ausgeplündert und angezündet - berliner missionswerk

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�Herr Kades, bei den Ausschrei-tungen in Ägypten wurde auch IhreKirche getroffen.

Meine koptisch-evangelischeHeimatkirche steht in Mallawi inder mittelägyptischen Provinz Mi-nya. Dort leben viele Christen. Die-se Kirche, in der ich getauft undkonfirmiert wurde, ist am 16. Au-gust in Brand gesteckt worden. Jetztstehen nur noch die Außenmauern,der Turm ist eingestürzt. Auch dieorthodoxe und die katholische Kir-che der Stadt wurden zerstört. Ichhabe mit dem Kirchenvorstand undeinigen Gemeindemitgliedern ge-sprochen und sie haben mir erzählt,dass sie Angst haben, auf die Straßezu gehen. Denn auch das Pfarrhausund die Wohnung, in der ich nor-malerweise übernachte, wenn ichdort bin, wurden komplett ausge-raubt – alle meine persönlichen Sa-chen, von den Schlafzimmermöbelnbis zur Klimaanlage – alles wurdemitgenommen und anschließendwurde das Gebäude angezündet.Polizei und Feuerwehr kamen erstnach zwölf Stunden, als es zu spätwar. Aber jetzt werden die Kirchenvom Militär geschützt.

Wer hat das getan?Das geschah vor allem unter

dem Einfluss ausländischer Islamis-ten aus Afghanistan, Pakistan oderSyrien. Sie haben überall ihre Zei-chen hinterlassen, die schwarzeFlagge von al-Qaida. Natürlich ha-ben sich auch einheimische Extre-misten an den Ausschreitungen be-teiligt, aber sie waren in der Min-derheit.

Wie konnte die Situation derart es-kalieren? Warum scheiterten alleVerhandlungen?

Nach dem November 2012,nach der von den Muslimbrüderndurchgesetzten Verfassungsreform,verloren die Menschen in Ägyptendas Vertrauen in Präsident Mursi.Die Menschen, vor allem auch dieChristen, wollen einen Präsidentenfür alle Ägypter. Mursi entpupptesich immer mehr als Präsident derMuslimbrüder. Bis weit in den Junihinein gab es Forderungen nach ei-nem Dialog, aber die Muslimbrüderhaben alles abgelehnt. Sie habennicht damit gerechnet, dass dieÄgypter irgendwann die Geduldverlieren und Mursi aus dem Amtjagen.

Bei dem „Putsch“ gegen PräsidentMursi hat sich der koptisch-ortho-doxe Patriarch öffentlich an die Sei-te des Militärs gestellt. Rächt sichdies nun für die Christen?

Es gab keine Alternative zumEingreifen des Militärs. Deshalbgeht es weniger darum, dass sichder koptisch-orthodoxe Patriarchauf die Seite des Militärs gestellthat, sondern vielmehr darum, wodas Militär steht. Das Militärmusste sich entscheiden: Stehen wirauf der Seite des Präsidenten oderauf Seiten des Volkes? Es entschiedsich für das Volk. In Europa undAmerika verstand man das als Mili-tärputsch, aber für die Kirchen unddie gemäßigten Muslime war eskein Putsch, sondern die Entschei-dung des Militärs, die Volksbewe-gung gegen die Muslimbrüder zuunterstützen. Der Westen sollteÄgypten auf seinem langen Weg zurDemokratie begleiten, statt die Ent-wicklung in Ägypten als undemo-kratisch zu kritisieren.

Bietet die vom Militär eingesetzteRegierung eine Perspektive fürÄgypten?

Diese Übergangsregierung isteine gute Zwischenlösung – sowohlfür die Christen als auch für dieMuslime, die keine Mursi-Anhängersind. Für die Zukunft wünschen wiruns weder eine Militär- noch einereligiöse Regierung, sondern eine

zivile Regierung, in der Religionund Staat unabhängig voneinandersind und mit der alle Ägypter zu-frieden sind – auch die Minderhei-ten.

Was können wir in Deutschland tun,um den Ägyptern zu helfen? Waskönnen die Evangelische Kirche Ber-lin-Brandenburg-schlesische Ober-lausitz (EKBO) und das BerlinerMissionswerk tun?

Sie können die Menschen überdie Lage in Ägypten aufklären. Vonder EKBO und vom Berliner Mis-sionswerk wünschen wir uns Soli-darität und wir freuen uns über ihreGebete. Außerdem wäre es schön,wenn die EKBO und das Missions-werk unsere Wünsche und Forde-rungen für die Zukunft Ägyptens inDeutschland verbreiten würden.�

Segen mit Urkunde fürgleichgeschlechtliches PaarFrankfurt/dk�In Hessen-Nassauist erstmals ein gleichgeschlechtli-ches Paar mit Beurkundung kirch-lich gesegnet worden. Das berichtetdas christliche Medienmagazin„Pro“. Stephan Krebs, Oberkir-chenrat der Evangelischen Kirchein Hessen und Nassau (EKHN),sagte: „Die EKNH führt seit zehnJahren Segnungen gleichge-schlechtlicher Paare durch. Bis vorkurzen war es keine Amtshandlung– nun ist es eine. Die Verpartne-rung wird im Stammbuch eingetra-gen.“ Trauung und Segnung gleich-geschlechtlicher Lebenspartner-schaften sind damit weitgehendgleichgestellt.�

Diakonie fordert Transparenzüber die Qualität von PflegeBerlin/dk�Die Diakonie Deutsch-land fordert transparente schnellverfügbare Informationen über dieQualität von Pflegeeinrichtungen.Alle Informationen sollten auf ei-ner zentralen Internetseite zur Ver-fügung stehen, fordert Maria Lo-heide, sozialpolitischer Vorstandder Diakonie Deutschland, in einerPressemitteilung. Loheide fordertbessere Berichte und strengereKontrollen über die tatsächlicheQualität von Pflege. Derzeit seienPflegenoten vielmehr ein Indiz fürdie Qualität der Dokumentation,nicht für die Güte der Pflege.�

Deutsche Kopten beten für Opfer in ÄgyptenBerlin/Höxter/epd�Angesichtsder Gewalt in Ägypten will diekoptische Kirche in Deutschland ineinem ökumenischen Gottesdienstder Menschen am Nil gedenken.„Besonders beten wir für die Opferder Gewalt, den Schutz der Chris-ten und der Kirchen im Heimat-land Ägypten“, kündigte Koptenbi-schof Anba Damian an. Viele Kir-chen, Klöster und Einrichtungender christlichen Minderheit derKopten seien in Brand gesetzt undzerstört worden. Der Gedenkgot-tesdienst findet am Donnerstag, 22. August, um 19 Uhr in der kop-tischen Kirche am Berliner Roede-liusplatz statt. Am Abend sollen die Glocken aller Kirchen der Kop-tisch-Orthodoxen Kirche inDeutschland läuten. Auch die Bi-schöfe Markus Dröge und RainerMaria Woelki nehmen teil.�

Erdenbürger leben auf PumpBerlin/epd�Unter dem Motto „Abheute leben wir auf Pump!“ mach-ten am Dienstag Umwelt- und Men-schenrechtsaktivisten vor demBundeskanzleramt auf den globalenErdüberlastungstag (Earth Overs-hoot Day) aufmerksam. Auf einemBildschirm wurde symbolisch dasVerschwinden der Erde gezeigt, fallsdie erneuerbaren Ressourcen weiterverschwendet werden wie bisher, sodas entwicklungspolitische Netz-werk Inkota.�

A k t u e l l e s www.die-kirche.de | Nr. 34 | 25. August 20132B i l d d e r W o c h e

Bischof Markus Dröge versicherteProfessor Tharwat Kades, demPfarrer und Ökumenebeauftragtender presbyterianisch-koptischenKirche Ägyptens, bei dessen Be-such in Berlin die Solidarität mitden Christen in dem muslimischenLand.In dem Gespräch am Montag, an dem auch Pröpstin Friederikevon Kirchbach, Präsident UlrichSeelemann sowie der Direktor desBerliner Missionswerkes, RolandHerpich, teilnahmen, ging es umdie aktuelle Situation der Christenin Ägypten. Dort sind in den ver-gangenen Tagen mehr als 60 Kir-chen, Klöster und Schulen geplün-dert und in Brand gesteckt worden.Foto: Gerd Herzog

+++ Die Berliner Stephanus-Stiftung beging am 20. August den 100. Geburts-tag ihres früheren Leiters Kirchenrat Willi Federlein. Er erwirkte zusammenmit Manfred Stolpe die Lizenz für die Zeitschrift „Frohe Botschaft“ +++ FünfWochen vor der Bundestagswahl hat die Aktion Mensch mehr barrierefreieWahllokale für Behinderte gefordert +++ Vertreter von Amnesty Internatio-nal haben vor der ägyptischen Botschaft in Berlin gegen die Gewalt am Nildemonstriert +++ Zum Prozessauftakt des Organspende-Skandals in Göttin-gen hat die Stiftung Patientenschutz Aufklärung über die sinkende Zahl neu-er Anwärter auf Organtransplantationen gefordert +++ In einem Brief andie Jüdische Gemeinde Berlin beklagen Schulleitung und Elternvertreter desJüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn nicht eingehaltene Zusagen undkatastrophale Zustände in der Bildungseinrichtung +++

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Z u r P e r s o n

Ausgeplündert und angezündet

Die zerstörte Kirche in Mallawi, südlich von Kairo in Mittelägypten. Foto: privat

Tharwat Kades (71) wurde inMittelägypten geboren, hat inKairo und in Heidelberg Evangeli-sche Theologie und Orientalistikstudiert. Über 20 Jahre war erGemeindepfarrer in Langen beiFrankfurt am Main. Er gehört derNilsynode an. Diese protestanti-sche Kirche wurde 1854 gegründet,hat heute etwa 700 000 Mitgliederin 450 Gemeinden und ist Partner-kirche des Berliner Missionswerks.

In Ägypten fürchten Christen um ihr Leben. Viele Kirchen wur-den bereits zerstört. Darunter die koptisch-evangelische Kirchein Mallawi, in der Tharwat Kades zu Hause ist. Der Pfarrer, derin Ägypten und Deutschland lebt, betreut in Mallawi eineGemeinde. Vor drei Wochen war er das letzte mal dort. GerdHerzog vom Berliner Missionswerk sprach mit dem Pfarrer überdie Situation in Ägypten, die Perspektiven des Landes und dieMöglichkeiten zu helfen.

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