zur vormachtstellung frankreichs im frankophonen afrikaby augustin dibengue
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Zur Vormachtstellung Frankreichs im frankophonen Afrika by Augustin DibengueReview by: Dirk van den BoomAfrica Spectrum, Vol. 30, No. 2 (1995), pp. 227-228Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40174576 .
Accessed: 15/06/2014 19:22
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R. Kößler analysiert den auf der Abgren- zung ökonomisch privilegierter Gruppen basierenden Ethno-Nationalismus der Buren in Südafrika (Afrikanerdom), der mit der Schaffung ethnisch definierter Territo- rien einherging, und die Perspektiven eines volkstaats in der Post- Apartheid-Ära. Das brennende Problem des Zulu-Nationalismus in kwaZulu/Natal bleibt indes weitgehend ausgespart wie auch der Hinweis auf Leroy Vail (Hrsg.): The Creation of Tribalism in Southern Africa, London, Berkeley/Cal., Los Angeles 1989 fehlt.
Ulf Engel
Augustin Dibengue Zur Vormachtstellung Frankreichs im
frankophonen Afrika. Die Beziehungen Kameruns zu Frank- reich und der Bundesrepublik Deutsch- land von 1 960 bis Anfang der achtziger Jahre im Vergleich. Aachener Studien Sozialwissenschaften Bd. 11, Alano-Verlag/edition herodot, Aachen 1993, 476 S., ISBN 3-89399- 210-3, DM 96,-
Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um eine Dissertation, die es sich zur Auf-
gabe gemacht hat, die Vormacht-Stellung Frankreichs im frankophonen Afrika am
Beispiel der Außenbeziehungen Kameruns darzustellen. Der Aufbau des Werkes
entspricht diesem Anspruch durchaus: Nach einem ausführlichen historischen Überblick über das vorkoloniale Kamerun und der Geschichte der Kolonisation, widmet sich Dibengue detailreich der
Vormachtstellung Frankreichs und ver-
sucht, diese in die allgemeine Afrika-Politik der ehemaligen Kolonialmacht einzuord- nen. Mit einem besonderen Schwerpunkt auf kultureller und wirtschaftlicher Ein- flußnahme greift der Autor die zentralen Punkte französischer Politik in Kamerun
auf. In einem letzten Teil schließlich wird das deutsch-kamerunische Verhältnis aufgezeigt.
Von diesem vielversprechenden Ansatz ausgehend, gelang es dem Autor leider in vielerlei Hinsicht nicht, die hohen Erwar- tungen, die man an den Aufbau seiner Arbeit stellen könnte, hinreichend zu erfül- len. Daran sind eine Reihe von formalen wie inhaltlichen Schwachpunkten schuld. Dies beginnt mit der Tatsache, daß sich die Arbeit in Stil und Diktion über ganze Abschnitte hinweg immer mehr einer politischen Kampfschrift nähert, wodurch die wissenschaftliche Analyse deutlich leidet und zum deduktiven Vehikel eigener politischer Überzeugungen degradiert wird. Wertungen von dem Autor sympathischen Figuren als „talentiert, intelligent, beharr- lich, mutig bis zur Kühnheit, selbstlos, fleißig, strebsam und opferbereit4* (S. 148) auf der einen Seite folgen Abwertungen weniger sympathischer Persönlichkeiten mit Attributen wie „zynisch", „barbarisch", „blind" und „egoistisch" (S. 181).
Auch die Literaturrecherchen des Autors haben wenig befriedigende Ergebnisse hervorgebracht: die Darstellung der vor- kolonialen Geschichte stützt sich zum Großteil auf Thea Büttners vierbändige DDR-„AFRIKA Geschichte" inklusive aller
Umdeutungen und ideologischer Versatz- stücke, dann auf Ki-Zerbos und Bertauxs Gesamtdarstellungen. In vielen Abschnit- ten stützt der Autor seine Ausführungen auf eine sehr begrenzte Anzahl von Quel- len, die er dafür aber durch zahlreiche und umfangreiche wörtliche Zitate sehr strapa- ziert. Inhaltliche Fehler - wie z. B. die
Behauptung, Liberia sei von Großbritannien
gegründet worden (S. 43) oder die Ein-
schätzung, seit 1973 wären die nigeria- nisch-französischen Beziehungen einer
„perfekten Ehe" gleichgekommen, was nun wirklich eine ausgesprochen abwegige Darstellung ist (S. 199) - kommen hinzu. All dies wäre aber noch nicht so gravie-
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rend, wenn die angekündigte Analyse, nämlich der Vergleich der Beziehungen Kameruns zu Frankreich und Deutschland, auch tatsächlich geleistet worden wäre. Zwar geht der Autor umfangreich auf die Methoden und Grundlagen französischer Außenpolitik ein, auch der etwas knapper gehaltene Teil über die deutsche Politik in Kamerun kann durchaus Vollständigkeit beanspruchen. Doch zum einen handelt es sich immer nur um die Politik dieser Staa- ten in bezug auf Kamerun, niemals um die Beziehungen Kameruns zu diesen Ländern, zum anderen folgt der Darstellung nicht der versprochene Vergleich, von einigen wenigen Anmerkungen im Resümee einmal abgesehen. Von evtl. vorhandenen kame- runischen außenpolitischen Konzepten ist so gut wie nie die Rede. Außerdem fehlt die Beantwortung wichtiger Fragen: Gab es Bemühungen von Kameruns Seite, in Zusammenarbeit mit anderen frankopho- nen Staaten eine gemeinsame außenpoliti- sche Linie zu finden? Gab es Kooperatio- nen mit anderen frankophonen Staaten, die nicht durch Frankreich initiiert wurden (über die bekannten Regional- und Wäh- rungs-institutionen hinaus)? Welchen Stellenwert hat die gemeinsame Mitglied- schaft von Frankreich und Deutschland in der Europäischen Gemeinschaft für die Afrikapolitik dieser Staaten? Keiner dieser für das Thema durchaus interessanten Punkte wird angesprochen.
Hinzu kommt die Tatsache, daß Diben- gues Arbeit über keinen nachweisbaren theoretischen Rahmen verfügt. Der Autor bedient sich zwar wiederholt und plakativ der Begrifflichkeiten kommunistischer Theorien, verwendet diese aber recht wahllos und ohne Rückgriff auf einen Theoreteil. Da jedoch die Politikwissen- schaft gerade im Bereich der internationa- len Beziehungen über ein reichhaltiges Instrumentarium an Theorien verfügt - bei dem vorliegenden Thema hätte sich z. B. die Dependenztheorie durchaus angeboten
- ist diese Unterlassung nicht zu entschul- digen. Durch den fehlenden theoretischen Rahmen bleiben die Wertungen und Beur-
teilungen des Autors persönliche Ansich- ten, die sich in keinen wissenschaftlichen Kontext einfügen lassen.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Dibengues Arbeit zwar vom Ansatz her die wichtigen Politikfelder aufreißt, in der Ausführung jedoch in manchen Ab- schnitten die notwendige wissenschaftli- che Distanz sowie Sorgfalt vermissen läßt. Das Buch ist gut dazu geeignet, dem interessierten Leser einen Überblick über die französische Vormachtstellung in Kamerun zu geben, so lange er sich nicht von der ideologisch einseitigen und theore- tisch in der Dissertation nicht begründeten Sichtweise gestört fühlt. Als Grundlage weiterer wissenschaftlicher Arbeit dürfte das vorliegende Werk jedoch nur in sehr
engen Grenzen dienlich sein. Dirk van den Boom
Juhani Koponen Development for Exploitation. German Colonial Policies in Mainland Tanzania, 1884-1914. Studia Historica 49/Studien zur Afrikani- schen Geschichte Bd. 10, Lit-Verlag/Fin- nish Historical Society, Helsinki - Hamburg 21994, 741 S., ISBN 3-8258-2006-8, DM 88,80
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchun-
gen über das tansanische Festland unter deutscher Kolonialherrschaft gibt es be- reits. Die entsprechenden Quellen sind nicht nur seit Jahrzehnten größtenteils bekannt, sondern auch vielfach bearbeitet worden. Dies war Juhani Koponen, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte Tansanias befaßt hat, selbstverständlich bewußt: „such a study is bound to cover much well-trodden ground." (S. 11) Den- noch hat der finnische Autor nun ein
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