zur rolle der nebennierenrinde, besonders des desoxycorticosteronacetats (doca) im...

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i00 Kurze wlssensehaftliehe Mitteilungen. Klintsche Woehensebrif~ einer tgglichen Dosis yon 30 mg und einigemale zus~tzlich als Glucosid in It0he yon 50 mg intramuskul~r injiziert. War der Hormoneffekt doutlich, so sistierte die DC-Zufuhr. Einigo Tage sparer wurde erneut mit Zucker belastet. Auf diese Art und Weise wurde insgesamt 3real der Hormoneffekt gepriift. Die unter DO erhaltenen Kurven tragen die Symbole A + P (1) (2) (3)(4), w~hrend die sog. AuslaBkurven mit A~P (1) (2) (3) gekennzeiehnet sind. Versuchsergebni~se und Zusammen/assung. Wie aus der Abbildung hervorgeht, steigert Alloxan die tIyperglyk~mie nach intraven6ser Beldstung mit Dextrose wesentlich. Die zuerst schnoH ablaufende glyk&mische Real~tion (Kurve I) wird dutch die Vergiftung stark verzOgert (Kurve II). Alle Blutzuokerwerte sind pathologisoh gesteigort. Nach 120 mg DO, also nach 4 Tagen, lieB sick ein ]31utzuckorspiegeI er- reichen, dor ungef~hr in der l~fitte zwischen der Vergifttmgs- kurve (II) und der Kontrolle (1) liegt (Kurve III, A + P 2). Ira ersten AuslaBvorsuch stieg die IIyperglyk~mie sofort wieder eindeutig an (A~P I). Die erneute Darreiehung yon DC (200 rag) senkte abermals das Blutzuckerniveau (A + P 3). Der zweite AuslaBvorsuch ergab wie der erste eine entschie- done Versehlect~tertmg dot Blutzuckerverhaltnisse, insbeson- dere erhShte sichder Niichternblutzucker auf 170rag-% (A--P 2). Nochmalige Verabfolgm~g yon DC (200 rag) wieder- hol~e die Depression dor Hyperglyl~mie. Der Niichternblut- zueker fiel wieder uuter 100 rag-% (A-{-P 4). Dieser Versueh brachte die st~rkste Anngherung an die Kontrolle. Im 3. AuslaBvorsuoh schlieBlioh (Kurve IV, A--P3), steigerte sich die J:Iyperglyk~mie maximal auf 242 rag-% mit einem Niiehternwert yon 168 rag-%. Im Prinzip zeigten auch die anderon Tiere diesetbe Reaktion. Die Wirkung des AIloxans auf die Belastungshyperglykgmie lieB sick dutch DO hemmen. Bei Entzug des DC entwiekelte sich allmghlich wieder die Toleranzversehlechterung. Merkwiirdigerweise boron alle vergif~eten Tiero naeh 60 mg DC, Mso nach 2tggiger Hormonzufuhr, eine zusgtzliche Erh6hmag der pathologisehon Hyperglykgmie (A+P1). Ferner fiel auf, dab die Tiere, die einen reversibten Alloxan- diabetes fiberstanden hatten, auf die gleiehe Vorgiftnngsdosis nicht mehr mit derselben pathologischen ttyperglyk~mie wie nach der erstenVergiftung reagierten. Die .~nderung der glyk. gmischen Reaktion lag innerhalb dot physiologischen Streuung. Zusammerdassend ergibt sick also, dab das DC lgngere Zeit hochdosiert gegeben die nach loichter Alloxanvergiftung im intravenOsen Zuckerbelastungsversuch auftretende patho- logische Hyperglyk~mie sowohl beim ttund als auch beim Kaninchon senkt. Mit dieser Wirktmg entfaltet das DC einen dem Insulin ~hn]ichen Effekt auf den Blutzuoker bei rever- sibler Alloxanvergiftung. Fiir die Teilnahme an dor technischen Ausfiihrung der Vorsuche wird dora Chemie-Laboranten ~Ierrn W. ROM~ELT hiormi~ gedankt. Literatur. ABDEl%HALDEN: Ditch. med. Wschr. 1.946, 241. Dv~, J. S.: J. Path. a. Bacter. ~ (1943). ~ :FOLDI, SX~no~ u. Sz~6: Experientia 7, 279 (1948). -- ]~LE and T~o~N: Amer. J. Physiol. 18 °,, 670 (1941).- Jo~A~ : Schweiz. reed. Wsohr. 1946, 886. -- KS~E~ u. FLECKE~STEI~: Dtsch. Arch. klin. Med. 191, 6, 578 (1944). -- KO~LE~ u. HA~SC~KE: Klin. Wsohr. 1948, Nr 19/20, 300. -- L~szT: ~rztL Nh. (Sehweiz. ttdt) 1947, 4, 373. -- LIEB~A~: Schweiz. reed. Wsehr. 1944, 1339.- LonG, KATZI~ and F~: Endocrinology (Am.) 26, 309 (1940); 29, 649 (1941). -- ~CB~Y~)E and LA BALZE: J. etin. Endocrinot. 4, 287 (1944). ~ MARIE U. RIVlE~: Schweiz. meal. Wsohr. 1948, 112. ~ SOFFEm Diseases of the Adrenal 1946. ZUR ROLLE DER ~EBENNIERENRINDE, BESONDERS DES DESOXYGOR~I~OSTEI~O~ACETAT$ (DOCA) IM K 01tLENHYDRATST OFFWECHSEL. "V-on ~l~ANZ X&V~ ]z[AUSBEI~GE~, Aus der Medizinischen Univer~it~i~sktinik Ertangen (Direktor; ~rof. Dr. K. ~L~Es). (E~ngegangen am 22. September 1948.) Im deutsohspraohigeu Schrifttum ~4rd vielfach die Meinung vertroten, dab die Nobem~ieren~inde 1. don Kohlemhydratsto~weehsel in einem der Insul~n- wirkung ~hnliehen Sinne beein~lu$t. Diese Ansicht finder sieh nouerdings besonders oft in der deutsehenklinischenLiteratur. 2: DaB dleser Nechanismus dadurch zustande kommt, dag die Nebennierenrinde die Phosphoryliorungsvorgi~nge im Organismus erm(iglicht und 3. dag Doca siimtliche Yunktionen der Nebennierenrinde ausiiben kann und im obigon Sinne wirkt. A11e dlese Anschauungen haben sick als irrig orwiesen, wie bereits bis 1941 feststand. Zu 1. Seit den Untersuchungon yon LoxG ist erwiesen, daf~ die Nebennierenrinde im Kohlenhydratstoffwechsel ei'nen insulinagonistischen EinfluB ausiibt, d.k. die Kohten- kydrattoleranz yon Mensch und Tier vorminderL die Neu- bildung you Zucker aus EiwoiB f6rdert, seine Verwertung aber kemmt. Dieser Effekt wird beohachtet bei tier In- joktion sehr hi~ufiger und grogor Dosen yon Vollextrakten belm Menschen, bei normalen Tieron und solchen, denon die Nebenniorenrinde, die I-Iypophyse odor das Pankreas ontfernt warden. Bestimmto Sterine yon den bisher isolierten 28 wirken jedoch schon in Gabon yon einigen Milligramm t~gl.ieh diabetogen. Diese Eigensehaft zeigen nut Cn-Atom oxydier- ten, am s~rksfen das Hydroxyeorticosteron. Soit 1941 ist es I~GIm wiederholt getungen, in 13est~Cigung seiner It;her an diabetisehen Ratten durchgeffikrton Versuche auch bei normalon Tieren ein typisckes diabetisches Zustandsbild her- vorzurufen. Die Sterine, die nut einige Tage gegeben wurden, Mrkten fiir die Zeit der Verabreichung diabetogen. Aueh die Zufuhr eines, der wahrsckeinlich zahlroichen corti- cotro~en Hormone fiihrt zu einem Diabetes bei gloichzeitiger enornaer Hyportrophie tier ~ebennieren. Ikre tggliehe Hor- monabgabe kalm dabei einom _~quivalent entspreehend oiner Extrak~monge aus 800~1000 g Rindernebermiere berechnot werden (I~nE 1946). Auch in einem nnserer Versueke kommt der insulinago- nistische EinfluB der ~ebennierenrinde doutliek zum Aus- druck. Wit gabon Ratten in stoigenden Dosen Depotinsulin, begmnend nut 2real 1 E taglich bls 2mal 32 E naeh 3 b s 4 Wechen. Nach Unterbrechung der Insulinzufuhr kommt es bei den Tieren sohr h~wfig, wie bokannt zu einor erheblichen Glykamie, GhcosmJe und golegentlich zu einem tSdlichon Korea, Erscheinungen, die auf die kompensatorische funktio- nelle Hypertrophie dor wichtigsten Antagonisten des Insel- apparates ~ der Hypophyse und dot Nebomaierenrinde zuriickgeffihrt werden. Die Tiere, die bis zum Versuchsende tiberlebten, zeigen immer eine gelegentlich 100 %ige Neben- nierenhypertrophie, die fast ausschliol~lieh die Rinde betraf. Bei denjenigen Tieren, die w&hrend dot Injektioncn untor hypoglykgmischen Zoiehen zugrunde gingen, war diese Hyper- trophie gering oder fehlte ganz. Das Einsetzen dor diabeti- schen Symptome beginnt gew6hnlich 24 Stunden nach Ab- setzen des ]~sulins nnd kann vermieden werden, werm zu diesem ZeitpuI~kt (24 Stunden post inje_tionem) eine subtotale Adrenalektomie durchgefiihrt wird. Erfolgt diese bereits einige Stunden nach der letzton Injektion, wenn das ver- abreichte Insulin noeh wirksam ist, odor auch zu Versuohs- boginn, so kommt es zum t6dlichen hypoglykamischen Sclmck. Nack AusschaI$ung der Nobennieren linden sick also Mle bekann~en Erscheinungen dot Insuliniiberempfindlichkoit. Zu 2. S&mtliche zum Toil allerdings noch sehr hypothe- tischen Phosphoryliorungsvorg/~nge verlaufon normal, wenn die adrenMoktomierten Tiere dutch kochsalzroiehe, kMium- arme Kost bzw. durch Koehsalzzufuhr in gutem Zustand gehalten werden. Die ZuekerresorpMon, Glykogenablagerung in dot Lebor, Synthose yon Vitamin B 1 und B2 usw. sind dann nicht gest6rt. Laetoflavinphosphorsi~ure vorl~ngert aueh nicht das Leben nebennierenrindenloser Tiere. Im I3xsuffizienz- stadium ist andorerseits nickt nur die Resorption yon Glu- cose und Fett, sondern auch yon EiwoiB, Natriumchlorid und nach unseren TCntersuchungen auch yon Wasser vermindert, Z~ 3. Eine Reihe andoror Storine wirkt, ~do ebenfalts Igngst erwiosen, vet allom auf den Wasser-Elektroly~haushalt und nicht auf den Kohlenhydratstoffwechsel. Zumindes$ ist die Wi~kung nioht oine nnmittelbare, sondorn erfolgt bei adrenalektomierten Tieren fiber die Wiederherstellung und Normalisierung des Wasser-Salzhaushaltes. Zu Hmen gebOrt das Doca. Verschiedentlich wurde nun boobaehtot, (tag naeh seinor Verabreichtmg bei diabotisdmn Menschen und Tieren oine :Besserung dot KohIenhydratto!eranz eintritt. Daraus wird untor anderem goschlosson, dab Doca eine dora Insulin <~nergistische Wirkung entfaltet, obwohl atle iibrigon :Be- obachtungen gegen eine solehe Deutung spree.hen. In weiteren Versuchen konnten wir dieson ~riderspruch kl~rem Doca wirkt dadureh seheinbar hessornd anf don normalen und ge- stOrten KoblerLhydratstoffwocksel, dab es in jedem Fall,

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Page 1: Zur Rolle der Nebennierenrinde, besonders des Desoxycorticosteronacetats (Doca) im Kohlenhydratstoffwechsel

i 0 0 Kurze wlssensehaftliehe Mitteilungen. Klintsche Woehensebrif~

einer tgglichen Dosis yon 30 mg und einigemale zus~tzlich als Glucosid in It0he yon 50 mg intramuskul~r injiziert. War der Hormoneffekt doutlich, so sistierte die DC-Zufuhr. Einigo Tage sparer wurde erneut mit Zucker belastet. Auf diese Art und Weise wurde insgesamt 3real der Hormoneffekt gepriift. Die unter DO erhaltenen Kurven tragen die Symbole A + P (1) (2) (3)(4), w~hrend die sog. AuslaBkurven mit A ~ P (1) (2) (3) gekennzeiehnet sind.

Versuchsergebni~se und Zusammen/assung. Wie aus der Abbildung hervorgeht, steigert Alloxan die tIyperglyk~mie nach intraven6ser Beldstung mit Dextrose wesentlich. Die zuerst schnoH ablaufende glyk&mische Real~tion (Kurve I) wird dutch die Vergiftung stark verzOgert (Kurve II). Alle Blutzuokerwerte sind pathologisoh gesteigort. Nach 120 mg DO, also nach 4 Tagen, lieB sick ein ]31utzuckorspiegeI er- reichen, dor ungef~hr in der l~fitte zwischen der Vergifttmgs- kurve (II) und der Kontrolle (1) liegt (Kurve I I I , A + P 2). Ira ersten AuslaBvorsuch stieg die IIyperglyk~mie sofort wieder eindeutig an ( A ~ P I). Die erneute Darreiehung yon DC (200 rag) senkte abermals das Blutzuckerniveau (A + P 3). Der zweite AuslaBvorsuch ergab wie der erste eine entschie- done Versehlect~tertmg dot Blutzuckerverhaltnisse, insbeson- dere erhShte s i c h d e r Niichternblutzucker auf 170rag-% (A--P 2). Nochmalige Verabfolgm~g yon DC (200 rag) wieder- hol~e die Depression dor Hyperglyl~mie. Der Niichternblut- zueker fiel wieder uuter 100 rag-% (A-{-P 4). Dieser Versueh brachte die st~rkste Anngherung an die Kontrolle. Im 3. AuslaBvorsuoh schlieBlioh (Kurve IV, A--P3), steigerte sich die J:Iyperglyk~mie maximal auf 242 rag-% mit einem Niiehternwert yon 168 rag-%. Im Prinzip zeigten auch die anderon Tiere diesetbe Reaktion. Die Wirkung des AIloxans auf die Belastungshyperglykgmie lieB sick dutch DO hemmen. Bei Entzug des DC entwiekelte sich allmghlich wieder die Toleranzversehlechterung.

Merkwiirdigerweise boron alle vergif~eten Tiero naeh 60 mg DC, Mso nach 2tggiger Hormonzufuhr, eine zusgtzliche Erh6hmag der pathologisehon Hyperglykgmie (A+P1) . Ferner fiel auf, dab die Tiere, die einen reversibten Alloxan- diabetes fiberstanden hatten, auf die gleiehe Vorgiftnngsdosis nicht mehr mit derselben pathologischen ttyperglyk~mie wie nach der erstenVergiftung reagierten. Die .~nderung der glyk. gmischen Reaktion lag innerhalb dot physiologischen Streuung.

Zusammerdassend ergibt sick also, dab das DC lgngere Zeit hochdosiert gegeben die nach loichter Alloxanvergiftung im intravenOsen Zuckerbelastungsversuch auftretende patho- logische Hyperglyk~mie sowohl beim t tund als auch beim Kaninchon senkt. Mit dieser Wirktmg entfaltet das DC einen dem Insulin ~hn]ichen Effekt auf den Blutzuoker bei rever- sibler Alloxanvergiftung.

Fiir die Teilnahme an dor technischen Ausfiihrung der Vorsuche wird dora Chemie-Laboranten ~Ierrn W. ROM~ELT hiormi~ gedankt.

Literatur. ABDEl%HALDEN: Ditch. med. Wschr. 1.946, 241. D v ~ , J. S.: J. Path. a. Bacter. ~ (1943). ~ :FOLDI, SX~no~ u. S z ~ 6 : Experientia 7, 279 (1948). - - ] ~ L E and T~o~N: Amer. J. Physiol. 18 °,, 670 (1941) . - Jo~A~ : Schweiz. reed. Wsohr. 1946, 886. - - K S ~ E ~ u. FLECKE~STEI~: Dtsch. Arch. klin. Med. 191, 6, 578 (1944). - - KO~LE~ u. HA~SC~KE: Klin. Wsohr. 1948, Nr 19/20, 300. - - L~szT: ~rztL Nh. (Sehweiz. t t d t ) 1947, 4, 373. - - LIEB~A~: Schweiz. reed. Wsehr. 1944, 1 3 3 9 . - LonG, KATZI~ and F ~ : Endocrinology (Am.) 26, 309 (1940); 29, 649 (1941). - - ~CB~Y~)E and LA BALZE: J. etin. Endocrinot. 4, 287 (1944). ~ MARIE U. RIVlE~: Schweiz. meal. Wsohr. 1948, 112. ~ SOFFEm Diseases of the Adrenal 1946.

ZUR ROLLE DER ~EBENNIERENRINDE, BESONDERS DES DESOXYGOR~I~OSTEI~O~ACETAT$ (DOCA)

IM K 01tLENHYDRATST OFFWECHSEL. "V-on

~l~ANZ X&V~ ]z[AUSBEI~GE~, Aus der Medizinischen Univer~it~i~sktinik Ertangen

(Direktor; ~rof. Dr. K. ~ L ~ E s ) .

(E~ngegangen am 22. September 1948.)

Im deutsohspraohigeu Schrifttum ~4rd vielfach die Meinung vertroten, dab die Nobem~ieren~inde

1. don Kohlemhydratsto~weehsel in einem der Insul~n- wirkung ~hnliehen Sinne beein~lu$t. Diese Ansicht finder sieh nouerdings besonders oft in der deutsehenklinischenLiteratur.

2: DaB dleser Nechanismus dadurch zustande kommt, dag die Nebennierenrinde die Phosphoryliorungsvorgi~nge im Organismus erm(iglicht und

3. dag Doca siimtliche Yunktionen der Nebennierenrinde ausiiben kann und im obigon Sinne wirkt.

A11e dlese Anschauungen haben sick als irrig orwiesen, wie bereits bis 1941 feststand.

Zu 1. Seit den Untersuchungon yon LoxG ist erwiesen, daf~ die Nebennierenrinde im Kohlenhydratstoffwechsel ei'nen insulinagonistischen EinfluB ausiibt, d .k . die Kohten- kydrattoleranz yon Mensch und Tier vorminderL die Neu- bildung you Zucker aus EiwoiB f6rdert, seine Verwertung aber kemmt. Dieser Effekt wird beohachtet bei tier In- joktion sehr hi~ufiger und grogor Dosen yon Vollextrakten belm Menschen, bei normalen Tieron und solchen, denon die Nebenniorenrinde, die I-Iypophyse odor das Pankreas ontfernt warden. Bestimmto Sterine yon den bisher isolierten 28 wirken jedoch schon in Gabon yon einigen Milligramm t~gl.ieh diabetogen. Diese Eigensehaft zeigen nut Cn-Atom oxydier- ten, am s~rksfen das Hydroxyeorticosteron. Soit 1941 ist es I~GIm wiederholt getungen, in 13est~Cigung seiner I t ;her an diabetisehen Ratten durchgeffikrton Versuche auch bei normalon Tieren ein typisckes diabetisches Zustandsbild her- vorzurufen. Die Sterine, die nut einige Tage gegeben wurden, Mrkten fiir die Zeit der Verabreichung diabetogen. Aueh die Zufuhr eines, der wahrsckeinlich zahlroichen corti- cotro~en Hormone fiihrt zu einem Diabetes bei gloichzeitiger enornaer Hyportrophie tier ~ebennieren. Ikre tggliehe Hor- monabgabe kalm dabei einom _~quivalent entspreehend oiner Extrak~monge aus 800~1000 g Rindernebermiere berechnot werden ( I ~ n E 1946).

Auch in einem nnserer Versueke kommt der insulinago- nistische EinfluB der ~ebennierenrinde doutliek zum Aus- druck. Wit gabon Ratten in stoigenden Dosen Depotinsulin, begmnend nut 2real 1 E taglich bls 2mal 32 E naeh 3 b s 4 Wechen. Nach Unterbrechung der Insulinzufuhr kommt es bei den Tieren sohr h~wfig, wie bokannt zu einor erheblichen Glykamie, GhcosmJe und golegentlich zu einem tSdlichon Korea, Erscheinungen, die auf die kompensatorische funktio- nelle Hypertrophie dor wichtigsten Antagonisten des Insel- apparates ~ der Hypophyse und dot Nebomaierenrinde zuriickgeffihrt werden. Die Tiere, die bis zum Versuchsende tiberlebten, zeigen immer eine gelegentlich 100 %ige Neben- nierenhypertrophie, die fast ausschliol~lieh die Rinde betraf. Bei denjenigen Tieren, die w&hrend dot Injektioncn untor hypoglykgmischen Zoiehen zugrunde gingen, war diese Hyper- trophie gering oder fehlte ganz. Das Einsetzen dor diabeti- schen Symptome beginnt gew6hnlich 24 Stunden nach Ab- setzen des ]~sulins nnd kann vermieden werden, werm zu diesem ZeitpuI~kt (24 Stunden post inje_tionem) eine subtotale Adrenalektomie durchgefiihrt wird. Erfolgt diese bereits einige Stunden nach der letzton Injektion, wenn das ver- abreichte Insulin noeh wirksam ist, odor auch zu Versuohs- boginn, so kommt es zum t6dlichen hypoglykamischen Sclmck. Nack AusschaI$ung der Nobennieren linden sick also Mle bekann~en Erscheinungen dot Insuliniiberempfindlichkoit.

Zu 2. S&mtliche zum Toil allerdings noch sehr hypothe- tischen Phosphoryliorungsvorg/~nge verlaufon normal, wenn die adrenMoktomierten Tiere dutch kochsalzroiehe, kMium- arme Kost bzw. durch Koehsalzzufuhr in gutem Zustand gehalten werden. Die ZuekerresorpMon, Glykogenablagerung in dot Lebor, Synthose yon Vitamin B 1 und B2 usw. sind dann nicht gest6rt. Laetoflavinphosphorsi~ure vorl~ngert aueh nicht das Leben nebennierenrindenloser Tiere. Im I3xsuffizienz- stadium ist andorerseits nickt nur die Resorption yon Glu- cose und Fett , sondern auch yon EiwoiB, Natriumchlorid und nach unseren TCntersuchungen auch yon Wasser vermindert,

Z~ 3. Eine Reihe andoror Storine wirkt, ~do ebenfalts Igngst erwiosen, vet allom auf den Wasser-Elektroly~haushalt und nicht auf den Kohlenhydratstoffwechsel. Zumindes$ ist die Wi~kung nioht oine nnmittelbare, sondorn erfolgt bei adrenalektomierten Tieren fiber die Wiederherstellung und Normalisierung des Wasser-Salzhaushaltes. Zu Hmen gebOrt das Doca. Verschiedentlich wurde nun boobaehtot, (tag naeh seinor Verabreichtmg bei diabotisdmn Menschen und Tieren oine :Besserung dot KohIenhydratto!eranz eintritt. Daraus wird untor anderem goschlosson, dab Doca eine dora Insulin <~nergistische Wirkung entfaltet, obwohl atle iibrigon :Be- obachtungen gegen eine solehe Deutung spree.hen. In weiteren Versuchen konnten wir dieson ~riderspruch kl~rem Doca wirkt dadureh seheinbar hessornd anf don normalen und ge- stOrten KoblerLhydratstoffwocksel, dab es in jedem Fall,

Page 2: Zur Rolle der Nebennierenrinde, besonders des Desoxycorticosteronacetats (Doca) im Kohlenhydratstoffwechsel

Jahrg. 27, Iteft 516 Kurze wissenschaftliche Mitteilungen. 101 L ]~ebruar 1949

aueh beim diabetisct~en Tier fiber die Hypophyse zu einer erhebliehen Atrophie der Nebennierenrinde ffihr~. Es unter- driiekt nicht nut die naeh der einseitigen Adrenalektomie bekanntlich auftretende l:Iypertrophie, sondern verursaeht dartiber hinaus eben~alls eine starke Atrophie der verbleiben- den Nebenniere. Bei unbehandelten, einseitig adrenal- ektomierten Ratten nahm z.B. das Gewieht des anderen Organs yon 20 mg (= Gewieht der entfernten Nebenniere) auf 39,5 mg in 17 Tagen zu, bei den Tieren, denen w~hrend dieser Zeit tgglich mindestens 15 mg Doe~ verabreieht worden waren kam es zu einer Gewichtsverminderung his 48 % (yon 23 mg auf t2 rag). Die Fghigkeit, die l%indenhormone auf sonst wirksame Reize bin abzugeben, ist in +3~- den atrophischen Organen eingeschr/~nkt oder aufgehoben, nach Adrenalin fehlt - - ebenso ÷3S

usw. hervorrufen. Da im Experiment weitgehende ~berein~ stimmungen zwisehen der Steuerung der Hirngef~t]e u~d der Zentralgefal~e der ~etzhaut gefunden worden sind, liegt es nahe, zur Objektivierung tier genannten Besehwerden die Tension und den yon ihr mitbestimmten Tonus der Zentral- arterie zu untersuchen (Dynamometrie). Die bisher auf diesem C~biet vorgenommenen Untersuchungen befriedigen jedoeh nieht. Aueh wenn man die nach dem Vorgang SCJ~ELLO~GS in der inneren Medizin eingefiihrte Regulationspr~ung dureh Vergleieh der Blutdruckwerte in versehiedenen K6rperlager~ auf die dynamometrisehe Untersuehung der Zentralarterie iibertr/~gt, erhalt man keine eindeutigen Ergebnisse zur

wie naeh der Hypophysektomie - - die Vet- +25 minderung der Rindenlipoide. Die Rinden- +20 atrophie nach Doea wird, sofern sie hoch- gradig ist (his 75 %) dureh eine nachfolgende + 75 Hypophysektomie nieht mehr ersichtlich +70 verst/~rkt, wird also wahrscheinlieh (lurch +5 eine unter optimalen Versuchsbedingangen -+0 maximMe Hemmung tier Hypophysensekre- tion bewirkt. Der beobaehtete Effekt ist in -s hohem MaBe abh/~ngig yon der Dosis (minde- -~5 stens 15 rag tgglieh) und yon der Injektions- -7~ dauer. Erst nach etwa 14 ~agen kommt es zu einer deutlichen Verldeinerung, die nach -2~ etwa 3--4 Woehen ihr Maximum erreicht, ebenso wie naeh der Hypophysektomie. Da- mit ist auch erld/~rt, warum Autoren, die +s~ Doca nur kurze Zeit oder in geringer Menge ÷5~ gaben, keine~Virkung imKohlenhydratstoff- *st weehsel sahen. Die Rindenatrophie ffihrt ÷at tiber die Verminderung tier Sekretion der Hypo hyse und der diabetogenen, insulin- ÷ca antagonistisehen Sterine zu einer Besserang +35 eines bestehenden Diabetes oder zu einer ,,Besserung" der Kohlenhydrattoleranz im ÷3~ normalen Organismus, ~hnlich wie die Ent- +25 fernung oder Insuffizienz der Nebennieren +20 oder der Hypophyse.

Alle bisher beim niehtadrenalektomierten ÷~5 Tier oder beim :~ensehen beobaehteten Vet ÷~8 gnderungen ira Xohlenhydratstoffweehse- ÷~ naeh Docazufuhr k6nnen durch eine Hem- _+s mung tier Sekretion der Hypophyse und ~Nebennierenrinde befriedigend gedeutet werden. Im Hinbllek auf die Tatsache, daI~ dieses Sterin bei normalen Tieren die Gly- kogenablagerung in der Leber nicht f6rdert (aueh bei unseren Versuehstieren waren die Werte nieht fiber die Norm erh6ht), bei adrenalektomierten nieht .mehr als koehsalzxeiche Xost nnd andexerseits die Abgabe der Hormone hemmt, die diese ~¢Virkung austiben, ist der Weft einer Doeatherapie bei Lebererkranknngen ein sehr zweifelhafter. Erinnert sei d~ran, weleher Wandel in der Beurteilung der Insulintherapie der Hepatitis heute eingetreten ist. Da aul3erdem bei fast jeder Seh/idigung des Organismus eine Vergr6i~erung der :Neben- nierenrinde un8 anch ein Mehrverbrauch yon am C~-Atom oxydierten Sterinen er~olgt, deren Produktion durch Doca gehemmt wird, erseheint zun/ichst aueh seine wahllose Zafuhr, wie sie o~t geiibt wird, nieht angebraeht. Sie mag dort yon Erfolg sein, we die erhebliehe Wirknng des Doea auf den Wasser-Salzhaushalt und den Kreislauf, oder eine Hemmung eider iiberma~igen Rindensekretion erwtinseht ist.

Die Ver6ffentlichung der einzelnen Arbeiten wird im ,,Archly ~iir experimentelle Patbologie" erfolgen. Der Ciba-A.G. sei auch an dieser Stelle fitr die Ltberlassung der notwendigen Versuehsmenge an Pereorten gedankt.

DIE XNDERUNGSGROSSE DES MITTELDRUCKS DER ARTERIA CENTRALI$ RETINAE ALS INDICATOR

F~R DEN TONUS DER (JEREBRALEN (~EFX-SSE. Von

HA~S R~m~Y. Aus der Universi~ts-Augenklinik Mttnster i.W.

(Direktor: Prof. Dr. J[LOHRSCHNEIDER.)

(Eingegangen am 25. September 19t8.)

RegulationsstSrungen der Hirngef/~$e k6nnen bestimmte Besehwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel, SehstSrungen

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A ' n d e r u n g s # r d B e des RR - Mi / te /d .

An de rungs#r 6/3 e des

a) ZAIW- AnsHeg

I = Kopfschmerzen, Schwindd, Sehsl'drun#en

Z A M

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b) ZA~/-AbfM/

,llll t:. Abb. 1. Zusammens~ellungvon 100 einseifigen (Iricht.ausgewiihl~en I~egulafionspriifungen an der Zentralarterie. Die fibereinander darges~e!lten _~nderungsgrSBen des Zentralar~erJen- mi~teldrucks und des I3rachialismi~eldrucks sind das Ergebnis je einer l~egulationsl)rafung.

Xl~rung der Beschwerden bel Kranken mit cerebralen tLreis- laufst6rungen. Entsprechende Untersuehungen haben ledig- lieh ergeben, dab der Zentralarteriendruck bei liegenden Patienten hOher ist, als bei aufreehter K6rperhaltung.

Es wurde daher versueht, sin Ver/ahren zur J~egulations- Pr~[ung der retinalen Ge/5:[3e zu entwiekeln, dessen EIgebnisse es erlanben, Schltisse auf den Tonus und die Regulations- f/ihigkeit der Hirngef~Be zu ziehen und damit die bei den Kranken bestehenden Besehwerden zu erkli~ren. Hierffir kann nach den Ergebnissen der inneren Medizin nur eine sieh an die SC~ELLO~Cesehe Regulationsprfifung anlehnende Me- rhode, d. h. die Untersuehnng des Blutdrueks in der Zentral- arterie der Netzhaut in versehiedenen K6rperlagen in Betracht kommen. Fiir die besonderen Verh/iltnisse am Auge ist bei einer solchen Priifomg die Berficksiehti~.ng des intraokularen Druekes. notwendig, da aueh dieser bei Anderung der X6rper- lage sehwankt und seine It6he die Grundlage fi~ die Ablesung de rmi t dem Dynamometer gemessenen Zentralarteriendruck an der Eichkurve bildet. Diese J~nderungen des intraokul/ireh Druekes sind bei friiheren Untersuehungen nieht beriieksich- tigt worden.

Im einzelnen wurde in folgender Weise vorgegangen: Am sitzenden nnd am liegenden Patienten wur4e C~r Br~- ehialisdrack und der Zentralaxteriendruck gemessen. Vet jeder Messung an der Zentralarterie wurde-m~ dem Tonometer naeh Frc:g-LIFsc~Tz, mit dem das Dynamometer naeh SoBA~csJIt kombiniert ist, der intraokul/4re Druek ermittelt. Dieses Tonometer erlaubt.im Gcgensatz zu dem in. der Augen- heilkunde iiblichen Tonometer naeh SCm6TZ auch Messungen in auf~eehter X6rperbaltung. Dutch eine gro/te Zahl yon Vergleichsuntersuchungen wurde festgestellt, dab die Diffe- renzen bei Messung mit beiden Tonometern innerhalb der