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65. Jahrgang · Nr. 3 · Weihnachten 2010 Pfarrblatt Weihnachten Ein frag-würdiges Fest Schwerpunkt „Und das Wort ist Fleisch geworden“– Von der Wirklichkeit des Unmöglichen Dompfarre Vor 60 Jahren: Beginn der Aktion „Stephansgroschen“ Spirituelles Heilige im Dom: Franz von Assisi – vom Lebemann zum Bettelbruder Literatur Neuerscheinung: „Der Stephansdom – Orientierung und Symbolik“

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Page 1: Weihnachten · ständlich zu nehmen: Weihnachten ist wahrlich ein frag-würdiges Fest. Und so wünsche ich Ihnen ein offe - nes Herz und einen wachen Geist, damit dieses Fest Sie

65. Jahrgang · Nr. 3 · Weihnachten 2010

Pfarrblatt

WeihnachtenEin frag-würdiges Fest

Schwerpunkt „Und das Wort ist Fleisch geworden“– Von der Wirklichkeit des UnmöglichenDompfarre Vor 60 Jahren: Beginn der Aktion „Stephansgroschen“ Spirituelles Heilige im Dom: Franz von Assisi – vom Lebemann zum BettelbruderLiteratur Neuerscheinung: „Der Stephansdom – Orientierung und Symbolik“

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Wer bei der „Ö1 Kinderuni“ zuhört, kannerleben, welch intelligente Fragen Kinderzu stellen wissen, und was für interessan-te Antworten auch wir, die erwachsenenHörer, deshalb von den jeweiligen Exper-ten bekommen.

Welche Herausforderung Fragen seinkönnen, haben all diejenigen vielfach er-lebt, denen die Erziehung von Kindernund Jugendlichen anvertraut ist. Dieschlichte Frage „Warum?“ eines Kindeskann Eltern auf die Palme bringen, wennund weil nichts mehr unhinterfragt bleibt.Diese ständig angewandten fünf Buch-staben mit einem Fragezeichen am Endesind zwar mühsam, doch sind sie hörba-rer Ausdruck eines geistigen Wachstums-schubes der Sprösslinge – und nicht sel-ten eine Horizonterweiterung der Erwach -senen.

Selbst die sogenannten – meist etwasverlegen gestellten –„dummen Fragen“erweisen sich häufig als gar nicht dumm:Wie oft stellt der, der Auskunft geben soll,fest, dass das, was für ihn Alltagswissenist, nicht so leicht in Worte zu bringen ist.

Was für Experten selbstverständlichist, ist eben nicht unbedingt selbst-ver-ständlich. Das merken sie insbesonderedann, wenn sie jemandem einen Sach-verhalt erklären müssen, der nicht dengleichen Wissensstand hat und das gän-gige Fachvokabular nicht beherrscht.

Wer sich im Internet bewegt, dem be-gegnet auf immer mehr Seiten ein Kür-zel: FAQ, Frequently Asked Questions.Klickt sich der Web-Besucher dorthin, be-kommt er eine Zusammenstellung vonoft gestellten Fragen (eben FAQ) samtden dazu gehörigen Antworten. Dies istsomit eine zeitsparende, rationelle Ein-

richtung: Was eh viele wissen wollen, fin-det man schon zusammengestellt auf ei-nen Blick.

Fragen sind Teil unserer Gesprächskul-tur. Sie können sich als wertvolles Werk-zeug für ein Gespräch erweisen. Ehrlichgestellt ist eine Frage das Signal an denGesprächspartner: Ich bin bereit dir zuzu-hören. Wer fragt ist bereit zu lernen. WerFragen stellt, ist noch nicht „satt“.

Natürlich gibt es auch überflüssigeFragen. Oder Fragen, mit denen sich je-mand in den Vordergrund stellen möch-te. Doch aufrichtiges Fragen lohnt sichund bringt weiter. Vermeintlich harmloseFragen erweisen sich mitunter als kom-plexer als zunächst vermutet. Im Grundesind sie eine der wichtigsten Triebfedernvon Forschung und Entwicklung.

„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“ Viele können das schon nicht mehr hö-ren. Und so manchem geht Weihnachtenauf den Nerv. Immer das Gleiche. Wie je-des Jahr. Eh alles klar.

„Hin und wieder ist es sinnvoll, einFragezeichen hinter Dinge zu setzen, diewir schon lange für selbstverständlichnehmen.“ (Bertrand Russell; britischerPhilosoph, Mathematiker und Logiker;1872–1970)

Das hat das Redaktionsteam ge-macht: Wir haben Fragezeichen hinterDinge gesetzt, die wir schon lange fürselbstverständlich nehmen: Wie war daseigentlich mit der Geburt Jesu Christi?

Grüß Gott!

Inhalt Editorial

ó Editorial 2ó Wort des Dompfarrers 3ó Das Weihnachtsevangelium – eine paradoxe Geschichte 4

ó Weihnachtsevangelium 5ó Das vor Kälte zitternde Kind von Betlehem 6

ó Und das Wort ist Fleisch geworden … 7ó Der Schöpfer scheut sich nicht, in seine Schöpfung einzutauchen 8

ó »Und das Wort ist Fleisch geworden«Glanz strahlt von der Krippe auf … 9

ó Von der Wirklichkeit des Unmöglichen 10

ó Theotokos – ein kontrovers diskutierter Titel der Gottesmutter 11

ó Gott wird Mensch 12ó Gedanken zur Jung frauengeburt aus orthodoxer Sicht 13

ó Als der Esel mit dem Zug durchs Wohnzimmer fuhr … 14

ó Weihnachten aus der Sicht eines Kindes 16

ó Rettet das Christkind vor dem Weihnachtsmann? 17

ó Der Stern von Betlehem – die Geschichte einer himmlischen Begegnung 18

ó Geheimnisvolle Erscheinung 19ó Christus, der Retter ist da! 20ó Pilgern auf heiligem Boden 21ó »Stille Nacht« in Betlehem – nicht nur zu Weihnachten 22

ó »Herr, lehre uns beten« 23ó So feiern »Promis« Weihnachten 24ó »A Mensch möcht i bleib’n …« 26ó Jesus aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief … 27

ó Lavant-Gedichte im Mittelpunkt der „Nacht der Mystik“ 2010 28

ó »Kommt alle herbei« – Weltkirche zu Gast in Wien 29

ó Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? 30

ó T.G.I. Friday & Co. 31ó Die junge Kirche bebt – es geht weiter! 32

ó Abschluss des Spendenprojekts –»Wasser für das Dach der Welt« 32

ó Danke, Anna Maria Kloss 33ó »In suavitate Spiritus …« 34ó Zum 70. Geburtstag von Frau Anneliese Höbart 35

ó Chronik 36ó Miteinander auf dem Weg 38ó Vorsicht, Nahaufnahme! 38ó Die Kinderbibel für die ganze Familie 39ó Jesus wird geboren – Literatur für Kinder 40

ó »Der Stephansdom – Orientierung und Symbolik« 41

ó »Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder ...!« 42

ó Die Betrübten trösten 43ó Franz von Assisi – vom Lebemann zum Bettelbruder 44

ó Gottesdienstordnung 47ó Zum Nachdenken 48ó Impressum 48

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010

Druckkostenbeitrag.Die Produktion eines Heftes kostet rund 3 Euro.In den vergangenen Jahren konnten wir imSchnitt mit den eingelangten Spenden jeweilsetwa � ein Viertel der anfallenden Jahreskostendecken. Wenn Sie uns unterstützen möchten, überwei-sen Sie Ihren finanziellen Beitrag mit dem bei-gelegten Zahlschein auf unser Pfarrblatt-KontoNr. 244 569, Bankhaus Schelhammer & Schat-tera. Herzlichen Dank!

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Advent und Weihnachten sind (arbeits-)in-tensive Zeiten. Doch macht es mir jedesJahr aufs Neue Freude, das „emotionals-te“ Fest der Christenheit in verschiedenenFormen zu feiern. Dazu zählt für mich vorallem die Kindermette im Stephansdommit hunderten leuchtenden Kinderaugen,die das Geheimnis dieser Tage in beson-derer Weise einläutet. Die Prozession zurKrippe, in der das Jesuskind zunächst nochverdeckt liegt, bringt nicht nur Bewegungin die große Kinderschar, die mitzieht.Auch die ängstlichen Blicke der Eltern undGroßeltern, ob wohl ihre Kinder wieder„heil“ zu ihren Plätzen zurückkehren wer-den, bewegen. Einmal glaubten Eltern beider Prozession ihr Kind schon beinahe ver-loren; es hatte sich wohl für kurze Zeit ge-nauer auf die Suche nach dem verdecktenJesuskind gemacht. Hier ging alles gut aus,aber – so hat mir dieses Erlebnis in Erin-nerung gerufen – wie leicht kann einemdas Wesentliche verloren gehen.

Das Weihnachts-Fest wird in seinerGröße am Anschaulichsten in der Ohn-macht eines kleinen Kindes in der armse-ligen Krippe beschrieben. Verstehen dasdie kleinen Kinder am besten, oder die vie-len Einsamen und Obdachlosen, die dieStunden des Heiligen Abend am liebstenbei uns im Pfarrhaus verbringen? Schon ei-

nige Jahre verbringe ich Heiligabend fürein paar Stunden nicht nur im Kreis mei-ner Herkunftsfamilie: Mir ist gerade mitden Kindern und den Armen eine neue Fa-milie geschenkt worden. Ist nicht die „Ver-lorenheit“ im Stall von Betlehem ein ganzbesonderer Anknüpfungspunkt für alle,die sich auch verloren und nicht ganz be-heimatet fühlen? Ob sie nun, aus welchenGründen auch immer, nicht ganz im Lotoder wirklich auf der Flucht sind? Wer vonuns kennt sie nicht, diese kleinen „Bedro-hungen“ und „Entwurzelungen“ der per-sönlichen Lebenswelt – ohne tatsächlichdas Dach über dem Kopf zu verlieren. De-nen gegenüber, die nichts mehr haben, diefast alles verloren haben, ist unsere Verant-wortung besonders groß. „Wer klopfet an?– O zwei gar arme Leut’! – Was wollt ihrdenn? – O gebt uns Herberg heut!“ wirdin der Adventzeit vielfach gesungen undgebetet. Es liegt an uns, dass sich das Wortvon damals nicht auch heute wiederholt:

„Er kam in sein Eigentum, aber die Sei-nen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh 1,11) DieVerheißung, die uns erwartet, klingtschlicht, ist jedoch von enormer Tragweite:„Allen aber, die ihn aufnahmen, gab erMacht Kinder Gottes zu werden!“ (Joh 1,12)Vielleicht können uns die leuchtendenKinderaugen zu Weihnachten diesem Ge-heimnis ein Stück näher bringen.

Das wünscht Ihnen, Ihr Dompfarrer

Liebe Freunde!

Wort des Dompfarrers

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 3

Was heißt: „Und das Wort ist Fleisch ge-worden“ (Joh 1,14)? Wie ist das orthodoxe,wie das katholische Verständnis der Jung -frauengeburt? Was hat es mit dem Sternder Weisen auf sich? Warum feiern wirWeihnachten genau an diesen Dezem-bertagen? Welche Literatur kann Kindernund Erwachsenen das Weihnachtsge-schehen vertrauter machen bzw. einfachverschönern? Wie lebt es sich eigentlichheute am Geburtsort Jesu, in Betlehem?

Auf diese Fragen gibt es keine umfas-senden und definitiven Antworten. Wirhoffen jedoch einfach, dass die von unsgestellten Fragen und die von Fachleutengegebenen Antworten Sie dazu ermuti-gen, Weihnachten nicht für selbst-ver-ständlich zu nehmen: Weihnachten istwahrlich ein frag-würdiges Fest.

Und so wünsche ich Ihnen ein offe-nes Herz und einen wachen Geist, damitdieses Fest Sie reicher macht und Sie Ih-rem ganz persönlichen Weihnachten nä-her bringt.

Ihre Susanne Leibrecht, Redaktionslei-tung

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Ein frag-würdiges Fest

Das Weihnachtsevangelium (Lk 2,1-20) ge-hört zu den bekanntesten Texten der Bibel,von dessen theologischer, in manchemauch politischer Aussage uns allerdingsBrauchtum und liebgewordene Klischeesgehörig ablenken. Für viele beschreibt Lu-kas eine wunderschöne Idylle, primär er-zählt er jedoch eine paradoxe Geschichte,mit der er Skepsis und Unsicherheit inGlauben und Vertrauen verwandeln will.Wunderbar waren ja bereits die Umstän-de, die zur Lebensentstehung des Kindesgeführt haben (Lk 1,26-38), und wenn der„Sohn des Höchsten“ geboren werden soll,dem der „Thron seines Vaters David“ sowie„ewige Herrschaft über Israel“ verheißenwird, ist die Bedeutung des Kindes kaumnoch zu überbieten. Um diese für antikeLeser adäquat zu vermitteln, malt Lukasein Bild voll von himmlischer Offenbarung.Sie allein vermag ein unspektakulär inWindeln gewickeltes Kind nicht nur alsden Retter Israels, sondern auch der heid-nischen Welt zu erschließen.

Kaiser Augustus, der mächtigste Mann

der damaligen Welt und Architekt einergefeierten neuen Friedensordnung, ver-ordnet eine Steuererhebung im gesam-ten römischen Reich. Wenn Lukas sich da-mit historisch auch irrt, veranlasst er soin der Erzählung die Reise einer Familieaus Nazaret nach Betlehem. Aus jenerStadt nämlich soll der Messias Israels her-vorgehen, von dem es heißt: „Seine Machtreicht bis zu den Grenzen der Erde, und erwird der Friede sein“ (Micha 5,1-4). In Isra-el aber bleibt es zunächst still in der Ge-burtsnacht seines Messias, und ein Fut-tertrog ist dessen erstes Zuhause. Deut-lich überstrahlt der reichsweite Glanz desAugustus den dieses Neugeborenen.

Der Retter der Welt in WindelnDie Dunkelheit einer lauen Nacht, in derHirten im Freien lagern, erfüllt freilichalsbald der Himmel selbst mit gleißen-dem Licht: Die Herrlichkeit Gottes strahltauf. Nicht nur der Bote, auch seine un-glaubliche Botschaft erhält so das Siegelgöttlichen Ursprungs. Solche Legitimati-

on benötigen die Worte auch, die den Hir-ten, Berufskollegen des großen KönigsDavid, „als Evangelium verkündet wer-den“: In Davids Stadt ist für sie der „Ret-ter“ geboren. Ihren Retter nennen zeit-genössische Juden „Messias“ und dieHeiden – wie den Imperator Augustus –„Herr“ (Lk 2,11). Juden und Heiden – da-raus besteht die Menschheit. Die einenfinden die wichtigsten Stichworte derEngelsbotschaft in ihrer Heiligen Schrift,die anderen auf Inschriften über den rö-mischen Kaiser. Multikulturalität ist demChristentum in die Wiege gelegt.

Ein Neugeborenes liegt mit Windelnin einem Futtertrog, aber da es der eigent-liche Retter und Herrscher der Welt ist, er-scheint das himmlische Heer in seinerganzen Fülle, um Gott für seine Tat zupreisen. Während göttliches Licht die Fins-ternis bereits durchflutet, wird es nun zu-sätzlich laut für die Hirten in jener stillenNacht in Israel. Feierlich proklamiert derhimmlische Hofstaat noch Größeres überden Messias Israels: Die Menschheitsge-schichte hat in der Geburt dieses Kindesihre endgültige Wende erfahren. Gott istso verherrlicht und allen Menschen, dieer das zu glauben erwählt hat, wird seinFriede zuteil. Gott hat also den wahrenFriedensfürsten gesandt. Dessen Frie-densordnung wird keine „pax romana“sein, sich nicht in Propaganda erschöpfenund dann doch wieder im Krieg enden,sondern sein Friede wird die Menschenmiteinander und mit Gott versöhnen, waseine wirkliche globale Friedensordnungerst ermöglicht (Lk 1,77-79).

Das Weihnachtsevangelium – eine parado Von Martin Stowasser

Ao. Univ. Prof. Dr. Martin

Stowasser doziertam Institut für

NeutestamentlicheBibel wissenschaft

an der Universität Wien

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Dann erlöschen Licht und Gesang.Aber die Hirten wollen „das gescheheneWort Gottes“ sehen, das ihnen eröffnetwurde (Lk 2,15). Was sie finden, ist das oh-ne Gottes Wort in seiner wahren Bedeu-tung nicht Fassbare: Eltern mit einemNeugeborenen im Futtertrog. Es bedurf-te nicht nur für die Welt des ersten Jahr-hunderts himmlischer Verkündigung, umglauben zu können, dass ein solcher Mes-sias Israels auch der Heiland der restli-chen Welt ist.

Hirten als Adressaten GottesDie Hirten werden zu ersten Verkündernder Glaubensbotschaft, und es erstauntwenig, dass alle sich wundern, nicht zu-letzt auch die Eltern (Lk 2,18). Und wie dieGeburt des Täufers zum Nachsinnen überdie Bedeutung jenes Kindes geführt hat(Lk 1,66), meditiert nun auch Maria überdasselbe bei der Geburt Jesu (Lk 2,19). Inihrem Nachsinnen wie im Verkünden undLoben der Hirten schildert Lukas die demGläubigen bis heute geziemende Reakti-on auf den Messias und Weltheiland imFuttertrog.

Warum aber macht Lukas gerade Hir-ten zu den ersten Adressaten dieser fro-hen Botschaft, so mag man sich noch fra-gen. Stehen sie in der Erzählung für ein-fache Leute oder Arme als Bevorzugte derfrohen Botschaft? Sind es Hirten, weil Kö-nig David, der Vorläufer des Messias, einstauch zu ihnen gehörte? Oder sollte manbesser in der damaligen Bukolik1 blättern,die von einem neuen goldenen Zeitalterdurch die Kaiser schwärmte? Auch in denEklogen2 des Titus Calpurnius Siculus sindHirten die ersten Adressaten des GottesFaunus, denen Freude und Frieden eineranbrechenden Heilszeit verheißen wer-den und die zu ersten Boten der frohenKunde werden. Dann schwang multikul-turell eine Idylle mit, zumindest wenn einHeide die Geburtsgeschichte vom jüdi-schen Messiaskind im Futtertrog las. ó

xe Geschichte

Das Weihnachtsevangelium nach Lukas (2,1–20).In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches inSteuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war QuiriniusStatthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die StadtDavids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Erwollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar einenSohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krip-pe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache beiihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn um-strahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euchnicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil wer-den soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias,der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, inWindeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein gro-ßes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Hö-he, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade. Als die Engel sie ver-lassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zuei-nander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns derHerr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind,das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind ge-sagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte da-rüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das,was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen ge-sagt worden war.

1 Dichtung, die sich auf Hirten bezieht2 Hirtengedichten

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Ein frag-würdiges Fest

„Natale con i tuoi!“ – mit diesen Wortenbeschreibt man in Italien einen nicht nurdort geltenden Grundsatz für ein gelun-genes Weihnachtsfest: Verbring Weih-nachten mit den Deinen, soll heißen: zu-hause! Nichtsdestotrotz sind die Italie-ner, wie viele andere Europäer, auch zuWeihnachten reisefreudig. Vor allem derStädtetourismus hat es ihnen angetan,und zu den bevorzugten Destinationengehört natürlich Wien. „Natale a Vienna“ist für viele unserer südlichen Nachbarneine Traumvorstellung, und nicht weni-ge erfüllen sich diesen Traum. In der Hei-ligen Nacht sind sie als Gäste in denChristmetten der Wiener Innenstadtdeutlich wahrnehmbar. Das Stille-Nacht-Lied ist ihnen zumindest der Melodienach nicht fremd, sie kennen es unterdem Titel „Astro del ciel“ (Stern vom Him-mel). Ein anderes Lied freilich vermissensie unter Umständen: „Tu scendi dallestelle“ (Du steigst herab von den Ster-nen). Es ist das bekannteste Weihnachts-lied auf der Apenninenhalbinsel. Nichtnur weil es unsere italienischen Gästeschätzen, sondern auch, weil dieses Liednicht uninteressant ist, was seinen theo-logischen Gehalt betrifft, lohnt es sich,es kennenzulernen.

Melodie und Text dieses Liedes stam-men von Alfons von Liguori, einem dergroßen geistlichen Schriftsteller des 18.Jahrhunderts. Dieser wurde 1696 in Nea-pel geboren, gründete die Ordensge-meinschaft der Redemptoristen, warschließlich Bischof und zeigte neben sei-ner schriftstellerischen Begabung zeitle-bens auch eine große künstlerische Nei-gung. In seelsorglicher Hinsicht warenihm besonders die armen Menschen inden ländlichen Gegenden ein Anliegen.So ist es nicht überraschend, dass sichdas Lied „Tu scendi dalle stelle“ wie einerjener Gesänge anhört, die von den Hir-ten jener Zeit rund um Neapel gerne dar-geboten wurden. Als Begleitinstrumentdiente dabei meist die „Zampogna“, wel-che große Ähnlichkeiten mit dem Dudel-

sack hat. Bis heute kommen in Süditalienzur Weihnachtszeit immer wieder Män-ner und Burschen in die Kirchen, um demJesuskind in der Krippe auf ihren Zampo-gnen aufzuspielen. Wer es schon erlebthat – wie der Autor dieser Zeilen –, dembleibt es ein unvergessliches Erlebnis:nicht gerade Engelsmusik, dafür aber vol-ler Inbrunst und Bodenständigkeit. Da-von ist auch „Tu scendi dalle stelle“ ge-prägt.

„Du kommst in eine Höhle bei Kälte und Eis“Das Lied vermittelt anders als „StilleNacht“ keine anheimelnde Weihnachts-seligkeit, sondern stellt die Radikalität derMenschwerdung Gottes dar: „Tu scendidalle stelle, o Re del cielo, e vieni in unagrotta al freddo, al gelo (…). O bambino,mio divino, io ti vedo qui a tremar. O Diobeato, ah quanto ti costò di avermi ama-to! (…)“. Übersetzt heißt dies: „Du steigstherab von den Sternen, o König des Him-mels, und kommst in eine Höhle bei Käl-te und Eis. O mein göttliches Kind, ich se-he dich zittern hier. O mein seliger Gott,ach wie viel kostete es dich, mich zu lie-ben“. Alfons von Liguori wollte keine Idyl-le beschreiben, sondern sagen, was Faktist: Der ewige Logos Gottes hat im Him-mel alles gehabt, an nichts hat es ihm ge-fehlt. Jetzt, da dieser Logos als Kind in derKrippe liegt, fehlt es ihm – zumindestmateriell – an allem. Jesus kommt in kei-nem Königspalast zur Welt, er wird nichtauf weichen Federn gebettet, es sind fürihn nicht Decken und warme Babyklei-dung bereit, nein, er liegt in der Kälte ei-ner orientalischen Winternacht in einerUnterkunft, welche die Bezeichnung„Notbehausung“ nicht verdient.

Die äußeren Umstände der GeburtJesu verweisen aber, so die Intention desWeihnachtsliedes von Alfons von Liguo-ri, auf Grundsätzliches. Nicht nur die ei-sige Nacht in Betlehem lässt denmenschgewordenen Gottessohn erzit-tern, vielmehr ist es die Kälte, die von den

Menschen ausgeht: die mangelnde Lie-be gegenüber Gott und zueinander, derUnfriede, die Gewaltbereitschaft im Klei-nen wie im Großen, das Unverständnisgegenüber anderen Lebensweisen, dienicht immer vorhandene Hilfsbereit-schaft, nicht zuletzt aber auch in jedemeinzelnen Menschenherzen das so häu-fige Nicht-eins-sein-mit sich-selber. Kurz-um: die Unerlöstheit der Welt lässt denGottessohn erzittern; und um dieser Un-erlöstheit Abhilfe zu schaffen, nimmt erdie widrigen Umstände der Menschwer-dung in einer eisig kalten Höhle in Kauf.Das Wort „Kauf“ ist durchaus berechtigt.Jesus ließ sich die Liebe zu uns Menschenetwas kosten: seine ganze Himmelsselig-keit ist dahin, als er von den Sternen he-rabsteigt: „ach, wie viel kostete es dich,mich zu lieben“. Aus der Formulierung„mich zu lieben“ wird zuletzt deutlich,dass es Jesus um jeden einzelnen Men-schen geht. Jeder ist der Liebe Gottes be-dürftig, oder anders gesagt: Jeder ist die-ser Liebe würdig!

„Deine Liebe hat dich arm gemacht“„Tu scendi dalle stelle“ ist ein Lied voll desStaunens darüber, dass Gott jeden Men-schen so sehr liebt, dass er nicht bloß vonoben herab das Füllhorn seiner Gabenund Gnaden ausschüttet, sondern dasser sich in einem kleinen Kind armer Leu-te ganz klein macht und seine Liebe da-mit als unüberbietbar echt und ehrlichausweist. Wer über diese Radikalität derMenschwerdung Gottes staunt, ist be-

Das vor Kälte zitternde Kind von BetleheEine Auslegung des bekanntesten italienischen Weihnachtsliedes. Von P. Martin Leitgöb CSsR

P. Dr. Martin Leitgöb CSsR ist

Mitglied des Redemptoristen -

kollegs und Kirchenhistoriker

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Und das Wort ist Fleisch geworden …Von Bertram Stubenrauch

reits auf dem halben Weg dazu, dass dasGeheimnis von Weihnachten seine se-gensreiche Kraft entfaltet. Warum bloßauf dem halben Weg? In der dritten Stro-phe von „Tu scendi dalle stelle“ heißt es,frei übersetzt: „Liebes auserwähltes Kind-lein, wie sehr lässt mich deine Armut dichlieben, denn dich hat deine Liebe arm ge-macht“. Es sind das Staunen und die Lie-be zusammen, welche Weihnachten zueiner heilsamen Erfahrung machen. Undwer Christus im Kind von Betlehem liebt,der kommt nicht darum herum, diejeni-gen zu lieben, mit denen sich Christus inbesonderer Weise identifiziert hat: dieKleinen, Armen und Schwachen, die Not-leidenden und Ausgebeuteten, die inner-lich oder äußerlich Heimatlosen usw.

Der italienische OpernkomponistGiuseppe Verdi sagte nach einer Christ-mette, der er im Jahre 1880 in Genua bei-wohnte und bei welcher das Lied „Tuscendi dalle stelle“ erklang: „Ohne es wä-re Weihnachten nicht Weihnachten“. Wasdas konkrete Lied an sich betrifft, magman diese Aussage vielleicht in Zweifelziehen. Für den Inhalt des Liedes aberstimmt sie gewiss. ó

Vgl. das eben erschienene Taschenbuch:Martin Leitgöb, Alfons von Liguori. Leh-

rer des Gebetes und der Barmherzigkeit,Innsbruck-Wien: Tyrolia-Verlag, Euro 9,95

Für mich gehört dieser Satz aus dem Jo-hannesevangelium (vgl. Joh 1,14) zu dengewaltigsten Äußerungen der HeiligenSchrift. Das Wort ist Fleisch geworden –seit es Menschen gibt, hat sich ihnenGott mitgeteilt: durch ihre Sehnsucht,durch den Bund mit Israel, durch die Pro-pheten, durch die Weisheit der Völker. „Indieser Endzeit aber hat er zu uns gespro-chen durch den Sohn“ (Hebr 1,2). Das istdie frohe Botschaft von Weihnachten:dass Gott in Jesus von Nazaret alsMensch lebt, als Mensch empfindet, alsMensch liebt und als Mensch handelt.

Das Wort ist Fleisch geworden – mitdieser Überzeugung hebt sich das Chris-tentum klar von anderen religiösen Vor-stellungen ab: Gottes Wort ist wirklichMensch geworden. Auch die antike My-thologie weiß von Göttern zu erzählen,die als Menschen auftreten. Zeus zumBeispiel mischt sich inkognito unter dieSterblichen, um sie zu überprüfen oderum zwielichtige Abenteuer zu suchen. Inkritischen Situationen und wenn die Lau-ne ihn überfällt, entzieht er sich. Nicht soJesus. Er ist Mensch gewesen wie wir al-le, und er ging seinen Weg bis zum Ende,bis zum Tod. Nun wissen wir: Gott bleibtunser treuer Begleiter – auch und geradedann, wenn sich unser Schicksal im Trü-ben verliert.

Das Wort ist Fleisch geworden – Jesusbringt Gott auf diese Welt, und doch gehtGott nicht in der Welt auf, er verschwin-det nicht darin, erstickt nicht an ihr. Dennes ist der Sohn, der Mensch wurde, nichtder Vater. Er bleibt der Unaussprechliche,Unfassbare, für immer Lebende. Undauch Jesus ist nicht nur Mensch; er istganzMensch, gewiss, und in allem genauwie wir. Aber er bleibt der Herr. Er wurdevor aller Zeit aus dem Herzen des Vatersgeboren und ist deshalb auch ganz Gott.Nun wissen wir: Weil uns Jesus, wahrerMensch und wahrer Gott, bis zum bitte-

ren Ende begleitet, besteht begründeteHoffnung auf eine wunderbare Zukunft.Es gibt Größeres als die Welt und Stärke-res als die Macht ihrer Endlichkeit.

Das Wort ist Fleisch geworden – unddas Wort wird für immer Fleisch bleiben.Diesen Aspekt der weihnachtlichen Froh-botschaft vergisst man gern. ReligiöseMenschen neigen dazu, das Leben hierund jetzt als vorläufig zu betrachten, alseinen Übergang zum eigentlich Großenund Schönen. Aber wir sind jetzt schonbeschenkt. Es ist gut, dass wir da sind. Esist gut, dass wir Menschen sind. Mit demSohn, der Fleisch geworden ist, will sichGott nie mehr anders denn als Menschund als Mitmensch zeigen. Nun wissenwir: Wir brauchen nicht aus der Welt zuflüchten, um das Heil zu finden. Wir brau-chen nicht auszusteigen aus dem, wasuns als Menschen prägt. Es genügt, dasswir uns selbst in Dankbarkeit und Zuver-sicht annehmen als die, die wir sind. Allesandere schenkt Gott – im Sohn und imHeiligen Geist. ó

Prof. Dr. BertramStubenrauch ist

Professor für Dogmatik und

ökumenische Theo-logie an der Ludwig-

Maximilians-Uni-versität München

Hinweis.Wir bitten Autoren und Leser um Verständnis,dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeitund der Unversehrtheit der Sprache Bezeich-nungen wie „Christ“, „Katholik“ etc. so wie dasebenfalls grammatikalisch maskuline WortMensch als inklusiv, also geschlechtsneutralverstehen und verwenden. Die Redaktion.

Reaktionen.Wenn Sie uns etwas mitteilen wollen, dann zö-gern Sie nicht: Schreiben Sie an: Dompfarre St.Stephan, „Pfarrblatt“, Stephansplatz 3, A-1010Wien, od. per E-Mail: [email protected]

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Ein frag-würdiges Fest

„Wir sind Teil des Tierreichs“ meint JaneGoodall, die weltberühmte Primatenfor-scherin aus London. Sie war Sekretärinund Kellnerin, aber ein besonderer For-scherdrang führte sie nach Tansania, umwildlebende Schimpansen zu beobach-ten. Und auch nach all ihren Studien kamsie zur Überzeugung: „Es gibt keine Gren-ze, die uns Menschen von den Affentrennt.“ Im Urwald verschmolz Frau Goo-dall mit der Natur, fühlte aber gerade da-durch auch ihre Menschlichkeit wieder inden Mittelpunkt gerückt.

Zur Weihnacht stehen wir vor demGeheimnis: „Das Wort ist Fleisch gewor-den.“ Dabei steht „Wort“ für Gott, denSchöpfer, der alles gemacht hat. Wie kanner selbst nun Teil seiner Schöpfung wer-den? Schon wir Menschen fühlen unsereStellung im Kosmos, auf diesem PlanetenErde so herausragend, so einmalig, so ab-gehoben von allem anderen. Unbegreif-lich ist da das Eintreten Gottes in dieseWelt, seine Fleischwerdung, wo doch dieBibel uns lehrt: „Gott ist Geist.“

Da ist der Arzt gefragt, ja vielleichtauch der Biologe und andere Wissen-schaftler.

Sie sollen die Frage beantworten:„Wie soll das geschehen?“ (Lk 1,34) – dieberühmte Frage der Gottesmutter Mariaselbst, als ihr der Engel Gabriel mitteilt:„Du wirst ein Kind empfangen, einenSohn wirst du gebären, dem sollst du denNamen Jesus geben.“ (Lk 1,31)

Maria bewegte diese Frage zutiefst:„Wie soll das geschehen, da ich keinenMann erkenne?“

Bis heute bewegt diese Frage. Mariaerfuhr die Antwort vom Engel: „Der Hei-lige Geist wird über dich kommen, unddie Kraft des Höchsten wird dich über-schatten.“ (Lk 1,35) Maria war mitdieser Antwort zufrieden, siewilligt in den Plan ein, will Magdsein und bricht sogar in den gro-ßen, bekannten Lobpreis aus:„Meine Seele preist die Größe desHerrn…“ (Lk 1,45)

Die Naturwissenschaft findet dakeinen Ansatz. Plötzlich wird eine Frauschwanger und gebiert einen Sohn, dernoch dazu Sohn Gottes sein soll. Gott inMenschengestalt ist ungeheuerlich. Dieösterreichische Literatin Elfriede Jelinekfindet scheinbar einen Ausweg in derFormulierung bzw. These: „Das Wort, alsFleisch verkleidet.“ Und tatsächlich hat esunzählige Deutungen gegeben, dass Je-sus in seinem Erdenleben doch nicht zu-gleich ganz Gott und ganz Mensch war.Entweder wurde die Gottheit oder dasMenschsein vernachlässigt.

Wo es lange Zeit und bis heute beivielen verpönt ist, sich von Gott ein Bildzu machen, eine Statue anzufertigen –wie kann da Gott selbst in Materie eintre-ten? Und wie soll das geschehen? Vor die-sem Geheimnis stehen wir jedes Jahr ge-rade um die Zeit der Weihnacht.

Bis heute geben größte Denker dazuihre Kommentare ab, und auch die Hu-manwissenschaft will einen Beitrag leis-ten. Wir spüren Fragen nach, die uns zu-tiefst bewegen. Letztlich erfahren wir inder Bibel zwei besondere Reaktionen aufden Eintritt Jesu in diese Welt. Da sind ei-nerseits Maria und Josef, die Hirten undSterndeuter: Sie glauben, knien niederund verehren in dem kleinen Kind dengroßen Schöpfergott. Auf der anderen

Seite steht da ein König Herodes. Ihn lässtdie Geburt Jesu erschrecken, er wittertGefahr, sieht Konkurrenz. Dies ist in-sofern verständlich, da ja auch voneinem Königssohn die Rede ist.Gott ist nicht ganz so harmlos,

wie wir uns das manch-mal wünschen.

Als Arztbleiben viele

offene Fra-gen über

Je-

susalsGott undMensch. AlsPriester habe ich viel über Je-sus gehört, gelesen, betrachtetund gesprochen. Als Gläubigermöchte ich schweigend, stau-nend und dankbar vor demKind in der Krippe nieder-knien und es anbeten.ó

OA Dr. Ignaz Hoch-holzer ist Leiter der

Allgemeinen Ambu-lanz bei den Barm-herzigen Brüdern inWien, Seelsorger an

der dortigen Klosterkirche undam Stephansdom

Vergoldeter Laserschnitt „Kind“ von Werner Hofmeister,

45 x 40 cm, 2010

Der Schöpfer scheut sich nicht, in seine Schöpfung einzutauchen Von Ignaz Hochholzer

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 9

Der bezaubernde Charme eines Kin-des berührt. Der Glanz in seinen

Augen erinnert Menschen miteinem offenen Herzen an dasKind, das sie selbst einmalwaren. Das unbekümmertlautere Wesen von Kindernsteckt an, lädt ein und ver-ändert die Perspektive.

Es ist das unleugbareVerdienst von SigmundFreud, Anna Freud und Me-lanie Klein, die fundamen-tale Bedeutung der Kindheitfür ein geglücktes Leben inden Mittelpunkt therapeuti-scher Aufmerksamkeit ge-

stellt zu haben. Damit konntewieder in den Blick kommen und

aus der Vergessenheit geholt werden,was als eine der Grundbotschaften desChristentums vom Christentum selbstviel zu lange übersehen und vergessenworden war: Wer wissen will, wo Gottwohnt, muss wissen wollen, wo die Kin-der wohnen!

Weihnachten als das Fest der leises-ten aller Geburten, wie Nelly Sachs esnennt, ist zur routinierten Floskel undzum folkloristischen Lippenbekenntnisverkommen, so oft wiederholt, dass eskaum jemand noch hören, geschweigedenn glauben kann. Und trotzdem: DieWeihnacht bietet immer noch die Chan-ce, dass der Mensch den Menschen alsMensch begreift und im Blick auf einKind besser versteht. Denn es sind dieKinder, die uns zeigen, dass das Leben le-benswert ist, etwa wenn sie sich dreißig-bis fünfzig Mal am Tag restlos begeisternund dabei bis zu vierhundert Mal am Tagaus ganzem Herzen zu lachen vermögen.Mit der Unbekümmertheit ihres Wesenshalten sie Erwachsenen den Spiegel vor,so als wüssten sie, unter welcher Wich-tigkeit deren Lachen verkommen ist und

ihr Lächeln begraben liegt. Versuche ei-ner solchen Infragestellung erscheinenzur Weihnacht als Programm gegen dieSchwermut, als Medizin gegen jene Ge-lehrsamkeit, die einem Synonym fürs Er-wachsen- oder „Verwachsensein“ gleich-kommt! Das erfordert aber neue Augen,einen anderen Blick, „Einblick“, den Blicknach innen, Mut zur „Er-inner-ung“ an diegeknebelte Sehnsucht und an die im Kel-ler des Herzens versteckten Träume.

Der Kärntner Konzeptkünstler WernerHofmeister stellt in einem seiner Werkedem Betrachter ein Kind gegenüber, dasin sich selbst die Kraft entdeckt, die allesüberstrahlt; aus dieser strahlenden Mitteentnimmt es den Buchstaben Q wie ei-nen Spiegel, um ihn sich selbst und demBetrachter entgegenzuhalten. Bei Hof-meister dreht sich alles um dieses Q, ei-ne Sehnsuchtsparaphe, ein Zeichen fürQuelle, Mitte, Herz, Urgrund und inneresLicht, ein Kürzel für alles, was des Men-schen Herz berühren und seine Augenzum Leuchten zu bringen vermag.

Hofmeisters Kunst inspiriert, die bib-lischen Weihnachtstexte und den altenHymnus des Ambrosius aus dem 4. Jahr-hundert mit neuen, am besten wohl mitleuchtenden Augen zu lesen: „Q“ strahltvon der Krippe auf, neues Licht entströmtder Nacht!

Diese „Q“ ist Fleisch geworden und hatunter uns sein Zelt aufgeschlagen, undwir haben seinen Glanz gesehen… ó

Dr. Arnold Mettnitzer

ist Theologe undPsychotherapeut

in Wien

»Und das Wort ist Fleisch geworden«Glanz strahlt von der Krippe auf …Von Arnold Mettnitzer

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201010

Ein frag-würdiges Fest

Von der deutsch-jüdischen Dichterin ElseLasker-Schüler erzählte ein Freund, sie ha-be ihn kurz vor ihrem Tod 1945 in Jerusa-lem ganz verstört gefragt, was denn daseigentlich sei: Liebe. Er habe spontan ge-antwortet: „Die Verwirklichung des Un-möglichen!“ Da habe sich das Gesicht derunglücklichen alten Frau aufgehellt undgetröstet sei sie weggegangen.

Wenn Kirche und Tradition, Kunst undPoesie von Maria, der Mutter Jesu, als

„Jungfrau“ sprechen, dann meint diesletztlich auch nichts anderes als die Ver-wirklichung des – aus menschlicher Sicht– Unmöglichen. Daran prallen alle Versu-che ab, die Unvereinbarkeit von Jungfräu-lichkeit und Geburt naturwissenschaft-lich und logisch zu begründen. Mit derProklamation der Jungfräulichkeit Mari-ens wird ja nichts anderes verkündet alsein gläubiges Bekenntnis zur radikalenVerfügbarkeit des Menschen für Gott.

Die Tradition der Kirche findet für dieMenschwerdung Gottes in einer Fraueinfach keine besseren Worte. Demnachist es letztlich bedeutungslos, wenn manErklärungen in einem Übersetzungsfeh-ler der ankündigenden Jesaja-Stelle oderin Anleihen bei vorchristlichen Götter-und Heldenmythen sucht.

Bildende Kunst und Poesie habenwunderschöne Bilder für Maria gefunden,um die jungfräuliche Empfängnis und Ge-burt auszudrücken, dieses „Geheimnisdes Glaubens“: den umschlossenen Gar-ten, den Dornbusch, der nicht verbrennt,das Vließ Gideons, das von himmlischemTau benetzt wird, das Einhorn, das imSchoß der Jungfrau Zuflucht findet. Auchdie Licht- und Farbenwunder gotischerGlasfenster werden als Symbol für jung-fräuliche Empfängnis und Geburt gedeu-tet: unverletzt bieten sie dem „aufstrah-lenden Licht aus der Höhe“ Eintritt in denKirchenraum und erfüllen ihn damit.

Viele alte Meister verleihen demGlaubenssatz von der JungfräulichkeitMariens bereits in der Verkündigungssze-ne bildhaften Ausdruck: den Lichtstrahlaus dem Munde von Gottvater richten sieins Ohr von Maria, manchmal gleitet da-rauf sogar – als ganz augenscheinlichesSymbol jungfräulicher Empfängnis – einwinziges Kindlein. Dem entspricht inWorten ein Marienhymnus aus dem 12.Jahrhundert: Gaude virgo, mater Christi,quae per aurem concepisti – „Freu dich,Jungfrau, Mutter Christi, die du mit demOhr empfangen hast“.

Von der Wirklichkeit des UnmöglichenVon Hubert Gaisbauer

„La famosissima Notte“ von Antonio da Correggio, gemalt vor 1530. Zu sehen ist das Kunstwerk in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.

Glaube und Zweifel bei der Geburt Jesu, aus -gedrückt in den Gesichtern zweier Frauen

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 11

Θεοτόκος – ein kontrovers diskutierterTitel der Gottesmutter Von Josef Weismayer

Maria wurde schon sehr früh als „Gottes-gebärerin“ (griechisch „Theotokos“) an-gerufen, z.B. im alten Mariengebet „Unterdeinen Schutz und Schirm“ aus dem 3.Jahrhundert. Auch die Anrede „Gottes-mutter“ lässt sich schon Ende des 3. Jahr-hunderts als Titel einer Kirche in Ägyp-ten nachweisen. Aber diese Ehrennamenkonnten in der Welt des alten Orientsauch missverstanden werden. Wenn manvon Maria als Gottesgebärerin, als Got-tesmutter sprach, wollte man sie nichtin das Ambiente der Muttergottheitenund Göttermütter der orientalischen undhellenistischen Götterwelt stellen. Ma-ria ist keine Göttin im Sinne der heidni-schen Umwelt; sie ist eine geschichtlichePerson, nicht eine mythische Figur.

Der Titel „Theotokos“ hatte seinenSitz in der betenden Marienverehrung,wurde aber in der ersten Hälfte des 5.Jahrhunderts zum Auslöser einer hefti-gen theologischen Kontroverse. Es gingum die Klärung der Frage: Wie ist der ei-ne Jesus Christus Gott und Mensch zu-gleich? Im Hintergrund dieser Kontrover-se standen zwei theologische Schulen,d.h. zwei verschiedene Zugangsweisenzu dieser entscheidenden Glaubensfra-ge. Die alexandrinische Schule betontedie Einheit der Person in Jesus: Der SohnGottes (der Logos) und der Mensch Jesusvon Nazareth sind ein und derselbe, siebilden ein Subjekt: Der Logos ist Fleischgeworden (Joh 1,14). Mit diesem Ansatzgelang es aber nicht deutlich genug, diebleibende Eigenständigkeit des Mensch-seins Jesu zu betonen. Gerade das waraber das berechtigte Anliegen der antio-chenischen Schule. Man müsse unter-scheiden zwischen dem „Tempel“, indem der Sohn Gottes Wohnung genom-men habe, und dem Logos des ewigen

Vaters. Maria sei nicht die Mutter desSohnes Gottes. Diese Sicht der antioche-nischen Christologie akzentuierte be-sonders Nestorius, der 428 Bischof (Patri-arch) von Konstantinopel geworden war,geprägt von der Schule von Antiochia. Erwollte den Titel „Gottesgebärerin“höchstens für die Frömmigkeit dulden,er zog aber den Titel „Christusgebärerin“(Christotokos) vor.

Das Konzil zu Ephesus (431) hat zwarzu dieser Frage keine eigene Lehrformu-lierung geschaffen, hat aber die Briefedes Cyrill von Alexandrien an Nestorius,die die Berechtigung des Titels „Gottes-gebärerin“ unterstrichen, als Ausdruckdes Glaubens der Kirche anerkannt. DasKonzil wollte mit dieser Feststellung kei-ne mariologische Frage klären, sonderneine christologische. Es hat die Einheitdes Subjekts des Erlösers definiert. Sehrdeutlich hat das zwanzig Jahre später dasKonzil von Chalzedon (451) ausgespro-chen: „Der eine und selbe Jesus Christusist vollkommen in der Gottheit und voll-kommen in der Menschheit; derselbewurde einerseits der Gottheit nach vorden Zeiten aus dem Vater gezeugt, ande-rerseits der Menschheit nach in den letz-ten Tagen unsertwegen und um unseresHeiles willen aus Maria, der Jungfrau undGottesgebärerin, geboren.“ ó

Domkustos em.Univ.-Prof. Dr. Josef

Weismayer

La famosissima Notte, die „sehr be-rühmte Nacht“ wurde dieses überausbeliebte Weihnachtsgemälde von Cor-reggio bereits im 17. Jahrhundert in ganzEuropa genannt. Darauf findet sich einbeachtenswertes Detail. Es ist das Ge-sicht der Frau vor der Säule, das vondem übernatürlichen Licht, das vonMutter und Kind ausgeht, derart ge-blendet wird, dass es sich schmerzlichverzieht. Kunsthistoriker sehen darin ei-ne Anspielung des Malers auf apokry-phe Schriften rund um die GeburtChristi, in denen sich die Gestalt einerHebamme findet, die an der Jungfräu-lichkeit Mariens zweifelt. Das ur-sprunglose Licht verursacht der Un-glücklichen Schmerzen, die erst durchdie gläubige Annahme des Wundersder Jungfrauengeburt schwinden –ausgedrückt in dem selig aufblicken-den Gesicht der zweiten Gestalt.

Und die Botschaft? Vielleicht ist esdas Annehmen des Wunderbaren in sei-ner ganzen gläubigen Einfalt und Vielfalt,das uns Christen wieder „erlöster ausse-hen“ lassen könnte.

Die Botschaft von der Jungfrauenge-burt ist die große Einladung, an die Liebeals die „Verwirklichung des Unmögli-chen“ zu glauben. Und damit an Lebens-möglichkeiten, die wir allerdings nichtselber er-zeugen können. Der reformierteTheologe Karl Barth nennt seine Diszip-lin, die Theologie, die „Logik des Wun-ders“. Wer sich mit ihr einlässt, schreibter, „lässt sich bis zum Letzten mit demWunder ein.“ ó

Prof. Hubert Gaisbauer war

Leiter d. Hauptabt.Religion bei Ö1.

Seit seiner Pensio-nierung publizierter über bildende Kunst, Literatur

und Spiritualität

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201012

Ein frag-würdiges Fest

Gott wird Mensch Gedanken zur Weihnachtszeit von Reinhard H.Gruber

Laut einer Umfrage sagen viele Men-schen – in Österreich sollen es 75 Prozentsein – dass sie nicht genau wissen, was zuWeihnachten gefeiert wird. Ich bin sicher,dass diese Umfrage unter den Lesern un-seres Pfarrblatts ein anderes Ergebnis ge-bracht hätte.

In der Heiligen Nacht denken wir anein Ereignis, das in dem uns so vertrautenWeihnachtsevangelium wie folgt be-schrieben wird: „Für Maria aber kam dieZeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ih-ren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickel-te ihn in Windeln und legte ihn in eineKrippe, weil in der Herberge kein Platz fürsie war.“ (Lk 2, 6-7)

Diese beiden schlichten Verse gebenknapp und deutlich Auskunft über dieGeburt eines Kindes vor über zweitau-send Jahren – eines Kindes, das in ärmli-chen Verhältnissen das Licht der Weltnicht nur erblickt, sondern selbst dasLicht der Welt ist. Darum ist dies auch An-lass der Zeitenwende und somit der Be-ginn unserer Zeitrechnung.

Gott wird Mensch. Und das geradezuunspektakulär: Er, der die Welt retten soll,wird einfach in einem Stall geboren. Auchdie Zeichen für die Hirten, an denen sieden Erlöser erkennen sollen, sind eher ma-ger: ein Kind, das in Windeln gewickelt ineiner Futterkrippe liegt. Gott macht sichsehr klein. Er stellt sich zu uns „einfachen“Menschen – nicht zu den Großen und Pro-minenten, sondern zu den normalen, denalltäglichen Menschen. Genau dort möch-te er der sein, der uns rettet und erlöst.

Für viele von uns besteht die eigent-liche Schwierigkeit mit dem christlichenGlauben gar nicht unbedingt im Mysteri-um der Auferstehung Jesu von den Totenoder seinen anderen Wundern. Die tiefs-te Skepsis gilt dem Festgeheimnis vonWeihnachten: Der allmächtige Schöpferwird ein Kind in Windeln, die gewechseltwerden müssen? Ein Kind, das von seinerMutter gestillt werden muss? Ein Säug-ling, der gehen und sprechen lernenmuss wie jedes andere Neugeborene?

Gott lag offensichtlich viel daran, sichganz und gar mit uns zu verbinden. Erging nicht den Weg einer „Menschwer-dung light“, sondern bis in die letzte Kon-sequenz!

Gott ist Mensch geworden, ist einervon uns. Darum hat der Mensch Größeund Würde. Und aus dieser neuen Situa-tion für die ganze Welt entspringt Lob-preis und Freude. Die Engel fangen gleichdamit an: „Ehre sei Gott in der Höhe undFriede den Menschen auf Erden.“

Irgendwie ist diese ganze Geschichtevollkommen absurd, ja paradox.

Und doch: Die Geburt Jesu hat wiekein anderes Ereignis die Gefühle und diePhantasie der Menschen bewegt. Da dieEvangelisten über die MenschwerdungChristi aber in eher karger, wenig bildhaf-ter Form berichtet hatten, schufen überdie Jahrhunderte hinweg Menschen ihreeigenen erweiterten Überlieferungsfor-men. Man denke in diesem Zusammen-hang an die beiden Tiere, Ochs und Esel,die in keiner Krippe fehlen, aber in denEvangelien nicht erwähnt werden.

Eine weihnachtliche Ur-KundeDas Weihnachtsevangelium könnte auchals „Ur-Kunde“ bezeichnet werden. Es istim eigentlichen Sinn eine Urkunde, weiles von der Ur-Kunde, also der ursprüngli-chen Botschaft, kündet, die da lautet:Gott liebt den Menschen so sehr, dass erselbst Mensch geworden ist, in seinemSohn Jesus Christus.

Mir ist aufgefallen, dass immer selte-

ner vom „Weihnachts-evangelium“, sondern vonder „Weihnachts-Ge-schichte“ zu lesen ist – alswäre sie eine Geschichteim Sinn von „Story“, ein„Gschichtl“ oder – wiemanche Theologen be-haupten – nur ein Mythos,und nicht Geschichte imSinn von „history“. Aber sieist noch weit mehr: Han-delt es sich doch bei der„Weihnachtsgeschichte“nicht um irgendeine, son-dern eben um die Ge-schichte der Menschheit.Kein anderes Ereignis hatsich so festgesetzt im Be-wusstsein der ganzenWelt. Kein anderes Ereig-nis hat so die Gefühle unddie Phantasie der Men-schen bewegt wie die Ge-burt Jesu, kein anderes Er-eignis ist in so vielen Kulturen mytholo-gisch vorausgeahnt worden. In Christuswurde Gott wirklich Mensch, wurde derMythos Wirklichkeit, wie Kardinal Chris-toph Schönborn in einem wunderbarenkleinen Weihnachtsbuch schreibt1. Unddas ist wirklich „Evangelium“, die besteNachricht, die wir bekommen können.

Am Ende des Weihnachtsevangeli-ums wird berichtet, dass die Hirten zuei-nander sagten: „Kommt, wir gehen nachBetlehem, um das Ereignis zu sehen, dasuns der Herr verkünden ließ. So eilten siehin und fanden Maria und Josef und dasKind, das in der Krippe lag. Als sie es sa-hen, erzählten sie, was ihnen über diesesKind gesagt worden war. Und alle, die eshörten, staunten über die Worte der Hir-ten.“ (Lk 2, 15-18)

Für uns wurde Gott Mensch. Er hatsich mit uns bis zum Tod solidarisiert. Ei-ne fast unvorstellbare Geschichte, überdie wir nur staunen können. Wenn wiram Heiligen Abend die großen Kinderau-

Domarchivar Reinhard H. Gruber

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 13

gen vor dem Christbaum und den Weih-nachtsgeschenken sehen und das Famili-enfest begehen, so vergessen wir nichtauf das Staunen der Hirten über die größ-te Geschichte, die größte Ur-Kunde derMenschheit, das uns allen vertrauteWeihnachtsevangelium.

Freilich: Eine Botschaft muss auch ge-hört werden, und so stellt sich die Frage,was die Botschaft des Evangeliums in un-serem Leben bewirkt. Bleibt sie nur ein„Gschichtl“, eine romantische Erzählung,die man sich am Heiligen Abend bei Ker-zenschein zu Gehör bringt? Oder kommtetwas von der Radikalität des Weih-nachtsevangeliums herüber in unserenAlltag? Letztlich also die konkrete Fragean jede / jeden von uns: Wird Gott auchim Stall meines Lebens geboren? ó

1 Christoph Schönborn: Weihnacht. Mythos wirdWirklichkeit. Meditationen zur Menschwerdung.Johannes-Verlag, Euro 9,50

Geburt Christi, gotische Tafelmalerei an derPredella des Wr. Neustädter Altars (1447)

Bei der Vesper am Vorabend des Weihnacht-festes singen die orthodoxen Gläubigen fol-genden Hymnus: „Was sollen wir dir dar-bringen, Christe…? Denn ein jedes der von dirgeschaffenen Geschöpfe bringt dir den Dankherbei: Die Engel den Lobgesang, der Himmelden Stern, ... die Erde die Höhle, die Wüste dieKrippe, wir aber die Mutter und Jungfrau.“Schon darin wird ein wichtiges Charakte-ristikum des orthodoxen Verständnissesvon der Jungfrauengeburt sichtbar: Dieseist das Kostbarste, was das menschliche Ge-schlecht in seiner freien Mitarbeit amHeilsgeschehen hervorgebracht hat. Diejungfräuliche Geburt Marias ist eine Reali-tät, die die ganze Menschheit betrifft, sie istdas tiefste Mysterium der Begegnung zwi-schen Gott und Mensch, zwischen Unge-schaffenem und Geschaffenem, zwischengöttlichem Heilsplan und menschlicher,zur Heiligkeit gereifter Freiheit. Die altkirch-lichen Titel „immerwährende Jungfrau“und „Gottesmutter“ koppeln Maria nichtvon der übrigen Menschheit ab, sondernim Gegenteil, sie weisen auf eine gott-menschliche Wirklichkeit hin, an der wir al-le emporzuwachsen haben.

In der orthodoxen Theologie kann man,trotz einer stark ausgeprägten Marien-Verehrung, nicht von einer eigenständigenMarienlehre sprechen. Die „Eigenschaf-ten“ Marias wurden nicht an sich themati-siert, sondern immer als Ausdruck des un -aussprechlichen Mysteriums der Mensch -werdung gesehen. Als solche bleibt dieJungfrauengeburt nicht einfach ein histo-risches Ereignis, sondern prägt unser Ver-hältnis zu Gott. Der geschichtlich einmali-gen Geburt Jesu Christi durch die jung-fräuliche Gottesmutter entspricht, aufexistentieller Ebene, seine mystische Ge-burt in unserer Seelen. Diese Aussagekann sehr leicht klischeehaft abgenütztwerden. Doch die Kirchenväter sehen da-rin eine große Herausforderung, der wiruns zu stellen haben. Wir sind aufgerufen,das Mysterium der Jungfrauengeburt zuverinnerlichen, denn nur eine jungfräuli-che, reine, offene Seele kann zu einer Stät-te des göttlichen Lebens werden. Der Hl.Gregor von Nyssa schreibt diesbezüglich:„Was bei der unbefleckten Maria dem Lei-be nach geschehen ist, indem in Christusdurch die Jungfrauengeburt die Fülle derGöttlichkeit aufleuchtete, genau das kannauch bei jeder Seele, die sich in konsequen-ter Weise jungfräulich erhält, vor sich ge-hen, auch wenn der Herr nicht mehr leiblichanwesend sein wird.“ ó

Gedanken zur Jung frauengeburt aus orthodoxer SichtVon Ioan Moga

Dr. Ioan Moga istrumänisch-

orthodoxer Priesterund Univ.-Assistent

am Institut für Theo logie und Ge schich te des

christl. Ostens an der Universität Wien

Ikonen sind für die orthodoxe Kirche Fenster zur himmlischen Wirklichkeit

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Als der Esel mit dem Zug durchs Wohnzi Von Birgit Staudinger

Es stand wieder einmal Weihnachten vorder Tür. Am Abend des ersten Advent-sonntags setzte ich mich mit meinenKindern zum Adventkranz, wir entzünde-ten die erste Kerze, sangen gemeinsamein paar Lieder und beteten. Schließlichholte ich eine geheimnisvolle Schachtel

hervor, in der das ganze Jahre über – sorg-sam in Seidenpapier verpackt – unsereWeihnachtskrippe aufbewahrt wird:Handgeschnitzte Figuren aus Birnenholz– manche von ihnen sind mit einem de-zenten Goldanstrich versehen – und einschlichtes Holzgehäuse, das den Stall re-

präsentieren soll. Ich machte meiner Fa-milie den Vorschlag, in diesem Jahr denStall mit Maria und Josef bereits am An-fang des Advents im Wohnzimmer auf-zustellen. Jeden Abend sollten wir danndie Krippe mit einer weiteren Figur, einerKerze oder einem Tannenzweig ergänzen.Inmitten des vorweihnachtlichen Trubelsam Abend für eine kurze Zeit ruhig zuwerden, zu singen, Gott danke zu sagenund uns das Geschehen von Betlehemanhand der einzelnen Figuren gemein-sam zu vergegenwärtigen, – diese Ideegefiel auch meinen Kindern sehr.

Der selbst gebaute StallDoch schon erklang das erste „Aber“ vonmeinem Sohn: „Wenn wir die Krippeselbst aufstellen dürfen, dann müssenwir den Stall auch selber bauen!“ Undnoch ehe ich meine Zustimmung gege-ben hatte, zerrte er auch schon die Kistemit den großen Legosteinen aus seinemKinderzimmer herbei und machte sich andie Arbeit. Allein der Anblick der knallro-ten Arbeitsplatte, auf der er sofort be-gann, mit großem Eifer einen blitzblau-en Baustein neben einen grünen zu set-zen, erzeugte in mir großes ästhetischesUnbehagen: Die edlen Holzfiguren – auf-gestellt in einem knallig gefärbten Plas-tikgebilde … Eigentlich hätte es doch ei-ne „schöne“ und „stimmungsvolle“ Krip-pe werden sollen! Aber ohne dass ich ge-fragt wurde, landete „mein“ stilvollerHolzstall zurück in der Schachtel, statt-dessen wurde die rote Legoplatte aufge-stellt. Es kostete mich einige Überwin-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201014

Ein frag-würdiges Fest

Mag. Birgit Staudinger

„Da hilft nur lachen und beten“.So heißt das Buch von Mag. Christian Romanek, in dem sich dieser Comic wieder -findet. Es ist 2009 im Wiener Dom-Verlag zum Preis von Euro 15,90 erschienen.Mag. Christian Romanek ist Fachinspektor beim Erzbischöflichen Amt für Unter-richt und Erziehung, Wien.

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dung, mich mit dem Gedanken anzu-freunden, dass in diesem Jahr das Jesus-kind in einem „Spielzeughaus“ Herbergefinden würde. Aber der feste und liebe-volle Wille, für das Jesuskind selbst eineUnterkunft bauen zu wollen, überzeugtemich schließlich. Und zu meiner persönli-chen Überraschung war der „Stall“ nachFertigstellung auch gar nicht schlecht ge-lungen: Der Raum hatte drei Wände mitzwei hohen schmalen Fenstern und wirk-te sehr offen und freundlich. Außerdemkonnte er den Sterndeutern, Hirten undden zahlreichen Schafen deutlich mehrPlatz bieten als der originale, eher kleingehaltene Holzstall, bei dem einige Figu-ren nur außerhalb aufgestellt werdenkonnten. So wurde es eine Krippe für alle.

Mir wurde bewusst, wie sehr Weih-nachten ein Fest ist, das wie kein ande-res mit festen Traditionen und seit Kind-heit eingeprägten Ritualen verbundenist. Meine Kinder zeigten mir, wie wohltu-end und befreiend es sein kann, seinepersönlichen Vorstellungen und Erwar-tungen einmal zurückzunehmen, offenzu werden für andere und sich auf Neu-es einzulassen.

Der Esel im ZugUnd in der Tat: Irgendwie wurde dieserStall im Laufe des Advents Teil unseres Fa-milienlebens, die Figuren wurden leben-dig: Es herrschte in dieser Herberge einKommen und Gehen, die Personen undTiere bevölkerten auch den Rest desWohnzimmers. So kam es, dass einesNachmittags unsere zwei Kinder beim Ei-senbahnspielen eine nette Idee hatten:Der Esel wollte eine Zugfahrt unterneh-men. Eigentlich hätte ich die Wäsche auf-hängen sollen, aber das Spiel meiner Kin-der ließ mich meine Arbeit unterbrechenund innehalten. Ich setzte mich zu ihnenund beobachtete sie, wie sie den Esel ineinen Güterwaggon setzten. Sogleich be-gann die Rundreise durch unseren mitSchienen ausgelegten Wohnraum. Meinjüngerer Sohn quietschte bei diesem An-

blick vor Freude, der Ältere betrachtetezufrieden das ganze Geschehen mit ei-nem Schmunzeln auf den Lippen. Nur derOchs blieb im Stall liegen, ziemlich un-gerührt von diesem Treiben. Ganz andershingegen die Schafe: Sie wollten unbe-dingt bei der nächsten Runde im Zug sit-zen, und sogar das kleinste Lämmchen,das beinahe vergessen wurde, fand einPlätzchen im letzten Waggon. Vielleichtwar diese Zugfahrt nur eine zufälligeIdee, vielleicht hatten die Kinder aberauch unbewusst Mitleid mit dem Esel,den sie in sämtlichen Weihnachtsbü-chern abgebildet sahen: Maria mit demKind auf seinem Rücken, müde und abge-kämpft vom Tragen und vom weitenWeg. Ein Esel, der sich unter der Last desAlltags wünscht, selbst einmal chauffiertzu werden, für niemanden Verantwor-tung tragen zu müssen, entspannt dasLeben zu genießen. Unwillkürlich mussteich an jene Leute denken, die – um demganzen Weihnachtsstress zu entgehen –irgendwohin auf eine Insel fahren. Dochbevor meine Gedanken noch weiter in dieFerne schweifen konnten, war der schöneAusflug schon wieder beendet. Erfreutüber diese nette Abwechslung, zugleichaber froh, festen Boden unter den Füßenzu spüren, wanderten der Esel und dieSchafe gemütlich zurück in ihren Stall.

Auch ich kehrte zu meiner Hausarbeitzurück, jedoch mit einer tiefen Freudeund Dankbarkeit im Herzen: für meineKinder, für ihr Lachen, ihre strahlendenAugen, für ihre Liebe und dafür, dass ichfür sie da sein darf.

Manchmal kann Weihnachten so ein-fach sein. Man muss nur aufmerksamsein, sich die Zeit nehmen, und Gottkommt mitten im Alltag zu uns. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 15

mmer fuhr …

Autoren dieser Nummer.Katarina Angerer, Initiatorin und Projektleiterin vonKinderbibel.net

Mariette Auersperg, Pfarrcaritas und Altenpastoral St. Stephan

Mag. Claudia Bandion-Ortner, JustizministerinDr. Johannes Berchtold, PGR St. StephanMMag. Markus Bugnyar, Rektor des Austrian Hospicein Jerusalem

Mag. Thomas Dolezal, DommusikusMag. Karin Domany, PGR St. StephanStefan Domany, Pfarrjugend St. StephanKan. Mag. Anton Faber, Dompfarrer, Dechant für dasStadtdekanat Wien 1

Werner Faymann, Bundeskanzler und Bundespartei-vorsitzender der SPÖ

Dr. Annemarie Fenzl, DiözesanarchivarinMag. Heinrich Foglar-Deinhardstein, LL.M., Rechtsanwalt, Kommunionspender

Mag. DI Dr. Peter Habison, Direktor von „AstronomieWien“

Prälat em. Univ.-Prof. Dr. Philipp Harnoncourt, Ost -kirchenexperte, Liturgiewissenschaftler, Hymnologeund Pro Oriente-Ehrenvorsitzender der Sektion Graz

Prof.Dr.Clemens Hellsberg, Vorstand der Wiener Philhar-moniker

OA Dr. Ignaz Hochholzer, Seelsorger im KH der Barm-herzigen Brüder und Aushilfsseelsorger in St. Stephan

Ing. Hans Hurka, Vorsitzender der Plattform Wir sindKirche

Prof. Hubert Gaisbauer, ehem. Leiter der Hauptabtei-lung Religion beim ORF-Hörfunk, Ö1

Reinhard H. Gruber, DomarchivarBruder Mag. Philipp Klinger OFM, Pastoralpraktikantin St. Stephan

Andreas Laimer, Pfarrjugend St. StephanMag. Susanne Leibrecht, RedaktionsleitungOStR Prof. Franz Michal, ehem. stv. Vorsitzender des PGRP. Dr. Martin Leitgöb CSsR, KirchenhistorikerHermann Maier, SkistarDr. Arnold Mettnitzer, Theologe und PsychotherapeutDr. Ioan Moga, rumänisch-orthodoxer Priester und Univ.-Assistent am Institut für Theologie und Geschichtedes christlichen Ostens an der Universität Wien

Frater Hans-Ulrich Möring OT, Ausbildung zum Geistlichen Begleiter, tätig im Bistum Eisenstadt

Mag. Dr. John Okoro, Bischof der Altkatholischen Kirche Österreichs

Josef Pröll, Finanzminister, Vizekanzler und Bundes-parteiobmann der ÖVP

Domkurat MMag. Konstantin Reymaier, Leiter des Kirchenmusikreferats

Mag. Claudia Reiterer, ORF-JournalistinMarkus Rogan, SchwimmstarMag. Christian Romanek, Fachinspektor beim Erzbi-schöflichen Amt für Unterricht und Erziehung

Mag. Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez, Geschäftsführerin des Netzwerks KinderrechteÖsterreich

Dr. Wolfgang Schwarz, Direktor des ÖsterreichischenKatholischen Bibelwerks

Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Stowasser, Dozent am Insti-tut für Neutestamentliche Bibelwissenschaft an derUniversität Wien

Prof. Dr. Bertram Stubenrauch, Professor für Dogmatikund ökumenische Theologie an der Ludwig-Maximi-lians-Universität München

KR P. Lic. Dr. Bernhard Vos�icky OCist, Professor an derTheologischen Hochschule und Wallfahrtsdirektorvon Heiligenkreuz

Otto Wagner, Leitung Mittwochclub St. Stephanem. Univ.-Prof. Dr. Josef Weismayer, DomkustosDr. Kathrin Wexberg, wissenschaftliche Mitarbeiterinder STUBE

Mag. Bernhard ZahrlMAS, Provinzialat der Barmherzi-gen Brüder – Öffentlichkeitsarbeit

Redaktion.Redaktionsleitung: Mag. Susanne LeibrechtLektorat: Verena Michalke, Reinhard H. GruberRedaktionsteam: Mag. Toni Faber, Mag. Karin Domany,Mag. Heinrich Foglar-Deinhardstein, Reinhard H.Gruber, Anneliese Höbart, Verena Michalke, Mag. Birgit Staudinger

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201016

Ein frag-würdiges Fest

Österreich und Guatemala. Deutsch undSpanisch. Besinnliches „Stille Nacht“ – Fa-milienfest mit Krippenspiel und Christ-mette und fröhlich-lautes offenes Hausmit Freunden, Musik und Tanzen bis langnach Mitternacht. Allein in unserer klei-nen Familie prallen Weihnachtsfeier-Kul-turen aufeinander, die unterschiedlicherkaum sein können. Und verlassen wir un-ser trautes Zuhause, geht die Vielfalt hei-ter weiter: Der Weihnachtsmann begeg-net uns auch in Österreich auf Schritt undTritt in Einkaufsstraßen, im Fernsehenund in Kinderbüchern. Ab und zu tauchtschon noch ein Christkind auf, aber längstohne alleinigen Herrschaftsanspruch.

Das Christkind, für einen selbst derstrahlende Stern aller verklärenden Kind-heitserinnerungen: Aufgeregt habe ichden „Brief an das Christkind“ diktiert oderselbst gekritzelt und ihn zwischen die Flü-gel der alten Fenster gestellt. Am nächs-ten Morgen war der Brief weg, und ichaufgeregt und selig. Am Heiligen Abenddann hat uns sicher das Christkind die Ge-schenke unter den Baum gelegt, gesehenhabe ich es nie, gehört schon, also zumin-dest sein zartes Glöckchen.

Wann und wie die Illusion des Christ-kindes sich bei mir aufgelöst hat, weißich nicht mehr. Geblieben ist aber diekindliche Freude am Weihnachtsfest.Und was ist nun mit der Verwirrung zwi-schen Weihnachtsmann und Christkind?Hat das Einfluss auf das eigentliche

Weihnachts-Empfinden unserer Kinderheute? Ich habe meine siebenjährigeTochter Luna befragt. Ihre Antwortenlassen mich vermuten, dass es vor allemum liebgewonnene Rituale in der Fami-lie geht, und dass Geschenke etwasSchönes sind, worauf es sich zu wartenlohnt. Dann ist Weihnachten ein Fest,ganz ohne Verwirrung.

Wer ist das Christkind?„Mama, Papa, Opa, Oma und die Ver-wandten.“Wie schaut das Christkind aus?„Mama, wenn es die Verwandten sind,wie soll das Christkind dann schon aus-schauen?“Wer bringt die Geschenke zu Weihnachten?„Mama und Papa kaufen sie, oder halt dieVerwandten, und packen sie dann ein.“Wer ist der Weihnachtsmann?„Auch Oma und Opa, Mama, Papa, Cou-sinen, Schwestern, wenn man Schwes-tern hat.“

Wer ist der Nikolo?„Wenn man den Teller rausstellt, denngeben die Eltern etwas auf den Teller.“Was?„Süßigkeiten, Orangen, Äpfel.“Wie Du kleiner warst, wer hast Du ge-glaubt, bringt die Geschenke?„Der echte Nikolo oder das echte Christ-kind. Weil Du mir solche Bücher vorgele-sen hast, vom Teufelchen Putzi und demEngelchen. Wo sind diese Bücher jetzt?Diese Geschichten liebe ich.“Und wie hat das Christkind ausgeschaut?„Wie das Christkind eben ausschaut. Mitblonden Haaren, mit weißem Gewand, mitweißen Flügeln und einem Ring am Kopf.“Warum sagen Eltern, dass das Christkinddie Geschenke bringt?„Damit die Kinder echt glauben, dass esdas Christkind gewesen ist und nicht dieEltern. Sonst wissen die Kinder gleich,wer die Geschenke hat und sagen: „Gib’mir die Geschenke, gib’ mir die Geschen-ke!“ und wollen nicht warten.“ ó

Mag. ElisabethSchaffelhofer-

Garcia Marquez istGeschäftsführerin

des Netzwerks Kinderrechte

Österreich

Weihnachten aus der Sicht eines KindesVon Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 17

„Rettet das Christkind!“ denkt sich man-cher angesichts der mittlerweile auchhierzulande aus allen Supermärkten undFernsehkanälen quellenden Weihnachts-männer. „Rettet das Christkind!“ hieß indiesem Sinne schon vor Jahren ein Pro-jekt in einer Wiener Pfarre. Im Rahmendieser Aktion wurde auch ein köstlichesGedicht verfasst, das die absurde Situati-on ausmalt, dass das Christkind und derWeihnachtsmann einander beim Austra-gen der Geschenke in einem Wohnzim-mer über den Weg laufen. Nach einigemHin und Her einigen sich die beiden da-rauf, in Hinkunft arbeitsteilig zusammen-zuwirken – und das Christkind darf aufdem Schlitten des Weihnachtsmannsmitfahren ...

Bei aller berechtigten Kritik an der Fi-gur des Weihnachtsmanns: In der Vor-stellungswelt der meisten Kinder hat dasChristkind äußerst wenig mit dem zuWeihnachten geborenen Jesuskind zutun. Zudem ist das Christkind – zumin-dest historisch gesehen – keineswegs et-wa eine katholische Gegenfigur zum pro-testantischen Weihnachtsmann.

Die tiefsten Wurzeln des Christkindsliegen in den Evangelien nach Lukas undMatthäus selbst, in Andeutungen bei denKirchenvätern und in den uralten Bräu-chen zur Weihnachtskrippe. Die Geschen-ke für die Kinder aber brachte in der ka-tholischen Tradition der heilige Nikolaus.Es war der Protestantismus mit seiner kri-tischen Einstellung zur Heiligenvereh-rung, dem demgegenüber daran gelegenwar, Christus als Gabenbringer am Festseiner Geburt in den Mittelpunkt zu stel-len. Aus der Überschneidung dieses chris-tozentrischen Gedankens mit Krippen-spielbräuchen dürfte die Gestalt desChristkinds erwachsen sein, die sich aberin der Darstellung deutlich vom Jesuskindin der Krippe abhob. Und paradoxerweisesetzte sich das Christkind gerade in den

katholischen Teilen des deutschsprachi-gen Raums durch, während in der protes-tantischen Welt der Weihnachtsmann im-mer mehr in den Vordergrund trat.

In die Figur des Weihnachtsmannssind Züge des heiligen Nikolaus ebensoeingeschmolzen wie des KinderschrecksKnecht Ruprecht und verschiedenste an-dere europäische, teilweise außerchristli-che Traditionen. Wesentlichen Einflussauf die Vorstellung von der Figur und dieZusammenführung der verschiedenenMotive dürften zwei um 1820 von NewYorkern verfasste Gedichte gehabt ha-ben. Zum Siegeszug des Weihnachts-manns um die Welt haben wohl nicht zu-letzt die Coca-Cola-Werbekampagnen im20. Jahrhundert beigetragen.

Angesichts der heutigen Überflutungmit Weihnachtsmännern aller Art ist al-lerdings schon sehr kleinen Kinderndurchaus ausreichendes Fingerspitzen-gefühl dafür zuzutrauen, dass diese ehermerkwürdigen Erscheinungen mit dem„echten“ Weihnachten ziemlich wenig zutun haben. In ihrer eigenen Vorstellungs-welt entwickeln ja Kinder überhauptschon sehr früh ein Gefühl für Differen-zierungen (wenn diese vielleicht auch fürErwachsene nicht allzu rational erschei-nen): Beispielsweise bringen Kinder sehroft zum Ausdruck, dass sie den Nikolozwar mit dem heiligen Nikolaus in Verbin-dung bringen, aber nicht hundertprozen-tig mit ihm identifizieren.

Wie könnte nun eine erwachseneVer-ehrung des wahren Christkinds, also desJesuskinds in der Krippe, aussehen? „Gotthat sich klein gemacht für uns. Gottkommt nicht mit äußerer Macht, sonderner kommt in der Ohnmacht seiner Liebe,die seine Macht ist. Er gibt sich in unsereHände. Er bittet um unsere Liebe. Er lädtuns ein, selbst klein zu werden, von un-seren hohen Thronen herunterzusteigenund das Kindsein vor Gott zu erlernen“

(Benedikt XVI., Mariazell, 8. September2007). „In den Tagen vor Weihnachten giltes zu suchen, in welcher Gestalt Jesusuns heuer begegnen will. Vielleicht in ei-nem Kind mit seinen vielen Wünschenund Bedürfnissen. (...) Und für den Chris-ten steht in jedem Kind Jesus von Naza-reth selber da. Nicht, dass man darüberdas eigene Kind in seiner Persönlichkeitübersehen sollte, sondern dass man ihmso mit noch größerer Ehrfurcht begeg-net. Es ist ein "von Gott geliebtes" Kind!(…) Man kann den vorweihnachtlichenRummel nicht abschaffen. Wir könntenaber versuchen, wieder mehr über jeneWurzeln zu reden, aus denen sich im Laufder Jahre all das vielfach "Äußerliche"entwickelt hat. Jedes Geschenk erinnertdann daran, was wir anderen an Liebenoch schulden. Und die ungeduldigenWünsche der Kinder bezeugen, dass esim Leben noch viel mehr zu erwartengibt, als der Wohlstand gebracht hat“ (Bi-schof em. Helmut Krätzl, Stadt Gottes De-zember 2002). ó

Rettet das Christkind vor dem Weihnachtsmann?Von Heinrich Foglar-Deinhardstein

Mag. Heinrich Foglar-

Deinhardstein

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201018

Ein frag-würdiges Fest

Jedes Jahr begegnen uns zur Weihnachts-zeit mit dem Stern über der christlichenKrippe auch die „Heiligen drei Könige“.Der Kern der Geschichte geht auf dasEvangelium nach Matthäus (2, 1-12) zu-rück: „Als Jesus zur Zeit des Königs Hero-des in Betlehem in Judäa geboren wordenwar, kamen Sterndeuter aus dem Ostennach Jerusalem und fragten: Wo ist derneugeborene König der Juden? Wir habenseinen Stern aufgehen sehen und sind ge-kommen, um ihm zu huldigen.“ und Vers9 fährt fort: „Und der Stern, den sie hattenaufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zudem Ort, wo das Kind war; dort blieb erstehen.“ Im griechischen Original werdendie Sterndeuter als „magoi“ (Magier, As-trologen) bezeichnet. Mit dem Wort „ma-goi“ wurden damals Mitglieder der baby-lonischen Priesterkaste bezeichnet. DieBabylonier besaßen schon vor 2000 Jah-ren eine große astronomische und astro-logische Tradition und so kamen die Ma-gier wahrscheinlich aus der östlich von Je-rusalem gelegenen Stadt Babylon.

Die Suche nach dem Gestirn von Bet-lehem begann erst mit der christlichenTheologie des zweiten Jahrhundertsnach Christus und war stark von hellenis-tischer Philosophie und Kosmologie be-einflusst. Seither haben sich zahlreicheastronomische und astrologische Hypo-

thesen um eine Erklärung be-müht, wobei vier bis fünf un-terschiedliche Theorien vor-herrschen: Konjunktionstheo-rien, Kometentheorien, Super-novatheorien, astrologischeund sogenannte alternativeTheorien. Beginnen wir mitder älteren Konjunktionstheo-rie. Diese geht auf JohannesKepler zurück, welcher dasscheinbare Zusammentreffenvon Jupiter, Saturn und Marsim Sternbild Schlangenträgermit dem Aufleuchten einernachfolgenden Supernova imJahre 1604 als Stern von Betlehem deute-te. Die moderne Konjunktionstheorie be-ruht auf einer Arbeit des österreichischenAstronomen Konradin Ferrari d'Occhiep-po, welcher den Stern von Betlehem mitder dreifachen Konjunktion von Jupiterund Saturn im Jahr 7 v. Chr. im SternbildFische in Verbindung bringt und welcheweite Verbreitung gefunden hat. Kome-ten und Supernovatheorien gehen aufdiesbezügliche astronomische Erschei-nungen im Geburtszeitraum von JesusChristus ein (8-4 v. Chr.), sind jedoch viel-fach widersprüchlich und kommen zukeiner überzeugenden Deutung. Den-noch ist der Weihnachtsstern oft als Ko-met dargestellt. Der italienische MalerGiotto di Bondone hatte im Jahre 1301den Halleyschen Kometen beobachtetund war von seiner Erscheinung tief be-eindruckt. Aus diesem Erlebnis herausverzierte er um 1304 die Freskoszene „DieAnbetung der Heiligen“ in der Cappelladegli Scrovegni in Padua mit einemSchweifstern. Über die Jahrhunderte hin-weg setzte sich diese Darstellung desSterns von Betlehem in Kunst und

Brauchtum durch und ist somit nochheute allgegenwärtig. Schließlich wirdder Stern in der historisch-kritischen Bi-belexegese als mythologisches oder sym-bolisches Verkündigungsmotiv ohne rea-len astronomischen Hintergrund aufge-fasst. Dabei wird der Matthäustext aufseine eigene Aussageabsicht und weite-re biblische Bezüge analysiert.

Ob die Magier ihren Weg nach Betle-hem aufgrund eines realen astronomi-schen Objektes fanden, werden wir wohlnie ergründen, ist doch die Quellenlagezu widersprüchlich und lückenhaft. Den-noch fasziniert die Geschichte des Weih-nachtssterns seit knapp zweitausend Jah-ren Gläubige, Historiker, Theologen undAstronomen. Wie immer es gewesen seinmag, lassen wir den Stern auch diesesJahr wieder über unseren Krippen stehenund gedenken einer „himmlische Begeg-nung“, welche Geschichte schrieb. ó

Mag. DI Dr. PeterHabison ist seit

2008 Direktor von„Astronomie Wien“

(Kuffner-, UraniaSternwarte und

Planetarium der Stadt Wien)

Der Stern von Betlehem – die Geschichte einer himmlischen BegegnungVon Peter Habison

Darstellung des Weihnachtssterns in Formeines Kometen durch Giotto di Bondonein der Szene „Die Anbetung der Heiligen“,Cappella degli Scrovegni, Padua

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 19

Nach Ostern ist Epiphanie, Erscheinungdes Herrn, das älteste Fest der Christen-heit; erste Spuren finden sich in Alexan-drien schon zu Beginn des 3. Jahrhunderts.

Im Volksmund wird das Fest gerne als„Dreikönigstag“ bezeichnet. Diese Ge-wohnheit hat ihre Wurzeln in der Fröm-migkeit des Mittelalters, in der die „DreiKönige“ so stark in den Vordergrund ge-treten sind, bis die eigentliche Sinnge-bung des Festes „Erscheinung des Herrn“dadurch verdrängt worden war. Erhalte-ne Reste dieser Dreikönigsverehrung sindz.B. das Stern-Singen (Stern von Betle-hem) und das Kasperltheater (Caspar…).

Das Festtags-Evangelium selbst er-wähnt allerdings weder die Dreizahl,noch spricht es von Königen. Der Evan-gelist Matthäus – und nur er – berichtetvon Magiern (mágoi = medisch-persischePriester, auch Seher), die einem Stern ge-folgt sind „bis zu dem Ort, wo das Kindwar“. Herkunft, Namen und Anzahl der„Sterndeuter“ werden nicht genannt.

Aufgrund der im Evangelium ge-nannten Dreizahl der Geschenke (Gold,Weihrauch, Myrrhe) vermutete Origenes(3. Jhdt.) die Dreizahl der Magier, Tertulli-an assoziierte Jesaja und Psalm 70 (Köni-

ge von Tarschisch, Saba und Seba). Zuletztbildeten sich Namen aus, Caspar (per-sisch: Schatzmeister), Melchior (Lichtkö-nig) und Balthasar (Gottesschutz) sindseit dem 9. Jhdt. üblich. In den drei Köni-gen sah man Vertreter der damals be-kannten Kontinente Europa, Asien, Afrika,oder, wie es am Wiener Neustädter-Altarim Stephansdom gut zu sehen ist, als Ver-treter der Lebensalter (Jüngling, reiferMann, Greis; siehe Titelfoto des Pfarrblat-tes). Allen Interpretationen liegt aber ei-ne Erkenntnis zugrunde: Jesus Christusist Gott und König für alle Völker und Ge-nerationen.

Die Sterndeuter ehren das neugebo-rene Kind mit ihren Gaben; sie bringenGold, Weihrauch und Myrrhe (ein wohl-riechender, jedoch herb schmeckenderRindensaft des Balsambaumes); die tiefeBedeutung dieser Gaben wird im Hym-nus der Vesper wunderschön besungen: „Den König kündet an das Gold,dem Gott steigt auf des Weihrauchs Duft, doch weist voraus auf Tod und Grab der Myrrhenkörner Bitterkeit.“

Ursprünglich war das heutige Festvon einer ganzen Fülle von Aspekten be-stimmt. Der vielschichtige Festinhalt

wurde später entfaltet und am 25. De-zember das Gedächtnis der Menschwer-dung Gottes in der Kindesgeburt gefei-ert, während am 6. Jänner die göttlicheSeite Jesu stärker hervortrat. In das Weih-nachtsereignis eingebunden sind zudemdie Taufe des erwachsenen Jesus, bei derihn „die Stimme aus dem Himmel“ alsGott bezeugt („dieser ist mein geliebterSohn“), und die Hochzeit von Kana, beider Jesus mit der Verwandlung von Was-ser in Wein das erste Wunder gewirktund sich dadurch selbst als Gott zu er-kennen gegeben hat.

Die Magnificat-Antiphon des Dreikö-nigs-Tages fasst die verschiedenen Ge-danken zusammen und unterstreicht diehohe Bedeutung der Epiphanie-Vesperfür den gesamten weihnachtlichen Fest-kreis:„Heute führte der Stern die Weisen zumKind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei derHochzeit (zu Kana). Heutewurde Christus im Jordan getauft,uns zum Heil.“

Diese Konzentrierung geschieht frei-lich nicht zufällig, alle drei Ereignisse ha-ben gemeinsame vorchristliche Wurzeln,die auch für die vornächtliche Vigilfeierdes Festes vorbildlich waren:

Am 6. Jänner wurde der Geburtstagdes Heidengottes Äon gefeiert. Nachheidnischer Vorstellung fließt am Vor-abend aus bestimmten WasserquellenWein. Das Fest des Äon war ein besonde-rer Tag zum Wasser schöpfen vom Nil(Taufe). ó

Mag. Thomas Dolezal

Geheimnisvolle Erscheinung Von Thomas Dolezal

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201020

Ein frag-würdiges Fest

In nahezu allen Kulturen der Welt spieltder beobachtete Jahreskreis – erkennbaran der regelmäßigen Wiederkehr der Jah-reszeiten – für die Erstellung der Jahres-Kalender die maßgebende Rolle, und dieJahreszeiten sind je nach Klimazone starkemotional besetzt. Als lebensfeindlichgefürchtet sind Kälte und Dunkelheit, alslebensbejahend erwartet und begrüßtsind daher zunehmende Tageslänge undWiedererwärmung. Anderswo sind vorallem Hitze und Trockenheit die lebens-feindlichen Mächte, während belebenderRegen und Abkühlung die herbeigesehn-ten Neuanfänge bezeichnen.

Alle diese Erscheinungen sind eigen-mächtigen Zugriffen der Menschen ent-zogen und erscheinen als ihnen verhäng-te Schicksale. Darum wird allenthalbenversucht, mit Hilfe von religiösen Ritua-len die leben-zerstörenden Mächte fern-zuhalten oder zu vertreiben, die leben-stiftenden Mächte jedoch anzulocken,um von ihnen Gunst zu empfangen. Wasgegenüber Feinden bzw. Freunden auf Er-den sich als wirksam erweist, wird auchgegenüber den überirdischen Mächtenangewandt: Lärm und Gestank sollen sievertreiben, Wohlklang, Wohlgeruch undbesonders zubereitete Speisen locken sieherbei und stimmen sie gnädig.

Natur-religiöse Jahres-Rituale bleibenauch in Offenbarungsreligionen in Übung,sie werden aber durch Inhalte des Geden-kens an heilsgeschichtlich bedeutendeEreignisse aufgeladen. In allen Bräuchendes Advents und der Weihnachtszeit sinddie natur-religiösen Bezüge noch leicht

zu erkennen, und gerade diese tragen zuihrer Beliebtheit und Verwurzelung imVolk bei, auch wenn christliche Feier-In-halte im Bewusstsein der Menschen ge-genwärtig zu verdunsten scheinen.

Diese Bräuche sitzen in der Natur-Er-fahrung richtig: Die Tage werden kürzer,Finsternis und Kälte nehmen zu, die Na-tur hat ihr grünes Lebens-Kleid fast aus-nahmslos abgelegt, das Angebot an Nah-rung schwindet dahin.

„Das muss gefeiert werden!“Der christliche Philosoph Joseph Pieper(1904–1997), der die humanen und reli-giösen Gegebenheiten von Fest und Fei-er gründlichst erforscht hat, stellt fest,dass „die erlebte Zustimmung zum Le-ben“ auslösendes Moment alles Feiernsist. Wann immer Menschen erfahren,was sie leben lässt – von tiefsten religiö-sen Erfahrungen wie Christi Sieg überSchuld und Tod, über andere Siegesfeiernbis hinunter zur Freude über ein gewon-nenes Fußballspiel – stellt sich ein star-ker Impuls ein: Das muss gefeiert werden!Das darf nicht vergessen werden, dasbleibt zu bedenken und zu bedanken!Für Christen ist die höchste Zustimmungzum Leben der österliche Durchgang Je-su Christi durch den Tod in das Leben. Erhat die Macht des Todes endgültig gebro-chen. Er schenkt allen, die an ihn glauben,durch die Taufe Anteil an seinem österli-chen Sieg.

Weihnachten, das Fest der GeburtChristi, ist auch ein österliches Fest:Christus wird als Mensch geboren, umwie alle Menschen für alle Menschen zusterben: Krippe und Kreuz gehören zu-sammen. Beide Feste verwenden darumdieselben Lebens-Rituale: Feuer/Licht,Wasser, grüne Pflanzen, besonderes Brot,wenn auch in unterschiedlicher Ausprä-gung. Und von Ostern ist auch die Vor-feier, der Advent als Zeit der Vorbereitungund Erwartung, und die Nachfeier (statt50 Tagen aber nur 40 Tage bis 2. Februar)übernommen.

Warum wir was wann feiernDer Weihnachtstermin ist von Ostern ausbestimmt: Weil der 25. März (im Orientauch der 7. April) als Todestag Jesu gese-hen worden ist, muss auch seineMenschwerdung, seine Empfängnis imSchoß der Gottesmutter Maria, an die-sem Tag erfolgt sein, denn der vollkom-mene Mensch kann keine gebrochenenLebensjahre haben! Neun Monate spä-ter – am 25. Dezember – muss sein Ge-burtstag sein (bei den Armeniern am 8.Jänner). Dass der so errechnete Geburts-tag Jesu mit dem in Rom hochgefeiertenGeburtstag des unbesiegbaren Sonnen-gottes (Natale Solis invicti) zusammen-fiel, hat die Annahme dieses Tages we-sentlich erleichtert: Der Sonnengott wur-de geradezu zum Typos für Christus (dieSonne der Gerechtigkeit), wie ja auch seinwöchentliches Fest, der Sonn-Tag zumHerren-Tag (dies Dominica) geworden ist.

Der winterliche Termin, der nach „Zu-stimmung zum Leben“ geradezu zu schrei-en scheint, hat das Seine dazu beigetragen,dass in nördlicheren Breiten und kälterenKlimazonen Weihnachten als Siegesfestüber Finsternis, Kälte und Licht angenom-men worden ist und heute oft intensiver er-lebt wird als Ostern. Der christlichen Bot-schaft von Weihnachten entspricht es auch,in Weihnachten das Fest des Kindes, dasFest des Friedens, das Fest des Lichtes unddas Fest des Lebens zu begehen, und dasdarf auch Menschen zugebilligt werden, diezwar vom Erlöser Jesus Christus wenig odernichts wissen, aber dennoch eine ausge-prägte Sehnsucht nach diesen Werten ver-spüren – gerade in dieser Jahreszeit. ó

Prälat em. Univ.-Prof. Dr. Philipp Harnoncourt ist

Ostkirchenexperte,Liturgiewissen-

schaftler, Hymnolo-ge und Pro Oriente-Ehrenvorsitzenderder Sektion Graz

Christus, der Retter ist da!Endlich werden die Tage wieder länger. Von Philipp Harnoncourt

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Eine Pilgerfahrt nach Israel ist keine tou-ristische Besichtigungsreise. Pilgerfahr-ten ins Heilige Land bieten vielmehr dieeinmalige pastorale Chance, für einigeTage auf „heiligem Boden“ unterwegs zusein, dort die Heilige Schrift zu lesen undZeit für Gebet und für die Feier von Got-tesdiensten zu haben, in Urlaubsstim-mung, weit weg von der Heimat.

Dabei darf nicht vergessen werden,dass im Heiligen Land Menschen in ver-schiedenen christlichen Kirchen als Min-derheit mit Juden und Muslimen zusam-menleben. Sie halten den Geist der Bot-schaft Jesu im Heiligen Land gegenwär-tig und wir verdanken ihnen die Bele-bung und die Erhaltung der für uns Chris-ten heiligen Stätten.

Ebenso ist den Pilgern zu vermitteln,dass nicht nur das Staatsgebiet des heu-tigen Israel das Heilige Land ist. Zu die-sem zählen ebenso Ägypten, der Sinai,das Land Edom östlich des Roten Meeres,das Land Moab östlich des Toten Meeres,das Zweistromland im heutigen Irak unddas Gebiet der Palestinian Authority [dasPalästinensische Autonomiegebiet]. Denndurch all diese Gebiete und Länder ziehtsich die Offenbarungsspur Gottes an sei-nem ersterwählten Volk Israel, die für unsChristen im Leben und Wirken Jesu in Ga-liläa, Samaria und in Judäa ihren Höhe-punkt erreicht hat. Das macht das HeiligeLand einzigartig gegenüber anderen Län-dern und Regionen der Erde.

Pilgerfahrten beginnen üblicherwei-se im Norden des Israels, in Galiläa. Dorterlebt man anschaulich die „kleine Welt“Jesu, in der er gewirkt hat. Nazaret, seineVaterstadt, war zu seiner Zeit eine Tages-reise vom Nordzipfel des Sees Gennesa-ret entfernt. Dort zog er zwischen Kafar-naum, Betsaida und Korazim seine Bot-schaft verkündend umher. Einmal machter einen Abstecher in die Gegend von Ty-rus (im heutigen Libanon) und nach Os-ten, nach Cäsarea Philippi (auf den Go-lanhöhen). Der europäische Christ kannso sehen, dass ihn die Botschaft Jesu aus

dieser „kleinen Welt“ erreicht hat. Es istaber auch eine tiefe Erfahrung, auf Wan-derungen die Landschaft und die Vegeta-tion wahrzunehmen, die Jesu Augen ge-sehen haben, den Boden, den er unter sei-nen Füßen gespürt hat und das Klima,das durch Hitze und plötzlich auftreten-de Stürme auch das Leben Jesu und sei-ner Begleiter belastet hat. Oft sind Ge-gebenheiten der Natur in die Vermittlungseiner Botschaft eingeflossen. Es istwichtig, sich viel Zeit zum stillen Verwei-len zur Verfügung zu nehmen, um dieseEindrücke zu verarbeiten.

Jerusalem: Wohnsitz GottesUnd dann: Hinaufziehen nach Jerusalem.Die alte Pilgererfahrung wie zu Jesu Zei-ten an den großen jüdischen Wallfahrts-festen nachvollziehen. Einziehen in Jeru-salem – möglichst über den Ölberg –, zuFuß, begleitet von Wallfahrtspsalmen. Je-rusalem als heiligste Stadt erleben. In Er-innerung rufen, dass Gott Jerusalem alsseinen Wohnsitz erwählt hat und dassseine Herrlichkeit von ihr Besitz ergriffenhat. Hören, dass in dieser Stadt das jüdi-

sche Volk die Herrlichkeit Gottes vor denNichtjuden widerstrahlen sollte. Deshalbist auch Jesus nach Jerusalem gezogen,nicht nur als Pilger, sondern um dort Got-tes Herrlichkeit wieder erlebbar zu ma-chen. Das führt zum Konflikt mit demetablierten Judentum, das sich in seinerArt, Gottes Weisungen zu erfüllen, durchJesus bedroht fühlt. Jesu Passion ist derGipfel der Auseinandersetzungen. Jeru-salem bringt ihm den Tod. Gott erweistaber seine Herrlichkeit in dessen Aufer-weckung. Auch wenn Jerusalem heute ei-ne sehr laute Stadt ist, ist sie dennochvoller Gebet, auch von Pilgern, die auf derVia Dolorosa zur Grabes- und Auferste-hungskirche ziehen, um dort trotz allenTrubels das Sterben und die Auferste-hung Jesu zu verinnerlichen.

Nicht weit von Jerusalem entferntliegt die Stadt Betlehem, die Stadt des da-vidischen Geschlechtes, aus dem Gott dieKönige Israels erwählt hat. Auf diesem Kö-nigsgeschlecht ruht seine Hoffnung, dasses sein Recht und seine Gerechtigkeit sei-nem Volk vorleben und auf ewig aufrecht-erhalten werde. Aber die Davididen ver-sagen. Dennoch nimmt Gott seine einmalgetroffene Erwählung nicht zurück. Jesuswird aus dem Stamm Davids geboren. Errepräsentiert die alten Hoffnungen Got-tes nicht als König. Er predigt die Königs-herrschaft Gottes und sein Reich, das dortbeginnt, wo sich ihm Menschen anschlie-ßen, um mit ihm Gottes Recht und Ge-rechtigkeit zu leben. Darin bestärkt mö-gen alle Pilger aus dem Heiligen Landnach Hause zurückkehren. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 21

Msgr. Dr. WolfgangSchwarz, 1987–2004Rektor d. Öster. Hos-pizes zur Hl. Familiein Jerusalem, seither

Direktor d. Österr.Kath. Bibelwerks,Werk der Österr.

Bischofskonferenz

Jerusalem gilt den Christen als heilig, da esder Ort der Leidensgeschichte, Kreuzigungund Auferstehung Jesu ist. Im Neuen Testa - ment wird es über 100-mal erwähnt.

Pilgern auf heiligem Boden Von Wolfgang Schwarz

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201022

Ein frag-würdiges Fest

„Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft,einsam wacht …“ Diese Worte flößen unsAndacht ein am Heiligen Abend. Sie erhe-ben unseren Geist und unsere Seele zumGeheimnis der Menschwerdung Gottesund führen uns an den Ort seiner Geburt,nach Betlehem.

Wie überall auf der Welt singen auchdie Christen des Heiligen Landes diesesLied. Für sie bedeutet Weihnachten eineAtempause ihres Schicksals: Die christli-che Welt hält inne und richtet fromm ih-ren Blick nach Betlehem. Darauf habenwir das ganze Jahr hindurch gewartet:Aufmerksamkeit!

Oh ja! Die Straßen des Heiligen Lan-des sind nicht nur dicht mit Pilgern ge-füllt, unsere Häuser quellen sogar überob der vielen Anfragen! Arbeitsplätzewerden erhalten und neue geschaffen;wirtschaftlich betrachtet geht es auch

den Christen des Landes besser als in denJahren zuvor. Doch „Aufmerksamkeit“meint etwas anderes: Zuwendung undZuhören.

Die Christen in Betlehem und im ge-samten Nahen Osten erfahren ihre „StilleNacht“ zunehmend und tiefgreifender.Vor allem im Irak werden sie immer mehrOpfer von Attentaten und gezielten An-schlägen, die sie von hier vertreiben sol-len. Tausende Christen fliehen vor Anfein-dung, Verfolgung und Tod. Gewiss, imHeiligen Land mag es nicht so schlimmsein. Doch auch hier leiden sie: Für Mus-lime sind sie Christen, für Israelis sind sieAraber. Für die einen sind sie moderatePartner, für die anderen potentielle Kol-laborateure. In dem Maß, in dem sie Hil-fe empfangen, erfahren sie den Neid deranderen. Viele ziehen es vor, lieber zuschweigen als zu reden, um ihre Situation

nicht noch schlimmer zu machen: „StilleNacht“ im Heiligen Land.

Einmal im Jahr wenden Christen welt-weit ihren Blick nach Betlehem, dem hei-ligen Ort dieser Nacht. Wir müssen unse-ren Blick weiten auf die Schicksale dieserMenschen zwischen allen Fronten. Wieoft höre ich gerade von Jugendlichen, dasssie tätlich angegriffen werden, weil sie einKreuz um den Hals tragen, oder zu hörenbekommen: „Du wirst in die Hölle kom-men!“ oder angespuckt werden, Jungewie Alte gleichermaßen. Wie schwierigkann es sein, eine gute Ausbildung, einenguten Arbeitsplatz, Einkommen und Aus-kommen zu finden für eine Familie. Reli-giöse Toleranz sieht anders aus.

„Alles schläft“:Unsere christlichen Brüder und Schwes-tern fühlen sich im Stich gelassen, ver-gessen; sie „wachen einsam“ über derWiege unseres Glaubens. Es muss schwersein, sich das Maß dieser Bedrängnis vor-zustellen, wenn Christ-Sein für uns zu ei-nem psychotherapeutischen Wellness-Faktor ohne gesellschaftliche Relevanzwird. Christus will den ganzen Menschen,mit Haut und Haar, Hirn und Herz. So wieer ganz Mensch wurde, wird in manchenTeilen unserer Welt der ganze Mensch biszu seinem Tod eingefordert für den Na-men Jesu.

Es braucht zweifelsohne jeden einzel-nen, der sich zu einer Pilgerfahrt in dasHeilige Land aufmacht: Er nährt seineneigenen Glauben an den Orten der Heili-gen Schrift, er ernährt ganz konkret dieVielen, die hieraus ihr täglich Brot verdie-nen. Aber sehen wir genauer hin, blickenwir tiefer und hüten wir uns vor Missver-ständnissen und billigem Populismus!Nicht ganze Kulturen und Religionen ste-hen einander feindlich gegenüber, son-dern immer nur Menschen und Mecha-nismen, die von Egoismus und Habsuchtregiert werden.

In etwa 50 Jahren wird es an vielenOrten des Nahen Ostens keine christli-

»Stille Nacht« in Betlehem – nicht nur zu Von Markus Bugnyar

Blick vom Österreichischen Hospiz auf die Altstadt von Jerusalem

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Umfragen haben gezeigt, dass 80% derjungen Menschen zwischen 18 und 35Jahren nicht mehr beten. 15 % beten abund zu, und nur 5% der Jugendlichen be-ten noch täglich. Was könnten die Grün-de sein, warum die Menschen keinenSinn mehr darin finden, zu beten? Andersausgedrückt, warum pflegen die Jugend-lichen keine Gebetskultur?

Drei Gründe sind offensichtlich: 1. Gebete passen nicht mehr in dasWeltbild der Jugendlichen, das besagt:Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand. Ju-gendliche glauben fest, dass sie, um zuüberleben, selbst etwas leisten müssen.Wer etwas leistet, kann etwas werden.2. Es gibt heute eine sehr verbreiteteIdeologie oder die innere Überzeugung,alles im Leben müsse man begründen, er-klären oder beweisen, sonst kann man esnicht akzeptieren oder annehmen. EineArt materialistische Denkart. Nur wasman testen kann, sehen kann, fühlenkann und beweisen kann, ist authentisch.3. Gebete sind nicht mehr modern.Wichtiger scheint die Machbarkeit derDinge. Und alles was man nicht schnelllösen kann, nimmt man nicht mehr alsWahrheit an: Liebe muss schnell gesche-hen, Essen muss schnell gehen, ein Pro-blem muss schnell gelöst werden, usw.

Die Schnelllebigkeit bestimmt heuteunser Leben. Nur was schnell geht, gibtuns Sicherheit. Leider Gottes vergessenviele Menschen, dass das Gebet die einzi-ge Möglichkeit ist, Vertrauen aufzubau-

en, Sicherheit zu erleben und vor alleman eine Zukunft zu glauben. Gebet ist jaintimes Gespräch mit Gott; Gebet heißt,Gott alles mitzuteilen, was ich tue undwas mich jetzt beschäftigt. Dadurch er-halte ich immer eine innere Antwort.

Aus meiner Praxis und aus therapeu-tischen Regeln weiß ich, dass ein depres-siver Patient nur geheilt werden kann,wenn er gelernt hat, mitzuteilen, was ihnbeschäftigt. So lange er alles schlucktund verheimlicht, leidet er an Depressio-nen. Jede geistige und seelische Krank-heit kann nur durch Mitteilung geheiltwerden.

So ermutige ich Sie, Gespräche mitGott zu suchen. Lassen Sie ihn teilhabenan Ihrem Leben. Geben Sie ihm eineChance, vertrauen Sie ihm!

Eines habe ich durch das Gebet ge-lernt: Gott lässt mich niemals im Stich.

Hinweis: Dieser Artikel ist ein Nachtragzum letzten Pfarrblatt

mit dem Thema: Zeit mit Gott

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 23

»Herr, lehre uns beten«Von John Okoro

Mag. Dr. John Okoro ist Bischof

der AltkatholischenKirche Österreichs

chen Gemeinden mehr geben. Historischbetrachtet mag das nicht neu sein. Dassaber in unserer Zeit Menschen aufgrundihres Glaubens ausgegrenzt, angepöbelt,sogar ermordet werden, können wir inkeinem Teil der Welt hinnehmen. ó

Weihnachten

MMag. Markus Bugnyar

ist Rektor des Austrian Hospice

in Jerusalem

Das Österreichische Hospiz .zur Heiligen Familie in der AltstadtJerusalems ist eine Einrichtung derÖsterreichischen Bischofskonfe-renz; der Erzbischof von Wien ist derProtektor dieser Pilgerherberge, dieim Jahre 1863 ihre Pforten öffnete.124 Betten und ein Wiener Kaffee-haus heißen jedes Jahr etwa 65.000Pilger willkommen. www.austrianhospice.com

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201024

Ein frag-würdiges Fest

Weihnachten ist für mich in erster Linieein Fest der Familie und ein Fest des Frie-dens. Deshalb reserviere ich auch mög-lichst viel Zeit für meine Frau und meinebeiden Töchter.

Zu Weihnachten gehört für michaber auch die Adventzeit dazu. Es ist fürmich immer eine große Freude, mit mei-nen Töchtern durch die weihnachtlichgeschmückten Straßen zu spazieren, be-sonders geglückte Schaufenster zu be-wundern oder das eine oder andere Sta-nitzel gebrannter Mandeln oder heißerMaroni gemeinsam zu verzehren. Ichglaube, den Zauber der Adventzeit, die-se Vorfreude auf das Fest und die Ge-schenke, die erlebt man am besten mitseinen Kindern, denn sie bringen dieFreude zurück, die bei uns Erwachsenenoft durch die Weihnachtsvorbereitungenund den alltäglichen Stress in den Hin-tergrund gedrängt wird.

Am Nachmittag des 24. Dezemberbesuche ich mit meiner Tochter gemein-sam die Kindermette im Stephansdom.

Meine Eltern und meine Schwieger-mutter feiern mit uns und ich koche je-des Jahr Fisch für die ganze Familie. Ge-gen fünf Uhr ist dann Bescherung, beider wir Weihnachtslieder singen undWeihnachtsgeschichten lesen. Danachwerden im Kerzenschein die Geschenkeausgepackt, wobei wir darauf achten,dass es nicht zu viele sind. Es sollen janicht die Packerln im Mittelpunkt ste-hen, sondern die Freude, die die Schen-kenden und die Beschenkten einanderbereiten. ó

So feiern »Promis« Weihnachten

Seit ich denken kann, ist Weihnachten et-was Besonderes für mich. Ich bin immerschon gerne in die Kirche gegangen, vorallem zu Weihnachten, in St. Johann in derHaide in der Oststeiermark. Und dann istmir das Unglaubliche widerfahren: MeinSohn Julian ist genau am 24. Dezemberauf die Welt gekommen, und ich weißnoch gut, als das Lied „Ihr Kinderlein kom-met“ im Radio gespielt wurde sind mir dieTränen herunter gekullert.

Aus diesem Grund ist Weihnachtenfür mich eine doppelte Feier der Geburt!

Wie feiern Sie Weihnachten?Um 6 Uhr früh steh ich auf, um für das Ge-burtstagfest von Julian alles vorzubereiten,damit mein Sohn das Gefühl hat ein eige-nes Fest zu haben. Er ist auch um 6 Uhrfrüh auf die Welt gekommen. Dann schickeich Papa und Sohn zu meiner Schwieger-mutter. Sie verbringen einen schönen Tag,während ich den Christbaum aufputze, dasEssen vorbereite und laut vor mich hin sin-ge ;-) Um 15.30 Uhr gehen wir seit fünf Jah-ren in die Kindermette im 16. Bezirk. Das istfür Julian immer ein schönes Ereignis, weildie Kinder mit eingebunden werden. Danneile ich wieder nach Hause und es gibt um16.30 Uhr die Bescherung und anschlie-ßend das Weihnachtsessen. Vor der Geburtmeines Sohnes bin ich immer in die Christ-mette gegangen, jetzt ersetzt die Kinder-mette diesen Kirchengang für mich, bis eretwas größer ist und mit mir in eine späteMette gehen kann.

Welches spirituelle Ritual haben Sie?Ich lege während der Vorbereitungen etwa

meine Lieblings-CD „Still“ ein, genieße dieVersion der heimischen Weihnachtsliedervon Otto Lechner und Klaus Trabitsch undgehe in mich. Während der Adventzeit binich gerne in der Kirche am Michaelerplatzoder setz’ mich in den Stephansdom.

Wie halten Sie es mit Geschenken? Ich schenke gerne!

Haben Sie einen Christbaum? Natürlich – ich liebe es, ihn zu schmü-cken. Es muss natürlich ein „echter“Christbaum sein.

Wo verbringen Sie die Tage vom 24.– 26.Dezember?Mit meiner Familie, bei meinen Freundenund in der Natur! ó

Der größte Nachteil am Ganzjahressom-mer in Los Angeles ist, dass Weihnachtennicht wirklich weihnachtlich ist. Deswegenverbringe ich die Weihnachtszeit am liebs-ten in Österreich, weil sogar die Wiener einbisschen weniger grantig sind, wenn’süberall funkelt. Am liebsten schenke ichReisen, oder Karten zu Ereignissen, die eineReise quasi provozieren ... Jeder erwähntoft, dass man einander Zeit schenken soll-te. Mit den Billigfliegern und Discount-Theaterkarten ist das inzwischen ja tat-sächlich möglich! Zwischen 24. und 26. De-zember still zu sitzen fällt mir sehr schwer.Leider sind die meisten Bäder in diesen Ta-gen jedoch geschlossen und die Donau de-finitiv zu kalt für einen Planscher. Hoffent-lich ist sie dieses Jahr genau kalt genug umeislaufen zu gehen! ó

Werner Faymann ist österreichischerBundeskanzler und

Bundespartei -vorsitzender der SPÖ

Mag. Claudia Reiterer ist vielenu.a. von der tägli-chen TV-Sendung

„Konkret: Das Servicemagazin“

bekannt

Schwimmstar Markus Rogan

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 25

Weihnachten ist für mich eine ganz be-sondere Zeit. Viel Stress, Hektik und einegroße Arbeitslast begleiten mich in mei-ner politischen Tätigkeit über weite Stre-cke des Jahres hindurch. Die Weihnachts-feiertage bedeuten daher für mich Ruhe,Besinnung und Kraft tanken im Kreisemeiner Familie und Freunde.

Das Nachhausekommen, die Familie,die Gespräche mit meiner Frau und mei-nen Kindern – nicht nur zu Weihnachten –unser starker Zusammenhalt geben mirviel Ruhe, einen wichtigen Rückhalt unddie notwendige Kraft sowie Freude fürmeine Arbeit. Ich selber stamme aus demWeinviertel in Niederösterreich und lebemittlerweile seit vielen Jahren in derStadt. Ich durfte also beides kennen undschätzen lernen: das jeweils reichhaltigeKulturangebot, die wunderbare Natur,aber auch herrliche Plätze und Stadtteile,die Stimmungen, die Gerüche. An all die-sen Orten – da wie dort – ist für mich je-doch stets eines gleich: Als Christen fei-ern wir zu Weihnachten die Menschwer-dung unseres Erlösers Jesus Christus. DerBesuch der Christmette gemeinsam mitmeiner Familie ist für mich sehr wichtig.

Natürlich herrscht zu den Festtagenauch zuhause so manche Hektik vor: dieBesorgung von Geschenken, ohne unsallzu sehr von einem immer „unweih-nachtlicheren“ Getöse anstecken zu las-sen. Wir schmücken den Christbaum, dasfestliche Essen koche ich mit heimischenProdukten. Wir genießen ein schönesGlas Wein und stimmungsvolle Musik.Ich liebe das und es rundet unser Weih-nachtsfest ab. ó

Finanzminister und Vizekanzler

Dipl.-Ing. Josef Pröll

Claudia Bandion-Ortner, JustizministerinWie feiern Sie Weihnachten?Schwestern und Freunde kommen undunser 7-jähriger Sohn wird sehr ver-wöhnt. Zum Essen gibt es Fondue.Wie halten Sie es mit Geschenken?Ich besorge sie in letzter Sekunde!Haben Sie einen Christbaum?Ja, Zimmergröße und chaotisch von mei-nem Mann behängt.

Die Weihnachtsfeiertage verbringeich in meiner Heimatgemeinde in Gablitz.Am Heiligen Abend bin ich vormittags imBüro und nehme meinen Sohn mit. ó

Hermann Maier am 18. Oktober 2010 im„Ö3-Frühstück bei mir“ mit Claudia Stöckl.

Bei meiner ganz speziellen Art, heuerWeihnachten zu feiern, ist es sicher vonVorteil, dass ich keine Kinder habe. Ich binja mit Tom Walek und zwei weiteren Kan-didaten auf dem Weg zum Südpol, alsoweit weg von der Familie. Wir werden ei-nen Baum fällen [lacht], nein, das natür-lich nicht, aber ich kann noch ganzschwer sagen, wie es mir dann gehenwird. Vielleicht wandern wir an den Weih-nachtstagen durch und feiern erst Silves-ter. Ich war bis jetzt immer zu Weihnach-ten zuhause. Ich hoffe, dass wir wiederzurückkommen zu dem, was Weihnach-ten wirklich ist: dass es nicht nur um Ge-schenke geht, sondern um die Geburt Je-su. Und darum ist sicher auch der Südpolein guter Ort – mehr Stille, keine Weih-nachts-SMS, kein Trubel. Nur wir und dieNatur. Es wird sehr interessant sein, dasso pur zu erleben. ó

Die Gestaltung von Weihnachten läuftfür mich nach keinem „Ritual“ ab; es gibtallerdings einige seit Kindheit oder Ju-gend geübte (und daher vertraute)„Grundpfeiler“, die ein Ziel haben: jene in-nere Ruhe, die zur Feier des Festes unab-dingbar notwendig ist.

Es beginnt am 23. Dezember mit demSchmücken des Christbaums – für micheine meditative Handlung, bei der es Mu-sik (meist von Bach) gibt, aber kein Tele-fon, E-Mail, Radio oder Fernsehen. Am 24.Dezember besuche ich meist um 8 Uhrdie „Altschotten-Messe“ in der Schotten-kirche und anschließend oder am Nach-mittag die Gräber meiner Eltern, Schwie-gereltern und Großeltern.

Die Auswahl der Texte, die wir am Hei-ligen Abend lesen, nimmt meine Frau vor.Natürlich werden zahlreiche Weihnachts-lieder gesungen bzw. gespielt, die Bilderunserer verstorbenen Eltern und nächstenVerwandten – und heuer auch jenes vonGeorg Straka, meinem am 3. November2010 in Japan tödlich verunglückten Or-chesterkollegen – sind von Kerzen beleuch-tet. Dieses Gedenken bildet einen Schwer-punkt unserer Feier. Der Bescherung folgtein in Ruhe „zelebriertes“ Abendessen, undum 24 Uhr spiele ich Orgel in der Mette derKlosterkirche in der Hofzeile. Da ich an ei-nem der beiden Weihnachtsfeiertage dieVorstellung in der Staatsoper spiele undwenig später die Proben für das Neujahrs-konzert beginnen, bleiben wir zumindestbis 2. Jänner immer in Wien, was uns amAbend des Neujahrstags die Möglichkeitzu einer weiteren besinnlichen Stunde un-ter dem Christbaum gibt. ó

Hermann Maier, Skiweltmeister

und Olympiasieger

Prof. Dr. ClemensHellsberg ist

Vorstand der WienerPhilharmoniker

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201026

Aus der Dompfarre

»A Mensch möcht i bleib’n …«Karin Domany berichtet von der PGR-Klausur in Podersdorf

„Mensch sein“ und „Mensch bleiben“ –diese Themen wählten wir als Motto fürunsere diesjährige PGR-Klausur am 24.und 25. September im Gemeindezentrumder Pfarre Podersdorf.

Verschiedenste Zugänge und Metho-den führten uns dabei auf die Spur ge-lingenden Menschseins:˘ Der Erfolgstitel des österreichischenLiedermachers Wolfgang Ambros und –leider nur schriftliche – Gedanken dazuaus dem reichen Seelsorgerleben unsereslieben, erkrankten Domkuraten Pater Ed-ward Daniel.˘ Eine Bild- und (Bibel-)Textmeditationzum Thema „Nichts Menschliches ist dirfremd, Herr …“, die mit der sicheren Zu-sage aus dem 1. Johannesbrief schloss:„Wir heißen Kinder Gottes und wir sindes.“ (1 Joh 3,1).˘ Das Teilen der von allen mitgebrach-ten guten Speisen beim Abendessen, dasgemütliche abendliche Beisammensitzenbeim hervorragenden burgenländischen

Wein, das Mittagessen beim Seewirt unddie Pausengespräche beim Kaffee.˘ Der faszinierende Vortrag unseresGastreferenten Dr. Arnold Mettnitzer amSamstagvormittag und das anschließen-de intensive Gespräch darüber. ˘ Der Mensch – ein Suchender und dreizentrale Fragen, die ihn begleiten: „Wiebist du bis hierhergekommen?“ - „Wie istes dir denn in deinem Leben bis hierherergangen?“ – „Was hast du er-fahren?Welche sind deine Erfahrungen?“˘ „Potentialentfaltungskultur“ statt„Ressourcenausnutzungskultur“˘ „Be-Geist-erung“ als Katalysator, derdas möglich macht˘ Die Sehnsucht, gleichzeitig wachsenzu dürfen und gleichzeitig verbunden zusein, als Triebfeder menschlichen Daseins˘ Positive Grundhaltungen als Nährbo-den dafür: Dankbarkeit, Offenheit, Neu-gier, Entdeckerfreude, Gestaltungslust,Beziehungsfähigkeit˘ Perspektivenwechsel statt Verhal-

tensänderung˘ Nur wer andere Menschen mag, wirdsie auch ermutigen können…

„Liebe mich, wenn ich es am wenigs-ten verdiene, weil ich es dann am meis-ten brauche!“˘ „Wir brauchen Menschen, die in Ge-meinschaften und Gruppen unterwegssind, die Menschen ermutigen, die Men-schen einladen und die Menschen inspi-rieren, das wiederzufinden, was sie ver-loren haben…“

Einige Gedanken daraus: Die Hl. Mes-se als Abschluss und Höhepunkt der sehr„dichten“ gemeinsamen Stunden, in derwir uns selbst, unsere vielen Bemühun-gen und das Viele, das trotzdem nurbruchstückhaft bleibt, vor Gott hinlegenkonnten.

Auszüge aus dem Vortrag von Dr. Arnold Mettnitzer:Wo immer wir hinschauen: Wir brauchenMenschen, die in Gemeinschaften undGruppen unterwegs sind, die Menschenermutigen, die Menschen einladen unddie Menschen inspirieren, das wiederzu-finden, was sie verloren haben. Und dannkommt das in Gang, was wir „Selbsthei-lungskräfte“ nennen. Denn „in der Tiefeseines Herzens“ weiß jeder Mensch, wasihm gut tut, und dort weiß das Gehirn,was es tun muss, damit der Körper wie-der gesund wird.

Der Vorteil dieser Strategie bestehtdarin, dass sie ab sofort umsetzbar ist.Wir brauchen „nur“ daran zu glaubenund davon überzeugt zu sein. Und wo wirauf Menschen treffen, die bei dem, wassie tun, von dem, was sie tun, überzeugtsind, sieht man es ihnen von Weitem an.Ihre Authentizität steht ihnen ins Gesichtgeschrieben. Darum soll Mahatma Gan-dhi christlichen Missionaren auf die Fra-ge, was sie tun sollten, damit die Hindusdie Bergpredigt verstünden, geantwortethaben: „Denken Sie an das Geheimnis derRose! Alle mögen sie, weil sie duftet. Also,duften Sie!“ óMitglieder des Pfarrgemeinderates beim Klausur-Wochenende in Podersdorf

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Wohl uns allen, die dabei waren! Unswird in Erinnerung bleiben, wie P. KlausMertes SJ in seinem Impulsvortrag „Aberihr werdet die Kraft des Hl. Geistes emp-fangen ...“ (Apg 1,8), „Krise – Zeit der Un-terscheidung, der Erkenntnis und desWandels“ auf dieses „liebevolle Detail“aus der berühmten Seesturmszene auf-merksam machte. Wir stellten uns mitdem Referenten die Frage: Was für unsdieses Kissen, das uns – selbst in Zeitendes Sturms wie jetzt – ruhig schlafenlässt. Sind es – wie für P. Mertes – dieFreunde in der Kirche, oder das Glück,dem Evangelium begegnet zu sein, oderdie Hoffnung auf das Kommen des Rei-ches Gottes, oder der Blick auf GottesBarmherzigkeit, oder die Gabe und Auf-gabe zur Unterscheidung der Geister?

Viele solche „Kissen“ gibt es, und vie-le Gründe gibt es, stürmische Zeiten wiediese als Chance zum Neu-Werden zu se-

hen, z. B. in einer Neubesinnung der Kir-che auf ihre Option für die Armen und ih-ren Auftrag zum Dienst an der Versöh-nung, im Hintanstellen vertrauter Selbst-bilder, im Aushalten von Hassgefühlen,um den Täter-Opfer-Kreislauf zu durch-brechen, im Zulassen eines Wandels, umsich selbst, dem anderen und der Wirk-lichkeit treu zu bleiben.

„Wir müssen Veränderungen aktiv, abermit Augenmaß angehen“ war auch derGrundtenor der Eröffnungsrede von Kardi-nal Schönborn. Er kündigte deshalb einen„Masterplan“ (und keinen „Rasterplan“) fürunbedingt notwendige (Struktur-)Refor-men in der Erzdiözese Wien an. Der wich-tigste Schritt dabei sei, immer mehr und tie-fer in die Lebensschule Jesu zu gehen.

Fünf weitere Schritte auf diesem Wegsind: ˘ das Ja zu unserer Zeit, zu unserer Si-tuation und die Bereitschaft, sich wirklich

auf eine säkulare Welt einzulassen˘ das Ja zur Vielfalt der Religionen ˘ das Ja zur Vielfalt der christlichenKonfessionen ˘ das Ja zu einer bunten Kirche mit ih-ren vielen anderssprachigen Gemeinden˘ das Ja zum Zusammenwirken unse-rer Pfarren mit allen Varianten des Mitei-nanders

Auch diese dritte und einstweilenletzte Diözesanversammlung, die zwi-schen den Vorträgen, Diskussionen undAktionen immer auch Raum für Zeitendes Gebets ließ, war vom Klima des offe-nen Dialogs und des guten Austauschsder etwa 1500 Delegierten geprägt.

„Und bis wir uns wiedersehen, halteGott dich fest in seiner Hand“, sangen wirbeim Hinausgehen nach der Tauferneue-rung am Samstag, und viele hoffen auf einWiedersehen bei einer weiteren Diözesan-versammlung in zwei bis drei Jahren. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 27

Jesus aber lag hinten im Boot auf ei-nem Kissen und schlief… (Mk 4, 38)Eindrücke von der 3. Diözesanversammlung im Rahmen von APG 2010. Von Karin Domany

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Die jährlich stattfindende nunmehr drit-te „Nacht der Mystik“ im Stephansdomfand am 8. Oktober 2010 statt. Auch heu-er waren die Teilnehmer eingeladen, dreiStationen, welche den Weg der Mystikdarstellen sollten, mitzugehen. Räumli-cher Ausgangspunkt war die Domkanzel,die zweite Station die Mitte des Domesim Bereich der Vierung, die dritte Stationder Hauptaltar. Wort und Ton solltenauch diesmal eine wegweisende undwegbegleitende Einheit bilden.

Im Rahmen der ersten Nacht derMystik standen Texte von Meister Ecke-hart und Teresa von Avila auf dem Pro-gramm. Die zweite Nacht der Mystik galtdem Thema „Parsifal und die Suche nachdem Gral“. Auf meiner Suche nach Textenfür die dritte Nacht der Mystik, die so-wohl einen Gehalt an christlicher Mystikvermitteln, als auch die nötige Sprach-kraft mitbringen sollten, um die „Vermitt-lung“ so eindringlich und glaubwürdigwie möglich zu leisten, bin ich auf die Ge-dichte der Kärntner Dichterin ChristineLavant gestoßen.

Von Christine Lavant wird gesagt,dass sie, „wunden Herzens wahrhaft undohne Künstlichkeit zwischen den Rissendes Himmels das Antlitz des Schöpferserspähen“ wollte. Christine Lavant hat inihrem Leben mehr als viele andere gelit-ten. Schon als Kind wurde sie als nicht le-bensfähig angesehen. Krankheiten undDepressionen sowie auf ihren eigenenWunsch der Aufenthalt in einer Nerven-heilanstalt und mehrere Krankenhaus-aufenthalte geben Zeugnis von ihrem Lei-densweg.

In Lavants Gedichtband „Die Bettler-schale“ ist dieser Leidensweg, aber auchihre unzerstörbare Sehnsucht und Suchenach Gottesnähe in hervorragender Wei-se festgehalten. Daraus habe ich die Tex-te für den Weg in der dritten Nacht derMystik ausgewählt. Die erste Stationsymbolisiert die menschliche Seele nochin ihrer schmerzlichen Trennung vonGott. Dem Gottsucher ist das Leid, derleidvolle Lebensweg zunächst noch einZeichen der Gottferne, der Verlassenheit,der Einsamkeit. Der eigene Zweifel, das

Hadern mit dem Schicksal, der Schreinach Gerechtigkeit und Versöhnung las-sen den Menschen spüren, dass er sichauf den Weg machen muss, dass er nochlange nicht am Ziel seiner Sehnsucht an-gelangt ist. Der Gottsucher sucht nachHeilung des Leidens, das heißt aber letzt-lich nach Heilung der Trennung von Gottund Mensch. Die zweite Station symboli-siert die Vermittlung zwischen Gott undMensch durch den Mensch gewordenenGott Jesus Christus, die dritte Station dieErlösung, die Vereinigung und Versöh-nung von Mensch und Gott.

Lektoren der Pfarre St. Stephan lasendie Gedichte von Christine Lavant. WortUND Ton wiesen auch heuer den Weg derMystik. Prof. Harald Pill leitete den Bachl-Chor aus Linz: Wir hörten Werke von Mo-zart, Bach, Schubert, Bruckner, Saint-Sa-ëns und Stezenko. Die Orgel spielte Phi-lipp Sonntag. Domkurat Reymaier be-grüßte in Vertretung des Dompfarrers dieTeilnehmer an der Nacht der Mystik,spendete den Schlusssegen und betei-ligte sich auch als Lektor im Rahmen derdritten Nacht der Mystik, welche wieder-um großen Anklang bei den zahlreichenBesuchern fand.

Christine Lavant hat in einem ihrerGedichte gesagt: „In meinem Herzen sindKind und Tod die beiden erhabensten Zei-chen, über welche niemals das Graswächst.“ Und am Schluss dieses Gedichtsheißt es weiter: „So wird es gut sein einKorn zu sähen, darunter die beiden erha-benen Male langsam verwachsen undeben werden, bis Gott das eine erhöht.“

Ziel dieser Nacht der Mystik war es,den Weg zur Kindschaft Gottes auf sichzu nehmen, um so der Vollendung näherzu kommen. Damit wir mit Christine La-vant sagen können: „So wie wir jetzt bei-sammen sind, ist alles schon geschehn.Ich war ein Stern und bin ein Kind, ihrmüsst das nicht verstehn.“ ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201028

Aus der Dompfarre

Lavant-Gedichte im Mittelpunkt der „Nacht der Mystik“ 2010Von Johannes Berchtold

Pfarrgemeinderat Dr. Johannes Berchtold liest Gedichte von Christine Lavant bei derNacht der Mystik

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 29

»Kommt alle herbei« – Weltkirche zu Gast in WienVon Domkurat Konstantin Reymaier

Von 20.–26. September tagte die 12. Voll-versammlung der Gemeinsamen Inter-nationalen Kommission für den Theolo-gischen Dialog zwischen der Römisch-ka-tholischen Kirche und der OrthodoxenKirche in Wien. Die Konferenz ging mit ei-nem großen Doppelgottesdienst zu En-de: Am Samstagabend zelebrierte Kardi-nal Schönborn im Dom im lateinischenRitus, am Sonntag feierte Metropolit Mi-chael Staikos in seiner Kathedrale die by-zantinische Liturgie. Eigentlich war es diegleiche Feier – die Eucharistie, allerdingsin zwei verschiedenen Formen.

Die Liturgie war in der Alten Kirchestets durch Vielfalt geprägt. Dabei standenlokale Traditionen oft in Spannung zu denBestrebungen, die Liturgie zu vereinheitli-chen. Beide Tendenzen haben ihre Berech-tigung: Liturgie hat stets universale Di-mension, die Erde und Himmel vereint.Zeichen dafür sind vor allem die Gesängedes Gloria und des Sanctus, die ja beide aufbiblischen Texten basieren. Universalitätbedeutet keinesfalls Gleichförmigkeit,denn stets feiern konkrete Menschen.Dementsprechend entwickelten sich auch

verschiedene liturgische Formen.Eine besondere Tradition entstand im

Süden Italiens, im Benevent. Aufgrundder griechischen Minderheiten feierte

man die Liturgie teilweise zweisprachig:griechisch und deutsch. Noch lange nachder Jahrtausendwende und dem großenSchisma hielt sich diese Praxis. Glückli-cherweise sind einige Gesänge erhaltengeblieben. Ein Stück aus diesem Reper-toire erklang beim großen Gottesdienstim Dom: Ton Stavron sou – „Dein Kreuz, oHerr, verehren wir und deine heilige Auf-erstehung preisen wir.“ Das Stück istnicht nur ein klingendes Zeugnis einervergangenen Einheit, sondern mahntweiterhin zur Einheit, die im gemeinsa-men Gottesdienst ihren Ausdruck findensoll: Es endet mit dem Aufruf „Kommt alleherbei, ihr Gläubigen, und preist ChristiAuferstehung!“ ó

Vertreter der Orthodoxen und der Römisch-katholischen Kirche beim großen Gottesdienst

Festgottesdienst der Wiener Ordensspitäler.Von Mag. Bernhard Zahrl MAS„Die Botschaft der Liebe Christi in unsere Stadt hineinbringen“: Mit diesen Wor-ten hat Dompfarrer Anton Faber beim diesjährigen Festgottesdienst der acht Wie-ner Ordenskrankenhäuser am 30. September die Aufgabe von insgesamt rund3.800 Mitarbeitern auf den Punkt gebracht. Sie alle gäben täglich ein „Zeugnis dertätigen Nächstenliebe“, und zwar ganz unabhängig von religiösem Bekenntnis,Herkunft oder Gesinnung. Und sogar Kranke ohne Sozialversicherung fänden Auf-nahme, würdigte Faber. Im Schnitt wird heute fast jeder fünfte Wiener in einemOrdenskrankenhaus behandelt und gepflegt.

Angesichts der immer schwierigeren finanziellen Situation bedankte sich derDompfarrer ausdrücklich bei allen Gönnern und Förderern, die für die „exzellentenmedizinischen Leistungen“ der Ordenskrankenhäuser mitverantwortlich sind. MitDompfarrer Faber, der die Gottesdienstteilnehmer mit Blick auf ihre verantwortungs-volle Tätigkeit im Dienst am Nächsten motivierte und zu ständiger „Erneuerung undVertiefung“ einlud, konzelebrierten der Bischofsvikar für die Orden, P. Michael Za-cherl SJ, und zahlreiche Krankenseelsorger der verschiedenen Ordenseinrichtungen.

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Dieses berühmte Goethe-Zitat diente alsLeitspruch für unseren diesjährigen

Pfarrausflug. Einer guten alten Traditionfolgend, besuchten wir einen ehemali-

gen „Stephaner“ an seiner jetzigen Wir-kungsstätte: Seit September ist MarioHatakeyama Moderator der sehr jungenund lebendigen Pfarrfamilie von Pötz-leinsdorf.

Mit ihm und seiner Gemeinde feier-ten wir den Gottesdienst und genossenein wunderbares Orgelkonzert in der ba-rocken „alten“ Pfarrkirche St. Ägydius.

Klein, aber fein war die Gruppe der„Stephaner“, die sich nach dem Gottes-dienst in der Pötzleinsdorfer Christkö-nigskirche weiter auf den Weg machte.Da das Wetter sich sehr herbstlich zeig-te, genossen wir das reichhaltige „In-door“-Programm: das Orgelkonzert, dasgemütliche Mittagessen, die kompetenteFührung im Geymüller Schlössel – einerAußenstelle des MAK, das heute der ein-zige Ort in Österreich ist, an dem sich einoriginalgetreuer Einblick in die bieder-meierliche Austattungsvielfalt bietet –und zum Abschluss das Beisammensit-zen beim Heurigen in Neustift. Das Gutelag wirklich nahe …! ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201030

Aus der Dompfarre

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?Karin Domany über den Pfarrausflug 2010

Die Ausflugs-Gruppe mit Dompfarrer Toni Faber und Pfarr-Moderator Mario Hatakeyamavor dem Geymüller Schlössel

»Seitdem ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere«*..

Ein Stephaner Tierfreund über die Tiersegnung am 4. OktoberAm Gedenktag des beliebten hl. Franzvon Assisi, dem die Wertschätzung derSchöpfung und der achtsame Umgangmit den Mitgeschöpfen ein be son de resAnliegen war, fand erstmals in dieserForm eine Tiersegnung auf dem Ste-phansplatz statt. Trotz windig-kühler, reg-nerischer Witterung hatten sich mehre-re hundert Tierfreunde mit ihren vierbei-nigen Lieblingen vor dem Dom eingefun-den. Unzählige Hunde und Katzen,Hamster, Meerschweinchen, Dutzende(Fiaker-)Pferde, eine Abordnung Jagdhun-de und sogar eine Berg ziege wurden zumGottesdienst mitgebracht.

che von Dompfarrer Toni Faber erhiel-ten dann alle Tiere, anwesende und „imHerzen mitgetragene“, den Segen. Für das leibliche Wohl der Vierbeinerwaren die Firmen nestlé und fressnapfmit „Hundetankstellen“ und Gut-scheinpäckchen am Stephansplatz prä-sent.Begleitend zur Tiersegnung gab es inKooperation mit der Kirchenzeitung„Der Sonntag“ einen Zeichenwettbe-werb für Kinder; die Teilnehmer konn-ten sich auf eine spezielle Domführungdurch Diözesanarchivarin Dr. Annema-rie Fenzl freuen.

*Arthur Schopenhauer

Das Vorprogramm ab 16 Uhr wurde musi-kalisch von der Gardemusik des Österrei-chischen Bundesheeres gestaltet, dazwi-schen gab es Interviews mit prominen-ten Persönlichkeiten des Tierschutzes zuHaustierhaltung, Wildhege, Jagdhunde-und Fischereiwesen, artgerechter Nutz-tierhaltung und anderem mehr. Für Kin-der bestand die Möglichkeit zur Gratis-Fiakerfahrt rund um den Dom. Besonde-rer Höhepunkt im Vorprogramm war diebeeindruckende Diensthundevorführungder Bundespolizei.Für den Gottesdienst um 17 Uhr wurdeWasser aus dem Assisi-Brunnen nachWien importiert; nach einer Lesung vonMaggie Entenfellner und einer Anspra-

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Mit dem gemeinsamen Wochenendevom 12. bis 14. November starteten ca. 60Firmlinge und ihre 14 Begleiter in dieneue „Firmsaison“. 48 Stunden lang hieltdie bunt zusammen gewürfelte, jungeSchar uns ebenso bunt zusammen ge-würfelte, jüngere und ältere Firmbeglei-ter auf Trab – natürlich auch in denNachtstunden …!

In einem wie jedes Jahr sehr ab-wechslungsreichen, alle Sinne anspre-chenden Programm machten wir unsgemeinsam auf den Weg, Gott in unse-rem Leben zu suchen und zu erfahren:im Kennenlernen verschiedener geistli-cher Ausdrucksformen wie das Rosen-kranzgebet, das Bibelteilen, das kreativ-künstlerische Auseinandersetzen mitbiblischen Texten, im Austausch über Bil-der, in der Erfahrung, im wahrsten Sinn

des Wortes getragen zu werden und zusein, im Gestalten von Gipsmasken, imhinein Spüren in den eigenen Körper alsGeschenk Gottes in einer Körpermedita-tion, in der geistlichen Fackel-Nachtwan-derung und im in verschiedenen Grup-pen vorbereiteten Sonntagsgottesdienst,im von uns selbst geschmückten und ge-stalteten Gemeinschaftsraum der Ju gend -herberge.

Natürlich kamen auch Spiel und Spaßnicht zu kurz, besonders in den verschie-denen Aufgaben, die den fünf Firmgrup-pen im Wettbewerb gestellt wurden, undalle hatten die Gelegenheit, viele Men-schen kennen zu lernen und sogar Freund -schaften zu knüpfen.

Wir freuen uns auf eine spannendeFirmvorbereitung und auf die Firmungam 05. Juni 2011! ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 31

T.G.I. Friday & Co.Karin Domany über das Firmwochenende in Tulln

Aus Datenschutzgründen nicht angezeigt

Aus Datenschutzgründen nicht angezeigt

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201032

Aus der Dompfarre

Dank Ihrer großzügigen Unterstützungist es uns gelungen, den Bau einer Was-serleitung für ein tibetanisches Dorf zurealisieren. Im Rahmen einer Bildungsrei-se durch China konnten wir uns vom Er-folg des Projekts persönlich überzeugen.Nach einem herzlichen Empfang durchdas gesamte Dorf konnten die Bewohneres nicht erwarten, uns die Früchte ihrerArbeit zu präsentieren. Gemeinsam wan-derten wir die ca. 6 Kilometer lange Was-serleitung bis zu ihrer Quelle entlang. Un-terwegs erfuhren wir viele Geschichtenüber den Bau der Leitung und wie sie dasLeben im Dorf verändert hat. Davonkonnten wir uns in den nächsten Tagen,in denen wir die Gastfreundschaft desDorfes genießen durften, auch selbstüberzeugen. Für uns alle war diese Reiseeine besondere Erfahrung und ein gelun-gener Abschluss des Projekts.

Allen Spendern sagen wir ein aufrich-tiges Dankeschön! ó

Abschluss des Spendenprojekts –»Wasser für das Dach der Welt«Von Andreas Laimer und Stefan Domany

Die junge Kirche bebt –es geht weiter!Von Stefan Domany

Ein Projekt der Pfarrjugend St. Stephan: Vom erfolgreichen Bau einer Wasserleitung in Tibet überzeugen sich vor Ort Andreas Laimer und Stefan Domany

Am Samstag, dem 9. Oktober war es wie-der soweit:

Die Kellergewölbe des altehrwürdi-gen Curhauses füllten sich zum viertenMal bis in die frühen Morgenstunden hi-nein mit Leben!

Die Jugend St. Stephan lud zur JU-nite,und mehr als 250 Gäste kamen aus nahund fern. Die Stimmung war super – obbeim Tanzen, beim „Wuzeln“, beim Wie-dersehen mit alten Freunden, oder ein-fach beim Chillen…

Für so manchen unter ihnen war esvielleicht seit langem die einzige Begeg-nung mit Kirche – wenn auch zu einerungewöhnlichen Zeit und an einem un-gewöhnlichen Ort, aber auf eine Art undWeise, die mit seinen Leben etwas zu tunhat – Kirche, die cool ist und Menschen,denen die Kirche wichtig ist, und dietrotzdem cool sind! ó

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 33

Liebe Anna Maria!Zwei Jahre lang hast du, als gelernte Di-plomsozialarbeiterin, das Büro der Pfarr-Caritas St. Stephan und die Seniorenar-beit der Pfarre geleitet. Der Grund, wes-halb du diese Arbeit mit Ende Septem-ber beendet hast, ist ein sehr schöner:Dein Mann wird ab 2011 als Österrei-chischer Botschafter am Vatikan undbeim Malteserorden tätig sein. Wir freu-en uns mit Euch über die Berufung dei-nes Mannes nach Rom und wünschenEuch nur das Allerbeste und Gottes Se-gen für die neuen Aufgaben und Heraus-forderungen! Wir von der Dompfarre sindaber auch sehr traurig, dass du uns ver-lässt. Wir danken dir für die wunderbareZeit, in der du deine Kraft und Energie fürdie schwierigen Anliegen der Caritas undSeniorenarbeit mit viel Geduld und Groß-zügigkeit eingesetzt hast.

Seit 1. Oktober 2010 habe ich das Büroübernommen, nachdem du mich in alleBereiche bestens eingeführt und ange-lernt hast. Ich freue mich sehr auf meineTätigkeit in der Caritas der Dompfarre: Ar-beit für und mit den Menschen, sozialesEngagement und ein solidarischer Um-gang miteinander sind mir ein ganz be-sonderes Anliegen.

Ich bin seit 28 Jahren verheiratet, ha-be 4 Kinder, die alle studieren. Zusammenmit meiner Familie lebte ich viele Jahre inSüdamerika, in Argentinien; das war einewunderschöne Zeit, in der ich sehr vielgelernt und gesehen habe und die ichnicht missen möchte. In Argentinien warich im Bereich Marketing und Öffentlich-keitsarbeit tätig. Zurück in Österreich, ab-solvierte ich die Ausbildung für die Le-bens-, Sterbe- und Trauerbegleitung so-wie einige Folgekurse und konnte meinWissen in verschiedenen Häusern undmit großer Freude einbringen.

Caritas beutetet Nächstenliebe; sieist auch eines der wichtigsten Gebote derKirche. Danach möchte ich in meinerneuen Arbeit in der Caritas St. Stephanhandeln und mein Möglichstes tun.

Durch Zuhören, Rat, Trost spenden, Be-gleitung, Besuche und Unterstützungfreue ich mich, Menschen in Not einStück Lebensqualität und Menschlichkeitin einer raschen, unbürokratischen undengagierten Form schenken zu dürfen. ó

Die Dompfarre dankt Anna Maria Klossfür die gemeinsamen zwei Jahre undwünscht Mariette Auersperg für ihr

vielfältiges Aufgabengebiet viele Lichtblicke, Kraft und Gottes Segen.

Danke, Anna Maria KlossVon Mariette Auersperg

Anna Maria Kloss (rechts, mit Vatikan-Flagge) übergibt das Büro der Pfarr-Caritas unddie pfarrliche Seniorenarbeit an ihre Nachfolgerin, Mariette Auersperg.

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201034

Aus der Dompfarre

»In suavitate Spiritus …«Hochmeister Dr. Bruno Platter feiert gleich zwei Jubiläen in einem Jahr. Von Frater Hans-Ulrich MöringOT

Ein Zitat aus der „Prima regula“, der ers-ten Regel des Deutschen Ordens, hat ersich zum Wahlspruch gewählt: „In suavi-tate Spiritus“ – in der Sanftmut des Geis-tes (den Dienst tun). Die Rede ist von AbtDr. Bruno Platter, seit 25. August 2000Hochmeister und somit Generalobererder „Brüder vom Deutschen Haus SanktMariens in Jerusalem“, wie der vollständi-ge Name dieser Ordensgemeinschaftlautet. Und sein Wahlspruch ist sein Pro-gramm. Sein Dienst ist vielfältig: Er leitetmit seinem Rat die Geschicke des Ge-samtordens, der Niederlassungen hat inÖsterreich, Deutschland, Italien, Slowe-nien, Tschechien und der Slowakei. Erträgt Verantwortung für das geistlicheWachstum der Schwestern und Brüderdes Deutschen Ordens sowie für das In-stitut der Familiaren, einer Gemeinschaftvon Priestern und Laien, die sich den Auf-gaben und Zielen des Deutschen Ordensgleichfalls verpflichtet wissen. Ihm ob-liegt die Sorge für Gebet und Gottes-dienst der Gemeinschaft. So wurden inden vergangenen Jahren die Regeln undStatuten des Deutschen Ordens modifi-ziert sowie die Eigenfeiern des Ordens(Messbuch, Lektionar, Ordenspropriumund Rituale) neu ediert.

Sein Dienst umfasst die Sorge um Wirt-schaft und Verwaltung. So wurden in denvergangenen Jahren verschiedene Gesell-

schaften in Österreich, Deutschland undTschechien gegründet mit dem Ziel, ein-zelne Werke des Hochmeisteramtes, desOrdens und der Familiaren (u.a. ein Alten-und Pflegeheim in Frie sach/Kärnten, einKonservatorium für Kirchenmusik in Opa-va/Troppau und ein Gymnasium mit hu-manistischer und sportlicher Fachrichtungin Olomouc/Olmütz) zu unterstützen.

Besonders am Herzen liegt Hoch-meister Platter zudem der Wiederaufbauder Provinzen der Brüder und derSchwestern in Tschechien. Nach der Ver-treibung bzw. der Inhaftierung zahlrei-cher Ordensmitglieder war der Brüder-zweig nach dem Tod des letzten Bruders1964 in Tschechien ganz erloschen; vonden Schwestern hat etwa ein Dutzenddie Repressalien überlebt, denen die Kir-che in der kommunistischen Zeit ausge-setzt war. Mittlerweile ist die Zahl derBrüder bereits auf 14 angewachsen; dieKleriker absolvieren ihr Studium an derUniversität in Wien. Schwieriger ist aller-dings die personelle Situation in derSchwesternprovinz.

Alle drei Jahre visitiert der Hochmeis-ter alle Schwestern und Brüder (ca. 300)in allen Provinzen. Er nimmt die Gelübdeder Schwestern entgegen und die Ver-sprechen der Familiaren. Er spendet dasSakrament der Firmung in den DiözesenWien und Bozen-Brixen sowie in den Or-

denspfarren, wo er auch Kirchen und Al-täre konsekriert.

Häufig führen ihn Einladungen insAusland, vor allem dorthin, wo der Deut-sche Orden im Laufe seiner über 800jäh-rigen Geschichte Niederlassungen hat-te. Allein in diesem Jahr war er dreimalin Polen; während seiner zehnjährigenAmtszeit führte er als oberster Repräsen-tant der Gemeinschaft u.a. Gesprächemit den beiden Päpsten Johannes Paul II.und Benedikt XVI. sowie mit zahlreichenRepräsentanten des kirchlichen wie desöffentlichen Lebens.

Angesichts der Fülle von Aufgabenund Sorgen sind Ruhe und Geduld die be-stimmenden Charakteristiken seines We-sens – ganz im Sinne seines Wahlspruchs.

Die Gemeinschaft des Deutschen Or-dens schuldet ihm Anerkennung undDank – und hat am ersten Sonntag imNovember im Rahmen einer kleinen Feierdiesen Dank zum Ausdruck gebracht. ó

Dr. Bruno Platter OT.Hochmeister des Deutschen Ordens˘ Am 21. 3. 1944 in Südtirol geboren˘ 1963: Eintritt in den DeutschenOrden

˘ Theologiestudium in Innsbruck˘ 29. 6. 1970: Priesterweihe˘ 1973–2000: Regens des Schüler-heims Deutschhaus-Marianumdes Deutschen Ordens in Bozen,Kirchenrektor an der St.-Georgs-kirche der Kommende Weggen-stein und Provinzökonom derSüdtiroler Ordensprovinz

˘ 25. 8. 2000: Wahl zum 65. Hoch-meister des Deutschen Ordens

˘ 29. 10. 2000: Zum Abt geweihtdurch den Diözesanbischof Wil-helm Egger. Seitdem ist BrunoPlatter der Dienst der Leitung desDeutschen Ordens anvertraut;sein Amtssitz ist das Deutschor-denshaus zwischen Stephansdomund Singerstraße

Der Prior der Ballei Österreich, P. Johannes Kellner, überbringt beim Festakt am 7. November in der Schatzkammer des Deutschen Ordens die Glückwünsche der Provinz an Hochmeister Dr. Bruno Platter (rechts)

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 35

Zum 70.Geburtstag von Frau Anneliese HöbartVon Franz Michal

Liebe Lisa,nach dem Motto des Liedes „Unser Lebensei ein Fest“ darf ich Dir heute nachträg-lich zu Deinem 70. Geburtstag einige Zei-len in großer Dankbarkeit widmen.

Am 25. April 1982 wurdest Du das ers-te Mal in den Pfarrgemeinderat (PGR) ge-wählt und gehörst seither ununterbro-chen diesem Beratungsgremium an.Nach der Wahl vom 22. März 1987 wur-dest Du in den Vorstand gewählt undhast diese Aufgabe bis heute inne. We-gen Deines Engagements, Deiner liebe-vollen und in finanziellen Bereichen kom-petenten Art, warst Du mir eine großeStütze, vor allem während ich stv. Vorsit-zender des PGR war.

In den zurückliegenden 28 Jahrenhast Du 47 Flohmärkte, 25 Adventmärkte,15 Ostermärkte und 3 Bücherflohmärktemit Deinem Team organisiert. Du hastdabei die unvorstellbare Summe von290.000 Euro bzw. fast 4 Millionen Schil-ling für die gute Sache – Hilfe für dieÄrmsten in unserer Pfarre und darüberhinaus – gesammelt. Du verstehst es, wiekaum jemand anderer, Deine Mitarbeiterzu motivieren und zur Mithilfe zu begeis-tern. Manch „treue Seele“ findet man nurbei „Deinen“ Märkten. Dein weiter,menschlicher Horizont hat Dich auch be-fähigt, das Fastensuppenessen – wiedermit einem hilfreichen Team zur Seite –zu organisieren und an Bedürftige in Afri-ka zu denken. Die Integration und Betreu-ung unserer „Vietnamfamilie“ war undist Dir ein großes Anliegen.

Was wäre ein Sonntag in unsererPfarre ohne Pfarrcafé. Auch dort bist Duverantwortlich für das reibungsloseFunktionieren dieses wichtigen Zusam-menkommens der Pfarrgemeinde. Selbst -verständlich darf der jahreszeitlicheSchmuck des Raumes nicht fehlen. Hiersteht Dir ebenfalls ein wunderbaresTeam zur Seite. Das Pfarrcafé drückt viel-

leicht am besten Deine Grundhaltungaus: In der Pfarre sollte vieles gemeinsamgestaltet werden, eine Zusammenarbeitaller hier vertretenen Gruppen. Aus die-sem Grunde hast Du auch im Familien-ausschuss mitgearbeitet, hast die Bastel-runde geleitet, bist aktiv und mitsorgendbeim Stefflkirtag sowie bei den Missions-wochen dabei und warst Delegierte beider Diözesanversammlung.

Die Pfarre hat Dir unendlich viel zuverdanken, mehr als sie jemals durchAuszeichnungen ausdrücken kann. Alslangjähriger stellvertretender Vorsitzen-de des PGR der Dompfarre St. Stephanmöchte ich Dir schlicht und einfach DAN-KE sagen für all Deinen Einsatz und fürdas gute Miteinander. Mögest Du in Ge-sundheit und Freude, unter GottesSchutz und Segen, noch viele Jahre mitDeiner Familie verbringen können. Daswünscht Dir – im Namen der ganzenDompfarre – aus ganzem Herzen DeinFranz Michal, ehem stv. vors. d. PGR ó

Vielfältig ist der ehrenamtliche Einsatzvon Frau Anneliese Höbart in der Dompfarre. Wir sagen dankeschön!

Der „Mittwochclub“.Ausblicke und Einblicke von Otto WagnerEinmal im Monat widmen wir uns ei-nem Thema, das Einblick in Ge-schichte und Gegenwart der eige-nen Religion gibt, aber auch Ausblickin andere Religionen gewährt. UnserHerbstprogramm begann mit einemBesuch des historischen jüdischenFriedhofs in Währing. Mag. Tina Wal-zer versetzte uns ins Wien des Bie-dermeier: Arnstein, Eskeles, Epstein,Hugo von Hoffmannsthal, Mendels-sohn Bartholdy und viele anderewurden für uns ganz lebendig.

Im Oktober faszinierte uns Dom-archivar Reinhard H. Gruber mit ei-ner Powerpoint-Präsentation zumThema „Der Dom zur Zeit Mozarts –Geschichte und Geschichterln.“

Fr. Hans-Ulrich Möring OT gabuns im November spirituelle Anstö-ße zur Geschichte und Gegenwartdes Deutschordens.

Am 15. Dezember gönnen wir unsein heiter-besinnliches Beisammen-sein. Pläne für 2011 haben wir auchschon: z.B. einen Besuch der Reli-quienschatzkammer im nördlichenHeidenturm.

An dieser Stelle bedanke ich michganz herzlich bei meinem beliebtenVorgänger Erich Hammerl für seineArbeit. Gesundheitliche Problemehindern ihn und seine liebe Gattinan der weiteren Leitung des Clubs.Wir hoffen beide noch lang als Gästebegrüßen zu dürfen.

Leitung: Otto Wagner, ElisabethWaczek, Ing. Margarethe HolzerGeistliche Begleitung: Domkurat Timothy Mc Donnell

Falls Sie frühzeitig über unserProgramm informiert werden möch-ten, senden Sie bitte ein E-Mail an: [email protected] finden Sie auch imSchaukasten am Curhaus bzw. aufden Tischen bei den Domausgängen.

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201036

Aus der Pfarrchronik von St. Stephan:

1950November 19501.11. Papst Pius XII. verkündete auf dem Pe-tersplatz in Rom ex cathedra das Dogmavon der leiblichen Aufnahme Mariens inden Himmel.11.11. Der erzbischöfliche Sekretär Dr. KarlMoser wurde zum päpstlichen Ehren-kämmerer ernannt.

Dezember 19507.12. Anlässlich der Verkündigung des Ma-riendogmas begann heute ein Triduum.Um 7.00, 12.00 und 17.00 Uhr werden imDom Predigten gehalten. 8.12. Im Rahmen des Triduums hielt Emi-nenz [Kardinal Innitzer] ein Pontifikal-amt. 10.12. Abschluss des Triduums durch eineLichterprozession und Feier in der KircheAm Hof.16.12. Feier des Dachdeckungsabschlusses!9.00 Uhr hl. Messe, anschließend Feier.17.12. 10. Allgemeines Wiener Oratorium.Dompfarrer Dr. Karl Dorr sprach über dasThema: „Das Dogma und der moderneMensch.“24.12. Schließung der heiligen Pforte inRom.

Heute gelangte die Neue Krippe, ei-ne Schnitzarbeit von Josef Troyer, unterdem Baldachin neben dem Bischofstorzur Aufstellung.31.12. Bundespräsident Dr. Karl Renner ge-storben.

In St. Stephan waren im Jahre1950:Taufen: 69Trauungen: 165Sterbefälle: 77Firmungen: 20.740Reversionen und Konversionen: 32Kirchenaustritte: 7Kommunionen im Dom: 42.000Kommunionen in den anderen Kircheninnerhalb der Dompfarre: 87.900

1951Jänner 19511.1. Der Jubelablass kann nun auch in der

Heimat gewonnen werden (bis zum 31. De -zember 1951). Für den ersten Bezirk sindfolgende Kirchen zu besuchen: St. Stephan,St.Michael, Schottenkirche und Maria amGestade.

Februar 195115.2. Beginn eines Ehevorbereitungskur-ses in der Dompfarre.März 1951[genaues Datum unbekannt] Taufstein-deckel in der Katharinenkapelle montiert.1.3. Heute beginnt die Aktion „JederÖsterreicher spendet einen Schilling fürden Steffl“. Bundeskanzler Ing. Dr. Leo-pold Figl erließ dazu einen Aufruf an alleÖsterreicher. Die für diese Aktion verwen-dete Münze, „Stephansgroschen“ ge-nannt, gleicht der 1 Schilling-Münze. Ge-plant ist der Verkauf von 6 Millionen Ste-phansgroschen à S 1,–, geprägt vomÖsterreichischen Münzamt. Silberne Ste-phansgroschen in gleicher Ausführungkosten pro Stück S 20,– und sind auch alsBroschen, Anhänger usw. ausgearbeitet.Die Aktion wird zunächst in Wien, imSommer und Herbst auch in den Bundes-ländern durchgeführt. (…)

3.3. Der „Wiener Kurier“ berichtet zur Ak-tion: „Nachdem mit einem bisherigenKostenaufwand von 19 Millionen Schil-ling der Wiener Stephansdom im We-sentlichen wieder hergestellt worden ist,hat es sich jetzt gezeigt, dass zur endgül-tigen, völligen Wiederherstellung diesesweltberühmten Baudenkmals noch er-hebliche Beträge erforderlich sind. Sie be-laufen sich (…) auf rund zehn MillionenSchilling. Diese Summe soll in erster Linie

durch die (…) Spendenaktion „Stephans-groschen“ aufgebracht werden.“ (…)

4.3. 11. Allgemeines Wiener Oratorium. Dr.Dorr sprach über das Thema: „Liebe Zeit-genossen, wie habt ihr es mit eurem Ge-wissen?“ (…)

16.3. Alle großen Zeitungen werben mitNachdruck für die Stephansgroschen-Ak-tion. Unter dem gleichen Datum berich-tet der „Wiener Kurier“: „Nachdem dererste Guss der neuen Pummerin be-kanntlich im Oktober des Vorjahres (1950)misslungen ist, wird (…) der zweite Ver-such voraussichtlich im Mai unternom-men werden. Nach dem Fehlschlag willjetzt die Glockengießerei St. Florian dasgenaue Datum des neuen Gusses ge-heim halten und erst nach dem Gelingendes gewaltigen Werkes der Öffentlichkeitdavon informieren. Ob die große Glockedann im Hauptturm oder im Adlerturmuntergebracht werden wird, steht nochnicht fest. (…) Wie nun gestern auf einerPressekonferenz in der Dombauhütte St.Stephan mitgeteilt wurde, soll die Einho-lung der Pummerin, die man bekanntlichauf der Donau von Linz nach Wien brin-gen will, mit einer großen Aktion verbun-den werden“ (gemeint ist die Stephans-groschen-Aktion). (…)

19.3. Heute wurde das erste der siebenGewölbejoche geschlossen (Albertini-scher Chor). (…)

24.3. Die Karsamstagsliturgie wurde völ-lig erneuert! Erstmals wurde die Feier derOstervigil in den Nachtstunden durch-geführt. (…)

April 19511.4. Auch heute wurden im Dom die Feier-stunden „Die Kirche ehrt das Alter“durchgeführt. 8.4.Der Vorstand der Wiener Philharmoni-ker und das Orchester haben sich bereit er-klärt, im Mai oder Juni zugunsten der Ste-phansgroschen-Aktion ein Konzert zu ge-ben, das gegen Vorweis des Stephansgro-schens besucht werden kann. (…)29.4. Papst Pius XII. spendete S 40.000,–für den Wiederaufbau des Domes.

vor (über) 60 Jahren

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 37

Seit dem letzten Pfarrblatt im September 2010:

Getauft wurden:

Getraut wurden.Michaela Soldat und Daniel FischerMag. Ulla Ornauer und Alexander RainerElisabeth Peham und

Mag. Michael BognerDr. Anna Ascher und David SandrellAleksandra Zytniak und

Dipl.-Ing. Martin DankelEva Bauer und Johann Sommerer

Von uns gegangen sind.Hildegard Schenzel, Walter Huscava, Ma-ria-Luigia Sain-Giampieri, Louise Meier-Schom burg, Maria Rathkolb, Dr. Margare-te Schörner, Helmut Aust, Pfarrer Her-mann Hofer, Helga Rieger, Leopold Fleisch -mann, das Baby der Familie Masser

Wir trauern um˘ Pater Dr. Alois Kraxner CSsR, langjähri-

ger Provonzial der Redemptoristenund Bischofsvikar für die Orden derErzdiözese Wien, verstorben am 4. No-vember 2010 im 77. Lebensjahr

˘ Prälat Dr. Alfred Sammer, Bischofsvikarfür Kunst und Kultur der Militärdiöze-se, am 2. November 2010 im 68. Le-bensjahr verstorben. „Don Alfredo“,wie ihn seine Freunde liebevoll nann-ten, war dem Stephansdom und derDompfarre vielfach verbunden.

˘ Pfarrer Hermann Hofer, Heimatpfarrervon Dompfarrer Toni Faber, verstorbenam 8. September 2010 im 73. Lebens-jahr.

In Dankbarkeit gedenken wir dieser ver-storbenen Priester und erbitten für sieGottes Lohn mit dem ewigen Leben.

Wir gratulieren˘ Domprediger Ewald Huscava, der vor

25 Jahren von Kardinal König zumPriester geweiht wurde.

Wir gratulieren herzlich zum Geburtstag˘ Mag. Friedrich Förtsch zum 60. Ge-

burtstag am 3.2.˘ Diakon Ing. Erwin Boff zum 55. Ge-

burtstag am 6.2.˘ Prof. Elisabeth Cermak zum 75. Ge-

burtstag am 6.2.˘ Dipl. Ing. Dr. Wolfgang Husinsky zum

60. Geburtstag am 7.2.˘ Dr. Brigitte Brix zum 85. Geburtstag

am 15.2.Rainer Hawlicek zum 50. Geburtstag

Chronik

In memoriam Univ. Prof. Dr. Rupert Feuchtmüller.Diözesanarchivarin Dr. Annemarie Fenzl über den ersten Direktor des Dom- und DiözesanmuseumsAm 27. April 2010 ist uns Univ. Prof. Dr. Rupert Feuchtmüller, der langjährige Di-rektor des Dom- und Diözesanmuseums und wohl einer der – wie man so unvoll-kommen zu sagen pflegt – „besten Kenner“ des Stephansdomes, im neunzigstenLebensjahr stehend, in die ewige Heimat vorausgegangen. Unvollkommen deswe-gen, weil man das, was ihn mit dem Dom verbunden hat und was er uns vor al-lem durch sein großes Dombuch geschenkt hat, viel zutreffender mit „großer Lie-be“ zu „seinem“ Dom umschreiben müsste.

Aus dem Niederösterreichischen Landesmuseum hat ihn Kardinal König im Jahr1972 als Direktor des neu einzurichtenden Dom- und Diözesanmuseums auf denStephansplatz berufen. Er berief damit einen Mann, welcher der KulturlandschaftÖsterreichs durch fünf Jahrzehnte hindurch einen besonderen Charakter verlie-hen hatte, vor allem aber einen Mann, der aus seiner persönlichen Glaubensüber-zeugung kein Hehl machte. Die feierliche Eröffnung des kleinen, aber feinen „neu-en Museums in den neuen Räumen“ am Stephansplatz wurde in der Presse als„Sternstunde österreichischen Kulturlebens“ gefeiert. Die Auswahl der Objekte wardurch die optische und geistige Nachbarschaft zum Dom hin bestimmt. RupertFeuchtmüller verstand die Aufgabe des Museums als die eines „Wegbereiters, derlängst verlorene Bezüge wieder anbahnen und dadurch zu eigener Stellungnahmeherausfordern kann… und immer über die Ästhetik zur geistlichen Botschaft führt …“

Persönlich möchte ich sagen: Ich bin bis auf den heutigen Tag niemandembegegnet, der die Botschaft des Domes– über alle kunsthistorische Einord-nung hinaus – treffender übersetzthätte als er. Wir alle, die wir heute ver-suchen, den Menschen inmitten einersäkularisierten Welt den Dom zu erklä-ren, gehen in seinen Spuren. Und wennich zum Beispiel von den barocken Pfei-leraltären als den „Orten der Andacht“spreche, die, „einer Wegandacht gleich“zum Hauptaltar nach Osten führen,dann fällt mir auch heute noch immerRupert Feuchtmüller ein.

Der im April diesen Jahres verstorbeneProf. Rupert Feuchtmüller mit FranzKardinal König, der ihn 1972 als Direk-tor des neu einzurichtenden Dom- und Diözesanmuseums berufen hat

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„Es gibt doch schon so viele solcher Bü-cher“, sagte Veronikas Mutter zu ihr, alssie ihr das Buchprojekt ankündigte. Vero-nika Prüller-Jagenteufel nimmt trotzdemdie anspruchsvolle Herausforderung an.Sie spürt der Menschwerdung Gottesnach und versucht im hörenden Ge-spräch mit der Bibel ihr Glauben, Fragenund Suchen nach Gott in Worte zu fas-sen, die helfen, sich vertrauensvoll denGeschenken Gottes zu öffnen.

Es scheint eine uralte Sehnsucht zusein, aufzubrechen, Bekanntes hinter sichzu lassen und neue Wege zu suchen. Vondieser Sehnsucht getrieben, machen sichviele Menschen auf den Weg. Dieser Wegwird durch die bewusste Wahrnehmungvon Orten und Menschen zu einer inne-ren Reise, auf der Suche nach Gott und zuuns selbst.

Mit Maria und Josef, Frauen undMännern aus der Bibel, Heiligen, Hirtenund Königen geht die Theologin nachBethlehem. Sie nimmt die Leserin undden Leser mit, um mit ihnen an der Krip-pe zu verweilen. Sie gibt Impulse zur Ver-tiefung und Anbetung und lädt ein, unse-re Gaben in den Prozess der Menschwer-dung Gottes einzubringen. Maria zeigt,wie Menschsein aus der Hoffnung aufGott gelingt: Leben im Zeichen der An-kunft Gottes. Johannes der Täufer gehörtzu den adventlichen Gestalten. Er fälltder Dummheit und Machtbesessenheitder Stärkeren zum Opfer. Er muss seinen

Rund um den Hubertustag, wenn in denKirchen am Land die Jägermessen gefeiertwerden, hat sich schon mancher Priesternicht ganz leicht getan mit der Frage, was erseinen Jägern denn zum feierlichen Anlasspredigen sollte. Ein überzeugendes Beispieleiner Jägerpredigt habe ich vor einigen Jah-ren gehört, in der es unter anderem hieß:„Mag sich jeder Jäger selbst fragen: Bringtdie Jagd in mir das Beste zum Vorschein?Oder geschieht das Gegenteil? Werde ichruhig, mit der Zeit aufmerksamer, mitfüh-lender – oder auch begeisterungsfähiger;regt sie mich zum Staunen und zur Ehr-furcht an? Komme ich entspannter, gelös-ter, großherziger aus dem Wald zurück? Ge-winne ich ehrliche und gute Freunde? Führtes mich mit Menschen zusammen, mit de-nen ich sonst keinen Umgang hätte? Odersteigert das alles nur meinen Ehrgeiz, mei-ne Unruhe, meine Aggressivität? Braucheich den immer noch größeren Erfolg, kannich mich an einem Morgen ohne „Jagd-Glück“trotzdem glücklich fühlen? Oder steht dieAngst im Vordergrund, zur Zielscheibe vonSpott zu werden? Und muss ich daher im-mer wieder die Wahrheit verdrehen?“1

Dieser Gedanke eines „Menschlich-keitstests“ ist natürlich verallgemeine-rungsfähig und auf fast alle Lebensbe-reiche übertragbar, und er stellt vor allemeinen zutiefst weihnachtlichen Zugangdar: „Zu Weihnachten feiern wir, dass derGottessohn ein Mensch geworden ist,um alle Menschen in einer neuen, nichtmehr überbietbaren Weise mit Gott zuverbinden. Wie sieht es nun mit meinerMenschwerdung aus? Denn die wollte Erja dadurch auch entscheidend veredeln.“ 2

Eine passende geistliche Wegzeh-rung zu einer solchen weihnachtlichenSpiritualität bietet das Büchlein „FroheWeihnachten mit Anselm Grün“, in demder bekannte Benediktiner P. AnselmGrün seinen Traum von Weihnachtenaufgezeichnet hat.

Bezugspunkt für Anselm Grün sinddie biblischen Texte zum Weihnachtsfest-kreis, die er keineswegs historisch-kritischdurchleuchtet – die Frage „Wie war es da-mals wirklich?“ bleibt außer Betracht –,die er aber vor der Verflüchtigung in er-baulich-romantische Verzierung an derGrenze zum Kitsch bewahren möchte. Diebiblischen Texte sollen – in berührender,teils zärtlicher, teils drastischer Weise – fürden modernen Leser neu zum Klingen ge-bracht werden; Grüns kurze Weihnachts-meditationen wagen den Brückenschlagzwischen Bibel und modernem Leben.

Was bedeutet es etwa, dass Jesus ineinem Stall geboren wurde, umgebenvon Ochs und Esel und besucht von Hir-ten, die den gesetzestreuen Juden alsSünder galten? Hier wird nach AnselmGrün jener Bereich des Lebens angespro-chen, vor dem jeder Mensch „instinktsi-cher“ die Tür für Gott verschließen möch-te: nämlich das Instinkt- und Triebhafte,das Vitale und Affektive, das Körperlicheund Störrische. Aber genau in diesem„Stall“ will Gott in uns geboren werden!

Wie sieht es also mit meiner Mensch-werdung aus? „Mitten in der Nacht wirdChristus geboren. Jesus ist als Licht auch indeine Nacht gekommen“ (Anselm Grün).

Man sieht schon, was insgesamt fürdieses Büchlein gilt: Vorsicht, Nahaufnah-me! Schluss mit der bequemen Zuschau-erposition! Wer sich von Anselm GrünsTexten an Weihnachten heran zoomenlässt, der findet sich unversehens als Mit-spieler im weihnachtlichen Geschehenwieder. ó

Buchempfehlung

Vorsicht, Nahaufnahme!„Frohe Weihnachten mit Anselm Grün“ ist ein Buch gegen ein Weihnachten aus allzu sicherer Distanz. Von Heinrich Foglar-Deinhardstein

Miteinander auf dem WegVon Hans Peter Hurka

Ing. Hans Peter Hurka ist

Vorsitzender der Plattform

Wir sind Kirche

Anselm Grün, Frohe Weihnach-ten mit AnselmGrün, Herder Verlag 2009, Euro 8,20. Auch als Hörbucherhältlich (Euro 12,95)

1 Johannes Gönner, Pfarre Gutenstein, Nov. 20072 Anton Berger, miteinander Nov./Dez. 2000

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201038

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Am Heiligen Abend 2005 erlebten wirmit großer Freude die Uraufführung un-serer digitalen Kinderbibel im Stephans-dom. Der Dom war voll besetzt, und diezahlreichen Besucher waren überrascht,als sie vor dem Hochaltar eine riesigeLeinwand aufgestellt fanden. Anstelledes Weihnachtsevangeliums wurde derKinderbibel-Film „Jesus wird geboren“gespielt. Im Dom war es dabei ganz stillgeworden. Gebannt blickten einige hun-dert Kinder und die sie begleitenden Er-wachsenen auf die Animationen desKünstlers Tom Klengel. Die klaren freund-lichen Bilder faszinieren und lassen Raumfür die eigene Phantasie.

„Jesus wird geboren“ ist die erste CD-ROM der Kinderbibel für die ganze Fami-lie, die von der Theologin Mag. AndreaKlimt – eng an den Bibeltext angelehnt –gestaltet wurde. Die CD-ROMs „Jesus, un-ser Freund“ und „Jesus ist auferstanden“komplettieren unsere Kinderbibel Reiheüber das Leben Jesu. Diese Computer-Bi-bel ist angepasst an die Bedürfnisse derFamilien von heute, um in der säkulari-sierten Gesellschaft neue Kontakte zumBibelwort zu eröffnen. Sie soll spielerischdie Lust zur Auseinandersetzung mit derBibel wecken und auch manchem Er-wachsenen den Einstieg in die Welt derBibel ermöglichen.

Das „schwarze Kinderbibel-Schaf“führt per Mausklick zu den Informations-Ebenen der CD-ROM: Im Lexikon sind dieArtikel untereinander verlinkt und ladenzum Surfen und Forschen ein. Auf denLandkarten kann man die Wege, die imFilm erwähnt werden, nachvollziehen.„Weihnachten in aller Welt“ knüpft beimAlltag der Kinder an und führt sie an dieBräuche anderer Länder heran. LustigeSpiele und Bastelvorlage für die Kinderbi-bel-Krippe runden das Angebot ab. DasKind selbst bestimmt dabei Maß undTempo seines spielerischen Erkundens. ó

˘ Titel der Kinderbibel CD-ROMs:– Jesus wird geboren– Jesus, unser Freund– Jesus ist auferstanden

˘ Geeignet für Kinder ab 4 Jahre, aberauch für Erwachsene (gut recher-chierte Hintergrund-Informationen)

˘ Sprachen: Deutsch, Spanisch, Franzö-sisch

˘ Konfessionsübergreifend; nach der Einheitsübersetzung

˘ Info/Bestellung: www.bibelwerk.at,www.kinderbibel.net

˘ Koproduktion: KSH-Systems, Wienund Österreichisches Katholisches Bibelwerk Klosterneuburg

Kopf hinhalten, weil er zur Umkehr auf-ruft. Mit ihm stehen die Gequälten un-serer Welt an der Krippe. Er erinnert andie Märtyrer heutiger Tage. Diese mah-nen, dass es bei der MenschwerdungGottes nicht nur um Idylle geht. Konkretgelebter Glaube kann auch heute nochein Wagnis sein. Gewalt ruft nach Soli-darität mit den Geschundenen und nachBarmherzigkeit.

Es ist ein gehaltvolles, meditativesund politisches Buch. In jeder Figur for-dert die Seelsorgerin die Leser heraus,selbst zur Menschwerdung Gottes Stel-lung zu nehmen. Die Botschaft Jesu istein Anruf, der, wenn er ge- und erhörtwird, nach Antwort verlangt. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 39

Die Kinderbibel für die ganze FamilieVon Katarina Angerer

Katarina Angerer ist Initiatorin undProjektleiterin von

Kinderbibel.net

Veronika Prüller-Jagenteufel, Den Weg zur Krippe weitergehen; Ein spiritueller Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit, Verlag Vier-Türme GmbH Münsterschwarzach 2008, Euro 17,40

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201040

Buchempfehlung

Jesus wird geboren – Literatur für KinderVon Kathrin Wexberg

Jesus wird geboren – so schlicht und ein-prägsam formuliert es Werner Laubi inseiner Kinderbibel. Im Trubel von Ge-schenken, Verwandtenbesuch und blan-kliegenden Nerven geht der Blick für dasWesentliche des Weihnachtsgeschehensvielleicht manchmal etwas verloren. Esist die Stärke von (Kinder-)Literatur, dasWesentliche in Bild und Text auf denPunkt zu bringen. Sie tut dies auf oft sehrberührende, manchmal überraschendhumorvolle Weise – die hier vorgestelltenBücher zeigen Varianten, wie die Weih-nachtsgeschichte in unterschiedlichstenKontexten, von der Familienfeier im klei-nen Kreis bis hin zur Krippenandacht imvollen Dom, erzählt werden kann.

In der Fülle der lieferbaren Kinderbi-beln stellt die von Werner Laubi und An-negert Fuchshuber herausgegebeneschon seit Jahren einen überaus empfeh-lenswerten „Klassiker“ dar. Aus der Füllebiblischer Texte wurden jene ausgewählt,die in der Tradition der Kirche einen wich-tigen Platz einnehmen – und für Kinderverständlich und interessant sind. DerAutor erzählt in einer knappen und kla-ren Sprache. Wo notwendig, gibt er be-hutsam Erklärungen, ohne jemals die Nä-he zum Bibeltext aufzugeben. So auchbei seiner Nacherzählung der Weih-nachtsgeschichte, die schlicht mit „Jesuswird geboren“ überschrieben ist. A.Fuchshubers beeindruckende Bilder illus-trieren die biblischen Texte nicht nur, son-dern bieten immer wieder eine vertiefen-de, oft auch unerwartete, neue Sicht. Dashistorische Interesse des Autors im Um-gang mit der Bibel wird erkennbar undfindet in den vielen detailgetreu verarbei-teten Details der Illustrationen seine Ent-sprechung – im Falle der Weihnachtsge-schichte durch eine Münze mit dem Por-trät des Kaisers Augustus. In seiner Nähezum Originaltext eignet sich diese Fas-sung wunderbar, um Kindern unterm

Christbaum im Kreise der Familie, aberauch in Kontexten wie Hort oder Jung-schargruppenstunde die Weihnachtsge-schichte zu erzählen.

Werner Laubi, Annegert Fuchshuber: Kinderbibel. Ab 8 JahrenLahr: Ernst Kaufmann 2000224 S., Euro 22,60

So universell das Weihnachtsfest schei-nen mag, so vielfältig sind die Traditio-nen, die in verschiedenen Kulturen damitverbunden sind: Während sich italieni-sche Krippen durch Fülle und Detailver-liebtheit auszeichnen, sind polnischeKrippen ganz schlicht gestaltet. Die Illus-tratorin Jacky Gleich hat sich von PaulGerhardts Liedtext „Ich steh an deinerKrippen hier“ aus dem 17. Jahrhundert zueiner Reise zu den Krippen der Welt inspi-rieren lassen: Zu jeder Strophe des Liedesmalt sie, zunächst unkommentiert, eineKrippenszene aus verschiedenen Län-dern. Witziger Begleiter durch die unter-schiedlichen Szenarien ist ein kleiner Kö-nig mit leuchtendrotem Umhang, einerschlichten Krone und vor allem einemunnachahmlich frechen Blick … Anschlie-ßend werden auf einer Doppelseite diedargestellten Traditionen kurz erläutert,gefolgt von den Noten der von JohannSebastian Bach komponierten Liedmelo-die. Abgerundet wird das Buch mit einemNachwort von Oberkirchenrat Reinhard

Mawick und dem Hinweis auf die gleich-namige CD mit Weihnachtsliedern. Dieausdrucksstarken Krippenszenen eignensich gut, um – als Einzelbilder oder alsganzes Buch – für größere Gruppen imRahmen einer Krippenfeier projiziert zuwerden und können als Ausgangspunktfür Meditation und Gedanken zum Weih-nachtsgeschehen dienen.

Paul Gerhardt:Ich steh an deiner Krippen hierIllustriert von Jacky GleichAb 5 JahrenFrankfurt/Main: edition chrismon 200732 S., Euro 13,30

König Mazzel und sein Kamel Chamber-lin müssen sich beeilen. Die Freunde desKönigs, besser bekannt unter den NamenMelchior, Caspar und Balthasar, haben ei-nen beträchtlichen Vorsprung. Doch im-mer wenn die drei Könige am Wüstenho-rizont in Sichtweite scheinen, halten un-vorhersehbare Dinge den vierten Königauf: Er rettet ein Nomadenmädchen ausdem Sandsturm, führt eine verirrte Kauf-mannskarawane zurück auf den richti-gen Weg und holt Kinder, die als Sklavenarbeiten müssen, aus den Fängen einesreichen Mannes. Immer weiter rückendabei seine drei Weggefährten. Für Kö-nig Mazzel längst in unerreichbare Ferneentrückt, bleiben die drei am Horizont derim Trickfilm-Stil gezeichneten Bildebene

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immer ersichtlich. Sie werden „den Königder Könige“ in einem Stall in Bethlehemantreffen. König Mazzel wird den Stallleer finden. Er kommt zu spät – und dochimmer genau richtig, um dort zu helfen,wo seine Hilfe benötigt wird. Denn da-rin, so wird er erkennen, lag wohl letzt-endlich der wahre Grund seiner Reise.Ohne mit erhobenem Zeigefinger zuoperieren, wird hier auf humorvolle Artund Weise schon für Kinder im Kinder-gartenalter auf den Punkt gebracht, wo-rum es bei Weihnachten letztlich geht.Auch wenn König Mazzel den Stall leervorfindet, erschließt sich ihm das We-sentliche an Weihnachten auf ganz be-sondere Weise: In der Begegnung mit je-nen, die seiner Hilfe bedürfen. Eine witzi-ge und unkonventionelle Auseinander-setzung mit der Menschwerdung Christi,die in unterschiedlichsten Kontexten, vonder Familienfeier bis zur Weihnachtsan-dacht, eingesetzt werden kann. ó

Ted Sieger: Der vierte KönigAb 5 JahrenDüsseldorf: Sauerländer 200648 S., Euro 14,30

Dr. Kathrin Wexberg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der

STUBE (Studien- und Beratungsstelle fürKinder- und Jugendliteratur, ein Bereich

der Erwachsenenbildung der Erzdiözese Wien). www.stube.at

»Der Stephansdom – Orientierung und Symbolik«Aus dem Vorwort der beiden Herausgeber Karin Domany und Johann Hisch

„Vom Stephansdom kann man nie genugkriegen“, so tönt es nach den Führungendurch den Stephansdom. Der Zugängeund Annäherungen gibt es eine breiteVielfalt, wie es auch Führer und Bücherviele über den Dom gibt. „Orientierungund Symbolik“ sucht neue Erkenntnisseaus verschiedenen Wissenschaftszwei-gen aufzuzeigen. Ausgangspunkt für die-ses Buch war eine Veranstaltungsreihedes ehemaligen ReligionspädagogischenInstitutes der Erzdiözese Wien, die Ori-entierung und Symbolik des Stephansdo-mes zum Inhalt hatte:˘ Die geschichtliche Entwicklung des

Stephansdomes im Laufe der Zeit˘ Das Weltbild und religiöse Denken

des Mittelalters˘ Das „Oben“ im Bewusstsein der Men-

schen – damals und heute˘ Die Rolle des Doms im Stadtbild von

Wien und im Bewusstsein der Men-schen in Österreich

˘ Der Dom im internationalen Kontext˘ Die Funktionen des Doms im Laufe

der Zeit˘ Die Bedeutung der Domkirche für die

Seelsorge˘ Die Symbolsprache des Domes˘ Persönlichkeiten und ihre Beziehung

zum Dom im Laufe der Zeit Diese und noch mehr Fragestellungenwaren Thema der Vorlesungsreihe. DieVortragenden – u.a. A. Fenzl, R. H. Gruber,J. Weismayer, A. Saliger, R. Kohn, T. Faber, W.Zehetner – sind nunmehr auch die Auto-ren der Beiträge, die mit ihren jeweiligenSchwerpunktthemen zum Stephansdomzu Wort gebeten wurden. Somit ist eineSammlung von Texten entstanden, diedie Bandbreite von der Geschichte bis zurGegenwart, von der Theologie bis zur

Kunst und von der Orientierung bis zurSymbolik enthält. Die zahlreichen Bilder,Fotos und Grafiken stellen einen eigen-ständigen Beitrag dar. Das Betrachten derBilder führt zu einem eigenen Erkennt-nisgewinn, der durch das geschriebeneWort allein kaum erreichbar ist. Die Gra-fiken und Radierungen von Herwig Zenszeugen von dessen persönlicher Ausei-nandersetzung mit dem Dom, die durchseinen Lehrer Herbert Boeckl, von demdas Titelbild des Buches stammt, grund-gelegt wurden. Rudolf der Stifter ließ amFuße des Südturmes eine Kapelle zu Eh-ren der hl. Katharina von Alexandria ein-richten. Sie ist die Patronin u. a. der Lehrer,Studenten, Theologen, Philosophen, alsoder Wissenschaft an sich. Dass diese Ka-pelle gegenüber dem Curhaus errichtetwurde, war von Anbeginn ein Hinweisauf eine der Funktionen des Curhauses,nämlich ein Ort der Bildung zu sein. Wares doch der Ort der ersten Bürgerschule,der Lateinschule und der zu gründendenUniversität – ganz nach dem Motto: „Dergelebte Glaube bedarf auch des gelehr-ten Glaubens …“ ó

„Der Stephansdom – Orientierung undSymbolik“, Hrsg. von Karin Domany und Johann Hisch, Wiener Dom-Verlag,Euro 25,90

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201042

Ein- und Ausblicke

Seien Sie gegrüßt!Angeblich hat man mein Kopfschüttelnregistriert. Der Herr Dombaumeister hatzumindest sorgenvoll den Blick zu mir ge-hoben. Was auch gut ist, denn sonst wä-re es ja umsonst gewesen. Schon min-destens seit Mitte November kann ichWeihnachtsschmuck und Weihnachtsbe-leuchtung sehen, sogar Weihnachtsliedersind vereinzelt an mein Ohr gedrungen.Kein Wunder, wenn es immer mehr „Weih -nachtsverweigerer“ gibt. Auch ich kanndann am eigentlichen Weihnachtsfestdas ganze Zeug nicht mehr sehen, ge-schweige denn hören.

Es gibt aber noch ein anderes Phäno-men, das ich seit vielen Jahrzehnten be-obachten kann. Kaum einmal ist derDom, ja sind die Kirchen ganz allgemein,so voll wie an Weihnachten. Und man-che, die während des Jahres die Ausre-de haben, dass sie den Weihrauch nichtvertragen und deshalb keine Kirche be-suchen können, inhalieren den heiligenDuft zu Weihnachten geradezu, undWeihrauchschwaden schweben sogardurch ihr Wohnzimmer. Und wenn dannam Ende der Mitternachtsmette in St.Stephan die Orgel mit voller Gewalt dasberühmte Weihnachtslied von der stil-len und heiligen Nacht intoniert, dannhört man sie vom folgenden Gesang dervielen Tausenden gar nicht mehr. Wennsich auch während des Jahres der Ge-meindegesang sehr dezent anhört, soschwillt er bei diesem Lied zu einemmächtigen Getöse an. „So wirklich scheis des nit“, hörte ich schon so manchensagen.

Kaum eine Wohnung in Österreich, inder nicht ein Christbaum steht, eine Krip-pe aufgestellt und Kerzen angezündetwerden. Warum tut den Menschen gera-de zur Weihnacht der Weihrauch, die Ker-zen, das Funkeln, das Lametta so gut?Was suchen sie? Ist es die Sehnsuchtnach dem Weihnachtsgefühl der Kind-heit?

Ich meine, dass trotz aller Anstren-gungen dieses Gefühl nicht wirklich auf-kommt, schon gar nicht, wenn aus allenLautsprechern Weihnachtsmusik dröhntund Scharen von Engeln und himmli-schen Lichtern die Stadt schmücken.

Trotzdem: Die Sehnsucht nach demKindsein ist etwas zu-tiefst Weihnachtli-ches. Feiern wir doch, dass Gott in einemKind menschliche Gestalt annimmt, ei-ner von uns wird. Dieser tiefste Festge-halt von Weihnachten ist wohl vielennicht mehr wirklich bewusst. Sie könnenmit der Geburt des Gottessohnes auchnichts mehr anfangen. Aber wenn dieKinder mit staunenden Augen vor demfestlich geschmückten Christbaum ste-hen, dann können wir von ihnen etwaslernen. Nämlich das Staunen. Auch vonden Hirten an der Krippe wird es berich-tet: Das Staunen vor dem Geheimnis desgöttlichen Kindes – ganz so wie ein Kind.

Dieses Staunenkönnen vor der un-endlichen Größe Gottes, der ein Kind ge-worden ist, wünsche ich Ihnen für daskommende Weihnachtsfest. Und natür-lich ein von Gottes Segen begleitetes Jahrdes Herrn 2011.

Staunende Weihnacht Ihnen allen!Mit einem herzlichen „Grüß Gott“,

»Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder...!«

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Die Betrübten tröstenVon P. Bernhard Johann Vos�icky OCist

Die Kirche ist kein billiger Trostspender.Im Reich Gottes geht es nicht um Ver-tröstung auf ein schöneres Jenseits. Sa-kramente sind mehr als ein tröstlicherBeistand für Sterbende. Seelenführungist viel mehr als das Auflegen eines Trost-pflasters. Tröster ist Gott selbst. Trost-spender ist der Heilige Geist. Christussagt: Wenn Euer Herz von Trauer erfülltist, weil er von uns fortgeht, dann wird ereinen anderen Beistand senden, der unsin die ganze Wahrheit führt (Joh 16). Die-ser Beistand (advocatus), griechisch: Pa-raklet, den der Vater im Namen Christisendet, tröstet uns, indem er uns alleslehrt und an alles erinnert, was der Herrgesagt hat (Joh 14,26). Er tröstet durchdie göttliche Gabe des Friedens. Er ist derTrost der beunruhigten und verzagtenHerzen (Joh 14,27). Solchen Frieden, derdie ganze Existenz trägt, kann die Weltnicht geben.

Die Trauernden oder die Betrübtentrösten ist ein geistiges Werk der Barm-herzigkeit, d. h. eine Liebestat, durch diewir unserem Nächsten in seinen geisti-gen Bedürfnissen zu Hilfe kommen.Wenn man mit offenen Augen, offenenOhren und vor allem einem offenen Her-zen durchs Leben geht, findet man beidiesem geistlichen Werk ein weites Betä-tigungsfeld. Es geht darum, Menschen,die durch den Tod eines geliebten Ange-hörigen einen schmerzlichen Verlust er-litten haben, zu trösten. Es geht um denBeistand mit Wort und Tat. Bei diesemWerk handelt es sich um die Bereit-schaft, mit Betrübten und Trauernden zubeten und deren Hand zu halten. In un-serer Gesellschaft gibt es genügend„Verlierer“, die am Rand stehen, Arbeits-lose, sozial Schwache, Behinderte, Einsa-me, Kranke und Sterbende. Durch ein er-mutigendes Wort des Trostes können wirdas Gefühl des Angenommenseins ver-mitteln. Wie tröstlich kann es sein, wennuns jemand mit freundlich bekundetemInteresse zuhört. Welch großen Trostkann ein Vertrauen schaffendes Zuwen-

den schenken. Zuhören und Zuwendunglindern den Schmerz der Betrübten, rich-ten auf und bringen das Gefühl von seli-ger Freude ins Herz.

Durch das Sakrament der Versöh-nung, die heilige Beichte, wird auch Stär-kung und Tröstung vermittelt, all denen,die über ihren traurigen Seelenzustandbetrübt sind. Erlebnismäßig kann dasBußsakrament den inneren, seelischenFrieden und die Ruhe des Gewissens ver-mitteln. Außerdem erlangt der reumüti-ge Sünder erneut die Fülle des Heils undden Trost der Seele. Man darf jedoch die-se psychologisch fühlbare Wirkung nichtals das Wesentliche des Sakraments an-sehen. Die Lossprechung bewirkt dieAufhebung der Schuld und die Versöh-nung mit Gott, manchmal auch fühlba-ren Trost.

Auch die Gebete der Kirche könnenals Wirkungen fühlbaren Trost erzielen.Zeiten der Trostlosigkeit und Dürre kön-nen nach Gottes Willen viel zur Vervoll-kommnung des Beters beitragen. Es wä-re verfehlt, das Gebet zu unterlassen,wenn nicht gleich Trost empfunden wirdund wenn man keine Lust dazu in sichverspürt: „ Leidet jemand unter Euch? Ersoll beten. Ist jemand guten Mutes? Ersoll Psalmen singen“ (Jak 5,13). Der Psal-mist singt: „Ich will den Herrn allezeitpreisen, immer sei sein Lob in meinemMunde“ (Psalm 34,2).

Thomas von Aquin lehrt: Wenn dieHingabe an Gott, für die das Wollen ent-scheidend ist, ganzmenschlich verwirk-licht wird, erfasst sie auch den Bereichdes Gefühls. Sie weckt dort vor allemFreude an Gott und Trost über die Erfül-lung der göttlichen Absichten (S. Th. 2,2 q.82 a. 4). Das mit der Hingabe an Gott ver-bundene Gefühl tröstlicher Freude darfals Teil der menschlichen Existenzerfül-lung nicht abgewertet, freilich auch nichtüberbewertet werden. Das Wesentlichebei der Hingabe besteht in der Willens-haltung, nicht im Gefühl des Trostes. DieSelbstübergabe an Gott kann auch ohne

Trost echt und wertvoll sein, ja Gott kannden Trost sogar entziehen und durch die-se Entzugserscheinungen die Seele läu-tern und reinigen. Nicht immer, so lehrtder heilige Johannes vom Kreuz, schenktGott unseren „naschhaften Seelen“ sei-nen fühlbaren und spürbaren Trost, son-dern entzieht sich ihnen, um eine aktiveund passive Läuterung zu erzielen.

Vergessen wir nie: Wenn Jesus unsunter sein Kreuz ruft, ist Maria immerschon dort. Aufrecht, treu und zuverläs-sig steht sie unter dem Kreuz ihres Soh-nes, als Trösterin der Betrübten (consola-trix afflictorum). Eine Legende, die bis ins15. Jahrhundert zurückreicht, berichtet,dass die heilige Monika, in Trauer um denTod ihres Gatten und voll Sorgen um ih-ren Sohn Augustinus, von Maria einenschwarzen Ledergürtel erhielt: Wer die-sen Gürtel trägt, empfängt den besonde-ren Trost und Schutz Mariens. Der Au-gustinerorden feiert am 4. SeptemberMaria als Mutter des Trostes mit folgen-der Festoration: „Allmächtiger Gott,durch die Jungfrau Maria hast Du Dei-nem Volk in Jesus Christus göttlichenTrost geschenkt. Lass uns auf ihre Für-sprache immer wieder diesen Trost er-fahren und ihn allen Menschen erwei-sen.“ ó

Prof. P. Dr. BernhardVos�icky OCist

ist Professor an derTheologischen

Hochschule und Wallfahrtsdirektorvon Heiligenkreuz

Werke der Barmherzigkeit

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Das war eine Entscheidung, zu welcherder Heilige sicher nicht gezwungen wur-de: Freiwillig, und um ganz dem Herrn zugefallen, gab er alles, sogar die Kleider amLeib, seinem reichen Vater zurück, um alsArmer unter den Armen zu leben. Genaudiese Einstellung war es, welche schon zuLebzeiten von Franziskus tausende Men-schen in seine Fußstapfen treten ließ.

1181/82 wird der Gottesmann im ita-lienischen Assisi geboren. Seine Mutterlässt ihn auf den Namen Johannes tau-fen. Als aber sein Vater, ein wohlhabenderTuchhändler, von einer Geschäftsreiseaus Frankreich zurückkehrt, nennt er ihn,aus Liebe zu diesem Land, „Francesco“.Die erste Hälfte seines Lebens sind „wildeJahre“. Den jungen Mann mit dem festenVorsatz Ritter zu werden, kennt man inallen Wirtshäusern der Stadt. So mancheLokalrunde wird vom spendierfreudigenTuchhändler-Sohn übernommen. Vor al-lem bei der Jugend ist das draufgängeri-sche Energiebündel beliebt. Beim Städte-krieg zwischen Assisi und Perugia 1202meldet Franziskus sich zum Kampfein-satz. Er gerät in Gefangenschaft und

kehrt erst nach einem Jahr krank nachAssisi zurück. Nach einer Begegnung miteinem Aussätzigen beginnt seine Zeit derBekehrung. Francesco sucht nach ande-ren Werten im Leben. Er fängt an Aussät-zige zu pflegen und wendet sich den Ar-men zu.

„Bau meine Kirche wieder auf!“Im Alter von 23 Jahren hört Franz zumersten Mal den Ruf Gottes: „Bau meineKirche wieder auf!“, sagt eine Stimmevom Kreuzbild in der schon fast verfalle-nen Kapelle von San Damiano in der Nä-he von Assisi. Diese Erfahrung bringt nunfür den einst so umtriebigen Lebemanndie radikale Wende in seiner Biographie.Was Franziskus zuerst als physischen Ar-beitsbefehl versteht, nämlich das herun-

tergekommene Gotteshaus von San Da-miano wiederherzustellen, entpuppt sichspäter als ein spiritueller Auftrag eine da-mals sehr reiche und moralisch verfalle-ne Weltkirche von innen her zu renovie-ren. Dieses „Von-innen-her“ wird den gro-ßen Unterschied der Franziskaner zu an-deren Erneuerungsbewegungen der da-maligen Zeit ausmachen: Während sichsektiererische Gruppierungen vorwurfs-voll gegen die Kirche stellen, beginnt derhl. Franz als der kleine Arme in der geflick-ten Kutte, ganz bischofs- und papsttreu,innerhalb der Kirche einen neuen Geistzu wecken.

Entgegen seinem ursprünglichenVorsatz, ein kontemplatives Leben zu füh-ren, entschließt sich Franziskus, unter dieMenschen zu gehen und zu predigen.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201044

XXXXXXXXXXHeilige im Dom

Hl. Franz von Assisi.˘ Gedenktag: 4. Oktober˘ Empfang der Stigmata: Das genaue

Datum ist ungewiss; vermutet wirdum den Feiertag der Kreuzerhöhung,14. September 1224.

˘ 16. Juli 1228: Heiligsprechung durchPapst Gregor IX.

˘ Attribute: Wundmale Jesu; zu Vögelnpredigend, mit Brevier, Rosenkranzund Totenkopf

˘ Patronat: Franziskaner(innen) mit al-len Zweigen; Italien, Arme, Blinde, Ge-fangene, Lahme, Kaufleute, Schneider,Weber, Sozialarbeiter, Umweltschüt-zer, Helfer bei Kopfschmerzen u.a.m.

˘ Ordensgründer˘ Neben der Gottesmutter Maria ist

Franz von Assisi die am häufigstenabgebildete Heiligengestalt.

Statue des hl. Franziskus am Johannesaltar (erster rechter Seitenaltar im Mittelschiff)

Franz von Assisi – vom Lebemann zum Von Bruder Philipp Klinger OFM

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Den Auftrag dazu erkennt er in der Evan-geliumsstelle, in der Jesus seine Jüngeraussendet. Er trägt von jetzt an einekreuzförmige Kutte, die mit einem Strickumgürtet ist, und lebt ein Leben in völli-ger Armut. 1208 schließen sich ihm dieersten beiden Gefährten an. Die Gemein-schaft beginnt sich zu formieren. Ein Jahrspäter zieht er mit elf Gefährten nachRom, wo Papst Innozenz III. die Bruder-schaft, vorerst nur mündlich, bestätigt.Die Brüder beten, predigen schlicht und

arbeiten. Sie siedeln sich rund um eineKapelle vor Assisi an, die sie liebevoll „Por-ziuncola“ (Teilchen) nennen, weil sie soklein ist. Dieser Ort bildet von nun an dasZentrum der Gemeinschaft, welche vonihrem Gründer „Ordo Fratrum Minorum“(Orden der minderen Brüder) genanntwird. Von hier aus strömen die „Franziska-ner“, wie sie der Volksmund nennt, in dieWelt hinaus. Die von Franziskus verfass-te Ordensregel wird am 29. November1223 vom Papst Honorius III. schriftlichbestätigt. Der Orden wächst noch zu sei-nen Lebzeiten auf 30.000 (!) Brüder an.

„Bruder Tod“Als sich Franziskus 1224 für eine Zeit derStille auf den Berg La Verna zurückzieht,empfängt er dort während einer Erschei-nung die Wundmale Christi, die er bis zuseinem Lebensende behalten wird undmit denen er heute auf vielen Bilderndargestellt ist. Bald darauf erkrankt derOrdensgründer schwer. Trotz des heran-nahenden Todes und der Schmerzenschreibt der Heilige ein Loblied auf dieSchöpfung, seinen berühmten Sonnen-gesang, in dem er sogar den Tod als Bru-der bezeichnet. An seinem Sterbetagbricht wohl wieder das Extreme durch,das ihn ein Leben lang begleitet hat: AlsZeichen seiner Liebe zur Schöpfung Got-tes, in die er nackt kam und aus der ernackt wieder zu seinem Herrn heimge-hen möchte, lässt sich Franziskus unbe-kleidet auf den Boden neben dem Porzi-uncola-Kirchlein legen. Er stirbt dort amAbend des 3. Oktober 1226.

Es gibt eine Tradition, von der vielenicht wissen, dass sie ein Erbe des hl.Franz von Assisi sei: die Krippe unter demWeihnachtsbaum. Er war der erste, derdie Geburt Jesu mit Menschen und Tie-ren in Szene setzte, um dieses wunderba-re Geschehen den Menschen zu veran-schaulichen.

In diesem Sinne ein frohes Weih-nachtsfest und Gottes Segen im NeuenJahr. ó

˘ Franz Seraphicus Altar, Bild von Johann Michael Rottmayr, 1715 (s. o.)

˘ beim Johannesaltar, linke Assistenz -figur, 1708 (siehe Foto linke Seite)

˘ Pfeilerfigur in der Kreuzkapelle („Prinz Eugen Kapelle“), von Franz Högler, 1854/55

˘ Pfeilerfigur in der Vorhalle des Singertores, von Franz Erler, 1893

˘ Es gibt auch mehrere Reliquiare mit Reliquien des hl. Franziskus in der Reliquienkapelle.

Darstellungen im Dom.

Bettelbruder

gebühren in St. Stephan.

DOMFÜHRUNGEN Mo. bis Sa.: 10.30 Uhr u. 15.00 UhrSonn- und Feiertag: 15.00 Uhr

KATAKOMBENFÜHRUNGEN Mo. bis Sa.: 10.00–11.30 Uhr

und 13.30–16.30 UhrSonn- u. Feiertage: 13.30–16.30 Uhr

GRUPPENANMELDUNGEN für Dom- und/oder Katakomben -führungen unter Tel.: 51552/3526 od. per Fax: 51552/3164 od. E-Mail: [email protected]

TURMBESTEIGUNG (Südturm)täglich: 9.00–17.30 Uhr

AUFZUG ZUR PUMMERIN (Nordturm)täglich: 8.30–17.00 Uhr

AUDIOGUIDE: (ganzjährig, Domführung inkl. evtl.Sonderausstellungen)Mo. bis Sa.: 8.30–11.30 Uhr

und 13.00– 17.30 UhrSo.- u. Feiertag: 13.00–17.30 Uhr

ÖFFNUNGSZEITEN DES DOMES: Mo. bis Sa.: 6.00–22.00 UhrSonn- und Feiertag: 7.00–22.00 Uhr

Nähere Informationen und Preise:www.stephanskirche.at

Führungen und Eintritts -.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 45

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201046

Gottesdienstordnung

Freitag, 24. Dezember 2010 Heiliger Abend9.00–12.00 Uhr Abholung des Friedenslichtes in der Unteren Sakristei15.00 Uhr Kinderkrippenandacht16.30 Uhr 1. Weihnachtsvespermit Kardinal Christoph Schönborn

W. A. Mozart, Vesperae solennes de Confessore; Vokalensemble und Domorchester St. Stephan18.00 Uhr Hl. Messe beim HauptaltarVon 19.00–23.00 Uhr bleibt der Dom geschlossen.22.30–23.00 Uhr Turmblasen von der Balustrade über dem Riesentor23.30 Uhr Hirten-, Krippen- und Weihnachtslieder, Chorvereinigung „Jung-Wien“24.00 Uhr Geläute der Pummerin, Christmette und Krippenlegung mit Dompfarrer Toni Faber und den Curpriestern

Volkstümliche Weihnachtslieder; Chorvereinigung „Jung Wien“

Samstag, 25. Dezember 2010 Hochfest der Geburt des Herrn(Gottesdienstordnung wie an Sonntagen)10.15 Uhr Pontifikalamtmit Kardinal Christoph Schönborn

J. Haydn, Theresien-Messe; Domchor und Domorchester St. Stephan16.30 Uhr 2. Weihnachtsvespermit Kardinal Christoph Schönborn

J. B. Gänsbacher, Vesper; Vokalensemble St. Stephan und Domorchester

Sonntag, 26. Dezember 2010 Hochfest des Heiligen StephanusHauptpatron der Metropolitan- und Domkirche zu St. Stephan. Patrozinium10.15 Uhr Pontifikalamtmit Kardinal Christoph Schönborn, Erneuerung des Weiheversprechens der Diakone

Ch. Gounod: Cäcilien-Messe. Domchor und Domorchester St. Stephan Geläute der Pummerin

16.30 Uhr Feierliche Vesper zum Patrozinium mit Kardinal Christoph Schönborn, anschließend Kindersegnung

Freitag, 31. Dezember 2010 16.30 Uhr Jahresschlussandachtmit Domprediger Ewald Huscava

J.S. Bach: Teile aus dem Weihnachtsoratorium; Domchor und Domorchester St. Stephan Geläute der Pummerin

Aus Sicherheitsgründen w ird der Dom um 18.00 Uhr geschlossen.

Samstag, 1. Jänner 2011 Hochfest der Gottesmutter Maria(Gottesdienstordnung wie an Sonntagen)0.00 Uhr Geläute der Pummerin10.15 Uhr Hochamt mit Dompropst Ernst Pucher

W. A. Mozart: Spatzen-Messe; Vokalensemble und Domorchester St. Stephan

Sonntag, 2. Jänner 2011 1. Sonntag nach Weihnachten10.15 Uhr Hochamt mit em. Weihbischof Helmut Krätzl

J. G. Rheinberger: Missa in Nativitate Domini; Vokalensemble und Domorchester St. Stephan

Mittwoch, 5. Jänner 2011 17.00 Uhr Vespermit Segnung von Wasser, Kreide und Weihrauch mit Dompfarrer Toni Faber

Donnerstag, 6. Jänner 2011 Hochfest der Erscheinung des Herrn(Gottesdienstordnung wie an Sonntagen)10.15 Uhr Pontifikalamtmit Kardinal Christoph Schönborn

W. A. Mozart: Krönungs-Messe; Domchor und Domorchester St. Stephan

An allen W erktagen in der W eihnachtszeit um 17.00 Uhr Krippenandacht bei der W eihnachtskrippe

Weihnachten im Dom zu St.Stephan

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2010 47

24. DezemberHeiliger Abend 16.00 UhrWeihnachtsvesper 17.00 Uhr für seelisch Leidende 15.30 Uhr Ökumenischer

21.30 Uhr Musik zur 21.00 Uhr Christmette Wortgottesdienst Weihnachtszeit 22.30 Uhr Christmette (nicht nur für Kinder)

22.00 Uhr Christmette (ungarisch) 24.00 Uhr Christmettemit Volksgesang, mit St. Ruprechter Krippenlegung Weihnachtsoratoriumund Turmblasen

25. DezemberChristtag 18.45 Uhr Hl. Messe 19.00 Uhr Hl. Messe

10.00 Uhr Hochamt 11.00 Uhr Hl. Messe 11.30 Uhr Hl. Messe (ungarisch)

26. DezemberStephanitag 18.45 Uhr Hl. Messe 19.00 Uhr Hl. Messe

10.00 Uhr Festmesse 11.00 Uhr Hl. Messe 11.15 Uhr Hl. Messe (ungarisch)

Weihnachtsgottesdienste im Pfarrgebiet von St.Stephan

Franziskanerkirche Deutschordenskirche St. Ruprecht

Sternsinger.Kinder und Gruppenleiter der Jung-schar und Domministranten sindunterwegs, um die Frohe Botschaftder Geburt Jesu zu verkünden:Montag, 3., Dienstag, 4. und Mitt-woch, 5. Jänner 2011, jeweils von 9–12und 15–18 Uhr, sowie Donnerstag, 6.Jänner 2011 von 8–13 und 16– 19 UhrWenn Sie zu den angegebenen Zei-ten im Pfarrgebiet von unseren Stern -singern zu Hause besucht werdenmöchten, bitten wir Sie, eines der (ab24. 12.) bei den Domportalen auflie-genden Anmeldeformulare auszu-füllen und beim Portier abzugebenoder sich unter 0681/20 49 28 29 di-rekt bei den Stern singern zu melden.

Die Sternsinger singen auch am En-de jeder hl. Messe am 6. Jänner imDom (einschließlich Vorabendmes-se am 5. Jänner). Alle Kinder sindherzlichst dazu eingeladen als Stern-singer mitzumachen! Anmeldefor-mulare findest Du bei den Dompor-talen bzw. Du kannst Dich unter derNummer 0681/20 49 28 direkt beiuns anmelden.

Page 48: Weihnachten · ständlich zu nehmen: Weihnachten ist wahrlich ein frag-würdiges Fest. Und so wünsche ich Ihnen ein offe - nes Herz und einen wachen Geist, damit dieses Fest Sie

Aus der DompfarreNach Hause kommendas ist es, was das Kind von Bethlehem allen schenken will, die weinen, wachen und wandern auf dieser Erde.

Friedrich von Bodelschwingh

Zu Weihnachten alleinEs gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, undman soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durch-halten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; dennindem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander ver-bunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nichtaus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt und uns hilft uns dadurch, un-sere echte Gemeinschaft – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren. Ferner: Je schö-ner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeitwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schö-ne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich. Man muss sichhüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kost-bares Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu besonderen Stundenund es sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt;dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.

Aus einem Gefängnis-Brief Dietrich Bonhoeffers, Heilig Abend 1943

Ich werde Weihnachten in meinem Herzen ehren und versuchen, es das ganze Jahr hindurch aufzuheben.

Charles Dickens

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Dommusikus Mag. Thomas Dolezal 0699/1500 21 31

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Gestaltung und Satz: Charly Krimmel / www.sonderzeichen.atDruck: Zimmer Print, 1010 Wien, Lichtenfelsgasse 5/2/ERC, gedruckt auf Offset papier, chlorfrei gebleicht.

Zum Nachdenken

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All unseren LeserInnen wünsche ich ein Weihnachtsfest voll Freude, Licht und Gnade. Möge Gottes Segen Sie auch im kommenden Jahr 2011 spürbar stärken und leiten. Ihr Dompfarrer Toni Faber und das Redaktionsteam