestellte 380-kV-Leitung UW Reuter-UWTeufelsbruch(BEWAG)- UW Wolmirstedt(VEAG)eine stabile Verbindung in Betriebgenommen. Damit war der über 40 Jahredauernde Inselbetrieb von West-Berlinohne Kupplung zum VEAG-Netz offiziellbeendet.
Am Mittwoch, dem 13. September 1995,wird um 9:31 Uhr die InselschaltungdesVEAG-Netzes hergestellt. Um 9:34 Uhrwird die Parallelschaltungüber die 380-kVLeitung Helmstedt-Wolmirstedt im UWHelmstedt durch Einschaltung des 380-kV-Kuppelschaltersmit dem UCPTE-Netzvorgenommen. (Am 1.7.1999 wurde dasUCPTE-Netz in das UCTE-Netz umbenannt und ist heute Bestandteil desENTSO-E-Netzes.)Danacherfolgtedie Einschaltungder 380-kV-VerbindungMecklarVieselbach und der mit 220 kV betriebenen 380-kV-Leitung Redwitz-Remptendorf.
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und umfangreichenRegelversuchensowieNachrüstung von Frequenzsteuereinrich-tungen in den Kraftwerkender Vereinigten Bild 13: VEAG-8teuerstelle in Berlin
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Bild 14: Schutz UWRemptendorf. Abg. Redwitz 253/254,Hauptschutz Oistanzrelais P0551 mit AWE-Zusatz RM1-80,AEG und Reserveschutz Leitungsdiff. 7S0512 mitSignalübertragungsgerät SWT20000, Siemens
Somit war die "ElektrischeWiedervereinigung Deutschlands" vollzogen. Bild 13zeigt die zentraleSteuerstelleder VEAG inBerlin und Bild 14 die Schutztafeln im UWRemptendorf,220(380)-kV-AbgangRedwitz253 und 254.
FünfWochen später folgen die CENTRELStaaten. Vorrausgegangen waren am29./30.09.1993 Testversuche zum Parallelbetriebund im Mai 1994 eine durchgängige Inbetriebnahmeder Primärregelunginden Kraftwerkenvon CENTRELund VEAG.In der Sitzung der UCPTEAd-hoc GruppeOst/West-Verbundbetrieb (,Exekutivkreis")zu Fragendes Anschlussesdes CENTRELan das UCPTE-Netzam 13.05.1994 wirdalsZielder Parallelschaltungnoch das Jahr1997 angestrebt.Vom 15.-29.09.1995führen die CENTREL-Partner erfolgreich denmit der UCPTE vereinbarten Betriebsversuch .Jnsebetrieb" durch. Die Vollversammlung der UCPTEstimmt am 28.09.1995dem Anschluss des CENTREL-Netzeszu.Bereitsam 18.10.1995 um 12:30 Uhrwirdeine probeweise Parallelschaltung desCENTREL-Netzes mit dem UCPTE-Netzüber die 380-kV-Leitungen Röhrsdorf,VEAG - Hradec, CEl (CZ) und KiesdorfMikulowa (PL)sowie die 220-kV-LeitungenVierraden-Krajnik (PL) und später Umgehungsschiene GKK Etzenricht mit Zuschaltung in Hradec (Cl) vorgenommen.Somit wird von Spanien bis Polen undnach der Resynchronisierungder UCTESüdost-Europa-Netzzoneim Jahr 2004 einsynchrones 50-Hz-System, dem heutigenVerbundnetz Regional Group ContinentalEurope, RG CE, der ENTSO-Ebetrieben.Desweiterengehören dazu die Netze vonMarokko, Algerien und Libyen (1997) undTürkei(2010)alsweit über die GrenzenderENTSO-E hinausgehender synchronerFrequenzbereich(TransEuropeanSynchronouslyInterconnectedSystem/TESIS).Alsweitere Stütze dienen die HGÜ-Verbindungen zur skandinavischen RG Nordic
"BALTICCABLE"(D-S),"KONTEK"(0-01<),"SKAGERRAK" (DK-N) und "SWEPOL"(S-PL) sowie die Ärmelkanalverbindung(F-UI<)zur RG UK, Die bisher dem Energieaustausch Ost-West dienenden GKKEtzenricht (D-Cl), Dürnrohr (A-Cl) undWien-Südost (A-H)gingen außerBetrieb,
Die Parallelschaltungder 110-kV-16 213- HzBahnnetze der ehemaligen DeutschenBundesbahn (BRD),OB und der ehemaligen Deutschen Reichsbahn (DDR), DR,war schon am 14,3,1995 um 15:06 Uhrüber die Leitung Lehrte (Niedersachsen)-Heeren(Sachsen-Anhalt)erfolgt. Der ersteSynchronisierversuch war bereits um13:28 Uhr gelungen [4][5],
Damit waren erstmalig nach ebenfalls 50Jahren der Trennung die 110-kV-Bahnenergienetzewieder verbunden (Bild 15),Die Inbetriebnahmeder Bahnstromleitungvon der thüringischen Landesgrenze beiEisenach bis nach Bebra erfolgte am29,2,1996 und am 23,6,2001 wurde mitder dritten Leitung Saalfeld-Weimar zwi-
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sehenalten und neuen BundesländerndieVersorgungszuverlässigkeit im 110-kVBahnnetz weiter gesteigert, Bei der Trassenauswahl wurde dem Prinzip entsprochen, Energieversorgungsleitungen zubündeln, Die 110-kV-Bahnstromleitungenverlaufen - soweit möglich - parallel zur380-kV-Drehstromleitungund an der Landesgrenze Hessen-Thüringen sogar aufeinem gemeinsamen Gestänge, Mit demVerbundder ÖsterreichischenBundesbahnen stellt das 110-kV-Netz DB/ÖBB aufGrund der Stromkreislängevon 21,000 kmund der flächenmäßigenAusdehnung dasgrößte, gelöscht betriebene Hochspannungsnetzder Welt dar,
Ein sicherer und zuverlässiger Betriebeines Verbundnetzes ist vom korrektenund konformenZusammenspielallerÜbertragungsnetzbetreiberabhängig, SpezielleVorkehrungen, Spielregeln und Schutzmechanismen dienen dazu, dass eineKaskadierungvon Grossstörungenvermieden wird, Der ENTSO-E-Verbundermöglicht einenwirtschaftlichenNetzbetriebund
Bahnnetz
Kemkraftwerkv W~rmekraftwerk
Wasserkraftwerk lPumpspeicherwerk ,..
.) Umlormer-IUmrichterwCIk
.) 110-kV-Schaltwerk
.) Unterwerk -.) Clcichricherwcrk
110-kV-Bahnstrumlcitun 9
Bild 15. 110-kV-Bahnnetz, 16 * Hz, Stand 01.09.1996 [5J
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bildet somit das Rückrat für eine zuverlässige Versorgung. Die Deutschen Übertragungsnetzbetreiber sind zusammen mitihren europäischen Partnern der Garantdafür.
Literatur
[1] Schnug, A; Fleischer,L.: BausteinefürStromeuropa.EineChronikdes elektrischen Verbunds in Deutschland. 50Jahre Deutsche Verbundgesellschaft.Deutsche Verbundgesellschaft e.v.,Heidelberg1999
[2] Wessei, HA (Hrsg.),Glaunsinger,W;Elsner,M.; Döring, P.; Horstmann, T.;Trocka-Hülsken, 1.;Herzig, T.; Seifert,P.; Pundt, H.; Swietly,cEA u.a.: Demontage, Enteignung, Wiederaufbau.Teil 2, Ausg. 2002, Band 17, Geschichte der Elektrotechnik,VDE VerlagGmbH, BerlinOffenbach
[3] Tillmann, H.-B.: Anschluß des VEAGNetzes sowie des CENTREL-Netzesan das UCPTE-Verbundnetz.VDI Berichte Nr. 1245 (1996),S. 317-329
[4] Jergas, E.; Schaarschmidt,J.: Bahnenergie-Hochspannungsnetzder Deutschen Bahn. Elektrische Bahnen eb93(1995)9/10,300-302
[5] Nießen,M.; Schaarschmidt,J.: Elektrischer Betrieb bei der DeutschenBahnim Jahre 1996. ElektrischeBahneneb95(1997)1/2,3-11
[6] Lehmhaus, F.: Von Miesbach-Münehen 1882 zum Strom-Verbundnetz.Deutsches Museum Abhandlungenund Berichte51(1983)3, R. OIdenburgVerlag,München 1983
[7] VEAG verbindet: Elektrische Wiedervereinigung 1995. VEAG VereinigteEnergiewerkeAG, Berlin,VEAG11/95
[8] Neuhaus,S.; Rauchhaus,H.; Schossig,W: Die RolleThüringens bei der elektrischen Vereinigung, Trennung undWiedervereinigung Deutschlands. In:Strom ohne Grenzen, S. 123-197,Reihe Geschichte der Elektrotechnik,Bd.23, Berlin • Offenbach,VDE VERLAG,2008
[9] Berndt, 0.; Fährmann,G.; Benke, H.W; Specht, B.; Scheibner,G.; RÖllinger,H.; Blotevogel, K.; Monschau, H.;Zwerschke, F.: Erneuerte Leittechnikder Veag-Hauptschaltleitung/Lastverteilung im Dauerbetrieb. Elektrizitätswirtschaft 95(1996)21,S.1385-1397
[10] Berndt, 0.; Penner,W: Neuer Leistungs-Frequenz-Regler beim ÜNBVattenfall Europa Transmission. ew104(2005)7,S.20-25
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