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www.gebit-ms.de Sozialinformatik Definition – Softwareangebote für Soziale Arbeit 2.1.2 Sozialplanung/Sozialinformatik und Dokumentation MA Soziale Arbeit 2. Sem. WS 2013/14 Markus Poguntke-Rauer

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SozialinformatikDefinition – Softwareangebote für Soziale Arbeit

2.1.2Sozialplanung/Sozialinformatik und Dokumentation

MA Soziale Arbeit 2. Sem. WS 2013/14Markus Poguntke-Rauer

Page 2: Www.gebit-ms.de Sozialinformatik Definition – Softwareangebote für Soziale Arbeit 2.1.2 Sozialplanung/Sozialinformatik und Dokumentation MA Soziale Arbeit

I. Was ist Sozialinformatik?

Wendt (2000) definiert den Begriff wie folgt:

„Die Sozialinformatik hat Informations- und Kommunikationssysteme in der Sozialwirtschaft und der Sozialen Arbeit zum Gegenstand.

- PCs,. Tablets, Softwareprogramme, Smartphones etc.- Fach- und Branchenspezifische Software-Programme: Falldokumentationssysteme, Abrechnungssysteme

etc.

Sie befasst sich mit der systematischen Verarbeitung von Informationen im Sozialwesen in ihrer technischen Konzipierung, Ausführung und Evaluation, und sie geht damit verbunden den Bedingungen, Wirkungen und sozialen Begleiterscheinungen des Technologieeinsatzes nach.

- Nicht nur Technik, sondern der Gesamtprozess der (technikunterstützten Informationsverarbeitung) steht im Mittelpunkt

- Handlungsebene: Konzeptionelle Entwicklung und Umsetzung in und durch Technologien

Kurz: die Sozialinformatik nimmt fachliche Verantwortung für den Produktionsfaktor Information im System sozialer Dienstleistungen und ihrem Umfeld wahr.“ (ebd., S. 20).

- Sozialwissenschaftliche Reflexionsebene

Markus Poguntke-Rauer

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I. Was ist Sozialinformatik?

Markus Poguntke-Rauer

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Kerninformatik-Theoretische Informatik- Technische Informatik

Reflexives Handlungs-Wissen zu Sozialer ArbeitUnd Sozialmanagement

Angewandte Informatik

-Wirtschaftsinformatik-Medizininformatik-Rechtsinformatik

Usw.

SOZIALINFORMATIK

IT- Systeme im Sozialwesen

Konzeption

Evaluation

Anwendung

Wissen über Informations-Prozesse und

Informationstechnologie(System- Architekturen,

Software usw.)

Kerninformatik-Theoretische Informatik- Technische Informatik

Reflexives Handlungs-Wissen zu Sozialer ArbeitUnd Sozialmanagement

Angewandte Informatik

-Wirtschaftsinformatik-Medizininformatik-Rechtsinformatik

Usw.

SOZIALINFORMATIK

IT- Systeme im Sozialwesen

Konzeption

Evaluation

Anwendung

Wissen über Informations-Prozesse und

Informationstechnologie(System- Architekturen,

Software usw.)

Fachliche Verortung der Sozialinformatik nach Kreidenweis (vgl. Kreidenweis: 2004)

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I. Wo(mit) beschäftigt sich die Sozialinformatik?

Zur Sozialinformatik werden alle Informations- und Kommunikationssysteme gezählt, die im Bereich der Sozialwirtschaft und sozialen Arbeit zum Einsatz kommen (können).

Vier Ansätze der Sozialinformatik nach Ley (2004, S. 10) : - Sozialinformatik als makroperspektivischer/systemischer Ansatz,

- Wirkungen der Sozialinformatik aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive

- arbeits- und prozessorientierter Ansatz, - Voraussetzungen, Umsetzungen und Auswirkungen der Informatik auf Soziale Arbeit

- anwendungsorientierter Ansatz- Entwicklung und Produktion von Branchensoftware

- ergebnisorientierter Ansatz. - Erwerb und der Gewinnung von Informations- und Wissensprozesse, die durch IT-Einsatz unterstützt

und optimiert werden sollen

Markus Poguntke-Rauer

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I. Entwicklungslinien Sozialinformatik

Phase I: 80er-90er Jahre:- im Mittelpunkt des Interesses der Sozialinformatik standen die Bereiche allgemeine

Verwaltung und Abrechnung- Weitgehend feststehende administrative Standardprozesse, wie die Erstellung von

monatlichen Leistungsabrechnungen, wurden in einem Computersystem abgebildet und elektronisch abgewickelt.

- Auf der Basis der Betriebssysteme MS-DOS oder UNIX wurden Software-Lösungen entwickelt, die allein schon aufgrund ihrer rein textorientierten Benutzeroberflächen kaum für Fachkräfte aus der Sozialen Arbeit oder Pflege geeignet waren.

- Primäre Einsatzfelder waren größere stationäre Einrichtungen der Alten- oder Behindertenhilfe sowie die ambulante Alten- und Krankenpflege. Das vorrangige Ziel war die Automatisierung von Routinearbeiten und die Einsparung personeller Ressourcen in den administrativen Bereichen.

Markus Poguntke-Rauer

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I. Entwicklungslinien Sozialinformatik

Phase II: 90er Jahre bis zum Beginn 2000- Prozess der Entwicklung spezifischer Fachsoftware-Lösungen. - Zum einen wurden vermehrt Zusatzfunktionen oder eigenständige Programme für die

fachliche Arbeit wie Pflegeplanung oder Falldokumentation entwickelt, - zum anderen ging der Trend hin zu differenzierteren Statistik-Optionen und

betriebswirtschaftlichen Funktionalitäten. - Darüber hinaus gewann auch das Internet im Bereich der Informationsbeschaffung

zunehmend an Bedeutung.- Mailinglisten- Informationsportale- Noch nicht: WEB 2.0 / Interaktivität

Markus Poguntke-Rauer

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I. Entwicklungslinien Sozialinformatik

Phase III: ab Jahr 2000 - heute- die Phase ist gekennzeichnet durch die Integration einzelfallbezogener Planungs- und

Evaluationsfunktionen in die Fachsoftware. - Der Softwaremarkt heute ist geprägt durch eine kaum noch zu überschauende Vielzahl an

Lösungen:- Betriebswirtschaftlicher Software

- z.B. Leistungsabrechnung- Internetanwendungen als Informations- / Wegweiserportalen oder in Form von interaktiven Informations-

und Kommunikationswebseiten - z.B. Online-Beratungsangeboten, Foren etc.

- Fachsoftware für soziale Organisationen: - Sie kann untergliedert werden in Programme zur Klientenverwaltung, Leistungsabrechnung,

Diagnose/Hilfeplanung und Dokumentation sowie Auswertung / Controlling / Steuerung.

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I. Gegenstand Sozialinformatik

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Sozialinformatik

Grundlagen

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Datenschutz

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III. Informationstechnologien in sozialen Organisationen

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Standard-software

Office-Anwendungen

Internetdienste (Mail, WWW)

Intranetdienste

Betriebswirt-schaftliche Software

Rechnungs-wesen

FiBu, Kasse, Kostenrechnung, Anlagenbuchhalt

ung

Lohn- und Gehaltsabrechn

ung

Fachsoftware

Leistungs-abrechnung

Planung und Dokumentation

von Hilfen

Planung und Dokumentation von Angeboten

Dienst- und Einsatzplanung

Management-informations-

systeme

Integriertes Controlling

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II. Standardsoftware

Office: Word, Excel, Powerpoint

Informationsdatenbanken

Internetanwendungen als Informations- / Wegweiserportalen oder in Form von interaktiven Informations- und Kommunikationswebseiten wie z.B. Online-Beratungsangeboten, Foren etc.

unterstützende Informationssysteme, z.B. über rechtliche Informationen, Gesetzgebung, Fachinfos, Bibliographien, Statistiken

Nachrichtendienste (z.B. Mailinglisten aus Internet)

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II. Betriebswirtschaftliche Software

Buchhaltung, Personalverwaltung- Programme zur Berechnung, Anweisung und Kontrolle von Sozialleistungen (z.B. Wohngeld,

Sozialhilfe, etc.)- Finanzbuchhaltung, Kostenrechnung, Kassenführung, Human-Ressource (Abrechnung von

Fahrtkosten, Gehälter, Urlaubsansprüche etc. des ehrenamtlichen und hauptamtlichen Personals)

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II. Fachsoftware

Leistungsabrechnung- Abrechnungssysteme, die z.B. in der Pflege oder in Behinderten- und Heimeinrichtungen

Leistungsberechnungen durchführen können und an die Verwaltung zur Abrechnung mit den Kostenträgern aufbereiten können.

Dokumentation- KlientInnendokumentations- und Verwaltungsprogramme- Angebotsdokumentationsprogramme (heute überwiegend Webbasierte Datenbanksysteme)

Evaluation und Controlling- Auswertungssysteme zur quantitativen und qualitativen Analyse der

dokumentierten/erhobenen Daten- Effizienzüberprüfung von Leistungen Sozialer Arbeit (schwierig und strittig)

Planung- Systeme zur statistischen Aufbereitung der aus der Evaluation hervorgegangenen Daten, z.B.

für Sozialplanung und Jugendhilfeplanung

Einsatz- und Dienstplanung

Sonstige- Anamnese / Diagnose- psychosoziale Eignungstest, Persönlichkeitsanalysen, Leistungstests

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Online-Katalog - Anbieterübersicht

www.social-software.de

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II. Warum soll Software zum Einsatz kommen?

2 grundlegende Zielsetzungen

- Fachsoftware soll die sozialpädagogisch tätigen Fachkräfte bei der Erfüllung ihrer Kernaufgaben begleiten und unterstützen.

- Software soll die Einhaltung von Qualitätsstandards gewährleisten

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II - Ziel 1: Fachsoftware soll die sozialpädagogisch tätigen Fachkräfte bei der Erfüllung ihrer Kernaufgaben begleiten und unterstützen.

Was sind die Kernaufgaben sozialer Arbeit?

Kernaufgaben sind abhängig vom Handlungsfeld und dem Arbeitsauftrag

Software wird zur Dokumentation für Einzelfallarbeit und Gruppenarbeit eingesetzt

Arbeitsprozesse sollen durch elektronische Dokumentation unterstützt werden- Fachlich-methodisch

- Software „führt“ durch die Handlungsabfolge- gibt Entscheidungshilfen, unterstützt bei der Auswahl von z.B. Zielen, Interventionen- Soll helfen, sich in komplexen Fällen orientieren zu können

- Administrativ- Verwaltungsanteile (sog. Indirekte Arbeit) sozialer Arbeit werden unterstützt

Planungs- und Analysefunktionen in Software: einzelfallbezogen und aggregiert

Pädagogische Funktionen werden mit betriebswirtschaftlichen Funktionen verknüpft

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III - Ziel 2:Software soll die Einhaltung von Qualitätsstandards gewährleisten: Was muss Software leisten? Software soll die Einhaltung von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität

sicherstellen- Insgesamt: es erfolgt eine Standardisierung der zu dokumentierenden Struktur-, Prozess-

und Ergebnisdaten – fachlich definiert, für alle Mitarbeiter gleich und zeitlich fortschreibend

Markus Poguntke-Rauer

Strukturell: Strukturdaten werden erfasst und sind analysierbar

Einzelfallbezogen: Prozesse werden abgebildet, Ergebnisse

ablesbar

Evaluation…

… auf Ebene des Einzelfalls

… aggregiert (mehrere Fälle)

… auf Träger- / Einrichtungsebene

… auf übergeordneter Ebenen (regionalweit, landesweit, bundesweit)

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Chancen und Risiken des IT-Einsatzes in der Sozialen Arbeit

Einfacheres und schnelleres Auffinden von Informationen aller Art

Zeitersparnis durch Mehrfachnutzung einmal erfasster Daten (z.B. für Briefe, Formulare, Abrechnungen und Falldokumentationen)

Beschleunigung von Arbeitsabläufen durch automatisierte Bearbeitungsroutinen (z.B. Zusammenstellen von Listen, Abrechnung von Leistungen, Erstellung von Dienstplänen)

-Verbesserung der Teamarbeit durch gemeinsamen, arbeitsplatzunabhängigen Datenzugriff

Erstellung aussagekräftiger Statistiken ohne oder mit nur geringem Mehraufwand

Zeitnahe Gewinnung fachlich und wirtschaftlich relevanter Steuerungsinformationen (Auslastungsquoten, Kosten, Erlöse, Verweildauer von Adressaten usw.)

Differenzierter Datenschutz durch mitarbeiter-oder teambezogene Zugriffsrechte

Qualitätssicherung durch Standardisierung von Hilfeplanung, Dokumentation und Berichtswesen

Transparenz und Vergleichbarkeit der geleisteten Arbeit als Basis für fachliche Reflexion und gesellschaftliche Akzeptanz

Markus Poguntke-Rauer

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Chancen und Risiken des IT-Einsatzes in der Sozialen Arbeit

Datenverlust bei schweren Technik-Fehlern oder unprofessioneller Datensicherung

Datenmissbrauch durch unsachgemäße Handhabung oder technische Systemfehler

Schematisierung komplexer Lebenswelten bzw. Einengung der fachlichen Perspektive auf messbare Problembeschreibungs-und Lösungsschemata, die in der Software vorgegeben sind

In der Folge: Verlust von Individualität bei der Betreuung der Adressaten

Stigmatisierung von Adressaten durch dauerhafte Speicherung

Fehlinterpretation automatisch generierter Statistiken

Überwachungs-und Rationalisierungsdruck auf Mitarbeiter durch verkürzte Erfassung der Leistungen Sozialer Arbeit in Form von Zeit-und Leistungskategorien

Hohe Abhängigkeit vom Funktionieren der Hardware und der Software

Markus Poguntke-Rauer