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X. Historiographie und Kartographie der Makedonischen Frage Vasilis K. Gounaris 1. Der Anspruch auf das osmanische Erbe in Europa Ab dem Zeitpunkt, als das Wort „Hellas“ als der geeignetste Name für den modernen Staat der Griechen (Romii) befunden wurde, war die Makedonische Frage, zumindest in der Theo- rie, entschieden. Die historische Geographie siedelte – nach dem bekannten Strabon-Zitat – das Land Alexanders innerhalb Griechenlands an, doch in der Realität beschäftigte die Ange- legenheit die Griechen nicht direkt. Ihre Ambitionen auf Gebietserwerb reichten schwerlich weiter als bis zum Olymp. Mindestens bis zur Mitte des 19. Jh. hatte die Auseinandersetzung mit dem Problem der Identität der Makedonier mangels an dem geographischen Raum inter- essierter Nebenbuhler wenig Sinn und Bedeutung. Das historische Wissen über ihre Entwicklung während des Mittelalters war vage. Der Gebrauch einer fremden Sprache über- raschte niemanden, und das Bekenntnis zum gemeinsamen orthodoxen Glauben war eine zwar notwendige, aber jedenfalls völlig hinreichende Bedingung, um sich in die griechische Nation einzugliedern. 1 Wenn Überlegungen über Makedonien und seine Einwohner angestellt wurden, muss man sie eindeutig im slawischen Raum lokalisieren, und zwar im Rahmen der bulgarischen Nationalen Wiedergeburt und ihrer Beziehung einerseits zu Russland und andererseits zu Ser- bien. Vor der Gründung des griechischen Staates im Jahr 1822 bezog der herausragende serbische Philologe und Ethnograph Vouk Karadjic in eine Publikation slawische Volkslieder aus Razlog ein und bezeichnete sie als bulgarisch. 1829 klassifizierte seinerseits der Ukrainer Yuri Venelin in seiner Studie Die alten und neueren Bulgaren und ihre politischen, ethnogra- phischen, historischen und religiösen Beziehungen zu Russland die Einwohner Makedoniens als Bulgaren. 1842 präsentierte der tschechische Geograph P. G. Shafarik, der in Novi Sad lebte, aber nie den Südbalkan bereist hat, seine ethnographische Karte, Produkt zwanzig- jähriger Arbeit, auf der die Bulgaren ein gewaltig großes Gebiet von der Dobrutscha bis Ohrid und Thessaloniki einnehmen. 2 Etwas später (1844–45) besuchte der Professor der Universität Kazan Victor Grigorovic Nordmakedonien, lange bevor die „Große Idee“ – die gerade eben erst im griechischen Parlament geboren wurde – dieses Gebiet erreichte. Sein Kontakt zu Dimitar Miladinov in Ohrid war entscheidend für die Beschäftigung des Letztgenannten sowie seines Bruders Konstantin mit dem Sammeln slawischer Volkslieder. Die Sammlung wurde 1861 unter dem Titel Bulgarische Volkslieder mit der finanziellen Unterstützung des katholischen Bischofs und berühmten Verfechters der südslawischen Idee Strossmayer herausgegeben – zu einer Zeit, als diese Idee die Bulgaren nicht ausschloss. Nur ein Jahr früher (1860) war übrigens in Belgrad ein ähnliches Werk von Stefan Verkovic, dem Gesand- ten des serbischen Staates in Serres, Volkslieder der Makedono-Bulgaren Makedoniens, erschienen. 1867 folgte die Einreichung des berühmt-berüchtigten „Liedes des Orpheus“ durch denselben bei der Ethnographischen Ausstellung in Moskau, 1868 seine Studie Beschreibung des Lebens der Makedono-Bulgaren und 1874 die Herausgabe der Veda Slave, des bekannten aus 250.000 Versen bestehenden gefälschten pomakischen Epos, auf Fran- zösisch. Der Aufstieg des russischen Panslawismus am Ende der Sechzigerjahre des neunzehnten Jahrhunderts 3 machte eindeutig klar, dass Verkovics probulgarische Arbeit Bel- grad wenig dienlich war. Dieses stellte einen neuen Zyklus an Forschungsarbeiten und Theorien mit dem Slawistikprofessor Milos Milojevic als Protagonisten auf die Beine. Indem er den Weg beschritt, den Verkovic für die Eroberung des antiken Thrakien bereitet hatte,

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X. Historiographie und Kartographie der Makedonischen Frage

Vasilis K. Gounaris

1. Der Anspruch auf das osmanische Erbe in Europa

Ab dem Zeitpunkt, als das Wort „Hellas“ als der geeignetste Name für den modernen Staat der Griechen (Romii) befunden wurde, war die Makedonische Frage, zumindest in der Theo-rie, entschieden. Die historische Geographie siedelte – nach dem bekannten Strabon-Zitat – das Land Alexanders innerhalb Griechenlands an, doch in der Realität beschäftigte die Ange-legenheit die Griechen nicht direkt. Ihre Ambitionen auf Gebietserwerb reichten schwerlich weiter als bis zum Olymp. Mindestens bis zur Mitte des 19. Jh. hatte die Auseinandersetzung mit dem Problem der Identität der Makedonier mangels an dem geographischen Raum inter-essierter Nebenbuhler wenig Sinn und Bedeutung. Das historische Wissen über ihre Entwicklung während des Mittelalters war vage. Der Gebrauch einer fremden Sprache über-raschte niemanden, und das Bekenntnis zum gemeinsamen orthodoxen Glauben war eine zwar notwendige, aber jedenfalls völlig hinreichende Bedingung, um sich in die griechische Nation einzugliedern.1

Wenn Überlegungen über Makedonien und seine Einwohner angestellt wurden, muss man sie eindeutig im slawischen Raum lokalisieren, und zwar im Rahmen der bulgarischen Nationalen Wiedergeburt und ihrer Beziehung einerseits zu Russland und andererseits zu Ser-bien. Vor der Gründung des griechischen Staates im Jahr 1822 bezog der herausragende serbische Philologe und Ethnograph Vouk Karadjic in eine Publikation slawische Volkslieder aus Razlog ein und bezeichnete sie als bulgarisch. 1829 klassifizierte seinerseits der Ukrainer Yuri Venelin in seiner Studie Die alten und neueren Bulgaren und ihre politischen, ethnogra-phischen, historischen und religiösen Beziehungen zu Russland die Einwohner Makedoniens als Bulgaren. 1842 präsentierte der tschechische Geograph P. G. Shafarik, der in Novi Sad lebte, aber nie den Südbalkan bereist hat, seine ethnographische Karte, Produkt zwanzig-jähriger Arbeit, auf der die Bulgaren ein gewaltig großes Gebiet von der Dobrutscha bis Ohrid und Thessaloniki einnehmen.2 Etwas später (1844–45) besuchte der Professor der Universität Kazan Victor Grigorovic Nordmakedonien, lange bevor die „Große Idee“ – die gerade eben erst im griechischen Parlament geboren wurde – dieses Gebiet erreichte. Sein Kontakt zu Dimitar Miladinov in Ohrid war entscheidend für die Beschäftigung des Letztgenannten sowie seines Bruders Konstantin mit dem Sammeln slawischer Volkslieder. Die Sammlung wurde 1861 unter dem Titel Bulgarische Volkslieder mit der finanziellen Unterstützung des katholischen Bischofs und berühmten Verfechters der südslawischen Idee Strossmayer herausgegeben – zu einer Zeit, als diese Idee die Bulgaren nicht ausschloss. Nur ein Jahr früher (1860) war übrigens in Belgrad ein ähnliches Werk von Stefan Verkovic, dem Gesand-ten des serbischen Staates in Serres, Volkslieder der Makedono-Bulgaren Makedoniens, erschienen. 1867 folgte die Einreichung des berühmt-berüchtigten „Liedes des Orpheus“ durch denselben bei der Ethnographischen Ausstellung in Moskau, 1868 seine Studie Beschreibung des Lebens der Makedono-Bulgaren und 1874 die Herausgabe der Veda Slave, des bekannten aus 250.000 Versen bestehenden gefälschten pomakischen Epos, auf Fran-zösisch. Der Aufstieg des russischen Panslawismus am Ende der Sechzigerjahre des neunzehnten Jahrhunderts3 machte eindeutig klar, dass Verkovics probulgarische Arbeit Bel-grad wenig dienlich war. Dieses stellte einen neuen Zyklus an Forschungsarbeiten und Theorien mit dem Slawistikprofessor Milos Milojevic als Protagonisten auf die Beine. Indem er den Weg beschritt, den Verkovic für die Eroberung des antiken Thrakien bereitet hatte,

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234 HISTORIOGRAPHIE UND KARTOGRAPHIE DER MAKEDONISCHEN FRAGE

bemühte sich Milojevic, die Makedonier von den Bulgaren zu trennen und mit dem antiken Makedonien und Alexander dem Großen in Beziehung zu setzen, dem stärksten Symbol, das aus der Antike überlebt hatte. Besonders für die Gründung des Bulgarischen Exarchats war diese Trennung eine unumgängliche Notwendigkeit. Ab Beginn der Siebzigerjahre des neun-zehnten Jahrhunderts konnte man jedenfalls deutlich erkennen, dass die Bemühungen zur Aufzeichnung der makedonischen Geschichte und der slawomakedonischen Sprache sowie zur Eingliederung beider in den noch wenig ausgeformten Rahmen entweder der serbischen oder der bulgarischen Philologie zu Unstimmigkeiten und Überlegungen lokalistischen Cha-rakters führten.4

Diese Überlegungen blieben jedoch nicht auf die Slawen beschränkt. Nach dem Krimkrieg machte sich der Westen ebenso viele Gedanken über die Zukunft des europäischen Erbes des großen „kranken Mannes“, von dem Makedonien einen großen Teil ausmachte. Es war ein Gebiet reich an Rohstoffen, Getreide und Baumwolle – Produkten, die sich während der Kriegskrisen (1853–56, 1861–65 und 1877–78) für die westlichen Märkte als wertvoll erwiesen hatten. Ein typisches Zeichen dafür war die Expedition des französischen Forschers Guillaum Lejean im Auftrag seiner Regierung, die zur Publikation einer ethnographischen Karte der europäischen Türkei im Jahr 1861 führte.5 Makedonien wurde also durch die Texte der Reisenden einer neuen Generation von neuem entdeckt. Darunter waren Mary Walker6 und der österreichische Diplomat und Ethnograph Georg von Hahn7, Georgina Mackenzie und Adelina Irby8, Lady Blunt9, die Gattin des Diplomaten Sir John Blunt, der Archäologe Leon Heuzey10, Mitglied der Französischen Archäologischen Schule von Athen, der Ober-stleutnant James Baker11, der Makedonien 1874 durchquerte, Valentine Chirol12, Korrespondent der Zeitung Levant Herald im Jahr 1880, aber auch der sehr produktive Leon Hugonnet13, der 1886 sein Buch über die „unbekannte Türkei“ veröffentlichte, in das er auch Makedonien miteinbezog. Diese Texte können bei weitem nicht als wissenschaftliche Abfas-sungen oder zumindest als unparteiische Beschreibungen bezeichnet werden. Es ist zum Beispiel bekannt, dass die Damen Mackenzie und Irby sehr stark durch den Revolutionär Georgi Rakovski beeinflusst worden waren, und so fanden sie in Makedonien ein einziges riesiges Bulgarien, das nicht nur seine ganze slawischsprachige Bevölkerung umfasste, son-dern sogar Thessaloniki selbst. Im Allgemeinen war jedenfalls die Betonung des slawischen Charakters Makedoniens, belegt durch die Sprache, eine nützliche Hypothek für bulgarische Rechtsansprüche, und zwar wegen der besonderen Sympathie, deren sich die bulgarische Sa-che auf gesamteuropäischer Ebene bald erfreuen sollte.14 Sie bildete außerdem sie Basis, auf die sich ein bedeutender Teil der späteren Kartenproduktion gründen sollte.

In Griechenland war die Forschung über und das Interesse an Makedonien anfangs fast eine private Angelegenheit für den Aromunisch sprechenden Margaritis Dimitsas aus Ohrid, der seinen Dienst als Schulleiter in Monastiri/Bitola, Thessaloniki und schließlich Athen ver-sah. Nachdem er über seine frühen Ansichten über den „Hellenomakedonismus“ und seine Ambitionen, die Geschichte der „makedonischen Nation“ zu schreiben15, hinweggekommen war und mit dem Versuch einer Sprachreinigung Makedoniens einen Misserfolg erlebt hatte, widmete er sich schließlich mit mehr Erfolg der Reinigung der griechischen Vergangenheit von den Slawen.16 Anfangs hatte er jedoch nicht viele Mitstreiter. Zu den wenigen Griechen, die sich bis zur Ostkrise ernsthaft mit Makedonien und der Neugestaltung der Grenzen von 1878 beschäftigten, gehören im Prinzip Paparrigopoulos17, der 1865 bereits den zweiten Band seines großen Geschichtswerks vollendet hatte, wo wir auch die Kapitel über das antike Makedonien finden, und Ioannis G. Vasmatzidis, der Autor der ethnographischen Dissertation Makedonien und die Makedonien vor der Ankunft der Dorier (München 1867). All diese Autoren waren extrem auf die Antike fixiert.

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Nach der Gründung des Bulgarischen Exarchats (1870) und seiner Trennung vom Ökumenischen Patriarchat (1872) stieg das Interesse an der Herausgabe relevanter Texte. Die Athener Zeitungen (sowie die griechischen in Konstantinopel) wurden buchstäblich überschwemmt von Hilferufen sowohl aus Ostrumelien als auch aus Makedonien, wo das Ex-archat begonnen hatte, an Einfluss zu gewinnen. Doch trotz des erregten Aufsehens war es zu spät, um die wissenschaftlichen Lücken zu schließen, was die ethnographische Zusammen-setzung des neueren Makedonien betraf. Bei der Konferenz in Konstantinopel im Dezember 1876 wurde auf den Vorschlag des Grafen Ignatief die (1876) neu gedruckte ethnographische Karte des Deutschen Heinrich Kiepert höchstwahrscheinlich in Kombination mit Daten von Verkovic verwendet.18 Wie man sehen konnte, waren die auf die Antike bezogenen griechischen Argumente nicht ausreichend, daher unternahm Athen systematische Schritte, die die Herstellung dreier progriechischer Karten zum Ergebnis hatten, nämlich der von Ed-ward Stanford, A. Synvet und F. Bianconi. Ersterer hatte sich auf Daten gestützt, die der „Verein zur Verbreitung der griechischen Bildung“ durch Ioannis Gennadios, den griechischen Geschäftsträger in London, an den englischen Geographen weitergeleitet hatte. Dieselben Daten wurden Kiepert von Paparrigopoulos höchstpersönlich unterbreitet, der ihn bat, die Publikation von 1876 teilweise zu revidieren, und dies auch erreichte. Die zweite Karte wurde von Α. Synvet, Professor der Geographie am Osmanischen Lyzeum in Konstan-tinopel, mit Hilfe von Daten des Ökumenischen Patriarchats hergestellt. Bianconi, ein französischer Ingenieur der osmanischen Eisenbahnen, stützte sich mit seiner Karte auf die osmanischen Steuerkataster. Die häufige Erwähnung der Nichtmoslems als „Romii“ und die Gleichsetzung aller „Romii“ mit Griechen begünstigte Athen in unglaublichem Maße. Im Grunde wurden auf allen drei Karten die dem Patriarchen untertanen Slawischsprachigen und Aromunischsprachigen als Griechen klassifiziert.19 Daher wurden sie auch auf dem Berliner Kongress (1878) vorgelegt. Zusätzlich vorgelegt wurde die Karte von Karl Sax, einem früheren österreichischen Konsul in Edirne. Gestützt auf ihm zur Verfügung stehende diplo-matische Quellen beschränkte Sax die Vormachtstellung der Bulgaren in Makedonien, indem er zwischen Serbobulgaren (nördlich von Niš) sowie Anhängern des Exarchats, dem Patri-archen Untertanen, Unitariern und muslimischen Bulgaren (Pomaken) unterschied.

Im Rahmen der Erneuerung des Interesses Athens an Makedonien nach der Gründung der Fürstentümer von Bulgarien und Rumelien offenbarten zwei der fähigsten „Zeitungsschreiber“ der Zeit ihre Gedanken ausführlicher: der damalige Parlamentsabgeord-nete Athanasios Papalouka Eftaxias, Autor der Studie To ergon tou ellinismou en Makedonia [Das Werk des Griechentums in Makedonien] (1880) und der Herausgeber der Zeitung Sphära, Ioannis Kalostypis, der sein Werk Makedonia, itoi meleti oikonomologiki, geografiki, istoriki kai ethnologiki [Makedonien, wirtschaftswissenschaftliche, geographische, historische und ethnologische Studie] (1886) veröffentlichte. Beide hatten in den Siebzigerjahren des ne-unzehnten Jahrhunderts in Makedonien gelebt und ihren Dienst versehen und hofften auf seine Vereinigung mit Griechenland als Griechenlands Befreiung aus seiner erstickenden ter-ritorialen, wirtschaftlichen, aber auch ideologischen Enge. Beide definierten Makedonien geographisch im weitestmöglichen Sinne, und dies lässt sich leicht erklären. Die Unter-suchung von Kalostypis, die er dem jugendlichen Thronfolger Konstantinos gewidmet hatte, war im Grunde die Antwort auf die Publikation des Atanas Shopov, des Sekretärs des Bul-garischen Exarchats in Konstantinopel, der mit dem Pseudonym Ofeikov das Problem der bulgarischen Grenzen von San Stefano wieder aufwarf.20 Der Anschluss von Ostrumelien hatte die Sorgen aller auf die schlimmstmögliche Weise bestätigt. Nikolaos Schinas, Offizier und Ingenieur mit französischer Bildung, unternahm es, vor Ort Beobachtungen anzustellen, und gab die durch die vielen Details eindrucksvolle dreibändige Publikation Odoiporikai simeioseis Makedonias, Epeirou, neas orothetikis grammis kai Thessalias [Wandernotizen aus Makedonien, Epirus, von der neuen Grenzlinie und aus Thessalien] (Athen 1887) heraus.

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Zehn Jahre früher wären seine Informationen von extrem großer Bedeutung gewesen. Doch Untersuchungen dieser Art waren nicht mehr die geeignete Methode, um zu neutralisieren, was „Publizisten, Tabellenmacher und Journalisten“ schrieben, denen Kalostypis – zu Recht – vorwarf, aus zweifelhaften Quellen zu schöpfen.

Tatsächlich bewegte sich nach der Autonomie das bulgarische wissenschaftliche Inter-esse an Makedonien auf zwei Ebenen. Innerhalb des Fürstentums entwickelte die starke in Vereinen organisierte makedonische Lobby diverse Druckwerke, die ihre Forderung nach entscheidenden Schritten in Makedonien darlegte. 1880 schlug die Zeitung Makedonets des Herausgebers Ν. Zifkov aus Ruse ganz offen die Lieferung von Waffen vor. In derselben Stadt wurde 1888 die Zeitung Makedonja von Kosta Sachov herausgegeben, dessen Ideen als die ideologische Basis für die Gründung der Inneren Makedonischen Revolutionären Organi-sation gelten. Die Zeitung Loza veröffentlichte 1891 in Sofia eine Gruppe junger Leute, die die Neubelebung des slawomakedonischen Dialekts und ein „Erwachen“ der Makedonier wünschten. 1893 folgte die Yugozapadna Bulgaria [Südwestbulgarien], und im selben Jahr gab Sachov, statt der wegen osmanischer Proteste verbotenen Makedonja, die „Makedonische Stimme“ heraus (Makedonski Glas), die die Gründung einer Organisation forderte, die die makedonische Sache übernehmen sollte. Das war nur wenige Tage vor der Gründung der In-neren Makedonischen Revolutionären Organisation in Thessaloniki. Doch auch die bulgarische Regierung sah nicht tatenlos zu. Zur selben Zeit beauftragte das Heeresminis-terium Giortse Petrov, einen zukünftigen Anführer der IMRO, in Makedonien Material zu sammeln. Dieses wurde 1896 auch publiziert, während Petrov mit einem staatlichen Sti-pendium belohnt wurde, mit dem er in Europa – was sonst? – Kartographie studieren sollte.21

Die zweite Interessensebene stellte für die Bulgaren Europa dar. Sofort nach der Au-tonomie war der in England ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler und spätere Politiker Ivan Gesov, bereits regelmäßiger Korrespondent der Times und der Daily News, herumgereist und hatte in Frankreich und Großbritannien einen erfolgreichen Propagandafeldzug unter-nommen. Für die nächsten Jahrzehnte war die europäische Presse in einem Maße probulgarisch, dass sie bei den Griechen kontinuierlich Verwunderung und Wut hervorrief.22 Es ging jedoch nicht nur um Propaganda. Die Bulgaren und in der Folge auch die Serben sorgten rechtzeitig dafür, ihre Ansichten in europäischen Sprachen drucken zu lassen. Umso besser für Sofia, wenn europäische Wissenschaftler zum Sprachrohr dieser Ansichten wurden. In dieser Bemühung konnten sie gelegentlich auch das Interesse der Katholischen Kirche für den Balkan zum Mitstreiter gewinnen.23

Dennoch waren die Bulgaren nicht mehr die Einzigen, die einen ernsthaften Anspruch auf Makedonien erhoben. Das Erscheinen des Buches und der Karte von Gopcevic (1889), einem Spitzendiplomaten, aber auch bekannten Wissenschaftler, rückte die extremen An-sichten Milojevics, nämlich dass in Makedonien südlich der Gebirgskette Sar eine große Anzahl Serben leben sollte, wieder ins Rampenlicht. Gopcevic zufolge handelte es sich um eine Bevölkerung, die nur aus mangelhafter Kenntnis der slawischen Sprachen und der Folk-lore als Bulgaren betrachtet worden war. Es war jedoch kein Zufall, dass diese ethnographischen Kriterien identisch waren mit den Grenzen des mittelalterlichen serbischen Staates, wie man in den nächsten Jahren auch aus anderen Karten ersehen konnte.24 Es er-staunt auch nicht, dass der Streit zwischen Bulgaren und Serben um die Identität der makedonischen Slawen bereits auf beiden Seiten ihre epistemologische Abgrenzung förderte.25

Ohne Zweifel wurde das von Bulgaren und Serben vorgebrachte sprachliche Argument überall am leichtesten verstanden und akzeptiert. Nach der Ostkrise bemühte sich die griechische Seite, die sehen musste, dass sie auf sprachlicher Ebene eindeutig im Hintertref-fen war, eine Ablehnung des Exarchats in Kombination mit dem teilweisen Gebrauch der

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griechischen Sprache als Anzeichen für eine „hellenisierende“ Haltung verschiedener Bevölkerungsgruppen ins Treffen zu führen. Dieses Argument erlaubte die Beibehaltung der griechischen Interessen nördlich der griechischsprachigen Zone, und zwar an der in den Sie-bzigerjahren des 19. Jh. fast einheitlich-kompakten bulgarischsprachigen Mittelzone, doch es war keine einfache Sache, Belege für das Argument zu bringen, und noch schwieriger war seine wirkungsvolle Präsentation auf internationaler Ebene. Einfacher war für die griechische Seite die Darstellung der Sphäre ihres bildungsmäßigen Einflusses im makedonischen Raum. Diese versuchte im Prinzip der ehemalige Lehrer für Griechen im Ausland Georgios Chasiotis, langjähriger Sekretär des „Philologischen Vereins von Konstantinopel“, in seiner Studie L’ instruction publique chez les Grecs (Paris 1881), die von einer entsprechenden Karte begleitet wurde. Ihm folgte mit vergleichbaren Argumenten Kleanthis Nikolaidis nach, ein Journalist mit Wohnsitz in Berlin und Herausgeber der Zeitschrift Orientalische Korres-pondenz. Die Karte zu seinem eigenen Buch La Macedoine: La Question Macedonienne dans l' Antiquate, au Moyen-Age et dans la politique actuelle (Berlin 1899), veröffentlicht auch auf Deutsch, bildete die Häufigkeit der Verwendung der verschiedenen Sprachen als Kommuni-kationsmittel ab. Selbstverständlich dominierte die griechische Sprache. Es ist auch beeindruckend, dass Nikolaidis, während er Gopcevics Ansicht von der geographischen Aus-dehnung Altserbiens südlich der Gebirgskette Sar nicht akzeptierte, dennoch die Nordgrenze des sprachlichen Einflusses der Serben auf der Höhe von Krusovo zog.26 Die Überlegenheit der griechischen Ausbildung zeigten auch die zeitgenössischen Karten von Richard von Μach (1899), dem Autor der Studie Die Makedonische Frage (Wien 1895), auf.

Nun lag es an den Bulgaren, darauf zu erwidern, und diese Aufgabe wurde Vasil Kunchev, Schulinspektor für die bulgarischen Schulen in Makedonien, übertragen. Im Jahr 1900 veröffentlichte er in Sofia sein Werk Makedonija: Ethografija i Statistika mit detail-lierten Tabellen zu den demographischen Daten jedes einzelnen Dorfes sowie einer ethnographischen Karte. Fast zur selben Zeit (1901) wurde vom Institut für Kartographie in Sofia die Karte des Bulgarischen Exarchats mit ähnlichem Material herausgegeben.27 Beide Werke erlebten während der darauf folgenden Jahre diverse Neuauflagen. Doch ihr geme-insames Merkmal war das hartnäckige Bestehen auf dem geographischen Begriff „Makedonien“, an dessen Gesamtheit Bulgarien Interesse hatte – im Gegensatz zu den griechischen und serbischen Karten, die versuchten, die eigenen Einflusssphären wiederzuge-ben. Dasselbe Interesse an Makedonien als geographischem Ganzen legten natürlich auch die nunmehr organisierten slawomakedonischen Autonomisten an den Tag. Im Jahr 1903 pub-lizierte Krste Misirkov, ein in Serbien ausgebildeter Lehrer, in Sofia sein Werk Za Makedonskite Raboti [Makedonische Angelegenheiten].28 Welch Ironie – während dieses Buch zum Evangelium des makedonischen Separatismus avancierte und in Bulgarien verbo-ten wurde, arbeitete Misirkov selbst 15 Jahre später am Ethnographischen Museum in Sofia und favorisierte ein Großbulgarien.

Doch die Zeit des wissenschaftlichen Interesses an Makedonien ging ihrem Ende zu. Die beginnende Aktivität der so genannten Befreiungskomitees (1895–96), der Griechisch-Türkische Krieg und die damit verbundene Partisanentätigkeit (1896–7), die Entführung der Ellen Stone, der Ilinden-Aufstand im Sommer 1903 und natürlich die ersten Gewalttaten im Makedonischen Freiheitskampf leiteten für die internationale Literatur eine neue Phase ein. Ihr wichtigstes Merkmal war das starke journalistische Interesse, das Improvisieren bei der Analyse der Tatsachen und die systematische Bemühung Athens und Sofias, jeweils für sich selbst daraus Kapital zu schlagen. Im Jahr 1897 publizierte Victor Berard, Gräzist und Ar-chäologe, aus der Bemühung heraus, die Grenzen des Griechentums auszuforschen, seine Studie La Macedoine, ohne darin unbedingt die griechischen Ziele zu unterstützen. Er war der Erste, der erkannte, dass die griechische Identität in Griechenland eine Sache der freien

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Entscheidung und nicht von Kriterien war. Im Jahr darauf sprach sich Alber G. Hulme-Beaman, ehemaliger Korrespondent des Standard, in seinem Buch Twenty Years in the Near East für die bulgarische Identität der Slawen Makedoniens aus, obwohl sie ihm zufolge nicht so „echt“ waren wie die in Bulgarien und Rumelien. Frederick Moore29, der amerikanische Korrespondent des Daily Express, beobachtet im Jahr 1903 das seltsame Phänomen, dass die drei Kinder ein und derselben Familie sich für verschiedene Nationalparteien entschieden. Der Schotte John Foster Frazer, Sonderkorrespondent an vielen exotischen Orten, stellte und beantwortete die rhetorische Frage:

But who are the Macedonians? You will find Bulgarians and Turks who call themselves Macedonian, you find Greek Macedonians, there are Servian Mac-edonians, and it is possible to find Roumanian Macedonians. You will not however find a single Christian Macedonian who is not a Servian, a Bulgarian, a Greek or a Roumanian".30

Doch der berühmte britische Diplomat Sir Charles Eliot war anderer Ansicht, obwohl er wusste, dass die von ihm verwendeten Begriffe eher nicht so glücklich gewählt waren:

Though Bulgarians have become completely Slavised and can difficulty be distin-guished as body from the Servians yet the faces of the Macedonian peasantry have a look which is not European, and recalls the Finns of the Volga and the hordes of the Steppes.31

Andererseits zog Allen Upward32, bekannt für seine Sympathie für die Griechen, den Schluss, sein slawischsprachiger Gastgeber sei Grieche, indem er nur nach dessen herzlicher Gastfre-undschaft urteilte. Upwards Begleiter in Makedonien war vom griechischen Außenministerium bestimmt worden. Dasselbe geschah auch beim Besuch von Michel Pail-lares33 beim Corps von Konstantinos Masarakis, während William Le Quex34, der 1905 in eine bulgarische „Tscheta“ eintrat, anders als die beiden eben Genannten natürlich zu dem umgekehrten Schluss kam. Auch der abenteuerliebende amerikanische Journalist Albert Son-neschen35 lebte mit den Komitatschis und verherrlichte ihren Kampf in Zentralmakedonien, doch der Brite Martin Wills36, Beamter des osmanischen Tabakmonopols, den die Komita-tschis entführten und ihm gar das Ohr abschnitten, entwickelte nicht dieselbe Begeisterung für ihre Ziele. Ähnlich gegensätzlich waren – abhängig von den jeweiligen Informanten oder Geldgebern – die von Abbott37, Booth38, Knight39, Wyon40, Lynch41, Durham42, Kanh43, Ber-ard44 oder Amfiteatrov45 geäußerten Ansichten. Der Letztgenannte beispielsweise, ein liberaler russischer Journalist, Korrespondent verschiedener Zeitungen seiner Heimat, sprach sich für die Unterscheidung der Slawomakedonen von den Bulgaren und Serben aus.46

Die politischen Analysen, die als Artikel in internationalen Zeitschriften47 oder Mono-graphien48 erschienen, zeugen ebenfalls von einer problematischen Voreingenommenheit, aber dennoch lassen sich im Allgemeinen bestimmte Tendenzen erkennen. Besonders nach Ilinden zögerten die Europäer nicht, die türkische Politik zu tadeln, um das eigene diploma-tische Eingreifen zu rechtfertigen – genauso aber auch die griechische bewaffnete Einmischung, um den sich abzeichnenden Misserfolg ihres Eingreifens zu rechtfertigen. Der Fall Makedoniens war offenkundig ähnlich gelagert wie der Bulgariens im Jahr 1876, und es war nur logisch, dass man denselben Ausgang erwartete, nämlich die Autonomie der Bul-garen von Makedonien, doch ohne dass zwangsläufig eine Kriegskrise ähnlich wie 1876–78 vorhergehen musste. Wegen der Bündnisse und deren Bewaffnung wäre so etwas fatal gewesen für den internationalen Frieden. Zu Entscheidungen in diese Richtung, nämlich die der Autonomie, drängte sie auch Sofia systematisch und kommunizierte seinen Wunsch an-lässlich jedes Kontakts zu Korrespondenten oder Politikern.49 Für die Autonomie schrieben auch die slawomakedonischen Autonomisten der Inneren Makedonischen Revolutionären Or-

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ganisation und übten Druck aus, indem sie die Autonomieforderung zu einer allgemeinen Forderung und den Unterschied ihrer Auffassung zu der der bulgarischen Regierung nicht klar werden ließen. Bereits 1900 hatte A. Brutus, das heißt Anton Drandar aus Velesa, in Brüssel sein Buch A propos d' un mouvement en Macedoine veröffentlicht. Diese Idee ließ sich in Europa dank verschiedener Zeitungen wie der Schweizer L’Effort und der französischen Le movement macedonienne, in denen prominente bulgarische Journalisten wie der spätere Dip-lomat Simeon Radef von Sofia finanzierte Artikel schrieben, immer häufiger vernehmen – besonders nach Ilinden.50 In der gleichen Zeit besuchten Boris Sarafov, ein ehemaliger Off-izier des bulgarischen Heeres, Bozidar Tatarchev, Ortsvorsteher von Resna, und die Professoren Liubomir Miletich und Ivan Georgov neben anderen europäischen Ländern auch Großbritannien und hielten vom Balkankomitee der Brüder Buxton organisierte Vorträge.51 „The Bulgarians are more English in their manners than the Greeks and to this fact I attribute part of their popularity in England”, schrieb Upward52. Das Balkankomitee trug auch zur Schaffung einer nicht zu unterschätzenden probulgarischen Literatur bei, deren beste Beis-piele die Schriften der liberalen Brüder Noel und Charles Buxton53, von Henry Νoel Brailsford54, dem Korrespondenten des Manchester Guardian und Vorsitzenden des britischen Komitees für die Opfer von Ilinden, sowie dem Abgeordneten David Marshall Ma-son55, Mitglied der National Liberal Federation, darstellten. Teil dieser Produktion waren auch Fotos von Verbrechen an Bulgaren.56 Als Teil derselben bulgarischen Aufklärungskam-pagne muss man die Bücher von Sarafoff57, Atanas Schopoff58 – der der bulgarischen Regierung 4.000 Franken kostete –, D. Michev59, dem Generalsekretär des Bulgarischen Ex-archats, der unter dem Pseudonym „Brancoff“ Statistiken und eine Karte herausgab, Petar Danilovich Draganoff60, dem russischen Slawisten bulgarischer Abstammung und ehema-ligem Lehrer an der bulgarischen Schule von Thessaloniki, und I. Voinov61 sehen. Noch 1912 bereiste ein Komitee für bulgarische Flüchtlinge aus Makedonien Europa unter dem Vorsitz des Professors Liubomir Miletich und versuchte, die französische Presse zu beeinflussen.

Im Vergleich dazu war die serbische Präsenz in Europa praktisch nicht vorhanden. Sie umfasste die Untersuchung von Milos Milojevitch La Turquie d' Europe et le problem de la Macedoine et la Vielle Serbie, die 1905 in Paris erschien, einen Artikel des Diplomaten Ceda Mijatovitch in der Zeitschrift Fortnightly Review im Jahr 1907 und vor allem die Unter-suchung des Ethnographen und Geographen Jovan Cvijic Remarks on the ethnography of the Macedonian Slavs, die 1906 auf Französisch, Englisch und Russisch erschien und für die un-terschiedliche Identität der Slawomakedonen im Vergleich zu Bulgaren und Serben, doch auch ihre Verwandtschaft eher mit Zweiteren, argumentierte. Sein Buch, das 1912 neu aufge-legt wurde, übte besonders im angelsächsischen Raum großen Einfluss aus. Seine Schreibart zeigte, dass sich der Autor von keiner nationalistischen Ideologie mitreißen ließ, obwohl er zu dem Schluss gelangte, dass sich die noch nicht ausgeformte slawische Bevölkerungsmasse in Makedonien von den Serben leichter und sogar vollkommen assimilieren ließ. Die Richtigkeit seiner Ansicht wurde nie bewiesen, doch das Argument zugunsten einer dritten slawischen Bevölkerungsgruppe in Makedonien mit als solcher erkennbarer oder noch nicht ausgeformter Identität, das 1913 durch den entsprechenden sprachwissenschaftlichen Beitrag von Aleksan-dar Belic ergänzt wurde, stand zumindest in der Theorie mit einem bedeutenden Teil der bulgarischen Theorien vollkommen im Einklang.62

Der Gegenangriff griechischer Schriften in Europa war, gemessen am in Athen herrschenden Enthusiasmus und den auf den Schlachtfeldern in Makedonien unternommenen großen Bemühungen, von unverhältnismäßig geringem Ausmaß. Neoklis Kasasis, Professor für Recht und Politische Ökonomie, Rektor der Universität Athen, (1902–3), Gründer der Gesellschaft „Ellinismos“ („Griechentum“) (1894) und bedeutender öffentlicher Redner, veröffentlichte die Bücher L’ Hellenism et la Macedoine (1903) und Greeks and Bulgarians

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in the Nineteenth and Twentieth Centuries (1907). Der griechischen Sache dienlicher waren jedoch seine Zeitschrift Bulletin d’ Orient, die unter der Schirmherrschaft des Griechischen Außenministeriums herausgegeben wurde,63 sowie seine Vorträge in Europa, besonders in Paris, wo viele bedeutende Persönlichkeiten seine persönlichen Freunde waren, darunter auch der Senator Georges Clemenceau.64 Sein Kollege Andreas Andreadis, Professor für Wirtschaft, der seine Bildung in Oxford und Paris erworben hatte, publizierte einen Vortrag in der Zeitschrift Contemporary Review.65 Antonios Spiliotopoulos, Journalist mit Jurastudium und seit 1902 Herausgeber der Zeitschrift Kratos („Staat“), gab 1904 zwei Untersuchungen auf Französisch heraus: La Macedoine et l' Hellenisme und Lettres sur la question de Ma-cedoine. Ioanna Stefanopoli, die erste Griechin, die sich an der Universität Athen immatrikulierte, Tochter des Herausgebers des Messager d’ Athenes, veröffentlichte 1903 ihre Untersuchungen Macedoine et Macedoniens. La Macedoine inconnue. La nationalité hel-lenique de la Macedoine d' apres le folklore macedonien. Das waren insgesamt ja kaum einmal fünf Bücher; das Meiste waren in Wirklichkeit Texte von Vorträgen.

Dagegen nahm die griechischsprachige Literatur über Makedonien gigantische Aus-maße an. Anders als man heute gemeinhin annimmt, war der Makedonische Freiheitskampf in Wirklichkeit nie ein Geheimnis, zumindest nicht außerhalb Makedoniens. Sogar Themen, die man heute als Details sieht, und nicht überprüfte Informationen wurden in der Athener Presse fast gleichzeitig mit den Ereignissen veröffentlicht. Vier Jahre hindurch fand sich der Frei-heitskampf auf den Titelseiten aller Zeitungen des Königreichs Griechenland (aber auch derer der Auslandsgriechen in aller Welt),66 in der Regel illustriert mit Fotos von Freiheitskämp-fern. Doch die Zeitung Embros („Vorwärts“) war wegen ihrer allgemein bekannten Beziehungen zum Makedonischen Komitee vergleichsweise im Vorteil. Die zurückkehrenden Freiheitskämpfer gaben, entweder mündlich oder schriftlich, Informationen über die Aktivität der Corps weiter, offizielle Dokumente, ja sogar ihre eigenen Tagebücher. All das wurde von den Redakteuren der Zeitung in Fortsetzungen als Volkslektüre veröffentlicht.67 Das bekan-nteste aus Artikeln in dieser Form entstandene Produkt ist das Buch von Stamatis Raptis, Redakteur der Zeitung Embros, O Makedonikos Agon (Der Makedonische Freiheitskampf), das in 313 achtseitigen Bögen höchstwahrscheinlich im Zeitraum März 1906–April 1908 pub-liziert wurde.

Parallel zu den volkstümlichen Artikeln entstand in derselben Zeit auch ein etwas ge-lehrteres Genre, das von allen, die sich mit den Freiheitskampf betreffenden Themen befassen, viel benützt wurde und noch wird. Es handelt sich um die Artikel, die im Make-doniko Imerologio (Makedonisches Tagebuch), das nacheinander vom Verein „Alexandros o Megas“ („Alexander der Große“) (1908) und dem „Pammakedonikos Syllogos“ („Panmake-donischer Verein“) (1909–1912)68 herausgegeben wurde, und im Ellinismos („Griechentum“)69, der Zeitschrift der gleichnamigen Gesellschaft des Neoklis Kasasis, herauskamen. Das erste Druckwerk war voll von Nekrologen berühmter Kämpfer des Make-donischen Freiheitskampfes und bereits etablierter Nationalhelden, Topographien der schwer geprüften makedonischen Gemeinden (vor allem im Norden), Statistiken über die bul-garischen Gewalttaten und Analysen über die nationalen Rechte, basierend auf den besonderen Bildungsleistungen der griechischen Nation. Im zweiten, nämlich dem Ellinismos, zentrierten sich die Themen eher um die diplomatische Seite der Makedonischen Frage und die Publikation von Dokumenten. Wenn das Makedoniko Imerologio darauf abzielte, durch emotionale Rührung zu mobilisieren, so interessierte sich der Ellinismos eher für die Informa-tion des Leserpublikums: „die Aufklärung über jede brennende nationale Frage sowie die Verstärkung und Steuerung des sich vollziehenden nationalen Freiheitskampfes“, wie man notierte, doch immer innerhalb des von der griechischen Regierung vorgegebenen Rahmens.70 Auf derselben Wellenlänge bewegten sich auch die anderen Publikationen der Gesellschaft

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zum Thema Makedonien71 wie auch die kurzen allbekannten Monographien von Gnasios Makednos („echter Makedone“)72, AlMaz73, Titos Makednos74 und ein paar anderen nament-lich bekannten oder anonymen Autoren, die ihre Untersuchungen (häufig die Texte von Vorträgen) entweder den vor kurzem gefallenen Kämpfern75, den bulgarischen Verbrechen76 oder der Diplomatie hinter den Kulissen des Freiheitskampfes widmeten.77 Man sollte al-lerdings erwähnen, dass alle Persönlichkeiten der makedonischen Geschichtsschreibung, die in Athen in Erscheinung traten, sich ganz versöhnt zeigten mit der Idee der Slawischsprachig-keit der Makedonier, deren Patriotismus sie kannten. Sie befanden sich damit im Einklang mit dem international propagierten Argument der freien Wahl der Identität. Doch andererseits vermittelte das hartnäckige Bestehen auf der Wichtigkeit der Entscheidung für die griechische Bildung als Zeichen für diesen Willen den Eindruck, die Slawischsprachigkeit wäre bei nor-malem Betrieb der griechischen Schulen ein vorübergehendes Phänomen. Und das umso mehr, da verschiedene Untersuchungen beharrlich behaupteten, der slawische Dialekt der Makedonier sei im Grunde griechisch.78

Ganz allgemein gesagt verschob sich nach 1903, den militärischen Entwicklungen und dem Vormarsch der Journalisten, der Schwerpunkt der Literatur von den ethnographischen Theorien zur Gewalt und zu den Verbrechen. Sehr bald wurde auch das Bild von der Koexis-tenz ersetzt durch ein anderes, das im Auftreten gegeneinander und dem Mangel an Toleranz typische Merkmale der makedonischen Geschichte sah. Diese Stereotype setzten sich lang-fristig durch, nicht nur weil sie den sich in der Folge ergebenden diplomatischen Situationen dienlicher waren, sondern auch aus dem Grund, dass diese Literatur auf Englisch verfasst war und sich so leichter wiederverarbeiten ließ. Dagegen gingen andere Beschreibungen verloren, zusammen mit den meisten Texten, die griechischen und serbischen Interessen dienten und auf Französisch oder Italienisch verfasst waren. Das klassischste Beispiel dafür ist die Unter-suchung und die Karte des italienischen Philhellenen und Diplomaten G. Amadori-Virgilj auf der Basis der Religion, die niemand zitiert.

2. Demographische Veränderungen und der bulgarische Revisionismus

Mit ihren Bajonetten fiel es den Balkanheeren viel leichter als den Kartographen, den Ethno-graphen und den Diplomaten, die Grenzen auf dem Balkan und speziell die der Einflusszonen in Makedonien zu ziehen. Doch nicht alle Länder nahmen die Veränderungen als endgültig hin. So wurden die Universitätsprofessoren erneut zu den Waffen gerufen, um mit akademischen Argumenten jene Grenzen zu verteidigen, bei deren Verteidigung die Generäle erfolgreich gewesen beziehungsweise gescheitert waren. Das ernsteste Problem hatten natür-lich die Bulgaren, was die Dokumentation und die Revision betraf. 1913 veröffentlichte Miletich sein Buch Atrocites greques en Macedoine pendant la guerre greco-bulgare. Im sel-ben Jahr wurde von der Carnegie-Stiftung ein internationaler Ausschuss gebildet, um die während der Balkankriege begangenen Verbrechen zu untersuchen. Die Ergebnisse wurden 1914 in Washington unter dem Titel Report of the International Commission to Inquire into the Causes and Conduct of the Balkan Wars veröffentlicht, und sie bewiesen, dass das Spiel mit dem Schaffen von Eindrücken unvermindert fortgesetzt wurde. Mitglieder des Auss-chusses waren Henri Brailsford, Victor Berard und der russische Abgeordnete und Professor für Geschichte und Archäologie Pavel Nikolajevic Miljukov – alle bekannt für ihre probul-garischen Sympathien.79 Griechenland reagierte mit der Veröffentlichung seiner eigenen Auffassung über die Verbrechen.80 Am schlechtesten war für die Griechen jedoch, dass der Ausschuss das demographische Bild Makedoniens so präsentierte, wie er es von dem bul-garischen Professor Jordan Ivanov erhalten hatte, der wiederum die Daten von Vasil Kunchev (1900) reproduzierte.81 Um das Bild der Besetzung eines zu einer fremden Nation gehörigen

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Gebietes umzukehren, lud Veniselos den Schweizer Rechtsprofessor Rudolph Archibald Re-iss ein, die Nordprovinzen des Landes zu bereisen und die Situation der Bevölkerung zu erforschen. Sein Bericht, der 1915 auf Französisch veröffentlicht worden war, bestätigte, dass weder die Makedonier Bulgaren seien noch ihre Sprache Bulgarisch, sie seien schlicht und einfach „Makedonier“ – eine Ansicht, die für Griechenland damals insgesamt günstig war, da sie zugleich die bulgarischen und die serbischen Ansprüche neutralisierte.82

Doch die Besetzung Ostbulgariens während des Ersten Weltkriegs verschaffte den Bul-garen die Gelegenheit, zurückzukehren und nicht nur den Widerstand, mit dem sie in der Vergangenheit zehn Jahre lang zu tun gehabt hatten, auszumerzen, sondern auch das Gebiet aus der Nähe zu untersuchen. Im Sommer 1916 sandte die bulgarische Regierung eine Expe-ditionsgruppe aus hervorragenden Wissenschaftlern und bekannten Aktivisten in die Gegend. Sie umfasste Jordan Ivanov, Anastas Isirkov, Bogdan Filov und Liubomir Miletich.83 Doch der für Bulgarien unglückliche Ausgang des Krieges verschob die Front nach Westeuropa. Ivanov und seine Mitarbeiter, die Professoren Isirkov, Georgi Strezoff – Mitglied der Geogra-phischen Gesellschaft Genf – und Dimitar Micheff – inzwischen Mitglied der bulgarischen Akademie –, bereisten in einem Versuch, den Ausgang der Pariser Friedenskonferenz zu bee-influssen, verschiedene Städte, vor allem in der Schweiz. Ihre Aktivitäten unterstützten die makedonischen Vereinigungen der Schweiz, die aus Sofia eine Subvention von zwanzig-tausend Franken erhielten.84 Einige von jenen Vorträgen wurden auf Französisch veröffentlicht.85 Natürlich ging die bulgarische Produktion insgesamt weit über ein paar Vor-träge hinaus. Im Grunde hatte man die ganze Gruppe der bulgarisch-makedonischen Intellektuellen engagieren können: Simeon Radeff86 aus Resna, mit Jurastudium in Genf, eine alte Führungskraft der Inneren Makedonischen Revolutionären Organisation, S. Kitintcheff87, K. Solarov88, V. Tsanov89 und Kostadin Stefanov90, Literaturprofessor und Mitglied des „Zen-tralen makedonischen Vereins“ in der Schweiz. Flaggschiff unter den Publikationen war selbstverständlich die Untersuchung von Ivanov La Question Macedonienne au point de vue historique, ethnographique et statistique, die 1920 in Paris veröffentlicht wurde und die bul-garischen Ansichten zur Makedonischen Frage und die Rechte Sofias im nunmehr griechischen Makedonien zusammenfasste. Selbstverständlich begleiteten die Publikation – neben Bezugnahmen auf alle den bulgarischen Standpunkt begünstigenden Texte des 19. Jh. – zwei Karten. Die erste nutzte die international gepflegte probulgarische Kartenproduktion des 19. Jh., um den bulgarischen Nationalraum möglichst groß erscheinen zu lassen, die zweite präsentierte die widersprüchlichen Ansichten, die sich nach 1878 entwickelten hatten und diesen Raum merklich – und Ivanov zufolge zu Unrecht – beschränkten.

Wie wir wissen, war es nach allem, was während des Krieges vorhergegangen war, nicht möglich, die Vorschläge Ivanovs und seines Landes in Paris zu verwirklichen – obwohl über einen italienischen Vorschlag für ein unabhängiges Makedonien diskutiert wurde.91 Für das relativ hohe all den akademischen Publikationen beigemessene Gewicht spricht, dass letztlich, nach der revidierten Karte von Cvijic, Gebiete an Serbien abgetreten wurden, und das trotz der Tatsache, dass sein Land eine schwächere wissenschaftliche Produktion und Mobilisierung aufzuweisen hatte.92 Dazu hatte selbstverständlich auch beigetragen, dass Cvi-jic, der sich als Wissenschaftler sowohl in Europa als auch in den USA ganz besonderer Wertschätzung erfreute, bei den Vorgängen der Konferenz dominierte. Seine Ansichten hatten den Effekt, dass die serbische Dominanz in einem großen Teil Makedoniens als gegeben an-genommen wurde, ohne dass überhaupt eine bulgarische Minderheit anerkannt wurde, doch letztlich setzten sie Serbien, das nun die Richtigkeit der Karten des großen Ethnographen durch rasche Assimilation der „Makedonoslawen“ zu beweisen hatte, unter starken Druck.93 Cvijics Ansichten ließen übrigens auch die Griechen nicht unbeeinflusst. Es ist bekannt, dass die Karte, die Professor Georgios Sotiriadis, von seiner Herkunft her ein Makedonier und mit

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Veniselos persönlich befreundet, 1918 vorbereitet hatte und die dem Friedenskongress vorge-legt wurde, auch die Existenz von „Makedonoslawen“ innerhalb des griechischen Staatsgebietes anerkannte – dort, wo Kleanthis Nikolaidis nur Griechen sah.94 Diese seine Ansicht machten sich andere griechische Autoren dieser Periode nicht zu Eigen95 – vor allem der bedeutendste: Vassilios Kolokotronis, ein diplomatischer Beamter, der es übernahm, wie vor ihm Ivanov und Cvijic alle griechischen Argumente und die Griechenland begünstigende internationale Historiographie und Kartographie in seiner Untersuchung La Macedoine et l' Hellenisme: Etude historique et ethnologique (Paris 1919) zusammenzufassen. Die „Make-donoslawen“ waren für Kolokotronis slawischsprachige Griechen.96

Natürlich stand die übrige akademische Gemeinschaft dem Ersten Weltkrieg und der Neuordnung, die er auf dem Balkan geschaffen hatte, nicht gleichgültig und unbeeinflusst gegenüber. Einige der bedeutenden Werke, die verfasst wurden, waren: The Rise of Nation-ality in the Balkans von R. Seton-Watson (London 1917), L' unite de la politique bulgare 1870–1919, die erste Untersuchung von Jacques Ancel über die Makedonische Frage (Paris 1919) und die Dissertation von Jacob Ruchti, Die Reformaktion Österreich-Ungarns und Russlands in Mazedonien 1903–1908. Die Durchführung der Reformen (Gotha 1918), die ur-sprünglich an der Universität Bern vorgelegt worden war. Tatsächlich hatte sich die Schweiz schon in der Zeit vor dem Krieg zum Zentrum des wissenschaftlichen Interesses an Makedo-nien entwickelt, und das stand in Zusammenhang nicht nur mit dem Frieden, der im Land herrschte, sondern auch mit den verdeckten Manövern Sofias.97 Es ist unmöglich, alle Unter-suchungen der Zwischenkriegszeit und alle Artikel aufzuzählen, die in der Presse erschienen, und zwar in Zeitschriften wie: Internationale Pressekorrespondenz, L' Europe Nouvelle, The Advocate of Peace und Voix des Peuples. Manche Arbeiten wurden jedenfalls zu wichtigen Hilfsmitteln, darunter die Bücher von Ancel98 – nunmehr Professor für Geographie und Geschichte –, Andre Wurfbain99, Weigand 100 und anderen.101 Außerdem entstand eine neue Generation von Reisetexten, Erinnerungen teils älterer, teils jüngerer, doch – wie immer – nie neutraler Personen. Die bedeutendsten Autoren waren –wegen ihrer Kenntnisse – Sir Robert R.Graves102, nach 1903 britischer Generalkonsul in Thessaloniki, sein Zeitgenosse, der fran-zösische Offizier Leon Lamouche103, der von Sofia finanzierte probulgarische Vorträge hielt, Edmond Bouchie de Belle104, höherer Beamter, Veteran der makedonischen Front, Franceska Wilson105 und andere.106 In der Zwischenkriegszeit begann außerdem, dank des Aufschwungs bulgaromakedonischer patriotischer Organisationen, die Produktion relevanter Titel auch in den USA. Wichtigster Vertreter war Chris Anastasoff107, aus Florina gebürtig und mit Stud-ium in Amerika.

Einige dieser Bücher gaben im Nachhinein Bulgarien Recht, doch für Sophia war die Sache der Makedonischen Frage auf diplomatischer Ebene endgültig verloren. Dennoch blieb sie während der ganzen Zwischenkriegszeit lebendig, sowohl in der Erinnerung der Flücht-linge als auch in der politischen Arena des Landes. Genau genommen wurden die bulgaromakedonischen Flüchtlinge gleichzeitig zu Autoren und zu den wichtigsten Lesern einer reichen patriotischen Literatur, die alles umfasste von Memoiren aus dem Makedo-nischen Freiheitskampf bis zu den kleinen Geschichten aus ihrer endgültig verlorenen Heimat im griechischen Makedonien. Eine wesentliche Rolle spielte für diese Produktion die Grün-dung des „Makedonischen Instituts“ im Jahr 1923 unter der Leitung des Professors Ivan Giorgov und – zwei Jahre später – die Herausgabe der Zeitschrift Makedonski Pregled. Inzwischen begann Liubomir Miletich, der den Vorsitz des Instituts übernommen hatte, mit der Publikation einer Serie von Memoiren der Voevoden von Ilinden. Seinem Beispiel folgten verschiedene Veteranen wie Christo Matov 108 und Christo Silianov109.

Die internationale Aktivität der Bulgaren war völlig zur Ruhe gekommen. Für sie war die Zeit in Bukarest stehen geblieben, doch ganz allgemein galt dasselbe auch für die

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Griechen, wenn auch aus anderen Gründen. Ihr wissenschaftliches Interesse an Makedonien und seiner Bevölkerung ließ nach. Mit Ausnahme der auf internationalem Niveau stehenden Arbeiten von Stefanos Ladas110, Chrysos Evelpidis111 und Alexandros Pallis112, die die griechischen Vorherrschaft nunmehr auf der Basis des Bevölkerungsaustauschs begründeten, wurden sehr wenige Untersuchungen über das Gebiet und noch wenigere über seine Einwoh-ner veröffentlicht, speziell die früheren.113 Über diese schrieben nunmehr die verschiedenen öffentlichen Dienste, die nicht wussten, wie sie mit deren Besonderheiten umgehen sollten, und vergrößerten so die Kluft zwischen dem Bild, das die Geschichte und die Diplomatie geschaffen hatten, und der Realität, mit der sie konfrontiert waren. Von allen Aspekten dieses komplexen Problems der Assimilation, der neuen Phase der Makedonischen Frage, gewann anscheinend einer, zumindest in der Öffentlichkeit, das ganze Interesse für sich: ihre Haltung während des Makedonischen Freiheitskampfes.

Die Beschäftigung mit dieser Frage bewegte sich in drei Achsen: Die erste stand in Zusammenhang mit den intensiven Bemühungen, die für die Schaffung eines Registers und in der Folge für die moralische und wirtschaftliche Rehabilitation der Kämpfer des Makedo-nischen Freiheitskampfes unternommen wurden. Sie wird vertreten von einer Reihe von Artikeln, die in der Zeitschrift Makedonikos Agon („Makedonischer Freiheitskampf“), die im Zeitraum 1929–1931 herausgegeben wurde, erschienen.114 Obwohl die meisten Artikel sich nicht durch besondere historische Exaktheit auszeichnen, sollte man dennoch nicht übersehen, dass in dieser Zeitschrift sowohl Tagebuchaufzeichnungen als auch andere interessante Do-kumente veröffentlicht wurden – manchmal leider in Bearbeitung.115 Im selben Rahmen, nämlich dem der autobiographischen Zeugnisse, könnte man vielleicht auch eine Reihe von Veröffentlichungen von Tagebuchaufzeichnungen, Erinnerungen und Briefen in Zeitungen behandeln, für die uns noch nicht einmal eine erste Erfassung zur Verfügung steht.116 Viele davon stehen leider im Zusammenhang mit gegenseitigen Beschuldigungen und unterschied-lichen Interpretationen der Ereignisse, die als Folge der Registrierung und Hierarchisierung der Freiheitskämpfer nach den geltenden Gesetzen eintraten. Ein Charakteristikum dieser Gruppe von Veröffentlichungen ist der starke Antikommunismus, wegen der bekannten Stel-lungnahme der Komintern für ein einheitliches und unabhängiges Makedonien im Jahr 1924, doch auch der Erwartung, dass bestimmte politische Bündnisse die Klasse der ehemaligen Freiheitskämpfer und ihres gewaltigen Klientelnetzes begünstigen würden.

Um die zweite Achse drehen sich Biographien, Erinnerungen und Monographien, die entweder als historische Hilfsmittel oder als literarische Werke veröffentlicht wurden. Die Briefe des Pavlos Melas117, die Erinnerungen von Nikolaos Garbolas118, Angeliki Metallinou 119 und Antonios Chamavdopoulos120 wie auch die ersten Biographien von Hauptmann Kotta121, Melas122 und Dragoumis123 könnten als glaubwürdige historische Hilfsmittel ang-esehen werden, da sie auf dem Wissen und den Erfahrungen der Generation des Freiheitskampfes basieren. In dieselbe Kategorie sollte man auch sowohl die Geschichten aus der Zwischenkriegszeit von Georgios Modis als auch die Mystika tou Valtou (Geheimnisse des Moores) von Pinelopi Delta einteilen. Erstere spiegelten in der Regel reelle Ereignisse wider, die Modis persönlich bekannt waren, während sie parallel dazu zum Entstehen einer eigenartigen Sittenschilderung des Freiheitskampfes beitrugen.124 Doch selbst das beliebte Werk von Pinelopi Delta basiert, wie wir wissen, auf Interviews und Tagebüchern von Kämp-fern des Makedonischen Freiheitskampfes, die Antigoni Bellou-Threpsiadi im Zeitraum 1932–1936 niederschrieb. So wurde das fehlende Archivmaterial ersetzt, das das Außenminis-terium, höchstwahrscheinlich aus politischen Gründen, Delta anfangs verweigert hatte.125 Nur wenige dieser Memoiren aus ihrer Sammlung kamen nach dem Krieg an das Licht der Öffent-lichkeit.

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Viel mehr Glück als Delta hatte Nikolaos Vlachos, Dozent für Geschichte in Athen, der um dieselbe Zeit, nämlich 1932, bereits die entsprechende Erlaubnis eingeholt hatte und im Archiv des Außenministeriums arbeitete. Vlachos selbst ermutigte Bellou-Threpsiadi mit den Worten, die auf lebendigen Erzählungen von Freiheitskämpfern basierende Arbeit habe ihre eigenen Vorteile, während er selbst ausschließlich mit „leblosen Dokumenten und Papieren“ arbeite.126 Wie wir sehen werden, gab der Verlauf der Ereignisse seinem Urteil Recht, viel-leicht sogar über seine Erwartungen hinaus. Vlachos’ Untersuchung Die Makedonische Frage als Phase der Ostfrage 1878–1908 (Athen 1935) gilt zu Recht als klassisches und unüberbiet-bares Werk der Diplomatiegeschichte. Dem Makedonischen Freiheitskampf widmete Vlachos zirka 200 eng gedruckte Seiten, die im Grunde immer noch keine Leser gefunden haben. Er benützte, anscheinend ausnahmsweise, das Archivmaterial des Außenministeriums, wobei er wirklich in die Tiefe ging, sowie alle zur Verfügung stehenden Diplomatiebücher der in die Krise verwickelten Länder. Beeinflusst von den späteren Entwicklungen und den diploma-tischen Notwendigkeiten der Zeit verlieh er dem Freiheitskampf den Charakter eines griechisch-serbischen Unterfangens gegen die Bulgaren. Es lässt sich schwer endgültig entscheiden, ob diese Priorität sein Werk zu einem Schattendasein verurteilte – wahrschein-lich nicht. Jedenfalls wurden seine sehr nützlichen, doch für heutige Begriffe auch kühnen Beobachtungen, die uns eine allgemeine Beschreibung des Freiheitskampfes geben, ohne dass dabei jedoch die einzelnen Episoden gänzlich verloren gehen, demonstrativ ignoriert. Wie wir unten sehen werden, war dies kein Zufall.127

In diese dritte und sehr spärlich bestückte Kategorie der historischen Hilfsmittel kön-nten wir auch die früher erschienene Politische Geschichte des neueren Griechenland von Georgios Aspreas einteilen, da sie in ihrem zweiten Band, der 1930 herausgegeben wurde, zirka 20 Seiten über den Makedonischen Freiheitskampf enthält. Aspreas, als Journalist der Zeitung Embros ein Veteran, erwähnt,128 dass er Material benutzt hatte, das er im Archiv von Kalapothakis gefunden hatte, und außerdem „an das Außenministerium gerichtete Berichte aus den Zentren Thessaloniki und Monastiri, Notizen und Archive zeitgenössischer poli-tischer und militärischer Persönlichkeiten und vertrauliche Berichte, die an Georg I. gesandt wurden.“ Dennoch entsteht aus seinen verallgemeinernden Beschreibungen nicht der Ein-druck, dass dieses Material besonders reich gewesen wäre. Eigentlich bestand sein bedeutendster Beitrag in der Veröffentlichung der „Organisation“ des Makedonischen Komit-ees.129 Schließlich darf man auch den damals jungen Rechtsanwalt Georgios Modis nicht ignorieren, der in Zusammenarbeit mit dem Veteran des Freiheitskampfes Nikostratos Ka-lomenopoulos das Stichwort „Makedonischer Freiheitskampf“ für die erste Ausgabe der Großen Griechischen Enzyklopädie ‚Pyrsos’ (1927) verfasste.

Die beiden Charakteristika, die die Zwischenkriegsliteratur mit der der Zeit vor den Balkankriegen gemeinsam hatte, waren der stark nationale Charakter und der häufige Gebra-uch des Französischen für alle internationalen Publikationen. So wurde einerseits die Autorität der griechischen Publikationen endgültig untergraben, andererseits wurden von den auf Französisch verfassten nur sehr wenige nach dem Krieg verwendet, besonders im angel-sächsischen Raum. Das Schlechteste war, dass auch die Geschichtsschreibung, die sich innerhalb der Balkanstaaten entwickelte, weder genügend aus dem schöpfte, was international geschrieben wurde, noch aus der gegnerischen – slawischen bzw. griechischen – Literatur. Sie verstand die Schilderung der – erklärten oder unerklärten, siegreichen oder nicht siegreichen – Kriege als die geeignetste Methode zur Untermauerung des Besitzstandes oder der Erhaltung der patriotischen Gefühle. Die Makedonische Frage war kein Thema zur wissenschaftlichen Beschäftigung, sondern zur patriotischen. Wenn jedes Land die Untersuchungen der Nach-barn und deren Karten sorgfältig gelesen hätte, hätte es sehr nützliche Anleitungen für die im

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In- und Ausland zu verfolgende Politik finden können. Doch keines tat dies, und die Geschichte sollte sich als Farce wiederholen.

3. Bulgarische Besatzung, jugoslawische Aggressivität und griechische Besorgnis 1940–1960

Diese Wende in der Nachkriegshistoriographie, nämlich die weitere Entfernung von der Geschichtswissenschaft, hat natürlich ihre historische Begründung. Die bulgarische Be-setzung des griechischen Ostmakedonien wie auch des serbischen während des Zweiten Weltkriegs, die jugoslawische Einmischung in den griechischen Bürgerkrieg noch vor Kriegsende und besonders die Gründung der Volksrepublik Makedonien waren Ereignisse, die die Historiographie der Balkanstaaten dramatisch beeinflussten. Griechenland fand sich zwischen einer doppelten ideologischen Front gefangen. Nach dem bulgaromakedonischen patriotischen Nationalismus, der während der deutschen Besatzung die dritte Runde seiner Zusammenstöße mit Griechen und Serben durchzog, folgte der slawomakedonische Nation-alismus, ein Produkt des alten föderalistischen, sozialistisch ausgerichteten Flügels der Inneren Makedonischen Revolutionären Organisation, aber auch der serbischen ethnolo-gischen Theorien. Beide Bedrohungen, die bulgarische und die jugoslawische, rechtfertigten die antikommunistische Besorgnis der Zwischenkriegszeit und erhöhten die vorhandene kommunistische Gefahr im In- und Ausland. Und das Schlimmste daran: Beide waren nicht bloß ideologisch. In diesem erdrückenden Rahmen gab es keine Zeit und keinen Raum für Untersuchungen wie die, die Nikolaos Vlachos versucht hatte. Es gab keinen Platz für Slawischsprachige – gefragt waren Entschlossenheit und Fanatismus. Die Universitätsprofes-soren und alle Prominenten hatten die Pflicht, die patriotischen Gefühle zu stärken, einfache historische Argumente zu entwickeln und zu formulieren, von den Erinnerungen Gebrauch zu machen, die sich bequem anboten, um starke ideologische Grenzen aufzubauen – solche, die stärker sein sollten als die schwach geschützten Staatsgrenzen.

Die Last ruhte vor allem auf den Schultern der „Gesellschaft für Makedonische Studien“, die seit ihrer Gründung im Jahr 1939 als wesentlichen Daseinszweck die Unter-suchung jeder Frage hatte, die das „makedonische Volk“ und das „makedonische Land“ (sic) betraf.130 Rund um sie gruppierten sich übrigens viele prominente Makedonier, nicht wenige davon mit Kriegsauszeichnungen aus dem Kampf gegen die Bulgaren in der Familie. Die starken Erschütterungen des Jahrzehnts fanden ihr Pendant in vielen Untersuchungen, die die bulgarische Besatzung Ostmakedoniens mit tragischem Pathos beschrieben und brandmark-ten, aber auch die Folgen der Verwicklung der Kommunistischen Partei Griechenlands bezüglich der Makedonischen Frage. Einige davon erschienen bereits während der Zeit der deutschen Besatzung.131 Es folgten jene Publikationen, die indirekt und auch direkt die Revidierung der Nordgrenze forderten und daran erinnerten, dass die Grenzen Makedoniens nicht identisch seien mit denen Griechenlands,132 und dann jene, die im Rahmen des Kalten Krieges die slawische Gefahr mit der kommunistischen Bedrohung verbanden.133 Einige waren auf das eigene Publikum zugeschnitten, selten wissenschaftlich und vor allem poli-tisch,134 in unversöhnlichem Ton geschrieben, ohne den geringsten Raum für Toleranz, andere wurden, im Einklang mit den Lehren der Vergangenheit, in westeuropäischen Sprachen ver-fasst – von älteren und neu hinzugetretenen Wissenschaftlern, die glaubten, dass das Problem der kommunistischen Bedrohung den endgültigen Ausschlag geben könnte, sodass sich die Waagschale der historischen nationalen Rechte endgültig zu Gunsten Griechenlands neigen würde.135

Es ist selbstverständlich, dass die Geschichte des Makedonischen Freiheitskampfes wieder wie früher reges Interesse erregte und eine neue Bestimmung erhielt: In den entvölk-erten makedonischen Landgegenden war die Anerkennung der Opfer eine notwenige

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Voraussetzung für die Neubelebung des nationalen, gleichzeitig aber auch des politischen Ge-fühles. Die Ereignisse mussten bis ins letzte Detail bekannt werden. Dies war der geringste Tribut, den man besonders jenen Familien zollen musste, die in weniger als 40 Jahren zwei- oder dreimal heimgesucht worden waren. Außerdem gab die Tatsache, dass diejenigen slawischsprachigen griechischen Bürger, die mit Verspätung ihre nationale, aber auch poli-tische Identität gewechselt hatten, aus Griechenland weggezogen waren, nunmehr den Weg frei für die Entstehung spitzer formulierter Studien. Angeliki Metallinou136, die Generäle Dimitrios Kakkavos137 und Alexandros und Konstantinos Masarakis138, Antonios Chamoudo-poulos139 und Jannis Karavitis140 veröffentlichten ihre Erinnerungen – die meisten von ihnen während des Bürgerkrieges und belastet durch dieses Erlebnis. Doch die Notwendigkeit einer neuerlichen Auseinandersetzung mit der ruhmreichen Geschichte stieß nunmehr auf ein unüberwindliches Hindernis: Die Kämpfer des Makedonischen Freiheitskampfes waren zum Großteil nicht mehr am Leben. Der Generationswechsel ließ eine schwer auszufüllende Lücke entstehen, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, als die Makedonische Frage neu definiert wurde. Der Staat beeilte sich, diese Lücke zu füllen, indem im Jahr 1951 zum Zweck der Ab-fassung einer offiziellen Geschichte eine Bemühung zur Niederschrift und zur Sammlung von Material zu jener Zeit ins Leben gerufen wurde. Die Entscheidung war ganz und gar kein Zu-fall.

In der Theorie schien die Spaltung Europas in der Nachkriegszeit den griechischen In-teressen in Makedonien dienlich zu sein. Der Antikommunismus würde möglicherweise als Schutzschild genügen, von dem verdeckt die Griechen den Luxus haben würden, sich mit den lokalen Geschichten der Dörfer Makedoniens und den Biographien der makedonischen Frei-heitskämpfer zu befassen. Die Dinge verhielten sich jedoch nicht genau so. Bulgarien war ein besiegtes Land, das seine revisionistische Politik ändern musste, um nicht von seinen slawischen Partnern, Belgrad und Moskau, isoliert zu werden – eine Dreiecksbeziehung, die die Existenz der Volksrepublik Makedonien schwieriger gestaltete. Außerdem galt der rechte Flügel der Inneren Makedonischen Revolutionären Organisation unter der Führung von Ivan Mihailov prinzipiell als Gefahrenfaktor auf der politischen Bühne Bulgariens, obwohl sich letztendlich das Gegenteil herausstellte.141 Die makedonischen Organisationen mussten sich dahingehend verändern, dass sie gegen die großbulgarischen Träume und für die makedo-nische nationale Emanzipation auftraten, auch wenn dazu Druck nötig war. So geschah es auch. Statt der Zeitschrift Makedonski Pregled erschien die neue Zeitschrift Makedonska Misιl – angepasst an die neuen ideologischen Erfordernisse. Auch die Zeitung Makedonsko Zname spielte eine ebenso bedeutende Rolle im Vorantreiben der neuen Politik. Skopje wurde als das Piemont der Vereinigung der „makedonischen Nation“ propagiert – natürlich nicht ohne Widerstand, solange es noch eine Opposition gab. Doch dies reichte nicht aus. In Bul-garien gab es keinen Platz mehr für Makedonier. 1947 wurde der Betrieb des „Makedonischen Wissenschaftlichen Instituts“ eingestellt. Doch seine Archive und die Gotse Delchev-Reliquien wurden nach Skopje überführt. Auch das Erscheinen der Zeitung Make-donska Mîsil und der Zeitschrift Makedonsko Zname wurde eingestellt. Das war ein schwerer Schlag, und obwohl die bulgarische Politik, wie wir wissen, ab 1948 eine Kehrtwende machte, verzögerte sich doch der Umschwung im Bereich der Historiographie.142

Für die Griechen war natürlich nicht mehr Bulgarien das Problem. Im Jugoslawien der Nachkriegszeit (1945–60) waren trotz der verminderten historiographischen Produktion den-noch die geleistete ideologische Vorarbeit und die Verbesserung des Unterbaus sehr wesentlich und konnten nicht unbemerkt bleiben.143 Vor der Kyrill-und-Method-Universität wurde 1948 das „Institut für Nationalgeschichte“ von Skopje zum Zweck des Sammelns von Archivmaterial und von Memoiren für eine Niederschrift der Geschichte des „Makedonischen Volkes“, der Minderheiten und der nationalen Gruppen, die im Inneren der Republik lebten,

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gegründet.144 1951 folgte die «Matista na Iselenitsite of Makedonjia» [Zentrum für Auslandsmakedonier], die vor allem im Bereich des kulturellen Erbes Verantwortung über-nahm. Von 1950 bis1954 kam die Zeitung Glas na Egejitsite [Die Stimme der Ägäaten] heraus, offizielles journalistisches Organ der slawomakedonischen politischen Flüchtlinge aus Griechenland, das für die Vermittlung der slawomakedonischen Ideologie an ein breites Pub-likum einen wesentlichen Faktor darstellte. In ihren Kolumnen fanden sich in großer Zahl Artikel über die Kriegsereignisse der Vierzigerjahre, Bezüge auf Ilinden und Biographien slawomakedonischer Helden. Mit diesem Material wurde bereits 1951 von der Druckerei der „Flüchtlingsvereinigung“ das Buch von Hristo Andonovski Ägäis-Makedonien herausgege-ben, während 1952 (wie auch in Griechenland) eine Kampagne für die Sammlung von Material über „Ägäis-Makedonien“ initiiert wurde. Im selben Jahr (1952) erschien ein Aufruf der Regierung zur Abgabe neuer Memoiren von Veteranen des Ilinden-Aufstands. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man Memoiren von 398 Personen gesammelt – sicher viel mehr als die Gegenstücke der griechischen Kämpfer des Makedonischen Freiheitskampfes.145 Inzwischen verließ die erste Generation von Historikern, in der die slawomakedonischen poli-tischen Flüchtlinge gebührend vertreten waren, die Universität. Ihre Produktion wurde bekannt vor allem durch ihre Artikel in der Zeitschrift Glasnik. Darin begannen Lazar Kolishevski, der erste Präsident der Republik, und Historiker wie L. Ljuben, S. Dimevski, B. Mitrovski, M. Pandevski, D. Zogravski, Η. Andonov-Poljanski, Η. Andonovski, G. To-dorovski Η. Bitoski, T. Simovski und R. Kirjazovski, eine neue Geschichte Makedoniens zu präsentieren, abgeschnitten von seinen griechischen und bulgarischen Ursprüngen, mit der „makedonischen Nation“ als Bezugspunkt und mit Hilfe der marxistischen Methode. Eine be-deutende Stellung hatte in dieser Geschichte natürlich das alte Objekt risikoreicher Bemühungen Bulgariens, die makedonische geographische Einheit, inne, die mit passenden geschichtlichen Argumenten von der Antike bis zum Zweiten Weltkrieg ausstaffiert und in einer Karte standardisiert wurde, die dieser Republik seitdem auf ihrem Weg mitgegeben ist.

Scheinbar waren die internationalen Auswirkungen dieser Entwicklungen für die Grie-chen nicht besonders beunruhigend. Auf den ersten Blick beschränkte sich die proslawische Literatur zur Makedonischen Frage auf Bücher von Serben und Bulgaren der Diaspora146 und vor allem auf die Bücher von Anastasoff und Ivan Michailoff, dem Anführer der Inneren Ma-kedonischen Revolutionären Organisation in der Zwischenkriegszeit.147 Nüchterne Untersuchungen wie die des Geographieprofessors Η. Wilkinson und der Elisabeth Barker,148 progriechische wie die von Christopher Woodhouse, der 1948 den Zankapfel veröffentlichte, und natürlich die auf Englisch und Französisch verfassten griechischen sorgten in der Situati-on für ein perfektes Gleichgewicht. Doch die Dinge verhielten sich nicht genau so. Die Makedonische Frage fand nunmehr von ganz allein ihren Weg in jede Publikation Belgrads über die jugoslawische Geschichte, aber auch in jede Publikation Dritter über Jugoslawien oder den Balkan, zum letztendlichen politischen Nutzten für Skopje.149 Sie war nicht mehr Teil nur der griechischen, bulgarischen und serbischen Geschichte. Außerdem stellte auch die Sprache des Landes ein eigenes Forschungsobjekt der Slawisten auf der ganzen Welt dar. All diese wissenschaftliche Produktion wurde nunmehr als „makedonisch“ klassifiziert.150

4. Neue Turbulenzen, 1960–1990. Die slawomakedonische historiographische Offensive

Es ist bemerkenswert, dass, wie es auch in Griechenlandnd Bulgarien geschehen war, nun auch im jugoslawischen Makedonien Geschichte im Prinzip von Menschen geschrieben wurde, die ihre persönliche historische Rechtfertigung verfolgten. Tatsächlich waren bis 1960 sehr wenige von denen, die sich – nicht nur in den Balkanländern, sondern auch in Westeu-ropa – mit Makedonien beschäftigten, Universitätslehrer, und noch weniger waren Historiker

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von Beruf. Es handelt sich nicht um ein schwer interpretierbares Phänomen, denn die histori-ographische Produktion folgte der Diplomatie und den politischen und militärischen Entwicklungen auf den Fuß. Es gab noch keine Geschichtsquellen, bloß ein Bedürfnis nach historischen Argumenten, die den politischen Entscheidungen einen Rahmen geben könnten. Dieselben Notwendigkeiten setzten jetzt auch Skopje unterDruck – nur dass diesmal der Maßstab ein anderer war. Es ging um die Existenz der (seit 1963) Sozialistischen Republik selbst im System der Republiken des jugoslawischen Föderalstaats, aber auch im weiteren Geflecht der Beziehungen der sozialistischen Republiken zu Moskau auf der einen und zu den westlichen Republiken auf der anderen Seite.

Der Umgang mit den noch offenen historischen Fragen der jungen Republik war vor-bildlich. Ihr halfen außerdem die herrschende soziale Ideologie, die die historische Methode vorgab und für die totale berufliche Hingabe an die im Voraus bestimmten Ziele sorgte, der Fortschritt der Geschichtswissenschaft und die Verfügbarkeit der Quellen. Zuerst die Univer-sität und nach 1967 die Akademie der Wissenschaften, in Zusammenarbeit mit staatlichen und halbstaatlichen Verlagen, widmeten sich einer in ihrem Umfang unglaublichen his-torischen Produktion, die natürlich nicht hier präsentiert werden kann. Nicht präsentiert werden können auch ihre Richtungswechsel in Bezug auf die Entwicklung des Sozialismus oder die Beziehungen Skopjes zu Belgrad, Athen, Sophia und Moskau. Sicher ist, dass, was die Thematik und den Umfang der Untersuchungen betrifft, der Abstand zur griechischen, serbischen und bulgarischen Literatur innerhalb von 30 Jahren mehr als ausgeglichen wurde – eventuell mit Ausnahme der Behandlung des antiken Makedonien. In dieser Produktion und ganz allgemein in dieser neuen Geschichte der Sozialistischen Republik Makedonien nahm „Ägäis-Makedonien“ einen zentralen Platz ein, den es speziell der Generation der jungen po-litischen Flüchtlinge verdankte, die in Skopje ausgebildet worden war und das Personal des „Instituts für Nationale Geschichte“ stellte.151 Es ist auch sicher, dass diese Kampagne welt-weit Wirkung zeigte, und die Gründe dafür waren nicht nur politischer Natur – nämlich der Wunsch des Westens, die anfälligste Ecke Jugoslawiens zu unterstützen. Wie es früher im Fall von Cvijics Theorien geschehen war, schienen die Ansichten der Slawomakedonen einen Kompromiss darzustellen bzw. eine Lösung in der langjährigen Gegnerschaft zwischen den übrigen staatlichen Historiographien. Übrigens stellten sie die Entwicklung einer existier-enden historiographischen Tendenz dar, die – wie diese Arbeit zeigt –, unabhängig davon, dass sie eigentlich ganz anderen Zielen diente, ab der Mitte des 19. Jh. ihren eigenen Weg ging. Außerdem machte die Betonung sozialer und wirtschaftlicher Themen diese Literatur eher kompatibel mit neueren Tendenzen der internationalen Geschichtsschreibung und ihre publizierten Quellen unverzichtbar für die westlichen Forscher. Ein wesentlicher Teil der ver-legerischen Bemühungen galten außerdem bereits ab den Fünfzigerjahren der Herausgabe von Archivquellen.152 Um die Begegnung der westlichen Wissenschaftler mit der historiogra-phischen Produktion zu erleichtern, begann man ab den Sechzigerjahren mit der Übersetzung grundlegender Arbeiten ins Englische.153 Ab 1971 übernahm diese Aufgabe vor allem die Zeitschrift Macedonian Review, in der Zusammenfassungen von allen im Entstehen begriff-enen Untersuchungen nachgedruckt wurden. Außerdem wurden auf Englisch drei kurz gefasste Geschichtsbücher gedruckt: The Macedonian Nation von Dragan Taskofski (Skopje 1976) vom Verlag Nascha Kniga,·das Werk einer Gruppe von Wissenschaftlern um den Uni-versitätsprofessor Mihaylo Apostolski, General im Widerstand, mit dem Titel A History of the Macedonian Nation (Skopje 1979) vom Institut für Nationale Geschichte und – international am bekanntesten – das Werk von Stoyan Pribichevich, Mitarbeiter der Zeitschrift und Korres-pondent der Time im Hauptquartier Titos, mit dem Titel Macedonia, its People and History (Pennsylvania 1982), das über eine weite Strecke auf offiziellen Publikationen der Sozialistischen Republik Makedonien basiert, von denen es unter anderem die historischen Interpretationen, aber auch die irredentistische Linie vollständig übernimmt.

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In Griechenland und Bulgarien hatte sich nach 1960 die Tendenz umgekehrt. Die Makedonische Frage lag in immer stärkerem Maße in den Händen von Berufshistorikern, was aber natürlich nicht bedeutet, dass die für die breite Masse bestimmten Werke keine Bedeu-tung mehr gehabt hätten. In Sofia wurde die Produktion – vor allem auf Bulgarisch in der Zeitschrift Istoritseski Pregled und weniger auf Französisch und Englisch in den neueren Zeitschriften Etudes Historiques und Bulgarian Historical Review – trotz der ständigen Rich-tungswechsel in den Beziehungen zu Belgrad und der völligen Kontrolle über die makedonischen Flüchtlingsvereinigungen nicht gestoppt. Sie erlebte jedoch einen Aufschwung nach 1978, als es den beiden Regierungen nicht gelang, einen historiogra-phischen Kompromiss zu finden. Die bedeutendste unter den Publikationen, die in der Folge zustande kamen, war der Band Macedonia. Documents and Materials on the History of the Bulgarian People, den die bulgarische Akademie der Wissenschaften im selben Jahr zum Zweck der Bekundung des bulgarischen Charakters der Slawen Makedoniens schon seit dem Mittelalter herausgab.154 Ein Großteil der Dokumente des Bandes stammten, wie dies auch bei der entsprechenden zweibändigen slawomakedonischen Publikation von 1985155 der Fall war, aus Büchern des 19. Jh., aber auch aus solchen der Zwischenkriegszeit, die nunmehr als his-torische Dokumente galten. Etwas später, zum achtzigsten Jahrestag von Ilinden, präsentierten Panajotov und Sopov einen Repronachdruck einer Auswahl von Erinnerungen von Anführern der Inneren Makedonischen Revolutionären Organisation aus der Zwischenk-riegszeit, die ursprünglich Miletich als Leiter des „Makedonischen Wissenschaftlichen Instituts” herausgegeben hatte.156 Die Komitatschis wurden wieder aktiv.

Doch auch die Kämpfer des Makedonischen Freiheitskampfes kehrten zurück. Das „In-stitut für Balkanstudien“ (IMChA), ursprünglich eine Zweigstelle der „Gesellschaft für Makedonische Studien“, hatte die griechische Nachkriegshistoriographie zur Makedonischen Frage übernommen. Die Untersuchung von Sotiadis The Macedonian Controversy wurde 1961 vom IMChA neu aufgelegt – offenbar aus dem Anlass der neuen Krise der griechisch-jugoslawischen Beziehungen und unter Hinzufügung von Kapiteln und neuen Daten zur Nachkriegszeit. Die Linie der Einführung neuer Quellen verfolgte auch Evangelos Kofos157, einer der wenigen Wissenschaftler, die über Makedonien systematisch auf Englisch schrieben – meistens in der neuen Zeitschrift des IMChA, Balkan Studies, in der auch einige Artikel vor allem von Wissenschaftlern der Universität Thessaloniki zur Diplomatiegeschichte Makedo-niens erschienen.158 Die Suche nach Archivmaterial und die Provokation der Sozialistischen Republik Makedonien begünstigte letztlich die Ausweitung des Forschungsinteresses auf neue, den Griechen fast unbekannte Seiten der makedonischen Geschichte,159 wobei die kurz gefasste Geschichte Makedoniens von Apostolos Vakalopoulos160 den wesentlichsten Beitrag darstellt. Aber der Makedonische Freiheitskampf blieb wieder einmal das beliebteste Kapitel in der Geschichte, dem bis 1990 viel mehr Forschung gewidmet wurde. Die Memoiren von Gyparis161, Demestichas162, Kois163, Florias164, Stavropoulos165, Danglis166 und anderen wich-tigen Persönlichkeiten des Freiheitskampfes kamen ans Licht der Öffentlichkeit, während neue Zeitschriften wie Makedoniki Soi (Makedonisches Leben), Chronika tis Chalkidikis (Chronik der Chalkidiki) und andere Zeitschriften der Provinz die Titel zur Mikrohistorie, den Personen, den Dörfern und den Vorfällen auf ein Vielfaches anwachsen ließen. Als Gipfel-punkt dieser Tendenz können zwei Untersuchungen angesehen werden: O Makedonikos Agon 1903–1908 (Der Makedonische Freiheitskampf 1903–1908) von Angelos Anestopoulos, Gendarmerieoffizier, der in zwei Bänden167 (Thessaloniki 1965–1969) die Tätigkeit hunderter Kämpfer des Makedonischen Freiheitskampfes in Dörfern und Kleinstädten Makedoniens beschreibt, und O Makedonikos Agon kai i neoteri makedoniki istoria (Der Makedonische Freiheitskampf und die neuere makedonische Geschichte) von Georgios Modis (Thessaloniki 1967), wo alle seine persönlichen Erfahrungen und sein Detailwissen über den Freiheitskampf Eingang fanden. 1979 gab die Direktion für Heeresgeschichte nach Bemühungen von 25 Jah-

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ren ihre Untersuchung mit dem Titel O Makedonikos Agon kai ta eis Thrakin gegonota (Der Makedonische Freiheitskampf und die Ereignisse in Thrakien) heraus, wie man 1964 beschlossen hatte. Inzwischen war bereits das Buch von Douglas Dakin168 vom IMChA auf Englisch herausgegeben worden, aber auch das von Pavlos Tsamis169 von der Gesellschaft für Makedonische Studien. Schließlich gab das IMChA 1984, anlässlich des 80-Jahre-Jubiläums des Beginns des Kampfes um Makedonien, wieder einmal und ein Jahr später als Sofia Mem-oiren herausragender Freiheitskämpfer in zwei Bänden heraus.

Für Überraschung sorgt jedenfalls die Tatsache, dass diese Bücher über den Makedo-nischen Freiheitskampf nur sehr wenige und vage Bemerkungen zu der Entwicklung der Makedonischen Frage in der Zeit der deutschen Besatzung enthalten. Und es fehlen völlig jegliche Anspielungen auf die Nachkriegsereignisse. Genau so verhält es sich auch mit den wichtigsten makedonischen Untersuchungen von Konstantinos Vakalopoulos aus den Ach-tzigerjahren170 und selbst mit der monumentalen Publikation Makedonien. 4000 Jahre griechischer Geschichte und Kultur (Athen 1982), wo nur zwei Seiten die Entwicklungen ab 1940 beschreiben. Das Fehlen dieses Bezuges zwischen dem Makedonischen Freiheitskampf beziehungsweise der makedonischen Geschichte im allgemeineren Sinn und den modernen Entwicklungen in der Makedonischen Frage – eines Bezuges, der ja eigentlich den Startschuss für die Makedonienforschung der Nachkriegszeit in Griechenland gegeben hatte – lässt sich, glaube ich, vollständig interpretieren. Man muss prinzipiell berücksichtigen, dass die innere politische Situation in Griechenland die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem Thema verhinderte, das in engem Zusammenhang stand zu unangenehmen Aspekten der Be-satzungszeit und des Bürgerkriegs. Für einen großen Teil der Bevölkerung war das ein sensibles Thema. Man muss auch die für Griechenland schwierige diplomatische Lage auf dem Balkan sofort nach der Ausrufung der Republik und der tragischen Entwicklung der Zypernfrage berücksichtigen. Soweit es an Athen lag, blieb die Makedonische Frage in der Schublade verborgen, und man würde sich weiter nach Kräften bemühen, dass es dabei blieb. Letztendlich zeichnen sich mehr als 30 Jahre an Untersuchungen und Publikationen durch folgenden Widerspruch aus: Obwohl sie im Kontext der Ereignisse der Vierzierjahre und im Rahmen der neuen diplomatischen und wissenschaftlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Griechenland und seinen nördlichen Nachbarn verfasst worden waren, dienten sie dennoch weiterhin in erster Linie den lokalen Gefühlsbedürfnissen: der Einbringung des Makedonischen Freiheitskampfes in die nationale Geschichte mit dem Endziel der Hebung des Selbstvertrauens und der Stärkung des Nationalgefühles der Makedonier, als ob daran ein erwiesener Mangel bestünde. Es gab nur sehr wenige griechischsprachige Untersuchungen, die die Sozialistische Republik Makedonien als kulturelle, diplomatische oder ideologische Bedrohung dezidiert erwähnten.171 Für viele Jahre lag im Hinblick auf die Makedonische Frage für das breite griechische Publikum die Bedrohung in Sofia und nicht in Skopje.

Das umgekehrte Phänomen zeigte sich im übrigen Europa und in den USA. Wie vor 1960, wurde die Makedonische Frage auch danach in erster Linie als Sicherheitsproblem für Ost und West behandelt. Sie war ein unverzichtbares Kapitel in allen Büchern, die den Schauplatz Balkan nach dem Krieg entweder als Teil der kommunistischen Welt oder als Teil der Jugoslawischen Föderation untersuchten. Im Grunde war sie ein innerslawisches Problem – eine Anschauung, die letztendlich auch auf die Geschichte ausgeweitet wurde, da für die meisten Balkanologen kein Grund bestand, Griechisch zu können oder auf griechische Quel-len zurückzugreifen.172 Während der Siebzigerjahre machte sich auch wissenschaftliches Interesse an der Herausbildung des slawomakedonischen Nationalismus sowohl vom his-torischen als auch vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt bemerkbar.173 Es tauchten außerdem die ersten Untersuchungen westlicher Sozialanthropologen im Bereich des griechischen Makedonien auf, das für sie noch immer das einzige erreichbare war.174 Ins-

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gesamt allerdings kann man trotz der geringen Zahl der Zitate aus griechischen Untersuchun-gen in der westlichen Historiographie andererseits schwer behaupten, diese internationale Produktion bis 1990 habe sich die gewaltige Menge an slawomakedonischer Geschichtss-chreibung zu Eigen gemacht. Die Sozialistische Republik Makedonien als Land und als slawisches Volk war vor allem mittels Jugoslawiens ganz eingegliedert worden, doch es war deutlich, dass für historische Überlegungen die bulgarische Zwischenkriegszeit und der kommunistische Faktor vielleicht beliebtere Themen waren. Auf jeden Fall und unabhängig von den Dilemmata, die sich aus der Literatur und den Quellen bezüglich der Herkunft der modernen Makedonier ergaben, interessierten sich die Wissenschaftler mehr für die interna-tionalen Beziehungen und die Verwicklungen in dieser Frage als für die Identitäten und ihre Herausbildung.

5. Abschließende Bemerkungen

Die Gründung eines unabhängigen makedonischen Staates, der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Makedonien, und der gleichzeitige Regierungswechsel in Jugoslawien und Bul-garien hatte eine Neubelebung der Makedonien-Literatur zur Folge, doch die Rollen waren jetzt vertauscht. Bulgarien, wo 1991 das „Makedonische Wissenschaftliche Institut“ seinen Betrieb wieder aufnahm und von neuem die Makedonski Pregled herausgab, nahm seine Makedonien-Produktion wieder auf, diesmal jedoch mit sehr mangelhaftem Zugang zur westlichen Wissenschaft. Jahrelang abgeschnitten von der dominanten angelsächsischen Lit-eratur und ohne die finanzielle Möglichkeit eines leichten Zugangs zu Übersetzungen bleib sie für mindestens ein Jahrzehnt zu schwach, um die internationale Geschichtsschreibung zu beeinflussen, aber letztendlich scheint sie mit einer neuen Generation von Historikern zurückzukehren, die ihrer nationalen Historiographie kritisch gegenübertreten. In der Ehema-ligen Jugoslawischen Republik Makedonien wurde nichts benötigt, was nicht schon vorhanden gewesen wäre. Die Arbeit war lange vorher zu Ende geführt worden, und alle neuen Kapitel, die nach 1991 hinzugefügt wurden, waren Wiederholungen. Es ist sogar noch heute (2005) viel zu früh, um bei der gegebenen politischen und diplomatischen Stellung des Landes bedeutende Brüche in seiner Geschichtsschreibung zu erwarten. In Griechenland waren und sind die Tendenzen immer noch gespalten. Eine Seite scheint nunmehr die slawische Linie in der Literatur zu akzeptieren – die slawomakedonische und nicht die bul-garische –, während eine andere weiterhin die Tradition des unnachgiebigen Kampfes um historische Rechte fortsetzt. Eine dritte anerkennt die Komplexität eines Problems, das sich untrennbar mit seiner Literatur vermischt und schon in seiner Entstehung politischen Charak-ter erhalten hat, doch sie wird Ziel von Angriffen beider Seiten, weil sie ihnen vom methodologischen Standpunkt her nicht zustimmen kann. Man könnte sagen, dass die Lage an die Zwischenkriegszeit erinnert. Die Spaltung wird zu einem wesentlichen Anteil von der Uneinigkeit betreffend den Gebrauch neuer methodischer Hilfsmittel hervorgerufen, die aus neuen wissenschaftlichen Bereichen eingeführt wurden, aber auch in der Wahl des Blick-winkels. Tatsächlich hat die westliche Perspektive – so, wie sie auch in früheren Perioden die Kartographierung und Sicherung voneinander abgegrenzter Nationen bzw. den Schutz der nationalen Minderheiten diktiert hatte – nach 1990 zur Erforschung und zum Schutz der na-tionalen Gruppen und ihrer kulturellen Identitäten ermutigt. Vielleicht besteht der einzige Unterschied darin, dass diesmal die westliche wissenschaftliche Produktion rund um die Makedonische Frage, in die wegen der jugoslawischen Krise ausführliche akademische Forschung investiert wurde, fast normative Dimensionen erhalten hat, die jedoch stärker Griechenland beeinflusst haben, weniger Bulgarien und noch kaum die Ehemalige Jugo-slawische Republik Makedonien.

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Doch es handelt sich um nichts wirklich Erstaunliches. Vom Anbeginn an war die Akz-eptanz für die eine oder die andere Auffassung in der Makedonischen Frage eng verbunden mit den diplomatischen Umständen und nicht mit der Qualität oder der Quantität der Auffas-sung selbst. Deshalb gelang es den Bulgaren zu Beginn des Jahrhunderts, nicht aber in den Zwanzigerjahren, die liberalen Briten auf den Plan zu rufen, obwohl ihre humanitären Argu-mente nicht schlechter waren. Deshalb verstanden am Ende des Zweiten Weltkriegs alle den „Makedonismus“ als Mittel zur Expansion des Kommunisten Tito, doch wenige Jahre später akzeptierten sie problemlos die selbständige ethnologische Existenz der Sozialistischen Re-publik Makedonien. Aus demselben Grund provozieren auch die kulturellen Rechte der Slawomakedonen das Interesse oder das Desinteresse der Bulgaren. Aus der Unmöglichkeit der methodischen Konvergenz zwischen den Ländern und den wissenschaftlichen Schulen heraus, aber auch wegen der Widersprüche zwischen den geschichtlichen Perioden der Litera-tur gelangen wir letztendlich erzwungenermaßen zu einem solchen agnostizistischen Ansatz in der Makedonischen Frage, der jedoch funktioneller und bequemer ist für alle.

Damit das verständlich wird, lohnt es sich, mehrere Faktoren anzuführen, die anstatt der Entwicklung die Wiederverwendung älterer Literatur begünstigen. Der bedeutendste ist die Sprache. Was auch immer auf Griechisch oder in den slawischen Sprachen an Quellen oder Hilfsmitteln geschrieben wurde, ist für die westliche Wissenschaft nicht besonders nützlich, vielleicht mit Ausnahme der Gräzisten, der deutschen Balkanologen oder der Slawisten all-gemein. Doch auch sie können sich wegen ihres Studiums, ihrer Nationalität und ihrer Quellen letztlich nicht befreien von ihrem ideologischen Ausgangspunkt. So wurden in Griechenland bis heute die zeitliche Tiefe und das Ausmaß der Problematik der Frage der Au-tonomie Makedoniens nicht erfasst. Sogar die Untersuchungen in französischer Sprache, die einen riesigen Teil der Literatur zur Makedonischen Frage ausmachen, bleiben in Großbritan-nien, den USA und Australien bis jetzt ungenützt, und dasselbe gilt leider auch für die deutsche Literatur. Dagegen ist das, was in englischer Sprache geschrieben wurde oder wird oder in sie übersetzt wird, eine Investition, die sich unabhängig von der Qualität unendlich mal bezahlt macht. Die fehlende Möglichkeit zum Vergleich begünstigt also das kritiklose Akzeptieren von Ansichten. Der zweite Faktor ist die gewaltige Masse der angesammelten Literatur. Die Unmöglichkeit, sie vollends zu bewältigen, begünstigt die Auswahl nur jener Bücher, Texte, Zitate, Statistiken und Karten, die eine Arbeitshypothese bestätigen werden oder zum ideologischen Rüstzeug der Forscher passen. Diese, nämlich die Forscher, stellen den dritten Faktor für diese Rezyklierung dar. Durch die Präsentation der vorhergehenden Literatur wurde die bedeutende Rolle sichtbar, die Politiker und Aktivisten jeder Art für die Ausformung der Geschichtsschreibung der Makedonischen Frage gespielt haben. Eine beson-dere Stellung hatten die Diaspora und die Flüchtlinge inne, egal, ob es nun um „Ägäaten“ in Skopje oder Menschen aus Kastoria in Sofia, den USA oder Perth geht. Alternativ dazu wur-den auch Universitätslehrer eher – als Alibi mit äußerem Anschein der Objektivität – zur Absegnung von Statistiken und Karten eingesetzt als als Träger tieferen Wissens.

Der technologische Fortschritt und speziell der Gebrauch des Internets ist die beste Garantie dafür, dass die bibliographische Rezyklierung der Makedonischen Frage sich so lange fortsetzen wird, wie die Geschichte für die Balkanpolitik und die Selbstdefinition der Völker im Gebiet ein essentielles Objekt mit gefährdeter Existenz bleiben wird. Und es besteht keine Zweifel, dass es nicht mangeln wird an Trägern jeder Art und Personen, die ihre Dienste in dieser Richtung anbieten werden. Schon immer haben Politiker und Professoren Theorien entwickelt, die sie an die Lehrer, die Kleriker und andere willige Apostel weiter-gaben, die sie wiederum unter der Bevölkerung Makedoniens festigen sollten, während die Diplomaten ihrerseits für die Kartografierung der Resultate das Echo der Theorien repro-duzierten. Die Chancen, über diesen Rahmen hinauszukommen, sind in der Tat beschränkt, da

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sogar die Schaffung der Geschichtsquellen, zumindest im 19. Jh., mit den Bedürfnissen der Politik verknüpft ist. Leider können wir Makedonien nicht mit den Augen eines Landwirtes oder Viehzüchters des 18. Jh. sehen, und auch das, was wir über die private Sicht sogar der gebildeten Menschen des 19. oder des 20. Jh. wissen, ist sehr wenig. Es gibt keine Texte, die frei wären von einer politischen Zweckmäßigkeit. Sogar was die Gestaltung der Innen- und Außenpolitik selbst betrifft, ist eher nur die höchste Ebene bekannt und nicht eigentlich der Prozess der Entscheidungsfindung als solcher und die vorausgehenden Diskussionen. So ver-bleiben wir mit einem Bild, das eher die Gegensätzlichkeiten, die Krisen und die extremen Phänomene sichtbar macht als die Art und Weise, wie die Gesellschaft sie überwand. Doch dies stellt nicht eine Verdrehung der Makedonischen Frage dar, sondern ihr eigentliches Wesen. Politik und Ideologie wurden immer außerhalb des Gebietes produziert und in der Folge in rascherem Tempo importiert, als die Gesellschaft sie assimilieren konnte, sodass ihre Diffusion von oben nach unten möglich gewesen wäre. Wie können wir also eine Umkehrung der politischen Perspektive von unten nach oben erwarten?

Anmerkungen 1. Zu diesen Fragen siehe Ioannis Koliopoulos, I „peran“ Ellas kai oi „alloi“ Ellines: To

synchrono elliniko ethnos kai oi eteroglossoi synoikoi christianoi, 1800-1912 [Das Grie-chenland „drüben“ und die „anderen“ Griechen: Die moderne griechische Nation und die anderssprachigen christlichen Mitbewohner, 1800-1912], Thessaloniki 2003, S. 60–1 und das ganze Kapitel 3.

2. H. R. Wilkinson, Maps and Politics. A Review of the Ethnographic Cartography of Mace-donia, Liverpool 1951, S. 35.

3. Zu dieser Zeit wird eine Reihe von Karten veröffentlicht, die die slawische Dominanz auf dem Balkan auf Kosten von Griechen und Türken betonen, aber es vermeiden, die Mei-nungsverschiedenheiten darzustellen. Siehe ibid., S. 53–7.

4. Voin Bozinov & L. Panayotov (Red.), Macedonia. Documents and Material, Sofia 1978, S. 130, 137–138; V. Colocotronis, La Macedoine et l' Hellenisme: Etude historique et ethnologique, Paris 1919, S. 524–5; Spyridon Sfetas, I diamorfosi tis slawomakedonikis taftotitas [Die Herausbildung der slawomakedonischen Identität], Thessaloniki 2003, S. 17–45.

5. Wilkinson, op. cit., S. 42–3. 6. Through Macedonia to the Albanian Lakes, London 1864. 7. Reise durch die Gebiete des Drin und Wardar, Wien 1867 u. ds., Reise von Belgrad nach

Salonik, Wien 1868. 8. Travels in the Slavonic Provinces of Turkey in Europe; the Turks, the Greeks, and the Sla-

vons, London 1867. Mit ethnographischer Karte, s. Wilkinson, op. cit., S. 51–3. 9. Anonym vom Verleger S. Lane-Poole unter dem Titel The People of Turkey by a Consul's

Daughter and Wife, London 1878, Bd. 1–2. 10. Mission de Macedoine, Paris 1876. 11. Turkey in Europe, 2. Aufl., s.l. 1877. 12. Twixt Greek and Turk or Jottings during a Journey through Thessaly, Macedonia and

Epirus in the Autumn of 1880, Edinburgh 1881. 13. La Turquie inconnue: Roumanie, Bulgarie, Macedoine, Albanie, Paris 1886. Siehe

Mackenzie & Irby, op. cit., S. 65–68. 14. K. Sharova & A. Pantev, “Mackenzie and Irby and the New Trends in English Policy to-

wards the South Slavs”, Etudes Historiques, 6 (1973), 117–42. 15. Siehe die Einführung zu der Untersuchung Ta peri tis aftokefalou archiepiskopis tis protis

Ioustinianis [Zur Autokephalie der Justiniana Prima], Athen 1859. 16. Margaritis G. Dimitsas, Archaia geografia tis Makedonias [Antike Geographie

Makedoniens], Athen 1870; Topografia tis Makedonias [Topographie Makedoniens], Athen 1874; Epitomos istoria tis Makedonias apo ton archaiotaton chronon mechri tis tourkokratias. Pros chrisin ton ellinikon Scholeion kai parthenagogion tis Makedonias

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[Kurz gefasste Geschichte Makedoniens von der Vorzeit bis zur Türkenherrschaft. Schulbuch für die griechischen Schulen und Mädchenschulen in Makedonien], Athen 1879; I Makedonia en lithois fthengomenois kai mneimeiois sozomenois [Makedonien in Inschriften und erhaltenen Denkmälern], Athen 1896, Bd. 1–2.

17. Siehe K. Th. Dimaras, Konstantinos Paparrigopoulos. Prolegomena, Athen 1970, S. 20. 18. Im selben Jahr erschien das Werk von Konstantin Jirecek, Geschichte der Bulgaren, Prag

1876. Jirecek war ein Enkel Shafariks und wurde später Bildungsminister Bulgariens. Siehe Colocotronis, op. cit., S. 137–8.

19. Evangelos Kofos, I Ellada kai to Anatoliko Zitima 1875–1888 [Griechenland und die Orientalische Frage 1875–1888], Athen 2001, S. 77 und 157. Vgl. Wilkinson, op. cit., S. 63 und Anm. 2.

20. Zwei Jahre später erschien es auch auf Französisch, siehe Ofeikov, La Macedoine au point de vue ethnographique, historique et philologique, Filippoupolis 1887. Vgl. Kalostypis, op. cit., S. 71–8.

21. Gortse Petrov, Materijali po izutsenieto na Makedonija [Materialien über den Aufstand in Makedonien], Sofia 1896.

22. Ivan Ilchev, Rodinata mi prava ili ne! Vansnopoliticheska propaganda na balkanskite strani (1821–1923) [Für meine Heimat ja oder nein! Propaganda in der Aussenpolitik auf dem Balkan (1821-1923)], Sofia 1995, S. 113.

23. Vgl. z. B. die Untersuchung des belgischen Erforschers des öffentlichen Rechts Emil de Laveleye, The Balkan Peninsula, englische Übersetzung von Mary Thorp, London 1887, aber auch das zweibändige Werk des berühmten Balkanologen Gustav Weigand, Die Aromunen, Leipzig 1894–5; begleitet von einer ethnographischen Karte, das Bulgarien begünstigte. Siehe auch die Untersuchungen des ersten Bischofs der bulgarisch-unierten Kirche Lazar Mladenoff, Rapport sur la situation religieuse des Bulgares catholiques de la Macedoine, Lyon 1884 und des Direktors der katholischen Schule Thessaloniki Ε. Ca-zot, Regeneration d' un peuple. La Macedoine catholique, Paris 1901. Zu einer Gesamtdarstellung der bulgarischen Bibliographie siehe N. Mikhov (Red.), Bibliographie de la Turquie, de la Bulgarie et de la Macedoine, Bd. 1–2, Sofia 1908–1913.

24. Spyridon Gopcevic, Makedonien und Alt-Serbien, Wien 1889. Siehe Wilkinson, op. cit., S. 96–109. Im nächsten Jahrzehnt veröffentlichte er in Belgrad auf Serbisch noch zwei Untersuchungen: Die Wahrheit über Makedonien (1890) und Die ethnographischen Beziehungen Makedoniens und Altserbiens (1899).

25. Siehe die Einführung zu Karl Hron, Das Volkstum der Slaven Makedoniens, Wien 1890. 26. Wilkinson, op. cit., S. 120–5. 27. Ibid., S. 129–32. 28. Kriste Misirkov, Makedonikes ypotheseis [Makedonische Angelegenheiten], übersetzt von

Dimitris Karagiannis, Athen 2003. 29. The Balkan Trial, London 1906, S. 147 und 155. Derselbe hatte 1905 den Artikel „The

Macedonian Committees and the Insurrection” im Band The Balkan Question, Luigi Vil-lari (Red.), London 1905, S. 184–227, veröffentlicht.

30. ictures from the Balkans, London 1906, S. 5. 31. Charles Eliot, Turkey in Europe, London 1908, S. 322, aber auch 265 Anm. 1. 32. The East End of Europe: The Report of an Unofficial Mission to the European Provinces

of Turkey on the Eve of the Revolution, London 1908, S. 210. 33. L’ imbroglio macedonien, Paris 1907. 34. An Observer in the Near East, London 1907, S. 296. 35. Confessions of a Macedonian Bandit, New York 1909. 36. A Captive of the Bulgarian Brigands: Englishman's Terrible Experiences in Macedonia,

London, 1906. 37. G. Abbott, The Tale of a Tour in Macedonia, London 1903. 38. J. L. C. Booth, Troubles in the Balkans, London 1905. Der Autor war im Jahr 1904 Son-

derkorrespondent von Τhe Graphic. 39. E. F. Knight, The Awakening of Turkey: A History of the Turkish Revolution, London

1908. 40. Reginald Wyon, The Balkans from Within, London 1904.

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256 HISTORIOGRAPHIE UND KARTOGRAPHIE DER MAKEDONISCHEN FRAGE

41. H. F. B. Lynch, Europe in Macedonia, being five articles reprinted from the "Morning

Post", London 1908. 42. Edith Durham, The Burden of the Balkans, London 1905. 43. M. Kanh, Courriers de Macedoine, Paris 1903. 44. Victor Berard, “A Travers la Macedoine Slave”, Revue des deux Mondes, 114 (1892),

551–578; Pro Macedonia, Paris 1904. 45. Aleksandr Valentinovic Amfiteatrov, Strana razbora [Seite des Verständnisses] (1903). 46. Siehe Hristo Andonov-Poljanski et al. (Red.), Documents on the Struggle of the Macedo-

nian People for Independence and a Nation-State, Skopje 1985, Bd. 1, S. 412–5, aber auch den Artikel „Oi neoi Slavoi tis Makedonieas“ [Die neuen Slawen Makedoniens], Zeitschrift Sphära, 10. Februar 1901.

47. Siehe z. B. J. Gambier, “Macedonian Intrigues and their Fruits”, Fortnightly Review, 78 (1902), 747–758, H. Vivian, “The Macedonian Conspiracy”, Fortnightly Review, 79 (1903), 827–837, K. Blind, “Macedonia and England's Policy”, Nineteenth Century, 54 (1903), 741–755, E .J. Dillon, “Macedonia and the Powers”, Contemporary Review, 79 (1903), 728–750, W. Miller, “The Macedonian Claimants”, Contemporary Review, 83 (1903), 468–484, G. Azambuta, „Le Conflit des Races en Macedoine d' apres une Obser-vation Monographique“, Le Science Sociale, 2me periode, 19/2 (1904), [Anonym], “Macedonia and the Powers”, Quarterly Review, 198 (1903), 485–514.

48. F. Stevenson, The Macedonian Question, London 1902; M. Leroy, La Question Macedo-nienne. Etude d' histoire diplomatique et de droit international, Paris 1905; G.Verdene, La verite sur la Question Macedonienne, Paris 1905; E. Engelhardt, La Question Macedo-nienne, etat actuel, solution, Paris 1906; G. Amadori-Virgilj, La Questione Rumeliota e la Politica Italiana Macedonia, Vecchia, Serbia, Albania, Epiro, Bitondo 1908, Bd. 1–3; R. Pinon, L' Europe et l' empire ottoman, Paris 1909; P. Rolley und M. de Visme, La Mace-doine et l' Epire, Paris 1912.

49. Siehe Le Queux, op. cit., S. 287–8 oder Upward, op. cit., S. 135–6. 50. Ilchev, op. cit., S. 132 und 215. 51. Ibid., S.133 und 215. 52. Upward, op. cit., S.135. 53. Siehe z. B. die Arbeiten von Noel Buxton, Europe and the Turks, London 1907, “Freedom

and Servitude in the Balkans”, The Westminster Review, 159 (1903), 481–490, “Diplo-matic Dreams and the Future of Macedonia”, The Nineteenth Century and After, 63 (1908), 722–733 und Charles Buxton, Turkey in Revolution, London 1909.

54. Siehe z. B. seine Untersuchung “The Bulgarians of Macedonia. A Psychological Study”, The Fortnightly Review, 75 (104), 1049–1059, aber v. a. sein Buch Macedonia, its Races and their Future, London 1906.

55. D. M. Mason, Macedonia and Great Britain's Responsibility, London 1903. Die Einnahmen aus dem Verkauf wurden an den Balkan Committee Relief Fund weitergegeben.

56. Siehe z. B. Macedonian Massacres: Photos from Macedonia, Publikation des Balkanko-mitees mit Texten von Victoria de Bunsen.

57. B. Sarafoff, The Desperate Outlook in Macedonia, London 1904. 58. A. Schopoff, Les reformes et la protection des chretiens en Turquie 1673–1904, Paris

1904. Vgl. Ilchev, op. cit., S. 220. 59. La Macedoine et sa population chretienne, Paris 1905. 60. Macedonia and the Reforms, London 1908. 61. La question Macedonienne et les reformes en Turkie, Paris 1905. 62. Vgl. Ivo Banac, The National Question in Yugoslavia. Origins, History, Politics, Ithaca &

London 1988, S. 311–3. 63. Periklis Argyropoulos, „O Makedonikos Agon. Apomnimonevmata“ [Der Makedonische

Freiheitskampf. Memoiren], O Makedonikos Agon. Apomnimonevmata [Der Makedonische Freiheitskampf. Memoiren], Thessaloniki 1984, S. 6.

64. Thanos Anagnostopoulos-Palaiologos, „O Neoklis Kazazis kai oi alloi filellines stin periodo tou Makedonikou Agona“ [Neoklis Kazazis und die anderen Philhellenen in der

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VASILIS K. GOUNARIS 257

Zeit des Makedonischen Freiheitskampfes], O Makedonikos Agon. Symposio [Der Makedonische Freiheitskampf. Symposium], Thessaloniki 1987, S. 259–271.

65. A. Andreadis, “Greece and Macedonia”, Contemporary Review, 88 (1905), 376–388. 66. Siehe Petros Papapolyviou, „I Kypros kai o Makedonikos Agonas“ [Zypern und der

Makedonische Freiheitskampf], O Makedonikos Agon. Symposio [Der Makedonische Freiheitskampf. Symposium], Thessaloniki 1987, S. 459–473.

67. Siehe z. B. „O agon mas en Makedonia. Selides apo to imerologion enos syntrofou tou kapetan Verga. O vios ton vounon kai tis pyritidos“ [Unser Kampf in Makedonien. Seiten aus dem Tagebuch eines Gefährten von Kapetan Vergas. Das Leben auf den Bergen und im Pulverrauch], Zeitung Embros, September 1905 passim.

68. Entstanden aus der Vereinigung aller makedonischen Vereine in Athen. 69. Siehe Despoina Jarali & Mary Zangli, To periodiko Ellinismos (1898–1915, 1928–1932):

Parousiasi–Vivliografiki katagrafi [Die Zeitschrift Ellinismos (1898–1915, 1928–1932):Präsentation und bibliographische Auflistung], Ioannina 1993.

70. Jarali & Zangli, op. cit., S. 32. 71. Siehe z. B. die Untersuchung von Neoklis Kazazis, To Makedonikon provlima [Das

makedonische Problem], Athen 1907 und die Neuauflage der Untersuchung von Kalostypis, 1900.

72. Gnasios Makednos [Stefanos Dragoumis], Makedoniki Krisis: Ta Komitata kai oi dynameis 1901–1903 [Makedonische Krise: Die Komitees und die Mächte 1901–1903], Athen 1903, Makedoniki Krisis 2: Metarrythmiseis, Makedonia kai Ellas [Makedonische Krise 2: Reformen, Makedonien und Griechenland], Athen 1903, Makedoniki Krisis 3, 4, 5 (1903–1904) [Makedonische Krise 3, 4, 5 (1903-1904)], Athen 1906, Makedoniki Krisis 6: I tourkiki diakoinosis kai i diakoinosis ton dyo (1904–1907) [Makedonische Krise 6: Die türkische Note und die Note der Zwei (1904–1907)], Athen 1907.

73. Al. Maz. [Alexandros Mazarakis], Ai istorikai peripeteiai tis Makedonias apo ton archaiotaton chronon mechri simera [Das wechselvolle historische Schicksal Makedoniens von der Vorzeit bis heute], Athen 1912.

74. Titos Makednos, Kapetan Nakis Litsas, Athen 1906. 75. Siehe z. B. A. Thomaidis, Istoria Pavlou Mela [Die Geschichte von Pavlos Melas], Athen

1909. 76. Siehe G. Konstas [höchstwahrscheinlich Germanos Karavangelis], Energeiai kai

dolofonika orgia tou voulgarikou komitatou en Makedonia kai idia en ti eparchia Kastorias [Handlungen und Gewaltorgien des bulgarischen Komitees in Makedonien und besonders in der Provinz Kastoria], Athen 1902; G. Dimitsas, I katastrofi tou Krousovou: Thiriodeia Voulgaron kai Othomanon enantion Ellinon [Die Zerstörung von Krusovo: Brutalität von Bulgaren und Osmanen gegenüber Griechen], Athen 1905, sowie auch die Publikation des Ökumenischen Patriarchats Episima engrafa peri tis en Makedonia odyniras katastaseos [Offizielle Dokumente über die traurige Situation in Makedonien], Konstantinopel 1906.

77. Siehe z. B. I. Vlassis, Peri ton Makedonikon logos [Über die makedonischen Angelegenheiten], Athen 1904, Th. Jerojannis, I Makedonia prodidomeni [Der Verrat an Makedonien], Athen 1904, A. Argyros, I makedoniki mas politiki [Unsere makedonische Politik], Athen 1906, I. Choidas, Istoria tis makedonikis ypotheseos [Geschichte der makedonischen Sache], Athen 1908.

78. G. Boukouvalas, I glossa ton en Makedonia Voulgarofonon [Die Sprache der Bulgarischsprachigen in Makedonien], Kairo 1905, K. Tsioulkas, Symvolai eis tin diglossian ton Makedonon ek synkriseos tis slavofanous makedonikis glossis pros tin ellinikin [Beiträge zur Zweisprachigkeit der Makedonier durch den Vergleich der slawisch scheinenden makedonischen Sprache mit dem Griechischen], Athen 1907.

79. Miljukov war Gastprofessor in Sofia gewesen und war der Autor eines russischen Buches über die europäische Diplomatie und die Makedonische Frage (1899).

80. Les cruautes bulgares en Macedoine Orientale et en Thrace, 1912–1913, Athen 1914. 81. Derselbe Bericht wurde 1995 von der Stiftung „Free and Democratic Bulgaria” neu aufge-

legt.

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258 HISTORIOGRAPHIE UND KARTOGRAPHIE DER MAKEDONISCHEN FRAGE

82. Rapport sur la situation des Boulgarophones et des Musulmans dans les nouvelles prov-

inces Grecques, Lausanne 1915. 83. Die Berichte wurden von Petar Petrov in dem Band Naucna ekspedicija v Makedonija i

pomoravieto 1916 [Wissenschaftliche Expedition in Makedonien und dem Moravagebiet 1916], Sofia 1993.

84. Ilchev, op. cit., S. 217. Siehe außerdem Η. Andonovski, „Movement in Switzerland for a Macedonian State”, Macedonian Review, 4 (1974), 254–5.

85. J. Ivanoff, La Region de Cavalla, Bern 1918, G. Strezoff, Les luttes politiques des Bul-gares Macedoniens, Genf 1918, D. Micheff, La verité sur la Macedoine, Bern 1918, A. Ishirkov, La Macedoine et la constitution de l' Exarchat Bulgare, 1830–1897, Lausanne 1918.

86. La Macedoine et la Renaissance Bulgare au XIXe s., Sofia 1918. 87. Quelques mots de reponse aux calomniateurs des Macedoniens, Lausanne 1919. 88. La Bulgarie et la Question Macedonienne. Les causes des guerres balkaniques,

Sofia1919. 89. Reports and Letters from American Missionaries Referring to the Distribution of Nation-

alities in the Former Provinces of European Turkey 1858–1918, Sofia 1919. 90. We the Macedonians, Bern 1919. 91. Wilkinson, op. cit., S. 229–35. 92. V. Djeric, Ethnographie des Slaves de Macedoine, Paris 1918, Τ. Djordjevic, Macedonia,

London 1918, V. Marcovic, La Macedoine a-t-elle été considerée comme pays bulgare par les Serbes du Moyen Age, Paris 1919.

93. La peninsule balkanique; Geographie humaine, Paris 1918. 94. Wilkinson, op. cit., S. 191–5. 95. Stephanos Phokas-Kosmetatos, La Macedoine. Son passe et son present. Etude historique

ethnographique et politique de la Macedoine avec considerations sur les pays limitrophes et l' Helenism, Lausanne 1919, Konstantinos Mazarakis-Ainian, I lysi tou valkanikou zitimatos [Die Lösung der Balkanfrage], Athen 1919.

96. Siehe besonders S. 515–7. 97. E. Kupfer, La Macedoine et les Bulgares, Genf 1917, J. Melchy, Le Martyre d' un petit

peuple, Genf 1917, G. Lepide, La Macedoine indivisible devant le future Congress de la Paix, Lausanne 1918, V. Sis, Mazedonien, Zürich 1918, die zuerst 1914 auf Tschechisch veröffentlicht worden war, A. Delvigne, Le Probleme Macedonien, Bern 1919, N. Derjav-ine (oder Derschawin), Les rapports bulgaro-serbes et la Question Macedonienne (Lausanne 1918), anscheinend eine Übersetzung seiner 1915 in Sofia veröffentlichten Arbeit. Siehe auch vom selben Autor Über Macedonien, Wissenschaftliche und Kritische Untersuchung, Leipzig 1918. Es ist bekannt, dass die Studien dieses russischen Historikers direkt von der bulgarischen Regierung finanziert wurden, siehe Ilchev, op. cit., S. 227–8.

98. La Macedoine et son evolution contemporaine, Paris 1930, La Macedoine, étude de colo-nisation contemporaine, Paris 1936. Ancel war im Ersten Weltkrieg nach Makedonien gekommen und verfasste sogar die Studie Les travaux et les jours de l' Armee d' Orient 1915–1918, Paris 1921.

99. L' echange greco-bulgare des minorites ethniques, Paris 1930. 100. Ethnographie von Mazedonien, Leipzig 1924. 101. R. A. Reiss, La question des Comitadjis en Serbie du Sud, Belgrad 1924, J. Schultze,

Makedonien. Landschafts- und Kulturbilder, Jena 1927, H. Schacht, Die Entwicklung der Mazedonischen Frage um die Jahrhundertwende zum Murzsteger Program, Halle 1929, W. Jacob, Die Mazedonische Frage, Berlin 1931, K. Kratchounov, La politique ex-terieure de la Bulgarie 1880–1920, Sofia 1932.

102. Storm Centres of the Near East. Personal Memories 1879–1929, London 1933. 103. Quinze ans d' histoire balkanique 1904–1919, Paris 1928, vgl. Ilchev, op. cit., S. 227–8. 104. La Macedoine et les Macedoniens, Paris 1922. 105. Yugoslavian Macedonia, London 1930. 106. A. Goff, A. und H. Fawcett, Macedonia: A Plea for the Primitive, London 1921, D.

Footman, Balkan Holiday, London 1935.

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VASILIS K. GOUNARIS 259

107. The Tragic Peninsula: A History of the Macedonian Movement for Independence since

1878, St. Louis 1938. 108. Vastanitski Deistvija [Revolutionäre Tätigkeiten], Sofia 1925 und Osnovi na Vatresnata

Revolutsiona Organizatsija [Grundlagen der Inneren Revolutionären Organisation], Sofia 1925.

109. Osvoboditelnite borbi na Makedonija [Befreiungskampf in Makedonien], Sofia 1933. Zu dieser Produktion und allgemeiner über die makedonischen Intellektuellen in der bulgarischen Literatur siehe Sania Velkov, „Prosfyges kai prosfygikes mnimes sti voulgariki ethniki ideologia kai logotechnia (1878–1944)“ [Flüchtlinge und Flüchtlingser-innerungen in der bulgarischen Nationalideologie und Literatur (1878–1944)], in: V. Gounaris & I. Michailidis (Red.), Prosfyges sta Valkania. Mnimi kai ensomatosi [Flüchtlinge auf dem Balkan. Erinnerung und Eingliederung], Athen 2004, S. 329–81.

110. The Exchange of Minorities: Bulgaria, Greece and Turkey, New York 1932. 111. Les états balkaniques, Paris 1930. 112. Peri antallagis plithysmon kai epoikismou en ti valkaniki kata ta eti 1912–1920 [Über

den Bevölkerungsaustausch und die Besiedlung auf dem Balkans in den Jahren 1912–1920], Konstantinopel 1920, Statistiki meleti peri ton fyletikon metanastefseon Makedonias Thrakis kata tin periodon 1912–1924 [Statistische Untersuchung über die Migrationen in Makedonien und Thrakien in der Zeit 1912–1924], Athen 1925, Syllogi ton kyrioteron statistikon ton aforoson tin antallagi ton plithysmon kai prosfygikin apokatastasin meta analyseos kai epexigiseos [Sammlung der wichtigsten Statistiken betreffend den Bevölkerungsaustausch und die Rehabilitation der Flüchtlinge, mit einer Analyse und einer Erklärung], Athen 1929.

113. K. Karavidas, Agrotika: Erevna epi tis oikonomikis kai koinonikis morfologias en Elladi kai en tais geitonikais slavikais chorais [Untersuchung über die wirtschaftliche und soziale Morphologie in Griechenland und den benachbarten slawischen Ländern], Athen 1931. M. Mavrogordatos & A. Chamoudopoulos, I Makedonia: Meleti dimografiki kai oikonomiki [Makedonien: Demographische und wirtschaftliche Untersuchung], Thessaloniki 1931. S. Gotzamanis, Ypomnimata epi tis exoterikis kai esoterikis politikis, peri meionotiton kai afomoioseos plithysmon [Memoranda zur Außen- und Innenpolitik, über Minderheiten und Bevölkerungsassimilation], Athen 1939.

114. Vgl. Vasilis K. Gounaris, „Vouleftes kai Kapetanioi: Pelateiakes scheseis sti mesopolemiki Makedonia“ [Abgeordnete und Hauptmänner: Klientelbeziehungen im Makedonien der Zwischenkriegszeit], Ellinika, 41 (1990), 313–335.

115. Siehe die Tagebücher der Corps von Stefanos Mallios und Mitsos Gouras, veröffentlicht von dem Sekretär des Corps, Stefanos Akrivos, in den Heften 5–12 und 8–12. Aus einem Fragment des Tagebuchs von Mallios, das sich in seiner originalen Form im Museum des Makedonischen Freiheitskampfes befindet, kann man entnehmen, dass Stefanos Akrivos den Text verändert hat.

116. Siehe die Serie in der Zeitschrift Tachydromos tis Voreiou Ellados, 1926–27, unter dem Titel „I iroikoteri selis tis Neoteris Ellados. I istoria tou Makedonikou Agona“ [Die heroische Seite des modernen Griechenland. Die Geschichte des Makedonischen Freiheitskampfes], die Veröffentlichung des Tagebuches des Filolaos Pichion in der Zeitung Dytiki Makedonia [Westmakedonien] von Kastoria, 1930, verschiedene Texte von Vardas im Eleftheros Anthropos, 1931, und Erinnerungen von Jannis Karavitis in der Zeitung Kritikos Kosmos [Kretische Welt], Chania, 1940.

117. [Natalia Mela], Pavlos Melas. Viografia apo diigiseis, grammata dika tou kai allon, [Pavlos Melas. Biographie in Form von Erzählungen und Briefen von ihm und anderen], Alexandria 1926.

118. N. Garbolas, Pos i Makedonia paremeinen elliniki: istorikai selides [Wie Makedonien griechisch blieb: historische Blätter], Thessaloniki 1933.

119. A. Metallinou, „Anamniseis tis didaskalikis mou zois“ [Erinnerungen meines Lebens als Lehrerin], Makedoniko Imerologio, 1 (1925), 62–66.

120. A. Chamoudopoulos, Ellinismos kai Neotourkoi: ethniki drasis tou ypodoulou Ellinismou kata tin neotourkikin periodon 1908–1912 [Griechentum und Jungtürken: Nationale

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260 HISTORIOGRAPHIE UND KARTOGRAPHIE DER MAKEDONISCHEN FRAGE

Aktivität des unterjochten Griechentums während der Zeit der Jungtürken 1908–1912], Thessaloniki 1926.

121. A. Kontoulis, Viografia kapetan Kotta [Biographie des Kapetan Kotta], Florina 1931. 122. I. Vakalopoulos, Pavlos Melas (Viografia) [Pavlos Melas (Biographie)], Athen 1939. 123. K. Paraschos, Ion Dragoumis, Athen 1936. 124. Georgios P. Argyriadis, Georgios Modis o afigitis tou Makedonikou Agona: Makedonikes

istories [Georgios Modis, der Erzähler des Makedonischen Freiheitskampfes: Makedonische Geschichten], Thessaloniki 1991, S.205–209.

125. Bellou-Threpsiadi, op. cit., S. 14–15. Vassileios Laourdas, „I Pinelopi Delta kai i Makedonia“ [„Pinelopi Delta und Makedonien“], Makedonika Analekta, Thessaloniki 1980, S. 90 und Anm. 33.

126. Bellou-Threpsiadi, op. cit., S. 15. 127. Siehe Vlachos, op. cit., z. B. S. 92–94, 393–395. 128. Bd. 2, S. 55, Anm. 1. 129. Bd. 2, S. 67–74 in einer Anmerkung. Dieselbe Vorschrift veröffentlichte Aspreas als

erster 1929 in der Megali Stratiotiki kai Naftiki Enkyklopädia [Große Militär- und Marineenzyklopädie] Bd. 4, für die er das Stichwort „Makedonikos Agonas“ verfasst hatte (S. 435–440).

130. „Katastatikon tis en Thessaloniki Etaireias Makedonikon Spoudon“ [„Satzung der Gesellschaft für Makedonische Studien in Thessaloniki“], Makedonika, 1 (1940), 638.

131. P. Argyropoulos, La Question Greco-Bulgare, Cairo 1944. P. Nikolakos, Voulgaroi, oi aimovoroteroi anthropoi, oi aspondoteroi echthroi mas [Bulgaren, die blutrünstigsten Menschen, unsere unversöhnlichsten Feinde], Alexandria 1944. Komitee von Professoren, I mavri vivlos ton voulgarikon enklimaton eis tin An. Makedonian kai Dyt. Thrakin 1941–1944 [Das Schwarzbuch der bulgarischen Verbrechen in Ostmakedonien und Westthrakien 1941–1944], Athen 1945.

132. Siehe z. B. I. Vojatzidis, Ta pros vorran synora tou Ellinismou [Die Nordgrenzen des Griechentums], Thessaloniki 1946. S. Kyriakidis, Ta voreia ethnologika oria tou ellinismou [Die ethnologische Nordgrenze des Griechentums], Thessaloniki 1946. Ch. Naltsas, Ta ellinoslavika synora [Die griechisch-slawische Grenze], Thessaloniki 1948. F. Dragoumis, Prosochi sti voreian Ellada 1945–1948 [Achtung auf Nordgriechenland 1945–1948], Thessaloniki 1949.

133. Siehe z. B. die Untersuchung von I. Vojatzidis, „I dynamis tou Panslavismou, tou Kommounismou kai tou Imperialismou os pros tin Ellada“ [Die Macht des Panslawismus, des Kommunismus und des Imperialismus auf Griechenland], Makedoniko Imerologio 18 (1948), 33–48.

134. N. Vlachos, I ethnologiki synthesis ton anikonton eis tin Ellada tmimaton tis Makedonias kai tis Dytikis Thrakis [Die ethnologische Zusammensetzung der zu Griechenland gehörenden Teile Makedoniens und Westthrakiens], Athen 1945. A. Papaevgeniou, Voreios Ellas: Meionotites apo statistikis apopseos en schesei me ton plithysmon kai tin ekpaidevsis [Nordgriechenland: Minderheiten vom statistischen Standpunkt in Beziehung zur Bevölkerung und zur Bildung], Thessaloniki 1946. I. Papakyriakopoulos, Voulgaroi kai Italoi enklimaties polemou en Makedonia [Bulgarische und italienische Kriegsverbrecher in Makedonien], Athen 1946. E. Grigoriou, To voulgarikon orgion aimatos eis tin Dytikin Makedonian 1941–44 [Die bulgarische Blutorgie in Westmakedonien 1941–44], Athen 1947. G. Georgiadou, To mixoglosson en Makedonia idioma kai i ethnologiki katastasis ton omilounton touto Makedonon [Das gemischte Idiom in Makedonien und die ethnologische Situation der Makedonier, die es sprechen], Edessa 1948. D. Pefanis, Oi Ellines slavofonoi tis Makedonias kai oi Ellinovlachoi [Die slawischsprachigen Griechen und die griechischen Aromunen], Athen 1949. K. Antoniou, Slaviki kai kommounistiki epivouli kai i antistasis ton Makedonon [Slawische und kommunistische Machenschaften und der Widerstand der Makedonier], Thessaloniki 1950. A. Kyrou, I synomosia enantion tis Makedonias 1940–1949 [Die Verschwörung gegen Makedonien 1940–1949], Athen 1950. K. Bramos, Slavokommounistikai organoseis en Makedonia, propaganda kai epanastatiki drasis [Slawokommunistische Organisationen in Makedonien, Propaganda und revolutionäre Tätigkeit], Thessaloniki

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140. Ellinikos Vorras, 22. Mai 1949–25. März 1950. 141. Zu einer detaillierteren Präsentation siehe I. Nedeva und N. Kaytchev, „IMRO groupings

in Bulgaria after the Second World War”, James Pettifer (Red.), The New Macedonian Question, Houndmills & New York 1999, S. 167–83.

142. Im Detail siehe Vemund Aarbakke, „Prosfyges kai prosfygikes organoseis sti Voulgaria 1940–1990“ [„Flüchtlinge und Flüchtlingsorganisationen in Bulgarien 1940–1990“], in: V. Gounaris & I. Michailidis (Red.), Prosfyges sta Valkania. Mnimi kai ensomatosi [Flüchtlinge auf dem Balkan. Erinnerung und Eingliederung], Athen 2004, S. 382–447.

143. Zu diesem Thema siehe die Arbeit von Iakovos Michailidis „Slavomakedones politikoi prosfyges sti jugoslawiki Makedonia“ [„Slawomakedonische Flüchtlinge im jugoslawischen Makedonien“], in: V. Gounaris & I. Michailidis (Red.), Prosfyges sta Valkania. Mnimi kai ensomatosi [Flüchtlinge auf dem Balkan. Erinnerung und Eingliederung], Athen 2004, S. 83–163.

144. Siehe z. B. die ersten Publikationen des Institutes: Turski dokumenti za makedonskata istorija [Türkische Dokumente zur makedonischen Geschiche], Skopje 1951, Izveshtai od 1903–1904 godina na avstriskite pretstavnitsi vo Makedonija 1903–1904 [Berichte des österreichischen Gesandten in Makedonien, 1903-1904], Skopje 1955, Dokumenti od vi-enskata arhiva za Makedonija od 1879–1903 [Dokumente des Wiener Archivs über Makedonien, 1879-1903], Skopje 1955.

145. Siehe G. Petrov, Spomeni na G. Petrov [G. Petrov’s Memoiren], Skopje 1950. 146. Wayne S. Vucinich, Serbia between East and West. The Events of 1903–1908, Stanford

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262 HISTORIOGRAPHIE UND KARTOGRAPHIE DER MAKEDONISCHEN FRAGE

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150. Siehe Dimitrije Djordjevic, “West-European and American Post-war Historiography on Macedonia”, in: The Foreign and Yugoslav Historiography of Macedonia and the Mace-donian People, Skopje 1970, S. 147–62.

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154. Siehe Patriarch Kiril, Balgarskata Ekzarhija v Odrinsko i Makedonija sled osvoboditel-nata voina 1877–1878 [Die bulgarische Exarchie in Adrianopel und Makedonien nach dem Befreiungskampf 1877-1878], Bd. 1–2, Sofia 1969–1970. Α. Pantev (Red.), Collec-tion of Documents on the National-Liberation Movement in Macedonia and the Adrianople Region, Sofia 1978. V. Bojinov, „L' instruction bulgare en Macedoine et en Thrace d'Andrinople 1878–1903”, Etudes Historiques, 8 (1978), 255–274.

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166. X. Lefkoparidis (Red.), P. G. Danglis, Anamniseis–engrafa–allilografia. To archeion tou [P. G. Danglis, Erinnerungen–Dokumente–Korrespondenz. Sein Archiv], Athen 1965, Bd. 1–2.

167. In den Achtzigerjahren erschien auch ein dritter Band. 168. The Greek Struggle in Macedonia, 1897–1913, Thessaloniki 1966. 169. Pavlos L. Tsamis, Makedonikos Agon [Makedonischer Freiheitskampf], Thessaloniki

1975. 170. Konstantinos A. Vakalopoulos, O Voreios Ellinismos kata tin proimi fasi tou

Makedonikou Agona 1878–1894 [Das Nordgriechentum während der frühen Phase des Makedonischen Freiheitskampfes 1878–1894], Thessaloniki 1983, I Makedonia stis paramones tou Makedonikou Agona 1894–1904 [Makedonien am Vorabend des Makedonischen Freiheitskampfes 1894–1904], Thessaloniki 1986, O Makedonikos Agonas 1904–1908. I enopli fasi [Der Makedonische Freiheitskampf 1904–1908. Die bewaffnete Phase], Thessaloniki 1987, Neotourkoi kai Makedonia 1908–1912 [Jungtürken und Makedonien 1908–1912], Thessaloniki 1988.

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