18. internationaler physiologischer kongreß in kopenhagen

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Sitzungsberiehte, 145 auch das biologische Prinzip, dab lebenswichtige Funktionen meist durch eine Mehr- seitigkeit erffillt werden kSnnen. Dies dfirfte auch fiir die Milch und speziell ffir das darin enthaltene Fett zutreffen. Der KSrper wird damit befiihigt, in Anpassung an die gegebenen Umst/inde nach der einen oder anderen Seite auszuweichen, womit eine gute Garantie ffir die Erhaltung des Lebens gegeben ist. Sitzungsberichte*. 18. Internationaler physiologischer Kongrefl in Kopenhagen ~ vom 15. bis 18. August 1950. Die Tagung hatte die folgenden einschl~gigen ttauptergebnisse: Fett: Die Bedeutung der PartikelgrS~]e fiir die Fettabsorption wurde von KRA~r:E~(USA) untersucht. Er fand dabei nach der Verabreichung w~Briger Vitamin-A- und E-L6sungen einen merklich h6heren Prozentsatz dieser Wirkstoffe im Blur. Dariiber hinaus war z. B. auch die Vitamin-A-Speicherung in der Leber verdreifacht. Bei Verwendung yon 01emulsionen mit ,,Tween" (einem Sorbitan-Monolauratderivat), wurde sowohl die Partikelgr6Be vermindert, wie auch die Oberfl/~chenspannung zwischen den Teilchen ver/indert. Beide Faktoren zeigten eine gfinstige Beeinflussung der Fettabsorption. ME~G (USA) beobachtete nach der intravenSsen Injektion hoehhomogenisierter Fettemul- sionen eine Zunahme des Fetts~uregehaltes der Lymphe um 35--70% innerhalb 60 min. Bei der Verwendung radioaktiver Emulsionen konnte ebenfalls radioaktives Fett in der Lyraphe naehgewiesen werden, allerdings nur ein Bruchteil der gesamten injizierten Fettmenge. Aminos~uren: Die Wichtigkeit der Proteine in der Nahrung wurde u. a. yon WATERLOO (Brit. Westaffika) unterstrichen. Seine Beobaehtung, dab 1- bis 2j/~hrige unterern~hrte Klein- kinder verminderte Cholin-Esterase in der Leber aufwiesen, deutete er dahingehend, daI3 eine solehe Esterase nicht nur an Aeetylreaktionen, sondern auch an der Synthese yon Peptid- verbindungen beteiligt sein kSnnte. N/~hrstoffwechselbeziehungen: Die Beteiligung yon Carbonat und Acetat an der Syn- these yon Milehbestandteilen wurde yon KLEIBER (USA) niiher untersucht. Er injizierte mit 14C gekennzeiehnete Carbonate in die Jugularvene yon Rindern und konnte daraufhin Radioaktiviti~t besonders in der Lactose, weniger im Casein, fast garnicht jedoch im Butterfett beobachten. Nach der Injektion earboxylierter Acetate enthielt dagegen das Butterfett am ersten Tag bis zu 10 % 14C. Ein recht ungewShnlicher Weg zur Feststellung des N~hrwertes yon N~hrstoffen wurde yon JARRETT (Australien) empfohlen: Anstelle einer Di/~t, die alle Faktoren bis auf einen enth/~lt, wurde ein einziges gereinigtes Nahrungsmittel an Ratten verffittert und deren Lebensdauer registriert. Der N/~hrwert anderer Nahrungsmittel wurde dann dutch den Effekt gemessen, den diese auf die Lebenszeit ausiibten, wenn sie in Verbindung mit einem einzigen N~hrstoff verabrelcht warden. M~n hofft dadurch schlieBlieh eine Diat zu finden, in der jeder Bestandteil ffir die Ern~hrung unerl/~Blieh wichtig ist. Vitamin-E-Einsparer: Durch Verftittern einer Di/~t, die 20% Kabeljau-()l enthielt, riefen GRA~TADOS und Mitarbeiter (D~nemark) Vitamin-E-Mangelerscheinungen an Ratten hervor. Bei der Anwesenheit solch grol~er Mengen ungesiittigter Fetts~uren bestanden die Symptome des Vitamin-E-Mangels in der Entfiirbung und dem daran anschlieBendem Braunwerden der Z~hne sowie in der Uberoxydation der Fettgewebe. Aber sehon ein Zusatz yon 0,025 % ,,Antabus" in der Di/it verhinderte weitgehend die erw/~hnten Mangelerseheinungen. Kleine Mangan-Mengen lSsten einen noch deutlicheren Effekt aus, der ausblieb, sobald der Proteingehalt der Di~t unter 20 % absank. Nach AAES-JORGE~SE~(Di~nemark) verschlimmern groBe Vitamin-A-Gaben in einer Vit- amin:E-armen Di~t dureh Fett-Oberoxydation dieVitamimE-Mangelerscheinungen. Dasselbe gilt ffir grSflere Ca-Zus/itze. Gleichzeitig wird in diesem Falle jedoeh die Zahnentfiirbung ver- hindert, w~hrend groBe P-Mengen wohl aueh Uberoxydation fSrdern, aber keinerlei Wirkung auf die Zahnpigmentierung ausiiben. Ca- Stoffwechsel: Der EinfluB versehiedener Ionen auf die Ca-Ablagerung in den Knochen und Zi~hnen wurde in vitro yon SO,EL (USA) untersueht. Er fand dabei, da[~ ~ in der Reihen- folge der Wirksamkeit -- Be++, Cu++, Mg++, Na +, Sr ++, K + diesen Vorgang verhindern, dab Naeh Food 19, 363--66 (1950). * Die Beriehterstattung im Rahmen der ,,S i t z u n g s b e r i e h t e" entfi~llt, sofern gehaltene Vortr~ge in wissensehafllichen Zeitschriften publiziert werden. In diesem Fall erseheint das Referat der VerSffentlichung im Abs ehnitt ,,Z e i t s e h r i f t e n r e f e r a t e".

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Page 1: 18. Internationaler physiologischer Kongreß in Kopenhagen

Sitzungsberiehte, 145

auch das biologische Prinzip, dab lebenswichtige Funk t ionen meist durch eine Mehr- sei t igkei t erffillt werden kSnnen. Dies dfirfte auch fiir die Mi lch und speziell ffir das da r in en tha l t ene F e t t zutreffen. Der KSrper wird dami t befiihigt, in Anpassung an die gegebenen Umst / inde nach der e inen oder anderen Seite auszuweichen, womi t eine gute Garant ie ffir die E rha l tung des Lebens gegeben ist.

Sitzungsberichte*. 18. In ternat ionaler physiologischer Kongrefl in Kopenhagen ~

vom 15. bis 18. August 1950. Die Tagung hatte die folgenden einschl~gigen ttauptergebnisse: F e t t : Die Bedeutung der PartikelgrS~]e fiir die Fettabsorption wurde von KRA~r:E~ (USA)

untersucht. Er fand dabei nach der Verabreichung w~Briger Vitamin-A- und E-L6sungen einen merklich h6heren Prozentsatz dieser Wirkstoffe im Blur. Dariiber hinaus war z. B. auch die Vitamin-A-Speicherung in der Leber verdreifacht. Bei Verwendung yon 01emulsionen mit ,,Tween" (einem Sorbitan-Monolauratderivat), wurde sowohl die Partikelgr6Be vermindert, wie auch die Oberfl/~chenspannung zwischen den Teilchen ver/indert. Beide Faktoren zeigten eine gfinstige Beeinflussung der Fettabsorption.

ME~G (USA) beobachtete nach der intravenSsen Injektion hoehhomogenisierter Fettemul- sionen eine Zunahme des Fetts~uregehaltes der Lymphe um 35--70% innerhalb 60 min. Bei der Verwendung radioaktiver Emulsionen konnte ebenfalls radioaktives Fett in der Lyraphe naehgewiesen werden, allerdings nur ein Bruchteil der gesamten injizierten Fettmenge.

Aminos~u ren : Die Wichtigkeit der Proteine in der Nahrung wurde u. a. yon WATERLOO (Brit. Westaffika) unterstrichen. Seine Beobaehtung, dab 1- bis 2j/~hrige unterern~hrte Klein- kinder verminderte Cholin-Esterase in der Leber aufwiesen, deutete er dahingehend, daI3 eine solehe Esterase nicht nur an Aeetylreaktionen, sondern auch an der Synthese yon Peptid- verbindungen beteiligt sein kSnnte.

N /~hr s to f fwechse lbez i ehungen : Die Beteiligung yon Carbonat und Acetat an der Syn- these yon Milehbestandteilen wurde yon KLEIBER (USA) niiher untersucht. Er injizierte mit 14C gekennzeiehnete Carbonate in die Jugularvene yon Rindern und konnte daraufhin Radioaktiviti~t besonders in der Lactose, weniger im Casein, fast garnicht jedoch im Butterfett beobachten. Nach der Injektion earboxylierter Acetate enthielt dagegen das Butterfett am ersten Tag bis zu 10 % 14C.

Ein recht ungewShnlicher Weg zur Feststellung des N~hrwertes yon N~hrstoffen wurde yon JARRETT (Australien) empfohlen: Anstelle einer Di/~t, die alle Faktoren bis auf einen enth/~lt, wurde ein einziges gereinigtes Nahrungsmittel an Ratten verffittert und deren Lebensdauer registriert. Der N/~hrwert anderer Nahrungsmittel wurde dann dutch den Effekt gemessen, den diese auf die Lebenszeit ausiibten, wenn sie in Verbindung mit einem einzigen N~hrstoff verabrelcht warden. M~n hofft dadurch schlieBlieh eine Diat zu finden, in der jeder Bestandteil ffir die Ern~hrung unerl/~Blieh wichtig ist.

V i t a m i n - E - E i n s p a r e r : Durch Verftittern einer Di/~t, die 20% Kabeljau-()l enthielt, riefen GRA~TADOS und Mitarbeiter (D~nemark) Vitamin-E-Mangelerscheinungen an Ratten hervor. Bei der Anwesenheit solch grol~er Mengen ungesiittigter Fetts~uren bestanden die Symptome des Vitamin-E-Mangels in der Entfiirbung und dem daran anschlieBendem Braunwerden der Z~hne sowie in der Uberoxydation der Fettgewebe. Aber sehon ein Zusatz yon 0,025 % ,,Antabus" in der Di/it verhinderte weitgehend die erw/~hnten Mangelerseheinungen. Kleine Mangan-Mengen lSsten einen noch deutlicheren Effekt aus, der ausblieb, sobald der Proteingehalt der Di~t unter 20 % absank.

Nach AAES-JORGE~SE~ (Di~nemark) verschlimmern groBe Vitamin-A-Gaben in einer Vit- amin:E-armen Di~t dureh Fett-Oberoxydation dieVitamimE-Mangelerscheinungen. Dasselbe gilt ffir grSflere Ca-Zus/itze. Gleichzeitig wird in diesem Falle jedoeh die Zahnentfiirbung ver- hindert, w~hrend groBe P-Mengen wohl aueh Uberoxydation fSrdern, aber keinerlei Wirkung auf die Zahnpigmentierung ausiiben.

Ca- S to f fwechse l : Der EinfluB versehiedener Ionen auf die Ca-Ablagerung in den Knochen und Zi~hnen wurde in vitro yon SO,EL (USA) untersueht. Er fand dabei, da[~ ~ in der Reihen- folge der Wirksamkeit - - Be ++, Cu ++, Mg ++, Na +, Sr ++, K + diesen Vorgang verhindern, dab

Naeh Food 19, 363--66 (1950). * Die Beriehterstattung im Rahmen der ,,S i t z u n g s b e r i e h t e" entfi~llt, sofern gehaltene

Vortr~ge in wissensehafllichen Zeitschriften publiziert werden. In diesem Fall erseheint das Referat der VerSffentlichung im Abs ehnitt ,,Z e i t s e h r i f t e n r e f e r a t e".

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146 Buchbesprechungen.

aber die Wirkung dieser Ionen dutch Aufschfitteln mit CaC12 genau umgekehrt Werden kann. Eine mikrobiologische Bestimmung yon reinem Vitamin-D wurde yon KODICEK (England) be- schrieben. Dutch Einwirkung verschiedener Oberfl/~ehen-Aktivstoffe, an der Spitze Vitamin-D, wird der bakteriosta~ische Effekt langkettiger Fetts/Curen auf das Wachstum yon Lactobacillus easel ge/~ndert. Diese Umkehrung ist proportional dem Vitamin-D-Gehalt.

V i t a m i n - B - S t u d i e n : CROKAERT (Belgien)berichtete fiber die Trennung yon Pantothen- s~ure und Aminos/~uren und fiber eine chemische Methode zur quantitativen Bestimmung dieses Vitamins.

V i t a m i n C: Durch Behandeln mit einer Amino-Carboxylsaure besserte MAGGIO (Italien) Hyperglyk/~mie yon Tauben, die yon reiner Reis-Di/~t lebten und an Beri-Beri erkrankt waren. Auch das pathologisehe Bild yon Skorbut wurde giinstig beeinfluBt. H. Diller (Nfirnberg).

Buchbesprechungen*. Die Bestandteile der Lebensmittel und deren Bestimmung:

Hans Vogel: Chemie und Teehnik der Vitamine. 3. Aufl. Bearb. von HEZN~Cn KNOBLOCH. Bd. 1: Die fetfliisliehen Vitamine. VIII, 485 S. mit 25 Abb. Stuttgart; F. Enke 1950. Gzl. 48.60 DM.

Die seit Erscheinen der 2. Auflage (1943) eingetretene Entwicklung auf dem Gebiet der Vitaminchemie, besonders in USA, maehte eine vSllige ~[eugestaltung dieses Werkes, verbunden mit einer erheblichen Erweiterung des Umfanges nStig, so dal~ eine tterausgabe in 2 getrennten B/~nden, deren erster nunmehr vorliegt, unvermeidlich wurde. Er wendet sieh in erster Linie an den Vitaminspezi~listen in der Industrie oder Forschung, wird aber darfiber hinaus weiteren Kreisen, die tiefer in das Vitamingebiet eindringen wollen, insbesondere dem Bioehemiker, Or- ganiker und Lebensmittelchemiker yon besonderem Wert sein.

Stofflieh umfa~t das Buch die Vitamine und Provitamine der A-, D- und K-Gruppe, ferner die Tokopherole (Vitamin E), den Antistiffness-Faktor (nur 3 Seiten) und die frfiher unter dem Begriff ,,Vitamin F" zusammengefa~ten essentiellen Fetts~uren, die zwar heute iiblicherweise nicht mehr zu den eigentlichen Vitaminen gereehnet werden, aber trotzdem aus Grfinden dcr Vollst/~ndigkeit, und da eine Grenze sich schwer festlegen l/~13t, Berficksichtigung fanden. In den einzelnen Kapiteln werden die chemisehen und physikalischen Eigenschaften der Vitamine und ihrer Derivate, ihre natfirliche Bildung, Synthese und teclmische Gewinnung beschrieben. Auch Naehweis und Bestimmung der Vitamine, ihre physiologische Wirkung, Speicherung und Verwertung linden ausffihrlich Erw/~hnung. Zahlreich e Literaturangaben (z. B. allein im Ab- schnitt Vitamin A an die 800 Zitate) und ein umfassendes Patentverzeichnis (fast 100 Seiten) machen das tiefgrfindige Werk zum Studium und als Nachsch]agewerk besonders wertvoll.

S. W. Souci (Mfinchcn).

Die einzelnen Lebensmittel (Beschaffenheit, Herstellung und Untersuchung):

M. Klimmer undF. SehSnberg: Milehkunde und Milehhygiene. 6., neubearb., erweit. Aufl., 348 S. mit 84 Textabb. Hannover: M. u. H. Schaper 1951. Gzl. 28.-- DM.

Das Buch ist in erster Linie als Lehrbuch ffir den Studierenden der Veterin/irmedizin und als Berater ffir den pr~ktischen Tierarzt und Milehhygieniker gedacht. Erst in zweiter Linie soll es Verwaltungsbeamten, ~rzten, insbesondere Kinder/~rzten, Lebensmittelchemikern, Milch- wirtschaftlern, Molkereifaehleuten und Landwirten niitzlich sein und einen bequemen Einblick in die wichtigsten Gcbiete dcr Milchhygiene und cinschlagigen Gesetze geben. Entsprechend dieser Zielsetzung des Buches ist ein besondcrer Wert auf Milchhygiene und tier/~rztliche Milch- fiberwachung gelegt, die yon insgesamt 348 Seiten 295 Seiten einnehmen.

Trotzdem ist das Buch sehr universell gehalten, da es in eigenen Kapiteln Volkswirtschaft- liches, die allgemeinen Eigenschaften der Milch, die Zus~mmensetzung der Milch, abe r auch die Untersuchung yon Milehdauerwaren, Sauermilcharten, Bu~ter, K/~se, Molkereihilfsstoffcn u. dgl. behandelt. Am SchluB des Buches sind die einschlggigen Gesetze abgedruckt.

In dem Buch ist die Materie Milchkunde und Milchhygiene praktisch erschSpfend behandelt. Das einsehl/Cgige Schrifttum, auch des Auslandes, wurde beriicksichtigt. Aufbau und Sprache sowie Ahsstattung mgchen das Buch besonders wertvoll. Auch der Umstand, dab seit Erscheinen

* Einschliei]lich Besprechungen yon D i p 1 o m a r b e i t e n und D i s s e r t a ~ i o n e n.