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Masculin/Féminin II. Dissoudre la hiérarchie by Françoise Héritier Review by: Godula Kosack Anthropos, Bd. 98, H. 2. (2003), p. 569 Published by: Anthropos Institute Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40467369 . Accessed: 12/02/2015 20:42 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Anthropos Institute is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Anthropos. http://www.jstor.org This content downloaded from 181.118.153.132 on Thu, 12 Feb 2015 20:42:33 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Masculin/Féminin II. Dissoudre la hiérarchie by Françoise HéritierReview by: Godula KosackAnthropos, Bd. 98, H. 2. (2003), p. 569Published by: Anthropos InstituteStable URL: http://www.jstor.org/stable/40467369 .

Accessed: 12/02/2015 20:42

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Rezensionen 569

Héritier, Françoise: Masculin /Féminin IL Dis- soudre la hiérarchie. Paris: Editions Odile Jacob, 2002. 443 pp. ISBN 2-7381-1090-8. Prix: € 24,50

Françoise Héritier sieht in dieser Publikation eine Fortführung ihres Buches von 1996 "Masculin /Féminin. La pensée de la différence" (von mir besprochen in Anthropos 92.1997:610). Sie fragte darin nach der Universalität gesellschaftlicher Phänomene, speziell der geschlechtsspezifischen Ordnung. Zum Ausgangspunkt ihrer neuen Aufsatzsammlung nimmt sie zwei "insa- tisfactions", die ihr auf Grund von Kritiken nach ih- rem letzten Buch blieben: Zum einen enthielten ihre Ausführungen eine Höherbewertung des "Aktiven" ge- genüber dem "Passiven", wobei sie am Beispiel des Blutvergießens "aktiv" den Männern (Krieg) und "pas- siv" den Frauen (Menstruation) zuordnet. Zum anderen entwarf sie "une structure terriblement contraignante dont il semblait difficile de pouvoir s'échapper" (11). Héritier will in ihrem neuen Buch die Wertigkeit, die dem männlich-weiblichen Prinzip beigeordnet ist, und die Unverrückbarkeit der aktuellen Geschlechterhierar- chie auflösen, wie sie im neuen Untertitel "Dissoudre la hiérarchie" verspricht; und zwar nicht nur in der Praxis, sondern auch und vor allem "dans les esprits" (11).

Héritier such nach dem Ursprung der Unterordnung der Frauen. Sie glaubt ihn gefunden zu haben in der "exorbitanten" Fähigkeit der Frauen "à produire les enfants des deux sexes, c'est-à-dire à faire non seule- ment de l'identique mais aussi du différent. Comment cela est-il possible? C'est une question essentielle pour l'humanité" (21). Ich kann Héritier nicht folgen, wenn sie somit aus der Differenz der Geschlechter unter- schiedliche Spezies konstruiert. Auch ihre Ableitung der Unterordnung der Frauen daraus ist für mich nicht zwingend (23): "On notera au passage que ce n'est pas l'envie du pénis qui entérine l'humiliation féminine mais ce scandale que les femmes font leurs filles alors que les hommes ne peuvent faire leurs fils. Cette inju- stice et ce mystère sont à l'origine de tout le reste." Auch wenn ich die Fähigkeit, beide Geschlechter zu reproduzieren, als grundlegend für das Männer-Frauen- Verhältnis anerkennen würde, finde ich dennoch hier das Pferd am Schwanz aufgezäumt: Héritier überantwortet den Männern der Urzeit die Definitionsmacht über die Wertigkeit der Geschlechter. Offen bleibt die Frage, wie die Männer diese Macht erhielten, die ihnen erst in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. mit dem Recht der Frauen auf Verhütung (in Frankreich als Gesetz im Jahr 1967 verabschiedet) streitig gemacht wird (392). Gerade aus dem Mysterium, die Spezies zu reproduzieren, leiten "Matriarchatsforscherinnen" eine frühere Höherbewer- tung des Weiblichen ab. Die "essentielle Botschaft" ihres Buches (26) sieht Héritier darin zu argumentieren, dass den Frauen mit dem Recht auf Verhütung und damit dem Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper alle anderen Formen der Selbstbestimmung - politisch, öko- nomisch, kulturell - vorenthalten werden. Dass klingt plausibel. Doch bleibt Héritier den Nachweis schuldig, dass die Differenz der Geschlechter und deren ungleiche Wertigkeit bereits in der Morgenstunde der Menschheit

überhaupt existierte: "La différence des sexes ... a été pensée dans les diverses sociétés du monde depuis les origines des temps" (9) oder: "La valence différentielle des sexes est donc là dès l'origine du social" (18). Auch die Allgemeingültigkeit von Leitgedanken, die Héritier als fundamental für das Geschlechterverhältnis aufführt, ist mir nicht einsichtig, nämlich Frauen hätten einen Uterus statt des Kopfes, oder Frauen seien eine Gefahr für Männer, die es zu kontrollieren gelte. Solche Vorstel- lungen sind längst nicht überall vorzufinden, wo Frauen von Männern abgewertet und unterdrückt werden.

Das Buch besteht aus drei Teilen: In Teill werden die Argumente, die die weibliche Minderwertigkeit bis heute legitimieren, diskutiert, in Teil II die Kritik daran und in Teil III die Lösungsmöglichkeiten und was ihnen entgegensteht. Wo Héritier zu konkreten Fragen der Frauenabwertung Stellung nimmt, kann ich ihr folgen, wie zum Beispiel in Bezug auf die Prostitution. Auf dem Prüfstand steht eine Gesellschaft, in der die Prosti- tuierten und nicht deren Klienten stigmatisiert werden. Héritier greift Lévi-Strauss' Konzept des Frauentauschs auf, nach dem Frauen entweder als zu verheiratende Töchter oder Schwestern oder eben als Ehefrauen stets einem Mann angehören. Frauen, die keinem Mann ge- hören, gelten als Eigentum aller Männer. Die implizite Abwertung der Frauen ist eine Folge der Omnipotenz der Männer. In der Legalisierung der Prostitution, wie sie in den Niederlanden und in Deutschland diskutiert wird, sieht Héritier allerdings keine Lösung, denn "ce serait un désastre dans la mesure où il y a une contra- diction profonde entre cette légalisation qui serait celle du droit irréfragable du mâle à assouvir sans frein ses pulsions sexuelles, et la mesure qui accorde aux femmes la dignité, l'autonomie et le statut de personne en leur reconnaissant le droit à la contraception" (28). Auch wo Héritier die Gewalt gegen Frauen, die bis zur Tötung weiblicher Föten und Kinder geht, die Zwangsehen, die Geschlechtsverstümmelungen oder die Diskriminierung in der Sprache anprangert, ist ihr voll und ganz bei- zupflichten. Sie liefert mannigfaltige Beispiele, welche die "transscription [der Abwertung von Frauen] dans l'ordre symbolique et dans l'ordre social" (205) ver- anschaulichen.

So gebe ich Héritier Recht in allen einzelnen Punk- ten, anhand derer sie die Geschlechterhierarchie kriti- siert. Und auch wenn mir ihre Ableitung dieser Hierar- chie nicht nachvollziehbar ist, finde ich vielerlei Anre- gung, über deren alltäglichen Auswirkungen und über Möglichkeiten der Überwindung nachzudenken. Inso- fern löst sie ihr Versprechen ein, einen Beitrag zur Auflösung der Hierarchie in den Köpfen zu leisten. Ihren Schlusssatz möchte ich unterstreichen (394): "Car il nous faut croire en l'efficacité des gestes, des actes et des symboles pour parvenir au changement dans le tréfonds des esprits." Godula Kosack

Hock, Klaus: Einführung in die Religionswissen- schaft. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2002. 211 pp. ISBN 3-534-15081-3. Preis: € 19,90

Anthropos 98.2003

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