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Ausg. Nr. 151 29. Feber 2016 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Foto: oesterreichfotos.at / Michael Mössmer Sie sehen hier die Variante A4 mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken 250 Jahre Wiener Prater 250 Jahre Wiener Prater Lesen Sie weiter auf der Seite 106

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Ausg. Nr. 151 • 29. Feber 2016Unparteiisches, unabhängiges Monats-magazin speziell für Österreicherinnenund Österreicher in aller Welt in vierverschiedenen pdf-Formatenhttp://www.oesterreichjournal.at

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Sie sehen hier die Variante A4 mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken

250 Jahre Wiener Prater

250 Jahre Wiener Prater

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 151 / 29. 02. 2016 2

Die Seite 2

Immobilien: 2016 wird ein gutes Jahr S 64

Quantenkommunikation im Weltall S 77

Maler eines neuen Österreich S 86

Wir sind 8,7 Millionen! S 70

EU-Handelskommissarin in Wien S 6

Sri Lankas Staatsoberhaupt zu Gast in Wien 3»Managing Migration together« 4TTIP: EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström in Wien 6AM Kurz zu Besuch in Indien 9Wiener Sicherheitsgespräche 10Netzwerk für Denker in Migrationsfragen 11Außenminister Kurz in Äthiopien 13Für britische EU-Mitgliedschaft, aber gegen Entgegenkommen 14WIFO: Neue Strategie für Europa 15Badelt wird neuer WIFO-Leiter 16Flughafen Wien: »4 Star Airport« 17Immer mehr Kinder wachsen mehrsprachig auf 19In Wien ist die Lebensqualität weltweit am höchsten 21Kurzmeldungen »Österreich, Europa und die Welt« 23Wiener Ball 2016 in Berlin 36Tiroler Fotograf ist Weltspitze 40Von Wien nach TaurangaSerie von Birgit Anna Krickl 41Die neuen Minister stellen sich dem Bundesrat vor 43»Digital Roadmap Austria« 45Bildung kennt keine Altersgrenzen 46

»Burgenland Journal«Diplomatisches Corps im Burgenland 47Erfolgreiche Raaberbahn 48Beste medizinische Betreuung imZeichen der Menschlichkeit 49Gemeindesicherheitskonzept geht in die Evaluierungsphase 49Barrierefreiheit und Inklusion in Eisenstadt 50Kurzmeldungen 51Besucherandrang beim Faschings-umzug in Mattersburg 5242 Jahre Pistenspaß in Altenmarkt-Zauchensee 53Studium für eine grünere Zukunft 54Nola Note auf Orchesterreise 55»Klangfrühling«-Festival 2.0 56______________________

Südtirol: Zugverbindung Pustertal – Cadore 57Europa: Wirtschaftsreformen und Mehrwertsteuer 58

Österreichs Wirtschaft imSpannungsfeld… 59Verhaltener Start ins Jahr… 60Wintertourismus bleibt auf der Überholspur 62Einzelhandels-Jahresbilanz 2015:Licht und Schatten 63Immobilienmarkt: 2016 wird ein gutes Jahr 64Wir sind 8,7 Millionen!Bevölkerungszahl Österreichs stieg zu Jahresbeginn 2016 70Drei Jahresringe des Parlaments 72Österreich Präsenz auf der ProWein 2016 73Personalia 75»Collective Heart« – Fastentuch im Stephansdom 76Quantenkommunikation im Weltall 77Die Kraft der Sonne chemisch gespeichert 79Gravitationswellen – Ein neues Fenster zum All 80Weltweit erster Silizium-Quantenpunktlaser gebaut 81Oberösterreichs Forschung vertieft Kooperation mit Dänemark 82Snd nicht nur Menschen zu einer»Theory of Mind« fähig? 83Drei Sub-Auspiciis-Promotionen an Grazer Universitäten 84D: Erstes Wasserstoff-Plasma in Wendelstein 7-X 85Johann Peter Krafft - Maler eines neuen Österreich 86Friedrich Cerha. Sequenz & Polyvalenz 91Affichomanie. Toulouse-Lautrec und das Plakat um 1900 95Haus der Geschichte NÖ 97400 Jahre Erzherzogshut – die heilige Krone Österreichs 99Burgtheater ist auch wirtschaftlich auf gutem Weg 100»THE 3-D« – Akt-Fotoschau in drei Dimensionen von zwei Stars 101Diagonale'16: Let There Be Cinema 102Serie »Österreicher in Hollywood« von Rudolf Ulrich: der Regisseur und Produzent Gerd Oswald 104250 Jahre Wiener Prater2016 ist ein großes Jubiläumsjahr 106

Impressum: Eigentümer und Verleger: ÖsterreichJournal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho-ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her-ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek-torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli-chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. FotosSeite 2: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner;RE/MAX / APA-Fotoservice / Schedl; StatistikAustria / Statistik des Bevölkerungsstandes; IQOQIWien; Belvedere, Wien.

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at

Der Inhalt der Ausgabe 151

Liebe Leserinnen und Leser,beim Schreiben der vier verschiedenen pdf-Dateien der Ausgabe 150vom 1. Februar 2016 ist uns ein dummer Fehler unterlaufen, der da-zu führte, daß der Download ein Paßwort erforderte. Mehrere Tausendvon Ihnen waren davon betroffen – und wir entschuldigen uns dafür.

Liebe Grüße aus WienMichael Mössmer

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 151 / 29. 02. 2016

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Österreich, Europa und die Welt

Nach bereits seit über 60 Jahren beste-henden diplomatischen Beziehungen

hat am 19. Februar erstmals ein Staatsober-haupt des Inselstaates Sri Lanka Österreichbesucht. Bundespräsident Heinz Fischersprach mit seinem Amtskollegen MaithripalaSirisena hauptsächlich darüber, wie dieHandelsbeziehungen weiter ausgebaut wer-den können.

Das Handelsvolumen zwischen Öster-reich und dem Land südöstlich von Indienhat sich in den vergangenen Jahren gut ent-wickelt und beläuft sich derzeit auf 100 Mil-lionen Euro; 2014 konnte es um satte 20 Pro-zent gesteigert werden. Dennoch, „es gibtPlatz nach oben“, sagte Fischer nach denUnterredungen mit Sirisena in Wien. DerTourismus spiele eine besonders wichtigeRolle, aber auch in den Bereichen Infra-struktur und Technologie arbeite man zu-sammen. „Österreichische Firmen sind inmeinem Land sehr aktiv“, bestätigte auchSirisena. Fragen von JournalistInnen waren

bei dem Medientermin seitens Sri Lankanicht erwünscht.

Fischer unterrichtete Sirisena auch überdie Flüchtlingskrise in Europa und die sichdaraus ergebenden Herausforderungen fürÖsterreich. Er selbst sei wiederum über denFortschritt des Prozesses der Verfassungsre-form und die Menschenrechtslage informiertworden, erklärte der Bundespräsident. In SriLanka existiert zwar die Todesstrafe, siewird aber derzeit nicht exekutiert.

Sirisena ist seit etwa einem Jahr an derMacht. In dem ethnisch gespaltenen Landwird er als einende Figur gesehen. Sirisenasumstrittener Vorgänger Mahinda Rajapaksehatte im Jahr 2009 den jahrzehntelangen Kon-flikt mit den Befreiungstigern von Tamil-Eelam (LTTE) blutig beendet. Wegen seineszunehmend autoritären Kurses stand er im-mer wieder unter Beschuß. Auch gab es Vor-würfe, die Armee habe in der letzten Phasedes Konflikts mit den tamilischen RebellenKriegsverbrechen begangen. Der neue Prä-

sident versprach „nationale Versöhnung“und die Aufarbeitung des Konfliktes mit dentamilischen Rebellen. Kürzlich erklärte erzudem, daß er vom aktuellen Präsidialsy-stem zurück zur parlamentarischen Demo-kratie, die bis zum Jahr 1978 bestanden hat-te, kehren wolle.

Sri Lanka setzt auf Stabilität und wirtschaftliche Kooperation

Die wieder errungene politische Stabilitätmacht Sri Lanka zu einem attraktiven Landfür ausländische Investitionen. Bei seinenGesprächen mit österreichischen Abgeord-neten aus dem Kreis des AußenpolitischenAusschusses im Parlament betonte Außen-minister Mangala Samaraweera, Demokratieund Rechtsstaat, aber auch der Schutz derMenschenrechte und eine Politik der Aus-söhnung zwischen den ehemaligen Bürger-kriegsgegnern hätten in Sri Lanka eine posi-tive wirtschaftliche Entwicklung ausgelöstund dem Land die Chance eröffnet, zur„Schweiz des Ostens“ zu werden.

Mangala Samaraweera, der an der Spitzeeiner hochrangigen Delegation das HoheHaus besuchte, zeigte sich insbesondereinteressiert an einem Ausbau der bilateralenwirtschaftlichen Beziehungen. Sri Lankabiete hervorragende Möglichkeiten für In-vestitionen österreichischer Unternehmen,meinten die Gäste, die in Anspielung an deneinsetzenden Aufschwung von einem „win-dow of opportunity“ sprachen.

Ausschußobmann Josef Cap (SPÖ) wür-digte ebenso wie SPÖ-Klubchef AndreasSchieder den von Colombo eingeschlagenenpolitischen Kurs und zeigte sich beeindruckvon der friedlichen Entwicklung des Landes.ÖVP-Mandatar Franz-Joseph Huainiggsprach bei dem Treffen, an dem auch die Ab-geordneten Andreas Karlsböck, Aygül Beri-van Aslan (Grüne) und Christoph Vavrik(Neos) teilnahmen, den Bildungsbereich anund unterstrich die Bereitschaft Österreichs,Studierende aus Sri Lanka an heimischeUniversitäten einzuladen und damit einenBeitrag zum Wiederaufbau nach dem Bür-gerkrieg zu leisten. Quellen: tsc/ade/a/APA, Parlamentskorrespondenz

Sri Lankas Staatsoberhauptzu Gast in Wien

Erstmals war ein Staatsoberhaupt des südasiatischen Inselstaates Sri Lanka zu einem offiziellem Besuch in Österreich gekommen

Bundespräsident Heinz Fischer empfing Sri Lankas Staatsoberhaupt MaithripalaSirisena mit militärischen Ehren im Burghof.

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In enger Allianz mit den Westbalkan-Staa-ten haben wir heute beschlossen, unsere

Zusammenarbeit an den Grenzen zu verstär-ken. Wir haben gemeinsame Standards fürdie Registrierung von Migranten verein-bart“, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bei der Ministerkonferenz „Mana-ging Migration together“ am 24. Februar inWien. „Für uns alle hat der Schutz der euro-päischen Außengrenzen absolute Priorität.Solange dieser aber nicht funktioniert, müs-sen und werden wir die Zusammenarbeit anunseren nationalen Grenzen verstärken.“Alle Maßnahmen seien einem Ziel unterge-ordnet: Die Sicherheit, Ordnung und die Sta-bilität für die BürgerInnen aufrecht zu erhal-ten.

„Die Flüchtlingskrise ist derzeit die größ-te Herausforderung der Europäischen Union.Daher müssen wir eng zusammenarbeitenund brauchen rasche Entscheidungen“, be-tonte Außenminister Sebastian Kurz.

Für die Umsetzung der Maßnahmen istentsprechendes Personal notwendig. „Ich

habe dazu heute die Entsendung weitererPolizisten nach Mazedonien zugesagt“, be-richtete die Innenministerin. Österreich hatbereits 30 PolizistInnen im Rahmen vonFrontex-Einsätzen an der EU-Außengrenzeim Einsatz sowie sieben PolizistInnen nachMazedonien und 15 PolizistInnen nach Slo-wenien entsandt. Zudem wollen die teilneh-menden Minister in ihren Staaten die gleicheVorgangsweise einführen, wenn MigrantIn-nen gegen Regeln verstoßen. Das heißt, Per-sonen mit gefälschten Dokumenten oder fal-schen Angaben sollen sofort direkt an derGrenze abgewiesen werden.

Neben der Zusammenarbeit an den Gren-zen setzen die MinisterInnen auch im Um-gang mit Asylwerbern auf gegenseitige Ko-operation: Sowohl beim Aufbau und bei derStärkung von Kapazitäten in der Region, alsauch bei der Rückführung.

In der Ministererklärung zur Migrations-konferenz sprechen sich die Innen- und Aus-senministerInnen dafür aus, daß schutzbe-dürftige Personen so schnell und so nahe wie

möglich zu Krisenregionen Schutz erhalten.Der Druck auf die Balkan-Route soll raschund nachhaltig reduziert werden. „Das Rechtauf Asyl enthält nicht das Recht, sich einenbestimmten Staat auszusuchen“, sagte dieInnenministerin. Die MinisterInnen sind sicheinig, daß kein europäisches Land unbegrenztMigrantenInnen aufnehmen kann, wegen be-schränkter Ressourcen und aufgrund vonFolgewirkungen für die innere Sicherheit, dengesellschaftlichen Zusammenhalt und dieIntegration.

„Die Zusammenarbeit zwischen denWestbalkan-Staaten und Österreich hat einelange, gute Tradition. Diese Achsen müssenwir jetzt nützen. Gerade jetzt, wo wir einegemeinsame Herausforderung zu bewältigenhaben, liegt es auf der Hand, dass sich dieLänder dieser historischen Achse eng ab-stimmen“, sagte die Innenministerin. „Solan-ge wir bei der großen, gesamteuropäischenLösung weiter auf der Stelle treten, müssenwir mit unseren kleinen, aber dafür entschlos-senen Lösungen Tempo und Druck machen.

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Österreich, Europa und die Welt

Gemeinsam Migrationsdruck auf Westbalkan-Route senken

18 Innen- und Außenminister wurden auf Initiative von Innenministerin JohannaMikl-Leitner und Außenminister Sebastian Kurz am 24. Februar nach Wien zur

Konferenz »Managing Migration together« eingeladen.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Außenminister Sebastian Kurz bei der Westbalkan-Konferenz im Innenministerium

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Denn so wie letztes Jahr kann es auf keinenFall weitergehen. Das akzeptieren wir nichtmehr. Und das akzeptieren – zu Recht – auchunsere Bürgerinnen und Bürger nicht mehr.“

Auf Initiative von InnenministerinJohanna Mikl-Leitner und von Außenmini-ster Sebastian Kurz wurden die 18 Innen-und AußenministerInnen von Albanien, Bo-snien-Herzegowina, Bulgarien, dem Koso-vo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro,Serbien und Slowenien zur Ministerkon-ferenz „Managing Migration together“ ein-geladen. Zuletzt fand ein Treffen im gleichenFormat im März 2015 zum Thema Terroris-mus in Wien statt. Neben den Westbalkan-Staaten nahmen dieses Jahr auch jene ForumSalzburg-Staaten am Ministertreffen teil, diederzeit von der Situation am Balkan beson-ders betroffen sind, nämlich Kroatien undSlowenien. Als Beobachter war zudem Bul-garien als möglicherweise nächstbetroffenesLand anwesend.

Außenminister Sebastian Kurz bereistevor zwei Wochen die Staaten den Westbal-kan und führte unter anderem mit seinenAmtskollegen einen intensiven Meinungs-und Erfahrungsaustausch zu den aktuellenHerausforderungen im Rahmen der Flücht-lingskrise.

Das nächste Zusammentreffen in diesemFormat wird im Herbst 2016 zu den Themen

Extremismus und Terrorismus sowie Migra-tion stattfinden. Österreich wird gemeinsam

mit Bosnien-Herzegowina eine Ministerkon-ferenz in Sarajewo ausrichten.

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Österreich, Europa und die Welt

Effizientes Migrationsmanagementerfordert enge Abstimmung und koor-dinierte Maßnahmen zwischen denPartnern unter Einhaltung europarecht-licher und völkerrechtlicher Verpflich-tungen.

Schutzbedürftige Personen solltenSchutz möglichst rasch und möglichstnahe zu den Herkunftsländern bekom-men.

Wir brauchen eine bessere Verteilungder Verantwortung in Europa.

Unverhältnismäßige Belastungen füreinzelne Partner müssen vermiedenwerden.

Es ist nicht möglich, eine unbeschränk-te Anzahl von Migranten und Asylwer-bern aufzunehmen aufgrund beschränk-ter Ressourcen und Aufnahmekapazi-täten, möglicher Risiken für die Sicher-heit, den sozialen Zusammenhalt, so-wie der Herausforderung im BereichIntegration.

Das Recht auf Asyl beinhaltet nicht dasRecht sich das Land auszusuchen.

Der Migrationsfluß über die Balkan-route muß massiv reduziert werden.

Es geht darum unverhältnismäßige Bela-stungen entlang der Route zu vermeiden.

Die Kooperation und wechselseitigeUnterstützung entlang der Route sollwesentlich intensiviert werden. Dazubraucht es gemeinsame Standards, ins-bes. bzgl. Registrierung, Bedingungenfür Zurückweisung an der Grenze unddie weitere Behandlung von Migranten,inkl. ihrer möglichen Rückführung.

Wechselseitige Unterstützung durchEntsendung von Polizisten an besondersbetroffene Grenzen wird vereinbart.

Die Kooperation mit Griechenland bleibtwesentlich, insbesondere auch die Zu-sammenarbeit mit Mazedonien.

Auch der zivil-militärischen Zusam-menarbeit könnte eine wichtige Rollezukommen.

Die Bereitschaft, verstärkte Bemühun-gen auf EU-Ebene zu unterstützen.

Die Ergebnisse der Konferenz werdenauf EU-Ebene eingebracht.

Politische Kernelemente der Erklärung

Bei der Pressekonferenz nach der Konferenz (v.l.): Innenminister Vlaho Orepic (Kroatien), Außenminister Sebastian Kurz,Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Innenministerin Györkös Žnidar (Slowenien), Außenminister Nikola Poposki (Mazedo-nien) und Innenminister Nebojša Stefanovic (Serbien)

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Zu einem Arbeitsgespräch hat National-ratspräsidentin Doris Bures EU-Han-

delskommissarin Cecila Malmström am 22.Februar im Parlament empfangen. Im Mit-telpunkt der Aussprache standen die laufen-den Verhandlungen über das transatlantischeHandelsabkommen TTIP. Bures hat das Tref-fen genutzt, um ihre Forderung nach einemeigenen TTIP-Leseraum im Parlament zumAusdruck zu bringen. Malmström hat überden Fortgang der Verhandlungen informiert.Am 22. Februar startete in Brüssel die 12.Verhandlungsrunde mit den USA. Erstmalswird der neue Vorschlag der EuropäischenKommission zum Investorenschutz disku-tiert. Verhandelt werden außerdem Regelun-gen zur öffentlichen Auftragsvergabe: dieEU möchte den Zugang zu öffentlichen Be-schaffungsmärkten der USA für kleine undmittlere Unternehmen erleichtern.

„Ein Freihandelsabkommen mit den USAbirgt sicherlich auch Chancen für die euro-päische Wirtschaft und damit für die Be-schäftigungssituation in Europa“, räumte dieNationalratspräsidentin ein. Allerdings gebe

es in Österreich auch große Vorbehalte ge-gen TTIP: „Die Zustimmung wird davonabhängen, ob es gelingt, die hohen österrei-chischen Standards im Bereich des Umwelt-und Datenschutzes, der Lebensmittelsicher-heit sowie im Sozialbereich abzusichern. Umdas Vertrauen der Öffentlichkeit in die Be-mühungen der EU zu stärken, muß es außer-dem volle Transparenz im Verhandlungspro-zeß geben“, so Bures.

Die Nationalratspräsidentin verwies dies-bezüglich auf einen Entschließungsantragdes österreichischen Nationalrats vom Sep-tember 2014, der mit großer Mehrheit ange-nommen wurde: Darin wird neben inhalt-lichen Forderungen, wie etwa der Schutz öf-fentlicher Dienstleistungen, auch größtmög-liche Transparenz in den Verhandlungen ein-gemahnt. Außerdem hat sich der Nationalratdafür ausgesprochen, TTIP als sogenanntes„gemischtes Abkommen“ zu klassifizieren.Dies ist die Voraussetzung dafür, daß dasFreihandelsabkommen den nationalen Parla-menten zur Genehmigung vorgelegt werdenmuß. Bures: „An den nationalen Parlamen-

ten und ihren Abgeordneten vorbei darf eskeinen Abschluß geben.“

Die Nationalratspräsidentin begrüßte dieBemühungen der EU-Handelskommissarinum mehr Transparenz: Es habe unter Malm-ström bereits wesentliche Verbesserungen ge-geben, so etwa die Veröffentlichung von EU-Verhandlungspositionen im Internet und dieEinrichtung von Leseräumen, in denen Ab-geordnete Einsicht in Verhandlungsdokumen-te nehmen können. (Österreich war unter denersten sieben EU-Ländern, die diese Mög-lichkeit geschaffen haben. Seit 1. Februargibt es einen Leseraum im Wirtschaftsmini-sterium.) Bures sieht aber weiterhin Spiel-raum für Verbesserung in Sachen Transpa-renz: Gegenüber der EU-Handelskommis-sarin hat sie den ausdrücklichen Wunschnach einem TTIP-Leseraum im Parlamentzum Ausdruck gebracht. „Ein eigener Lese-raum würde den starken verfassungsrecht-lichen Mitwirkungsrechten des österreichi-schen Nationalrats Rechnung tragen“, so dieNationalratspräsidentin. Gemäß der Verein-barungen zwischen USA und EU ist dies

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Österreich, Europa und die Welt

TTIP: EU-HandelskommissarinCecilia Malmström in Wien

Nationalratspräsidentin Bures adressiert an EU-Handelskommissarin MalmströmForderung nach Leseraum im Parlament – Gespräch mit Wirtschaftsminister

Mitterlehner – und Abgeordnete pochen auf Sicherung der heimischen Standards

Aussprache EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström: Linke Tischhälfte Österreichische Delegation mit Nationalratspräsi-dentin Doris Bures (3.v.li.). Rechte Tischhälfte Europäische Delgation mit EU-Kommissarin Cecilia Malmström (3.v.re.)

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derzeit aber nicht möglich, der Standort desTTIP-Leseraums in einem Ministerium ent-spricht einer Vorgabe, die zwischen Europäi-scher Kommission und US-Administrationvereinbart wurde.

Diese Position hat die Nationalratspräsi-dentin im Vorfeld des Treffens mit demzuständigen Wirtschaftsminister, Vizekanz-ler Mitterlehner, akkordiert. Bures und Mit-terlehner haben sich darüber hinaus daraufverständigt, auch nationalstaatliche Hand-lungsspielräume zu nutzen, um die Informa-tionsmöglichkeiten für Abgeordnete weiterzu verbessern: Die Öffnungszeiten des Lese-raums im Wirtschaftsministerium werdenbei Bedarf erweitert und DolmetscherInnensollen bei der Lektüre der komplexen Textezur Seite stehen. Neu ist auch, daß Ab-geordnete in Zukunft ein Briefing nach jederTTIP-Verhandlungsrunde erhalten werden.Eine erste Briefing-Veranstaltung mit Ver-treterInnen der Europäischen Kommissionwird bereits nach der aktuellen 12. TTIP-Verhandlungsrunde stattfinden.

Abgeordnete pochen auf Sicherung der heimischen Standards

Die Europäische Kommission sei sich derSensibilität des Themas TTIP und der diesbe-züglichen Sorgen der Bevölkerung bewußt.Bei einem Treffen mit österreichischen Ab-geordneten sprach EU-Kommissarin CeciliaMalmström von Fortschritten in den Ver-handlungen über das Transatlantische Frei-handelsabkommen und betonte, vor allem inden Bereichen Transparenz und Investitions-schutz konnten Verbesserungen erzielt wer-den. Mit Nachdruck bekräftigte sie zudemeinmal mehr, daß es im Zuge von TTIP zukeinerlei Schmälerung der hohen österrei-chischen Standards kommen werde.

Für die österreichischen Abgeordneten istdas letzte Wort noch nicht gesprochen. Be-denken bestehen nach wie vor in Sachen In-vestitionsschutzklauseln und Schlichtungs-mechanismus, Sorgen wurden auch bezüg-lich der Beibehaltung des Schutzniveaus inLandwirtschaft, Umwelt und im Arbeitsrechtlaut. Insgesamt machte das vom Zweiten Na-tionalratspräsidenten Karlheinz Kopf geführ-te Gespräch deutlich, daß TTIP auch weiter-hin auf der politischen Tagesordnung blei-ben wird.

Schiedsgerichtsbarkeit bleibt umstritten

SPÖ-Mandatar Christoph Matznetter, derebenso wie seine Fraktionskollegin aus demEuropäischen Parlament Karoline Graswan-

der-Hainz den Investorenschutz thematisier-te, ortete gewisse Fortschritte in der Fragedes Schlichtungsmechanismus, schränkteaber ein, man sei auf halbem Wege stehengeblieben. Er regte eine Konstruktion an, beider grundsätzlich die nationalen Gerichte inder Sache entscheiden und erst dann die Be-fassung eines internationalen Gerichtshofsnach dem Vorbild des EuGH in Frage kommt.Ähnlich sah dies auch Axel Kassegger vonder FPÖ. Es bestehe kein Grund, Investi-tionsstreitigkeiten einem eigens eingerichte-ten Tribunal zu übertragen, wo es doch euro-päische Mechanismen gibt, argumentierte er.Aus europäischer Sicht brauche man keineInvestitionsschutzklauseln, pflichtete WernerKogler (Grüne) bei, der überdies auch Zwei-fel an der Unabhängigkeit der Richter desvorgesehenen Schiedsgerichts anmeldete.Kein Verständnis für Sonderklagsrechte vonKonzernen zeigte auch Grünen-Agrarspre-

cher Wolfgang Pirklhuber, dem es vor alleman der Gegenseitigkeit fehlt. Es gehe nichtan, daß Konzerne Staaten klagen können, um-gekehrt diese Möglichkeit aber nicht besteht,gab er zu bedenken. Die Großkonzerne kön-nen es sich richten, die Kleinen müssen dieZeche zahlen, setzte Waltraud Dietrich vomTeam Stronach nach. Überwiegend positivbeurteilte hingegen ÖVP-JustizsprecherinMichaela Steinacker die Investitionsgerich-te. Ein Wechsel von der nationalen zur inter-nationalen Gerichtsbarkeit sollte allerdingsnur vor der erstinstanzlichen Entscheidungvorgenommen werden können, schlug sievor.

Abgeordnete fordern Sicherung der heimischen Standards

Die Einhaltung der diversen Schutzbe-stimmungen – vom Arbeitsrecht über denKonsumentenschutz bis hin zu den Berei-

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Österreich, Europa und die Welt

Aussprache mit Abgeordeten zum National- und zum Bundesrat

EU-Kommissarin Cecilia Malmström und 2. Nationalratspräsident Karlheinz Kopf

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chen Umwelt und Lebensmittel – bereitetden Abgeordneten nach wie vor Grund zurSorge. ÖVP-Mandatar Franz Eßl trat für eineRegelung ein, die es den einzelnen Mit-gliedsstaaten ermöglicht, ihr Schutzniveaunach eigenem Ermessen festzulegen. Es seizu befürchten, daß die heimischen kleinbäu-erlichen Strukturen durch ungebremstenFreihandel unter Druck geraten, warnte er.Österreichs Landwirtschaft werde gegenü-ber den USA nicht konkurrenzfähig sein,schlug Waltraud Dietrich (Team Stronach)Alarm. Maximilian Unterrainer (SPÖ) wie-derum will die österreichische Industrie vorSozialdumping schützen, Petra Bayr (SPÖ)sah noch offene Fragen rund um das öffent-liche Beschaffungswesen. Die europäischenStandards sind nach wie vor nicht gesichert,stand für Axel Kassegger (FPÖ) fest. Für dieBedürfnisse der heimischen KMU im trans-atlantischen Freihandel machte sich ÖVP-Mandatarin Angelika Winzig stark, währendClaudia Gamon von den NEOS dafür plä-dierte, dem österreichischen Mittelstand dieVorteile von TTIP zu sichern.

Abgeordnete wollen TTIP-Lesesaal im Parlament

Was die Transparenz betrifft, zeigten sichdie Abgeordneten noch nicht voll zufrieden.Die Unterlagen sollten jedenfalls im Parla-ment aufliegen, betonten Christine Muttonen(SPÖ) und Wolfgang Pirklhuber (Grüne).Axel Kassegger von den Freiheitlichen rea-gierte überdies mit Befremden auf den Um-stand, daß er als Parlamentarier die Materia-lien zwar lesen, nicht aber kopieren darf.

Malmström sieht Fortschritte beiTransparenz und Streitbeilegung

Die Kommission habe gelernt, die Trans-parenz zu wahren, entgegnete Cecila Malm-ström. So seien das Verhandlungsmandat unddie Änderungsvorschläge nun online abruf-bar, Regierung und ParlamentarierInnen wie-derum können in Leseräumen Einschau inden Text des Vertragsentwurfs halten. Kopienseien aufgrund der Vertraulichkeit der Unter-lagen aber nicht möglich. Die Einrichtungeines Leseraums in den nationalen Parla-menten scheitere am fehlenden Einverständ-nis der amerikanischen Seite, erklärte sie.

Von einem Fortschritt sprach die EU-Kommissarin in Zusammenhang mit demSchlichtungsmechanismus bei Investitions-streitigkeiten. An die Stelle des bisherigenSchiedsgerichtssystems, das in zahlreichen In-vestitionsschutzabkommen geregelt war, trittnun ein mit unabhängigen RichterInnen

besetzter internationaler Investitionsgerichts-hof. Dabei werden für einen Streitfall jeweilsdrei RichterInnen aus einem Pool ausge-wählt. Die Unternehmen haben aber auch dieMöglichkeit, vor ein ordentliches Gericht zuziehen. Die Staaten wiederum können nachwie vor ihre Belange – sei es ein Rauchver-bot oder die Gentechnikfreiheit – frei regeln,ohne Klagen von Konzernen befürchten zumüssen, stellte sie klar. Es dürfe nur nie-mand diskriminiert werden.

EU-Kommissarin schließt Aufweichungder hohen heimischen Standards aus

Mit Nachdruck betonte Malmström, dasses im Zuge von TTIP zu keinem Abbau vonnationalen Schutzstandards kommen werde.Vielmehr gehe es darum zu prüfen, inwie-weit in bestimmten Bereichen mit hohemSchutzniveau die jeweiligen Tests und Un-tersuchungsmethoden eines Vertragspartnersdurch den anderen Vertragspartner anerkanntwerden können, um den Unternehmen Dop-pelgleisigkeiten und bürokratischen Auf-wand zu ersparen. Für die Landwirtschaftschloss die Kommissarin eine Aufweichungdes hohen österreichischen Schutzniveausdezidiert aus. Auch Kontingente für einigeProdukte können beibehalten werden, teiltesie mit. Gesichert bleibt überdies die geogra-fische Ursprungsbezeichnung, dies etwa fürTiroler Speck. Die kleinen und mittelständi-schen Unternehmen wiederum sind nach denWorten Malmströms die großen Gewinnervon TTIP.

Mitterlehner: Transparenz undGarantie unserer hohen Standards

Auch Vizekanzler und Wirtschaftsmini-

ster Reinhold Mitterlehner hat Malmström zueinem Arbeitsgespräch getroffen. Haupt-thema war auch hier TTIP. „Wir setzen unsfür Transparenz und die Garantie unserer ho-hen Standards ein. Ziel ist ein qualitativ gu-tes Abkommen, das Österreich neue wirt-schaftliche Chancen und Arbeitsplätze er-möglicht“, sagte Mitterlehner. Durch dieVerankerung des „right to regulate“ kann dasSchutzniveau auch in Zukunft nach eigenemErmessen festgelegt werden.

Von einem gut verhandelten Abkommenseien positive wirtschaftliche Effekte zu er-warten. „Gerade angesichts der Wirtschafts-krise sollten wir alle Entwicklungsmöglich-keiten für mehr Wachstum und Arbeitsplätzenützen. Unser Wohlstand beruht auf Han-del“, sagte Mitterlehner. Die USA sind der-zeit Österreichs zweitwichtigster Export-markt. Von Jänner bis November 2015 leg-ten die heimischen Ausfuhren in die USAauf ein Volumen von 8,4 Milliarden Euro zu.Das entspricht einem Anteil von 6,9 Prozentan den Gesamtexporten.

Das Wirtschaftsministerium bewertetTTIP nach wie vor als gemischtes Abkom-men, weshalb alle nationalen Parlamenteund das Europäische Parlament über den fi-nalen Text mit allen Details abstimmen kön-nen. „Damit haben die Parlamente das letzteWort“, bekräftigte Mitterlehner seine Posi-tion. In diesem Sinne hat Österreich als einesder ersten EU-Länder einen Leseraum fürkonsolidierte Texte eingerichtet, die von Ab-geordneten eingesehen werden können. DieGrundlage dafür bildet eine Vereinbarungzwischen der EU-Kommission und der US-Administration. Quellen: Parlamentskorrespondenz, BMWFW

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Österreich, Europa und die Welt

EU-Kommissarin Cecilia Malmström und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner

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Österreich, Europa und die Welt

Außenminister Sebastian Kurz begannam 15. Februar gemeinsam mit dem

Präsidenten der Wirtschaftskammer Öster-reich (WKÖ), Christoph Leitl, dem ZweitenNationalratspräsident Karlheinz Kopf undeiner großen Wirtschaftsdelegation eine Rei-se nach Indien. Der Wirtschaftsdelegationgehören über 50 heimische Firmenvertreteran. Am 16. Februar eröffnete AußenministerKurz das indisch-österreichische Wirtschafts-forum. Es soll Firmen beider Ländern neueGeschäftschancen eröffnen. „Es gibt großesPotential für stärkere wirtschaftliche Bezie-hungen“, so Kurz bei der Eröffnung. Indienist die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt,wobei bereits über 500 österreichische Unter-nehmen in Indien tätig sind, davon 130 mitNiederlassungen. Die österreichische Wirt-schaft ist stark exportorientiert und muß sichdaher auch auf neue Märkte konzentrieren.

Im Anschluß an das Wirtschaftsforumtraf Außenminister Sebastian Kurz mit sei-ner indischen Amtskollegin Sushma Swarajzusammen. Mit ihr besprach er die ausge-zeichneten bilateralen Beziehungen und dieIntensivierung der Wirtschaftsbeziehungen.Ein weiteres Gesprächsthema war die Lageder Frauen in Indien. Die beiden erörtertenauch die Visaerleichterungen für Geschäfts-leute. Um die Handelsbeziehungen zu er-leichtern, wurden vom Außenministerium undder Wirtschaftskammer bereits die Visaertei-lung für indische Geschäftsleute erleichtert,umgekehrt wurde dies nun auch für österrei-chische UnternehmerInnen zugesichert.

Am Nachmittag traf Außenminister Kurzmit der Ministerin für Frauen- und Kinder-entwicklung, Maneka Gandhi, sowie mit demMinister für erneuerbare Energie, PiyushGoyal, zusammen. Dabei betonte Kurz diewichtige Rolle, die Indien bei der Pariser Kli-makonferenz gespielt hat und begrüßte denindischen Aktionsplan. Einige der führendenösterreichischen Unternehmen im BereichErneuerbare Energie sind bereits in Indienvertreten.

Dem Friedensnobelpreisträger KailashSatyarthi gegenüber, der gemeinsam 2014mit Malala Yousafzai den Friedensnobelpreiserhielt, drückte Kurz seinen großen Respektaus. Satyarthi setzt sich seit langem weltweitgegen Kindersklaverei und für Kinderrechteein. Kinderrechte waren eine der Prioritätenim UN-Menschenrechtsrat, in welchem Ös-terreich 2011-2014 Mitglied war, und sindseit langem ein Schwerpunkt der österreichi-schen Menschenrechtspolitik.

Im Anschluß reiste die Delegation weiternach Bangalore, wo ganz in der Nähe dasösterreichische Unternehmen Plansee be-sucht wurde. Plansee hat an seinen weltwei-ten 34 Produktionsstandorten über 6250 Mit-arbeiterInnen, die Produkte von Plansee Indiawerden allen voran in der Automobilin-dustrie und im Elektronikbereich genutzt. InMysore ging es weiter zum Ausbildungs-campus von Infosys, einem weltweit führen-den Beratungs-, IT-, Softwarearchitektur- undOutsourcingdienstleister und zugleich zweit-größten IT-basierten Dienstleister in Indien

mit mehr als 193.000 Angestellten. Der Cam-pus gleicht schon eher einer Kleinstadt, dieverstärkt nach den Prinzipien einer „smartcity“ geführt wird.

„Die Bedeutung Indiens für die österrei-chische Wirtschaft zeigt sich alleine daran,daß das Land in den letzten zehn Jahren zehnPlätze gut gemacht hat und jetzt unter dieTop-30 der wichtigsten österreichischen Ex-portzieldestinationen aufgestiegen ist“,betonte WKÖ-Präsident Leitl. Im Jahr 2015lief der bilaterale Handel zwischen Öster-reich und Indien besonders gut. Leitl: „Un-sere Exporte nach Indien legten nach denletztverfügbaren Zahlen in den ersten elf Mo-naten 2015 um 15 Prozent auf über 630 Mil-lionen Euro zu und die Importe aus Indiensteigerten sich um 11 Prozent auf knapp 650Millionen Euro.“

Indien ist seit 2014 das am schnellstenwachsende große Schwellenland weltweit.Das Wirtschaftswachstum machte 2015 übersieben Prozent aus und die Prognosen derWeltbank für die kommenden zwei Jahre lie-gen bei 7,6 Prozent (2016) und 7,8 Prozent(2017). Das BIP pro Kopf hat sich in denvergangenen zehn Jahren von 2.600 Euro imJahr 2005 auf 5.300 Euro im Jahr 2015 mehrals verdoppelt. Leitl: „Der Riesenmarkt In-dien wächst weiter rasant, auch die Kauf-kraft der Bevölkerung legt stetig zu. Wirwollen daher dieses Potential bestmöglichnützen und unseren Unternehmen die Chan-cen und Möglichkeiten aufzeigen und siedorthin führen.“

Kurz zu Besuch in IndienAußenminister Sebastian Kurz reiste mit einer Wirtschaftsdelegation nach Indien

Arbeitsbesuch in Indien: Besuch der österreichischen Delegation mit Außenminister Sebastian Kurz am INFOSYS Campus.

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Veranstaltet werden diese Expertenge-spräche vom „Kuratorium Sicheres Ös-

terreich“ (KSÖ), dem Innenministerium(BMI), der Landespolizeidirektion Wien so-wie der Stadt Wien. Die diesjährigen Sicher-heitsgespräche standen im Zeichen von„Asyl, Migration und Integration“.

„Die Stadt Wien hat 2015 insgesamt20.374 Asylanträge verzeichnet“, sagteLandespolizeivizepräsident Karl Mahrer.„Derzeit sind von den 82.500 Asylantrag-stellerInnen bundesweit, die bereits in derGrundversorgungen sind, jede/r Vierte inWien – das sind rund 21.000.“ Man könnedavon ausgehen, daß ein Großteil dieserMenschen in Wien bleiben werde. „Hinzukommt, daß es nicht ausreichend Grundver-sorgungsquartiere in Österreich gibt. Bisjetzt sind in Österreich aufgrund des Durch-griffsrechts des Bundes 3600 Unterkünftegeschaffen worden“, sagte Mahrer.

Die meisten der knapp 6.000 Transitquar-tiere in Wien, die für die Unterbringung wäh-rend der Durchreise genutzt wurden, sindvoll mit AsylwerberInnen. „Der längere Auf-enthalt der AsylwerberInnen in Unterkünftenmit teilweise mehr als 500 Flüchtlingen unddem Standard reiner Notquartiere bringt neueHerausforderungen – in den Quartieren undim Umfeld“, sagte Mahrer.

„Wenn Menschen über längere Zeit aufengem Raum leben, kommt es zu Spannun-gen. Das führt auch zu Polizeieinsätzen. Sohaben wir in den letzten drei Monaten etwa300 strafrechtliche Anzeigen in den rund 20Asylunterkünften erstatten müssen. Diese An-zeigen betreffen vor allem Delikte wie Kör-perverletzung und Raufhandel sowie Dieb-stähle und in einzelnen Fällen Suchtgifthan-del in kleinerem Umfang“, sagte der Lan-despolizeivizedirektor.

Kommunikationskonzept in Flüchtlingsquartieren

Gemeinsam mit der Stadt Wien habe dieWiener Polizei ein Kommunikationskonzeptfür Flüchtlingsquartiere entwickelt, das inTeilbereichen gerade umgesetzt werde, sagteMahrer. Neben einem mobilen Streifen-dienst, der sich um die Anliegen und Pro-bleme von Asylwerbern kümmert, werde inallen Quartieren mit mehr als 300 Personen

ein „Flüchtlings-Kontaktbeamter“ („Refugee-Contact-Officer“) installiert, der gemeinsammit den Unterbringungsverantwortlichen,Sozialarbeitern, NGOs und Dolmetschernverstärkt in den Quartieren präsent ist undInformationen über Spielregeln, über Kon-sequenzen und über die Rolle der Polizei inunserer Gesellschaft gibt. „Wir wollen damiteinen Beitrag zur verbesserten Kommunika-tion mit den AsylwerberInnen schaffen, diezum gegenseitigen Verständnis beitragensoll“, sagte Mahrer.

Außerdem prüft die Wiener Polizei der-zeit ein Konzept, nachdem AsylwerberIn-nen, deren Identität klar ist und die auch überentsprechenden Versicherungsschutz undSprachkenntnisse verfügen, die Sicherungvon Schulwegen übernehmen und damit diePolizei entlasten sollen. „Das ist ein Beitragzur Integration, bei dem die Polizei auch dieBrücke zu den Menschen auf der Flucht auf-bauen und aufrechterhalten will – und dasbedeutet aus meiner Sicht auch ein wichtigesSignal“, sagte Mahrer.

Start der Tageskontingente in SpielfeldInnenministerin Johanna Mikl-Leitner

berichtete, daß am 19. Februar in Spielfeld –abgestimmt mit unserem Nachbarland Slo-wenien – mit den Tageskontingenten begon-nen wurde. Das bedeutet, daß an der Grenze

pro Tag nur mehr 80 Asylanträge bearbeitetwerden, um die Versorgung und Unterbrin-gung gewährleisten zu können. 3200 Perso-nen können durch Österreich durchreisen,um in einem anderen Land um Asyl anzusu-chen. „Damit setzen wir einen weiterenwichtigen Schritt, um die Obergrenze von37.500 Asylanträgen nicht zu überschreiten“,sagte Mikl-Leitner, „aber weitere Schrittewerden folgen.“

„Um die Tageskontingente einhalten zukönnen, ist das professionelle Grenzmanage-ment mit dem Zaun gegen Umgehungsver-suche notwendig.“ Darüber hinaus hättensich die ExpertInnen in den vergangenenWochen mit den anderen Grenzübergängenbeschäftigt, „denn klar ist, daß sich die Mi-grationsroute verlagern kann. Und daraufmüssen wir vorbereitet sein“, sagte die In-nenministerin.

Darüber hinaus müsse die AttraktivitätÖsterreichs für Asylwerber gesenkt werden.„Es muß klar sein, daß Asyl ein Recht aufSchutz ist, aber kein Recht, sich das wirt-schaftlich attraktivste Land dafür auszusu-chen“, sagte Mikl-Leitner. „Daher brauchenwir für die Zukunft Maßnahmen wie Asylauf Zeit, einen kontrollierten Grenzübertrittund die Tageskontingente, um Grenzen zusetzen und zu einer Politik mit Vernunft undAugenmaß zurückzukehren – mit dem gros-

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Österreich, Europa und die Welt

Wiener SicherheitsgesprächeZum dritten Mal fanden am 19. Februar 2016 die Wiener

Sicherheitsgespräche in der Reed Messe Wien statt.

v.l.: Flüchtlingsberater Kilian Kleinschmidt, Innenministerin Johanna Mikl-Leitnerund Landespolizeivizepräsident Karl Mahrer bei den Wiener Sicherheitsgesprächen

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sen Ziel, den sozialen Frieden und die Si-cherheit in Österreich zu erhalten.“

Der Direktor des Bundeskriminalamts,Franz Lang, berichtete, daß Flüchtlinge inden sozialen Netzwerken bestens vernetztseien. Sein Hauptziel sehe er darin, die zuge-nommene Schlepperkriminalität noch stär-ker zu bekämpfen.

Heinz Faßmann, Univ.-Prof. für Ange-wandte Geographie, Raumforschung undRaumordnung am Institut für Geographie

und Regionalforschung der Universität Wien,erhoffe sich, daß langfristige Perspektive fürjene geschaffen werden, die hier bleibenwollen. „Damit könne der soziale Frieden inÖsterreich gesichert werden“, sagte Faß-mann.

Flüchtlingsberater Kilian Kleinschmidtlobte das Ansinnen der Wiener Polizei, einen„Flüchtlings-Kontaktbeamten“ in allen Quar-tieren mit mehr als 300 Personen zu instal-lieren. „Damit kann eine vertrauensvolle Ba-

sis entstehen, die für das Zusammenlebenaller nützlich ist.“

Der Präsident des Wiener Landtages,Harry Kopietz, wiederum dankte allen Wie-ner Helfern, der Polizei, den Freiwilligen undden NGOs für die Bewältigung der Flücht-lingssituation. „Die Zusammenarbeit hat un-ter schweren Rahmenbedingungen hervorra-gend funktioniert. Dafür eine großes Dan-keschön.“ http://www.bmi.gv.at

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Österreich, Europa und die Welt

Österreich hat für 2016 den Vorsitz in derSteuerungsgruppe des „Internationalen

Zentrums für die Entwicklung von Migra-tionspolitik“ (International Centre for Mi-gration Policy Development, ICMPD) über-nommen. Ziel ist es, die internationale Orga-nisation ICMPD als Dialogplattform für Mi-grationsfragen auszubauen und weitere Part-nerschaften mit europäischen und internatio-nalen Partnern zu schließen. Unter dem ös-terreichischen Vorsitz soll die weitere strate-gische Ausrichtung, der „Strategic Frame-work 2020“ angenommen werden. DasDokument bildet die Grundlage für die künf-tigen Arbeitsschwerpunkte von ICMPD unddafür, dass ICMPD seine Mitgliedstaaten beiMigrationsherausforderungen künftig nochbesser unterstützen kann. Der Vorsitz in derSteuerungsgruppe wechselt jährlich: 2017wird Rumänien, 2018 Tschechien Vorsitz-land sein.

Im September 2015 wurde der ehemaligeösterreichische Außenminister Michael Spin-delegger im ersten Wahlgang mit absoluterMehrheit von den Mitgliedsstaaten zum neuenGeneraldirektor gewählt. Seit 1. Jänner 2016nimmt er diese Funktion wahr. Um die Wün-sche und Vorstellungen der Mitgliedsstaatenan ihn als neuen Generaldirektor und für dieneue ICMPD-Strategie 2020 zu erfahren,befindet er sich derzeit auf einer „Tour deCapital“. Am 12. Februar besuchte er Innen-ministerin Johanna Mikl-Leitner.

„In Anbetracht der dramatischen Situa-tion im Asylbereich ist es mir sehr wichtig,dass Organisationen wie ICMPD hier durchihre Arbeit zu einer Verbesserung beitragen,

etwa durch Studien und Analysen, durchkonkrete Projekte oder durch informellenInformationsaustausch zur Förderung der Zu-sammenarbeit zwischen europäischen Nach-barstaaten“, so die Innenministerin. „Wir wer-den ICMPD dabei bestmöglich unterstützen.“

„Wir brauchen jedenfalls einen ganzheit-lichen, umfassenden Zugang zum ThemaMigration. Hierbei sollte sich ICMPD aufdie Kernkompetenz des Policy Developmentkonzentrieren“, so die Innenministerin. „UmAntworten auf die aktuelle Situation zu fin-den und neue Ideen zu entwickeln, plantICMPD gemeinsam mit den Partnern, einglobales Netzwerk aufzubauen. Dadurchkönnte ICMPD etwa einen fachlichen Bei-trag zur Schaffung eines europäischen Sy-stems des Migrationsmanagements leisten.“

ICMPD beschäftigt global 150 Mitarbei-ter. Das Zentrum hat 15 Mitgliedsländer undein Budget von rund 20 Millionen Euro. DasGeld kommt zu 60 Prozent von der EU-Kommission im Rahmen von Projekten, derRest sind Beiträge der 15 Mitgliedsstaatenund Mittel der Vereinten Nationen. Mitglie-der sind Bosnien-Herzegowina, Bulgarien,Kroatien, Mazedonien, Österreich, Polen,Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz,Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechienund Ungarn.

ICMPD verfügt über ein ausgezeichnetesNetzwerk zu EU-Institutionen und Drittstaa-ten und versteht sich als Plattform für Dis-kussion und Koordinierung der Mitglieds-staaten und für Studien. http://www.icmpd.org

Netzwerk für Denkerin Migrationsfragen

Der neue ICMPD Generalsekretär Michael Spindelegger stattete Innenministerin Johanna Mikl-Leitner seinen Antrittsbesuch ab.

Der neue ICMPD-Generalsekretär Michael Spindelegger traf InnenministerinJohanna Mikl-Leitner zu einem Arbeitsgespräch.

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Außenminister Sebastian Kurz besuchteam 2. Februar gemeinsam mit dem ös-

terreichischen Botschafter in Äthiopien,Andreas Melan, das Agro-Technical andTechnology College (ATTC) der Hilfsorga-nisation Menschen für Menschen in Harar.Es wurde 1992 eröffnet und bietet jungenÄthiopierInnen die Chance einer zukunfts-orientierten Ausbildung in den Studiengän-gen Maschinenbau, Elektrotechnik, Auto-mobiltechnik sowie Agrarwissenschaften.Basis der Studienfächer bildet eine theoreti-sche Ausbildung, das ATTC hebt sich jedochbesonders durch die hohe Praxisorientiert-heit ab. Das eröffnet den AbsolventInnenZukunftschancen in bedeutenden Betriebendes Landes. Das ATTC gilt in Äthiopien alsVorbild für andere Colleges, insbesondere inder Facharbeiterausbildung.

Der Außenminister hob die Bedeutungvon Bildung für die Entwicklung des ostafri-kanischen Landes bei seinem Besuch hervor:„Berufsorientierte Ausbildung ist der Schlüs-sel für eine nachhaltige Entwicklung in Län-dern wie Äthiopien. Das ist auch eines dereffektivsten Mittel zur Verringerung von Ar-mut und Ungleichheit. Das ATTC im äthio-pischen Harar ist in dieser Hinsicht ein Vor-zeigeprojekt der österreichischen Hilfsorga-nisation Menschen für Menschen.“

Schlimmste Dürre seit 30 JahrenIm Zuge des Aufenthalts in Äthiopien war

auch die anhaltende Dürre und ihre Folgenein zentrales Thema. Innerhalb des Landes

kommt es bereits zu großen Migrationsbe-wegungen – die Menschen verlassen ihreDörfer, um anderswo ein Auskommen zufinden. Aktuell sind laut Angaben der Ver-einten Nationen aufgrund der Dürre 10,2 Mil-lionen Menschen in Äthiopien auf Nah-rungsmittelhilfe angewiesen.

Menschen für Menschen leistet seit November Nothilfe

Aufgrund dieser Notsituation starteteMenschen für Menschen als eine der erstenOrganisationen ein Nothilfeprogramm. Ineinem ersten Schritt werden seit November2015 rund 28.000 Menschen in der RegionAgarfa mit Grundnahrungsmitteln versorgt.Schnell wurde ersichtlich, daß in der Regionmehr Menschen Nothilfe benötigen. Deshalbwurden die Hilfsmaßnahmen angepaßt.32.500 Menschen werden nun mit dringendbenötigten Nahrungsmitteln versorgt. Diesverhindert unnötiges Leid und ermöglichtden Menschen eine Perspektive in ihrer Hei-mat.

Zusätzliche Mittel für Nothilfe„Diese Hilfe leisten wir zusätzlich zu

unserer Arbeit in den Projektregionen. Dasbedeutet auch, daß wir die Mittel, die wirnun für die Nothilfe einsetzen, zusätzlich auf-bringen müssen“, erläutert Rupert Weber,geschäftsführender Vorstand von Menschenfür Menschen in Österreich, die schwierigeLage. „Die Kosten für vier Monate Nah-rungsmittelhilfe belaufen sich voraussicht-

lich auf 1,55 Millionen Euro. Einen Großteildavon konnten wir aus Rücklagen und durchdie Unterstützung eines wichtigen Partnersaus Österreich bereits vorab aufbringen.Aber um den Menschen auch weiterhin hel-fen zu können, sind wir auf Spenden ange-wiesen“, appelliert Rupert Weber an die Öf-fentlichkeit. „Wenn wir keine Menschen ster-ben sehen wollen, müssen wir jetzt helfen.“

Erfahrungsaustausch zur langfristigen Projektarbeit

Außenminister Sebastian Kurz zeigtesich sehr interessiert an der Projektarbeit vonMenschen für Menschen, die auf die „Hilfezur Selbsthilfe“ fokussiert, mit dem Zielganze Projektregionen zu entwickeln undunabhängig von fremder Hilfe zu machen.Gemeinsam mit der Bevölkerung werdenMaßnahmen aus den Bereichen Landwirt-schaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Ein-kommen miteinander verbunden und umge-setzt. „Gerade die Verzahnung einzelnerMaßnahmen und die Einbindung der Bevöl-kerung bilden die Basis für die Nachhaltig-keit der Projekte“, so Berhanu Negussie, Lan-desrepräsentant von Menschen für Menschen.

Die Landesorganisationen von Menschenfür Menschen sind voneinander unabhängigeStiftungen bzw. Vereine. In Österreich wurdeder Verein Menschen für Menschen 1983 vonKarlheinz Böhm gegründet und sammelt seit-her Spenden für seine Entwicklungsprojektein Äthiopien. http://www.mfm.at/spenden

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Österreich, Europa und die Welt

Außenminister Kurz in ÄthiopienErfahrungsaustausch mit der Organisation Menschen für Menschen

Außenminister Sebastian Kurz beim Besuch des Agro-Technical and Technology College der Hilfsorganisation Menschen fürMenschen in Harar mit Berhanu Negussie (Landesrepräsentant) und Yilma Taye (Programmdirektor, Menschen für Menschen)

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Die Zahl der Einbürgerungen war 2015mit insgesamt 8265 um 7,4 % höher als

im Vorjahr. Laut Statistik Austria hatten 121eingebürgerte Personen ihren Wohnsitz imAusland. 35,6 % aller 2015 Eingebürgertenwurden bereits in Österreich geboren, 37,9 %waren unter 18 Jahre alt. Von den neuen Ös-terreicherInnen besaßen vor der Einbürgerung14,7 % oder 1.218 Personen die Staatsbür-gerschaft von Bosnien und Herzegowina,gefolgt von der Türkei (998), Serbien (636),dem Kosovo (542), der Russischen Födera-tion (299) sowie der Ukraine (299).

Seit dem Rekordjahr 2003 (45.112 Fälle)sanken die Einbürgerungszahlen kontinuier-lich und erreichten im Jahr 2010 mit 6.190den niedrigsten Wert. In den Jahren seit 2011(6754) stiegen die Einbürgerungen wieder,so auch 2015 (8265). Die vorläufige Einbür-gerungsrate – Einbürgerungen von in Öster-reich wohnhaften Personen (8.144) bezogenauf 100 in Österreich lebende Personen mitnichtösterreichischer Staatsangehörigkeit –lag 2015 wie im Vorjahr bei 0,7 %.

Im Jahr 2015 wurden in allen Bundeslän-dern mehr Personen eingebürgert als im Jahr2014. Die Zuwächse waren am deutlichstenin Kärnten (von 314 auf 383, +22%), in Vor-arlberg (444, +13,3 %), in Wien (2967,+12,7 %) und im Burgenland (169, +12,7 %).Geringere Zunahmen gegenüber dem Vor-jahr ergaben sich in Salzburg (479, +6,2 %),in Tirol (552, +4,2 %), in Niederösterreich(1187, +3 %) in der Steiermark (671, +0,8 %)

sowie in Oberösterreich (1292, +0,7 %).Mehr als die Hälfte aller Einbürgerungen(4554 bzw. 55,1 %) erfolgte auf Grund einesRechtsanspruchs. Darunter wurden 2561 Per-sonen nach mindestens sechsjährigem Wohn-sitz in Österreich und aus besonders berück-sichtigungswürdigen Gründen eingebürgert(z. B. Geburt in Österreich, EWR-Staatsan-gehörigkeit oder asylberechtigt, §11a, Abs. 4),386 Personen auf Grund eines mindestens15jährigen Wohnsitzes in Österreich und

nachhaltiger Integration (§12, Z. 1) und 860Personen auf Grund der Ehe mit einem Ös-terreicher bzw. mit einer Österreicherin(§11a, Abs. 1 u. Abs. 2). Weitere 1.345 Per-sonen erhielten die Staatsbürgerschaft im Er-messen (16,3 %), darunter 1292 Personennach mindestens zehnjährigem Wohnsitz(§10, Abs. 1). Unter dem Titel „Erstreckungder Verleihung“ wurden 261 Ehegatten (§16)sowie 2105 Kinder (§17) eingebürgert. http://www.statistik.at

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Österreich, Europa und die Welt

Einbürgerungen gestiegen

*) 2014: vorläufige Daten, da gemäß einer Novelle des Staatsbürgerschaftsgesesetzes aus dem Jahr 2013vor dem 1. September 1983 geborene minderjährige eheliche und legitimierte Kinder bis Ende April2014 einen Antrag auf den Erwerb der Staatsbürgerschaft nach § 64a (18) stellen konnten. Zahlreichedieser Verfahren sind noch nicht abgeschlossen, da für die betreffenden Personen noch Bestätigungenvon ausländischen Botschaften vorgelegt werden müssen. Erst nach Abschluß dieser Verfahren kann eineendgültige Zahl der Einbürgerungen für 2014 ermittelt werden.

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Einbürgerungen im Jahr 2015 nach bisheriger Staatsangehörigkeit

Einbürgerungen 2005 bis 2015 nach dem Rechtsgrund(nach StbG 1985 idF Novelle 2013)

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Österreich, Europa und die Welt

Auf dem bevorstehenden EU-Gipfel sol-len die Kriterien der britischen EU-

Mitgliedschaft neu definiert werden. Dasbritische Referendum über die EU-Mit-gliedschaft könnte danach schon im Sommerstattfinden. „Geht es nach den Österrei-cherInnen, dann sollte Großbritannien EU-Mitglied bleiben. Allerdings stößt der briti-sche Wunsch nach Sonderbehandlung hier-zulande auf wenig Gegenliebe. Jedenfallswürde ein Brexit vor allem London scha-den“, faßt ÖGfE-Generalsekretär PaulSchmidt die Ergebnisse einer österreichwei-ten Umfrage der Österreichischen Gesell-schaft für Europapolitik (ÖGfE) zusammen.

Großbritannien soll weiterhin Teil der EUbleiben, meinen 49 % der Befragten. ImFebruar/März 2013 waren es noch 65 %. Ingeringerem Ausmaß veränderte sich – mit31 % – die Zahl jener, die für einen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs plädie-ren (Februar/März 2013: 23 %).

Eine Mehrheit der ÖsterreicherInnensteht den britischen Bedingungen im Hin-blick auf die EU-Mitgliedschaft skeptischgegenüber. Nur knapp ein Viertel (23 %) plä-

diert dafür, daß die EU Großbritannien ent-gegenkommt, zwei Drittel (67 %) zeigen da-für kein Verständnis. Auch dezidierte Befür-worterInnen der britischen EU-Mitglied-schaft sind mehrheitlich (52 %) gegen eineSonderbehandlung Londons (40 % für einEntgegenkommen).

„Die Sinnhaftigkeit einiger geplanterMaßnahmen, wie etwa den Zugang zu So-zialleistungen für BürgerInnen aus anderenEU-Staaten zu begrenzen, wird zu Recht an-gezweifelt“, sagt Schmidt. „Hier müßte esim Bedarfsfall andere – nicht-diskriminie-rende – Möglichkeiten geben, das britischeSozialsystem zu schützen“.

Die Begrenzung der Sozialleistungen fürArbeitnehmerInnen aus anderen EU-Ländernwird von 46 % der Befragten als „eher nichtsinnvoll“ betrachtet, während 38 % Ver-ständnis zeigen („eher sinnvoll“).

Im Falle eines „Brexit“ befürchten 46 %negative Folgen für die EU und 57 % fürGroßbritannien. Positiv wird eine solche Ent-wicklung nur von 9 % („für die EU“) bzw.11 % („für Großbritannien“) eingeschätzt.Ein knappes Drittel (32 %) ist der Ansicht,

dass ein Ausscheiden Großbritanniens ausder EU „keine wesentlichen Auswirkungen“auf die Union mit sich bringen würde. 11 %nehmen an, daß ein EU-Austritt „keine we-sentlichen Auswirkungen“ auf Großbritan-nien hätte.

„Weder für die EU – und noch viel weni-ger für Großbritannien selbst – wäre einBrexit eine wünschenswerte Option“, meintSchmidt abschließend. „Großbritannien sollEU-Mitglied bleiben. Aber angesichts derVielzahl an aktuellen Herausforderungengibt es hierzulande wenig Verständnis fürbritische Sonderwünsche. Die europäischePolitik hätte derzeit wahrlich Dringendereszu besprechen“.

Die Umfrage wurde von der Sozial-wissenschaftlichen Studiengesellschaft vom8. bis 12. Februar 2016 im Auftrag der ÖGfEdurchgeführt. Befragt wurden österreichweit549 Personen per Telefon (repräsentativ fürdie österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bil-dung). Maximale Schwankungsbreite ca. +/- 4,5 %. http://www.oegfe.at

Für britische EU-Mitgliedschaft,aber gegen EntgegenkommenÖGfE-Umfrage: 49 Prozent der ÖsterreicherInnen sind explizit gegen Brexit –

67 Prozent haben kein Verständnis für Sonderbehandlung – Für 46 Prozent sindEinschränkungen von Sozialleistungen nicht sinnvoll

Premierminister David Cameron hat eine Volksabstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU angekündigt. Diesesoll spätestens 2017 abgehalten werden. Wären Sie dafür, daß Großbritannien Mitglied der EU bleibt oder wieder austritt?

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Die Idee der Europäischen Union warüber Jahrzehnte Garant für Integration,

Frieden und Wohlstandssteigerung in Europa.Heute droht sie zu scheitern, die Finanz-marktkrise und die Wirtschaftsflaute der ver-gangenen Jahre sowie die daraus resultieren-den sozialen und finanziellen Verwerfungenbringen zunehmend Verteilungskämpfe mitsich. Auf diesem Nährboden entstehen auchSpannungen zwischen den Mitgliedsländern.Die mögliche Abspaltung Großbritanniensbelegt den Verlust an Attraktivität dieser Ge-meinschaft. Vor diesem Hintergrund muß dieEU einen neuen Weg finden, um Wachstumund Beschäftigung zu stärken.

Ein neuer Weg für die EU muß über eineneue Belebung der Wirtschaftsdynamik füh-ren, gegründet auf sozialen und ökologischenInnovationen, um die gesellschaftliche Ko-härenz wieder zu stärken und sich den Her-ausforderungen ökologischer Nachhaltigkeitzu stellen. Ökonomische Dynamik ist dabeinicht an den Wachstumsraten des Bruttoin-landsproduktes zu messen, denn diese Größeist angesichts sozialer Unsicherheit und unge-bremst zunehmender Umweltbelastung im-mer weniger in der Lage, den Lebensstandardder Bevölkerung abzubilden. Die EU brauchtandere Leitziele und neue Strategien.

Dies ist das Resümee des internationalenForschungsnetzwerkes „Welfare, Wealth andWork for Europe – WWWforEurope“ unter

Führung des Österreichischen Instituts fürWirtschaftsforschung (WIFO), das im Jahr2012 von der Europäischen Kommission be-auftragt wurde, Lösungsvorschläge zu Euro-pas drängenden Problemen zu erarbeiten. Ba-sierend auf seinen vierjährigen Forschungs-arbeiten entwickelte das Konsortium eineStrategie, wie die EU durch soziale und öko-logische Innovation auf den Weg zu neuerDynamik gebracht werden kann. Das Ab-schlußdokument wurde von am 25. Februarvon WIFO-Leiter Prof. Karl Aiginger demEuropäischen Parlament und der Europäi-schen Kommission überreicht.

Orientierung auf drei LeitzieleDas Projekt WWWforEurope skizziert

einen neuen Weg für Europa, ausgerichtetauf die drei Leitziele: Wirtschaftliche Dynamik basiert auf der

Offenheit zu Strukturerneuerung, sozialerMobilität und Innovation, um den Le-bensstandard für alle Bevölkerungsteilezu steigern.

Soziale Inklusion erfordert die forcierteBekämpfung der Arbeitslosigkeit, einegerechtere Einkommens- und Vermö-gensverteilung und eine höhere Chancen-gleichheit auch aus Genderperspektive.

Ökologische Nachhaltigkeit verpflichtetzu Senkung von Ressourcenverbrauchund Emissionen.

Voraussetzung für die Erreichung derZiele ist die Berücksichtigung von drei Prin-zipien: Alle drei Ziele müssen simultan mittels

eines systemischen und umfassenden An-satzes angepeilt werden. Isolierte Stra-tegien sind inneffizient, teuer und liefernsuboptimale Ergebnisse.

Ein neues Verständnis von Wettbewerbs-fähigkeit begreift offensiv-innovativeStandards im Umwelt- und Sozialbereichals Wettbewerbsvorteile und setzt auf dieInnovationskraft von Unternehmen, diedie dadurch entstehenden Chancen aufinternationalen Märkten wahrnehmenkönnen.

Die Umsetzung der Ziele soll in zweiStufen erfolgen: Die erste Stufe nutzt diegesteigerte Dynamik der Wirtschaft zurSenkung von Arbeitslosigkeit und Staats-verschuldung und für den sozioökologi-schen Umbau der Wirtschaftsstruktur inder EU. Auf Basis dieser neuen Strukturwerden in der zweiten Stufe die Entkop-pelung der Wohlfahrtsentwicklung vomWirtschaftswachstum und der Umstieg aufnachhaltige Produktionsweisen möglich.

Die sieben Hebel des WandelsZur Realisierung dieser Ziele hat WWW

forEurope ein Programm ausgearbeitet, dassich über sieben Politikfelder spannt unddort Reformen als Hebel des Wandels identi-fiziert: Innovationen: Sie sind die wichtigste

Komponente des Fortschritts, müssensich aber vor allem auf die Senkung desVerbrauchs von Energie- und Umweltres-sourcen konzentrieren und nicht auf dieEinsparung von Arbeitskraft.

Dynamik: Zur Steigerung der gesamt-wirtschaftlichen Nachfrage sind sowohleine Verringerung der Einkommensun-terschiede und eine Anhebung der Ent-wicklung der realen Einkommen an jeneder Produktivität als auch ein Investi-tionsschub zur Dekarbonisierung der Ge-sellschaft notwendig.

Wohlfahrt: Neue soziale Entwicklungenerfordern einen grundlegenden Wandel inder Ausrichtung der sozialen Sicherungs-systeme von kurativen Maßnahmen zuverstärkter Prävention. Dies bedingt eineAbkehr von sozialen Kompensationslei-

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Österreich, Europa und die Welt

Eine neue Strategie für EuropaWIFO: Dynamik durch soziale und ökologische Innovation

Prof. Karl Aiginger, Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung

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stungen hin zu sozialen Investitionen inBildung, Gesundheit und Arbeitsmarkt.

Arbeit: Maßnahmen zur Verbesserungder Qualifikation von Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern sollen eine indivi-duelle Verringerung der Arbeitszeit erlau-ben, ohne das Armutsrisiko zu steigern.Eine symmetrische Flexibilisierung derArbeitszeit erlaubt es Unternehmen, aufNachschwankungen zu reagieren, undArbeitskräften, ihre Zeitaufteilung ent-sprechend ihrer Work-Life-Balance anzu-passen.

Energie: Die Dekarbonisierung des Ener-gieverbrauchs muß zunächst an der Be-seitigung der ausgabenintensiven Subven-tionierung fossiler Energieträger anset-zen. Gemeinsam mit einer technologiege-triebenen Verringerung des Energiever-brauchs, höheren Umweltstandards undverstärkten Investitionen im Umweltbe-reich muß in Zukunft eine absolute Ent-koppelung des Wirtschaftswachstumsvom CO2-Ausstoß erreicht werden.

Öffentlicher Sektor: Mit einem Anteilvon knapp 50 Prozent am BIP der EUkommt dem öffentlichen Sektor eine es-sentielle Rolle in der Wirtschaftspolitikzu. Die Umorientierung der Ausgaben inRichtung Forschung und Bildung, sozialeInvestitionen und eine nachhaltige Be-schaffungspolitik sowie die Verlagerungder Steuerlast von Arbeit hin zu Ressour-cenverbrauch, Grundvermögen, spekula-tiven Finanzmarkttransaktionen und Erb-schaften können einen bedeutenden Bei-trag zur gleichzeitigen Erreichung allerdrei strategischen Ziele leisten.

Finanzsektor: Seine stärkere Ausrichtungauf realwirtschaftliche Ansprüche ermög-licht die Finanzierung umfangreicher In-vestitionen im Umwelt- und Sozial-bereich.

Aufgrund der enttäuschenden Erfahrun-gen der EU mit hochgesteckten Plänen undverfehlten Zielen in der Vergangenheit iden-tifizierte das WWWforEurope-Projekt Er-folgsfaktoren, die die Umsetzungswahr-scheinlichkeit dieses Projektes auf europäi-scher Ebene erhöhen. Dazu gehören etwa dieverstärkte Einbindung von Interessensvertre-tungen und eine bessere Operationalisierungder Zwischenziele wie auch die laufendeÜberwachung der Fortschritte in diesemWandel der EU zur ersten Weltwirtschafts-region, die ihre Ökonomie auf Ziele „beyondGDP“ ausrichtet. http://www.wifo.ac.at

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Österreich, Europa und die Welt

Nach den Hearings am 23. Februar hatdie Auswahlkommission einstimmig

o. Univ.-Prof. Christoph Badelt dem Insti-tutsvorstand als neuen Leiter des WIFO vor-geschlagen.

Der Vorstand hat am selben Tag in seinerSitzung diesen Vorschlag einstimmig ange-nommen und die Übernahme der neuenFunktion mit 1. September 2016 festgelegt.Damit setzte sich in dem zweistufigen Ver-fahren Prof. Badelt gegenüber insgesamt 31Bewerberinnen und Bewerbern durch.

WIFO-Präsident Christoph Leitl hiezu:„Mit der einstimmigen Entscheidung der Be-rufungskommission und dem Beschluß desVorstandes ist die Besetzung des neuenWIFO-Leiters in offener und transparenterForm erfolgt. Dies ist umso wichtiger, alsdiese Funktion für die Wirtschafts- und Ge-sellschaftspolitik in Österreich von eminentwichtiger Bedeutung ist. Prof. Badelt hat imHearing hohe soziale und fachliche Kompe-tenz bewiesen und ist durch seine wissen-schaftliche Tätigkeit und Managementerfah-rung bestens für die neue Funktion geeig-net.“

Die Wirtschaftsuniversität (WU), derenRektor Badelt von 2002 bis September 2015war, freut sich mit ihrem und Professor fürSozialpolitik über seine neue Funktion alszukünftiger Leiter des WIFO. Er führte die

WU in die Vollrechtsfähigkeit, seine vierAmtszeiten waren der Umsetzung des UG2002 sowie der Etablierung einer unterneh-merischen Universität gewidmet. Das Rek-torat der WU gratuliert Christoph Badeltherzlich zu seiner neuen Funktion.

Christoph Badelt wurde 1951 geboren undstudierte ab 1970 an der Wirtschaftsuniversi-tät Wien, wo er 1976 promovierte. Seine aka-demische Karriere führte von Assistenten-stellen am damaligen Institut für Volks-wirtschaftstheorie und -politik über einemehrjährige Tätigkeit als Gastprofessor ander University of Wisconsin in Madison so-wie an der Universität Klagenfurt bis zur or-dentlichen Professur für Wirtschafts- undSozialpolitik an der WU. Seine Forschungs-interessen liegen vor allem im Bereich derSozialpolitik – von Freiwilligenarbeit bis zuNonprofit-Organisationen.

Von 1997 bis 1998 war er Vorstand desFachbereichs für Volkswirtschaft. Bis 2002bekleidete Christoph Badelt das Amt desVizerektors für Infrastruktur, von 2002 bisSeptember 2015 fungierte er als Rektor derWU. Darüber hinaus war er von 2005 bis2009 Präsident der österreichischen Univer-sitätenkonferenz und wurde u.a. 1999 zumÖsterreichischen Wissenschaftler des Jahresgewählt. https://www.wu.ac.at

Christoph Badelt wird neuer WIFO-Leiter

o. Univ.-Prof. Christoph Badelt

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Im Rahmen eines Festaktes mit Landes-hauptmann Erwin Pröll und Wiens Amts-

führender Stadträtin Renate Brauner erhieltder Flughafen Wien-Schwechat mit den bei-den Vorstandsdirektoren Julian Jäger undGünther Ofner am 24. Februar eine neueinternationale Auszeichnung von „Skytrax"-CEO Edward Plaisted, der dafür extra ausLondon angereist war: Das renommierteMarktforschungsinstitut „Skytrax“ hat die-sem das Prädikat „4 Star Airport“ verliehen.Nach der Prämierung zum „Best Airport StaffEurope“ durch Skytrax im Frühjahr 2015 istdas bereits die zweite Auszeichnung für denFlughafen Wien innerhalb eines Jahres.

Landeshauptmann Pröll bedankte sich beiden MitarbeiterInnen, beim Vorstand undbeim Aufsichtsrat des Flughafens. „Durchdie Standortqualität des Flughafens wird dieStandortqualität der Ost-Region Wien, Nie-derösterreich und Burgenland mitbestimmt“,so Pröll. Als „eine der dynamischsten Regio-nen, die wir in Europa haben“, nannte derLandeshauptmann die Region zwischen Wienund Bratislava. Bei all der Dynamik müsseaber darauf geachtet werden, daß „die Le-bensqualität für die kommenden Generatio-nen erhalten bleibt“.

Die internationale Anbindung sei einewesentliche Grundlage für die Entwicklungdes Bundeslandes Niederösterreich, das manintensiv als Kulturstandort und im Bereichder Wissenschaft und Forschung etablierthabe, so der Landeshauptmann. „Die Weiter-entwicklung des Flughafens ist eine wesent-liche Grundlage für die Weiterentwicklungder Ost-Region und insbesondere Niederös-terreichs“, so Pröll. Als eines der wesentlich-sten Zukunftsprojekte bezeichnete er die Air-port City. Was die Erreichbarkeit des Flug-hafens betreffe, so habe man „in erstenSchritten wesentliche Verbesserungen er-reicht“, sprach er den Ausbau der Ost-Auto-bahn an, wo bereits der nächste Bauabschnittim Gange sei. In der Anbindung im Ostenliege sehr viel Potential für den Flughafen.„Die öffentliche Anbindung des Flughafensim Osten ist eine unabdingbar notwendigeFacette“, so Pröll.

Stadträtin Brauner sagte, sie sei „stolz aufdie Entwicklung des Flughafens“. Die Stadt

Wien sei sich „der Bedeutung des Flughafensmehr als bewußt“. „Wir alle setzen gemein-sam auf Qualität“, so Brauner. Die Auszeich-nung zeige, daß der Flughafen den richtigenWeg eingeschlagen habe. „Der Wien Touris-mus entwickelt sich hervorragend“, bedank-te sie sich für die „gute Zusammenarbeit mitdem Flughafen Wien und den Austrian Air-lines“. Die qualitätsvolle Wachstumsstrate-gie des Flughafens solle fortgesetzt werden,so Brauner.

Nach der Eröffnung des Terminals 3 habeman gesagt „Wir müssen besser werden“, soVorstandsdirektor Jäger. Gemeinsam mit Part-nern habe man überlegt, welche Initiativenman starten könne und habe als internesProjekt die Service-WM gestartet. In derenRahmen habe man rund 190 Einzelprojekteumgesetzt, nannte Jäger den Relaunch derHomepage, die Neugestaltung der Monitor-Landschaft oder die Verbesserungen im Be-reich der Shops und Gastronomie als Bei-spiele. „Es gibt viele Einzelbeispiele, die zei-gen, auch wenn man nicht die gesamte In-frastruktur verändert, daß man mit vielenkleinen Maßnahmen sehr viel erreichenkann“, so der Vorstandsdirektor . Sehr stolzsei er auch auf die Barrierefreiheit, hier habeman etwa „eine deutliche Verbesserung derÜbergänge zwischen den einzelnen Termi-nals erreicht“.

„Wir müssen an einem Strang ziehen“,betonte Vorstandsdirektor Ofner, daß man ge-meinsam gelernt habe. „Wir haben vier klareWerte definiert“, so Ofner. Das seien Kun-denorientierung, Wirtschaftlichkeit, Profes-sionalität und Respekt. „Wir sind ein Dienst-leistungsunternehmen und ein Serviceunter-nehmen. Die Bedürfnisse unserer Kunden

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Österreich, Europa und die Welt

»4 Star Airport«Flughafen Wien-Schwechat wurde von Skytrax ausgezeichnet – Niederösterreichs

Landeshauptmann Erwin Pröll: »Weiterentwicklung des Flughafens ist wesentliche Grundlagefür Weiterentwicklung der Ost-Region.«

Verleihung der »4 Star Airport«-Auszeichnung an den Vienna International Airportmit (v.l.) Vorstandsdirektor Günther Ofner, Wiens Amtsführender Stadträtin Re-nate Brauner, »Skytrax«-CEO Edward Plaisted, Landeshauptmann Erwin Pröll undVorstandsdirektor Julian Jäger.

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sind der Hauptzweck unserer Tätigkeit“, soOfner. Das Unternehmen sei auf Wirtschaft-lichkeit ausgerichtet, das, was erarbeitet wer-de, werde man wieder investieren. „Das, waswir tun, betrifft Millionen Menschen“, be-tonte er, daß man daher, um professionell zuagieren, sehr viel in Schulungen investiere.„Was erreicht wurde ist eine Teamleistung",betonte Ofner. „Daß der Passagier ein tollesReiseerlebnis haben kann“, dahinter steckedas Zusammenwirken vieler im Unterneh-men und außerhalb des Unternehmens, soOfner.

Ziel sei es gewesen, ein einheitliches Ra-tingsystem zu schaffen, da es weltweit keineinheitliches System gegeben habe, so „Sky-trax“-CEO Plaisted über die Hintergründeder „Star Airport“-Auszeichnung. Der Flug-hafen Wien habe hohe Standards im Service,ein großer Gewinn sei, daß das, was in die-sem Bereich geboten werde, einem „5 StarAirport“ entspreche. Das „4 Star“-Level seibereits eine „außergewöhnliche Leistung“(„exeptional achievement“), so Plaisted.

Skytrax führt seit 1990 weltweit Quali-tätsrankings internationaler Flughäfen durchund gibt Bewertungen auf einer Fünf-Sterne-Skala, die großteils auf Passagierumfragenbasieren. Wegen der hohen Anzahl an Teil-nehmern – 2014 beteiligten sich über 19 Mil-lionen Flugreisende weltweit an den Umfra-gen – gilt Skytrax in der Luftfahrtbranche alszuverlässige Messlatte, wenn es um dieServicequalität von Airports geht. Grundlagefür die Verleihung der „4 Star“-Auszeich-nung war eine mehrtägige Evaluierung durchein internationales Expertenteam von Sky-trax vor Ort, in der die Servicequalität amAirport, die Terminalstruktur, Shopping- undGastronomieangebote sowie Dienstleistun-gen für Passagiere geprüft und bewertet wur-den.

Mit dem 4-Sterne-Prädikat ist der Flug-hafen Wien auf einem Qualitätslevel mitneun anderen europäischen Airports: So sindauch die Flughäfen Amsterdam Schipol,Barcelona El Prat, Kopenhagen, Düsseldorf,Frankfurt, Helsinki, London Heathrow, ParisCharles de Gaulle und Zürich im Rankingvertreten. Weltweit gibt es nun mit demVienna International Airport 35 „4 Star Air-ports“, darunter große Standorte wie der AbuDhabi International Airport und der KualaLumpur International Airport. Von den Trä-gern der nächsthöheren Auszeichnung – dem„5 Star Airport“ – gibt es weltweit nur fünfund mit dem Flughafen München nur einenin Europa. http://www.viennaairport.com

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Österreich, Europa und die Welt

Blick über die An- und Abflugebene auf Terminal 3

Von unzähligen FlugpassagierInnen geschätzt: die VIP-Services des Flughafens

Blick auf den Flughafen mit Tower und Fracht-, Post- und Gepäckzentrale (rechts)

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Der Tag will Mehrsprachigkeit sowiesprachliche und kulturelle Vielfalt för-

dern. Heuer soll die Bedeutung von Spra-chen bei der Inklusion im Bildungssystemhervorgehoben werden. Die UNESCO be-tont, daß Kinder und Jugendliche, die einersprachlichen Minderheit angehören, im Rah-men der Bildung oft benachteiligt seien.

In Österreich nimmt die Zahl der Kinder,die mehrsprachig aufwachsen, immer mehrzu. Die Bildungseinrichtungen sind vonsprachlicher Vielfalt geprägt: So gaben imSchuljahr 2014/15 22,2 % aller SchülerInnenan, eine andere Umgangssprache als Deutschzu sprechen. In Wien ist es mit 47,5 % fastdie Hälfte.

Anläßlich des Internationalen Tages derMuttersprache warf die MedienservicestelleNeue Österreicher/innen einen Blick auf diesprachliche Vielfalt in den heimischen Bil-dungseinrichtungen.

30 % nicht-deutsche Mutter-sprachlerInnen in Kindertagesheimen

Bereits in den Kindertagesheimen zeigtsich die sprachliche Vielfalt Österreichs: Sosprachen 2014/15 insgesamt 29,6 % allerKinder eine nicht-deutsche Muttersprache.Besonders hoch ist der Anteil in WienerKindertagesheimen, wo bereits mehr als dieHälfte eine andere Sprache als Deutschspricht (57,9 %). Am geringsten ist der An-teil in Kärnten mit 11,8 %.

Nach Einrichtungen unterschieden wei-sen altersgemischte Betreuungseinrichtun-gen mit 38,8 % den höchsten Anteil an Kin-dern auf, die eine andere Muttersprache alsDeutsch sprechen. Auf Platz zwei liegen Hor-te (32,9 %), gefolgt von Krippen (32,6 %)und Kindergärten (26,4 %).

22,2 % aller SchülerInnen sprechen andere Umgangssprache

Im Schuljahr 2014/15 sprachen 22,2 %aller SchülerInnen eine andere Umgangs-sprache als Deutsch. Auch hier liegt Wien miteinem Anteil von 47,5 % deutlich an der Spit-ze. Kärnten mit 12,4 % weist einen vergleichs-weise geringen Anteil von SchülerInnen mitnicht-deutscher Umgangssprache auf.

Ein Blick auf die unterschiedlichenSchultypen zeigt, daß ein besonders hoherAnteil von Kindern und Jugendlichen mit

nicht-deutscher Muttersprache an Sonder-schulen zu finden ist (32,3 % im Schuljahr2014/15), gefolgt von Polytechnischen Schu-

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Österreich, Europa und die Welt

Immer mehr Kinder wachsen mehrsprachig auf

Am 21. Februar wurde der von der UNESCO ausgerufene Tag der Muttersprache begangen.

Kinder Kinder mit nichtdeutscher Kinder mit nichtdeutscherinsgesamt Muttersprache (absolut) Muttersprache (in %)

Burgenland 010.527 01.686 16,0

Kärnten 019.795 002.327 11,8

Niederösterreich 064.643 011.202 17,3

Oberösterreich 057.459 013.585 23,6

Salzburg 019.443 004.085 21,0

Steiermark 034.345 005.892 17,2

Tirol 027.339 005.069 18,5

Vorarlberg 018.904 005.440 28,8

Wien 089.806 051.971 57,9

Österreich gesamt 342.261 101.257 29,6

30 % nicht-deutsche MuttersprachlerInnen in Kindertagesheimen

Kinder Kinder mit nichtdeutscher Kinder mit nichtdeutscherinsgesamt Muttersprache (absolut) Muttersprache (in %)

Burgenland 034.775 005.019 14,6

Kärnten 73.340 008.981 12,4

Niederösterreich 204.811 027.722 13,7

Oberösterreich 200.935 035.233 17,9

Salzburg 078.823 014.780 19,1

Steiermark 151.457 020.185 13,7

Tirol 100.920 014.398 14,7

Vorarlberg 55.655 012.845 23,4

Wien 228.330 106.683 47,5

Österreich gesamt 1.129.046 245.846 22,2

22,2 % aller SchülerInnen sprechen andere Umgangssprache

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len und den Neuen Mittelschulen (28,5 %).Eine geringere sprachliche Vielfalt weisenBerufsschulen (13,7 %) und Allgemein-bil-dende höhere Schulen auf (17,1 %).

Türkisch und BKS führende SprachenAn Österreichs Schulen sind über 80 ver-

schiedene Sprachen vertreten. Mit 851.781SchülerInnen gaben im Schuljahr 2014/15die meisten Kinder und Jugendliche Deutschals ihre Umgangssprache an. An zweiter Stel-le folgt offiziell Türkisch mit 60.714 Schü-lerInnen. Faßt man jedoch die SprachenBosnisch, Kroatisch und Serbisch (BKS)zusammen, liegt BKS auf dem zweiten Platz(69.414). Danach folgen SchülerInnen, dieAlbanisch als Ihre Umgangssprache angeben(16.481).

33.920 SchülerInnen besuchten muttersprachlichen Unterricht

In Österreich gibt es für zwei- oder mehr-sprachige SchülerInnen die Möglichkeit, ander unverbindlichen Übung „Muttersprach-licher Unterricht“ teilzunehmen. Laut derstatistischen Auswertung des Referats fürMigration und Schule besuchten im Schul-jahr 2013/14 knapp 34.000 SchülerInnenmuttersprachlichen Unterricht. Angebotenwurde dieser von 422 LehrerInnen im Rah-men von 7.227,5 Unterrichtsstunden.

18,5 % der SchülerInnen mit nicht-deut-scher Muttersprache besuchten 2013/14 einenmuttersprachlichen Unterricht. Am höchstenist der Anteil der SchülerInnen mit nicht-deutscher Muttersprache, die an einem Mut-tersprachen-Unterricht teilnahmen, an Volks-schulen (28,5 %), am geringsten ist derAnteil an Polytechnischen Schulen (3,8 %)und an Allgemein-bildenden Höheren Schu-len (4,8 %).

Entsprechend der Verteilung der Schü-lerInnen mit nicht-deutscher Umgangs-sprache in Österreich ist es wenig überra-schend, daß ein Großteil des muttersprach-lichen Unterrichts in Wien stattfindet: Sowar in der Bundeshauptstadt die Anzahl derLehrerInnen und Unterrichtsstunden unge-fähr fünf Mal höher als in Oberösterreich,dem Bundesland, das an zweiter Stelle folgt.

Muttersprachlicher Unterricht:25 Sprachen

Laut der statistischen Auswertung desReferats für Migration und Schule wurde imSchuljahr 2013/14 in folgenden 25 Sprachenmuttersprachlicher Unterricht angeboten:Albanisch, Arabisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (BKS), Bulgarisch, Chinesisch, Da-

ri, Französisch, Italienisch, Kurdisch/ Kur-manci, Kurdisch/Zazaki, Pashto, Persisch,Polnisch, Portugiesisch, Romanes, Rumä-nisch, Russisch, Slowakisch, Slowenisch,Somali, Spanisch, Tschechisch, Tschetsche-nisch, Türkisch und Ungarisch.

BKS war – wie bereits in den Jahrenzuvor – die einzige Sprache, die in allenBundesländern angeboten wurde. Türkischkonnte in allen Bundesländern bis auf Kärn-ten angeboten worden. Sowohl bei der An-zahl der LehrerInnen als auch bei der Anzahlder SchülerInnen liegen die Sprachen BKSund Türkisch deutlich vor den anderen Spra-chen: Zusammengerechnet boten 71,4 % der

LehrerInnen BKS oder Türkisch an und77,4 % der SchülerInnen besuchten BKSoder türkischen Muttersprachen-Unterricht.

Sag’s MultiDie Sprachenvielfalt der in Österreich le-

benden Jugendlichen wird auch im Rahmendes jährlich stattfindenden Redewettbewerbs„Sag’s Multi“ sichtbar. Organisiert von denVereinen Wirtschaft für Integration (VWFI)und Educult, wird der Wettbewerb im Schul-jahr 2015/16 bereits zum siebenten Mal aus-getragen. Teilnehmen können alle SchülerIn-nen ab der 7. Schulstufe – egal ob mit oderohne Migrationshintergrund.

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** Ohne Modellversuch »Neue Mittelschulen« an Allgemein-bildenden Höheren Schulen** inkludiert auch SchülerInnen, die nach dem Sonderschul-Lehrplan in anderen Schulen unterrichtet werden

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Schulstatistiken 2014/15 und 2013/14

Kinder Kinder mit nichtdeutscher Kinder mit nichtdeutscherinsgesamt Muttersprache (absolut) Muttersprache (in %)

Burgenland 005 000211 0036,0

Kärnten 008 0..0660 173,0

Niederösterreich 028 02.328 367,5

Oberösterreich 044 0.4.090 766,0

Salzburg 017 01.590 246,0

Steiermark 037 02.683 505,0

Tirol 019 01.574 275,0

Vorarlberg 022 02.306 331,0

Wien 242 18.478 4.528,0

Österreich gesamt 422 33.920 7.227,5

Anzahl der LehrerInnen und Unterrichtsstunden

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Mit Zürich (Rang 2) und München(Rang 4) finden sich zwei weitere euro-

päische Städte unter den Top 5. Komplettiertwird die Spitzengruppe von Auckland(Rang 3) und Vancouver (Rang 5). Zu die-

sem Ergebnis kommt die jährlich von derBeratungsgesellschaft Mercer durchgeführteweltweite Vergleichsstudie zur Bewertung derLebensqualität von Expatriates in 230 Groß-städten.

Zur Beurteilung der Lebensqualität jederStadt wurden 39 Kriterien analysiert, die ausSicht von MitarbeiterInnen, die ins Auslandentsandt wurden, eine zentrale Rolle spielen.Die Merkmale schließen unter anderem poli-

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In Wien ist die Lebensqualitätweltweit am höchsten

Im internationalen Vergleich der Lebensqualität steht Wien 2016 erneut an der Spitze des Städtevergleichs.

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tische, soziale, wirtschaftliche und umwelt-orientierte Aspekte ein. Hinzu kommen Fak-toren wie Gesundheit, Bildungs- und Ver-kehrsangebote sowie andere öffentlicheDienstleistungen. Für die aktuelle Studie un-tersuchte Mercer erstmalig gesondert dasMerkmal „persönliche Sicherheit“. Denn diepolitische und soziale Stabilität am Einsatz-ort hat den größten Einfluß auf die Lebens-qualität von MitarbeiterInnen, die von ihrenArbeitgeberInnen ins Ausland entsendet wer-den. Maßgebliche Kriterien zur Beurteilungsind beispielsweise innere Stabilität, Krimi-nalitätsraten und Leistungsfähigkeit der ört-lichen Strafverfolgungsbehörden.

Am sichersten können sich Expatriates inLuxembourg, Bern, Helsinki und Zürich füh-len. Wien folgt im internationalen Rankingauf einem guten 5. Platz. Bagdad und Da-maskus sind gemäß der Rangliste die unsi-chersten Städte der Welt.

„Da viele Expats von ihrer Familie anden Arbeitsort im Ausland begleitet werden,steht für sie der Sicherheitsgedanke an ersterStelle“, sagt Mercer-Expertin Ulrike Hellen-kamp. „In Österreich herrscht vergleichs-weise wenig Kriminalität, die Strafverfolgungist effizient, die sozialen und politischenVerhältnisse sind stabil. Wien wird daher alssehr sicher empfunden und landet im inter-nationalen Vergleich ganz weit vorne.“ ImGegensatz dazu hatten Terrorismus und sozi-

ale Unruhen zur Folge, daß einige europäi-sche Städte im Ranking schlechter dastehen,wie beispielweise Paris (71), London (72),Madrid (84) und Athen (124).

Herausforderung für Unternehmen„Erhöhte Sicherheitsrisiken im In- und

Ausland, Massenvertreibungen durch Ge-walt sowie soziale Unruhen in wichtigenWirtschaftszentren auf der ganzen Welt for-dern multinationale Unternehmen bei der

Analyse von Sicherheit und Gesundheit ihrerim Ausland tätigen Belegschaft heraus“, soIlya Bonic, Seniorpartner und President Ta-lent Management von Mercer. Sie benötigenexakte Daten und objektive Methoden, umdie finanziellen Auswirkungen eines gerin-geren Lebensstandards und Fragen der per-sönlichen Sicherheit bei der Entlohnung vonExpats festzustellen. Gleichzeitig ermöglichtdie vorliegende Studie, geeignete Sicher-heitsvorkehrungen für Expats zu treffen.

„Für die meisten multinationalen Unter-nehmen ist es im Rahmen der Mitarbeiter-bindung und Rekrutierung selbstverständlich,die Bedürfnisse von Expatriates und ihrenFamilien im Ausland zu erfüllen“, ergänzt Sla-gin Parakatil, Principal bei Mercer und ver-antwortlich für die Lebensqualität-Studie.„Vor allem für MitarbeiterInnen, die mit Fa-milie umziehen, ist der Umgang mit Sicher-heits- und Gesundheitsanliegen von größterBedeutung.“ So müssen Unternehmen zuden üblichen Sicherheitsmaßnahmen und -kosten an ausländischen Standorten weitereAusgaben einkalkulieren. Beispielsweise füreine gut gesicherte Unterkunft, ein hauseige-nes Expat-Sicherheitsprogramm, die Bereit-stellung professioneller Sicherheitsexpertenund medizinischer Dienstleister sowieschließlich für Sicherheitstraining und be-wachte Büroräume. http://www.mercer.com

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Lebenswertes Wien – unser Bild zeigt einen Blick in den Stadtpark, der ganz den Familien und BesucherInnen gehört.

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Das Rathaus zu Frühlingsbeginn

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Ungarn ehrt Zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf

Mit einer der höchsten Auszeichnungender Republik Ungarn wurde am 4.

Februar der Zweite NationalratspräsidentKarlheinz Kopf geehrt. Kopf erhielt dasKomturkreuz des ungarischen Verdienstor-dens mit dem Stern in der ungarischen Bot-schaft durch den Vize-Präsidenten der Un-garischen Nationalversammlung, GergelyGulyás.

Es sei ihm eine besondere Freude undEhre, diese Auszeichnung persönlich vonGergely Gulyás überreicht zu bekommen,sagte Kopf in seiner Dankesrede. Zugleichstelle dies für ihn aber auch eine Verpflich-tung dar, sich weiterhin mit noch mehr En-gagement für die Weiterentwicklung der gu-ten bilateralen Beziehungen einzusetzen. SeitBeginn seiner politischen Laufbahn habe eszahlreiche Besuche und Kontakte in Öster-reich und in Ungarn gegeben; ob als Klub-obmann oder in seiner jetzigen Funktiongehöre die Zusammenarbeit und die Pflegeder österreichisch-ungarischen Beziehungenzu seinen außenpolitischen Prioritäten.

Kopf erinnerte in diesem Zusammenhangunter anderem an seine Teilnahme am 25jäh-rigen Jubiläum des Paneuropäischen Pick-nicks in Sopron, das damals am 19. August1989 das Tor zur Freiheit in Europa wurde.

Bei zahlreichen Gesprächen und Treffenwurden auch immer offene Fragen in bilate-ralen Anliegen erörtert – ob mit Vize-

Präsident Gulyás, dem früheren Fraktions-vorsitzenden Rógan oder bei Aussprachenmit Delegationen ungarischer Abgeordneterwie zuletzt im November 2015 unter derLeitung des bei dieser Ehrung anwesendenObmanns der ungarisch-österreichischenFreundschaftsgruppe, Csenger-Zalán.

Der Zweite Nationalratspräsident gingauch auf die lange gemeinsame Geschichteder beiden Länder in der Doppelmonarchieein, betonte aber insbesondere die unmittel-bar als Nachbarn gemeinsam erlebten histo-rischen Ereignisse der jüngeren Zeit, wieden Ungarn-Aufstand 1956 und schließlich

den Fall des Eisernen Vorhanges 1989. Ös-terreich und Ungarn seien auch auf kulturel-ler und bildungspolitischer Ebene weiterhinverbunden, etwa durch das ÖsterreichischeKulturforum in Budapest, die Österreichisch-Ungarische Europaschule Budapest und dieÖsterreichische Schule Budapest, unterstrichKopf. Zudem pflegen beide Staaten engewirtschaftspolitische Beziehungen. So istÖsterreich der viertgrößte Investor in Un-garn, Ungarn wiederum ist Österreichs siebt-größter Exportmarkt und achtgrößter Lie-ferant. Quelle: Parlamentskorrespondenz

Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf

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Stift Klosterneuburg ehrt finnischen Staatspräsidenten

Der Präsident der Republik Finnland, SauliVäinämö Niinistö, stattete mit seiner

Frau, Jenni Haukio, am 5. Februar dem StiftKlosterneuburg erstmals einen Besuch ab.Stiftskustos Nicolaus Buhlmann empfing diefinnische Delegation mit Margit Fischer,Gattin des österreichischen Bundespräsiden-ten, um sie mit dem Stift und seiner Ge-schichte vertraut zu machen.

Besichtigt wurden unter anderem dieSchatzkammer mit der hl. Landeskrone, demösterreichischen Erzherzogshut (1616, sieheauch unseren Bericht auf der Seite 99) unddie Stiftskirche.

Danach ging es in die Vinothek desStiftes, da das Stift seine Weine seit 2012nach Finnland exportiert. Im Rahmen einerWeinverkostung, durch die der Weingutslei-ter Wolfgang Hamm führte, konnten sich derfinnische Staatspräsident und seine Fraueinen persönlichen Eindruck vom ältestenWeingut Österreichs machen.

Abschließend erhielt der Präsident derRepublik Finnland als Zeichen der freund-schaftlichen Verbundenheit den „Stern zum

Leopoldskreuz in Gold“ durch StiftskustosDr. Nicolaus Buhlmann im Blauen Salon derPrälatur verliehen.

v.l.: Stiftskustos Nicolaus Buhlmann, Margit Fischer (Gattin des österreichischenBundespräsidenten), Wolfgang Hamm (Weingustleiter Stift Klosterneuburg) undder Präsident der Republik Finnland, Sauli Niinistö, mit Ehegattin Jenni Haukio

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EU-Rat unterstreicht Bedeutung der Region Tirol-Südtirol-Trentino

Als Gastredner anläßlich der 116. Plenar-tagung des Ausschusses der Regionen

(AdR) trat EU-Ratspräsident Donald Tuskam 11. Februar in Brüssel vor die versam-melten Regional- und Kommunalvertre-terInnen aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten.In seiner Rede ging er ausdrücklich auf denEuropäischen Verbund territorialer Zusam-

menarbeit (EVTZ) Europaregion Tirol-Süd-tirol-Trentino ein und betonte dessen Wich-tigkeit als Symbol für eine erfolgreichegrenzüberschreitende Zusammenarbeit inEuropa. Er unterstrich weiters die Bedeutungder Regionen und lokalen Gebietskörper-schaften bei der Bewältigung der aktuellenFlüchtlingsströme und Migrationsbewegun-

gen. Nunmehr gehe es darum, trotz der herr-schenden Vertrauenskrise Schengen aufrechtzu erhalten, wobei die folgenden sechs Wo-chen ausschlaggebend für die Zukunft derEU sein würden.

In seiner Funktion als AdR-Vizepräsidentund österreichischer Delegationsleiter nahmTirols LTP Herwig van Staa am Rande derPlenartagung zu den Ausführungen TusksStellung: „Ich war selber im Jahr 2006 maß-geblich an der Einführung der EVTZs alseigene EU-Institution beteiligt. Im Zuge desösterreichischen Ratsvorsitzes ist es uns mitHilfe des damaligen Bundeskanzlers Wolf-gang Schüssel gelungen, dieses Projekt zueinem erfolgreichen Abschluß zu bringen.Umso mehr freut es mich heute, wenn derRatspräsident höchstpersönlich den EVTZTirol-Südtirol-Trentino namentlich als einzi-ges besonders erfolgreiches Beispiel hervor-hebt und daß er es aufgrund der Flüchtlings-und Migrationsproblematik in Europa fürunerträglich halten würde, durch diese euro-päische Region wiederum einen Zaun zu er-richten. http://cor.europa.eu/de/

AdR-Vizepräsident und österreichischer Delegationsleiter LTP Herwig van Staa

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Große Auszeichnung für Gesandten Wolfgang Lukas Strohmayer

Eine hohe Auszeichnung erfuhr GesandterWolfgang Lukas Strohmayer am Abend

des 11. Februar: Dem gebürtigen Grazer, derheute als Leiter der Auslandsösterreicher- Ab-teilung im Außenministerium tätig ist, wurdevom Botschafter der Republik Frankreich,Pascal Teixeira da Silva, im Rahmen einerFestveranstaltung in der Residenz der Bot-schaft die „Insignien des Ritters des franzö-sischen Nationalordens für besondere Ver-dienste“ überreicht.

Wolfgang Lukas Strohmayer wirkte von2010 bis 2014 als österreichischer General-konsul in Straßburg und setzte sich in dieserZeit für die länderübergreifende Zusammen-arbeit zwischen Frankreich und Österreichund die Stärkung der wirtschaftlichen undkulturellen Interessen ein.

Des weiteren entstanden in der Zeit sei-nes Amtes der touristische Europa-Kultur-pfad „800 Jahre europäische Kunst und Kul-tur auf den Spuren der Habsburger im El-sass“. Er war auch mitbeteiligt an der Eröff-nung des bislang einzigen Ehrendenkmals imfranzösischen Verdun in der Region Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine für die Ge-fallenen der K.u.K. Monarchie an der West-front.

Auch Bürgermeister Siegfried Nagl warzu dem Festakt nach Wien gereist. „Im Be-sonderen ist es die gute Verbindung zwischenGraz und Straßburg, die wir dir zu verdankenhaben“, betonte Nagl in seiner Ansprache.Gelebt werde diese in immer wiederkehren-den Delegationsbesuchen oder wie jüngst

beim Stadtregionstag am Flughafen Grazdurch das Mitwirken einer Abordnung rundum Robert Herrmann (Präsident der „Euro-metropole“ Straßburg), aber auch in der ste-tigen Zusammenarbeit von unterschied-lichen Expertengruppen im Rahmen desClub de Strasbourg.

Der Botschafter der Republik Frankreich in Österreich, Pascal Teixeira da Silva (l.),überreicht dem Gesandten Wolfgang Lukas Strohmayer die »Insignien des Rittersdes französischen Nationalordens für besondere Verdienste«

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Landtage wollen mehr europäische Beteiligung

Bereits anläßlich der letzten gemeinsamenKonferenz der österreichischen und

deutschen LandtagspräsidentInnen im ver-gangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommerneinigten sich Tirols Landtagspräsident Her-wig van Staa und seine KollegInnen darauf,daß man sich gemeinsam für eine verstärkteEinbindung der regionalen Parlamente mitGesetzgebungsbefugnis insbesondere beider Kontrolle der Einhaltung des Subsidiari-tätsprinzips (Selbstbestimmung, Eigenver-antwortung der Regionen, Anm.) auf europä-ischer Ebene einsetzen werde.

Am 3. Februar trafen einander der derzei-tige Vorsitzende der deutschen Konferenz derLandtagspräsidentInnen, der hessische LTPNorbert Kartmann, seine österreichischeKollegin, Brigitta Pallauf (Salzburg), SylviaBretschneider (Mecklenburg-Vorpommern),Wilfried Klenk (Baden-Württemberg) undHerwig van Staa (Tirol) mit dem Ersten Vi-zepräsidenten der Europäischen Kommission,Frans Timmermans, zu einem Gedankenaus-tausch und erörterten Möglichkeiten einerVerbesserung dieser Beteiligung.

Dabei waren sich beide Seiten darübereinig, daß durch die föderale Struktur in Ös-terreich und Deutschland besondere Fragenbezüglich der Beteiligung der Parlamente derBundesländer gegeben seien. Prinzipiell gel-te dies für Parlamente mit Gesetzgebungs-befugnissen unterhalb der nationalen Ebeneim gesamten EU-Raum. „Kommissions-

Vizepräsident Timmermans hat sein vollstesVerständnis für die Überlegungen der öster-reichischen und deutschen Landtage bekun-det“, so van Staa im Anschluß an das Ge-spräch. Allerdings sehe er bei der Heteroge-nität im Staatsaufbau der EU-Länder im Mo-ment keine Möglichkeit, zusätzliche Struk-turen, wie z.B. neue Gremien zur Verbes-serung der Beteiligung, einzurichten.

Erfreut zeigte sich die Delegation der bei-den Konferenzen der LTP darüber, daß sichTimmermans für pragmatische Lösungenzur Erreichung des Ziels der Kommuni-kations- und Beteiligungsverbesserung sehroffen gezeigt habe. So werde man beginnen,

auf Arbeitsebene enger zu kommunizierenund es werde auch in Zukunft bei den ge-meinsamen deutsch-österreichischen Präsi-dentInnenkonferenzen eine hochrangige Be-teiligung der Kommission möglich sein.

„Der Vertrag von Lissabon hat zwar dieRolle der Regionalparlamente gestärkt, gera-de bei europäischen Gesetzgebungsvorhaben,von denen die regionalen Ebenen betroffensind, bedarf es allerdings einer frühzeitigenEinbindung der Regionalparlamente in denInformations- und Willensbildungsprozeß“,so LTP van Staa. „Wir werden uns daherweiterhin intensiv für einen verstärkten Dia-log mit der Kommission einsetzen“.

v.l. Wilfried Klenk, Norbert Kartmann, Sylvia Bretschneider, Kommissionsvizeprä-sident Frans Timmermans, Brigitta Pallauf und Herwig van Staa in Brüssel

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»Arbeiten weiter an grenzüberschreitenden Verbesserungen«

Der internationale Öffi-Verkehr ist einerder Schwerpunkte der Zusammenarbeit

zwischen Tirol und Südtirol. Das ist geradeangesichts der Versuche, neue Barrieren auf-zubauen, ein zentraler Ansatz der beiden fürMobilitätsfragen zuständigen Landesregie-rungs-Mitglieder, Ingrid Felipe und FlorianMussner. Seit Dezember 2014 gibt es jedenTag morgens und abends Direktzüge vonInnsbruck nach Bozen und von Bozen nachInnsbruck, durch eine Tarifkooperation kön-nen hier auch durchgehende Nahverkehrs-tickets gekauft werden – zuvor mußtenFahrgäste am Brenner aussteigen und ein zu-sätzliches Ticket lösen.

Ebenfalls durch eine Tarifkooperationgelten die Pauschalangebote des Verkehrs-verbunds Tirol (VVT), wie das Studieren-denticket, das Schul/Lehrplus-Ticket unddas SeniorInnenticket auch auf der Pustertal-strecke. Umgekehrt ist der Südtirol-Paß im

Pustertal/Drautal bis Lienz und im Wipptalbis Innsbruck gültig. In die Verbesserung desgrenzüberschreitenden öffentlichen Verkehrs

investiert das Land Tirol von 2013 bis 2019circa 3,7 Millionen Euro, das Land Südtirol4,3 Millionen Euro.

LR Florian Mussner und LHStvin Ingrid Felipe beim Arbeitstreffen in Innsbruck

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47 Kinder aus 24 Nationen spielen unter einem Dach

In der internationalen KinderbetreuungMosaik – ein Angebot der Volkshilfe in

der Raimundstraße in Linz – werden derzeit(Mitte Februar, Anm.) 47 Kinder im Altervon 18 Monaten bis sechs Jahren betreut. Kul-turelle Vielfalt bedeutet hier Chancen undMöglichkeiten, von- und miteinander zu ler-nen. Integrations-Landesrat Rudi Anschoberist nach einem Lokalaugenschein begeistert:„Die Kinder und PädagogInnen im Mosaikleben ein optimales Miteinander, ohne Vor-urteile, im Gegenteil, die Chancen der kultu-rellen und sprachlichen Vielfalt werden ge-nutzt und alle profitieren davon, haben ihrenSpaß daran, lernen voneinander. Das Zu-rechtfinden der Kinder in einem neuen Um-feld wird in dieser warmen Umgebung we-sentlich erleichtert, das ist auch für ihre Zu-kunft wichtig, um als Teil der Gesellschaftwahrgenommen zu werden und sich als sol-cher zu fühlen, um gute Perspektiven zu ha-ben auch in Richtung Ausbildung, Erwerbs-leben, Familienleben. Ein tolles Beispiel fürIntegration und gelebtes Miteinander!“

Birgit Prieglhofer, Leiterin von Volkshil-fe Mosaik: „Mehrsprachigkeit sehen wir als

Ressource, die unsere Kinderbetreuungs-einrichtung bereichert. Wir bieten spanischeSpielstunden sowie gezielte Sprachförde-rung für Kinder mit nicht-deutscher Erst-sprache. Wir wollen die Kinder liebe- undrespektvoll auf ihrem Weg zu sozial kompe-tenten, selbstständigen Menschen begleiten.

Unser Motto: Mosaik – viele bunte Teileergeben ein wunderschönes Ganzes.“ DiePalette der Sprachen reicht von A für Alba-nisch bis W für Wolof. Gut die Hälfte derKinder besitzt die österreichische Staatsbür-gerschaft. http://www.volkshilfe-ooe.at

Landesrat Rudi Anschober und Birgit Prieglhofer mit einigen der Kinder

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Die Reise der Erinnerung – Il viaggio della Memoria

Geschichte hautnah erlebt haben Jugend-liche aus der Europaregion sowie aus

ganz Italien vom 4. bis 10. Februar. Gemein-sam fuhren sie mit einem Sonderzug nachPolen. Dort besuchten die zwischen 17- und25jährigen neben dem KonzentrationslagerAuschwitz-Birkenau und dem Oskar Schind-ler Museum auch das ehemalige jüdischeGhetto in Krakau. In der Stadt 350 km süd-westlich von Warschau nahm Tirols Jugend-und Bildungs-LR Beate Palfrader gemein-sam mit dem Südtiroler LR Philipp Ach-ammer die „Zeitreisenden“ in Empfang.

„Der Blick in die Vergangenheit soll dasBewußtsein für das Hier und Heute schärfen,aber auch das Gerechtigkeitsgefühl und diepersönliche Verantwortung stärken – Eigen-schaften, die notwendig sind, um Rassismusund Intoleranz in ihre Schranken zu weisen“,verweisen Palfrader und Achammer auf denWert des grenzüberschreitenden Projektesund schildern ihre eigenen Eindrücke: „Ortedes NS-Grauens mit eigenen Augen zu se-hen, ist beklemmend und aufwühlend. In einerZeit, in der wir mit zahlreichen Konfliktenkonfrontiert sind, die Menschen verunsichernund zu Ablehnung gegenüber dem Fremdenführen, ist es wichtiger denn je, für Humani-

tät einzutreten, Ängste abzubauen und sichfür ein den demokratischen Werten ver-pflichtetes Europa einzusetzen, das kulturel-le und religiöse Vielfalt als Bereicherungversteht.“

Das Projekt endet nicht mit der Rückkehraus Polen – viel mehr werden die Erfahrun-gen und das Erlebte in weiteren Treffen ge-meinsam diskutiert. Im März steht ein zwei-

tägiger Erfahrungsaustausch in Toblach aufdem Programm, bei dem vorerst die Tirolerund Südtiroler Jugendlichen zusammenkom-men. „Auch wenn das Thema schwer, trau-rig, manchmal sogar bedrückend ist, warendiese Tage sehr informativ, hilfreich undwichtig für uns“, waren sich die Jugendli-chen einig. http://www.jugenddienst.it

Bewegende Momente im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

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Ehrung des Vertrauensanwalts der Republik Österreich in NY

Im Big Apple kann sich Wien auf ihn ver-lassen: Stephen Harnik, seit 20 Jahren Ver-

trauensanwalt der Republik Österreich in NewYork, erhielt den „Silbernen Rathausmann“für seine besonderen Verdienste um die Wie-ner Kultureinrichtungen.

Wiens Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftund Internationales, Renate Brauner, ehrteam 18. Februar im Namen des Bürgermei-sters Michael Häupl den „besten Wiener, denNew York hat“ und gleichzeitig „besten NewYorker, den Wien hat“, Stephen Harnik. DenEmpfang gab der österreichische General-konsul in New York, Georg Heindl. Nebenzahlreichen Auslandsösterreichern war auchösterreichs Botschafter in den USA, Wolf-gang Waldner, anwesend.

Als Sohn österreichischer Einwanderer,die vom Nazi-Regime aus Wien vertriebenworden waren, wurde Stephen Harnik 1953in New York geboren. Nach seinem Studien-abschluß in Rechtswissenschaften war er1978 als Trainee bei der Creditanstalt eineZeit lang in Wien. Zurück in New York tratStephen in die Fußstapfen seines Vaters, HansHarnik, der selbst schon als Vertrauensan-walt für die Republik Österreich tätig war.

Seine Rolle als Brückenbauer zwischenWien und New York ist nicht auf Rechtsbe-ratung beschränkt: Insbesondere für die Kul-tureinrichtungen hat sich Stephen Harnik als

unverzichtbarer Unterstützer hervorgetan.Wiener Aushängeschilder wie das Kunsthi-storische Museum, die Albertina, die WienerSängerknaben, das Sigmund Freud Museumoder das Konzerthaus konnten mit HerrnHarniks Hilfe erfolgreich Repräsentanzenihrer Häuser in New York aufbauen. In denentstandenen Freundschaftsstiftungen undUnterstützungsvereinen ist Stephen Harnikoftmals als Vorstand tätig.

Neben der Ehrung von Stephen Harnik und

Gesprächen zu Kultur, Wirtschaft und For-schung, unter anderem mit Louis Zacharillavom „Intelligent Community Forum“, be-suchte Stadträtin Brauner auch den 61. Wie-ner Opern Ball im legendären Waldorf Asto-ria Hotel in New York. Der Ball war ein wich-tiger Treffpunkt für AuslandsösterreicherIn-nen und zahlreiche hochrangige VertreterIn-nen aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Diplo-matie, allen voran der neue österreichischeBotschafter, Wolfgang Waldner.

v.l.: Neline Koornneef und ihr Mann Georg Heindl, österr. Generalkonsul in NewYork, Wiens Stadträtin Renate Brauner, Stephen Harnik (mit Rathausmann) mitGattin Debi und der österr. Botschafter in Washington DC, Wolfgang Waldner

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Bayern dankt Tirol für Hilfe nach Zugunglück

Elf Tote und Dutzende Verletzte. Das istdie traurige Bilanz des tragischen Zug-

unglücks vom 9. Februar im bayerischen BadAibling nahe Rosenheim. Bei der Bewälti-gung der Zugkatastrophe waren unter ande-rem auch Rettungskräfte, NotärztInnen so-wie Hubschrauber aus Tirol im Einsatz. Fürdiese unbürokratische und spontane Hilfe-stellung bedankte sich der bayerische Staats-minister Marcel Huber am 18. Februar beiLandeshauptmann Günther Platter und sei-nem Stellvertreter Josef Geisler. „Daß inner-halb von wenigen Minuten die grenzüber-schreitende Zusammenarbeit anläuft, istnicht selbstverständlich“, so Huber, der aucheine Einladung zum Helferfest in Münchenim März aussprach. „Wir geben den Dankfür die rasche und professionelle Unterstüt-zung der bayerischen Einsatzkräfte gerne anunsere Rettungsorganisationen weiter. Tirolhilft, wann immer unsere Nachbarn Unter-stützung brauchen!“, versicherten Platterund Geisler.

Insgesamt 150 Personen vom Roten Kreuzder Bezirke Kufstein, Kitzbühel und Schwaz,der Bergrettung Mayrhofen, der Gruben-

wehr Tirol sowie vier Hubschrauber samtBesatzung standen bereit. https://www.leitstelle-tirol.at

Bernd Noggler (Leitstelle Tirol), LH Günther Platter, Staatsminister Marcel Huber,LHStv Josef Geisler und Herbert Walter (Abt. Zivil- und Katastrophenschutz)

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Vision einer »Europäischen Kulturhauptstadt«

Der Titel der „Europäischen Kulturhaupt-stadt“ diente in den vergangenen drei

Jahrzehnten als kulturelle Initiative, die kre-ative und nachhaltige Ideen unterstützte. Heut-zutage ist das Jahr der Kulturhauptstadtmeist auch ein Motor für Stadt- und Regio-nalentwicklung. Bregenz, Dornbirn, Hohen-ems, Feldkirch und die „Regio Bregenzer-wald“ betrachten diesen Prozeß mit offenemAusgang als einen Meilenstein für eine lang-fristige Kulturstrategie für den viertgrößtenBallungsraum Österreichs.

Dieser Prozeß konnte nun mit dem Stadt-präsidenten von St. Gallen, Thomas Scheitlin,sowie dem Oberbürgermeister von Fried-richshafen, Andreas Brand, auf Einladung desBregenzer Bürgermeisters, Markus Linhart,und Stadtmarketing-Geschäftsführer Chri-stoph Thoma verdichtet werden. Mit den bei-den politischen Repräsentanten von St. Gal-len und Friedrichshafen hat es bereits ver-gangenen Sommer positive Gespräche zudiesem Thema mit der Dornbirner Bürger-meisterin Andrea Kaufmann und Kultur-amtsleiter Roland Jörg gegeben.

Alle Beteiligten begrüßen einen aktivenAustausch über die Landesgrenzen hinaus,insbesondere St. Gallen sieht die Idee derEuropäischen Kulturhauptstadt auch alsZwischenschritt zur EXPO 2027, die vomKanton St. Gallen betrieben wird. Die engeZusammenarbeit mit Kulturakteuren, Verwal-

tung, Politik und Verwaltung ist allen Be-teiligten ein Kernanliegen.

Diese einzigartige Idee ist eine Jahr-hundertchance, die professionell geprüft wird.Das Bekenntnis von St. Gallen, Friedrichs-hafen und dem Fürstentum Liechtenstein un-termauert diese Vision.

v.l.: Christoph Thoma, Bürgermeister Markus Linhart, Stadtpräsident ThomasScheitlin und Oberbürgermeister Andreas Brand

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Kick off für Umweltbundesamt-Projekt in Mazedonien

Am 10. Februar präsentierte das Um-weltbundesamt sein neues Projekt zur

Umsetzung der Industrieemissionsrichtliniein Mazedonien beim offiziellen Kick off inSkopje. Ziel der Zusammenarbeit mit denösterreichischen ExpertInnen ist, die recht-lichen Grundlagen zu schaffen, damit Emis-sionen aus Industrieanlagen künftig redu-ziert werden können, und die Umsetzung inder Praxis zu verbessern. Zu diesem Zweck

werden die mazedonischen Behörden inWorkshops und Trainings im Vollzug der ge-setzlichen Vorgaben geschult. „Mazedonienzeigt mit dem neuen Projekt seinen klarenWillen zur rechtlichen Umsetzung der euro-päischen Umweltstandards für die Industrie.Wir unterstützen unsere mazedonischen Part-ner dabei mit unserem Know-how und unse-rer Erfahrung bei der Kontrolle und Reduk-tion von Umweltschadstoffen“, meint Georg

Rebernig, Geschäftsführer im Umweltbun-desamt, über das wegweisende Projekt. „DasZiel ist, letztlich zu einer klaren Verbesse-rung der Umweltsituation in Mazedonienbeizutragen.“

Die Industrieemissionsrichtlinie ersetztsieben alte Richtlinien für Industrieanlagenund sieht verbindlichere Anforderungen fürderen umweltgerechten Betrieb vor, als siebisher in der EU gefordert waren.

Das Umweltbundesamt ist die führendeösterreichische ExpertInnen-Einrichtung füralle Umweltthemen und -medien und mitmehr als 100 Einzelprojekten in 27 Ländern inOst-, Südosteuropa und in den Mittelmeer-Staaten bewährter Projektpartner. Das Unter-nehmen baut national und international Brük-ken zwischen Wirtschaft, Wissenschaft undPolitik und entwickelt Perspektiven für einenachhaltige Entwicklung der Gesellschaft inÖsterreich, Europa und darüber hinaus.Durch Verwaltungspartnerschaften – soge-nannte Twinnings – unterstützt das Umwelt-bundesamt seit 1999 die mittel- und südoste-uropäischen Behörden in wesentlichen Um-weltfragen beim Institutionsaufbau und beider Umsetzung des EU-Rechts; die finan-ziellen Mittel dafür kommen von der EU. http://www.umweltbundesamt.at

v.l.: Georg Rebernig (Geschäftsführer Umweltbundesamt), Nurhan Izairi (mazedo-nischer Umweltminister), Fatmir Besimi (Stv. Ministerpräsident für EuropäischeIntegration) und Aivo Orav (EU-Botschafter in Mazedonien)

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Wien im Rampenlicht: »Monocle«-Event in Tokio

Gemeinsam mit dem renommierten Ma-gazin „Monocle“ lud WienTourismus

zu einem Wien-Abend in der japanischenHaupstadt. Rund 100 EntscheidungsträgerIn-nen aus Kultur, Medien, Film und Tourismuskonnten sich dabei ein Bild von der smartenMetropole Wien machen, die „Monocle“ 2015im Rahmen seiner „Quality of Life Survey“nach Tokio auf Platz 2 der lebenswertestenStädte der Welt gereiht hatte.

Tourismusdirektor Norbert Kettner undTyler Brûlé, Chefredakteur von „Monocle“,stellten den 40seitigen „Monocle“-Guideüber Wien einem internationalen Publikumvor. „Wien wird darin als lebenswerterWirtschaftsstandort, Kulturmetropole undspannende Film-Location präsentiert. Diessind wichtige Faktoren, um im globalenStädteranking weiterhin ganz vorne mitzu-spielen“, erklärt Kettner. Die Broschüre warder Dezember-Ausgabe des Magazins beige-legt, was den Auftakt einer intensiven Ko-operation zwischen WienTourismus und„Monocle“ markiert hatte.

Tokio wurde als Veranstaltungsort ge-wählt, weil „Monocle“ in Japan in den Berei-

chen Kultur, Medien und Film sehr stark ver-netzt ist und das Land zudem einer der wich-tigsten asiatischen Märkte für den WienTourismus ist. Kettner berichtet: „Wir wol-len das japanische Publikum motivieren, dielaut ‚Monocle‘ in punkto Lebensqualitätgleich nach ihrer eigenen Hauptstadt zweit-

beste Stadt weltweit zu besuchen.“ Bei Wie-ner Wein und DJ-Tunes von sound:frameholten sich JournalistInnen von Reise- undLifestylemagazinen, FilmproduzentInnen undVertreterInnen der Reisebranche Wien-Tippsaus erster Hand. http://conference.monocle.com/

WienTourismus-Direktor Norbert Kettner (l.) und »Monocle«-CR Tyler Brûlé

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Indische Delegation studiert Wiener Antikorruptionsprogramm

Wiens Verwaltung genießt internationaleinen ausgezeichneten Ruf. Dies gilt

auch für das Antikorruptionsprogramm derStadt Wien. VertreterInnen der für Korrup-tionsbekämpfung zuständigen Central Vigi-lance Commission der Republik Indien be-suchten in der zweiten Februarwoche Wien,um sich bei der Internen Revision der Ma-gistratsdirektion über die Erfahrungen, Maß-nahmen und Entwicklungen zur Korruptions-bekämpfung und -prävention zu informieren.Dieser Austausch war von der Internationa-len Anti-Korruptionsakademie (IACA) mitSitz in Laxenburg im Rahmen eines Schu-lungsprogrammes organisiert worden. DieGäste trafen im Rathaus mit Roland Walka,dem Leiter des Wiener Antikorruptionstele-fons zusammen. Im Mittelpunkt des Interes-ses standen die Aus- und Fortbildungsaktivi-täten, die Beratungshotline der Internen Re-vision, die Risikoanalyse sowie die 3. Auf-lage des Wiener Handbuchs zur Korrup-tionsprävention.

Wien – seit 2011 Mitglied von Trans-parency International Austrian Chapter –setzt seit Jahren konsequent Maßnahmen zurKorruptionsprävention. Das Programm um-faßt Schulungen zur Bewußtseinsbildung

und setzt zugleich auf interne Kontrollsyste-me in der Stadt- und Landesverwaltung. DasWiener Antikorruptionstelefon (01/4000-82400) beantwortet Fragen von BürgerInnenund MitarbeiterInnen zur Korruptionsprä-vention und ethischer Verwaltung. Mitarbei-terInnen, die im guten Glauben den Verdachtvon Korruption melden, sind seit 2013 durchdas Landesdienstrecht vor Benachteili-

gungen geschützt. Seit Jänner 2016 liegt die3. Auflage des Wiener Handbuchs zur Kor-ruptionsprävention „Eine Frage der Ethik“auf. Das Wiener Handbuch zur Korruptions-prävention steht seit 2005 für eine Unterneh-menskultur der Transparenz und Unbestech-lichkeit. http://www.antikorruption.wien.athttp://www.ti-austria.at

Die indische Delegation wurde im Rathaus von Roland Walka (2. v.l.) begrüßt.

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JKU-Vertrag mit der Namik Kemal Universität Tekirdag

Bereits 2013 wurde ein Partnerschaftsab-kommen zwischen der Johannes Kepler

Universität Linz und der Namik Kemal Uni-versität in der Türkei unterzeichnet. Die er-folgreiche Zusammenarbeit wurde am 10. Fe-bruar bei einem Festakt offiziell um weiteredrei Jahre verlängert. Konkret handelt essich um eine Kooperation des JKU-Institutsfür Recht der sozialen Daseinsvorsorge undMedizinrecht sowie des Departments Arbeits-ökonomie und Industrielle Beziehungen derNamik Kemal Universität Tekirdag. Vorge-sehen sind Projekte aus dem Arbeitsrecht,Sozialrecht und der Sozialpolitik. Zudem sindgemeinsame Tagungen, Bücher und Auf-sätze geplant.

Dekanin Univ.-Prof. Katharina Pabel, dieauch durch den Festakt führte, sprach von„Wichtigen Themen, die in dieser Koopera-tion behandelt werden. Die Zusammenarbeitwurde in den letzten Jahren aktiv gelebt undes ist von großem Interesse für beide Seiten,diesen Dialog fortzusetzen.“

Auch der Generalkonsul der Türkei, Gür-sel Evren, würdigte die Zusammenarbeit. „Dieheutige Vertragsunterzeichnung vertieft dieBeziehungen zwischen unseren Ländern. DieTürkei ist in Oberösterreich bereits heute gutrepräsentiert – auch an der JKU. Nicht nurdurch türkische Studierende, die hier ausge-

bildet werden, sondern auch durch den Witt-genstein-Preisträger Univ.-Prof. Sariciftci,der an der JKU forscht und lehrt.“

Die Bedeutung des Abkommens betonteLandeshauptmann-Stellvertreter ThomasStelzer: „Die Internationalisierung von For-schung und Lehre an unseren Universitätenund Fachhochschulen immer weiter auszu-bauen, ist notwendig für den Erfolg desWissenschafts- und ForschungsstandortsOberösterreich. Daher unterstützt das LandOberösterreich Universitäten und Fachhoch-schulen in diesem Bereich mit gezieltenFörderprogrammen. Die Kooperationsver-

einbarung zwischen der Namik Kemal Uni-versität Tekirdag und der JKU leistet damiteinen wichtigen Beitrag zur Stärkung desStandorts und zur engeren Vernetzung derOÖ. Science Community mit dem immerwichtiger werdenden südosteuropäischenRaum.“

Der Linzer Bürgermeister Klaus Lugersieht in der Türkei „einen wichtigen Marktfür die starken Linzer Betriebe, etwa in derIndustrie. Ich danke daher allen, die mit die-ser Kooperation die Kontakte vertiefen.“ http://www.jku.athttp://www.nku.edu.tr/en

v.l.: Univ.-Prof. Alpay Hekimler, Vizerektor Univ.-Prof. Ismail Yilmaz, VizerektorUniv.-Prof. Andreas Janko, Univ.-Prof. Reinhard Resch bei der Unterzeichnung

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Wissenschaftler der JKU unter den weltweit einflußreichsten

Große Anerkennung für Univ.-Prof.Niyazi Serdar Sariciftci vom Institut für

Organische Solarzellen LIOS: Der Wissen-schaftler der Johannes Kepler Universität Linzwurde im „Thomson Reuters Highly CitedResearcher-Ranking 2015“ unter die interna-tional einflußreichsten Forschungspersön-lichkeiten gereiht.

Die Liste des Nachrichten- und Daten-konzerns Thomson Reuters berücksichtigtedabei die Zitierungen der Wissenschaftler inPublikationen aus elf Jahren. Eine enormeMenge, die zu analysieren war – jährlich wer-den rund zwei Millionen Publikationen ver-öffentlicht. Um auch die wissenschaftlicheRelevanz zu berücksichtigen, zählt neben derZahl der Publikationen in Fachzeitschriftenauch die Häufigkeit, mit der diese Arbeitenvon FachkollegInnen zitiert wurden. Gemäßden Ergebnissen dieser Analyse wurde Univ.-Prof. Sariciftci unter die rund 3000 meistzi-tierten WissenschaftlerInnen weltweit ge-reiht – er zählt damit zu dem einen Prozentder meistzitierten ForscherInnen.

Aufgrund der Bedeutung seines wissen-schaftlichen Schaffens wurde Sariciftci auchin die Liste der einflußreichsten Forscher-Innenpersönlichkeiten aufgenommen. „Das

Ergebnis ist eine große Bestätigung – nichtnur für mich, meine MitarbeiterInnen undunser Forschungsgebiet der Solarzellen, son-dern auch für die JKU. Nur in einem passen-den Umfeld kann Spitzenforschung gedei-hen“, freut sich Univ.-Prof. Sariciftci.

Niyazi Serdar Sariciftci, geboren 1961 inAnatolien, besuchte das österreichische St.-Georgs-Kolleg in Istanbul. Er studierte Phy-sik an der Uni Wien, forschte beim späterenChemie-Nobelpreisträger Alan Heeger an derUniversity of California, Santa Barbara, undhat seit 1996 den Lehrstuhl für PhysikalischeChemie an der JKU inne. Dort gründete erdas Linzer Institut für Organische Solarzel-len (LIOS), das weltweit zu den führendenForschungseinrichtungen auf dem Gebiet derorganischen Solarzellen zählt. Forschungs-schwerpunkt sind die Photophysik und Pho-tochemie organischer Halbleiter. Für seineArbeit wurde Sariciftci 2012 der Wittgen-stein-Preis, der wichtigste WissenschaftspreisÖsterreichs, verliehen. http://www.lios.at

Univ.-Prof. Niyazi Serdar Sariciftci

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Botschafter von Bosnien und Herzegowina zu Gast in Graz

Der Empfang des Botschafters vonBosnien und Herzegowina am 11. Fe-

bruar im Grazer Rathaus verlief besondersherzlich, war es doch auch sein erster offi-zieller in der Landeshauptstadt: TomislavLeko, seit Juli 2015 im Amt, lauschte mitFreude den Schilderungen von BürgermeisterSiegfried Nagl, wie großartig sich seine rund7000 Landsleute, die nach dem schreckli-chen Krieg (1992 bis 1995) geflüchtet wa-ren, hier in der Steiermark und in Graz inte-griert haben. „Ich spüre bei ihnen förmlichden eisernen Willen etwas aufzubauen, dieKinder bestens auszubilden“, schilderte Naglseine Eindrücke. Viele davon haben heute dieÖsterreichische Staatsbürgerschaft, ungefähr1000 studieren an den Grazer Universitäten.

Die intensiven Beziehung und die gelun-gene Integration führte der Botschafter auchauf Ähnlichkeiten in der Mentalität seinerLandsleute und der GrazerInnen zurück. Na-türlich würden diese ehrgeizigen und fleissi-gen Männer und Frauen in ihrer Heimat ab-gehen, denn dort dreht sich derzeit alles umdas Ankurbeln der Wirtschaft. Und dazuwerde jede Hand und jeder helle Kopf drin-

gend gebraucht. Bosnien und Herzegowinahat dieser Tage in Brüssel seinen Antrag zurEU-Mitgliedschaft abgegeben und darfdahingehend der Fürsprache und Unterstüt-zung Österreichs sicher sein.

Kulturstadträtin Lisa Rücker, die bei derEintragung ins Goldene Buch der Stadt Graz

ebenfalls anwesend war, unterstrich die be-stehenden engen Beziehungen auf dem kul-turellen Sektor: „Es gibt viele große Namenmit Wurzeln in Bosnien und Herzegowina,die bei uns aktiv sind. Es herrscht eine inten-sive und lebendige Vernetzung.“ http://www.graz.at

S.E. Botschafter Tomislav Leko (Mi.), Bürgermeister Siegfried Nagl (3.v.l.), Hono-rarkonsul Jörg Hofreiter (5.v.l.), Gemeinderätin Bedrana Ribo, MA, Stadträtin LisaRücker, VP-Klubobfrau Daniela Gmeinbauer und Stadträtin Elke Kahr (v.l.).

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Kulturelle Zusammenarbeit zwischen Salzburg und Mühldorf

Seit vielen Jahren pflegt der SalzburgerLandtag eine informelle Partnerschaft mit

der bayerischen Kreisstadt Mühldorf am Inn.Nachdem der ehemalige Bürgermeister vonMühldorf und jetzige Abgeordnete zum bay-erischen Landtag, Günther Knoblauch, mitdem Wunsch ans Land herangetreten ist, diePartnerschaft wieder zu intensivieren, gab esam 22. Februar ein Erstgespräch über mögli-che Projekte und Kooperationen auf kultu-rellem Gebiet. „Sowohl der geschichtlicheZusammenhang zwischen Mühldorf am Innund Salzburg als auch die räumliche Nähesind gute Gründe, um die Zusammenarbeitaufleben zu lassen und weiter zu intensivie-ren“, waren sich Salzburgs Zweite Landtags-präsidentin Gudrun Mosler-Törnström undMarianne Zollner, die Erste Bürgermeisterinvon Mühldorf, einig.

Mühldorf am Inn ist die Kreisstadt desgleichnamigen Landkreises im Regierungs-bezirk Oberbayern. Am nördlichen Randeiner Innschleife gelegen, war Mühldorf bis1802 eine Enklave des Fürsterzbistums Salz-burg in Bayern und diente vor allem imMittelalter als wichtiger Handelsplatz.

Zweite Landtagspräsidentin Gudrun Mos-ler-Törnström und Erste Bürgermeisterin

Marianne Zollner haben gemeinsam mitVertreterInnen diverser Kultureinrichtungenvon Mühldorf und Stadt und Land Salzburgsowie dem Dachverband Salzburger Kultur-stätten zahlreiche Möglichkeiten der Zusam-menarbeit ausgelotet. „Die Politik hat dieBrücken gebaut. Jetzt geht es darum, daß diezuständigen Expertinnen und Experten in

ihren Bereichen interessante Projekte, dieunsere Regionen verbinden, diesseits und jen-seits der Grenze in die Tat umsetzen. DerIdeenbogen spannt sich von der Volkskulturbis hin zu neuen Technologien. Ich bin schongespannt, welche Ergebnisse bei unseremnächsten Treffen im Oktober präsentiertwerden“, so Mosler-Törnström.

Zweite Landtagspräsidentin Gudrun Mosler-Törnström und Erste BürgermeisterinMarianne Zollner (Bildmitte) mit Vertreterinnen und Vertretern von Kultureinrich-tungen aus Stadt und Land Salzburg und aus Mühldorf

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Österreich, Europa und die Welt

Hartwig Tauber erhält internationalen FTTH-Award

Im Rahmen der „FTTH Konferenz 2016“in Luxemburg erhielt der niederösterrei-

chische Top-Manager Hartwig Tauber denFTTH-Award 2016 verliehen. Die Industrie-organisation „FTTH Council Europe“ ver-leiht diesen Preis an Personen, die sich be-sonders für den Ausbau von Glasfaser-Breit-band in Europa eingesetzt haben.

Die FTTH Konferenz ist mit über 3000TeilnehmerInnen die weltweit größte Veran-staltung zum Thema Glasfaser-Breitband-ausbau bis zum Haushalt. Seit 2012 verleihtdie hinter der Konferenz stehende Industrie-organisation „FTTH Council Europe“ mitSitz in Brüssel den FTTH-Award. HartwigTauber, der die Organisation von 2004 bis2015 geleitet hat, wurde heuer von einerhochkarätigen Jury zum eindeutigen Siegerbestimmt.

„Hartwig Tauber hat einen wichtigen Bei-trag dazu geliefert, das Thema der zukunfts-sicheren Glasfaser-Breitbandversorgung inEuropa voran zu treiben“, freut sich der Prä-sident des FTTH Council Europe, EdgarAker, „Professor Tauber hat in den letzten elfJahren eine anfänglich kleine Organisation

mit knapp 25 Mitgliedern zu einem Europäi-schen und auch Globalen Player aufgebaut.Wichtige Meilensteine wie das 100 Mbit/s-Ziel in der Digitalen Agenda für Europa 2020,der zunehmende Fokus der EuropäischenKommission auf Glasfaser bis zum Haushaltin ländlichen Gebieten und die Entwicklungeiner Industriekonferenz zur größten FTTH-

Veranstaltung der Welt wurden von ihm ini-tiiert und umgesetzt.“

Der Manager aus dem Waldviertel in Nie-derösterreich verfügt über mehr als 20 JahreErfahrung. Sein Schwerpunkt war immer diewirtschaftliche Anwendung und Umsetzungder Informations- und Telekommunikations-technologie.

Hartwig Tauber (r.) erhält von Präsident Edgar Aker den FTTH Award 2016

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Birgit Mörtl aus Wien erhält Award Goldene Maske

Anläßlich der make-up artist design show(5. und 6. März) in der deutschen Stadt

Düsseldorf zeichnet das Berliner Unterneh-men KRYOLAN zwei Maskenbildner mitder Goldenen Maske für Maskenbildner ausund würdigt damit ein engagiertes Lebens-werk oder die Gestaltung künstlerisch bedeu-tender Bühnen-, Film- oder Fernsehmasken.Die Preisverleihung findet am 5. März statt.

Die Goldene Maske für den deutschspra-chigen Raum erhält Birgit Mörtl aus Öster-reich. Die Wienerin ist eine international aus-gezeichnete und anerkannte Künstlerin undModedesignerin. Ihr künstlerischer Schwer-punkt liegt auf Bodypainting, insbesondereSpecial Effects in Verbindung mit FashionDesign. Zu ihren Leidenschaften zählen auchMalerei, Kunst, Kostüme, Skulpturen, Air-brush, Dekoration, Installation und Foto-grafie. Sie ist Trägerin zahlreicher interna-tionaler Auszeichnungen, unter anderemwurde sie zwei Mal Weltmeisterin und dreiMal Vizeweltmeisterin in BodypaintingSpecial Effects. Ihr vielseitiges Wissen gibtsie in Workshops im In- und Ausland weiter.

Seit 1997 engagiert sie sich mit Begei-sterung für den alljährlich stattfindenden undweltbekannten Top Charity Event, den Life

Ball in Wien. Hier ist sie für sämtliche Body-paintings und teilweise für die Kostüme derEröffnungsshow verantwortlich. In diesemRahmen arbeitete sie schon für Versace, Gaul-tier, Missoni, Diesel, Vivienne Westwood,Roberto Cavalli und Pierre et Gilles.

Die Goldene Maske International geht indiesem Jahr an den zweifachen Oscar-Preis-träger Mark Coulier aus London. Er begannseine künstlerische Laufbahn an der Cam-

bridge Art School und dem London Collegeof Fashion and Art. Zunächst arbeitete er alsfreier Bildhauer und Make-up Artist. SeinTalent und seine Leidenschaft für Prostheticsführten ihn schon bald zum Film. In Pro-jekten wie Frankenstein, Alien III, Die Mu-mie, Star Wars 1 oder Harry Potter schuf erbeeindruckende Charaktere. http://www.make-up-artist-show.dehttp://designfactor.at/

Die »Goldene Maske« für den deutschsprachigen Raum erhält Birgit Mörtl.

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Österreich auf der ITB 2016

Die ITB in Berlin ist die Leitmesse derweltweiten Reisebranche. In diesem Jahr

öffnen sich ihre Türen vom 9. bis 13. Märzauf dem Messegelände am Funkturm. Beidiesem zentralen Branchentreff darf natür-lich auch das Urlaubsland Österreich nichtfehlen, das sich am Gemeinschaftsstand derÖsterreich Werbung (ÖW) in Halle 17 denrund 170.000 Besuchern sowie gut 5.500JournalistInnen und BloggerInnen präsentiert.

Eine Standfläche von 1241 m² steht fürden Österreich-Auftritt. Diese Fläche nutztdie ÖW gemeinsam mit 78 Partnern –Landestourismusorganisationen, touristi-schen Regionen, Städten und Leistungsträ-gern – um Österreich für Fachbesucher undEndkunden erlebbar zu machen.

Dabei wurde der Stand einem Faceliftunterzogen. Durch den vermehrten Einsatznatürlicher Elemente wie Holz und Pflanzenwird die Präsentation emotionaler und natur-naher. Das Österreich Café, Treffpunkt füralle Partner und mit ausreichend Platz fürBesprechungen, bekommt eine neue dekora-tive Aufteilung in die Bereiche Alpin,Städtisch-urban und Wasser.

Der österreichische ITB-Auftritt widmetsich dem aktuellen Schwerpunktthema #aus-triantime. Alle zwei Jahre rückt die ÖWFacetten Österreichs ins Scheinwerferlicht,die auf aktuelle gesellschaftliche Verände-rungen Bezug nehmen und für Urlaubsgästedaher höchst relevant sind. Aktuell ist es diewachsende Sehnsucht nach mehr „Eigenzeit-lichkeit“: Immer mehr Menschen wünschensich, wieder mehr Zeit für sich selbst zu fin-

den und diese sinn- und genussvoll zu nut-zen. Österreichs Naturräume bieten dafür einenormes Potential. Hier gelingt es, dieFremdbestimmtheit des Alltags auf ein na-türliches Zeitmaß der Landschaft und in wei-terer Folge auf das eigene, innere Tempo zutransformieren. Eine wertvolle Erfahrungdes Ankommens. http://www.austria.infohttp://www.itb-berlin.de

Paris: »Festival International des Programmes Audiovisuels«

Von 19. bis 24. Jänner fand in Biarritz das29. Internationale Festival für audiovi-

suelle Programme (FIPA) statt, bei dem Film-regisseurInnen, Profis aus der Filmbranchesowie FilmliebhaberInnen 130 Filme aus über70 Ländern sehen konnten. Dabei handeltees sich hauptsächlich um Filme von jungen

FilmemacherInnen, die zu einem großen Teilim Rahmen ihrer Filmausbildung entstandensind.

Jedes Jahr widmet das Festival einen Vor-führungstag je einer von vier ausgewähltenInternationalen Filmschulen. In diesem Jahrwar ein solcher Tag, und zwar der 22. Jänner,

Filmen von StudentInnen der FilmakademieWien gewidmet. Mit Unterstützung des Ös-terreichischen Kulturforums Paris reistenVertreterInnen der Wiener Filmakademie anund konnten sich so mit internationalen Re-gisseurInnen, ProduzentInnen, Kameraleu-ten und dem Publikum austauschen. Folgen-de österreichische Filme wurden gezeigt:„Stillstand“ von Bela Lukac, „Esel“ von Ra-fael Haider, „Schwerelos“ von Jannis Lenzund „Alles wird gut“ von Patrick Vollrath.Der Regie-Absolvent der Filmakademie Wienist für seinen Abschlußfilm „Alles wird gut“bei der 88. Oscar-Verleihung in der Katego-rie „Best Live Action Short Film“ nominiert.Patrick Vollrath hatte bereits 2015 mit Unter-stützung des Österreichischen KulturforumsParis an den Filmfestspielen in Cannes undMoulin d’Andé (Südfrankreich) teilgenom-men. http://www.austrocult.fr

Eine Standfläche von 1241 m² steht für den Österreich-Auftritt zur Verfügung.

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Filmstill aus Patrick Vollraths Oscar-nominiertem Film »Alles wird gut«

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Helsinki: »Kamarihelmi Festival«Warschau: »Außerhalb des

Erwarteten«

Junge musikalische Talente beeindrucktenim Dom von Helsinki mit bis dato unver-

öffentlichten Werken des österreichischenKomponisten Josef Wagnes.

Die Österreichische Botschaft Helsinkiveranstaltete in einer Kooperation mit dem„Kamarihelmi Festival“ am 2. Februar einKonzert im Dom von Helsinki. Dabei stan-den nicht nur Stars wie die österreichisch-ungarische Violinistin Réka Szilvay im Mit-telpunkt, sondern auch junge finnische Ta-lente, die zuvor beim österreichischen Kla-vierpädagogen Michael Lipp die Meister-klasse besucht hatten.

Die über 400 Konzertgäste waren vomKönnen und vom Talent der Nachwuchsmu-sikerInnen hellauf begeistert. Das Programm

bot auch die internationale Premiere von Wer-ken des kaum bekannten österreichischenKomponisten Josef Wagnes. Sein Urenkel,Andreas Stangl, hatte vor ein paar Jahrendiese bislang unveröffentlichten Werke ent-deckt.

Im Rahmen eines Forschungsprojektesmit StudentInnen der Kunstuniversität Grazwurden diese erforscht und unter dem Titel„Gönn‘ mir doch das bißchen Himmels-blau…“ veröffentlicht. Die Erstaufführungder Werke von Josef Wagnes im Ausland,noch dazu im ehrwürdigen Dom von Helsin-ki, war zweifelsohne ein besonderer kultu-reller Höhepunkt für die MusikliebhaberIn-nen in Finnland. http://www.aussenministerium.at/Helsinki

Zwischen 1820 und 1850 erbaut, ist der Dom zu Helsinki Teil des klassizistischenZentrums der finnischen Hauptstadt.

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Am 29. Jänner wurde im ÖsterreichischenKulturforum Warschau die Ausstellung

„Außerhalb des Erwarteten“, die Zeichnun-gen, Fotografien und Objekte von Kathi Ho-fer und Alicja Bielawska präsentiert, eröff-net. Kuratiert wurde diese Schau von Karo-lina Labowicz-Dymanus, die zu Inhalt undKonzept der Ausstellung folgendes sagte:„Beide Künstlerinnen greifen nach Gegen-ständen des täglichen Gebrauchs und unter-suchen Beziehungen zwischen Dingen undMenschen, interessieren sich jedoch für je-weils unterschiedliche Aspekte.“ Die jungeKuratorin hat sich intensiv mit den flexibelund multifunktional einsetzbaren Räumlich-keiten des Kulturforums auseinandergesetztund die verschiedenen Optionen für dreidi-mensionale Interventionen detailliert erkun-det. Die schließlich von ihr gefundenen Ideenund Umsetzungen für die Gestaltung derAusstellung waren dann für das Publikumzum Teil durchaus überraschend...

Für die 1981 in Hallein geborene KathiHofer, die an der Akademie der bildendenKünste, Wien studiert hat, in Wien und Berlinlebt und arbeitet und gerade eine Ausstellungin Wien vorbereitet, ist dies die erste Aus-stellung in Polen. Die Zusammenarbeit mitihrer Kollegin Alicja Bielawska empfand sieals spannend und harmonisch. Die Ausstel-lung lockte zahlreiche Gäste aus der Warsch-auer Kunstszene in das Österreichische Kul-turforum und ist bis 29. März zu sehen. http://www.austria.org.pl

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StudentInnen der Kunstuniversität Graz nach der Uraufführung

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Agram: Zeich(n)en gegen das Vergessen Tel Aviv: »DerWeltverbesserer«

Im Beisein des kroatischen Oscar-Preis-trägers und Produzenten von „Schindlers

Liste“, Branko Lustig, der als Kind Jahre imKZ verbrachte, wurde am 27. Jänner in Zag-reb die Ausstellung „Zeich(n)en gegen dasVergessen“ von Manfred Bockelmann an je-nem Ort eröffnet, an dem sich einst Jüdinnenund Juden zum Abtransport nach Auschwitzversammeln mußten.

Die vom Österreichischen KulturforumZagreb unterstützte Ausstellung, die denAuftakt zum 10. Festival der Toleranz bildet,zeigt großformatige Porträts, durchwegsKohlezeichnungen, von Kindern und Jugend-lichen, die zu Opfern des Nazi-Terrors wur-den. Manfred Bockelmann gelingt es in ein-

maliger Weise, die jüngsten Opfer des NS-Regimes aus dem Dunkel des Vergessens insLicht des Erkennens und des Erinnerns zuholen. Indem er Menschen aus der Anony-mität der Statistik heraushebt, setzt er ein„Zeichen gegen das Vergessen“.

Die porträtierten Kinder und Jugend-lichen sind zwischen zwei und 16 Jahren altund wurden am Wiener Spiegelgrund und inden Konzentrationslagern Auschwitz-Bir-kenau, Hartheim und Theresienstadt sowieanderen Orten zu Opfern des Nazi-Terrors.Am 28. Jänner 2016 hielt Manfred Bockel-mann zudem einen Workshop für Schü-lerInnen. http://www.kulturforum-zagreb.org

Laibach: »MENT 2016«

MENT Ljubljana, das nach seinem über-wältigenden Erfolg im vergangenen

Jahr heuer zum zweiten Mal stattfand, ist einMusik-Showcase-Festival der Sonderklasse.Vom 3. bis 5. Februar vereinte es Musik,Kunst, Kreativität und Multimedia und brach-te dazu erfrischende Bands aus ganz Europa,darunter sowohl hochkarätige internationaleGäste als auch neue Musik-Talente, in insge-

samt 50 Auftritten auf die Bühne. Aus Öster-reich waren – mit Unterstützung des Öster-reichischen Kulturforums Laibach – das Duo„LEYYA“, „Austrian Apparel“ und „SweetSweet Moon“ gekommen. Vertreterinnen vonPlattenfirmen, MusikagentInnen, Veranstalte-rInnen und MedienvertreterInnen hatten Ge-legenheit zum Knüpfen von Kontakten. http://www.austrocult.si

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Der kroatische Oscar-Preisträger und Produzent von »Schindlers Liste«, Branko Lustig

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Unterstützt vom Österreichischen Kultur-forum Tel Aviv fand am 16. Jänner im

Cameri Theater in Tel Aviv eine besondereErstaufführung statt: die szenische Lesungdes Stückes „Der Weltverbesserer“ vonThomas Bernhard in hebräischer Sprache,gefolgt von einem Publikumsgespräch mitRegisseur, Übersetzer und SchauspielerIn-nen.

Der vor allem als Dramatiker bekanntgewordene Thomas Bernhard verfaßte dasStück im Jahr 1978. Dem egozentrischenWeltverbesserer, dem die Ehrendoktorwürdeüberreicht werden soll, steht seine Frau ge-genüber, die er wie eine unterwürfige Die-nerin behandelt.

Dargestellt wurden die Rollen vom israe-lischen Publikumsliebling Avi Kushnir undder Schauspielerin Tamar Keenan. Von Tho-mas Bernhard liegen nur wenige Theater-stücke in hebräischer Sprache vor. Dankeiner Übersetzungsförderung der SektionKunst und Kultur des Bundeskanzleramteskommt nun „Der Weltverbesserer“ dazu(Übersetzer: Avishai Milstein).

Das ÖKF Tel Aviv, das dieses Projekt mitRegisseur Guy Ben-Aharon und dem CameriTheater realisierte, hat es sich zur Aufgabegemacht, zeitgenössisches österreichischesTheater einem breiteren israelischen Publi-kum zugänglich zu machen. Heuer gab esbereits Thomas Bernhards „Macht der Ge-wohnheit“ in Tel Aviv und weitere Projektefolgen. http://www.bmeia.gv.at/telavivkf

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Noch nie war das Interesse am WienerBall so groß, noch nie wurden so viele

Karten verkauft. Weit über 500 Gäste kamenam 13. Februar ins Maritim Hotel in derStauffenbergstraße nahe dem Potsdamer Platzin Berlin – und den wohlwollenden Kom-mentaren zufolge dürften sie im nächstenJahr wieder kommen und auch noch fürMundpropaganda sorgen.

„Sowas können halt die Österreicher ambesten!“, so Carsten Jenssen, Banker ausBerlin-Pankow, und seine Frau, ebenfalls Ban-kerin, die zum ersten Mal hier waren und denMix aus Tanz und Showeinlagen so genos-sen haben, daß sie auf jeden Fall wieder kom-men möchten. Sie waren von einem befreun-deten Paar aus Werder bei Potsdam auf denWiener Ball angesprochen worden. Alle viersind leidenschaftliche Tänzer, haben den Ter-min in der Berliner Zeitung entdeckt undwollten ihn mal probieren. Es spricht allesdafür, daß sie Stammgäste werden.

Das Tanzorchester Christoph Sanft iststolz, daß es jedes Jahr für den Ball der Ös-terreicher engagiert wird, und das schon seit1995. 17 Musiker, die Gesangssolistin Su-

sann Hülsmann, die mit dem feuerrotem Haar,und der smarte junge Tenor Philip Eick sorg-ten für Schwung. Schwung, der auch betagteBallgäste zu jugendlichem Leben erweckte.

Überhaupt: Das Alter wurde an der Gar-derobe abgegeben. Niemand sah MonikaFörschler, der Chefin der Tanzschule Broad-way, ihre 75 Jahre an. Die Tänzer ihrer

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Österreich, Europa und die Welt

»Sowas können halt die Österreicher am besten«

Mit einem Rekord an Komplimenten und Kartenverkäufen ging der Wiener Ball 2016 der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft über die Tanzbühne.

Die Tänzer ihrer Spandauer Schule, die die Balleröffnung und Showeinlagen bestritten, waren zwischen 16 und 76 Jahre alt.

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v.l.: Fritz Dertnig, stellvertretender Vorsitzender des Dachverbandes österreichi-scher Vereinigungen in Deutschland und Präsident des Austria German Clubs, diePräsidentin des Steirischen Landtags, Bettina Vollath, und Generalkonsul GerhardLutz in Vertretung von Österreichs Botschafter in Berlin, Nikolaus Marschik

Spandauer Schule, die die Balleröffnung undShoweinlagen bestritten, waren zwischen 16und 76 Jahre alt. Diesen 76jährigen GünterVölzke, Ingenieur aus Reinickendorf, Tur-niertänzer mit kerzengerader Haltung, be-fragten wir, wie ihm der Wiener Ball gefiel:Er liebe die Standardtänze, besonders denlangsamen und den Wiener Walzer, sei froh,daß es hier keinen Hip-Hop gebe, und findetMusik und Programm der Österreicher an-sprechend. Außerdem findet er es gut, „daßman nicht wegen Terrorgefahr zurückzucktund aus Angst alles absagt; solche Höhe-punkte muß es schon noch geben“.

Atemberaubend waren die akrobatischenTanzeinlagen von Manuela Brychzy, derenHaut nur von einem Hauch von Tüll und et-was Glitter bedeckt war, und Stefan Hein-rich, beide Tanzsporttrainer und ausgebilde-te Bühnentänzer.

Auffallend viele junge Tanzpaare zog esauf die Fläche, die probieren und zeigenwollten, was sie in der Tanzschule gelernthatten. Ein Trend, den auch die Turniertän-zerin Kerstin Henning und -tänzer ChristianPohlit bestätigten: In der Tanzschule Broad-way boomt die Nachfrage junger Leute. Sowar der Wiener Tanzabend der perfekte Mehr-Generationen-Ball.

Aber es wurde nicht nur getanzt: Künst-lerische Höhepunkte waren die Lieder derSopranistin Anita Götz aus Wien, die trotzihrer zahlreichen Bühnenverpflichtungen deraktuellen Saison nach Berlin flog – offenbarkonnte sie dem Drängen des ÖDG-Präsiden-ten Werner Götz nicht widerstehen. So ist

das, wenn man die Nichte des Vereinschefsist. Sie brachte Daniel Neumann mit, Mit-glied im Orchester der Wiener Volksoper –und der wiederum brachte seine Trompetemit. Deren Töne wühlten die Emotionen imGroßen Saal auf. Pianist war Helmut Brinda,ein Wiener aus München. Nach Mitternachtsorgten „Die Berliner Tenöre“ mit Charme –auch den gibt es gelegentlich in Berlin – undvertrauten Ohrwürmern für Erholung vomTanzen. Bei allen Stargästen hörte das Publi-kum mucksmäuschenstill zu. Das ist in Ber-lin durchaus erwähnenswert, weil wahrlichnicht selbstverständlich.

Irgendwie muß die Wiener Atmosphäreansteckend gewesen. Ehrengast AndreasGeisel, Berlins Senator für Stadtentwicklungund Umwelt, ist zwar Nichttänzer, machte

aber seiner Frau Anke zuliebe eine Ausnah-me. Der Politiker versuchte freilich, mittenauf der Tanzfläche im Getümmel unterzutau-chen, um nicht aufzufallen. Davor hatte ervon seinem Ehrentisch aus die anderen Tanz-paare beobachten können. Das scheint ihmMut gemacht zu haben, denn auch bei manchanderen Gästen waren nicht alle Tanzschritteperfekt. Er dürfte gesehen haben, daß es dar-auf auch gar nicht ankam.

Andreas und Anke Geisel möchten übri-gens beim Wiener Ball 2017 wieder dabeisein. „Es hat uns hervorragend gefallen, undwir kommen nächstes Jahr gerne wieder.“Mit Wien verbindet das Paar etwas sehr Per-sönliches: Die Hochzeitsreise im Jahr 1998ging in die österreichische Hauptstadt. „Dawir aus Zeitgründen schon lange nicht nach

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Österreich, Europa und die Welt

Ein Blick in den vollbesetzten Großen Saal im Maritim Hotel in der Stauffenbergstraße nahe dem Potsdamer Platz in Berlin

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Nach Mitternacht sorgten »Die Berliner Tenöre« mit Charme und Ohrwürmern fürErholung vom Tanzen (v.l.): Uwe Glöckner, Andreas Möller und Jimmy Magsevi.

Wien kommen konnten, fühlen wir wenig-stens hier ein bißchen Wiener Flair.“ Notizam Rande: Unfreiwillig war das Ehepaar Gei-sel mit seinen 13- und 17jährigen Töchternvor kurzem in Wien. Auf der Rückreise vomFernurlaub mußte die Maschine ungeplant inWien-Schwechat zwischenlanden und ließdie Passagiere fünf Stunden im Terminal war-ten. Zeit genug für einen Berliner Senator, ineinem funktionierenden Airport über dasFlughafendebakel zu Hause nachzudenken.

Die Geisels waren nicht die einzigen Eh-rengäste. Werner Götz begrüßte eine langeListe von Persönlichkeiten, die der Österrei-chisch-Deutschen Gesellschaft, der StadtWien oder den 230.000 in Deutschland le-benden AuslandsösterreicherInnen verbundensind oder, aus Österreich angereist, für dieBeziehungen zu Deutschland wichtig sind.

Österreichs Botschafter Nikolaus Mar-schik hatte zwar die Schirmherrschaft überden Ball übernommen, mußte sich aber auf

der Münchner Sicherheitskonferenz um Welt-politik kümmern und sich von Generalkon-sul Gerhard Lutz vertreten lassen.

Den anderen Ehrengästen war die Welt-politik für ein paar Stunden egal: Der steiri-schen Landtagspräsidentin Bettina Vollath(SPÖ); dem Bundestagsabgeordneten KlausBrähmig (CDU) in seiner Eigenschaft alsVorsitzender der Deutsch-ÖsterreichischenParlamentariergruppe; und dem früherenBezirksbürgermeister von Berlin-Tempelhof/Schöneberg, Ekkehard Band. Ein besondererGast war der Diplomat Stefan Pehringer, derin Berlin unvergessene Spuren hinterlassenhat und bis zum Amtsantritt als Botschafterin Kanada Anfang 2017 außenpolitischer Be-rater im österreichischen Bundeskanzleramtist. Pehringer benützte den Wiener Ball, umseiner frisch angetrauten Frau, einer Kali-fornierin, Berlin zu zeigen. Auch die vorma-lige Leiterin des Büros der Auslandsstei-rerInnen, Renate Metlar, war mit ihrem Gat-ten aus der Steiermark angereist.

Außerdem waren viele Ehrenamtliche vonAuslandsösterreichervereinen dabei, etwaJürgen Em, Vizepräsident des Weltbundes desAuslandsösterreicher und langjähriger Chefder Österreichischen Gesellschaft in Bonn;Fritz Dertnig, stellvertretender Vorsitzenderdes Dachverbandes österreichischer Vereini-gungen in Deutschland und Präsident desAustria German Clubs Hamburg; Thomas

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Die Gäste des Wiener Balls 2016 der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft zollen der soeben erlebten Darbietung Beifall.

Unter den vielen Gästen: Botschafter Stefan Pehringer und Ehefrau Debra

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Mairinger, Präsident des Austria Clubs zuBerlin; René Seiml-Buchinger, Präsident derÖsterreichischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe und gleichzeitig Vorstandsmitglieddes Dachverbandes; Margot Bergmann,Vizepräsidentin des Salzburger Verein e.V.Bielefeld; Erika Ide, Präsidentin des Alt-bayerisch-Schwäbischen Vereins der Öster-reicher; Georg Danneberg, Präsident der Ös-terreichisch-Fränkischen Gesellschaft; Eck-hard Schlemminger, Salzburger Verein e.V.Landesgruppe Hamburg und Vorstandsmit-glied Ges. der Freunde „Michaelstein“ e.V..Selbstverständlich waren in die Begrüßungalle Genannten mit ihrer jeweils besserenHälfte einbezogen.

Diplomatisches Flair verbreitete IreneErnst, die neben ihrem Hauptberuf als Ärztinmit einem kleinen Team jeden Monat das„Diplomatische Magazin“ herausgibt. IhrErscheinen auf einer Berliner Veranstaltungverleiht jedem Event eine noch höhere Be-deutung.

Auch manche Exponenten der ÖDG selbstwurden vorgestellt. Das Ehrenmitglied EdithLorenz, 94 Jahre alt, Vizepräsident EkkehardMannigel und ganz und gar nicht zuletzt:Christine Ziech, ebenfalls ÖDG-Vizepräsi-dentin, die zusammen mit ihrem Mann Bern-hard Kartenverkauf, Sitzordnung und vieleandere Aufgaben ehrenamtlich bewältigt hat,Aufgaben, die auch professionelle Agentu-ren nicht besser, aber viel teurer erledigenwürden.

Präsident Werner Götz dankte auch derStadt Wien für die Unterstützung, der neuenMaritim-Chefin, Claudia Damsch-Oepping,und ihrem Vorgänger Bernhard Dohne fürdie bewährte Kooperation und vor allem Vik-tor Kattinger für seine wieder großzügigenSpenden aus seiner Vinothek. Allen, denener dankte, rief Götz sicherheitshalber inErinnerung: „Ein Dankeschön ist das näch-ste Bitteschön.“

Der Rekord an Kartenverkauf und Kom-plimenten läßt die ÖsterreicherInnen groß-zügig darüber hinweg sehen, daß im heuri-

gen Berliner Ballkalender eine „Deutsch-Ös-terreichische Gesellschaft“ als Veranstalteraufscheint anstelle der „Österreichisch-Deutschen Gesellschaft“. Nächstes Jahr wirdman den Namen gewiß korrekt anführen, dennder Wiener Ball hat sich trotz der Problemeanderer Ballveranstaltungen so gut etabliertwie noch nie und erlebt zudem im nächstenJahr seinen 50. Ausgabe.

eköhttp://wiener-ball.berlinhttp://www.oesterreichisch-deutsche-ges.deFotos: http://www.starfacestudios.de

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v.l., 1. Reihe: Botschafter Stefan Pehringer, D. Pehringer,Landtagspräsidentin Steiermark Bettina Vollath, Anita Götz,A. Lutz, A. Drofa, J. Em (Präs. Ö. Ges. Bonn), Rita Em, ErikaIde (Präs. Altbayerisch-schwäbischer Verein d.Österreicher), 2. Reihe: Seiml-Buchinger (Präs.Ö.Ges. Ostwestfalen Lippe),F. Dertnig (Präs. Ö. Stammtisch Hamburg), Daniel Neumann,

E. Weinhofer (Vpräs. Burgenländische Vereinigung), General-konsul Gerhard Lutz, Rikki Weinhofer, W. Götz (Präs. Ö.D.G.Berlin-Brandenburg), E. Mannigel (Vizepräs. Ö.G.D.), B. Man-nigel, 3. Reihe: Ekkehard Band (Berliner Bez. Bürgermeistera.D.), Dr. Mona Mylius, Mag. G. Danneberg (Ö.-FränkischeGes.) mit Gattin

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Nach dem bejubelten Auftritt: die Sopranistin Anita Götz (l.) mit dem TrompeterDaniel Neumann und dessen Mutter, Anita Neumann

Was die Oscar-Verleihung den Film- undder Grammy-Award den Musikschaf-

fenden bedeutet, das sind die jährlichen„Sony World Photography Awards“ für dieinternationale Foto-Elite. Der aus Tirol stam-mende Fotograf Werner Elmer landete beimweltweit größten Fotowettbewerb schon vorder Finalrunde am 21. April in London einenechten Sensationserfolg. Seine Bilderserie„Forms assembled in the light – Vienna“wurde von der hochkarätig besetzten Juryunter 230.103 (!) eingereichten Fotos aus186 Nationen in die begehrte Shortlist derKategorie „Professionelle Architekturfoto-grafie“ aufgenommen. Elmer ist der einzigeösterreichische Vertreter, der es in die Short-list schaffte.

Die atemberaubend schönen Schwarz-weiß-Langzeitbelichtungen bekannter histo-rischer Gebäude in Wien – namentlich dieGloriette Schönbrunn, das Parlament, dasKunsthistorische Museum, das Burgtheaterund die Dr. Karl Lueger-Gedächtniskirche –führten Elmer in der anonymen Auslese aufdirektem Weg ins Finale. Dort kämpft der50jährige Tourismus-Marketing-Experte ausLängenfeld im Ötztal um den prestigerei-chen „L’Iris D’Or“, die Trophäe der „SonyWorld Photography Awards“, sowie um einePrämie in Höhe von 25.000 US-Dollar plusdie aktuellste Sony-Digitalfotoausrüstung.

Die ehrenvolle Auszeichnung für Elmerist umso bemerkenswerter, wenn man weiß,daß er erst 2010 aus einem Hobby in die pro-fessionelle Fotografie wechselte. Zwischen2012 und 2014 absolvierte er parallel zu sei-ner unternehmerischen Tätigkeit die PragerFotoschule und besuchte Workshops vonJulia Anna Gospodarou, Michael Levin undJoel Tjintjelaar, bei dem er auch ein Men-toring genoß.

„Ich kann mit Worten nicht zum Aus-druck bringen, wie stolz ich darüber bin, vonder Jury der Sony World PhotographyAwards in die Shortlist aufgenommen wor-den zu sein“, hält Elmer fest: „Das hätte ichmir tatsächlich nie erhofft. Umso glücklichebin ich über diese große Ehre und freue michjetzt auf die Finalrunde in London.“

Zu seinem fotografischen Stil meintElmer: „Meine Bilder sollen Architektur undandere Motive nicht einfach abbilden unddokumentieren. Vielmehr versuche ich, dieabgelichteten Motive aus einem anderen

Blickwinkel zu veranschaulichen und damitden Betrachter emotional zu berühren!“ Dieausgezeichnete Bilderserie kommentiert derTiroler so: „Österreich ist meine Heimat, des-halb habe ich auch hier meine fotografischeReise begonnen. Ich möchte, daß sich in mei-nen Bildern bekannte historische Gebäude ineiner neuen Art der Betrachtung widerspie-geln!“

Im Rahmen der „Sony World Photo-graphy Awards Exhibition“ werden WernerElmers Bilder vom 22. April bis 8. Mai 2016gemeinsam mit anderen Aufnahmen derShortlist im „London’s iconic Somerset Hou-se“ ausgestellt.

Scott Gray, CEO der World PhotographyOrganisation, betonte: „Wir sind mit der dies-jährigen Juryauswahl extrem glücklich. DieRekordzahl an Einreichungen belegt, wiewunderbar dieses Medium seine Vielfaltlebt!“ https://www.facebook.com/werner.elmer.photography

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Werner Elmer ist WeltspitzeDer Tiroler wurde unter die besten Fotografen der Welt gereiht.

Mit atemberaubend schönen Schwarzweiß-Langzeitbelichtungen historischerGebäude in Wien schaffte der Tiroler Werner Elmer den Sprung auf die Shortlistder »Sony World Photography Awards«. Dieses Bild zeigt die »Dr. Karl Lueger-Gedächtniskirche« am Wiener Zentralfriedhof.

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Österreich, Europa und die Welt

Ich traf Adrian zum ersten Mal im Tanz-kurs in Tauranga und danach bei diversen

Tanzveranstaltungen. Wir tanzten einige Ma-le, ohne wirklich miteinander gesprochen zuhaben. Er ist Maori, Mitte 50 und ein sehr gu-ter Tänzer. Er wirkt in seinem Auftreten sehrleger und eher ruhig in seinem Charakter.

Wir kamen zum ersten Mal ins Gespräch,als ich mit ihm und seiner derzeitigen Part-nerin im Auto zu einem Tanzauftritt fuhr. Erist auch im sozialen Bereich ausgebildet undhat zusätzlich Erfahrung in der Film-Branche.Im Moment studiert er und gibt Tanzunter-richt. Seine Partnerin lebt in ihrem eigenenHaus und sie sehen einander, wenn es fürbeide paßt.

Mein erster Eindruck war, daß es sich beiAdrian um einen ganz normalen Bürger han-delt. Erst als ich das erste Mal sein Zuhausesah, war ich überrascht.

Es liegt außerhalb der Stadt in einer hüge-ligen Umgebung, wo sonst keine Häusermehr zu sehen sind. Die Zufahrt führt übereine unbefestigte Straße zu einem Gebäude,das auf den ersten Blick aussieht wie einSchuppen. Davor ist ein alter Autobus geparkt.Wenn man den Schuppen betritt, ist manüberrascht, denn innen es sieht sehr wohn-lich aus mit vielen großen Fensterflächen.Den Schuppen baut Adrian zu einem Wohn-haus um. Im Moment ist es halb fertig, mankann schon Räume erkennen und mancheEcken und das Badezimmer sind schonwohnlich eingerichtet. Bis zu dem Zeitpunkt,wo alles bezugsfertig ist, wohnt Adrian in demAutobus, den er zu einer kleinen Wohnungumfunktioniert hat, mit Bett und Kühlschrankhat er darin alles, was man so braucht. DasFaszinierendste an der Geschichte ist, daß erkomplett ohne Stromversorgung lebt. Er ver-

Von Wien nach TaurangaDie Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 19 Monaten

nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinenund feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland ausein-

andersetzen. Folge 11: Meine Begegnung mit Adrian.

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In Raglan an der Westküste der Nordinsel, knapp 50 Kilometer von Hamilton entfernt, finden Surfer hervorragende Winde.

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Birgit Anna Krickl

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Österreich, Europa und die Welt

wendet Solarenergie und Photovoltaik, umsich mit Strom und Wasser zu versorgen. Unddas genügt ihm. Er fährt einen sehr alten To-yota, der schon viele Beulen und Kratzer hat.

Adrian hatte nicht immer so gelebt, erwar früher einmal verheiratet und hat vierKinder. Er pflegt guten Kontakt mit diesengenauso wie mit seinen Enkelkindern. Fami-lie ist ihm genauso wichtig wie seine Natur-verbundenheit, beides sind bedeutende Wer-te in der Maori-Kultur. Als Erstgeborener inder Maori-Familie wird von ihm erwartet,daß er seinen Stamm anführt und leitet, wennsein Vater verstorben ist. Er ist dann verant-wortlich für die Entscheidungen, die inner-halb der Familie getroffen werden und muß

das auch nach Außen repräsentieren. Im Mo-ment bereitet er sich auf diese verantwor-tungsvolle Rolle vor und studiert Land-schaftskunde, damit er vor allem rechtlichinformiert ist, wenn es darum geht, das eige-ne Land zu verteidigen, falls die RegierungTeile davon kaufen möchte. Sein Grund-stück ist unendlich groß und es wurde überGenerationen weiter gegeben. Für Maori hatLand eine ganz andere Bedeutung als füruns, es ist heilig und hat Geschichte. Maorisind sehr naturverbunden und sehen Lebenin allem. Daher möchte er sein Land schüt-zen und bewahren, um es irgendwann anseine Kinder weiter zu geben.

Für uns „Pakeha“ oder Immigranten istdas oft schwer nachvollziehbar und dieseVerschiedenheit der Kulturen hat in den zweiletzten Jahrhunderten immer für Diskrepan-zen und auch Kriege gesorgt. Auch wennheute durch den Vertrag von Waitangi, der1840 von den Engländern und den Maori-Stämmen unterzeichnet wurde, das Zusam-menleben diverser Kulturen geregelt ist, istes nicht immer so einfach und leider oft nochein umstrittenes Thema.

Wenn man Adrian auf der Straße trifft,würde man nicht glauben, daß er so einfachlebt. Er wirkt wie ein „normaler“ Bürger undtut dieselben Dinge wie jeder andere. Überdie Zeit, dich ich ihn nun kenne, hat sicheine gute Freundschaft entwickelt. Er istnicht nur ein guter und hilfsbereiter Menschmit einem guten Herzen, sondern auch einerder bescheidensten Menschen, die ich je ge-troffen habe… Schreiben Sie mir doch einfach!mailto:[email protected]

oben: die 55 Meter hohen Bridal VeilFalls (Brautschleierwasserfälle) sindetwa 20 km von Raglan entfernt

rechts: das Harbour View Hotel

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Am 11. Februar gaben BundeskanzlerWerner Faymann und Vizekanzler Rein-

hold Mitterlehner auch vor der Länderkam-mer ihre Erklärungen über die jüngst stattge-fundene Regierungsumbildung ab. Weiterspräsentierten die neuen Ressortverantwort-lichen Hans Peter Doskozil, Gerald Klugund Alois Stöger dem Bundesrat dieSchwerpunkte ihrer künftigen Arbeit. DerKanzler und der Vizekanzler dankten demaus der Regierung ausscheidenden Ministerfür Arbeit und Soziales, Rudolf Hundstorfer,und begrüßten die neuen Regierungsmitglie-der.

Die Bewältigung der Finanz- und Wirt-schaftskrise habe ohne Zusammenbruch desBanken- und Sozialsystems bewältigt wer-den können, sagte Faymann. Ungeachtet des-sen gelte es, die Wirtschaft wieder aufzubau-en und vor allem die zentrale Frage derArbeitslosigkeit zu lösen. Er wünschte AloisStöger für seine schwierige Aufgaben daheralles Gute, sagte Faymann. Forschung undEntwicklung brauche ein einheitliches Kon-zept der Förderung, dazu gehörten auch

öffentliche Investitionen. Minister GeraldKlug habe die Aufgabe, die Wirtschaft in denBereichen Verkehr, Innovation und Techno-logie voranzutreiben.

Die Wirtschaftskrise sei noch nicht be-wältigt, meinte dazu Vizekanzler Mitterleh-ner. Daher gelte es, die Systeme effizienterzu machen und den Arbeitsmarkt neu zustrukturieren. Der Vizekanzler sprach auchdie Frage des Pensionssystems an, dessenlangfristige Finanzierbarkeit gesichert wer-den müsse. Die Flüchtlingsfrage stelle großeHerausforderungen an eine gemeinsameeuropäische Politik, aber auch das österrei-chische Bundesheer, betonte der Kanzler.Hans Peter Doskozil habe bereits bewiesen,daß er imstande sei, bei Fragen des Grenz-schutzes kooperativ in Zusammenarbeit mitder Regierung menschliche Lösungen umzu-setzen, betonten sowohl der Bundeskanzlerals auch der Vizekanzler. Mitterlehner sagtezur Flüchtlingsfrage, die Bereitstellung vonSchutz und Hilfe lasse sich nur über einesolidarische Anstrengung ganz Europas si-chern.

Viele Erwartungen der BundesrätInnenan die neuen Ressortchefs

Reinhard Todt (S/W) zeigte sich zuver-sichtlich, daß die Bundesregierung in Zu-sammenarbeit mit dem Parlament imstandesei, die richtigen Maßnahmen zu setzen. Einezentrale Herausforderung sei der Arbeits-markt, hier habe Minister Hundstorfer be-reits viel geleistet. Todt meinte, daßFlüchtlings- und Migrationsfragen sowieSicherheitspolitik einen pragmatischen Zu-gang brauchen, diesen verspreche er sichvon Minister Doskozil. Das Bundesministe-rium für Arbeit und Soziales sei das Ressortder sozialen Sicherheit, stellte Todt fest. Fürdie anstehende Debatte über die Sicherungdes Pensionssystems erhoffe er sich, dass amEnde mehr soziale Sicherheit stehen werde.Die burgenländische SPÖ-Bundesrätin IngePosch-Gruska schloß sich ihrem Fraktions-kollegen an und begrüßte die geplanten ho-hen Investitionen in Infrastruktur, Wissen-schaft und Forschung. Sie erhoffe sich vomneuen Verkehrsminister außerdem, daß erder Frage der Mobilität in ländlichen Regio-

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Innenpolitik

Die neuen Minister stellen sich dem Bundesrat vor

Ressortchefs wollen sich verschiedenen Aspekten der sozialen und wirtschaftlichen Sicherheit widmen

Am 11. Februar sprach Bundeskanzler Werner Faymann im Bundesrat im Parlament über die erfolgte Regierungsumbildung.

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Innenpolitiknen sein Augenmerk schenke. Dem Vertei-digungsminister gab sie den Wunsch mit, dieMenschlichkeit bei der Bewältigung derFlüchtlingskrise nie aus den Augen zu ver-lieren.

Die Bundesregierung habe in den letztenJahren vieles erreicht, sagte Edgar Mayer(V/V). Die Bewältigung der Flüchtlingskri-se, aber auch die Sicherung des Pensionssy-stems werde sicher nicht einfach werden undstelle auch den neuen Sozialminister vorgroße Herausforderungen. Mayer und seinFraktionskollege Eduard Köck (V/N) sahenangesichts der Flüchtlingskrise Verhandlun-gen über Änderungen im System der Min-destsicherung als unerläßlich an. Der neueVerteidigungsminister habe berechtigte Vor-schußlorbeeren erhalten, sagte Mayer, er er-hoffe sich von Doskozil eine verbesserteZusammenarbeit mit dem Innenministerium.Köck wandte sich gegen Populismus in derFlüchtlingsfrage und betonte, Österreich ha-be hier in der EU klare Führungsqualität ge-zeigt.

Ein „neuer Stil“ der Bundesregierung seischon oft versprochen worden, aber nie ge-kommen, meinte Monika Mühlwerth (F/W).Vom neuen Verteidigungsminister erhoffe siesich, daß er das „Kaputtsparen“ des Bun-desheeres beenden werde. Kritik übte dieBundesrätin an der Performance des bisheri-gen Verteidigungsministers und neuen Ver-kehrsministers Gerald Klug. Es sei eine„Chutzpe sondergleichen“, meinte Mühl-werth, einem Minister, der sich als so wenigkompetent gezeigt habe, wieder ein wichti-ges Ressort anzuvertrauen. Der neue Sozial-minister habe ein schweres Erbe aus der Zeitseines Vorgängers anzutreten, dessen Maß-nahmen zur Senkung der Arbeitslosigkeitnicht gegriffen hätten. Die Massenzuwan-derung werde den Arbeitsmarkt, das Sozial-und Bildungssystem vor große Problemestellen, war Mühlwerth überzeugt. Asylwer-berInnen, die sich nicht adäquat verhalten,müssten konsequent zurückgeschickt wer-den, forderte sie. Hans-Jörg Jenewein (F/W)gestand dem neuen Verteidigungsminister„vorsichtige Vorschußlorbeeren“ zu, waraber der Meinung, daß das System der Ab-schiebungen effizienter werden müsse. Sinn-voll wäre es, dafür Großraumflugzeuge an-zuschaffen, die auch anderen EU-Staaten zurVerfügung gestellt werden könnten.

Ewa Dziedzic (G/W) warnte vor einfa-chen Antworten auf die großen Herausforde-rungen der Flüchtlingskrise, wie verstärkteAbschiebungen oder eine Kürzung der Min-destsicherung. Sie erwarte sich von den

neuen Ministern, daß sie die Abstiegsängstevon weiten Teilen der Bevölkerung ernst neh-men. Die Belastungen dürften nicht immerdie schwächsten Schichten treffen, sagte sie.Ihre Fraktionskollegin Nicole Schreyer(G/N) forderte größere Anstrengungen desVerkehrsministers, das Verkehrssystem öko-logisch verträglicher zu gestalten.

Gerald Zelina, niederösterreichischerBundesrat und Mitglied des Team Stronach,machte sich für stärkere Gesundheitsvor-sorge durch mehr Breitensport stark. ZurFinanzierung der Infrastruktur schlug er einestaatliche österreichische Infrastrukturbankvor. Diese hätte große finanzielle Vorteile,meinte er. Zelina präsentierte auch einenVorschlag für eine neue Formel zur Berech-nung des Pensionsantrittsalters und Ände-

rungen des Umlagesystems im Pensionssy-stem. Das staatliche System sollte künftignur eine Mindestpension garantieren, diedurch betriebliche und private Pensionsvor-sorgefonds als zweite und dritte Säule zuergänzen wäre.

Doskozil: Verteidigungsressort mußimstande sein, Sicherheitsaufgaben zu bewältigen

Verteidigungsminister Hans Peter Dosko-zil bekannte sich zum föderalen Prinzip undzur Rolle des Bundesrats. Die derzeitigenHerausforderungen sei nur in Zusammen-arbeit zu bewältigen, diese biete er an, sagteder Minister. Die Bewältigung der Migra-tionsbewegungen betreffe auch das Vertei-digungsressort. Bei allen Maßnahmen müsse

Bundesminister für Landesverteidigung und Sport, Hans Peter Doskozil, mit Füh-rungskräften des Ressorts beim Morgenbriefing im Lagezentrum.

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Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie, Gerald Klug (r.), hier imGespräch mit ÖBB-Generaldirektor Christian Kern

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die Wahrung der Rechtsstaatlichkeit immerdie höchste Maxime sein, betonte er. Öster-reich habe im vergangenen Jahr zu den Staa-ten gehört, die die Hauptlast durch Asyl-anträge zu tragen hatten, darauf habe dieBundesregierung nun reagiert, er unterstützediese Schritte. Das Bundesheer müsse nebender Wahrnehmung seiner Kernaufgaben auchimstande sein, die von ihm erwarteten As-sistenzleistungen zu erfüllen. Doskozil sprachsich zudem als Sportminister für eine geziel-te Förderung des Spitzensports aus und be-kannte sich zum Breitensport, der unter demAspekt der Gesundheitsvorsorge zu betrach-ten sei.

Klug: In Netze investieren und neueIndustrien nach Österreich holen

Verkehrsminister Gerald Klug sagte, erfreue sich auf sein neues Ressort, das wich-tige Aufgaben für Wirtschaft und Infrastruk-tur erfülle. Österreich werde in den nächstenJahren rund 25 Mrd. € in Infrastrukturpro-jekte investieren. Er wisse, daß diese Infra-strukturprojekte wichtige Partner in den Ge-meinden, Städten und Bundesländern haben.Gemeinsam investiere man vor allem in stra-tegisch wichtige Netze als Grundlagen fürdie Entwicklung von Wirtschaft und Indu-strie. Es gelte, Industriebetriebe im Land zuhalten und neue Industrien nach Österreichzu holen, um Arbeitsplätze und Wertschöp-fung zu sichern. Das BMVIT wende zudemjährlich eine halbe Milliarde für Forschungund unterstütze den digitalen Wandel, derebenfalls dem Wirtschafts- und Industrie-standort und der Schaffung von Arbeitsplät-zen diene.

Stöger: Das Sozialsystem mußSicherheit für alle bieten

Er nehme gerne neue Herausforderungenan, sagte der Minister für Arbeit und So-ziales Alois Stöger. Sein neues Ressort dieneder sozialen Sicherheit und sei damit daswichtigste Sicherheitsministerium. DieTrendumkehr am Arbeitsmarkt sei nochnicht erreicht, diese sei eine Aufgabe für alleRessorts. Stöger bezeichnete es als eine ge-samteuropäische Aufgabe, mehr Investitio-nen in den öffentlichen Bereich zu lenken.Er suche in der Sozialpolitik das Gesprächmit allen Partnern, sagte Stöger. In der Frageder Pensionen bekenne er sich dazu, das fak-tische an das gesetzliche Pensionsantrittsal-ter heranzuführen. Das Umlageverfahren imPensionssystem habe sich in der Krise imGegensatz zu anderen Systemen eindeutigbewährt, meinte Stöger, er bekenne sich da-

her weiterhin dazu. Aufgabe der Regierungsei es, Altersarmut zu verhindern sowie Ein-kommen für alle und Chancen für Kinder zusichern. Dazu brauche es jedoch keine Kür-zungsdebatte, sondern mehr Investitionenund die Schaffung von mehr Wohlstand. Zur

Mindestsicherung erklärte Stöger, diese habeklare Zielsetzungen, die gewährleistet seinmüßten, nämlich Obdachlosigkeit zu verhin-dern, Ernährung zu sichern und Menschenden Arbeitsmarktzugang zu ermöglichen. Quelle: Parlamentskorrespondenz

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Innenpolitik

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Alois Stöger, anläß-lich eines Betriebsbesuchs in Oberösterreich

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Das Regierungsprojekt Digital Roadmapgeht nach intensiver Vorarbeit in die

nächste Phase. Das heute vorliegende Diskus-sionspapier und der Start der Online-Konsul-tation sind ein wichtiger Schritt in diesemProzeß“, verkünden die für die Koordinationder Digital Roadmap der Bundesregierungverantwortlichen Staatssekretäre Sonja Steßlund Harald Mahrer. Beim „IKT-Konvent2016: Digital Roadmap“ am 18. Februar inder Aula der Wissenschaften diskutierenrund 400 TeilnehmerInnen bei der großenAuftaktveranstaltung zur Online-Konsulta-tion in sieben thematisch breitgefächertenArbeitsgruppen von Wirtschaft über Bildungbis Arbeit und Gesellschaft das erarbeiteteDiskussionspapier, das die inhaltliche Basisfür die Digital Roadmap darstellt.

„Heute startet der größte Online-Partizi-pations- und Beteiligungsprozeß der Zwei-ten Republik. Noch nie wurde ein so umfas-sendes strategisches Vorhaben in einem offe-nen, für alle Bevölkerungsgruppen zugäng-lichen Prozeß umgesetzt. Digitalisierung gehtuns alle an und darum sollen auch alle Men-schen an der Entwicklung einer strategischenAusrichtung der Republik mitarbeiten kön-nen, bekräftigt Steßl.

„Die Ausarbeitung einer digitalen Strate-gie ist ein wichtiger Schritt für Österreichs

Zukunft und wegweisend für den Wirt-schaftsstandort Österreich. Denn die Digita-lisierungs- und die Gründerstrategie werdenineinandergreifen und so nachhaltige Jobs inÖsterreich schaffen. Umso wichtiger ist derheutige Start des Online-Konsultationspro-zesses, um mit den Usern einen ausgereiftendigitalen Plan zu erarbeiten und dadurcheinen guten Boden aufzubereiten, damit derrasant wachsende Digitalsektor weiter auf-blühen kann. Zukunftssichere Jobs zu schaf-fen bedeutet, den digitalen Zug zu lenken,und nicht im Waggon hinten drinnen zu sit-zen“, so Mahrer.

Steßl: „Wir müssen jeden Menschen dazubefähigen, sich in der digitalen Welt bewe-gen und Dienste und Anwendungen nutzenzu können. Digitale Kompetenz muß nebenLesen, Schreiben und Rechnen zur viertenKulturtechnik werden. Hier hat die öffentli-che Hand eine zentrale Verantwortung.“

Mahrer: „Wenn man glaubt, es gibt einMatch zwischen Silicon Valley und Europa,ist das vollkommen falsch. Das Match lautetSilicon Valley gegen das Pearl River Delta inChina. Auf europäischer Ebene brauchen wirdaher einen einheitlichen digitalen Binnen-markt – und keinen binären Fleckerltep-pich.“ http://www.digitalroadmap.at

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Innenpolitik

Drei Botschaften richtete der neuePräsident des Bundesrats, Josef Saller,

am 11. Februar in seiner Antrittsrede imPlenum an die Mitglieder der Länderkam-mer und an die Öffentlichkeit: Er appelliertean die Dialogbereitschaft aller, unterstrich dieBedeutung der Mitwirkung der Länder in derGesetzgebung durch den Bundesrat und hobinsbesondere die Wichtigkeit des lebenslan-gen Lernens hervor. Mit einem Seniorenpar-lament will er neue Akzente setzen.

Lebenslanges Lernen verstärkt in die politische Debatte rücken

Saller, ehemaliger Pflichtschullehrer undHauptschuldirektor, will während seinessechsmonatigen Vorsitzes in der Länderkam-mer das Thema „lebenslanges Lernen“ ver-stärkt in den Fokus der politischen Debatterücken und sich dabei vor allem der Frageder Bildung von SeniorInnen widmen. Erknüpft damit an die Präsidentschaft von Son-ja Zwazl im ersten Halbjahr 2015 an, der esbesonders um die duale Ausbildung gegan-gen ist; aber auch der „digitale Wandel“, denihr Nachfolger, Gottfried Kneifel, in denMittelpunkt gestellt hat, hat eine wesentlichebildungspolitische Komponente.

„Bildung kennt keine Altersgrenzen“, soSaller, man müsse Rahmenbedingungenschaffen, damit keine gesellschaftliche Grup-

pierung von modernen Entwicklungen aus-geschlossen bleibt. Die ältere Generation müs-se sich dessen bewußt werden, daß Bildungnicht mit 60 Lebensjahren aufhört. Bildungbedeute nicht nur Wissensvermittlung, es be-deute darüber hinaus Kulturbewußtsein,Begegnung mit Medien und vieles, vielesandere mehr. Die Lebensqualität in der nach-beruflichen Lebensphase werde durch Bil-dung bereichert, es bedürfe aber auch Ver-fahren zur Anerkennung von non-formal undinformell erworbener Kenntnisse und Kom-petenzen in allen Bildungssektoren. Zu die-sem Thema wird der Bundesrat im Mai aucheine Parlamentarische Enquete abhalten.

Keine egoistischen Träumereien…Saller ging in seiner Rede aber auch auf

die aktuellen Probleme und Herausforderun-gen ein, denen man nicht nur innerstaatlichsondern auch global gegenübersteht. Seienes die Flüchtlingsströme, die mangelnde So-lidarität innerhalb der EU, die Krisengebieteim Nahen und Mittleren Osten, die Eurokri-se, aber auch die Frage der Finanzierung derPensionen in Österreich selbst – all das er-fordere von allen große Dialogbereitschaft.Saller warnte vor dem Versuch, egoistischeTräumereien verwirklichen zu wollen. Viel-mehr seien Visionen für funktionierende Ge-meinschaften gefragt.

Bundesrat sichert Mitwirkung der Länder in der Gesetzgebung

Den Bundesrat hält Saller für unverzicht-bar, sichert er doch die Mitwirkung der Län-der auf dem Gebiet der Gesetzgebung. DenLändervertreterInnen gehe es auch darum,die Akzeptanz in der Gesetzgebung und denMitwirkungsgrad des Volkes in der parla-mentarischen Demokratie, die auf Grund-und Freiheitsrechten beruht, zu verbessern.

Saller bekleidet das Amt des Bundesrats-präsidenten zum ersten Mal.

Er kommt aus Salzburg, das von Jännerbis Juni 2016 turnusmäßig die Vorsitzfüh-rung in der Länderkammer übernommen hat.Dies fällt zufällig auch mit der 200jährigenZugehörigkeit des Bundeslands zu Öster-reich zusammen.

„Ein historisches Ereignis, das von allendamals befürchteten Lösungen auch aus derSicht Salzburgs wohl die beste war unddamit wohl das Antlitz von Österreich dau-ernd und prägend zum Positiven veränderthat“, so Saller. Der Bundesratspräsident ver-band damit auch die Hoffnung, daß das seitdem Übergangsgesetz 1920 ausstehende Ver-fassungsgesetz, mit dem das staatliche Ver-mögen zwischen Bund und Ländern endgül-tig geklärt werden soll, bald verwirklichtwerden kann. http://www.parlament.gv.at

Bildung kennt keine Altersgrenzen

Bundesratspräsident Saller stellt lebenslanges Lernen in den Mittelpunkt seiner Präsidentschaft und appelliert an die Dialogbereitschaft aller.

850. Sitzung des Bundesrates: Bundesratspräsident Josef Saller (ÖVP) bei seiner Antrittsrede am Rednerpult; links von ihmBundesrätin Anneliese Junker (Schriftführerin, ÖVP/Tirol), rechts die Leiterin des Bundesratsdienstes, Susanne Bachmann

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Im Rahmen eines offiziellen Empfangs tra-fen am 2. Februar insgesamt rund 80 Ver-

treterInnen des Diplomatischen Corps aufEinladung von Landeshauptmann Hans Niesslin Eisenstadt zusammen. „Ich werte diesesinternationale Zusammentreffen als großeAuszeichnung für das Burgenland“, so derLandeshauptmann. Diese Veranstaltung ste-he auch für den Weg der verstärkten In-ternationalisierung, den das Burgenland ins-besondere in den Bereichen Wirtschaft undTourismus eingeschlagen habe.

Der erfolgreiche burgenländische Wegstehe in einem engen Zusammenhang mitden grenzüberschreitenden und internationa-len Aktivitäten des Landes. Durch die Pflegeund den Ausbau internationaler Beziehungengelinge es, die heimische Wirtschaft zu stär-ken und damit mehr Beschäftigung zu errei-chen sowie das Tourismusland Burgenlandvermehrt in den internationalen Fokus zurücken. Niessl: „Diese Internationalisierungdes Landes muß weiter fortgesetzt werden,damit sich das Burgenland auch in Zukunfterfolgreich entwickeln kann.“

Im Namen der geladenen Exzellenzen be-dankte sich Erzbischof Peter Stephan Zur-briggen, Apostolischer Nuntius in Öster-reich, für die Einladung. In seiner Dankes-

rede lobte er die kulturelle Vielfalt des Bur-genlands ebenso wie seinen vorbildhaftenEinsatz in der Flüchtlingskrise: „Bei der Ver-sorgung von über 300.000 Hilfesuchenden

hat sich das Burgenland als Land der Mensch-lichkeit erwiesen, das einmal mehr seine So-lidarität gezeigt und sich als große Familiepräsentiert hat.“

»Burgenland Journal«»Burgenland Journal«

Diplomatisches Corps im Burgenland

Landeshauptmann Hans Niessl empfing zahlreiche BotschafterInnen der ausländischen Vertretungen im Kultur- und Kongresszentrum in Eisenstadt.

Landeshauptmann Hans Niessl und Landtagspräsident Christian Illedits im Kreise hochrangiger Gäste

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v.l.: Pascal Teixeira da Silva, Botschafter der Französischen Republik, Janos Perenyi,Botschafter von Ungarn, Landeshauptmann Hans Niessl, Alexa L. Wesner, Bot-schafterin der Vereinigten Staaten, und Landtagspräsident Christian Illedits

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Rund 90 Prozent der Wertschöpfung, diedurch die Raaberbahn AG erwirtschaftet

wird, bleiben in der Region. Zu diesem Er-gebnis führt die Auswertung der burgenlän-dischen Daten aus der österreichweiten Re-gionalbahnstudie der Wirtschaftskammer.„Die Investitionen in die nachhaltige Infra-struktur des Burgenlandes schaffen Wert-schöpfung, die direkt bei den Menschen an-kommt. Die Erfolgsgeschichte Raaberbahnzeigt, daß sich regionale Investitionen loh-nen“, zeigt sich Landeshauptmann HansNiessl über die Studienergebnisse erfreut.

„Die Raaberbahn AG hat in den Jahrenvon 2004 bis 2013 insgesamt mehr als 34Mio. Euro in die Modernisierung der Strek-ken und die Infrastruktur investiert. Die po-sitiven Wertschöpfungs- und Beschäftigungs-beiträge für unser Bundesland sind immens“,gab der Generaldirektor-Stellvertreter derRaaberbahn, Csaba Székely, Einblicke in dieStudienergebnisse. In Auftrag gegeben wur-de die unabhängige Studie von der Wirt-schaftskammer Österreich – FachverbandSchienenbahnen, durchgeführt vom InstitutEconomica. Leiter und Studienautor ChristianHelmenstein: „Die von der Raaberbahn imBurgenland getätigten 34 Mio. Euro Infra-struktur-Investitionen haben wiederum rund30 Mio. Euro Wertschöpfung in Österreichausgelöst. Das heißt: Jeder von der Raaber-bahn investierte Euro schafft 1,2 weitereEuro an Wertschöpfung in Österreich.“

Positive BeschäftigungseffekteDie Raaberbahn AG beschäftigt derzeit

159 ArbeitnehmerInnen, dabei handelt es sichdurchwegs um Vollzeit-Arbeitsplätze. Auchhier kommt die Studie zu ebenso positivenErgebnissen. „Sowohl durch die Investitio-nen in den Streckenausbau als auch die Auf-wendungen für den laufenden Betrieb schafftdie Raaberbahn AG weitere Beschäftigung.

„Jeder Vollzeitarbeitsplatz der Raaber-bahn sichert weitere 1,2 Arbeitsplätze imWertschöpfungsnetzwerk. Das ist auch bran-chenübergreifend ein hervorragender Wert“,so Helmenstein. „Wir sind ein wichtigerArbeitgeber in der Region und stärken dasArbeitsplatz-Angebot auch in peripherenGebieten. Daß durch unsere Investitionenweitere Arbeitsplätze geschaffen werden, isteine hervorragende Bestätigung – nicht nurfür unsere betriebliche, sondern auch unsere

regionalwirtschaftliche Performance“, be-kräftigt Székely.

Bahninfrastruktur stärkt den Wirtschaftsstandort

„Eine moderne Infrastruktur und guteErreichbarkeit sind für die Weiterentwick-lung eines Wirtschaftsstandortes erfolgsent-scheidend. Wir haben nun nicht nur eine Be-stätigung, sondern auch objektiv meßbareSchlußfolgerungen für die Bedeutung derRaaberbahn für die burgenländische Wirt-schaft“, ergänzt der Präsident der Wirt-schaftskammer Burgenland, Peter Nemeth.

„Die Ergebnisse der österreichweitenStudie für die Raaberbahn zeigen eindrucks-

voll: die Raaberbahn ist ein stabilisierenderund verläßlicher Partner in der und für dieRegion, diese Erfolgsgeschichte wollen wirfortführen“, so Landeshauptmann Niesslabschließend.

Über die RaaberbahnDie Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisen-

bahn AG (Kurzform: Raaberbahn AG) isteine ungarisch-österreichische Eisenbahnge-sellschaft. Der ungarische Name der Ge-sellschaft lautet Gyõr-Sopron-Ebenfurti VasútZrt. (kurz GYSEV Zrt.).

Der Sitz der Gesellschaft befindet sich inSopron (Ungarn). In Österreich verfügt dieRaaberbahn über zwei Zweigniederlassun-gen – eine in Wien und eine in Wulkapro-dersdorf, wobei die Zweigniederlassung Wienals österreichischer Sitz der Gesellschaft gilt.

In Eigentum der Raaberbahn AG befindetsich die Strecke Gyõr-Sopron-Ebenfurt. Dar-über hinaus sorgt sie für die Betriebsführungauf der Strecke der Neusiedler Seebahn zwi-schen Fertõszentmiklós (Ungarn) und Neu-siedl am See (Österreich). Ebenfalls in derBetriebsführung der Gesellschaft steht seitDezember 2001 die Strecke Sopron-Szom-bathely sowie seit 2006 die Strecke Szomba-thely-Szentgotthárd.

Die Gesellschaft erhielt 2011 die Beauf-tragung vom ungarischen Staat als Eigen-tümer, weitere 214 Eisenbahnkilometer inUngarn in ihre Betriebsführung zu überneh-men. http://www.raaberbahn.at

Erfolgreiche RaaberbahnStudie zeigt hohe regionale Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte auf

v.l.: Raaberbahn GD-Stv. Csaba Székely, WK Burgenland Präsident Peter Nemeth,LH Hans Niessl und Studienautor Christian Helmenstein (Economica Institut)

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Raaberbahn »Stadler Flirt«in Szombathely

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Gemeindesicherheitskonzept geht in die Evaluierungsphase

Das angekündigte Gemeindesicherheits-konzept startet in eine Evaluierungs-

phase“, erklärte Landeshauptmannstellvertre-ter Johann Tschürtz am 5. Februar bei einemPressegespräch zu aktuellen Sicherheitsthe-men. „Die wissenschaftliche Begleitungwurde ausgeschrieben, das Pilotprojekt wirdjetzt evaluiert und mit der Polizei abge-stimmt.“

„Das Burgenland soll noch sicherer wer-den“, so Tschürtz. Im Regierungsüberein-kommen sei deshalb die Entwicklung einesGemeindesicherheitskonzeptes festgeschrie-ben worden. Das Pilotprojekt sieht den Ein-satz von sogenannten Sicherheitspartnernoder Bürgerservicekräften vor. Tschürtz legtWert darauf, daß dies in enger Abstimmungmit der Polizei, aber auch den Gemeindengeschieht: „Es handelt sich um ein umfas-sendes Modell, das mit dem Bürgerservice inden Gemeinden gekoppelt ist“. Wichtig fürdas Funktionieren und den ordnungsgemäs-sen Ablauf sei die entsprechende Schulungder Sicherheitspartner.

Als mögliche Einsatzbereiche, die vonden teilnehmenden Gemeinden gebucht wer-

den können, sieht Tschürtz die Schulweg-sicherung, aber auch Dienstleistungen imSinne der Nachbarschaftshilfe wie beispiels-weise Botengänge für betagte und krankeEinwohner, die Nachschau bei urlaubsbe-dingt leeren Häusern, die Gebäude- und Ob-jektkontrolle oder die besondere Beobach-tung kommunaler Gewerbegebiete. „Wir

sind gerade dabei, den jeweiligen Bedarf zuerheben“, so der Landeshauptmann-Stellver-treter.

In der einjährigen Pilotphase nehmen dieGrenzgemeinden Kittsee, Pama, DeutschJahrndorf, Schattendorf, Loipersbach, Baum-garten, Rechnitz, Schandorf und DeutschSchützen- Eisenberg am Projekt teil.

Beim Pressegespräch (v.l.): Büroleiterin Edith Tayar, LH-Stv. Johann Tschürtz unddessen Pressesprecher, Franz-Josef Kappe

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Beste medizinische Betreuung im Zeichen der Menschlichkeit

Vor wenigen Monaten nahmen die Ab-teilung für Neurologie und die Pallia-

tivstation am Krankenhaus der Barmher-zigen Brüder in Eisenstadt ihren Betrieb auf.Am 4. Februar wurde bei einer Besichtigungmit Landeshauptmann Hans Niessl, Gesund-heitslandesrat Norbert Darabos, dem Ordens-provinzial und den ärztlichen Leitern eineerste Bilanz gezogen. „Das Krankenhaus derBarmherzigen Brüder hat für die Gesund-heitsversorgung des Burgenlandes einen be-sonders hohen Stellenwert. Mit der Inbe-triebnahme der Abteilung für Neurologie undder Palliativstation konnte das Leistungsan-gebot im Interesse der Patientinnen und Pa-tienten weiterentwickelt und die Versorgungoptimiert werden. Ich bin davon überzeugt,daß das Krankenhaus der BarmherzigenBrüder auch in der Zukunft ein wichtigesZentrum der Menschlichkeit bleibt“, betonteNiessl.

Mit den neu eröffneten Stationen sei es„gelungen, den medizinischen Standard imKrankenhaus Eisenstadt weiter zu erhöhen“,erklärte Darabos. „Ohne das breite Angebotan medizinischen Leistungen und ohne daspartnerschaftliche Vorgehen zwischen Landund Barmherzigen Brüdern könnte man im

Raum Eisenstadt nicht so ein nachhaltigesmedizinisches Angebot bereitstellen.“

Jährlich verzeichnet das KrankenhausEisenstadt etwa 27.000 stationäre PatientIn-nen und 133.000 ambulante Frequenzen,diese werden von rund 1100 MitarbeiterIn-nen betreut. Von insgesamt 77 Mio. Euro fürdie in den letzten Jahren getätigten Um- und

Ausbauten im Krankenhaus Eisenstadt hatdas Land 40 Mio. Euro bereitgestellt, auchdie jährlichen Abgänge werden vom Landabgedeckt. Derzeit werde an einem regiona-len Strukturplan für die medizinische Ver-sorgung gearbeitet, kündigte Darabos an,dieser soll bis Juni vorliegen. http://www.barmherzige-brueder.at/site/eisenstadt/home

Zogen erste Bilanz nach Eröffnung der Abteilung für Neurologie und der Palliativ-station am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder vor wenigen Monaten (v.l.): LRNorbert Darabos, LH Hans Niessl, Joachim Macejovský, Provinzial der Österreichi-schen Ordensprovinz, Prim. Univ.-Doz. Dimitre Staykov, AbteilungsvorstandNeurologie, und Prim. Univ.-Prof. Andreas Püspök, Ärztlicher Leiter Palliativstation

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Das Thema Barrierefreiheit begleitet dieLandeshauptstadt Freistadt Eisenstadt

schon seit geraumer Zeit: Gemeinsam mitReinhard Rodlauer wurde das Projekt „Bar-rierefreiheit und Inklusion in Eisenstadt“ imJahr 2014 gestartet. Im Juni 2016 wird derEtappenplan dem Gemeinderat der Landes-hauptstadt zum Beschluß vorgelegt.

Das Thema Barrierefreiheit und Inklu-sion nimmt in unserer Gesellschaft einen im-mer höheren Stellenwert ein. Dabei geht esnicht nur darum, den Zugang zu Gebäudenzu gewährleisten, sondern auch beispiels-weise darum, Informationen in leichter Spra-che zu verfassen oder Orientierungshilfenfür blinde Menschen und Menschen mit Seh-behinderungen zu schaffen oder induktiveHöranlagen für gehörlose Menschen oderMenschen mit einer Hörbehinderung.

Gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen ermöglichen

Aus diesem Grund hat sich Bürgermei-ster Thomas Steiner entschlossen, einen Etap-penplan zur Umsetzung von Barrierefreiheitund Inklusion für die Landeshauptstadt aufden Weg zu bringen. Der Etappenplan „Bar-rierefreiheit und Inklusion in Eisenstadt“dient dazu, Barrieren schrittweise abzubauenund die gesellschaftliche Teilhabe aller Men-schen zu ermöglichen. Der Etappenplan wirdim Frühjahr 2016 fertig gestellt und soll nochim Juni durch den Gemeinderat beschlossenwerden.

Neben baulichen Barrieren sollen auchHindernisse der Kommunikation und Infor-mation schrittweise abgebaut werden. Bei-spielsweise sollen die Homepage der Stadtweiter verbessert und MitarbeiterInnen desMagistrats im korrekten Umgang mit Men-schen mit Behinderungen geschult werden.

Der Ettapenplan ist ein lebendiges Dokument

Der Bürgermeister betont: „Dieser Etap-penplan soll kein starres Konstrukt sein, son-dern vielmehr ein lebendiges Dokument. DieEinbeziehung der Bevölkerung ist uns dabeiein besonderes Anliegen. Das bedeutet, wennwir weitere Barrieren identifizieren oderIdeen und Anregungen von unseren Bürge-

rinnen und Bürgern erhalten, werden diesegeprüft und können dann ebenfalls imEtappenplan berücksichtigt werden.“

Projektleiter Werner Fleischhacker er-gänzt: „Mit der Umsetzung einzelner Maß-nahmen wurde bereits begonnen. Seit demvergangenen Jahr ist das Pongratz-Haus stu-fenlos zugänglich und im Gebäude selbstgibt es ein barrierefreies WC. Vom Pongratz-Haus zum Rathaus ist ein stufenloser Wegausgeschildert, welcher darüber hinausdurch taktile Bodeninformation für blindeMenschen ergänzt wurde.“

Gemeinsam mit VertreterInnen von Men-schen mit Behinderungen wurden Barrierenentlang des Weges zwischen Rathaus undBahnhof identifiziert. Auch im Allsportzen-trum wird zeitnah ein stufenloser Zugang zurEislaufbahn nutzbar sein, ohne daß man erstzum Haupteingang muß, um sich anzumel-den. Dieser wird entsprechend ausgeschil-dert sein.

Bundes-Behindertenanwalt Erwin Bu-chinger ergänzt: „Daß die Stadt Eisenstadt

an einem Etappenplan zur Barrierefreiheitarbeitet ist sehr begrüßenswert und vorbild-lich im Vergleich mit anderen Landeshaupt-städten. Besonders erfreulich ist, daß dieStadt einen breiten Zugang zum Thema hatund sich nicht nur auf die bauliche Barrie-refreiheit beschränkt. Mit diesem Vorhabenwerden nicht nur die Rahmenbedingungender Stadt für Menschen mit Behinderungensondern für alle Bürgerinnen und Bürger derStadt sowie seine Besucher verbessert.“

Einiges wird noch etwas dauernAbschließend ergänzte Bürgermeister

Steiner: „Es muß aber jedem bewußt sein,daß die Umsetzung von Barrierefreiheit undInklusion Zeit braucht. Einige Projekte kön-nen wir kurz- und mittelfristig realisieren,für andere – vor allem bauliche Projekte –benötigen wir zum Teil längere Umsetzungs-zeiträume. Wir wissen nun aber auch ganzgenau, wo Verbesserungsbedarf besteht undkönnen Probleme gezielt angehen.“ http://www.eisenstadt.at

Barrierefreiheit und Inklusion in Eisenstadt

Zwischenstand zum »Etappenplan« wurde präsentiert

Bundes-Behindertenanwalt Erwin Buchinger und Bürgermeister Thomas Steinerpräsentierten den »Ettapenplan«

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Vorstandsdirektor Alois Ecker (l.) und Bürgermeister Thomas Steiner

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Ökostrom für die LandeshauptstadtQualität, Versorgungssicherheit und Preis

waren ausschlaggebend dafür, daß wir unsentschlossen haben auch weiterhin unsereEnergie beim Landesenergieversorger zu be-ziehen“, so Eisenstadts Bürgermeister Tho-mas Steiner am 18. Februar.

Die Energie Burgenland beliefert ihreKunden seit vielen Jahren mit 100 ProzentÖkostrom zu einem fairen Preis und bietetdarüber hinaus zahlreiche Dienstleistungenfür Kommunen an.

„Wir sind stolz darauf die Landeshaupt-stadt auch in den nächsten Jahren mit nach-haltiger Energie und bestem Service versor-gen zu dürfen. Darüber hinaus freuen wiruns auch über die gute Zusammenarbeit inanderen Bereichen“, so der Vorstandsdirek-tor von Energie Burgenland, Alois Ecker.

Generalsanierung Pestsäule Mattersburg

Eines der ältesten Baudenkmäler in derStadt Mattersburg, die die 1714 errichtetePestsäule am Hauptplatz, wird generalsa-niert. Die korinthische Weinlaubsäule bestehtaus einem Gnadenstuhl. Über dem mehrstu-figen Podest stellen die vier Steinfiguren dieHeiligen Sebastian, Rochus, Magdalena undBarbara dar. Der alte Aufbau wurde im Jahr1913 durch einen neuen ersetzt.

Es gibt inzwischen Schäden im Bereichdes Sockels, außerdem sind einige Figurenschadhaft, die Steinfiguren teilweise verwit-tert, heißt es seitens des zuständigen Gut-achters.

Die Sanierung wird ca. 80.000 Euro ko-sten, ein Teil der Kosten wird vom Bundes-denkmalamt gefördert. Die Arbeiten sollenbis Ende Mai abgeschlossen sein.

Ausstellung Ceija Stojka in Oberwart

Am 4. Feber wurde die Ausstellung„Sogar der Tod hat Angst vor Auschwitz“im Offenen Haus Oberwart eröffnet und warbis 20. Feber dort zu sehen. Diese Ausstel-lung ist eine Würdigung des bedeutendenbildnerischen Werkes der beeindruckendenKünstlerin Ceija Stojka, die sich bis zu ihremTod im Jänner 2013 gegen das Vergessen desGenozids an den Roma und Sinti und gegenDiskriminierung engagierte.

Bei der Finissage gab Hojda WillibaldStojka ein Konzert. Er wurde als Sohn vonCeija Stojka in der Steiermark geboren. VonKindheit an spielte er Gitarre als Hobby. Inden 1990er Jahren begann er auch die tradi-tionellen Lieder der Lovara zu spielen. An-geregt durch die Idee seiner Mutter gründeteHojda die Romagruppe „Amenza Ketane“

Generalsanierung der Pestsäule am Mattersburger Hauptplatz

Konzert bei der Finissage (v.l.): Michael Stojka, Sidi Horvath, Hojda Willibald Stojka

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Besucherandrang beim Faschingsumzug in Mattersburg

Einer der Höhepunkte des Faschings imBurgenland war wieder der Umzug am

Faschingsdienstag. Die zahlreichen Besuche-

rInnen wurden diesmal bei strahlendemSonnenschein in das „Königreich Matters-burg“ entführt. Mit dabei auch das Prinzen-

paar Michael I. und Prinzessin Verena I. mitihrem Hofstaat und der Prinzengarde. 20 Wa-gen und Institutionen nahmen teil.

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Für viele Landsleute ist die alljährlicheBurgenländische Schiwoche in der Re-

gion Altenmarkt-Zauchensee in den Seme-sterferien eine liebgewonnene Tradition. DerAndrang im 42. Jahr war riesengroß: Über300 TeilnehmerInnen waren aus dem Bur-genland ins Salzburgische angereist. Rund100 Kinder und Jugendliche buchten mit Be-gleitung über den Burgenländischen Skiver-band. Zusätzlich ermöglichte das Landes-jugendreferat die Teilnahme für Kinder undJugendliche ohne Begleitung – 41 nahmendas Angebot an.

„Die Burgenländische Schiwoche ist einHöhepunkt im Winter, ein Event, auf das sichJahr für Jahr Hunderte Burgenländerinnenund Burgenländer freuen, weil sie in Alten-markt großartige Bedingungen für den Win-tersport vorfinden. Daß sie sich hier so wohlfühlen, hat natürlich auch mit der tollen Un-terstützung und Gastfreundschaft der Alten-markter zu tun, für die ich den Gastgeberin-

nen und Gastgebern ganz herzlich dankenmöchte. Ein großer Dank gilt aber ganz be-sonders den Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern des Burgenländischen Schiverbandesund des Landes Burgenland, die jedes Jahrmit großem Engagement und mit viel Herzdieses Programm auf die Beine stellen, undallen Schilehrern und Helfern“, sagte Sport-referent Landeshauptmann Hans Niessl.

Die Veranstalter, der BurgenländischeSchiverband und das Land Burgenland, stell-ten ein abwechslungsreiches Programm mitvielen Highlights für alle Altersgruppen zu-sammen. Neben den täglichen Schi- undSnowboardkursen lockten eine Hüttenrallye,Kinder-, Gäste- und Promirennen und täg-lich eine Weinverkostung des DAC Eisen-berg im Burgenlandtreff. Tags darauf wurdenach dem traditionellen Abschlußrennenzum Burgenlandabend in der Arena Zauchen-see mit den offiziellen Vertretern von Al-tenmarkt-Zauchensee und FreundInnen aus

der Marktgemeinde eingeladen. Beide Sei-ten bekundeten ihre tiefe Verbundenheit undverliehen dem Wunsch Ausdruck, daß es dasErfolgsprojekt Burgenländische Schiwochenoch lange geben möge.

„Die Burgenländische Skiwoche soll füralle Familien ein leistbares Schivergnügenermöglichen und wird deshalb auch vomLand Burgenland unterstützt“, betonte Lan-desrätin Astrid Eisenkopf. 41 Kinder undJugendliche konnten heuer dank finanziellerUnterstützung des Landesjugendreferates ander Schiwoche eilnehmen.

„Sicherheit ist mir in allen Belangen wich-tig, gerade, was unsere Kinder betrifft. Mitder Verlosung von 30 Rückenprotektoren andie jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmerwollen wir dazu auch auf der Piste beitra-gen“, so Landeshauptmannstellvertreter Jo-hann Tschürtz. http://www.burgenlandski.nethttp://www.altenmarkt-zauchensee.at

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42 Jahre Pistenspaß in Altenmarkt-Zauchensee

LH Hans Niessl lud zum traditionellen Burgenland-Abend

LH Hans Niessl, LRin Astrid Eisenkopf und Abfahrtsweltmeister und ÖSV-Vizepräsident Michael Walchhofer mit den Teilnehmern des Promi-Rennens

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Das Bachelorstudium orientiert sich anden wichtigsten Zukunftsthemen: Ener-

gie, Umwelt, umweltgerechte Energiever-sorgung, intelligente Gebäudetechnik undnachhaltige Bauten. Diese Sparten gewinnenauch wirtschaftlich zunehmend an Bedeu-tung und bieten immer mehr Arbeitsplätze.Gerade die Themen Energieeffizienz undNachhaltigkeit im Gebäudesektor sind hoch-aktuell. Auf diesen Sektor entfallen mehr als40 Prozent des weltweiten Energiebedarfsund rund 21 Prozent der Treibhausgas-Emissionen.

Genau hier setzt das Bachelorstudium ander FH Burgenland an: Die ThemengebieteEnergie und Umwelt werden dabei sowohlin technischer Hinsicht betrachtet, als auchdie wirtschaftlichen und rechtlichen Aspek-te. In dem sehr gut ausgestatteten Labor for-schen Studierende in den Bereichen Energieund Umwelt und erwerben im Laufe desStudiums praxisorientierte Kompe-tenzen.

Werkzeug für die ZukunftDiesen Mehrwert erkannte auch Andreas

Kahr. Nach seiner Lehre zum Maschinen-schlosser und einigen Jahren an Berufserfah-rung machte er die Berufsreifeprüfung. „Ichwar danach für alles offen und entschiedmich für den Bachelorstudiengang Energie-

und Umweltmanagement der FH Burgen-land.“ Er verbrachte ein Auslandssemesteran der Vitus Bering University in Horsens,Dänemark – „eine sehr interessante Zeit, inder ich auch mein Englisch optimal festigenkonnte“.

Nach dem Studienabschluß entschied ersich für das berufsbegleitende Masterstu-dium Nachhaltige Energiesysteme. Schon da-mals arbeitete er bei der Herz Energietechnikin Pinkafeld, nun arbeitet er als BusinessDevelopment Manager, ist für das Produkt-management der Biomasse- & und Wärme-pumpen in Vertrieb und Export verantwort-lich.

„Der Bachelorstudiengang gab mir wert-volles Werkzeug für die Zukunft mit auf denWeg, im Masterstudiengang gingen wir danntiefer in die Materie. Das Studium war sehrprojekt-bezogen, die Vortragenden toll.“ InKontakt ist er noch mit vielen ehemaligenKollegInnen und Lehrenden der FH Burgen-land.

Nachhaltigkeit im FokusDas Bachelorstudium verfolgt das Ziel,

Fachleute im Bereich Gebäude, Energie undUmwelt mit Dialogfähigkeit zu anderenFachbereichen wie Wirtschaft und Rechtaus- und weiterzubilden. „Dieses Studium ist

für Menschen, die für eine nachhaltig gesi-cherte Zukunft arbeiten und forschen wol-len“, erklärt FH-Rektor und Studiengangs-leiter Gernot Hanreich. Die Nachfrage nachExperten für nachhaltige Lösungen wächst:„Unsere Absolventen arbeiten in Energie-unternehmen, Umweltschutzorganisationenoder technischen Büros in der Konzeption,Planung bis hin zu Errichtung, Bauüberwa-chung und Anlagenführung vor allem in denBereichen Gebäudetechnik, Energie- undUmwelttechnik, sowie Ökologie und Um-weltmanagement."

Facts zum StudiengangBachelorstudium – 6 Semester – Vollzeit

(Montag bis Freitag) oder berufsbegleitend(alle zwei Wochen: Freitag halbtags, Sams-tag ganztags) oder verlängert berufsbeglei-tend (um zwei Semester länger mit dadurchgeringerer Semesterbelastung) – Akademi-scher Grad „Bachelor of Science Enginee-ring, BSc“ – Studienort Campus Pinkafeld.

Zugang: Matura, Studienberechtigungs-oder Berufsreifeprüfung, Vorbereitungslehr-gang mit Zusatzqualifikationsprüfung.

Um im Herbst 2016 ein Studium begin-nen zu können, ist es notwendig, sich biszum 31. März 2016 anzumelden. http://www.fh-burgenland.at

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Studium für eine grünere Zukunft

Bachelorstudium Energie - und Umweltmanagement der FH Burgenland beschäftigt sich mit erneuerbaren Energien und Energieeffizienz

In dem sehr gut ausgestatteten Labor im Campus Pinkafeld der FH Eisenstadt forschen Studierende in den Bereichen Energie und Umwelt und erwerben im Laufe des Studiums praxisorientierte Kompetenzen.

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Ich bin sehr froh, diesen Event in Mat-tersburg mitermöglichen zu können. Die

musikalische Bildung der Kinder ist mir eingroßes Anliegen, weil dadurch Kreativitätund Lebensfreude gefördert werden“, erklärtBürgermeisterin Ingrid Salamon.

Landesrätin Astrid Eisenkopf zeigt sichebenfalls sehr angetan von der Initiative:„Kinder und Jugendliche für Musik begei-stern ist das Ziel des Kinder-Klassik-Aben-teuers ‚Nola Note auf Orchesterreise‘. Ge-rade junge Menschen erwerben so spiele-risch musikalische Fähigkeiten, die späterfür das Berufsleben wichtig sind – Werte wieTeam- und Kommunikationsfähigkeit oderauch Kreativität. Kinder haben bei den Open-Air-Events die Möglichkeit, Musik zu erle-ben und dann auch gleich auszuprobieren –eine großartige Idee, die das Landesjugend-referat gerne unterstützt“, so Eisenkopf.

„Mit diesem Projekt wecken wir Neu-gierde auf klassische Musik, die Instrumenteund ihre Vielfalt. Bei einigen sogar das Be-dürfnis, selbst ein Instrument zu erlernen –vor allem aber wird die Lust geweckt, einklassisches Konzert gemeinsam live zu erle-ben! Wenn es uns – allen Projektpartnern –gelingt, Neugier und Begeisterung in denKindern für die Vielfalt der Musik und fürdiese einzigartige barrierefreie und gleich-zeitig höchst emotionale Ausdrucksweise zuwecken, dann ist das das größte Komplimentfür uns alle!“ stellt Katrin Gstöttenbauer, dieInitiatorin und Projektleiterin des Kinder-Kultur-Events, ihre Motivation und Anliegenhinter diesem Projekt vor.

Die Leiterin der Zentralmusikschule Mat-tersburg und leidenschaftliche Musikerin hatburgenländische Ausbildungs- und Kultur-institutionen zusammengeführt, die die Um-setzung dieses einzigartigen Projekts erstmöglich machen. Die instrumentale Orche-sterreise wird von SchülerInnen und Leh-rerInnen der Zentralmusikschule Matters-burg gemeinsam mit MusikerInnen desHaydnorchesters Eisenstadt gestaltet. DerKinderchor der Musikklasse des Gymna-siums Kurzwiese und des Joseph HaydnKonservatoriums unterstützt das musikali-sche Projekt gemeinsam mit Sängerinnen derZentralmusikschule Mattersburg.

„Als eine der wichtigsten Aufgaben er-achten die beteiligten burgenländischen Kul-

turinstitutionen die außerschulische Musik-erziehung, die sie in dieser besonderen Formdes Kinderkonzerts meisterhaft zu erfüllenwissen. Insgesamt gestalten rund 70 Musi-kerInnen und SängerInnen Nolas Reise undsorgen für ein bezauberndes Mitmach-Erleb-nis für Groß und Klein“, freut sich Gstöt-tenbauer.

Die musikalische Geschichte führt unsauf einen tollen Abenteuerspielplatz: dasgroße, klassische Orchester. Nola begleitetihren Freund Konrad Kontrabaß zum Kon-zert. Denn als Nola Note wird sie von allemmagisch angezogen, was Musik macht. Unddavon findet sie im großen, klassischen Or-chester eine Menge! Hat ein Kind ein Instru-ment besonders ins Herz geschlossen, kannes dieses in den Instrumentenparcours gleichausprobieren!

Ideelle und auch finanzielle Unterstützerdes Events sind die beiden Musiker der Wie-ner Philharmoniker Herbert Mayr und PeterSchmidl.

Der Doyen der Wiener Staatsoper, Solo-klarinettist und ehemaliger Geschäftsführerder Wiener Philharmoniker, Peter Schmidl,erklärt seine Motivation, das Kinderkonzertzu unterstützen: „Alljährlich veranstalte ichals künstlerischer Leiter ein festliches Kon-zert in Schloß Kittsee unter Mitwirkung vonMitgliedern der Wiener Philharmoniker undanderen Wiener Orchestern, dessen Einnah-

men jeweils einem karitativen Zweck, undhier größtenteils zur Unterstützung von Pro-jekten im Burgenland, zugeführt werden. Inder heutigen technisierten Zeit ist es unum-gänglich notwendig, der außerschulischenMusikerziehung von Kindern größte Bedeu-tung angedeihen zu lassen. So schien mir die-ses Projekt dafür besonders geeignet zu sein,diesem Bedürfnis nachzukommen. WirMusiker aus Wien sind stolz und glücklich,diese Idee fördern zu können.“

Herbert Mayr, Solokontrabassist und Mu-sikvermittlungsbeauftragter der Wiener Phil-harmoniker, erläutert seine Beweggründefolgendermaßen: „Musik und Kunst sind le-bensnotwendige Nahrungsmittel für die gei-stige und seelische Balance des Menschen.Man kann nie genug dafür tun, junge Leute –zusätzlich zum Schulunterricht – für die groß-artige Wirkungskraft von Musik zu begei-stern. Miteinander musizieren bedeutet Kom-munikation, heißt einander zuhören. Werte,deren Ausbildung und Vertiefung nur vor-teilhaft für eine funktionierende Gesellschaftwirken können. Die begeisterte Unterstützungvorliegender Initiative ist daher nur selbst-verständlich, weil damit positive Energie freiwird, die uns alle bereichert.“

Die Künstlerische Patronanz haben Her-bert Mayr und Peter Schmidl übernommen,Dirigent ist Peter Schreiber. http://www.nolanote2016.mattersburg.gv.at

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Nola Note auf OrchesterreiseDie Stadtgemeinde Mattersburg rückt mit diesem Projekt einmal mehr auch alsKulturstadt und familienfreundliche Gemeinde in den Fokus der Öffentlichkeit.

Im Rahmen einer Pressekonferenz in Mattersburg wurde am 16. Februar dasKlassik-Open Air für Kinder vorgestellt.

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Nach 15 erfolgreichen Jahren legten Jo-hannes und Eduard Kutrowatz in bester

Einvernahme und Absprache mit Kulturlan-desrat Bieler die Leitung des Festivals„klangfruehling“ in die Hände von ClaraFrühstück und Wilhelm Spuller.

„Was im März 2001 begann und nun seit14 Saisonen die Burg Schlaining und diegesamte Festivallandschaft des Burgenlan-des bereichert, ist von unschätzbarem imma-teriellen, aber auch materiellem Wert! DerKlangfrühling Burg Schlaining bietet eineeinzigartige Atmosphäre, die von Internatio-nalität, großer Aufgeschlossenheit gegenü-ber Neuem und hoher künstlerischer Qualitätgeprägt ist. Eduard und Johannes Kutrowatzhaben stets ein hochinteressantes Programmpräsentiert und sind ihrer Linie, nämlich, derKombination von klassischer und zeitgenös-sischer Musik, immer treu geblieben. In die-sem Sinne ein aufrichtiges ‚Danke‘ an Jo-hannes und Eduard Kutrowatz. Die unmittel-bare Neubesetzung der Intendanz mit ClaraFrühstück und Willi Spuller spricht für dieVielfalt und das kreative Potential des Bur-genlandes und ist gleichzeitig repräsentativfür die Entwicklung des Burgenlandes“, be-tonte Kulturlandesrat Helmut Bieler am 17.Februar im Rahmen der Präsentation desProgramms für den diesjährigen „Klangfrüh-ling“, der von 4. Bis 8. Mai 2016 in Stadt-schlaining stattfinden wird.

Beim Festival zeigen 29 Künstler aus neunNationen die reiche Vielfalt verschiedenstermusikalischer Epochen und Richtungen. Die

neuen Intendanten Clara Frühstück und WilliSpuller laden zu einem Festival von Welt-klang mit Begegnungen zwischen E und U,von einer Liebeserklärung von Maria Bill anEdith Piaf über ein Stilfeuerwerk mit Igudes-man & Joo bis zur Klassik-DJ-Night undeiner Heavy Metal Challenge.

„Der Klangfrühling ist ein Herzenspro-jekt, mit dem wir unsere ganz persönlichenmusikalischen Vorlieben mit dem Publikumteilen möchten. Das bedeutet vor allem auch,Genre- und Kunstgrenzen aufzubrechen undganz Neues entstehen zu lassen. Die diesjäh-rigen Musikanten, Tänzer, Schauspieler und

Dramaturgen beweisen eine zeitgenössischeReichhaltigkeit, die bunter nicht sein könnte.Der Klangfrühling ist aber vor allem ein Festfür die Musik, mit dem wir begeistern undbewegen möchten. Daher laden wir nach denKonzerten zum Mitfeiern und Weitertanzenein. Stadtschlaining bietet den idealen Ortfür dieses Festival der Vielgestaltigkeit, wes-halb bei einigen Veranstaltungen auch Schau-plätzen in der Stadt zu entdecken sind“, sodie Pianistin Clara Frühstück und der Tenorund Komponist Willi Spuller. http://www.klangfruehling.comhttp://www.stadtschlaining.at

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Entschlainingen findet StadtDas »Klangfrühling«-Festival 2.0 präsentiert sich 2016 völlig neu

Fritz Ostermayer, Direktor der Schule für Dichtung, Bürgermeister Markus Szelinger, Willi Spuller, Leonhard Schneemann, Vor-standsdirektor Kurbad Tatzmannsdorf AG, Clara Frühstück und Kulturlandesrat Helmut Bieler bei der Programmpräsentation

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Der Neusiedler See, eine der schönstenKulturlandschaften und UNESCO-

Welterbe, wird zur Kulisse für eine der größ-ten Musik-TV-Live-Shows im Land. Am 30.April feiert die „Starnacht am Neusiedler See“in der Nationalparkgemeinde Podersdorf amSee ihre Premiere. Landeshauptmann HansNiessl: „Ich freue ich mich sehr, daß dieStarnacht, eine der größten Musik-TV-Live-Shows des Landes, heuer zum ersten Mal imBurgenland Station macht. Die ,Starnacht‘hat sich zu einer Marke entwickelt, die demPublikum vor einer traumhaften Kulisse einehochwertige Unterhaltung und perfekte In-szenierung bietet. Mit Millionen von Zu-seherInnen im In- und Ausland stellt sie fürdas Land Burgenland eine hervorragendeGelegenheit dar, die Schönheiten des Landes

weit über die Landesgrenzen hinaus bekanntzu machen und sich als attraktive Urlaubsde-stination vor einem großen Publikum zu prä-sentieren.“ http://www.starnacht.tv

Starnacht am Neusiedler See

Landeshauptmann Hans Niessl, Österreichs Song Contest-Starterin Zoë und Moderator Alfons Haider

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Der Südtiroler Landeshauptmann ArnoKompatscher und der Präsident der Re-

gion Venetien, Luca Zaia, haben am 13. Fe-bruar in Cortina d’Ampezzo das entspre-chende Einvernehmensprotokoll unterzeich-net. Die zusätzliche Gegenwart des Ministersfür Infrastrukturen und Transport, GrazianoDelrio, hat die Bedeutung dieses Projektesunterstrichen.

„Die Erreichbarkeit ist eine der Priori-täten des Landes Südtirol in Sachen öffent-licher Nahverkehr, nicht nur innerhalb derLandesgrenzen, sondern auch darüber hin-aus“, betonte Kompatscher : „Deshalb hat dieLandesregierung grünes Licht gegeben, umdas Projekt der Bahnstrecke Pusteral – Ca-dore konkret auf den Weg zu bringen. Mit derheutigen Unterschrift haben wir den Start-schuß für die Machbarkeitsstudie gegeben.“

„Es ist ein ehrgeiziges aber realistischesProjekt mit großem Potential für die Dolo-miten und eine Aufwertung dieser Bergre-gion gemäß ihrem Status als UNESCO-Weltnaturerbe“, sagt Kompatscher. Er erin-nerte an die Vinschger Bahn, die als Erfolgs-modell für nachhaltige regionale Mobilitätgilt und ebenso vom Land Südtirol umge-setzt wurde. Als nächstes Projekt stünde zu-dem die überregionale Verbindung in dieSchweiz auf der Tagesordnung. „Die Bahn-

verbindung zwischen dem Pustertal und demCadore ermöglicht es, Regionen zu verbin-den, die viel gemein haben. Das Land Südtirolsetzt stark auf dieses Projekt. Wir wissenauch, daß wir die ganze Unterstützung deritalienischen Regierung haben, wie die Ge-genwart des Ministers Delrio unterstreicht“,so der Landeshauptmann.

„Der Plan zur neuen Bahnverbindungkann als neuer Abschnitt in der Zusam-menarbeit der beiden Dolomitenregionenangesehen werden“, lobt Luca Zaia diegemeinsamen Ziele der Nachbarregionen Süd-tirol und Venetien. Dies auch der Tenor vonMinister Delrio, laut dem die neue Bahn-strecke beispielgebend für den Plan der ita-lienischen Regierung ist, in Zukunft „sanftetouristische Mobilität“ zu fördern. Delriowies darauf hin, daß die Regierung in Romzum einen plane, über die BahngesellschaftRFI fünf Milliarden Euro in die großenHochgeschwindigkeitsstrecken zu investie-ren – und dazu zähle auch der BBT. „Zumanderen werden 3,5 Milliarden Euro in dieregionalen Zugverbindungen fließen. Wirsind deshalb bereit, auch Projektierung undUmsetzung der Verbindung Pustertal –Cadore zu begleiten“, so der Minister.

Mobilitätslandesrat Florian Mussner be-tonte in Cortina, daß sanfte Mobilität der

ideale Weg sei, um dieses touristisch so wert-volle Berggebiet zudem an die europäischenHauptverbindungsachsen der Zukunft anzu-binden. „Diese Zugstrecke wird zur weiterentouristischen und wirtschaftlichen Entwick-lung der Dolomitenregion beitragen und denkulturellen Austausch fördern, ohne dereneinzigartige Natur zu beeinträchtigen“, soMussner. Zum Termin in Cortina waren aus-serdem Senator Hans Berger und der Kam-merabgeordnete Daniel Alfreider sowiemehrere Bürgermeister aus Dolomitenge-meinden angereist.

Der Plan zu einer Zugverbindung zwi-schen dem Pustertal und dem Cadore kommtnicht von ungefähr: In den Jahren zwischen1921 und 1964 verband schon einmal eineSchmalspurbahn die beiden Regionen – ge-nauer gesagt, Toblach mit Calalzo di Cadore,dem Nachbarort süd-westlich von Cortina.Die nun unterzeichnete Vereinbarung gabden Startschuß für eine Machbarkeitsstudie,die eine paritätische Arbeitsgruppe mit Ver-tretern des Landes Südtirol, der Region Vene-tien, der Südtiroler Transportstrukturen AG(STA) und der venetianischen „Sistemi terri-toriali“ (ST) ausarbeiten wird. Deren Aufga-be wird darin bestehen, mögliche Details undAlternativen der Zugverbindung zu untersu-chen und dessen Leitlinien, Betriebsmodellund wirtschaftlichen Aufwand auszuarbei-ten. Die Ergebnisse werden als Basis für wei-tere Maßnahmen dienen. Die Gruppe wirdaußerdem den Zeitplan für die verschiede-nen Maßnahmen festsetzen. In einem Jahrwird sie über die ersten Ergebnisse berichtenund weitere Schritte festlegen. Die Machbar-keitsstudie selbst wird mit Geldmitteln derEU und aus dem Grenzgemeinden-Fonds fi-nanziert.

Gegenüber früher spielt die Fahrzeit heu-te eine wichtigere Rolle. Ein paar dement-sprechend sinnvolle Eigenschaften der neuenBahnverbindung werden schon jetzt vonExperten verraten. Zur optimalen Verknüp-fung sollte die neue Bahnlinie in Normalspurgebaut werden und elektrifiziert sein. DerEnergieaufwand sollte möglichst optimiertwerden – wenn die Züge talwärts bremsen,kann nämlich Energie zurückgewonnen wer-den.

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Aus Südtirol

Zugverbindung Pustertal – Cadore

Ein ehrgeiziges aber realistisches Projekt mit großem Potential für die Dolomiten

Haben in Cortina d’Ampezzo die Gemeinsamkeiten betont (v.l.): der Präsident vonVenetien, Luca Zaia, Minister Graziano Delrio und LH Arno Kompatscher

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Die Europäische Kommission hat in ihrerwöchentlichen am 24. Februar über die

wirtschaftlichen Herausforderungen der Mit-gliedsstaaten und über eine Mehrwertsteuer-reform in der EU diskutiert. Im Rahmen derwirtschaftspolitischen Überwachung berie-ten die KommissarInnen darüber, wie einzel-ne Mitgliedsstaaten die EU-weit verabschie-deten länderspezifischen Reformempfehlun-gen umsetzen. „Strukturelle Schwächen, diein der Krise offenbar wurden, müssen in eini-gen Mitgliedsstaaten noch angegangen wer-den“, sagte Kommissionsvizepräsident ValdisDombrovskis nach der Sitzung in Brüssel. InKürze wird die Kommission individuelleLänderberichte verabschieden. Im März willdie Kommission auch einen Aktionsplan zurMehrwertsteuerreform vorstellen, da dieMitgliedsstaaten nach wie vor Probleme mitder Erhebung der Mehrwertsteuer haben.

Die Daten des Jahres 2013 zeigen, daßsich die Differenz zwischen den erwartetenMwSt-Einnahmen und dem tatsächlich erho-benen Betrag (die so genannte Mehrwert-steuerlücke) auf fast 170 Mrd. Euro beläuft.Grenzüberschreitender Mehrwertsteuerbe-trug verursacht in den Mitgliedsstaaten jähr-lich einen Schaden von 50 Mrd. Euro.

Das 2010 eingeführte Europäische Seme-ster stellt sicher, daß die Mitgliedsstaatenihre haushalts- und wirtschaftspolitische Pla-nung zu bestimmten Zeitpunkten im Jahres-verlauf mit den EU-Partnern erörtern. Diesgibt ihnen die Möglichkeit, zu den Planun-gen anderer Mitgliedstsaaten Stellung zu neh-men, und versetzt die Kommission in die La-ge, politische Leitlinien auszugeben, bevor

auf nationaler Ebene die endgültigen Ent-scheidungen getroffen werden.

Der Zyklus beginnt alljährlich im No-vember mit der Veröffentlichung des Jahres-wachstumsberichts der Kommission und denEmpfehlungen zur Wirtschaftspolitik derEuro-Zone, in dem die allgemeinen wirt-schaftspolitischen Prioritäten für die EU dar-gelegt und an die Mitgliedsstaaten politischeLeitlinien für das Folgejahr ausgegeben wer-den. Der Warnmechanismus-Bericht stellt denersten Schritt im jährlichen Verfahren zurErmittlung makroökonomischer Ungleich-gewichte dar. Mit diesem Verfahren sollenUngleichgewichte, die einem reibungslosenFunktionieren der Wirtschaft der Mitglieds-staaten, der EU oder des Euro-Gebiets imWege stehen, ermittelt und beseitigt werden.

Nach Analyse der Reformanstrengungenund -zusagen der einzelnen Mitgliedsstaatenwerden im Frühjahr länderspezifische Emp-fehlungen veröffentlicht, in denen die Mit-gliedsstaaten maßgeschneiderte Ratschlägeim Hinblick darauf erhalten, welche Maß-nahmen sie im Folgejahr zur weiteren Ver-tiefung der Struktur- und Fiskalreformeneinleiten sollten, deren abschließende Durch-führung oftmals mehr als ein Jahr in An-spruch nimmt.

Für die Mitgliedsstaaten des Euro-Ge-biets, die bis zum 15. Oktober jedes Jahreseine Übersicht über ihre Haushaltsplanungvorlegen müssen, wird die Haushaltsüber-wachung im Herbst intensiviert. Diese Über-sichten werden von der Kommission bis zum30. November bewertet und von den Euro-Finanzministern diskutiert.

Die Kommission verfolgt die Umsetzungder politischen Maßnahmen genau und legtdabei den Schwerpunkt auf Mitgliedsstaatenin schwieriger Haushalts- oder Finanzlage.

Mit den Reformen nach der Finanzkrisewurde auch ein breiter angelegtes wirt-schaftspolitisches Monitoring eingeführt,das darauf abzielt, Probleme wie Immobi-lienblasen, mangelnde außenwirtschaftlicheTragfähigkeit oder nachlassende Wettbe-werbsfähigkeit frühzeitig zu erkennen. Hier-bei handelt es sich um das Verfahren zurVermeidung und Korrektur makroökonomi-scher Ungleichgewichte. Die Mitgliedsstaa-ten werden im Zeitverlauf auf etwaige Un-gleichgewichte hin untersucht. Die Ergeb-nisse werden alljährlich im November vonder Kommission im Warnmechanismus-Be-richt veröffentlicht. In diesem Bericht wirdermittelt, welche Mitgliedsstaaten im Rah-men einer vertieften Prüfung eingehenderuntersucht werden müssen.

Die Kommission unterzieht die im Warn-mechanismus-Bericht genannten Mitglieds-staaten einer vertieften Prüfung, um die Ak-kumulierung und den Rückgang von Un-gleichgewichten und die damit verbundenenRisiken für Wachstum, Beschäftigung undFinanzstabilität genauer zu untersuchen. DieErgebnisse der vertieften Prüfungen werdenim Frühjahr veröffentlicht und geben Auf-schluß darüber, ob Ungleichgewichte odergar übermäßige Ungleichgewichte bestehen.Diese Analysen fließen Ende Mai oder An-fang Juni in die länderspezifischen Empfeh-lungen ein. http://ec.europa.eu/index_de.htm

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Europa

Wirtschaftsreformen und Mehrwertsteuer

Die Europäische Kommission bei ihrer wöchentlichen Sitzung in Brüssel am 24. Februar

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Seit Jahresbeginn sind die globalen Kon-junkturrisiken gestiegen. Verluste an den

internationalen Aktienbörsen, die wirtschaft-liche Abkühlung in wichtigen aufstrebendenVolkswirtschaften wie China und politischeKrisenherde – allen voran der Bürgerkrieg inSyrien – nähren die Sorgen um eine Dämp-fung der weltwirtschaftlichen Entwicklung.Diesem ungünstigen außenwirtschaftlichenUmfeld wirken im ersten Halbjahr 2016jedoch starke inländische Konjunkturimpulseentgegen. Die öffentlichen Ausgaben im Zu-sammenhang mit dem Zustrom von Flücht-lingen wirken kurzfristig ebenso wachstums-fördernd wie die Entlastung der privatenHaushalte im Zuge der mit Jahresbeginn inKraft getretenen Steuerreform. Noch solltendiese Sonderfaktoren stark genug sein, umim ersten Halbjahr ein vergleichsweises ro-bustes Wachstum der österreichischen Wirt-schaft zu ermöglichen. Die OesterreichischeNationalbank (OeNB) erwartet daher imRahmen ihrer vierteljährlichen Kurzfristpro-gnose für das erste und zweite Quartal 2016ein Wachstum des realen BIP von jeweils+0,5 % (saison- und arbeitstägig bereinigt,Trend-Konjunktur-Komponente, gegenüberdem Vorquartal).

Die Prognose für das erste Quartal wurdezwar gegenüber der letzten Veröffentlichungim November unverändert gelassen, die Ab-wärtsrisiken haben sich in den letzten Wo-chen jedoch deutlich erhöht.

Zu Jahresbeginn haben Verluste an deninternationalen Aktienmärkten zu einer zu-nehmenden Verunsicherung beigetragen.Gleichzeitig sind die Rohstoffpreise weitergesunken. Während angebotsseitige Preis-rückgänge grundsätzlich das Wachstum derWeltwirtschaft stützen, ist die aktuelle Ent-wicklung zumindest teilweise der geringenNachfrage in wichtigen Märkten geschuldetund daher eher als ein Krisensignal zu inter-pretieren. Insbesondere der Energiebedarf dergrößten aufstrebenden Volkswirtschaft, Chi-na, ist konjunkturbedingt zurückgegangen.Chinas Wirtschaft wuchs 2015 um 6,9 %, derniedrigste Wert seit 25 Jahren. Das Wachs-tumsziel für 2016 wurde auf 6,5 % zurück-genommen.

Die Auswirkungen dieser Entwicklungenauf die Industrieländer sind aktuell noch ge-ring. Das Wachstum in den USA kühlte sichzwar im vierten Quartal des Vorjahres in Fol-ge der Aufwertung des US-Dollar ab, dieAussichten für 2016 sind aber aufgrund einerintakten Binnenkonjunktur weiterhin positiv.Der Euroraum ist 2015 auf einen moderatenWachstumspfad eingeschwenkt. Im viertenQuartal wuchs die Euroraumwirtschaft um0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Deutlichstärker ist die wirtschaftliche Dynamik zur-zeit in Osteuropa, wo das BIP in den meistenLändern im vierten Quartal um rund 1 % zu-legen konnte. Von dieser Entwicklung kannauch die österreichische Exportwirtschaftprofitieren. Gemäß den jüngsten Ergebnis-sen des OeNB-Exportindikators haben Ös-terreichs Unternehmen 2015 um knapp 3 %mehr Güter im Ausland abgesetzt als nochim Jahr zuvor. Die verfügbaren Vorlaufindi-katoren wie LKW-Fahrleistungsdaten oderdie Exportauftragseingänge lassen eine Fort-setzung des Wachstumskurses im erstenQuartal 2016 erwarten, auch wenn die Dyna-mik angesichts der skizzierten Unsicherhei-ten verhalten bleiben wird.

Stärkere positive Impulse werden in derersten Jahreshälfte 2016 aber von der In-landsnachfrage erwartet. Die Investitions-konjunktur hat sich, getragen von den kon-junkturreagiblen Ausrüstungsinvestitionen,

bereits 2015 verbessert. Hinzu kommt, daßder Konsum in der ersten Jahreshälfte 2016von zwei Sondereffekten gestützt wird. DieAusgaben für Flüchtlinge wirken wie eindefizitfinanziertes Konjunkturprogramm undschlagen sich insbesondere in höheren öf-fentlichen Konsumausgaben nieder. Darüberhinaus ist mit Jahresbeginn die im Frühjahr2015 beschlossene Steuerreform in Kraftgetreten, die zu einer spürbaren Entlastungder privaten Haushalte und zu einer Bele-bung des privaten Konsums führt. Diese bei-den Sondereffekte werden in den ersten zweiQuartalen des Jahres 2016 jeweils 0,2 Pro-zentpunkte zum Wachstum beitragen. InFolge wird sich das Wirtschaftswachstumvon 0,3 % im vierten Quartal 2015 auf je-weils 0,5 % in den beiden ersten Quartalendes Jahres 2016 beschleunigen. Klammertman die Sondereffekte aus, verbleibt jedocheine nur moderate konjunkturelle Grunddy-namik, die beträchtlichen Risiken unterliegt.

Als Zentralbank der Republik Österreichund Teil des Eurosystems erfüllt die Oester-reichische Nationalbank folgende Kern-aufgaben unter Mitwirkung in internationa-len Organisationen und begleitet von umfas-senden Kommunikationsaktivitäten für dieÖffentlichkeit: Geldpolitik, Finanzmarktsta-bilität, Bargeld, Statistik und Zahlungsver-kehr http://www.oenb.at

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Wirtschaft

Österreichs Wirtschaft im Spannungsfeld…

…zwischen Konjunkturimpulsen und außenwirtschaftlichen Risiken – Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Februar 2016

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Wirtschaft

Die moderate Verbesserung der Konjunk-turstimmung in Österreich hat über den

Jahreswechsel hinaus angehalten. „Der BankAustria Konjunkturindikator ist im Jännerleicht auf 0,1 Punkte gestiegen. Erstmals seitSeptember steht damit wieder ein kleinesPlus vor dem Wert. Damit zeigt sich, daß diejüngsten Turbulenzen auf den Finanzmärk-ten und die Sorgen um die internationaleKonjunktur Österreichs Wirtschaft keinenEinbruch beschert haben, auch wenn sienoch nicht aus der Stagnation herausgekom-men ist“, meint Bank Austria ChefökonomStefan Bruckbauer. Nach der schwachenEntwicklung in der zweiten Jahreshälfte2015 zeichnet sich eine Aufhellung der Kon-junktur in Österreich ab. „ Das Wirtschafts-wachstum wird sich beleben. Mit der gutenStimmung in der Industrie sowie den spür-baren Impulsen durch die Steuerreform imRücken wird die heimische Wirtschaft imersten Quartal 2016 eine positive Entwick-lung nehmen“, ist Bruckbauer zuversicht-lich.

Drei Faktoren sorgen 2016 für Rückenwind

Die Ökonomen der Bank Austria rechnenfür 2016 mit einem gegenüber 2015 stärke-ren Wachstum der österreichischen Wirt-schaft getragen von drei Faktoren: Die Steuer-reform und der niedrig bleibende Ölpreis

stärken die Inlandsnachfrage. Der unterbe-wertete Euro sorgt weiterhin für Vorteile fürdie Exportwirtschaft. Der Rückenwind durchdie beiden letztgenannten Faktoren wird imJahresverlauf jedoch allmählich etwas schwä-cher werden: So spricht die Verbesserung dereuropäischen Wirtschaft für eine leichteStärkung des Euros gegenüber dem US-Dol-lar und auch der Ölpreis sollte in der zweitenJahreshälfte aufgrund geänderten Angebots-bzw. Nachfrageverhältnissen zumindest et-was nach oben tendieren. „In der erstenHälfte wird die österreichische Wirtschaft

den Konjunkturhöhepunkt, also die stärksteWachstumsphase des Jahres 2016, erreichen.Der Rückenwind durch den niedrigen Öl-preis und den Euro-Wechselkurs wird nach-lassen und somit die Wachstumsdynamik indas Jahr 2017 hinein etwas verlangsamen.Insgesamt erwarten wir für beide Jahre einWirtschaftswachstum von jeweils 1,5 Pro-zent“, so Bruckbauer. Damit wird das Wirt-schaftswachstum in Österreich den Vorjah-reswert von 0,9 Prozent übertreffen. „DerWachstumsrückstand Österreichs gegenüberdem Euroraum und Deutschland wird 2016

Verhaltener Start ins Jahr……aber trotz Finanzmarktturbulenzen und internationaler Konjunktursorgen kein

Einbruch – Nach enttäuschendem Schlußquartal 2015: Mehr Wachstum zuJahresbeginn dank Rückenwind durch Ölpreis, Wechselkurs und Steuerreform

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Bank Austria Konjunkturindikator Österreich

BIP(real; Veränderung zumVorjahr in%) Bank Austria Konjunkturindikator

Quelle: Statistik Austria, Wifo, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria, eigene Berechnungen

Österreich Konjukturprognose2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Prognose

Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,9 2,8 0,8 0,3 0,4 0,9 1,5 1,5

Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,0 1,3 0,6 0,1 0,0 0,4 1,0 1,0

Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) -2,1 6,7 1,3 -0,3 -0,2 0,3 2,8 3,2

Inflationsrate (Vdg. z. Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 1,4 1,9

Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,5 9,5

Beschäftigung (Vdg. z. Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 1,0 1,1 0,9

Öffentlicher Haushaltssaldo (in % des BIP) -4,4 -2,6 -2,2 -1,3 -2,7 -1,3 -1,7 -1,3

Öffentliche Verschuldung (in % des BIP) 82,3 82,1 81,6 80,8 84,2 85,5 84,7 83,2

*) Bruttoanlageinvestitionen, **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und SchulungenQuelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

und 2017 nach unserer Einschätzung – ge-stützt auf den Sondereffekt Steuerreform –verschwinden“, erwartet Bank Austria Öko-nom Walter Pudschedl.

Internationale Konjunktur-risiken sind überzeichnet

Die Sorgen um die Konjunkturentwick-lung in den Schwellenländern haben in denvergangenen Monaten zugenommen undTurbulenzen auf den Finanzmärkten ausge-löst. Neben externen Belastungen wie demBeginn des Zinsanhebungszyklus in denUSA durch die Fed und den niedrigen Roh-stoffpreisen stehen einige Schwellenländerauch vor binnenwirtschaftlichen Herausfor-derungen bzw. strukturellen Schwächen. Be-sondere Aufmerksamkeit gilt dem Umbauder chinesischen Wirtschaft zu einem lang-

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Dez.98 1,9 2,5Dez.99 4,9 4,0Dez.00 2,8 4,0Dez.01 0,5 1,8Dez.02 0,8 2,6Dez.03 1,7 2,1Dez.04 1,8 2,5Dez.05 3,7 2,3Dez.06 4,4 4,2Dez.07 2,7 3,6Dez.08 -1,1 -1,5Dez.09 -0,2 0,2Dez.10 2,6 3,8Mär.11 5,8 4,0Jun.11 3,7 3,3Sep.11 2,4 0,7Dez.11 0,7 -0,2Mär.12 1,3 0,5Jun.12 0,2 0,3Sep.12 0,5 -1,1Dez.12 1,6 -0,5Mär.13 -0,5 0,7Jun.13 0,0 0,0Sep.13 0,4 0,9Dez.13 0,9 0,9Mär.14 0,5 1,0Jun.14 0,6 0,8Sep.14 0,3 -0,1Dez.14 -0,1 -0,2Mär.15 0,3 0,4Apr.15 0,2Mai.15 0,3Jun.15 0,1Sep.15 1,0 0,1Dez.15 1,1 0,0Jän.16 0,1Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

Bank AustriaKonjunktur-

Indikator

BIP realVeränderungzum Vorjahr

fristig nachhaltigeren Wachstumsmodell.Dieser ist zwar mit einem sich abschwä-chenden Wachstumstrend verbunden, deraber im Jahr 2016 mit einem Plus von über6 Prozent nach wie vor sehr gute Aussichtenbietet. Darüber hinaus werden einige Schwel-lenländer, wie z.B. Rußland oder Brasilienim Jahresverlauf 2016 voraussichtlich ausder Rezession herausfinden. Und viele ande-re Schwellenländer, wie zum Beispiel Indien,sind von den erwähnten Risiken nicht betrof-fen und werden ihren Wachstumskurs nochdynamischer fortsetzen. „Den jüngsten Tur-bulenzen auf den Finanzmärkten zum Trotzzeigen die bisher verfügbaren realwirtschaft-lichen Daten keine Ansteckung der Euro-zone oder Österreichs durch die Probleme inden Schwellenländern an. Auch werden vonden Schwellenländern weiterhin keine ernst-haften Belastungen für die Industrieländerausgehen. Die Sorgen um die internationaleKonjunktur sind unserer Ansicht nach über-trieben, zumal die Herausforderungen durchdie niedrigen Rohstoffpreise im Jahresver-lauf abnehmen werden und auch das Risikoeiner zu aggressiven US-Geldpolitik niedrigist“, faßt Pudschedl zusammen.

EZB wird nochmals nachlegenAngesichts der gestiegenen Risikoaver-

sion an den Finanzmärkten und vor allemaufgrund des Verfalls des Ölpreises, der dieInflationsaussichten für den Euroraum weitunter den Zielwert drückt, ist mit einer noch-maligen Lockerung der Geldpolitik durchdie EZB zu rechnen.

Neben der Ankündigung einer weiterenSenkung des Einlagenzinssatzes im Märzum mindestens 10 Basispunkte ist auch eineAnpassungen des Anleihekaufprogrammsmöglich. Angesichts der niedrigen Inflationmuß die EZB handeln. Ob sich eine erneuteSenkung der Zinsen tiefer in den negativenBereich aber tatsächlich dazu eignet, positi-ve Konjunktureffekte zu erzeugen, ist frag-lich.

„Angesichts des Wettlaufs der Zinsennach unten stellt sich die Frage, ob damit tat-sächlich eine Abschwächung des Euros er-reicht werden kann?“, so Bruckbauer undergänzt: „ Es ist offen, ob die Kosten und dieVerunsicherung durch negative Zinsen nichtinzwischen die positiven Effekte aufwie-gen.“ http://bankaustria.at

34 % glauben an wirtschaftlichenAufwärtstrend 2016

Eine im Auftrag der Erste Bank durchge-führte Integral Umfrage zeigt, daß 79 %

der ÖsterreichInnen in den kommenden 12Monaten Geld in unterschiedlichen Produk-ten anlegen wollen. Es geht dabei durch-schnittlich um einen Betrag von 4700 Euro.Das sind 400 Euro weniger als genau voreinem Jahr. Zu den beliebtesten Sparformenzählen weiterhin zwei Klassiker, denen dieÖsterreicher wohl immer treu bleiben wer-den. 58 % (-3) nutzen ein Sparbuch, unver-änderte 53 % einen Bausparvertrag. Eine Le-bensversicherung wollen 35 % (-3), deutlichweniger wollen in eine private Pensionsvor-sorge investieren, nur 28 % (-8) geben an, imkommenden Jahr so etwas abzuschließen.Die Geldanlangen in Wertpapiere sind imVergleich zum Vergleichsquartal aus demJahr 2014 mit 24 % unverändert geblieben.Immobilien (15 %) sowie Gold (10 %) ha-ben um einen Prozentpunkt verloren, Aktienhingegen konnten mit 11 % leicht zulegen(+1). Jeder Fünfte plant heuer keine Geld-anlage.

33 % (+2) der ÖsterreicherInnen, groß-teils Personen zwischen 30 und 49 Jahren,planen in den nächsten Monaten eine größe-

re Anschaffung zu tätigen. 84 % (+5) möch-ten diese über eigene Ersparnisse finanzie-ren. Für 17 % (+3) ist die Aufnahme einesBankkredits oder Bauspardarlehens die Fi-nanzierungsmöglichkeit ihrer Wahl. Die an-gestrebte Kreditsumme fällt mit 61.000 Euroim Vergleich geringer aus und hat somit um18 % abgenommen. 6 % (-2), finanzierensich neue Anschaffungen über den engenBekanntenkreis. 34 % der ÖsterreicherInnenglauben 2016 an eine Verbesserung der wirt-schaftlichen Lage, 62 % glauben daß esheuer nicht besser wird als im Vorjahr.

Vor zwei Jahren war der Trend noch posi-tiver: da waren noch 40 % von einer Verbes-serung der Wirtschaft überzeugt, nur 51 %glaubten damals daß es im Folgejahr 2014besser wird. Laut aktueller Erste-Prognosewird das BIP in Österreich heuer um 1,7 %wachsen und liegt somit etwa im Ausmaßdessen, was für die Eurozone erwartet wird.

Integral hat 1000 ÖsterreicherInnen (re-präsentativ für die österreichische Bevölke-rung ab 14 Jahren) mittels telefonischen In-terviews nach ihren geplanten Spar- undAnlageformen sowie ihrem Finanzierungs-bedarf gefragt.

Die heimische Tourismusbranche hat dieerste Hälfte der laufenden Wintersaison

mit neuen Rekorden abgeschlossen. „UnserWintertourismus bleibt auf der Überholspur.Sowohl bei den Nächtigungen als auch beider Gästezahl sind neue Höchstwerte er-reicht worden“, sagte Wirtschafts- und Tou-rismusminister Reinhold Mitterlehner am26. Februar zu den soeben veröffentlichtenZahlen der Statistik Austria. „Abgerechnetwird am Schluß, aber ein gut gebuchter Fe-bruar und frühe Ostern lassen aus heutigerSicht ein gutes Gesamtergebnis erwarten“,rechnet Mitterlehner mit einer positiven Sai-sonbilanz.

„Frühlingshafte Temperaturen und wenigSchnee waren und sind für die Branche einegroße Herausforderung, die sie aber bishergut bewältigen konnte“, hebt Mitterlehnerdie Leistung der UnternehmerInnen und ihrerMitarbeiterInnen hervor. „Unsere Gäste schät-zen sowohl die klassischen Angebote derWintersportdestinationen als auch die Ur-

laubsmöglichkeiten abseits der Pisten“, soMitterlehner. Zum positiven Ergebnis habendie inländischen Gäste bisher stark beigetra-gen. Die Steigerung ihrer Nächtigungen um3,4 % auf 7,1 Millionen macht den leichtenRückgang bei Gästen aus anderen Ländernwett. 11,6 Millionen Nächtigungen gehenauf das Konto deutscher Gäste, deren An-sturm wieder besonders groß war.

„Auf Basis dieser guten Halbzeit-Bilanzkönnen wir Anfang März bei der BerlinerITB, der weltweit größten Tourismusmesse,wieder selbstbewußt für Urlaub in Österreichwerben“, betonte Mitterlehner.

29,3 Mio. Nächtigungen und 8,5 Mio. Gäste

Zum zweiten Mal in Folge wurden in derersten Hälfte der laufenden Wintersaison2015/16 (November 2015 bis Jänner 2016)mehr als 8 Mio. Ankünfte sowie mehr als 29Mio. Nächtigungen in österreichischen Be-herbergungsbetrieben registriert. Laut vor-

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Wirtschaft

Wintertourismus bleibt auf der Überholspur

Wirtschafts- und Tourismusminister: Neue Rekorde bei Ankünften und Nächtigungenzur Winterhalbzeit – Über Gesamtergebnis entscheiden Februar und Ostern

WirtschaftsministerReinhold Mitterlehner

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Wirtschaftläufigen Ergebnissen von Statistik Austriastieg die Zahl der Nächtigungen um 0,6 %auf 29,25 Mio., jene der Ankünfte um 2,7 %auf 8,54 Mio. Damit wurden sowohl bei derZahl der Ankünfte als auch bei jener derNächtigungen für die erste Winterhälfte neueHöchstwerte erreicht.

Die Nächtigungszahl ausländischer Gästenahm – bedingt durch das rückläufige De-zemberergebnis (-4,5 %) – um 0,3 % auf22,10 Mio. leicht ab, während jene der inlän-dischen Gäste um 3,4 % auf 7,14 Mio. stieg,womit der Gesamtzuwachs in der laufendenWintersaison vorwiegend von inländischenGästen getragen wurde (Dezember 2015:+2,7 %). Trotz Zuwächsen beim wichtigstenausländischen Herkunftsmarkt Deutschland(+1,2 % auf 11,55 Mio.) waren andere großeausländische Märkte rückläufig: Niederlan-de (-1,2 %), Schweiz und Lichtenstein (-7,4 %) sowie Polen (-9,5 %). Am deutlich-sten fiel der Rückgang jedoch mit 31,7 %(193.000) beim Herkunftsmarkt Rußlandaus.

Betrachtet nach Unterkunftskategorien ent-wickelte sich die Zahl der Nächtigungen be-sonders in der 5-/4-Stern Kategorie (+1,5 %)und den gewerblichen Ferienwohnungen(+3,2 %) überdurchschnittlich.

Jänner 2016: Nächtigungs-zunahme auf 14,2 Mio.

Im Monat Jänner, in dem durchschnittlichmehr als ein Fünftel der Winternächtigungenstattfinden, stiegen diesjährig sowohl dieZahl der Ankünfte als auch jene der Nächti-gungen. Mit insgesamt 14,16 Mio. wurde dieZahl der Nächtigungen im Vergleich zumVorjahresmonat um 1,8 % übertroffen, lagjedoch um 3,6 % unter dem Jännerrekorddes Jahres 2012. Die Zahl der Ankünfte stiegmit +4,3% auf ein neues Höchstniveau von3,59 Mio. und hat sich somit seit Jänner 1990(1,60 Mio. Ankünfte) mehr als verdoppelt.

Die Inländernächtigungen legten um5,3 % auf 2,84 Mio. zu. Die Nächtigungs-zunahme der deutschen Gäste um 6,3 %(+377.800) auf 6,37 Mio. konnte die hohenRückgänge vor allem der russischen Gäste (-29,8 % oder -117.200 Nächtigungen) bzw.jene der Gäste aus der Schweiz (-20,0 %oder -101.500 Nächtigungen; Verschiebungder Sportwochen vom Jänner in den Feber)kompensieren.

Detaillierte Ergebnisse auf Bundesländer-ebene bzw. weitere Informationen zur Beher-bergungsstatistik finden Sie auf der Webseiteder Statistik Austria. http://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/tourismus/beherbergung/ankuenfte_naechtigungen/index.html

Einzelhandels-Jahresbilanz 2015zeigt ein Bild von Licht und Schatten

Die im Auftrag der Bundesparte Handelin der Wirtschaftskammer Österreich

durchgeführte Konjunkturbeobachtung imEinzelhandel zeigt für das Jahr 2015 einenleichten Aufwärtstrend: 2015 bringt demHandel ein Umsatzplus von nominell 1,4 %.Die Dynamik im Internet-Einzelhandel ver-stärkt das konjunkturelle Wachstum im ge-samten Einzelhandel. Rechnet man zur no-minellen Umsatzsteigerung im stationärenEinzelhandel 2015 (+1,1 %) den Anstieg imInternet-Einzelhandel (+7 %) hinzu, liegtdas nominelle Umsatzplus gesamt bei 1,4 %.

„Allerdings: Wo Licht ist, da ist auchSchatten“, so Peter Buchmüller, Obmann derBundessparte Handel der Wirtschaftskam-mer Österreich (WKÖ) vor Journalisten.„Denn das nominelle Umsatzplus kommtreal nicht immer an.“ Real betrug derZuwachs im Einzelhandel im abgelaufenenJahr 0,6 %. Insgesamt betrug 2015 der Um-satz im stationären und Internet-Einzelhan-del 69,6 Milliarden Euro. Das geht aus deraktuellen Konjunkturbeobachtung der KMUForschung Austria hervor, die auf den Datenvon mehr als 4500 Geschäften basiert.

Branchensieger 2015 ist mit deutlichemAbstand der Lebensmitteleinzelhandel: DieBranche hat über alle Quartale hinweg deut-liche Umsatzzuwächse erzielen können undführt in drei von vier Quartalen 2015 dasBranchenranking an. Der Lebensmittelein-zelhandel ist damit als umsatzstärkste Bran-che hauptverantwortlich für den konjunktu-rellen Aufwärtstrend des österreichischenEinzelhandels. Überdurchschnittlich gut hatsich im Jahr 2015 auch der Spielwarenein-zelhandel entwickelt.

Demgegenüber ist der Einzelhandel mitElektrogeräten, Computern und Fotoartikelnin fast allen Monaten sowie im Weihnachts-geschäft von Umsatzrückgängen gekenn-zeichnet.

Vergleichsweise schwach ist die Umsatz-entwicklung 2015 auch im Schuh- und Be-kleidungseinzelhandel ausgefallen. Im Um-satzergebnis zeigt sich die starke Wetterab-hängigkeit der modischen Branchen, die imVorjahr oftmals mit einer nicht jahreszeitge-mäßen Witterung konfrontiert waren.

Weiter steigende Beschäftigten-zahlen im Einzelhandel

Im Jahresdurchschnitt 2015 sind im ös-terreichischen Einzelhandel etwa 327.600

unselbständig Beschäftigte tätig. Gegenüberdem Vorjahr ist damit die Zahl der Einzel-handelsmitarbeiterInnen um 0,4 % – dassind 1500 Beschäftigte – gewachsen. „Damitwird der Handel ein weiteres Mal seiner Rol-le als einer der größten Arbeitgeber in unse-rem Land gerecht“, unterstreicht Handels-obmann Buchmüller. Die Anzahl der Teil-zeitbeschäftigten im Einzelhandel in Öster-reich beträgt derzeit knapp über 47 %.

Umsatzwachstum auch im öster-reichischen in Internet-Einzelhandel

Die dynamische Konjunkturentwicklungim österreichischen Internet-Einzelhandelsetzt sich weiter fort. Das bedeutet auch für2015 ein Umsatzwachstum: Wie im Jahr 2014verzeichnet der österreichische Internet-Ein-zelhandel einen Zuwachs von 7 %. In Sum-me steigt der Jahresumsatz im österreichi-schen Internet-Einzelhandel 2015 um rund200 Millionen auf rund 3,3 Milliarden Euround erzielt damit 5 % des gesamten Einzel-handelsvolumens in Österreich.

Weihnachtsgeschäft 2015 leicht über dem Jahr davor

Die Stabilität im stationären Einzelhandelund die Dynamik im Internet-Einzelhandelsichern im gesamten Weihnachtsgeschäft2015 ein leichtes Umsatzplus von nominell0,5 %. Die Prognose aus der Zwischenbilanznach dem 3. Einkaufssamstag bestätigt sichsomit. Die Weihnachtsumsätze im Einzelhan-del steigen damit insgesamt um 8 Millionenauf rund 1,625 Milliarden Euro, was 2,3 %des Jahresumsatzes entspricht.

Ausblick: Einzelhandel erwartet großteils stabile Geschäftsentwicklung

Gefragt nach der Einschätzung für 2016,erwartet ein Großteil der heimischen Ein-zelhandlerInnen (76 %) laut Konjunktur-erhebung der KMU Forschung Austria füreinen stabilen Geschäftsverlauf. Weitersrechnen 10 % mit einer Verbesserung, 14 %mit einer Verschlechterung.

Von zentraler Bedeutung für den Ein-zelhandel wird die Entwicklung der privatenKonsumausgaben sein. 2016 sollen die Kon-sumausgaben der privaten Haushalte lautWIFO erstmals seit Jahren wieder deutlichzunehmen. Es bleibt jedoch abzuwarten wiesich dies auf den österreichischen Einzelhan-del auswirken wird.

Einen neuen Rekord an Immobilien-Verkäufen hat der Immobilienmarkt in

Österreich im Jahr 2015 gebracht. Die end-gültigen Zahlen wird der RE/MAX ImmoSpiegel im März 2016 präsentieren. Eineskann man aber bereits vorwegnehmen: 2015wurde erstmals die Grenze von 100.000Immobilien-Verkäufen pro Jahr deutlichdurchbrochen.

„Das steigende Immobilienangebot imJahr 2015, die weiterhin gute Nachfrage, dieweitgehend stagnierenden Preise, das histo-risch niedrige Zinsniveau sowie die Steuer-reform – all diese Einflußfaktoren haben da-zu geführt, daß heuer der Immobilienmarktso gut florierte wie nie zuvor“, so BernhardReikersdorfer, MBA, Geschäftsführer vonRE/MAX Austria.

RE/MAX: 2015 erfolgreichstes JahrRE/MAX, die Nummer 1 in der Immobi-

lienvermittlung in Österreich, hat das Re-kordergebnis des Vorjahres nochmals um+4% übertroffen.

„In Zeiten wie diesen ist es nicht selbst-verständlich, sich über Umsatzsteigerungenfreuen zu dürfen, schon gar nicht nach einerRekordsteigerungsrate von über +17 % imJahr 2014. Die starke Marke, die flächen-deckende Präsenz und vor allem die im RE/MAX-Netzwerk gelebten Werte wie Trans-parenz, permanente Weiterbildung und Ko-operation, sind für diese stetige Aufwärts-entwicklung seit dem Start 1999 verantwort-lich“, freut sich Reikersdorfer über den wei-teren Ausbau der Marktführerschaft. „Auf-grund der aktuell vorherrschenden Marktbe-dingungen wird es 2016 notwendig sein, dieAnzahl der MaklerInnen im RE/MAX-Netz-werk deutlich zu erhöhen, um das vorhande-ne Markt-Potential auch ausschöpfen zukönnen.“

Gewerbeimmobilien 2016 vermehrt im Fokus

Die deutlichsten Umsatzsteigerungen imRE/MAX-Netzwerk gab es 2015 in den Bun-desländern Burgenland (+51,7 %), Vorarlberg

(+38,0 %), Niederösterreich und Wien (je-weils +11,8 %), Tirol (+11,0 %). Die Bun-desländer Steiermark, Oberösterreich, Kärn-ten und Salzburg lagen im Jahr 2015 unterdem Österreich-Schnitt.

Für das Jahr 2016 hat RE/MAX dieneuen Ziele bereits definiert: Neben der Er-weiterung des Standort-Netzwerkes undeiner weiteren Steigerung der Marktanteilebei Wohnimmobilien steht im kommendenJahr besonders die Verstärkung der Immo-bilienvermittlung für gewerbliche Kun-dInnen im Fokus. „Wir haben uns in diesemBereich in den letzten Jahren sehr gut ent-wickelt, für die RE/MAX-Organisation gibtes aber aufgrund der einzigartigen öster-reichweiten Präsenz noch enormes Potentialund das wollen wir nutzen“, erläutert Rei-kersdorfer.

Prognose 2016: Das Karussell wirdsich noch ein wenig schneller drehen

Die 520 RE/MAX-ExpertInnen erwartenfür 2016 weitere, wenngleich nur geringfü-gige Anstiege bei Angebot und Nachfrage:+2,1 % mehr Immobilien-Suchende und

+2,5 % mehr Häuser, Wohnungen undGrundstücke am Markt. Das sollte einenminimalen Preisanstieg von +0,6 % mit sichbringen.

„Je nach Gegend, Ortsgröße, Immobilien-typ und Preissegment laufen die Entwick-lungen leicht unterschiedlich, darum habenwir die 17 wichtigsten Kombinationen aus La-ge und Immobilien-Typ separat nach Ange-bot, Nachfrage, Preis und Bundesland analy-siert“, erklärt Anton E. Nenning, RE/MAXAustria Managing Director, „aber im Großenund Ganzen erwartet RE/MAX Austria einePhase der Beruhigung und der gesteigertenZuversicht auf allerhöchstem Niveau, wennnicht wieder eine Steuerreform oder ein an-derer unvorhergesehener und schwerwiegen-der Störfaktor auf uns zukommt.“

Trends differieren in unter-schiedlichen Preissegmenten

Im oberen Preissegment sinkt die Immo-bilien-Nachfrage um -3,7 %, das Angebotsteigt leicht mit +1,0 % und der Immobilien-Preis sinkt um -2,3 %. „Die Prognose für diegehobene Preisklasse ist pessimistischer als

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Immobilienmarkt: 2016 wird ein gutes Jahr

Der RE/MAX-Immobilien-Zukunfts-Index sagt in Österreich für 2016 ein größeresImmobilienangebot, eine leicht steigende Nachfrage und in Summe konstante

Preise voraus.

v.l.: Bernhard Reikersdorfer, MBA (Geschäftsführung RE/MAX Austria) und AntonNenning (Managing Director RE/MAX Austria)

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für den mittleren und unteren Preisbereich,aber optimistischer als sie für 2015 war“,erläutert Nenning.

Im mittleren Preissegment steigt dieImmobilien-Nachfrage mit +2,3 % und istdamit um über 2 Prozentpunkte über der Vor-jahreserwartung. Das Immobilien-Angebotim Mittelpreis-Segment steigt um +2,2 %und liegt damit knapp über der Vorjahres-erwartung. Die Preise im mittleren Segmentwerden um +0,7 % anziehen. Damit ist derPreistrend im Mittelpreis-Segment um 2,5Prozentpunkte fester als in der Vorjahres-erwartung.

Im unteren Immobilien-Preissegmentzieht die Nachfrage spürbar um +6,8 % an.Das ist ein weiterer Prozentpunkt mehr alsfür 2015. Das Angebot im unteren Segmentsoll um +1,6 % steigen. Die Preiserwartun-gen liegen aber angesichts der Nachfrage nurbei +2,4 %, wieder 2 Prozentpunkte überjenen für 2015.

„Der Markt für wirklich hochwertige undhochpreisige Immobilien wird 2016 – sofernes sich nicht um ausgesprochene Luxusim-mobilien handelt – weiterhin schwierig blei-ben. Hingegen ist im unteren Immobilien-Preissegment viel Nachfrage, aber viel zuwenig Angebot vorhanden. Daher werdengenau in diesem Bereich weiterhin die Preiseleicht anziehen, mit allen sozialen Konse-quenzen“, leitet Nenning ab.

Lage und Objekttyp entscheiden –Mietwohnungen in Top-Lagen: größteNachfrage, aber schwächer als zuvor

Für 2016 erwarten die RE/MAX-Immo-bilien-ExpertInnen die größte Nachfrage –wie in den Vorjahren – bei den Mietwoh-nungen in zentraler Lage mit +7 %. Das istmehr als bei allen anderen Immobilientypen,aber nahezu gleichauf wie im Vorjahr.

Das Mietwohnungs-Angebot wird in zen-tralen Lagen um +1,7 % und die frei zu ver-einbarenden Mietzinse um +3,9 % steigen,etwas mehr als 2015, aber geringer als 2014.

Eigentumswohnungen in Top-Lagen:mehr Wert-Zuwachs

Bei Eigentumswohnungen in zentralenLagen steigt die Nachfrage um +5,8 %; diesist geringfügig mehr als für 2015. Das An-gebot zentral gelegener Eigentumswohnun-gen wächst um +0,8 %. Das ist erheblichweniger, als nachgefragt wird, und der Zu-wachs liegt unter dem Niveau von 2015,gleichauf mit 2014. Damit fällt die Erwar-tung eines Preisanstieges für Eigentumswoh-nungen in bester Lage mit +4,4 % höher aus

als noch für 2015 (damals +2,5 %), aber dochgeringer als für 2014. Diese klassisch ge-suchten Eigentumswohnungen in innerstäd-tischen Lagen werden damit auch die höch-sten Wertsteigerungen aller Immobilien-Kategorien zu verzeichnen haben.

Mietwohnungen am Stadtrand im Plus und am Land im Minus

Mietwohnungen am Stadtrand liegennoch im Aufwärtstrend. Sie werden um+1,9 % geringfügig stärker nachgefragt als2014. Auch das Angebot an Mietwohnungenwächst am Stadtrand um +1,9 % und damitsoll der Mietzins für frei zu vereinbarendeMieten dort moderat um +1,0 % steigen.

Mietwohnungen in Landgemeinden kämp-fen traditionell mit einer schwächeren Nach-frage (-2,0 %), mehr Angebot (+0,4 %). Siebieten aber dafür mit -2,0 % fallende Miet-preise. Insgesamt stellen sich die Mietwoh-nungen in Landgemeinden aber für 2016trotzdem positiver dar als noch für 2015.

Eigentumswohnungen am Stadtrand und am Land: billiger

Für Eigentumswohnungen am Stadtrandwird noch eine steigende Nachfrage von+2,2 % erwartet. Das Wohnungsangebot fürEigentum wächst 2015 am Stadtrand um+1,3 %, der Preis für Eigentumswohnungensoll folgerichtig um +1,0 % steigen. Das be-

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deutet zu 2015 eine klare Trendumkehr, mög-licherweise, weil Wohnen in den Innenstäd-ten für viele nicht mehr leistbar ist.

Eigentumswohnungen in Landgemein-den werden 2016 weiter mit geringfügigweniger Nachfrage (-1,8 %) zu kämpfen ha-ben. Beim Angebot ist mit einem Plus von+0,5 % zu rechnen und der Eigentumswoh-nungspreis am Land wird dementsprechendum -2,4 % sinken. Im Vergleich zur Progno-se für 2015 scheint jene für 2016 erheblichpositiver. „Wer die Mehrjahresvergleicheübereinanderlegt sieht, daß Wohnungen amStadtrand und in Landgemeinden zuneh-mend an Attraktivität gewinnen. Die hohenPreise in den Innenstädten, die Verbesserun-gen im öffentlichen Verkehr und manch ver-besserte Anbindung an das hochrangige Stras-sennetz schlagen hier anscheinend schondurch“, meint Nenning.

Penthouses, Lofts und Maisonetten:wieder im Kommen

Penthouses, Lofts und Maisonetten, dietrendigen Luxus-Wohnformen der Stadt,haben nach Meinung der RE/MAX-Immo-bilien-Experten die Talsohle wieder über-wunden. Zwar sinken Nachfrage (-2,0 %)und Preis (-1,2 %) noch immer, aber bei wei-tem nicht mehr so stark wie 2015.

Einfamilienhäuser: es geht wieder aufwärts

Die Einfamilienhäuser am Stadtrand undam Land gewinnen an Attraktivität: DieNachfrage nach der Wunschimmobilie derÖsterreicherInnen wird mit +3,3 % signifi-

kant nach oben gehen und auch das Angebotsoll mit +1,3 % leicht steigen. Damit wirdder Preis für Einfamilienhäuser anziehen,die Erwartungshaltung der Experten liegt beieinem leichten Preisanstieg von +2,1 %.Dazu Nenning: „Der Markt für Einfamilien-häuser zeigt sich um 2 Prozentpunkte positi-ver als noch vor einem Jahr – das Angebotist knapp aber wächst und die gute Nach-frage von Eigennutzern ist weiterhin gege-ben.“

Baugrundstücke: sehr positivAuch Baugrundstücke strahlen in der

Gunst der Immobilienkäufer: Sie dürfen

2016 auf eine wesentliche Verstärkung derNachfrage hoffen (+3,7 %), das Angebot wirdleicht sinken (-1,1 %). Daher ist mit einemdeutlichen Preisanstieg für Baugrundstückevon +3,9 % zu rechnen, also mit doppelt soviel Zuwachs wie in der 2015er-Prognose.„Speziell Baugrundstücke ohne Bauver-pflichtung sind zwar sehr begehrt, aber nurselten am Markt“, erklärt Nenning.

Land- und forstwirtschaftlicheFlächen: moderat im Plus

Für Wiesen, Ackerland, Wald und Wein-gärten stehen die Vorzeichen geringfügiggünstiger als vor einem Jahr: Einer nahezukonstanten Nachfrage nach land- und forst-wirtschaftlichen Flächen (-0,2 %) steht einum -2,6 % reduziertes Angebot gegenüber.Die Preise für Agrar-Flächen werden voraus-sichtlich mit +1,0 % moderat steigen.

Wohnobjekte in Einzellagen und Wochenendhäuser: nur an Piste oder See

Geringe Bewegungen und Verbesserun-gen, wenngleich auf niedrigem Niveau, sindbei Wohnobjekten in Einzellage zu erwarten:+0,9 % bei der Nachfrage, +0,1 % beim An-gebot und beim Preis für Einzellagen-Im-mobilien ein leichtes Plus von +0,9 %.

„Der klassische Bauernhof in Südhang-Einzellage mit freiem Blick in die Alpen, derist nach wie vor heiß begehrt, oft gesuchtund höchst selten vorhanden“, so Nenning.

Ebenfalls konstant, nämlich konstantwenig begehrt, sind Wochenendhäuser:Minus 4,9 % in der Nachfrage und ein nahe-

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zu gleichbleibendes Angebot führen zu einerPreiserwartung für Wochenendhäuser von -3,5 %. „Aber selbst diese kleinen Refugienam Land, jahrelang als Wochenend-Rasen-mäh-Jobs geschmäht, werden um 2 Prozent-punkte positiver gesehen, als noch vor einemJahr. Das dürfte wohl weniger dem Elektro-Schaf-Roboter zuzuschreiben sein, die gabes schon vorher, sondern der generell besse-ren Immobilien-Stimmung. Auf Wochenend-Domizile in begehrten Ski- und Seeregionentrifft diese pessimistische Grundhaltung nichtzu, sie sind hoch im Kurs“, meint Nenning.

Stadt- und Zinshäuser: weiter verhalten, aber besser als 2015

Auch die klassischen Anlage-Immobilienim großen Stil, die Stadt- und Zinshäuser, er-warten für 2016 zwar keine besonderenHighlights, zeigen sich aber positiver als imVorjahr: Die Zinshaus-Nachfrage wird um+0,3 % anziehen und das Angebot um 1,8 %nachgeben. Das wird der Zinshauspreis mit+0,2 % spüren. Die Preiserwartung für Zins-häuser 2016 ist somit um +2,1 Prozent-punkte positiver als noch für das Jahr 2015.

Gewerbeimmobilien: gedämpfte Nachfrage

Der Gewerbe-Immobilienmarkt erholtsich auch im Jahr 2016 nicht wirklich: DieNachfrage-Erwartungen für alle Gewerbe-immobilien-Typen bleiben weiterhin gering:Sie liegen für 2016 beinahe gleich tief wieschon für 2015, nämlich zwischen -5,3 %und -5,6 %.

Betriebsgrundstücke

Das Angebot wird um -0,6 % leicht zu-rückgehen und der Preis für Bauland-Be-triebsgebiet um -2,8 % nachgeben. Zwar im-mer noch negative Vorzeichen, aber doch um1,9 Prozentpunkte freundlicher als ein Jahrzuvor. Betriebsgrundstücke sind die einzigeGewerbe-Kategorie, die ein leichtes positi-ves Lüfterl spürt.

Denn Betriebsgebäude, Geschäftslokaleund Handelsflächen verharren mit beinaheidentischen negativen Vorzeichen wie schondie Jahre zuvor: Bei Betriebsgebäuden wirddas Angebot um +1,7 % steigen und derPreis um -4,7 % sinken.

Geschäftslokale bzw. Handelsflächenkämpfen mit einem nach wie vor steigendenAngebot von +2,9 % und einem Preisrück-gang von -5,3 %. „Dies trifft vor allem aufRandlagen, ehemalige Handelsnebenstraßenohne echte Frequenz und gebrauchte Fach-marktflächen zu, denn diese können auf-

grund allzu spezifischer Planung oft nurschwer adaptiert und wieder vermietet wer-den. Anders die Top-Einkaufsstraßen undflorierende Shopping-Center mit hoher Fre-quenz, dort schwingt das Preispendel getrie-ben von Angebot und Nachfrage in die ande-re Richtung“, so Nenning.

Für freie Büroflächen wird das Angebotum +2,4 % zunehmen. Dies soll, wie bereitsim Jahr zuvor, aufgrund der bereits erwähn-ten schwachen Nachfrage eine Preiskorrek-tur von -5,2 % nach sich ziehen. „Wieder sindes vor allem ältere Büroflächen ohne entspre-chende Infrastruktur und ohne technischeAusstattungen, die schwer vermietbar sind.Dagegen punkten moderne Neubau-Büroge-bäude mit guter öffentlicher Verkehrsanbin-dung, einem energie-effizienten Konzept undpassendem, modernem Schnitt relativ leicht,ja sie werden sogar zu Image- und Status-symbolen, mit denen Unternehmen ihren Er-folg öffentlich demonstrieren“, so Nenning.

RE/MAX-Empfehlungen für 2016 lauten ähnlich wie für 2015

2016 wird ein gutes Jahr für Immobilien-käuferInnen und MieterInnen werden, dadas Immobilien-Angebot wieder breiterwird und generelle Preissteigerungen –nur im geringen Umfang – zu erwartensind. Beim noch immer historisch niedri-gen Zinsniveau gilt noch immer die Devi-se: „Kaufen statt mieten, lieber Darlehens-rückzahlung als ewige Mietenzahlung.“

In Hinblick auf die langfristige Pensions-entwicklung ist die Schaffung von Woh-nungseigentum ein wesentlicher Teil derPensionssicherung: Wer sich während sei-

ner Berufszeit rechtzeitig Wohn-Eigentumschafft, hat dann in der Pension erheblichmehr frei verfügbares Einkommen.

Der Traum von den eigenen vier Wändenläßt sich in jeder Form – egal ob Eigen-tumswohnung oder Mietwohnung, Rei-henhaus oder Einfamilienhaus – am bil-ligsten in Landgemeinden verwirklichen.Den Zahlen zufolge ist dieser Rat auchschon bei einigen Menschen angekom-men.

Wohnen am Stadtrand ist erheblich gün-stiger als eine Wohnung in der Stadt, egalob Kauf oder Miete.

Zinshäuser stehen weniger im Fokus derKunden als noch vor drei, vier Jahren. Siewerden aber die Preise halten.

Die Preise für land- und forstwirtschaftli-che Flächen, eine weiterhin durchaus be-gehrte und sichere Anlageform, legen mi-nimal zu.

Die aktuelle Marktsituation mit einemetwas größeren Angebot und einer etwasverstärkten Nachfrage bedeutet für Im-mobilienverkäufer, daß sich die Preisewieder stabiler präsentieren. Aus denPrognosezahlen an sich läßt sich momen-tan noch nicht schließen, ob dies ein Zwi-schenhoch oder eine kurze Verschnauf-pause vor weiteren Preissteigerungen ist.

MietinteressentInnen von Büro- bzw. Ge-schäftsflächen sind aufgrund der aktuel-len Marktsituation – mit wenigen Aus-nahmen – in einer durchaus guten Ver-handlungsposition.

Wer Ladenlokale oder Betriebsgebäudebesitzt und veräußern möchte, sollte auchÜberlegungen anstellen, welche anderen

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Nutzungsmöglichkeiten er dafür findenkann.

ImmoSpiegel: Die exaktesten Zahlen in der österr. Immobilienwirtschaft

Wie schon in den vergangenen Jahrenwird RE/MAX im März mit dem RE/MAXImmoSpiegel umfassendes Zahlenmaterialaller tatsächlich verkauften und verbücher-ten Immobilien in ganz Österreich zur Ver-fügung stellen, basierend auf der Kaufver-trags-Sammlung von IMMOunited – RolandSchmid.

Prognosen zu denBundesländern

Burgenland

Die RE/MAX-Experten erwarten für dasBurgenland generell eine leicht steigendeNachfrage nach Immobilien (+1,5%) und einmehr als doppelt so stark steigendes Angebot(+3,8%), das wird den Preis drücken (-0,8%). Bei den Einfamilienhäusern liegtdie Preiserwartung bei +1,6%, bei Eigen-tumswohnungen in Top-Lagen bei +3,0%und am Stadtrand bzw. in den Landgemein-den bei -0,8%. Ansonsten ist eher verhalteneRuhe angesagt. Einzig die Preise für Bau-grundstücke zeigen mit +4,9% deutlich nachoben, die für gewerbliche Immobilien dage-gen nach unten.

KärntenÄhnlich wie im Burgenland prognostizie-

ren die RE/MAX-Experten eine generell stei-gende Immobilien-Nachfrage (+1,9%), aber

auch ein wesentlich stärker steigendes Im-mobilien-Angebot (+3,0%) und damit Druckauf die Kärntner Immobilien-Preise (-0,8%).

Einfamilienhäuser sollen – aufgrundeiner wesentlich größeren Nachfrage (+5,3%)als 2015 – um +2,0% im Preis steigen. FürEigentumswohnungen in Top-Lagen wirdein Plus von +5,1% prognostiziert, dagegenwerden Eigentumswohnungen in Landge-meinden um -6,8% verlieren, wohl ein Indizfür Abwanderungstendenzen vom Land indie Stadt. Stadtrand-Wohnungen liegen mitder Preisdynamik dazwischen, nämlich bei+3,4%.

Für Baugrundstücke liegt die Experten-Erwartung bei -2,7%, für land- und forst-wirtschaftliche Flächen bei +0,5% Wertstei-gerung.

Die negativen Aussichten für gewerbli-che Immobilien ziehen den allgemeinen Im-mobilien-Trend in Kärnten nach unten.

NiederösterreichNiederösterreich sieht nach den Einschät-

zungen der RE/MAX-Immobilienprofis 2016generell recht positiv in die Immobilien-Zukunft: +3,2% mehr Nachfrage und nur+1,2% mehr Angebot lassen die Immobilien-Preise um +2,2% anziehen. Diese positiveGrundstimmung kommt aber nicht, wie manmeinen möchte, vor allem aus dem Speck-gürtel (das engste Umland von Wien, Anm. d.Red.) im Gegenteil, das gesamte Landes-gebiet befindet sich im Aufschwung. Wäh-rend für den Speckgürtel ein verhaltenesPreisplus von +0,3% erwartet wird, hoffendie anderen Bezirke in Summe auf einenImmobilien-Wertzuwachs von +3,5%.

Einfamilienhäuser erfreuen sich in Nie-derösterreich großer Beliebtheit: +3,9%mehr Nachfrage führen zu einer Preissteige-rung von +3,6%. Aber auch bei Baugrund-stücken (+3,8%) und vor allem bei Eigen-tumswohnungen in Top-Lagen (+5,4%) istmit einem Preisanstieg zu rechnen.

Bei Eigentumswohnungen in Randlagenbzw. in Landgemeinden fällt die prognosti-zierte Dynamik der Experten hingegen deut-lich geringer aus: +1,9% bzw. -1,5%.

Für frei vereinbarte Mietpreise sehen dieRE/MAX-Profis in Top-Lagen ein Plus von3,5%, in Stadtrandlagen von +1,0% und inLandgemeinden ein Minus von 1,3% aufMieterInnen und VermieteInnen zukommen.

BesitzeInnen von land- und forstwirt-schaftlichen Flächen werden sich voraus-sichtlich über +2,3% Wertzuwachs freuen,während jene von Betriebsgrundstückeneher gedämpften Aussichten entgegenblik-ken (-3,8%).

OberösterreichIn Oberösterreich wird für KäuferInnen

bzw. MieterInnen ein um +3,7% größeresImmobilien-Angebot prognostiziert. DieRE/MAX-Immobilien-Experten erwarten al-lerdings nur +2,8% mehr Nachfrage und daswird die Preise mit -0,5% gedämpft halten.Den größten Preissprung in Oberösterreichdürfen sich EigentümerInnen von Bau-grundstücken mit +3,8% erhoffen, gefolgtvon Eigentumswohnungen in besonderenLagen (+2,7%). Einfamilienhäuser bleibenin Oberösterreich mit +0,8% laut Experten-Prognose preisstabil.

Eigentumswohnungspreise am Stadtrandbzw. in Landgemeinden sind rückläufig (-1,4%), die frei vereinbarten Mietzinse wer-den sich in Oberösterreich mit +0,3% vor-aussichtlich kaum verändern.

SalzburgFür das Bundesland Salzburg erwarten

die RE/MAX-Immobilien-Experten bei derNachfrage nach Immobilien ein Plus von+1%. Des Weiteren können sich Kaufinter-essenten 2016 über ein größeres Angebot imBundesland freuen.

Bei den Preisen von Einfamilienhäusern(+1%), Mietwohnungen (+0,9%) und land-und forstwirtschaftlichen Flächen (+1,5%)werden für 2016 keine wesentlichen Verän-derungen erwartet. Bei Eigentumswohnun-gen wird mit +4,4% hingegen eine dochspürbare Preissteigerung prognostiziert. Beiden raren Baugrundstücken wird mit +6,8%das größte Preis-Plus erwartet.

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Bei Gewerbeimmobilien ist hingegen mitdeutlichen Preisrückgängen von bis zu -5%zu rechnen.

SteiermarktSteirische Eigentumswohnungen in Top-

Lagen sollen nach den Prognosen der RE/MAX-Experten um +4,1% im Wert steigen,jene am Stadtrand um +2,4%, wohin gegenjene in Landgemeinden bei -0,9% stagnie-ren. Einfamilienhäuser sollen aufgrund derguten Nachfrage um +3,9% zulegen, Bau-grundstücke um +2,9%.

Steirische Mietwohnungssuchende wer-den sich freuen. Die Preisentwicklung für freivereinbarte Mietzinse bleibt moderat: +2,6%in Top-Lagen, +0,5% am Stadtrand und inden Landgemeinden sogar -0,9%. Für Be-triebsgrundstücke, Betriebsliegenschaften,Geschäftslokale und Büroflächen stehen dieZeichen der Zeit eher schlecht: Die Preiser-wartungen liegen bei -3,6% bis -6,2%.

Wesentlich positiver als der Bundestrendist die Erwartungshaltung für land- undforstwirtschaftliche Flächen in der Steier-mark. Hier rechnen die RE/MAX-Expertenmit +3,4% Wertzuwachs.

TirolTiroler Einfamilienhäuser sind bekannt-

lich teuer und werden es auch weiterhin blei-ben. Die Immobilien-Experten erwarteneinen moderaten Preisanstieg von +1%.

Eigentumswohnungs-Preise werden 2016in Tirol im Schnitt um +2,4% anziehen. Be-sonders die zu erwartende Entwicklung beiBaugrundstücken sticht heraus: +5,0% Nach-frage und um 3,8% weniger Angebot als2015. Das wird nach den Einschätzungen derRE/MAX-Experten 2016 zu einem Preis-auftrieb von +5,7% führen. Bei den Miet-wohnungen liegt die Erwartungshaltung beiden frei vereinbarten Mietzinsen bei +2,0%.

Moderater ist die Situation bei Betriebs-grundstücken, bei Stadt- und Zinshäusernund bei land- und forstwirtschaftlichen Flä-chen – in diesen drei Objektkategorien wirdeine Wertsteigerung von +1,4% erwartet.

VorarlbergFür das Jahr 2016 erwarten die RE/-

MAX-Experten durchwegs steigende Preiseim Land zwischen Arlberg und Bodensee.Bei Eigentumswohnungen werden +2,3%erwartet, bei Einfamilienhäusern +4,5% undbei Penthouses und Lofts +5,1%.

Wer daran denkt, zu verkaufen und einBau- oder Betriebsgrundstück besitzt, darfsich freuen. Aufgrund des eher überschauba-ren Angebots und der guten Nachfrage sind

hier – je nach Lage – die größten Preisstei-gerungen zu erwarten.

WienGenerell erwarten die RE/MAX-Exper-

ten in Wien für die Bundeshauptstadt nochmehr Dynamik als heuer, nämlich ein Nach-frage-Plus von +1,4% und ein Plus von+3,0% beim Angebot. Sehr zur Freude derKaufinteressentInnen, wie auch der geringePreisanstieg von nur +0,6%.

In Top-Lagen sollen Eigentumswohnun-gen und Mietwohnungen (frei vereinbarte)um +4,5% und +4,3% anziehen, am Stadt-rand werden hingegen gleichbleibende Miet-wohnungspreise (+0,1%) und fallende Eigen-tumswohnungs-Preise (-1,0%) prognostiziert.

Der Wert der Einfamilienhäuser soll um+1,1% steigen, jener von Zinshäusern um+1,9%. Rar und begehrt sind jedoch Bau-grundstücke – sie stehen mit +5,3% in derPrognose.

Nicht wirklich erholen werden sich 2016hingegen die Preise für Gewerbeimmobilien –je nach Objektkategorie liegt die Preiserwar-tung zwischen -2,1% für Betriebsgrund-stücke und bis zu -4,2% bei Büroflächen.

Die Prognose zum Speckgürtel rund umWien finden Sie unter Niederösterreich. http:///www.remax.at

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Am 1. Jänner 2016 lebten vorläufigenErgebnissen von Statistik Austria zufol-

ge nicht ganz 8,7 Mio. Menschen in Öster-reich, um fast 115.000 Personen (+1,3 %)mehr als zu Jahresbeginn 2015. Die Bevöl-kerungszunahme war somit 2015 deutlichhöher als im Jahr zuvor (2014: rund 77.000Personen). Etwa 38 % des gesamten Wachs-tums des Jahres 2015 entfielen auf die Bun-deshauptstadt Wien.

Zu Jahresbeginn 2016 lebten knapp 1,27Mio. ausländische Staatsangehörige in Ös-terreich. Der Ausländeranteil lag somit bei14,6 % (gegenüber 13,3 % am 1. Jänner2015).

Wien verzeichnet bereits seit einigen Jah-ren die höchsten Bevölkerungszuwächse allerBundesländer. In der Bundeshauptstadt stiegdie Bevölkerungszahl im Jahr 2015 mit+2,4 % deutlich stärker als im DurchschnittÖsterreichs. In absoluten Zahlen entspricht

dies einem Anstieg um rund 43.200 Perso-nen auf 1,84 Mio. zu Jahresbeginn 2016.

Einen ebenfalls leicht überdurchschnitt-lichen Einwohnerzuwachs verzeichnete auchder Westen Österreichs: In Tirol und in Vor-arlberg stieg die Bevölkerung um jeweils+1,4 %. In Salzburg entsprach das Wachs-tum exakt dem Bundesdurchschnitt (+1,3 %),während alle anderen Bundesländer unter-durchschnittliche Zuwächse verzeichneten.In Oberösterreich erhöhte sich die Einwoh-nerzahl um +1,1 %, in Niederösterreich um+1,0 %, im Burgenland um +0,9 %, in derSteiermark um +0,8 % und in Kärnten um+0,5%.

Auf Ebene der politischen Bezirke (sieheKarte auf der nächsten Seite) gab es ledig-lich zwei Stadtbezirke mit einem stärkerenBevölkerungswachstum als in Wien: InEisenstadt erhöhte sich die Bevölkerungs-zahl im Laufe des Jahres 2015 um +4,2 %

und in Innsbruck um +3,1 %. Die steirischeLandeshauptstadt Graz (+2,2 %), der BezirkBruck an der Leitha (+2,1 %) und dieStatutarstadt Wiener Neustadt (+2,0 %) ver-zeichneten ebenfalls besonders hohe Zu-wächse. In Linz erhöhte sich die Einwohner-zahl um 1,7 % auf gut 200.800 Einwohner,womit die oberösterreichische Landeshaupt-stadt seit mehr als 20 Jahren wieder die200.000-Einwohner-Schwelle überschritt.

Einen leichten Bevölkerungsrückganggab es in insgesamt sieben politischen Bezir-ken. Am stärksten fiel dieser in der Klein-stadt Rust (-0,9 %) aus, gefolgt von den bei-den steirischen Bezirken Bruck-Mürzzu-schlag (-0,5 %) und Murau (-0,4 %). Imniederösterreichischen Bezirk Zwettl sowieden drei Kärntner Bezirken Hermagor, Wolfs-berg und Spittal an der Drau reduzierte sichdie Bevölkerungszahl im Jahr 2015 um ins-gesamt -0,2 %.

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Chronik

Wir sind 8,7 Millionen!Die Bevölkerungszahl Österreichs stieg zu Jahresbeginn 2016 auf rund 8,7 Mio.

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Chronik14,6 % ausländische Staatsangehörige

Wie aus den vorläufigen Ergebnissenweiters hervorgeht, lebten am 1. Jänner 2016rund 1,27 Mio. Menschen mit ausländischerStaatsangehörigkeit in Österreich. Dies ent-spricht 14,6 % der Gesamtbevölkerung undeinem Plus von rund 121.000 Personen imVergleich zum Jahresbeginn 2015.

Fast die Hälfte aller nicht-österreichi-schen Staatsangehörigen (48,7 % bzw. knapp617.000 Personen) stammte aus Ländern derEuropäischen Union – um 46.300 Personenbzw. 8,1 % mehr als noch im Jahr zuvor. DieZahl der in Österreich lebenden Staatsange-hörigen aus Nicht-EU-Staaten erhöhte sichim Laufe des Jahres 2015 um rund 75.000Personen (+13,0 %) auf mehr als 650.000Personen, was einem Anteil von 51,3 % anallen ausländischen Staatsangehörigen inÖsterreich entspricht.

Unter den ausländischen Staatsangehöri-gen waren die Zuwächse im Jahr 2015 beiBürgerinnen und Bürgern aus Syrien(+21.800), Afghanistan (+18.300) und demIrak (+10.000) besonders hoch. Aber auchdie Zahl der Staatsangehörigen Rumäniens(+9600), Ungarns (+8700) und Deutschlands(+6000) stieg im vergangenen Jahr deutlichan. Mit einem Plus zwischen jeweils 3000 und4000 Personen zählten darüber hinaus dieBürgerInnen aus Kroatien, Polen, der Slowa-kei und dem Iran zu den zehn am stärkstengewachsenen Nationalitäten in Österreich.

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Klagenfurt ist Großstadt!

Klagenfurt hat die 100.000-Einwohner-Marke überschritten und ist jetzt offi-

ziell Großstadt. Am 16. Februar hat der Bubim ELKI Klagenfurt das Licht der Welterblickt. Seine Eltern, Sieglinde Müller undAlexander Skledar, sind stolz, daß ihr Sohnbereits zur Geburt eine so bedeutende Rollefür seine Heimatstadt spielt! „Es ist eindenkwürdiger Tag für Klagenfurt, aber auchfür das Bundesland Kärnten, denn erstmalshat Kärnten eine Stadt, die offiziell Groß-

stadt ist“, so Bürgermeisterin Maria-LuiseMathischitz, die den kleinen Erdenbürgerherzlich willkommen hieß und den Eltern zuihrem entzückenden Sohn gratulierte.

„Wir werden den kleinen Roland auf sei-nem weiteren Lebensweg begleiten“, so dieBürgermeisterin, die Sieglinde Müller undAlexander Skledar Blumen, einen Gutscheinfür Babyutensilien, eine Strampelhose undeinen kleinen Lindwurm aus Plüsch über-reichte.

Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz mit dem kleinen Roland und seinen stol-zen Eltern, Sieglinde Müller und Alexander Skledar.

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Daß die Architekturgeschichte des Parla-mentsgebäudes durch „Jahresringe“ mar-

kiert wird, macht derzeit eine Ausstellung inder Säulenhalle im Hohen Haus am Ringdeutlich, die zudem Gelegenheit gibt, denBlick auch auf die bevorstehende Generalsa-nierung zu richten. Für Parlamentsvizedirek-tor Alexis Wintoniak, der die Schau eröffne-te, erschließt sich dabei die Notwendigkeitder Sanierung nicht nur durch die festge-stellten Schäden und Mängel, sondern auchdurch den Bedarf an zusätzlichen Raumka-pazitäten. „Über zwei Jahresringe – die Er-richtung durch Theophil Hansen und denWiederaufbau nach dem Krieg – haben wirGewißheit, den dritten Jahresring prägen wirals Parlament nun selbst“, brachte er die Her-ausforderung der Sanierung auf den Punkt.

Generalsanierung will neuen Raum fürmodernen Parlamentarismus schaffen

Die Vorgaben sind hoch, betonte Winto-niak, der das Projekt Generalsanierung leitet.Nachdem der Hansen-Bau trotz seiner histo-rischen Symbolik durch die funktionaleGrundstruktur und die Integration der da-mals neuesten technischen Errungenschafteneinen Aufbruch in die Moderne signalisierteund das Wiederaufbauprojekt von Fellerer &Wörle mit seiner reduzierten Formensprachedas neue Zeit- und Demokratieverständniszum Ausdruck brachte, geht es nun bei derGeneralsanierung – dem dritten Jahresring –darum, die bestehenden Strukturen weiterzu-entwickeln und neuen Raum für modernenParlamentarismus zu schaffen.

Nicht nur die Architektur des Hauses,sondern auch die Bauherrnschaft ist durchJahresringe gekennzeichnet. Wintoniak er-innerte, daß schon 1883 alle politischen Kräf-te in die Baukommission einbezogen wur-den, die letzte Entscheidungsinstanz aller-dings beim Innenministerium lag. 1945 bil-dete dann die Präsidialkonferenz des Natio-nalrats ein informelles Baukomitee, wobeidie Letztverantwortung dem Ministerium fürHandel und Wiederaufbau zukam. Die be-vorstehende Generalsanierung wiederumbaut nun auf einer komplexen Struktur ausNutzerbeirat und Bauherrnausschuss auf und

wird gemeinsam von der Parlamentsdirek-tion und der Bundesimmobiliengesellschaft(BIG) durchgeführt. Im Unterschied zu denbeiden früheren Bauphasen trägt heute aberdas Parlament selbst, und damit die Präsi-dentin des Nationalrats unterstützt von denFraktionen, die Letztverantwortung für dasProjekt, gab Wintoniak zu bedenken. Ausder zeitlichen Distanz lassen sich das Ge-lingen und die herausragende Bedeutung derbeiden ersten Jahresringe klar erkennen. DerParlamentsvizedirektor drückte seine Hoff-nung aus, „daß auch der dritte Jahresring vonunseren Nachfahren einmal als großer Erfolggesehen wird“.

Generalsanierung im Geiste Theophil Hansens

Das Parlament wird im Geiste Hansenssaniert werden, stimmten in einer von derArchitekturpublizistin Franziska Leeb mo-derierten Podiumsdiskussion die maßgeblichmit dem Projekt befaßten ArchitektInnenüberein.

Friedrich Dahm (LandeskonservatorBundesdenkmalamt Wien), der den Begriffder Jahresringe prägte, argumentierte, bauli-che Veränderungen seien notwendig, um dieAbläufe des Parlaments zu gewährleisten.Gleichzeitig gelte es, die wesentlichen Cha-rakteristika des Hansen-Baus zu erhalten,

sodaß ein funktionierendes Haus im neuen,alten Glanz erstrahlt. Die Baumaßnahmenwerden auf die Funktionalität des Hauses ab-gestimmt, pflichtete Andras Palffy (Projekt-leiter Generalplanung Sanierung Parlament)bei, der die Sanierung auch unter dem Aspektder Öffnung des Parlaments betrachtete.

Ernst Beneder (Kommissionsvorsitzen-der Generalplanersuche Sanierung Parlament)begrüßte das nach anfänglichem „Erklärungs-bedarf“ nun positive Echo in den Medienund sah die Herausforderung vor allem daringelegen, das Parlamentsgebäude an neue Auf-gaben anzupassen. Genau dies – und nicht dieForm der Baumaßnahmen – sei Gegenstanddes parteienübergreifenden Konsenses. Manhabe bei der Generalsanierung eine Organi-sation gewählt, die rasche und effiziente Ent-scheidungen ermöglicht, stellte Heide Fritz(Verfahrensbegleitung, GeneralplanersucheSanierung Parlament) anerkennend fest undzeigte sich zuversichtlich, daß die gründli-che Planung des Projekts die Einhaltung desKostenrahmens gewährleisten werde.

Die Schau in der Säulenhalle führt an-hand von Plänen, Modellen und Originalmö-beln aus den Beständen des Parlamentsdurch die Baugeschichte des Hauses. VieleObjekte werden dabei erstmals der Öffent-lichkeit präsentiert. http://www.parlament.gv.at

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Chronik

Die drei Jahresringedes Parlaments

Das Parlamentsgebäude von Theophil Hansen bis zur General-sanierung – Ausstellungseröffnung und Podiumsdiskussion

Ein Ausstellungsbesucher besichigt eine beeindruckendes Modell des Parlaments.

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Gastronomie & Kulinarisches

Im Frühling dieses Jahres ist es wiedersoweit: Wer in der Welt des Weines wahr-

genommen werden möchte, präsentiert sichvom 13. bis 15. März auf der ProWein inDüsseldorf. Österreich wird wie bereits 2015mit mehr als 360 Ausstellern exklusiv in derHalle 17 vertreten sein. Die Öffnungszeitenwurden heuer auf 10.00 bis 19.00 Uhr geän-dert, damit die weit über 50.000 erwartetenFachbesucher aus aller Welt bei der Anreiseden morgendlichen und abendlichen Berufs-verkehr umgehen und ihren Messebesuchentspannter beginnen können.

Halle 17 – Messeauftritt optimiertIm Jahr 2015 war das große Thema der

Umzug der österreichischen Winzer in dieHalle 17. Diese ist sowohl vom EingangNord über die Halle 9 (oder über die„Röhre“), vom Eingang Ost über die Hallen15 und 16, als auch direkt über den EingangSüd II zu erreichen, wo heuer die Verko-stungszone als Frequenzbringer fungiert.Die mit hellem Holz freundlich gestaltetenMessestände der Österreichhalle bieten nichtnur großzügig Raum für die Präsentation derWeine, sondern auch gemütliche Sitznischenfür Kundengespräche in naturbetonter Atmo-sphäre. Das Interieur stellt einen Ruhepol imhektischen Messegetriebe dar. Neu ist dasoptimierte Leitsystem in der Halle 17. VonWeitem sichtbare Deckenabhänger weisenauf die Bundesländer bzw. generischenWeinbaugebiete hin, wobei die Bezeichnun-gen entsprechend den Farbcodes in allenÜbersichtsplänen farblich hinterlegt sind (Nie-derösterreich: gelb, Wien: blau, Burgenland:rot, Steiermark: grün). Zusätzlich sind anjedem Winzerstand auf der dem Gang zuge-wandten Seite Steckschilder mit der Stand-nummer und dem Namen des spezifischenWeinbaugebiets angebracht.

Zahlen und FaktenDer Österreich-Auftritt auf der ProWein

wird jährlich von der AußenwirtschaftAustria der Wirtschaftskammer Österreich inZusammenarbeit mit der Österreich WeinMarketing organisiert. In den letzten zehnJahren ist die Zahl der österreichischen Aus-steller auf der ProWein von 220 auf 367 ge-

stiegen. Niederösterreich stellt mit 190Weingütern naturgemäß das stärkste Kontin-gent, gefolgt vom Burgenland mit 130, derSteiermark mit 30 und Wien mit immerhin10 Betrieben. Alle anderen österreichischenAussteller sind anderen Bereichen zuzuord-nen (Spirituosen und sonstige).

Ganzheitliches HerkunftsbekenntnisÖsterreich ist nicht nur für seine exzel-

lenten cool-climate Weine bekannt, sondernauch für seine Gemütlichkeit und Kulinarik.Nachdem das von Franz Gruber („Gruber’sRestaurant“, Köln) und seinem Team geführ-te Österreich-Restaurant in der Halle 17 imletzten Jahr ein regelrechter Besuchermagnetwar, wird es 2016 auf erweiterter Fläche

österreichische Schmankerl und Heurigen-Spezialitäten anbieten und Appetit auf einenUrlaub in Österreich machen.

Stand der ÖWM inmitten der WinzerWie gehabt wird sich der Messestand der

ÖWM mitten unter den ausstellenden Win-zern in Halle 17 befinden (C 30). Hier liegtbreitgefächertes Informationsmaterial auf,ebenso ein detailliertes Ausstellerverzeich-nis. Darüber hinaus werden täglich spannen-de Themenverkostungen angeboten. Für in-dividuelle Gespräche stehen die Geschäfts-führung und die Bereichsleiter der ÖWMgerne zur Verfügung. http://www.oesterreichwein.athttp://www.prowein.de

Österreich Präsenz auf der ProWein 2016Die Welt des Weines in Düsseldorf von 13. bis 15. März

Die Österrreich-Halle auf der ProWein

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Ob klassisch österreichisch, italienisch-mediterran oder asiatisch: Weltweit sor-

gen regelmäßig stattfindende Restaurantwo-chen für vielfältige, kulinarische Genußer-lebnisse. In der letzten Februarwoche konn-ten interessierte Gourmetfreunde und Fein-schmecker die Spitzengastronomie in Wienerkunden und genießen. Ein Fixpunkt imKalender für all jene, die sich kulinarischverwöhnen lassen wollen. 80 Lokale haben

sich angeschlossen und sorgten mit ihrenkreativen Überraschungsmenüs für besonde-re Genußmomente. Die Wiener Restaurant-woche erfreut sich großer Beliebtheit bei denWienernInnen. „Wien besitzt im internatio-nalen Vergleich ein außergewöhnlich dichtesAngebot an exzellenten Restaurants, derenVielfalt und Raffinesse wir in dieser Wochepräsentieren wollen“, so Dominik Holter, Ver-anstalter der Wiener Restaurantwoche.

»Wiener Restaurantwoche«

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Personalia

Verleihung des Berufstitels »Professorin« an Maresa Hörbiger

Wir bedanken uns heute bei einer viel-seitigen Kammerschauspielerin für ihr

bisheriges umfangreiches Schaffen. Zu die-sem Anlaß dürfen wir ihr eine Urkunde über-reichen, wodurch sie den Berufstitel ,Profes-sorin‘ verliehen bekommt“, sagte Kulturmi-nister Josef Ostermayer am 16. Februaranläßlich der Verleihung an Kammerschau-spielerin Maresa Hörbiger im Kongreßsaaldes Bundeskanzleramtes. „Frau Hörbiger hatuns unter anderem durch zahlreiche Produk-tionen im Theater und in Filmen überzeugt.Darüber hinaus hat sie durch Lesungen dieösterreichische Literatur bereichert. Sehr ver-dienstvoll hat sie sich auch bei der Nach-wuchsförderung gemacht – im ,KultursalonHörbiger‘ und im ,Theater zum Himmel“‘,so Ostermayer, der damit auf die Begrün-dung für die Beantragung des BerufstitelsBezug nahm.

Die in Tirol geborene Maresa Hörbiger,Tochter des Schauspielerehepaares PaulaWessely und Attila Hörbiger, besuchte zu-nächst die Hochschule für Welthandel undarbeitete für eine Zeitung als Journalistin.Sie entschied sich jedoch bald darauf anders

und absolvierte ihre Schauspielausbildungam Max Reinhardt Seminar. Zahlreiche En-gagements im In- und Ausland folgten. Ob-wohl Maresa Hörbiger in erster Linie Büh-nenschauspielerin ist, arbeitete sie wieder-

holt für das Fernsehen. Im Jahr 2003 grün-dete sie in der Villa ihrer verstorbenen Elternden „Kultursalon Hörbiger“. Im Jahr 2005wurde sie zur Kammerschauspielerin er-nannt.

Am 16. Februar überreichte Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer dieUrkunde, mit der Maresa Hörbiger der Berufstitel »Professorin« verliehen wurde.

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Berufstitel »Kammerschauspieler« an Peter Simonischek

An Ehrungen und Auszeichnungen ist Pe-ter Simonischek schon sehr reich, aber

hoffentlich noch nicht daran ,gewohnt‘. DemDeutschen Kritikerpreis, dem Österreichi-schen Ehrenkreuz für Wissenschaft undKunst, die Mitgliedschaft der Akademie derKünste in Berlin, das Goldene Verdienstkreuzdes Landes Wien und dem Professoren-Titelfolgt nun der ,Kammerschauspieler‘. Die bei-den Buchstaben ,KS‘ vor dem Namen sindnicht nur bedeutsam, sondern auch mehr alsverdient, hat uns Peter Simonischek in seinermehr als 30jährigen Schauspielkarriere vieleunvergessliche Theaterabende geschenktund sich damit in die Herzen des Publikumsgespielt“, so Bundesminister Josef Oster-mayer anläßlich der Urkundenüberreichungim Wiener Burgtheater am 17. Februar.

Peter Simonischek studierte zunächst Ar-chitektur und begann eine Zahntechnikerleh-re. Er nahm daneben an der Akademie fürMusik und darstellende Kunst in GrazSchauspielunterricht und erhielt bald einfestes Engagement am Stadttheater St. Gal-len. Nach weiteren Stationen kam er im Jahr1979 an die Berliner Schaubühne, der Si-monischek 20 Jahre lang angehörte. Seit1999 ist Simonischek Ensemblemitglied des

Wiener Burgtheaters. So oft wie kein Schau-spieler vor ihm, gab er insgesamt 91 Mal den„Jedermann“ in Salzburg. Seine Vielseitig-keit stellte Simonischek auch immer wiedervor der Kamera unter Beweis, wie zuletztetwa in der Kinoproduktion „Saphirblau“.

Simonischek wurde für sein künstlerischesSchaffen bereits mehrfach ausgezeichnet, soim Jahr 1999 mit dem Österreichischen

Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 2005mit dem Berufstitel Professor oder 2006 mitdem Goldenen Verdienstzeichen des LandesWien.

Darüber hinaus erhielt er unter anderemim Jahr 2003 den ORF-Hörspielpreis undwurde 2003 und 2012 mit dem Grimme-Preis sowie 2008 und 2010 mit dem Deut-schen Hörbuchpreis ausgezeichnet.

Peter Simonischek mit Kulturminister Josef Ostermayer (rechts) im Burgtheater

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Personalia

Ehrenbürgerschaft von Oed-Öhling für Landeshauptmann Pröll

Ich fühle mich wirklich sehr geehrt“,betonte Landeshauptmann Erwin Pröll am

13. Februar bei der Verleihung der Ehrenbür-gerschaft der Marktgemeinde Oed-Öhlingim Haus Mostviertel. Die Urkunde wurde ihmfeierlich von der Bürgermeisterin Landtags-abgeordneten Michaela Hinterholzer undVizebürgermeister Martin Kattner in Würdi-gung seiner besonderen Verdienste um dieMarktgemeinde überreicht. Musikalisch um-rahmt wurde die Festveranstaltung von derMusikkapelle Mauer-Öhling, der Jagdhorn-bläsergruppe Öhling und dem Violin-Trio-3D.

Dieser Tag sei für die Gemeinde ein be-sonderer Festakt, denn damit könne man auchdarauf schauen, was man miteinander be-wegt habe, so der Landeshauptmann in sei-nen Dankesworten. Der einstimmige Be-schluß des Gemeinderates zur Verleihung sei„ein wesentliches Signal dafür, daß man auchüber Parteigrenzen hinweg Gemeinsamkei-ten finden“ könne, betonte Pröll. Er bedank-te sich bei der Bürgermeisterin, mit der erbereits über Jahrzehnte hinweg zusammenar-beite und bezeichnete sie als „starke Befür-

worterin der wirtschaftlichen Entwicklungdes Landes“ und „unglaublich engagierteBürgermeisterin“. „Gemeinsam die Zukunftgestalten“ sei das Leitmotiv von Hinterhol-zer bei ihrer Arbeit, das sei etwas sehr Wich-tiges, so Pröll.

„Wir sind eine lebenswerte Gemeinde“,betonte Hinterholzer, daß man vieles erreicht

habe und auch noch vieles vorhabe. Heutegelte es, zurückzuschauen und „Danke“ zusagen. Ohne Unterstützung des Landes wä-ren Projekte wie die Neugestaltung des Meier-hofes (Haus Mostviertel), die Realisierungdes Hochwasserschutzes, die Aufschließungvon Baugründen und vieles mehr nicht mög-lich gewesen.

Vizebürgermeister Martin Kattner, Landeshauptmann Erwin Pröll und Bürger-meisterin Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer bei der Überreichung

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Erni Mangold erhält den Großen Diagonale-Schauspielpreis 2016

Im Rahmen der Eröffnung vergibt dieDiagonale’16 in Kooperation mit der

VdFS – Verwertungsgesellschaft der Film-schaffenden zum bereits neunten Mal denGroßen Diagonale-Schauspielpreis für Ver-dienste um die österreichische Filmkultur.

Die Diagonale freut sich bekannt zu ge-ben, daß diese Auszeichnung heuer an dieunvergleichliche Erni Mangold geht. DieWaldviertlerin wird den Preis, ein Kunstwerkvon Anna Paul, in Graz persönlich entgegen-nehmen.

„Ich bin wie eine alte Indianerin oder einZirkuspferd: Stürz’ mich auf eine Rolle undschau, dass ich’s derpack“, erklärte ErniMangold einmal in einem Interview. Die89jährige mit Hang zur ungeschönten Ehr-lichkeit und trockenem Humor zählt zu denmarkantesten CharakterdarstellerInnen un-serer Zeit. Als wandlungsfähige Spezialistinfür skurrile und bisweilen eigenwillige Kunst-figuren wirkte sie in bis dato über 80 Fer-nseh- und Kinofilmen sowie unzähligenTheaterproduktionen mit.

Erni Mangold, geb. 1927 in Niederöster-reich, absolvierte ihre Ausbildung zur Schau-spielerin an der Theaterschule Helmut Kraus.Von 1946 bis 1956 war Mangold am Theater

in der Josefstadt engagiert, von 1955 bis 1963am Hamburger Schauspielhaus bei GustafGründgens. In der Zeit zwischen 1965 bis1972 folgten Engagements in Wien undDeutschland. 1971 erhielt Mangold dieKainz-Medaille, den Vorgängerpreis desnunmehrigen Nestroy-Theaterpreises. Sieunterrichtete an mehreren namhaften Schau-spielschulen. Zu ihren LieblingsschülerIn-

nen zählte dabei etwa der zweifache Oscar-Preisträger Christoph Waltz.

2000 wurde Erni Mangold zur Kammer-schauspielerin ernannt. Für ihre Darstellungeiner Alzheimerpatientin in Der letzte Tanzvon Houchang Allahyari wurde sie 2014 mitdem Diagonale-Schauspielpreis gewürdigt,2015 folgte der Österreichische Filmpreis. http://www.diagonale.at

Die Vergabe des Großen Diagonale-Schauspielpreises 2016 an Erni Mangold erfolgtim Rahmen der festlichen Eröffnung der Diagonale am 8. März in Graz.

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Der Hauptaltar im Wiener Stephansdomist während der Fastenzeit (Aschermitt-

woch 10. Februar bis Karsamstag 26. März)von einer großformatigen Collage aus un-zähligen Häkeldeckchen verhüllt, die vonvon der Künstlerin Eva Petriè stammt, die inWien, Ljubljana und New York spartenüber-greifend in den Bereichen Fotografie, Instal-lation und Video tätig ist.

VerbindungenLaut Eva Petriè verbinden die Häkelar-

beiten und Spitzen in tausenden Knoten Er-innerungen, Wünsche und Verbindungen, sieillustrieren die generationenübergreifendenBindungen zwischen den Menschen: „Wirsind nicht nur das, was wir sehen; wir sindviele vorangegangene Generationen, Gefüh-le und Erinnerungen. Diese werden nicht nurvon unseren Genen weitergegeben, sondernmanifestieren sich auch in einem kollektivenUnterbewusstsein, in Träumen, Wünschenund der Prägung von Archetypen, alles inunserem Versuch ,Eden‘ zu erreichen – denZustand der Einheit von Glaube, Hoffnungund Liebe“.

Jene Teile des Fastentuches, die die Aortades „Collective Hearts“ bilden, stammen ausdem slowenischen Ort Idrija, wo eine Fraubis zu ihrem 80. Lebensjahr den Lebens-unterhalt der fünfköpfigen Familie durch denVerkauf ihrer Handarbeiten gesichert hat.Auch ihre Häkeldeckchen, die auf Grundihrer schwindenden Kräfte bereits Fehleraufweisen und daher unverkäuflich sind,haben ihren Platz in der künstlerischen Ar-beit des eigenwilligen Fastentuches gefun-den.

Die violett-rote Lichtinstallation spiegeltsowohl die Farbe der Buße und Fastenzeit(Violett) als auch die des Lebens, der Liebeund des Blutes (Rot) wider, die Farben dergotischen Presbyteriumsfenster werden eben-falls auf das Tuch projiziert.

Fasten für die AugenSeine Ursprünge hat das Fastentuch in

den sogenannten Passionstüchern, bereitsseit dem Jahr 1000. Mit ihnen wurden vorOstern Gegenstände, wie Altar, Kreuze, Re-liquienschreine und Bilder verhüllt. Der

strahlende Glanz dieser Gegenstände solltein der Fastenzeit nicht zu sehen sein, dasFastentuch diente also dem „Fasten für dieAugen“. In seiner Blütezeit vom 15. bis ins17. Jahrhundert wurde es üblich, das Tuch inrechteckige Felder zu unterteilen, die bibli-sche Motive von der Schöpfungsgeschichtebis zum jüngsten Gericht zeigten. Die Bildersollten der Bevölkerung, die im Mittelalter

bis auf wenige Ausnahmen nicht lesen konn-te, die Heilsgeschichte Jesus erzählen.

Nach dem II. Vatikanischen Konzil wur-de der Brauch durch eine bischöflicheAktion 1967 neu belebt. In Österreich ent-standen in den vergangenen Jahren vor allemdurch Gegenwartskünstler neue Fastentü-cher. http://www.dompfarre.info

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Religion und Kirche

»Collective Heart«Das heurige 11 x 5 Meter große Fastentuch „Collective Heart“ im Stephansdom isteine auffallende Collage aus tausenden recycelten Häkeldeckchen aus der ganzen

Welt und stammt von der slowenischen Multimediakünstlerin Eva Petric.

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Das 11 x 5 Meter große Fastentuch »Collective Heart« im Stephansdom ist eineauffallende Collage aus tausenden recycelten Häkeldeckchen aus der ganzen Welt.

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Ein österreichisch-chinesisches Team vonForscherInnen rund um den Wiener

Quantenphysiker Anton Zeilinger und seinenchinesischen Kollegen Jian-Wei Pan hat zurErforschung der „spukhaften“ Fernwirkungmiteinander verschränkter Lichtteilchen dasnächste große Quantenexperiment im Visier.Nach mehrjährigen Vorbereitungsarbeitenwird Mitte 2016 ein chinesischer Forschungs-satellit mit einer Quanten-Sendestation inden Weltraum starten: Sie wird verschränkteLichtteilchen aus dem erdnahen Weltraumzu Bodenstationen wie der „Satellite LaserRanging Station“ am Observatorium Lust-bühel in Graz und dem „Hedy Lamarr Quan-tum Communication Telescope“ in Wienschicken – und damit das weltweit ersteorbital-planetare Quantennetzwerk in Be-trieb nehmen.

Wichtiger Schritt auf dem Weg zum Quanteninternet

Die beteiligten ForscherInnen des Institutsfür Quantenoptik und Quanteninformation(IQOQI) Wien der Österreichischen Akade-mie der Wissenschaften (ÖAW), der Univer-sität Wien sowie der University of Scienceand Technology of China der ChinesischenAkademie der Wissenschaften erhoffen sichvon dem Projekt „Quantum Experiments atSpace Scale“ (QUESS) zweierlei: Das Ex-periment soll einerseits Klarheit schaffen, obder Zustand der quantenphysikalischen Ver-schränkung von Photonen auch über Distan-zen von mehr als 1000 Kilometern aufrechtbleibt. Andererseits soll die Verschränkungmittels bestimmter Protokolle der Quanten-kommunikation die Erzeugung und den Aus-tausch kryptographischer Schlüssel erlaubenund damit ein Modell für vollständig abhör-sichere Datenverbindungen über bisher un-erreichte Distanzen liefern.

Denn beim quantenphysikalischen Phäno-men der Verschränkung bleiben zwei Licht-

teilchen über theoretisch beliebige Distanzenmiteinander verbunden. Mißt man den Zu-stand eines der beiden Photonen, kennt manaugenblicklich auch den Zustand des ande-ren. Würde sich ein Dritter in diesen Infor-mationsfluß einschalten, würde sich der Zu-stand beider Photonen unwiderruflich än-dern, sodaß die Information verloren ginge.Dadurch ist ein Abhören von Quantenkom-munikation praktisch unmöglich.

„Das Projekt hat das Potential, neueGrundlagen zu etablieren“, ist Anton Zeilin-ger überzeugt. „Wir sprechen dabei nicht nurvon einer neuen Dimension der Überprüfungfundamentaler quantenphysikalischer Er-kenntnisse, sondern auch von einem ent-scheidenden Schritt in der Entwicklung desQuanteninternets“, betont der Physiker.Quantenkommunikation, also der Austauschverschränkter Lichtteilchen, war zwischenzwei Punkten auf der Erdoberfläche bishernur über begrenzte Strecken möglich. Den

gegenwärtigen Rekord von 144 Kilometernhaben ebenfalls Zeilinger und sein Team auf-gestellt. Mit einem Quantennetzwerk unterEinbindung von orbitalen Stationen als Relaiskönnte der Abtausch von Sicherheitsschlüs-seln zwischen beliebig weit voneinander ent-fernten Bodenstationen realisiert werden –beispielsweise eben auch zwischen Europaund China. Für die Entwicklung des Quan-teninternets ist das von großer Bedeutung,um die Kommunikation zwischen unter-schiedlichsten Datenknotenpunkten auf derWelt über Satelliten durchführen zu können.

Erste Quantenkommunikation zwischen Österreich und China

Mit den beiden Bodenstationen in Grazund Wien stehen die ersten Knotenpunkte indiesem Quantennetz in Österreich. DasWiener „Hedy Lamarr Quantum Communi-cation Telescope“ wird gemeinsam von denQuantenphysik-Einrichtungen der Universi-

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Wissenschaft & Technik

Quantenkommunikation im Weltall

Der Countdown läuft: Das quantenphysikalische Experiment »QuantumExperiments at Space Scale« (QUESS) eines Teams von ForscherInnen der

Universität Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und derChinesischen Akademie der Wissenschaften tritt in die entscheidende Phase ein.Gelingen der Transport einer speziellen Sendestation ins All und die Quanten-

kommunikation mit der Erde, ist der nächste Meilenstein auf dem Weg zu sichererQuantenkryptographie und Quanteninternet erreicht.

Anton Zeilinger bei den Montagearbeiten des Vienna Quantum Space Test Linkauf dem Dach der Fakultät für Physik der Universität

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tät Wien und der Österreichischen Akademieder Wissenschaften betrieben. „Die Quan-tenphysik ist eines der Stärkefelder der Uni-versität Wien. Ein Vorzeigebeispiel dafür,dass österreichische WissenschafterInnenauch unter hohem internationalen Wettbe-werb auf weltweit beachtetem Topniveauforschen“, so Rektor Heinz W. Engl. „DieKooperation zwischen der Universität Wien,der Österreichischen und der ChinesischenAkademie der Wissenschaften stellt sicher,dass auch in Zukunft bahnbrechende Erfolgein diesem Forschungsfeld von Wien ausge-hen werden.“

Auch der Quantenphysiker Jian-Wei Pan,der kürzlich mit dem Breakthrough of theYear 2015 geehrt wurde und derzeit Vize-rektor der University of Science and Tech-nology of China ist, hebt die Bedeutung derösterreichischen Teleskope für das Gelingendes Projekts hervor: „Die optischen Boden-stationen in Österreich sind essentiell für eineder Missionen unseres quantenphysikalischenSatellitenprojekts, nämlich für den interkon-tinentalen Austausch von Quantenschlüsselnzwischen Beijing, Wien und Graz.“ Wäh-rend im Rahmen der internationalen Koope-ration die chinesischen WissenschaftlerIn-nen die Sendeeinheit entwickelten und derenTransport in den Orbit übernehmen, konzen-trierten sich die österreichischen Partner aufdie Entwicklung der Bodenstationen. Einegelungene Zusammenarbeit, wie Jian-WeiPan betont: „Wir freuen uns sehr, daß die

Vorbereitung der österreichischen Bodensta-tionen so hervorragend verläuft und sie be-reit sind, die Kalibrierungsmessungen mitunserem Prototyp zu beginnen.“

Dem Start des Satelliten gegen Jahres-mitte sehen die Partner in China und Europadennoch mit Spannung entgegen, denn trotzder guten Vorbereitung sind die technischenHerausforderungen enorm: angefangen vonder hohen Geschwindigkeit des Satelliten,die große Anforderungen an die Nachführge-nauigkeit der Sende- und Empfangsstationen

stellt, bis hin zur kosmischen Strahlung, wel-che die empfindlichen Geräte an Bord desSatelliten beeinflussen kann. Doch Jian-WeiPan ist von dem Experiment überzeugt,denn: „Wenn man Neues in der Physik ent-decken möchte, muß man bisherige Grenzenüberschreiten. Und wir wollen herausfinden,ob sich die quantenphysikalische Verschrän-kung von Teilchen tatsächlich über beliebigeDistanzen erstrecken kann.“ http://www.oeaw.ac.athttp://www.univie.ac.at

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Wissenschaft & Technik

Bild oben: Bei der Eröffnung der Bodenstation (v.l.): Jian Wei Pan, Heinz W. Engl, Hejun Yin, Karlheinz Töchterle, Rupert Ursin, Anton Zeilinger, Helmut DenkBild unten: Das Hedy Lamarr Quantum Communication Telescope in Wien

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Wissenschaft & Technik

Die Natur macht es vor: Pflanzen könnenSonnenlicht auffangen und chemisch

speichern. Dieses Kunststück auf großtechni-scher Skala nachzumachen, gelingt uns heuteaber noch nicht besonders gut. Photovoltaikwandelt das Licht direkt in Strom um, aberbei hohen Temperaturen nimmt der Wir-kungsgrad konventioneller Solarzellen deut-lich ab. Wenn man den Strom zur Gewin-nung von Wasserstoff nutzt, kann man dieEnergie chemisch speichern, doch die Effi-zienz dieses Prozesses ist begrenzt.

An der TU Wien wurde nun ein neuesKonzept entwickelt: Durch die Auswahlganz spezieller Materialien gelang es, Hoch-temperatur-Photovoltaik mit einem elektro-chemischen Element zu kombinieren. Damitkann man UV-Licht nutzen, um Sauerstoff-ionen durch eine keramische Elektrolyt-membran zu pumpen – so wird die Energiedes UV-Lichts chemisch gespeichert. InZukunft soll man mit dieser Methode Wassermit Sonnenlicht direkt in Wasserstoff undSauerstoff spalten können.

Hochtemperatur-taugliche MaterialienSchon als Student hatte Georg Brunauer

immer wieder darüber nachgedacht, wie manPhotovoltaik und elektrochemische Speiche-rung kombinieren könnte. Allerdings müssteein solches System bei hohen Temperaturenfunktionieren. „Dann könnte man nämlichdas Licht der Sonne mit Spiegeln konzen-trieren und große Anlagen mit hohem Wir-kungsgrad bauen“, sagt Brunauer. Gewöhn-liche Solarzellen funktionieren allerdingsnur bis etwa 100 °C gut – in einem Solar-konzentrator-Kraftwerk würden viel höhereTemperaturen entstehen.

Bei der Arbeit an seiner Dissertation ge-lang es Brunauer dann, einen Lösungsansatzfür dieses Problem umzusetzen – und zwarmit einer ungewöhnlichen Wahl von Mate-rialien. Anstatt silizium-basierter Photovol-taik wurden spezielle Mischmetalloxide vomTyp Perovskit verwendet. Durch die Kombi-nation mehrerer verschiedener Metalloxidekonnte eine Zelle hergestellt werden, dieHochtemperatur-Photovoltaik und Elek-

trochemie vereint. Neben dem Team vonProf. Karl Ponweiser, Brunauers Disserta-tionsbetreuer am Institut für Energietechnik

und Thermodynamik, waren auch noch an-dere Forschungsgruppen der TU Wien amProjekt beteiligt: Das Elektrochemie-Teamvon Prof. Jürgen Fleig (Chemische Techno-logien und Analytik) sowie das Atominstitutder TU Wien.

Erst Spannung erzeugen, dann Ionen pumpen

„Unsere Zelle besteht aus zwei verschie-denen Teilen – nämlich aus einem oberenphotoelektrischen und einen unteren elektro-chemischen Teil“, sagt Georg Brunauer. „Inder oberen Schicht werden durch Beleuch-tung freie Ladungsträger erzeugt, genau wiein einer gewöhnlichen Solarzelle.“ DieElektronen werden allerdings sofort weg-transportiert und auf die untere Seite derelektrochemischen Zelle geleitet. Das führtdazu, dass Sauerstoffatome dort negativ auf-geladen werden und dann durch die untereSchicht der Zelle hindurchwandern können.

„Das ist der entscheidende photoelektro-chemische Schritt, der in weiterer Folgedann die Grundlage für Wasserzerlegungund Wasserstoffproduktion sein soll“, erklärtBrunauer. Die Vorstufe dazu – eine mit UV-Licht angetriebene Sauerstoff-Pumpe, funk-tioniert bereits und liefert bei 400 °C eineLeerlaufspannung von bis zu 920 Millivolt.

Die Arbeiten zur Photo-elektrochemi-schen Festoxidzelle wurden nun im Fach-journal „Advanced Functional Materials“veröffentlicht. Damit ist die Forschung frei-lich noch nicht abgeschlossen: „Weiterfüh-rende Arbeiten sind wichtig, um den Ef-fekten phänomenologisch auf den Grund zugehen und damit das Material noch weiteroptimieren zu können“, sagt Brunauer. Wenndie elektrische Leistung noch etwas gestei-gert wird, läßt sich mit der Zelle Wasser inWasserstoff und Sauerstoff aufspalten.„Dieses Ziel ist in Griffweite, jetzt wo wirbewiesen haben, daß das Grundprinzip funk-tioniert“, sagt Georg Brunauer. Nicht nur zurWasserstoffproduktion eignet sich das neueKonzept; man könnte auch CO2 aufspaltenund daraus CO in Hinblick für Kraftstoff-synthesen gewinnen.

Die Kraft der Sonne chemisch gespeichert

An der TU Wien wurde eine neuartige photo-elektrochemische Zelle entwickelt, mit der man die Energie von UV-Licht bei hohen Temperaturen

chemisch speichern kann.

Photochemische Zelle: Licht erzeugtfreie Ladungsträger, Sauerstoff (blau)

wird durch die Membran gepumpt.

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Beheizter Versuchsreaktor

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Patente und FirmengründungDamit die neue Erfindung den Sprung

vom Universitätslabor in die Umsetzungeines Prototyps schafft, hatte Georg Brun-auer unter anderem mit einem Industriepart-

ner das Startup-Unternehmen NOVAPECCgegründet. Gemeinsam mit der TU Wien wur-den Patente angemeldet, dabei wurde Brun-auer vom Forschungs- und Transfersupportder TU Wien unterstützt. Auch vom Inkuba-

torprogramm INiTS wurde das Projekt un-terstützt. Gefördert wurde das Projekt außer-dem durch ein Brückenschlagprogramm derForschungsförderungsgesellschaft FFG. http://www.tu-wien.at

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Wissenschaft & Technik

Gravitationswellen – Ein neues Fenster zum All

100Jahre mußten vergehen, bis eineder wichtigsten Konsequenzen der

Einsteinschen Theorie verifiziert werdenkonnte: Gravitationswellen. Die Physiker derUniversität Wien Peter Aichelburg und PiotrChrusciel erklären die Bedeutung dieserEntdeckung und Verbindungen zu Wien.

„Mit der direkten Beobachtung der Gra-vitationswellen ist eine neue Ära angebro-chen. Wie schon die Erfindung des Fernrohrsdurch Hans Lippert und Galileo Galilei um1600 und der Radio- und Röntgen-Astrono-mie im vergangen Jahrhundert, öffnet dieGravitationswellen-Astronomie ein neuesFenster zur Erkundung des Weltalls“, soPeter C. Aichelburg, Gravitationsphysiker ander Universität Wien.

An der Universität Wien gibt es eine lan-ge Tradition in der Erforschung der Ein-stein’schen Gravitationstheorie. Die direkteMessung von Gravitationswellen ist eine derwichtigsten Bestätigungen der Theorie undwird auch der Gravitationsphysik in Wienneue Impulse geben. Denn um diese Wellenbeobachten zu können, bedarf es theoreti-scher Vorhersagen, die aus mathematischenUntersuchungen über die Struktur der Theo-rie und ihrer Anwendungen resultieren.

Am ersten direkten Nachweis von Gravi-tationswellen waren auch österreichischeForscherInnen und Alumni der UniversitätWien beteiligt: Die Theoretischen PhysikerSascha Husa und Michael Pürrer absolvier-ten beide ihr Doktoratsstudium an der Uni-versität Wien; Patricia Schmidt und GernotHeißel ihr Masterstudium. Sie arbeiten nun anForschungsinstituten in Deutschland, Spa-nien, Großbritannien und den USA und sindTeil der mehr als 1000 WissenschaftInnenumfassenden „LIGO Scientific Collabora-tion“.

Ein Spin-off der Universität Wien, dieWiener Firma Crystalline Mirror Solutions(CMS), arbeitet seit einiger Zeit mit denLIGO-ForscherInnen und anderen interna-tionalen Gravitationswellen-Observatorien

zusammen. CMS, ein führender Herstellervon Hochpräzisionsoptik für Lasersysteme,verwendet eine patentierte Spiegeltechnolo-gie, mit der die weltweit rauschärmsten Spie-gel hergestellt werden. „Wir freuen uns sehrüber den Erfolg unserer Partner von LIGO“,sagt Markus Aspelmeyer, einer der Gründervon CMS und Quantenphysiker an der

Universität Wien. „Die aktuelle Messungwurde noch nicht mit unseren Spiegeln durch-geführt, aber wir arbeiten mit den LIGO-ForscherInnen an der nächsten Generationvon Gravitationswellen-Detektoren mit nochhöherer Auflösung, bei denen unsere Spiegelzum Einsatz kommen werden.“ https://physik.univie.ac.at

Im September 2015 startete die erste Messung durch LIGO-Detektoren, die eineneue, genauere Suche von Gravitationswellen erlaubten.

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Mit der direkten Beobachtung von Gravitationswellen (im Bild: das LIGO HanfordObservatory) ist eine neue Ära angebrochen. In ihrem Gastbeitrag vergleichenPhysiker der Universität Wien die Gravitationswellen-Astronomie mit der Erfindungdes Fernrohrs und der Radio- und Röntgen-Astronomie: »Sie öffnet ein neuesFenster zur Erkundung des Weltalls.«

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Aufgrund der ständigen Miniaturisierungverlaufen inzwischen in einem nur we-

nige Quadratzentimeter großen Computer-chip mehrere Kilometer an Kupferleitungenzur elektrischen Signalübertragung. Dasführt zu hohen elektrischen Widerständenund entsprechend niedrigen Taktfrequenzen.Die Datenübertragung zwischen Rechenzen-tren und auch im Internet nutzt schon seitlängerem Lichtsignale in optischen Glasfa-serkabeln. Weltweit wird nun intensiv darangearbeitet, die Signalübertragung auch in-nerhalb eines einzelnen Computer-Chipsoptisch – also mit Lichtgeschwindigkeit – zuübertragen. Doch das wirft neue Problemeauf.

Keine Alternative zu Silizium„Silizium ist leider ein indirekter Halb-

leiter, das heißt, es ist für effiziente Licht-quellen nicht geeignet“, so Moritz Brehmvom Institut für Halbleiter- und Festkörper-physik der Johannes Kepler Universität Linz(JKU, Institutsvorstand: Univ.-Prof. Arman-do Rastelli). Im Gegensatz zu direkten Halb-leitern, aus denen konventionelle Leucht-dioden (LEDs) hergestellt werden, benöti-gen indirekte Halbleiter zur Erzeugung einesLichtquants einen Dreiteilchenprozeß *).„Die Wahrscheinlichkeit, daß tatsächlichLicht ausgesendet wird, sinkt durch diesesProblem um mehrere Zehnerpotenzen“, er-klärt Brehm. Eine Abkehr vom Siliziumkommt aber nicht in Frage: „Direkte Halb-leiter lassen sich nur mit unwirtschaftlichhohem Aufwand in Computerchips integrie-ren, die wiederum aufgrund der erreichbarenMiniaturisierung auch in Zukunft ausschließ-lich auf dem Halbleitermaterial Siliziumberuhen werden.“

Weltweit wird daher intensiv nach Kon-zepten und Materialien für die „monolithi-sche Integration“ von Lichtquellen auf Sili-zium-Chips gesucht. Darunter versteht mandie parallele Fertigung von Bauelementen

auf ein und demselben Substratmaterial, hieralso einer kristallinen Silizium-Scheibe.

Neuer Ansatz: QuantenpunkteGenau das ist einem Team um Dr.in Mar-

tyna Grydlik und Moritz Brehm (AbteilungHalbleiterphysik) nun gelungen – mit Hilfevon Quantenpunkten. Quantenpunkte sindwenige Nanometer (1 Nanometer = 1 Mil-lionstel Millimeter) große physikalischeObjekte, in denen Ladungsträger (Elektro-nen und Löcher) wie in Käfige eingeschlos-sen werden. Aufgrund der kleinen Abmes-sung der Quantenpunkte (sie bestehen nuraus einigen tausend Atomen) werden Quan-tenpunkte auch künstliche Atome genannt.Allerdings kann man, im Gegensatz zu rich-tigen Atomen, die physikalischen Eigen-

schaften der Quantenpunkte gezielt durchderen Herstellung steuern.

Germanium-BeschussDamit waren die JKU-PhysikerInnen

aber noch nicht zufrieden: Um den Käfignoch kleiner zu machen, wurden die Quan-tenpunkte mit Germanium-Ionen beschossenund so kontrolliert einzelne Defekte einge-bracht. „Damit werden die Käfige so klein,dass die ,Heisenbergsche Unschärferelation‘wirkt und den ,Dreiteilchenprozeß‘ überflüs-sig macht“, so Martyna Grydlik.

So erzeugen die modifizierten Quanten-punkte auch noch bei Raumtemperatur effi-zient Licht, welches künftig für die Infor-mationsübertragung auf Computerchips ver-wendet werden soll. Für die Realisierung des

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Weltweit erster Silizium-Quantenpunktlaser gebaut

Künftig werden die Signale auf Computerchips nicht mehr ausschließlich elektrisch übertragen, sondern zunehmend mit Licht.

*) Dreiteilchenprozeß: Im Gegensatz zu direktenHalbleitern, wie z.B. Galliumnitrid, benötigen indi-rekte Halbleiter neben einem Elektron und einemLoch noch ein drittes Teilchen zur Erzeugung einesLichtquants.

Auf Silizium gewachsener Germanium-Quantenpunkt mit lokal gestörtem Kristall-gitter. Im Hintergrund ein schematisches Bild eines Mikro-Scheibenlasers mit Ger-manium-Quantenpunkten (rot) als Verstärkermaterial.

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Silizium-Germanium-Lasers haben die For-scherInnen die Quantenpunkte in Mikro-Scheibenresonatoren (siehe Abbildung 2)mit etwa zwei Mikrometern Durchmessereingebettet (1 Mikrometer = 1 TausendstelMillimeter). Das Licht wird in der Scheibeständig reflektiert und läuft damit dauerndim Kreis. Dabei werden die eingebettetenQuantenpunkte zur Lichtaussendung ange-

regt, was wiederum das umlaufende Licht solange verstärkt, bis schließlich die Schwellezur Lasertätigkeit überschritten wird.

Industrie bereits interessiertDer Linzer Quantenpunkt-Laser, dessen

Realisierung gerade in der Fachzeitschrift„ACS Photonics“ veröffentlicht wurde, wirdzurzeit noch optisch angeregt. Der nächsteSchritt der JKU-PhysikerInnen zielt daraufab, einen elektrisch angeregten Laser herzu-stellen, der sich vollständig auf Chipebene ineinen digitalen Silizium-Schaltkreis inte-grieren und von dort auch ansteuern läßt.

Die Grundlagen für den Silizium-Germa-nium-Quantenpunktlaser wurden im Rah-men von mehreren FWF-geförderten Pro-jekten erarbeitet. Die anschließende Bauele-mentintegration soll in Zusammenarbeit mitder österreichischen Halbleiterindustrie er-folgen, die bereits großes Interesse signali-siert hat.

Vielfältige MöglichkeitenNeben der Integration von Silizium-ba-

sierten Lichtquellen für die optische Inter-und Intra-Chip-Signalübertragung bergendie neuartigen Nanostrukturen auch das fas-zinierende Potential, sogenannte Einzelpho-

tonenquellen erstmals auf Siliziumbasis her-stellen zu können. Dadurch ließe sich Quan-tenkryptogaphie und herkömmliche Elektro-nik auf ein und demselben Silizium-Chipvereinigen. „Aber das wird erst die Zukunftzeigen, wir sind noch am Anfang“, meintBrehm mit Blick auf neue Herausforderun-gen. http://www.jku.at

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Moritz Brehm

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Martyna Grydlik

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Oberösterreichs Forschung vertieft Kooperation mit Dänemark

Die Initiative des Ausbaus der Koopera-tion der Upper Austrian Research (UAR)

mit Dänemark startete 2015 bei einer Dele-gationsreise zu namhaften dänischen For-schungsinstitutionen. Nach Austausch auf ver-schiedenen Ebenen fand nun ein Treffen mitdem Dänischen Technologieinstitut „DanishTechnological Institute (DTI)“ in Linz statt,in welchem die nächsten Schritte für ein ge-meinsames Arbeitspaket diskutiert wurden.UAR und DTI beabsichtigen vor allem inden Forschungsfeldern Produktionsforschungund Innovative Werkstoffe in Zukunft engerzusammenzuarbeiten, etwa auch im Rahmenvon EU-Projekten.

DTI beschäftigt 1100 MitarbeiterInnen anden Standorten Taastrup und Aarhus und istin sieben Fachbereichen tätig, unter anderemauch in den oberösterreichischen Schwer-punkten Industrielle Produktion, Energie/Klima, Materialwissenschaft und Life Scien-ce. Im Bereich „Industrial Production andDevelopment“ fungiert DTI als Entwick-lungs-Schnittstelle für dänische Unterneh-men, wenn es um die Verbesserung der Pro-duktivität und Logistik in der Wertschöp-fungskette vom Lieferanten über den Produ-

zenten bis hin zum Kunden geht. 80 Mitar-beiterInnen sind spezialisiert in Roboter-technik, Produktionsplanung, Mikro- undNanofertigungstechnik sowie in Kommuni-kation und Analyse. Der Bereich entwickeltund bietet Roboterlösungen innerhalb derindustriellen Automation, dem nationalenGesundheitssektor und der nächsten Robo-tergeneration an.

„Dänemark zählt zu den forschungsinten-sivsten Ländern der Welt. Durch die Koope-ration ergeben sich für die UAR-Forschungs-beteiligungen interessante Synergien, vorallem in der Produktionsforschung und inder Werkstofftechnik. Mit dem Austauschvon Know-How und die Zusammenarbeit beiEU-Projekten werden beide Seiten profitie-ren“, so LH-Stv. Thomas Stelzer.

v.l.: LH-Stv. Thomas Stelzer, Mikkel Agerbæk (Vice President DTI, Materials), Anne-Lise Heg Lejre (Vice President DTI, Production), Troels Vilms Petersen (Program-me Officer DTI, Robotics), Wilfried Enzenhofer (Geschäftsführer UAR)

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Raben stellen sich vor, was andere Rabensehen können: Zu diesem Ergebnis kom-

men die Kognitionsbiologen Thomas Bug-nyar und Stephan Reber von der UniversitätWien gemeinsam mit dem Philosophen Ca-meron Buckner (University of Houston,Texas). Bugnyar und sein Team konnten diesin einem Experiment erstmals belegen undleisten damit einen wichtigen Beitrag in deraktuellen Debatte, ob außer Menschen auchTiere zu einer so genannten „Theory ofMind“ fähig sind. Sie publizieren dazu in derFachzeitschrift „Nature Communications“.

ForscherInnen versuchen seit Jahren indiversen Studien, die „Theory of Mind“ beiTieren, vor allem bei Schimpansen und Ra-benvögeln, nachzuweisen. Das Problem alldieser Arbeiten war aber bislang, daß sich dieTiere an der Kopf- oder Augenbewegung vonArtgenossen orientieren konnten.

Die vorliegende Studie kann erstmals die-sen Einwand entkräften: Thomas Bugnyarvom Department für Kognitionsbiologie ander Universität Wien und seine Kollegen te-steten die Fähigkeit von Raben, sich in ande-re hineinzuversetzen, indem sie deren Kon-kurrenz um verstecktes Futter nutzten. Ineinem ersten Schritt wiesen sie nach, daßRaben Futter nur dann gut versteckten, wenndominante Artgenossen im Nachbarraumsichtbar und gleichzeitig hörbar waren. Ineinem zweiten Schritt wurde den Raben einGuckloch gezeigt, daß ihnen erlaubte, in denNachbarraum zu spähen. Falls dieses Guck-loch in der Folge offen war und die Rabenvom Nachbarraum Laute von anderen Rabenhörten, versteckten sie ihr Futter in der glei-chen Weise, als ob ihre Artgenossen sichtbarwaren. Da die Anwesenheit von Artgenossenbeim offenen Guckloch über Playback simu-liert wurde, konnten die Raben definitiv nichtdas Verhalten von Artgenossen beurteilen.Trotzdem agierten sie, als ob sie beobachtetwerden.

„Unsere Studie zeigt, daß Raben ihr Fut-ter nur dann gut verstecken, wenn sie andereRaben im benachbarten Raum hören undwenn ein Guckloch zu diesem Raum offen ist.Da die Raben in diesem Fall keine Artge-nossen sehen können, sie aber trotzdem rea-gieren, als ob sie gesehen werden, kann ihr

Verhalten nur über ein Verständnis der Sicht-weise der anderen erklärt werden“, erläutertThomas Bugnyar. „Die Ergebnisse legen na-he, daß Raben die akustische Information überdie Anwesenheit anderer Raben mit ihrer ei-genen Erfahrung, daß man durch das Guck-loch schauen kann, geistig verbinden kön-nen, was mit einer der gängigen Hypothesenübereinstimmt, wie ,Theory of Mind‘ funk-

tionieren könnte“, so Bugnyar weiter. „DieArbeit zeigt auch, wie fruchtbar Diskussio-nen mit Kollegen von anderen Disziplinensein kann“, ergänzt der Kognitionsbiologe,„da die Idee zu dieser Studie erst durch re-gelmäßige Treffen mit Philosophen, vor allemunserem Koautor Cameron Buckner, zustan-de gekommen ist“. http://www.univie.ac.at

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Sind nicht nur Menschen zueiner »Theory of Mind« fähig?

Raben können sich in die Sichtweise ihrer Artgenossen hineinversetzen.

Raben versteckten ihr Futter nur dann gut, wenn dominante Artgenossen imNachbarraum sichtbar und gleichzeitig hörbar waren.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Raben die akustische Information mit ihrer eigenenErfahrung geistig verbinden können

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Drei Grazer Universitäts-Absolventenhaben am 8. Februar im Beisein von

Bundespräsident Heinz Fischer „sub auspici-is praesidentis rei publicae“ ihre Doktorats-urkunde erhalten.

Die spezielle Auszeichnung einer Promo-tion im Beisein des Bundespräsidenten gibtes für AbsolventInnen österreichischer Uni-versitäten nur dann, wenn die Oberstufe mitVorzug und das Studium mit Auszeichnungabsolviert und ein „auszeichnungswürdigesVerhalten an der Hochschule als auch außer-halb derselben“ bescheinigt worden ist.

Der gebürtige Salzburger Peter Rainer(geb. 1981 in Bad Hofgastein) hat bereits imJahr 2006 in der Humanmedizin „sub auspi-ciis“ promoviert. In den vergangenen Jahrenhat er an der Johns Hopkins University inBaltimore (USA) an den molekularen Ur-sachen der kardialen Hypertrophie – der Ver-dickung des Herzmuskels und der darausresultierenden Herzschwäche – geforscht. Ander Med-Uni Graz erforscht der Assistenz-professor die Umbauvorgänge, die bei Herz-erkrankungen auftreten und letztlich zu Herz-insuffizienz führen, weiter. Speziell widmeter sich den Folgen des akuten Myokard-infarktes und des langwährenden Bluthoch-drucks. Nun promovierte er im Fach „Medi-zinische Wissenschaft“.

Ausschließlich Bestnoten haben auch derVerfahrenstechniker Andreas Eitzlmayr undder Telematiker Carlo Alberto Boano an derTechnischen Universität Graz erbracht: In

Stockholm und Turin hat Boano (geb. 1985in Alba) studiert, bevor er an die TU Grazwechselte. In seiner Doktorarbeit am Institutfür Technische Informatik analysierte er denstörenden Einfluß der Umgebung auf dieLeistung des „Internet der Dinge“. Mit letz-terem wird ein System aus miniaturisiertenComputern, die drahtlos miteinander kom-munizieren und als winzige Systeme in allemöglichen Gegenstände integriert sein kön-nen, bezeichnet. Boano hat die Wirksamkeiteiner Methode bewiesen, mit deren Hilfe stö-rende Umgebungseinflüsse vorhergesagt undkompensiert werden können. Seit dem Vor-

jahr ist er Assistenzprofessor am Institut fürTechnische Informatik in Graz.

Andreas Eitzlmayr (geb. 1985 in Wels)hat eine Methode entscheidend weiterent-wickelt, mit welcher die Simulation der Strö-mung und Vermischung in komplex geform-ten Mischapparaten, wie z.B. Extrudern er-möglicht wird. Die Erkenntnisse seien vor al-lem für pharmazeutische Prozesse relevant,hieß es dazu vonseiten der TU Graz. Nachmehreren Jahren beim Grazer Research Cen-ter Pharmaceutical Engineering (RCPE) hates den Verfahrenstechniker nun in ein Ober-österreichisches Unternehmen gezogen.

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Wissenschaft & Technik

Drei Sub-Auspiciis-Promotionenan Grazer Universitäten

Bundespräsident Heinz Fischer würdigte drei hervorragende Absolventen der TUund der Medizinischen Universität Graz mit Ehrenringen der Republik Österreich.

Bundespräsident Heinz Fischer überreichte Peter Rainer im Festsaal der Medizini-schen Universität Graz den Ehrenring der Republik Österreich.

Bundespräsident Heinz Fischer mit Carlo Alberto Boano…

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… und Andreas Eitzlmayr in der Technischen Universität Graz

In einem Festakt hat Deutschlands Bun-deskanzlerin Angela Merkel am 3. Februar

das erste Wasserstoff-Plasma an Wendelstein7-X eingeschaltet. Damit startet zehn Jahrenach dem Beginn der Montage der wissen-schaftliche Experimentier-betrieb an der welt-weit größten Fusionsanlage vom Typ Stel-larator, die am Max-Planck-Institut für Plas-maphysik in Greifswald steht. Das For-schungszentrum Jülich – von Beginn an maß-geblich an dem Projekt beteiligt – setzt nunseine wissenschaftliche Arbeit mit der Erfor-schung der Plasma-Wand-Wechselwirkungfort.

Um Energie aus Fusion zu gewinnen, be-nötigt man ein 100 Millionen Grad heißesPlasma. Starke Magnetfelder sollen die Ge-fäßwände der Fusionsanlage vor direktemKontakt mit dem heißen Plasma schützen,doch ganz sind Wechselwirkungen nicht ver-meidbar. Energiereiche Teilchen können demmagnetischen Einschluß entkommen und aufdie umgebenden Wände des Reaktors pral-len. Die hohen Ionen- und Elektronen-Flüssekönnen nicht nur zu starker Wärmebelastungführen, sondern auch zu einer deutlichen Ero-sion der Reaktorwand. Es ist deshalb essen-ziell für den erfolgreichen Betrieb künftigerFusionsanlagen, genau zu verstehen, wie dasPlasma mit der Wand interagiert.

Supraleitender »Kabelbaum«Die Wissenschaftler des Jülicher Instituts

für Energie- und Klimaforschung, BereichPlasmaphysik (IEK-4) waren schon am Bauvon Wendelstein 7-X wesentlich beteiligt.Mit jahrzehntelangen Erfahrungen aus demeigenen Fusionsexperiment TEXTOR (Toka-mak EXperiment for Technology OrientedResearch) entwickelten sie ein System vonelektrischen Versorgungsleitungen. Insgesamt140 supraleitende elektrische Verbindungs-elemente – sogenannte Bus Bars – leitenwiderstandslos Strom und versorgen diekomplex geformten Spulen der Fusionsan-lage, die das schützende Magnetfeld erzeu-gen. Die speziellen Stromkabel transportie-ren bei Temperaturen nahe dem absolutenNullpunkt bis zu 20.000 Ampere, und haltendauerhaft Spannungen von bis zu 13.000 Voltaus. Das Bussystem wurde in einer speziell

dafür gebauten rechnergesteuerten Produk-tionsstraße hergestellt, und an einem Teilmo-dell von Wendelstein 7-X unter realistischenBedingungen getestet.

Spektroskopie und SimulationenSeit 30 Jahren beschäftigen sich Jülicher

Plasmaforscher mit der sogenannten Plasma-Wand-Wechselwirkung. Für die Untersu-chung der zugrunde liegenden Physik ent-wickelten sie eine Reihe spezieller Systemezur Spektroskopie und Mikrowellenmes-sung. Laserinduzierte Ablationsspektroskopienennt sich eine Meßmethode mit der die Ge-fäßwand der Anlage während des laufendenBetriebs untersucht wird. Dabei wird mithil-fe eines Lasers an einer kleinen Stelle Mate-rial abgetragen – nur einige hundert Atome –und zum Leuchten gebracht. Dieses Lichtwird gemessen und verrät damit die Eigen-schaften des Wandmaterials.

Dieses und andere Messverfahren wurdevon den Jülicher Plasmaforschern bereits ananderen Fusionsexperimenten – unter ande-rem an TEXTOR und der Tokamak-Ver-suchsanlage JET (Joint European Torus) imbritischen Culham – erprobt und verfeinert.An Wendelstein 7-X finden seit Dezemberletzten Jahres Experimente mit dem leichter

zu erzeugenden Heliumplasma statt. In die-sen wurden Jülicher Meßsysteme getestet,die jetzt für das Wasserstoffplasma einge-setzt werden.

Um zuverlässige Berechnungen und Vor-hersagen möglich zu machen, ist zusätzlicheine genaue theoretische Beschreibung desSystems aus Plasma und Reaktorwand nötig.Dies ist ein wesentliches Ziel der theoreti-schen Fusionsphysik, dem sich die JülicherForscher durch rechnergestützte Simulatio-nen des Plasmas annähern. Dazu werden un-ter anderem einzelne Teilchenbahnen betrach-tet, und deren Eigenschaften statistisch ge-mittelt. Dieses Verfahren wird mit spezielldafür geschriebenen Computercodes reali-siert, deren erste Versionen bereits in den80er-Jahren von Spezialisten des IEK-4 ent-wickelt wurden.

Wendelstein 7-X ist nicht darauf ange-legt, Energie zu gewinnen. Dieses wird erstein für Mitte des Jahrhunderts gemeinsammit den europäischen Partnern angestrebterTestreaktor erfüllen. Ziel der Forscher ist zu-nächst, die Dauer der Plasmaentladungen zuverlängern und – eine Spezialität des Stel-larators – möglichst kontinuierlich aufrecht-zuerhalten. http://www.fz-juelich.de

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Wissenschaft & Technik aus Deutschland

Erstes Wasserstoff-Plasma in Wendelstein 7-X

Jülicher Fusionsforscher entwickeln Diagnostiken und Simulationsmethoden

Das Bild zeigt einen Ausschnitt eines Magnetmoduls mit installierten Busleitern:Die bis zu 14 Meter langen Leiter mußten einzeln in ihre komplexe Form gebrachtwerden, bevor sie ihre Isolierschicht erhielten.

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Zu Lebzeiten ein hoch geschätzter Porträ-tist, machte sich Johann Peter Krafft

(1780-1856) mit monumentalen Historien-gemälden einen Namen und wurde schließ-lich zum Direktor der damals im OberenBelvedere beheimateten kaiserlichen Ge-mäldegalerie in Wien berufen. Kraffts Arbei-ten zeugen nicht nur von seiner internationa-len, vor allem französischen Schulung undseinem vielseitigen Talent, sondern gebenEinblick in das gesellschaftliche und poli-tische Geschehen einer ganzen Epoche.Diesem Hauptmeister des Klassizismus undVorbereiter des Realismus in Österreich ist

die Ausstellung Johann Peter Krafft Malereines neuen Österreich vom 25. Februar bis5. Juni 2016 in der Orangerie des UnterenBelvedere gewidmet. Dabei wird ein künst-lerischer Bogen von seinen Lehrjahren in Pa-ris über die Porträtmalerei bis hin zur Histo-rienmalerei mit Schlachtenszenen und monu-mentalen Werken wie „Der Abschied desLandwehrmannes“ und „Die Heimkehr desLandwehrmannes“ gespannt. Die Ausstellungwirft darüber hinaus einen Blick in das Ate-lier des Künstlers: Exemplarisch wird ge-zeigt, wie Krafft ein Gemälde durch Zeich-nungen, Detailstudien und Ölskizzen vorbe-

reitete, bevor er es im Großen ausführte. Aus-serdem wird ein Streiflicht auf seine künstle-risch begabte Tochter Marie Krafft geworfen.

Die aktuelle Ausstellung bietet die Mög-lichkeit zu zeigen, welche Schätze sich inder Sammlung des Belvedere befinden. Soverfügen wir auch über einen umfangreichenBestand von Gemälden sowie weit mehr als200 Zeichnungen aus allen Schaffensperio-den Johann Peter Kraffts, so Agnes Huss-lein-Arco, Direktorin des Belvedere und des21er Haus. Maler eines neuen wurde Krafftschon von seinen Zeitgenossen für seineneuartige Präsentation des Hauses Habsburg

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Kultur

Johann Peter Krafft –Maler eines neuen Österreich

Die Ausstellung ist von 25. Februar bis 5. Juni 2016 in der Orangerie im Unteren Belvedere zu sehen.

Johann Peter Krafft, Der Abschied des Landwehrmannes, 1813; Öl auf Leinwand 281 x 351 cm

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geschätzt. In seinen Historiengemälden fin-den sich revolutionäre Neuerungen, wie bei-spielsweise die Darstellungen von Triumph-

zügen, bei denen nicht mehr, wie bisher, derKaiser im Mittelpunkt steht, sondern so dieDirektorin weiter über die Besonderheit vonKraffts künstlerischen Zugang.

Mit Johann Peter Krafft ehren das Bel-vedere und ab Juli 2016 auch das HistorischeMuseum Hanau Schloß Philippsruhe einenKünstler, dessen Schaffen auf das Engste mitWien und dem „neuen Österreich“ verbun-den ist. Ein Staat, den Franz II./I. 1804 auspolitischem Kalkül heraus als erblichesKaisertum ins Leben rief, um einen drohen-den Statusverlust gegenüber Napoleon abzu-wenden. Damit war Franz II./I. Doppelkaiser– ein einmaliger historischer Vorgang –, biser 1806 die Krone des Heiligen RömischenReichs niederlegte und das Reich für been-det erklärte. „Vor diesem politischen Hinter-grund generierte sich ein neuartiges Ver-ständnis des Kaiserhauses, das sich von nunan neu positionierte und sich gemäß derTradition der Pietas austriaca, der Frömmig-keit des Hauses Habsburg, vermehrt volks-nah gab“, erläutert Kurator Rolf H. Johann-

sen. „Eine Entwicklung, die auch unweiger-lich auf das künstlerische Schaffen jener ZeitEinfluß nehmen mußte und im Œuvre des

Johann Peter Krafft, Die Heimkehr des Landwehrmannes, 1820; Öl auf Leinwand 280 x 360 cm

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Johann Peter Krafft Baronesse Diller,geb. Gräfin Hess, 1813;

Öl auf Leinwand 120 x 92 cm

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Johann Peter Krafft Bildnis Florentina Troclet-Fautz, 1815;Öl auf Leinwand 106 × 74,5 cm

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Johann Peter Kraft zu besonderer Aus-druckskraft gelangte“, so der Kurator weiter.

Von den Lehrjahren in Paris zurPorträt- und Historienmalerei

Geboren in Hanau bei Frankfurt am Main,besuchte Johann Peter Krafft die seinerzeitberühmte Zeichenakademie seiner Geburts-stadt, bevor er 1799 an die Wiener Akademieder bildenden Künste wechselte. Prägend warfür den jungen Künstler ein zweijährigerStudienaufenthalt ab 1802 in Paris. Hier lern-te er die Malerei von Künstlern wie Jacques-Louis David, François Gérard oder Antoine-Jean Gros kennen, die mit ihrer Kunst nicht

zuletzt im Dienst der Verherrlichung Napo-leons standen. Mit mehreren Gemälden be-teiligte sich Krafft 1802 an der regelmäßigstattfindenden Ausstellung aktueller Kunstin Paris, dem Salon. Er kopierte Gemälde imLouvre, auch im Auftrag von Lucien Bona-parte, einem Bruder Napoleons. „Franzö-sisch“ geschult kehrte Krafft dann in eineStadt zurück, die Hauptstadt des KaisertumsÖsterreich war. Diesen neuen Staat legiti-mierte zwar eine alteingesessene Herrscher-dynastie, doch hatte er seine beherrschendeStellung in Deutschland und Mitteleuropaverloren. Es war für ihn somit unumgäng-lich, sich politisch neu zu definieren.

Krafft etablierte sich zunächst als Porträt-maler in Wien, wobei er das gesamte Spek-trum vom bürgerlichen Standesporträt bis hinzum Kaiserbildnis bediente. Parallel befaßteer sich mit der Historienmalerei, in der ihmmit Erzherzog Karl mit der „Fahne des Regi-ments Zach in der Schlacht bei Aspern von1811/12“ ein erster Erfolg gelang. Anfangseng an französische Vorbilder angelehnt, be-gann Krafft sich spätestens mit „Der Ab-schied des Landwehrmannes“ von 1813 vondiesen zu lösen. Das Thema, vor allem je-doch die lebensgroße Darstellung von einfa-chen Bürgern, machten dieses Werk zueinem Propagandabild par excellence, mitdem Krafft endgültig der Durchbruch ge-lang. Kein anderer Wiener Künstler schiendanach geschickt genug, den österreichi-schen Sieg über Napoleon in der Schlachtbei Aspern und die Völkerschlacht bei Leip-zig in monumentalen Gemälden darzustellen.Gerade diese Bilder waren es dann auch, mit

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Bild oben: Johann Peter Krafft MarieKrafft am Schreibtisch, Öl aufLeinwand 27,5 x 21,2 cmBild rechts: Johann Peter Krafft, KaiserFranz I. setzt einen Mann auf demLaxenburger Teich über, um 1837;Öl auf Leinwand, 56,5 x 73,5 cm

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denen Krafft zum Neuerer wurde. Unüber-troffen ist die naturgetreue Behandlung vonDetails, die Krafft zu einem Vorreiter desRealismus werden ließ. Hinzu kommt dieVorbereitung durch mehrere Dutzend Por-trätzeichnungen, die das Gemälde zudem zueinem bedeutenden Zeitdokument machen.Über eine Medienstation in der Ausstellungwerden diese Zeichnungen, die im Besitzdes Belvedere sind, präsentiert; sie bieteneinen spannenden Einblick in die künstleri-sche Entwicklung von Johann Peter Krafft.

Politische Malerei für ein volksnahes Kaiserhaus

Ganz anders als in der Schlachtenmalereizeigt Krafft sich dann in seinen Bildern mitSzenen aus dem Leben Kaiser Franz I., inwandgroßen Gemälden im Audienzwarte-saal der Wiener Hofburg wie im kleinenFormat. In Werken wie „Kaiser Franz I.“folgt dem Sarg eines Armen“ oder „KaiserFranz I. setzt einen Mann auf dem Laxen-burger Teich über“ herrscht Anekdotischesvor. Der Kaiser gibt sich bescheiden- „bie-dermeierlich“, volksnah und volkstümlich.Unmißverständlich ist aber auch der Hinweisauf die Pietas austriaca, die Frömmigkeit desHauses Habsburg, gegeben. Auch in diesenkleinen, für den privaten Bereich geschaffe-nen Bildern verstand Krafft vermeintlich ba-nale Begebenheiten des Alltags mit einer po-

litischen Aussage zu verbinden. Am Anfangstand „Der Abschied des Landwehrmannes“,mit dem Krafft nicht nur eines der populär-sten Bilder aus der Zeit der Befreiungskriegeschuf, sondern auch zu einem Begründer derWiener Genremalerei der Biedermeierzeitwurde.

Akademische Karriere und das Leben im Belvedere

Neben seiner Tätigkeit als Maler warKrafft auch kunstpolitisch aktiv. Als Korrek-tor im Fach der Historienmalerei an der Wie-ner Akademie ab 1823 wurde er zum Lehrerso unterschiedlicher Künstlerpersönlichkei-

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Johann Peter Krafft, Der Einzug von Kaiser Franz I. in Wien nach dem Pariser Frieden am 16. Juni 1814, vor 1828

Johann Peter Krafft Tod Nikolaus Zrínyis vor der Festung Szigeth (Szigetvár)1566, 1821; Öl auf Papier 25,3 × 34,7 cm

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ten wie Josef Danhauser, Friedrich von Amer-ling und Michael Neder. Ende des Jahres1828 folgte die Ernennung zum Direktor derkaiserlichen Gemäldegalerie und Schloß-hauptmann des Belvedere durch Franz I. ZuKraffts neuen Aufgaben als Galeriedirektorund Schloßhauptmann zählten die Neuauf-stellung, die Pflege und der Ausbau der kai-serlichen Gemäldegalerie wie auch die Un-terhaltung und die Restaurierung der Ge-bäude und des Belvederegartens. Krafft führ-te nur noch wenige Gemäldeaufträge ausund malte überwiegend zu seinem Privatver-gnügen und für seine Familie. Er gehörte zuden Gründungsmitgliedern des Wiener Kunst-vereins.

Als Dienstwohnung bezog er mit seinerFamilie Räumlichkeiten im südöstlich desOberen Belvedere gelegenen sogenanntenKustodentrakt. Krafft war nun für die In-standhaltung bzw. Instandsetzung der Bautenund des Gartens zuständig, für die Restau-rierung von Gemälden wie auch für die Er-werbung von Werken zeitgenössischer Künst-ler, die bis heute vom künstlerischen Reich-tum der damaligen Zeit zeugen.

Restaurierungsarbeiten an »DieHeimkehr des Landwehrmannes«

Als im Frühjahr 2015 feststand, daß Jo-hann Peter Kraffts Gemälde „Die Heimkehrdes Landwehrmannes“ in der Ausstellung zusehen sein wird, wurde bei der Zustands-überprüfung festgestellt, daß das 11 m² gros-se Gemälde nicht präsentabel war: Der Fir-nis war vergilbt, fleckig und stark ver-schmutzt. Alte Kittungen und Übermalungenhatten sich farblich verändert und hoben sichoptisch auffällig von der originalen Malereiab. Bei früheren Restaurierungsarbeiten wardas Gemälde doubliert worden, was bedeu-tet, daß auf die Rückseite der originalen Lein-wand ganzflächig eine zweite Leinwand alsVerstärkung geklebt worden war. Die Kle-bung der zweiten Leinwand hatte sich je-doch an einigen Stellen gelöst und Erhebun-gen in der originalen Leinwand verursacht.Der verstaubte Zierrahmen war in den Geh-rungen gebrochen, zahlreiche Teile der Gold-fassung waren angestoßen, abgerieben oderverloren gegangen. Daher wurde beschlos-sen, das für die Ausstellung so wichtige Ge-mälde im Großbilderdepot des Belvedere zurestaurieren. Vier Gemälderestauratoren undeine Rahmenrestauratorin begannen umge-hend mit den Arbeiten im Depot, das so zurtemporären Restaurierungswerkstatt des Bel-

vedere wurde. Weihnachten 2015 konnte dieRestaurierung von „Die Heimkehr des Land-wehrmannes“ abgeschlossen werden. Nachangemessener Trocknungszeit wurde das Ge-mälde wieder gefirnißt und eingerahmt, umdann direkt in die Orangerie des UnterenBelvedere transportiert zu werden.

Die Abteilung Restaurierung widmet sichder Erhaltung und der Pflege, der Restaurie-rung und der technologischen Erforschungvon Kunst- und Kulturgut des Belvedere vomMittelalter bis zur zeitgenössischen Kunst.Ziel ist, den materiellen Bestand der Objektevon historischer oder künstlerischer Bedeu-tung zu erfassen und zu bewahren. Die Er-haltung der unersetzbaren Originale bedingteine methodisch-wissenschaftliche Auseinan-dersetzung mit den Kunstwerken des Hau-ses, um deren historische, stilistische, ikono-grafische sowie technologische und materiel-le Dimensionen sichtbar zu machen. Auf die-ser Grundlage erarbeiten die Restauratorendes Hauses Konzepte zur Konservierungoder Restaurierung. In den Werkstatträumender Abteilung Restaurierung des Belvederewerden im Jahr durchschnittlich 150 Gemäl-de und Zierrahmen konserviert und restau-riert sowie 100 bis 150 Grafiken passepar-touriert, montiert und gerahmt. http://www.belvedere.at

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Johann Peter Krafft, Kaiser Franz I.von Österreich folgt dem Sarg einesArmen, um 1834;Öl auf Leinwand 32 x 45 cm

Im Kino im Kesselhaus am Campus Kremsfand am 12. Februar anläßlich seines be-

vorstehenden 90. Geburtstages ein festlicherAbend für den Komponisten Friedrich Cerha,veranstaltet vom Archiv der Zeitgenossen,statt. Für seine herausragenden Verdienste umdas Bundesland Niederösterreich überreichteihm Landeshauptmann Erwin Pröll dieStatuette des Heiligen Leopold in Bronze.

Der Landeshauptmann betonte, daß beiFriedrich Cerha der Begriff „Netzwerk“ einegroße Rolle spiele. „Netzwerk“ sei der Na-me eines seiner Bühnenwerke, der Titel sei-nes Schriftenbuches und das Thema des Sym-posiums zu seinem künstlerischen Schaffen,das an diesem Tag stattgefunden hatte. Beinäherer Betrachtung zeige sich, daß in die-sem Begriff große Emotionen steckten. Netz-werk meine auch „emotionale Verbunden-heit, Bezug und Beziehung zu etwas, Ver-trauen haben und Vertrauen geben“. DieserLeitgedanke passe sehr gut zu Cerha und sei-nem Werk, so Pröll.

„Sie sind vernetzt mit der Welt und derGesellschaft“, so der Landeshauptmann zumJubilar. Für Künstler sei die Freiheit dashöchste Gut. Das bedeute auch „wach undkritisch sein“. Cerha habe dieses Verständnisimmer gezeigt „durch das Suchen neuer We-ge, durch ständiges Hinterfragen und durchdie kritische Auseinandersetzung mit her-kömmlichen Systemen und Netzwerken“, soPröll. Dadurch sei Cerha zu einem „Künstlervon Weltrang“ geworden: Er sei „Pionier derzeitgenössischen Musik“ und „bedeutenderKomponist der Gegenwart“.

„Das intensive Erleben von Musik ist einWeg in sich hinein – auch für den Zuhörer“,zitierte Pröll den Künstler und betonte: „Daszeigt, wie sehr Sie auf die Kraft der Kunstvertrauen und auf sie setzen.“ Die Kunst wei-se Wege – zu sich selbst, zu den Mitmen-schen, zum Zurechtfinden in der Gesell-schaft und für das Zusammenleben – undgerade diese Wege seien heute gefragt.

„Wir brauchen Offenheit, Pluralität undFreiheit der Kunst“, betonte der Landes-hauptmann, daß Cerhas künstlerisches Werkdazu Kraft gebe.

„Ihr Leben hatte viele Stationen mit Hö-hen und Tiefen“, sprach Pröll davon, daßCerhas Leben von den Kriegswirren geprägtsei, er sein musikalisches Wirken von Wienaus gestartet und sein Arbeitsrefugium in Ma-ria Langegg gefunden habe, von wo aus erangetreten sei, um weltweit Bedeutung zuerlangen.

„Der heutige Abend ist Anlaß dafür, wiesehr wir Ihre Arbeit schätzen“, so der Lan-deshauptmann, der betonte, daß Cerhas Werkeinen festen Platz im Archiv der Zeitgenos-sen habe und weiters: „Wir werden Ihr Werkentsprechend ehren und pflegen.“

Friedrich Cerha bedankte sich „für dieAuszeichnung, die mir zuteil geworden ist“und die ihn sehr freue. „Mein zweiter Dankgilt der Kulturpolitik hier in Niederöster-reich, die so vieles Sinnvolle und Notwen-dige ermöglicht hat“, so Cerha. Ein weitererDank gelte dem Archiv der Zeitgenossen.„In die Karriere des Komponisten bin ichgefördert worden, indem ich als Instrumen-talist aufgefallen bin“, so Cerha. „Ich habeauch mein ganzes Leben lang gemalt“, be-dankte er sich bei Theresia Hauenfels, die

seine fast 1000 Bilder fotografiert und kata-logisiert habe und die dank ihr in der heuti-gen Ausstellung zu sehen sein werden.

Weitere Glückwünsche zum 90. Geburts-tag von Friedrich Cerha gab es von Univ.-Prof. Monika Kil, Vizerektorin für Lehre/Wissenschaftliche Weiterbildung an derDonau-Universität Krems, Christine Grond,Leiterin des Archivs der Zeitgenossen, undLaudator Univ.-Prof. Hartmut Krones, Uni-versität für Musik und darstellende KunstWien. Kil bezeichnete Cerha „als bedeutend-sten Komponisten Österreichs und lebens-langen Forscher“. „Archiv- und Dokumenta-tionsarbeit kann dazu führen, daß sich Per-spektiven verschieben werden und Neuesentdeckt wird“, so Grond, die betonte, daßman sich vorgenommen habe, eine wenigerbekannte Seite des Künstlers bekannt zumachen, nämlich jene als Maler. Krones be-schrieb in seiner Laudatio Cerha als Diri-gent, Komponist, betonte aber auch, daß er„als Maler und Bildhauer mit insgesamt rund1000 Werken“ tätig gewesen sei. CerhasŒuvre habe im Archiv der Zeitgenossen einewunderbare Heimat gefunden, so Krones.

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Friedrich Cerha. Sequenz & Polyvalenz

Große Geburtstagsfeier mit Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll –Ausstellung im Forum Frohner beleuchtet zum 90. Geburtstag von Friedrich Cerha

das selten gezeigte bildnerische Werk des bekannten Komponisten.

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) überreichte dem KomponistenFriedrich Cerha eine Bronze-Statuette des Heiligen Leopold (l.: Gertraud Cerha)

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Schau Sequenz & PolyvalenzAus Anlaß des 90. Geburtstages von Fried-

rich Cerha zeigt das Forum Frohner inKooperation mit dem Archiv der Zeitge-nossen – Sammlung künstlerischer Vor- undNachlässe an der Donau-Universität Krems –einen Aspekt des Œuvres des Ausnahme-künstlers, der der Öffentlichkeit bislangwenig geläufig ist: sein bildnerisches Werk.

Mit der Schau Sequenz & Polyvalenz, die

am 13. Februar mit einem Werkgesprächzwischen dem Künstler und Dieter Ronte,Präsident der Adolf Frohner Privatstiftung,eröffnet wurde, zeigt sich die Konsequenz,mit der der Komponist sein bildnerischesSchaffen seit vielen Jahrzehnten verfolgt. InMaria Langegg, nicht weit von Krems ent-fernt, sind die Arbeiten vorwiegend entstan-den. Mit Niederösterreich verbindet Fried-rich Cerha über seinen Wohnsitz im Dun-

kelsteinerwald hinaus auch eine Kindheit imWeinviertel: Adolf Frohner war in Kinder-tagen Spielgefährte. Und auch später verlorman sich nicht aus den Augen. Im ForumFrohner begegnen die Künstler nun einanderim Werk, in ihrem Sinn für das Archaischeund Materialhafte.

Parallel zu seinem bedeutenden musikali-schen Schaffen hat Friedrich Cerha seit den1950er-Jahren seine kontinuierliche Ausein-

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Friedrich Cerha, Ohne Titel, 1993; Mischtechnik auf Karton, 22,5 x 35 cm

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Friedrich Cerha, Baals Frauen, 1964; Mischtechnik auf Holz, 38,5 x 91,5 cm

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andersetzung im visuellen Bereich vorwie-gend in Form von Assemblagen, aber auch inForm von Malerei verdichtet. ReliefartigeOberflächen dominieren. Plastizität wirdebenso durch den Einsatz von Fundstückengeneriert wie durch einen materialhaftenZugang zur Farbe. Friedrich Cerha, der inseinen Texten sprachgewaltig Bezüge zwi-schen den unterschiedlichen Disziplinen sei-nes umfassenden künstlerischen Ausdrucksherstellt, verfolgt – in serieller Bearbeitungnachvollziehbar – gewisse Stränge über meh-rere Jahrzehnte. Seine abwechslungsreicheVertiefung und Fokussierung von Faktorenwie Rhythmus oder Polychromie strukturiertdas mehr als 900 Objekte umfassende Werk.

Das Bild Baals Frauen, das im ForumFrohner zu sehen sein wird, kann als An-gelpunkt zwischen bildnerischem und kom-positorischem Werk, konkret der Oper Baal,betrachtet werden.

Als ausgeprägtes Querformat angelegt,lassen sich bei der Betrachtung des Bildesaus dem Jahr 1964 erst mit entsprechenderBlickdistanz drei Köpfe ausmachen. Der ver-zerrte Ausdruck der Dargestellten läßt aufLeid schließen. Die Figur des Baal, der imMittelpunkt des Brechtschen Dramas sowiedessen Vertonung steht, ist durch eine Bezie-hung zu Frauen gekennzeichnet, die sichvordergründig in Verführung, Konsumation,

Demütigung und Gewalt ausdrückt. In derkörperlosen Darstellung entzieht FriedrichCerha den Frauen jene Grundlage, die fürBaal das Augenmerk seines Interesses aus-macht. Die entgleisten Gesichtszüge derschemenhaft abgebildeten Frauen artikulie-ren mittels des Wesens der Malerei kraftvolldas von Baal verursachte Elend. Die expres-sive Textur der Bildoberfläche bietet An-

griffsfläche und entzieht sich nicht durch einespiegelnd glatte Hülse. Baals Frauen isteines der wenigen bildnerischen Werke, daseinen explizit ausformulierten Titel trägt.

Doch nicht nur in diesem Fall zeigt sichdie Querverbindung zum musikalischenSchaffen deutlich.

Dem 1969 entstandenen Stück für Kam-merensemble Catalogue des objets trouvés,

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Bild pben: Friedrich Cerha in seiner Wiener Wohnung beim Studieren von Noten. Bild unten: Friedrich Cerha,Ohne Titel, 1967; Mischtechnik auf Holz, 64 x 103 cm

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das 1970 durch „die reihe“ uraufgeführt wur-de, ging die Studie auf Bildebene voraus. ImEnsemblestück wie in vielen anderen As-semblagen wird Friedrich Cerhas Verhältniszu Fundstücken erkennbar: „Ich hatte schonals Kind eine besondere Beziehung zu denkleinen Dingen, die uns umgeben. Und dieich schön und anziehend fand, habe ich ge-sammelt: Steine, Wurzeln, altes Holz, Me-tallteile, Samen, Baumrinde, Münzen … undich habe mit ihnen gelebt.“ Ob es nunSchlüssel, Zahnräder oder Rohre sind: mitder Trouvaille schwingt ein hoher emotiona-ler Wert mit, denn das Sammeln vermag Er-innerungen zu bündeln und unterstreicht dennarrativen Aspekt der Kompositionen.

Die Bildträger seiner Malereien, Colla-gen oder Assemblagen sind selten akkurataufgespannte Leinwände. Alte Fensterrah-men werden von Friedrich Cerha ebenso alsAusgangsmaterial herangezogen wie Rück-wände von Kästen oder asymmetrisch ge-formte Bodenbretter. Die vollflächige Be-malung, die über die Ränder hinausgeht,unterstreicht das Objekthafte der Arbeiten.Die abstrakt gehaltenen Kompositionen inFarbe unterliegen einer Geometrie, die sichjedweder mathematischen Strenge entziehtund stattdessen die Figuren der Formen-kunde als organisch wachsende Wesen aner-kennt. Die große Bandbreite an bildnerischenSerien trägt bei Friedrich Cerha heterogeneZüge. Es sind keine zeitlich limitierten Pha-sen, in der Chronologie eines Künstlerlebensablesbar, sondern simultan auftretende Aus-drucksformen, die zu einander in Verbin-dung stehen. Friedrich Cerha bearbeitet diebildnerischen Serien parallel und schließt inseiner aktuellen Produktion nahtlos an früheArbeiten aus den 1960er Jahren.

Die Ausstellung steht in Verbindung miteinem wissenschaftlichen Symposium (wis-senschaftliche Konzeption: Gundula Wil-scher), das am 12. Februar 2016 im Archivder Zeitgenossen stattfand. Im Fokus standder Komponist Friedrich Cerha als neugierigExperimentierender, der mit verschiedenarti-gem „Material“, sei es musikalischer, sprach-licher oder tatsächlich greifbarer Natur,künstlerisch arbeitet und sich von Denk- undStrukturmodellen unterschiedlicher wissen-schaftlicher Disziplinen inspirieren läßt.

Friedrich CerhaFriedrich Cerha wurde 1926 in Wien ge-

boren. Schon vor Abschluß des Gymnasiumsleistete er als Luftwaffenhelfer aktivenWiderstand, desertierte dann zweimal vonder deutschen Wehrmacht und erlebte das

Kriegsende als Hüttenwirt in den TirolerBergen. Ab 1946 studierte er an der Aka-demie für Musik in Wien Violine, Kom-position und Musikerziehung und an derUniversität Musikwissenschaft, Germanistikund Philosophie (1950 Promotion zum Dr.phil.). Zunächst war er als Geiger undMusiklehrer tätig und stand einerseits inKontakt zur avantgardistischen Untergrund-szene junger Maler und Literaten um denArt-Club und andererseits zum Schönberg-Kreis der österreichischen Sektion der IGNM.Der Schönberg-Schüler Josef Polnauer gabihm privaten Analyseunterricht zu Werkender Wiener Schule.

1956-58 nahm er an den Darmstädter Fe-rienkursen für neue Musik teil, wo er sichmit den Ideen der internationalen Avantgar-de auseinandersetzte, aber auch in Kursenbei Eduard Steuermann und Rudolf KolischWerke von Arnold Schönberg und AntonWebern studierte.

1958 gründete er mit Kurt Schwertsik dasEnsemble „die reihe“, das in der Folge Pio-nierarbeit in der Präsentation von Werkender Avantgarde, der Wiener Schule und dergesamten klassischen Moderne leistete undinternationale Anerkennung fand. Von 1959an lehrte Friedrich Cerha an der Hochschule

für Musik in Wien, wo er 1976-88 eine Pro-fessur für Komposition, Notation und Inter-pretation neuer Musik innehatte. Von 1960bis 1997 war er als Dirigent mit renommier-ten Ensembles und Orchestern bei internatio-nal führenden Institutionen zur Pflege neuerMusik und Festivals (Salzburger Festspiele,Berliner Festwochen, Wiener Festwochen,Biennale Venedig, Warschauer Herbst, Festi-val d’Automne Paris, Jyväskylä-Festival,Musica Viva München, Nutida Musik Stock-holm, Neues Werk Hamburg, Musik der ZeitKöln, etc.) und an Opernhäusern (StaatsoperBerlin, Wien, München, Teatro Colon Bue-nos Aires, etc.) tätig. 1978 gründete er mitHans Landesmann im Wiener Konzerthausden Zyklus Wege in unsere Zeit, den er bis1983 leitete. Ab 1994 verband ihn auch eineintensive Interpretationsarbeit mit demKlangforum Wien, dessen Präsident er bis1999 war.

Cerhas Herstellung einer spielbaren Fas-sung des 3. Akts der Oper Lulu von AlbanBerg (UA 1979 in Paris), hat der Musikweltein wesentliches Werk des 20. Jahrhundertsvollständig erschlossen. Seine eigene OperBaal wurde 1981 bei den Salzburger Fest-spielen, Der Rattenfänger 1987 beim Steiri-schen Herbst und Der Riese vom Steinfeld2002 an der Staatsoper Wien uraufgeführt.

Cerha erhielt zahlreiche Aufträge für En-semble-, Chor-, und Orchesterwerke durchhervorragende Institutionen und Festivals(Koussevitzky-Foundation New York, BNPParibas Paris, Südwestfunk Baden- Baden,Westdeutscher Rundfunk, Musica Viva Mün-chen, Konzerthaus Berlin, Steirischer HerbstGraz, Festival de música de Canarias, Kon-zerthaus und Musikverein Wien, WienerPhilharmoniker, etc.) und ebenso zahlreichePreise und Ehrungen, zuletzt 2006 das Ös-terreichische Ehrenzeichen für Wissenschaftund Kunst, den Orden „Officier des Arts etLettres“, den „Goldenen Löwen“ der Bien-nale Venedig für sein Lebenswerk, 2011 denMusikpreis Salzburg und 2012 den Ernstvon Siemens Musikpreis.

Das bildnerische Werk von FriedrichCerha wurde u.a. anlässlich der SalzburgerFestspiele (1989 in der GruppenausstellungFremdgehen im Salzburger Kunstverein),beim Steirischen Herbst (2007, Einzelaus-stellung Assemblagen 1964 – 2007 in derGalerie remixx) und zuletzt 2014 im Rah-men der Donaueschingener Musiktage ge-zeigt. http://www.forum-frohner.athttps://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Cerhahttps://www.youtube.com/results?search_query=Friedrich+Cerha

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Friedrich Cerha, Ohne Titel, 1968;Mischtechnik auf Holz, 99,5 x 49 cm

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Im Frühjahr steht das Museum der Mo-derne Salzburg auf dem Mönchsberg im

Zeichen der Plakatkultur und ihres MeistersHenri de Toulouse-Lautrec. Auf der Ausstel-lungsebene [3] werden über 100 Werke ge-zeigt, von Entwurfszeichnungen und Farb-lithografien in Magazinen bis hin zu groß-formatigen Plakaten. Die Exponate stammenvon sechzig Künstlern, darunter Henri deToulouse-Lautrec, Jules Chéret, Théophile-Alexandre Steinlen, Alfons Mucha, FranzMarc, Gustav Klimt, Franz von Stuck, Egon

Schiele und Oskar Kokoschka. „NebenSchlüssel- werken der Belle Époque wiedem Divan Japonais von 1892/93 von Henride Toulouse-Lautrec oder Théophile-Ale-xandre Steinlens Tournée du Chat Noir von1896 bilden expressionistische Plakate ausden Beständen des Museum der ModerneSalzburg einen Höhepunkt der Ausstellung,wie Oskar Kokoschkas berühmtes Selbst-

bildnis für die Zeitschrift ,Sturm‘ oder EgonSchieles Plakat Secession. 49. Ausstellungvon 1918“, unterstreicht Sabine Breitwieser,Direktorin am Museum der Moderne Salz-burg.

„Mit wiederentdeckten Plakatentwürfenaus den eigenen Beständen wird ein wichti-ges Stück Sammlungsgeschichte unseresHauses erschlossen und der Öffentlichkeit

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Affichomanie. Toulouse-Lautrecund das Plakat um 1900

Im Museum der Moderne Salzburg am Mönchsberg von 12. März bis 10. Juli 2016

Henri de Toulouse-Lautrec, La revue blanche, 1895; Farblithografie, 125,5 x 91 cm

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Joaquín Xaudaró Los Artistas, 1897;Farblithografie 67,1 x 25,2 cm

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zugänglich gemacht“, freut sich Samm-lungsleiterin Beatrice von Bormann. Als„Galerie der Straße“ adressierten Plakate einbreites Publikum und erweiterten den öffent-lichen Raum für Kunst. Die visuelle Inten-sität der Kunstplakate aus der Zeit um 1900hat bis heute nichts von ihrer Strahlkraft ein-gebüßt und spiegelt sich wieder in einerungebrochenen Begeisterung für dieseWerke.

Um 1900 galt das Plakat nicht nur alswirksames Werbemittel, sondern längst auchals neue Kunstform. Die Entstehung zahlrei-cher Plakatkunst- Vereine zeugte von der„affichomanie“, dem Plakatwahn, der zu die-ser Zeit um sich griff. Künstler entwarfenPlakate als Werbung für Produkte jeglicherArt: von Kaffee, Tabak und Automobilenüber Ausstellungen bis hin zu Zeitschriftenund Veranstaltungen in Kabaretts. Essentiellfür die werbliche Wirksamkeit der Plakateauf der Straße waren ihre Fernwirkung undschnelle Erfassbarkeit. Der wohl bekannte-ste Meister dieser Kunst war Henri de Tou-louse-Lautrec, der – inspiriert von japani-schen Holzschnitten sowie von Künstlernwie Edgar Degas und Édouard Manet – seineMotive mit einfachen Linien, Abschneidun-gen und ungewohnten Perspektiven wirksamgestaltete.

Das Plakat hatte in den 1860er-Jahren inFrankreich erste Erfolge gefeiert. Diese Ent-wicklung erreichte etwa 30 Jahre späterihren Höhepunkt. Während das französischePlakat für seine Freizügigkeit bekannt war,griffen Künstler wie Alfons Mucha undGustav Klimt auf antike Vorbilder Zeitschrif-

ten wie Pan, Jugend und Simplicissimus ent-wickelten sich auch in der Plakatkunst neueStilformen – vom ornamentalen Jugendstilbis hin zu Satire und Karikatur. Wunsch-bilder der breiten Masse wurden bedient,indem Luxusgüter wie das Automobil be-worben und die Schönen und Reichen alsWerbeträger eingesetzt wurden. BeliebteWerbefiguren waren etwa der Dandy und dieelegante Dame der Gesellschaft.

In Österreich wie in Deutschland entstan-den zunächst vor allem Ausstellungsplakate;die zahlreichen Plakatentwürfe für die Wie-ner Secession zeugen davon. Mit den Pla-katgestaltungen Oskar Kokoschkas und EgonSchieles fand der Expressionismus Eingangin diese Kunstform; berühmt ist etwa Ko-

koschkas Plakat von 1910 für die expressio-nistische Zeitschrift Der Sturm, auf dem ersich selber provokativ mit kahlem Schädelund nackt mit Schmerzensmanns-Gestusdarstellte. Gleichzeitig entwickelte sich inDeutschland das Sachplakat, bei dem dasProdukt im Vordergrund stand. Hier ersetztedie Zweckmäßigkeit der Werbung den künst-lerischen Anspruch. Nach dem Ersten Welt-krieg wurden Plakatentwürfe zunehmend dieDomäne von Werbefachleuten und kaumnoch von Künstlern. Die Wirksamkeit der bil-dnerischen Gestaltung blieb jedoch essen-ziell für die Funktion der Plakate als dasWerbemittel der großen Masse par excellen-ce. http://www.museumdermoderne.at

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Henri de Toulouse-Lautrec, La revue blanche, 1895; Farblithografie, 125,5 x 91 cm

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Egon Schiele, Plakat Secession. 49. Ausstellung, 1918;

Farblithografie 68 x 53,2 cm

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Im Rahmen einer Pressekonferenz imLandesmuseum Niederösterreich infor-

mierte Landeshauptmann Erwin Pröll am18. Februar gemeinsam mit Univ.-Prof. Ste-fan Karner, Leiter des wissenschaftlichenBeirates und Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, zurSammelaktion für das „Haus der Geschich-te“ in St. Pölten, die bis 31. Mai 2016 laufenwird. Koordiniert wird die Sammelaktionvon der Außenstelle Raabs an der Thaya desLudwig Boltzmann-Instituts für Kriegs-folgen-Forschung im Auftrag der AbteilungKunst und Kultur des Amtes der NÖ Lan-desregierung.

Die Entscheidung ein „Haus der Ge-schichte“ in Niederösterreich zu errichten,sei seit geraumer Zeit gefallen, man arbeitenun sehr intensiv daran, dieses Ziel zu errei-chen, betonte Landeshauptmann Pröll, daßdie Vorbereitungen auf Hochtouren laufen.„In der Konzeption sind wir auf einem gutenWeg“, so Pröll. Die inhaltliche Konzeptiondes wissenschaftlichen Beirates liege vor,auf 3000 Quadratmeter Ausstellungsflächewerde ein modernes Ausstellungskonzeptkonzipiert und die Landessammlungen Nie-derösterreich seien „reichhaltig durch dieGeschichte ausgestattet“, betonte der Lan-deshauptmann, daß man „einen entscheiden-den Schritt durch den Ankauf der Kaiser-haussammlung gemacht“ habe.

„Das Jahr 2017 ist jener Zeitpunkt, wennwir das Haus der Geschichte seiner Bestim-mung übergeben“, so der Landeshauptmann.Dabei wolle man die Geschichte Nieder-österreichs „als Kernland Österreichs“ undgleichzeitig seine „Bezüge zu den LändernZentraleuropas“ darstellen. „Der nächsteSchritt ist die Sammelaktion für das Hausder Geschichte“, so Pröll. Ziel sei es, „prä-gende Objekte“ aus der Zeit der ErstenRepublik von 1918 bis 1938, „die eine zen-trale Rolle in den Haushalten gespielthaben“ zu sammeln, so Pröll. Dabei gehe esum Objekte, die das Schicksal und die Ge-schichten einzelner Menschen erzählen. Die-se Geschichten sollen dann „zu einem Teilder Geschichte Niederösterreichs im Hausder Geschichte werden“, so Pröll.

„Wir haben in der Vergangenheit damitsehr gute Erfahrungen gemacht“, so der Lan-

deshauptmann über die Gründe, warum mandiese Sammelaktion gestartet habe. Dabeihob Pröll die Sammelaktionen im Zuge derSchallaburg-Ausstellung 2005 „Österreichist frei!“ anläßlich 50 Jahre Staatsvertrag,der Landesausstellung 2009 „Österreich.Tschechien – Geteilt – Getrennt – Vereint“,der Schallaburg-Ausstellung 2014 „Jubelund Elend“ anläßlich 100 Jahre Erster Welt-krieg und die Sammelaktion von Privatfil-men unter dem Titel „NÖ Privat“ im Jahr2013, bei der über 70.000 Filmrollen abge-geben worden seien, hervor.

„Die Dachböden und Kellergassen sindganz wesentliche Archive und Dokumenta-tionsräume für die niederösterreichischeGeschichte“, betonte Pröll, daß man „all die-se Chancen, Möglichkeiten und Ressourcennutzen“ möchte, „um tatsächlich eine um-fangreiche Dokumentation zustande zu brin-gen, die letztendlich eine enorme Bereiche-rung für den Fundus der Schätze, die wir inNiederösterreichs Musealen haben, bedeutenwerden“, so der Landeshauptmann.

„Das Haus der Geschichte soll ein parti-zipatives Haus werden“, das bedeute „ein

Haus über Niederösterreich, für Niederös-terreich und mit Niederösterreich“, so Pröll.„Die Bürger sollen aktiv miteinbezogen wer-den – schon in die Entstehung der Aus-stellung und gleichzeitig in die Gestaltungder Ausstellung.“ Das sei eine wichtigeGrundlage für die Identifikation der nieder-österreichischen Bevölkerung mit dem Hausder Geschichte. Mit dieser Form werde zu-dem „ein hohes Ausmaß an Authentizität ge-währleistet“, so Pröll. „Durch die Sammel-aktion sollen Einblicke und Perspektivenentstehen aus allen sozialen Schichten unse-rer Heimat“, betonte Pröll, daß damit derAlltag der Menschen, Traditionen und Bräu-che sowie Auswirkungen mit großen Zä-suren beleuchtet werden sollen. Pröll be-dankte sich bei den NiederösterreicherInnen,die Objekte verfügbar machen, bei den Part-nern der Sammelaktion sowie Univ.-Prof.Karner und dem gesamten Ausstellungs-team. „Ich bin überzeugt davon, daß wir mitdieser Sammelaktion und dieser Nähe zurniederösterreichischen Bevölkerung etwasunglaublich Interessantes – nicht nur für uns,sondern auch für die nächsten Generatio-

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Kultur

Haus der Geschichte NÖLH Pröll: »Dachböden und Kellergassen sind ganz wesentliche Archive für dieniederösterreichische Geschichte« – Haus über Niederösterreich, für Nieder-

österreich und mit Niederösterreich – Sammelaktion für Entstehung und

Den Startschuß zur Sammelaktion für das »Haus der Geschichte« gaben (v.l.)Brigitte Schlögl, Geschäftsführerin des Landesmuseum Niederösterreich, Univ.-Prof. Stefan Karner, Leiter des wissenschaftlichen Beirates und Leiter des LudwigBoltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Landeshauptmann Erwin Pröllund Hermann Dikowitsch, Leiter der Gruppe Kultur, Wissenschaft und Unterrichtim Amt der NÖ Landesregierung.

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nen – gestalten können“, so der Landes-hauptmann.

Univ.-Prof. Karner betonte, daß das„Haus der Geschichte“ ein „besonders ambi-tioniertes Projekt“ sei. „Ein wesentlicherSchritt dazu wird heute gesetzt“, so Karner.Gesammelt werden „Objekte für dieses Haus,die die Menschen zu Hause haben“ und bei

denen sie gar nicht daran denken würden,„dass das etwas Besonderes ist“. „Aber dieseObjekte sind genau das, die für die Wis-senschaft interessant sind“, so Karner.

Das Leben der Menschen, wenn sie nichtgerade große Persönlichkeiten seien, sei inden Geschichtsbüchern nicht vermerkt. „DerAlltag der Menschen ist kaum beleuchtet“,

Objekte aus diesem Alltag würden helfen einLicht in diesen Alltag zu bringen, diesenbegreifbar zu machen. Wertvoll seien solcheObjekte „weil sie uns zusätzliche Informa-tionen geben, die wahrscheinlich nirgendsaufgeschrieben sind“, betonte Karner wei-ters: „Wir brauchen auch die Geschichte hin-ter den Objekten.“ Das Haus der Geschichtewerde auch dadurch leben, „daß wir ganznahe am Menschen sind“. Man wolle dieMenschen einbeziehen. Wesentlich beimHaus der Geschichte sei, daß „der Gang zuden Menschen im Vordergrund stehen wird“,so Karner.

An dieser großen Sammelaktion, die bis31. Mai 2016 läuft, können alle teilnehmen,die persönliche Dokumente, Alltagsgegen-stände, Kunstwerke, Erinnerungsstücke, etc.zu Hause aufbewahren oder auch gesammelthaben und bereit sind, diese der Öffentlich-keit zu präsentieren. Das LandesmuseumNiederösterreich veranstaltet außerdem zwi-schen 20. Februar und 30. April insgesamtelf „Sammlungs-Samstage“, an denen Expo-nate von ExpertInnen begutachtet und regi-striert werden.

Fragen dazu werden unter der öster-reichweit kostenfreien Telefonnummer 08002284 2017 (Montag bis Freitag, 9 bis 15Uhr) oder per e-mail beantwortet:mailto:[email protected] http://www.hausdergeschichtenoe.at

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Kultur

Das Haus der Geschichte soll eine umfassende Darstellung der Rolle Niederösterreichs als Kernland der Österreichs bieten.

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Ein Blick in die Ausstellung »Ein Land im Zeitraffer« im NÖ Landesmuseum, diebis 2013 in sechs Kapiteln die wechselvolle Geschichte Niederösterreichs zeigte.

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Das Stift Klosterneuburg bewahrt in sei-ner Schatzkammer den Österreichi-

schen Erzherzogshut, die wahre „Krone“ desLandes, auf. Erzherzog Maximilian III. liesdieses Juwel 1616 anfertigen; es sollte dasErzherzogtum Österreich, das Kernland desHabsburgerreichs, repräsentieren. Er verfüg-te, daß der Erzherzogshut für immer im StiftKlosterneuburg aufbewahrt werden muß, innächster Nähe der Reliquien des HeiligenLeopold, des Landespatrons von Österreich.

Nur zur Erbhuldigung eines neuen Lan-desfürsten durch die österreichischen Ständein Wien, darf der Hut das Stift auf maximaldrei Wochen verlassen – zuletzt geschah dies1835. Seinen letzten offiziellen Auftritt hatteder Hut 1989 beim Begräbnis von Zita, derletzten Kaiserin von Österreich.

Die Ausstellung dokumentiert die Ge-schichte und Bedeutung des Hutes. Vorge-stellt werden die Personen des Stifters Ma-ximilian III., Großmeister des DeutschenRitterordens und Regent von Tirol, und desLandesheiligen Leopold, des himmlischenSchutzherrn der Stiftung. „Erstmals behan-deln wir die Erbhuldigung mit ihrem baroc-ken Zeremoniell“, so die Kuratoren der Aus-stellung, Katja Brandes und Wolfgang Hu-ber, „da die Erbhuldigungen für Joseph I.,Karl VI. und Maria Theresia außerordentlichgut dokumentiert sind, kann man diese er-lebbar Revue passieren lassen.“

Das Stift Klosterneuburg wurde 1114 ge-gründet und 1133 den Augustiner-Chorher-ren übergeben, um ein religiöses, sozialesund kulturelles Zentrum zu bilden.

Die Chorherren des Stiftes Klosterneu-burg – derzeit sind es etwa 50 – kommenaus Österreich, Deutschland, den USA, Po-len, Norwegen, Vietnam und Rumänien. Siebeginnen ihr Leben im Stift mit der Einklei-dungszeremonie, bei der sie einen Ordens-namen erhalten. Darauf folgt das einjährigeNoviziat, dann die „einfache Profeß“, dieden zukünftigen Chorherrn auf drei Jahreund schließlich die „ewige Profeß“, die ihnauf Lebenszeit an das Stift bindet und von ihmdauernden Gehorsam, Armut und Keusch-heit verlangt. Der Konvent ist – nach den

Bestimmungen der Österreichischen Kon-gregation – demokratisch organisiert, miteinem gewählten Propst und einem gleich-falls von den Chorherren gewählten Stifts-dechant an der Spitze. Ihnen zur Seite stehtein Kapitelrat aus gewählten und vom Propstbestimmten Mitgliedern.

Das Stift ist heute ein wichtiges kultur-touristisches Ziel, eine religiöse und sozialeInstitution und ein bedeutender Wirtschafts-betrieb. Es besitzt unter anderem das ältesteund eines der renommiertesten WeingüterÖsterreichs.http://www.stift-klosterneuburg.at

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Kultur

400 Jahre Erzherzogshut – die heilige Krone Österreichs

Der Österreichische Erzherzogshut in der Schatzkammer des Stiftes Klosterneuburgwurde 1616 von Maximilian III. gestiftet. 2016 feiert er sein 400jähriges Jubiläum.

Die Ausstellung ist von 5. März – 15. November 2016 zu besichtigen.

Österreichischer Erzherzogshut in der Schatzkammer des Stiftes Klosterneuburg

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Burgtheater ist auch wirt-schaftlich auf gutem Weg

Die Saison 2014/15 war eine Spielzeit der Auszeichnungen und Ehrungen, gekröntmit der Wahl zum »Theater des Jahres 2015« der Fachzeitschrift »Theater heute«.

Die Wahl zum „Theater des Jahres 2015“der Fachzeitschrift „Theater heute“ ist

eine große Anerkennung für die gelungenenAufführungen sowie für den Erfolg der neu-en Geschäftsführung des Burgtheaters, dasHaus in der Öffentlichkeit wieder zu rehabi-litieren.

Das Haus befindet sich auch auf gutemWeg zur wirtschaftlichen Rehabilitierung:Mit 8,5 Mio. Euro wurden die höchsten je-mals im Burgtheater erzielten Kartenerlöseerreicht, im Vergleich zum Vorjahr ist diesein Zuwachs von 1,1 Mio. Euro oder 15%.Insgesamt verzeichnet das Burgtheater seitder Ausgliederung einen Zuwachs von 62 %bei den Kartenerlösen, während im gleichenZeitraum die Inflation um nur rund 30 % be-trug.

Das ambitionierte Ziel der Fortbestehens-prognose, die Ertragslage um 4 Mio. Euro zuoptimieren, konnte dank des Einsatzes desganzen Hauses und erfolgreicher Umsetzungdes 100-Punkte-Programms erreicht werden.Neben dem Ertrags-Plus konnte dies durcheinen strengen Sparkurs bei den Produktionensowie durch Einsparungen im Personalbe-reich umgesetzt werden. Der operative Per-sonalaufwand ist um 8,7 % gesunken.

Am Ende steht ein Jahresüberschuß inHöhe von 1,2 Mio. Euro zu Buche, mit demder Bilanzverlust des Burgtheaters weiterreduziert werden konnte. In der Bilanz zum31.8.2015 verbessert sich das (negative) Ei-genkapital auf einen Wert von -2,7 Mio.Euro, der aus der Vergangenheit stammendeBilanzverlust beträgt nunmehr -12,1 Mio.Euro. Im laufenden Jahr soll durch das H-eben stiller Reserven wieder positives Eigen-kapital hergestellt werden. Nach den Beson-derheiten der vorhergehenden zwei Jahres-abschlüsse zeigt der Abschluß 2014/2015 so-mit eine deutliche Beruhigung der wirt-schaftlichen Situation.

Im Akademietheater waren „Das Konzert“und „Die lächerliche Finsternis“ mit jeweilsknapp 12.000 BesucherInnen die größten Pu-blikumsmagneten, die beste Auslastung hat-ten „John Gabriel Borkman“, „Das Konzert“und „Geschichten aus dem Wiener Wald“mit knapp 100 %. Meistbesuchte Produk-

tionen am Burgtheater waren „Die letztenTage der Menschheit“ sowie „Dantons Tod“mit jeweils 29 Vorstellungen und 27.000 Be-sucherInnen. Mehr als 20.000 BesucherIn-nen verzeichneten „Mutter Courage und ihreKinder“ sowie „Bei Einbruch der Dunkel-heit“.

Insgesamt 403.906 BesuchInnen kamenin das Burgtheater und seine Spielstätten, dieSitzplatzauslastung lag bei 81,5 %.

Der Ausblick auf die laufende Spielzeit2015/2016 erlaubt weiterhin Optimismus. DieTicketerlöse im laufenden Jahr 2015/2016liegen bereits heute über dem zu erzielendenSoll, erfreulich ist auch die Entwicklung bei

den Stammkunden des Hauses, denn auchdie Erlöse aus Festabonnements, Zyklen undWahlabonnements können weiter gesteigertwerden. Nach Erkrankungen und Verletzun-gen im Ensemble kam es zu einer Abände-rungswelle, wie sie das Burgtheater noch nichterlebt hatte: an 27 Abenden konnte nicht dasgeplante Programm gezeigt werden. Bei ab-geänderten Vorstellungen behalten die Kartenihre Gültigkeit, können aber auch zurückge-geben werden. Das führte zu einem leichtenBesucherrückgang von 2 % und einem Aus-lastungsrückgang von derzeit rund 4 %, dersich aber, nach den jüngsten sehr erfolgrei-chen Premieren, absehbar wieder ausnivel-lieren sollte. Die Kartenerlöse liegen aktuellmit 6 % über Plan und über dem Vorjahr,somit könnte trotz Erkrankungen und Ab-änderungen der Vorjahres-Rekorderlös viel-leicht sogar nochmals übertroffen werden.

Eine abschließende Information zurAufarbeitung der Vergangenheit: Die Arbeits-gerichtsverfahren sind weiterhin ruhend, dieUntersuchungen des Rechnungshofes und derStaatsanwaltschaft noch nicht abgeschlos-sen. http://www.burgtheater.at

Die Künstlerische Direktorin Karin Bergmann und der Kaufmännische Geschäfts-führer Thomas Königstorfer bei einer Pressekonferenz im Burgtheater

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Das Burgtheater wurde zum »Theaterdes Jahres 2015« gewählt.

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Das Thema lautet Akt-Fotografie. DieUmsetzung wird überlebensgroß. Zwei

Stars der österreichischen Werbe-Szene, derFotograf Horst Stasny und der Designer SigiMayer, bereiten eine spektakuläre Fotoschauin Wien vor.

Die Aktbilder, die sie ab 12. März in derEvent-Location METAStadt zeigen, sind 4 x5 Meter groß. Und obendrein werden sie –das deutet der Titel „THE 3-D“ schon an –alle in dreidimensionaler Ausführung zu se-hen sein. Die gewaltigen Dimensionen kor-respondieren perfekt mit der Ausstellungs-Halle, die so groß ist wie ein Eishockey-Spielfeld: 60 x 30 Meter.

Horst StasnyDer Salzburger Horst Stasny gehört seit

Jahrzehnten zu den renommiertesten Foto-grafen Österreichs. In der Werbung ist er ge-nauso gefragt wie in den internationalenFotogalerien. Lehraufträge führten ihn bisnach Kalifornien, Ausstellungen rund um dieWelt.

Getreu seinem Motto „Life never stops –every day shows new challenges“ hat Stasnyviel Aufwand in das Projekt „The 3-D“ ge-steckt. „Auf der Suche nach neuen Heraus-forderungen faszinierte mich die dritte Di-mension“, sagt er. „Allerdings mußte ichdabei erfahren, daß es – besonders bei Fotosdieser Größe – auch hohe technische Pro-bleme zu bewältigen gibt.“

Werner Sobotka, der Präsident der Pho-tographischen Gesellschaft, hat die Arbeitenbereits gesehen: „Horst Stasny hat seineFotografie auf die Stereotechnik so abge-stimmt, daß diese zu einem echten fotografi-schen Erlebnis wird“, urteilt er. „Die Aus-stellung stellt für ihn vom Metier her völli-ges Neuland dar und hebt sich durch die gros-sen Formate sehr deutlich von dem bisherGezeigten ab.“

Sigi MayerDie Gestaltung von „The 3-D“ übernimmt

der Linzer Werbe-Designer Sigi Mayer, derdie Zahl seiner internationalen Auszeichnun-gen mit „kann die Preise nicht mehr zählen“beschreibt. Stasny und Mayer sind eng be-freundet. Horst Stasny über die Zusammen-

arbeit: „Sigi Mayer ist ein Garant für Unge-wöhnliches, was sich in der Gestaltung derAusstellung, aber auch in der Form der Ein-ladungen, des Posters und des Katalogs wi-derspiegelt.“

Der Werbe-Profi Lukas Grossebner,Partner von Franz Merlicek in der neuen Wie-ner Agentur Merlicek-Grossebner, blickt derSchau geradezu euphorisch entgegen. Ineinem Text zur Ausstellung schreibt er: „Din-ge, die mich glücklich machen: Horst Stas-nys Fotos einer, nicht irgendeiner – der –schönen blonden Frau, im wartenden Kleideines nie gedachten Gedankens, inmitten dergroßen, kalten Halle, irgendwo da hinten im

Nichts meiner Wunschgebilde aus Sand, amRande Wiens, umrahmt von Worten, gesetztin einem, diesem Katalog, wie nur Sigi Mayersie setzen kann, bis zur letzten Scherbe sei-nes Seelenspiegels, der Sigi, den sein FreundHorst als eigenwilligen Spinner beschreibt,als Genie, Ursprung eines nicht enden wol-lenden Flusses an Ideen und verqueren Sicht-weisen, als einzigen, der es mit ihm 35 Jahre,verbunden in Freundschaft und kreativerArbeit, ausgehalten hat, naturgemäß.“

Die Ausstellung ist bis zum 30. April vonMontag bis Freitag zwischen 10 und 17 Uhrgeöffnet, der Eintritt frei. http://www.metastadt.at

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Kultur

»THE 3-D«Spektakuläre Akt-Fotoschau in drei Dimensionen von zwei Stars der öster-reichischen Werbe-Szene: Fotograf Horst Stasny und Designer Sigi Mayer Vom 12. März bis zum 30. April 2016 im Event-Center METAStadt in Wien

Die Aktbilder sind 4 x 5 Meter groß – obendrein werden sie alle in dreidimensio-naler Ausführung zu sehen sein.

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Unter der erstmaligen Leitung von Seba-stian Höglinger und Peter Schernhuber

erfährt die Diagonale ein zeitgemäßes Up-date. Zugleich bleibt sie weiterhin Vorden-kerin und Impulsgeberin für den österreichi-schen Film. Das nächste Festival findet vom8. bis 13. März 2016 statt und zeigt auch heuerein Best-of des aktuellen heimischen Film-schaffens. Aufbauend auf einem funktionie-renden Branchen- und Publikumsfestivalpräsentiert sich die Diagonale'16 dabei mitzahlreichen Neuerungen.

In der neuen Programmschiene Zur Per-son hebt die Diagonale markante Hand-schriften im österreichischen Filmschaffenhervor und erweitert den Fokus: Neben Re-gisseurInnen können neuerdings auch Pro-duzentInnen, EditorInnen, KinobetreiberIn-nen, KritikerInnen u. a. gewürdigt werden.

Mit Gabriele Kranzelbinder ist „ZurPerson“ zum Auftakt dem Portfolio einerFilmproduzentin gewidmet. Den sprichwört-lichen Blick über den Tellerrand wagt unter-des die zweite neue Festivalschiene, In Refe-renz. Österreichisches Kino tritt dabei mitsich selbst und mit ausgewählten interna-tionalen Positionen in einen filmischenDialog – reagierend, interagierend, kommen-tierend.

Transnational, gender- und generationen-übergreifend präsentiert sich das neu konzi-pierte Austria Film Meeting, das sich heuerinsbesondere praxisnahen Strategien undMethoden zur Etablierung von Diversitätund Gleichberechtigung verschreibt. In derZusammenführung von Praxis und Theoriemündet der branchenübergreifende Austauschnicht nur in eine öffentliche Diskussion, son-dern strahlt auch erstmals in das reguläreFilmprogramm aus.

Zum ausgelassenen Feiern an bewährtenund neu erschlossenen Orten in ganz Grazladen die Partys und Konzerte von#DurchDieNacht. Rund um das KunsthausGraz nimmt die Diagonale mehrere Loca-tions der unmittelbaren Umgebung in Be-schlag, die im Zusammenschluß den Diago-

nale-Festivaldistrikt bilden: vom Haus derArchitektur über die eigens eingerichtete Bar8020 im Hotel Mariahilf bis hin zum Kunst-hauscafé.

Neben den Neuerungen im Programmfällt die Diagonale'16 mit einem frischen Er-scheinungsbild auf. Im Zentrum des neuenCorporate Design des renommierten undmehrfach preisgekrönten Grafikbüros StudioEs rund um die Grafikdesignerin VerenaPanholzer steht ein schimmerndes „D“, dassich Linien entgegenstellt, sich gegen sieauflehnt. Linien, die dem Halbbild des Vi-deos nachspüren, es mit der österreichischenFlagge konnotieren und diese dabei gegenden Strich bürsten.

An sechs Tagen präsentiert die Diago-nale'16 insgesamt 158 Filme und Videos imRahmen von 130 Vorstellungen in vier Festi-valkinos. Der Wettbewerb umfaßt 103 Filmeund wurde aus insgesamt 512 aktuellen Ein-reichungen aller Längen und Genres zusam-mengestellt: Spielfilme, abendfüllende do-

kumentarische Arbeiten, aber auch Kurz-undExperimentalfilme bzw. -videos. 68 Filmefeiern im Rahmen der Diagonale'16 ihrePremiere, 42 davon als Uraufführung.

Als regulärer Teil des Wettbewerbs ver-sammelt der Jahresrückblick acht abendfül-lende Spiel-und Dokumentarfilme, die imletzten Jahr bereits im österreichischen Kinozu sehen waren. Eine internationale Kopro-duktion mit minoritär österreichischemAnteil zeigt die Programmschiene Spektrumaußerhalb des Wettbewerbs. Drei Produktio-nen laufen zudem außer Konkurrenz.

In ReferenzRote Fäden quer durch das Programm

spannt die neue Festivalschiene In Referenz:Österreichisches Kino tritt darin mit sichselbst und mit ausgewählten internationalenPositionen in einen filmischen Dialog – rea-gierend, interagierend, kommentierend. Punk-tuell unternimmt die Schiene den Versuch,wahlverwandte Themen des Festivalpro-

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Film

Diagonale'16: Let There Be Cinema

Graz steht auch dieses Jahr ganz im Zeichen des österreichischen Films. Von 8. bis 13. März macht die Diagonale aus der steirischen Landeshauptstadt einmal

mehr einen Ort des Austauschs und der Begegnung zwischen Filmschaffenden und Filminteressierten.

Leiten erstmals die Diagonale: Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger

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gramms aufzugreifen, sie in Verbindung zubringen, Türen zu neuen Denkräumen auf-und Dialoge anzustoßen.

Einen solchen Anstoß für einen länder-und filmkulturübergreifenden Dialog stellendabei die von Filmemacher Sebastian Bra-meshuber angeregte Vorführung von PuttyHill (Matt Porterfield, 2010) und die zuge-hörige Masterclass des US-amerikanischenIndie-Regisseurs in Graz dar. In seinem weg-weisenden Dokumentarfilm „Und in derMitte, da sind wir“ (2014 von Gabriele Kran-zelbinder produziert) bezieht sich Brames-huber auf die Vergessens- und Verdrängungs-kultur hierzulande, auf der auch das diesjäh-rige filmhistorische Spezialprogramm auf-baut.

Porterfields „Putty Hill“ hatte maßgeb-lichen Einfluß auf Sebastian BrameshubersArbeit: „,Putty Hill‘ startet mit Bildern vonmaskierten, Paintball spielenden Gestalten.Als ich den Film 2010 sah, lag die von Ju-gendlichen mit Softguns ausgeführte ‚Stör-aktion‘ während der KZ-Befreiungsfeier vonEbensee – die mein Film umkreisen sollte –eineinhalb Jahre zurück. Drei Jahre zuvorwaren Fotos des jungen Heinz-Christian Stra-che bei Wehrsportübungen aufgetaucht – ausder Zeit, als Waldheims Erinnerung selektivversagt hatte. Ähnlich angeschlagen war

Straches Gedächtnis, der von einem ‚harm-losen Paintball-Spiel mit kleinen gelben Pla-stik-kugeln‘ sprach.“

Matt Porterfield (geb. 1977 in Baltimore)wird für das Screening von „Putty Hill“ nachGraz kommen und in einem Filmgesprächmit Sebastian Brameshuber die Kongruen-zen und Unterschiede zwischen US-ameri-kanischer und österreichischer Filmkulturerörtern. Zudem findet eine Masterclass mit

Matt Porterfield statt, der sich als zentralerVertreter eines neuen US-Independent-Ki-nos etabliert hat und für eine Hinwendungzum Realismus am Schnittpunkt von Doku-mentar- und Spielfilmschaffen steht. Neben„Putty Hill“ (2010) realisierte Porterfield dieSpielfilme „Hamilton“ (2006), „I Used to BeDarker“ (2013) und zuletzt den Kurzfilm„Take What You Can Carry“ (2015). http://www.diagonale.at

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»Putty Hill« (Matt Porterfield, 2010)

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Gerd Oswald, als Sohn des damals in Berlin tätigen WienerFilmproduzenten und Regisseurs Richard Oswald sowie der

deutschen Schauspielerin Käthe Waldeck am 9. Juni 1919 in der auf-strebenden Kulturmetropole geboren, hatte es nicht schwer in dieTheater- und Filmwelt Eingang zu finden. Er war Kinderdarsteller amTheater, verbrachte einen großen Teil seiner Freizeit in den Ateliersund lernte bei seinem Vater früh das Filmhandwerk. 1931 war er erst-mals in einem Minipart auf der Leinwand zu sehen. Nach der Macht-ergreifung der Nationalsozialisten 1933 waren jüdische Filmschaf-fende im Deutschen Reich unerwünscht. Gerd Oswald arbeitete imeigentlich heimatlichen Wien u. a. am Kabarett ABC unter Leo Asch-kenasy (Leon Askin) als Bühnenbildner, nachdem Richard Oswaldan Zwischenstationen des Exils in Europa, Holland, England, Öster-reich und Frankreich, noch einige Filme drehte, stand ihm der Sohnassistierend zur Seite. 1938 flüchtete die Familie über Paris und Lon-don in das sichere Amerika.

Emigrationsziel war zwangsläufig das große Filmzentrum am Pa-zifik. Gerd Oswald wirkte zunächst an einer kleinen Bühne und betä-tigte sich gleichzeitig als Agent (kurzfristig auch für den Weltstar PolaNegri), bevor er 1940 eine langjährige Lehrzeit als Regieassistentund Production Manager bei unabhängigen Studios begann. 1941/ 42kam es zur erneuten Assistenz für seinen Vater an dessen für PRCund Monogram hergestellten Filmen „I Was a Criminal“ (der Filmkam erst 1945 in die Kinos) und „Isle of Missing Men“. 1943 folgteder Einritt bei Paramount und ein achtjähriges Teamwork mit nam-haften Regisseuren wie John Farrow, Billy Wilder, Cecil B. DeMilleoder William Dieterle, 1951 der Wechsel zu 20th Century-Fox.

Aufgrund seiner Mehrsprachigkeit setzte man ihn wiederholt anProduktionen ein, die in Europa entstanden, etwa Anatole Litvaks po-litisches Spionagedrama „Decision Before Dawn“ (1951, „Entschei-dung vor Morgengrauen“ mit Oskar Werner) oder Elia Kazans undNunnally Johnsons antikommunistische Filme „Man on a Tightrope“(1953) und „Night People“ (1954). 1955 oblag ihm in den Bavaria-Studios in Geiselgasteig bei München die Produktions-Überwachungder deutsch-französischen Zweisprachenversion „Oase“/„Oasis“, dieerstmals außerhalb der USA in dem von Fox patentierten CinemaScope-Verfahren aufgenommen wurde. Als gefragter Organisator fandOswald bei Centfox wohl befriedigende und notable Aufgaben, imUmfeld Henry Hathaways, bei der Regie für Probeaufnahmen, alsAssociate Producer und Second Unit-Regisseur, indes teilweise „un-credited“.

Ohne Chance, bei diesem Studio jemals größere Aufgaben über-nehmen zu können, orientierte er sich 1956 zu United Artists undavancierte dort zum Hausregisseur für B-Pictures. Für seine ersteRegiearbeit, „A Kiss Before Dying“, ein Thriller mit Robert Wagnerund sein sicher effektvollstes Werk, standen ihm 24 Drehtage zur Ver-fügung, die zwei nachfolgenden Streifen „The Brass Legend“ (1956)und „Crime of Passion“ (1957) mit dem Star Barbara Stanwyck

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Serie »Österreicher in Hollywood«Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 97. Folge portraitiert er

Gerd OswaldRegisseur/Produzent

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In Istanbul (v.l.): der austro-amerikanische Produzent OttoLang, Regieassistent Gerd Oswald und Regisseur Joseph L.Mankiewcz bei Dreharbeiten zur historisch belegten Spionage-affäre »Five Fingers« (aka »Operation Cicero«) der 20thCentury-Fox von 1952

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brachte er in zehn und zwölf Tagen zu Ende.Mit relativ kleinen Budgets ausgestattet, er-wies er sich als routinierter Inszenator vonGenrefilmen mit Flair und persönlichemTouch. Gerd Oswald gehörte zu den Talen-ten der Movie Town, die sich auch von un-günstigen Produktionsbedingungen nichtentmutigen ließen. Genaue Zeichnungen derCharaktere und eine herausragende Bildspra-che kompensierten fehlende Mittel („I tellmy story with the camera“), eines seiner Mar-kenzeichen war eine lange starre Einstellungzu Beginn des jeweiligen Films, die meist ineinen Schwenk überging, wobei Stimmenoder Geräusche aus dem Off wichtige Er-eignisse signalisierten.

Sein direktoraler Score im Spielfilm undTV-Moviebereich umfasst ein Dutzend Titel,darunter der exzellente Western „Fury atShowdown“ (1957), die Komödie „Paris

Holiday“ (1958) nach einer Story von undmit Bob Hope, das gefühlvolle Drama umeinen Außenseiter „80 Steps to Jonah“(1969), bei dem er auch als Mitautor undProduzent fungierte und die Krimikomödie„Bunny O’Hara“ (1971), in deren TitelrolleBette Davis vor der Kamera stand. 1962 hat-te er für die Mammutproduktion über die In-vasion der Alliierten in der Normandie, „TheLongest Day“, eine Sequenz des Fallschirm-jäger-Angriffs in St. Mère-Église zu insze-nieren, die jedoch im fertigen Werk nichtenthalten ist. Oswald wurde aufgrund einerAnweisung des Produzenten Darryl F. Za-nuck von Andrew Morton abgelöst.

Zwischen 1959 und 1975 schuf er zudemvier prominent besetzte Kinofilme in Deutsch-land, herausragend davon „Schachnovelle“mit Curd Jürgens und „Bis zur bitteren Nei-ge“, nach den bekannten literarischen Vorla-

gen von Stefan Zweig und Johannes MarioSimmel. Darüber hinaus drehte er in Floridafünf Dokumentarfilme für die US-Air Forceund in einem Multi Image-Verfahren (dreiBilder) in Fort Benning, Georgia, zwei Do-kumentarfilme für die US-Army.

Nach dem langen und harten Weg von derAssistenz in allen Produktionsbereichen zumunabhängigen Gestalter blieb die Televisionnach dem Zusammenbruch des alten Studio-systems in Hollywood sein kontinuierlichstesHauptbetätigungsfeld. Beginnend ab 1957 ar-beitete Oswald an über 20 auch im deutsch-sprachigen Bereich populären TV-Serien wie„Perry Mason“, „Outer Limits“, „The Fugi-tive“, „Bonanza“, „Daniel Boone“, „It Takesa Thief“ und zuletzt „The Twilight Zone“(Neufassung), wobei er bis 1985, dem Jahrseines Rückzugs aus dem Metier, für mehrals 80 Episoden als „director“ verantwortlichzeichnete.

Oswald, der niemals den berühmten Na-men oder das Prestige seines Vaters ausge-nutzt hat, gehörte nicht zur Elite des ameri-kanischen Kinos, sicher aber mit seiner be-wundernswerten Konsistenz im stilistischenwie thematischen Bereich, zum gehobenenStandard. Gerd („Jerry“) Oswald, zweimalverheiratet, Vater einer Tochter und des Soh-nes Richard, der seit 1986 als Regieassistentgleichfalls in Hollywood tätig ist, starb am22. Mai 1989 in Los Angeles an den Folgeneiner Krebserkrankung.

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Serie »Österreicher in Hollywood«

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Am Set des Monogram-Films »Isle of Missing Men« von 1942 (v.l.): Hauptdarstel-ler John Howard, Produzent und Regisseur Richard Oswald, Regieassistent GerdOswald, der auch am Drehbuch beteiligt war, Associate Producer Louis Berkoffund Supporting Player Alan Mowbray

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Mit dem Buch „Österreicher in Holly-wood“ legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veröffentlichten Standardwer-kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten, wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars, sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den darüber-hinaus immensen Kulturleistungen österrei-chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet: „Alles, was anetwas erinnert, ist Denkmal“, schließt derAutor.

Rudolf Ulrich undder Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen,sehr geehrte Leserin-nen und Leser, dieMöglichkeit, im „Ös-terreich Journal“ eini-ge Persönlichkeitenaus dem Buch „Öster-reicher in Hollywood“ kennenzulernen.

Rudolf Ulrich„Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten,zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei-terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1;http://www.filmarchiv.at

Poster zum Drama »A Kiss BeforeDying«, Gerd Oswalds Regiedebüt1956 für United Artists, wofür ihm

Kritiker »exzellente, subtile direction«bescheinigten.

Mit dem 7. April 1766 überließ JosephII. das bis dahin kaiserliche Jagdgebiet

Prater der breiten Öffentlichkeit. Der 250. Jah-restag dieses Ereignisses bietet eine gute Ge-legenheit, den Fokus auf die abwechslungs-reiche Geschichte des wichtigen Freizeit-areals zu richten.

In seinen Anfängen war der Prater ein na-turbelassenes Gebiet, das Freiräume fürspektakuläre Massenevents wie etwa szeni-sche Feuerwerke und Ballonflugexperimen-te bot. Noch im 18. Jahrhundert siedeltensich gastronomische Betriebe an (Limona-denstände, Imbißbuden, Gasthäuser undKaffeehäuser entlang der Hauptallee). 1801wurde das Panorama eröffnet, in dem maninmitten eines riesigen Rundgemäldes dieIllusion hatte, in einer fremden Stadt zu sein,und im Circus Gymnasticus konnte manKunstreitervorführungen beiwohnen.

Mit der „Praterregulierung“ im Vorfeldder Weltausstellung 1873 begann die eigent-liche Blütezeit des Wiener Praters. Phanta-

sievolle Neuerungen wie der Blumenkorsooder der Vergnügungspark „Venedig inWien“ trugen das Ihre dazu bei, den Praterweiter aufzuwerten. Die Rotunde und das1897 errichtete Riesenrad wurden zu neuenWahr zeichen Wiens.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden dieUnterhaltungsangebote im Prater zuneh-mend bescheidener. Bis zum Brand der Ro-tunde 1937 fanden dort zwar noch sportlicheGroßereignisse und die ersten Ausstellungender Wiener Messe statt, aber alles in allemwurde der Prater sachlicher und nüchterner.Die Zeit der üppigen Feste und spektakulä-ren Veranstaltungen war mit den flächen-deckenden Zerstörungen 1944/45 definitivvorbei.

Das Wien Museum verfügt über großeSammlungsbestände zum Thema Prater. EinTeil dieser Objekte ist permanent im Prater-museum im Planetarium ausgestellt, das imJubiläumsjahr verstärkt im Blickpunkt steht.Viele Objekte aus der Pratersammlung la-

gern jedoch im Depot, gerade in den vergan-genen zwei Jahrzehnten kamen viele attrak-tive Exponate dazu. Das Jubiläumsjahr bie-tet nun die Chance, diese wenig bekanntenSchätze aus der Sammlung im Rahmen einerAusstellung einer breiten Öffentlichkeit vor-zustellen und die Pratergeschichte auf Basisder neuesten wissenschaftlichen Forschungdarzustellen. Zu sehen sind rund 650 Objek-te, der überwiegende Teil aus eigenem Be-stand. Die Ausstellung selbst teilt sich in dreiAbschnitte: Von den Anfängen ab 1766 biszur Praterregulierung anläßlich der Weltaus-stellung 1873; die Blütezeit ab 1873 bis zumErsten Weltkrieg; der Prater von der Zwi-schenkriegszeit bis heute.

Spazieren, sich vergnügen, essen und trinken

Im „Wienerischen Diarium“ erschien daskaiserliche „Avertissement“, das die Öffnungdes Areals verkündete, um „frey spatzierenzu gehen, zu reiten, und zu fahren“ sowie um

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Von der alten Holzrutschbahn und historischen Kinderkarussellen bis zu modernen Fahrgeschäften und zahlreichen Lokalenbietet der Wurstelprater am Rand des damals das sechs km² großen Jagdgebiets der Habsburger Spaß für Jung und Alt.

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250 Jahre Wiener Prater2016 ist ein großes Jubiläumsjahr für den Wiener Prater: Vor 250 Jahren

hat Kaiser Joseph II. das einstige Jagdrevier für das Volk geöffnet. Das WienMuseum lädt zu einer Ausstellung von 10. März bis 21. August 2016.

„sich daselbst mit Ballonschlagen, Kegel-scheiben und anderen erlaubten Unterhal-tungen eigenen Gefallens zu divertiren“.Nicht nur die erholungsbedürftige Bevölke-rung fühlte sich angesprochen, auch der Un-ternehmergeist war geweckt: Innerhalb kür-zester Zeit gab es behördliche Genehmigun-gen für 66 „Wein-Würthe“ und 46 „Bier-Würthe“, weiters für „Coffe-Sieder, Lebzel-ter, Fleischselcher, Bradelpratter, Kaßste-cher“, einen „Limonihandler“, eine „Krapfen-bacherin“, einen „Chocolattenmacher“, einenHändler mit „Sallath und Räthig“ sowie eini-ge „Öbstler“. Bereits im Mai wurden außer-dem „Hutschen nach niederländischer Art“,ein Ringelspiel und eine „Machine per mo-dum einer Schlittenfahrt“ in Betrieb genom-men. Die für den „Wurstelprater“ namensge-benden Kasperltheater folgten bald.

Dennoch blieb der Prater in seiner Früh-zeit ein naturbelassenes und vor allem unre-guliertes Gebiet, in dem die Attraktionenweitgehend unsystematisch entstanden. DieAusnahme bildete die Hauptallee, die vomAdel und dem Bürgertum frequentiert wur-den. Der Mittelteil blieb den Kutschen vor-behalten, die rechte Seitenallee war für dieReiter, die linke für die Spaziegänger vorge-sehen. Hier entstanden auch die drei Kaffee-häuser, die nach ihrer Lage vom Pratersternaus gesehen als das „Erste, Zweite und DritteKaffeehaus“ bezeichnet wurden. In den Kaf-feehäusern vermischte sich das Publikum,man konnte die Schönen und Reichen aufder Hauptallee beobachten, selbst Frauenohne männliche Begleitung waren – im Ge-gensatz zur Innenstadt – kein Tabu.

Feuerwerke und FlugexperimenteAb den 1770er-Jahren fanden die ersten

szenischen Feuerwerke statt. Grundlage da-für war eine 50 mal 125 Meter große Holz-konstruktion, auf der die Feuerwerkskörperund die sogenannten Dekorationen befestigtwaren. Dabei handelte es sich um mit feuer-fester Lösung bestrichene und mit Lichternbestückte Holzfiguren und bemalte Perga-mentflächen, die von hinten durch bengali-sche Feuer beleuchtet wurden. Dort, wo sichdas Feuer zwischen den nicht brennbarenDekorationen einen Weg fand, entstandenriesenhafte Konturen von Landschaften oderGegenständen. Die Feuerwerke waren spek-takuläre Massenevents für alle Bevölke-rungsschichten und lockten bis zu 25.000 Be-sucherInnen an. Sie fanden auf der „Feuer-werkswiese“ statt, im Bereich des heutigen„Stuwer-Viertels“, das nach der Stuwer-Dynastie benannt wurde, die über 100 Jahre

die meisten Feuerwerke im Prater veranstal-tete.

Auf der Feuerwerkswiese fand auch einGroßteil der Ballonflüge und sonstigen Flug-experimente statt, die ebenfalls Besucher-massen anlockten. 1791 unternahm der Fran-zose Jean-Pierre Blanchard hier seine ersteBallonfreifahrt, legendär waren Jakob De-gens Flugversuche zwischen 1808 und 1811mit einer Konstruktion aus Eisenstäben undFlügeln aus Stahl, Fischbein und Bändern.Zehntausende Personen fanden sich auch beiden Kaiserfesten ein – so etwa beim Volks-fest anläßlich der Heirat Kaiser Franz Jo-sephs mit Elisabeth 1854 (200.000 Besu-

cherInnen) oder beim „Dritten DeutschenBundesschießen“ 1868, dessen Festzug150.000 Personen umfaßte.

Als erstes Massenmedium kann das Pa-norama bezeichnet werden, ein hölzernerRundbau, den der Schotte Robert Barker er-funden und 1801 erstmals auch in Wien – ander Prater Hauptallee – aufgebaut hatte. Ge-gen ein geringes Entgelt konnte sich fast je-dermann imaginäre Reisen nach London,Paris oder Prag leisten. Auf der heutigen„Zirkuswiese“ stand der Circus Gymnasti-cus, ebenfalls ein großer hölzerner Rundbau,der mehreren tausend BesucherInnen Platzbot. Ab 1800 kamen vermehrt die sogenann-

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Das Wahlzeichen Wiens, das Riesenrad, wird im Frühjahr 2016 modernisiert: dieGondeln werden mit Heizungen bzw. Klimaanlagen ausgestattet.

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ten Wandermenagerien mit exotischen Tie-ren in den Prater, im „Affentheater“ bestaun-te man die Geschicklichkeit der Tiere undlachte über ihre Ähnlichkeit zum Menschen,die durch die Kostümierung der Tiere nochunterstrichen wurde.

Nobler ging es auf der Hauptallee zu, wonicht nur diverse Läuferrennen, sondernauch die sogenannten Prater- oder Maifahr-ten stattfanden – endlose Züge der vermö-genden Bürger in ihren Kutschen. Als Zielund Wendepunkt diente das zwischen 1781und 1783 nach Plänen von Isidore Canevaleerrichtete Lusthaus. Der Prater war auchSchauplatz politischer Ereignisse: Am 18. Ok-tober 1814 veranstaltete man ein Militärfestanlässlich der Jahresfeier der Völkerschlachtbei Leipzig mit 18.000 Soldaten. Im Revolu-tionsjahr 1848 kam es hier zu schweren Zu-sammenstößen zwischen demonstrierendenArbeitern und der Sicherheitswache mit 22Toten und hunderten Verletzen.

Vom Wurstelprater zum VolkspraterAls der Beschluß gefaßt wurde, die Welt-

ausstellung 1873 im Wiener Prater abzu-halten, war damit auch das Ende des bisheri-gen Praters besiegelt: Das ungeordnete Arealschien einer Metropole im internationalen

Rampenlicht nicht würdig. Es wurden Bäu-me gefällt, Praterhütten demoliert, Wege as-phaltiert, eine Gasbeleuchtung installiert. Aufdem Gelände der Feuerwerksfamilie Stuwerentstanden Neubauten, neben der Rotunde,dem fast einen Kilometer langen Industrie-palast und der 800 Meter langen Maschi-nenhalle trumpfte man zur Weltausstellungmit 200 Länderpavillons auf. Alle bisherigen

Praterunternehmer mußten um Neubautenansuchen, offiziell sprach man ab sofort von„Volksprater“ (statt „Wurstelprater“).

Es gab Stimmen, die den „guten altenPrater“ für immer verloren sahen. Doch diePraterregulierung läutete erst die großeBlütezeit des Freizeitareals ein. Die Zahl derUnternehmen stieg von 82 auf 187 Ge-schäfte an, bessere Verkehrserschließungen

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»Versammlung der schönen Welt bey den Kaffee-Häusern in der großen Prater Allee«, 1795, Johann Ziegler nach Laurenz Janscha, Kolorierter Kupferstich

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Plakat für das Wasserkarussell im Prater, um 1901, Lothographie

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und immer größere Attraktionen sorgten fürBesucherrekorde. „Das zunehmend größerwerdende, aus allen Gesellschaftsschichtenstammende Publikum agierte im Prater imGegensatz zur Stadt gelassen nebeneinanderund bekräftigte die dort geltenden Regeln, in-dem es sie hier kurzfristig außer Kraft setz-te“, so die Kuratorin der Ausstellung imWien Museum am Karlsplatz, Ursula Storch.

Im Fahrwasser der Weltausstellung gabes für ein bürgerliches Publikum großdimen-sionierte technisch-wissenschaftliche undkulturelle Ausstellungen (z. B. „Internatio-nale Elektrische Ausstellung Wien 1883“,„Internationale Ausstellung für Musik undTheaterwesen“, 1892; „Kaiser-Jubiläums-Ausstellung“, 1898). Sie waren zwar meistnur wenige Monate zu sehen, jedoch mitenormem Aufwand und Kosten verbunden.So errichtete man für die 1913 stattfindende„Adria-Ausstellung“ ein zusammenhängen-des südländisches Städtebild sowie einen elfMeter breiten Kanal, der in einem See mün-dete.

Noch imposanter präsentierte sich 1895der Vergnügungspark „Venedig in Wien“,den der Impresario Gabor Steiner in Zusam-menarbeit mit dem Architekten Oskar Mar-morek verwirklichte: Auf 50.000 Quadrat-metern gab es Venezianische Paläste, Brük-ken und Kanäle mit Gondeln. 20.000 Be-sucherInnen pro Tag waren keine Seltenheit.Als zusätzliche Attraktion ließ Steiner 1897das Riesenrad errichten, das nur als Proviso-rium gedacht war.

Als treibende Kraft für vielfältige Akti-vitäten im Prater fungierte Fürstin PaulineMetternich-Sándor, die über glänzendeKontakte und ein untrügliches Gespür fürZeitgeschmack verfügte. Sie organisierte ka-ritative Events wie das Frühlingsfest, ein„Japanisches Kirschblütenfest“ oder das„Fest auf dem Mars“, bei denen sich das ade-lige und großbürgerliche Publikum bestensamüsierte. Auch der jährliche Blumenkorsoauf der Hauptallee – ein gesellschaftlichesEreignis ersten Ranges – wurde von PaulineMetternich auf die Beine gestellt.

Um 1900 lockte der Prater außerdem miteiner Vielzahl von Theatern und Varietés,mit etlichen Kinosälen, neuesten „amerika-nischen“ Attraktionen („American ScenicRailway“), Aeroplankarussells und Hoch-schaubahnen. Zu den aus heutiger Sicht pro-blematischen Vergnügungen zählten die„Völkerschauen“, die ab den 1870er Jahrenin Europa für Furore sorgten. In Wien wardie erfolgreichste ihrer Art das „Aschanti-Dorf“, bei dem man exotische Menschen aus

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Haspel und Ringelspiel im Prater, um 1800, Unbekannt, Kolorierter Kupferstich

Erinnerungen an Venedig in Wien, 1890, K. Kriwanek

Schlangenbeschwörer vor einer Praterbude, 1894, Richard Weixlgärtner, Aquarell

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Afrika präsentierte. Dem Voyeurismus ent-gegen kam auch die Zurschaustellung von„abnormen“ Menschen, wie etwa „Siame-sische Zwillinge“, „Rumpfmenschen“ oderdie „Haarfrau“ Julia Pastrana.

Ab 1918: Blick zurück auf eine große Vergangenheit

Vom Zusammenbruch der Monarchie er-holte sich auch der Prater nur schwer. Im-merhin boomten die Kinos, 1920 eröffnetedas Busch-Kino mit 1700 Sitzplätzen, 1927das Lustspiel-Kino mit 1100 Plätzen. Dieerste Spielautomatenhalle gab es ab 1922,die Geisterbahn ab 1933 – immer blieb derPrater ein Experimentierfeld für die neustentechnischen Entwicklungen, ein Ort für uto-pische Ideen ebenso wie für rückwärts- ge-wandte Wien-Nostalgie.

Ein Meilenstein für das gesamte Arealwar die Errichtung des Praterstadions anläß-lich der Arbeiterolympiade 1931, bei der3000 AthletenInnen vor 60.000 Zuschau-erInnen die Entwicklung der Arbeiterbewe-gung bis zum vermeintlichen Zusammen-bruch des Kapitalismus darstellten. WenigeJahre später – genau am 1. Mai 1934 – nutz-te Engelbert Dollfuß das „Weihfestspiel fürKinder“ im vollen Praterstadion, um die neueständische Verfassung gebührend zu insze-nieren.

Die Nationalsozialisten „arisierten“ eini-ge Betriebe im Prater, darunter das Riesen-rad. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Wur-stelprater weitgehend zerstört, nicht zuletztdeshalb, weil deutsche Soldaten auf demRückzug Brandmunition auf die Praterbudenabfeuerten, in denen sie russische Soldatenvermuteten. An die einstige Blütezeit konnteman nach 1945 nicht mehr anschließen.Hatten etwa in der Zwischenkriegszeit rund

70.000 BesucherInnen Platz in den Gast-stätten, so boten die verbleibenden 30 Lo-kale zum 200-Jahr-Jubiläum 1966 nur nocheinem Bruchteil davon Platz. Die Theater,Kino und Varietés waren ebenso verschwun-den wie die Zauberkünstler und Artisten.

Technische Neuerungen gab es allerdingsweiterhin: In den Automatenhallen wurdenab den 1950er-Jahren Flipper, Glücksspiel-automaten und Musicboxen aufgestellt, abden 1970er-Jahren gab es Computerspiele.Moderne Hydraulik und Pneumatik mach-ten internationale Attraktionen wie das „Ta-gada“ möglich. Daß der Prater auch weiter-hin ein Ort blieb, an dem die Gesetze außerKraft schienen, sorgte für seinen zwielich-tigen Ruf. Hier fanden bis Mitte der 1970er-Jahre „Stoßpartien“ statt (eine Form des ille-

galen Glücksspiels), hier trafen sich Freier,Schulschwänzer und Kleinkriminelle.

Der Blick zurück in eine glorreiche Ver-gangenheit dominiert bis heute: der neuePratervorplatz mit der Extraportion Nostal-giekitsch ist nur ein Beispiel dafür. Daß dielangjährigen Pläne, aus dem Wurstelpratereinen einheitlichen Themenpark internationa-ler Prägung zu machen, gescheitert sind,mag wohl auch mit der charmanten Wider-ständigkeit dieses Ortes zu tun haben, der fürdie Stadt nach wie vor von zentraler Be-deutung ist. http://www.wienmuseum.athttp://www.praterservice.athttp://www.madametussauds.com/wienhttp://www.schweizerhaus.athttp://www.stadtgasthaus-eisvogel.at

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So zeigt sich der »Wurstelprater« heute: im Bild der im Mai 2008 neu eröffnete »Riesenradplatz« am Fuße des Riesenrads.

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Auf 12 Doppelsitzen können BesucherInnen des Praters in 95 Metern Höhe bei60 kmh in drei bis vier Minuten vom mit 117 Metern höchsten Kettenkarussell derWelt unvergleichliche Aussicht auf Wien genießen.

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