„gutesebenl – fürlle?“a · 2014. 11. 10. · p2010-000-011...
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„GutesLeben–füralle?“
25JahreKarlRahnerPreis
InternationalesGroßprojekt„AnalyticTheology“genehmigt!
BAUSTELLE
THEOLOGIE
13 . JG 2/10
Inhalt
25JahreKarlRahnerPreis 2
„GutesLeben–füralle?“ 3
Deuteronomium-Tagung 4
PersonalIdentity 5
Forschungsporträt 6
Neuerscheinungen 7
KunstimGang 8
Impressum:Medieninhaber: Theologische Fakultät derUniversität Innsbruck, Karl-Rahner-Platz 1,6020InnsbruckimWEB:www.uibk.ac.at/theol/Kontonr.:21011130470,BLZ7000P2010-000-011Herausgeber:DekanJózefNiewiadomskiRedaktion:R.Siebenrock,B.Braun,A.Beer,G.Winkler,T.KrismerLayoutundSatz:ThomasKrismerDruck:ALPINADruckGmbH,Innsbruck
BAU STEL LE THEO LO GIE 2
PersonaliaZweineueGesichterbereicherndieFakultätimStudienjahr2010/11:DDr. Judith HeizervertrittDr.GertraudLadnerinihrerKarenzzeit.Dr.BrunoNiederbacherabsolviertdieletzteStufederordensinternenAusbildungimJesuitenorden(Terziat).WährenddieserZeitwirdervonDr. Claudia Paganinivertreten.
PD Dr. Elmar KozielhatimJuli2010auchdieLehrbefugnisfürdasFach„Fundamentaltheologie“anunsererFakultäterworben.
DieFakultätfreutsichübereineReihevonPreisenundAuszeichnungenihrerMitarbeiterInnen:DerFörderpreisdesLandesTirolging2010anDr. Hüseyin Ciçek,ProjektmitarbeiteramInstitutfürSystematischeTheologie,fürseineDissertation„KriteriologieundSignifikanzdeschrist-lichen,desmuslimischenunddespolitischenMartyriums“.MMag. Karin Peter,ProjektmitarbeiterinamselbenInstitut,erhieltam26.November2010inWiendenWürdigungspreisderBundesministerinfürWissenschaftundForschungfürihreStudienleistungenverliehen.DavorwurdesiebereitsfürihreDissertation„ApokalyptischeSchrifttexte:Gewaltschürendodertransformierend?EinBeitragzueinerdramatisch-kritischenLeseartderOffenbarungdesJohannes“mitdemPreisderinterfakultärenForschungsplattform„Politik-Religion-Kunst“ausgezeichnet.
Univ.-Ass.PD Dr. Simone Paganinidurfteam11.Dezember2010inWiendenKardinal-Innitzer-Förderungspreis2010fürseineHabilitation„’NichtdarfstduzudiesenWörternetwashinzufügen’.DieRezeptiondesDeuteronomiumsinderTempelrolle:Sprache,AutorenundHermeneutik“entgegennehmen.
Univ.-Doz. Dr. Hans Kramlfeierteseinen60-erimKreisevonKollegInnen,FreundenundFamilie.DasbuntePotpourrianDargebotenemwürdigteseinewis-senschaftlicheTätigkeit,seinfamiliäresEngagementundgabmanchüberraschendeEinblickeinseineMühlviertlerKindheitsowieinseineSturm-undDrang-jahre.DanebendurftensichdieGästeanSpeisundTrankerfreuen.
AucheinenAbschiedvoneinerlangjährigenMitarbeiteringibtes:Monika Eberharter,SekretärinamInstitutfürPraktischeTheologie,wirdnach24-jährigemEinsatzanderFakultätEndeFeber2011indenwohlverdientenRuhestandtreten.WirwünschenihrnochvieleguteJahre!
Seit 1985 wird in Innsbruck der Karl Rahner Preis für theologische Forschung vergeben, der nach der Festakademie zum 80. Geburtstag von P. Rahner SJ mit seiner Zustimmung von den Schülern Darlap und Kern SJ aus der Taufe gehoben wor-den ist. Für viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler war und ist dieser Preis ein erstes Sprungbrett. Zwar gebührt nach der Satzung bei gleicher Qualifikati-on einer Arbeit über Karl Rahner der Vor-zug, doch wurden seit 1985 Arbeiten aus unterschiedlichsten Bereichen der Theo-logie gefördert. Der Studienleiter, Prof. Guggenberger, hob in seiner Würdigung die vielfältigen Beziehungen in und au-ßerhalb der Fakultät, die dieser Preis er-möglichte, lobend hervor.
In diesem Jahr hat der Präsident der KarlRahnerStiftung/Innsbruck,derRektordes
Jesuitenkollegs P. Severin Leitner SJ, denPreis an Dr. Andreas Telser für eine Arbeit
25JahreKarlRahnerPreisP.SeverinLeitnerSJvergibtdenKarlRahnerPreis2010anDr.AndreasTelser
über das Werk von David Tracy verliehen.DavidTracyausChicagohatinseinerersten
SchaffensphasedasProjekteineröffentlichenTheologie ineineroffenenGesellschaftent-wickelt und dabei die Bedeutung des Klas-sikers für den Diskurs herausgestellt. Dr.Telser, Assistent an der Kath.-Theol. Privat-universitätLinz,hatlangeJahreindenUSAstudiert, auch unter der Leitung von DavidTracy. Es ist die erste größere Arbeit überTracy imdeutschenSprachraum.DieFrage,wie sich die Theologie in den öffentlichenDiskursderGegenwarteinbringt,wirdauchbei uns immer drängender. Im nächstenJahrwirddiese Studie inderReiheunsererFakultät„InnsbruckerTheologischeStudien“erscheinen.Für lange Jahre stiller Dienst wurde demwissenschaftlichen Komitee gedankt.Ebenfalls zu würdigen ist die Unterstüt-zung durch die Karl Rahner Stiftung inMünchen.RomanA.Siebenrock
Roman Siebenrock, P. Severin Leitner, der Preisträger Andreas Telser und Studienleiter WIlhelmGuggenberger(v.l.n.r.)
Am5.Juli2010kamenSchülerundSchülerinnenderBHAK/HASLustenauandieTheologischeFakultät,umuniversitäreLuftzuschnuppern.SiehattenzuvordiefreiwilligenEthikkurseeinesehemaligenLehrersihrerSchule,vonHerrnDr.GünterPichler,absolviert.HerrPichleristauchmehr-facherAbsolventanderTheologischenFakultätInnsbruck.BeiihremBesuchinInnsbruckkonntendieSchülerundSchülerinneneineEthik-VorlesungzumThema„SchutzdesLebens“vonProf.ChristianKanzianhören.SiezeigtengroßesInteresseundwarendurchwegsbegeistert.DieFakultäthofft,deneinenoderdieanderealszukünftige/nStudierende/nbegrüßenzukönnen.
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„GutesLeben–füralle?“EineNachlesezummissionstheologischenSymposiumanlässlichderEmeritierungvonFranzWeberunddes90.GeburtstagsvonHermannStenger
Die Frage und Sehnsucht nach dem gutenLebensinduraltundzugleichbrandaktuell.DochMenschen aufder SuchenachgutemLebenerwartensich–zumindestinEuropa–kaummehretwasvondenKirchen.DabeiverkündetJesusvonNazarethGottalseinenFreunddes Lebens, der das gute Leben fürallewill.AufdemHintergrunddieserÜberlegungengingdasmissionstheologische Symposium,
dasam18./19.November2010anunsererFakultätstattfand,derFragenach:Waskön-nendieKirchenundReligionenzumgutenLebenmöglichstallerbeitragen?Das Symposium griff damit ein zentralesForschungsinteressederbeidenJubilareauf:Der Pastoralpsychologe Hermann Stenger,von 1977 bis 1990 Professor für Pastoral-theologie an unserer Fakultät, war und istleidenschaftlicher Anwalt einer Seelsorge,die für die „Ermächtigung zum Leben“
einsteht und Menschen auf dem Weg derVerwirklichung ihres Lebens aus der Kraftdes Glaubens zu beraten und zu beglei-ten sucht. Franz Weber, seit 1997 Pro-fessor für interkulturelle Pastoraltheologieund Missionswissenschaft, hat dieses An-liegen seines Vorgängers ‚globalisiert‘ undsteht für die unbedingte Notwendigkeiteiner interkulturellen und interreligiösenBearbeitung (pastoral-)theologischer Fra-gestellungen. Basiserfahrungen und For-schungsprojekte in Lateinamerika, AfrikaundAsienbildendafür dieGrundlage.Dieempathische Begleitung von Studierendenaus außereuropäischen Kontexten ist ihmein Herzensanliegen – an unserer Fakultätmit ihrerdezidiert internationalenAusrich-tungundeinem immernochhohenAnteilausländischerStudierender.
Als Hauptreferent hatte Paulo Suess seinKommenzugesagt,fürdieWorkshopskonn-ten ExpertInnen aus unterschiedlichen Dis-ziplinenundErfahrungskontextengewonnenwerden:FranzHelmSVD(Missionstheologe,Wien),ClaudeOzankom(Fundamentaltheo-loge,Kinshasa/Bonn),Karl-HeinzLadenhauf(Pastoralpsychologe, Graz), Hadwig Müller(Missionswissenschaftlerin,Aachen),MartinCoy(Geo-undAtmosphärenwissenschaftler,Innsbruck), Alois Riedlsperger SJ (LeiterderKatholischenSozialakademieÖsterreichs,Wien), Thomas Abraham (Professor forAdultEducation,Kottayam–Indien).
„Das rechte und gute Leben aller ist kei-ne natürliche Gegebenheit“, meinte Pau-lo Suess, Missionstheologe aus São Paulo,sondern eine „kulturelle Konstruktion“,eine Kulturleistung, bei der diskursiv aus-gehandelte Vereinbarungen und das Zu-sammentragen gemeinsamer moralischerRessourcen eine wesentliche Rolle spielen.„Wo es um die Qualität des Lebens geht,da istdasnormativeZieldie InklusionundPartizipation aller.“ Inmitten einer Situa-tion, die von globaler Unübersichtlichkeitund Ratlosigkeit gekennzeichnet ist, schienihm das Paradigma „sumak kawasay“ (gutleben),das–ausderandinenVorstellungs-
welt der Aymara und Ketschua stammend– in die Verfassungen Boliviens und Ecua-dorseingegangenist,einHoffnungsstreifenam Horizont zu sein. Diese Vorstellungvom „guten Leben“ ruht auf der Grund-lage von kultureller Verschiedenheit undsozialerGerechtigkeitundisteingebettetinein komplexes, nicht-lineares Konzept vonAnerkennung, Wertschätzung und Dialog,
indemMenschundNaturgleichberechtigtePartnersind.ChristInnenkönntendas„guteLebenaller“als Weisheit des Reiches Gottes begreifen,diesichausdrückeinder„gelöstenundge-lassenenUnabhängigkeit“vondenDingen,dieMenschenden Status vonVerbraucher-Innenaufnötigten.EshandlesichdabeiumeineAszese, dieweitmehr als eine indivi-duelleFrömmigkeitsübungseiundeineso-lidarisch-partizipativeDimensionaufweise.
HermannStengerschriebdenAnwesendenin seinerDankesrede amEndedes FestaktsdenMerksatz„AttentioohneAttentat“(auf-merksamsein,ohnejemandenzuverletzen)ins pastoraltheologische Stammbuch, undFranz Weber rekurrierte auf das MissionStatementimInstitutsentwicklungsplansei-nes Instituts, das sich darin einer Theo-logieverpflichtet,dieihrArbeitenmitdem
„Geheimnis menschlicher Existenz … undspannungsgeladenen Vielfalt menschlichenLebens in Berührung bringen will“ undParteiergreiftfüreine„KulturdesLebens“.Engagierte inhaltliche Auseinandersetzung,Würdigung des Lebenswerks der beidenJubilare, Gottesdienst, Fest und Feier stan-den beim gut besuchten Symposium ineinem ausgewogenen und bereicherndenZueinander.ElkePale-Langhammer
FranzWeber:einPastoraltheologemitOptionenHermannM.Stenger:einrüstiger90-Jähriger
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In den vergangenen Jahren avancierte dieForschung zum Buch Deuteronomium anderTheologischenFakultätderUniversitätInnsbruck in Kooperation mit der Evan-gelisch-TheologischenFakultätinMünchenzu einer führenden und international be-achteten Stellung.DasBuchDeuteronomi-umbildeteinetheologischeMittedesAltenTestaments und gehört in der Gegenwartzu den zentralen und am meisten be-sprochenen Texten bibelwissenschaftlicherForschung.DieswarmiteinGrund,diesesBuchzumGegenstandeinerFachtagungzuwählen,zuderSpitzenleuteausverschiede-nenLändernsichvom26.bis28.Septem-ber2010inInnsbruckversammelten.Die drei Organisatoren der Tagung tragenmaßgeblich zur aktuellen Debatte bei: PDDr. Simone Paganini habilitierte sich überdieRezeptiondesDeuteronomiumsinderTempelrolle aus Qumran. Dr. DominikMarklSJverfassteseineHabilitationsschriftzur politisch-religiösen Formierung desGottesvolkesunddamitzurTextpragmatikdes Buches Deuteronomium. Seine Arbeiterschließt neue Aspekte im VerständnisspezielldesMoabbundesundderGesamt-
dynamik des Werkes. Prof. Dr. Georg Fi-scherSJprofiliertealsExpertefürdasJere-miabuch die innerbiblische Rezeption desfünften Buches Mose. Neben diesen dreiVerantwortlichen fürdieTagunghat auchDr. Ernst Ehrenreich OFMcap mit seinerInnsbruckerDissertationzuDtn30dieFor-schunginVielembereichert,insbesonderebezüglich der Rechtshermeneutik und derVerbindungeninnerhalbderTora.Die Tagung bot vielen KollegInnen einewillkommene Gelegenheit, neue Erkennt-nisse zum fünften Buch Mose zu dis-kutieren.DiesistgleichfallsdeswegenvonBedeutung, weil es auch unter literatur-und rechtsgeschichtlicher Rücksicht zuden Grundlagendokumenten der Kultur-geschichte zählt. Unter den ReferentInnenwaren internationale Spitzenforscher inökumenischer Zusammenarbeit. Drei vonihnen seien genannt: Prof. Dr. Dr.h.c.Eckart Otto (München) gehört zu denrenommiertesten Kennern der altorienta-lischen und biblischen Rechtsgeschichteund arbeitet an „Herders TheologischemKommentar“ zum Deuteronomium. Prof.Dr. Jean-Pierre Sonnet SJ von der Päpst-
Deuteronomium-TagunginmemoriamPDP.Dr.VolkmarPremstallerSJ(1965-2009)26.–28.September2010inInnsbruck
„Ein Kondom-Sager-Buch“, so hat unsereGesellschaftdasinjederHinsichtspannen-de Interview von Peter Seewald mit PapstBenedikt XVI. abgeschoben. Unter demTitel „Licht der Welt“, in der Handschriftdes Papstes auf dem Cover geschrieben,vermittelt es einen authentischen und un-mittelbaren Einblick des Denkens des ge-genwärtigenBischofsvonRom.KritikerIn-nenundAnhängerInnenkannnurgeratenwerden: lest! Spannend ist das Gespräch,weil es zeigt, welche Fragen einen neubekehrten „Alt-68er“ bewegen, und weilesdiegroßenSpannungen,indenenunsereKirchesteht,sichtbarwerdenlässt.Schonder„Kondom-Sager“zeigt,beiallenDementisdanach,einetiefeSpannung.KlarwirddieWegwerf-Sexualitätundihreent-humanisierende Wirkung kritisiert, dochdas eigentliche Problem bleibt ausgespart.Mit der Aussage ist das Herzstück derArgumentationderjüngerenLehrtradition,dasProblemder„In-sich-schlechten-Hand-lung“, unterlaufen. Es wäre auch sonstgutgewesen,diesestillschweigendenKor-rekturen der Lehre und Praxis offen zubenennen. Auch neue Akzente sind wieselbstverständlich zufinden: so seineAus-sagen über die Möglichkeit eines selbst-bestimmtenRücktrittseinesPapstes.Unter der Überschrift „Zeichen der Zeit“wird eine höchst niveauvolle Analyse derGegenwart geboten, kein Thema ausge-klammert! Seewald neigt zur RadikalkritikimZeicheneiner„säkularen“Apokalyptik.So sehr Benedikt XVI. solche Sorgen teiltund diese Jahre als Entscheidungsjahre inder Entwicklung der Menschheit ansieht,bleibtseineZurückhaltungbemerkenswert.Er unterscheidet die guten und schlechtenSeitenderModerne,weistdiezeitlicheBe-stimmungderWiederkunftChristizurück,dessen Parusie er vielmehr in der Liturgieerkennt, und gibt all den Superlativen fürdieBeweiskraftseinesJesusbuches,dieSee-wald auflegt, eine relativierende Einschät-zung: die prinzipielle WahrscheinlichkeithistorischerArgumenteabwägendunddieFreiheitdesGlaubensachtend.Gerade angesichts dieses wachen und klardenkendenGeistesbleibenmireinigeEin-schätzungen unverständlich: Die WurzelderBefreiungstheologiebleibt ihmebensoverborgen wie die unaufhebbare Verbin-dung der Priesterbruderschaft Pius X. mitderAblehnungdesletztenKonzils.Zwei Aspekte aber seien eigens erwähnt.Die Dramatik der Geschichte liest er mitAugustinus als den Kampf zweier FormenderLiebe:„…derLiebezusichselbst–biszurZerstörungderWelt,undderLiebefürden Anderen – bis zum Verzicht auf sichselbst.“ Und ein Eindruck ist mir geblie-ben. In aller Hochschätzung scheint ihmeineErfahrungabzugehen.Erwarniemalslebensweltlich außerhalb des katholischenSymbolkosmos, niemals „fuora di muri“.DasZweiteVatikanischeKonzilaberwurdeinSt.PaulvordenMauernvoneinemPapstangekündigt, der die längste Zeit seinesLebenslang„fuoradimuri“war.RomanA.Siebenrock
DasTheologischeStreiflicht
DerösterreichischeRegisseurMichaelHane-kewarStargastderTagung„VonÖdipuszuEichmann: Kulturanthropologische Voraus-setzungen von Gewalt“ vom 17.–20. Juni2010 in Graz. Haneke wurde im RahmenderTagungfürseinenmehrfachausgezeich-neten Film DAS WEISSE BAND der Preisder internationalen katholischen Medien-organisation SIGNIS für den besten euro-päischen Film des Jahres übereicht. DochHanekewarnichtnurgekommen,einewei-tere Auszeichnung in Empfang zu nehmenund im Anschluss seinen Film im GrazerSchubertkino zu präsentieren, sondern erstand am nächsten Morgen auch für einoffenes Regisseursgespräch zur Verfügung.Das kurzweilige zweistündige Gespräch er-
kulturtheoretischen Modellen – psychoana-lytischer, philosophischer, politischer undtheologischer Natur –, welche im RahmenderTagungpräsentiertwurden,wirddieseFrage nach den Ursprüngen und Ausfor-mungenvonGewaltaufjeunterschiedlicheWeiseverhandelt.Veranstaltet wurde die bereits frühzeitigausgebuchte Tagung von der ÖFG-Arbeits-gemeinschaft „Politik–Religion–Gewalt“und der internationalen Forschungsgruppe„Film & Theologie“ in Kooperation mitdenUniversitätenGrazundInnsbruck.EineKooperationsschiene, die sich bereits 2006bei der Tagung „Paradise Now“ in Seefeldbestensbewährthatte.DietmarRegensburger
lichen Universität Gregoriana (Rom) er-öffneteNeulandindererzähltheoretischenErklärungdesBuches.Prof.Dr.KarinFins-terbusch (Universität Koblenz-Landau)publiziert führendzurreligiösenDidaktik,die im Buch Deuteronomium grundgelegtist und bis heute die religiöse Praxis desJudentumsprägt.
Auslöser für die Organisation dieser Ta-gung, die ein Novum in der GeschichtederTheologischenFakultätInnsbrucksdar-stellt,warderTodvonPDP.Dr.VolkmarPremstaller SJ. Erhatte sich2005 in Inns-bruck mit einer Arbeit zu den Fremdvöl-kersprüchen im Ezechielbuch habilitiert,auch hier und in Brixen unterrichtet undeinen Ruf an das Päpstliche BibelinstitutinRomerhalten,woer im Jahre2008zulehrenbegann.SeinfrüherTodam13.Sep-tember2009andenFolgeneinerschwerenErkrankungsetztediesemEngagementundeiner hoffnungsvollen Begabung ein vor-zeitigesEnde.Die InnsbruckerDeuterono-mium-Tagung 2010 war deshalb seinemGedenkengewidmet.GeorgFischerSJ
DasBandderGewalt:FachtagungmitMichaelHaneke
öffnete einem neugierigen FachpublikumausWissenschaftlern,MedienfachleutenundCineasten interessante Einblicke in Entste-hungsgeschichte,HintergründeundformaleDetails des Filmes sowie zur Frage nachder Genese und gesellschaftlichen Eindäm-mungsmechanismenvonGewalt.Fragen, die nicht nur inHanekes Film einezentrale Stelle einnehmen, sondern die alsroter Faden die ganze Tagung durchzogen.Auch in den anderen vier im Rahmen derTagung gezeigten Filmen – EDIPO RE vonPierPaoloPasolini,EINSPEZIALIST:ADOLFEICHMANN von Eyal Sivan/Rony Bauman,ZUM BEISPIEL BALTHAZAR von RobertBresson und WEEKEND von Jean-Luc Go-dard – wie auch in den unterschiedlichen
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An der Theologischen Fakultät ist seit September der europäische Teil des Groß-projekts „Analytic Theology“ angesiedelt. Das Institut für Christliche Philosophie, das Center for Philosophy of Religion der University of Notre Dame (USA) und das Shalem Center in Jerusalem haben gemeinsam ein Forschungsprojekt aus-gearbeitet, das die John Templeton Foun-dation mit ca. 3,5 Mio $ unterstützt.
Das Projekt fördert die interdisziplinäreZusammenarbeit zwischen analytischer
Philosophie und Theologie, wobei un-terschiedliche akademische und kulturelleKontexte(USA,Europa,Israel)berücksich-tigt werden. Analytische PhilosophInnenbeschäftigen sich nämlich seit einiger Zeitzunehmend mit Themen aus dem BereichdersystematischenTheologie,wiez.B.per-sonaleIdentitätundleiblicheAuferstehung,göttlichesAllwissenundmenschlicheFrei-heit oder menschliches Leid und GottesGerechtigkeit.DasaufvierJahreangelegteProjekt„Analy-ticTheology“greiftdieseEntwicklungauf.
Es regt TheologInnen und PhilosophInnendazu an, gemeinsam Antworten auf theo-logische Fragestellungen vor dem Hinter-grundaktuellerAnsätzederTheologiebzw.analytischenPhilosophiezuerarbeiten.DieProjektziele sollen u.a. mithilfe von PhD-undPostDoc-Stipendien sowiederOrgani-sation wissenschaftlicher Veranstaltungenverwirklichtwerden.Leiter des Projekts in Innsbruck sind Prof.Dr.JosefQuittererundMMag.GeorgGasser(Institut fürChristlichePhilosophie) sowieProf. Dr. Roman Siebenrock (Institut für
Die im Januar gegründete interfakultäreForschungsplattform „Politik – Religion –Kunst“(PRK)widmetesichinihrerzweitenKlausurtagungam28./29.Oktobermit„Ge-walt und Friede“ auch weiterhin den An-liegen ihrer Vorgängerorganisation „Welt-ordnung – Religion – Gewalt“ (WRG): Essollen im interdisziplinären Diskurs drän-gendegesellschaftlicheProblemederGegen-wart thematisiert und Lösungsansätze fürein friedliches Zusammenleben besprochenwerden.AmBeginnstanddievonVRTilmannMärkvorgenommeneVerleihungderbeidenFör-derpreise der Plattform für die beste Dis-sertation und Diplomarbeit. Als beste Dis-sertation wurde dabei die an der hiesigenFakultät approbierte Arbeit von Karin Peterzur Offenbarung des Johannes ausgezeich-net. Anschließend führte der u.a. in Inns-bruck lehrende Architekt Bart Lootsma ineiner „Raymund Schwager – InnsbruckerReligionspolitologischen Vorlesung“ in dasspannende Thema „Die Stadt als gefalteteGewalt“ein–eswardieszugleichdieerste
konkreteZusammenarbeitzwischenderFor-schungsplattformundderArchitektur.AmdarauffolgendenTagwurdedie interneArbeitangegangen.EinemImpulsreferatvonWerner Ernst zum Thema „Denkgewalt“folgteeinePodiumsdiskussionzueinemTextvonWilliamT.Cavanaugh,inderenMittel-punkt die Frage nach der historischen undsystematischen Einordnung der „Religions-kriege“ der frühen Neuzeit stand. Im wei-teren Verlauf stellten sich mehrere Clusterdem Themenkreis „Gewalt und Friede“ inder Skizzierung eigener Projekte. Besonderserfreulich war dabei die Präsentation einesneuenClusters„Gewalt–Verwaltung–Pra-xis“durchdenMediävistenMarkMersiow-sky.AbgerundetwurdedieintensiveTagungdurch ein „Kamingespräch“ zwischen Jo-hannHolznerundYvonneWeilerzumWerkMaxWeilers,dassichauchRektorKarlheinzTöchterlenichtentgehenließ,undeinenan-schließendengemeinsamenBesuchderAus-stellung„MaxWeiler–DiegroßenWerke“imLandesmuseumFerdinandeum.MathiasMoosbrugger
InternationalesGroßprojektgenehmigt:„AnalyticTheology“
Systematische Theologie). Als Projektpart-ner im deutschsprachigen Raum konntendie Hochschule für Philosophie München,diePhilosophisch-TheologischeHochschuleSt. Georgen (Frankfurt) und der Fach-bereich Katholische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt a. Main gewonnenwerden.Weitere Informationen zum Projekt findenSieunterhttp://www.uibk.ac.at/analytic-theology/GeorgGasser
KlausurtagungderForschungsplattformPolitik–Religion–Kunst
PersonalIdentity:ComplexorSimple?InternationalephilosophischeTagunginObergurglvom19.–22.07.2010
Im Rahmen des FWF-Projekts „Die DauerinderZeit vonLebewesenundArtefakten“amInstitutfürChristlichePhilosophieludendie Nachwuchswissenschaftler Georg Gas-ser, Matthias Stefan und Daniel Wehingerzur Tagung „Personal Identity:ComplexorSimple?“ ein. Viele international führendeVertreter der Identitätsdebatte folgten derEinladung, u.a. R. E. J. Lowe (Durham), E.Olson (Sheffield), M. Nida-Rümelin (Fri-bourg),R.Swinburne(Oxford)undD.Zim-merman(Rutgers).ImAlltag setzenwir voraus, durchdieZeithindurchdieselbenzubleiben,obwohlwirunsimLaufderJahrestarkverändern.Wo-durch bleibt aber eine Person X zum Zeit-punkt t1 identisch mit einer Person Y zumZeitpunkt t2? Sind es gleichbleibende psy-chische Eigenschaften? Ist es unser Körper?Eine immaterielle Seele? Neben dem me-taphysischen Problem personaler IdentitätwurdeauchderZusammenhangdieserFra-gestellung mit ethischen Problemen – etwadieFragenachBeginnundEndedermensch-lichenPerson–diskutiert.Die Tagung verlief äußerst erfolgreich: Ei-nerseits werden die vorgestellten Beiträgevoraussichtlich bei Cambridge University
Press verlegt. Dass ein weltweit führendesakademisches Verlagshaus an den BeiträgenInteresse zeigt, unterstreicht das heraus-ragende Niveau der Tagung sowie die ho-he Qualität der Forschung am Institut fürChristlichePhilosophie.
Andererseits ist die Folgetagung „Die Ein-heit der Person aus metaphysischer undnarrativer Perspektive. Personale IdentitätundpraktischeRationalität“imAugust2011in Zusammenarbeit mit dem FachbereichPhilosophie an der Theologischen Fakultät
Salzburg bereits in Planung. Somit hat dieTagung in Obergurgl den Anstoß zu ei-ner philosophischen Debatte im deutschenSprachraumgegeben,derenEndenochnichtabzusehenist.GeorgGasser
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VonKirchenkrisen,VolksfrömmigkeitundfeministischerTheologieAlsPastoraltheologineingespanntzwischenTraditionund(Post-)Moderne
Aus den Publikationen:Stützen kann nur, was widersteht: Ida F. Görres. Ihr Leben und ihre Kirchenschriften(1999).
Herausgeberin/Mitautorin:ImGlaubenMenschwerden.FestschriftStenger,darin:HeimatfindeninderKirche,42-52(2000).GrundbegriffederPastoraltheologie(2005).DieWeltinderNußschale.FestschriftWeber,darin:HatSeelsorgeeinGeschlecht?,85-102(2005).Weilnichtssobleibt,wieesist:TheologischeBeiträgezumambivalentenPhänomenWan-del(2009).
Aufsätze:„…auchimBöseneineSchwesterzuhaben“.ZumUmgangmitSchuldinderGeistlichenBegleitung.Diakonia32(2001)196-199.
DerKultderdreiJungfrauen,in:Diakonia34(2003)288-291.
„Volksfrömmigkeit“,in:GrundbegriffederPastoraltheologie(2005).
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Liebe Anni, gestatte einem Systematiker die Frage: Wie bist Du aus Deiner Er-fahrung zur Pastoraltheologie gekommen?Das Theologiestudium habe ich gewählt,weil ich mich schwer für ein Fach ent-scheidenkonnte.DieTheologieerschienmirals ein weites Feld (Sprachen, Philosophie,Geschichte etc.), das vielen meiner Interes-senzuentsprechenversprach.Dassichdanngegen Ende des Studiums in der Pastoral-theologie gelandet bin, ist wohl eher einZufall.Dassichdabeigebliebenbin:nicht!
Warum?Zu Beginn des Studiums haben mich dieintellektuellen und die politischen AspektederTheologieunddesGlaubens interessiert.Durch die Professoren Stenger und Schauppwurde ich mit der psychologischen Denk-weisevertraut.WichtigwurdemirdieFrage:WieistdieVerbindungvonLeben,AlltagundGlauben im Leben eines Menschen? AndereFragen entstanden: Warum sind mein VaterundmeineMutteraufvölligunterschiedlicheArt gläubig? Wie setzt sich das fort bei mirund meinen Geschwistern? Oder: Was ziehtmancheStudierendeincharismatischeGrup-pen? Warum verspüre ich keinen Drang zu„missionieren“,andereaberschon?„DieEhreGottesistderlebendigeMensch“(IrenäusvonLyon).DieserSatz,denP.Stengeroftzitierte,bliebmirbisheuteausdieserhohenZeitderPastoralpsychologiewichtig.
Ergaben sich weitere Perspektiven aus die-sem psychologischen Interesse?Ein wichtiger Strang war und ist die Spiri-tualität.ExerzitienundGeistlicheBegleitunghatte ich während des Studiums für michentdeckt. Dies wurde durch eigene Ausbil-dungenundvorallemdurchdie4-semestri-genSeminare„Einführung indieGeistlicheBegleitung“ (gem. m. Klemens Schaupp)vertieft.BeiderSuchenacheinemDissertationsthemameldeten sich jedoch die „alte Liebe“ zurSystematik wieder und der Wunsch, denFokus nicht auf das Individuum allein zurichten.SokameszumThema„Kirche“.Ich
erarbeitete eine theologische Biografie vonIdaFriederikeGörres(1901-1971)undver-suchte, ihreSchriftenzumThemaKirchezusystematisieren.DasArbeitenanderBiografieentsprach meiner pastoralpsychologischenNeigung – die Beschäftigung mit der „Kir-che“ führte zu den Fragen der StrukturenundderAnalysedergegenwärtigenKirchen-situation. Mit der Dissertation ist die Ver-bindungPsychologie–Spiritualität–KircheeineDreiheit,diemeinForschen,LehrenundHandelnanderFakultätundanverschiede-nenkirchlichenOrtenprägt.
Pastoraltheologie ist in Innsbruck ein jun-ges Fach. Alle Lehrstuhlinhaber des Faches hast Du ja als Mitarbeiterin kennengelernt.Nach der Dissertation kam ein neuer Chef,Franz Weber – und auch zwei Kinder, dieheute 13 und 11 Jahre alt sind. GeprägtdurchdieZusammenarbeitmitFranzWeber,
dieveränderteLebens-undFamiliensituationunddieamInstitutmitMatthiasScharerent-wickelte „kommunikative Theologie“ kamenneue Aspekte zur vorher benannten „Drei-heit“ dazu: feministische Theologie, (inter)-nationaleKirchenentwicklungundempirischeSozialforschung.
Wie steht es heute um das Fach?HeuteistdiePraktischeTheologieganzundgar mein theologischer Fokus: Mich interes-sierentheologischeThemen(z.B.Eucharistie)immerinVerbindungmitdenErfahrungen,Nöten und Freuden der Menschen heute,konkretz.B.dieErfahrungenvonGemeindenohnePfarreramOrt.Und von den Erfahrungen und PrägungenderMenschenausgehend(z.B.rundumdiesich verändernden Geschlechterrollen) frageich nach Perspektiven der Theologie, z.B.:WeristderMensch,vondeminderSchöp-
fungsgeschichte gesprochen wird? WelchePerspektivenehmenAutorenundAutorinnenin der Schrift und der Theologie ein: Wasist ihnenwichtig?Waswirdvergessenodergarverdrängtundverschwiegen?DasistdieStärkeunddasBesondereanderPraktischenTheologieundgleichzeitig auchdie Schwä-che und das Anstrengende an ihr: dass wirimmerdenAnspruchhaben,diePraxisunddie Theologie zusammenzuhalten und zu-sammenzudenken,inbeidemzuHausezusein.KeinThemaistdadurchausgeschlossen,solangeesdieMenschenwirklichbewegt.Aktuell sehe ich zwei Trends im Fach: DieeinensiedelnsichnäherbeiderSystematischenTheologie an, die anderen betonen sehr dieNähe zur und Erforschung der Praxis derKirche indergegenwärtigenGesellschaft.BeidiesengewinnendieempirischenForschungs-methodengroßeBedeutung.BeideTrendssindfaszinierend und wissenschaftspragmatischverständlich.Dieses„In-beidem-daheim-Sein“istschwierig,machtaberauchmethodischdenbesonderenReizderPastoraltheologieaus.
Im Wissenschaftsalltag gibt es Kür und Pflicht. Zur Kür zähle ich die Faszination von Ideen und Ansätzen. Zu welcher Kür fühlst Du Dich derzeit hingezogen?IcharbeitemomentanmitSebastianSchnei-der an einem Buch rund um die Verände-rungeninderSeelsorgeindenvergangenen10-15 Jahren in Österreich. Unser Arbeits-titel: „Seelsorge(t)räume“. Darin beschäfti-gen mich alte und immer aktuelle Fragen:Wie kann Seelsorge gelingen? Was machtSeelsorgezueinerechtenHilfefürMenschenin ihrer Heilsuche? Wie ist das Zusammen-spielvonInstitutionundeinzelnenPersonen?WassindKriterienfüreinengutenWandel?WelchessinddiewegweisendenZeichenderZeit,undwiesindsiezudeuten?„Stützen kann nur, was widersteht“: WasI.F. Görres einmal formulierte, scheint mirfür mein Fach in Bezug zur Praxis und zurakademischen Theologie in gleicher Weisebedeutsamzubleiben.
DasInterviewführteRomanSiebenrock.
Geborenam11.11.1965inBregenzAufgewachseninKlausinVlbg.,6GeschwisterStudiumderTheologieundGermanistikVerheiratetmitDr.HubertFindl,2TöchterimAltervon11und13JahrenZusatzausbildungen:Sozial-undLebensberatung,GeistlicheBegleitung,Coaching.Themenschwerpunkte:Seelsorge,Spiritualität(alteundneueFormenvonVolksfrömmig-keit),feministischeTheologie,Homiletik,Kirchenentwicklung.
Auszüge aus Texten von Anna Findl-Ludescher:„Ichglaubenicht,dassFrauenreligiösersindalsMänner.Eshatsichsoentwickelt,dassReligionundKircheinderGesellschaftimmerwenigerbedeutsamundangesehensind.(ÄhnlichistdaszumBeispielmitderschulischenErziehung,mitdemBerufdesLehrers/derLehrerin.)DashatzurFolge,dassMännerdaeherrausgehen.ÜberdieReligiositätansichsagtdasnochwenigaus.“(in:Vlbg.Kirchenblatt2010)
„InderchristlichenTraditionistWandlung,Transformation,einzentralesgeistlichesGe-heimnis.…DerWandel,derinderEucharistievollzogenundgefeiertwird,istnichtzuor-denbarinProgressionundRegression.EsisteinWandel,derunsimmernochmehrhineinnimmtindasSchicksalJesu.DieFrage,obFortschrittoderRückschrittistnichtdieFrageGottes–undistnichtablesbaramLebenJesu.…EsfindensichdieunterschiedlichstenBildervonJesusinderchristlichenIkonographie:dersegnendeundderheilendeJesus,derleidende,dersterbendeundderauferstandeneJesus.VieleBildervondemeinenJesus.Welchemwirunsgegenwärtigmehr‚zu-wandeln‘,istnichtalleinunsereEntscheidung.“(in:VomerhofftenWandel,2009.)
AnnaFindl-Ludescher,AssistenzprofessorinamInstitutfürPraktischeTheologie
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NEUERSCHEINUNGEN
KonradHuber,AndreasVonach(Hg.)Ordination–mehralseineBeauftragung?(SynagogeundKirchen3).Wien/Berlin2010.272S.ISBN978-3-643-50145-5
DieBeiträgegehenaufeineTagunginInnsbruckzurück,diesichmitderEinsetzungreligiöserAmtsträgerbeschäftigthat.Anstoß bot das von der Lutherischen Kirche DeutschlandsveröffentlichtePapier„Ordnungsgemäßberufen“.DieAutor-InnenstellensichdendarinaufgeworfenenFragenmultidis-ziplinär,indemsiehistorische,bibelwissenschaftliche,ökume-nischeundjudaistischeZugängezurFragenachderFormvonOrdinationundAmtseinsetzungbzw.BeauftragungbietenundsodietieferenGründefürdiederzeitigeUnmöglichkeiteinerökumenischenAnnäherungindieserFragebeleuchten.Die AutorInnen widmen diesen Band ihrer langjährigenKolleginSilviaHellzum50.Geburtstag.
Konrad Breitsching in Zusammenarbeit mit HermannSteidl(Hg.)PartikularrechtderDiözeseInnsbruckInnsbruck2010.776S.ISSN20788266
DasWerk fasstweitestgehenddas fürdieDiözese Innsbruckgeltende Teilkirchenrecht in einer für den Ausdruck alsLoseblattsammlung aufbereiteten PDF-Datei zusammen. Esist unter http://www.uibk.ac.at/praktheol/teilkirchenrecht/dribk.pdfabrufbar.Unterhttp://www.uibk.ac.at/praktheol/teilkirchenrecht/ werden in Zukunft ErgänzungslieferungenebenfallsalsPDF-Dateiendownloadbarsein.ZieldesWerkesistes,dasindenverschiedenenAmtsblätternderDiözeseInns-bruckverstreuteTeilkirchenrechtineinersystematischgeord-netenSammlungsowohlfürdiePraxisalsauchdasStudiumleichterzugänglichzumachen.
RenéGirardGewaltundReligionUrsache oder Wirkung? Übersetzt von H. Lipecky undA.L.Hofbauer.Herausgegeben,mitzweiGesprächenundeinemNachwortvonWolfgangPalaver.Berlin2010.103S.ISBN978-3-88221-632-5
Derfranzösisch-amerikanischeAnthropologeundKultur-theoretiker René Girard fasst in einem sehr klaren undleicht lesbaren Artikel seine These über das komplexeVerhältnis von Gewalt und Religion zusammen. In zweianschließenden Interviews spricht Girard mit WolfgangPalaver über mimetisches Begehren, deutsche Literatur,Apokalypse, die Unterscheidung der Religion in rituellePraxisundGlaubenssätzesowieüberChristentumundIs-lam.DiesebeidenGesprächebieteneineguteEinführungindieGedankenweltGirards.
WinfriedLöffler(Hg.)MetaphysischeIntegrationEssays zur Philosophie von Otto Muck. Frankfurt u.a.2010.151S.ISBN978-3868380590
Otto Muck verbindet in seinem Denken analytische Phi-losophie und Wissenschaftstheorie mit bleibend gültigenEinsichten der aristotelisch-scholastischen und transzen-dentalphilosophischen Traditionen. Zentral ist dabei eineintegrativeKonzeptionvonMetaphysik:Metaphysikerstelltkeine Zusatz- oder Alternativtheorien zu anderen Wissen-schaften, sondern expliziert den fundamentalen kategoria-len Rahmen, in dem speziellere wissenschaftliche Begriff-lichkeitenundTheorieansätzekonstituiertwerdenundihreProblemlösungsfähigkeit entfalten. Die Essays in diesemBand widmen sich auch Mucks Wahrheitsauffassung, derRolle von Retorsionsargumenten, seiner Konzeption vonwissenschaftlichenundweltanschaulichenErklärungen so-wie theologischenAnwendungenseinesDenkens.Beiträgevon Edmund Runggaldier, Christian Kanzian, HermannWeidemann, Geo Siegwart, Winfried Löffler, Hans-DieterMutschlerundNikolausWandinger.
GeorgFischer,MartinHasitschkaAufdeinWorthinBerufung und Nachfolge in der Bibel. Zentrum fürBerufungspastoral. Arbeitsstelle der Deutschen Bischofs-konferenz,Freiburg2009.150S.(KorrigierteNeuauflageausdemJahre1995.)
Das schon in der ersten Auflage beliebte und geschätzteBuch bietet eine sowohl fachlich verantwortete als auchgeistlich ansprechende Auslegung der einschlägigen bib-lischenTexte.WoGottMenschenberuft,handelt es sichoftumWendepunkteinderGeschichteundauchdesLe-benssowieumbesondereMomentederOffenbarung.AndiesenStellenverdichtetsichTheologieundSpiritualität.DasBuchhilft,deneigenenWegineinerSendungdurchGott besser zu verstehen. Am Ende jedes AbschnittesdienenReflexionsfragenalsImpulse,diebiblischenMotiveundAussagenaufsichzubeziehen.
GeorgGasser(Ed.)PersonalIdentityandResurrectionHowDoWeSurviveOurDeath?Ashgate2010.277S.ISBN978-1-4094-0493-4
Wasgeschiehtmituns,nachdemwirgestorbensind?Christenglauben,dasssieleiblichvondenTotenauferstehenwerden.Diese zentrale Glaubensaussage führt zu einer Reihe phi-losophischerundtheologischerFragen:Istesrational,andieleiblicheAuferstehungderTotenzuglauben?Wiekannper-sonaleIdentitätüberdenTodhinausgedachtwerden?Werdenwir auferstehenoder „nur“ ein vonGott geschaffenerDop-pelgänger?WasgeschiehtmitunserembiologischenKörper?NebenBeiträgenvonFakultätsmitgliedern(B.Niederbacher,J.QuittererundN.Wandinger)istesdemHerausgebergelun-gen,OriginalartikelinternationalführenderPhilosophen(z.B.G.Brüntrup,München;H.Hudson,WesternWashington;E.Olson, Sheffield; D. Zimmerman, Rutgers) und Theologen(z.B. S. Davis, Claremont; R.J. Russel, Berkeley; T. Schärtl,Augsburg)zudiesemThemazumerstenMal ineinemSam-melbandzuvereinen.
JózefNiewiadomski,RomanA.Siebenrock(Hg.)(inZu-sammenarbeit mit Hüseyin I. Cicek und Mathias Moos-brugger)Opfer–Helden–MärtyrerDas Martyrium als religionspolitologische Herausforde-rung (Innsbrucker theologische Studien 83). Innsbruck2011.410S.ISBN978-3-7022-3105-7
Dieser Band dokumentiert die Vorträge undWorkshopseines in Kooperation zwischen der Theologischen Fa-kultät, derKirchlichen Pädagogischen Hochschule EdithStein,derDiözese Innsbruck,demFriedensforumStamsund dem Verein der Friedensglocke des Alpenraumesentstandenen Symposiums vom Oktober 2009, das sichunter Berücksichtigung der großen monotheistischenTraditionenmitdemvielschichtigenThemadesMartyri-umsausderPerspektiveverschiedenerDisziplinenbefassthat.Dieses thematisch weite Feldwurde bewusst durchdie Kontextualisierung in den Bereich der Tiroler Er-innerungskulturzumGedenkjahr1809aufdieregionaleDimension fokussiert, ohne dass dabei seine universaleBedeutung gerade für den religionspolitologischen Dis-kurs heute aus den Augen verloren wurde. So stehenin diesem vielfältigen Band systematische Perspektivenneben konkreten Verortungen sowohl in historischeals auch in gegenwärtige gesellschaftspolitische undreligiöseLebensweltenunderöffnensoZugängefüreinepraxisnahe und kritische Auseinandersetzung mit demschillerndenPhänomendesMartyriums.
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EdmundRunggaldierDiemenschlicheSeelebeiAlbertusMagnusEin nicht-reduktionistischer Beitrag zum Leib-Seele-Pro-blem(LectioAlbertina11).Münster2010.54S.ISBN978-3-402-11192-5
Was istdiemenschlicheSeelebzw.daspersonale SelbstdesMenschen? Sollmandie Seeleplatonistisch als geistige Sub-stanzoderaberaristotelischalsVerwirklichungdesmensch-lichen Leibes (actus corporis) auffassen? Der Lehrer vonThomas von Aquin, Albertus Magnus, bemüht sich, beidenTraditionen gerecht zu werden. Er bietet ein Beispiel einesnicht-reduktionistischenLeib-Seele-Verständnisses.
BAUSTELLE THEOLOGIE
Gemeinsam mit der Galerie Thomas Florazeigte Christine Piberhofer im Gang derFakultät großformatige Arbeiten. DieAusstellungenwurdenimGangeröffnet,unddie Innsbrucker Künstlerin zog zahlreicheBesucherInnenan.
Christine Piberhofer bewegt sich mit ihrerkünstlerischen Neugier stets in vertrauterUmgebung, dort, wo uns das Gewohnteumgibt. Es ist ihre feinsinnige Sensibilität,die in diesem Gewohnten die Ambivalenzentdeckt. Es ist wie einVexierspiel, in demdasGegenständlicheinsAbstraktekipptunddasVertrauteinsBedrohliche.Dasaber,diesesKippen,reiztdieKünstlerin,undsieverschafftihmeinenAuftrittaufLeinwandundPapier.OrganischeFelsformationenkippenin geometrische Kuben, die den Felssturzverhindernsollen,LawinenverbauungenragenwieBalkonbrüstungenindiedritteDimensionund sind doch Bollwerke gegen denTod.AndenGrenzenvonLichtundSchattenereignetsichdas Spiel vonNaturundTechnik,beidesmit der jeweils wechselnden oszillierendenBedeutungdesBedrohlichenundHeilsamen.In letzter Zeit hat sich der Mensch in derBilderwelt der Künstlerin seinen Platz er-kämpft. Auch über der Darstellung desMenschenfirmiertdasThemaderAmbivalenz.DieGesichterderKardinäleinüppigemOrnat,die sie im Dom von Florenz porträtierte,flößen mehr Angst ein als die verspieltenTeufelchenimHintergrund.Diese„roteMaueraus Männern“ (Markus Neuwirth) drücktetwasaus,wasReinerSchiestlimgleichzeitig
zur Ausstellung erschienenen Katalog mit„Dagegenhalten und Abschirmen“ prägnantaufdenBegriffbringt.Was die in den bodenlosen Abgrundstarrenden Menschen dort gewahren, istnebensächlich, der Künstlerin geht es umdiesenMomentdesKippens,derAmbivalenz,wie er sich an der Kante am Dunkel desdrohenden Absturzes darstellen lässt, dort,wodieIllusionendesLebenszerbrechen.Diese bezwingende Symbolik schillert auchin den von der Künstlerin liebevoll palancolegenannten, in Venedig allgegenwärtigenSpundwänden aus Stahl. Ihre eindrücklichegeometrische Form ist eine brauchbareMetapher für das Schicksal der Lagunenstadt,die mit Grenzen lebt, welche das Heilsamevom Bedrohlichen scheidet. DasWasser warüberJahrhunderteeineQuelledesReichtumsfür die Stadt, aber auch das Element dergrößtenGefahr.ZudembleibtdieseMetapherausdeutbar für mannigfache KonstellationendesLebens.FormalspiegeltsichindieserDoppeldeutigkeitdie alte Paarung von Linie und Farbe, vonKalkül und Expression, von – wie dieRenaissance es ausdrückte – disegno undcolorire. Tatsächlich entspricht dies auch derArbeitsweisederKünstlerin,diestetsmiteinerSkizzebeginntunddiesemiteinerein-odermehrfachenÜbermalungüberformt.DiesesformaleVorgehenschärftgleichsamdenjeweils vorausgegangenen Blick und machtdieArbeitenvonChristinePiberhoferzueinerSchule der Wahrnehmung. Sie entkleidendas Übliche von seiner Eindeutigkeit undlassen uns eine überraschende AmbivalenzderWirklichkeit entdecken. Sie sind in ihrerausdrucksstarken Symbolik darüber hinauseine Schule des Lebens, die uns nicht nurlehrt,imBedrohlichendasHoffnungsvollezusehenundimÜberschwangdasGefährdende,sondernsiesindeinExerzitiumdesständigenChangierens im Leben zwischen den Polen,welchedieMenscheneindringlichdramatisierthaben:HimmelundHölle.BernhardBraun
DoppelausstellungfürChristinePiberhofer
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Am2.Dezember2010 fand imKunstgangder Theologischen Fakultät Innsbruck dieAusstellungseröffnung der Wissenschafts-poster2010statt.Die Poster wurden von Doktoranden derFakultät im Rahmen der LehrveranstaltungWissenschaftsdidaktik erstellt. Aufgaben-stellungwar,daseigeneDissertationsprojektinFormeineswissenschaftlichenPosterszuvisualisierenundzupräsentieren.Dekan Józef Niewiadomski stellte die Pos-terautoren(RolandBuemberger,GuillermoCabelloLeiva,AlexandervanDellen,DavidMariaErnst,GerdForcher,YaroslovGerbut,RainerHanggler,AnthonyKallarakkal,Em-manuel Maigari, Titus Nwagu, MykhayloPlotsidem,AndriyRak,LuizSureki,HermanTirkey, Andrzej Tomalak, Victor UsmanundLórándVeress)vor.Dabeiwurdesicht-bar: Die Doktorandengruppe der Theo-logischen Fakultät ist eine bunte Gruppe,Vertreter von vielen Kulturen aus nahezuallenErdteilenversammeln sich zum theo-logischen Doktoratsstudium in Innsbruck.DieseVielfaltzeigtsichauchindenPostern.DerDekanverglich sie– kulinarisch–mit
einer Speisekarte, die zum Verkosten ein-ladensoll.Als„Gast“hattenwirdenneuenFakultäts-studienleiter der Theologischen Fakultät,Ao.Univ.-Prof.Dr.WilhelmGuggenberger,eingeladen. Guggenberger geht in seinemStatement zunächst auf die Rechenschafts-pflicht ein, die ein Dissertant/eine Dis-sertantindenBetreuerInnen,Ordensoberen,BischöfenoderdereigenenFamilie,schließ-lich auch der Gesellschaft gegenüber hat,undermeintdamitnichtnurjeneformalenNachweise, die wir alle zu erbringen ge-wohntsind.Vielmehrgehees,soGuggen-berger, darum, sich mit der Relevanz deswissenschaftlichenHandelnsfürKircheundGesellschaft auseinanderzusetzen, im ei-genenTunaufdieseRelevanzzuachten,sieimmer wieder „auf den Punkt“ bzw. – indiesemFall –„aufdasPoster“ zubringen.Diese Rechenschaft brauche es aber auchim Hinblick auf die eigene Forschungs-fragestellung, versucht Guggenberger klarzumachen:„Wennwirehrlichsind, istesdochauchgarnichtschlecht,sichselbstim-merwiedereinmalRechenschaftzugeben.
Rechenschaft darüber, was eigentlich dieeigene Forschungsfrage ist, wo der sprin-gendePunktimeigenenwissenschaftlichenProjektliegt.WenndieAntworten,diemansich auf solche Fragen gibt, sehr lang aus-fallen, dann ist das nicht selten ein Indizdafür,dassdaseigeneVorhabennochnichtwirklich ausgegoren, eben noch nicht aufdenPunktgebrachtist.“Die Gestaltung des wissenschaftlichen Pos-ters ist eines von zwei Projekten, die dieDoktorandInnen im Rahmen des Curricu-lumsvonWissenschaftsdidaktikbearbeiten.DiesesCurriculumbestehtauszweiTeilen:LehrenundLernenanderHochschuleunddie Präsentation von Wissenschaft/Theo-logie in Fachkontexten und in der breitenÖffentlichkeit. Die Reflexion des eigenenDidaktikverständnisses, eine Einführungin die Planung und Leitung von Lehr-veranstaltungen, die Hinführung zu einerbewussten Wahrnehmung der Leitungs-rolle, die reflektierte Auswahl von Metho-den und der Umgang mit Störungen undWiderständen sind Themen, an denen imhochschuldidaktischenTeilgearbeitetwird.
Der Präsentationsteil beschäftigt sich mitden Kriterien, Kontexten und Medien derPräsentation fachwissenschaftlicher Inhalte,mitderPlanungundGestaltungdeswissen-schaftlichen Posters sowie der Planung derAusstellung.Lehr-undLernprinzipien sind–entsprechenddemCharakterderFakultät– die Reflexion der eigenen Zugänge unddie Aufmerksamkeit auf die weltanschau-lichen und anthropologischen Vorausset-zungenvonLehr-,Lern-undPräsentations-konzepten.MitderAusstellungundAusstellungseröff-nung sollte für die DoktorandInnen einöffentlicher Rahmen und damit ein StückPräsentationsübungsfeldgeschaffenwerden.Wir bedanken uns bei all jenen, die zumGelingen der Ausstellungseröffnung bei-getragenhaben: allenGästen für ihrKom-men, den Doktoranden für die Erstellungder Poster und für die Vorbereitungenzur Ausstellungseröffnung, der TutorinTheresa Zingerle für die aufmerksame Be-gleitung der Doktoranden in der erstenPosterplanungsphase,MonikaEberharterfürdas kompetente Lektorat. Dem Dekan derTheologischenFakultätunddemFakultäts-studienleitermöchtenwirfür ihreBeiträgeundihreUnterstützungherzlichdanken.RomanA.Siebenrock,MartinaKraml
Anlässlich der Premierentage 2010 richteteChristiane Spatt eine installativeAusstellungimKunstgangderFakultätaus.Spatt,inInns-bruck geboren, studierte bei Oswald Ober-huber und Ernst Caramelle an der Univer-sität für angewandte Kunst inWien, erhielt
mehrerePreiseundweistzahlreicheAusstel-lungenundAusstellungsbeteiligungeninderganzenWeltvor.IhrHauptinteressegiltseitvielenJahrenkul-turellen Räumen, in denen sie Spuren derVergangenheit im Gegenwärtigen themati-siert. Solche Spuren findet sie inArtefakten,Tapeten-Ornamenten, Fotografien aus demFamilienalbum und kuriosen Einrichtungs-gegenständen der bürgerlichen Gesellschaft.Sie selbst schlüpft immer wieder in Rollenvon Märchenfiguren, der wohlerzogenenTochterbiszurFemmefatale.IhreDestruktio-nenarbeitetsienichtnuranderbürgerlichenBehübschungssitteab,sondernamkomplexenKoordinatensystem der emotionalen Auf-geladenheitvonErinnerungsträgern.SieselbstbezeichneteihreArbeiteinmalals„PatchWorkLiving“undsagtdazu:„Dievonmiroftver-wendeten vertrauten Muster undAccessoirestransportiereninFormvonMalerei,CollagenundInstallationenErinnerungenundverwei-
sen auf Lebensabschnitte, sind mit GefühlenundAssoziationenaufgeladen....Meinekünst-lerische Auseinandersetzung wird getragenvonderFrage,inwelchenpolitischen,gesell-schaftlichen und kulturellen Systemen wiruns bewegen, mit welchen inneren Bildern,
PrägungenundMusternwiragierenundin-teragieren.“UnterdemTitel„Tamebirdssingoffreedom.Wildbirdsfly“ließdieKünstlerinimKunst-gangweißeTaubenfliegen,SymboledesFrie-dens,derHoffnungundderfreienGedanken.25weißeTaubenundeinechterausgestopf-terschwarzerRabestandenimZentrumderAusstellung,alsMotivederinszeniertenFoto-arbeiteneinerseits,inFormeinerInstallationandererseits. Die Friedensbotschaft derTau-benwarironischgebrochendurchschwarzeFliegen,diemanchevonihnenimSchnabelhatten. Sie schwebten im Raum und ließensichaufWandobjektennieder,darunterauchreligiöse Symbole in bürgerlicher Verkit-schung.AmEröffnungstagwurdedieArbeitergänzt durch eine eigens fürdiesenAnlasskomponierteKlanginstallationderausBrixenstammendenKomponistinManuelaKerrer.BernhardBraun
AusstellungWissenschaftsposter
Premierentage2010mitChristianeSpatt