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QUERSCHNITT UROLOGIE Aktuelle Publikationen aus Forschung und Industrie Inkontinenzbehandlung mit Abobotulinumtoxin Erfolgreiche Reduktion der Episoden – 15 Injektionsstellen reichen aus Neurogene Dysfunktion des unteren Harntrakts Häufigkeit von Harnwegsinfekten hängt von der Blasenentleerungsmethode ab GARCHES (Biermann) – Bei Patienten mit neurogener Detrusorüberaktivität infolge einer Rückenmarksverletzung oder Multipler Sklerose führte die Injektion von Abobotulinumtoxin A in den Detrusor zu einer signifikanten Reduktion der Häufigkeit von Inkontinenzepisoden (IEF). Da- bei reicht es offenbar aus, 15 Injektionen zu verabreichen, denn gegenüber 30 Injektionen war kein Effizienzverlust zu verzeichnen. Dies ist das Ergebnis einer multizentrischen, doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Phase- IIa-Studie aus Frankreich und Italien. Behandelt wurden 47 Patienten. 16 von ihnen erhielten 15 Injektionen von 750 U Abobotulinumtoxin A, sieben erhielten 15 Placebo-Injektio- nen. Bei 17 Patienten wurden 30 Injektionen Verum verab- reicht, bei 7 weiteren ebenso viele Placebo-Injektionen. Pri- märer Endpunkt war die IEF-Reduktion am 84. Tag. Es ergab sich gegenüber Baseline eine Änderung von -3,2 (-76 %) und -1,7 (-15 %) bei 15 Injektionen Toxin beziehungsweise Place- bo (P = 0,1103) sowie von -3,2 (-88 %) und -2,6 (-73%) bei 30 Injektionen (p = 0,0686). In den Verumgruppen waren jeweils signifikante Verbesserungen in den Parametern maximale zytometrische Kapazität, maximaler Detrusordruck und Volumen bei der ersten Kontraktion nachzuweisen (p<0,05). Zudem berichteten die Patienten über eine Verbesserung der Lebensqualität. In der Gruppe mit 15 Botulinumtoxin-Injek- tionen gab es drei Fälle von Muskelschwäche. I Autoren: P. Denys et al. Korrespondenz: Pierre Denys, Hôpital Raymond-Poincaré, Garches/Frankreich, E-Mail: [email protected] Studie: Efficacy and safety of two administration modes of an intra-detrusor injection of 750 units dysport® (abobotu- linumtoxin A) in patients suffering from refractory neuro- genic detrusor overactivity (NDO): A randomised placebo- controlled phase IIa study. Quelle: Neurourol Urodyn 2016 Jan 12. NOTTWIL (Biermann) – Die Blasenentleerungsmethode ist der Haupt-Prädiktor (p ≤ 0,004) für symptomatische Harn- wegsinfektionen (UTI) bei Patienten mit chronischer neuro- gener Dysfunktion des unteren Harntrakts (NLUTD, über mehr als 12 Monate). Dies fanden Neurourologen vom Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil in einer retro- spektiven Untersuchung von 1104 Patienten heraus. Die Patienten hatten sich zwischen 2008 und 2012 im Zent- rum vorgestellt und litten durchschnittlich seit 20,3 ± 11,6 Jahre an NLUTD. Die höchste jährliche Rate an UTI hatten Patienten mit transurethralen Verweilkathetern. Ihr UTI- Risiko war zehnfach erhöht, zudem hatten sie ein vierfach höheres Risiko, dass die UTI wiederkehrten. Auch bei inter- mittierendem Selbstkatheterismus war die UTI-Wahrschein- lichkeit signifikant erhöht (p≤0,014). Botulinumtoxin-Injek- tionen in den Detrusor erhöhten das UTI-Risiko um etwa das Zehnfache (P=0,03). I Autoren: J. Krebs et al. Korrespondenz: Prof. Jürgen Pannek, Schweizer Paraplegi- ker-Zentrum, Neuro-Urologie, Nottwil/Schweiz, E-Mail: [email protected] Studie: Risk factors for symptomatic urinary tract infec- tions in individuals with chronic neurogenic lower urinary tract dysfunction. Quelle: Spinal Cord 2015 Dec 1. doi: 10.1038/sc.2015.214. Web: www.nature.com/sc/index.html

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QuerschnittUrologieAktuelle Publikationen aus Forschung und industrie

Inkontinenzbehandlung mit Abobotulinumtoxin

Erfolgreiche Reduktion der Episoden – 15 Injektionsstellen reichen aus

Neurogene Dysfunktion des unteren Harntrakts

Häufigkeit von Harnwegsinfekten hängt von der Blasenentleerungsmethode ab

GARCHES (Biermann) – Bei Patienten mit neurogener Detrusorüberaktivität infolge einer Rückenmarksverletzung oder Multipler Sklerose führte die Injektion von Abobotulinum toxin A in den Detrusor zu einer signifikanten Reduktion der Häufigkeit von Inkontinenzepisoden (IEF). Da-bei reicht es offenbar aus, 15 Injektionen zu verabreichen, denn gegenüber 30 Injektionen war kein Effizienzverlust zu verzeichnen. Dies ist das Ergebnis einer multizentrischen, doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Phase-IIa-Studie aus Frankreich und Italien. Behandelt wurden 47 Patienten. 16 von ihnen erhielten 15 Injektionen von 750 U Abobotulinumtoxin A, sieben erhielten 15 Placebo-Injektio-nen. Bei 17 Patienten wurden 30 Injektionen Verum verab-reicht, bei 7 weiteren ebenso viele Placebo-Injektionen. Pri-märer Endpunkt war die IEF-Reduktion am 84. Tag. Es ergab sich gegenüber Baseline eine Änderung von -3,2 (-76 %) und -1,7 (-15 %) bei 15 Injektionen Toxin beziehungsweise Place-bo (P = 0,1103) sowie von -3,2 (-88 %) und -2,6 (-73%) bei 30 Injektionen (p = 0,0686). In den Verumgruppen waren jeweils

signifikante Verbesserungen in den Parametern maximale zytometrische Kapazität, maximaler Detrusordruck und Volumen bei der ersten Kontraktion nachzuweisen (p<0,05). Zudem berichteten die Patienten über eine Verbesserung der Lebensqualität. In der Gruppe mit 15 Botulinumtoxin-Injek-tionen gab es drei Fälle von Muskelschwäche. I

Autoren: P. Denys et al.

Korrespondenz: Pierre Denys, Hôpital Raymond-Poincaré,

Garches/Frankreich, E-Mail: [email protected]

Studie: Efficacy and safety of two administration modes of

an intra-detrusor injection of 750 units dysport® (abobotu-

linumtoxin A) in patients suffering from refractory neuro-

genic detrusor overactivity (NDO): A randomised placebo-

controlled phase IIa study.

Quelle: Neurourol Urodyn 2016 Jan 12.

NOTTWIL (Biermann) – Die Blasenentleerungsmethode ist der Haupt-Prädiktor (p ≤ 0,004) für symptomatische Harn-wegsinfektionen (UTI) bei Patienten mit chronischer neuro-gener Dysfunktion des unteren Harntrakts (NLUTD, über mehr als 12 Monate). Dies fanden Neurourologen vom Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil in einer retro-spektiven Untersuchung von 1104 Patienten heraus.Die Patienten hatten sich zwischen 2008 und 2012 im Zent-rum vorgestellt und litten durchschnittlich seit 20,3 ± 11,6 Jahre an NLUTD. Die höchste jährliche Rate an UTI hatten Patienten mit trans urethralen Verweilkathetern. Ihr UTI- Risiko war zehnfach erhöht, zudem hatten sie ein vierfach höheres Risiko, dass die UTI wiederkehrten. Auch bei inter-mittierendem Selbst katheterismus war die UTI-Wahrschein-lichkeit signifikant erhöht (p≤0,014). Botulinumtoxin-Injek-

tionen in den Detrusor erhöhten das UTI-Risiko um etwa das Zehnfache (P=0,03). I

Autoren: J. Krebs et al.

Korrespondenz: Prof. Jürgen Pannek, Schweizer Paraplegi-

ker-Zentrum, Neuro-Urologie, Nottwil/Schweiz, E-Mail:

[email protected]

Studie: Risk factors for symptomatic urinary tract infec-

tions in individuals with chronic neurogenic lower urinary

tract dysfunction.

Quelle: Spinal Cord 2015 Dec 1. doi: 10.1038/sc.2015.214.

Web: www.nature.com/sc/index.html

2 Querschnitt Urologie - März 2016

Untersuchung der Neuromodulation am Rattenmodell

Inosin verringert Detrusorüberaktivität nach Rückenmarksverletzung

Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie

Prädiktoren für ein positives Outcome der Botulinumtoxinbehandlung

BOSTON (Biermann) – Inosin konnte in Versuchen mit Rat-ten die neurogene Detrusorüberaktivität infolge einer Rückenmarksverletzung (SCI) vermindern. Es war bereits aus präklinischen Modellen bekannt, dass das Nukleosid neuro-protektive, neurotropische und antioxidative Effekte hat. Urologische Forscher aus Boston, Massachusetts/USA, wie-sen jetzt die Wirkung einer systemischen Inosinverabrei-chung am tierischen Organismus nach. Sie benutzten zwei SCI-Modelle: komplette Durchtrennung des Rückenmarks oder Kompression für 30 Sekunden an T8 mit einer Aneu-rysmaklemme. Die so vorbehandelten Ratten erhielten per intraperitonealer Injektion entweder 225 mg/kg Inosin oder die Trägersubstanz als Kontrolle. Zusätzlich wurde unter-schieden zwischen sofortiger und verzögerter Therapie nach acht Wochen. Die zystometrische Untersuchung ergab, dass die Inosinbehandlung die Überaktivität in beiden SCI-Mo-dellen verringerte. Die Häufigkeit spontaner Kontraktionen während der Blasenfüllung war bei den mit Inosin behan-delten Ratten signifikant geringer (p<0,05) als bei den Kon-trollen, egal, ob sie sofort oder verzögert behandelt worden waren. Zudem zeigte die Immunfluoreszenzfärbung des Blasen gewebes bei inosinbehandelten Ratten erhöhte

Konzentra tionen des pan-neuronalen Markers SYP und des Ad-Faser-Markers NF200, aber geringeres Auftreten des C-Faser-Markers TRPV1; auch dieser Effekt war unabhängig vom Zeitpunkt der Behandlung zu beobachten. „Diese Befunde zeigen, dass Inosin die Entwicklung der Detrusor-überaktivität verhindert und eine existierende Überaktivität infolge SCI dämpft“, schließen Erstautor Y.G. Chung und Kollegen. „Es könnte seine Effekte durch Modulation der sensorischen Neurotransmission erzielen“, vermuten sie. I

Autoren: Y.G. Chung et al.

Korrespondenz: Maryrose P. Sullivan, Rosalyn M. Adam,

Department of Surgery, Harvard Medical School, Boston,

MA/USA, E-Mail: [email protected],

[email protected]

Studie: Inosine Improves Neurogenic Detrusor Overactivity

following Spinal Cord Injury

Quelle: PLoS One. 2015 Nov 3;10(11):e0141492.

Web: www.plosone.org

CERBÈRE (Biermann) – Durch Injektion von Botulinumtoxin A in den äußeren Harnröhrenschließmuskel kann die Detru-sor-Sphinkter-Dyssynergie (DSD) bei Männern mit Rücken-marksverletzung (SCI) erfolgreich behandelt werden; starke Prädiktoren dafür sind Detrusorkontraktionen (OR=8,6) und normale Blasenhalsaktivität (OR=7,1). Dies ergab eine retro-spektive Studie aus Frankreich. 72 Männer mit Tetraplegie und 27 mit Paraplegie wurden in die Studie eingeschlossen. Durch die Behandlung ließen sich das Resturinvolumen (PVR) und die Dysurie signifikant reduzieren, und zwar von 227 auf 97 ml (63 % auf 27 %) und von Grad 4,3 auf 2,3. Exzellente Ergebnisse, definiert als PVR <100 ml (20 %) und Dysurie <3, wurden bei 48 Patien-ten (48 %) erzielt und hielten 6,5 Monate an. Bei 18 Patien-ten nahm die Notwendigkeit zu katheterisieren ab oder ver-schwand ganz. Ein schlechtes Outcome war signifikant mit einer Blasenhalsdyssynergie und dem Fehlen von Detrusor-kontaktionen in der Standardzystometrie verbunden. Zudem

stand das Outcome in Zusammenhang mit der Schwere der DSD; es gab eine starke Korrelation (r=0,58) zwischen dem PVR vor und nach Injektion. Bei 36 Patienten wurden die Injektionen wiederholt und ergaben in den meisten Fällen (89 %) ähnliche Ergebnisse. I

Autoren: J.M. Soler et al.

Korrespondenz: Laboratoire d‘Urodynamique et de Sexolo-

gie, Centre Bouffard Vercelli, Cap Peyrefite, Cerbère/Frank-

reich, E-Mail: [email protected]

Studie: Predictors of outcome for urethral injection of

botulinum toxin to treat detrusor sphincter dyssynergia in

men with spinal cord injury.

Quelle: Spinal Cord. 2015 Dec 29. doi: 10.1038/sc.2015.224.

Web: www.nature.com/sc

Querschnitt Urologie - März 2016 3

Teleflex-Fortbildungsreihe für Mitarbeiter im Homecare-Bereich

Praxis-Infos von der Urodynamik bis zur interkulturellen Kompetenz

Für Mitarbeiter im urologischen und pflegerischen Home-care-Bereich bietet Teleflex Medical auch 2016 wieder die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Mit der Fortsetzung der bewährten Fortbildungsreihe möchten wir Fach- und Pflege-personal aus Klinik und Handel mit einem sorgfältig zusam-mengestellten Vortragsprogramm dabei unterstützen, Pati-enten optimal beraten und versorgen zu können.Auf eine ausgesprochen gute Resonanz wie im Jahr 2015 hoffen wir auch, wenn wir Sie vom 24. bis 25. Juni 2016 nach Hannover einladen. Unsere qualifizierten Referenten vermitteln den Teilnehmern neueste Erkenntnisse aus dem Gebiet der Forschung und zu Entwicklungen in der Urologie. Die Diskussionsrunden mit Referenten und Teilnehmern stellen einen wichtigen Bestandteil unserer Fortbildungs-reihe dar und bieten eine gute Möglichkeit, Situationen aus der Praxis näher zu besprechen.Neben urologiespezifischen Vorträgen gibt Chris Ezeh in sei-nem Vortrag wertvolle Tipps und Empfehlungen, wie inter-kulturelle Barrieren beim Umgang mit Patienten unter-schiedlicher Herkunft und Kulturkreise überwunden werden können.Auszug aus dem Vortragsprogramm:

Tag 1, 24.06.2016:• „Effektives Krankenkassenmanagement – Was tun bei Widerspruch & Co.?“Rechtsanwalt Peter Hartmann, Kanzlei Hartmann Rechtsan-wälte

• „Urodynamik aus Sicht der Urotherapie“Thomas Engels, Urotherapeut und Ambulanzleitung Urolo-gische Poliklinik, Kontinenzzentrum Universitätsklinikum Bonn

Tag 2, 25.06.2016:• „Projekt Querschnittlähmung – ein ganzheitlicher Ansatz“• „Neurogene Darmfunktionsstörung – Stuhldokumentation

auf Visite, was ist wichtig?“• „Sexualität und Kinderwunsch als Frau im Rollstuhl – ein

Tabu-Thema“Dr. med. Ines Kurze, Chefärztin Querschnittgelähmten-zentrum der Klinik für Paraplegiologie und Neurourologie, Zentralklinik Bad Berka

• „Kultursensible Medizin und interkulturelle Kompetenz im Gesundheitswesen – Beschäftigte im Gesundheitswesen für den Umgang mit Kulturvielfalt sensibilisieren“

Chris Ezeh, BA Journalism & Mass Communication, Intercultural Health & Media Consultant, CEO EuroAfrica-Central Network

Daneben haben wir für Sie auch ein unterhaltsames Rahmenprogramm vorbereitet. Im Erlebnis-Zoo Hannover besteht bei einem urigen Abendessen die Gelegenheit, sich mit Mitarbeitern der eigenen oder anderen Berufsgruppen auszutauschen.Haben Sie Interesse an unserer Fortbildungsveranstaltung und benötigen ausführliche Informationen zum Ablauf? Zur Beantwortung Ihrer Fragen steht Ihnen gern Frau Zehra Özerol unter der Telefonnummer +49 (0) 7151 406 555 oder per E-Mail unter [email protected] zur Verfügung. Fordern Sie auch gern einen Flyer und das An-meldeformular zur Veranstaltung an, indem Sie die Rück-seite des beiliegenden Anschreibens ausfüllen und an uns senden. I

Teleflex-Fortbildungsveranstaltung 2015, Vortrag von Dr. med. Ines Kurze zum Thema „Querschnitt-syndrome – ganzheitlicher neuro-urologischer und paraplegiologischer Behandlungsansatz“.

Tele

Flex

(2)

4 Querschnitt Urologie - März 2016

ein Service von

Teleflex Medical GmbH • Homecare Urologie • luisenstraße 8 • 75378 Bad liebenzell

Telefon: 07052/403-100 • Telefax: 07052/403-120 • www.teleflex-homecare.de • [email protected]

Mit freundlicher Unterstützung der Biermann Verlag GmbH, 50997 Köln

Postoperative Katheterisierung

Individuelle Blasenkapzität als Richtschnur verringert Katheterisierungsrate

Neurogene Dysfunktion des unteren Harntrakts

Intermittierender Selbstkatheterismus häufigste Blasenentleerungsmethode

LEEUWARDEN (Biermann) – Ab welcher Blasenfüllung soll-te ein Patient nach der Operation katheterisiert werden? Nie-derländische Ärzte fanden in einer randomisierten Studie heraus, dass es zur Beantwortung dieser Frage besser ist, die individuelle maximale Blasenkapazität des Patienten anstel-le des üblicherweise verwendeten Wertes von 500 ml zugrunde zu legen. Auf diese Weise konnten sie in der ent-sprechend behandelten Patientengruppe die Katheterisie-rungsrate reduzieren. In der Studie wurden 1840 Patienten, die unter Vollnarkose oder Spinalanästhesie ohne Verweil-katheter operiert wurden, per Zufall auf zwei Gruppen ver-teilt: Bei der einen Gruppe wurden 500 ml, bei der anderen die indivduelle Blasenkapazität als Richtschnur genommen (Kontroll- und Indexgruppe). Katheterisiert wurde, wenn eine spontane Miktion nicht möglich war und das sonogra-phisch ermittelte Urinvolumen die Füllungsgrenze über-schritt. Die Blasen kapazität hatten die Patienten zuvor selbst mit einem kalibrierten Gefäß ermittelt. Bei der Kontrollgrup-pe betrug die durchschnittliche maximale Blasenkapazität

582 ml (±199 ml), in der Indexgruppe 611 ml (±209 ml). Es zeigte sich in der Kontrollgruppe eine Katheterisierungsrate von 11,8 Prozent (107 von 909 Patienten) versus 8,6 Prozent (80 von 931 Patienten) in der Gruppe mit individueller Be-rücksichtigung der Blasenkapazität. Der Unterschied war signifikant (RR 0,73, 95 %-KI 0,55–0,96, p=0,025). Uner-wünschte Ereignisse traten nicht auf. I

Autoren: T.A. Brouwer et al.

Korrespondenz: Dr. Tammo A. Brouwer, Department of

Anesthesiology, Medical Center Leeuwarden/Niederlande,

E-Mail: [email protected]

Studie: Postoperative bladder catheterization based on in-

dividual bladder capacity: a randomized trial.

Quelle: Anesthesiology. 2015 Jan;122(1):46-54.

Web: anesthesiology.pubs.asahq.org/journal.aspx

NOTTWIL (Biermann) – Die meisten Patienten mit chroni-scher neurogener Dysfunktion des unteren Harntrakts (NLUTD, über mehr als 12 Monate) entleerten in einer retro-spektiven Studie des Schweizer Paraplegiker-Zentrums ihre Blasen mittels intermittierendem Selbstkatheterismus (IC, 41,3 %). Insgesamt wurden die Daten von 1263 Patienten untersucht. „Dennoch benutzt die Mehrzahl der Patienten mit NLUTD andere Entleerungsmethoden, weil Faktoren wie funktionelle Einschränkungen, mentale Beeinträchtigung oder die soziale Situation für die Wahl einer Entleerungs-methode relevant sind“, schreiben J. Krebs und Kollegen. Die Neurourologen untersuchten auch, von welchen Faktoren die Wahl eines Dauerkatheters abhängt: Signifikante Fakto-ren (p<0,001) waren weibliches Geschlecht, Tetraplegie, Al-ter über 45 Jahre sowie Schwere und Dauer der Verletzung.

Bei Frauen, Patienten über 45 Jahre beziehungsweise Tetra-plegikern war die Wahrscheinlichkeit für eine Dauerkathete-risierung um etwa das 2,5-, Drei- beziehungsweise Vierfache erhöht. I

Autoren: J. Krebs et al.

Korrespondenz: Prof. J. Pannek, Schweizer Paraplegiker-

Zentrum, E-Mail: [email protected]

Studie: Bladder management in individuals with chronic

neurogenic lower urinary tract dysfunction.

Quelle: Spinal Cord. 2015 Nov 10. doi: 10.1038/sc.2015.196.

Web: www.nature.com/sc/index.html