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Abschlussbericht des Projektes 05/126 an die Stiftung Nord-Süd-Brücken „Evaluation der EZ-Projekte aus 15 Jahren entwicklungspolitischer Arbeit von Carpus”

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Abschlussbericht des Projektes 05/126an die Stiftung Nord-Süd-Brücken

„Evaluation der EZ-Projekte aus 15 Jahren entwicklungspolitischer Arbeit von Carpus”

III

„Evaluation der EZ-Projekte aus 15 Jahrenentwicklungspolitischer Arbeit von Carpus”

Abschlussbericht des Projektes 05/126 an die Stiftung Nord-Süd-Brücken

Antragsteller:

Carpus e.V.Byhleguhrer Str. 17D-03096 Burg (Spreewald)

Tel./Fax: (035603)189773E-Mail: [email protected]

Ansprechpartner:

Dipl. Ing. Sebastian ZoeppDipl. Ing. Uwe Berger

Burg (Spreewald)

Juli 2006 15 J

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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis VI

GRUNDLAGEN 1

1 Einleitung 2

2 Projektziel und Methodik 32.1 Projektziel 3

2.2 Methodik 3

3 Projektablauf 5

4 Rahmenbedingungen in Palawan 9

5 Die Millenniumsentwicklungsziele 14

REFLEKTION UND BEWERTUNG 16

6 Überblick über 15 Jahre Entwicklungszusammenarbeit von Carpus 17

7 Partnerschaften mit lokalen Organisationen 207.1 Nichtregierungsorganisationen 20

7.2 Staatliche Organisationen 30

8 Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in Palawan unter Mitwirkung von Carpus 368.1 Landtitelvergabe an Tagbanua und Batak Ureinwohner in Kayasan und

Ressourcenkartierung im Ancestral Domain Claim Kayasan 36

8.2 Aufbau einer Forschungsstation im Puerto Princesa Subterranean River National Park (St. Paul Subterranean River Nationalpark) 39

8.3 Aufbau von Pfl anzenkläranlagen in Malipien 43

8.4 Aufbau einer Windkraftanlage und mehrerer Solarpanele in Puerto Princesa City 46

8.5 Erarbeitung eines Abfallkonzeptes für Sabang 49

8.6 Technische Ausstattung des PNNI-Sekretariats 51

8.7 Landvermessung zur Landtitelvergabe an Tagbanua Ureinwohner in El Nido 53

8.8 Aufbau einer Pfl anzenkläranlage in Salvacion 56

8.9 Errichtung einer Komposttoilette auf dem PCC Campus 59

8.10 Workshop zum ökologischen Landbau 61

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8.11 Medizinische Untersuchung und Versorgung der Dorfbevölkerung von Bataraza nach einem Chemieunfall 64

9 Die Millenniumsentwicklungsziele in Palawan 689.1 Bekanntheit der Millenniumsentwicklungsziele 68

9.3 Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele in Palawan 69

9.4 Einschätzung durch die NRO 72

10 Fazit und Ausblick 74

11 Dank 77

VI

Abkürzungsverzeichnis

Bahatala ............. Bahay Hawak Tayo Lakad

BCN .................. Biodiversity Conservation Network (BCN)

CADC ............... Certifi cate of Ancestral Domain Claim

CAO .................. City Agricultural Offi ce

CBMS ................ Community Based Management System

CBNC ............... Coral Bay Nickel Corporation

CENRO ............. City Environment and Natural Resources Offi ce

CI ..................... Conservation International

COMPACT ....... Community Management of Protected Areas Conservation

CPS .................... Central Park Station (Malipien)

CSSC ................. Commission on Social and Special Concerns

DENR ............... Department for Environment and Natural Resources

DOH ................. Department of Health

ECAN ................ Environmentally Critical Areas Network

ELAC ................. Environmental Legal Assistance Center

EU ..................... Europäische Union

EZ ...................... Entwicklungszusammenarbeit

GPS ................... Global Positioning System

GTZ .................. Gesellschaft für technische Zusammenarbeit

HDI ................... Human Development Index

IPRA ................. Indigenous Peoples’ Rights Act

JBIC ................... Japan Bank for International Cooperation

LDCs ................. Least Developed Countries

MAB .................. Man and Biosphere Program

MDG ................. Millenniumsentwicklungsziel

MDGs ............... Millenniumsentwicklungsziele

MGB ................. Mines and Geosciences Bureau

MRF .................. Material Recovery Facility

NATRIPAL ........ Nagkakaisang mga Tribu ng Palawan

NCIP ................. National Commission on Indigenous People

NIPAS ................ National Integrated Protected Areas Systems

NEDA ............... National Economic and Development Authority

NRO .................. Nichtregierungsorganisation

RO ..................... Regierungsorganisation

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VII

PANLIPI ............ Tanggapang Panligal ng Katutubong Pilipino

PCC .................. Palawan Conservation Corps

PCSD ................ Palawan Council for Sustainable Development

PCSDS............... Palawan Council for Sustainable Development Staff

PKA ................... Pfl anzenkläranlage

PNNI ................ Palawan NGO Network

PPDO ................ Palawan Planning and Development Offi ce

PPSRNP ............ Puerto Princesa Subterranean River National Park

PSTFAD ............ Provincial Special Task Force on Ancestral Domains

PSU ................... Palawan State University

PTFPP ............... Palawan Tropical Forestry Protection Programme

RAC ................... Rural Agricultural Center

SACCD ............. Students Assistance Committee for Community Development

SATRIKA - ..... Samahang ng mga Katutubo sa Kayasan

SEP .................... Strategic Environmental Plan

UN .................... United Nations

UNDP ............... United Nations Development Programme

UP ..................... University of the Philippines

WKA.................. Windkraftanlage

GRUNDLAGEN

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1 Einleitung

Seit seiner Gründung im Jahr 1991 beteiligte sich Carpus e.V. an mehr als 20 Projekten der Entwicklungszusammenarbeit in der philippinischen Provinz Palawan. Über 130 Freunde und Mitglieder des Vereins haben seither in Palawan gearbeitet und lokale Organisationen in ihren Bemühungen, die natürlichen Ressourcen der Insel zu schützen, unterstützt. Doch wie erfolgreich war diese Hilfe? Konnten diese Projekte den Anspruch deutscher EZ-Arbeit „Hilfe zur Selbsthilfe“ immer erfüllen? Welchem Anspruch kann die Arbeit einer überwiegend ehrenamtlich tätigen NRO überhaupt gerecht werden?

Im April dieses Jahres beging Carpus sein 15-jähriges Vereinsjubiläum – ein Anlass, über bisher Geleistetes Bilanz zu ziehen. Im Rahmen einer Evaluationsreise wurden die bisherigen Projekte in der Provinz Palawan deshalb von zwei Mitarbeitern des Vereins gemeinsam mit den lokalen Partnerorganisationen refl ektiert und bewertet. Nach 15 Jahren partnerschaftlicher Arbeit soll sich der Blick aber nicht nur zurück, sondern gleichzeitig auch nach vorn richten. Palawan erlebt eine rasante Entwicklung und heute fi nden sich in der Provinz ganz neue Rahmenbedingungen für die NRO-Zusammenarbeit. Für Carpus bedeutet dies, dass zukünftige Aktivitäten in der Provinz auf diese Veränderungen abgestimmt werden müssen.

Doch auch international gibt es Neuerungen auf dem Gebiet der EZ. So haben im September 2000 führende Politiker aus 189 Ländern die Millenniumserklärung unterschrieben, die acht Zielstellungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern enthält, welche bis zum Jahr 2015 verwirklicht werden sollen. Diese acht Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) gelten mittlerweile weltweit als Maßstab für die EZ. Für Carpus ist dies Grund genug, seine eigene Arbeit auf die Übereinstimmung mit den MDGs hin zu überprüfen.

Muss sich die EZ des Vereins vor dem Hintergrund der MDG neu ausrichten? An welchen Maßstäben soll sich die EZ von Carpus künftig orientieren? Was lässt sich aus den Projekten der letzten 15 Jahre lernen? Der vorliegende Bericht gibt Antworten auf diese Fragen und möchte dazu beitragen, dass Carpus und seine EZ von seinen philippinischen Partnern auch in den nächsten 15 Jahren als kompetente und verlässliche Hilfe wahrgenommen wird.

Der Bericht gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil „Grundlagen“ werden im Kapitel 2 zunächst die Ziele der Evaluierung dargestellt und die methodische Vorgehensweise erläutert. Das anschließende Kapitel 3 enthält den zeitlichen Ablauf der Arbeiten in Palawan mit einer Aufl istung aller Gesprächspartner. Die veränderten Rahmenbedingungen für die NRO-Zusammenarbeit in Palawan werden als historischer Abriss von den frühen 90er Jahren bis ins Jahr 2006 in Kapitel 4 vorgestellt. Den Abschluss des Grundlagenteils bildet das Kapitel 5 mit einer Einführung zu den Millenniumsentwicklungszielen.

Der zweite Teil des Berichtes „Refl ektion und Bewertung“ beginnt in Kapitel 6 mit einem Überblick über die EZ-Projekte des Vereins von 1991 bis 2005. Daran schließt sich in Kapitel 7 die Vorstellung der philippinischen Partnerorganisationen von Carpus an mit Vorschlägen zur weiteren Zusammenarbeit auf Basis der Aussagen der Partner. Kapitel 8 enthält eine Darstellung von elf ausgewählten EZ-Projekten mit einer Bewertung der Projektergebnisse jeweils durch die philippinischen Partner und durch Carpus. Die im Rahmen eines eintägigen Workshops erzielten Ergebnisse einer intensiven Auseinandersetzung mit den Millenniumsentwicklungszielen in Palawan werden im Kapitel 9 dargestellt. Den Abschluss des Berichtes bildet das Kapitel 10 mit einem Fazit und zahlreichen Vorschlägen zur weiteren EZ des Vereins in Palawan für die nächsten 15 Jahre.

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2 Projektziel und Methodik

2.1 ProjektzielNach 15 Jahren Entwicklungzusammenarbeit in der philippinischen Provinz Palawan möchte der Verein gemeinsam mit seinen lokalen Partnern eine Refl ektion der geleisteten Arbeit vornehmen, den eigenen Standort des Vereins bestimmen und die partnerschaftliche Zusammenarbeit für die Zukuft neu ausrichten.

Ziele des Projektes sind daher:

Rückblick auf 15 Jahre EZ auf NRO-Ebene anlässlich des 15. Carpus-JubiläumsStandortbestimmung der EZ verbunden mit der Frage: Sind wir zeitgemäß in Bezug auf die Millenniumsentwicklungsziele?Aktualisierung des eigenen Wissensstandes über Veränderungen der Rahmenbedingungen in Palawan verbunden mit der Frage: Was hat sich konkret im NRO-Netzwerk in Palawan verändert?Gemeinsame Konzeption der weiteren Zusammenarbeit mit den philippnischen Partnern Beantwortung der Frage: Wie können die Millenniumsentwicklungsziele künftig besser in die EZ des Vereins integriert werden?Neuausrichtung der Öff entlichkeits- und Bildungsarbeit des Vereins in Deutschland zur besseren Unterstützung der EZ-Arbeit

2.2 MethodikDas Konzept der vorliegenden Evaluierung wurde von den Mitarbeitern des Vereins in Zusammenarbeit mit Dr. Dirk Heinrichs erstellt, der von 1999 bis 2003 für das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) im Provincial Planning and Development Offi ce von Palawan arbeitete und mit der lokalen Situation in der Projektregion bestens vertraut ist. Inzwischen arbeitet Dr. Heinrichs am Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) in der Helmholz Gemeinschaft.

In Anbetracht der Projektziele und der verfügbaren Datengrundlage zu den zurückliegenden Projekten muss der Schluss gezogen werden, dass die vorliegende Evaluierung keine Evaluierung im klassischen Sinne sein kann, bei der die Entwicklungszusammenarbeit des Vereins quantitativ dargestellt und bewertet wird. Dafür sprechen zwei Hauptgründe.

1. Eine Evaluierung erfolgt in der Regel durch den Vergleich von vorher festgelegten Projektzielen mit den später erzielten Projektergebnissen. Daran lässt sich der Grad des Erfolges messen. Ziel der vorliegenden Evaluierung ist es u.a., den Beitrag der Projekte zur Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) zu untersuchen. Da die MDGs jedoch zum Zeitpunkt der Projektdurchführung in den 90er Jahren noch nicht existierten, waren die Projekte nicht auf die Umsetzung der MDGs ausgerichtet. Diesbezüglich lässt sich keine Erfolgsmessung vornehmen.

2. Die Ziele der zu evaluierenden Projekte waren nicht in jedem Fall quantitativ formuliert, so dass ein Soll-Ist-Vergleich zum Teil nicht möglich und die Projekterfolge nur schwer messbar sind. Projektziele, wie z.B. „gestiegenes Umweltbewusstsein“ oder „bessere Lebens- bzw. Arbeitsbedingungen“ lassen einen großen Interpretationsspieleraum in der Bewertung zu.

Für die vorliegende Arbeit kommt ein Soll-Ist-Vergleich der einzelnen Projekte daher nicht in Frage. Stattdessen soll der Beitrag der Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in der Provinz Palawan und (sofern Aussagen dazu getroff en werden können) zur Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele beschrieben werden, ohne ihn in einer Werteskala auszudrücken.

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Die vorliegende Arbeit ist demnach eher als qualitative Standortbestimmung der Entwicklungszusammenarbeit von Carpus und seinen philippinischen Partnern zu verstehen, denn als eine quantitative Evaluierung. Bei der Konzepterstellung orientierten sich die Carpus-Mitarbeiter deshalb stark am „Qualitativen Ansatz“ von Reidar Dale (siehe Dale 2004: 136)1. Dale ist der Auff assung, dass die Evaluierung von Entwicklungszusammenarbeit generell eher qualitativ in Textform als quantitativ in Skalenform erfolgen sollte (ebd. 2004: 137-139).

Als Instrument einer qualitativen Evaluierung fi ndet sich bei Dale das „Systematic Rapid Assessment“ (ebd. 152), das in der Literatur häufi g auch als „Rapid Rural Appraisal“ bezeichnet wird und folgende Methoden miteinander verbindet:

Kurzbesuch im Projektgebiet Informelle Kommunikationstrukturiertes Interview mit Schlüsselpersonen, basierend auf Fragebögenkurze GruppendiskussionChecklisten-Untersuchung (diese ist nicht immer Bestandteil).

Die Vorteile des „Systematic Rapid Assessment“ sind vor allem im minimalen Zeitaufwand der Evaluierung sowie in der einfachen Methodenwahl und damit in seiner Kosteneffi zienz zu sehen (ebd.). Der minimale Zeitaufwand setzt jedoch eine ausreichende Kompetenz der Evaluatoren hinsichtlich ihres Vorwissens zum Projekt sowie ihres Verständnisses der soziokulturellen Rahmenbedingungen im Projektgebiet voraus. Andererseits würden sie in der Kürze der Zeit schnell zu falschen Schlussfolgerungen gelangen (ebd.: 162).

In der vorliegenden Arbeit fi nden folgende Methoden Anwendung:strukturiertes Interview mit Schlüsselpersonen, basierend auf FragebögenKurzbesuch im Projektgebiet Informelle Kommunikation im Projektgebiet undkurze Gruppendiskussion in Form eines Workshops.

Mit Hilfe dieser Methoden werden für jedes Projekt folgende fünf Aspekte untersucht und in Textform bewertet:

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenAuswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenBeitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleNachhaltigkeit des ProjektesWiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.

Die Bewertung wird soweit möglich jeweils aus Sicht der philippinischen Partner und aus Sicht des Vereins dargestellt (vgl. Kap. 8).

1 Reidar Dale 2004: Evaluating Development Programmes and Projects, Sage Publications, New Delhi & London, Second Edition

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3 Projektablauf

Nach erfolreicher Antragstellung im Dezember 2005 begannen im Januar 2006 die inhaltlichen Vorbereitungen des Projektes. Mit Hilfe alter Unterlagen aus dem Vereinsarchiv wurde zu jedem Projekt eine Kurzbeschreibung angefertigt, die die wesentlichen Aussagen zum Projektziel, Projektverlauf und Ergebnis enthält. Da nicht zu allen Projekten Unterlagen vorhanden waren, wurden ebenfalls aus den Archiven der Förderinstitutionen Land Brandenburg und Stiftung Nord-Süd-Brücken alte Projektberichte aus den 90er Jahren angefordert.

Gemeinsam mit Herrn Dr. Dirk Heinrichs wurde Anfang Februar eine Konzeption für die Vorgehensweise bei der Evaluierung erstellt. Daraufhin nahm der Verein Kontakt mit allen Partnerorganisationen auf und setzte ein erstes Treff en mit ihnen für den 10. März 2006 in Palawan an. Da die Durchführung von strukturierten Interviews in Palawan geplant war, wurde ein fünfseitiger Fragebogen erstellt, an dem sich das Interview orientieren sollte.

Schon während der Kontaktaufnahme mit den philippinischen Partnerorganisationen im Vorfeld des Projektes wurde deutlich, dass die Millenniumsentwicklungsziele in Palawan noch nahezu unbekannt sind. Deshalb entschied sich der Verein, Informationsmaterial über die MDGs nach Palawan mitzunehmen. In Deutschland sind MDG-Informationsmaterialen jedoch nicht in englischer Sprache verfügbar. Daher mussten vom United Nationes Development Programme (UNDP) englische Broschüren und Faltblätter angefordert werden. Glücklicherweise erreichte die Projektmitarbeiter eine Sendung aus Oslo noch rechtzeitig vor dem Abfl ug. Eine weitere Sendung aus Brüssel wurde den beiden Mitarbeitern per Post auf die Philippinen nachgeschickt.

Die Abreise der beiden Projektmitarbeiter aus Deutschland erfolgte am 6. März 2006. Nach Ankunft in der Zielregion Palawan wurde die erste Informationsveranstaltung mit Vertretern aller Partnerorganisationen planmäßig am 10. März durchgeführt. Dort wurden zunächst die Ziele der Evaluierung besprochen und dann Termine für gemeinsame Interviews abgestimmt. Außerdem wurde in einer Diskussionsrunde eruiert, inwieweit die Millenniumsentwicklungsziele in den einzelnen Organisationen bereits bekannt sind. Da sich zeigte, dass die MDGs gänzlich unbekannt waren, gaben die Carpus-Mitarbeiter in einem Powerpoint-Vortrag eine Einführung zu den MDGs und verteilten das Informationsmaterial der UNDP. Dies war für die anstehenden Interviews von großer Bedeutung, damit die Partner in die Lage versetzt wurden, ihre Sicht auf die Projektarbeit mit den MDGs überhaupt in Bezug zu setzen.

In der Woche vom 13. zum 17. März 2006 konnte aufgrund der guten Kooperation der Partner mit jeder Organisation ein strukturiertes Interview geführt werden an denen nahezu immer eine Person beteiligt war, die selbst in den zu besprechenden Projekten mitgearbeitet hatte. In der Folgewoche besuchten die Projektmitarbeiter in Begleitung eines Dolmetschers ehemalige Projektstandorte und befragten die lokale Bevölkerung zu den Projekten. Dazu waren zum Teil Tagesmärsche zu Fuß in abgelegene Teile der Provinz nötig. Nach der Rückkehr von der mehrtägigen Exkursion wurden mit einzelnen Partnerorganisationen erneute Interviews geführt, in denen Nachfragen geklärt werden konnten, die sich während der Besichtigung ergeben hatten.

Uwe Berger stellt die MDGs lokalen Partnern vor

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In der letzten Arbeitswoche auf Palawan bereiteten die Projektmitarbeiter einen Ganztagesworkshop mit den Partnerorganisationen vor, der zum Ziel hatte, die weitere Zusammenarbeit der nächsten Jahre und eine stärkere Ausrichtung der Projektarbeit auf die MDGs zu diskutieren. Der Workshop fand unter großer Beteiligung am 8. April 2006, dem letzten Tag des Aufenthaltes statt.

Am 9. April 2006 traten die Projektmitarbeiter ihren Rückfl ug nach Deutschland an. Im Gepäck hatten sie bereits erste konkete Vorschläge von Partnerorganisationen für Kooperationsprojekte, die ihnen am Vorabend überreicht wurden.

Datum Aktivität Gesprächspartner/Teilnehmer

6. März 2006 Abfl ug Frankfurt – Manila

7. März 2006 Ankunft Manila

8. März 2006 Weiterfl ug Manila – Puerto Princesa

9. März 2006 Erstes Treff en mit Partnerorganisationen PNNI und PCC, Vorbereitungen für eine Infoveranstaltung am nächsten Tag

Dolmetscher Napoleon Sitchon

10. März 2006 Infoveranstaltung über Ziele des Carpus-Evaluationsprojektes für Partnerorganisationen und Terminabsprachen für Interviews und MDG-Workshop

13. März 2006 Interview mit Partnerorganisation ELAC Rechtsanwältin Grizelda Mayo-Anda, Geschäftsstellenleiterin Palawan

Interview mit Partnerorganisation PAMB

Herr James B. Mendosa, Nationalparkleiter

14. März 2006 Interview mit Partnerorganisation CENRO

Herr Rogelio Daquer, Leiter des CENRO Puerto PrincesaHerr Manulito Ramos, Angestellter CENRO, zuständig für Bereich Schutzgebiete

Interview mit Partnerorganisation PANLIPI

Rechtsanwalt Nesario G. Awat, Geschäftsstellenleiter Palawan

15. März 2006 Interview mit Partnerorganisation NATRIPAL

Frau Dionesia Banua, Geschäftsführerin Herr Rodrigo Emag, Präsident der NRO

16. März 2006 Interview mit Partnerorganisation PNNI Frau Elizabeth Maclang , Projektleiterin Anti-Bergbau-KampagneFrau Milarosa Galit, BuchalterinFrau Christina Barraquias , Projektleiterin Bio-Prospektion

17. März 2006 Interview mit Palawan State University Prof. Lorna Gelito, Professorin und Dekanin an der naturwissenschaftlichen Fakultät

Exkursionsvorbereitung für den Besuch der Projektgebiete

Dolmetscher Napoleon Sitchon

19. März 2006 Abfahrt von Puerto Princesa nach Salvacion auf das Campusgelände von PCC

Dolmetscher Napoleon Sitchon

Besichtigung der Pfl anzenkläranlage sowie des neuen Umweltbildungspfades von PCC

Dolmetscher Napoleon SitchonHerr Salde Sorio, Landwirtschaftlicher Ausbilder

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Datum Aktivität Gesprächspartner/Teilnehmer

20. März 2006 Interviews mit Bauern in Salvacion, die am Workshop Ökologischer Landbau 2004 teilgenommen haben

Dolmetscher Napoleon Sitchon,Frau Amelia Malolos,Frau Flora Wayang,Herr Salde Sorio

Besichtigung der Komposttoilette Dolmetscher Napoleon Sitchon

21. März 2006 Exkursion nach Kayasan, Sitio Bayatao, Interview mit Vertretern der Tagbanua zum Landtitelprojekt Kayasan

Dolmetscher Napoleon SitchonHerr Roy Rodrigo,Frau Winefreda Rodriguez

Besichtigung des neuen Nationalparkbesucherzentrums in Cabayugan, Weiterfahrt nach Sabang

Dolmetscher Napoleon Sitchon

22. März 2006 Besuch des Umweltbildungsprojektes Mangrove Paddleboat Tour in Sabang sowie Besichtigung der Komposttoiletten von PCC

Dolmetscher Napoleon Sitchon

23. März 2006 Exkursion zur ehemaligen Central Park Station im Nationalpark und Besichtigung des Standortes der ehemaligen Forschungsstation

Dolmetscher Napoleon Sitchon

Besuch der Bootsstation am Underground River

Dolmetscher Napoleon Sitchon

Interview mit Purok President von Sabang zur Abfallsituation in Sabang

Dolmetscher Napoleon SitchonHerr Johnny Tabinga, Purok President

24. März 2006 Rückfahrt von Sabang nach Puerto Princesa

Dolmetscher Napoleon Sitchon

27. März 2006 Auswertung der Exkursion

28. März 2006 Erneuter Besuch des PCC- Campus mit Besichtigung der Ausbildungsfarm

Dolmetscher Napoleon Sitchon,Herr Frank Hildebrand, Carpus

29. März 2006 Abstimmung über PPDO-Präsentation im Rahmen des MDG-Workshops

Frau Josephin Escano, Abteilungsleiterin PPDO

30. März 2006 Abstimmung über PNNI-Präsentation im Rahmen des MDG-Workshops

Frau Christina Barraquais, Projektkoordinatorin

Interview mit Katala Foundation Frau Indira Dayang Lacerna-Widmann, GeschäftsführerinHerr Peter Widmann

31. März 2006 Interview mit PCC, Strategieentwicklung für weitere Zusammenarbeit

Herr Erwin Galido, Geschäftsführer

01. April 2006 Carpus-Geburtstagsfeier auf Uyuni on the Hill

Verschiedene Vertreter von Partnerorganisationen

03. April 2006 Interview mit PNNI Cleofe Bernardino, Geschäftsführerin

04. - 07. April 2006 Vorbereitungen für MDG-Workshop Dolmetscher Napoleon Sitchon

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Datum Aktivität Gesprächspartner/Teilnehmer

08. April 2006 MDG Workshop im Seminarraum des Hotel Fleuris

Referentin Josephine Escano, PPDOReferentin Cleofe Bernardino, PNNIDolmetscher Napoleon Sitchon,Erwin Galido, PCCFrau Elizabeth Maclang, PNNINesario Awat, PANLIPIGrizelda Mayo-Anda, ELACDeborah Villafuerte, KatalaSheila Chan, US Peace CorpsRoger Garinga, IDEASWilliam Manuel, CINena Abrea, CarpusSharlene D. Vilches, PPDOJosephine Rolsary, PPDO

09. April 2006 Flug Puerto Princesa – Manila und weiter nach Frankfurt

10. April 2006 Ankunft Frankfurt

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4 Rahmenbedingungen in Palawan

Palawan ist eine von 72 Provinzen der Philippinen und liegt im Südwesten des Landes zwischen dem Südchinesischen Meer und der Sulusee. Aufgrund seiner isolierten Lage war Palawan im Gegensatz zu anderen Provinzen bis Ende der 1980er Jahre von starker Besiedelung und Industrieentwicklung weitgehend verschont. Noch heute als „Th e last frontier“ bezeichnet war dieser Archipel daher lange Zeit reich an natürlichen Rohstoff en. Neben Fisch als wichtigste marine Ressource waren vor allem die dichten Bergregenwälder die großen Schätze dieser Insel. Noch bis Mitte der 1960er Jahre war Palawan zu über 90 Prozent mit Primärwald bedeckt.

Doch mit dem steigenden Bedarf an Tropenholz zu Beginn des 20. Jahrhunderts expandierte die weltweite Holzindustrie schnell und die Philippinen wurden zwischen 1920 und 1960 zum weltgrößten Exporteur von Tropenholz. Ende der 1960er Jahre wurden jährlich fast 300.000 Hektar Regenwald in den Philippinen abgeholzt, seit 1970 ein Großteil davon auch in Palawan. In den 1980er Jahren war die Provinz fest in der Hand der philippinischen Holzmafi a und der Ausverkauf der Insel ging in großen Schritten voran. Lediglich zwei NRO waren Ende der 1980er auf Palawan aktiv und machten auf den massiven Raubbau an der Natur aufmerksam. Eine davon war HARIBON, eine noch heute auf Palawan tätige Organisation. Mit verschiedenen Kampagnen, wie einem Benefi zkonzert und einem Dokumentarfi lm brachte Haribon das Th ema Regenwaldabholzung in die Öff entlichkeit. Aufgrund des wachsenden Drucks aus Politik und Öff entlichkeit wurde schließlich im Jahr 1989 ein Abholzungsverbot für die Provinz Palawan erlassen.

Regenwälder wie dieser bedeckten einst 90% der Insel Palawan

Die Überreste von Brandrodungen oder lokal auch Kaingin genannt sind auch heute noch vielerorts zu sehen

Über Jahrzehnte hinweg fi el der Regenwald auf Palawan den Kettensägen zum Opfer

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Als die ersten Mitglieder von Carpus e.V. 1991 und 1992 die Provinz Palawan bereisten, waren die Folgen der Abholzung überall präsent. Von der einst dichten Bewaldung der grünen Insel waren nur Napoleonp 50 Prozent übrig, schwer beladene Holzlaster und Flächenbrände waren in der Provinz häufi g zu sehen. In Gesprächen mit der lokalen Bevölkerung und über 40 Vertretern staatlicher wie auch nichtstaatlicher Institutionen wurde deutlich, dass nicht nur die eigentlichen Kahlschläge an zahlreichen Berghängen sondern auch die starken Verstrickungen zwischen Politik und Holzmafi a für die wenigen NRO vor Ort ein großes Problem darstellten. So verfügte beispielsweise der Kongressabgeordnete Alvarez zu dieser Zeit über Konzessionen zum Holzeinschlag von mehr als 1.600 km² Regenwald im Norden Palawans. Mit Bestechung und Korruption von Militärs, der lokalen Kirche oder anderen Kongressabgeordneten sicherte er sich die Gewinne aus dem Verkauf von Tropenhölzern, wie Teak oder Mahagoni.

Das Interesse der Vereinsmitglieder an der Umweltsituation in Palawan wurde vor Ort je nach politischer Interessenlage der Gesprächspartner mehr oder weniger positiv aufgenommen. Große Bereitschaft für eine Zusammenarbeit mit Carpus zeigte der damalige Gouverneur der Provinz, Salvador Socrates. Am Beispiel der philippinischen Inseln Bohol und Leyte hatte er erkannt, dass die Abholzung der Regenwälder dramatische Folgen für die lokale Bevölkerung haben kann. Erosionsschäden wie Erdrutsche oder Schlammlawinen aber auch die Zerstörung der Fischgründe durch Sedimentation waren dort allgegenwärtig. Socrates trat in der Öff entlichkeit entsprechend für den Schutz der Umwelt in Palawan ein und sah in Carpus einen willkommenen Partner. Ihm unterlag zu dieser Zeit die Verwaltung des St. Paul Subterranean River National Parkes und er wünschte sich von den Carpus-Mitgliedern Unterstützung in der Entwicklung des Nationalparks.

In der Verwaltung der Provinzhauptstadt Puerto Princesa City stieß man hingegen in den ersten Jahren auf wenig Kooperationsbereitschaft. Auch mit dem Wechsel des Bürgermeisters im Jahr 1993 änderte sich daran zunächst kaum etwas. Edward Hagedorn, ein krimineller Abkömmling der lokalen Holzmafi a, hatte in jenem Jahr den alten Bürgermeister aus dem Amt gedrängt, um selbst die Geschicke der Stadt zu lenken. Zwar zeigte Hagedorn Gesprächsbereitschaft, im Gegensatz zum Gouverneur bot er Carpus jedoch keine direkte Unterstützung der EZ-Projekte an. Erst mit zunehmendem öff entlichem Interesse an Umweltthemen vor allem durch die Verabschiedung des SEP nahm sich auch Hagedorn dieses Th emas an. Nach kurzer Zeit wurde er selbst zum stärksten Gegner der Holzmafi a und ließ mit Militäreinsatz etliche Holzlaster und Transportboote konfi szieren

Vor allem lokale NRO suchten die Zusammenarbeit mit Carpus. Sie erhoff ten sich von Carpus neben fi nanzieller auch technische Unterstützung bei der Durchführung von Projekten. Generell waren die lokalen NRO Anfang der 1990er Jahre technisch schlecht ausgestattet und verfügten über wenig kompetentes Personal. Die Kommunikation aus Deutschland gestaltete sich extrem schwierig, da der Austausch auf dem Postweg erfolgen musste, was teilweise mehrmonatiges Warten auf Antwort zur Folge hatte.

1992 wurde das Gesetz 7611 „Strategic Environmental Plan for Palawan Act“ (SEP) verabschiedet. Dieses zielt auf den Schutz der natürlichen Ressourcen in Palawan ab und schreibt die Ausweisung von Schutzgebieten sowie die Zonierung der Provinz in verschiedene Nutzungszonen vor. Ebenfalls im Gesetz verankert ist die Ausweisung von Ureinwohner-Ahnenland. Der SEP befl ügelte die Umweltschutzaktivitäten in der Provinz. Die Zahl der von NRO- und RO-Seite durchgeführten Projekte stieg im Laufe der 90er Jahre extrem an.

Edward Hagedorn, politische Schlüsselfi gur in der Umsetzung von EZ-Projekten in Palawan, hier mit Bill Landsberger

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Zusammen mit dem SEP wurde 1992 die Umweltbehörde Palawan Council for Sustainable Development Staff (PCSDS) ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist die Umsetzung des SEP, insbesondere die Durchführung der Zonierung in Nutzungszonen nach dem ECAN. Ruhten auf dieser Behörde anfänglich die Hoff nungen der NRO, dass hier eine neue unparteiische Institution mit den maffi ösen Verstrickungen von Politik und Holzkonzernen aufräumt, so wurden diese bald enttäuscht. Mit der Anbindung des PCSDS an das Büro des Präsidenten und der Wahl des PCSDS-Geschäftsführers durch ein Gremium lokaler Politiker (Council), zu denen u.a. der Gouverneur, der Bürgermeister von Puerto Princesa und die Kongressabgeordneten der Provinz zählen, wurde der PCSDS zum Spielball der Politik. In den Zeiten der politischen Instabilität in den Philippinen wurde die Geschäftsführerstelle immer neu besetzt, bis 2006 bereits fünf mal. Aufgrund der institutionellen Machtkämpfe gibt es in Palawan bis heute keinen abschließenden ECAN-Zonierungsentwurf. Die Haltung der NRO in Palawan gegenüber dem PCSDS reicht von skeptisch bis ablehnend.

Im Jahr 1995 begann der PCSDS mit Mitteln der Europäischen Union ein provinzweites Wiederauff orstungsprogramm mit dem Titel „Palawan Tropical Forestry Protection Programme“ (PTFPP). Das Projekt, auf sieben Jahre angelegt, lief bis 2002 und verfügte über eine exzellente Infrastruktur, hochmoderne Computer und einen ausgedehnten Fuhrpark. Die Erfolge indes waren ernüchternd. Anfängliche Fehler im Projekt, bei denen zur Wiederauff orstung nicht einheimische Baumarten, sondern vorrangig Eukalyptus verwendet wurde, konnten noch Ende der 90er Jahre korrigiert werden. Die abschließende Evaluierung der EU brachte jedoch zu Tage, dass der Großteil der Auff orstungsfl ächen schon nach wenigen Jahren der erneuten Brandrodung zum Opfer gefallen war. Am allgemeinen Trend des Rückganges des Waldbestandes konnte PTFPP nichts entscheidendes ändern.

In den 90er Jahren entwickelte sich Palawan zum Schwerpunkt internationaler Förderaktivitäten. Neben den großen Entwicklungshilfeorganisationen, wie US-AID, PTFPP (EU) oder GTZ, waren auch unzählige kleine Geberorganisationen in der Provinz aktiv. Es fanden mehr als 50 verschiedene EZ-Projekte mit einem Gesamtvolumen von weit über 200 Mio. USD statt. Der Beginn des neuen Jahrtausends läutete jedoch eine Trendwende ein. Mit dem Flugzeugabsturz von Gouverneur Salvador Socrates im Jahr 2000 starb einer der größten Fürsprecher einer nachhaltigen Entwicklung in Palawan. Durch seinen Tod verloren die lokalen NRO einen ihnen wohlgesonnenen Kooperationspartner höchsten Ranges. Die internationalen Geberorganisationen zogen sich Anfang des neuen Jahrtausends nach oft ernüchternden Projekterfolgen schrittweise aus der Provinz zurück. Zum heutigen Zeitpunkt gibt es bis auf die Finanzierung einer Tourismuskonzeption für El Nido durch die Japan Bank for International Cooperation keine größeren ausländischen Förderungen mehr in der Provinz. Selbst dieses Projekt läuft 2006 aus.

Für die weitere Arbeit der NRO und RO hat das weitreichende Folgen. Der Wegfall ausländischer Gelder trägt off en zu Tage, dass trotz der zahlreichen Projekte in den letzten Jahren dem Capacity Building sowohl in den staatlichen als auch nichtstaatlichen Organisationen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Eine kontinuierliche Weiterarbeit ohne fi nanzielle und technische Unterstützung von außen scheint nicht gesichert zu sein. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Fortschreibung von Umweltdaten. Bereits seit 1998 gibt es keine neuen Untersuchungen mehr zur Ausdehnung der Waldgebiete in Palawan. Für eine Luftbildbefl iegung oder eine Satellitenbildauswertung fehlt das Geld in der Provinz.

Europäische Vertreter von PTFPP beim Besichtigen einer Baumschule

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Besonders stark bekommen die NRO den Rückgang der Förderaktivitäten zu spüren. Nahezu alle Mitglieder des NRO-Netzwerkes PNNI sind momentan in der Schrumpfung begriff en. Den NRO fällt es schwer, ihre mühsam aufgebaute Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Im Laufe der „goldenen“ 90er konnten sich viele der Partner-NRO personell und materiell gut ausstatten und verfügen mittlerweile über Büros mit modernen Telefonen und PCs mit Internetanschluss. Diese Fortschritte in der Kommunikationstechnologie haben den Informationsaustausch für Carpus mit seinen Partnern in den letzten Jahren erheblich erleichtert. Im Rahmen ihrer geförderten Projekte gelang es den NRO qualifi zierte Mitarbeiter zusätzlich einzustellen und ihre Arbeit damit weiter zu professionalisieren. Doch ob die NRO mit den wachsenden Herausforderungen der gesellschaftlichen Entwicklung auch in Zukunft Schritt halten können, bleibt fraglich. Mit dem Rückgang an geförderten Projekten bauen die meisten NRO Stellen ab. Qualifi zierte Mitarbeiter wandern nach Manila ab. Viele der Organisationen sind auf der Suche nach kleineren kostengünstigeren Büroräumen.

In dieser Phase der bürgerschaftlichen Schwäche nutzen starke ausländische Konzerne ihre Chance, neue Tatsachen auf dem Gebiet des Ressourcenabbaus zu schaff en. Mit dem Versprechen, endlich den erhoff ten ökonomischen Aufschwung für die Provinz zu bringen, öff nen sie einen Tagebau nach dem anderen. Mit ihrer Novellierung des heftig umstrittenen philippinischen Bergbaugesetzes aus dem Jahr 1995 öff nete die Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo im Jahr 2005 internationalen Investoren Tür und Tor, indem sie den Rohstoff abbau ohne philippinische Firmenbeteiligung erlaubte. Palawan mit seinen reichen Vorkommen an Nickel, Quecksilber, Kalkstein, Asbest, Erdgas und anderen Rohstoff en ist davon besonders betroff en. Trotz des Status als UNESCO-Biosphärenreservat erteilte der PCSDS als zuständige Umweltbehörde zahlreichen Konzessionen zum Betrieb von Tagebauen im Süden der Provinz, oftmals ohne Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Zahlreiche NRO gehen dagegen auf die Barrikaden und organisieren Anti-Bergbau-Kampagnen, was ihnen von Politikerseite das Stigma „Anti-Development“ einbrachte. Bergbau ist momentan das wichtigste und zugleich heikelste Th ema in Palawan. So erklärte beispielsweise der Bürgermeister der Municipality1 Brooke’s Point im Februar 2006 mehrere Vertreter des NRO-Netzwerkes PNNI aufgrund von Anti-Bergbau-Kundgebungen zu „persona non grata“, für deren Sicherheit er keine Verantwortung mehr übernehmen wird2. Rechtsanwältin Grizelda Mayo-Ando, Geschäftsführerin der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation „Environmental Legal Assistance Center“ (ELAC) fasste die Situation im März 2006 wie folgt zusammen: „Mining will really divide us. It will be an issue at least for the next 10 years in Palawan.”

1 Municipality ist die nächst kleinere Verwaltungseinheit unter der Provinz. Sie umfasst wiederum mehrere Barangays, die in kleinere Sitios (Dörfer) unterteilt sind. Im Vergleich mit Deutschland nimmt die Municipality etwa den Rang eines Landkreises ein.

2 Bandillo ng Palawan, Ausgabe vom 6. März 2006, Vol. 9, Nr. 10: „Four NGOs declared persona non grata in Brooke’s Point“

Heftige Proteste der lokalen Bevölkerung begleiten die zunehmenden Bergbauaktivitäten auf Palawan

Zahlreiche landwirtschaftliche Flächen rings um die Tagebaue sind inzwischen verseucht, wie dieser Lateritboden bei Rio Tuba

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Neben dem Bergbau stellt die ungeplante, seit Jahren anhaltende Zuwanderung ein großes Problem für die weitere Entwicklung Palawans dar. Die philippinische Bevölkerung ist eine der am schnellsten wachsenden in Asien. Lebten 1918 nur 10 Millionen Menschen in den Philippinen, waren es 1990 bereits 60 Millionen und 2004 84 Millionen1. Während das nationale Bevölkerungswachstum jährlich 2,1% beträgt, verzeichnet Palawan einen jährlichen Zuwachs von 3,6%. Die Provinz bekommt hier die Auswirkungen des Bürgerkrieges in Mindanao zu spüren. Vor allem muslimische Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten fi nden im Süden Palawans Zufl ucht. Noch immer fehlt den Municipalities eine entsprechende Landnutzungsplanung als Antwort auf den Siedlungsdruck. Die Folgen sind eine ungeordnete Siedlungserweiterung bis hin zur vollkommenen Zersiedelung verbunden mit der Ausdehnung von Brandrodungsfl ächen zum Nahrungsanbau. Erfolge in der Entwicklung der Municpialities, beispielsweise der Bau von Wasserleitungen oder Schulen, werden durch die schnelle Bevölkerungszunahme wieder relativiert. Denn der Prozentsatz von Haushalten ohne Wasseranschluss oder mit Kindern, die nicht zur Schule gehen, bleibt entweder konstant oder sinkt eher noch.

Zusammenfassend können die heutigen Rahmenbedingungen für die EZ in Palawan wie folgt beschrieben werden: Asienhaus 2005: Armut unter Palmen: Kap. Armut und soziale Ungleichheit. Focus Asien Nr. 24. http://www.asienhaus.de/public/archiv/focus24-005.pdf

Rückgang der Aktivität und Förderung durch internationale Geberorganisationen,Verlust von Fachkräften in NRO und RO aufgrund von Geldmangel,Rückgang der Zahl an Entwicklungsprojekten in der Provinz,Schwächung der NRO in ihrer institutionellen Stabilität,Ausweitung von Bergbauaktivitäten vor allem im Süden der Provinz,Starker Lobbyismus der Bergbaukonzerne bei Politikern und Entscheidungsträgern,PCSDS unter politischem Druck, schnelle Genehmigungen für Bergbau-Aktivitäten zu erteilenstarke Bevölkerungszunahme in der Provinz verursacht durch Zuwanderung, ungeregelte Landnahme und Zersiedelung,Ausweitung der Brandrodung zum Nahrungsmittelanbau,fehlende Landnutzungsplanung.

1 Asienhaus 2005: Armut unter Palmen: Kap. Armut und soziale Ungleichheit. Focus Asien Nr. 24. http://www.asienhaus.de/public/archiv/focus24-005.pdf

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5 Die Millenniumsentwicklungsziele

Auf dem UN-Gipfeltreff en in New York im September 2000 verabschiedeten die Staats- und Regierungschefs von 189 Ländern die so genannte Millenniumserklärung. In der Erklärung setzten sie sich acht internationale Entwicklungsziele, die „Millennium Development Goals“ (MDGs), welche die internationale Gemeinschaft bis zum Jahr 2015 mit vereinten Kräften erreichen will:

den Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, halbieren

allen Kindern eine Grundschulausbildung ermöglichen

die Gleichstellung der Geschlechter und die politische, wirtschaftliche und soziale Beteiligung von Frauen fördern, besonders im Bereich der Ausbildung

die Kindersterblichkeit verringern

die Gesundheit der Mütter verbessern

HIV/AIDS, Malaria und andere übertragbare Krankheiten bekämpfen

eine nachhaltige Umwelt sichern

eine weltweite Entwicklungspartnerschaft aufbauen.

Diese acht Millenniumsentwicklungsziele werden durch 18 Unterziele konkretisiert:

Halbierung des Anteils der Bevölkerung, der von weniger als 1US$ pro Tag lebt, im Zeitraum 1990 bis 2015

Halbierung des Anteils der unter Hunger leidenden Bevölkerung im Zeitraum 1990 bis 2015

Sicherstellen, dass bis 2015 alle Jungen und Mädchen gleichermaßen in der Lage sind, die Grundschulausbildung abzuschließen

Schaff ung gleicher Zugangsrechte für Jungen und Mädchen in der Grundschule und Sekundärstufe bis 2005 und in allen höheren Formen der Ausbildung bis 2015

Reduktion der Kindersterblichkeitsrate von unter 5jährigen um zwei Drittel zwischen 1990 und 2015

Reduktion der Müttersterblichkeit zwischen 1990 und 2015 um drei Viertel

Stop der Ausbreitung von HIV/AIDS bis zum Jahr 2015 und Einleitung eines Rückgangs

Stop der Ausbreitung von Malaria und anderer schwerer Krankheiten bis zum Jahr 2015 und Einleitung eines Rückgangs

Integration der Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung in die nationale Gesetzgebung und Reduktion des Verlustes an natürlichen Ressourcen

Halbierung des Anteils der Bevölkerung ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen bis 2015

spürbare Verbesserung des Lebensstandards von mindestens 100 Millionen Slumbewohnern bis 2020

Schaff ung eines off enen, regelbasierten, berechenbaren, nichtdiskriminierenden weltweiten Handels- und Finanzsystems, einschließlich eines Bekenntnisses zur guten Regierungsführung und Armutsbekämpfung

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Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse der Ärmsten Entwicklungsländer (LDCs), einschließlich quotenfreier und zollfreier Exporte aus den LDCs, Schuldenerlass und einer Erhöhung der Entwicklungshilfe

Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Entwicklungsländern ohne Meereszugang sowie kleinen Inselstaaten

umfassende Handhabung der Schuldenproblematik der Entwicklungsländer, um Schulden langfristig nachhaltig zu gestalten

gemeinsame Entwicklung von Strategien von Entwicklungsländern und Industriestaaten zur angemessenen Beschäftigung von Jugendlichen

Bereitstellung des Zugangs für lebenswichtige Medikamente in den Entwicklungsländern in Kooperation mit der Pharmaindustrie

Schaff ung des Zugangs zu den Vorteilen der neuen Technologie, insbesondere Informations- und Kommunikationstechnologien in Kooperation mit dem privaten Sektor.

Zur Messung der Umsetzungserfolge der MDGs in den UN-Mitgliedsstaaten entwickelte das UNDP 48 Indikatoren, die hier nicht näher aufgeführt werden sollen. Anhand dieser Indikatoren lässt sich der Grad der Zielerreichung in Prozent bestimmen und Erfolge in verschiedenen Ländern vergleichbar machen. Die Millenniumsentwicklungsziele eignen sich mit ihren Indikatoren als Planungsgrundlage für EZ-Projekte weltweit.

Dennoch gibt es auch Kritik an den MDGs, vor allem an deren inhaltlichen Ausrichtung. So fi nden sich kaum Zielstellungen, die auf einen Handlungsbedarf in den Industrieländern abzielen. Ressourcenverbrauch und Konsumgewohnheiten in den Industriestaaten stehen nicht zur Disposition.

Im Jahr 2005 fand der Millennium+5-Gipfel statt, auf dem eine erste Bilanz zur Umsetzung der MDGs gezogen wurde. Die Ergebnisse zeugen von großer Ernüchterung auf dem Weg in das Jahr 2015. Allem Anschein nach lässt sich nur das Ziel 2 „Grundschulbildung für alle Kinder“ bis 2015 weltweit verwirklichen . Doch bei aller Kritik an der inhaltlichen Ausrichtung der MDGs und der bisher schwachen Erfolgsbilanz in deren Umsetzung bieten diese Ziele doch die Möglichkeit, die Arbeit staatlicher und nichtstaatlicher EZ-Akteure anhand einer weltweit verbindlichen Meßlatte zu bewerten, denn sie bieten, wenn auch z.T. nur sehr vage, eine inhaltliche Orientierung für die Ausrichtung der EZ-Arbeit.

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6 Überblick über 15 Jahre Entwicklungszusammenarbeit von Carpus

Carpus wurde 1991 als „Initiative zum Schutz des philippinischen Regenwaldes“ gegründet. Der Name war als Programm zu verstehen, denn vorrangiges Ziel der Vereinsgründung war die Unterstützung von Organisationen in Palawan in ihren Bemühungen zum Schutz der natürlichen Ressourcen im Biosphärenreservat Palawan. Entwicklungszusammenarbeit ist seit Beginn an Bestandteil der Vereinsarbeit.

Leitmotive für die Entwicklungszusammenarbeit, wie sie die MDG heute darstellen, gab es Anfang der 90er Jahre noch nicht. Die thematische Ausrichtung der Projektarbeit erfolgte anhand von Absprachen mit den Partnerorganisationen vor Ort. Dabei wurde nicht selten nach dem Prinzip „Try and Error“ verfahren. Kooperationen mit verschiedenen Organisationen wurden ausprobiert und teilweise wieder einschlafen gelassen. Über die Jahre hinweg entwickelten sich aus derZusammenarbeit mit verschiedensten Organisationen einige wenige feste Partnerschaften.

Mit jedem neuen Projekt sammelte Carpus wichtige Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit. Dazu zählt auch die Erkenntnis, dass eigene Projekte ohne Anbindung an eine Partnerorganisation schnell zum Erliegen kommen. Als kleiner Verein hat Carpus seit Beginn an mit der Schwierigkeit zu kämpfen, als Ansprechpartner nicht dauerhaft in der Zielregion präsent zu sein. Diesbezüglich ist der Verein sehr stark auf das Eigenengagement der Partnerorganisationen angewiesen, die gemeinsam begonnenen Projekte allein fortzusetzen.

Seit der Gründung des Vereins 1991 arbeitete Carpus mit seinen Partnern an folgenden Projekten:

Zeitraum Projekt

1991 - 1997Unterstützung der Philippine Eagle Foundation in Mindanao, Besuch des Aff enadleraufzuchtzentrums in Davao 1993

1992 - 1996Landtitelvergabe an Tagbanua und Batak Ureinwohner in Kayasan und Ressourcenkartierung im Ancestral Domain Claim Kayasan

1993 - 1996 Aufbau und Ausstattung einer Forschungsstation im St. Paul Nationalpark*

1994Besuch des philippinischen Lehrers Francis Castillo in Deutschland, Vorträge über die Philippinen in Brandenburger Schulen

1996

Aufbau von Pfl anzenkläranlagen (PKA) in der Central Park Station des St. Paul Nationalparks

Aufbau von Windrädern und Solarpanelen zur regenerativen Energiegewinnung in Puerto Princesa

Erarbeitung eines Abfallkonzeptes für Sabang

1997 Begegnungsreise zur Reparatur des Daches der Forschungsstation im St. Paul Nationalpark

1998

Anbahnung einer Internationalen Naturschutzkooperation zwischen dem Biosphärenreservat Palawan und den Großschutzgebieten Brandenburgs im Rahmen eines EUROPARC-Programms

Technische Ausstattung der PNNI-Geschäftsstelle

1999 - 2002 Landvermessung für die Landtitelvergabe an Tagbanua Ureinwohner in El Nido

1999Begegnungsreise zur Errichtung einer Pfl anzenkläranlage (PKA) auf dem PCC-Campus im Rural Agricultural Center Salvacion

2000

Vermittlung eines Praktikums für drei Deutsche Studenten im Palawan Tropical Forestry Protection Programme

Begegnungsreise mit Vortragsprogramm zur Agenda 21 in Palawan

*1999 umbenannt in Puerto Princesa Subterranean River National Park (PPSRNP)

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Zeitraum Projekt

2002

Begegnungsreise zur vergleichenden Evaluation der Umsetzung des MAB Programms im Biosphärenreservat Spreewald und Palawan

Besuch von Cecile und Jose Sokrates von der Organisation Bahatala in Deutschland

Besuch von Grizelda Mayo-Anda, der Leiterin von ELAC-Palawan in Deutschland

2003

Unterstützung der Landesanstalt für Großschutzgebiete Brandenburg bei der Abwicklung einer Wasserlaborspende an das State Polytechnical College Palawan

Besuch von Sheila Chan, Geschäftsführerin der Organisation Palawan Conservation Corps

2004Workshop zum Ökologischen Landbau in Puerto Princesa City

Errichtung einer Komposttoilette auf dem PCC-Campus im Rural Agricultural Center Salvacion

2005Medizinische Untersuchung und Versorgung der Dorfbevölkerung von Rio Tuba/Bataraza nach einem Chemieunfall

Nicht alle Projekte sind Bestandteil der vorliegenden Evaluierung. Projekte, die nicht in Palawan stattfanden oder deren Ergebnisse nur schwer evaluierbar sind, wurden in der Einzelbetrachtung in Kapitel 8 ausgeklammert. Die Millenniumsentwicklungsziele spielten bis zum Jahr 2005 in der Entwicklungszusammenarbeit des Vereins keine Rolle. Eine Ausrichtung der Projekte an den MDG erfolgte nicht.

Der Großteil der Projekte wurde im Rahmen von Begegnungsreisen der Förderprogramme „Konkreter Friedensdienst“ und „Jugend für Entwicklungszusammenarbeit“ durchgeführt. In diesen Projekten arbeitete Carpus hauptsächlich mit deutschen Studenten, die als Mitglieder für den Verein gewonnen werden konnten. Alle Projekte wurden von Vereinsseite durch ehrenamtliche Arbeit umgesetzt, da Carpus bis zum Jahr 2003 über keine hauptamtlichen Mitarbeiter verfügte. Im Vergleich zu Großprojekten von staatlichen Entwicklungshilfeorganisationen muss bei den ehrenamtlich betreuten Begegnungsreisen von einem niedrigeren professionellem Anspruch ausgegangen werden.

Nahezu alle Projekte führte Carpus in Anbindung an Partnerorganisationen durch. Teilweise unterbreitete Carpus den Partnern selbst Vorschläge zur Lösung von Problemen, die durch eigenes Erleben wahrgenommen wurden. In der Regel wurden die Projektideen gemeinsam entwickelt. Selten jedoch kam die Initiative allein von den Partnern. Aus diesem Grund gab es große Unterschiede im Grad der aktiven Beteiligung der Partnerorganisationen während der Umsetzungsphase in den Projekten.

Anfänglich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den philippinischen Organisationen nicht einfach. Den Vertretern der NRO fi el es u.a. schwer, die Vorgaben deutscher Abrechnungsformalitäten nachzuvollziehen und es brauchte einige Zeit, bis verständlich gemacht werden konnte, dass sich beispielsweise Schmiergeldzahlungen nach bundesdeutschem Haushaltsrecht nicht abrechnen ließen. Die Kommunikation verlief ausschließlich über den Postweg, so dass Rückfragen aus Deutschland zum Projektverlauf oft nur mit großer Verzögerung beantwortet wurden.

Teilnehmer eines Workshops auf Palawan bekommen Grundlagen des ökologischen Landbaus erklärt, hier im Rahmen einer Begegnungsreise im Jahr 2004

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Auch auf Seiten von Carpus mangelte es zunächst an Erfahrung und an entsprechender Professionalität im Umgang mit philippinischen Organisationen und dem gesamten Projektmanagement. Keines der Vereinsmitglieder hatte vor der Arbeit in Palawan Erfahrungen in der EZ sammeln können oder sich zumindest theoretisch mit diesem Th emenfeld in seiner Ausbildung befasst. Auch mangelte es oft an interkultureller Kompetenz, um beispielsweise die besonderen Umgangsformen in der philippinischen Kultur verstehen und anwenden zu können. Befl ügelt vom eigenen Idealismus verstanden es die Vereinsmitglieder dennoch, ihre Position als ausländische NRO in die Projektumsetzung erfolgreich einzubringen. So standen den Carpus-Mitgliedern als Vertreter einer europäischen NRO die Türen zahlreicher philippinischer Behörden und Ministerien off en, die dagegen den Vertretern der Ureinwohner oft verschlossen blieben oder sich erst nach monatelangem Warten öff neten. Allein durch den Zugang zu staatlichen Institutionen konnte Carpus deren Aufmerksamkeit auf die Anliegen der lokalen Bevölkerung lenken. Carpus nahm damit gewissermaßen eine Vertreterrolle ein und verschaff te den Problemen der indigenen Bevölkerung mehr Öff entlichkeit.

Seit den Anfängen der EZ des Vereins hat sich vieles an der Situation vor Ort, den Partnern und auch bei Carpus selbst geändert. In den ersten 10 Jahren kooperierte Carpus aufgrund der Einbindung in die internationale Naturschutzkooperation zwischen den Großschutzgebieten Brandenburgs und der Verwaltung des Biosphärenreservats Palawan oft mit staatlichen Institutionen. Eine verstärkte politische Instabilität auf philippinischer Seite brachte die Partnerschaft seit dem Jahr 2000 jedoch zunehmend zum Erliegen. Carpus konzentrierte seine Kooperation daher zunehmend und inzwischen ausschließlich auf nichtstaatlichen Organisationen. Für die Konzentration auf nichtstaatliche Partner spricht seither neben der Kontinuität in der Arbeit mit den gleichen Partnerorganisationen und dem daraus erwachsenen Vertrauensverhältnis auch die gestiegene Professionalität der lokalen NRO.

Die Rahmenbedingungen für die EZ des Vereins haben sich allerdings nicht nur auf Palawan geändert. Auch Carpus hat sich in den vergangenen 15 Jahren weiterentwickelt. So ist der Grad der Professionalisierung deutlich gestiegen. Aufbauend aus den Erfahrungen der ersten Jahre hat Carpus nicht nur seine interkulturellen Kompetenzen ausgebaut. Auch das Projektmanagement hat sich vor allem seit der Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle im Jahr 2003 wesentlich verbessert. In einem eigenen Büro bietet der Verein nunmehr zwei komplett ausgestattete Arbeitsplätze, die von zwei Fachkräften besetzt sind. Erst durch diese qualitative Weiterentwicklung ist es dem Verein überhaupt möglich, seine bisherige EZ zu refl ektieren und vor dem Hintergrund der MDGs zu evaluieren.

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7 Partnerschaften mit lokalen Organisationen

7.1 Nichtregierungsorganisationen

7.1.1 Nagkakaisang mga Tribu ng Palawan (NATRIPAL)

Ziele und Arbeitsschwerpunkte der NRODie Organisation „Nagkakaisang mga Tribu ng Palawan“ (NATRIPAL) vertritt seit 1991 die Interessen von 69 indigenen Gemeinden der Provinz Palawan. Sie entwickelt Programme und setzt Projekte um, deren Inhalte die Aus- und Weiterbildung der indigenen Bevölkerung, die Erschließung von Einkommensquellen und ein nachhaltiges Ressourcenmanagement umfassen.

Da die Interessen der indigenen Bevölkerung auf den Philippinen in der Politik kaum Beachtung fi nden, setzt sich NATRIPAL gegenüber der Politik und in der Öff entlichkeit für die Rechte dieser marginalisierten Bevölkerungsschicht ein. Vor allem die Sicherung des Ahnenlandes durch den Erwerb von Landtiteln ist ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt der NRO, ist doch der indigenen Bevölkerung das Land ihrer Vorväter nicht nur aus religiösen und kulturellen Gründen, sondern auch als Nahrungsgrundlage von großer Bedeutung.

In Bezug auf die Millenniumsentwicklungsziele leistet die Arbeit von NATRIPAL somit vorrangig einen Beitrag zur Armutsbekämpfung (MDG 1), zur Verbesserung der Bildungssituation innerhalb der Indigenen (MDG 2) und zum Schutz der natürlichen Umwelt (MDG 7).

Gemeinsame Projekte mit Carpus NATRIPAL und Carpus kooperierten zwischen Dezember 1992 und Dezember 1994 im Rahmen eines Projektes zur Vergabe eines Landtitels an Tagbanua und Batak-Ureinwohner in Kayasan/ Palawan. Im ersten Teilprojekt wurde das Ahnenland mit technischer Unterstützung von Carpus vermessen und im zweiten Teilprojekt eine Ressourcenkartierung im Stammesgebiet als Vorraussetzung zum Erwerb des Landtitels durchgeführt (vgl. Kap. 8.1).

Aktuelle Situation der NRO und weitere EntwicklungNATRIPAL verfügt über ein mit PC-Technik ausgestattetes Büro in Puerto Princesa City. Dort arbeitet ein Großteil der insgesamt 15 Mitarbeiter, von denen aktuell alle auf ehrenamtlicher Basis tätig sind. Die Leitung der Organisation liegt in den Händen von Frau Dionesia Banua. Sie vertritt NATRIPAL seit 1995 als Geschäftsführerin. NATRIPAL wird von der Provinzverwaltung als Vertreter der indigenen Bevölkerung Palawans anerkannt. Wichtige Partner in Palawan sind PNNI, ELAC, Helvetas und Commission on Social and Special Concerns (CSSC) und auf internationaler Ebene UNDP, wobei letztere ausschließlich als Fördermittelgeber auftreten. Derzeit arbeitet NATRIPAL mit Mitteln des durch USAID fi nanzierten Biodiversity Conservation Network (BCN) sowie mit Mitteln aus den Niederlanden (Novib/Oxfam) sowie aus Österreich.

Uwe Berger und Sebastian Zoepp beim Besuch des NATRIPAL-Büros im März 2006

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NATRIPAL widmet sich derzeit in Kooperation mit PANLIPI der Ausbildung von juristischen Hilfskräften. Dabei werden Vertreter aus den einzelnen Gemeinden über ihre gesetzlichen Rechte und Pfl ichten aufgeklärt und im Umgang mit Rechtsfragen geschult. Sie werden damit in die Lage versetzt, andere Gemeindemitglieder im täglichen Rechtsverkehr zu beraten. So soll bspw. verhindert werden, dass Kaufverträge zu Lasten der Ureinwohner abgeschlossen werden.

Konnten durch die Unterstützung von NATRIPAL bereits 15 Landtitel in Palawan gesichert werden, steht von weiteren 40 die Genehmigung aus. Die rechtliche Sicherung des Ahnenlandes gewinnt in Anbetracht der zunehmenden Bergbauaktivitäten auf Palawan enorm an Bedeutung. Die Mehrheit der zum Abbau freigegebenen oder geplanten Minen liegt im Territorium indigener Stämme und Konzessionen werden oftmals an den Interessen der lokalen Bevölkerung vorbei vergeben. Die Unterstützung der indigenen Gemeinden in deren Kampf um ihr Ahnenland wird daher auch künftig ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt von NATRIPAL bleiben.

Damit die Ureinwohner Palawans auch langfristig ihre Interessen gegenüber der „zivilisierten Welt“ vertreten können, sieht NATRIPAL in der Entwicklung eines spezifi schen Bildungssystems ein wichtiges Instrument. Im Gegensatz zu derzeitigen Curricula der Grund- und weiterführenden Schulen müsse dieses die Bedürfnisse der indigenen Bevölkerung berücksichtigen. Wesentliche Bildungsinhalte müssten neben Grundkenntnissen in Lesen, Schreiben und Rechen der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen sein. Der langfristige Erhalt einer „gesunden“ Umwelt, so die Geschäftsführerin von NATRIPAL, sei essentiell für eine lebendige Kultur der Ureinwohner Palawans.

Möglichkeiten zur ZusammenarbeitAnsatzpunkte für eine künftige Zusammenarbeit mit NATRIPAL bietet die Unterstützung in der Entwicklung nachhaltiger Nutzungs- und Vermarktungsstrategien von so genannten Non-timber-forest-products, Naturprodukten und Erzeugnissen des Kunsthandwerkes, zu deren Gewinnung oder Herstellung kein Tropenholz verwendet wird. Carpus e.V. könnte sich über Rahmenbedingungen und Vorraussetzungen zur Vermarktung von Produkten der Ureinwohner über den Fairen Handel informieren und entsprechende Kontakte vermitteln.

Eine weitere Option besteht in der Fördermittelakquise in Deutschland, um Projekte zur Qualifi zierung von Stammesangehörigen oder auch zur Förderung der Lobbyarbeit gegen den Ausbau der Bergbauaktivitäten zu unterstützen.

7.1.2 Tanggapang Panligal ng Katutubong Pilipino (PANLIPI)

Ziele und Arbeitsschwerpunkte der NRODie NRO „Tanggapang Panligal ng Katutubong Pilipino“ (Legal Assistance Center for Indigenous Filipinos = PANLIPI) ist eine Gruppe von Rechtsanwälten, die sich für die Rechte der indigenen Filipinos einsetzen. Im Jahr 1985 gegründet verfügt die Organisation inzwischen über 10 Geschäftsstellen mit einem Hauptsitz in Manila und Außenstellen in allen geografi schen Regionen des Landes. Seit 1994 existiert auch eine Geschäftsstelle in Puerto Princesa/ Palawan, die derzeit unter der Leitung des Rechtsanwaltes Herrn Nesario G. Awat steht. Ihm unterstehen vier Mitarbeiter, davon ein weiterer Rechtsanwalt. Zusätzliche Unterstützung erhält die Geschäftstelle durch zahlreiche juristische Hilfskräfte, die in verschiedenen Kommunen der Provinz tätig sind.

Wichtigster Partner in Palawan ist NATRIPAL, wobei PANLIPI eher die politische und judikative Hintergrundarbeit und NATRIPAL die praktische Projektarbeit mit den Ureinwohnern Palawans übernimmt. Internationale Unterstützung erhielt PANLIPI unter anderem von Th e Asia Foundation, Ford Foundation, UNDP und vor allem der niederländischen Organisation CORDAID.

Der wichtigste Arbeitsschwerpunkt von PANLIPI ist die Einfl ussnahme auf die philippinische Gesetzgebung und Rechtssprechung im Sinne der indigenen Bevölkerung. Größter bisheriger Erfolg in dieser Hinsicht war das 1995 auf Wirken von PANLIPI verabschiedete Gesetz „Indigenous Peoples’ Rights Act“ (IPRA) RA 8371, in dem die Grundrechte der indigenen Bevölkerung gesetzlich verankert sind. Im Kern geht es um die politische und gesellschaftliche Anerkennung der Ureinwohnerrechte wie ihr Anspruch auf das Land ihrer Vorfahren, ihre kulturelle Integrität und ihr Recht zur Selbstbestimmung.

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Um die Umsetzung des IPRA auf lokaler Ebene zu sichern, bildet PANLIPI zudem indigene Filipinos zu juristischen Hilfskräften aus. Zwischen 1985 und 2000 wurden so mehr als 5000 Filipinos ausgebildet und befähigt, die Rechte der indigenen Bevölkerung in der Öff entlichkeit zu vertreten, sie zu schützen und zu verteidigen. Die Anwälte von PANLIPI bieten den Ureinwohnern ferner Rechtsbeistand an und vertreten deren Rechte in jährlich etwa 300 Gerichtsprozessen.

PANLIPI trägt mit seiner Lobbyarbeit und der Unterstützung der indigenen Bevölkerung auf lokaler Ebene zur Umsetzung mehrerer MDGs bei. Die Verbesserung der Bildungssituation (MDG 2), der medizinischen Versorgung (MDG 4, 5, 6) sowie die nachhaltige Ressourcennutzung in den Gemeinden der indigenen Filipinos sind Ziele der Arbeit von PANLIPI. Insgesamt ist jedoch die Bekämpfung der Armut (MDG 1) innerhalb der indigenen Bevölkerung das Hauptziel dieser NRO.

Gemeinsame Projekte mit Carpus PANLIPI und Carpus arbeiteten im Verbund mit anderen NRO, wie NATRIPAL zwischen Dezember 1992 und Dezember 1994 im Rahmen eines Projektes zur Vergabe eines Landtitels an Tagbanua und Batak-Ureinwohner in Kayasan/ Palawan zusammen. Während Carpus bei der technischen Umsetzung des Projektes vor Ort half, übernahm PANLIPI die Ausarbeitung der Antragsdokumente zur Landtitelvergabe (vgl. Kap. 8.1).

Aktuelle Situation der NRO und weitere EntwicklungPANLIPI zählt in den Philippinen zu den national und international renommierten NRO. Aufgrund des zivilisatorischen Fortschritts und der enormen Bevölkerungszunahme wächst der Ressourcenbedarf enorm an und der Nutungs- und Erschließungsdruck auf indigenes Land nimmt rapide zu. Durch die enge Verfl echtung politischer und wirtschaftlicher Interessen innerhalb des philippinischen Regierungssystems hat PANLIPI große Mühe, die Umsetzung des IPRA auf lokaler Ebene zu sichern. Da die Ureinwohner von der philippinischen Gesellschaft nach wie vor als minderwertig betrachtet werden, werden ihre Rechte von Migranten, den Gemeindeverwaltungen und den lokalen Regierungseinheiten weitgehend ignoriert. Lobbyarbeit für die Rechte und Interessen der indigenen Bevölkerung auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen ist daher gegenwärtig und auch künftig der Arbeitsschwerpunkt von PANLIPI. Die Ausbildung von juristischen Hilfskräften wie auch die Sicherung der Landtitel spielen dabei in Palawan die wichtigste Rolle.

Möglichkeiten zur ZusammenarbeitIm Gespräch mit dem Leiter der PANLIPI-Geschäftsstelle wurde deutlich, dass Carpus aufbauend auf seinen Erfahrungen mit Projektreisen bei der Vermittlung von Freiwilligen aus Deutschland hilfreich sein könnte. Im Rahmen von Praktika oder Studienprojekten könnten Deutsche die Arbeit von Mitarbeitern der NRO in den einzelnen Kommunen unterstützen. Die Freiwilligen sollten über gute Englisch- und Tagalogkenntnisse sowie Erfahrungen in der Gemeinde- und Sozialarbeit verfügen. Vorraussetzung ist, dass Carpus entsprechende Interessenten auf den Auslandsaufenthalt vorbereitet und als Ansprechpartner während des Praktikums zur Verfügung steht.

Herr Berger und Herr Zoepp von Carpus in der PANLIPI-Geschäftsstelle zusammen mit deren Leiter, Herr Nesario G. Awat, und einer Bürohilfe

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7.1.3 Environmental Legal Assistance Center (ELAC)

Ziele und Arbeitsschwerpunkte der NROELAC begann im Jahr 1990 als eine Vereinigung von philippinischen Menschenrechtlern und Rechtsanwälten unter dem Namen Protestant Lawyers’ League of the Philippines (PLLP). Im Jahr 1994 änderte die Vereinigung ihren Namen in Environmental Legal Assistance Center (ELAC) und eröff nete eine Geschäftsstelle in Palawan, wo erstmals Vollzeit-Angestellte ihre Arbeit begannen. Im Jahr 1997 erhielt ELAC die Anerkennung als registrierte Non-Profi t-Organisation. Inzwischen betreibt ELAC vier regionale Geschäftsstellen in Palawan, Cebu, Leyte und Bohol mit 66 Angestellten, zu denen neben Rechtsanwälten und Verwaltungsangestellten auch Biologen und Soziologen gehören, davon allein 30 in Palawan. In der Vergangenheit arbeitete ELAC auch mit Volontären aus dem US Peace Corps Programm und aus Großbritanien.

ELAC versteht sich selbst als eine Umweltorganisation, die bestrebt ist, durch ihre Arbeit der Vernichtung natürlicher Ressourcen Einhalt zu gebieten (MDG 7) und soziale Ungerechtigkeiten in der philippinischen Gesellschaft zu beseitigen (MDG 1). Ziel ist es dabei, die Nutzung natürlicher Ressourcen in nachhaltige Bahnen zu lenken, gesellschaftspolitische Prozesse transparenter zu gestalten, die Bevölkerung in demokratischer Form stärker in die ökonomischen und sozialen Entscheidungen der Verwaltungen einzubeziehen (Partizipation) und die Rechte indigener Gruppen und lokaler Kulturen bei gesellschaftlichen Veränderungsprozessen angemessen zu berücksichtigen.

ELAC gliedert seine Arbeit in sieben verschiedene Aufgabenbereiche:

Rechtsbeistand in Entwicklungsprozessen / Developmental Legal Assistance (DLA),

Kommunales Ressourcen Management / Community-Based Resource Management (CBRM),

Bildung und Training / Education and Training,

Lobby- und Kampagnenarbeit / Advocacy,

Strafverfolgung / Law Enforcement,

Wissenschaftliche Forschung / Research,

Stärkung institutioneller Rahmenbedingungen / Institutional Capacity-Building.

Nach Auskunft von Grizelda Mayo-Anda, der Geschäftsstellenleiterin in Palawan, spielten die Millenniumsentwicklungsziele in der Arbeit von ELAC bislang keine Rolle, wenngleich sie selbst bei Tagungen in Manila bereits von den MDG gehört hat.

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Uwe Berger im Gespräch mit der langjährigen Geschäftsführerin von ELAC, Frau Grizelda Mayo-Anda

Konfi szierte Motorsägen aus illegalem Holzeinschlag stapeln sich in der ELAC-Geschäftsstelle

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ELAC fi nanziert seine Arbeit zu 95% aus Projektmitteln großer Förderinstitutionen, wie z.B. Ford-Stiftung oder Rockefeller Brothers. Fünf Prozent der Mittel kommen aus Spenden. Aufgrund dessen ist die institutionelle Situation von ELAC stark abhängig von der Zahl der fi nanzierten Projekte. Auf internationaler Ebene betreibt ELAC eine Partnerschaft mit der Organisation Friends of the Earth in Japan.

Gemeinsame Projekte mit Carpus Carpus und ELAC führten in der Vergangenheit keine gemeinsamen Projekte in Palawan durch. Die Zusammenarbeit begrenzte sich im wesentlichen auf persönliche Kontakte von Mitgliedern beider Organisationen und die freiwillige Mitarbeit von Carpus-Mitgliedern an einzelnen Aktivitäten in ELAC-Projekten. So unterstützten beispielsweise Carpus-Mitglieder ELAC im Jahr 1997 bei einer Ressourcenkartierung in der Honda-Bay.

Mit der Rechtsanwältin Grizelda Mayo-Anda arbeitete Carpus bereits seit 1994 zusammen, als Frau Mayo-Anda noch für die Organisation PANLIPI die Landtitelvergabe an Ureinwohner in Kayasan betreute. Als Mitglied des Palawan NGO Network Inc. leistet ELAC häufi g anderen Mitgliedsorganisationen im Netzwerk rechtlichen Beistand und ist so häufi g auch in fremde Projekte involviert.

Im Jahr 2002 konnte Carpus Frau Mayo-Anda für 4 Tage nach Deutschland einladen, wo sie in der Öff entlichkeit über die Arbeit von ELAC informierte und auf einer Veranstaltung der Berliner Grünen/Bündnis 90 im Berliner Abgeordnetenhaus über die Erfolge der Agenda 21 in den Philippinen berichtete.

Aktuelle Situation der NRO und weitere EntwicklungZu den Projekten der letzten Jahre zählen:

Weiterbildungen für Lehrer im Bereich UmweltbildungAufbau einer mobilen Monitoringgruppe zum Kampf gegen illegalen Holzeinschlag in Zusammenarbeit mit PCSD, DENR, WWF, die bereits mehr als 140 Kettensägen bei Kontrollen konfi szieren konnteWasserprojekte in Dörfern mit Bau von Brunnen und WasserleitungenAuff orstungsprojekteBeantragung der Ausweisung von SchutzgebietenAusarbeitung eines Gesetzes zur Luftreinhaltung in Puerto Princesa (Clean Air Act)

Aktuell arbeitet ELAC vor allem an der Verhinderung der ungeprüften Vergabe von Bergbaulizenzen. ELAC fordert, das die Behörden vor der Lizenzvergabe zum Abbau von Bodenschätzen die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung auch tatsächlich durchführen, um Schäden an der Umwelt und negative Auswirkungen für die lokale Bevölkerung (z.B. Verlust der Bodenfruchtbarkeit und Verschmutzung des Trinkwassers) zu vermeiden. In diesem Zusammenhang führt ELAC gemeinsam mit anderen Organisationen in mehreren Municipalities Anti-Bergbau-Kampagnen durch. Als Antwort auf ihre Forderung zu einer „sauberen“ Arbeit der Umweltbehörden erklärte der Bürgermeister von Brooke’s Point die Mitarbeiter von ELAC (und PNNI) im Februar 2006 als Persona non Grata, für deren Sicherheit er auf seinem Territorium nicht mehr garantieren wolle. Laut Grizelda Mayo-Anda sind solche Streitigkeiten mit Lokalpolitikern nichts Besonderes, sondern gehören zum Alltag der NRO.

Finanziell sieht ELAC schweren Zeiten entgegen. Da die Förderung der Rockefeller Brothers und des Critical Ecosystem Funds bereits ausgelaufen sind und die Förderung der Ford-Stiftung 2006 sowie von Oxfam 2007 ausläuft. Bis Ende 2006 ist die Reduzierung von 66 auf 30 Mitarbeiter geplant, davon werden allein 15 Stellen in Palawan abgebaut. Außerdem strebt ELAC einen Umzug ihrer Geschäftsstelle in Palawan an, um Mietkosten zu sparen. Nach Aussage von Frau Mayo-Anda stellt die Erarbeitung und Umsetzung einer Fundraisingstrategie derzeit das größte und zugleich wichtigste Problem für die NRO dar, das einer Lösung bedarf.

Nach mehr als 10 Jahren erfolgreicher Arbeit in Palawan plant ELAC die Herausgabe eines Buches mit Fallbeispielen aus ihrer NRO-Arbeit. Jedoch fehlen derzeit für dieses Vorhaben die personellen und fi nanziellen Ressourcen.

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Möglichkeiten zur ZusammenarbeitEine mögliche Zusammenarbeit mit ELAC könnte nach Aussage der Mitarbeiter in der Integration von Experten aus Deutschland auf Volontärbasis in die Arbeit von ELAC bestehen. Arbeitsgebiete, auf denen ELAC fachkundige Unterstützung benötigt sind:

FundraisingUmweltökonomieUmweltplanung.

Carpus müsste hier entsprechend die Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt übernehmen und sicherstellen, dass die Volontäre über ausreichende Tagalogkenntnisse verfügen.

Weiterhin benötigt ELAC dringend Hilfe bei der Erschließung von institutionellen Fördermitteln.

7.1.4 Palawan NGO Network Inc. (PNNI)

Ziele und Arbeitsschwerpunkte der NROPNNI wurde 1991 gegründet und erhielt 1993 die Registrierung als Non-Profi t-Organisation. Dem Netzwerk gehören momentan 20 Non-Profi t-Organisationen an. PNNI besitzt einen ehrenamtlichen Vorstand, der aus Vertretern der Mitgliedsorganisationen besteht. Außerdem berteibt das Netzwerk eine eigene Geschäftsstelle, das PNNI-Sekretariat, in dem derzeit vier Vollzeitangestellte und drei Volontäre arbeiten.

Das PNNI-Sekretariat ist von den Mitgliedsorganisationen des Netzwerkes beauftragt, Weiterbildungen für die NRO im Bereich Capacity-Building und Fundraising anzubieten. Außerdem soll das PNNI-Sekretariat die zentrale Lobby- und Kampagnenarbeit aller zum Netzwerk gehörigen NRO koordinieren und durchführen.

Alle Mitgliedsorganisationen des Netzwerkes zahlen im Jahr eine Mitgliedsgebühr von 1.000,- PhP. Da diese Gelder nicht ausreichen, die Mitarbeiter des Sekretariats angemessen zu entlohnen, führt das PNNI-Sekreatariat auch eigene Projekte, sogenannte „Special Projects“ durch, um sich über Projektfördermittel institutionell abzusichern. In der Vergangenheit zählten dazu u.a. ein Projekt gegen Biopiraterie (MDG 7) und ein Mikrofi nanzprojekt (MDG 1). Hauptförderer der letzten Jahre für das PNNI-Sekreatariat waren die Peace and Equity Foundation in Manila sowie die GTZ und MISEREOR.

Nach Aussage von Elizabeth Maclang spielten die Millenniumsentwicklungsziele in der Arbeit von PNNI bislang keine Rolle, wenngleich die Geschäftsstellenleiterin, Cleofe Bernardino auf einer Konferenz in New York schon davon gehört hat. Ihrer Einschätzung nach lassen sich die Projekte von PNNI aber den Millenniumsentwicklungszielen 1, 2, 3 und 7 zuordnen.

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Cleofi e Bernardino, Geschäftsführerin von PNNI während eines Workshops zu den MDGs im April 2006

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Gemeinsame Projekte mit Carpus Das PNNI-Sekretariat und Carpus führten in der Vergangenheit drei gemeinsame Projekte durch. Im Jahr 1998 akquirierte Carpus in Deutschland Fördermittel zur technischen Ausstattung des PNNI-Sekretariats (vgl. Kap. 8.6). Ein Jahr später, 1999 begann PNNI ein Projekt zur Landvermessung für die Ausstellung eines Certifi cates of Ancestral Domain Claim an Tagbanua Ureinwohner in El Nido. Carpus organisierte auch hier Fördermittel für die Projektumsetzung (vgl. Kap. 8.7). Im Jahr 2005 organisierte PNNI unter Teilnahme eines Carpus-Volontärs eine toxikologische Untersuchung in der Gemeinde Rio Tuba (Bataraza) als aufgrund einer Havarie in der ortsansässigen metallurgischen Fabrik Hautverätzungen bei der Landbevölkerung auftraten. PNNI konnte ein Expertenteam aus Manila für die Untersuchung gewinnen. Carpus akquirierte hierfür Fördermittel (vgl. Kap. 8.11).

Aktuelle Situation der NRO und weitere EntwicklungPNNI kann sowohl als Netzwerk als auch als eigenständig arbeitendes Sekretariat eine Reihe von Erfolgen vorweisen. Dazu zählt u.a. die Durchsetzung eines Sitzes für einen NGO-Vertreter im Palawan Council for Sustainable Development (PCSD), dem höchsten Aufsichtsgremium der Umweltbehörde in der Provinz. Bis ins Jahr 2005 besaß PNNI ebenfalls einen Sitz im Protected Area Management Board (PAMB) des Puerto Princesa Subterranean River National Park (vormals St. Paul), der im Moment aufgrund von Meinungsverschiedenheiten jedoch unbesetzt bleibt.

Die aktuelle Projektarbeit konzentriert sich hauptsächlich auf Anti-Bergbau-Kampagnen im Süden Palawans. Ab Juli 2006 wird das PNNI-Sekretariat ein Umweltbildungs- und Abfallmanagementprojekt in der Gemeinde Narra beginnen.

Ein großes Problem des PNNI-Sekretariats ist die Finanzierung der Mitarbeiter und der Geschäftsstelle. Mit Beendigung aller geförderten Projekte im Jahr 2005 musste das PNNI-Sekretariat seinen Mitarbeiterbestand um 3 Angestellte reduzieren. Nach Auskunft von PNNI wird es zunehmend schwieriger, neue Fördergelder zu erschließen. Viele der großen Geldgeber haben sich in den letzten Jahren aus den Philippinen zurückgezogen.

Die unstete Finanzbasis hat eine permanente Neuausrichtung des PNNI-Sekretariats auf Projekte zur Folge, die eine aktuelle Unterstützung bei Förderinstitutionen fi nden. Die inhaltliche Arbeit des Sekretariats wirkt daher oft kurzlebig, denn die Projektthemen ändern sich ständig in Anbetracht der aktuellen Förderpolitik. Für die Mitarbeiter des Sekretariats bedeutet dies, dass sie sich immer wieder in neue Th emenfelder einarbeiten müssen, in denen sie selbst nur wenig Erfahrung besitzen.

Ein anvisiertes Ziel für die nächsten fünf Jahre von PNNI ist es, ausreichend Geld zu akquirieren, um ein gemeinsames Domizil der Netzwerkorganisationen (eine Art Vereinshaus) errichten zu können. Dort sollen den Netzwerkorganisationen zum einen kostengünstige Büroräume zur Verfügung gestellt werden, andererseits soll es dort eigene Schulungsräume geben. Die Umsetzung dieses Traumes ist bislang jedoch nicht abzusehen.

Möglichkeiten zur ZusammenarbeitMöglichkeiten in der Zusammenarbeit sieht PNNI vor allem in der Entsendung von Volontären aus Deutschland mit besonderem Fachwissen, z.B. Doktoranden. Aktuell ist PNNI auf der Suche nach einem Volontär mit Erfahrung im Mikrofi nanzwesen. Carpus könnte hier die Vorbereitung der Volontäre auf den Auslandsaufenthalt übernehmen und ausreichende Tagalogkenntnisse sicherstellen. Außerdem benötigt PNNI weitere Hilfe bei der Suche nach Projektmitteln.

Für die Kampagnenarbeit im Anti-Bergbau-Kampf könnte Carpus Unterstützung bei der Lobby- und Medienarbeit in Europa leisten. So könnte PNNI über Carpus mit Dokumentarfi lmern, Fernsehstationen oder Umweltmagazinen in Kontakt gebracht werden, die den Fall Palawan wirkungsvoll in den Medien präsentieren und so eine stärkere öff entliche Wahrnehmung erreichen können.

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7.1.5 Palawan Conservation Corps (PCC)

Ziele und Arbeitsschwerpunkte der NROPalawan Conservation Corps (PCC) ist eine NRO, die 1999 auf Initiative von Freiwilligen der US Peace Corps und von Carpus ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel ist es, Wissen und Fähigkeiten zur nachhaltigen Landnutzung in die lokale Bevölkerung zu tragen. In den letzten sieben Jahren hat sich diese NRO in Palawan etabliert und verfügt inzwischen über ein eigenes Büro mit fünf hauptamtlichen Mitarbeitern, die von weiteren fünf Volontären unterstützt werden. Geschäftsführer von PCC ist seit 2005 Herr Erwin Galido. Neben der Geschäftsstelle in Puerto Princesa City verfügt PCC über ein Campus-Gelände auf dem Rural Agricultural Center (RAC) in der Gemeinde Salvacion.

Die Arbeit von PCC wird in Palawan von zahlreichen NRO wie auch RO unterstützt. Neben den örtlichen Gemeindeverwaltungen und Regierungseinheiten zählen dazu ferner die Stadtverwaltung von Puerto Princesa, PNNI und ELAC. Auf internationaler Ebene kooperiert PCC mit EarthCorps in den USA. Wichtigste Geldgeber der Organisation ist die Stadtverwaltung Puerto Princesa. Diese stellt das RAC als Campusgelände kostenlos zur Verfügung und zahlt jährlich 500.000 PHP zur Durchführung des Ausbildungsprogramms auf dem PCC-Campus in Salvacion.

PCC hat bisher zwei Arbeitsschwerpunkte. Dies ist zum einen die Durchführung eines sechsmonatigen Ausbildungsprogramms für Jugendliche in Verbindung mit einem sechsmonatigen Gemeindedienst. Auf dem Campus-Gelände in Salvacion werden jugendlichen Schulabbrechern aus den ärmsten Bevölkerungsschichten der Provinz durch eine praxisorientierte Ausbildung Wissen und Fähigkeiten zum Aufbau eines eigenen Lebensunterhaltes vermittelt. Dabei wird besonderer Wert auf die Vermittlung von Prinzipien der nachhaltigen Landnutzung und entsprechenden ökologischen Grundkenntnissen gelegt. In dem anschließenden Gemeindedienst wenden die Jugendlichen ihr zuvor erworbenes Wissen praktisch an und helfen so beispielsweise bei der Renaturierung von abgeholzten Berghängen.

Aus vereinzelten Erfahrungen in der Renaturierung entwickelte sich im Verlauf der letzten zwei Jahre ein zweiter Arbeitsschwerpunkt von PCC. Mit Unterstützung bereits ausgebildeter Jugendlicher führt PCC nunmehr auch unabhängig vom Ausbildungsprogramm Renaturierungsprojekte durch. Die Beseitigung von Erosionsschäden an abgeholzten Straßenrändern, Berghängen oder Flussufern durch ingenieurbiologische Baumaßnahmen nehmen aufgrund der großen Nachfrage in der Provinz zunehmend Raum in der Arbeit von PCC ein.

Im Hinblick auf die Millenniumsentwicklungsziele liegen die Schwerpunkte der Arbeit von PCC vorrangig in der Armutsbekämpfung (MDG 1) sowie in der Verbesserung der Bildungs- und Umweltsituation (MDG 2, 7). Durch die intensive Kooperation mit ausländischen Partnern wie EarthCorps oder auch Carpus leistet die Arbeit von PCC zudem einen Beitrag zum Unterziel 16 des 8. MDG. Danach sollen globale Entwicklungspartnerschaften zur Entwicklung und Umsetzung von Strategien beitragen, die auf die Erschließung von Erwerbsquellen für Jugendliche in Entwicklungsländern abzielen.

Sebastian Zoepp im Gespräch mit dem Geschäftsführer von PCC, Herr Erwin Gallido, und anderen Mitarbeitern der NRO

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Gemeinsame Projekte mit Carpus Seit der Gründung von PCC führt Carpus seine Projektreisen in Anbindung an PCC durch. So wurde 1999 eine Pfl anzenkläranlage auf dem PCC-Campus in Salvacion gebaut (vgl. Kap. 8.8). Im Jahr 2000 führte Carpus eine Projektreise zum Th ema „Agenda 21“ durch, die in Palawan durch PCC vorbereitet und begleitet wurde. Die Projektreise im Jahr 2002 setzte sich mit der Umsetzung des Man and Biosphere Programms (MAB) der UNESCO in Palawan auseinander, wobei die Projektgruppe ihren Aufenthalt zum kulturellen Austausch mit den Teilnehmern des Ausbildungsprogramms nutzte.

Im Herbst 2003 konnte die damalige Geschäftsführerin von PCC, Frau Sheila Chan, im Rahmen der internationalen Naturschutzkooperation zwischen den Großschutzgebieten Brandenburgs und dem Biosphärenreservat Palawan für drei Wochen nach Brandenburg eingeladen werden. Frau Chan lernte in dieser Zeit die Bildungsarbeit in den Brandenburger Großschutzgebieten kennen und diskutierte im Rahmen von Vorlesungen mit Studenten über die Herausforderungen in der Arbeit philippinischer NRO.

Im Jahr 2004 organisierte PCC gemeinsam mit Carpus einen mehrtägigen Workshop zur Förderung des ökologischen Landbaus in Palawan (vgl. Kap. 8.10). Im Rahmen dieses Projektes fanden Workshops mit lokalen Farmern und philippinischen Landbauexperten auf dem PCC-Campus und mehrere Exkursionen auf ökologisch betriebene Farmgelände in der Provinz statt. PCC übernahm in diesem Projekt einen Großteil der Koordinationsarbeit vor Ort. Für die im April 2006 abgeschlossene Projektreise war PCC ebenfalls direkter Kooperationspartner. Im Rahmen dieses Projektes wurde im Stadtteil Tiniguiban in der Provinzhauptstadt Puerto Princesa ein Workshop zum Abfallmanagement durchgeführt. PCC übernahm auch hier die Koordination mit Vertretern der Stadtverwaltung und den Workshopteilnehmern.

Aktuelle Situation der NRO und weitere EntwicklungPCC ist eine der wenigen NRO in Palawan, die sowohl bei staatlichen wie auch nichtstaatlichen Institutionen breite Unterstützung fi ndet. Als Grund dafür gilt nicht zuletzt die im Gegensatz zu PNNI oder ELAC weniger politische Ausrichtung von PCC. So beteiligt sich PCC kaum an der Kampagnen- und Lobbyarbeit, die ja oft Anlass für Konfl ikte mit lokalen Politikern ist. Diesem Umstand ist die bisher erfolgreich verlaufende Entwicklung von PCC zu verdanken, wobei das Ansehen von PCC wiederum auf die kompetente Leitung der bisherigen Geschäftsführerin, Frau Sheila Chan, zurückzuführen ist. Herr Erwin Galido muss sich als neuer Geschäftsführer erst behaupten und es bleibt abzuwarten, ob er die Interessen von PCC gegenüber Dritten genauso überzeugend vertreten kann, wie Frau Chan. Da PCC als Organisation jedoch sowohl bei der lokalen Bevölkerung wie auch bei der Stadtverwaltung einen überaus guten Ruf hat, sehen die weiteren Entwicklungschancen der Organisation in dieser Hinsicht sehr gut aus.

Problematisch gestaltet sich die künftige Finanzierung des Ausbildungsprogramms. Die 6-monatige Ausbildung der Jugendlichen ist sehr teuer und trotz der verbalen Befürwortung durch die Stadt fl ießen die von der Verwaltung zugesagten Mittel meist erst sehr spät. Personalkosten werden zudem durch die Stadt nicht fi nanziert, so dass PCC zur Durchführung eines Ausbildungsturnus auf Drittmittel angewiesen ist. Diese zu akquirieren gestaltet sich zumeist schwierig, da nur wenige Geldgeber bereit sind, kontinuierlich Mittel in Bildungsarbeit zu investieren. Um bei Mittelgebern bessere Chancen zu haben, würde PCC gern seine bisherige Arbeit evaluieren mit Schwerpunkt auf die Auswirkungen des Ausbildungsprogramms. Bislang gibt es nur vereinzelte Informationen über den Werdegang ehemaliger Teilnehmer des Programms. Für eine fundierte Evaluierung fehlen PCC bisher jedoch die Finanzen.

Für Renaturierungsmaßnahmen werden hingegen weitaus leichter fi nanzielle Mittel vergeben. So wurde PCC im Jahr 2006 ein Budget zur Durchführung von fünf Renaturierungsprojekten zur Verfügung gestellt. Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach natürlichen Erosionsschutzmaßnahmen sieht PCC die Möglichkeit, die in der Organisation vorhandenen Fähigkeiten professionell zu vermarkten und aus den daraus generierten Einnahmen das Ausbildungsprogramm mitzufi nanzieren.

Da die Arbeit von PCC inzwischen auch in den Schulen auf Interesse stößt, hat PCC auf Basis seiner bisherigen Erfahrungen ein ökologisches Lehrbuch für die Primarstufe entwickelt. Für die kommenden Monate sind mehrere Ausbildungsworkshops mit Lehrern geplant, in denen die Lehrbuchinhalte den Lehrern vorgestellt und Möglichkeiten für die methodische Vermittlung aufgezeigt werden.

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Möglichkeiten zur ZusammenarbeitDie inhaltliche Ausrichtung von PCC bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Da sich Carpus in seiner Arbeit als freier Bildungsträger ebenfalls mit Th emen der nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung befasst, könnte die weitere Zusammenarbeit im Rahmen von Bildungsprojekten fortgeführt werden. Die bisherige Mischung aus theoretischer und praktischer Wissensvermittlung in Verbindung mit einem interkulturellen Austausch bietet sich auch für künftige Projekte an. Ziel der Zusammenarbeit könnte es sein, PCC zu einem Kompetenzzentrum für nachhaltige Landnutzung zu entwickeln. Das Campus-Gelände in Salvacion bietet diesbezüglich gute Ausgangsbedingungen, wird hier doch bereits seit mehreren Jahren ökologischer Landbau betrieben. Carpus könnte hierzu technische Unterstützung einbringen aber auch Mittel zur Entwicklung des Campus-Geländes einwerben.

Die Konzentration von PCC auf ihr Ausbildungsprojekt und die Weiterentwicklung ihres Campus-Geländes bietet die Chance zum Aufbau einer Förderpatenschaft durch Carpus. Die kontinuierliche Arbeit von PCC an diesem Projekt mit einer langfristigen Zielstellung würde es ermöglichen, Spender in Deutschland zu einer regelmäßigen Unterstützung aufzurufen und ihnen dafür eine regelmäßige Information über die Fortschritte des Projektes zukommen zulassen. Dies wiederum würde zur institutionellen Stärkung von PCC beitragen.

7.1.6 Weitere NRO

BahatalaBahay Hawak Tayo Lakad (Bahatala) heißt so viel wie „Haus zum Halten, zum Stehen und zum Gehen“. Bahatala wurde erst im Jahr 2005 als Non-Profi t-Organisation registriert und ist somit eine noch junge Mitgliedsorganisation des Palawan NGO Network Inc. Ihr Tätigkeitsfeld liegt im medizinischen Bereich.

Bahatala betreibt auf dem Gelände des Provinzkrankenhauses in Puerto Princesa ein Orthopädie-zentrum. Dort erhalten operierte Patienten eine kostenlose stationäre Bewegungstherapie, die das Krankenhaus selbst nicht anbietet. Weitere kostenlose Leistungen von Bahatala sind die Bereitstellung von Rollstühlen und das Anfertigen von Prothesen.

Die Mitarbeiter von Bahatala arbeiten jedoch nicht erst seit der Institutionalisierung und Registrierung der Organisation in diesem Bereich. Bereits 1992 begann Dr. Jose Sokrates, der heutige Vorsitzende von Bahatala, die Arbeit als selbstständiger Orthopäde im Provinzkrankenhaus. Bezahlt wird er seit dieser Zeit vom Brithish Palawan Trust, einer Stiftung, die er selbst während seines Studiums in England aufbaute. Die Spendengelder des Brithish Palawan Trust ermöglichen es Dr. Sokrates, Verletzte der ärmsten Bevölkerungsschichten kostenlos zu operieren.

Durch den Umbau eines ungenutzten Gebäudes auf dem Krankenhausgelände schaff te (seine) Frau Cecile Sokrates einen Platz, an dem operierte Patienten physiotherapeutisch behandelt werden können. Im sogenannten Bahatala-Zentrum arbeiten derzeit zwei Verwaltungsangestellte, fünf Physiotherapeuten, ein Techniker, der alte Rollstühle Instand setzt und ein Orthopädie-Techniker, der Prothesen anfertigt. Seit Anfang 2006 besitzt Bahatala auf dem Gelände des Bischoff s in Puerto Princesa jetzt auch ein Schulungszentrum, in dem Physiotherapeuten und Krankenschwestern für sog. „Sattelite-Kliniken“ in abgelegenen Dörfern weitergebildet werden.

Finanziert wird Bahatala durch die rege Spendenakquise des Brithish Palawan Trust sowie von Handicap International, the Stitchting Lilliane Fonds und der Christoff el Blindenmission.

Im Jahr 2002 besuchten Cecile und Jose Sokrates während einer Tagungsreise in Europa auch Carpus in Deutschland. Dabei wurde über Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesprochen. Mit Rücksicht auf die Zielgruppe lehnt Bahatala aufgrund der geringen Tagalog-Kenntnisse eine Einbindung von ausländischen Volontären ab. Eine Zusammenarbeit kann sich somit nur auf fi nanzielle oder technische Unterstützung erstrecken. Die gut organisierte Spendenakquise über vier fi nanzstarke Organisationen in England, Frankreich, Niederlande und Deutschland erübrigt jedoch ein zusätzliches Engagement von Carpus.

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Katala Foundation Katala ist der lokale Name für den Philippine Cockatoo, eine vom Aussterben bedrohte endemische Vogelart in den Philippinen. 1998 wurde der Philippine Cockatoo erstmals von Biologen auf Rasa Islands in der Provinz Palawan nachgewiesen. Da die geschützte Tierart durch Abschuss und Wildtierhandel bedroht ist, begann das nationale Philippine Cockatoo Conservation Program ein Jahr später, 1999 in Narra mit einem Projekt zum Schutz des Katala.

Die Leiter dieses Projektes, Indira Lacerna und Peter Widmann gründeten später die Katala Foundation, die 2002 offi ziell als Non-Profi t-Organisation registriert wurde. Die Anstrengungen der Katala Foundation führten 2006 mit der offi ziellen Ausweisung des Cockatoo-Schutzgebietes Rasa Islands zum erhoff ten Erfolg. Inzwischen arbeitet die Organisation in der gesamten Provinz Palawan in Naturschutzprojekten, bei denen es hauptsächlich darum geht, natürliche Habitate geschützter Tier- und Pfl anzenarten zu erhalten (u.a auch den bedrohten Lowland Dipterocarp Forest).

Die Katala Foundation ist in folgenden Arbeitsgebieten aktiv:

wissenschaftliche Kartierung und ForschungZählung und Beringung von JungvögelnAusbildung von Wildhütern zum Schutz von BrutgebietenUmweltbildung in SchulenErarbeitung von alternativen Einkommensquellen mit der Landbevölkerung

Katala fi nanziert sich durch projektbezogene Fördergelder. Zu den Hauptfi nanziers zählen die Loro Parque Fundación, Zoological Gardens of Chester, Conservation des Espèces et des Populations Animales und die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. München.

Katala ist kein Mitglied des Palawan NGO Network. Nach Aussage der Mitarbeiter von Katala setzt die Katala Foundation an sich selbst sehr hohe Ansprüche in Bezug auf Selbstevaluation und Monitoring ihrer Projekte. Diese Art des Projektmanagements vermissen sie jedoch bei den Mitgliedsorganisationen von PNNI. Sie sehen hier großen Bedarf in der qualitativen Weiterentwicklung der PNNI-Mitgliedsorganisationen.

Aktuell gibt es eine Projektpartnerschaft zwischen Palawan Conservation Corps und Katala Foundation beim Aufbau eines Naturlehrpfades auf dem PCC-Campus-Gelände in Salvacion. Über diese Partnerschaft könnte es künftig auch zu einer Zusammenarbeit von Carpus und Katala kommen, sollten PCC und Carpus weiter beim Ausbau des Campus-Geländes in Salvacion kooperieren.

7.2 Staatliche Organisationen

7.2.1 Protected Area Management Board (PAMB) des Puerto Princesa Subterranean River National Parks

Ziele und Arbeitsschwerpunkte der RODas Protected Area Management Board (PAMB) des Puerto Princesa Subterranean River National Park1 wurde mit Gründung des Parks 1992 ins Leben gerufen. Das Management Board besteht aus Vetretern der Umweltbehörden von Stadt und Provinz, einem NRO-Vetreter sowie Vetretern der im Nationalpark gelegenen Gemeinden und Ancestral Domains, die ehrenamtlich arbeiten und Entscheidungen bezüglich des Parks treff en.

Das PAMB führt eine Geschäftsstelle in Puerto Princesa und eine Außenstelle in Sabang am Eingang zum Nationalpark. Für die tägliche Arbeit beschäftigt das PAMB mehrere Büroangestellte, Parkranger, Biologen und einen Nationalparkleiter, der die Geschäfte des PAMB führt.

1 bis 1999 St. Paul Subterranean River National Park, danach Umbenennung

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In den ersten Jahren nach Gründung des Nationalparks unterstand dieser der Provinzverwaltung. Dies änderte sich 1996 als der Park der Stadtverwaltung Puerto Princesa zugeordnet wurde. Das PAMB selbst blieb dabei bestehen, jedoch wurde die Position des Nationalparkleiters neu besetzt.

Hauptaufgabe des PAMB ist die Ausarbeitung und Umsetzung eines Managementplans für den Nationalpark. Dabei müssen die Anforderungen von folgenden drei geltenden Schutzgebietsgesetzgebungen in Einklang gebracht werden:

Gesetz über das Certifi cate of Ancestral Domain ClaimStratetic Environmental Plan für PalawanGesetz über National Integrated Protected Areas.

Die Tätigkeitsfelder des PAMB lassen sich nahezu ausschließlich dem MDG 7 zuordnen.

Im Jahr 1999 wurde der PPSRNP nach einer Vergrößerung seines Territoriums von der UNESCO auf die Liste des Weltnaturerbes gesetzt. Eine fi nanzielle Unterstützung des Parks von Seiten der UNESCO ist damit jedoch nicht verbunden. Der Park erzielt die Hälfte seiner Einnahmen aus den Eintrittsgeldern der Besucher (ca. 30.000 Gäste pro Jahr). Die andere Hälfte wird von der Stadt Puerto Princesa beigesteuert.

An der Küste in Malipien, mehrere Kilometer vom Parkzugang in Sabang entfernt, betreibt das PAMB eine Rangerstation, die sog. Central Park Station (CPS).

Gemeinsame Projekte mit Carpus 1993 errichtete der Nationalpark mit Unterstützung von Carpus eine kleine Forschungsstation auf dem Gelände der CPS in Mailipien. Diese Station wurde 1996 von Carpus technisch ausgestattet. Im Jahr 1997 erfolgte unter Mitwirkung von Carpus-Mitgliedern die Reparatur des Daches der Forschungsstation.

Aktuelle Situation der RO und weitere EntwicklungNach einer schwierigen Periode von 2001 bis 2003, in denen die Besucherzahlen aufgrund von Abu Sayyaf Entführungen in Palawan auf die Hälfte zurückgingen, steigen die Gästezahlen und damit auch die Einnahmen des PAMB wieder kontinuierlich an.

Im Jahr 2004 eröff nete das PAMB ein neues Nationalparkbesucherzentrum in Cabayugan, etwa sechs km von Sabang entfernt. Zu Umweltbildungszwecken wurde bereits ein Aboretum errichtet, der Bau eine Kompostanlage ist in Planung.

Während die touristische Vermarktung des Parks keine Probleme bereitet, gibt es nach Aussage des Nationalparkleiters noch großen Verbesserungsbedarf auf dem Gebiet der Wissenschaft und Forschung. So verfügt das PAMB derzeit nur über einen einzigen angestellten Biologen. Auch gibt es keine Forschungskooperation mit den beiden Universitäten in Palawan. Ein aktuelles Projekt zur Bestandsaufnahme von wildlebenden Tierarten entlang von Transekten geht aufgrund der stark begrenzten Kapazitäten nur langsam voran.

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Der Leiter des PAMB, Herr James Mendoza, erläutert Uwe Berger während eines Gesprächs im März 2006 die Entwicklung der Besucherzahlen im Nationalpark

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Aufgrund eines Zerwürfnisses mit den lokalen NRO über die Mittelverteilung innerhalb eines von der UNDP fi nanzierten Programms zur Verbesserung der Einkommensmöglichkeiten von Einwohnern im Nationalpark bleibt der Stuhl des NRO-Vertreters im PAMB seit 2005 unbesetzt.

Möglichkeiten zur ZusammenarbeitDirekte Kooperationsmöglichkeiten wurden von den Mitarbeitern des PAMB nicht angesprochen. Der Nationalparkleiter, James Mendoza, sagte zwar: “We already get all the support we need“. Aus dem weiteren Gesprächsverlauf wurde jedoch ersichtlich, dass das PAMB auf der Suche nach Partnern auf dem Gebiet der Forschung ist. Carpus könnte hier eine Starthilfe als Netzwerkinitiator geben.

7.2.2 City Environment and Natural Resources Offi ce (CENRO)

Ziele und Arbeitsschwerpunkte der ROIm Dezember 1992 unterzeichnete das philippinische Umweltministerium (DENR) mit der Stadtverwaltung Puerto Princesas eine Vereinbarung, um mehr Verantwortlichkeiten im Umweltbereich von der Regierungs- auf die kommunale Ebene zu verlagern. In der Vereinbarung wurden fünf umweltbezogene Verantwortungsbereiche festgeschrieben, die unter anderem das Management der Wälder und der Schutzgebiete1 durch eine eigens einzurichtende Abteilung vorsah. Kurz darauf wurde das City Environment and Natural Resources Offi ce (CENRO) als Abteilung der Stadtverwaltung Puerto Princesas eingerichtet. Unter der Leitung von Herrn Rogelio Daquer arbeiten derzeit etwa 12 fest angestellte Mitarbeiter und ca. 50 Mitarbeiter auf Honorarbasis für diese Abteilung.

Als Behörde obliegt dem CENRO die Regelung aller Umweltbelange im Stadtgebiet Puerto Princesas. Seit 1993 gehört unter anderem der Puerto Princesa Subterranean River National Park (PPSRNP)2 dazu, eines der Kerngebiete des UNESCO-Biosphärenreservates Palawan. Zwei der bekannten Projekte, die vom CENRO initiiert wurden, sind das „Bantay Puerto Programm“ sowie „Oplan linis“. Im Rahmen des ersten Projektes wurden Zivilisten und Mitarbeiter der Abteilung zu Umweltbeobachtern ausgebildet. Deren primäre Aufgabe umfasst die Überwachung des Abholzungsverbots und des illegalen Fischfangs. Ferner umfasste das Programm bisher verschiedene Auff orstungsmaßnahmen im Stadtgebiet.

Das „Oplan linis“-Programm zielt auf die kontrollierte Abfallentsorgung und -reduzierung im Stadtgebiet ab. So wurden im Rahmen dieses Programms zahlreiche Abfallbehälter in der Stadt aufgestellt, eine geregelte Müllentsorgung für zahlreiche Stadtteile eingerichtet und ein Wettbewerb für den saubersten Stadtteil ins Leben gerufen.

Entsprechend den Verantwortungsbereichen der Abteilung fördert die Arbeit des CENRO die Integration von Umweltbelangen und den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung in die lokale Politik (MDG 7, Unterziel 9).

Gemeinsame Projekte mit Carpus Die Zusammenarbeit zwischen dem CENRO und Carpus beschränkte sich bisher auf das von 1992 bis 1994 durchgeführte Landvermessungsprojekt für die Ureinwohner in Kayasan. Da das Gebiet von Kayasan im PPSRNP liegt, war das CENRO einer der Gesprächspartner bei der Vermessung und der Kartierung der dortigen Ressourcen. In dem im April 2006 durchgeführten Projekt zum Abfallmanagement in Puerto Princesa trat der Leiter der Abteilung, Herr Daquer, als Referent im Workshop auf. Weitere Formen der Zusammenarbeit bestanden bisher nicht.

1 Die Verwaltung des Puerto Princesa Subterranean River National Park obliegt jedoch dem Bürgermeister persönlich, der sich in seinen Entscheidungen jedoch mit dem PAMB abstimmt.

2 bis 1999 St. Paul Subterranean River National Park, danach Umbenennung

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Aktuelle Situation der RO und weitere EntwicklungDas derzeit bedeutsamste Vorhaben des CENRO ist die Umsetzung eines so genannten COMPACT-Projektes im Puerto Princesa Subterranean River National Park. COMPACT steht für Community Management of Protected Areas Conservation und zielt auf die Erschließung und Förderung von nachhaltigen Einkommensquellen in Weltnaturerbestätten ab. Dieses Kleinförderprogramm wird von der UNDP verwaltet. Im Rahmen des COMPACT-Projektes können bis zu 50.000 US$ an Anrainergemeinden des Nationalparks sowie an dort tätige NRO vergeben werden. Wesentlicher Inhalt des COMPACT-Projektes in Palawan war die Erarbeitung eines Managementplans für den im Jahr 1999 stark vergrößerten Nationalpark. Umfasste dieser bis 1999 lediglich 3.900ha Land, wurde er in jenem Jahr auf 22.202ha ausgeweitet. Im Rahmen des COMPACT-Projektes wurde zwischen den verschiedenen Interessensgruppen ein Nutzungskonzept für die einzelnen Bereiche des Nationalparks erarbeitet. Das CENRO muss nunmehr seinen Beitrag zur Umsetzung des Managementplans leisten, wobei den Leiter der Abteilung vor allem Fragen des Tourismusmanagements und der Besucherlenkung innerhalb des Nationalparks beschäftigen.

Möglichkeiten zur ZusammenarbeitKonkrete Anfragen seitens Herrn Daquers an Carpus bezogen sich auf das Problem eines nachhaltigen Tourismusmanagements sowie auf die Aufklärung von Bauern über den Einsatz von Agrochemikalien. Carpus könnte diesbezüglich Kontakte zu nationalen und internationalen Experten herstellen sowie Bildungspartner aus der Provinz, wie z. B. PCC empfehlen.

7.2.3 Palawan State University (PSU)

Ziele und Arbeitsschwerpunkte der GO

Die Palawan State University (PSU) besteht seit 1972. Sie ist eine Volluniversität mit naturwissenschaftlichen, geisteswissenschaftlichen, gesellschaftswissenschaftlichen, künstlerischen und ökonomischen Studiengängen. Hauptsächlich werden an der PSU Bachelor-Abschlüsse angeboten, teilweise auch Masterstudiengänge. Die PSU betreibt keine Kooperationen mit ausländischen Unis, es gibt keine Austauschprogramme für Studenten.

An der Universität gibt es eine Vielzahl an studentischen Organisationen, sog. Student Clubs, die jeweils einer Fakultät oder einem Lehrstuhl zugeordnet sind, z. B. Environmental Club, Mathematics Club, etc. Eine lehrstuhlunabhängige Studentenorganisation war das Students Assistance Committee for Community Development (SACCD), das als Arbeitsziel die ehrenamtliche Unterstützung der Gemeinden verfolgte, aus denen die Studenten stammten. Mitglieder dieses Committees führten in ihren Heimatorten in Absprache mit der Gemeindeverwaltung beispielsweise Workshops zur Müllvermeidung, Übungen zum Brandschutz, Baumpfl anzungen oder Renovierungen des Gemeindezentrums durch.

Uwe Berger im Gespräch mit Herrn Rogelio Daquer und einem Mitarbeiter des CENRO

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Gemeinsame Projekte mit Carpus

Carpus kooperierte in der Vergangenheit nur einmal mit der Palawan State University, als im Rahmen eines Projektes zur Förderung regenerativer Energiegewinnung 1996 ein Windrad auf dem Campus der Universität aufgestellte wurde (vgl. Kap. 8.4). Ansonsten arbeitete Carpus mit dem Students Assistance Committee for Community Development (SACCD) zusammen. 1996 bauten Mitglieder des SACCD mit Carpus eine Ausstellung zur Nutzung regenerativer Energien in Puerto Princesa auf. Ebenfalls 1996 wurde eine gemeinsame Erhebung des Abfallaufkommens in der Gemeinde Sabang durchgeführt und ein Abfallmanagementplan ausgearbeitet.

Aktuelle Situation der RO und weitere EntwicklungDas Students Assistance Committee for Community Development (SACCD) existiert inzwischen nicht mehr. Ein Ansprechpartner, der Aussagen zur Aufl ösung der Organisation geben konnte, war 2006 nicht mehr zu fi nden. Über weitere Aktivitäten des SACCD konnte auf Nachfrage an der PSU keine Auskunft gegeben werden.

Möglichkeiten zur ZusammenarbeitIn Anbetracht der Aufl ösung der Organisation bestehen keine Möglichkeiten zur weiteren Zusammenarbeit mit dem SACCD. Die PSU selbst bietet jedoch zahlreiche Ansatzpunkte zur Kooperation, da es dort bislang keine internationalen Austauschprogramme für Studenten gibt. Carpus könnte sich hier bspw. dafür einsetzen, dass außerhalb des normalen Lehrbetriebes in den Semesterferien eine Art Sommeruniversität mit ausländischen Referenten in Palawan stattfi ndet. Näheres müsste jedoch mit Vertretern der PSU besprochen werden, was bislang nicht erfolgte.

7.2.4 Weitere staatliche Organisationen

Palawan Council for Sustainable Development Staff (PCSDS)

Der Palawan Council for Sustainable Development Staff wurde auf Grundlage der Verabschiedung des Gesetzes 7611 „Strategic Environmental Plan (SEP)“ für Palawan 1992 ins Leben gerufen. Die staatliche Organisation untersteht dem Büro der Präsidentin und wird von diesem fi nanziert. Der PCSDS ist seinem Wesen nach eine Umweltbehörde, deren vorrangige Aufgabe es ist, die Umsetzung des SEP voranzutreiben. Dazu gehört neben der Zonierung des Biosphärenreservates Palawan auch die Durchsetzung des Abholzungsverbotes. Da nach 14 Jahren Arbeit immer noch kein abschließendes Zonierungskonzept für Palawan vorliegt, steht der PCSDS stark unter Kritik.

Parallel zum PCSDS, den es nur in der Provinz Palawan gibt, existiert auch in Palawan die nationale Umweltbehörde Department of Environment and Natural Resources (DENR). Zwischen beiden Behörden gibt es immer wieder Machtkämpfe bezüglich der Aufgabenverteilung. Vor allem bei der Ausführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen und der Erteilung von Genehmigungen für Bauvorhaben in der Provinz kommt es häufi g zur Kompetenzüberschneidung.

Carpus führte in der Vergangenheit keine direkten Projekte mit dem PCSDS durch. Jedoch stellte der PCSDS als quasi Verwaltungsbehörde des Biosphärenreservates Palawan einen wichtigen Partner bei der Anbahnung der internationalen Naturschutzkooperation zwischen den Großschutzgebieten Brandenburgs und dem Biosphärenreservat Palawan dar. Carpus konnte den PCSDS als Vertragspartner zur Unterzeichnung des Kooperationsvertrages im Rahmen der EUROPARK-Partnerschaft gewinnen.

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Palawan Tropical Forestry Protection Programme (PTFPP) Im Jahre 1995 begann der PCSDS mit Hilfe von Fördermitteln der EU ein eigenständiges Projekt zur Wiederauff orstung in der Provinz Palawan, das Palawan Tropical Forestry Protection Programm (PTFPP). Die Laufzeit betrug sieben Jahre, von 1995 bis 2002.

Das Projekt, mit einem Gesamtumfang von 21 Mio. €, von denen 75% von der Europäischen Kommission und 25% von der Philippinischen Regierung bereitgestellt wurden, beschäftigte ca. 160 Mitarbeiter in einer eigenen Verwaltungsstruktur. Von 1999 bis 2002 leitete Frau Rosalinda Bacosa als nationale Co-Direktorin die Organisation und besuchte in dieser Zeit mehrmals Deutschland, auch Carpus.

PTFPP arbeitete in 12 ausgewählten Wassereinzugsgebieten in der Provinz Palawan. Dort wurden folgende Projektkomponenten durchgeführt:

Aufbau von BaumschulenWiederauff orstung von Brandrodungsfl ächenAufbau alternativer Einkommensquellen für Landbevölkerung (meist Tierhaltung)LandnutzungsplanungSchulung von Angestellten der Municipalities1 im Umweltrecht.

Als Suborganisation des PCSDS war PTFPP in die internationale Naturschutzkooperation Brandenburg-Palawan integriert und stellte dort den aktivsten Partner dar. Zwischen dem Programm und den Großschutzgebieten Brandenburgs gab es einen regen Mitarbeiteraustausch und viele gemeinsam besuchte Trainings zum Schutzgebietesmanagement und zur Nutzung von Geoinformationssystemen. Carpus übernahm bei diesen Besuchen philippinischer Mitarbeiter in Deutschland Betreuungsaufgaben während des Aufenthaltes. Im Jahr 2000 leisteten drei Carpus-Mitglieder ein mehrmonatiges Berufspraktikum in Palawan bei PTFPP ab.

Im Jahr 2002 beendete PTFPP wie geplant seine Arbeit. Viele Mitarbeiter wurden entlassen, einzelne von den Municipalities sowie vom PCSDS übernommen.

1 Municipality ist die nächst kleinere Verwaltungseinheit unter der Provinz. Sie umfasst wiederum mehrere Barangays, die in kleinere Sitios (Dörfer) unterteilt sind. Im Vergleich mit Deutschland nimmt die Municipality etwa den Rang eines Landkreises ein.

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8 Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in Palawan unter Mitwirkung von Carpus

8.1 Landtitelvergabe an Tagbanua und Batak Ureinwohner in Kayasan und Ressourcenkartierung im Ancestral Domain Claim Kayasan

8.1.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: Dezember 1992 – März 1996•

Beteiligte Organisationen:

PANLIPI – Tanggapag Panlipal ng Katutubong PilipinoSATRIKA – Samahan ng mag Tribu sa KayasanNATRIPAL – Nagkakaisang mag Tribu ng PalawanUniversity of the Philippines Los Banos

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Projektkosten: 18.164 Euro•

Förderinstitutionen:Stiftung Nord-Süd-BrückenMinisterium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg

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8.1.2 Ziel des Projektes

Das Projekt gliederte sich in zwei Teile. Ziel des ersten Projektabschnittes im Zeitraum 1992 bis 1994 war die Ausstellung eines Certifi cates of Ancestral Domain Claim (CADC) für die Tagbanua und Batak Ureinwohner in Zentralpalawan im Gebiet um Cleopatras Needle auf einer Fläche von ca. 70.000 ha. Mit der Ausstellung des Tandtitels über ihr Ahnenland sollten die Ureinwohner die volle Kontrolle über die Ressourcen auf ihrem Gebiet erhalten und so vor Plünderung und Raubbau geschützt bleiben. Erhoff t wurde sich davon die Rettung der 350 letzten Batak vor ihrer Auslöschung in Palawan.

Nach erfolgreicher, wenn auch verzögerter Vergabe des Landtitels 1996 ging es im zweiten Projektabschnitt darum, einen Managementplan für die Ressourcennutzung im Ureinwohnerschutzgebiet zu erstellen. Ziel der Beteiligung von Carpus war die Erarbeitung eines Kartierungsschlüssels für die Ressourceninventarisierung.

8.1.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Der Antrag auf Unterstützung für das Projekt erreichte Carpus 1992 von der Partnerorganisation PANLIPI, die damals noch von der Rechtsanwältin Grizelda Mayo-Anda geleitet wurde. PANLIPI wiederum arbeitete eng mit Samahang ng mga Katutubo sa Kayasan (SATRIKA) zusammen, einer Organisation in der sich verschiedene Ureinwohnergruppen im Gebiet Kayasan zusammengeschlossen hatten. Zum damaligen Zeitpunkt war der Tagbanua Bienveniedo Rodrigo Sprecher von SATRIKA.

PANLIPI übernahm die rechtliche Vorbereitung des Landtitelvergabeverfahrens und unterbreitete den nationalen Behörden einen Abgrenzungsvorschlag für ca. 70.000 ha rings um den heiligen Berg Cleopatra Needle. Dieser wurde in einem langen Verfahren auf nur 6.075 ha im Gebiet Kayasan begrenzt. Carpus brachte in das Projekt Fördermittel ein, mit denen PANLIPI die Antragstellung fi nanzieren konnte. Im Juli 1994 begannen die Vermessungsarbeiten zur genauen Abgrenzung des Ahnenlandes. Daran nahmen auch Carpus-Mitglieder teil. Außerdem spendete Carpus eine vermessungstechnische Ausrüstung. Nach Vorlage des Kartenmaterials bei der Provincial Special Task Force on Ancestral Domain (PSTFAD) formulierte diese eine Resolution für die Ausweisung des Ancestral Domain Claim. In der Folge musste PANLIPI das Gebiet an einigen Stellen nochmals vermessen, bevor das Certifi cate of Ancestral Domain Claim 1996 an SATRIKA übergeben werden konnte.

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Für das neue Ureinwohnerschutzgebiet musste nach philippinischem Recht ein Comprehensive Ancestral Domain Management Plan erstellt werden, der eine Kartierung der im Gebiet vorhandenen natürlichen Ressourcen sowie ein Konzept zu ihrer nachhaltigen Nutzung enthält. Die Aufstellung des Planes sollte unter der Federführung der Organisation Nagkakaisang Mga Tribu ng Palawan (NATRIPAL) erfolgen. Da es sich um ein Pilotprojekt für die Provinz Palawan handelte, bat PANLIPI 1995 Carpus um Unterstützung bei der Erarbeitung dieses Managamentplanes für Kayasan.

Für die Kartierungsarbeiten beschaff te Carpus neues Vermessungsequipment in Form von GPS-Geräten. Mehrere Vereinsmitglieder nahmen selbst an der Ressourcenkartierung entlang des Babuyan Rivers teil. Es wurden Waldregenrations- und Landwirtschaftsfl ächen kartiert, außerdem Vorkommen von Nutzpfl anzen, wie Rattan, Bambus und Almaciga. Geleitet wurde die Ressourcenkartierung von Prof. Nestor T. Baguinon, der an der University of the Philippines in Los Banos Biologie lehrte und in Kayasan gemeinsam mit Batak-Ureinwohnern eine ornithologische Kartierung vornahm.

8.1.4 Projektergebnisse

Am 28. Februar 1996 fand die feierliche Übergabe des Certifi cate of Ancestral Domain Claim an die Tagbanua und Batak Ureinwohner in Kayasan statt. Daran nahmen auch Carpus-Mitglieder teil.

Nach Abschluss der Kartierungsarbeiten legte Prof. Nestor T. Baguinon einen Botanischen Baseline Report für Kayasan vor, in dem sich neben Artenlisten und Kartenmaterial auch Berechnungen der Regenerationszeiten und Erntemengen für Rattan und andere Nutzpfl anzen wiederfi nden. Auf Grundlage dieses Reports stellte NATRIPAL später einen Managementplan auf.

8.1.5 Bewertung durch die lokalen Partner NATRIPAL und SATRIKA

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenNach Aussage der NATRIPAL-Geschäftsführerin Dionesia Banua war das Projekt zu seiner Zeit von hoher Relevanz, da das Ureinwohnerland in ganz Palawan durch hohen Migrationsdruck und Ressourcenplünderungen in Gefahr war (und immer noch ist). Kayasan war das erste CADC in Palawan und hatte als Pilotprojekt somit eine Vorbildfunktion für andere Ureinwohnergebiete in der Provinz. Den Ureinwohnern die Rechte und die Selbstverwaltung der Ressourcen in ihren angestammten Gebieten zu sichern, war und ist nach wie vor auch für andere Ureinwohnergruppe von großer Relevanz.

Übergabe der Vermessungsinstrumente durch Carpus-Mitglied Sven Büchner

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Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenAus dem Interview mit der Vorsitzenden von SATRIKA, den Tagbanua Winefreda Rodriguez und Roy Rodrigo lässt sich zusammenfassen, dass die erfolgreiche Umsetzung des Projektes erheblich zur Stärkung der Rechte der Ureinwohner in Palawan beitrug. Das Projekt stellte den Beginn einer Reihe von weiteren Landtitelvergaben in der Provinz dar. Der Rückgang der Ureinwohnerzahl in Kayasan konnte gestoppt werden und in eine Zunahme der Bevölkerung umgekehrt werden. Die Batak konnten ihren nomadischen Lebensstil beibehalten, während die Tagbanua im Sitio1 Kayasan sesshaft sind.

Im Laufe der Jahre gelang es, wiederholt Ressourcenplünderer zu fassen und zu bestrafen. Auf Basis des Landtitels ist es SATRIKA möglich, Sammelgenehmigungen für Rattan und Almaciga an Nicht-Ureinwohner auszugeben und dafür Gebühreneinnahmen zu erheben. Für das Sammeln von Ressourcen wurden auf Grundlage des Managementplans maximale Sammelgrößen pro Person festgelegt. Auch gibt es die Möglichkeit, ein generelles Sammelverbot zu erlassen, von dem SATRIKA 1998 Gebrauch machte, als die Rattanvorkommen stark zurückgingen.

Die Ureinwohner sind aufgrund des Landtitels in der Lage, ihr Land in Selbstverwaltung zu nutzen und mit den Ressourcen zu haushalten. Dies sichert ihnen ihre Lebensgrundlage vor Zugriff en von Außen. Herr Roy Rodrigo betonte jedoch, dass die medizinische Versorgung in Kayasan noch immer schlecht sei und die Ureinwohner unzureichend mit Medikamenten ausgestattet sind.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleAufgrund fehlender Kenntnisse zu den MDGs konnten die Partner keine Aussagen über den Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MDGs machen.

Nachhaltigkeit des ProjektesZur Nachhaltigkeit des Projektes konnten von NATRIPAL und SATRIKA keine Aussagen gemacht werden.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.NATRIPAL wiederholt diese Art von Projekt inzwischen mehrmals in der Provinz. Mittlerweile stehen 15 Ureinwohnergebiete unter dem Schutz eines CADC. Obwohl die nationale Regierung die maximale Zahl der CADC-Neuausweisungen auf fünf pro Jahr festgelegt hat, möchte NATRIPAL in den kommenden Jahren noch 40 weitere CADC in Palawan ausweisen.

1 Sitios (Dörfer) sind die kleinere Verwaltungseinheit eines Barangays, das wiederum die kleinere Einheit einer Municipality darstellt.

Uwe Berger stellt Vertretern von NATRIPAL die MDGs vor

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8.1.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenCarpus schließt sich der Argumentation von Frau Dionesia Banua an, die dem Projekt eine hohe Relevanz als Pilotprojekt in Palawan bescheinigt.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenDurch die positiven Erfolge konnten auch andere NRO in Palawan dazu motiviert werden, sich für die Ausweisung von CADC einzusetzen. So fragte PNNI 1999 Carpus um Unterstützung bei der Ausweisung eines CADC in El Nido an. Die Rechte der Ureinwohner werden in der Öff entlichkeit Palawans stärker wahrgenommen.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleMit der Selbstbestimmung der Ureinwohner über die Nutzung der Ressourcen in ihrem Gebiet konnte ein wesentlicher Beitrag zum MDG 1 „Beseitigung der extremen Armut und des Hungers“ geleistet werden. Die Aufstellung eines Managementplans, die aktive Kontrolle der Stammesältesten über die Ressourcennutzung und die Möglichkeit, Sammelverbote zu erlassen, verhindert künftig eine Übernutzung der Ressourcen. Damit wird ein wirksamer Beitrag zur Umsetzung des MDG 7 „Schutz der nachhaltigen Umwelt“ geleistet.

Nachhaltigkeit des ProjektesDas Projekt wird als nachhaltig angesehen, da der Landtitel bis heute Bestand hat und die Ureinwohner gemeinschaftlich über die Ressourcennutzung entscheiden können. Das Projekt benötigt keine wiederkehrende Förderung von außen. Die Ureinwohner leben selbstorganisiert auf ihrem Land.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der RegionIn Anbetracht des positiven Projektverlaufes und der Notwendigkeit zur Ausstellung weiterer CADCs in Palawan kann und sollte das Projekt an anderen Orten der Provinz wiederholt werden. Der fehlgeschlagene Versuch in El Nido (vgl. Kap. 8.7) zeigt jedoch, dass der uneingeschränkte Wille aller beteiligten Ureinwohner Voraussetzung für eine Wiederholung, sein muss. NATRIPAL erscheint für die Durchführung eines solchen Projektes als der geeignetste Partner, da die Organisation den besten Zugang zu den Ureinwohnergemeinden und die größten Kompetenzen im Umgang mit ihrer Kultur besitzt.

8.2 Aufbau einer Forschungsstation im Puerto Princesa Subterranean River National Park (St. Paul Subterranean River Nationalpark)

8.2.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: Februar 1993 – Dezember 1993 sowieJanuar 1996 – Juli 1996 sowie Juni 1997 – September 1997

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Beteiligte Organisationen:PAMB – Protected Area Management Board des St. Paul Subterranean River NationalparkCENRO – City Department of Environment and Natural Resources

Projektkosten: 33.443 Euro•

Förderinstitutionen:

Ministerium für Justiz und Europaangelegenheiten des Landes BrandenburgMinisterium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg

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8.2.2 Ziel des Projektes

Ziel des Projektes war der Aufbau einer kleinen Forschungsstation in der Central Park Station (CPS) in Malipien als Aufenthalts- und Arbeitsmöglichkeit für Forscher und als Voraussetzung für die Durchführung von Langzeitstudien im Nationalpark.

8.2.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

In Absprache mit dem Protected Area Management Board des damaligen St. Paul Subterranean River Nationalparks unterzeichnete Carpus mit dem Department for Environment and Natural Resources (DENR) in Manila einen Kooperationsvertrag, der die Errichtung der Forschungsstation im Nationalpark zum Inhalt hatte. Mit Hilfe der von Carpus akquirierten Fördergelder konnte die Forschungsstation 1993 in wenigen Monaten von Herrn Carlito Bacomo und seinen Handwerkern in Malipien errichtet werden. Material und Arbeitskosten wurden komplett von Carpus beglichen, das Land wurde vom PAMB kostenlos zur Verfügung gestellt. Die unmittelbare Nähe zu den Unterkunftsmöglichkeiten der Rangerstation ermöglichte potentiellen Forschern eine Mitbenutzung der Toiletten- und Küchenanlagen der Rangerstation. Nach Fertigstellung wurde die Forschungsstation dem PAMB zur Nutzung übergeben.

Im Jahr 1996 erfolgte die Ausstattung der Station mit Möbeln, Lampen, Fahrrädern, Booten und Forschungsequipment, darunter Ferngläser, Binokulare, Mikroskope, Fotoapparat, Zelte, Kompasss, Ph-Meter, Hygrometer. Dabei kamen ebenfalls durch Carpus akquirierte Fördergelder zum Einsatz. Ebenfalls 1996 wechselte der Nationalpark seine Verwaltungszugehörigkeit vom DENR zur Stadtverwaltung Puerto Princesa. Aus diesem Grund wurde die Stelle des Nationalparkleiters und auch andere Posten neu besetzt.

Als Folge der tropischen Wetterverhältnisse mussten im Jahr 1997 das Dach und Teile der Außenwände der Forschungsstation erneuert werden. Diese Arbeit wurde von einer Carpus-Gruppe im Rahmen des Programms Konkreter Friedensdienst1 begonnen und von Mitarbeitern des PAMB abgeschlossen.

8.2.4 Projektergebnisse

Die Forschungsstation wurde von mehreren Forschern zur Arbeit im Nationalpark genutzt. Auch Carpus-Gruppen nutzten die Station 1996 als Aufenthaltsmöglichkeit. Das PAMB brachte vor dem Gebäude eine Informationstafel mit einer Danksagung an Carpus und das Land Brandenburg an. Nach der Dachreparatur wurde die Station weiterhin genutzt, so hielt das PAMB bspw. am 30.09.1998 seine Jahresversammlung in der Forschungsstation ab. Außerdem wurden Trainings darin durchgeführt und Übernachtungen für Studentenexkursionen angeboten.

1 Förderprogramm der Carl-Duisberg Gesellschaft NRW, Vorläufer des Brandenburger JfE-Programms

Die Forschungsstation kurz nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1993

Mitglieder von Carpus e.V. nutzen die Forschungsstation während ihrer Projektaufenthalte im Nationalpark

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Im April 1999 teilte das PAMB Carpus mit, dass die Schließung der Central Park Station (CPS) in Malipien geplant sei. Diese Bestrebungen wurden jedoch zunächst nicht in die Tat umgesetzt. Im Jahr 2000 hielten Carpus-Mitglieder in der Forschungsstation einen Vortrag über Agenda 21, auch im Jahr 2003 war die gesamte CPS noch in Benutzung.

Im Zusammenhang mit der Neueröff nung des Nationalparkbesucherzentrums in Cabayugan kam es Ende des Jahres 2004 schließlich doch zur Aufl ösung der Central Park Station. Die Forschungsstation litt zu diesem Zeitpunkt bereits unter starkem Termitenbefall, so dass das Gebäude komplett abgebaut wurde. Bei einer Besichtigung im Jahr 2006 standen lediglich noch die Wassertanks. Alle anderen Gebäudeteile waren bereits entfernt.

8.2.5 Bewertung durch den lokalen Partner PAMB

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenDer damalige Nationalparkleiter Artur Palatino ist mittlerweile nicht mehr im Amt. Es konnte auch kein Kontakt zu ihm hergestellt werden. Der damalige Gouverneur Sokrates starb im Jahr 2000 bei einem Flugzeugabsturz. Der heutige Nationalparkleiter, James Mendoza ist erst seit 1996 im Amt. Aus diesem Grunde ist eine Bewertung der Relevanz des Projektes durch die Projektpartner nicht mehr möglich. Nach Aussagen von Carpus-Vereinsmitgliedern, war es vor allem dem Gouverneur Sokrates ein großes Bedürfnis, den jungen Nationalpark zu entwickeln. Für die Erforschung des Nationalparks wurden damals dringend Arbeitsmöglichkeiten benötigt.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenNach Aussage von James Mendoza, dem heutigen Nationalparkleiter konnte die Forschungsstation zwar einzelnen Forschern und Gruppen die Arbeitsbedingungen erleichtern, jedoch war damit kein Anstieg der Zahl an Forschungsarbeiten verbunden. Bis heute ist die Forschungstätigkeit ein großer Schwachpunkt im Nationalpark.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleDas Projekt leistete nach Ansicht von James Mendoza einen Beitrag zum MDG 7 „Schutz der nachhaltigen Umwelt“.

Nachhaltigkeit des ProjektesNach Aussage des Nationalparkleiters trug das Projekt zu einer erhöhten Besucherzahl der Central Park Station bei, was gleichzeitig zu einer Verstärkung menschlicher Aktivitäten in Mailipien, einschließlich erhöhtem Abfall- und Abwasseraufkommen sowie Trinkwasserverbrauch führte. Diese Entwicklung stand dem eigentlichen Ziel, menschliche Einfl üsse im Nationalparkgebiet zu minimieren, entgegen. Aus diesem Grunde stuft er das Projekt als nicht nachhaltig ein.

Die Reste der Forschungsstation bei der Besichtigung im März 2006

Spuren von Termitenfraß an den Holzresten der Forschungsstation

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Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.Ein Wiederaufbau der Forschungsstation ist nach Aussage des Nationalparkleiters nicht geplant und aufgrund des neuen, von PTFPP über EU-Mittel fi nanzierten Besucherzentrums in Cabayugan auch nicht notwendig.

8.2.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenCarpus erachtete es zum damaligen Zeitpunkt als sinnvoll, den neu gegründeten Nationalpark bei der Forschungstätigkeit zu unterstützen und setzte große Erwartungen in den Ausbau der CPS.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenDie Forschungsstation im Zusammenhang mit der technischen Ausstattung sorgte für bessere Arbeitsbedingungen der Ranger im Nationalpark. Jedoch wurde die Station vom PAMB nicht wie vorgesehen für Forschungstätigkeiten genutzt, sondern lediglich für Schulungen. Späteren Carpus-Projekten, bspw. 1996 und 1997, diente die Station als Herberge. Dass die Station nicht dabei helfen konnte, ein Grundproblem des PAMB zu lösen, nämlich den dringenden Bedarf an eigenen angestellten Biologen im Nationalpark zu decken und die Zahl an Forschungsarbeiten im Park zu erhöhen, ist auf das Missmangement des PAMB zurückzuführen. Trotz der guten technischen Voraussetzungen konnte hier aufgrund der schlechten Personalpolitik der Stadt Puerto Princesa keine Besserung erzielt werden. Der Umfang der Forschungstätigkeiten im Nationalpark blieb über all die Jahre auf äußerst niedrigem Niveau.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleDas Projekt konnte keinen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele leisten, da durch den Aufbau und die Ausstattung der Forschungsstation keiner der 48 MDG-Indikatoren spürbar verbessert wurde. Jedoch sieht Carpus in dem Projekt einen richtungsweisenden Ansatz zur Umsetzung des MDG 8. Für einen erfolgreichen Beitrag bedarf es jedoch einer besseren Zusammenarbeit der Partner.

Nachhaltigkeit des ProjektesEine Nachhaltigkeit des Projektes konnte nicht erreicht werden, da nach dem Wechsel des Nationalparkleiters 1996 zu wenig bzw. kein Interesse seitens des PAMB am Projekt und einer Kooperation mit Carpus bestand. Aufgrund des wenig qualifi zierten Mitarbeiterbestandes des PAMB konnte die Station nicht zweckerfüllend für Forschungszwecke genutzt werden.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der RegionDas Projekt ist im Prinzip für eine Wiederholung geeignet und auch auf andere Schutzgebiete der Provinz übertragbar. Überall in Palawan werden dringend Forschungsdaten benötigt. Unterkunfts- und Arbeitsmöglichkeiten für Forscher im Gebiet sind dafür von großem Nutzen. Eine erneute Kooperation macht aber nur Sinn, wenn der lokale Partner über entsprechende Kompetenzen verfügt und eine breite Forschungskooperation mit lokalen und internationalen Universitäten aufgebaut wird, durch welche gesicherte Langzeitstudien stattfi nden können. Eine Kooperation mit dem jetzigen PAMB des PPSRNP wird entsprechend als nicht sinnvoll betrachtet.

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8.3 Aufbau von Pfl anzenkläranlagen in Malipien

8.3.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: Januar 1996 – September 1996•

Beteiligte Organisationen:

AMB – Protected Area Management BoardCENRO – City Department of Environment and Natural ResourcesSACCD – Students Assistance Committee for Community Development (Palawan State University)

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Projektkosten: 11.631 Euro•

Förderinstitutionen:Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg

8.3.2 Ziel des Projektes

Während vergangener Aufenthalte in der Central Park Station „Malipien“ stellten Carpus-Mitglieder wiederholt fest, dass das Brauchwasser unmittelbar neben den Wasserpumpen im Boden versickerte. Bei Wasserproben an den Pumpen wurden neben einem seifi gen Geruch große Mengen an Coli-E-Bakterien festgestellt. Ziel des Projektes war es daher, die sanitären Verhältnisse in der Central Park Station zum Schutz des Trinkwassers aber auch der angrenzenden Ökosysteme (Regenwald und Korallenriff ) zu verbessern. Da aufgrund der Standortverhältnisse keine konventionelle Klärtechnik eingesetzt werden konnte, sollte im Rahmen dieses Pilotprojektes erstmals biologische Pfl anzenkläranlagen (PKA) als alternative Form der Abwasserklärung erprobt werden.

8.3.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Ausgehend von der allgemein bekannten Problemlage in Malipien begannen in Deutschland im Herbst 1995 die ersten Berechungen bezüglich der Größe der zu bauenden PKA und des entsprechenden Materialbedarfs. Im Januar 1996 traf die erste Carpus-Projektgruppe in Palawan ein und handelte zunächst mit dem Bürgermeister von Puerto Princesa, Herrn Hagedorn, eine Kooperationsvereinbarung zum Bau der PKA aus. Im Februar und März 1996 wurden die Standorte für zwei PKA ausgewählt, auf Basis aktueller Daten die zu reinigende Wassermenge neu berechnet und entsprechende Gruben ausgehoben. Im April 1996 reiste die zweite Projektgruppe an und begann nach Ankunft der Materialien aus Deutschland im Mai mit dem Bau zwei kleiner PKA. Dazu wurden die aus Deutschland importierten Drainrohre, Matten und Folien verwandt sowie Kies und Sand aus dem Strandbereich Malipiens eingesetzt. In Zusammenarbeit mit Studenten des Students Assistance Committee for Community Development (SACCD) der Palawan State University wurden anschließend Schautafeln zum Funktionsprinzip der PKA in Englisch und Tagalog angefertigt und an den Anlagen aufgestellt. Auf ausdrücklichen Wunsch des Nationalparkleiters James Mendoza wurde im Anschluss noch eine dritte PKA direkt am Besucherzentrum des Underground River gebaut und im September 1996 fertiggestellt.

8.3.4 Projektergebnisse

Im November 1996 wurde eine Wassergütemessung an den PKA durch das Gesundheitsamt der Stadt Puerto Princesa durchgeführt. Im Ergebnis der Messung wurden Coli-E-Bakterien im Klärwasser nachgewiesen und dieses als gesundheitsgefährdend eingestuft. Im März 1997 erhielt Carpus die Nachricht, dass in Malipien eine Anlage funktionierte, die andere unter Wasser stand und die PKA am Underground River komplett trocken lag. Eine Vor-Ort-Besichtigung durch eine weitere Projektgruppe im Juli 1997 bestätigte den überwiegend schlechten Zustand der Anlagen. Off ensichtlich waren die Anlagen in der CPS in Malipien nicht ausreichend gewartet worden. Bei beiden Anlagen waren die Absetzbecken zur Vorklärung mit Schlamm und Schwemmsand zugesetzt. Während die am häufi gsten genutzte Anlage ihre Arbeit noch tat, hatte man die andere Anlage, nachdem alle Leitungen zugesetzt waren, als Kompostablage umgenutzt. Die PKA am Underground River war hingegen als solche kaum mehr zu erkennen. Hier fehlte eindeutig eine ausreichende Abwassermenge, um die Pfl anzen im Klärbeet überhaupt am Leben halten zu können.

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Nach Rücksprache mit dem Nationalparkleiter entschied Carpus, im Rahmen einer weiteren Projektreise die beiden PKA in der CPS zu reparieren. Im Januar 1999 reiste die nächste Projektgruppe an. Ihr wurde vom Nationalparkleiter mitgeteilt, dass eine Reparatur nicht mehr notwendig sei, da das Besucherzentrum geschlossen werden würde. Daraufhin bat die Gruppe, die eine defekte Anlage in der Malipien abbauen zu dürfen um sie auf dem Campus-Gelände von PCC neu zu errichten. Im April 1999 wurde dazu seitens des PAMB eine schriftliche Erlaubnis erteilt. Die Anlage wurden daraufhin von der Projektgruppe im Nationalpark zurückgebaut und aus den Restmaterialien eine PKA auf dem PCC-Campus errichtet. Bei einer erneuten Besichtigung der verbliebenen PKA in der Malipien im März 2006 wurde festgestellt, dass die Anlage in einem insgesamt sehr schlechten Zustand ist. Inwiefern sie noch zur Klärung der Abwässer beiträgt, war nicht ersichtlich.

8.3.5 Bewertung durch den lokalen Partner

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenZum heutigen Zeitpunkt kann nicht mehr konkret nachvollzogen werden, inwiefern damals den lokalen Projektpartnern die Relevanz des Projektes für den Nationalpark bewusst war. Bezogen auf die Person des Bürgermeisters Edward Hagedorn ist von einem grundsätzlichen Interesse an Umweltprojekten jedweder Art auszugehen. Im direkten Gespräch mit dem Leiter des Nationalparks, Herrn Jamas Mendoza, im März dieses Jahres war zu erkennen, dass ihm erst in den letzten Jahren die generelle Bedeutung einer geregelten Abwasserentsorgung im Nationalpark bewusst wurde. Im Gespräch äußerte er die Ansicht, dass negative Umwelteinfl üsse im Nationalpark minimiert werden müssen. So habe sich die Nationalparkverwaltung dazu entschlossen, die Central Park Station als Besucherzentrum zu schließen und ein neues Besucherzentrum in Cabayugan am Rand des Nationalparks aufzubauen.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenZu Auswirkungen des Projektes auf die lokalen Rahmenbedingungen liegen von Herrn Mendoza keine verwertbaren Aussagen vor.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleAufgrund fehlender Kenntnisse über die MDGs konnte der Nationalparkleiter Herr Mendoza keine Aussage zu einem möglichen Beitrag des Projektes machen.

Nachhaltigkeit des ProjektesZur Nachhaltigkeit des Projektes wurden von Herrn Mendoza keine Aussagen gemacht. Da das Projekt durch das PAMB bzw. die Nationalparkleitung nicht weiter verfolgt wurde, ist davon auszugehen, dass sie von der Nachhaltigkeit des Projektes nicht überzeugt waren.

Die Reste der PKA in Malipien bei der Besichtigung im März 2006

Das neue Besucherzentrum in Cabayugan im März 2006

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Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.Aussagen über eine mögliche Wiederholung oder Übertragung des Projektes wurden seitens Herrn Mendoza nicht gemacht.

8.3.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenCarpus sieht auch heute noch eine erhebliche Relevanz des Projektes. Im Projektzeitraum nahm die Besucherzahl in der Central Park Station stetig zu und die ungereinigten Abwassermengen waren erheblich. Die Verunreinigung des Grundwassers durch Spülen und Waschen direkt neben den Wasserpumpen konnte damals eindeutig nachgewiesen werden. Um Gefahren für Mensch und Umwelt abzuwenden bestand damals und auch heute die Notwendigkeit zur Abwasserreinigung.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenEine direkte Wirkung des Projektes auf die lokalen Rahmenbedingungen konnte während der Evaluationsreise nicht festgestellt werden. Zwar ist das generelle Bewusstsein für die Abfall- und Abwasserproblematik im an den Nationalpark angrenzenden Ort Sabang gestiegen, die Abwässer gelangen jedoch nach wie vor ungeklärt ins Meer oder versickern im Boden. Nachahmungen oder die Durchführung vergleichbare Projekte wurden nicht festgestellt.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleAufgrund der festgestellten Funktion zumindest einer PKA wird davon ausgegangen, dass durch die abwasserreinigende Wirkung der Anlage ein begrenzter Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit der Nationalparkmitarbeiter (MDG 6) sowie ein Beitrag zur Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit (MDG 7, insbesondere Unterziel 10) geleistet wurde.

Nachhaltigkeit des ProjektesDas Projekt wird insgesamt als nicht nachhaltig eingestuft. Der erhoff te Eff ekt der Anlage, wesentlich zur Verbesserung der Abwassersituation in der Central Park Station beitragen zu können, hat sich nicht eingestellt. Die Wassergütemessung im November 2006 konnte die Reinigungswirkung der Anlagen nicht überzeugend nachweisen. Ursachen für die mangelnde Nachhaltigkeit des Projektes werden einerseits in Konstruktionsmängeln und andererseits in der fehlenden Integration der lokalen Bevölkerung und der Nationalparkmitarbeiter gesehen. Der Projektgruppe fehlte es off enbar an Erfahrung und ausreichender Qualifi kation für den Bau solch technischer Anlagen. Die eigentliche Projektidee wurde zudem von Carpus, sprich von außen an die lokalen Organisationen herangetragen, ohne dass es zu einer intensiven Abstimmung im Vorfeld des eigentlichen Projektes kam. In dessen Folge mangelte es vor Ort an Verantwortungsbewusstsein und Interesse an der Pfl ege und Instandhaltung der Anlagen.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region

Eine Wiederholung bzw. Übertragung des Projektes ist nur unter geänderten Rahmenbedingungen vorstellbar. Dazu gehören vor allem ein grundsätzliches Interesse der Projektpartner an der Umsetzung und Entwicklung einer Kläranlage. Des Weiteren ist eine gemeinsame Planungs- und Umsetzungsphase wichtig, in der die lokalen Partner vorrangig die technische Ausführung übernehmen. Auch müssten in einem weiteren Projekt dieser Art die örtlichen Standortbedingungen stärker berücksichtigt werden. Nur bei ausreichend großem Abwasservorkommen kann ein Klärbeet im technischen Sinne funktionieren. Aufgrund der allgemein starken Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen hohen Verdunstungswerte in Palawan ist aus technischer Sicht zudem zu überlegen, ob auf ein Pfl anzenklärbeet nicht komplett verzichtet werden kann.

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8.4 Aufbau einer Windkraftanlage und mehrerer Solarpanele in Puerto Princesa City

8.4.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: März 1996 – Juli 1996•

Beteiligte Organisationen:Palawan State University (PSU)SACCD – Students Assistance Committee for Community Development (Palawan State University)

••

Projektkosten: 6.140 Euro•

Förderinstitutionen:Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg

8.4.2 Ziel des Projektes

Im Rahmen dieses Pilotprojektes sollten die Nutzungsmöglichkeiten der regenerativen Energiequellen Wind und Sonne als Alternative zu fossilen Brennstoff en dargestellt werden. Dazu sollten im Küstendorf Sabang eine Windkraftanlage zur Beleuchtung des Busterminals und in der Central Park Station Solarpanele zur Beleuchtung des Besucherzentrums aufgebaut werden.

8.4.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Anfang 1996 kaufte Carpus in Deutschland eine größere und eine kleine Windkraftanlage (WKA) sowie Solarpanele und schickte diese nach Palawan. Die Carpus-Projektgruppe reiste zur selben Zeit nach Palawan und erreichte die Insel vor den Arbeitsmaterialien. Die Projektgruppe nutzte die Zeit, bis die Materialien eintrafen und bereitete eine Ausstellung zum Th ema „Regenerative Energienutzung“ mit dem Bau eigenständig hergestellter Exponate vor. Dazu wurden Solarkochkisten, kleine Windräder aus Fahrradynamos, ein Sonnenkühlschrank sowie Parabolkocher angefertigt und schließlich vom 3. bis 5. Mai 1996 im Mendozapark in Puerto Princesa ausgestellt.

Nach Ankunft der Materialkiste wurde die kleine WKA mit einer Leistung von 200 Watt auf dem Tiniguiban-Campus der PSU aufgebaut. Nach der gemeinsamen Gestaltung einer Informationstafel zum Aufbau und der Funktionsweise der WKA mit Studenten der PSU wurde die Anlage an die Universität als Demonstrationsobjekt übergeben.

Studenten der PSU vor der WKA auf dem Universitätscampus

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Zum Aufbau der großen WKA wurden Gespräche mit dem Gemeindevertreter von Sabang, Herrn Patricio Aborot geführt, der den Pier des Dorfes als besonders geeigneten Standort empfahl. Daraufhin baute die Projektgruppe drei Stützfundamente am Pier. Aufgrund der zeitlichen Verzögerung des Projektes durch den unerwartet langen Transport des Materials, konnte die Projektgruppe den Aufbau der WKA nicht rechtzeitig vor dem Abfl ug abschließen. Andere Mitglieder von Carpus, die im selben Jahr am Aufbau der Pfl anzenkläranlagen in Malipien arbeiten, fühlten sich einem späteren Aufbau der WKA technisch nicht gewachsen. Die Einzelteile der WKA wurden daher in einem Cottage der CPS eingelagert.

Die angelieferten Solarpanele konnten aufgrund der Projektverzögerung und wegen Verständigungs-schwierigkeiten mit der Nationalparkverwaltung ebenfalls nicht mehr im Beisein der Projektgruppe in der CPS montiert werden. Die Mitarbeiter des Nationalparks setzten diesen Teil des Projektes später in Eigenregie um.

8.4.4 Projektergebnisse

Konkrete Informationen zur Nutzungsdauer der Windkraftanlage auf dem PSU-Campus liegen nicht vor. Aus Gesprächen mit Vereinsmitgliedern konnte jedoch rekonstruiert werden, dass dieses bis Ende 1997 mit Sicherheit in Betrieb war. Während der Evaluationsreise konnten die ehemaligen Ansprechpartner an der PSU, der Physiklehrer Herr Quirino L. Caabay sowie die Biologielehrerin, Frau Editha B. Estrella, nicht ausfi ndig gemacht werden. Weitere Aussagen über konkrete Ergebnisse zur WKA auf dem PSU-Campus können daher nicht gemacht werden.

Die Projektgruppe, die 1997 nach Palawan reiste, hatte unter anderem den Auftrag, die Möglichkeiten zum Aufbau der großen WKA in Sabang zu eruieren. Die Teilnehmer der Gruppe stellten fest, dass zahlreiche Bauteile von Rost befallen waren, die Rotorblätter wegen falscher Lagerung verzogen sowie von Termitenfraß befallen waren. Von den drei Fundamenten am Pier von Sabang waren nur noch zwei vorhanden, beide stark unterspült und verwittert. Im Jahr 1999 wurden schließlich die verbliebenen Einzelteile der WKA von der nächsten Projektgruppe an PCC zur freien Verwendung übergeben.

Während der Evaluationsreise im März 2006 waren die Solarpanele in der CPS des Nationalparks noch zu sehen. Da die Besichtigung tagsüber erfolgte, konnte jedoch nicht festgestellt werden, ob die von den Solarpanelen gespeiste Beleuchtungsanlage technisch in Ordnung ist.

8.4.5 Bewertung durch den lokalen Partner

Während der Evaluationsreise konnten keine aussagefähigen Partner angetroff en werden, die eine Bewertung des Projektes hätten vornehmen können.

8.4.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenDie Notwendigkeit zur Förderung regenerativer Energien war zum Projektzeitpunkt ebenso wie heute von hoher Relevanz. Die Philippinen sind trotz eigener Erdölvorkommen in hohem Maße von Importen fossiler Energieträger abhängig. Die Stromerzeugung in Palawan erfolgt zum Großteil über dieselbetriebene Generatoren, die mit ihren Emissionen zur globalen Klimaerwärmung beitragen und von zunehmend teuren Dieselimporten abhängig sind. Die Nutzung regenerativer Energiequellen vor allem in den abgelegenen, ländlichen Regionen der Provinz hatte damals wie auch heute eine hohe Relevanz für die Region.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenAussagen zu Wirkungen der WKA auf dem PSU-Campus können nicht gemacht werden, da für eine entsprechende Auswertung keine Ansprechpartner mehr zur Verfügung stehen.

Einzig nachweisbare Wirkung zeigte die Nutzung der Solarpanele in der CPS. Dank dieser Anlage entfi el dort die Nutzung eines Dieselgenerators, was zur Reduzierung von schadhaften Umwelteinfl üssen sowie von Unterhaltskosten der CPS führte.

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Beitrag des Projektes zur Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele

Mit dem erfolgreichen Einsatz der Solarpanele in der CPS und dem Aufbau der WKA an der PSU leistete das Projekt vorrangig einen Beitrag zur Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit (MDG 7).

Nachhaltigkeit des ProjektesDas Projekt war vor allem im Hinblick auf die Windkraftnutzung insgesamt von geringer Nachhaltigkeit. Die Idee zur Nutzung von Windkraftanlagen in Palawan war im Vorfeld nicht ausreichend durchdacht worden. Vorraussetzung wäre beispielsweise eine langfristige Wetterbeobachtung unter besonderer Berücksichtigung der Windverhältnisse gewesen. Wie bei späteren Recherchen und Befragungen lokaler Experten festgestellt wurde, sind diese in Palawan je nach Standort sehr extrem. So gibt es eine ausgeprägte Starkwindzeit in der Taifunsaison mit extremen Windgeschwindigkeiten aber auch lange Flautezeiten ohne Wind. WKA müssen vor allem an der Küste außergewöhnlichen Belastungen standhalten, für die die Kleinanlagen aus Deutschland zumindest zum Zeitpunkt des Projektes nicht ausgelegt waren.

Über die Nachhaltigkeit des Aufbaus der WKA auf dem PSU-Campus kann nur spekuliert werden, da hierzu keine Informationen seitens der Partner vorliegen.

Positive Aussagen können hingegen zur Installation der Solarpanele in der CPS gemacht werden. Auch wenn die Projektgruppe selbst nicht am Aufbau der Anlage beteiligt war, verlief dieses Teilprojekt sehr erfolgreich. Nachweislich bis zum Jahr 1999 wurde die Solaranlage zur Beleuchtung der einzelnen Gebäude in der CPS wie auch zum Aufl aden von Funkgeräten genutzt. Die Nutzung von Solarmodulen hat sich inzwischen im Nationalpark etabliert und hält auch in Sabang Einzug. So wurde während der Evaluationsreise festgestellt, dass die Batterien, die zur Versorgung der elektrischen Lampen bei der Befahrung des Underground Rivers genutzt werden, über eine moderne Solaranlage aufgeladen werden. In Sabang wurde zudem im März 2006 ein Tourismusbüro von der Stadtverwaltung Puerto Princesa eröff net, das über zwei Solarmodule mit Elektrizität versorgt wird. Die Idee, regenerative Energiequellen als Alternative zu fossilen Energieträgern zu nutzen, hat somit zumindest im Hinblick auf die Photovoltaik Nachahmer gefunden.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.Von weiteren Projekten zur Förderung der Windkraftnutzung wird wegen der technischen Schwierigkeiten in der Umsetzung Abstand genommen. Im Gegensatz dazu wird die Verbreitung von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen in Palawan bei Verwendung heimischer Technologien als weiterhin sinnvoll erachtet. Vorraussetzung für die Umsetzung solche Projekte ist jedoch, dass vor Ort kompetentes Fachpersonal sowie Finanzmittel zur Wartung und Reparatur solcher Anlagen zur Verfügung stehen. Seit Anfang des neuen Jahrtausends führt die Firma Shell in Palawan ein Programm zur Versorgung des ländlichen Raumes mit Solarmodulen durch. Shell könnte bei weiteren Projekten demzufolge ein Partner sein, der als lokaler Installations-, Reparatur- und Wartungsdienst fungiert.

Die neue Solarladestation am Eingang zu den Höhlen des Underground-River

Die neue Touristinformation in Sabang mit zwei von Greenpeace gesponsorten Solarmodulen

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8.5 Erarbeitung eines Abfallkonzeptes für Sabang

8.5.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: März 1996 – Juli 1996•

Beteiligte Organisationen:Palawan State University (PSU)SACCD – Students Assistance Committee for Community Development (Palawan State University)

••

Projektkosten: 5.821 Euro•

Förderinstitutionen:Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg

8.5.2 Ziel des Projektes

Das Projekt diente der Müllvermeidung im St. Paul Subterranean River Nationalpark1. Es sollten Möglichkeiten zur Abfalltrennung in der Central Park Station in Malipien und in der Gemeinde Sabang entwickelt sowie eine Kompostanlage für organische Abfälle errichtet werden. Außerdem war der Bau von aff ensicheren Müllkörben entlang der Wanderwege geplant, so dass die Abfälle nicht über die Tiere im Nationalpark verteilt würden. Weiteres Ziel des Projektes war die Konzipierung einer geordneten Abfallentsorgung außerhalb des Nationalparks, die dem DENR als Vorschlag unterbreitet werden konnte.

8.5.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Im März 1997 begannen Carpus-Mitglieder gemeinsam mit Studenten der Palawan State University, die dem Students Assistance Committee for Community Development angehörten, mit der Erhebung der Abfallsituation in der Central Park Station und in Sabang. Dazu wurde eine Befragung von 34 Haushalten und 5 Ferienressortbesitzern durchgeführt, was ca. 15% der Einwohner von Sabang entsprach. Weiterhin wurden Gespräche mit dem Gemeindevertreter, Herrn Aborot und verschiedenen Rangern der Central Park Station geführt. Die Ergebnisse der Befragung wurden in einem englischen Bericht zusammengefasst und dem PAMB, dem CENRO und dem DENR übergeben.

Zurück in Deutschland fertigten drei der Carpus-Mitglieder im Rahmen eines Studienprojektes an der Universität Hannover eine Forschungsarbeit zu Methoden der Abfallreduzierung und Abfallbehandlung am Fallbeispiel Sabang an. Dieser Bericht wurde an die philippinischen Partner verschickt.

Außerdem erarbeiteten Mitglieder der Projektgruppe einen Projektvorschlag an das CENRO, zum Aufbau einer geregelten Abfallentsorgung in Sabang.

8.5.4 Projektergebnisse

Die Studienergebnisse der Erhebung des Abfallaufkommens fl ossen in die weiteren Planungen des CENRO und des PAMB ein. Die Abfälle der Bootsstation am Underground River und aus Malipien werden mittlerweile nach Sabang gebracht. 1999 errichtete das CENRO in Sabang eine Abfalldeponie nahe der Straße nach Cabayugan. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine abgedichtete, sondern um eine off ene Deponie. Am Bau selbst war Carpus gemäß dem Beschluss der Mitgliederversammlung 1998 nicht beteiligt, da sich die Mitglieder technisch überfordert sahen.

1 1999 umbenannt in Puerto Princesa Subterranean River National Park

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Seit dem Jahr 2005 ist Sabang offi ziell an das Abfallsystem der Stadt Puerto Princesa angeschlossen. In der Gemeinde wurden neue Müllcontainer aufgestellt, die monatlich einmal gelehrt werden sollen. Der Inhalt soll zur neuen abgedichteten Mülldeponie in Puerto Princesa im Stadtteil Sta. Lourdes transportiert werden. Dies wurde jedoch nur ein einziges Mal durchgeführt. Seitdem wird der Abfall wieder auf die off ene Deponie in Sabang gebracht. Eine Mülltrennung fi ndet nicht statt. Es ist jedoch geplant, eine Material Recovery Facility (MRF) in Sabang zu errichten, in der recycelbare Materialien abgegeben werden können.

8.5.5 Bewertung durch den lokalen Partner

Da der Projektpartner Students Assistance Committee for Community Development nicht mehr existiert, konnte keine Bewertung des Projektes eingeholt werden.

8.5.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenDie Abfallproblematik besaß Mitte der 90er Jahre eine außerordentlich große Relevanz für die sich zum Touristenort entwickelnde Gemeinde Sabang als Tor zum Nationalpark. Lebten 1979 nur ganze fünf Familien in Sabang, stieg der Siedlungsdruck mit der Entdeckung des Underground River seit 1986 rapide an. Seit der Gründung des Nationalparks im Jahr 1992 und der Fertigstellung der Zufahrtsstraße von Puerto Princesa im gleichen Jahr stiegen die Besucherzahlen von jährlich 10.000 Touristen bis 1996 auf 25.000 an. Die ungeordnete Müllentsorgung wurde zum zentralen Problem in der Gemeinde.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenMit Hilfe des Projektes gelang es, die Abfallproblematik stärker in das öff entliche Interesse zu lenken und die Grundlagen für eine verbesserte Abfallentsorgung in Sabang durch die lokalen Behörden zu schaff en.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleDas Projekt konnte einen bescheidenen Beitrag zur Umsetzung des MDG 7 leisten, indem es zur Bewusstseinsförderung in der lokalen Bevölkerung sowie bei den Gemeindevertretern in Sabang in Bezug auf die Notwendigkeit der Lösung des Abfallproblems beitrug.

Uwe Berger im Interview mit Johnny Tabinga über die aktuelle Abfallsituation in Sabang

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Nachhaltigkeit des ProjektesNach Aussage des Gemeindevorstehers von Sabang, Johnny Tabinga, konnte das angestrebte Ziel der Müllvermeidung und Mülltrennung in Sabang noch nicht ereicht werden. Durch eine weitere Arbeit des Students Assistance Committee for Community Development innerhalb der Gemeinde Sabang hätten hier im Laufe der Jahre sicherlich weitere Erfolge erzielt werden können. Carpus hätte hier durch eine Langzeitkooperation mit dem SACCD zur Fortführung des Projektes beitragen müssen. Da der lokale Partner jedoch allein an diesem Th ema nicht weiterarbeitete, kann hier nicht von einer Nachhaltigkeit des Projektes gesprochen werden.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der RegionDas Projekt mit seinem Ziel, der Lösung der Abfallprobleme in der Gemeinde, ist zur Übertragung und Wiederholung in anderen Gebieten Palawans durchaus geeignet. Jedoch bedarf es dazu einer verbesserten Zusammenarbeit der Projektpartner. Insbesondere muss geklärt sein, wie die Ergebnisse umgesetzt werden können und eine Zusammenarbeit mit den Behörden langfristig gestaltet werden kann. Das Projekt bietet beste Möglichkeiten zum Wissenstransfer und zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Im Jahr 2006 führte Carpus in Kooperation mit der Partnerorganisation Palawan Conservation Corps im Barangay Tiniguiban ein weiteres Projekt zum Abfallmanagement durch, bei dem der Ansatz verfolgt wurde, dass deutsches Fachwissen die philippinischen Projektteilnehmer dazu befähigt, selber planen zu können.

8.6 Technische Ausstattung des PNNI-Sekretariats

8.6.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: Dezember 1998 – Februar 1999•

Beteiligte Organisationen: Palawan NGO Network Inc. (PNNI-Sekretariat)•

Projektkosten: 6.917,00 Euro•

Förderinstitutionen:Ministerium für Justiz und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg

8.6.2 Ziel des Projektes

Ziel des Projektes war die institutionelle Stärkung des Palawan NGO Netzwork Inc. durch das zur Verfügung stellen von zeitgemäßer Kommunikations- und Bürotechnik sowie von Arbeitsmitteln.

8.6.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

PNNI bat Carpus im August des Jahres 1998 um Unterstützung bei der Ausstattung ihrer neuen Geschäftsstelle. Mit Hilfe von Fördergeldern des BMBJR konnte Carpus im Dezember 1998 PNNI beim Aufbau des PNNI-Sekretariats fi nanziell unterstützen.

8.6.4 Projektergebnisse

PNNI verwendete das Fördergeld, um die Geschäftsstelle technisch auszustatten. Angeschaff t wurden 1 Computer, 1 Kopierer, 1 Overheadprojektor, 1 Recorder, 1 Kamera, 3 Mikroskope, 10 Lupen, 5 Binokulare, 1 Fahrrad, 1 Schlafsack, 1 Whiteboard und diverse Bücher. Carpus war bis auf den Mitteltransfer und einer fi nanziellen Eigenbeteiligung nicht weiter in das Projekt involviert, sondern agierte als „Durchfl ussorganisation“.

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8.6.5 Bewertung durch den lokalen Partner PNNI

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenNach Aussage der PNNI-Mitarbeiterin Christina Barraquias spielen Nichtregierungsorganisationen in den Philippinen eine große Rolle bei der Umsetzung von gesellschaftspolitischen Prozessen. Anders als in Deutschland, bestehen die NRO in den Philippinen nicht aus ehrenamtlichen Mitgliedern, sondern lediglich aus einer Art Vorstand und einer verschieden großen Anzahl Angestellter. Im Gegensatz zu den Kooperativen können sich die philippinischen NRO nicht über Mitgliedsbeiträge fi nanzieren, was sie institutionell erheblich schwächt. Büromieten, technische Ausstattungen und Gehälter stellen für die NRO das Hauptproblem dar, was sich direkt auf den Erfolg der NRO-Arbeit auswirkt. Daher sind institutionelle Förderungen von überaus großer Bedeutung.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenNach Meinung von Christina Barraquias verbesserte sich mit der institutionellen Unterstützung die Arbeitsbedingungen des PNNI-Sekretariats erheblich. Insbesondere durch die Anschaff ung eines Computers konnten Arbeitsabläufe eff ektiver gestaltet, Projektanträge gespeichert und überarbeitet sowie Kalkulationen unkompliziert ausgeführt werden. Weiterhin wurde die Vor-Ort-Arbeit durch Anschaff ung von Kamera und Recorder, bspw. bei der Durchführung von Interviews erleichtert.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleDas Projekt leiste nach Ansicht von Christina Barraquias einen Beitrag zum MDG 8, dem Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft. Die Kooperation der Partner wurde durch dieses Projekt gestärkt, das Vertrauensverhältnis vertieft.

Nachhaltigkeit des ProjektesFrau Christina Barraquias stuft das Projekt als nachhaltig ein, da der Großteil der Geräte auch acht Jahre nach Anschaff ung bei PNNI noch in Benutzung ist. Lediglich der Kopierer wurde aufgrund hoher Reparaturkosten inzwischen abgeschaff t. Kopiert wird derzeit über ein Faxgerät.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.Aus Sicht von PNNI lässt sich dieses Projekt jederzeit auf alle Mitgliedsorganisationen des Netzwerkes übertragen, da alle Organisationen mit institutionellen Problemen zu kämpfen haben und technische Anschaff ungen sonst nur im Rahmen von Projekten möglich sind.

Uwe Berger im Gespräch mit Mitarbeiterinnen des PNNI-Büros

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8.6.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenDie steigenden Anforderungen an die NRO-Arbeit, nicht zuletzt auch an die Kommunikation mit den ausländischen Partnern und an die Qualität der Projektberichte machten Ende der 90er Jahre eine Professionalisierung der Strukturen des Palawan NGO Network Inc. nötig. Carpus sah in der technischen Unterstützung des PNNI-Sekretariats auch einen persönlichen Nutzen, da mit der Anschaff ung eines Computers die Verbesserung der Kommunikation via E-Mail zu erwarten war.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenPNNI erscheint heute als eines der bestorganisiertesten NRO-Büros in Palawan. Das Sekretariat hat es verstanden, den Technikpool zu pfl egen und stückweise zu erweitern. So verfügt PNNI mittlerweile über einen eigenen Beamer, der an Mitgliedsorganisationen gegen Gebühr vermietet wird. Carpus konnte im Rahmen anderer Projekte auf die Technik des PNNI-Sekretariats zurückgreifen und bspw. E-Mails verschicken.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleCarpus sieht in der zur Verfügung Stellung von modernen Kommunikations- und Arbeitsmitteln einen wirksamen Beitrag zum MDG 8, insbesondere zum Unterziel 18.

Nachhaltigkeit des ProjektesCarpus betrachtet dieses Projekt als nachhaltig, da die Technik zweckentsprechend genutzt wurde und nicht in unbekannte Kanäle verschwand. Der Einsatz von lokalen Produkten sicherte die Möglichkeit der Reparatur vor Ort, ohne von Ersatzteilen aus dem Ausland abhängig zu sein.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der RegionDas Projekt ist zur Wiederholung bzw. Übertragung auf andere Organisationen geeignet. Wenngleich sich alle Organisationen institutionelle Förderungen wünschen, sollte ein solches Projekt aber nur mit Partnern durchgeführt werden, die man kennt und zu denen eine Vertrauensbasis besteht. Im Falle einer weiteren institutionellen Förderung müsste sehr genau darauf geachtet werden, welche Organisation unterstützt wird. Schnittstellen, wie das PNNI-Sekretariat, das mit seiner Arbeit Multiplikatoreneff ekte für andere Mitgliedsorganisation erzielt, eignen sich dafür besonders. Zu überlegen bleibt, ob Carpus sich am Aufbau des geplanten PNNI-Vereinshaus bzw. einzelner Schulungsräume beteiligen möchte.

8.7 Landvermessung zur Landtitelvergabe an Tagbanua Ureinwohner in El Nido

8.7.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: Mai 1999 – August 2002•

Beteiligte Organisationen: Palawan NGO Network Inc. (PNNI-Sekretariat)•

Projektkosten: 4.985 Euro•

Förderinstitutionen: Stiftung Nord-Süd-Brücken•

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8.7.2 Ziel des Projektes

Das Projekt hatte die Landvermessung in Vorbereitung der Ausstellung eines Certifi cates of Ancestral Domain Claim (CADC) für die Tagbanua-Ureinwohner in El Nido zum Ziel. Auf vier benachbarten Inseln sollte ein ca. 50.000 ha großes Ureinwohnerschutzgebiet entstehen.

8.7.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Das Projekt startete 1999 unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen, da das Department for Environment and Natural Resources einen zeitweiligen Ausweisungsstop für CADC in den Philippinen erlassen hatte. Dieser landesweite Ausweisungsstop konnte in Palawan mit Bezug auf das Gesetz 7611 SEP umgangen werden. Die Behörden standen dem Vorhaben jedoch kritisch gegenüber.

Das Projekt lief zunächst nur schleppend an. Carpus hatte die Fördergelder akquiriert. Eine aktive Mitarbeit im Projekt durch Vereinsmitglieder vor Ort war jedoch nicht vorgesehen. Die zeitig einsetzende Regenzeit im Juni 1999 erschwerten PNNI den Zugang zum Projektgebiet. Die Straße zwischen Taytay und El Nido war fast nicht passierbar. Dennoch besuchten PNNI- und PCSDS-Mitarbeiter das Projektgebiet und führten Zählungen der Tagbanua-Ureinwohner durch. Sie informierten die Tagbanua über die Verfahrensweise der Ausstellung eines CADC.

Ein von der JBIC gefördertes Tourismusprojekt in Kooperation mit dem PCSDS erschwerte in der Folgezeit die Projektarbeit. Der vom PCSDS in Planung genommene Northern Palawan Sustainable Tourism Plan verfolgte das Ziel, in El Nido eine Tourismusstruktur für japanische Urlaubsgäste aufzubauen. Das geplante Ureinwohnerschutzgebiet mit starken Restriktionen für Nicht-Ureinwohner stand diesem Plan entgegen. Mangelnde Kooperationsbereitschaft seitens des PCSDS verzögerten deshalb das Landtitelprojekt.

Ein erneuter Anlauf im Jahr 2001 brachte zu Tage, dass innerhalb des Tagbanua-Stammes Uneinigkeit darüber herrscht, ob das Ahnenland mit einem Landtitel geschützt werden soll oder nicht. Während sich ältere Stammesmitglieder für die Unterschutzstellung aussprachen, befürworteten jüngere Stammesmitglieder Landverkäufe im Küstenbereich an die Tourismusindustrie.

Da sowohl der Wille der Tagbanua-Ureinwohner als auch der politische Wille fehlte, das Projekt erfolgreich zu beenden, brach PNNI die Arbeiten im Jahr 2002 ohne Ergebnis ab.

8.7.4 Projektergebnisse

Im Ergebnis der Arbeiten liegt eine komplette Zählung und Benennung der Stammesmitglieder vor, die zur Landtitelannahme berechtigt wären. Außerdem wurde das Stammesgebiet geographisch abgegrenzt.

Im weiteren Verfahren müsste eine Petition an das NCIP gestellt werden, das Gebiet einmessen zu dürfen. Außerdem stünde eine Ressourceninventarisierung an. Obwohl PNNI 2002 zusicherte, am Projekt mit eigenen fi nanziellen Mitteln weiterzuarbeiten, wurden bislang keine Resultate erzielt. Elizabeth Maclang vom PNNI-Sekretariat gab dazu an, dass PNNI nicht gegen den Willen der Ureinwohner arbeiten wolle.

8.7.5 Bewertung durch den lokalen Partner PNNI

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenNach Aussage der PNNI-Mitarbeiterin Elizabeth Maclang besaß das Projekt eine hohe Relevanz, da viele Ureinwohner-Stämme noch immer keine Rechte an dem Land besitzen, das sie bewohnen. Jährlich nur werden nur fünf Anträge auf CADC in den Philippinen zugelassen. Die ökonomische Entwicklung und Landnahme schreitet damit schneller voran als die Ausweisung von Ureinwohnerschutzgebieten. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

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Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenMit dem Abbruch des Projektes, wenngleich dies mehr oder weniger auf Wunsch der Zielgruppe geschah, verschlechterten sich die Rahmenbedingungen der Tagbanua in El Nido. Nach einer Phase der touristischen Stagnation wächst der Tourismus seit 2004 wieder stark an und der Landdruck auf das angestammte Gebiet der Tagbanua nimmt zu. Zudem wäre ein erneuter Anlauf auf die Ausstellung eines CADC aufgrund der Limitierung auf fünf Anträge pro Jahr mit einer langen Wartezeit verbunden.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleAufgrund des vorzeitigen Abbruches konnte das Projekt keinen Beitrag zur Umsetzung der MDG leisten.

Nachhaltigkeit des Projektes

Aufgrund des vorzeitigen Abbruches stuft Elizabeth Maclang das Projekt als nicht nachhaltig ein. Eine Weiterarbeit gegen den Willen einzelner Tagbanua-Stammesmitglieder wäre ebenfalls nicht nachhaltig.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.

Um einen wirksamen Schutz für die Ureinwohnergruppen in der Provinz zu leisten, die bislang keine Rechte an ihrem bewohnten Land besitzen, muss das Projekt in anderen Gebieten wiederholt werden. Dabei ist jedoch nach Aussage von Elizabeth Maclang eine verbesserte Zusammenarbeit mit der Stammesgemeinschaft anzustreben, was durch den Einsatz eines „Community-Organizers“ erreicht werden kann.

8.7.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenCarpus schließt sich der Argumentation von Frau Elizabeth Maclang an.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenCarpus schließt sich der Argumentation von Frau Elizabeth Maclang an.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleDie Projektziele lassen sich zwar den MDG 1 und 7 zuordnen. Durch den Abbruch des Projektes konnte jedoch kein Beitrag zur Umsetzung der Ziele geleistet werden.

Nachhaltigkeit des ProjektesCarpus schließt sich der Argumentation von Frau Elizabeth Maclang an.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der RegionEine Wiederholung des Projektes in anderen Gebieten Palawans erscheint sinnvoll. Die Vorgehensweise des Partners PNNI sollte hier jedoch nicht eins zu eins übertragen werden. Erfolgversprechender erscheint die Anbindung eines Landtitelprojektes an die Partnerorganisation NATRIPAL, die in einem engeren Kontakt mit den Ureinwohnergruppen steht als das PNNI-Sekretariat. Auf diese Weise könnten mögliche Hürden und der tatsächliche Wille der Ureinwohner von vornherein besser bewertet werden. Von außen erscheint es schwierig, zu beurteilen, ob wirklich alle Stammesmitglieder an einer CADC-Ausweisung interessiert sind. In Zukunft werden sich die Stammesgemeinschaften wohl zunehmend zerstreiten, wenn die Bergbauaktivitäten in Palawan fortgesetzt und den Ureinwohnern Landkäufe angeboten werden.

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8.8 Aufbau einer Pfl anzenkläranlage in Salvacion

8.8.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: Januar 1999 – April 1999•

Beteiligte Organisationen:US Peace CorpsCity Agricultural Offi ce (CAO)Palawan Conservation Corps (PCC) in Gründung

•••

Projektkosten: 6.000 Euro•

Förderinstitutionen: Land Brandenburg•

8.8.2 Ziel des Projektes

Im Ergebnis der Projektreise im Jahr 1997 war das ursprüngliche Ziel des Projektes die Instandsetzung der beiden PKA in der Central Park Station in Malipien. Da dem Projektleiter nach seiner Ankunft im November 1998 die Absicht zur Schließung der CPS durch das PAMB mitgeteilt wurde, war das vorgesehene Projektziel zunächst hinfällig. In Gesprächen mit verschiedenen lokalen Partner-NRO wurde der Projektleiter an die sich im Aufbau befi ndende NRO Palawan Conservation Corps vermittelt. PCC bat Carpus um Unterstützung beim Aufbau eines Campus-Geländes in Salvacion. PCC hatte vor, auf dem Campus-Gelände etwa 20 bis 25 Jugendliche aus den ärmsten Bevölkerungsschichten der Provinz auszubilden. Dazu sollten neben einem Schulungsgebäude ein Sanitärtrakt errichtet werden.

In Anbetracht der bisherigen Zielsetzung des Projektes wurde dessen Grundidee beibehalten. Das neue Ziel des Projektes war es nunmehr, eine PKA zur biologischen Reinigung der vom Sanitärtrakt anfallenden Abwässer auf dem PCC-Campus zu errichten. Dazu sollten die von der PKA aus der Central Park Station gewonnenen Materialien wiederverwertet werden. Neben ihrer eigentlichen Funktion zur Abwasserreinigung sollte die PKA auf dem Campus-Gelände zudem als Demonstrationsobjekt für alternative Methoden der Abwasserklärung dienen.

8.8.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Im November 1998 reiste der Leiter der Projektgruppe nach Palawan, um mit den notwendigen Projektvorbereitungen vor Ort zu beginnen. Da das PAMB die Schließung der CPS beschlossen hatte, sah der Nationalparkleiter, Herr Mendoza, keine weitere Notwendigkeit in der Umsetzung des bisher geplanten Projektes. In Gesprächen mit lokalen Partnerorganisationen wurde der Projektleiter auf die sich damals in Gründung befi ndende NRO Palawan Conservation Corps aufmerksam gemacht. Nach Rücksprache mit den Vertretern der NRO wurde beschlossen, das technische Know-How der Projektgruppe für den Bau einer komplett neuen PKA auf dem künftigen Campus-Gelände der NRO in Salvacion zu nutzen. PCC hatte zum damaligen Zeitpunkt Mittel für den Bau eines neuen Sanitärtraktes auf dem Campus-Gelände zugesagt bekommen.

Im Januar 1999 reiste die Projektgruppe an und begann zunächst mit dem Rückbau der alten PKA in der CPS. Im Februar wurden der Standort für die Anlage auf Basis der bestehenden Planungen für den Sanitärtrakt ausgewählt, der Bau der Anlage geplant und die dafür notwendigen Materialien beschaff t. Im März wurde mit dem Bau der Anlage in Zusammenarbeit mit Angestellten des Rural Agricultural Center begonnen. Einen Monat später wurde die Anlage fertig gestellt und mit Anwohnern aus Salvacion ein Workshop zur Funktionsweise der Pfl anzenkläranlage durchgeführt. Ferner wurde ein Handout zum Funktionsprinzip und über notwendige Wartungsarbeiten erstellt und an PCC übergeben. Ende April 1999 reiste die Projektgruppe ab.

Nach Rückkehr der Projektgruppe teilte PCC mit, dass die Mittel zum Bau des Sanitärtrakts erst später ausgezahlt werden würden. Einige Monate später erhielt Carpus die Nachricht, dass die Förderung gestrichen wurde und vorerst keine Mittel zum Bau des Gebäudes vorliegen. Während einer weiteren Carpus-Projektreise im Jahr 2000 stellte die Projektgruppe den zunehmenden Verfall der Anlage fest.

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Die PKA wurde von Teilnehmern des Ausbildungsprogramms und der Projektgruppe noch einmal instand gesetzt und Mitarbeiter von PCC erneut über die Funktionsweise und Anschlussmöglichkeiten informiert. Während der Besichtigung des Campus-Geländes im März 2006 wurde erneut der zunehmende Verfall der Anlage dokumentiert. Inzwischen war zudem das Schulungsgebäude mit einem Sanitärtrakt auf dem Campus errichtet worden, allerdings vom Standort her so gelegen, dass ein Anschluss an die PKA technisch nicht möglich ist.

8.8.4 Projektergebnisse

Im Ergebnis des Projektes wurde wie vorgesehen eine PKA auf dem PCC-Campus errichtet. Sie bestand aus einer Dreikammer-Absetzgrube, einem Pfl anzenklärbeet und einem Kontrollschacht. Um das Graben von Hunden im Klärbeet zu verhindern, wurde zudem ein Zaun um die Anlage herum aufgebaut. Ferner wurden im Rahmen eines Workshops Aufbau und Funktionsweise der Anlage den Anwohnern der Gemeinde Salvacion erläutert.

Da die Anlage jedoch nicht im Projektzeitraum und auch im Nachhinein nicht angeschlossen wurde, konnte sie nicht zweckentsprechend eingesetzt werden und stellt nunmehr eine Bauruine auf dem Campus dar. Ergebnisse im Sinne der eigentlichen Projektziele konnten somit nicht erreicht werden.

8.8.5 Bewertung durch den lokalen Partner

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenZum Zeitpunkt des Projektbeginns war den Vertretern von PCC bewusst, dass die biologische Reinigung der künftig anfallenden Campus-Abwässer aus ökologischen und aus hygienischen Gründen sehr sinnvoll ist. Wie bereits in der CPS beobachtet, befürchteten sie Kontaminationen des Bodens und des Grundwassers, da zum Reinigen der Wäsche vielfach chlorhaltige Waschmittel eingesetzt wurden und diese zumeist ungefi ltert im Boden versickern. Es muss jedoch angemerkt werden, dass es sich bei den Vertretern von PCC damals um zwei US-Peace-Corps Volontäre handelte, die über eine entsprechende Vorbildung im Umweltbereich verfügten.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenSeitens der Partnerorganisation wurde nach Projektabschluss von keinerlei Auswirkungen des Projektes berichtet.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleAufgrund fehlender Kenntnisse über die Millenniumsentwicklungsziele fi el es den Vertretern von PCC schwer, das Projekt entsprechend einzuordnen. Generell wurde es jedoch als ein Beitrag zur Verbesserung der Umweltsituation auf Palawan wahrgenommen, was in der Idee dem MDG 7 entspricht.

Die Projektgruppe beim Ausheben des Pfl anzenklärbeetes im März 1999

Die Reste des Pfl anzenklärbeets im März 2006

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Nachhaltigkeit des ProjektesIn Gesprächen mit Vertretern von PCC wurde deutlich, dass sie dieses Projekt als nicht nachhaltig bewerten. Die Anlage konnte nie in Betrieb genommen werden und auch die Schulung von Anwohnern aus Salvacion hätte keinen Einfl uss gehabt.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.Trotz des Scheiterns des Projektes zeigte PCC großes Interesse an der grundsätzlichen Idee, Abwasser biologisch aufzubereiten und z. B. für Bewässerungszwecke wieder zu verwenden. Unter Berücksichtung der neuen Standortverhältnisse auf dem Campus und bei entsprechender Schulung sei die Wiederholung des Projektes sinnvoll.

8.8.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenCarpus sieht das Projekt in seiner Grundidee nach wie vor als relevant an. Eine geregelte Abwasserentsorgung für das Campus-Gelände ist ein wichtiger Beitrag, um langfristige Beeinträchtigungen des Bodens und des Grundwassers zu vermeiden. Aus heutiger Sicht werden die damaligen Rahmenbedingungen, was die Entwicklung des Campus anbelangt, als zu instabil für den Aufbau technischer Anlagen bewertet. So waren die Planungen zum Aufbau des Campus damals zu unkonkret. Die Entscheidung, den Campus auf dem RAC anzusiedeln, fi el erst im Januar 1999, kurz vor Anreise der Projektgruppe. Unter diesen Umständen hätte man aus heutiger Sicht dieses Projekt nicht durchgeführt.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenDa die Anlage nie in Betrieb genommen wurde, konnten vor Ort keinerlei Auswirkungen des Projektes festgestellt werden.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleDas eigentliche Ziel des Projektes, die biologische Klärung von Abwässern wurde nicht erreicht, weshalb in dieser Hinsicht auch kein Beitrag zur Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele geleistet wurde. Die Schulung der Anwohner von Salvacion trug nach heutigem Ermessen in begrenztem Umfang zur Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung für Umweltfragen bei. Daraus lässt sich ein gewisser Beitrag zum Ziel 7, dem Schutz der ökologischen Nachhaltigkeit ableiten.

Nachhaltigkeit des ProjektesDas Projekt wird als nicht nachhaltig bewertet. Die PKA konnte nicht in Betrieb genommen werden. Auch aus der Schulungsmaßnahme zur biologischen Abwasserklärung sind keinerlei positive Auswirkungen auf die Organisation oder die Region festzustellen.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der RegionEine Wiederholung des Projektes ist nur unter geänderten Rahmenbedingungen vorstellbar. Dazu gehört beispielsweise eine sichere Aussage über die langfristige Nutzung des RAC durch PCC. Bisher gehört das Land, auf dem PCC sein Campus aufgebaut hat, der Stadt Puerto Princesa. Die derzeitigen politischen Verhältnisse in der Stadt sind sehr günstig für PCC, so dass zunächst keine Probleme bezüglich der Landverhältnisse bestehen. Generell sind die politischen Strukturen der Führungsebenen in den Philippinen jedoch von großer Instabilität betroff en. Entsprechend unsicher ist derzeit, wie lange PCC das Gelände des RAC für seine Projekte nutzen kann. Weitere Projekte zur Entwicklung der Infrastruktur auf dem PCC-Campus sollten daher von einer klaren Zusicherung der Landnutzung durch die Stadt, z. B. im Sinne eines Erbpachtvertrages, oder vom direkten Erwerb des Grundstücks durch PCC abhängig gemacht werden.

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Eine weitere Vorraussetzung für die Wiederholung eines derartigen Projektes wäre die direkte Einbindung von philippinischen und lokalen Experten, von PCC-Mitarbeitern sowie der lokalen Bevölkerung. Das Projekt sollte zudem im Kontext der gesamten Wasserver- und entsorgung des Campusgeländes betrachtet und entsprechend in weitere Baumaßnahmen integriert werden.

8.9 Errichtung einer Komposttoilette auf dem PCC Campus

8.9.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: April 2004•

Beteiligte Organisationen: Palawan Conservation Corps (PCC)•

Projektkosten: 350 Euro•

Förderinstitutionen: keine•

8.9.2 Ziel des Projektes

Ziel des Projektes war die Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs in der Trockenzeit auf dem PCC-Campus in Salvacion (RAC).

8.9.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Auf Einladung von Carpus besuchte die Leiterin der Partnerorganisation PCC, Frau Sheila Chan im Dezember des Jahres 2003 Deutschland. Sie berichtete über große Probleme bei der Trinkwasserversorgung auf dem PCC-Campus während der Trockenzeit. Zwei von drei Brunnen fallen regelmäßig trocken und der Wasserverbrauch für Duschen und Toiletten übersteigt das Trinkwasserangebot.

Frau Chan besichtigte in Cottbus-Schmellwitz eine Komposttoilette und bat den Verein, entsprechende Bauanleitungen an PCC zu senden. Eine Carpus-Jugendprojektgruppe, die im Februar 2004 nach Palawan fuhr, um dort ein Projekt zum ökologischen Landbau durchzuführen, brachte entsprechende Bauanleitungen mit nach Palawan und übersetzte sie in Englisch.

Nach Abschluss des eigentlichen Projektes zum ökologischen Landbau entschieden sich die Carpus-Mitglieder, gemeinsam mit Angestellten von PCC versuchsweise eine 2-Kammer-Komposttoilette auf dem Campus zu errichten. Diese wurde innerhalb von vier Tagen fertig gestellt.

Bau der Komposttoilette im Jahr 2004 Die Komposttoilette im März 2006

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8.9.4 Projektergebnisse

Während der Trockenzeit 2004 und 2005 war die Toilette bereits in Benutzung, im ersten Jahr die erste Kammer, im zweiten Jahr die zweite Kammer. Nach Aussage der PCC-Angestellten, half die Toilette, den Wasserverbrauch stark zu senken. Das einfache Trockenklosystem wurde von den Schülern überraschend gut angenommen. Es gab nahezu keine Berührungsängste.

Der erhoff te Nebeneff ekt, mit der Toilette organischen Dünger zu produzieren, trat jedoch nicht ein. Beim Öff nen der Kompostkammern im Jahr 2006 musste festgestellt werden, das die als Trocknungsmaterial genutzten Reisspelzen nur ansatzweise verrottet waren. Aufgrund des heißen Klimas verdunstet die Feuchtigkeit in der Kompostkammer wesentlich schneller als in Deutschland. Daher muss die Konstruktion modifi ziert werden, indem das Abfl ussrohr geschlossen wird, damit sich die Feuchtigkeit länger im Rottematerial hält.

8.9.5 Bewertung durch den lokalen Partner PCC

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenNach Aussage der ehemaligen Geschäftsführerin Frau Sheila Chan besaß das Projekt nicht nur für den PCC-Campus, sondern für ganz Palawan eine hohe Relevanz. In der Trockenzeit kommt es in nahezu allen Siedlungsgebieten Palawans zu Engpässen in der Wasserversorgung. In Puerto Princesa stellt das Wasserwerk seine Versorgung z.T. ganztägig ein. Einfache technische Lösungen, Wasser zu sparen sind daher von hohem Interesse.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenDer Wasserverbrauch auf dem PCC-Campus konnte mit der Komposttoilette stark gesenkt werden. Die Produktion von organischem Dünger für den Gemüsegarten schlug jedoch fehl.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleMit dem Projekt konnte nach Aussage des neuen PCC-Geschäftsführers Erwin Galido ein aktiver Beitrag zum MDG 7 auf dem PCC-Campus geleistet werden. Mit der Nutzung der Komposttoilette durch ca. 30 Schüler entsteht gleichzeitig ein Multiplikatoreneff ekt, der diese Idee zur Schonung wichtiger Trinkwasserressourcen in andere Dörfer der Provinz transportieren kann.

Nachhaltigkeit des ProjektesDas Projekt wird von Herrn Galido als nachhaltig bewertet, da hier mit einfachen Mitteln Lösungen zur Einsparung von Trinkwasser geschaff en werden können und kaum Folgekosten entstehen. Mit der englischen Bauanleitung sind die Filipinos außerdem von der Einbindung externer Organisationen unabhängig.

Nachgebaute Komposttoilette in Sabang im März 2006

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Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.Das Projekt wurde von PCC eigenständig bereits in Sabang wiederholt. Dort bauten Angestellte der Organisation an der Bootsstation zur Mangroove-Paddelboottour eine Besuchertoilette auf Basis des Kompostprinzips. Die Toilette funktioniert und wird benutzt, braucht aber dringend eine Reparatur des Palmendaches.

8.9.6 Bewertung durch Carpus

Carpus schließt sich in allen Punkten der Bewertung von Frau Sheila Chan und Herrn Erwin Galido an.

8.10 Workshop zum ökologischen Landbau

8.10.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: Februar 2004 – März 2004•

Beteiligte Organisationen: Palawan Conservation Corps (PCC)•

Projektkosten: 9.730 Euro•

Förderinstitutionen:Schmitz Hille StiftungHeinrich Böll StiftungLand Brandenburg

•••

8.10.2 Ziel des Projektes

Ziel des Projektes war die Förderung des Ökologischen Landbaus in Palawan. Dazu sollten lokale Organisationen, die bereits auf dem Gebiet des Ökolandbaus arbeiten, miteinander vernetzt werden. In einem gemeinsamen Workshop mit Bauern und Vertretern von Kooperativen sollten Methoden der angepassten Bodenbearbeitung und der Herstellung von organischem Dünger erprobt werden, um den kostenintensiven Verbrauch von synthetischen Düngemitteln zu reduzieren.

8.10.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Gemeinsam mit der Partnerorganisation PCC und Einzelreferenten aus weiteren Organisationen wurde in Salvacion ein viertägiger Workshop im Rural Agricultural Center durchgeführt, bei dem die Grundlagen des ökologischen Landbaus vermittelt wurden. Im Vordergrund standen dabei schonende Bodenbearbeitung, Erosionsvermeidung, biologische Schädlingsbekämpfung, organische Düngung und die Herstellung von Wurmkompost.

Carpus-Mitglied Carsten Schern im Gespräch mit Workshop-Teilnehmern im Jahr 2004

Besichtigung einer Demofarm

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Im Anschluss an den Workshop fanden mehrere Exkursionen zu verschiedenen Farmen in Puerto Princesa statt, die bereits teilweise oder voll ökologisch arbeiten. Dort konnten verschiedene Methoden in der Praxis getestet und über Ernteerfolge diskutiert werden.

Die gesamte Fortbildungsmaßnahme stieß auf großes Interesse. Insgesamt nahmen ca. 40 Bauern an dem Projekt teil.

8.10.4 Projektergebnisse

Am Ende des Workshops wurde von Carpus und PCC ein Manual zum ökologischen Landbau angefertigt, das die Teilnehmer mit nach Hause nahmen, um das Gelernte umzusetzen.

Der Betreiber der Aloha-House Farm, Alan Chester, bot den Projektteilnehmern an, in regelmäßigen Abständen kostenlose Trainings auf dem Farmgelände durchzuführen, um sich über Methoden und Erfolge auszutauschen.

Die Evaluation 2006 zeigte, dass nur wenige der Workshopteilnehmer die ökologischen Methoden tatsächlich anwendeten. Als Grund wurden fehlende fi nanzielle Mittel für den Kauf von Pfl anzmaterial angegeben. Insbesondere für die Methode des Intercropping und für die biologische Schädlingsbekämpfung werden sog. Nützlingspfl anzen benötigt, die Parasiten fern halten. In Palawan sind diese Pfl anzen nur schwer erhältlich. Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf durchschnittlich 5.000 Peso. Die Teilnehmer, die die vermittelten Methoden anwendeten, konnten bereits einen Erntezuwachs und einen Einkommensgewinn verbuchen.

8.10.5 Bewertung durch den lokalen Partner

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenNach Aussage von Herrn Salde Sorio, zuständig für die Ausbildungsfarm bei PCC, besaß das Projekt eine hohe Relevanz in Bezug auf bodenverbessernde Maßnahmen und Erosionsschutz. Die Nutzung von erosionsbetroff enen Hanglagen durch lokale Bauern und der generell arme Latheritboden Palawans ermöglichen ohne die Anwendung von industriellen Düngemitteln nur eine wenig ertragreiche Landwirtschaft. Viele Bauern können sich jedoch industriellen Dünger gar nicht leisten und suchen nach alternativen Wegen zur Verbesserung der Ernte. Bioprodukte als solche besitzen für Palawan bislang keine Relevanz, da es für diese Produkte keinen Markt gibt.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenNach Auskunft einzelner Teilnehmer des Projektes wurden nicht von allen Beteiligten die im Workshop vermittelten Maßnahmen später auch angewendet. Einzelne Teilnehmer übernahmen die Bodenbearbeitungsmethoden jedoch teilweise oder ganz. Im Großen und Ganzen änderte das Projekt jedoch nichts an der Art und Weise der Landwirtschaft in den nördlichen Gemeinden Puerto Princesa.

Interview mit Frau Amelia Malolos, einer ehemaligen Workshop-Teilnehmerin, im März 2006

Die ehemalige Workshop-Teilnehmerin, Frau Flora Wayang, vor ihrer Blumenzucht

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Nach Auskunft Salde Sorios gibt es inzwischen in den Barangays1 Manalo und Sta. Cruz zwei Farmen, die Wurmkompost herstellen und verkaufen. Die Inhaber der Farmen hatten jedoch nicht am Projekt teilgenommen. Die Methode der Wurmkompostierung wurde indes auch im Workshop vorgestellt. Damit zeigt sich, dass die Umsetzung der vermittelten Techniken durchaus erfolgversprechend ist und bereits ein Markt für Kompost besteht.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleHerr Salde Sorio konnte aufgrund mangelnder Kenntnisse der MDGs keine Aussagen zum Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MDGs machen.

Nachhaltigkeit des ProjektesHerr Salde Sorio bewertet das Projekt als teilweise nachhaltig. Einzelne Farmer hätten die Methoden des Workshops übernommen und damit bessere Erfolge erzielt. Andere Farmer konnten die Methoden aus Mangel an Grundkapital nicht anwenden. Eine vollständige Nachhaltigkeit kann laut Herrn Sorio jedoch nur erreicht werden, wenn sich an die Vermittlung der Kenntnisse im ökologischen Landbau eine fi nanzielle Unterstützung der Farmer anschließt, um eine entsprechende Grundausrüstung und Pfl anzmaterial zu erwerben.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.Generell begrüßt Herr Sorio die Idee, das Projekt zu wiederholen. Er schlägt jedoch vor, dies nur in Verbindung mit einem Mikrofi nanzprojekt umzusetzen.

8.10.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenAufgrund der Zunahme des Brandrodungsfeldbaus und der Erosionsschäden durch die Inanspruchnahme neuer Flächen in den Hanglagen Palawans sowie der Bodenbelastung durch Agrochemikalien, die in den Philippinen nicht den selben strengen Standards unterliegen wie in Deutschland, besaß dieses Projekt eine hohe Relevanz und besitzt sie noch.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenDie Übernahme von einzelnen Methoden der ökologischen Bodenverarbeitung einzelner Teilnehmer des Projektes kann als eine erste Verbesserung der Rahmenbedingungen gewertet werden. Ein wirklich tiefgreifender Erfolg scheint jedoch ohne weitere fi nanzielle Mittel nicht erreichbar.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleMit den kleinen Erfolgen des Projektes konnte es einen kleinen Beitrag zur Umsetzung der MDG 1 und 7 leisten. Das Projekt ist jedoch als Initial zu verstehen, das aufgrund seiner Einmaligkeit und Punktualität keinen weitreichenden Beitrag zur Umsetzung der MDG leisten kann.

Nachhaltigkeit des ProjektesDa es im Anschluss an den Workshop zum ökologischen Landbau nicht zu einem regen Austausch der Teilnehmer kam und keine konstante Betreuung der Farmer bei der Umsetzung der Maßnahmen erfolgte, muss das Projekt als nicht nachhaltig eingestuft werden. Der alleinige Wissenstransfer reicht ohne eine weitere Begleitung der Farmer nicht aus, um Erfolge zu erzielen. PCC konnte diese Aufgabe aufgrund der fehlenden eigenen Qualifi kation und Kapazität nicht übernehmen. Der bisher fehlende Markt für ökologisch angebaute Produkte birgt indes wenig Anreize zur Übernahme neuer Methoden seitens der Farmer.

1 Ein Barangay ist die kleinere Verwaltungseinheit einer Municipality und besteht aus mehreren Sitios (Dörfern)

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Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der RegionEine Wiederholung des Projektes auf dem Rural Agricultural Center in Salvacion erscheint sinnvoll. Jedoch sollte dabei dem Vorschlag von PCC zur Kopplung an ein Mikrofi nanzprojekt gefolgt werden, um den Farmern ein Startkapital für Investitionskosten bereitzustellen. Als durchführende Organisation müsste dann jedoch ein professionellerer Partner mit mehr Erfahrung auf diesem Gebiet gewonnen werden. Dies könnte bspw. die Organisation Palawan Center for Appropriate Rural Technologies (PCART) sein, die ebenfalls Mitglied des PNNI ist und seit 2005 selbst ein Mikrofi nanzprojekt umsetzt.

Wenngleich für ökologisch produzierte Lebensmittel bislang kein Markt in Palawan besteht, so zeigt sich, dass zumindest Wurmkompost auf große Nachfrage stößt. Im Rahmen einer Wiederholung des Projektes müsste an der weiteren Vermarktung ökologischer Produkte gearbeitet werden. Dazu bedarf es einer konstanten Lobby- und Netzwerkarbeit, für die ebenfalls ein Budget bereitgestellt werden müsste.

8.11 Medizinische Untersuchung und Versorgung der Dorfbevölkerung von Bataraza nach einem Chemieunfall

8.11.1 Beteiligte Organisationen und Förderung

Laufzeit des Projektes: Juli 2005 – Dezember 2005

Beteiligte Organisationen: Palawan NGO Network Inc. (PNNI-Sekretariat)

Projektkosten: 1.300 Euro

Förderinstitutionen: Schmitz Hille Stiftung•

8.11.2 Ziel des Projektes

Ziel des Projektes war die medizinische Unterstützung der von einem Chemieunfall betroff enen Bevökerung in den umliegenden Gemeinden von Rio Tuba (Municipality of Bataraza) sowie die Aufklärung des Vorfalls durch Experten aus Manila.

8.11.3 Kurzbeschreibung des Projektablaufs

Im Mai 2005 gab es in Rio Tuba beim Verladen von 90%iger Salzsäure am Schiff sanleger der Coral Bay Nickel Corporation (CBNC) einen Unfall. Durch ein Leck gelangte die Salzsäure ins Meer. In den angrenzenden Buchten führte dies zu Hautverätzungen bei den lokalen Fischern. Die Coral Bay Nickel Corporation bestreitet den Vorfall jedoch.

PNNI wollte diesen Vorfall untersuchen und bat Carpus um die Fördermittelakquise zur Bezahlung eines Toxikologenteams. Nach rascher Bereitstellung der Mittel durch die Schmitz Hille Stiftung kontaktierte PNNI das Department of Health (DOH) in Manila und forderte von dort Toxikologen an. Obwohl das DOH die Zusammenarbeit zusicherte, kam zunächst kein Toxikologenteam nach Palawan. Nach Aussage von PNNI stehe das DOH unter hohem politischem Druck der Arroyo-Regierung, die Förderung des Bergbaus nicht zu behindern.

PNNI bat das Municipal Health Offi ce in Bataraza um die Untersuchung der Hautverletzungen. Daraufhin nahm ein Ärzteteam Gewebeproben von 23 betroff enen Einwohnern und ließ diese in Manila untersuchen. Ein entsprechender Untersuchungsbericht wurde zunächst nicht veröff entlicht, ging PNNI dann aber doch über das DOH aus Manila zu. Im Bericht werden 13 Fälle beschrieben, die auf Hautinfektionen durch Bakterien zurückzuführen sind. Auf die restlichen 10 Fälle wird im Bericht jedoch nicht eingegangen.

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Erst nach zwei Gesprächsterminen der Geschäftsführerin von PNNI, Frau Ofelia Bernardino, im DOH in Manila und der Involvierung der University of the Philippines in das Projekt gelang es schließlich Anfang Dezember 2005, ein dreiköpfi ges Spezialistenteam zur Untersuchung der Vorfälle nach Palawan zu holen. Dieses bestand aus einem Toxikologen der UP Manila, einem Ingenieur des DOH und einem Ingenieur des Bergbauamtes (MGB). Das Team nahm sich nur einen Tag Zeit, Untersuchungen im Projektgebiet anzustellen. Es besuchte die betroff enen Dörfer Tagdalungon und Sumbiling. Der Zutritt zum Werksgelände der Coral Bay Nickel Corporation (CBNC) in Rio Tuba wurde dem Team verwehrt.

8.11.4 Projektergebnisse

Nach Abschluss der Untersuchung sendet das DOH einen kurzen Bericht an PNNI, indem das Expertenteam erklärt, dass die Umweltauswirkungen durch den Betrieb der Nickelfabrik anscheinend größer sind, als es die Umweltverträglichkeitsstudie zulässt. Jedoch bedarf es zum Beweis weiterer Untersuchungen vor Ort. Diese will das DOH auch aufnehmen, sobald es einen prioritären Fall in Mindanao abgeschlossen hat. Dort gab es in der Region Albay am Mt. Diwalwal eine Grubenexplosion. Das DOH stuft Palawan als „Second Priority Area“ für toxikologische Untersuchungen ein. Weiterhin schlägt das DOH die Einrichtung einer Monitoringgruppe für Bergbauunfälle vor, die aus Vertretern des DENR, MGB, UP und DOH bestehen soll.

Einen Bericht an die oberste Umweltbehörde der Provinz Palawan, den PCSDS, wird es ohne neue Untersuchungen vorerst nicht geben.

Die CBNC verteilte nach der Untersuchung in den Dörfern Tagdalungon und Sumbiling Medizin und errichtete öff entliche Waschanlagen. Damit versuchte der Konzern sein Image in der Region aufzubessern. PNNI unternahm daraufhin keine weiteren medizinischen Untersuchungen in der Region, forderte aber im April 2006 das DOH zu Folgeuntersuchungen an den Patienten auf.

Anfang des Jahres 2006 suchte PNNI den Kontakt zur Organisation Friends of the Earth Japan. Diesen gelang es am 8. März 2006 in Japan ein Gespräch mit leitenden Angestellten der Japan Bank for International Cooperation (JBIC) zu führen und den Fall Rio Tuba zu schildern. Sie forderten von der JBIC einen sofortigen Stop der Finanzhilfen an die CBNC. Die Mitarbeiter der JBIC waren für die Informationen off en, lehnten eine Intervention jedoch ab, bevor nicht ein rechtssicherer Beweis für die Geschehnisse in Rio Tuba erbracht wurde.

Zahlreiche Gemeinden protestieren gegen die Bergbauaktivitäten auf Palawan

Chemikalien der Nickelmine in Rio Tuba gelangten ins Meerwasser und verätzten diesem Fischer die Haut

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8.11.5 Bewertung durch den lokalen Partner

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenDie Geschäftsführerin von PNNI, Ofelia Bernardino stuft das Projekt als sehr relevant ein, da Bergbauaktivitäten in ganz Palawan zunehmen und die ohnehin niedrigen Umweltstandards meist nicht eingehalten werden. Die Rechte der lokalen Bevölkerung auf Schutz vor Umwelt- und Gesundheitsgefahren müssen stärker geschützt werden und die Partizipation an Entscheidungen bezüglich Bergbaugenehmigungen muss erhöht werden. Nur durch öff entlichen Druck können Konzerne dazu bewegt werden, Sicherheitsvorschriften einzuhalten. Da es bislang in den Philippinen keine unabhängigen Ingenieurbüros zur Messung von Umweltdaten gibt, müssen NRO diese Kontrollaufgabe übernehmen. Schäden an Mensch und Umwelt müssen laut Frau Bernardino gemäß dem Verursacherprinzip den Konzernen angelastet werden.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenIn Folge der von PNNI organisierten Untersuchung in Rio Tuba plant das DENR eine Kooperationsvereinbarung mit dem DOH zur Einrichtung einer Bergbau-Monitoringgruppe in Palawan. Der Bergbaukonzern CBNC bemühte sich um seine öff entliche Reputation durch die Verteilung von Medizin in den umliegenden Gemeinden.

Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleLaut Ofelia Bernardino konnte das Projekt bislang keinen wirksamen Beitrag zur Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele leisten. Dieser Beitrag wäre erst gegeben, wenn die Fabrik in Rio Tuba aufgrund des öff entlichen Drucks schließen würde. Dann wäre das MDG 7 umgesetzt.

Nachhaltigkeit des ProjektesAngaben zur Nachhaltigkeit des Projektes sind laut Frau Bernardino schwer möglich. Der Konzern kündige an, die Produktion bis 2009 zu verdoppeln. Eine Erhöhung der Sicherheitsstandards durch die CBNC wäre nötig, um derartige Unfälle zukünftig zu vermeiden.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der Region.

Das Projekt sollte laut PNNI jederzeit wiederholt werden, denn Palawan braucht im Moment mehr Unterstützung im Kampf gegen den wachsenden Bergbau als je zuvor. Vor allem wären umfangreiche Untersuchungen der Umweltauswirkungen vor der Genehmigung von Tagebauen nötig. PNNI kann dies aufgrund von Kapazitätsmangel jedoch nicht leisten.

8.11.6 Bewertung durch Carpus

Relevanz des Projektes im Kontext der lokalen RahmenbedingungenCarpus hielt das Projekt vor allem aus Gründen des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung für relevant und erhoff te sich angemessene medizinische Hilfe für die betroff enen Patienten. Die Bevölkerung darf nicht zum Spielball zwischen Politik und Wirtschaft geraten. Untersuchungen sind dazu geeignet, Konzerne an ihre Sorgfaltspfl icht zum Schutz der Umwelt und der lokalen Bevölkerung zu erinnern.Es stellt sich die generelle Frage, inwieweit in einem Biosphärenreservat wie Palawan großmaßstäblicher Ressourcenabbau überhaupt zulässig ist.

Auswirkungen des Projektes auf die lokalen RahmenbedingungenInwieweit das Projekt die Rahmenbedingungen in Rio Tuba veränderte, ist für Carpus schwer erkennbar. Ein Besuch des Gebietes erfolgte aus Zeitgründen nicht. Die Aussagen der Partnerorganisation lassen keine schnellen Erfolge erkennen.

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Beitrag des Projektes zur Umsetzung der MillenniumsentwicklungszieleEinen Beitrag zur Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele konnte das Projekt nicht leisten. Sollten DENR und DOH tatsächlich die geplante Monitoringgruppe ins Leben rufen, könnte durch die Vermeidung künftiger Chemieunfälle im Gebiet langfristig ein Beitrag zu den MDGs 1, 4, 5 und 7 geleistet werden.

Nachhaltigkeit des ProjektesUm das Projekt als nachhaltig einstufen zu können, blieben die Ergebnisse zu unkonkret. Zwar kamen PNNI und DOH in engeren Kontakt und der Problemfall Rio Tuba ist mittlerweile in Manila präsent, die Nachhaltigkeit des Projektes muss sich jedoch an den weiteren Schritten des DOH messen.

Wiederholbarkeit bzw. Übertragbarkeit des Projektes innerhalb der RegionEine Wiederholung dieses Projektes in gleicher Art und Weise macht aus Sicht des Vereins wenig Sinn. Da es in den Philippinen keine unabhängigen Institute gibt, die bspw. Konzentrationsmessungen im Wasser vornehmen, bleibt die Abhängigkeit von den staatlichen Behörden bestehen, die nur sehr zeitverzögert reagieren. Eine schnelle und aussagekräftige Analyse solcher Havariestandorte scheint damit unmöglich zu sein.

Bei der Lösung des generellen Problems des zunehmenden Bergbaus in Palawan könnte Carpus indes auf andere Weise behilfl ich sein. Der Verein könnte PNNI bei der Öff entlichkeitsarbeit unterstützen und Kontakte zu internationalen Medien herstellen, die sich dem Fall Palawan annehmen.s

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9 Die Millenniumsentwicklungsziele in Palawan

9.1 Bekanntheit der MillenniumsentwicklungszieleDie Millenniumsentwicklungsziele haben in den Philippinen einen sehr unterschiedlichen Bekanntheitsgrad. Während die Arbeit mit den MDGs auf nationaler Ebene bereits eingeführt ist, sind die MDGs auf Provinzebene und darunter nahezu unbekannt.

Die National Economic and Development Authority (NEDA) veröff entlichte in Zusammenarbeit mit der UN im Jahr 2003 einen „First Philippine Progress Report on the Millennium Development Goals“ und 2005 einen „Second Philippine Progress Report on the Millennium Development Goals“. Beide Reports überzeugen durch ihre statistisch gut aufbereitete Datengrundlage. Dennoch wurde davon in den Provinzverwaltungen keine Kenntnis genommen und die Arbeit mit den MDGs nicht beworben. Fraglich bleibt in diesem Zusammenhang, wie die Umsetzung der MDGs auf Provinz- oder gar Municipality -Ebene aussehen soll, wenn ihre Existenz unbekannt bleibt.

Im Fall der Provinz Palawan kann festgehalten werden, dass die MDGs weder dem Provincial Government of Palawan und dort speziell dem Provincial Planning and Development Offi ce, als auch den Mitglieds-NRO des PNNI bislang bekannt waren. Lediglich einige leitende Angestellte der NRO hatten auf Konferenzen oder Seminaren in Manila von den MDGs gehört ohne jedoch konkrete Fakten wiedergeben zu können.

9.2 Datengrundlage für die Arbeit mit den Millenniumsentwicklungszielen

Wenngleich die MDGs in Palawan noch keine Bekanntheit besitzen, so gibt es bereits eine ungewöhnlich gute Datengrundlage zur Erfassung der Fortschritte der einzelnen Millenniumsziele.

So wurde in Palawan bereits vor mehreren Jahren von der Provinzverwaltung das erste Community based Management System (CBMS) in den Philippinen eingeführt, in dem aus allen Gemeinden der Provinz regelmäßig Daten der sozialen, ökonomischen und ökologischen Entwicklung erfasst werden und den lokalen Verwaltungen als Planungsgrundlage zur Entscheidungsfi ndung zur Verfügung gestellt werden. Seit dem Jahr 2000 schreibt das PPDO außerdem einen Human Development Report nach dem Human Development Index (HDI) für Palawan fort. Die Mehrzahl der 48 Indikatoren, die zur Evaluierung der MDGs aufgestellt wurden, decken sich mit den Indikatoren des CBMS. Auf diese Weise können für Palawan überraschend umfangreiche Aussagen zur Umsetzung der MDGs gemacht werden.

Auf NRO-Seite gibt es ebenfalls bereits eine begrenzte Datengrundlage, die zur Evaluierung der MDGs in Palawan herangezogen werden kann. So fertigte PNNI im Jahr 2005 für die Peace and Equity Foundation ein sogenanntes Poverty Mapping an. Darin enthalten sind Aussagen für jede Municipality zur Gesundheitssituation, Bildungssituation, Einkommenssituation, Arbeitslosenquote und zur Wohnsituation. Diese Daten lassen sich zur Untersuchung des MDG 1, 2 , 4 und 5 verwenden.

Frau Josephine Escano, Abteilungsleiterin des PPDO, stellt Uwe Berger Daten bisheriger Erfassungen vor

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9.3 Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele in Palawan Die nachfolgenden Daten basieren auf den Präsentationen der Referentinnen Josephine Escano (PPDO) und Ofelia Bernardino (PNNI) auf dem Millennium Development Goals Workshop am 8. April 2006 im Hotel Fleuris, Puerto Princesa City.

MDG 1 - Halbierung des Anteils der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet

Unterziel 1 - Halbierung des Anteils der Bevölkerung, der von weniger als 1US$ pro Tag lebt, im Zeitraum 1990 bis 2015

Personen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 13.200 PHP gelten in den Philippinen statistisch als arm. Im Jahr 1988 wurden in Palawan 69% der Haushalte als arm eingestuft, im Jahr 2005 waren es immerhin noch 66%. Der nationale Durchschnitt in den Philippinen lag im Jahr 2003 bei 30,4%.

Unterziel 2 - Halbierung des Anteils der unter Hunger leidenden Bevölkerung im Zeitraum 1990 bis 2015Im Jahr 1992 litten 22,7% der Bevölkerung in Palawan an Unterernährung. Nach einem Rückgang auf 5% im Jahr 2000 stieg der Anteil bis 2005 wieder auf 11,5% (MDG Indikator 5). Der nationale Durchschnitt in den Philippinen lag im Jahr 2003 bei 13,8%.

MDG 2 – Ermöglichung einer Grundschulausbildung für alle Kinder

Unterziel 3 - Sicherstellen, dass bis 2015 alle Jungen und Mädchen gleichermaßen in der Lage sind, die Grundschulausbildung abzuschließen

Die Einschulungsrate an den Grundschulen betrug 1992 in Palawan 90% und fi el bis 2005 auf nur noch 75% (MDG Indikator 6). Der nationale Durchschnitt in den Philippinen lag im Schuljahr 2002/03 bei 90%. Im Zeitraum 2000 bis 2005 verdoppelte sich die Rate der „Out of School Youth“ in der Provinz (MDG Indikator 7). Während 1990 noch 9% der Palawenos Analphabeten waren, fi el diese Rate bis 1996 aus 6% (MDG Indikator 8). Neuere Statistiken liegen hierzu nicht vor.

MDG 3 – Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Beteiligung von Frauen, besonders im Bereich der Ausbildung

Unterziel 4 - Schaff ung gleicher Zugangsrechte für Jungen und Mädchen in der Grundschule und Sekundärstufe bis 2005 und in allen höheren Formen der Ausbildung bis 2015

Der prozentuale Anteil der Geschlechter in den Grundschulen liegt in Palawan bei 51% Jungen und 49% Mädchen. In den weiterführenden Schulen dreht sich dieser Anteil auf 48% Jungen und 52% Mädchen um (MDG Indikator 9). Dies entspricht dem nationalen Durchschnitt. Betrug der Anteil der Frauen an den Beschäftigten in der öff entlichen Verwaltung Palawans 1986 nur 10%, so wuchs dieser bis 2005 auf 30% (MDG Indikator 11).

Frau Ofelia Bernardino (PNNI) stellt die Ergebnisse des Palawan Poverty Mappings vor (April 2006)

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MDG 4 – Verringerung die Kindersterblichkeit

Unterziel 5 - Reduktion der Kindersterblichkeitsrate von unter 5jährigen um zwei Drittel zwischen 1990 und 2015

Der Anteil der Haushalte mit Fällen von Kindersterblichkeit sank in Palawan von 1,5% im Jahr 2000 auf 0,6% im Jahr 2002 (MDG Indikator 13). Die Säuglingssterblichkeitsrate sank von 19 Fällen pro 1000 Einwohnern im Jahr 1990 auf 15 Fälle pro 1000 Einwohner im Jahr 2005 (MDG Indikator 14). Der nationale Durchschnitt liegt in den Philippinen bei 35 Fällen pro 1000 Einwohnern im Jahr 2005. Dank eines provinzweiten Impfprogramms waren 2004 in Palawan 86% aller Säuglinge gegen Masern geimpft (MDG Indikator 15).

MDG 5 – Verbesserung der Gesundheit der Mütter

Unterziel 6 - Reduktion der Müttersterblichkeit zwischen 1990 und 2015 um drei Viertel

Die Müttersterblichkeitsrate stieg in Palawan von 1,65 Fällen pro 1000 Geburten im Jahr 1990 auf 2,45 Fälle pro 1000 Geburten im Jahr 2005 (MDG Indikator 16).

MDG 6 – Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen übertragbaren Krankheiten

Unterziel 7 - Stop der Ausbreitung von HIV/AIDS bis zum Jahr 2015 und Einleitung eines Rückgangs

Zur Häufi gkeit von HIV-Infektionen liegen keine Statistiken vor. Die Verteilungsrate von Verhütungsmitteln stieg in Palawan von 53% im Jahr 2004 auf 75% im Jahr 2005 (MDG Indikator 19).

Unterziel 8 - Stop der Ausbreitung von Malaria und anderer schwerer Krankheiten bis zum Jahr 2015 und Einleitung eines Rückgangs

Waren im Jahr 2002 noch 9,7% der Todesursachen auf Malaria zurückzuführen, so fi el diese Rate bis 2005 auf 3,6% (MDG Indikator 21). Im Vergleich zum nationalen Durchschnitt von 0,05% liegt dieser Wert in Palawan zwar um ein Vielfaches höher. Andererseits besitzt Palawan auch die letzten Regenwaldvorkommen der Philippinen.

MDG 7 – Sicherung einer nachhaltigen Umwelt

Unterziel 9 - Integration der Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung in die nationale Gesetzgebung und Reduktion des Verlustes an natürlichen Ressourcen

Zum Ressourcenverbrauch in Palawan gibt es keine Statistiken. Die letzte Erhebung des Waldbestandes stammt aus dem Jahr 1998. Damals waren 63% der Provinz mit Wald bedeckt (MDG Indikator 25). Das waren mehr als der philippinische Durchschnitt von 53%. Mit der Einführung des SEP im Jahr 1992 wurden die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung gesetzlich festgeschrieben. Dies ist jedoch keine Garantie für die Umsetzung dieser Prinzipien.

Unterziel 10 - Halbierung des Anteils der Bevölkerung ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen bis 2015

Hatten 1993 noch 49,5% der Haushalte in Palawan keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, waren es 2003 nur noch 48,6% (MDG Indikator 30). Palawan liegt damit dennoch weit über dem nationalen Durchschnitt von 20% Haushalten ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser im Jahr 2002.

Im Jahr 1980 verfügten 83,8% der Haushalte in Palawan nicht über Sanitäreinrichtungen. Dieser Anteil fi el bis zum Jahr 2002 auf 44,3% und stieg dann bis 2005 wieder auf 62,2% an (MDG Indikator 31). Der nationale Durchschnitt liegt bei 17,5% Haushalten ohne Sanitäreinrichtungen im Jahr 2005.

Unterziel 11 - spürbare Verbesserung des Lebensstandards von mindestens 100 Millionen Slumbewohnern bis 2020

Zur Lebenssituation der Slumbewohner gibt es in Palawan keine Daten.

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MDG 8 – Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft

Unterziel 12 - Schaff ung eines off enen, regelbasierten, berechenbaren, nichtdiskriminierenden weltweiten Handels- und Finanzsystems, einschließlich eines Bekenntnisses zur guten Regierungsführung und Armutsbekämpfung

Zum Handels- und Finanzwesen machten die Referentinnen keine Angaben.

Unterziel 13 - Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse der Ärmsten Entwicklungsländer (LDCs), einschließlich quotenfreier und zollfreier Exporte aus den LDCs, Schuldenerlass und einer Erhöhung der Entwicklungshilfe

Dieses Ziel ist für Palawan nicht relevant, da die Philippinen nicht zu den LDCs zählen.

Unterziel 14 - Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Entwicklungsländern ohne Meereszugang sowie kleinen Inselstaaten

Dieses Ziel ist für Palawan nicht relevant, da die Philippinen nicht in diese Kategorie fallen.

Unterziel 15 - umfassende Handhabung der Schuldenproblematik der Entwicklungsländer, um Schulden langfristig nachhaltig zu gestalten

Zur Verschuldung der Provinz machten die Referentinnen keine Angaben.

Unterziel 16 - gemeinsame Entwicklung von Strategien von Entwicklungsländern und Industriestaaten zur angemessenen Beschäftigung von Jugendlichen

Die Arbeitslosenquote liegt in Palawan derzeit bei etwa 21%. Hinzu kommt, dass etwa 72% der Beschäftigten als unterbezahlt gelten.

Unterziel 17 - Bereitstellung des Zugangs für lebenswichtige Medikamente in den Entwicklungsländern in Kooperation mit der Pharmaindustrie

Zur Situation der medizinischen Versorgung mit Medikamenten machten die Referentinnen keine Angaben.

Unterziel 18 - Schaff ung des Zugangs zu den Vorteilen der neuen Technologie, insbesondere Informations- und Kommunikationstechnologien in Kooperation mit dem privaten Sektor

In Palawan gibt es derzeit ca. 4.600 Haustelefonanschlüsse. Hinzu kommen ca. 270.000 Mobilfunkverträge (MDG Indikator 46). Die Bevölkerung Palawans betrug im Jahr 2005 rund 901.000 Einwohner.

Die Datenlage zeigt, dass Vergleichsdaten aus dem Jahr 1990 für Palawan nicht immer zur Verfügung stehen. Deshalb lassen sich Umsetzungserfolge einzelner MDGs schwer messen. Dennoch gibt es in Palawan aufgrund des CBMS eine vergleichsweise gute Ausgangssituation zum weiteren Monitoring der MDGs.

Zum jetzigen Zeitpunkt zeigt sich, dass die rapide Zuwanderung erste Erfolge in der Verwirklichung des MDG 2 und 7 Anfang des neuen Jahrtausends wieder zunichte machte. Gerade im Bildungsbereich (MDG 2) hat Palawan große Herausforderungen vor sich, aber ebenso in der Armutsbekämpfung (MDG 1) sowie im Schutz der Umwelt und der verbliebenen Ressourcen (MDG 7).

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9.4 Einschätzung durch die NRONach Einschätzung der 11 NRO-Vertreter, die am 8. März 2006 am MDG-Workshop in Puerto Princesa teilnahmen, besitzen die Millenniumsentwicklungsziele 1, 7, 2, 6 und 8 die höchste Priorität für die Provinz – und zwar in dieser Reihenfolge. Die wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre in Palawan sind nach Einschätzung der NRO-Vertreter:

Kampf gegen ArmutSchaff en von Nahrungs- und EinkommenssicherheitSchutz der UreinwohnergebieteBewusstseinsbildung für den Schutz der UmweltAusweisung weiterer NaturschutzgebieteStop der Ausweitung von BergbauaktivitätenVerbesserung der BildungssituationBekämpfung von HIV und Malaria.

Die NRO-Vertreter äußerten übereinstimmend, dass sich die NRO bislang nicht über die Existenz der MDGs bewusst waren. In keiner der NRO wurden die MDGs bereits in die Arbeit integriert. Eine zielgerichtete Arbeit zur Umsetzung der MGDs fand daher bislang nicht statt. Dennoch kommt es in der Ausrichtung vieler NRO zu thematischen Überschneidungen mit den MDGs, so dass davon gesprochen werden kann, dass die NRO bereits unbewusst an der Verwirklichung einzelner MDGs in der Provinz arbeiteten.

In der Debatte um die Umsetzung der MDGs äußerten die NRO-Vertreter auch Kritik an der Unvollständigkeit der MDGs. So fehlen speziell auf den Fall Palawan zugeschnitten mindestens drei Aspekte in der bisherigen Konzeption der MDGs:

BevölkerungszuwachsKinderarbeitVerantwortung der Industriestaaten.

Der starke Bevölkerungszuwachs durch Zuwanderung ist eines der Hauptprobleme in Palawan, das sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche auswirkt. Der Bau von Schulen, Straßen und Krankenstationen, verfügbare Bau- und Landwirtschaftsfl ächen, Trinkwasserleitungen und Stromproduktion – alles unterliegt einem ständigen Nutzungs- und Erweiterungsdruck, solange die Bevölkerung wächst. Dieses Problem ist mit Sicherheit kein alleiniges Problem der Provinz Palawan, sondern fi ndet sich in vielen Entwicklungsländern wieder. Die NRO-Vertreter kritisierten, dass die Notwendigkeit zur Umsetzung von Maßnahmen der Geburtenkontrolle und der Familienplanung in den MDGs keine Berücksichtigung fand. Weiterhin bemängelten die NRO-Vertreter, dass der Aspekt der Kinderarbeit in den MDGs nicht angesprochen wurde und keine Indikatoren dazu aufgestellt wurden.

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Frau Dionesia Banua (NATRIPAL) in der Diskussion über die Relevanz der MDG für Palawan

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Mit Blick auf die Industriestaaten gaben die NRO zu bedenken, dass den Menschen in den Industriestaaten eine Schlüsselrolle beim Schutz der natürlichen Ressourcen in den Entwicklungsländern zufällt. Durch einen stark reduzierten Ressourcenverbrauch in den Industriestaaten bräuchten die Entwicklungsländer nur noch geringere Mengen an Rohstoff en zu fördern und zu exportieren. Im Falle von Palawan hieße das bspw., dass durch einen geringeren Nickelkonsum in Japan die Bergbauaktivitäten des japanischen Konzerns CBMS im Süden der Provinz zurückgeschraubt oder gar eingestellt werden könnten. Die momentane Wiederaufbereitung von „Low-Grade-Nickel“ aus alten Abraumhalden ist indes auf den gestiegenen Bedarf an Nickel im Ausland zurückzuführen. Ein verändertes Konsumbewusstsein der Menschen in den Industriestaaten könnte dazu beitragen, den Ausverkauf der Ressourcen in Palawan zu stoppen. Davon fi ndet sich jedoch nichts in den MDGs wieder. Die Verantwortung der Industriestaaten beschränkt sich lediglich auf politische und technische Unterstützung der Entwicklungsländer. Die MDGs versäumen es, ein Überdenken des Lebensstils der Menschen in den Industriestaaten einzufordern.

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10 Fazit und Ausblick

Rückblickend können in der bisherigen EZ-Arbeit des Vereins viele Erfolge ausgemacht werden. Insbesondere die Unterstützung zur Landtitelvergabe in Kayasan ist zweifelsohne zu den besonders erfolgreichen Projekten zu zählen. Mit der Sicherung des Landrechts für die dort ansässigen Batak und Tagbanua wurde deren Ressourcenzugang als Einkommensquelle gesichert und damit ein Beitrag zur Armutsbekämpfung im Sinne der MDGs geleistet. Weiterhin ist die kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Partner-NRO PCC als Erfolg zu werten. Der Wissenstransfer im Sinne des Capacity Buildings hat hier innerhalb weniger Jahre zu klaren Ergebnissen geführt.

In der Evaluation der bisherigen Projekte sind neben den Erfolgen auch etliche Schwachstellen in der bisherigen EZ-Arbeit auf Palawan deutlich geworden. Aus heutiger Sicht liegt ein wesentliches Manko vergangener Projekte in der unzureichenden Planung. Bei vielen Projekten wurde die Nachhaltigkeit des Vorhabens nicht in ausreichend durchdacht und Planungen für die Weiterführung der Projekte nach der Abreise von Carpus-Vertretern vernachlässigt. Vor allem bei Projekten, die einen Techniktransfer umfassten, wurden im Vorfeld die lokalen Rahmenbedingungen nicht ausreichend berücksichtigt. Ein anderes Klima aber auch eine andere Kultur waren mehrfach zwei entscheidende Faktoren für das Scheitern einzelner Projekte.

Ursache hierfür war oft die einseitige Planung von Projekten auf Seiten von Carpus ohne die entsprechende Partnerorganisation ausreichend in diese einzubeziehen. Die enorme räumliche Trennung und zunächst fehlende Kommunikationsmöglichkeiten mögen dies teilweise entschuldigen. In der Zukunft sollten Projektplanungen jedoch in enger Kooperation zwischen allen beteiligten Partnern erfolgen. Idealerweise fi nden dazu gemeinsame Planungsworkshops im Vorfeld des eigentlichen Projektes statt. Diese zu fi nanzieren dürfte jedoch eine große Herausforderung darstellen.

Während der Evaluationsreise im März und April dieses Jahres war erneut festzustellen, dass zahlreiche Partner-NRO kein klares Bild von Carpus haben. Da der Verein Projektgelder von deutschen Mittelgebern an lokale NRO weiterreicht, wird Carpus von einigen NRO oft selbst als Stiftung angesehen. Da Carpus im Rahmen der internationalen Naturschutzkooperation zwischen den Großschutzgebieten Brandenburgs und dem Biosphärenreservat Palawan zudem häufi g mit staatlichen Institutionen kooperierte, war lokalen Partner-NRO oft nicht klar, „auf welcher Seite“ Carpus stehe. Die direkte Arbeit vor Ort zumeist mit Freiwilligen des JfE-Programms trug darüber hinaus zur Verwirrung bei etlichen Partnern bei. Die im Rahmen der Evaluationsreise durchgeführte Informationsveranstaltung sowie der eigentliche Workshop zu den MDGs bot diesbezüglich jedoch die Gelegenheit noch einmal das gesamte Arbeitsspektrum des Vereins nicht nur in Palawan sondern auch in Brandenburg darzustellen.

Was bei der Betrachtung der bisherigen Projektarbeit auff ällt ist die besondere Bedeutung des JfE-Programms. Ohne dieses Finanzierungsprogramm gäbe es für Carpus vorerst keine Möglichkeit, längere Projektaufenthalte für mehrere Personen zu fi nanzieren und so Partner direkt vor Ort zu unterstützen. Das von InWEnt und dem Land Brandenburg getragene JfE-Programm bildet somit das Rückrad der vergangenen und hoff entlich auch der künftigen EZ-Arbeit des Vereins. Entsprechend aktiv muss sich der Verein künftig für die Fortführung des Programms einsetzen.

Trotz des Scheiterns einiger Projekte sehen die Organisationen vor Ort Carpus mehr denn je als zuverlässigen Partner. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Organisationen, die für eine bestimmte Zeit vor Ort arbeiten und dann für immer wieder verschwinden, ist Carpus über einen langen Zeitraum in regelmäßigen Abständen immer wieder präsent. Dadurch dass auch immer wieder die gleichen Personen zumindest in der Projektleitung vor Ort anwesend sind, können persönliche Beziehungen aufgebaut und über die Jahre hinweg gefestigt werden. Diese Kontinuität zeichnet den Verein aus und schaff t eine Vertrauensbasis, die eine enge Kooperation ermöglicht. Diesen Trumpf sollte Carpus für seine künftige EZ-Arbeit besser nutzen und mehr Zeit und auch entsprechend mehr Kosten für die gemeinsame Projektvorbereitung einplanen.

In Bezug auf die Rahmenbedingungen vor Ort ist festzustellen, dass Carpus keine Möglichkeit hat, auf diese Einfl uss zu nehmen. Als kleine ausländische NRO mit einem zumeist sehr bescheidenen Projektbudget fällt Carpus in der Summe der großen internationalen Organisationen wie GTZ, WWF oder Helvetas kaum ins Gewicht. Die lokale Politik im Sinne des Good Governance zu

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beeinfl ussen muss der Verein daher anderen Organisationen überlassen und ist wie viele andere NRO auch den politischen Wechseln und der Willkür weiterhin ausgesetzt. Rückschläge, wie in der Zusammenarbeit mit dem PAMB im PPSRNP sind daher vor allem mit staatlichen Partnern immer wieder zu erwarten. Eine Chance, die Risiken für Kooperationen mit lokalen Partnern zu minimieren, liegt daher in der Konzentration auf die Zusammenarbeit mit NRO. Diese sind zumindest in ihrer Personalzusammensetzung nicht den politischen Wechseln ausgesetzt. Allerdings ist auch hier die Gefahr groß, dass zumindest einzelne Mitarbeiter die Organisationen verlassen, um anderswo einen besser bezahlten Job anzunehmen. Aufgabe von Carpus sollte es daher künftig sein, auch zur personellen Stabilisierung bei besonders wichtigen Partner-NRO beizutragen.

Eine besondere Herausforderung bezüglich der Rahmenbedingungen für die weitere Zusammenarbeit mit lokalen Partnern sind nicht nur deren personelle Situation sondern auch deren unzureichenden Möglichkeiten, ihre eigene Arbeit zu evaluieren. Zwar stehen ihnen immer wieder Mittel zur Durchführung bestimmter Projekte zur Verfügung, die Finanzierung einer eingehenden Evaluierung ihrer bisherigen Arbeit in Gänze gelang bisher jedoch keiner interviewten NRO. Aus Sicht von Carpus sollte eine derartige Refl ektion im Sinne einer zielgerichteten Zusammenarbeit vor der Fortführung weiterer Projekte erfolgen. Entsprechend besteht der Bedarf Förderinstitutionen zu fi nden, die eine entsprechende Evaluierung bei Südpartnern ermöglichen.

Im Ergebnis der Evaluation sind für die Weiterarbeit des Vereins mehrere Schlüsse zu ziehen. Zunächst hat sich der reine Mitteldurchfl uss für Projekte auf Palawan oft als wenig erfolgreich erwiesen. Die Weiterleitung entsprechender Anträge an deutsche Mittelgeber war oft sehr arbeitsintensiv und aufgrund der meist geringen Fördersummen entsprechend auch fi nanziell für den Verein wenig lukrativ. Zudem fehlte dem Verein der Einfl uss in der Umsetzung vor Ort, was einerseits oft zu starken Ausdehnungen der Projektdauer und zu Kommunikationsproblemen mit den Partner-NRO führte. Künftig sollte der Verein daher vom Durchreichen von Projektmitteln gänzlich absehen. Dem entgegen kommt eine Änderung der internationalen Gebermodalitäten nachdem Entwicklungsländer einen direkten Zugang zu Fördermitteln erhalten.

In der künftigen EZ-Arbeit des Vereins sollte von Projekten mit Techniktransfer Abstand genommen werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ausländische Technologien, insbesondere wenn sie aus nichttropischen Klimaten stammen, den lokalen Klimabedingungen nicht stand halten. Die notwendigen Wartungsarbeiten entsprechender Anlagen sind oftmals ein Problem, da es entweder an entsprechend ausgebildetem Personal oder aber an Mitteln zur meist teuren, da von ausländischen Ersatzteilen abhängigen, Reparatur fehlt. Wenn überhaupt technische Anlagen im Rahmen eines Projektes künftig gebaut werden, dann sollten dafür ausschließlich regional verfügbare Ressourcen und Technologien eingesetzt werden.

Als entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung künftiger Projekte wird zudem die langfristige partnerschaftliche Planung, z. B. im Rahmen von mehrwöchigen Planungsworkshops gesehen. So wäre es denkbar, dass zur selben Zeit mehrere Nord-Süd-Partner ihre Planungsworkshops am gleichen Ort in Deutschland durchführen. Die Einführung in bestimmte Projektgrundlagen könnte in gemeinsamen Workshopeinheiten erfolgen während die projektspezifi schen Ausarbeitungen in den jeweiligen Teilgruppen erfolgen. Die Kompetenzen projektexterner Experten könnten so effi zient mehreren Organisationen gleichzeitig zugute kommen und es würden ausreichend Möglichkeiten für den unmittelbaren Erfahrungsaustausch zwischen verschiedenen Personen und Institutionen entstehen.

Als Grundlage und zur Orientierung in künftigen partnerschaftlichen Projekten sollte Carpus einen Kriterienkatalog für EZ-Kooperationen aufstellen. Aus diesem muss für die Partner hervorgehen, welche Projekte in welcher Form und unter welchen Rahmenbedingungen vom Verein unterstützt werden. Ein Kriterium sollte beispielsweise sein, dass Carpus als Partner zum frühest möglichen Zeitpunkt in die Projektplanung einbezogen wird, ein anderes, dass im Rahmen des Projektes Möglichkeiten zur direkten Involvierung von Vereinsmitgliedern gegeben sind. Damit soll gewährleistet werden, dass im Rahmen des jeweiligen Projektes ein voneinander Lernen möglich ist. Weiterhin sollte das klare Aufzeigen der Projektfortführung nach der Beteiligung von Carpus im Sinne der Nachhaltigkeit ein Kriterium sein. Daraus abgeleitet sollte generell die Durchführung einer Evaluation des jeweiligen Projektes mit zuvor festgelegten Zielkriterien fester Bestandteil der Planung und Durchführung von EZ-Projekten bei Involvierung des Vereins sein.

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Stellt der Verein entsprechende Kriterien für eine Unterstützung gewissermaßen als Hürde auf, müssen andererseits auch klar die Vorteile einer Zusammenarbeit mit Carpus an den jeweiligen Projektpartner kommuniziert werden. Grundlage dafür ist, dass der Verein ein klares Selbstbildnis vermittelt und entsprechende inhaltliche Ansatzpunkte für eine Kooperation aufzeigt. Hierfür bietet die Internetpräsenz des Vereins ein geeignetes Medium. Zudem muss den Partnern ausreichend Raum für Erwartungen und Wünsche an die Zusammenarbeit mit Carpus gegeben werden. Dies stellt sehr hohe Anforderungen an die interkulturelle Kompetenz auf beiden Seiten, müssen doch Wege gefunden werden, Wünsche auf allen Seiten so klar und präzise zu formulieren, dass sie von allen verstanden werden ohne jedoch verletzend zu wirken.

Ausgehend von der Notwendigkeit der interkulturellen Kompetenz auf allen Seiten für eine erfolgreiche Zusammenarbeit müssen künftige Jugendprojektreisen stärker auf den Begegnungscharakter ausgerichtet und interkulturelle Aspekte stärker betont werden. Der einzige Partner, der für derartige Projektreisen in Frage kommt, ist derzeit PCC. Dort verfügen die Mitarbeiter über viel Erfahrung in der Bildungsarbeit und im Umgang mit „der westlichen Kultur“, was diese Organisation als Partner für entsprechende Vorhaben prädestiniert. Für eine stärkere Fokussierung auf PCC sprechen auch die überwiegend positiven Erfahrungen aus den EZ-Projekten der letzten Jahre. PCC agierte stets als verlässlicher Partner und ist nach wie vor an einer engen Zusammenarbeit mit Carpus interessiert.

Zur langfristigen Finanzierung und Stabilisierung der Kooperation mit PCC sollten Projektpatenschaften aufgebaut werden. Da der Verein bereits über einen großen Pool an Mitgliedern und Freunden verfügt, die zumindest einmal auf Palawan waren und so die lokalen Rahmenbedingungen kennen, bietet es sich an, sie für eine entsprechende Patenschaft zu gewinnen. Mit der Konzentration auf ein langfristiges Kooperationsprojekt verbessern sich zudem die Möglichkeiten in der Außendarstellung und entsprechender Spendenwerbung. So lassen sich Fortschritte über einen längeren Zeitraum dokumentieren und können entsprechenden Paten das Gefühl vermitteln, in ein erfolgreiches Projekt investiert zu haben.

Doch auch außerhalb der direkten Partnerschaft mit PCC bieten sich auch künftig Möglichkeiten, lokale NRO zu unterstützen. So machten während der Evaluationsreise zahlreiche Partner das Angebot, Freiwillige bei sich als Praktikanten aufnehmen zu können. Diese müssen jedoch zumeist entsprechend den unterschiedlichen Arbeitsgebieten der jeweiligen NRO über gewisse fachspezifi sche Vorkenntnisse verfügen und gewillt sein, Grundkenntnisse in der Nationalsprache Tagalog im Vorfeld zu erlernen.

Besonders dringenden Bedarf in der Unterstützung lokaler Partner besteht im Ergebnis der Evaluation im Capacity Building. Häufi g ist der Wissensstand über umwelt- und entwicklungspolitische Sachverhalte bei Mitarbeitern der Partner-NRO sehr gering und Kompetenzen z. B. in der Mittelakquise oder auch der sachgerechten Abrechnung fehlen oft. Abgesehen von der Führungsebene verfügen die Angestellten meist nur über ein Bachelor-Abschluss, der im Vergleich zwischen dem deutschen und dem philippinischen Bildungssystem oft nur dem Niveau des deutschen Abiturs entspricht. Die Unterstützung von Projekten im Bereich des Wissenstransfers und der Mitarbeiterqualifi zierung ist daher in jedem Fall sinnvoll, egal wie schwierig gerade die politischen Rahmenbedingungen auf Palawan sind.

Im Hinblick auf die Rolle der MDGs in der weiteren EZ-Arbeit des Vereins sollte auf eine stärkere inhaltliche Ausrichtung auf die jeweiligen MDGs bzw. ihre Unterzielen geachtet werden. Die Indikatoren der MDGs sollten bei der Projektplanung bereits berücksichtigt werden, da sie eine gute Basis für die Aufstellung der projektbezogenen Zielindikatoren und eine nachfolgende Evaluation bilden. Dabei sind jedoch die lokalen Rahmenbedingungen auf Palawan ebenfalls zu berücksichtigen, um nicht mit Indikatoren zu arbeiten, für die es keinerlei Datenbasis gibt. Letztlich hat die Evaluation gezeigt, dass die Partner-NRO auch ohne konkrete Kenntnisse der MDGs an relevanten Th emen arbeiten. Eine stärkere Ausrichtung an den MDGs bietet ihnen wie auch Carpus die Möglichkeit einer effi zienten Erfolgskontrolle bei den eigenen Projekten und verbessert im Hinblick auf potentielle Mittelgeber künftig die Chancen auf eine erfolgreiche Mittelakquise.

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Die Umsetzung dieser Evaluation wäre ohne die Unterstützung zahlreicher Personen und Institutionen nicht möglich gewesen. Bei ihnen allen möchten wir uns herzlich bedanken! Besonderer Dank geht an folgende Personen, die sich die Zeit für ein ausführliches Interview mit uns genommen haben:

Frau Grizelda Mayo-Anda, ELACHerr James B. Mendosa, Nationalparkleiter/ PAMBHerr Rogelio Daquer, CENROHerr Manulito Ramos, CENRO Herr Nesario G. Awat, PANLIPIFrau Dionesia Banua, NATRIPALHerr Rodrigo Emag, NATRIPALFrau Elizabeth Maclang, PNNIFrau Milarosa Galit, PNNIFrau Christina Barraquias , PNNIFrau Lorna Gelito, PSUHerr Salde Sorio, PCCHerr Erwin Galido, PCCFrau Amelia Malolos,Frau Flora Wayang,Herr Roy Rodrigo,Frau Winefreda RodriguezHerr Johnny Tabinga, Purok PresidentFrau Josephin Escano, PPDOFrau Indira Dayang Lacerna-Widmann, Katala-Foundation,

Die erfolgreiche Durchführung des MDG-Workshops haben wir unter anderem folgenden beiden Referentinnen zu verdanken:

Josephine Escano, PPDOOfelia Bernardino, PNNI.

Für die Unterstützung bei der Organisation der zahlreichen Interviewtermine und die Übersetzungsarbeit geht ein herzlicher Dank an Napoleon Sitchon von PCC.

Die Mittel für den weiten Weg nach Palawan und zurück aber auch für die Arbeit vor Ort hätte der Verein allein nicht aufbringen können. Daher möchten wir uns bei der Stiftung Nord-Süd-Brücken für die fi nanzielle Unterstützung dieser Evaluationsreise ganz herzlich bedanken!

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