xi. mitteilungen der wiener mineralogischen gesellschaft

5
XI. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. Exkursion naeh Weifienkirehen und Spitz am 14. Mai 1911. Die Mitglieder der Wiener MineralogischenGesellschaft versammel- ten sich frtih am Franz Josefs-Bahnhof und beniitzten den Morg'enzug his Weil~enkirehen. Von hier warde der an Aufsehliissen reiehe alte Fahrweg auf den Seyberer Ber~ began~en. Sehiefergneise, mit mannig- faltiger aplitiseher und pegmatitiseher Durehaderung flacll gegen Osten unter die am stidlichen Donauufer fortsetzenden GF6hler Granit- gneise einfallend~ bilden das vorwaltende Gestein. Manni~faehe Ein- lagerungen yon Amphibolit und Granat-Amphibolit, yon k~irnigem Kalk~ der yon Augitgneis begleitet ist uud in dessert Hangenden ein unbedeutendes Graphitlager ausbeii3t, wurden in dem unteren Tell des Abhangs angetroffen. In den hSheren Partien des Abhangs nimmt die Durchaderung ab. Es treten Faltungen im biotitreichen Schiefergneis auf, so dal~ das vorherrsehende Westfallen zeitweise dureh Ostfallen abgelSst wird. Auf der HShe des Seyberer Berges wird in einem Steinbruch ein dunkelgriiner, ziemlich feink(irniger Amphibolit als Stra~ensehotter gebrochen. Die Lagerung ist sehr regelmiil~ig, es ist Streichen N. 20 oE~ Fallen naeh Ost unter 30 o zu beobachten, glatte QuerklUfte bewirken mit der Plattung einen Zerfall des Gesteins in parallelepipedische Kltifte. Sie streichen N. 45 E und fallen 700 NW, andere streichen N. 50~ fallen 65 oSW. Auf den glatten Hauptschieferungsfliichen ist eine zarte, lineare Parallelstruktur angedentet, welehe in der Richtung S. 25E unter 25 o absinkt. ~Iineralog. und petrogr. Mitt. XXX. 1911, (1Kitteil. Notizen. Literatur.) ~

Post on 25-Aug-2016

215 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

Page 1: XI. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft

XI. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

Exkurs ion naeh Weif ienki rehen und Spitz a m 14. Mai 1911 .

Die Mitglieder der Wiener Mineralogischen Gesellschaft versammel- ten sich frtih am Franz Josefs-Bahnhof und beniitzten den Morg'enzug his Weil~enkirehen. Von hier warde der an Aufsehliissen reiehe alte Fahrweg auf den Seyberer Ber~ began~en. Sehiefergneise, mit mannig- faltiger aplitiseher und pegmatitiseher Durehaderung flacll gegen Osten unter die am stidlichen Donauufer fortsetzenden GF6hler Granit- gneise einfallend~ bilden das vorwaltende Gestein. Manni~faehe Ein- lagerungen yon Amphibolit und Granat-Amphibolit, yon k~irnigem Kalk~ der yon Augitgneis begleitet ist uud in dessert Hangenden ein unbedeutendes Graphitlager ausbeii3t, wurden in dem unteren Tell des Abhangs angetroffen.

In den hSheren Partien des Abhangs nimmt die Durchaderung ab. Es treten Faltungen im biotitreichen Schiefergneis auf, so dal~ das vorherrsehende Westfallen zeitweise dureh Ostfallen abgelSst wird.

Auf der HShe des Seyberer Berges wird in einem Steinbruch ein dunkelgriiner, ziemlich feink(irniger Amphibolit als Stra~ensehotter gebrochen. Die Lagerung ist sehr regelmiil~ig, es ist Streichen N. 20 o E~ Fallen naeh Ost unter 30 o zu beobachten, glatte QuerklUfte bewirken mit der Plattung einen Zerfall des Gesteins in parallelepipedische Kltifte. Sie streichen N. 45 E und fallen 700 NW, andere streichen N. 50~ fallen 65 o SW. Auf den glatten Hauptschieferungsfliichen ist eine zarte, lineare Parallelstruktur angedentet, welehe in der Richtung S. 25E unter 25 o absinkt.

~Iineralog. und petrogr. Mitt. XXX. 1911, (1Kitteil. Notizen. Literatur.) ~

Page 2: XI. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft

316 Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

Das seh(ine, frische Gestein zeigt ziemlich ausgepr~igte Lagen- straktur, indem dunkelgriine, hornblendereiche mit helleren, durch Salit hellgriin oder durch Epidot gelblich geF~irbten Lagen abwechseln. Einem der Teilnehmer gelang es, unter dem zerschliigelten Material eine sehr hiibsche Stufe yon lebhaft gefiirbtem Epidot zu erbeuten; die EpidotkSrner bildeten ein mehrere Zentimeter gl'oges linsenf'6rmiges Nest in dem sonst ebenplattigen Gestein; sie waren zum Teile in Kalk- spat eingebettet und zeigten bier lebhaft gelbe und rosenrote Fiirbung'.

Nun wurde der Weg genommen, der l~tngs dem yon der PlateauhShe in N-S. Richtung gegen Spitz zu laufenden Bergsporn fortzieht. Der Kamm entspricht dem Schiehtkopf des eben bespro- ehenen Amphibolitlagers~ das in mehreren im Walde aufragenden Felspartien aufgesehlossen ist. Die gr(igte derselben (Busehandel- wand) gew~ihrt einen sehSnen Ausblick auf die Wachau, auf die weitausgebreitete Plateaulandschaft im Osten der Donau, aus der die Marmorziige yon Albreehtsberg deutlich herausragen. Im Siiden domi- niert die breite Masse des Jauerling.

Der weitere Weg fiihrt an den alten Eisenerzgruben am Arz- berg N. yon Spitz vorbei, in denen unbedeutende Magnetitlager in dem Amphibolit abgebaut wurden.

Der letzte Abstieg nach Spitz vollzieht sich in Schiefergneisen, die im Liegenden jenes Amphibolitz~,lges auftreten.

Nach der Mittagsrast in Spitz wurden noch die stidlich von Spitz gelegenen Steinbriiehe im kSrni~:en Kalk uad Augitgueis be- sucht, welehc ohne scharfe Trennung ineinander tibergehen. Die miichtigen Biinke dieses Gesteins~ welche wellig gegen Ost~ der Donau zu einsehiegen~ werden dutch iifter auskeilende Lagen eines biotitrcichen Amphibolites yon einander gesondert. Sie werden quer durchsetzt yon m~tchtigen, seharf begrenzten, saigeren Pegmatitgiingen. Der grSi~te derselben ist mauerartig dutch dig Denudation heraus- modelliert und bildet die Teufelsmauer. Das Gestcin' dieser Giinge sehwankt im Korn yon sehr grobkiirniger Struktur his zu feinkSrnig' aplitischen Varietitten. Ab und zu wird feine Sehriftgranitstruktur beobachtet. Der Pegmatit hat die normale Zusammensetzung und fiihrt gelegentlich etwas schwarzen SchSrl und blal~rote Granaten.

Der Augitgneis ist au~lerdem yon kleineren aplitischen Lagen durchsetzt, die meist nur wenige Zentimeter M~ichtigkeit en'eichen und 5fter auch als Lagergiinge parallel und schriig zm" Schichtung den

Page 3: XI. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft

Mitteilungen der Wiener ~Iineralogischen Gesellschaft. 317

Marmor und Augitgneis durchsetzen. An diesen kann man iifter die Zerbrechung des Aplitgesteins in eckige Fragmente unter plastischer Anschmiegung des Marmors und die Entwicklung yon griinen (augit- haltigen) Reaktionssiiumen um die aplitischen Bruchstiicke erkennen, auf die kiirzlich F. E. Suess aufmerksam gemacht hat. (Wiener geolog. Gesellschaft, II~ 1909, pag. 250.)

Die Riickreise wurde bis Krems mit dem Lokaldampfer ange- treten, wobei das schSne Profil,des n(irdlichen Donauufers: anfangs 5stliches Einfallen der Schiefergneise und Amphibolite unter die bei Diirnstein in prachtvolle Felsnadeln aufgetSsten Gfiihlergneise, dann bei Rotenhof und Stein das Wiederauftauchen der braunen Schiefergneise mit flachem Westfallen gebiihrende Beachtung land. Von Krems brachte die Bahn in spiiter Abendstunde die Exkursion nach Wien zurtick.

Exkurs ion nach Zi l l ingsdorf am 25. Jani 1911.

Unter der Fiihrung yon Dr. Franz Kossmat fand am 25. Juni d.J. eine mit der Geologischen Gesellschaft in Wien gemeinschaftlich veranstaltete Besichtigung des Zillingsdorfcr Lignitvorkommens statt. Das in einem yon Ebenfurt leicht erreichbaren Tagbaue aufge- schlossene, zirka 10m miichtige LignitflSz gehSrt der Congerien- stufe des Obermioziin an und bietet u.a. dadurch Interesse, da]~ einige schmale Verkohlungszoncn als Spuren ehemaliger Waldbriindc eingeschaltet sind.

In dem etwa 4 m miichtigen, (]as F15z yon den glimmerigen Hangendsanden trennenden Tegel sind an .der Tagbauwand aufrechte, bis 2 m hohe, oben scharf abgestutzte Taxodium-St~imme blo~gelegt, an dencn die WurzelstScke deutlich erhalten sind. Diesc Reste eines von den schlammigen Sedimenten begrabenen Taxodien(Sumpf- zypressen)-Waldes geben ebenso wie die erwiihnten Holzkohlen- schmitzen im Fl~z sehr schiine Belege fiir die autochthone Natur des Zillingsdorfer Lignites ab.

Zum Schlusse wurde auch eine infolge yon Selbstentztindung glimmende Haldenpartie besichtigt, wobei sich Gelegenheit zum Sammeln verschiedener Sublimationsprodukte (Schwefcl etc.) ergab.

Der Zillingsdorfer Braunkohlengewerkschaft~ welche bereit- willigst die Erlaubnis zur Besichtigung gab und zwei Vertreter zur Begrtil~ung entsendete, sei der bcste Dank ausgesprochen.

22*

Page 4: XI. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft

318 Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

M o n a t s v e r s a m m l u n g am 6. November 1911 im min'eralogisch-petrographischen Universitatsinstitute.

Anwesend 27 Mitglieder, 4 G~.ste.

Der Pr~isident, .Hofrat Dr. C. D o e l t e r , begrtil~t die ersehienenen Mitglieder und berichtet tiber die Verluste, welshe die Gesellschaft durch das Ableben der Herren Dr. V. U h l i g und Dr. E. H u s s a k er- litten hat. Er gedenkt der Verdienste dieser Mitglieder um die Wissen- sehaft und um die Wiener mineralogischs Gesellschaft.

Vortr~ige:

Herr Professor Dr. R. W e g s c h e i d e r h~lt einen Vortrag iiber Sodamineralien, in welehem auf Grand physikalisch-chemiseher Unter- suchungen die Bildungs- und Existenzbedingungen der Sodamineralien in der Natm" besprochen werden.

Herr A. v. L o e h r besprieht die Mineralvorkommen yon Golling ~): Gyps (Marienglas und kSrniger Gyps), Eiseng'lanz, Schwefel, Car- bonate, Steinmark, Bergleder und als interessanteste Minerale der be- kannte Krokydolith und der Saphirquarz.

Der Vortragende legt Stufen disser Minerals v o r u n d erwahnt, dab speziell dis ausgestellten Saphirquarze in deutliehen Krystallen yon ihm zuerst gefimden worden seien. Er bemerkt, die Untersuchung des letztgenannten Minerales wSre ein sehr dankbares Thema und spricht den Wunsch aus, dal~ sich ein Bearbeiter finden mSge.

Herr Dr. L e i t m e i e r maeht darauf aufmerksam, dal~ krystalli- sierter Saphirquarz yon Golling" bereits bekannt sei. ~-)

Ausstellung: Neuere Edels teinvorkommen.

Ausgestellt batten: das k. und k. naturhistorisehe Hofmuseum (H), das mine- ralogisch-petrographisehe Universit~tsinstitut (U•) und die Privatsammlungen Dr. L e it- meier (L), Hofrat yon Loehr (L5) und Dr. Perlep. Folgende Minerale und Fundorte waren vertreten:

Benitoit yon San Benito Co., Kalifornien, sebSne Krystalle, zusammen mit Neptunit und Natrolith (H, LS), sowie gesehliffene Exemplare (H, LS, P).

Beryll, San Diego Co., Kalifornien, pr~chfige, farblose bis rosa gefArbte, grol]e Krystalle (1Worganit) (H) und gesehliffene Steine (LG).

1) Vgl. auch V. Zepharovich, Mineralogisehes Lexikon fiir das Kaisertum 0sterreich, I--III.

2) Auch bei V. Zepharovieh, Mineralogisehes Lexikon, I, 348, erw~hnt.

Page 5: XI. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft

Mitteilungen der Wiener Mineralogisehen Gesellsehaft. 319

K o r u n d , kiinstliche Rubine und Saphire im Rohzustand (Tropfen) und ge- schliffen (H), ein gesehliffener australischer Saphir (H) und ein schSner~ farbloser Sternkorund yon Ceylon als Platte senkrecht zur Hauptachse geschnitten (L).

L a z u l i t h , Jaearaey, Brasilien, tiefindigoblaue, durchsichtige Bruehstiieke and ein schSner~ gesehliffener Stein (H).

Opa l , Queretaro, Mexiko, pr~chtige, geschliffene Stiicke der Variet~it Feuer- opal (H),

P h e n a k i t , Minas Geraes, Brasilien, schSne Stufe grofier, durchsichtiger Krystalle (H) und geschliffene Exemplare yon diesem beriihmten Fundort (H, LS) ferner ein grol]er, wasserheller, rhombendodekaeder~hnlicher Krystall yon Takowaja, Ural (H).

Spodumen , Variet~it K u n z i t yon Pala, San Diego Co., Kalifornien, sehSne, hellviolette Krystalle (H) und ein gesehliffenes Stfiek aus Madagaskar (LS).

YarietRt H i d d e n i t , Alexander Co., Nord-CarolJna, ausgezeiehnete, smaragd- griine, aufgewachsene und lose Krystalle (H).

Variet~t T r i p h a n, gelbgri]nes, durehsichtiges Krystallbruchstiick und ein ebensolcher geschliffener Stein (H).

T u r m a l i n . Von diesem Mineral waren besonders zahlreiehe und schSne Exemplare ausgestellt:

Pala, San Diego Co., Kalifornien, ungewShnlich gro~e und sehSne Rubellite (H, P). Mesa grande, Kalifornien, grol]e, mehrfarbige, beiderseits ausgebildete Krystalle,

manche gebrochen und wieder ausgeheilt (H, ]tI[ ~, P). Minas Geraes, Brasilien, schSne, hyazinthrote Krystalle (H). Madagaskar, pr~ehtig gefiirbte, kleinere Krystalle (H) und eine gro~e, dunkel-

olivgriiue Platte, senkrecht zur Hauptachse geschnitten, mit sch5nem Schiehtenbau (MP). Aul]erdem waren noch eine Reihe geschliffener Steine ausgestellt: Almandin

und Rosenquarz, in Kugelform geschliffen, welehe die yon B r a u n s und G o l d s e h m i d t beschriebenen, eigenttimlichen Liehtlinien gut erkennen lassen (H), Zirkonkatzenauge aus Ceylon (H) und aus der Sammlung L o e h r : Danburit, Cordierit, Hambergit, gelber Turmalin, s~mtlich yon Madagaskar und Serendipit yon Ceylon.

Die Firma D r a s k y & K r a f t hatte Opale yon verschiedenen Fundorten und synthetische Korunde yon verschiedenvn Farben, darunter neue rote, gelbe und graue, ausgestellt.