agglutinationsstudien

3
2144 KLINISCHE WOCHENSCt-I Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abt. I, Orig. 50.19o9. -- a) A. BROK~R, ~ber die verschiedenen railchzucker- zersetzenden Coliarten in den menschHchen Faeces. Inaug.-Diss. Kiel 1922. -- ~) B. KRX~NS, Uber die verschiedenen Coliarten in den menschlichen Faeces unter Berflcksichtigung der nicht milch- zuckerzerlegenden. Inaug.-Diss. iKiel 1912. -- ~)DUDaEOX, \VoRD- L~Y und BAWraEE, Journ. of hyg. 2o. I921. -- ") Dnno~oN, WORD- LEY und BAWTREE, Journ. of hyg. 2I. 1922. -- ~) R. D. HERROLD, Journ. of uroI. 7, Nr. 6. I922. -- s) MEYER und LOWENBERG, Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 19. -- 9) LSWENBER~, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 41 , H. I/3. 1924 . ZUR TECHNIK DER RONTGENDURCHLEUCHTUNG UND -AUFNAHME DER LUNGENSPITZEN. Von Dr. GABERT, Assistent der MedizinischenKlinik der U~iversit[it Leipzig (Direktor: Gehehnrat Prof. Dr. v. STRI~MPELL). Ffir die Frfihdiagnose der Lungentuberkulose ist be- kanntlich neben ether sorgfitltigen allgemeinen R6ntgen- flntersuchung der Lungen die Durchleuehtung und Auf- nahme der Lungenspitzen besonders wichs und bedeutungs- voll. Die 0bersicht der Spitzenfelder im R6ntgenbilde ist dutch die zahlreichen Knochen- und Weichteilschatten sehr erschwert. Um die oft besonders st6renden paravertebralen Schatten, welehe durch die Muse. sternocleidomastoidei R I F T. 3. J A H R G A N G. N r. 47 18. NOVEMBER igzd eingestellt; jetzt fordert man den Patienten auf, eine m6g- lichst krumme Haltung (Katzenbuckel) einzunehmen, dabei aber die Halswirbels~ule zu strecken, das Kinn so hoch wie m6glich zu heben. Die Schultern werden gesenkt, die Arnle fiber dem Leib verschr~nkfl; dadurch werden die Zwisehenrippenr~ume yon den st6renden Schulterbla%tschatten freigemacht. Durch diese Einstellung werden die $chli~sselbeine kaudalw~rts projiziert und dureh leichte Verschiebungen des Focus sowie dutch Vor- und Rfickw~rtsbewegungen des Patienten sucht man sich nun die wettest m6gliche Projektion der Intercostalrgume. Die Strahlen werden his auf die Spitzenfelder abgeblendet. Dureh diese Technik werden die Lungenspitzen in best- m6glicher Weise fiir die Durchleuchtung fret; fast regelm~tl3ig kann man den zweiten, nur selten den ersten Interkostalraum fret projizieren. Durch Drehungen des Patienten nach reehts und nach links in der angeffihrten Stellung lassen sieh auch die unterl~alb und seitlich der ersten Rippe gelegenen Lungen- felder aufhellen und differenzieren. Es ist dies besonders wichtig, da in diesen Stellungen die Herdschatten der beginnenden Lungentuberkulose zu isolieren sind, die bei gew6hnlichem dorso-ventralem Strahlen- gange direkt infraclaviculXr in den. seitlichen Lungenpartien in der Schattensummation des Sehulterblattes und der Rippen untergehen und deshalb leicht iibersehen werden k6nnen. Nach unseren Erfahrungen sind gerade hier k~sige Herde der beginnenden Tuberkulose am hgufigsten lokalisiert. Es ist nun die M6glichkeit gegeben, an die Durchleuchtung die Aufnahme in der gi~nstigst gefundenen Stellung sofort anzuschlieBen (cf. Abb. I). Dabei empfiehlt es sich, mit einem Schirm i8 • 24 zu durchleuchten, genau auf die Schirm- gr613e abzubtenden und dann ftir die Aufnahme den Schirm dutch die Platte (I8 • 24) zu ersetzen. Sci~lieBlich ist diese Stellung des Patienten ffir die Npftze~- dureMez~ehtung der Lungen keine viel andere als die, welche ALBZRs-ScHONBER~ a) fiir die Aa~/~,cdvme der Lungenspitzen in Rfiekenlage angegeben hat. Sie erm6glicht aber die Dureh- ,leucl~t~tng in der von AL~ZRs-Sc~ONBe~ nach einer ,,grogeu Anzahl yon Versuchen" ffir die Au/nahme als besten gefun- denen Stellung und erlaubt, den Durchleuchtungsbefund im Sitzen oder Stehen auch sofort auf der Platte festzuhalten. L i t e r a t u r: ~) ALBERS-SCH6NBERO, Die R6ntgentechnik. 4- AufI., Iclamburg 1913. ~) ASSMANN, Klinische ROntgen- diagn0stik der inneren Erkrankungen. 3. A ufl., Leipzig 1924 . -- a) FE~K, Eine wesentliche Verbesserung der Durchleuchtung der Lungenspitzen. Klin. Wochenschr. I922, Nr. 21. Abb. L Aufnahme der Lungenspitzen im Sitzen bei ventrodorsalem Strahlengange. hervorgerufen werden, auszuschalten, hat FRIK 3) einen ein- fachen Kunstgriff angegeben. Es sind abet anch dabei die Schliisselbeinschatten h~ufig so hochstehend und die Zwischen- rippenr~ume so eng, dab die Durchleuchtung in gew6hn- licher Stellung bet dorso-ventralem Strahlengange keinen hinreichenden und zuverl~ssigen AufsehluB gibt. Die Not- wendigkeit, verdachtige Schattenflecke auch bet drehenden ]~ewegungen, die mit dem Patienten ausgefiihrt werden, zu verfolgen, und die M6glichkeit, die Herde dadurch besser isolieren zu k6nnen, ist bekannt. Ass~A~ ~) hat auBerdem schon immer empfohlen, sich mit einer Durchleuchtung bet dorso-ventralem Strahlengange nicht zu begntigen, sondern regelmSd3ig auck die bei ventro-dorsalem Strahlengange an- zuschliegen, da hierbei die mehr dorsal gelegenen Herde besser zur Darstellung kommen. Die Ausftihrung dieser Forderung ASSMA~'~S lehrte mich bald eine einfache Durch- leuchtungsmethode kennen, die nahezu in jedem Falle eine gute l~'bersicht fiber die Spitzenfelder der Lungen gestattet. Ich babe diese Technik jetzt l~ngere Zeit gefibt, sie hat sich mir immer bew~hrt. In der Literatur oder den Lehrbfichern land ich sie nirgends angegeben und mOchte sie deshalb mitteilen. Der Patient wird in stehender oder sitzender Stellung mit dem Gesicht der R6hre zu gedreht -- der Strahlengang ist also ein ventro-dorsaler =, der Fokus wird auf das Jugulum AGGLUTINATIONSSTUD IEN. Von Dr. WALTER SEIFFERT. Aus dem HygienischenInstitut der Universit~itFreiburg i. Br. (Direktor: Geheimrat UHLENHUTH). i Im folgenden set fiber einige.Versuche berichtet, die Dr. ILCHUa" Yu in unserem Institute durchgefiihrt hat. Die aus- ffihrtichen Protokolle wird er selbst an anderer Stelle mit- teilen. Gegenstand der Untersuchungen waren e2 agglutinable und 8 inagglutinable Varianten der Typhus-Paratyphus- Ruhr-Gruppe, und zwar 5 agglutinable und 2 inagglutinable Formen des M~usetyphusbacillenstammes O, 12 agglutinable und 5 inagglutinable Formen des M~usetyphusbacillen- stammes H, 2 agglutinable und I inagglutinable Form des Pseudodysenteriestammes Flexner und 2 agglutinable Formen des Typhusbacillenstammes F. Die Varianten waren mit Hilfe der yon Geheimrat U~LE~- nvTg angeregten Symbiosekultur gewonnen worden, und zwar hat sich vor allem die Symbiose des Versuchsbacteriums mit Spirillum volutans und Staphylokokken als variations- begfinstigendes Moment bew~hrt. S~imtliche Varianten verhielten sich auf den gebr~tuch- lichen DifferentiMn~hrb6den vOllig typisch. Trotzdem wurde besonderer Wert darauf gelegt, s~mtliche inagglutinablen Formen wieder in die agglutinable Ausgangsform zurfick-

Upload: walter-seiffert

Post on 10-Aug-2016

215 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

2144 K L I N I S C H E W O C H E N S C t - I

Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abt. I, Orig. 50.19o9. -- a) A. BROK~R, ~be r die verschiedenen railchzucker- zersetzenden Coliarten in den menschHchen Faeces. Inaug.-Diss. Kiel 1922. -- ~) B. KRX~NS, Uber die verschiedenen Coliarten in den menschlichen Faeces unter Berflcksichtigung der nicht milch- zuckerzerlegenden. Inaug.-Diss. iKiel 1912. -- ~)DUDaEOX, \VoRD- L~Y und BAWraEE, Journ. of hyg. 2o. I921. -- ") Dnno~oN, WORD- LEY und BAWTREE, Journ. of hyg. 2I. 1922. -- ~) R. D. HERROLD, Journ. of uroI. 7, Nr. 6. I922. -- s) MEYER und LOWENBERG, Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 19. -- 9) LSWENBER~, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 41 , H. I/3. 1924 .

ZUR TECHNIK DER RONTGENDURCHLEUCHTUNG UND -AUFNAHME DER LUNGENSPITZEN.

Von

Dr. GABERT, Assistent der Medizinischen Klinik der U~iversit[it Leipzig

(Direktor: Gehehnrat Prof. Dr. v. STRI~MPELL).

Ffir die F r f ihd iagnose der L u n g e n t u b e r k u l o s e is t be- k a n n t l i c h n e b e n e ther sorgfi t l t igen a l lgemeinen R 6 n t g e n - f l n t e r s u c h u n g der L u n g e n die D u r c h l e u e h t u n g u n d Auf- n a h m e der L u n g e n s p i t z e n besonders wichs und b e d e u t u n g s - voll. Die 0 b e r s i c h t der Sp i tzenfe lder im R 6 n t g e n b i l d e i s t d u t c h die zah l re i chen K n o c h e n - u n d W e i c h t e i l s c h a t t e n sehr e r schwer t . U m die oft besonde r s s t 6 r e n d e n p a r a v e r t e b r a l e n S c h a t t e n , welehe d u r c h die Muse. s t e rnoc le idomas to ide i

R I F T. 3. J A H R G A N G. N r. 47 18. NOVEMBER igzd

eingestellt; jetzt fordert man den Pat ienten auf, eine m6g- lichst krumme Hal tung (Katzenbuckel) einzunehmen, dabei aber die Halswirbels~ule zu strecken, das Kinn so hoch wie m6glich zu heben. Die Schultern werden gesenkt, die Arnle fiber dem Leib verschr~nkfl; dadurch werden die Zwisehenrippenr~ume yon den st6renden Schulterbla%tschatten freigemacht. Durch diese Einstellung werden die $chli~sselbeine kaudalw~rts projiziert und dureh leichte Verschiebungen des Focus sowie dutch Vor- und Rfickw~rtsbewegungen des Pa t ien ten sucht man sich nun die wettest m6gliche Projektion der Intercostalrgume. Die Strahlen werden his auf die Spitzenfelder abgeblendet.

D u r e h diese T e c h n i k w e r d e n die L u n g e n s p i t z e n in bes t - m6gl icher Weise fiir die D u r c h l e u c h t u n g fret; f a s t regelm~tl3ig k a n n m a n d en zweiten, n u r se l t en d en e r s t en I n t e r k o s t a l r a u m fret proj iz ieren. D u r c h D r e h u n g e n des P a t i e n t e n n a c h r eeh t s u n d n a c h l inks in der ange f f ih r t en S te l lung lassen sieh auch die unter l~alb und sei t l ich der e r s t en R ippe gelegenen L u n g e n - felder aufhe l l en u n d dif ferenzieren.

Es is t dies besonde r s wicht ig , da in diesen S te l lungen die H e r d s c h a t t e n der b e g i n n e n d e n L u n g e n t u b e r k u l o s e zu isol ieren sind, die be i gew6hn l i chem d o r s o - v e n t r a l e m S t r ah l en - gange d i r ek t infraclaviculXr in den. se i t l ichen L u n g e n p a r t i e n in der S c h a t t e n s u m m a t i o n des S e h u l t e r b l a t t e s u n d der R i p p e n u n t e r g e h e n u n d d e s h a l b le ich t i ibe rsehen werden k6nnen . N a c h unse ren E r f a h r u n g e n s ind gerade hier k~sige H e r d e der b e g i n n e n d e n T u b e rk u l o s e a m hguf ig s t en lokalis ier t .

Es is t n u n die M6gl ichke i t gegeben, a n die D u r c h l e u c h t u n g die A u f n a h m e in der gi~nstigst g e f u n d e n e n S te l lung sofor t anzusch l ieBen (cf. Abb . I). D a b e i empf i eh l t es sich, m i t e inem S c h i r m i8 • 24 zu d u rch l eu ch t en , genau auf die Schi rm- gr613e a b z u b t e n d e n u n d d a n n ftir die A u f n a h m e den Sch i rm d u t c h die P l a t t e (I8 • 24) zu ersetzen.

Sci~lieBlich is t diese S te l lung des P a t i e n t e n ffir die Npftze~- dureMez~ehtung der L u n g e n ke ine viel ande re als die, welche ALBZRs-ScHONBER~ a) fiir die Aa~/~,cdvme der L u n g e n s p i t z e n in Rf iekenlage angegeben ha t . Sie e rm6g l i ch t abe r die Dureh- ,leucl~t~tng in der v o n A L ~ Z R s - S c ~ O N B e ~ n a c h e iner , ,grogeu A n z a h l y o n V e r s u c h e n " ffir die Au/nahme als b e s t e n gefun- d e n e n S te l lung u n d e r laub t , d en D u r c h l e u c h t u n g s b e f u n d im S i t zen oder S t e h e n a u c h sofor t au f de r P l a t t e f e s t zuha l t en .

L i t e r a t u r: ~) ALBERS-SCH6NBERO, Die R6ntgentechnik. 4- AufI., Iclamburg 1913. ~) ASSMANN, Klinische ROntgen- diagn0stik der inneren Erkrankungen. 3. A ufl., Leipzig 1924 . - - a) FE~K, Eine wesentliche Verbesserung der Durchleuchtung der Lungenspitzen. Klin. Wochenschr. I922, Nr. 21.

Abb. L Aufnahme der Lungenspitzen im Sitzen bei ventrodorsalem Strahlengange.

h e r v o r g e r u f e n werden, auszuscha l t en , h a t FRIK 3) e inen ein- f a c h e n Kuns tg r i f f angegeben . Es s ind a b e t a n c h dabe i die Sch l i i s se lbe inscha t t en h~uf ig so h o c h s t e h e n d u n d die Zwischen- r i p p e n r ~ u m e so eng, dab die D u r c h l e u c h t u n g in gew6hn- l icher S te l lung bet d o r s o - v e n t r a l e m S t r a h l e n g a n g e k e i n e n h i n r e i c h e n d e n u n d zuver l~ss igen AufsehluB gibt . Die Not - wendigke i t , v e r d a c h t i g e Scha t t en f l ecke auch bet d r e h e n d e n ]~ewegungen, die m i t d e m P a t i e n t e n ausgef i ih r t werden, zu verfolgen, u n d die M6gl ichkei t , die H e r d e d a d u r c h besser isol ieren zu k6nnen , i s t b e k a n n t . A s s ~ A ~ ~) h a t a u B e r d e m schon i m m e r empfohlen , sich m i t e iner D u r c h l e u c h t u n g bet d o r s o - v e n t r a l e m S t r a h l e n g a n g e n i c h t zu begnt igen, s o n d e rn regelmSd3ig a u c k die bei v e n t r o - d o r s a l e m S t r a h l e n g a n g e an- zuschl iegen, da h ie rbe i die m e h r dorsa l ge legenen H e r d e besser zur D a r s t e l l u n g k o m m e n . Die Aus f t i h ru n g dieser F o r d e r u n g ASSMA~'~S l eh r t e mich ba ld eine e infache D u r c h - l e u c h t u n g s m e t h o d e kennen , die n a h e z u in j edem Fal le eine g u t e l~ 'bersicht fiber die Sp i tzenfe lde r der L u n g e n ges t a t t e t . I ch b a b e diese T e c h n i k j e t z t l~ngere Zei t gefibt, sie h a t sich m i r i m m e r bew~hr t . I n der L i t e r a t u r oder den L e h r b f i c h e r n l a n d ich sie n i rgends angegeben u n d mOchte sie desha lb mi t t e i l en .

Der Pa t ien t wird in stehender oder sitzender Stellung mit dem Gesicht der R6hre zu gedreht -- der Strahlengang ist also ein ventro-dorsaler = , der Fokus wird auf das Jugulum

AGGLUTINATIONSSTUD IEN. Von

Dr. WALTER SEIFFERT. Aus dem Hygienischen Institut der Universit~it Freiburg i. Br.

(Direktor: Geheimrat UHLENHUTH).

i I m fo lgenden set fiber e i n i g e .V e r s u ch e be r i ch te t , die Dr . ILCHUa" Y u in u n s e r e m I n s t i t u t e d u r c h g e f i i h r t ha t . Die aus- f f ihr t ichen Pro toko l l e wi rd er se lbs t a n an d e re r Stel le mi t - tei len.

G e g e n s t a n d der U n t e r s u c h u n g e n w a r e n e2 agg lu t inab l e u n d 8 i n a g g l u t i n a b l e V a r i a n t e n der T y p h u s - P a r a t y p h u s - R u h r - G r u p p e , u n d zwar 5 agg lu t inab l e u n d 2 i n a g g l u t i n a b l e F o r m e n des M ~ u s e t y p h u s b a c i l l e n s t a m m e s O, 12 agg lu t i nab l e u n d 5 i n a g g l u t i n a b l e F o r m e n des M ~ u s e t y p h u s b a c i l l e n - s t a m m e s H, 2 a g g l u t i n a b l e u n d I i n a g g l u t i n a b l e F o r m des P s e u d o d y s e n t e r i e s t a m m e s F l e x n e r u n d 2 ag g l u t i nab l e F o r m e n des T y p h u s b a c i l l e n s t a m m e s F.

Die V a r i a n t e n w a r e n m i t Hi l fe der yon G e h e i m r a t U~LE~- n v T g a n g e r e g t e n S y m b i o s e k u l t u r gewonnen worden , u n d zwar h a t s ich v o r a l l em die Symbiose des V e r s u c h s b a c t e r i u m s m i t Sp i r i l lum v o l u t a n s u n d S t a p h y l o k o k k e n als va r i a t i ons - begf ins t igendes M o m e n t bew~hr t .

S~imtliche V a r i a n t e n v e r h i e l t e n s ich auf den gebr~tuch- l ichen D i f f e r e n t i M n ~ h r b 6 d e n vOllig t y p i s c h . T r o t z d e m wurde besonde re r W e r t d a r a u f gelegt, s~mt l i che i n a g g l u t i n a b l e n F o r m e n wieder in die ag g l u t i n ab l e A u s g a n g s f o r m zurfick-

x8. NOVEMBER ~9e4 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr. 47 2145

zufiihren, was auch mit Hilfe der Symbiosekulturen ausnahms- los gelang.

Die Inagglutinabiliti~t IInserer Varianten beruhte, wie n~here Versuche zeigten, auf einem fehlenden Bindungs- verm6gen ffir Agglutinine; die iiiagglutinablen Formen ver- mochten fibrigens auch kein Komplement zu binden.

1. IReceptorenanalyse.

Ausgangspunkt der Untersuchungen fiber die Receptoren- analyse waren einige Varianten der Miiusetyphusbacillen- st~mme H nnd O, die anfangs inagglutinabel, allm~hlich agglutinabel wurden, dabei jedoch, im Gegensatz zu der grob ausfallenden Ausgangsform, nur Ieinste F16ckchen bil- deten.

1)ber den Weft der Receptorenanalyse sind die Meinungen geteilt. Daran, dab eine Receptorenanalyse unter glficMichen Umsti~nden m6glich ist, bestehen nach den Untersuchungen yon WEIL und FELIX, SACHS, BRAUN, FRIEDBERGER, SCttlFF, IB6RNSTEIN nsw. wohl keine Zweifel; doch w&hrend FELIX die Receptorenanalyse bereits fiir die Praxis empfiehlt, weisen MANTEUFEL und BEGER sowie SELIGMANN eindringlich auf die ihr anhaftenden Fehlerquellen bin.

Vielleicht dart ich bier einige Beobaehtungen mitteilen, die sich mit dieser Frage besch~ftigen.

DaB die Agglutinabitit~Lt der Bakterien schwanke, ist be- kaiint; dab diese Schwankungen etwas fiberaus H~nfiges sind, scheint aber noch nicht fiberall genfigend berficksichfigt zu werden; so land ich gelegentlich bei 5 voii 8 t/~glich ge- prtiften Typhusbacillenst~mmen innerhalb 6 Wochen Agglu- tinabilitgtsschwankiingen zwischen 1 : 2 4 ooo und I : I6oo bei ein und demselben hochwerfigen Serum. Auch das Biiidungs- verm6gen ist derartigen quant i ta t iven Ver~iiderungen uiiter- worfen. Ich habe einmal ein Vierteljahr hindurch ein und dasselbe Serum (Endtiter i : 24 ooo) alle 2 Wochen mit ein und demselben Typhusstamm abges/~ttigt (immer eine reichliche, gewaschene Plat tenkul tur auf 5 ccm Serum- verdtinnung I : IOO) und hinterher mit dem gleichen Stamm ausgewertet; der Titer des abgesi~ttigten Serums schwankte bei den einzelnen Versuchen zwischen I : IOO + und I : 32oo + . In anderen Versuchen, in denen ich gleichzeitig verschiedene gleichwerfige Immunse ra mit demselben Typhusbaci!len- s tamm behandelte, fiel die Abs~ttiguI~g auch in den ver- schiedenen Serfs verschieden aus; das serumspendende Tier muB also ebenfalls in Rechnuiig gestellt werden. SchlieBlich seien noch einige Ergebnisse angeffihrt, die ich bei der Rezep- torenanalyse des Proteus x 19 erhielt: Voii 2 monatelang als O-Form gewachsenen St~mmen band der eine zwar nu t O-Receptoren, der andere aber framer noch betr/~chtliche Meiigen des H-Receptors. Ein anderer x I9-Stamm wurde 3 ~ Tage hindurch in 3 verschiedenen Abimpfungen auf dem Braunschen Carbolagar gezfichtet; nur in einer einzigen Ab- impfung hatte tier Stamm sein Bindungsverm6gen ffir die t t-Receptoren eingebfiBt, in den anderen nicht. -- Ich muB also die Angaben yon MANTEUFEL und BEGER fiber die Fehler- quellen, die in der ungeeigneten Auswahl der St~mme und Sera liegen, durchaus best~figen. Ffir die Praxis kommt die Recep- torenanalyse vorl~ufig noch nicht in Betracht.

Damit soll natfirlich die Tatsache keineswegs bestrit ten werden, dab sie gelegentlich recht interessante Ergebnisse zeitigt. Abet auch bei der Bewertung dieser Ergebnisse muB man sich vor Fehlerquellen htiten, die insbesoiidere den Differenzen zwischen Bindungs- uiid Bildungsversuch ent- springen k6nnen. So bildeteii die eiiigangs erw~hnteii Varian- ten, die u aus seinen M~usetyphusbacilleii herauszfichtete, im Tierversuch dieselben grob und rein flockeiiden Agglutinine wie die Ausgangsform; dabei baiid ira Abs~ttigungsversuch die Ausgangsform nur die grobflockenden, die Variante IIur die feinflockenden Agglufinine. Man kann also im blol3en Abs~ttigungsversuch leicht Differenzen aufstellen, die in Wirk- ]ichkeit gar nicht so groB sind.

Damit kommen wir noch zum SchluB auf die Bedeutung der Receptorenanalyse Ifir die Typentrennung zu sprechen. Bekanntlich sind es in letzter Zeit insbesondere die Breslau- St~mme, deren Sonderstellung durch die Receptorenanalyse

Klinische Wochenschrift, 3. Jabrg.

erh~irtet werden soil. Wir wissen aber seit langem, wie auch unsere Untersuchungen zeigten, dab der Receptoreiiapparat der Variabilit~t unterliegt; Riickschl~ge sind, wie das Beispie] der Proteus-O-Form und unsere Varianten beweisen, selbst- verst~ndlich m6glich, aber manchmal schwer zu erzielen, ebenso schwer z. B., wie im Kolonietyp der Rfickschlag aus der Lingelsheimschen Q-Form. Die jetzige Bewertung der Receptorenanalyse kann leicht dazu ffihren, dab wir irgend- eiiie serologische Variante, die nicht in I 4 Tagen zur Ausgangs- form zurfickkehren will, zu einem neuen Typus umstempeln. Es ist also nicht nur bei der praktischen, sondern auch bei der theoretischen Bewertung der Receptorenanalyse Vorsicht und Kritik geboten -- insbesondere dort, wo derartige ~lber- gangsformen bestehen wie iiinerhalb der sog. Breslau-St~imme (S. OLITZKY).

I I . Capillarchemische Untersuchungen. ~

Das Ph~nomen der Agglutination zerf~llt bekanntlich in 3 Phasen: I. die Bindung zwischen Bakterien und Agglu- t inin; 2. die Umwandlung der hydrophilen ]3akterienemulsioii in die hydrophobe Emulsion der Agglutininbakterieii (BECHOLD, NEISSER und FEIEDEMAN~) und 3. die Aussalzung der Agglu- t ininbakterien (BORDEY).

Ffir die erste Phase der Bindung wird schon seit langem ein Adsorptionsvorgang angenommen (BILTZ, DREYER und DOUGLAS USW.). Diese Annahme ging auf quant i ta t ive Be- st immungen der Agglufininverteilung auf die Bakterien zuriick. Die infolge ihres mangelnden Bindungsverm6gens inagglutinablen Varianten, die Yu aus seinen St~mmen heraus- zfichtete, ergaben die M6glichkeit, die Frage yon einer anderen Seite anzugreffen. War die Bindung tats/ichlich ein Adsorp- tionsvorgang, so muBte sie zu der Oberfl/~chenspannung der Bakterien in Beziehung steheii, d. h. in der Oberfl~chenspan- nung agglutinabler u n d inagglutinabler Varianten mul3ten Differeiizen bestehen. Derartige Differenzen wurden auch durch die Messung im Stalagmometer tats~chlich festgestellt; die inagglutinablen Formen eines Stammes ergaben stets eine h6here Tropfenzahl, hat ten also eine geringere Oberfl~chen- spannung als die agglutinablen.

Zur Erh~trtung dieser Ergebnisse wurde der Capillar- steigversuch nach FRIEDBERGER herangezogen. Die Diffe- renzen waren eMatant: So stiegen in dem Filtrierpapier z. B, die io gut agglutinablen M~usetyphusvarianten 9,2--9,6 cm, 2 Varianten mit der Agglutinabilit~t I : 16oo 8,I--8,2 cm, 2 mit der Agglutinabilit~it I : IOO 6,o cm und 4 fast g~nzlich inagglufinable Varianten nu t noch 5,o--5,4 cm hoch. Anderer- seits verffigte Yu fiber einige St~mme, die, anfaiigs inagglu- tinabel, allm~hIieh agglutinabel wurden; hier lieB sich an ein und demselben Stamm die Zunahme des Capillarsteig- verm6gens proportional dem sich verbessernden Agglutinin- bindungsverm6gen Mar und siehtbar verfolgen.

Schliel31ich wurden auch noch Adsorptionsversuche mit Kieselgur, Kaoliii, Tierkohle usw. angestellt; die Adsorbabilit/~t der Bakterien geht j a der Literatur zufolge wenigstens in erster Linie der Oberfl~chellspannung der Bakterien parallel. Es ergab sich, dab die oberflSchenaktiven agglutinablen Vari- anten, den Gleichgewichtsbestrebungen entsprechend, in weft geringerem MaBe adsorbiert wurden als die inagglutinablen Formen mit ihrer geringeii Oberfl~chenspannung.

Alle diese Versuche habeii also tats~chlich enge Beziehun- gen zwischen der Oberfl~chenspannung nnd dem Agglutinin- bindungsverm6geii aufgedeckt, und zwar in dem Sinne, dab zur Agglutininbindung ein gewisses Minimum yon Ober- fl~chenspannung erforderlich ist. Die Frage der Spezifizit~t bleibt darum freilich noch immer often,

Die Erkl~trungeii, die sich in der Literatur ffir die zweite Phase der Agglutiiiation, die l)berffihrung der hydrophilen Bakterienemulsion in eine hydrophobe, linden, gehen grund- s~tzlich auseinander; die eiiien Autoren nehmen eine Ver- ~iiderung des Bakterienleibes an (MANSFELD Z. B. die Zer- st6rung eines Schutzkolloids), die anderen sind der Meinung, die Aufnahme der Agglufiiiine genfige bereits Ifir sich, nm die Aufschwemmung labil zu gestalteii. Ich glaube, dab doch ver- schiedene Momeiite fiir eine Veriiiiderung der Bakterien

137

2146 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . N r. 47

sprechen. Bekann t l i ch werden erhf tz te Agglut in ine yon den Bak te r i en aufgenommen, ohne dab es zur Agglu t ina t ion k o m m t ; dabei s ind aber e rh i tz te Agglut in ine k a u m stabi ler als unerh i tz te . Bel~tdt m a n andererse i t s gekochte Bak te r i en mi t Agglut inin, zerschl~igt die F lockung mi t fe inen Glas- per len oder Sand und koch t die Bak te r ien dann nochmals , so i locken sie t r o t z d e m yon neuem aus, obwohl gekochte Agglut in ine n iemals i~llen. Das weis t dock deut l ich auf eine Ver~nderung der Bak te r ien hin*).

Wor th diese Ver~nderung bes teh t , is t freilich noch g~nz- lich ungewil3. Man h a t versucht , einen ParaUel ismus mi t der SS~ureagglutination zu kons ta t ie ren . Nach den U n t e r s u c h u n g e n an nnse ren Va r i an t en mi t Unrech t . W e n n aueh die inagglu- t inab len Var i an t en Y v s als n i c h t b i n d e n d und somit der Agglu- t i n inwi rkung gar n i ch t ml te r l iegend kein Vergle iehsobjekt sind, so wiesen doch die agglu t inablen Var i an t en un te re inande r alle Oberg~nge yon leichter S~uref lockbarkei t bis zur vSlligen S~ureresis tenz auf; das sprict l t n i ch t gerade ftir einen Zu- s a m m e n h a n g mi t der hier tiberall gleich gu ten Agglut inabi l i t~t . Die Frage nach der d i rek ten Agglu t in inwi rkung h a r r t eben- falls noch der Antwor t**) .

W e n n m a n die Salzf~tllbarkeit der Agglu t in inbakter ien , die in der l e tz ten Phase des Ph~inomens der Agglu t ina t ion ihren Ausdruek finder, als Mafgstab fiir die Agglu t in inwirkung n e h m e n darf , so is t viel leicht noch die eine B e o b a c h t u n g yon Interesse , dab ein Bac te r ium sieh um so le ichter aussalzen ]tel3, je m e h r Agglut in in es gebunden laatte. Der Grad der VerS~nderung, die die Bak te r i en un te r d e m Einfluf3 der Aggln- t in ine erfahren, sche in t also v o n d e r Menge der aufgenom- m e n e n Agglut in ine abh~ngig zu seth. I m iibrigen spiel t nati ir l ict l die Ar t der f~l lenden Salze e ine wicht ige Rolle, a n d hierauI d i i r f ten wohl die Agg lu t ina t i ons schwankungen zurt ickgehen, die t-IEu~R bet der Wah l versch iedener Serum- ve rd i innnngsmed ien fes tges te l l t ha t .

Auf die einschl~gige L i t e r a tu r wird Yu in seiner Arbe i t n/iher eingehen.

T A B E S D O R S A L I S U N D M E S A O R T I T I S LUETICA.

Von

Dr . ~IEGFRIED KESSLER, Sekundararzt der Neurologischen Abteilung des Wiener Ver~orgung~krankenhauses

(Prof. Dr. M. PAPPENHEIM) und aus der Prosekfur des Krankenhauses der Stadt Wien (Prof. Dr. J. ERDHEIM).

Die bet der Nervenlues hS, ufig zu f indenden Ver~nderungen an der Aor t a a n d den A o r t e n M a p p e n hab6n schon seit langer Zei t das In te resse sowohl der I n t e r n i s t e n als auch der Neuro- logen und Psych i a t e r in A n s p r u c h genommen. Auf das h~tufige Zusammen t r e f f en einer Aor tenklappeninsuf f iz ienz , die, wie bekann t , zumeis t syphi l i t i scher Genese is t , a n d der Tabes dot - salts h a b e n zuers t BERGER und ROSENBACH hingewiesen.

Systematische Untersuchungen nach dieser Richtung hin warden yon STRONPELL und seinen Schfllern im Jahre 19o7 ver6ffentlicht. RooGE and MOLLER ~) studierten das Zusammentre'ffen einer Tabes mit der Erkrankung der Zirkulationsorgane an dem Materiale der Strflmpellsehen Klinik zu einer Zeit, da die Syphilis als die gemeinsame uud einzige Ursache der Tubes dorsalis und der Mesa- ortitis (diese Bezeichnung ftir die in der Media der Aorta begin- nende und diesen Anteil ganz besonders betreffende t?;rkrankung ist korrekter als die ill der Literatur jetzt h~ufig gebrauehte Be-

*) Vielleieht dar[ igh an dieser Stelle einige Angaben yon HERZFELD nnd KLINGER in Weichardts Ergebn. d. ttyg. r92o beriehtigen. Die Autoren leugnen zun~ichst eine tiefgreifende chemisohe Ver~inderung des Eiweiges dutch Kochen and sehen in der ,,Denaturiernng" nut eine Verschiebung der LSsungsvermittler; dem widersprieht, dab der Antigeneharakter eines Eiweiges (Bakterien, Milch) usw. d~lrch Koche~I ver~ndert wird, trod zwar nach der Verlustseite hin, was doeh auf Spaltungsvor- g~inge hindeuten diirfte. -- Ihre Behauptung, dab die Begei/3elung fflr die Agglutina- bflitfit yon groBer Bedeutung ist, ]~{3t sieh an dem Beispiel der hervorragend agglutinablen, geii3011osen Pseudodysenteriebacillen leicht widerlegen. -- Die S~iure- agglutination ist ein viol zu komplizierter Vorgang, mn sic mit der GIobulinf/illung dureh S~iure identifizieren zu dtirien; auch ist sic ganz sicher ftir einzelne Arten eharakteristisch, wenn ate such inf0lge ihres komplizierten Charakters besonders leicht dutch Variation verS.ndert wird; der spezifisehen AggIntinabilit~it geht die S~iureaggIutinabilitfit n~eht parallel. **) Im iibrigen set noch betonL dab in unseretl Versuchen iiberall dor~, wo eine S~inrefloekung auftrat, das Optimum bet der yon IVIICHAELIS als artcharakteri- stisch angegebenen Wasserstoffionenkonzentration lag.

18. NOVEMBER 1924

nennung ,,Aortitis") noch keineswegs feststalld. (Die Aut0ren halten die Lues in 79% der F~tlle fflr die Ursache der Tabes dorsalis.) Nach ihren Angaben betr~gt die H~ufigkeit des Zusammentreffens der tabisehen Symptome mit einer Aortenaffektion lO%. Ihrer Allsicht nach ist das Aortenaneurysma framer mit ether Aorten- klappeninsuffizienz kombiniert.

Ebenso wie bet einer im Vordergrunde des Krankheitsbildes stehenden Tabes h~ufig Symptome yon seiten der Aorta beobachtet wurden, ist man auch oft bei einer alas Krankheitsbild beherrschen- den Aortellaffektion auf die Symptome einer (rudimentXren) Tubes aufmerksam geworden. GOLDSCHEIDER 2) berichtet tiber 97 FXlle syphilitischer Aortenerkrankung, yon dellen bet 2o F~Lllen eine Tabes dorsalis und bet 4 FXllen die Symptome einer Lues cerebro- spinalis zu erheben waren. GOLDSCHEIDt~R nimmt aueh an, dab die Lues h~ufig die Ursache der schlechthin als Arteriosklerose bezeichneten Krankheit set, ohne sich dahin auszusprechen, ob die Lues allein fiir die Arteriosklerose verantwortlieh ist oder ob sic als ein wesentlicher Untersttitzungsfaktor bet ihrer Ents tehung in Betracht kommt.

In der neuesten Zeit sind 2 Arbeiten erschienen, die uns ver- anlaBt haben, der Tabes-Mesaortitis-Frage nachzugehen. Die eine yon FRISCI~ (Klim *vVochenschr. 2, 14Ol. 1923) und die zweite yon L0W~NBERG (Kiln. Woehensehr. 3, 531. 1924). FRISC~t mater- suchte klinisches Material und land bet der Tabes in 48%, bet der Lues cerebrospinalis in 34,8~ bet der progressiven Paralyse in 29% der F~lle eine luetische Affektion der Aorta. LOW~NBERG stellte die Obduk~ionsproto]colle von 341 an Paralyse und yon 9 an Lues cerebrospinalis Verstorbenen zusammen und fand die Aorten- affektion bet der Paralyse in 33,1%, bet der Lues cerebrospinalis i n 33% der F~lle.

\Vir h a b e n die im Laufe der l e t z t en J a h r e trier an ether Tabes dorsal is Vers to rbenen zusammengefaBt , ihre Kranken- gesch ich ten u n d Obduk t ionspro toko l l e du rchgesehen und geben die Resu l t a t e in der nachfo lgenden Tabel le wieder :

Art de~ Gesam~- ohne [ mit ] Erkrankung zahI Mesaortit. [ ~176 Amnerkung

Tabes dors.

59 i

2o i 39 66,1 davon 5 Fglle Aorten- klappeninsuff.,

4 Fglle Aortenaneurysma, 7 Falle Kombination beider.

Die U n t e r s u c h u n g des ana tomischen Mater ia les war nur makroskop i sch durchgef t ihr t worden, es befif lden sich also un te r den bier angef t ih r ten F/illen lau te r solche, bet denen eine luet ische Ver~nderung an der Aor ta zweifellos schon mi t f re iem Auge zu ersehen war. Bet fas t allen pos i t iven und bet einer groBen Anzahl der nega t iven FXlle war eine mehr odor weniger ausgebi lde te Ar te r iosk le rose vo rhanden . Da abet eine sehr ausgedehn te Arter iosklerose die in der Media sich ab- sp ie lende syphi l i t i sche Ver~tnderung ftir die makroskopische B e t r a c h t u n g v o n d e r Innenf l~che her v611ig verdeeken kann, so w/ire es wohl m6glich, dab sich bet einer sys t ema t i s ch durch- gef i ihr ten h is to logischen U n t e r s u c h u n g der gefundene Prozen t - satz e rh6hen wtirde.

Es zeigt sich also, dab unsere Tabiker in 66,1~ , 1,6WENBt~RGS Paralytiker aber bloB in 33,1~ an ether Mesaortatitis luetica er- krankt waren, also die Tabiker doppelt so hgu{ig. Dieser Befund steht in einem Gegensatz zu den Behauptungen J. BAIJZRS u) i~ber die konstitutionellen Momente, die seiner Ansicht nach ftir die Tabes, Paralyse und Mesaortitis luetica maggebend sind, and zwar meint dieser Autor, dab an Tabes am hgufigsten Menschen mit sog. asthenischer Konstitution erkranken, w&hrend zur progressiven Paralyse mehr Menschen yon muskulgrem and digestivem Typus neigen. Dieser MenschentypLls ist nach BAUER such ft~r die Mesa- ortitis Iuetica disponiert. Und doch sehen wig dab die ,,asthe- nischen" Tabiker viel hXufiger yon dieser Krankheit heimgesucht werden als die ,,muskul&ren" und ,,digestiven" Paralytiker.

Neben der Frage nach dem prozentuellen Verhaltnisse der Aortensyphilis zur Tabes wird in der Literatur noch erOrtert, wie die Tabiker die Mesaortitis mit ihren Komplikationen vertragen. Die reine, d. h. ohne manifeste Erkrankung des Zentralnerven- systems verlaufende Mesaortitis luetica bietet oft ein wechselndes Bild. Die Erkrankung t r i t t in ihren klinischen Symptomen frflhe- stens 4, spatestens 43 Jahre, im Durchschnitt 21,9 Jahre nach der Infektion auf4). Die Krankheit ist schleichend, progredient, kann viele Jahre hindurch symptomlos verlaufen, bis sie sich dann durch die Schwere ihrer Erscheinungen unliebsam bemerkbar maeht. Diese treten im allgemeinen zuerst nut bet kSrpertichen Anstren-