1985 language of the thracians (die sprache der thraker) - german extended edition

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BulgarischeSammlungBand5 HERAUSGEGEBENVON WOLFGANGGESEMANN,SAARBRUCKEN KYRILLHARALAMPIEFF,MUNCHEN HELMUTSCHALLER,MARBURG Ivan Duridanov DieSprache derThraker VomVerfasser tibersetztundwesentlicherweitert HIERONYMUSVERLAGNEURIED 1985 DieersteAusgabeerschieninbulgarischer Spracheunter demTitel "'" . J n "Ezikat trakite",Sofia1976 1976,19851vanDuridanov JUSAUTOR,Sofia 1985HieronymusVerlag,Neuried Rechtevorbehalten! ISBN3-88893-031-6 Satz:AdLitteras,Gauting Druck:HieronymusBuchreproduktions Mtinchen Einband:Verlagsbuchbinderei AI31ing , ' theFederalRepublicofGermany ,Dem Andenkenmeiner Eltern inDankbarkeit 6900 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort zur ersten AusgabeIX Vorwort zur deutschen Ausgabe IAbkiirzungenXIII 1.Einleitung. 11.Die thrakische Sprache und die indogermanische Sprachfamilie4 111.Die thrakischen Glossen..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 IV.Aus der thrakischen Onomastik17 . Geographische Namen20 . Personennamen53 . Stammesnamen65 . G t t r m 68 .Der Wortschatz der thrakischen Sprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..73 VI.Die thrakischen Inschriften88 1.Die Inschrift auf dem goldenen Ring von Ezerovo88 2.Die Inschrift von Kjolmen95 3.Die Inschrift auf dem goldenen Ring von Duvanli99 4.Die Inschrift auf den vier silbernen GeHif3en von Duvanli100 VII.Vergleichende Phonetik der thrakischen Sprache104 VIII.Das Thrakische, das Dakische und das Paonische122 VIII IX.DieSte11ungdesThrakischenimKreisderindogermanischen Sprachen136 Ubereinstimmungen im Bereiche der Phonetik136 Ubereinstimmungen im Bereiche des Wortschatzes140 1.Thrakisch und Pelasgisch (Vorgriechisch)141 2.Thrakisch und Albanisch142 3.Thrakisch und Baltisch142 4.Thrakisch, Baltisch und Slawisch143 5.Thrakisch und Germanisch144 6.Thrakisch, Baltisch und Germanisch144 7.Thrakisch und Indoiranisch145 8.Thrakisch und Griechisch145 9.Thrakisch und Illyrisch146 Literatur in Auswahl151 Wortregister155 VORWORTZUR ERSTENAUSGABE DieAufgabedervorliegendenArbeitsol1auf Grunddesbisherbekannten Sprachmaterials einen Abrif3der Phonetik und der Lexik der thrakischen Spra geben. Aus objektiven Griinden, auf die in der Arbeit hingewiesen ist, bleibt das grammatische System dieser Sprache ftir die Wissenschaft immer unerforscht. wird weiter dieFrage der Beziehungen der thrakischen zuden SprachenderangrenzendenGebiete- demDakischenunddemPaonischen, dieinder Vergangenheit dem Thrakischen zugewiesen wurden,sowie die Frage seinerSte11ungimKreisederindogermanischen Sprachen. Beider AnalysedessprachlichenMaterials istaus den bisherigen Forschungennur dasaufgenommen,wasalssicher oder wahrscheinlichgedeutet werdenkann.Nichttiberzeugende,unwahrscheinliche Etymologien oder thesenwerden auf3eracht gelassen.Mit Riicksicht auf dieBestimmung des ches - fiireinen breiteren Leserkreis - hielt ich esfiir iiberfliissig,auf die verschiedenenMeinungentibermancheFragenzuverweisensowieaufkritische BeurteilungvonHypothesenundAnsichteneinzugehen.Selbstverstandlich kann der Verfasser einer solchen Arbeit auf eine bestimmte Konzeption,die auf Grund der bisherigen - seiner eigenen und der sonstigen - Forschungen erarbeitet worden ist,nicht verzichten.Obwohl das Phonemsystem des Thrakischen im Grof3enund Ganzen von D.Decev in seinem Werk "Charakteristik der thrakischenSprache"(Sofia,1952)richtigfestgeste11twurde,istesheute fiirjeden ForscherdesThrakischenklar,daBdieEtymologien,auf denendernamhafte klassischePhilologebasierte, nichtstichhaltig("Wurzeletymologien") sind.Das Vermischen des Thrakischen mit dem Dakischen war einer derHauptfehler,derzuabwegigenEtymologienfiihrte.AusdiesenGriinden wurdeinderDarste11ungdervergleichendenPhonetikdesThrakischeninden meistenFa11enneuesMaterialherangezogen,beidemdieEtymologiensicher oderwahrscheinlichsind.DabeisindnichtwenigeBerichtigungenundErganzungeninder bisherigen Auffassung desPhonemsystems desThrakischen hinzugekommen.Auf demGebietedesWortschatzesistdasMaterialauf Grund der Forschungen indenletzten zwanzig Jahren erheblich erganzt.Eine wichtige EtappeinderEntwicklung derWissenschaftvonderthrakischenSprache war deren Abgrenzung anhand linguistischer Kriterien vom Dakischen, was dem kanntenbulgarischenLinguistenVladimirGeorgievzuverdankenist.Diese Konzeption,diemir gutbegriindetzuseinscheint,istauchinder vorliegenden Arbeitvertreten. InAnbetracht der Zielsetzung desBuches lieJ3ichdiebibliographischen gabenfallen,ausgenommendort,wodiessichalsnotig erwies.Aus denselben Griinden ziehe ich es vor,kurz auf die Quellen hinzuweisen,in denen die thrakischenSprachreste belegtsind.DieingriechischenQuelleniiberliefertenthrakischenWorter undNamen sindinlateinischer Schrift transkribiert worden,wobeigr. durchkundnichtdurch wiedergegebenwird. Sofia- Koln5.Mai1974 VORWORTZURDEUTSCHENAUSGABE Inder vorliegendenzweitenAusgabe,die erstmals indeutscher Sprache veroffentlicht wird,istvieles iiberarbeitet worden.Besonders sind der Abschnitt I("Die thrakischenInschriften") und der Ddes Abschnittes IV ("Gotterna " ) erheblicherweitertworden.DiedeutscheFassungistindieserForm nicht nur fiir einen breiteren Leserkreis gedacht, sondern auch fiir die Fachleute inden verschiedenenZweigen der Indogermanistik,insbesondere der altenBalkansprachen, sowie fiir die Althistoriker.1 allgemeinen sind meine Konzeptio iiber das Wesen des Thrakischen und seine Beziehungen zuden anderen indogermanischen Sprachen dieselben geblieben.In der Zeit seit der ersten Ausga meinesBuchessindkeinebegriindetenEinwande gegendieseKonzeptionen erhobenworden.Das ganze Sprachmaterial,dasinder Ausgabebehandelt wird,habe ichnochmals iiberpriift und dabei stellenweise zuAuffassungen undDeutungenandererWissenschaftlerkurzStellunggenommen,ohnemich auf eineDiskussioneinzulassen. Fiir die Aufnahme des Buches in dieReihe "Bulgarische Sammlung" bin ich denHerausgebernProf.Dr.WolfgangGesemann(Saarbriicken),Dr.Kyrill Haralampieff (Miinchen)undProf.Dr.HelmutSchaller(Marburg),der auch dasgesamteManuskriptdurchgelesenhat,zuauJ3erordentlichemDankverpflichtet. Sofia20.Juli1983 ABKURZUNGEN Die Namen der antiken und byzantinischen Autoren werden denallgemeinangenommenenAbktirzungenzitiert,darumsinddieseAbktirzungenuntennichtangegeben. 1.Sprachenund Dia/ekle abu/g. acech. afgh. afries. ags. ahd. aind. air. ais/. akur. a/b.-geg. alil. anord. apers. aphryg. altbulgarisch altcechisch afghanisch altfriesisch angelsachsisch(altenglisch) a1thochdeutsch altindisch altirisch altislandisch altkurisch(balt.Sprache oder balt.Dialekt,verschollen) altkymrisch altlateinisch albanisch albanisch-gegisch altlettisch altlitauisch altnordisch aolisch(griechischerDialekt) altpersisch altphrygisch XIVXV apreujJ. aruss. asiichs. att. awest. balt. balt. -slaw. biiot. bret. bulg. cech. dak. dt. engl. etr. gall. geg. got. griech. heth. idg. illyr. ir. khot. kroat. kymr. kypr. krimgot. kslaw. lat. lett. lit. mak. messap. mhd. altpreuJ3isch armenisch aromunisch altrussisch altsachsisch attisch(griechischerDialekt) awestisch baltisch baltisch-slawisch baotisch(griechischerDialekt) bretonisch bulgarisch cechisch dakisch deutsch englisch etruskisch gallisch gegisch(albanischerDialekt) gotisch griechisch hethitisch indogermanisch illyrisch irisch khotanisch kroatisch kymrisch kyprisch(griechischerDialekt) krimgotisch kirchenslawisch lateinisch lettisch litauisch (alt)makedonisch(dieSprache deraltenMakedo messapisch mittelhochdeutsch nbulg. ndd. ndl. norw. npers. osset. pelasg. pers. phryg. poln. russ. schwed. schweiz. -dt. s.-kr. slaw. slowen. thrak. toch. ukr. urslaw. ved. vorgriech. zigeun. Zem.-lit. mittelirisch mittellateinisch mittelniederdeutsch neubulgarisch niederdeutsch niederlandisch(hollandisch) norwegisch neupersisch ossetisch paonisch pelasgisch(vorgriechisch) persisch phrygisch polnisch rumanisch russisch schwedisch schweizerisch-deutsch serbisch-kroatisch slawisch slowenisch thrakisch tocharisch ukrainisch urslawisch vedisch vorgriechisch westgermanisch zigeunerisch zemaitisch-litauisch //.Sonstige Abkurzungenund Zeichen Adj.Adjektivum dass. dasselbe(dieselbeBedeutung) Demin. Deminutivum dial.dialektisch f. F/N F/urN GewN GN n. ON PN SeeN Sing. StN u.Z. v.u.Z. < > Femininum Familienname FluJ3name Flurname Gewassername Gottername Maskulinum Neutrum Ortsname Plural Personenname Seename Singular Stammesname unsereZeitrechnung vorunsererZeitrechnung voreinerFormbedeutet,daJ3dieseerschlossenist entstandenaus gewordenzu 1.EINLEITUNG Das Thrakische ist die Sprache der alten Bevolkerung der bulgarischen Lander,genauer gesagtdesheutigenThrakien mit einigenbenachbarten Gebieten. Auf Grund der neuesten Forschungen kann daJ3das thrakische Sprachgebietsich,auJ3eriiberdasheutigeThrakien,imWesteniiberdas Osogovo-Gebirge,dann iiber die Gegend des Oberlaufs der Bregalnica erstreckteundweiterhindasLandwestlichdesUnterlaufsdesVardar(Axios)einschlieJ3lichSaloniki mit seiner Umgebung umfaJ3te.Zum thrakischen Sprachgebietgehorten aHerWahrscheinlichkeit dieGegendendernordlichen Auslaufer des Gebirges Stara Planina, etwa siidlich der Linie von Mihailovgrad - Devnja.Anhand vonLauteigentiimlichkeiten wird der antike Name der tigenStadtVarna- Odessos alsnichtthrakischbestimmt,sodaJ3siemitihrer Umgebung zu einem anderen Sprachgebiet - dem der dakischen Sprache (siehe dariiber AbschnittVIII,S.122ff.) gehort diirfte. Die Thraker kein eigenesSchrifttum,und dies erschwert in hochstem Grad dieErforschungihrer Sprache.DieRestedieser Sprache sind ausschlieJ3lichingriechischerundlateinischerSchrifttiberliefert.Nochvorder Ankunft der Slawen wurden bedeutende der thrakischen Bevolkerung einer intensivenGrazisierung (HeHenisierung)oderRomanisierung,besonders indenStadten,ausgesetzt.Schwerzu entscheiden ist,bis wann das Thrakische inlebendigemGebrauch existierte.Eine der letztenNachrichten,dieLicht indieseFrage bringt,ist uns von Jordanes in seiner Geschichte der Goten (geschrieben die Mitte des 6.Jh.) iiberliefert.So berichtet er in seinem Werk,woer von der 00 spricht,daJ3dieser FluJ3inder Sprache der Bessen (eines 'thrakischen Stammes)Histergenanntwird:"Qui[=Danubius]linguaBessorumHister vocatur" (Iordanis Getica;Fontes historiae Bulgaricae,11,Sofia,1958,S.337). Es wirdangel1ommen,daJ3hier /ingua fiirJordanes und seine Zeitgenossen "die Sprache der Thraker" bezeichnete. Eine interessante Frage, die bisher in ihrer Gesamtheitnicht erfaJ3twurde,ist:was aus dem Thrakischen in der 2 3 Sprache der bulgarischen Slawen erhalten geblieben ist.Das sind vor eine Reihe von FluBnamen wie /skar,Vit,Panega,Osam,Etor (Jantra),Ibor lauf derMarica),Marica,Strjama,Tundta,Arda,Struma,Nestenica(ZufluB derMesta),Bregalnica,vonBergnamenwieOsogovoundRodopite,daneben lebt der alte Name des Gebirges Stara planina - Haemus in der modernen Form (-planina)fort,einemseltenenNamen,derindemheutenochwertvollen "Recnik blagarskij jazik" von Najden Gerov (Bd.11,S.32) zeugtist;thrakischerHerkunftsindebenfallseinigeOrtsnamenwieNesebar, Plovdiv,Silivrija das Griechische)u.a. kann mit guten Griindenannehmen,daBausdemThrakischenaucheinigegeographischeNa ererbtsind,dieindenantikenQuellennichtbelegtsind,wiez.B.Veleka (FluB),Nesla(Dorf,sogenanntnachdemFlusse,dervorbeiflieBt),Batkun (DorfimKreisPazardiik),Pirdopu.a.DieFeststellungdieservorslawischen NamenschichtinderbulgarischenToponymiehateineentscheidendeBedeutung fiir die desProblems der Ethnogenese des bulgarischen Volkes. Aus dem Thrakischen wirdauch eine gewisseAnzahl von W erhalten gebliebensein. dieseFragefehltbisjetzt eineSpezialuntersuchung. DieErforschung der grammatischen Struktur (Morphologie und Syntax)ei Sprache wirddurchAnalyse vonTexten indenen verschiedene grammatischeFormen,dieindenSatzenentsprechendeFunktionenerfiillen, vorkommen. Text des Thrakischen stellt leider eine Inschrift dar,die nur aus acht Zeilen (insgesamt 61Buchstaben), eingraviert auf einer kleinen fel(Platte)einesGoldringes,besteht.EineallgemeinangenommeneDeutung dieserInschriftfehltbisheute.DieiibrigenInschriften,vondenendiemeisten ganzkurz sind,lassenebenfalls etwaigewesentliche SchluBfolgerungenfiirdas grammatische SystemdesThrakischennichtzu. DasSprachmaterial,dasunsfiirdasThrakische zurVerfiigungsteht,kann folgendermaBenaufgliedern: 1.W (Glossen),die bei den antiken Autoren sowie in einer Inschrift legtsind- insgesamt24. 2.Inschriften,von denen vier fiirdie Sprachwissenschaft wichtig sind,wahrenddieanderen(etwa20)nur ganzkurzsind. 3.GeographischeNamen. 4.Personennamen. 5.Stammesnamen. 6. DiesemMaterialkann ebenfallseinegewisseAnzahlvongeographischenNamenhinzuftigen,die,obwohlbeidenantikenAutorennichtbezeugt, zurvorslawischen,undzwarthrakischenSchichtderbulgarischenToponymie Aus alledem erhellt, daBbei einem nachInhalt und Zahl so beschranktenMaterial unsere Vorstellung von der thrakischen Sprache ziemlichfragmentarisch sein wird,wie esiibrigens auch fiir andere alte verschollene Sprachen der Balkanhalbinsel(Dakisch,Illyrischu.a.)derFallist.Immerhinistauf Grund des genanntenSprachmaterialsdieWissenschaftimstande,imAllgemei diePhonetik des Thrakischen sowie Bruchstiicke seines Wortschatzes zu konstruieren,ebenso einigeWortbildungselementezuermitteln. Laufe von etwa120JahrensindindiesenRichtungenbedeutende Ergebnisseerzieltworden,namlichaufgrundderForschungenvonFick,W.Tomaschek, Kretschmer,N.Jokl u.a., dazu haben ebenfalls bulgarische Wissenschaftler beigetragen wie St.Mladenov,Decev,Georgiev,Besevliev.Das Heranziehen vergleichenden Materials aus den baltischen Sprachen bei der Deutung thrakischerPersonen- undgeographischenNamen,diebisherunklar waren, netneuePerspektiven fiir die Ermittlung desWortschatzes des Thrakischen.Es hat sichnamlich herausgestellt,daBdas Thrakische in engsten VerwandtschaftsverhaltnissenmitdenbaltischenSprachensteht(sieheAbschnittIX.).Diese FrageistausfiihrlichinmeinerArbeit"Thrakisch-dakische Studien",1. LinguistiqueBalkanique,XIII,2,1969,betrachtetworden. 5 11.DIETHRAKISCHESPRACHE UNDDIEINDOGERMANISCHESPRACHFAMILIE Auf derErdewerdenetwa2 800- 3 Sprachen gesprochen.Aufgrund der gemeinsamen Herkunft und ihrer Verwandtschaftsbeziehungen teilt sie inSprachfamilienauf.DenBegriff"Sprachverwandtschaft"versteht im Sinne,daBeineGesamtheitvonSprachenauseinergemeinsamenQuelle,die "Ursprache" oder "Grundsprache" genannt wird,entstanden ist, und daB zwischenihnenwegendergemeinsamenHerkunft eineganzeReihevonObereinstimmungen phonetischeStruktureinergewissenZahlvon undmorphologischenElementen),dievondergemeinsamenUrspracheererbt oder weiterentwickeltsind,entdeckt wird.DasThrakische zurindogermanischen Sprachfamilie,die mehr als hundert (lebende) und verschollene ("ausgestorbene")SprachenumfaBt.ZueinigenderSprachen,diezudieser Sprachfamilie gerechnet werden,befindet essich innaheren,zuanderen in fernerenVerwandtschaftsverhaltnissen.Eshandeltsich dasProblemvonder Stellung des Thrakischen im Kreise der indogermanischen Sprachen, das im schnitt IX.behandelt wird.FrUher glaubte (z.B.Paul de Lagarde), das Thrakische zusammen mitdemPhrygischen und anderen ausgestorbenen alten SprachendemiranischenZweigderindogermanischen Sprachfamilie te.Dieser Fehler wurde schon in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erkannt, trotzdem wurde das Problem nicht befriedigenddas Thrakische wurde zueiner Gruppe mitdemPhrygischen vereintKretschmer spatermitdem Illyrischen (eine Sprache,die inantiker Zeit imheutigen Dalmatien undAlbaniengesprochenwurde).BevorichdieFrage denVerwandtschaftsbeziehungen desThrakischen betrachte,halte ichesfUrangebracht,den LeserkurzmitdenanderenSprachenoderSprachgruppenderindogermanischen Sprachfamilie bekannt zu dennvondiesenSprachen werden im Weiterennichtselten zumVergleichangefiihrt. 1.Indische Sprachen.Ihre alteste Phase ist durch das Altindische vertreten, dasinzweiFormen iiberliefertist:Vedisch- dasist die Sprache der Veden diespater daskanonischeSchrifttum desBrahmanismusdarstellen),wobeidieWurzelndesaltestenVedas(Rigveda)bisindas2.Jahrtausendvoru.Z.zuriickreichen;Sanskrit- eineSchriftsprache,dieingenau formuliertenRegelndurchdenGrammatiker(IV.Jh.v.u.Z.)beschrie wurde.In der Sanskritsprache sind die indischen Nationalepen Mahabharataund(beide ihreAnfangeinderMittedes1.Jahrtausends v.u.Z.)geschaffen.NebendiesenSchriftsprachenexistiertenmehrereindische Volksdialekte.SiebildendieGrundlage der Sprache einer Schriftsprache dersiidindischenbuddhistischenLiteratur.Inder mittelindischenPeriode sind die Volksdialekte unter dem Namen Prakrit bekannt; aus diesem sind die gegenwartigenindischenSprachenhervorgegangen.Unterdenletzterenist verbreitestendasHindustani,dasinzweiSchriftformen existiert:Hindi(dieoffizielle Sprache Indiens) und Urdu (die offizielle Sprache Pakistans). Es gibt andere neuindische Sprachen wie Bengali, Bihari, Marathi, Penjabi, Rajasthani, Gujaratiusw.,dieindenverschiedenenGebietenIndiensgesprochenwerden. 2.Iranische SprachenmitdemaltestenVertreter imostiranischen Zweigdem Awestischen:das ist die Sprache desZend-Awesta (eine Sammlung von re Texten,derengenaueEntstehungszeitnichtfeststellbarist).Einealte iranische Sprache ist dasAltpersische (aus demwestlichenZweig),dasin SteininschriftenderAchemeniden(520-350v.u.Z.,vonDarius1.weiterhin) bezeugtist;dasMittelpersische,genannt Pehlevi,mitschriftlichenDenkmalernausderZeitderSasanidendynastie (etwa2.Jh.v.u.Z.);dasNeupersische - beginnt mit etwa 900 u.Z.Mit ihm verwandt ist das Kurdische, das in der Tiirkei, im Iran und Irak verbreitet ist.Iranische Sprachen ferner die alten Sarmaten und Skythen, die langst untergegangen sind,gesprochen.AndereiranischeSprachen,dieeinstinMittelasienexistierten,sinddasSogdische (mitschriftlichenDenkmalern ausdem 2.-8. Jh.u.Z.),dasHoresmische (mit Texten aus dem 3.Jh. u.Z., die wenig erforscht sind), das Sakische (khotanisch).Unter denmodernen iranischen Sprachen seien hier aufgezahlt:das Afghanische (inAfghanistan),dasBaluci Balucistan),diePamir-Dialekte,das Ossetische (imMittelkaukasus)und das Tadiikische. 3.DasArmenische.EswirdinderArmenischenSowjet-Republik,im bietdesSees (siidlichvomKaukasus)gesprochen.Dieerstenschriftlichen Uberlieferungenfindensichim5.Jh.(dasAltarmenischeoder Grabar)- mit 67 UbersetzungenderBibelundanderer Biichersowiemithistorischer Literatur.DasNeuarmenischesetztim15.Jh.ein. 4.DietocharischenSprachen,dienochim7.Jh.gesprochenwurden,sind schriftlichinaltenManuskripten iiberliefert,deren TeilUbersetzungen ausderbuddhistischenSanskritliteraturdarstellt. unterscheidetzweitocharischeDialekte,dieinderWissenschaftdurchdieBezeichnungen"Tocharisch(Osttocharisch)und"Tocharisch(Westtocharisch)bekanntsind. 5.DasHethitischeistdieSprachedesgroBenStaatesderHethiterim2. Jahrtausendv.u.Z.inVorderasien,iiberliefertinTausendenvonInschriften, vondenendiemeistenausdem15.-16.Jh.V.U.Z.datieren.Siewurdenentdeckt durch Ausgrabungen beidem heutigen Ort Bogazkoy in Kleinasien.Nahe verwandt dem Hethitischen sind das Luvische und das Palaische,beide verhaltnismaf3igsparlichiiberliefertinDenkmalern aus derselbenStatte inKleinasien. derhethitischenSprache,diefrtiher"Keilschrifthethitisch"genannt wurde,unterscheidetsichdasHieroglyphen-Hethitische,dasinDenkmalernmit BilderschriftausVorderasienund Syrieniiberliefertist. 6.Das Lykische,gesprochen einstinLykien,im siidwestlichenWinkel Kleinasiens.InIykischerSprachewurden150Inschriften(meistGrabinschriften) ausdem5.-4. Jh.v.u.Z.gefunden. 7.Das Lydische,gesprocheneinstinLydien, der Westkiiste Kleinasiens, istinmehr als100Inschriftenausdem4.Jh.v.u.Z.iiberliefert. 8.Das Phrygische,gesprochen ebenfallsinKleinasien,bekannt aus zahlreichenInschriften,vondenendiealtestenausdem7.Jh.v. u.Z.datieren,sowie auseinerAnzahlvon (Glossen),diebeigriechischenundlateinischen Schriftstellern belegt sind.Unter der Benennung "Bryger" bewohnten die Phrygerbisins12.Jh.v.u.Z.dasFluf3gebietdesErigon (heute Crna)inWestmakedonien. 9.Das Griechische istdie friihesten schriftlich iiberlieferte indogermanische Sprache inEuropa.Ihre altesten Schriftdenkmaler - Inschriften auf tafeln,gefundeninKnossosauf KretaundinPylosinPeloponnes - datieren ausderMittedes2.Jahrtausendsv. u.Z.undsindinSilbenschrift,dersogen. Linearschrift iiberliefert.DieEntzifferungdieserInschriftenwurdeinden letzten35Jahrenerreicht.DiesefriihestePeriodederGeschichtedesGriechischenwirdnunmehrMykenisch-Griechischgenannt.Weiterhinunterscheidet noch drei Perioden: Altgriechisch (von dem 9.Jh. v.u.Z. bis etwa 4.-6. Jh.u.Z.),indem sich eine reiche Literatur entwickelt hat;Mittelgriechisch oder Byzantinisch(vondem4.-6. Jh. bisZllm15.Jh.)undNeugriechisch(von dem15.Jh. 10.DasMakedonischeistdieSprachederaltenMakedonen,bekanntaus Eigennamenund Glossen,diebeigriechischen Autoren belegt sind.Das MakedonischeistfriihunterdemstarkenEinfluf3desGriechischenundanderer Nachbarsprachenausgestorben. 11.Das Pelasgische,auchalsVorgriechischbezeichnet,gesprochen einstin Nordgriechenland (siidlichvonPindos),vor der Ankunft der Griechenund kanntausOrtsnamenund (z.B.astiminthos,Badewanne',pyrgos ,Turm'dieimGriechischenerhaltengebIiebensind. 12.Das Dakische - eine verschollene Sprache im Ostteil der Balkanhalbinsel,bekannthauptsachlichausgeographischenundPersonennamensowieaus Glossen(Pflanzennamen)(siehemehrimAbschnittVIII,S.122ff.). 13.DasIllyrische,gesprocheneinstinlheutigenSiiddalmatien,Albanien undteilweiseinWestserbien,bekanntnurausPersonen- undgeographischen Namen. 14.Das Albanische, schriftlich iiberliefert verhiiltnismaBig spat, vom15.Jh. Es wird im heutigen Albanien, in einigen Gebieten Jugoslawiens und stellenweise inGriechenland,Siiditalien und Sizilien gesprochen.Das Albanische gliedertsichinzweiHauptdialekte:Gegisch(inNordalbanien)undToskisch(in Siidalbanien), getrennt durch den Fluf3Shkumbi. Es gibt drei Auffassungen zur Herkunft des Albanischen: einige Gelehrte sehen inihm einen Nachkommen des IlIyrischen,andere des Thrakischen oder desDakischen (die letztere Ansicht erscheintheutealsdiewahrscheinlichste). 15.DieitalischenSprachenwareneinstdiebedeutendsteSprachgruppe auf der Apeninnenhalbinsel. teilt die uns bekannten italischen Sprachen in zweiUntergruppen:dasLatino-FaliskischeunddasOskisch-Umbrische.Der wichtigsteVertreterdererstenUntergruppeistdasLateinische,dessenalteste 8 9 Schriftdenkmaler aus dem 6.Jh.v.u.Z.datieren.Spater hat sich in lateinischer Sprache eine umfangreiche Literatur entwickelt.Mit der Erweiterung des schenReichesverdrangtdasLateinische tibrigenitalischenSprachen,die durcheinekleineZahlvonSchriftdenkmalernbekanntsind,undbreitetsich iibervieleLander inEuropa aus.LebendigerFortsetzer desVulgarlateins sind diemodernenromanischenSprachen:dasItalienische,dasSardische(auf der InselSardinien),das Spanische,dasKatalanische (inSpanien),dasPortugiesische, das das Provenzalische (in Stidfrankreich), das Ratoromanische (in Norditalien und teilweise in der Schweiz), das Rumanische, gegliedert in drei Hattptdialekte (Dakorumanisch, Aromunisch und Istro-Rumanisch), sowie dasDalmatische,dasEnde des19.Jh.ausgestorbenist. 16.Die lassen sich in drei Gruppen einteilen: Gallisch - die Sprachen dieser Gruppe sind in den ersten Jahrhunderten u.Z. ausgestor frtiher waren sie in West- und Mitteleuropa weit verbreitet,sogar gallische StammedurchwandertendieBalkanhalbinselundsind KleinasienvorgestoBen;Gaelischmit altesten SChl"iftdenkmalern (den Ogam-Inschriften) aus dem 4.Jh.:hierzu gehoren das Irische, die offizielle Sprache Irlands (Eire), zeugtdurchseinefrtihestenSchriftdenkmalerausdem8.Jh.,dasSchottischGalische (in Schottland) und das (auf der Insel die zwischen Britannien und Irland liegt);Britisch (Britannisch),zu der das Bretonische (auf der HalbinselBretagne,Westfrankreich),dasKymrischeoderdasWalisische(im GebietWales,Stidengland)unddasKornische,gesprocheneinstimGebiet Cornwallundausgestorbenim18.Jahrhundert,gehoren. 17.DieslawischenSprachen,welchesichindreiGruppeneinteilenlassen: Stidslawisch(dasBulgarische,Serbisch-KroatischeundSlowenische),Ostslawisch(dasRussische,UkrainischeundWeiBrussische)undWestslawisch(das Polnische,Kaschubische in - westlichvon Gdaitsk,das Cechische,Slowakische,dasOber- undNiedersorbischeinOstdeutschlandsowiedieausgestorbenen Sprachen Polabisch und Slowinzisch). frtihesten schriftlich tiberliefert unter den slawischen Sprachen ist das Bulgarische - mit altesten Schriftdenkmalern(ausdem10.-11.Jh.)inaltbulgarischerSprache,daherist dieletzterevonsogroBerBedeutungftirdievergleichendeindogermanische Sprachwissenschaft. 18.DiebaltischenSprachen:dasLitauischeinLitauen,dasLettischein Lettlandund das AltpreuBische,ausgestorben gegen Ende des17.Jh.,gespro einst in OstpreuBen.Die Schriftdenkmaler desLitauischen und Lettischen beginnenim16.Jh.,diedesAltpreuBischen datieren ausdem15.-16. Jh. sonders wertvollftirdieSprachwissenschaft istdasLitauische,dasbisheute altertiimliche Ziige aufweistund daher indieserHinsicht mitdenfriihbezeugten indogermanischenSprachenwiedemGriechischen,Lateinischen,Altindischen konkurrierenkann. 19.Die germanischen Sprachen. Sie werden in drei Gruppen gegliedert:Ostgermanisch mit Hauptvertreter Gotisch,schriftlich tiberliefert im 4.Jh.(mit der UbersetzungderBibeldesgotischenBischof Wulfila);Nordgermanisch, Nordischgenannt,mitaltenSchriftdenkmalern,densogenanntenRuneninschriften aus dem 2.-8. Jh.- hierzu das Schwedische,das Danische, dasNorwegische,dasIslandischeunddasFaroische(aufdenFaroeninseln); Westgermanisch,zudemdasDeutsche(altestePeriode:dasAlthochdeutsche aus dem 8.-11. Jh.),das Englische (alteste Periode:das Altenglische oder glosachsischeausdem7.Jh.),dasFriesische, der KiistederNordseeinden Niederlandenund Nordwestdeutschland gesprochen,das Flamische,inBelgien undteilweiseinFrankreichgesprochen,und schlieBlichdasNiederlandische. ZurindogermanischenSprachfamiliegehorenweiterzweiausgestorbene Sprachen:dasVenetische, verwandtmitden italischen Sprachen,und das Messapische,gesprochen einst in Italien;beide Sprachen wurden zuUnrecht bis vorkurzerZeitftirDialektedesIllyrischengehalten. Wie angedeutet,befindetsichdasThrakischeinVerwandtschaftsverhaltnissenmit diesen Sprachen.Daraus istleichtzuersehen, die Wissenschaft von der thrakischen Sprache durch die Erkenntnisse der gesamten indogermanischenSprachwissenschaft gefordertwird.DieVernachlassigungdieseswichtigenwissenschaftlichen Grundsatzesfuhrtefriiherund noch heutezuFehlernundIrrtiimern,dieeinzelneGelehrtenichttiberwindenkonnen. Um sich wissenschaftlich mit der thrakischen Sprache zu befassen,istesunentbehrlich,mit den Ergebnissen der vergleichenden indogermanischen Sprachwissenschaftbzw.ihrer wieder vergleichendenPhonetik,der vergleichenden Morphologie,der vergleichenden Wortkunde usw.grtindlich inDetails vertraut zusein. 12 13 brZt;k,Summen, Surren,Klirren,Geklirr,Klang,Klingen',ukr.br'ak ,Geklirr, Klang'verwandt und wird auf idg.*bhr'{lko-s zuruckgefuhrt; zur selben Wurzel gehortgriech.phorminx ,Gitarre,Harfe'ausidg.*bhrqz-i-. 6.delkanos,eineFischartimFlu13De/konundimfischreichenSee De/kos oberhalbByzantion'(Athen.;der Seename De/kos istbeiHesych.belegt).Offenbar ist de/kanos eine thrakische Ableitung von De/kos,das alsthrakisch genommen wird (zur Deutung s.AbschnittIVS.28). 7.dinupula (sinupyla),Wei13e Zaunrube' (Pseudoap.).BeiDioskurides wird ftir dieselbe Pflanze der Name kinuboi/a belegt. gegenilber berichtet Pseudoapuleios, die Bessen sie dinupu/a oder sinupy/a (das letztere rekonstruiert aufgrunddesTextes"Bessinupyla"statt"Bessi[si]nupyla") Beide Pflanzennamenstammenausidg.*k'un-abo/a(oder-o-s), ,Hundapfel',zudemalsidentische,stammverwandteBildungdaslit.sun-obuo/asmit derselbenBedeutung (,der wildeApfelbaum,pirusmalussilvestris')angefuhrt wird. Thrakischenistidg.k' zu (th)geworden,dasimSpatthrakischen durch doder s wiedergegebenwird,und idg. hat lautgesetzlich ergeben;di (sinupu/a)stehtfiir*dinapu/a undkann durchregressiveFernassimilation von - u>u - u erklart werden.Nicht ausgeschlossen ist, der Name beidenThrakernsekundardurchdiedakischeFormkinuboi/a(sobelegtbei Dioskurides)beeinflu13twurde,denneinLautwandel von zu undweiterhin zuuistfurdas Dakische charakteristisch. 8.genton,Fleisch'(Eust.adOdyss.XIX281854;ad25;Herodian.,Suid.,Hesych.)- ausidg.*g'lhen-to- (Partiz.Perf.Pass.),geschlagen, abgehauen,abgeschnitten'imaind.hata- ,geschlagen,getOtet'. 9.kalamindar ,Platane' (Hesych.).Das Wort wird von Hesychios den Hedo einemthrakischenStamm linkenUferdesunterenStrymon,zugeschrieben.Die Etymologie desWortes ist nicht geklart. 10. ,eine Art Hiilsenfrucht'(Phot.Lex.).Eine sichere Deutung fehlt. 11.ktistai,ehelos lebende Thraker; (Strab.).Fick vergleicht die Glossemitlit.skaistas undabulg.cistb,rein',wasaufphonetische Schwierigkeiten sto13t. 12.midne,Dorf', ursprUnglich,Aufenthaltsort'.Das Wort istin einer lateinischen Inschrift ausRom (226 Chr.) bezeugt, in der von BUrgern der ProvinzThrakiendieRedeistundihrHerkunftsortfolgenderweisenaher angege wird:"reg. Serdicens.midne Potelense" (CIL, VI,Nr.32567= 2819).Der Herausgeber der Inschrift vermutet, da.13darin das thrakische Wort fUrlat.vicus ,Dorf' steckt, was sehr wahrscheinlich ist.Eine genaue Entsprechung findet sich imLettischen: mJtne ,Aufen'thaltsort, Behausung, Unterkunft', aus alterem*mJtinebzw. f.(durchSynkope),Erweiterungderidg.Wurzel *meit(h)-: inlit.,(Zaun)pfahl',lett. ,Staken,Hepfen-, Bohnenstange', ,wohnen'Das thrak. midne ist demnach als eine synkopierte Form aufzufassen, in der das stimmhafte -d- aus -t- vor -n- wie imthrakischen ON Brendice ausBrentice entstandenseindUrfte,oder aber was weniger wahrscheinlich ist - wird mit einer Substituierung von thrak. durch d in der spatlateinischen Uberlieferung wieim thrak. dinupu/a (s. zurechnen sein. 13. ,Schatz', griech.,thesauros' (Schol. Rhod.). Eine brauchbareEtymologie desWortesfehltbis jetzt. 14.poltyn ,Holzburg'(Etym.Dieses Wort wird als thrakisch angenom aufgrundderTatsache,da13esGrundelementdesONPo/tym-briadarstellt,welcherzudersicherenthrakischenOrtsnamengruppeauf -briagehOrt. Thrak.po/tyn(oder -os)stammtausidg.*(s)p{-tu-(n)- bzw.*(s)p{-tu-(s),vgl. aisl.spja/d ,Brett'*spe/-to-s),ags.spe/d.,Splint;Holzstuck',dt.spa/ten. 15.rhomphaia(rumpia,romphea,romphaea,romfea)- ursprunglich ,Wurfspief3,Wurfspeer',spater ,Schwert'(Plut. Paul.18;Eust.ad H.VI166;Hesych.).Das Wort ist in der Form rumpia (Liv., Ascon. ad (Isid.Etym.),romphaeave/ (CGL7,212)bezeugt. Bereits W. Tomaschek hat als direkten Fortsetzer dieses Wortes bulg.dial. ja,rufjaundalb. angefiihrt.Bemerkenswertist, essichimNeugriechischen(offenbar einealte Entlehnung aus dem Thrakischen)unter der Form inder Bedeutung ,groJ3es,breites Schwert'erhalten hat.Das thrak. wirdzur Wurzelidg. inlat. ,brechen'gesteHt. 16. ,Messer, Schwert' (Soph. bei 10,165;Marcus Anton., sych.,Phot.Lex.).Fick vergleicht diese Glosse uberzeugenderweise mit aisl. f.,Zinke einer Gabel, Schote' , Pl.,Schere' und ,kurzes Schwert,Messer' von idg. das von der Wurzel idg.*ske/- ,schneiden'abgeleitet ist. 17. ,gemiinztes Silber,kleine SilbermUnzen'im Thrakischen (Hesych. Phot. Lex.).Fick deutet dieses Wort mit ursprunglicher Bedeutung ,klingendeMiinze',zurWurzelidg.*skerg- ,klirren,knarren',vgl.anord.skark ,Larm',aind.kharjati ,knarrt', ausidg.*skorg-. 18.spinos,Stein,der brennt,wenn Wasser darauf gieJ3t(Aristot.). Deutung bisher. 19. ,KlageliedmitFlotenbegleitung'(Hesych.).Esfehltbishereine annehmbare Etymologie. 14 15 20.zalmos,FeH'(Porphyr.).OasWortistverwandtmitapreuJ3.sa/mis ,lit.sa/mas ,dass. ';weiter mit(in anderer Ablautstufe) got.hi/ms,ahd. asachs.ags.he/m , anord. hja/mr ,dass.', aind. sarman- ,Schirm, Schutzdach,Oecke,Obhut'. 21.zeira,zini,zuni,einbesonderesKleid'(Herod., Hesych.).Keine brauchbare Etymologie. 22.zelis,Wein'(Choerob.124,11Gaisf.),zeJas(Cobeti excerpta cod. Marc.489),zeila (Phot.Lex.),zilai (Hesych.).Alsverwandt mit diesemthrakischenWortwerdenangenommen:griech.cha/is,unvermischterWein',mak. kalithos ,Wein' (Hesych.),aind.ha/a,Branntwein'.Thrak.ze/ds und dgl.ware weiteranzukniipfen: lit.za/as,rot Rind)',lett.za/s,heHrot,braun', verwandt mitbret.ge// ,rotlich,braun' - zur idg.Wurzel*g 'he/- ,glanzen, schimmern'. diirfte der Weinbei den Thrakern der roten Farbe benannt sein.Thrak.ze/as geht auf idg.*g'he/a zuriick. 23.zetniia,Topf' Ausalterem*zeutraiaausidg.*g'heutr- zur Wurzel idg.*g 'heu- ,gieJ3en',zu der (in der NuHstufe) die griechische EntsprechungdesthrakischenWorteschjtra,irdenerTopf'ausidg.*ghutragehort. 24.zibythides ,die adeligen Thraker und Thrakerinnen' (Hesych.). Schon Fick deutet die Glosse alsErweiterung auf griechischemBoden der Wurzel deslit. (zibu),glanzen,schimmern,leuchten',Partiz.Pras.Akt.zib,/s, Akk.zibantj.Er siealsPartizip inder Bedeutung ,splendidus,iHustris,erlaucht'auf,und daher schreibt er sieunter der Form zibynthides,die inder Tat nichtexistiert.OerStammdesWortes, esdurchdasgriechischeSuffix -id-(es)grazisiertwurde,diirftezibut- (oder zibut-)gewesensein,zudemeine genaueEntsprechungausderlitauischenSpracheangefiihrtwerdenkann: zibute ,Feuer,Licht' und ,Leuchtendes'. Fick aber hat die urspriingliche Bedeutung desthrakischenWortes als,erlaucht'iiberzeugend erschlossen. BeidenantikenAutorenfindet eineAnzahl Glossen,dieals thrakischbezeichnetwerden,dochsindsieausphonetischenoderanderen Griindennicht thrakisch (in FaHenhandelt essich Lehnworter im Thrakischen): alonchon,eiserneLanze'(Etym.alonchon,Lanze eiserne Spitze' (Hesych.).InEtym.stehttDsiderion(,Eisen,EisernesWerkzeug')statttD asideron (,nicht eisern').Oas Wort kann griechische Entlehnung ins Thrakische sein,vgl.griech.a/onchos,wortlich (MetaH)Spitze',/6nche,Lanzenspitze' . argilos ,Maus', bei Steph.Byz.als thrakisches Wort angegeben, wird als ,das weiJ3liche,graueTier'gedeutet,zuidg.*ar(e)g-:*argu- ,weiJ3',griech.arg6s ,weiJ3',vgl.mak.arge//a,Wohnraum'(Ephor.beiStrab.).WegenderErhaltung -g- vor -i- konnte argi/os alseinmakedonischesLehnwort imThrakischenangesehenwerden. deva,Stadt'(Hesych.,wo/evastattdevasteht,verschriebenmitgriech.stattBeiHesychios ist die Glosse den Thrakern zugeschrieben.lhr Areal als namensbildendesElementsprichtaberfiirihredakischeZugehOrigkeit.Als LehnwortistsieinnordthrakischeDialekteeingedrungen(Naheressiehe schnittVIII). parme,einkurzer,runderSchild'(Hesych.),parma(CGL2,142,19).Oas Wortistkeltisch(Holder,Deschew).N Detschew(Oiethrakischen Sprachreste,S.359):"Es wirdhier(indengenanntenQueHen)auchalsthrakischbezeichnet,weildieseSchildartdiegewohnlicheSchlltzwaffederaus Thrakien stammenden Gladiatoren war." pelekys,Ooppelbeil' GriechischesLehnwortodergriechische zeichnung einer thrakischenWaffeDetschew,Georgiev). pelte,peltes oder pe/ton ,leichter Schild' (Hesych., Suid., Clem.Alex., Tyr.).OasWortistgriechisch Oetschew)odergriechischeEntlehnungins ThrakischeGeorgiev). sanape ,weintrunken,berauscht' (Schol.zu Rhod.).Das Wort diirfte eine gekiirzte Form der bei Hesychios als skythisch bezeichneten Glosse sanaptis ,Weintrinker'sein.Oie letztere istaus demIranischen gedeutet worden:der erste istzuosset.siin,Wein'gesteHt,wahrendimzweiten einmitaind. pata,Trinker'verwandtesWortenthaltenist(W.Tomaschek,Vasmer). ist sanapethrak. (> aber isteserhalten gebliebenwieim Attischen. 2.NereneaTi/tea sol1die Gattin des Verstorbenen gewesen sein:Nereneaf., PN,wirdmitlat.PN Neriene(s),Nerienis,Nerio,Neriaverglichen.Ti/tea,alspatronymischerNameaufgefaBt(mit in der ersten Silben ist ohne Erklarung geblieben. 4.DieInschrift auf den vier silbernen Gefassen von Duvanli DieseGefassesindnebstanderenGegenstandenbeiAusgrabungeneines GrabhUgels(Basova mogila)inder GegenddesDorfes Duvanli,KreisPlovdiv, gefunden worden.Die Inschrift,die auf vier Gefassen vorkommt,besteht ausachtaufeinander folgendenBuchstaben: 5und 6:Die lnschrift Duvan/i 102 103 IndiesemTextsollnachder Meinung einiger WissenschaftlerDetschew ein thrakischer Personenname enthalten sein, der jedoch bisher im Thrakischennichtbelegtist.Deshalbware eswahrscheinlicher,anzunehmen,da13der Text der Inschrift einen Satz darstellt.Zu diesem Schlu13istGeorgiev gekom der darin einenausdreiWorternbestehendenSatz erkannte (erstmalsin seinemBuch"Trakijskijat ezik", Sofia,1957).Die sindungetrennt geschrieben (Scriptio continua),wie dies auch in den Inschriften von Ezerovo und KjolmenderFallist.DieDeutung (nachGeorgiev)istwiefolgt: Text:Da,da/e Ubersetzung: Erde(Demeter),behtite(schiitze)mich!" Kommentar: da,Erde'oderNameder (Erde-Mutter).Vgl.griech.att. De-meter,dor.Da-mater ,Erde-Mutter', alb.dhe,Erde',phryg. ,Erde Mutter',aus idg.*(gh)dha,Erde' . da/e,htite,schiitze',Imperativ2.Sg.,vgl.he'th.da/a- ,lassen,inRuhelassen',kymr.da/a,halten', alb. ,warte,halte,halt'. ,mich',Personalpronomen1.Sg.Akk.=alb. griech. Der thrakische Ausdruck Da,da/e soll seinem Inhalt nach (nach Georgiev)eineKultformeldarstellenwiez.B.diebulgarischenAusdrticke:pazi, boie! ,Schtitze, Gott', pomozi bog! ,hilf, Gott!' Es handele sich wahrscheinlich einenZauberspruch gegenEinbrecher. * * * Au13erdiesenvierInschriften zumThrakischennochungefahr20 Inschriften auf Vasen oder Fragmenten vonVasen,die beiAusgrabungen nach demZweitenWeltkriegauf derInselSamothrake entdecktwurden.DieseteilweisebeschadigtenInschriftensindsehrkurzundtragennichtsWesentliches zurErforschungderthrakischenSprachebei,weswegenihre sich hier eriibrigt. Schlie13lichistesftirdieKulturgeschichte der Thraker wichtig zuerwahnen, da13auf dem Gebiet des alten Thrakien und in umliegendenRaumen auch noch zweiInschriften inBilderschrift entdeckt wurden,und zwar: 1.EineInschrift auf einemrunden TonsiegelvomEnde des4.oder aus der erstenHalfte des3.lahrtausends v.u.Z., entdeckt in der sechsten Schicht eines Siedlungshtigelbeidem Dorfe Karanovo,KreisNova Zagora (Siidbulgarien). 2.Eine Inschrift auf einer Tontafel, die bei Ausgrabungen in der chalkolithischen Schicht beim Dorfe Gradesnica,KreisVraca (Nordwestbulgarien), gefundenwurde. Diese Anfange eines Schrifttums im alten Thrakien zeugen von der Entwicklung einer hohen Kultur unter der autochthonen im 4.und 3.Jahrtausendv.u.Z. NachtragzuS.99-100: Derletzte TeilderInschriftauf dem goldenenRingvonDuvanliwirdinei Artikeltiber diethrakische Sprache (in:Aufstieg und Niedergang der Welt, 2.Bd., 29,2,1983,S.116Of.) von Vladimir Georgievfolgenderweisegelesen: =[\! ,ReiterZeus'. wird dann wiederum mit dem messap.Menzana (Iuppiter) verglichenund [\! als Vok.Sg.von *[\t thrak. (wiedergegebenimGriechischendurch11):PNRhesos (Pi;aoc;,bezeugtbeiHomer)- idg.*reg'o-s,vgl.lat. regis aind. raj- ,dass. '; ON Zerynthos,Zerjnthion,Zerinthon (imGriechischen Z"'puv80C; usw.)- zuidg.*g'hyer- ,wildesTier',inlit.iveris ,wildesTier',abulg.zverb ,dass. "griech.ther ,Tier'. Spatthrakischen dtirfte das zu,geworden sein, vgl.dieBezeichnungdesWeinsbeiHesychioszilai gegeniiberze/as Dieser Vokal istim Spatindogermanischen aus der Verbindung des sogenannten lweitenLaryngalsmitd.h.aus entstanden. undze/as inanderengriechischenQuellen,- idg.*g'hi/a, wennder erstereBelegdengriechischenWandelvon (11)zui nichtwiderspiegelt.EinsicheresBeispielfiirdiesenLautwandelseheichineinemthrakischen LehnwortimBulgarischen:griv,grau(von Falken,Augen)',abulg. *griv'b,entlehntinsNeugriechische grivos,grauweif3',ruman.griv,bunt,weif3 undschwarzgefleckt',austhrak.*gr,vas< altthrak.*grivasausidg. vgl.ahd.grao, grawes,dt.grauaus*g(:!)hreyo-s. Idg. > thrak. (wiedergegebenimGriechischendurch FINStrymon (imGriechischenI>rpuJlwv,bezeugtsobeiHesiodausdem7.Jh.v.u.Z.,bei Herodotausdem5.Jh.v.u.Z.)- idg. vgl.lit.sraumuo,-me;;s ,schnelle indem das auf idg. zurtickgeht;Mygdon (Muybwv, bezeugtalsPersonenname beiHomer)istinder Tat einGebietsname,bekannt spater unter der Form Mygdonia,aus idg.*Muko-ghdhom,dessen zweiter Teil mitgriech.chthon,Erde,Boden'verwandtist. Idg. >thrak. (wiedergegeben imGriechischen durch u,ou):FIN Strymon (I>rpuJlwv)rpUJl11,der imThrakischen*Struma gelautet wird. Idg.,>thrak.,kann ansetzen im ON llion - zu idg. ,Schlamm, Kot'ingriech.Ujs,Schlamm,Kot',kslaw.i/'b,Schlamm'. Spatthrakischen sind Veranderungen bei den langen Vokalen eingetreten.Sowurdedaslange delabialisiertundistweiterineinenVokalder vorderen Reihe, i tibergegangen,wahrscheinlich iiber Auf einen sol Wandel von deutet die Namensform Dinace (in lateinischer Inschrift aus Carnuntum,Qsterreich)hin,wennsienichtfalschiiberliefertist,imVergleich 108109 mit dem bei Strabon belegten Dunaka (L\ouvaKa,Akk.) - idg.*Dhun-ak,zur Wurzelidg.*dhun-,vgl.ags.dunf. Berg'.DerselbeWandelvon thrak. zu1spiegeltsichwahrscheinlichindenthrakischenPN Bizo,Bizens, Bizias,Bizzos Deo-Bizos inschriftlichbelegt)wider, denen Namenformen wieByzas,Byzes,Byzos auftreten,die im Griechischen durch u in der Wurzel wiedergegeben sind;daJ3im u hier ein thrak. steckt,wird durch dieEtymologiedergenanntenNamennachgewiesen:ausidg.*bhug'o-sin awest.buza-,Ziegenbock'. Der Wandel von thrak. )1 aber auf gewisse Mundarten beschrankt gewesen sein, das ganze thrakische Sprachgebiet umfaJ3t zu Die Wiedergabe der Benennung des thrakischen Stammes der Bessen beiHerodot als (mit 11 = und bei den spateren Autoren unter der Form (Strab., Polyb., mit ist kaum als Nachweis ftir ei Ktirzungvonthrak. ) anzunehmen:griech.11 im1.-2. Jh.bezeichnete schonigemaJ3dergriechischenLautentwicklung,daherkonntedasfremdedurch dieses Zeichen nicht mehr wiedergegeben werden.Es ist denkbar, daJ3die griechischenAutoren sichindiesemFall zwangslaufig des bedienten,obwohl esim Griechischenkeinen langen Vokal zu jener Zeitbezeichnete. Vordenanlautenden und erscheintvereinzeltprothetisches j-,wieaus folgendenBeispielen zu ersehen ist:FIN Ieterus - idg.*etro-,ahd. atar ,rasch' (mit k,g(k),g+++++ 5.Idg.k',g',g'h>s Z +++++ 6.Idg.(,k> (',k'+- - - + 7.Idg.d,g>(,k+- - - + 8.Idg.bh,dh,gh>d,g+++++ 9.Idg.sr>str+++ + (Jit.-) ? 10.Idg.tt,dt>st+- ?+? Vorstehendsind nur jene phonetischen Eigentiimlichkeiten des Thrakischen aufgezahlt,diefiirdasProblem seinerBeziehungen zuden iibrigen indogermanischenSprachen vonBelang sind.Die Ergebnisse dieserkurzen Ubersicht sind inder obigen dargestellt. Wieausder ersichtlichist,zeigtdieDistributionderphonetischen Merkmale deutlich,daI3das Thrakische einerseitsmitnordischen indogermanischenSprachen- mitdemDakischen(7gemeinsamePunkte)unddem GermanischIndoiran.GriechischPhrygischArmenischItalischKeltischHethitischTocharisch +++ (+)+ + + lnd. iran. ind. 5,j,h iran.+ ++ ++ +++++ + ind.iran.+ ++++ + ? ind.iran.+ +???? Ind.k, g,ghbzw.j,hvorhellenVokalen. Iran. k (apers.awest. g. Baltisch-Slawischen(8gemeinsamePunkte),andererseitsmitdemVorgriechischen(Pelasgischen)(8gemeinsamePunkte)engeBeziehungengehabthaben diirfte.Auf die Lautverschiebungen,die die Konsonanten d,gund (,k treffenunddieingleicherWeiseimThrakischen,PhrygischenundArmenischen vorkommen,istnicht vielWert zu legen,da es eine ganze Reihe von phonetischen Merkmalen gibt, durch die das Thrakische sichvon beiden genannten Sprachenwesen't1ichunterscheidet: 140 141 IndogermanischThrakischPhrygischArmenisch (klass.arm.) (ol)J a/J a/J {,[,'!','! i/JirJ imJ in g!!k(ausalterem g) k drJ r s- s- (h- hJ srstr usw. Esistsehr wahrscheinlich,daBessichbeiden genanntenLautverschiebungen Lautvorgange handelt, die sich isoliert, unabhangig im Thrakischen, lasgischenundPhrygischenabgespielthaben,allerdingsineinerZeit,alsdie baltischen(bzw.baltisch-slawischen)unddakischenStammekeineintensiven Kontakte und Beruhrungen mit den thrakischen hatten. Wie schon hervorgehoben wurde, eine Infiltration thrakischer und dakischer Mundarten nur fur das Gebiet sudlich der - Moesia inferior und Moesia superior - annehmen,und zwar ineiner spateren Zeit,alsdas Thrakische und das Dakische inphonetischer Hinsicht bereits wesentlichabgegrenzt waren. UBEREINSTIMMUNGEN BEREICHE DES WORTSCHATZES Wiesteht es mitden lexikalischenBeziehungen desThrakischen zu den ubrigenindogermanischenSprachen?EinausfuhrlichesBilddaruberkannleider nicht gegeben werden, da nur ein geringer des thrakischen Wortschatzes - 24Glossenundetwa180 dieaufgrundder EtymologievonOrts-, Personen-, Stammes- und erschlossen sind - bekannt ist.Immerhin laBt sich aufgrund der bisherigen Forschungen auch aus diesem Bereich einigesermitteln,wasfurdieseFragevonBelangist.BeimVergleichdeslexikalischenMaterialswurdehierbesondersdieIdentitat der Wortstruktur beachtet, wahrend die Gleichstellung isolierter Wurzeln in diesem Fall nicht maBgebend ist.Ferner sind solche Gleichungen inBetracht gezogen,die sichauf eine geringeAnzahlvonSprachen erstrecken. 1.ThrakischundPelasgisch(Vorgriechisch) Bei der Fulle der gemeinsamen phonetischen Merkmale des Thrakischen und desPelasgischen (Vorgriechischen)istauBerst uberraschend, zwischen diesenSprachen fastkeinespeziellenGleichungen zu findensind. bisher vorgeschlagenen Parallelen dieser Art schlieBt sich immer eine Entsprechung aus einer anderen indogermanischen Sprache Z.B.istder Stamm asam- ,Stein'< idg.*akJam-J der dem thrak.FIN Asamus und dem pelasg.asaminthos ,Badewanne'zugrundeliegt,auch im ON Asamum inDalmatien, der als il1yrisch gilt, enthalten.Thrak.Astai (Stamm imGebiete des Strandia-Gebirges) und Astike (dessenLand) wirdmit vorgriech.asty ,Stadt' verknupft, doch ist diese Gleichung nicht ausschlieBlich thrakisch-pelasgisch,insofern verwandte W aus anderenindogermanischenSprachenbekanntsind:messap.vastei(Dat.) ,Stadt" aind.(dehnstufig)vastu- Haus"vtistu- ,Ding,Sache"ir. /oss,das Bleiben,Ruhe',toch. ost ,Haus' . EinZusammenhangzwischenthrak.ApsinthioiJ Apsynthioi (Stamm lichdes thrakischen Chersones) und dem Pflanzennamen apsinthion ,Absinth" derfur vorgriechischgehaltenwird,wurde vonDetschew bezweifelt.Die Gleichungistwahrscheinlich,dochnichtsicher.Furthrak.ApsinthosJ Apsynthos (GrenzfluB und Hauptort des Stammes Apsinthioi) wurde in der vorliegendenArbeit eine andere Etymologie vorgeschlagen (s.S.21f.). Der ON Olynthos (Hdt.; Stadt zwischen Athos und der schon seit W. Tomaschek mit vorgriech. 61ynthos ,Feige' zusammengebracht wird, mitRucksicht auf die geographische Lage des Ortes eher pelasgischer Herkunft sein. Thrak.Perinthos (Stadt der Propontis,s. S.39),so in den meisten Quellen belegt, hat kaum etwas mit griech.(vorgriech.) peirintha (Akk.) ,panier de voyage'(nach L.A.Gindin) zu tun,denn die Form PeirinthosJ soweit bisher bekannt ist,kommtnur einmal in den Quellen vor. Thrak.b6linthos,der Wisent'wirdmitvorgriech.ON b61inthosverglichen.DieseGleichungistsehrfraglich,denndieersteForm stehtwahrscheinlichfurProbtilithos(sobeiChoirob.)ausalterem *Proba(to)lithos ,Schafstein' (durch Haplologie), und die zweite (Probolinthos) scheintdurchAnlehnung griech.pr6bolos ,Felsenvorsprung'entstanden zu sein (nach Georgiev). 142143 allgemeinenhabendieUntersuchungendeslexikalenMaterialsdes lasgischenunddesThrakischenzusicherenErgebnissenindieserFragenoch nichtgefiihrt. 2.ThrakischundAlbanisch Schonlange(seitN.Jokl)isteinethrakisch-albanische Gleichungbekannt: thrak.ON Dtiton(Dtitos)undalb. ,SHHte,Stelle'aus idg.*dhatom (-o-s) bzw.*dhato.Ein anderes Wortpaar, spezifischfiirbeide Sprachen, auI3erdem:thrak.PN Drenis- alb.geg.dre,dreni,Hirsch';dochist- jedenfalls mitanderemVokalinderWurzel- eineGleichungausdemIllyrischen kannt:dranis,Hirsch'(idg.*dhroni-),dasausderHesychglosse (mit verschriebenfiir ist. DaszweiteGliedderthrak.ONBasi-bunon,Kasi-bonon(Prok.)wirdmit alb. (idg.*bhunQ)verkniipft;doch schlieI3ensich dieser Gleichung andere Namen die aus dem Westteil der Balkanhalbinsel stammen: (ein liburnischer Stamm),ON Bunnos. Thrak.-buris (-boris)inPNMuka-bur(is),Muka-borisvergleicht mitalb. (ausidg.*bh,:no-s);D.Detschewverweistjedochauf gleichlautendes Wortelementinkeltischenund lydischenPersonennamen. 3.ThrakischundBaltisch ZwischendemThrakischenunddenbaltischenSprachenbestehen enge ziehungenbesondersimBereichedesWortschatzes,wasinneuererZeitdurch die Entdeckung einer staHlichen Anzahl von speziellen Parallelen nachgewiesen wurde.Die dieserParallelen,dieausftihrlichinmeinerArbeit "Thrakisch-dakische Studien"1.(Sofia,1969) betrachtet werden, erstreckt sich oft auf das Grundwort und das Suffix.Zur Bekraftigung der These von den genlexikalischen zwischendemThrakischenunddenbaltischenSprachensollenimFolgendeneinpaarBeispieleinAuswahlangefiihrt werden: ThrakischBaltisch ON Batkunionlit.ONBatkiinai ONCalsuslett.ONKalsi,Kals-strauts(Bach) ON Kjpselalit.ON ,kleinerHaufen,Htigelchen' ThrakischBaltisch ON Rumbo-donaapreuI3.FlurNRumbow (Furt),lett.,Stromschnelle' ON lit.FINSa,te,Adj.sa,tas,hellrot',lett.sa,ts ,rot (imGesicht),frischaussehend' ONScretiscalit.ON ONStrtimbaiapreuI3.strambo,Stoppel',lett.ONStrUobas = strUobs Schilf' ON lit.iiburys ,Feuer,Licht,Leuchtendes,Fackel' PNSautesalett.FamNSautte,lett.sautis,einfauler Mensch,der PNSkilaslit.PNSkyle PN apreuI3.PNSparke midne ,Dorf',,Weiler'lett.mline ,Aufenthaltsort,Behausung,Unterkunft' zibythides,dieAdligenlit.iibute,Feuer,Licht'und,Leuchtendes' beidenThrakern' 4.Thrakisch,Baltischund Slawisch das Slawische manchen thrakisch-baltischen Gleichungen teilhat,ist nichtverwunderlich,da das Baltische und das Slawische bekanntlichnahe Verwandtschaftsbeziehungenaufweisen,weswegensieoftzueinerGruppe - der baltoslawischen- vereintwerden.UntensollaufeinigeBeispieleverwiesen werden. thrakischenPNBrinkazis,Brinkainos entsprecheneinerseitsslawische Personennamen wiepoln.BrZfk,Brzfko,bulg.Brekoja,andererseits - der lit. ON (ausFamN) BrinkiSkes. Thrak.PN Kersoshabenihre VerwandteninapreuI3.PN Kerse,Kerso,lit.Kersis (zu lit.kersas ,weiI3und schwarz gefleckt'),hinzu kom slawischePersonennamenUedenfallsinReduktionsstufe)wieacech.PN Crch(urslaw.*Cbrch'b),bulg. abulg. ,schwarz'< urslaw.*cbrch'b