wachstum von dreidimensionalen germaniuminseln auf...
TRANSCRIPT
Wachstum von dreidimensionalenGermaniuminseln auf unverspannten undverspannten Silizium (001)-Oberflächen
Von der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zur
Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der
Naturwissenschaften genehmigte Dissertation
vorgelegt von
Diplom-Physiker
Markus Sulzberger
aus Stuttgart
Berichter: Privatdozent Dr. rer. nat. Bert Voigtländer
Universitätsprofessor Dr. rer. nat. Harald Ibach
Tag der mündlichen Prüfung: 29.07.2003
Diese Dissertation ist auf den Internetseiten
der Hochschulbibliothek online verfügbar.
Wachstum von dreidimensionalen Germaniuminseln aufunverspannten und verspannten Silizium (001)-Oberflächen
In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluß von Verspannung und Relaxation auf dasepitaktische Wachstum von Germanium auf unverspannten Si-Substraten, sowie aufSiGe-Substraten mit verspannter Si-Deckschicht, mit dem Rastertunnelmikroskop,untersucht. Aus der Perspektive einer Anwendung z.B. als Quantenpunktstrukturen istes wünschenswert, räumlich geordnete, kleine Inseln mit hoher Dichte, einheitlicherGröße und Orientierung zu erzielen.
Alle Anforderungen, mit Ausnahme der räumlichen Ordnung, konnten durchgeeignete Wahl der Epitaxieparameter beim Wachstum von Germanium aufunverspannten Silizium (001)-Substraten erfüllt werden.
Beim Wachstum von Germanium auf Silizium wurde festgestellt, daß dieGitterkonstante einen entscheidenden Einfluß auf die Nukleation hat. Deshalb wurdeuntersucht, ob sich eine räumliche Ordnung durch die Variation der Gitterkonstante ander Oberfläche erzielen läßt. Besonders gut geeignet sind Silizium-Germanium-Substrate mit einstellbarer räumlicher Variation der Gitterkonstante und einstellbarerDichte an Versetzungen. Mit jeder Versetzung ist ein Verspannungsfeld verbunden,das in eine Variation der Gitterkonstante an der Oberfläche, sowie Stufen umgesetztwird. Bislang war ungeklärt, wo die Nukleation von Germanium-Inseln stattfindet.Erfolgt sie an den versetzungsbedingten Stufen oder an jenen Positionen an denen dieSi-Deckschicht durch das unterliegende Versetzungsnetzwerk gedehnt ist? Es konntegezeigt werden, daß die einzige Quelle für die Ordnung bei der Inselverteilung im Fallder vorgestellten SiGe-Schichten die uneinheitliche Verspannung in derWachtumsebene ist. Die Nukleation erfolgt an den Stellen, an welchen dieGitterkonstante der gedehnten Si-Deckschicht der natürlichen Gitterkonstante desaufgedampften Germaniums am ähnlichsten ist. Ein Einfluß von Versetzungsstufenkonnte ausgeschlossen werden.
Mit Temperexperimenten wurde untersucht, wie sich die Form, Größe und Anordnungin Abhängigkeit von der Temperdauer entwickeln, um zu ermitteln welche ProzesseWachstum und Reifung beherrschen. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß dasselbstorganisierte Wachstum von Germanium-Inseln auf SiGe-Substraten eingeeignetes Verfahren ist, um räumlich geordnete Nanostrukturen mit definierter Größeund Form bei einstellbaren Abständen und Dichten herzustellen.
Growth of three-dimensional germanium-islands onconventional and strained silicon (001)-surfaces
This thesis is dedicated to the scanning tunneling microscopical investigation of the
influence of strain and relaxation on the epitaxial growth of germanium on
conventional silicon substrates, as well as on silicon-germanium substrates covered by
a strained silicon layer. With respect to a possible application e.g. as quantum dots, it
is desirable to achieve a high density of spatially ordered, small islands, with uniform
shape and orientation.
This requirements could be met by suitable choice of the epitxial parameter during
growth of germanium on conventional silicon (001)-substrates, except for the spatial
ordering.
The lattice misfit has a fundamental influence on the nucleation of germanium on
silicon surfaces. Therefore it has been investigated, if it is possible to achieve a spatial
arrangement of islands due to the variation of the surface lattice constant. Silicon-
germanium substrates have an adjustable spatial variation of the lattice constant and
dislocation density. Each dislocation is connected with a strain field that results in a
variation of the lattice constant and a slip step at the surface. Up to now it was in
question where the nucleation of germanium islands takes place. Does the nucleation
take place at the slip-steps due to the dislocations or at the positions where the silicon
cap layer is strained due to the underlying dislocation network? It could be proved that
the only reason for the spatial ordering of the islands is the variation of the strain in the
growth area. The islands nucleate at the positions, where the lattice constant of the
strained silicon cap layer is similar to the natural lattice constant of germanium. An
influence of dislocation slip-steps could be excluded.
To find out which processes dominate growth process and ripening, temper
experiments have been used, to investigate how shape, size and spatial ordering
develop in dependence to the duration of the temper process. In summary it might be
said, that the selforganized growth of germanium islands is a suitable process to
achieve spatially ordered nanostructures, with well defined size, shape and adjustable
distances and density.
i
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
2 Physikalische Grundlagen 7
2.1 Struktur und Oberfläche von Silizium 7
2.1.1 Die Si(001)-Oberfläche 7
2.2 Tunneleffekt 9
3 Experimenteller Aufbau 13
3.1 Aufbau des UHV-Systems 13
3.2 Rastertunnelmikroskop 15
3.2.1 Aufbau des Rastertunnelmikroskops 15
3.2.2 Steuerung des Rastertunnelmikroskops 19
3.2.3 Einfluß der Polarität der Tunnelspannung 21
3.3 Spitzenpräparation 23
3.3.1 Prinzip des elektrochemischen Ätzprozesses 23
3.3.2 Präparation im Ätzbad 23
3.3.3 Elektrochemisches Polieren in einer Drahtschleife 25
3.3.4 Reinigung der Spitzen 26
3.4 Präparation von Si-Proben 27
3.4.1 Thermische Desorption bei 1230 °C 27
3.4.2 Reinigung von SiGe-Schichtsystemen auf Si(001)-Substraten 28
4 Untersuchung des Wachstums von Ge auf Si-Oberflächen 29
4.1 Grundlagen der Heteroepitaxie – Wachstumsmodi 29
4.2 Beschreibung des Wachstums 32
4.3 Übergang von Hut Clustern zu Dome Clustern 33
4.4 Experimentelle Ergebnisse 40
4.4.1 Orientierung der Hut Cluster 40
4.4.2 Aspektverhältnis als Funktion der Temperatur beim Tempern 41
4.4.3 Entwicklung der Inselformen 44
4.4.4 Hut Cluster als Nanostrukturen 50
ii
5 Struktur von SiGe-Legierungen – Versetzungen 53
5.1 Epitaktische Schichten ohne Gitterfehlanpassung 53
5.2 Pseudomorphe Schichten 53
5.3 Verspannungsrelaxation durch Versetzungen 56
5.4 Burgers-Vektor 59
5.5 Geometrie der Versetzungen am heteroepitaktischen Interface 67
5.5.1 Oberflächendeformationen durch Versetzungen 69
5.6 Kristallstruktur und spezielle Struktur der SiGe-Proben 78
5.7 Oberflächenmorphologie relaxierter SiGe-Schichten 79
6 SiGe-Probenpräparation – atomare Prozesse bei der Oxiddesorption 87
6.1 Reinigungsmethoden ex situ 87
6.1.1 UVO-Reinigung 87
6.1.2 Naßchemische Reinigung nach Vescan 90
6.1.3 RCA-Reinigung 91
6.2 Reinigungsmethoden in situ bei gleichzeitiger Si-Epitaxie 93
6.2.1 RCA-Reinigung 94
6.3 Messungen zur Oxiddesorption 95
6.3.1 Oxiddesorption als Funktion der Bedeckung 95
6.3.2 Oxiddesorption als Funktion der Temperatur und Zeit ohne
weiteres Si-Angebot 104
7 Kristallographische Struktur der Inseln auf verspannten Substraten 109
7.1 Beobachtung von Pits und Hut Clustern 109
7.2 Beobachtung von Dome Clustern 112
8 Untersuchung des Wachstums auf verspannten Silizium-Oberflächen –
geordnete Heteroepitaxie 113
8.1 Entwicklung der Morphologie und Anordnung 114
8.2 Volumenentwicklung von Huts und Domes beim Tempern 124
8.2.1 Entwicklung der Abstände zwischen den Dome - Reihen 126
8.2.2 Entwicklung der Inseln mit wachsender Temperdauer 129
8.3 Diskussion der theoretischen Modelle zur Beschreibung des
Inselwachstums 136
8.3.1 Ostwald-Reifung als Modellierung des Wachstums 136
iii
8.3.2 Das Modell von Ribeiro als Modellierung des Wachstums 138
8.3.3 Das Modell von Ross als Modellierung des Wachstums 141
9 Zusammenfassung 145
Abkürzungen 149
Literaturverzeichnis 151
Danksagung 161
iv
1
1 Einleitung
Die Entwicklung der Mikroelektronik – von den ersten integrierten Schaltungen bis zu
aktuellen Mikroprozessoren – demonstriert die Leistungsfähigkeit der Halbleiter-
technologie in eindrucksvoller Weise [Hil96]. Die hohen Schaltgeschwindigkeiten,
welche die Kommunikationstechnologie bei Höchstfrequenz-Schaltkreisen benötigt,
lassen sich mit Silizium-Bauelementen nicht realisieren. Als Alternative werden III/V-
Halbleiter verwendet, um sehr kurze Schaltzeiten zu erreichen. Die III/V-Halbleiter,
z.B. GaAs, haben einen entscheidenden Nachteil, sie sind inkompatibel zur Si-
Technologie und können nicht in Si-Halbleiter integriert werden. Eine weit
interessantere Alternative ist die Verwendung von Silizium-Germanium-
Bauelementen. Der große Vorteil von Germanium ist die Kompatibilität zur
Silizium-Halbleitertechnologie [Kam97, Gol97]. SiGe-Bauelemente können in
konventionelle Integrierte Schaltkreise integriert werden.
Germanium besitzt eine weitaus höhere Ladungsträgerbeweglichkeit als Silizium, so
daß sich durch die Kombination von Silizium mit Germanium weitaus höhere
Schaltgeschwindigkeiten realisieren lassen [Mii91, Hil96]. Eine mögliche
Realisierung sind gestreckte Si-Filme auf relaxierten Silizium-Germanium-Substraten.
Weil das Kristallgitter von Silizium-Germanium größere Gitterabstände als das von
Silizium besitzt, wird diese Silizium-Schicht "gestreckt" und damit ergeben sich
höhere Ladungsträgerbeweglichkeiten als bei Silizium. IBM und Intel wollen dieses
Verfahren ab 2003 anwenden um höhere Taktfrequenzen zu erzielen [Hei02, IBM01,
Int02]. Ein deutliches Signal für die SiGe-Technologie setzte IBM mit dem Verzicht
auf die Weiterentwicklung der GaAs-Technologie [Ker95].
Die Silizium-Germanium-Technologie ermöglicht eine Reihe neuer Anwendungen in
der Mikroelektronik [Sch96] und Optoelektronik [Pea91]. Neue Strukturen wie
Heterobipolartransitoren und Quantenbauelemente basieren auf verspannten
Strukturen [Mot98]. Die Tatsache, daß sich die Kristallgitter von Silizium und
Germanium um 4,2 % in der Gitterkonstante unterscheiden, hat einen großen Einfluß
auf das Wachstum. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung zu untersuchen,
welche Auswirkungen die daraus resultierende Verspannung hat und wie sie abgebaut
wird. Dieses Thema ist nicht nur von großem wissenschaftlichen Interesse, sondern
2
auch von großer technologischer Bedeutung. Das zeigt die rasante Entwicklung der
SiGe-Technologie seit der Vorstellung des ersten SiGe-Heterobipolartransistors 1987,
zum schnellsten Silizium basierten Halbleiter, mit einer Frequenz von 350 GHz, Ende
2002 [IBM02]. Obwohl die SiGe-Epitaxie ein großes technologisches Potential hat
sind noch einige grundlegende Fragen ungeklärt. So wurde im Gegensatz zur großen
Bedeutung in Forschung und Technologie noch sehr wenig Arbeit für die
Untersuchung der Reinigung von SiGe-Schichtsystemen aufgewandt [Jon95]. Mit der
raschen Entwicklung der SiGe-Heterostrukturen wächst der Bedarf, neue
Reinigungsmethoden anzuwenden. Die Reinigung durch thermische Desorption bei
1200 °C, die in der Si-Technologie sehr erfolgreich als einfache Methode angewandt
wird, um atomar saubere und plane Oberflächen zu erzielen, kann nicht verwendet
werden, da die SiGe-Schichten durch starke Interdiffusion sowie Desorption zerstört
würden.
Ein weiteres wichtiges Forschungsgebiet, auf dem viele Sachverhalte ungeklärt waren,
beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Verspannung und Versetzungen auf die
Morphologie und Nukleation von Germaniuminseln auf Silizium. Deshalb richtet sich
der Fokus der vorliegenden Arbeit auf die Prozesse bei der Nukleation und der
Probenreinigung. Die Arbeit berichtet über Studien zur Kontrolle des 3D-
Inselwachstums. Zunächst werden die Einflußgrößen auf das Wachstum auf
unverspannten Si-Substraten untersucht. In weiterführenden Experimenten wird
untersucht wie Verspannungsfelder eines Gitterfehlanpassungsnetzwerkes benutzt
werden können um eine laterale Anordnung zu erzielen.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit den physikalischen Grundlagen. Dabei wird der Einfluß
der Oberflächenrekonstruktion auf die Morphologie diskutiert.
Der Aufbau der UHV-Apparatur und des Rastertunnelmikroskops (RTM) wird in
Kapitel 3 dargestellt. Das im Rahmen dieser Arbeit aufgebaute RTM kann durch
seinen modularen Aufbau sehr einfach umgebaut und repariert werden. Die Tunnel-
spitze hat einen entscheidenden Einfluß auf die Abbildungsqualität und die Auflösung
des RTM, so daß die Spitzenpräparation von elementarer Bedeutung ist. In einem
Unterkapitel wird der mehrstufige Spitzenpräparations- und Reinigungsprozeß
beschrieben.
3
In Kapitel 4 wird das Wachstum von Germanium auf einkristallinen Si(001) - Ober-
flächen und Silizium-Germanium-Substraten mit Si(001)-Deckschicht untersucht.
Dabei richtet sich der Fokus auf die Bestimmung der Facettierung der sogenannten
Huts und Domes, sowie auf die Besonderheiten der Übergangsformen zwischen Huts
und Domes.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, ob das Wachstum verspannter
Inseln genutzt werden kann, um selbstorganisierte Nanostrukturen herzustellen. Aus
der Perspektive einer Anwendung, z.B. für optoelektronische Anwendungen, wäre es
wünschenswert, durch selbstorganisiertes Wachstum viele kleine Inseln mit
einheitlicher Größe zu erzielen. Die Inseln sollten zudem eine einheitliche
Orientierung aufweisen und ihre Dichte sowie Anordnung sollte gesteuert werden
können. Der Erfolg dieses Ansatzes hängt davon ab, ob es gelingt, das Wachstum zu
steuern, wozu es notwendig ist, die Wirkung der Wachstumskinetik und
Thermodynamik als Regelgrößen zu kennen. Deshalb wird in diesem Kapitel
untersucht, welche Einflüsse beim Wachstum von Germanium auf Silizium genutzt
werden können, um Nanostrukturen herzustellen, die diese Anforderungen erfüllen.
Der Nukleationsprozeß und die Formentwicklung der 3D-Inseln sind die ent-
scheidenden Elemente, welche die Gleichartigkeit und Ordnung beeinflußen [Xie97],
deshalb richtet sich der Fokus auf diese Prozesse.
Die in Kapitel 4 vorgestellten Nanostrukturen sind ungeordnet auf der unverspannten
Si(001)-Oberfläche verteilt. In den nachfolgenden Kapiteln wird untersucht, welchen
Einfluß Versetzungen auf die Halbleiteroberfläche und das Wachstum haben. Ist es
möglich, durch regelmäßig angeordnete Versetzungen eine Ordnung der Nano-
strukturen zu erzielen?
In Kapitel 5 werden die theoretisch erwarteten Oberflächendeformationen durch
Versetzungen berechnet, um sie im Anschluß mit den experimentellen Befunden zu
vergleichen. Aus diesem Vergleich lassen sich die Lage der Versetzungen und die
Auswirkungen der Versetzungen ermitteln. Für die Untersuchung des Einflusses der
Versetzungen auf Nukleation und Wachstum, ist es entscheidend, welche
geometrischen und elastischen Verhältnisse sich an der Probenoberfläche durch die
unterliegenden Versetzungen ergeben. Insbesondere stellen sich folgende Fragen: Wie
4
wird die Probenoberfläche aufgrund der Versetzungen deformiert? Läßt sich die
Nukleation durch die Variation der Verspannung steuern?
Für die Halbleitertechnologie und die Grundlagenforschung ist es von entscheidender
Bedeutung, eine atomar saubere und gleichmäßig gestufte Silizium-Oberfläche zu
erzielen. Die Ausgangsoberfläche sollte möglichst regelmäßige Stufenabstände
aufweisen (d.h. ohne ausgeprägte Stufenbündelung sein), um die Interpretation des
experimentell beobachteten Wachstums zu erleichtern [Xie97]. Deshalb werden in
Kapitel 6 die typischen Reinigungsmethoden der Halbleitertechnologie für Silizium
auf ihre Eignung für SiGe-Substrate untersucht. Da die SiGe-Halbleiter bei
Temperaturen über 900 °C durch Interdiffusion zerstört werden, wurde die
Oxiddesorption bei gleichzeitigem Silizium-Angebot untersucht, die eine Desorption
bereits bei 800 °C ermöglicht. Dabei wird insbesondere auf die erstmalig mit atomarer
Auflösung beobachteten Prozesse bei der Oxiddesorption eingegangen.
Kapitel 7 beschäftigt sich mit der kristallographischen Struktur der Inseln und
Vertiefungen auf Silizium-Germanium Substraten. Um die Heteroepitaxie mit
Gitterfehlanpassung als Technologie zur Herstellung selbstorganisierter und
orientierter Nanokristalle zu verwenden, ist es notwendig, neben der Form und Größe
der Inseln, die räumliche Anordnung der Inseln zu steuern [Wil99]. Da bereits beim
Übergang von 2D- zu 3D-Schichtsystemen in Kapitel 4 beobachtet wurde, welch
großen Einfluß die Verzerrung auf das Wachstum hat, ist es naheliegend, Substrate zu
verwenden, deren Verzerrung an der Oberfläche gezielt eingestellt werden kann.
Substrate mit einstellbarer Gitterkonstante werden als virtuelle Substrate bezeichnet
[Xie94]. Diese bieten die Möglichkeit, gezielt räumlich geordnete Variationen der
Verzerrung zu erzielen und damit das Wachstum der Inseln zu beeinflussen. Xie et al.
konnten zeigen, daß das sogenannte Crosshatch-Pattern, die schachbrettförmige
Variation der Gitterkonstante, keinen negativen Einfluß auf Transporteigenschaften
hat [Xie97]. Im Gegenteil, virtuelle Substrate haben gegenüber unverspanntem
Silizium den Vorteil, daß die Beweglichkeit der Ladungsträger in der verspannten Si-
Deckschicht deutlich höher als in unverspanntem Silizium ist und das ermöglicht die
Herstellung weitaus schnellerer Halbleiterbauelemente. Zudem bietet das
unterliegende Versetzungsnetzwerks der virtuellen Substrate die Möglichkeit das
Wachstums zu steuern. Welchen Einfluß diese regelmäßige Struktur auf das
Wachstum hat, soll im Rahmen dieser Arbeit durch Nukleationsexperimente auf SiGe
5
Proben geklärt werden, die uns Y. H. Xie zur Verfügung gestellt hat. Kann mit diesen
Substraten eine Anordnung und eine einheitliche Größe der Inseln erzielt werden?
Schwerpunkt der Untersuchungen in Kapitel 8 ist der Einfluß des unterliegenden
Versetzungsnetzwerks auf die Nukleation von Germanium-Inseln. Durch das
Versetzungsnetzwerk an der Grenzfläche, zwischen Silizium-Germanium und dem
Substrat, ergeben sich sowohl Stufen an der Silizium-Oberfläche, als auch verspannte
und unverspannte Bereiche. Es soll insbesondere geklärt werden, wie und wo
Germanium-Inseln nukleieren. Damit wird die bislang ungeklärte Frage beantwortet,
ob die Nukleation an Versetzungsstufen stattfindet [Mo90], oder durch die
Variationen der Gitterkonstanten in verspannten und unverspannten Bereichen an der
Probenoberfläche dominiert wird [Xie94].
Neben der Bestimmung der geometrischen Verhältnisse spielt die Dynamik eine
wichtige Rolle. Wird das Wachstum durch die Kinetik dominiert, so wäre dies kontra-
produktiv für die Bemühungen, stabile und einheitliche Nanostrukturen durch Selbst-
organisation zu erzielen. Ergeben sich die Strukturen jedoch aus Gleichgewichts-
zuständen, so sind diese über eine längere Zeit stabil. Aus diesem Grund ist es von
großer Bedeutung zu erforschen, welcher Mechanismus hinter dem Wachstum und
der Entwicklung der Germanium-Nanokristalle steht.
Konkret soll folgende Fragestellung bearbeitet werden: Wird das Wachstum von
einem kinetischen Reifungsprozeß bestimmt, wie es das Modell von Tersoff, Ross,
LeGoues und Tromp prognostiziert [Ter94, Ros98], oder ergeben sich die Inseln als
Folge eines Gleichgewichts [Dar97, Med98, Sch98]?
Die vorliegende Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse in
Kapitel 9.
6
7
2 Physikalische Grundlagen
2.1 Struktur und Oberfläche von Silizium
Die Anordnung der Atome an der Oberfläche unterscheidet sich von jener innerhalb
eines Kristalls. An der Grenzfläche zwischen Kristall und Vakuum fehlen den Atomen
die im Kristall vorhandenen Nachbarn als Bindungspartner. Als Folge würde sich eine
große Zahl ungesättigter Bindungen, sogenannte dangling bonds, an der Oberfläche
ergeben. Eine große Dichte von dangling bonds bedeutet eine hohe Oberflächen-
energie. Die Absättigung der Bindungen ist energetisch günstiger, somit ergeben sich
Bindungen zwischen benachbarten Atomen an der Oberfläche. Eine damit verbundene
Verschiebung der Atompositionen parallel zur Oberfläche wird als Rekonstruktion
bezeichnet [Ber92, Lüt96]. Die Oberflächenrekonstruktion ist abhängig von der
Orientierung der Grenzfläche des Kristalls.
2.1.1 Die Si(001)-Oberfläche
Die Si(001)-Oberfläche ist die wichtigste Substratoberfläche der Halbleiterindustrie.
Die in Abbildung 2.1 dargestellte (2×1)-Rekonstruktion ist vergleichsweise einfach.
Ohne Rekonstruktion besitzt jedes Oberflächenatom zwei dangling bonds, diese
verbinden sich bei der Rekonstruktion zu einem Dimer. Die Dimerreihen der obersten
Lage einer gestuften Oberfläche (Abb. 2.1) sind in [110]-Richtung ausgerichtet. Die
eine Stufe tiefer liegenden Dimerreihen sind senkrecht dazu orientiert. Eine
monoatomare Stufe auf der (001)-Oberfläche hat eine Höhe von 1,36 Å.
In Abhängigkeit von der Orientierung der Dimerreihen auf oberen Terrasse, relativ
zu den Stufenkanten, kann zwischen zwei verschiedenen Stufentypen unterschieden
werden. Beim A-Typ verlaufen die Dimerreihen parallel zur Stufenkante, während
sie beim B-Typ senkrecht zur Stufenkante verlaufen.
8
Die RTM-Abbildung 2.2 zeigt diese Rekonstruktion mit den glatten monoatomaren
SA-Stufen und den rauhen monoatomaren SB-Stufen. Die rauhen SB-Stufen besitzen
viele Halbkristalllagen, sogenannte Kinken, und schwanken stark um den mittleren
Stufenabstand.
S Stufenkante
S Stufenkante
1. Lage2. Lage3. Lage4. Lage
[110]
[110]
(2x1) Einheitszelle
2a = 7.86 Å
a = 3.84 Å
B
A
1,36 A
1,36 A
[001] _
[110]
Abbildung 2.1 Schematische Darstellung der (2×1)-Rekonstruktion der Si(001)-Oberfläche [Käs97].
Die obere Terrasse hat links eine gerade Begrenzung durch eine SA-Stufenkante und nach unten eine
SB-Stufenkante.
Einige Dimerreihen zeigen zudem einen Zickzack-Verlauf, diese Reihen werden in
der englischen Fachliteratur als buckled dimer rows bezeichnet. Diese buckled dimers
stehen nicht parallel, wie in Abb. 2.1 skizziert, sondern unter einem Winkel
zueinander. Der Großteil der mit dem RTM beobachteten Dimere zeigt eine parallele
Ausrichtung. Die Dimere oszillieren im Vergleich zur Meßdauer des RTM so rasch
um die Mittellage, daß sie in der RTM-Abbildung als parallele Dimere erscheinen
[Koc91].
9
Die buckled dimers, welche in Abb. 2.2 als Wellenlinien zu sehen sind, werden vor
allem an Oberflächendefekten (helle Pfeile) und Stufenkanten (dunkle Pfeile)
beobachtet [Ham89]. Durch diese Defekte werden die buckled dimers fixiert und
können mit dem RTM abgebildet werden [Wie94].
Abbildung 2.2 Die RTM-Abbildung zeigt die (2×1)-Rekonstruktion der Si(001)-Oberfläche in einem
310 Å × 210 Å großen Ausschnitt. Die SA-Kanten sind gerade, während die SB-Stufen stufig sind.
Neben parallelen Dimerreihen sind einige buckled-dimer-rows zu beobachten, bei der die Dimere
schräg zueinander stehen. Diese buckled-dimer-rows werden meist an Kanten oder
Oberflächendefekten beobachtet.
2.2 Tunneleffekt
Die Funktion des Rastertunnelmikroskops (RTM) basiert auf dem Tunneleffekt. Der
Tunneleffekt soll für Elektronen anhand eines Potentialwalls, bei der Temperatur
T= 0 K (Abb. 2.3) betrachtet werden. In der klassischen Physik ist es unmöglich, daß
ein Teilchen einen Potentialwall überwindet, dessen Höhe größer als die
Teilchenenergie ist. Quantenmechanisch ist dies möglich.
10
Die Wahrscheinlichkeitsamplitude s⋅− χ2exp ist eine Lösung welche die Schrödinger-
gleichung, unter der Randbedingung eines Potentialwalls mit endlicher Höhe, erfüllt.
Somit ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit für ein Elektron außerhalb des
Potentialtopfes größer Null.
Für den Fall, daß das Produkt aus Tunnelspannung UT und Elementarladung e klein
gegen die Austrittsarbeit Φ ist, hat die Abklingkonstante χ den Wert:
χ =⋅
⋅+222
me
h
Φ ΦProbe Spitze [Ham91].
Ohne das Anlegen einer äußeren Spannung wandern im Gleichgewicht ebenso viele
Elektronen von der Tunnelspitze zur Probe wie umgekehrt. Wird zwischen Spitze und
Probe eine Spannung UT angelegt, so unterscheiden sich die Fermienergien EF um den
Energiebetrag e•UT. Es fließt ein Tunnelstrom IT.
e
s
E
Spitze
-
F
Spitze
E
Φ
eU- Φ
E
+Probe
T
F
Probe
Abbildung 2.3 Tunneleffekt
Die Zahl der Elektronen, die von der Tunnelspitze zur Probe tunneln, wächst
proportional zur angelegten Spannung. Des weiteren hängt der Tunnelstrom von der
Austrittsarbeit Φ der Probe und der Spitze und der Größe der Tunnelbarriere ab.
11
Es ergibt sich folgender Zusammenhang [Ham91]:
( ).2exp4 22
2
ss
UeI TT ⋅−⋅⋅⋅
⋅= χχ
π h
Das bedeutet, daß der Tunnelstrom exponentiell vom Abstand zwischen Spitze und
Probe abhängt. Diese starke Abstandsabhängigkeit ist wichtig für die Funktion des
Tunnelmikroskops. G. Binnig, H. Rohrer, Ch. Gerber und E. Weibel benutzten für
ihre anfänglichen Oberflächenuntersuchungen Wolframdrähte, die mit einer
konventionellen Schleifmaschine bearbeitet wurden. Betrachtet man die
ungleichmäßige Oberfläche geschliffener Spitzen im Rasterelektronenmikroskop, so
ist es erstaunlich, daß mit solchen Spitzen atomare Auflösung erzielt werden kann.
Binnig et al. merken dazu an: Die extreme Abhängigkeit des Tunnelstroms vom
Tunnelabstand wählt die längste der Minispitzen für den Betrieb des
Rastertunnelmikroskops aus [Bin82].
12
13
3 Experimenteller Aufbau
In diesem Kapitel wird die experimentelle Anordnung zur Durchführung der RTM-
Untersuchungen vorgestellt. Um eine Beeinflussung der Molekularstrahl-Epitaxie
durch Kontaminationen zu vermeiden, werden die Experimente in einer
Ultrahochvakuum-Apparatur (UHV-Apparatur) durchgeführt. Nach der Beschreibung
des Vakuumsystems werden die Besonderheiten des verwendeten RTM´s [Voi93]
dargestellt. Die Abbildung von Oberflächen mit großen Asperitäten stellt hohe
Anforderungen an die Qualität der Tunnelspitzen, deren Herstellung im vorletzten
Abschnitt beschrieben wird. Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist die Präparation
atomar sauberer Oberflächen, welche im letzten Abschnitt dargestellt wird.
3.1 Aufbau des UHV-Systems
Im folgenden wird die Apparatur zur Durchführung der MBE-Experimente
beschrieben. Abbildung 3.1 zeigt den Aufbau des UHV-Systems, welches aus
folgenden Komponenten besteht: der RTM-Kammer, der Präparationskammer und der
Schleuse.
Die Schleuse ermöglicht den raschen Transfer von Proben und Spitzen ins UHV, ohne
das Vakuum in der RTM- oder Präparationskammer zu brechen. Beim Einschleusen
kann jeder der 5 Aufnahmen der Transferstation jeweils eine Probe oder 3 Spitzen
aufnehmen. Die Schleuse wird innerhalb von 2 Stunden mit der Turbomolekular-
pumpe evakuiert. Dann wird die Kühlfalle mit flüssigem Stickstoff befüllt, was den
Vorteil hat, daß ein Großteil des im Restgas vorhandenen Wassers kondensiert. Das
zeitaufwendige Ausheizen der Schleuse kann somit entfallen. Nun wird das Ventil zur
Ionengetterpumpe in der Schleuse geöffnet, der Druck fällt auf mbar101 8−⋅ und die
Übergabe an den Manipulator in der Hauptkammer kann erfolgen. Dabei steigt der
Druck in der Hauptkammer bis auf mbar102 10−⋅ an. Nach dem Transfer sinkt der
Druck in der Hauptkammer innerhalb weniger Minuten auf mbar.104 11−⋅ Die
Schleuse wird mit einer Ionengetterpumpe unter Vakuum gehalten und kann so
jederzeit, nicht mehr benötigte Proben und Spitzen aufnehmen.
14
Verdampfer
STM
Verdampfer
LEED-Schirm
QuarzwaageForke am Manipulatorzum Probentransfer
Turbopumpe Hauptkammer
TurbopumpeSchleuse
Ventile
Ionengetter-PumpeSchleuse
Ionengetter-PumpePräparations-kammer
N2 gekühlte Ti-Sublimations-pumpe
Kühlfalle
Infrarot-Pyrometer
Transferstange
Transferstange
Abbildung 3.1 Schematische Darstellung der UHV-Apparatur.
Die Anordnung der Komponenten in der Präparationskammer ermöglicht das
Aufdampfen epitaktischer Filme auf die geheizte Probe. Dabei wird die
Probentemperatur während des Heizens im direkten Stromdurchgang mit einem
Infrarotpyrometer gemessen.
Die wesentlichen Elemente der Verdampfers sind ein Tiegel und das ihn umgebende
Wolframfilament. Durch ohmsches Heizen des Wolframfilaments erhält man
thermisch emittierte Elektronen. Diese Elektronen werden in einem Hochspannungs-
feld auf den Tiegel beschleunigt. Beim inelastischen Aufprall wird ihre kinetische
Energie in Wärme umgesetzt, wodurch der Inhalt (Si bzw. Ge) des Tiegels bis über
den Schmelzpunkt hinaus erwärmt wird und das Material verdampft.
Durch eine Aperturblende erzielt man einen gerichteten Verdampferstrahl. Um die
Erwärmung und den damit verbundenen Druckanstieg in der Kammer zu minimieren
ist der Mantel des Verdampfers wassergekühlt. Die Ratenbestimmung erfolgt mit
einer Quarzwaage, die dazu an die Probenposition gefahren wird. Wird eine konstante
15
Rate gemessen, so wird die Quarzwaage zurückgezogen und die Probe an ihre
Position gefahren. Diese Methode hat den Nachteil, daß die Ratenmessung vor und
nicht während der Epitaxie auf der Probe erfolgt. Deshalb ist bei längerem
Aufdampfen eine Ratenmesssung nach dem Bedampfen der Probe sinnvoll, um eine
Veränderung der Rate abschätzen zu können.
Die Koevaporation erfordert die Kalibrierung mehrerer Verdampfer in Serie. Dazu
werden die Parameter des ersten Verdampfers eingestellt und seine Rate gemessen.
Anschließend wird die Blende am Verdampfer geschlossen und der nächste
Verdampfer kalibriert.
Die Qualität der Oberflächenrekonstruktion, vor und nach der Schichtherstellung,
kann mit niederenergetischer Elektronenbeugung (LEED) kontrolliert werden. An
dieser Kammer ist eine Ionengetterpumpe mit Titansublimationspumpe angeflanscht,
um ein Ultrahochvakuum in der RTM- und Präparationskammer zu erzielen.
3.2 Rastertunnelmikroskop
3.2.1 Aufbau des Rastertunnelmikroskops
Der Transfer der Proben von der Präparationskammer in die RTM-Kammer erfolgt
mit einer Transferstange. Wie in Abbildung 3.2 zu sehen, geben zwei große Fenster
die Sicht auf das RTM in der Mitte der Kammer frei. Das offene Design des RTM´s
vom Besocke-Typ [Bes87, Fro89, Voi96, VoiW96], ist von großem Vorteil. Zum
einen kann so die Annäherung zwischen Spitze und Probe unter Beobachtung im
Lichtmikroskop erfolgen, zum anderen wird dadurch der Austausch von Tunnel-
spitzen und Proben im UHV möglich.
Der Abstand zwischen Spitze und Probe beträgt im Tunnelkontakt wenige Ångström,
so daß die Schwingungsdämpfung eine wichtige Rolle spielt. Gebäude- und Schall-
schwingungen werden durch ein mehrstufiges Dämpfungssystem minimiert.
16
Die gesamte UHV-Apparatur ruht auf einem starren Metallgerüst aus massiven
Stahlträgern, welche zusätzlich mit Blei beschwert sind. Während der Experimente
wird dieser Rahmen von vier pneumatischen Dämpfungsfüßen in der Schwebe
gehalten und so eine gute Dämpfung des RTM gegen hochfrequente Schwingungen
erzielt. Zur weiteren Schwingungsentkopplung ist das RTM an 3 Federn aufgehängt
und mit einer Wirbelstrombremse gedämpft, wie in Abb. 3.3 zu sehen. Hierzu sind an
der Basisplatte des RTM´s 3 Kupferschuhe befestigt, die sich im Feld von
Permanentmagneten bewegen.
Pyrometer
Verdampfer
Wirbelstromdämpfung
Federn
Viton-gedämpfter-Plattenstapel
RTM
Verdampfer
Licht-Mikroskop
Abbildung 3.2 Aufbau der RTM-Kammer. Das offene Design des RTM vom Besocke-Typ
ermöglicht das Aufdampfen während des Tunnelns bei gleichzeitiger Überwachung der Proben-
temperatur. Unter Kontrolle mit dem Lichtmikroskop können im UHV Spitzen und Proben
gewechselt werden. Der vitongedämpfte Plattenstapel, auf dem das Mikroskop ruht, ist mit drei
Federn aufgehängt, die durch eine Wirbelstrombremse gedämpft werden.
17
Als dritte Dämpfungsstufe dient ein Vitonstapel, auf dem die Quarzplatte mit den
Piezokeramiken montiert ist. Des weiteren wurde die Rampe aus magnetischem
Material gefertigt und die Kugeln auf den Piezoelementen aus ferromagnetischem
Material verwendet, auf denen dieser Steigungsring liegt. Die magnetische Anziehung
erhöht die Auflagekräfte der Rampe (Abb. 3.4) auf den Kugeln des RTM und
minimiert damit Relativschwingungen zwischen RTM und Probe.
Abbildung 3.3 Der RTM-Kopf ruht auf einem Vitonstapel, an dessen Unterseite die Wirbelstrom-
dämpfung montiert ist. In der Rückansicht (b) ist die Steckverbindung zu sehen, die den einfachen
Austausch des RTM-Kopfes ermöglicht.
Das im Rahmen dieser Doktorarbeit aufgebaute RTM kann durch seinen modularen
Charakter sehr einfach repariert oder umgebaut werden. Die Steckverbindung an
seiner Rückseite (Abb. 3.3 b) ermöglicht den raschen Austausch des RTM-Kopfes.
Bei den vorangehenden RTM´s mußten etliche Drähte angelötet werden, um das RTM
zu warten oder auszuwechseln. Das neue Konzept bietet die Möglichkeit, sehr einfach
den RTM-Kopf gegen einen anderen auszutauschen z.B. mit Piezos größerer Länge
für die Abbildung mit größerem Rasterbereich oder den Austausch gegen einen AFM-
Kopf.
a b
18
Abbildung 3.4 Schematischer Aufbau des MBRTM´s [Voi93]. Die auf drei Piezos liegende Rampe
ermöglicht nach dem Trägheitsrutschprinzip sowohl die Annäherung zwischen Probe und Spitze, als
auch die laterale Verschiebung der Probe relativ zur Spitze. Der mittlere Piezo nimmt die
Tunnelspitze auf und bewegt diese in rasterförmigen Bewegungen über die Probe. Gleichzeitig kann
Material aufgedampft werden.
Das RTM besteht im Wesentlichen aus vier piezoelektrischen Keramikröhrchen auf
einer Basisplatte aus Quarz, wie in Abb. 3.4 dargestellt. Die Außenseite der Röhrchen
ist in 4 goldbeschichtete Elektroden unterteilt, die Innenseite ist komplett metallisiert
und bildet die fünfte Elektrode. Das Anlegen einer Spannung unterschiedlicher
Polarität an gegenüberliegenden Segmenten hat eine Auslenkung in x- bzw. y-
Richtung zur Folge. Wird das Potential der Innenelektrode relativ zu den
Außenelektroden verschoben, so variiert die z-Auslenkung. Der mittlere Piezo hat
eine Federhalterung zur Aufnahme der Spitze.
Die Piezos sind von einer Edelstahlabschirmung umgeben, um eine Bedampfung bei
der Epitaxie zu vermeiden. Auf den äußeren Piezoröhrchen liegt ein Steigungsring,
der die Probe trägt. Der Ring ist in drei Rampensegmente unterteilt. Die Rampen
haben einem Höhenunterschied von 0,5 mm. Zur Grobannäherung wird das
Trägheitsrutschprinzip genutzt.
19
3.2.2 Steuerung des Rastertunnelmikroskops
Die Steuerung des RTM´s bei der Annäherung und im Meßbetrieb erfolgt über ein in
der Arbeitsgruppe Voigtländer entwickeltes Windows-Programm. Dieses übergibt die
Benutzereingaben als Steuerbefehle an eine digitale Signalprozessor-Karte (DSP-
Karte). Wie in Abb. 3.5 dargestellt, wird das Steuersignal vom Digital-Analog-
Konverter (DAC) in eine Spannung zwischen –10 V und +10 V gewandelt. Dieses
Signal wird von einem Verstärker um einen Faktor 1 bis 22,5 verstärkt und an die
Piezosegmente angelegt.
Abbildung 3.5 Steuerung des RTM über eine im PC eingebaute digitale Signalprozessor-Karte.
Die Annäherung zwischen Probe und Spitze erfolgt vollautomatisch durch den
Computer. Um einen Spitzen-Probenkontakt während der Annäherung zu vermeiden,
wird eine Spannung an den Mittelpiezo angelegt die diesen maximal kontrahiert. An
die drei äußeren Piezos wird eine Sägezahnspannung gelegt, die zu einer tangentialen
Bewegung der Rampe führt. Der Probenring folgt dabei der langsam ansteigenden
Flanke, der Abstand zwischen Probe und Spitze wird verringert. Aufgrund seiner
Massenträgheit kann der Ring der steil abfallenden Flanke nicht folgen. Nun wird der
Mittelpiezo maximal elongiert, um zu messen, ob der Tunnelstrom den vorgegebenen
Schwellwert erreicht.
Steuerbefehle
Meßdaten
DSP
DACx
DACz
DACy
ADC
Hochspannungs-verstärker
Vorverstärker
IT
20
Dazu wird der Tunnelstrom vom Vorverstärker um einen Faktor 910 verstärkt.
Überschreitet dieses Signal am Eingang des Analog-Digital-Konverters (ADC) den
Schwellwert für den Tunnelstrom, so wird die Grobannäherung beendet. Wird der
Schwellwert nicht erreicht, so wird erneut die Spitze zurückgezogen und die Rotation,
solange fortgesetzt bis die Spitze in Tunnelkontakt kommt.
Analog kann eine laterale Verschiebung in x- und y- Richtung erzielt werden, was
durch Anlegen einer Sägezahnspannung an die x- bzw. y- Segmente der äußeren
Piezos erfolgt. So können verschiedene Stellen der Probe untersucht werden.
Ist die Spitze an der gewünschten Stelle im Tunnelkontakt, so führt sie der Mittelpiezo
in rasterförmigen Bewegungen über die Probe. Dazu wird der Mittelpiezo von der
DSP-Karte mit dreieckförmigen Spannungen an den x- bzw. y-Segmenten angesteuert.
IT
UT + s
z
s=const.TI =const.
x
Abbildung 3.6 RTM-Abbildung im Konstant-Strom-Modus
Währenddessen vergleicht der Regelalgorithmus auf der DSP-Karte den
vorgegebenen Wert des Tunnelstroms mit dem gemessenen Wert, um gegebenenfalls
nachzuregeln. Dieser Modus wird als Konstant-Strom-Modus bezeichnet, wie in Abb.
3.6 dargestellt.
Das Regelsignal wird von der DSP-Karte an den PC übermittelt und als
Graustufenbild dargestellt. Punkte an denen die Spitze zurückgezogen wird, werden
heller, Punkte an denen die Spitze auf die Probe zu bewegt wird werden dunkler
dargestellt.
21
3.2.3 Einfluß der Polarität der Tunnelspannung
Wir beginnen mit der 7×7 rekonstruierten Si(111)-Oberfläche, denn die ersten atomar
aufgelösten Bilder dieser Oberfläche im Jahr 1982 [Bin83] markieren den Durchbruch
der Rastertunnelmikroskopie [Wie94]. Das RTM ermöglichte zum ersten Mal die
Beobachtung der Rekonstruktion im Realraum. Zudem ist die Si(111)-Oberfläche sehr
gut geeignet, um das RTM zu kalibrieren und zu überprüfen, ob das RTM richtig
funktioniert.
Bei positiver Probenspannung (Abb. 3.7 a) zeigen sich 12 Adatome gleicher Höhe und
eine 6-zählige Symmetrie. Obwohl die RTM-Bilder der Si 7×7-Oberfläche die
Position der Adatome direkt wiedergeben, gibt es einen signifikanten Beitrag der
elektronischen Verteilung auf den Bildkontrast [Wie94]. Der Stapelfehler wird im
RTM bei negativer Polarität der Tunnelspannung sichtbar, dabei Tunneln die
Elektronen aus den besetzten Zuständen der Probenoberfläche. Wie in Abb. 3.7 b) zu
beobachten, erscheinen die Halbzellen mit Stapelfehler höher, als jene ohne
Stapelfehler. Durch den Stapelfehler ist das Energieniveau der Elektronen leicht
erhöht [And94]. Bei negativer Spannung ist zu erkennen, daß eine 3-zählige
Symmetrie vorliegt, zudem erscheinen die Adatome in unmittelbarer Umgebung eines
corner holes heller.
Abbildung 3.7 RTM-Abbildung der Rekonstruktion der Si(111)-Oberfläche bei positiver Polarität (a)
und negativer Polarität (b) der Probe relativ zur Tunnelspitze.
a) b)
22
Die Stufenkanten der Si(111)-Oberfläche, wie in Abb. 3.8 zu sehen, fallen mit den
Grenzen der Halbzellen zusammen. Das bedeutet für vizinale, d.h. gestufte,
Oberflächen, daß eine Quantisierung der Stufenabstände vorliegt. Diese Quantisierung
tritt an allen Stufenkanten der 7×7 rekonstruierten Oberfläche auf und wurde bereits
von Voigtländer et al. beim Wachstum von Si-Inseln beobachtet. Beim Wachstum der
Si-Inseln wurde festgestellt, daß jene Inseln energetisch begünstigt sind, deren Fläche
sich aus Vielfachen der halben Einheitszelle zusammensetzt [Voi98].
Abbildung 3.8 Die Rekonstruktion erstreckt sich bis an die Stufenkanten. In der RTM-Abbildung mit
negativer Polarität (b) ist deutlich zu erkennen, daß jeweils eine komplette Halbzelle an der Kante
beobachtet wird. Das bedeutet für vizinale Oberflächen, daß eine Quantisierung der Stufenabstände
vorliegt. Dieses Verhalten tritt an allen Stufenkanten der 7×7 rekonstruierten Oberfläche auf und es
stimmt mit früheren Erkenntnissen von Voigtländer et al. für das Wachstum von Si-Inseln überein
[Voi98].
a) b)
23
3.3 Spitzenpräparation
Form und Schärfe der Tunnelspitze sind die entscheidenden Parameter beim Abbilden
von Oberflächen mit dem RTM [Zha96]. Dabei hängen die Anforderungen an die
Spitzen sehr stark vom Anwendungsbereich ab. Während mechanisch präparierte
Spitzen für die Abbildung atomar glatter Oberflächen durchaus genügen, sind
elektrochemisch geätzte Spitzen für die Untersuchung rauher Oberflächen besser
geeignet. Im folgenden werden die im Rahmen dieser Arbeit angewandten Methoden
zur Spitzenpräparation dargestellt.
3.3.1 Prinzip des elektrochemischen Ätzprozesses
Die Zersetzung durch elektrische Ströme wird als Elektrolyse bezeichnet. Dieser
Begriff ist abgeleitet vom griechischen Wort Lysis, welches Auflösung bedeutet. Bei
der Elektrolyse können neben der Zersetzung des Elektrolyten auch Reaktionen an
den Elektroden stattfinden. Durch solche Reaktionen kann ein gezielter Materialabtrag
an den Elektroden erzielt werden.
Zwei verschiedene Methoden wurden zur Spitzenherstellung verwendet. Zum einen
das Ätzen im Elektrolytbad, zum anderen die Präparation in einer Drahtschleife, die
mit der Elektrolytlösung benetzt ist. Bei beiden Methoden wird eine 0,25 mm dicke
Wolframelektrode von Natronlauge geätzt, während die Gegenelektrode nicht
angegriffen wird.
3.3.2 Präparation im Ätzbad
Durch das Anlegen einer Gleichspannung von + 4 V an die Wolframanode wird diese
oxidiert. Die anodische Auflösung von Wolfram in wäßriger NaOH als Elektrolyt
läuft nach folgender Gleichung ab :
−−− ++→+ 6eO4HWO8OHW 224 [Ibe90].
Bei der Reaktion werden IonenOH −− verbraucht. An der Grenzfläche zwischen
Wolfram und Elektrolyt ergibt sich somit eine Verarmungszone. Das gebildete
24
schwerere Wolframat sinkt nach unten, zusammen mit dem Nachführen frischer−OH -Ionen ergibt dies eine Konvektionsströmung. Wie in Abbildung 3.9 dargestellt,
ergibt sich durch diese Strömung eine Taillierung des Wolframdrahtes, die
Verbreiterung im unteren Teil entsteht durch die abnehmende OH –-Konzentration.
2-W O4
OH-
W
Abbildung 3.9 Beim elektrochemischen Ätzen von Wolfram mit Natronlauge werden OH--Ionen
verbraucht. Das gebildete schwerere Wolframat sinkt nach unten, zusammen mit dem Nachführen
frischer OH--Ionen ergibt dies eine Konvektionsströmung. Diese Strömung ist verantwortlich für die
Taillierung des Wolframdrahtes.
Am Ende des Ätzprozesses reißt der Draht aufgrund des Gewichts des verbleibenden
unteren Drahtstückes. Zu diesem Zeitpunkt taucht die Spitze weiterhin in den
Elektrolyten, deshalb muß nun sofort der Ätzvorgang durch Abschalten des Stroms
beendet werden. Wie in Abb. 3.10 dargestellt, unterbricht ein elektronischer Regler,
nach Ibe et al. [Ibe90], die Stromversorgung, sobald die Stromstärke unter 10 mA
fällt. Wird diese Schwelle durch das Abreißen des unteren Drahtstückes
unterschritten, so schaltet die Elektronik die Spannung innerhalb 1 ms ab.
Bei zu geringer Eintauchtiefe bildet sich keine geeignete Taillierung aus. Dabei spielt
die Konvektionsströmung eine wichtige Rolle. Außerdem kommt es nicht zu einem
Abreißen des Drahtstückes. Im Gegensatz dazu, kann eine zu große Eintauchtiefe zu
Deformationen führen [Mel91].
In beiden Fällen bilden sich stumpfe Spitzen mit großem Radius aus. Die Eintauch-
tiefe hat somit einen entscheidenden Einfluß auf den Spitzenradius, deshalb wird sie
mit einer Mikrometerschraube eingestellt. Die besten Resultate ergaben sich für eine
2,5 molare NaOH-Lösung bei Eintauchtiefen des Drahtes von 2,5 mm, bezogen auf
die Oberkante der Lamelle.
25
I<10 mA
4 V
+
Abbildung 3.10 Apparatur zum elektrochemischen Ätzen von Wolframspitzen. Mit einer
Mikrometerschraube kann die Eintauchtiefe des Drahtes präzise eingestellt werden. Die
Spannungsversorgung wird automatisch unterbrochen, sobald die Stromstärke unter 10 mA fällt.
Dadurch wird sichergestellt, daß der Ätzvorgang unmittelbar beim Abreißen des unteren Drahtendes
beendet wird und die entstandene Spitze nicht durch weiteres Ätzen abgerundet wird.
Der Radius der Spitzen, die im Ätzbad hergestellt wurden, kann durch selektives
Nachätzen in einer Drahtschleife weiter reduziert werden.
3.3.3 Elektrochemisches Polieren in einer Drahtschleife
Hierbei macht man sich zunutze, daß der Ätzprozeß durch die geringe Filmdicke einer
Elektrolytlamelle nur in einem kleinen Bereich stattfindet. Das vorderste Ende der
Spitze wird in eine Lamelle mit 0,5 molarer Natronlaugen-Lösung gefahren (Abb.
3.11).
Ta ster 2- 4 V AC Über Mikromechanik verschiebbar
Pt-Ir-Drahtschleife
Wolframdraht
Abbildung 3.11 Selektives Ätzen in einer Drahtschleife
26
Als Konzentration der Lauge wurde ein Fünftel der Konzentration beim ersten Schritt
im Bad gewählt, um den Abtrag beim Ätzen zu verlangsamen. Nun werden kurze
Wechselspannungspulse an die Pt-Ir-Elektrode angelegt. Mit einem hochauflösenden
Lichtmikroskop (500-fache Vergrößerung) wird der Fortschritt des Ätzprozesses
beobachtet. Es bildet sich wie beim ersten Schritt im Elektrolytbad eine Taillierung
der Spitze aus, nur in diesem Fall auf viel kleinerem Maßstab.
Abbildung 3.12 Entwicklung der Spitzenform beim Ätzen in einer dünnen NaOH-Lamelle.
Ist die Spitze so stark ausgedünnt wie im dritten Teil von Abbildung 3.12, wird die
Spannung auf 2 V reduziert, ein letzter Spannungspuls angelegt und gleichzeitig die
Lamelle nach rechts verfahren. Dies führt zum Abriß an der ausgedünnten Stelle.
Diesem Schritt folgt die Reinigung der Spitze.
3.3.4 Reinigung der Spitzen
Die Reinigung der geätzten Spitzen ist ein sehr wichtiger Punkt. Obwohl alle Spitzen
mehrfach mit deionisiertem Wasser gereinigt wurden, war in REM Bildern häufig
auskristallisierte Natronlauge zu beobachten. Die isolierende Wirkung des kristallinen
NaOH ist beim Tunneln sehr störend. Selbst mehrstufige Reinigungsprozesse mit
Wasser, Alkohol und Azeton ergaben nicht den gewünschten Erfolg. Deshalb wurden
die Spitzen mit hochverdünnter 2 % Salpetersäure gespült. Derartig behandelte
Spitzen zeigten im REM keine Kontaminationen mit Natronlauge. Nach dieser
Reinigung wird die Spitze in den Halter aus Molybdän montiert und möglichst rasch
in die Schleuse transferiert.
27
3.4 Präparation von Si-Proben
3.4.1 Thermische Desorption bei 1230 °C
In diesem Abschnitt wird zunächst auf die bei allen Proben angewandten
Präparationsschritte eingegangen und dann auf die Besonderheiten spezieller Systeme.
Die polierte Oberfläche eines drei Zoll Wafers wird auf einer Adhäsionsfolie fixiert,
dann werden mit einem Diamantschneider 2,5 × 7,8 mm große Streifen hergestellt.
Nun wird der auf der Rückseite entstandene Ritzstaub mit Stickstoff abgeblasen. Es ist
sehr wichtig, daß die polierte Oberfläche durch die Adhäsionsfolie geschützt ist, denn
einmal anhaftende kleinste Si-Splitter können nicht mehr mit Stickstoff oder Wasser
entfernt werden. Danach werden die Si-Proben mit einer Teflonpinzette von der
Adhäsionsfolie abgelöst und in die Molybdän-Probenhalter geschoben. Dort werden
sie mit kleinen Federblechen aus Molybdän fixiert. Nun werden die Proben unter
fließendem deionisierten Wasser gereinigt und mit Stickstoff trocken geblasen.
Anschließend werden sie möglichst rasch in die Transferstation in der Schleuse
eingebaut und diese evakuiert. Ist in der Schleuse ein Druck von mbar101 8−⋅ erreicht,
so wird das Ventil zur Hauptkammer geöffnet und die Proben ins UHV transferiert.
Das Design der Probenhalter ermöglicht das Heizen der Proben im direkten
Stromdurchgang. Dabei wird die Probentemperatur langsam bis auf 600 °C gesteigert.
Dabei sollte der Druck stets geringer als mbar105 9−⋅ sein [Pir98]. Über Nacht wird
die Probe bei 600 °C ausgegast, dadurch desorbieren Adsorbate. Dann wird die Probe
in mehreren Zyklen für 10-60 s auf 1230 °C geheizt, wodurch Oberflächenoxid und
Kontaminationen desorbieren. Wenn der Druck auf mbar 102 9−⋅ steigt, wird das
Heizen abgebrochen und die Probe auf Raumtemperatur abgekühlt. Ist der Druck nach
5 Minuten auf mbar 104 11−⋅ gesunken, so wird der Heizzyklus wiederholt, bis ein
Enddruck von mbar 102 10−⋅ bei 60 Sekunden Heizdauer nicht überschritten wird.
Dreißig Minuten nach dem Heizen ist die thermische Drift so gering, daß die Probe im
RTM untersucht werden kann.
28
Da alle Proben im direkten Stromdurchgang geheizt werden, spielt die
Elektromigration eine Rolle. Durch Wahl der Polarität wird die Stufenstruktur
beeinflußt [Sto94]. So können wahlweise Proben mit gleichmäßig gestufter
Oberfläche oder solche mit mehrere µm-breiten Terrassen und Stufenbündeln an
deren Rand hergestellt werden. Dieser Prozeß ist reversibel. Wird die Stufenstruktur
im RTM charakterisiert und eine andere Struktur gewünscht, so wird die Probe mit
umgekehrter Polarität geheizt [Tok91, Sto94, Suz94]. Durch diese Präparation lassen
sich geordnete atomar saubere Oberflächen herstellen. Wird Germanium aufgedampft,
das bei Temperaturen kleiner 1230 °C sublimiert, so können die Proben nach
thermischer Reinigung nochmals verwendet werden.
3.4.2 Reinigung von SiGe-Schichtsystemen auf Si(001)-
Substraten
Die Methode der thermischen Desorption bei 1230 °C kann bei SiGe-Schicht-
systemen nicht angewandt werden, da die Heterostruktur aus Silizium und
Germanium durch Ge-Interdiffusion zerstört wird. In RBS-Messungen hat Holländer
die Ge-Diffusionsgeschwindigkeit bei 800 °C zu 2 ML/h bestimmt [Hol91]. Bei
900 °C ist die Geschwindigkeit 40 mal größer und beträgt bereits 1,4 ML/min.
Deshalb wurden alternative Methoden zur Probenreinigung bei Temperaturen unter
900 °C untersucht. Diese werden in Kapitel 6 diskutiert.
29
4 Untersuchung des Wachstums von Ge aufSi - Oberflächen
Das selbstorganisierte Wachstum verspannter Inseln beim heteroepitaktischen
Wachstum kann genutzt werden, um Nanostrukturen herzustellen. Aus der
Perspektive einer Applikation, z.B. für optoelektronische Anwendungen, ist es
wünschenswert, durch selbstorganisiertes Wachstum viele kleine Inseln mit
einheitlicher Größe zu erzielen. Die Inseln sollten eine einheitliche Orientierung
aufweisen und ihre Dichte sowie Anordnung sollte gesteuert werden können. Einer
der größten Vorteile von Germanium ist die Kompatibilität zur Si-Halbleiter-
technologie [Kam97]. Beim Substrat konzentrieren wir uns auf die am häufigsten
verwendete (001)-Orientierung der Halbleitertechnologie [Ber98]. Der Erfolg dieses
Ansatzes hängt davon ab, ob es gelingt die Selbstorganisation zu steuern, wozu es
notwendig ist, die Wirkung der Wachstumskinetik und Thermodynamik als
Regelgrößen zu kennen. In diesem Kapitel wird untersucht, welche Einflüsse beim
Wachstum von Ge auf Si genutzt werden können, um Nanostrukturen herzustellen, die
diese Anforderungen erfüllen.
4.1 Grundlagen der Heteroepitaxie − Wachstumsmodi
Beim Kristallwachstum wird zwischen drei verschiedenen Wachstumsmodi
unterschieden [Bau58]: dem Lage-für-Lage-Wachstum (Abb. 4.1 a), dem Volmer-
Weber-Inselwachstum (Abb. 4.1 b) und dem Stranski-Krastanov-Lagenwachstum
(Abb. 4.1 c). Die Wachstumsmodi sind nach Bauer charakterisiert durch verschiedene
Grenz- und Oberflächenenergien, sowie Unterschiede in der Gitterkonstante [Bau58].
Das lagenweise Wachstum und das Volmer-Weber-Wachstum lassen sich durch die
Oberflächenenergie zwischen Substrat und Vakuum VakuumSubstrat−γ die
Oberflächenenergie zwischen Film und Vakuum VakuumFilm−γ , sowie die
Grenzflächenenergie zwischen Film und Substrat FilmSubstrat−γ beschreiben.
30
Abbildung 4.1 Schematische Darstellung der Wachstumsmodi:
a) Frank van der Merwe-Lagenwachstum
b) Volmer-Weber-Inselwachstum
c) Stranski-Krastanov-Wachstum
Der einfachste Fall der Epitaxie ist das Lage-für-Lage-Wachstum, das als Frank van
der Merwe-Lagenwachstum bezeichnet wird. Das Substrat wird von einer
vollständigen Lage des aufgedampften Materials bedeckt, bevor Atome in die nächste
Lage eingebaut werden. Dieser Modus wird dann beobachtet, wenn die Bindung zum
Substrat stärker ist, als jene zwischen den aufgedampften Atomen [Her96, Lüt97]. Das
ist dann der Fall wenn FilmSubstrat−γ + VakuumFilm−γ < VakuumSubstrat−γ .
Beim Inselwachstum oder Volmer-Weber-Modus, nukleieren kleine Cluster direkt
auf dem Substrat und wachsen als Inseln weiter, das Substrat wird nicht mehr
komplett benetzt. Dieses Wachstum wird dann beobachtet, wenn die Bindung
zwischen den aufgedampften Atomen stärker ist, als jene zum Substrat [Her96,
Lüt97]. Dieser Fall liegt vor wenn FilmSubstrat−γ + VakuumFilm−γ > VakuumSubstrat−γ .
Der Unterschied zwischen dem Frank van der Merwe- und Volmer-Weber-
Wachstums-Modus besteht also darin, daß das Substrat benetzt oder nicht benetzt wird
[Eag89].
31
Neben der Oberflächenenergie gibt es bei der Heteroepitaxie noch weitere
Einflußgrößen auf das Wachstum. Aufgrund der unterschiedlichen Gitterkonstanten
von Substrat und aufgedampftem Material können bei der Heteroepitaxie
Verspannungen auftreten. Der Einfluß der Verspannung spielt eine wichtige Rolle
beim Stranski-Krastanov-Wachstumsmodus. Die Relaxation der Verspannung ist die
treibende Kraft für das 3D-Wachstum [Pid92, Lüt97].
Wie in Abb. 4.2 für Germanium und Silizium dargestellt, erfolgt zunächst ein
pseudomorphes Wachstum, wobei sich das aufgedampfte Ge dem Si-Substrat anpaßt
und verspannt ist. Die wenige Monolagen dicke zweidimensionale pseudomorphe
Schicht wird als sogenannte wetting layer bezeichnet. Ab einer bestimmten
Schichtdicke ist es energetisch günstiger Inseln zu bilden und Verspannungsenergie
abzubauen [Van91]. Dieser Wachstumsmodus wird als Stranski-Krastanov-Modus
bezeichnet.
Abbildung 4.2 Beim Wachstum von Ge auf Si erfolgt zunächst ein zweidimensionales pseudo-
morphes Wachstum. Dabei paßt sich das aufgedampfte Ge dem Si-Substrat an und ist verspannt. Ab
einer bestimmten Schichtdicke ist es energetisch günstiger Inseln zu bilden und Verspannungsenergie
abzubauen. Im oberen Teil der Skizze ist die Insel auf die Ge-Gitterkonstante relaxiert.
Steinfort et al. konnten mit Röntgen-Beugungs-Messungen zeigen, daß die Ge-Inseln
auf der Si(001)-Oberfläche einen Teil der Verspannung durch Gitterausdehnung im
oberen Teil abbauen können, wie in Abb. 4.2 skizziert [Ste96]. Aus theoretischen
Studien ergibt sich, daß die Reduzierung der Verspannungsenergie die Inseln
stabilisiert [Rat93, Mol96].
32
4.2 Beschreibung des Wachstums
Die Geometrie von Inseln wird über die seitlichen Begrenzungsflächen beschrieben.
Der Begriff der Facette wird verwendet um gleichmäßig gestufte Flächen mit
niedriger Indizierung, d.h. niedrigen Millerschen Indizes, zu beschreiben. Eine Facette
kann über eine regelmäßige atomare Stufenfolge beschrieben werden, wie in Abb. 4.3
dargestellt.
Abbildung 4.3 Die 105-Facetten der Hut Cluster haben eine Neigung 11,3° zur Si(001)-Fläche und
bestehen aus (001)-Terrassen und atomaren Stufen. Die Höhe einer Stufe beträgt 1,4 Å und die Breite
einer Terrasse 7 Å [Iwa91].
In Abb. 4.4 sind zwei Hut Cluster mit atomarer Auflösung abgebildet. Zur
Minimierung der Zahl der dangling bonds sind benachbarte Atome auf den Terrassen
dimerisiert [Mo90]. Die Bildung der Dimere trägt nach Knall und Pethica zum Abbau
der Verspannungen bei [Kna92].
105
105
d
s
Abbildung 4.4 Der 400 Å × 200 Å große Ausschnitt einer RTM-Abbildung zeigt die Facettierung von
Hut Clustern in atomarer Auflösung. Die Skizze zeigt einen länglichen Hut Cluster, s ist die mittlere
Breite des Huts und die Firstlänge d ist gleich der Abweichung von einem quadratischen Hut. Bei
d=0 liegt ein quadratischer Hut Cluster vor.
33
4.3 Übergang von Hut Clustern zu Dome Clustern
Wird weiteres Ge aufgedampft, so erfolgt ein Übergang von Hut Clustern zu DomeClustern. Wie in Abb. 4.5 zu sehen ist, bleiben die 105-Facetten im oberen Teil desHuts erhalten und im unteren Teil ergeben sich steilere Facetten durch die engbenachbarten Stufen. Infolgedessen werden diese Übergangsformen hier als Hut-Dome Cluster bezeichnet.
Abbildung 4.5 Der 1200 Å × 1200 Å große Ausschnitt zeigt den Übergang von Hut Clustern zuDome Clustern, nach dem Aufdampfen von 9 ML Ge bei 570 °C und 1,3 h Tempern.
Ross et al. erweitern den Prozeß der Ostwald-Reifung um den Einfluß derverschiedenen Energien und chemischen Potentiale unterschiedlicher Inseltypen[Ros98]. Die Energie und ihre partielle Ableitung nach dem Volumen, das chemischePotential, sind vom Volumen und von den Facettenwinkeln abhängig. Beim Erreicheneiner kritischen Größe, ab der Domes energetisch günstiger sind als Huts, erfolgt einPhasenübergang. Domes sind energetisch günstiger als Huts, da sie als Inseln mitsteilerer Facettierung (Abb. 4.10) mehr Verspannungsenergie abbauen können. InKapitel 8 erfolgt eine ausführliche Diskussion des Modells und ein Vergleich mit denexperimentellen Befunden. Im Fall der Huts und Domes ergibt sich durch dieunterschiedliche mittlere Größe eine bimodale Inselgrößenverteilung. In TEM-Untersuchungen haben Kamins et al. nachgewiesen, daß Domes dieser Größeversetzungsfrei sind [Kam97]. Die Dome Cluster haben eine vierzählige Symmetrie,wie in Abb. 4.8 zu sehen ist.
34
Abbildung 4.6 Perspektivische Darstellung von Dome Clustern. Die Fläche der RTM-Abbildung
beträgt 500 Å × 450 Å. Auf die SiGe-Probe wurden 9 ML Ge bei 570 °C aufgedampft.
In der Kristallographie werden die Millerschen Indizes (hkl) zur Kennzeichnung von
Netzebenen und Kristallflächen verwendet. Die Ebenen in den Kristallen werden
durch die reziproken Werte der von ihnen aus den drei Koordinatenachsen
geschnittenen, in Komponenten der Einheitsvektoren gemessenen Strecken
bezeichnet; durch einen gemeinsamen Teiler gekürzt ergeben diese Zahlen ganze
Zahlen, die Millerschen Indizes [Iba99]. Eine Ebene ist durch das Zahlentripel (hkl)
bzw. den Normalen-Vektor auf der Ebene [hkl] eindeutig definiert. Die Millerschen
Indizes geben an, welchen Winkel die jeweilige Fläche relativ zu den Achsen des
Koordinatensystems hat. Für die Ermittlung der Millerschen Indizes der Facette, ist
die Bestimmung zweier Winkel notwendig: Der Azimutwinkel beschreibt die
Orientierung in der (001)-Ebene und der Polarwinkel gibt Auskunft über den Winkel
unter dem die Facette relativ zur (001)-Ebene liegt (Abb. 4.7). Der theoretische Wert
für den Winkel zwischen zwei Ebenen ergibt sich aus dem Skalarprodukt der
Millerschen Indizes,
( ) zucos, 22
22
22
21
21
21
2
2
2
1
1
1
θ⋅++⋅++=
lkhlkh
lkh
lkh
( ) .
,
arccos22
22
22
21
21
21
2
2
2
1
1
1
lkhlkh
lkh
lkh
++⋅++
=θ
35
Abbildung 4.7 Zur Bestimmung einer Facette sind zwei Winkel notwendig, der Azimutwinkel (der
Winkel auf dem Horizontalkreis) und der Polarwinkel (der die Neigung der Normalen auf der
Facettenfläche zur Normalen der (001)-Basisfläche beschreibt). Da das Dreieck rechtwinklig ist,
welches von der Normalen ]815[ auf der Facettenfläche, der Azimutachse ]015[ und der Geraden
die den Winkel zwischen der (001)-Ebene und der Facette einschließt, gebildet wird, ergibt sich daß
der Winkel der Facettenneigung Facetteα gleich dem Polarwinkel Polarθ ist.
Der Azimutwinkel ist jener Winkel unter dem das Linienprofil gemessen wird. Die
Neigung der Facette ergibt sich aus dem Linienprofil, wenn der Azimutwinkel so
gewählt ist, daß das Linienprofil in der Richtung des steilsten Anstiegs gemessen
wird. Zur Bestimmung des Azimutwinkels, wird der Winkel zwischen der senkrechten
auf der Basislinie und der (110)-Richtung bestimmt (Abb. 4.8). In Tabelle 4.1 werden
die in Abbildung 4.8 gemessen Azimutwinkel mit potentiellen Richtungen in der
(001)-Ebene verglichen. Eingerahmt sind jene azimutalen Richtungen, welche die
beste Übereinstimmung mit den gemessenen Azimutwinkeln aufweisen.
[110] [230] [120] [250] [130] [140] [150] [160] [010]Azimutwinkel
relativ zur(110)-Richtung
0° 11,3° 18,4° 23,2° 26,6° 31,0° 33,7° 35,5° 45°
Linienprofil 1 4°
Linienprofil 2 33°
Linienprofil 3 44°
Tabelle 4.1 Winkel der Ebenen in der azimutalen Richtung [110] relativ zur (001)-Oberfläche.
[518]
ΑϕAzimut
ΑΘPolar
Βα =ΘFacette Polar
Α90°−ΘPolar
(518)-Ebene
Tangente
36
Vor der Messung der Linienprofile, zur Bestimmung der Facettierung der Cluster,
wurde jeweils ein selektiver Ebenen-Untergrundabzug durchgeführt. Dazu werden in
unmittelbarer Umgebung des Clusters ebene, rechteckige Flächen der Benetzungs-
schicht als Referenzfläche markiert. Über dem Linienprofil in Abb. 4.9 ist jeweils die
azimutale Richtung angegeben in der gemessen wurde. Aus diesen Linienprofilen
werden die Polarwinkel ermittelt.
Abbildung 4.8 RTM-Abbildung von Dome Clustern, der Bildausschnitt ist 1500 Å × 1300 Å groß.
Die Dome Cluster haben eine vierzählige Symmetrie. Die Pfeile markieren die Richtung der
Linienprofile (Abb. 4.9).
Abbildung 4.9 Vermessung der Facetten des oberen Dome Clusters aus Abb. 4.8. Die azimutale
Richtung, in der gemessen wurde, ist jeweils über den Linienprofilen angegeben.
[110]
1
3
12
4
8
56
7
0 100 200 300 400 500 600 7000
100
200
300
400
500
26,0°
26,3°26,8°
29,7°
[1 1 0] Lininenprofil 1
_ [1 1 0] Lininenprofil 5H
öhe/
Ångs
tröm
Distanz/Ångström 0 100 200 300 400 500 600 700
0
100
200
300
400
500
_[1 5 0] Linienprofil 4
[1 5 0] Linienprofil 2
[5 1 0] Linienprofil 8
_ [5 1 0] Linienprofil 6
31,5°
31,5°
32,0°
32,0°
37,5°
38,0°
37,5°
35,0°
Höh
e/Ån
gströ
m
Distanz/Ångström
37
Danach werden die gemessenen Polarwinkel mit Facetten verglichen, die unter diesem
Azimutwinkel möglich sind. Dieser Vergleich ist exemplarisch für die [110]-, [150]-
und [010]-Richtung in Tabelle 4.2 dargestellt. Die Facetten, deren theoretischer
Winkel am besten mit den in Abbildung 4.9 gemessenen Polarwinkeln
übereinstimmen sind eingerahmt. Für diesen Vergleich wird die abfallende Flanke des
Linienprofils herangezogen, welche jeweils rechts in den Linienprofilen in Abb. 4.9
dargestellt ist.
Messung in [110]-Richtung unter einem Azimutwinkel
von 0° relativ zur [110]-Richtung (Linienprofil 1)
Ebene (110) (114) (227) (33 10) (44 13) (55 16) (113) (55 14) (44 11) (338) (225) (112)
Polar-winkel 0° 19,5° 22,0° 23,0° 23,5° 23,8° 25,2° 26,8° 27,2° 27,9° 29,5° 35,3°
Messung in [150]-Richtung unter einem Azimutwinkel
von 33,7° relativ zur [110]-Richtung (Linienprofil 2)
Ebene (150) (159) (158) (3 15 23) (157) (156) (155) (154) (153) (152) (151)
Polar-winkel 0° 29,5° 32,5° 33,6° 36,1° 40,4° 45,6° 51,9° 59.5° 68,6° 78,9°
Messung in [010]-Richtung unter einem Azimutwinkel
von 45° relativ zur [110]-Richtung
Ebene (010) (017) (016) (02 11) (015) (029) (014) (027) (013) (038) (012) (011) (021)
Polar-winkel 0° 8,1° 9,5° 10,3° 11,3° 12,5° 14,0° 15,9° 18,4° 20,6° 26,6° 45° 63,4°
Tabelle 4.2 Vergleich der unter dem jeweiligen Azimutwinkel möglichen Facetten.
Vergleicht man den Meßwert in [110]-Richtung von 26° (Abb. 4.9) mit den Werten
aus Tabelle 4.2, so ergibt sich die beste Übereinstimmung für die (113)-Facette mit
einem Polarwinkel von 25,2°. Die Facetten welche die beste Übereinstimmung
zwischen Theorie und Experiment aufweisen, werden in Tabelle 4.3
gegenübergestellt.
38
Für die abfallenden Flanken der Facetten und die Messungen senkrecht zur
Rasterrichtung (in [ ]011 -Richtung) ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung. Die
zu großen Werte für die ansteigenden Flanken sind ein Artefakt, der sich durch diePiezohysterese ergibt und bei sehr steil ansteigenden Objekten auftritt. DiePolarwinkel der 15 3 23-Facetten und der 518-Facetten unterscheiden sich nurum 1 Grad, aufgrund der Meßgenauigkeit ist deshalb eine eindeutige Zuordnung derFacette schwierig. Dennoch erscheint die 518-Facette als geeigneter zurBeschreibung der Facettierung, da sie niedriger indiziert ist und zudem näher an dengemessenen Werten, für die abfallenden Facetten, liegt. Die flachen 105-Facettenwerden sowohl für die ansteigende als auch abfallende Facette korrekt gemessen.
Richtung derMessung
Nr.Azimutalϕ=
ansteigendeFacette
/
abfallendeFacette
\
Meßwertfür Polarθ
ansteigendeFacette
/
Meßwertfür Polarθ
abfallendeFacette
\
Theor.Wert für
Polarθ
Abweichung
/ \
1 [ ]110 ( )311 ( )113 29,7° 26,0° 25,2° +4,5° +0,8°
2 [ ]150 ( )851 ( )158 37,5° 31,5° 32,5° +5,0° +1,0°
3 [ ]010 ( )510 ( )015 12,0° 12,0° 11,3° +0,7° +0,7°
4 [ ]501 ( )851 ( )581 37,5° 31,5° 32,5° +5,0° -1,0°
5 [ ]011 ( )131 ( )311 26,8° 26,3° 25,2° +1,6° +1,1°
6 [ ]015 ( )185 ( )815 35,0° 32,0° 32,5° +2,5° +0,5°
7 [ ]100 ( )051 ( )105 12,0° 11,5° 11,3° +0,7° +0,2°
8 [ ]510 ( )815 ( )518 38,0° 32,0° 32,5° +5,5° +0,5°
Tabelle 4.3 Ermittlung der Facetten des Dome Clusters. Der Vergleich der experimentell ermittelten
Facettenwinkel (Abb. 4.9) mit den theoretischen Werten stimmt jeweils für die abfallenden Flanken
sehr gut überein. Die Werte für die ansteigenden Flanken sind größer als die theoretisch erwarteten
Werte.
Aus diesen RTM-Messungen mit atomarer Auflösung ergibt sich, daß die Dome
Cluster aus 001, 105, 113 und 518-Facetten zusammengesetzt sind. Die
beobachtete Facettierung bestätigt die Ergebnisse von Williams et al. aus AFM-
Messungen [Wil98]. Unter Berücksichtigung der Azimutwinkel erhält man die in
Abb. 4.10 dargestellten Orientierungen.
39
Beim Wachstum von Ge auf Si(001) dominieren zwei Inselformen, die sich durch ihre
Facettierung und Höhe unterscheiden: Die Hut Cluster mit hüttenartiger Form,
rechteckiger Grundfläche und 105-Facetten, sowie die Dome Cluster mit komplexer
Basisfläche und Facettierung (Abb. 4.10). Neben den Dome Clustern wurden
makroskopische Dome Cluster mit steileren Facetten beobachtet sogenannte
Superdomes. Im Gegensatz zu den versetzungsfreien Hut und Dome Clustern
beinhalten die Superdomes Versetzungen [Che96].
113
[110]
1
(015)
(11 3) 3) (001)
(113)
(11
(105) (015)
(105)
(001)
(18)(1
8)
(518)(518)
(518)(518)
(158)
158)
(51 )(518)
(11 3)
(11 3)
(113)(518)
(518)(15
)
(158)
(158)
(11 3)(01
5)
(105) (015)
(105)
_
_
_
___
_
_
_
_
_
_
_
_
_
_
_
_
Abbildung 4.10 RTM-Abbildung von Dome Clustern mit den Orientierungen der Facetten. Der
Bildausschnitt zeigt eine Fläche von 1500 Å × 1300 Å.
Abbildung 4.11 Auf der Si(001)-Oberfläche existieren zwei Ge-Inselformen:
Hut Cluster mit 105-Facette und Dome Cluster mit komplizierter Facettierung.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß man auf der Si(001)-Probe experimentell
zwei verschiedene Formen findet: Huts und Domes, wie in Abbildung 4.11 skizziert.
40
4.4 Experimentelle Ergebnisse
4.4.1 Orientierung der Hut Cluster
Alle Hut Cluster haben dieselbe Orientierung, wie in Abb. 4.12 zu erkennen. Die
Kanten der Hut Cluster haben einem Winkel von 45° relativ zu den Linien der
Dimerreihen der 2D-Germaniumschicht. Würden die Facetten unter einem anderen
Winkel zu den Dimerreihen liegen, so wäre das Wachstum einzelner Facetten
möglicherweise begünstigt, da Unterschiede zwischen der Diffusionsgeschwindigkeit
entlang der Dimerreihen und senkrecht zu den Dimerreihen bestehen könnten. Da die
Hut Cluster unter 45° relativ zu den Dimerreihen liegen, unterscheiden sich die
Facetten nicht in Bezug auf die Anlieferung von Germanium durch Oberflächen-
diffusion. Ein bevorzugtes Wachstum in einer Richtung kann damit nicht erklärt
werden [Mo90, Voi01]. Wie bereits erwähnt, ergibt sich durch Nukleation einer Lage
auf einer Seitenfacette eine Asymmetrie, welche das weitere Wachstum auf der
dadurch entstandenen schmäleren Facette begünstigt. Mo, Savage und Swartzentruber
gehen weiter davon aus, daß die Hut Cluster an Stellen nukleieren, an denen Sie
besonders viel Verspannung abbauen können, so z. B. an Stufen der verspannten
Benetzungsschicht [Mo90].
[110][110]
Abbildung 4.12 Der 1450 Å × 670 Å große Ausschnitt zeigt die Orientierung der Hut Cluster. Alle
Hut Cluster haben dieselbe Orientierung und liegen unter einem Winkel von 45° relativ zur [110]-
Richtung der Dimerreihen der Ge-Benetzungsschicht.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden etliche Hut Cluster mit atomarer Auflösung
abgebildet, dennoch wurden nie teilweise bewachsene [105]-Facetten beobachtet. In
der Literatur wird lediglich von Goldfarb et al. von teilweise bewachsenen Facetten
berichtet. Die RTM-Abbildung aus der dies abgeleitet wurde, zeigt deutliche
Anzeichen für eine Mehrfachspitze [Gol98], weshalb es wahrscheinlich ist, daß die
teilweise bewachsene Facette nur ein Artefakt der RTM-Messung war.
41
4.4.2 Aspektverhältnis als Funktion der Temperatur beim
Tempern
Berechnungen von Tersoff zeigen, daß quadratische Hut Cluster energetisch günstiger
sind als längliche [Ter94]. Weshalb stellt sich dennoch eine längliche Form der Hut
Cluster ein? Wie bereits diskutiert, beherrscht bei den vorgestellten Experimenten
jedoch die Kinetik das Wachstumsverhalten und diese begünstigt das Wachstum
länglicher Inseln.
Die Hypothese, daß die Wachstumskinetik die Ursache für die länglichen Hut Cluster
ist, wird durch die Beobachtung unterstützt, daß bei Wachstumstemperaturen unter
500 °C längliche Hut Cluster [Mo90, Voi01] und für Temperaturen über 500 °C
quadratische Hut Cluster beobachtet werden [Gor97, Med98, Gor00]. Bei diesen
Untersuchungen wurde bei unterschiedlichen Temperaturen auf verschiedene
Si(001)-Proben aufgedampft.
Was geschieht mit länglichen Inseln die über längere Zeit getempert werden? Stellt
sich bei ihnen der energetisch günstigere Zustand der quadratischen Inseln ein?
Um diese Fragen zu klären wurden 5,5 ML Ge bei 400 °C aufgedampft und
anschließend bei 400 °C, 460 °C und 520 °C jeweils 8 Minuten getempert (Abb.
4.13). Nach jeder Temperaturerhöhung wurde die Probe auf Veränderungen
untersucht.
Abbildung 4.13 Die Abbildungen zeigen einen Ausschnitt von jeweils 2000 Å × 2000 Å. Nach dem
Aufdampfen von 5,5 ML Ge bei 400 °C dominieren längliche Hut Cluster (a). Das Heizen auf 460 °C(b) hat nur einen geringen Einfluß auf das Verhältnis zwischen Länge und Breite. Wird die Probe auf520 °C erhitzt (c), so ergibt sich eine deutliche Veränderung der Geometrie hin zu quadratischenClustern.
a) b) c)
42
Abbildung 4.14 zeigt die Entwicklung der Aspektverhältnisse (d.h. den Quotient aus
der Länge und Breite) als Funktion der Temperatur. Nach dem Aufdampfen von
5,5 ML Ge bei 400 °C dominieren längliche Hut Cluster. Das Heizen auf 460 °C hat
nur einen geringen Einfluß auf das Verhältnis zwischen Länge und Breite. Mit
zunehmender Temperatur wird die Verteilung schmäler. Wird die Probe auf 520 °C
erhitzt, so ergibt sich eine deutliche Veränderung der Geometrie, hin zu
quadratischen Clustern.
1,0 1,5 2,0 2,5 3,00
20
40
60
80
100 400 °C 460 °C 520 °C
Zahl
der
Hut
Clu
ster
[a.u
.]
Aspektverhältnis (Länge/Breite)
Abbildung 4.14 Die Abbildung zeigt die Verteilung der Aspektverhältnisse als Funktion der
Temperatur, d.h. den Quotient aus der Länge und Breite. Nach dem Aufdampfen von 5,5 ML Ge bei
400 °C dominieren längliche Hut Cluster. Das Heizen auf 460 °C hat nur einen geringen Einfluß auf
das Verhältnis zwischen Länge und Breite. Die Verteilung wird mit zunehmender Temperatur
schmäler. Wird die Probe auf 520 °C erhitzt, so ergibt sich eine deutliche Veränderung der Geometrie
hin zu quadratischen Clustern.
Dieses Verhalten markiert den Übergang von der kinetisch limitierten länglichen
Form zur energetisch günstigeren quadratischen Form. Mit zunehmender
Temperatur nähern sich die Inseln ihrer quadratischen Gleichgewichtsform.
43
0 50 100 150 200 250 3000
25
50
75
100 400 °C 460 °C 520 °C
Zahl
der
Hut
Clu
ster
[a.u
.]
Breite der Hut Cluster [Å]
Abbildung 4.15 Die Hut Cluster haben im untersuchten Temperaturbereich eine einheitliche Breite.
Die Hut Cluster haben unabhängig von den betrachteten Temperaturen und
Bedeckungen eine einheitliche Verteilung der Breite (Abb. 4.15). Auch wenn
weiteres Material aufgedampft wird, behalten die Hut Cluster eine einheitliche
Breite, das zusätzliche Material wird in weitere Hut Cluster eingebaut, bei sehr
hohen Bedeckungen erfolgt ein zusammenwachsen der Cluster die sogenannte Hut
Cluster Fusion (Abb. 4.22 b). Bei den Experimenten wurden 6000 Inseln vermessen,
dabei betrug die mittlere Breite der Hut Cluster für alle untersuchten Temperaturen
105 Å, mit einer Abweichung von 5± Å bei verschiedenen Temperaturen. Die
Standardabweichung als Maß für die Schwankungsbreite betrug 20 Å.
Die mittlere Länge variiert deutlich für verschiedene Temperaturen (Abb. 4.16). Im
Mittel beträgt die Länge 130 Å mit einer Abweichung von 16± Å bei den
verschiedenen Temperaturen. Die Standardabweichung als Maß für die Schwankungs-
breite innerhalb einer Temperatur betrug bis zu 35 Å. Die Abnahme der
Schwankungsbreite bei 520 °C ist bedingt durch die Verschiebung von länglichen
Huts zu quadratischen Huts. Durch Tempern, verbunden mit Reifung, können
quadratische Hut Cluster erzielt und damit die Streuung der Länge deutlich reduziert
werden.
44
0 50 100 150 200 250 3000
25
50
75
100 400 °C 460 °C 520 °C
Zahl
der
Hut
Clu
ster
[a.u
.]
Länge der Hut Cluster [Å]
Abbildung 4.16 Die Länge der Hut Cluster hat eine deutlich größere Schwankungsbreite als die
Breite und nimmt bei 520 °C deutlich ab.
4.4.3 Entwicklung der Inselformen
Die Untersuchung des Aspektverhältnisses der Hut Cluster wirft neue Fragen auf.
Was geschieht mit dem Material, wenn beim Tempern bei 520 °C die Inseldichte
deutlich abnimmt (Abb. 4.19)? Eine Erklärungsmöglichkeit wäre, daß größere Cluster
als Senke für Germanium wirken, wie in Abb. 4.18 zu sehen. Hut Cluster treten häufig
auf, bevor es zu einem Übergang zu makroskopischen Clustern kommt. Stroscio geht
davon aus, daß die Hut Cluster ein Zwischenstadium darstellen, das eine günstigere
Möglichkeit für die Anlagerung ankommender Ge-Atome bietet, als die spontane
Nukleation makroskopischer Cluster [Str93].
Im folgenden wird untersucht unter welchen Bedingungen solche makroskopischen
Cluster entstehen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einfluß der Temperatur und der
Bedeckung.
45
Entwicklung der Inselform als Funktion der Temperatur
Bei weiteren Experimenten wurden erneut 5,5 ML Germanium bei 400 °C
aufgedampft und anschließend bei 460 °C und 520 °C getempert. Die RTM-
Abbildung (Abb. 4.17) zeigt die Verteilung der Hut Cluster auf der Oberfläche nach
dem Tempern der Probe bei 460 °C. Nach dem Tempern auf 520 °C (Abb. 4.18)
zeigte sich, daß zusätzlich zu den Hut Clustern makroskopische Cluster entstehen.
Wie in Abb. 4.18 zu beobachten, ist der Bereich um den makroskopischen Superdome
verarmt an Hut Clustern. Der Superdome wirkt als Senke für Germanium. Der
Superdome in Abb. 4.18 hat eine Breite von 3000 Å und eine Höhe von 500 Å. Damit
hat der Superdome ein Vielfaches der Größe eines Hut Clusters, der typischerweise
100 Å breit und 10 Å hoch ist.
Abbildung 4.17 Der 2000 Å × 2000 Å große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen von
5,5 ML Ge bei 400 °C und anschließendem Tempern bei 460 °C.
Abbildung 4.18 Der 8000 Å × 8000 Å große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen von
5,5 ML Ge bei 400 °C und anschließendem Tempern bei 460 °C, sowie zusätzlich bei 520 °C. Die
Umgebung des makroskopischen Superdomes ist verarmt an Hut Clustern. Der Superdome wirkt als
Senke für Germanium. Der Superdome hat eine Breite von 3000 Å und eine Höhe von 500 Å. Damit
hat der Superdome ein Vielfaches der Größe eines Hut Clusters, der typischerweise 100 Å breit und
10 Å hoch ist. Sobald die Superdomes nukleiert sind, nehmen sie zusätzlich aufgedampftes Material
auf, das erklärt warum die Hut Cluster nicht mehr weiter wachsen.
46
In Abbildung 4.19 ist die Entwicklung der Inseldichte in Abhängigkeit von der
Temperatur dargestellt. Die Dichte der Inseln nimmt mit zunehmender Temperatur
ab und sinkt auf die Hälfte des Ausgangswertes unmittelbar nach dem Aufdampfen.
Wie bereits diskutiert, können makroskopische Cluster als Senke dienen und damit
die Zahl der Hut Cluster deutlich reduzieren.
400 460 5201,2x1011
1,6x1011
2,0x1011
2,4x1011
2,8x1011 mittlere Inseldichte
Inse
ldic
hte
1 / c
m2
Temperatur / °C
Abbildung 4.19 Die Inseldichte sinkt linear mit ansteigender Temperatur und verringert sich bei
520 °C auf die Hälfte des Ausgangswertes.
Die Superdomes treten aufgrund ihrer Größe nur mit geringer Dichte auf.
Superdomes die außerhalb des Abbildungsbereichs des RTM liegen, können das
ermittelte Gesamtvolumen verfälschen. Trotz gleichbleibendem Gesamtvolumen
kann somit das gemessene Volumen der Inseln abnehmen, wenn Superdomes nicht
berücksichtigt werden, da sie außerhalb des Abbildungsbereichs liegen.
Betrachtet man die Gesamtbedeckung (Abb. 4.20), welche aus RTM-Bildern ohne
Dome Cluster ermittelt wurde, so sieht man, daß die Bedeckung bei Temperaturen
von 400 °C bis 460 °C nahezu konstant ist und erst beim Heizen der Probe auf
520 °C das Volumen deutlich absinkt. Das Absinken steht in engem Zusammenhang
mit der Nukleation der Superdomes. Die Auswertung der Gesamtbedeckung stimmt
also mit der Beobachtung überein, daß Superdomes bei Bedeckungen von 5,5 ML
Ge erst ab Temperaturen von 520 °C beobachtet werden.
47
Die Verringerung der Dichte der Hut Cluster bei nahezu gleichbleibendem
Gesamtvolumen für Temperaturen von 400 °C bis 460 °C läßt sich durch Reifung
erklären [Lew61, Cha67, Ros98]. Das chemische Potential sinkt mit zunehmender
Größe, aufgrund der geringeren Oberflächen-Inhalts-Relation [Dar99]. Als Folge
dessen lösen sich Atome leichter von kleineren Inseln und lagern sich an größeren an.
Bei konstantem Volumen aller Inseln wachsen die größeren auf Kosten der kleineren
und einige kleinere Inseln verschwinden.
400 460 5203,03,23,43,63,84,04,24,44,64,85,05,25,45,65,86,0
Temperaturabhängige Bedeckung
Ges
amtb
edec
kung
in M
L
Temperatur / °C
Abbildung 4.20 Die Gesamtbedeckung ist für Temperaturen von 400 °C und 460 °C nahezu konstant.
Wird die Probe auf 520 °C erhitzt, so fällt die Gesamtbedeckung deutlich ab. Dieses Verhalten läßt
sich durch die Nukleation großer Dome Cluster außerhalb des Abbildungsbereichs erklären.
Entwicklung der Inselform als Funktion der Bedeckung
Im folgenden wird dargestellt, wie sich die Form der Cluster als Funktion der Be-
deckung entwickelt. In Abb. 4.21 a) ist die Probe nach dem Aufdampfen von 4 ML
Ge bei 400 °C zu sehen. Die Probe hat eine (M×N) rekonstruierte Oberfläche
[Köh92, Iwa92]. Werden weitere 1,5 Monolagen aufgedampft (Abb. 4.21 b), so
beobachtet man längliche Hut Cluster die gleichmäßig über die Probe verteilt sind,
ohne sich jedoch zu berühren.
48
Abbildung 4.21 a) Der 2600 Å × 2600 Å große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen
von 4 ML Ge bei 400 °C. Bei dieser Bedeckung sind noch keine Hut Cluster nukleiert und die Probe
hat eine (M×N) rekonstruierte Oberfläche. Werden 5,5 ML bei 400 °C aufgedampft, wie in b) in
einem 4000 Å × 4000 Å großen Ausschnitt zu sehen, so beobachtet man längliche Hut Cluster, die
gleichmäßig über die Probe verteilt sind ohne sich jedoch zu berühren.
Wird die Bedeckung um eine weitere halbe Monolage erhöht (Abb. 4.22 a), so
berühren sich einige der Cluster und es ergeben sich Hut Cluster, die über Eck
zusammengewachsen sind. Die Erhöhung der Bedeckung um eine weitere Monolage
führt dazu, daß Dome Cluster entstehen (Abb. 4.22 b) und die Hut Cluster
zusammenwachsen.
Abbildung 4.22 Die RTM-Abbildungen zeigen jeweils einen Bereich von 4000 Å × 4000 Å. Werden
wie in a) 6 ML bei 400 °C aufgedampft, so berühren sich einige der Cluster und wenige Hut Cluster
sind über Eck zusammengewachsen. Die Erhöhung der Bedeckung um eine weitere Monolage führt
dazu, daß eine Nukleation von Dome Clustern erfolgt, wie in b) zu beobachten.
a) b)
a) b)
49
In Abbildung 4.23 ist die Dichte der Hut Cluster so hoch, daß keine Freiräume mehr
zwischen den Clustern zu erkennen sind, dies wird als Hut Cluster Koaleszenz
bezeichnet. Bei den Domes in Abb. 4.23 sind im Gegensatz zu dem Superdome in
Abb. 4.18 keine Verarmungszonen zu beobachten.
Abbildung 4.23 Der 8000 Å × 8000 Å große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen von
7 ML Ge bei 400 °C. Die Dichte der Hut Cluster ist so groß, daß keine Freiräume mehr zwischen den
Inseln erkennbar sind.
Was sind die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen den Experimenten?
Der Superdome in Abb. 4.18 ist das Resultat eines Temperprozesses bei 520 °C nach
dem Aufdampfen von 5,5 ML Ge bei 400 °C. Bei 400 °C waren noch keine Domes
zu beobachten, erst die Reifung beim Tempern bei 520 °C ermöglichte die Bildung
eines Superdomes. Die Reifung ist verbunden mit einer Zone im Umfeld des
Superdomes, die verarmt ist an Hut Clustern. Die Domes in Abbildung 4.23 sind das
Resultat des Aufdampfens von 7 ML Ge bei 400 °C ohne Tempern. Auch in diesem
Fall waren beim Aufdampfen von 5,5 ML bei 400 °C weder Domes noch
Superdomes zu beobachten. Wurde jedoch die Bedeckung auf 7 ML bei 400 °C
erhöht, so nukleierten etliche Dome Cluster, wie in Abb. 4.23 zu sehen. Aufgrund
der hohen Bedeckung und der niedrigen Temperatur kam es weder zur Bildung von
Verarmungszonen noch zur Nukleation von Superdomes. Im ersten Fall dominiert
die Reifung und im zweiten Fall die Kinetik beim Aufdampfen.
50
4.4.4 Hut Cluster als Nanostrukturen
Das selbstorganisierte Wachstum von Nanostrukturen wird genutzt um Quanten-
punkte in großer Dichte herzustellen [Rib98, Voi01]. Für die Anwendung als
Quantenpunkte z.B. in der Optoelektronik, müssen die Nanostrukturen folgende
Anforderungen erfüllen:
• kleine Cluster
• einheitliche Länge, Breite der Cluster
• einheitliche Facettierung und Orientierung der Cluster
• regulierbare Dichte der Cluster
• steuerbare Anordnung der Cluster
Welche Anforderungen werden von den Hut Clustern erfüllt?
Alle Hut Cluster sind sehr kleine Inseln, mit einer Größe von etwa 100 Å. Die Hut
Cluster sind die kleinsten Inseln, welche auf der Si(001)-Oberfläche auftreten. Die
geringe Größe ist notwendig um Quantisierungseffekte beobachten zu können
[Gold98, Pch00].
Die Hut Cluster haben unabhängig von der Temperatur und Bedeckung eine
einheitliche Verteilung der Breite. Auch wenn weiteres Material aufgedampft wird,
behalten die Hut Cluster eine einheitliche Breite. Das kinetisch selbstlimitierte
Wachstum begünstigt die enge Verteilung der Inselgrößen. Bei den Experimenten
betrug die mittlere Breite aller Hut Cluster stets 105 Å, mit geringen Abweichungen,
während die Länge variiert. Für optoelektronische Anwendungen ist eine
einheitliche Größenverteilung wünschenswert, da das Spektrum der diskreten
Eigenenergien einer Insel von der Zahl der Atome abhängt. Haben alle Inseln eine
einheitliche Größe, so sind Ihre Eigenenergien vergleichbar und die Photo-
luminiszenz hat eine schmale Intensitätsverteilung [Gold98, Gor01].
Die einheitliche 105-Facettierung der Inseln hat zur Folge, daß alle Inseln dieselbe
Orientierung relativ zu den Dimerreihen der Ge-Schicht haben. Da die elektronischen
51
und optischen Eigenschaften stark von der Form abhängen [Chen96], ist es von
entscheidender Bedeutung, daß die Hut Cluster eine einheitliche Facettierung haben.
Die Hut Cluster zeigen ein selbstlimitiertes Wachstum und bei höheren Bedeckungen
kommt es zur Nukleation weiterer Hut Cluster. Die Dichte der einheitlichen Cluster
kann durch die Bedeckung beeinflußt werden. Je höher die Inseldichte ist, desto
intensiver ist die Luminiszenz [Gor01]. Somit ist es möglich die Intensität der
Photoluminiszenz durch die Inseldichte zu steuern.
Ein Modell auf Basis einer kinetischen Barriere für die Nukleation neuer Lagen auf
einer Facette, erklärt sowohl das selbstlimitierte Wachstum, als auch den Übergang
von quadratischen Inseln zu länglichen Inseln mit zunehmender Inselgröße [Voi01].
Werden diese länglichen Inseln bei Temperaturen über 500 °C getempert, so stellt sich
die energetisch günstigere quadratische Gleichgewichtsform ein. Durch die mit dem
Tempern verbundene Reifung, konnten quadratische Hut Cluster erzielt und damit die
Streuung der Länge deutlich reduziert werden.
Als Fazit läßt sich festhalten, daß das selbstorganisierte Wachstum von Hut Clustern
mit nachfolgendem Tempern eine vielversprechende Methode ist, um Nano-
strukturen herzustellen. Die Hut Cluster erfüllen alle Anforderungen an selbst-
organisierte Nanostrukturen, bis auf die steuerbare Anordnung. Die Hut Cluster sind
ungeordnet auf der Si(001)-Oberfläche verteilt. Aus der Perspektive einer
elektronischen Anwendung wäre es jedoch wünschenswert, statt dieser
ungeordneten, stochastischen Nukleation eine Anordnung der Cluster zu erzielen. Im
nachfolgenden Kapitel 7 soll untersucht werden, ob eine Ordnung durch SiGe-
Substrate mit unterliegendem Versetzungsnetzwerk erzielt werden kann. Zudem
wird untersucht, ob sich durch die heterogene Nukleation auch ohne Tempern eine
schmale Inselgrößenverteilung erzielen läßt.
52
53
5 Struktur von SiGe- Legierungen –Versetzungen
5.1 Epitaktische Schichten ohne Gitterfehlanpassung
Zu Beginn der Untersuchung des epitaktischen Kristallwachstums lag der Fokus auf
homoepitaktischen Filmen und heteroepitaktischen Filmen mit sehr geringer
Gitterfehlanpassung. Im Prinzip kann ein epitaktischer Film auf einem Substrat mit
identischer Gitterkonstante und Gitterstruktur beliebig dick sein, ohne einen
energetischen Zwang Versetzungen zu bilden [Hul92]. Wie bereits in Kapitel 2
diskutiert erfolgt das homoepitaktische Wachstum von Si auf Si(001)-Oberflächen, als
ideales Gitter ohne Verspannung oder Versetzungsbildung.
5.2 Pseudomorphe Schichten
Einige Aspekte der Epitaxie mit Gitterfehlanpassung wurden bereits im voran-
gehenden Kapitel 4 am Beispiel von Ge auf Si(001) diskutiert, insbesondere die
Bildung dreidimensionaler Cluster aus energetischen Gründen.
Der Abbau von Verspannungsenergie spielt auch beim heteroepitaktischen Wachstum
von SiGe-Filmen eine große Rolle. Abbildung 5.1 skizziert eine epitaktische Schicht
auf einem Substrat mit anderer Gitterkonstante.
Ist die aufgedampfte Schicht dünn genug, so ist es möglich die unterschiedlichen
Gitterkonstanten, durch zweidimensionale Verspannung, anzupassen. Dadurch ergibt
sich eine Angleichung der Gitterkonstante des aufgedampften Ge parallel zur
Grenzfläche an die des Si-Substrats [Hul92]. Entlang der Normalen zur
Wachstumsrichtung wird das Gitter in demselben Sinn wie die Gitterfehlanpassung
deformiert (z.B. bei einer größeren Gitterkonstante der aufgedampften Schicht wie im
Fall von SiGe auf Si-Substrat, wird die Gitterkonstante der SiGe-Schicht parallel zur
Grenzfläche verringert und senkrecht dazu vergrößert). Solche verspannten
heteroepitaktischen Schichten bei denen die laterale Gitterkonstante dem
54
darunterliegenden Gitter angepaßt ist, nennt man gitterangepaßt bzw. pseudomorph.
Die Größe der Deformation läßt sich nach der Elastizitätstheorie für die biaxiale
Verspannung abschätzen [Hul92]:
ενν ⋅
−++=⊥
111
||aa
Dabei sind a|| und a⊥ die Gitterkonstanten parallel und senkrecht zur Grenzfläche. Die
Poissonzahl ν (Querdehnungszahl) ist die Proportionalitätskonstante zwischen der
Dehnung ε und der Querdehnung εq3,. Die Querdehnung ergibt sich aus dem
Quotienten der Dickenänderung ∆d und der Dicke d. In normalen Kristallen sind die
elastischen Konstanten entlang der verschiedenen Kristallrichtungen anisotrop. Da es
sich bei nachfolgenden Berechnungen um Abschätzungen handelt, wird der deutlich
einfacher zu berechnende isotrope Fall betrachtet.
ενε ⋅−=∆=dd
q
Für reines Ge (x=1) auf Si-Substrat beträgt die Gitterfehlanpassung ε :
%2,40417,0Å4310,5
Å4310,5Å6575,511 ≈=−=−≈==
Si
SiGex a
aaεε
Durch die um 4,2 % größere Gitterkonstante von Ge relativ zu Si ergibt sich ein
verspanntes Gitter. Der Wert für die Poissonzahl von Ge ist 270,0=Geν [Peo85] und
für Si 278,0=Siν [Mas58, Bra73]. Damit ist das Verhältnis zwischen paralleler und
senkrechter Gitterkonstante für Ge:
07,1%2,474,11111
||
≈⋅+=⋅−++=⊥ ε
νν
aa .
Das bedeutet, daß die senkrechte Gitterkonstante um den Faktor 1,07 größer als die
Gitterkonstante parallel zum Interface ist, wie in Abb. 5.1 skizziert. Damit wurde das
Ge-Gitter, mit einer um 4,2 % größeren Gitterkonstante, parallel zur Grenzschicht
55
komprimiert, um sich der Si-Gitterkonstante des Substrats anzupassen. Um dies zu
kompensieren dehnt es sich in der anderen Richtung um 7 % aus.
Nach der Vegardschen Regel variiert die Gitterkonstante der SiGe-Schicht in
Abhängigkeit vom Ge-Gehalt x gemäß folgender Formel:
( )( ) ⇒∗⋅−+⋅=−
)(11 SiGeGeSi axaxa
xx
( )( )1
)( 11=
∗
⋅=−⋅−+⋅
=−
≈ −x
Si
SiSiGe
Si
SiGeSix x
aaaxax
aaa
xx εε
Nach der Vegardsche Regel gilt, daß die Gitterfehlanpassung proportional zum Ge-
Gehalt ist. Bei einem Ge-Gehalt kleiner 100 % ist die Gitterfehlanpassung und damit
die Deformation geringer. Aus der Vegardschen Regel ergibt sich die Gitterfehl-
anpassung bei einem Ge-Gehalt von 10 % zu %42,0%2,410/11,0 =⋅≈=xε , also
einem Zehntel im Verhältnis zur Gitterfehlanpassung bei reinem Ge.
( ) 007,1%2,410/174,11111 1,0
||
≈⋅⋅+=⋅−++= =
⊥xa
a ενν
Damit hat die SiGe-Schicht mit einem Ge-Gehalt von 10 % nur eine Deformation von
einem Zehntel gegenüber der reinen Ge-Schicht. Die Deformation der aufgedampften
SiGe-Schicht ist in Abb. 5.1 für zwei Fälle skizziert, für 100 % Ge sowie 10 % Ge.
Abbildung 5.1 Nicht maßstabsgetreue schematische Darstellung der Deformation der pseudomorphen
Schicht für zwei Fälle. Eine Schicht aus 100 % Ge wird in vertikaler Richtung um einen Faktor 1,07
relativ zur Gitterkonstante des Si-Gitters deformiert. Eine SiGe-Schicht mit einem Anteil von 10 %
Ge wird nur um den Faktor 1,007 deformiert also nur 1/10 dieser Deformation.
aSi
1,07 x aSi
Si
Si0Ge1=Ge
aSi
Si
Si0,9Ge0,1
aSi
1,007 x aSi
aSi
56
5.3 Verspannungsrelaxation durch Versetzungen
Neben der elastischen Verformung beim pseudomorphen Wachstum (Kap. 5.2) bietet
sich die Möglichkeit der plastischen Verformung durch Bildung von Versetzungen.
Nach der Theorie von van der Merwe [Mer72] werden sich hinreichend dünne
aufgedampfte Schichten elastisch an das Substrat anpassen (Abb. 5.2 a). Erst beim
Überschreiten der sogenannten kritischen Schichtdicke hc treten Versetzungen an der
Grenzfläche auf, wie in Abb. 5.2 b) skizziert.
In einem verspannten Gitter ist elastische Verzerrungsenergie gespeichert. Ab der
kritischen Schichtdicke ist es energetisch günstiger die Schicht durch Gitterfehl-
anpassungsversetzungen zu relaxieren und damit Verspannungsenergie abzubauen, als
das Gitter zu verzerren wie im pseudomorphen Fall.
Si
SiGe
a) Verspanntes Gitter b) Gitter mit Versetzungen
Abbildung 5.2 zeigt schematisch den Übergang vom pseudomorphen Wachstum von SiGe auf
Si(001) zum Wachstum mit Versetzungsbildung. Das Symbol „⊥ “ markiert den Kern der Versetzung,
dabei symbolisiert “_“ die senkrecht zur Blattebene stehende Gleitebene, die senkrecht dazu stehende
Linie “|“ zeigt in Richtung der zusätzlichen Gitterebene im unteren Teil des Kristalls.
a) Beim Wachstum weniger Lagen von SiGe auf Si kommt es aufgrund der Gitterfehlanpassung zu
einem verspannten Gitter.
b) Beim Überschreiten der kritischen SiGe-Schichtdicke wird Verspannungsenergie durch
Versetzungen abgebaut.
Die kritische Schichtdicke bildet den Übergang zwischen pseudomorphem Wachstum
und der Bildung von Versetzungen. Wie bereits diskutiert ist die Deformation bei
einem Ge-Anteil x von 10 % um einen Faktor 10 kleiner als bei reinem Ge. Daraus
57
folgt, daß die kritische Schichtdicke bei einem Ge-Gehalt von 10 % um etwa eine
Größenordnung größer als bei einem Ge-Gehalt von 100 % ist. Diese einfache
Betrachtung steht in guter Übereinstimmung mit der theoretischen Vorhersage der
kritischen Schichtdicke nach Matthews-Blakeslee (MB) [Mat76, Hul92], welche
prognostiziert, daß hc ∝ ε1 .
Die theoretische Vorhersage der kritischen Schichtdicke reicht von einer
Größenordnung von ca. 6 Å für reines Ge (ε ≈ 4,2 %), bis zu ca. 100 Å für geringe
Ge-Gehalte, wie z.B. für x=1/10 mit ε ≈ 0,42 % (siehe Abb. 5.3). Die experimentell
gemessenen kritischen Schichtdicken (obere Kurve in Abb. 5.3) sind jedoch stets
größer als die nach der MB-Theorie theoretisch ermittelten Gleichgewichtswerte
(untere Kurve).
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
10
100
1000
10000
theoretische Vorhersagefür 900 °C
experimentellesErgebnis
bei 550 °C
stabil pseudomorph
ohne Versetzungen
metastabilpseudomorph
relaxiertmit Versetzungen
Si1-xGex auf Si
Krit
isch
e Sc
hich
tdic
ke t c i
n Å
Ge Konzentration
Abbildung 5.3 Die untere Kurve entspricht der theoretischen Vorhersage nach Matthews und
Blakeslee (MB) [Mat74, Mat75, Mat76] für die kritische Schichtdicke. Da man experimentell größere
Schichtdicken als nach der MB-Theorie vorhergesagt erzielen kann, wurde das Konzept des
metastabilen verspannten Lagenwachstums eingeführt [Hul92]. Die metastabile Zone liegt zwischen
dem theoretisch vorhergesagten Wert und dem experimentell beobachteten.
58
Das thermodynamische Gleichgewicht bildet die Grundlage der MB-Theorie. Die
wichtigste Ursache für den Unterschied zwischen den experimentell gemessenen
Werten und den Vorhersagen der MB-Theorie besteht darin, daß das System beim
Wachstum bei Temperaturen von 550 °C nicht im thermodynamischen Gleich-
gewicht ist [Hul92]. Zur Relaxation wäre es notwendig, sehr viele Kristallbindungen
entlang der Grenzfläche aufzubrechen. Die Energiebarriere, die hierzu überwunden
werden muß, verhindert insbesondere bei niedrigen Temperaturen die Einstellung des
Gleichgewichts. Je geringer die Temperatur ist, desto geringer ist die Nukleationsrate
für Versetzungen und damit braucht es um so mehr Zeit, bis sich ein Gleichgewicht
einstellt. Deshalb wurde das Konzept des metastabilen verspannten Lagenwachstums
eingeführt [Hul92]. Wie in Abbildung 5.3 dargestellt, ist dies der Bereich zwischen
der theoretisch prognostizierten kritischen Schichtdicke und der experimentell
beobachteten. Diese Zone ist breit für Experimente mit geringer Wachstums-
temperatur und wird mit wachsender Temperatur schmäler. Für Temperaturen nahe
900 °C wird sie sehr schmal, d.h. Theorie und Experiment stimmen nahezu überein,
denn das Experiment nähert sich dem Gleichgewichtszustand, welcher der Theorie
zugrunde liegt.
59
5.4 Burgers-Vektor
Ein Burgers-Vektor kann durch einen Umlauf um eine Versetzung bestimmt werden.
Dazu durchläuft man wie in Abb. 5.4 a) skizziert eine geschlossene Schleife, die eine
Versetzung einschließt, von Atom zu Atom. Derselbe Durchlauf in einem
versetzungsfreien Kristall ist nicht geschlossen und der Verschiebungsvektor, der ihn
schließt, ist der Burgers-Vektor.
Der Burgers-Vektor ist somit als Schließungsfehler im ungestörten Referenzkristall
definiert. Der Burgers-Vektor einer perfekten Versetzung ist damit immer ein
Gittervektor dttub
ds∫ ∂
∂=r
. Dabei ist u die Auslenkung des Punktes in einem ver-
spannten Körper aus seiner Position im unverspannten Körper.
Abbildung 5.4 Der Schließungsfehler beim Umlauf im idealen Gitter ist der Burgers-Vektor.
Nach Volterra kann man eine Versetzung folgendermaßen definieren [Hir82]:
Wie in Abb. 5.5 a) skizziert, macht man einen fiktiven Schnitt in den Kristall, der
durch die Versetzungslinie tr
begrenzt wird. Dann verschiebt man die beiden
Halbebenen um den Burgers-Vektor .br
Da der Burgers-Vektor ein Translations-
a) Burgers-Umlauf um eine Stufenversetzung b) Burgers-Umlauf in einem idealen
60
vektor des Gitters ist, passen die Ebenen bis auf die Strecke entlang der
Versetzungslinie tr
ideal zusammen.
Der Charakter einer Versetzung ist definiert durch die Beziehung zwischen der
Versetzungslinie tr
und dem Burgers-Vektor .br
Steht der Burgers-Vektor senkrecht
zur Versetzungslinie, wie in Abbildung 5.5 b), so spricht man von einer
Stufenversetzung. Sind Burgers-Vektor und Versetzungslinie parallel wie in
Abbildung 5.5 c) so handelt es sich um eine Schraubenversetzung. Bei Winkeln Θ mit
0 < Θ < 90° spricht man von gemischten Versetzungen.
Abbildung 5.5 Skizze zur Definition des Typs der Versetzung über den Winkel Θ zwischen der
Versetzungslinie tr
und dem Burgers-Vektor .br
Die Bewegung von Versetzungen durch Gleiten erfolgt nur in den Gleitebenen, das
sind die Ebenen, die den Burgers-Vektor und die Versetzungslinie enthalten. Da
br
und tr
bei Schraubenversetzungen parallel sind, ist jede Ebene eine potentielle
Gleitebene. Bei den Stufenversetzungen und gemischten Versetzungen wird die
Gleitebene durch br
und tr
aufgespannt. In der Diamantstruktur und in fcc-Kristallen
sind die Gleitebenen 111-Ebenen.
Die Linienenergie einer Versetzung beträgt: Kernelastges EEE += . .
Dabei bezeichnet Eelast. die Energie der Versetzung unter Auslassung der
unmittelbaren Umgebung des Versetzungskerns. Die lineare Elastizitätstheorie kann
nicht zur Berechnung der Energie des Versetzungskerns EKern angewendet werden.
bt
b
t
a) Fiktiver Schnitt b) Stufenversetzung c) Schraubenversetzung
br
⊥ tr
(Θ = 90°) br
|| tr
(Θ = 0°)
61
Der Kern der Versetzung befindet sich in der unmittelbaren Umgebung der
Versetzungslinie .tr
Für eine Schraubenversetzung, wie in Abb. 5.6 skizziert, ergibt
sich die elastische Verspannungsenergie zu:
drr
bdrrr
b
drrER
r
R
r
R
rel
z ∫∫∫ =
== Θ
000
14
22
2)Schraube(
2
2
2
πµπ
µπ
µπ
µσ
=
0
2
ln4
)Schraube(rRbE el π
µ [Hir82, Hul84].
R ist dabei der äußere Radius des Modellzylinders und r0 der innere Abschneideradius
in dem die Elastizitätstheorie nicht angewendet werden darf, b ist der Betrag des
Burgers-Vektors, µ das Epilagen-Schermodul und zΘσ ist die Spannung durch die
Schraubenversetzung. Es ist sinnvoll, für R die Dicke der epitaktischen Schicht zu
verwenden und für r0 den Betrag des Burgers-Vektors anzusetzen.
Abbildung 5.6 Räumliche Darstellung einer Schraubenversetzung. Der Kern der Versetzung wird
markiert durch die Versetzungslinie .tr
Bei der Berechnung der elastischen Verspannungsenergie
wird der Zylinder mit Radius r0 um die Achse tr
ausgespart.
62
Die Abb. 5.7 zeigt eine Stufenversetzung in räumlicher Darstellung. Der Pfeil zeigt in
Richtung der Versetzungslinie. Das Symbol „ ⊥ “ markiert den Kern der Versetzung,
dabei symbolisiert “_“ die senkrecht zur Blattebene stehende Gleitebene, die senkrecht
dazu stehende Linie “|“ zeigt in Richtung der zusätzlichen Gitterebene im oberen Teil
des Kristalls.
Abbildung 5.7 Räumliche Darstellung einer Stufenversetzung
Der Ausdruck für die elastische Energie der Stufenversetzung ist etwas komplizierter
[Hir82]:
( )∫∫
−−++=
π
σσσσσσµ
θ2
0
222222 221
21)(
0
zzyyxxyyxxxy
R
rel E
ddrrStufeE
mit 22 1
rij∝σ
)(1
1ln41
1)S(0
2
SchraubeErRbtufeE elel νπ
µν −
=
−
=
63
Als Resultat für die Energie ergibt sich also derselbe Term wie für eine
Schraubenversetzung, ergänzt um den Vorfaktor ν−1
1 .
Da 11
1daßfolgtist,10 >−
<<ν
ν ist, womit
)()(1
1)( SchraubeESchraubeEStufeE elelel >−
=ν
.
Die Linienenergie einer Stufenversetzung ist also immer größer, als die einer
Schraubenversetzung. Zudem liegt eine lineare isotrope Theorie zu Grunde. Deshalb
ergibt sich die Energie einer gemischten Versetzung aus der Superposition der
Linienenergie einer Schrauben- und einer Stufenversetzung. Aus der Projektion des
Burgers-Vektors erhält man für die Schraubenversetzungskomponente
bSchraube= b cos Θ bzw. bStufe= b sin Θ für die Stufenversetzungskomponente. Damit
ergibt sich die elastische Verspannungsenergie einer gemischten Versetzung zu:
E el (gemischt) = E el (Schraube) + E el (Stufe)
( ) ( ) )()1(
cos1ln4)1(
cos1)(
ln4sin
11ln
4cos)(
2
0
22
0
22
0
22
SchraubeErRbgemischtE
rRb
rRbgemischtE
elel
el
νν
πµ
νν
πθµ
νπθµ
−Θ⋅−=
−
Θ⋅−=
−
+
=
Dabei ist b der Betrag des Burgers-Vektors, R die Dicke der epitaktischen Schicht, µ
das Epilagen-Schermodul und Θ der Winkel zwischen br
und tr
.
Die gemischte Versetzung liegt energetisch zwischen der Schrauben- und der
Stufenversetzung.
64
Zur Berechnung der Gesamtenergie muß noch der Beitrag des Versetzungskerns
berücksichtigt werden. Diesen Term erhält man aus der atomistischen nichtlinearen
Theorie und der Faktor α berücksichtigt dabei die Energie des Versetzungskerns:
( ) ( )απ
µν
ν ln4)1(
cos1 22 bE Kern −Θ⋅−= [Hir82].
( ) ( ) ( )
( )
+
−
Θ⋅−=
−Θ⋅−+
−
Θ⋅−=+=
)ln(ln4)1(
cos1
ln4)1(
cos1ln4)1(
cos1
0
22
22
0
22
.
απ
µν
ν
απ
µν
νπ
µν
ν
rRbE
brRbEEE
ges
Kernelastges
Mit den Rechenregeln für Logarithmen manerhält)(ln)ln()ln( vuvu ⋅=+ :
( )
−
Θ⋅−=απ
µν
ν/
ln4)1(
cos1
0
22
rRbE ges
Der Faktor α berücksichtigt die Energie des Versetzungskerns. Es ist
α = 3,3 für eine Schraubenversetzung im fcc-Kristall und
α = 4,5 für eine Stufenversetzung im fcc-Kristall [Hir82].
Um die Gesamtenergie abschätzen zu können wird als Schichtdicke R=0,11 µm
angesetzt, ein solches SiGe-Schichtsystem wird später eingehend diskutiert. Setzt man
die Poissonzahl für Germanium 27,0=Geν ein und den Betrag des Burgers-Vektors
für den inneren Abschneideradius mbbr SchraubeStufe10
0 10823,2 −⋅=== ein, so erhält
man für die Gesamtenergie einer Stufenversetzung:
( )
22
10
6
0
2
0
22
81,045,410823,2
1011,0ln27,01
1)(
/ln
411
/ln
4)1(cos1)(
bbmmStufeE
rRb
rRbStufeE
ges
StufeStufeges
µπ
µ
απµ
ναπµ
νν
⋅=
⋅
⋅−
=
−=
−Θ⋅−=
−
−
65
Analog erhält man für die Gesamtenergie einer Schraubenversetzung:
( )
.57,03,310823,2
1011,0ln4
)(
/ln
4/ln
4)1(cos1)(
210
62
0
2
0
22
bmmbSchraubeE
rRb
rRbSchraubeE
ges
SchraubeSchraubeges
µπ
µ
απµ
απµ
νν
⋅=
⋅
⋅=
=
−
Θ⋅−=
−
−
Somit beträgt die Gesamtenergie einer Schrauben-, bzw. Stufenversetzung:
2
2
81,0)(
57,0)(
bStufeE
bSchraubeE
ges
ges
µ
µ
⋅=
⋅=
Selbst wenn man eine um 3 Größenordnungen größere Schichtdicke R annimmt, so
ändert sich das Ergebnis aufgrund des Logarithmus ln(R) nur geringfügig. Für eine
Schraubenversetzung würde man dann 293,0)( bSchraubeE ges µ⋅= erhalten.
Daraus folgt in erster Näherung:
2bEges µ∝
1...5,02 ≈⋅= kbkE ges µ
Die Selbstenergie der Versetzung hat eine quadratische Abhängigkeit vom
zugehörigen Burgers-Vektor.
Aus der Proportionalität der Energie zum Quadrat des Burgers-Vektors folgen weitere
wichtige Eigenschaften. Die Energie ist minimal bei minimalem Betragsquadrat des
Burgers-Vektors. In der Diamantstruktur ist br
= 0112a mit einem Betrag von
22440
22
22 abEaaabbbb ges µµ =∝⇒=
++=•==
rrr
der kürzeste Gittervektor. In der Tat ist das der Burgers-Vektor der fast immer in der
Diamantstruktur beobachtet wird [Hul92].
66
Versetzungen haben immer den kleinstmöglichen Burgers-Vektor, sonst würde eine
Aufspaltung erfolgen. Ließe sich der Burgers-Vektor als Linearkombination zweier
kleinerer Burgers-Vektoren darstellen 210 bbbrrr
+= , so wäre das Quadrat des Burgers-
Vektors nach: ( ) 22
21
2221
21
2
212
0 2 bbbbbbbbbrrrrrrrrr
+>+⋅+=+= größer als jenes der
kleineren Burgers-Vektoren. Da die Energie proportional zum Betragsquadrat des
Burgers-Vektors ist, wird die Aufspaltung in kleinere Burgers-Vektoren begünstigt.
Für die elastische Verspannungsenergie einer Stufenversetzung gilt:
)(1
1ln41
1)S(0
2
SchraubeErRb
tufeE elel νπµ
ν −=
−
=
Als Resultat für die Energie ergibt sich also derselbe Term wie für eine
Schraubenversetzung, ergänzt um den Vorfaktor ν−1
1 .
Da 11
1daßfolgtist,10 >−
<<ν
ν ist, womit
)()(1
1)( SchraubeESchraubeEStufeE elelel >−
=ν
.
Die Linienenergie einer Stufenversetzung ist also immer größer, als die einer
Schraubenversetzung. Da die Energieminimierung begünstigt ist, wird das System
dazu tendieren, einen möglichst hohen Anteil von Schraubenkomponenten
einzubauen. Weil Schraubenversetzungen jedoch keine Gitterfehlanpassung abbauen
können, ist die Kombination aus Schrauben- und Stufenversetzung energetisch am
günstigsten. Daraus folgt, daß gemischte Versetzungen in fcc-Kristallen eine wichtige
Rolle spielen.
Da die Energie der Versetzungslänge proportional ist und das Prinzip der
Energieminimierung gilt, wird eine Versetzung stets dazu tendieren als gerade Linie
zu verlaufen.
67
5.5 Geometrie der Versetzungen amheteroepitaktischen Interface
Die Orientierung von zwei der vier 111-Gleitebenen relativ zum (100)-Interface ist
in Abb. 5.8 dargestellt. Zudem zeigt die Skizze die Orientierung der möglichen
a/2 110 -Versetzungen. Für eine Gleitebene existieren jeweils drei Burgers-Vektoren,
z.B. existieren für die ( )111 -Ebene, wie skizziert, zwei 60°-Versetzungen
[ ]1012/abgemischt =r
und [ ]1102/abgemischt =r
. Wie bereits erwähnt beziehen sich diese
60° auf den Winkel zwischen Burgers-Vektor und Versetzungslinie. Die 60°-
Versetzung ist also eine gemischte Versetzung, die sich aus einer Stufen- und
Schraubenversetzung zusammensetzt.
u x
_
(111)
(100)
Si
GeSi
FadenSegmente
[010][001]
[100]
_ _[011]
Gitterfehlanpassungs- Segment
u y
60 °
60°
1/2 [101]
60°1/2 [110]
_ _1/2 [011] 90°
αu´y
u´x
Versetz-ungslinie
t
_(111)
Abbildung 5.8 Geometrische Anordnung der Gleitebenen und der Versetzungen
einer (100)-Grenzfläche. Der Burgers-Vektor der Stufenversetzung [ ]1102/1 liegt in
der (100)-Ebene. Die beiden 60°-Versetzungen [ ]1102/1 und [ ]1012/1 liegen in der
( )111 -Gleitebene. Skizziert sind zwei der vier Gleitebenen, die beiden anderen
liegen orthogonal zu diesen (Abb. 5.14). Zudem ist die Geometrie einer
Gitterfehlanpassungsversetzung mit Fadensegmenten an den Rändern dargestellt,
welche die Versetzung mit der Probenoberfläche verbinden. Die 60°-Versetzungen
[ ]1102/1 und [ ]1012/1 liegen in der ( )111 -Gleitebene, können also ihre Form durch
Gleitprozesse ändern.
68
Dabei bauen die Komponenten der Versetzungen in einer Ebene, die senkrecht zumInterface stehen, keine Verspannung ab [Hul92]. Das trifft insbesondere für alleSchraubenversetzungskomponenten zu. Für die Projektion des Burgers-Vektors in die
(100)-Interfaceebene ergibt sich aus 5,0)60(cos =° , daß die 60°-Versetzung nur einen
Anteil von 50 % besitzt, welcher Verspannung durch Gitterfehlanpassung abbaut, dieStufenversetzungskomponente. Die Versetzung kann nicht im Innern des Kristallsenden, sondern nur an der Oberfläche, einem Versetzungsknoten oder einerKorngrenze. Ist die Defektdichte relativ gering, so ist die Wechselwirkung mit eineranderen Versetzung unwahrscheinlich und die Versetzung endet an der nächstenfreien Oberfläche [Hul92]. Dies geschieht (wie in Abb. 5.8 skizziert) durch eineFadenversetzung welche die Gitterfehlanpassungsversetzung mit der Oberflächeverbindet. Hat die Gitterfehlanpassungsversetzung den Rand des Kristalls erreicht, soverschwindet das Fadensegment.
Der Burgers-Vektor [ ]1102/abStufe =r
, welcher in der Interfaceebene liegt, trägt zu
100 % zum Abbau der Gitterfehlanpassung bei. Er ist der Burgers-Vektor einer 90°-Versetzung oder gleichbedeutend einer Stufenversetzung. Dieser Burgers-Vektor liegtin keiner Gleitebene und kann deshalb nicht durch Gleitprozesse wandern, sondernnur durch Kletterprozesse [Hul92]. Das Klettern erfordert einen höherenEnergieaufwand als das Gleiten einer Versetzung. Obwohl diese reinenStufenversetzungen effektiver im Abbau von Verspannungen sind, spielen sie keinebedeutende Rolle beim Verspannungsabbau, da sie nur durch Klettern gebildet werdenkönnen und dieses durch eine hohe Aktivierungsenergie behindert wird [Spr97]. Beider Verspannungsrelaxation dominieren deshalb die 60°-Versetzungen. Aus diesemGrunde konzentriert sich die nachfolgende Diskussion auf diese gemischtenVersetzungen. Bei diesen Versetzungen ergibt sich eine Verschiebung der Atomesenkrecht zur Oberfläche in Form einer Gleitstufe [Spr97]. In Abbildung 5.9 ist dieEntstehung und das Gleiten einer Stufenversetzung dargestellt. Die Ausgangssituation,links in Abb. 5.9, bildet ein versetzungsfreier Kristall. Durch die Bildung einerVersetzung wird eine Gleitstufe an der Oberfläche hervorgerufen, sowie eineVerzerrung an der Oberfläche. Beim Gleiten der Versetzung in den Kristall werdendie benachbarten Atome entlang der Gleitebene verschoben. Die Gleitrichtung istparallel zum Burgers-Vektor der Versetzung. Die Bewegung einer Versetzung entlangeiner Gleitebene erzeugt eine Gleitstufe an der Oberfläche, deren Größe durch denBurgers-Vektor gegeben ist [Hul84].
69
Abbildung 5.9 Durch das Gleiten einer Versetzung entlang der Gleitebene ergibt sich eine Gleitstufe
an der Oberfläche, deren Dimension gleich dem Betrag des Burgers-Vektors ist. Skizze aus [Hul84].
5.5.1 Oberflächendeformationen durch Versetzungen
Bislang wurde diskutiert, wie die Verhältnisse an der Phasengrenze zwischen Si und
SiGe sind. Für die Untersuchung des Einflusses der Versetzungen auf Nukleation und
Wachstum sind die geometrischen und elastischen Verhältnisse an der
Probenoberfläche von großer Bedeutung.
Insbesondere stellen sich folgende Fragen:
• Wie wird die Probenoberfläche aufgrund der Versetzungen vertikal deformiert?
• Ergeben sich verspannte und unverspannte Bereiche in lateraler Richtung?
• Läßt sich die Nukleation dadurch steuern?
Im folgenden werden die theoretisch erwarteten Auslenkungen berechnet, um sie im
Anschluß mit den experimentellen Befunden zu vergleichen. Aus diesem Vergleich
ergeben sich wichtige Informationen über die Lage der Versetzungen und den Einfluß
auf die Morphologie, Verspannung und Nukleation.
Die Auslenkung eines Punktes in einem verspannten Körper aus seiner Position in
einem nicht verspannten Körper wird durch den Vektor ],,[ zuyuxuu =r repräsentiert.
Die Komponenten zyx uuu ,, sind die Projektionen von ur auf die jeweiligen Achsen,
70
wie in Abb. 5.10 für eine Stufenversetzung skizziert. Bei einer Stufenversetzung mit
der Versetzungslinie tr
parallel zur z-Achse ist die z- Komponente uz = 0.
Abbildung 5.10 Skizze einer Stufenversetzung und Orientierung des Vektors ],,[ zuyuxuu =r nach
Hirth und Lothe [Hir82].
Nach Nabarro, Hirth und Lothe, sowie nach Landau Lifschitz, hat der Vektor ur für
den isotropen Fall folgende Form [Nab67, Hir82, Lan91]:
An der Grenzfläche des Kristalls zum Vakuum fehlt ein Teil der Rückstellkräfte, die
im Kristall vorhanden sind. Bei der Beschreibung von Oberflächendeformationen, die
durch lokale Verspannungsfelder hervorgerufen werden, muß die Relaxation der
Oberfläche zusätzlich zu den Deformationen in einem unendlichen Kristall,
berücksichtigt werden. Das Verspannungsfeld an der Oberfläche unterscheidet sich
von jenem in einem unendlichen Kristall dadurch, daß an der Oberfläche keine Kräfte
senkrecht zur Oberfläche existieren, die einer Oberflächendeformation
entgegenwirken [Spr96]. Positioniert man eine virtuelle gespiegelte Versetzung mit
entgegengesetztem Burgers-Vektor über der Oberfläche, so kann die Randbedingung
einer freien Oberfläche ohne Verspannung senkrecht zur Oberfläche erfüllt werden
[Spr96, Kum00]. Aus diesen Betrachtungen ergibt sich, daß die Amplitude der
uxuy t
x
z
y
b Versetzungslinie
+−−
+−−−
−
+−
=
=
0
22
2
11
42
22ln
121
8
arctan2221
14
yx
yb
b
yxb
yxb
yx
yxb
zuyuxu
uνπν
νπ
πνπ
r
71
Deformation an der Oberfläche den doppelten Wert des Falles in einem unendlichen
Kristalls hat [Hir82, Lut95]. Die verdoppelte Amplitude wird durch den Faktor 2 bei
der Berechnung der Oberflächenauslenkung Oberflächeur berücksichtigt.
Wie bereits diskutiert, setzt sich eine 60°-Versetzung aus einer Stufenversetzungs-
und einer Schraubenversetzungskomponente zusammen. Eine Schraubenversetzung
ist dadurch charakterisiert, daß ihr Burgers-Vektor parallel zur Versetzungslinie liegt.
Wie in Abb. 5.8 zu sehen, liegt die Versetzungslinie in der (100)-Ebene und somit
auch der Burgers-Vektor der Schraubenversetzungskomponente der 60°-Versetzung.
Da ihr Burgers-Vektors in der Ebene liegt, verursacht dieser nur Auslenkungen in der
Ebene, leistet jedoch keinen Beitrag zur Oberflächenauslenkung senkrecht zur
(100)-Ebene [Lut95, Spr96].
Analog zur Vorgehensweise von M. A. Lutz, R. M. Feenstra et al. [Lut95] läßt sich
der Ausdruck deutlich vereinfachen, wenn man einen inkompressiblen isotropen
Festkörper betrachtet, mit einer Poissonzahl von 21=ν .
+−
−
+
=
⋅=
0
22
2
arctan22
2yx
yb
yxb
yx
yxb
zuyuxu
uOberflächeπ
ππr
Die Auslenkung ur wurde von Nabarro, Hirth und Lothe, sowie Landau Lifschitz für
den Fall angegeben, daß der Burgers-Vektor in der Oberflächenebene liegt. In dieser
Arbeit wurden 100-Oberflächen untersucht, die Versetzungen lagen jedoch in den
111-Ebenen. Um die Oberflächendeformation in der 100-Ebene zu erhalten,
müssen der Vektor ur und seine Argumente einer Koordinatentransformation
unterzogen werden.
Wie in Abbildung 5.8 dargestellt, schließt die ( )100 und die ( )111 -Ebene einen
Winkel von
=Φ3
1arccos ein.
72
Die Drehung der Koordinaten x, y um diesen Winkel nach x´, y´ ergibt sich durch
Multiplikation des Vektors im Ausgangskoordinatensystem mit der Drehmatrix D:
vDv rr ⋅=′ mit
=
ΦΦ−ΦΦ
=
′′
=′yx
vDyx
v rr ,cossinsincos
,
Φ⋅+Φ⋅−Φ⋅+Φ⋅
=
•
ΦΦ−ΦΦ
=
′′
cossinsincos
cossinsincos
yxyx
yx
yx
Setzt man den Wert für den Winkel
=Φ3
1arccos ein: so erhält man:
Die transformierten Koordinaten yx ′′, werden in Gleichung für ur eingesetzt, und es
ergibt sich für ( )( )( )
′′′′
=′′0
,,
, yxuyxu
yxu y
xr :
( )
( )
⋅+⋅−
⋅+⋅−
⋅+⋅−+
⋅+⋅
⋅+⋅−
⋅+⋅
=′′
′′
−′+′
′′=′′
31
32
32
31
arctan
31
32
32
31
31
32
32
31
,
arctan,
22
22
yx
yxb
yxyx
yxyxbyxu
yxb
yxyxbyxu
x
x
ππ
ππ
und
( ) 22
2
,yx
ybyxuy ′+′′
−=′′π
⋅+⋅−
⋅+⋅=
′′
31
32
32
31
yx
yx
yx
73
( ) 22
2
31
32
32
31
31
32
,
⋅+⋅−+
⋅+⋅
⋅+⋅−
−=′′
yxyx
yxbyxuy π
Nun muß der Vektor ( )( )( )
′′′′
=′′0
,,
, yxuyxu
yxu y
xr in das neue Koordinatensystem
transformiert werden und man erhält die Komponenten von ( )( )( )
′′′′′′
=′′′0
,,
, yxuyxu
yxu y
xr ,
wie in Abb. 5.8 dargestellt, aus der Transformation um den Winkel
=Φ3
1arccos :
( ) ( )
( ) ( )
⋅′′+⋅′′−
⋅′′+⋅′′=
′′
31,
32,
32,
31,
yxuyxu
yxuyxu
uu
yx
yx
y
x
Setzt man die bereits berechneten Ergebnisse für ( ) ( )yxuyxu yx ′′′′ ,und, ein, so
erhält man für die Deformation in der (100)-Ebene, wenn man einen inkompressiblen
isotropen Festkörper betrachtet, mit einer Poissonzahl von 21=ν betrachtet:
( )
31
2
31
32
2
32
31
2
31
32
32
31
32
32
31
arctan2
31
32
2
32
31
31
32
32
31
,
⋅
⋅+⋅−+⋅+⋅
⋅+⋅−′
−
⋅⋅+⋅−
⋅+⋅′
−
⋅+⋅−+⋅+⋅
⋅+⋅−⋅+⋅′
−=′′′
yxyx
yxb
yx
yxb
yxyx
yxyxb
yxyu
π
ππ
74
Dieser komplizierte Ausdruck läßt sich vereinfachen zu:
( )( )
22
222
22arctan
232,
yx
yxyx
yxyyx
yxu by +
+⋅
+⋅−⋅++−
=′′′ ′π
.
b
b
b
_(11
1)b
(100)
Stufe
b
Schraub
e
b/ 2
b/ 2
a
Versetz-
ungslin
iet
Abbildung 5.11 Der Burgers-Vektor der 60°-Versetzung setzt sich aus einer Schrauben- und einer
Stufenversetzungskomponente zusammen. Die Stufenversetzungskomponente setzt sich aus einer
parallelen und einer senkrechten Komponente zusammen.
Eine 60°-Versetzung setzt sich aus einer Stufenversetzungs- und einer
Schraubenversetzungskomponente zusammen. Da der Burgers-Vektors der
Schraubenversetzungskomponente in der Ebene liegt, verursacht er nur Auslenkungen
in der Ebene, leistet jedoch keinen Beitrag zur Oberflächenauslenkung senkrecht zur
(100)-Ebene [Lut95, Spr96]. Der Burgers-Vektor der Stufenversetzung beträgt, wie
aus den geometrischen Betrachtungen in Abb. 5.11 zu sehen bbStufe ⋅=23 [And02]
und damit beträgt bbb Stufe 23´ == .
Aus der Formel für ( )yxuy ′′′ , erhält man eine Deformation der Oberfläche in der
(100)-Ebene, wie in Abb. 5.12 für unterschiedlich dicke Deckschichten dargestellt.
Dabei ist die maximale vertikale Auslenkung für alle Schichtdicken y´ dieselbe und
gleich dem Burgers-Vektor. Die Breite und Form der Funktion ändern sich jedoch in
Abhängigkeit von der Schichtdicke. Die mittlere Halbwertsbreite wächst mit
zunehmender Schichtdicke, d.h. je größer die Schichtdicke, desto breiter der
Kurvenverlauf.
bbb
bb
bbbb
bb
Stufe 233
cos´
212tan
2
arccosarccos
||
||
||||
||
3
1
001
,111
=⋅===
=⋅=⋅=
=
=
=
⊥
Φ=
α
α
α
rr
rr
r
75
-5000 0 5000
-1,5
-1,0
-0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
1100 Å
550 Å
275 Å
275 Å 550 Å 1100 Å
x´
Schi
chtd
icke
y´
u´y(x
´,y´)
Abbildung 5.12 Darstellung der Oberflächendeformation in Abhängigkeit von der Schichtdicke y, in
der (100)-Ebene als Resultat einer Gitterfehlanpassungs-versetzung in der (111)-Gleitebene. Die
Amplitude ist unabhängig von der Schichtdicke und gleich dem Burgers-Vektor.
Das Argument des Arcustangens hat im Nenner einen Nulldurchgang für 20yx = .
Die anderen Terme fallen im Limes weg und damit erhält man für x gegen x0:
( )[ ] .22222
lim,lim2
2arctan
32
00
⊥→→ ±=±=
±⋅=
=′′′
+⋅−
⋅+′ bbbyxuyx
yxbxxyxx
πππ
Somit erhält man für den Arcustangens 2π+ als Grenzwert bei der Annäherung von
Werten x<x0 und 2π− bei Annäherung von Werten x>x0 .
Mit 2
ab = folgt daraus, daß ( )[ ]422
,lim0
abyxu yxx ±=±=′′′→ .
Die Oberflächenauslenkung yu′ ist das Resultat einer einzelnen 60°-Versetzung, mit
einem Burgers-Vektor a/2 110 an der Grenzfläche zwischen SiGe und Si(100).
Damit ergibt sich für eine 1100 Å dicke SiGe-Schicht die in Abb. 5.13 dargestellte
Deformation an der (100)-Oberfläche. Die Höhe der entstehenden Gleitstufe ist gleich
der halben Ge-Gitterkonstante a/2=2,82 Å. Damit ist die Höhe der Gleitstufe etwa
gleich der doppelten atomaren Stufenhöhe auf der Si(100)-Oberfläche. Die
gestrichelten Pfeile markieren die mittlere Halbwertsbreite der elastischen
76
Verformung oberhalb der Versetzung, diese beträgt 778 Å. Das ist die Distanz
zwischen dem Wendepunkt der Kurve, welcher senkrecht über der Versetzung liegt
und der Gleitstufe. Die Versetzung liegt in der ( )111 -Ebene und damit unter einem
Winkel α=54,7° relativ zur (100)-Ebene (Abb. 5.13, 5.14). Die Gleitstufe hat eine
Verdehnung in vertikaler Richtung zur Folge. Im Wendepunkt der Kurve ist die
Steigung und damit die Dehnung maximal. Diese Verdehnung in vertikaler Richtung
und die damit verbundene Variation der Gitterkonstante in horizontaler Richtung
könnte einen Einfluß auf nachfolgend aufgedampfte Si- oder Ge-Schichten haben. Mit
jeder Versetzung ist eine Stufe an der Oberfläche verbunden, da die Versetzungen
durch Gleiten in der ( )111 -Ebene entstehen. Wäre die untersuchte Oberfläche eine
Gleitebene, z.B. die ( )111 -Ebene, so wäre keine Stufe an der Oberfläche zu
beobachten [Lut95].
Abbildung 5.13 Räumliche Darstellung der Oberflächendeformation in der (100)-Ebene aufgrund
einer 60°-Versetzung am Interface. Das Funktionsdiagramm von ( )xyu ′′ wurde für eine
Schichtdicke y´ von 1100 Å berechnet. Die Höhe der Auslenkung yu ′ beträgt 2,82 Å. Die
gestrichelten Pfeile markieren die mittlere Halbwertsbreite der elastischen Verformung oberhalb der
Versetzung, diese beträgt 778 Å. Der schräge Pfeil ist parallel zu den in Abbildung 5.14 skizzierten
Vektoren itr
der Versetzungslinien.
Schicht-dicke y´=const.ti
x´
u´y(x´,y´=1100Å)
α
77
Die räumliche Anordnung der vier 111-Gleitebenen ist in Abb. 5.14 dargestellt.
Sowohl die Schnitte der Gleitebenen mit dem Interface, als auch mit der Oberfläche,
ergeben jeweils eine rechtwinklige Masche. Da die 60°-Versetzungen stets in einer
solchen Gleitebene liegen, sind auch die daraus resultierenden Oberflächen-
deformationen rechtwinklig angeordnet. An der Oberfläche ergibt sich durch diese
Gleitstufen eine kreuzförmig schraffierte Struktur. In der englischsprachigen Literatur
trägt diese Struktur den Namen Crosshatch-Pattern. Die Oberflächendeformation ist
so orientiert, daß die y´-Achse aus Abb. 5.13 jeweils parallel zu den dicken
Schnittgeraden aus Abb. 5.14 liegt.
_(111)
_
(111)
(100) SiGeSi
(111) _(111)
Versetz-ungslinien
Versetz-ungslinien
GleitstufeGleitstufe
ti
ti
Abbildung 5.14 Darstellung der räumlichen Anordnung der 111-Gleitebenen und der Schnitte mit
dem Interface und der Oberfläche. Die Schnittgeraden benachbarter Gleitebenen, dargestellt als dicke
schwarze Linien, stehen senkrecht zueinander.
α
78
5.6 Kristallstruktur und spezielle Struktur derSiGe-Proben
Die verwendeten SiGe-Substrate besitzen eine Sandwichstruktur, wie in Abbildung
5.15 dargestellt. Die Basis bildet ein p+-dotiertes Si(100)-Substrat. Um eine möglichst
saubere und plane Oberfläche zu erhalten, befindet sich darauf eine 1000 Å dicke Si-
Pufferschicht. Bei einer Temperatur von 800 °C wurde darauf eine 1100 Å dicke
SiGe-Schicht mit konstantem Anteil von 85 % Si und 15 % Ge aufgedampft. Als
Deckschicht folgt eine 80 Å dicke Si-Schicht. An Luft oxidiert diese bis zu einer Tiefe
von ca. 20 Å.
Mit einer Schichtdicke von 1100 Å und einem Ge-Gehalt von 15 % liegt die SiGe-
Schicht, wie aus Abbildung 5.3 zu ersehen, deutlich über der von Matthews und
Blakeslee prognostizierten kritischen Schichtdicke im metastabilen pseudomorphen
Bereich. Es bildet sich ein Versetzungsnetzwerk am Interface, welches Gleitstufen an
der Oberfläche zur Folge hat. Im Folgenden wird untersucht welche Auswirkungen
die Gleitstufen auf die Oberflächenmorphologie und das Wachstumsverhalten von Ge
hat. Insbesondere wird untersucht, ob sich durch diese Substrate ein geordnetes
Wachstum erzielen läßt.
60
1100
1000
p-Si(100)-Substrat
Si 0.85Ge 0.15
Å
Å
ÅÅi-Si
SiO2
20
i-Si(100)
Abbildung 5.15 Sandwichstruktur des Si0,85Ge0,15-Schichtsystems. Auf einem p+-dotierten Si(100)-
Substrat befindet sich eine 1000 Å dicke Schicht intrinsisches Si. Darauf wurde eine 1000 Å
Si0,85Ge0,15-Schicht aufgedampft und diese mit einer 80 Å dicken Deckschicht aus Si versehen. Da
diese an Luft oxidiert, ergibt sich als Abschluß eine ca. 20 Å SiO2 Schicht.
79
5.7 Oberflächenmorphologie relaxierter SiGe-Schichten
Die SiGe-Proben wurden uns von Y. H. Xie (Bell Labs) zur Verfügung gestellt. Da
die Proben beim Transport Umgebungsbedingungen ausgesetzt waren, mußten sie im
UHV gereinigt werden. Vor der Untersuchung mit dem RTM wurden die Proben auf
Temperaturen von 870 °C bis 900 °C geheizt, um leichtflüchtige Oberflächen-
kontaminationen zu desorbieren. Abbildung 5.15 zeigt eine Probe unmittelbar nach
dieser Temperaturbehandlung bei 870 °C. Die Versetzungen an der Grenzfläche
zwischen der SiGe-Schicht und der Si(100)-Oberfläche (Abb. 5.14) ergeben ein
Versetzungsnetzwerk. Wie bereits diskutiert ergibt sich als Folge dieses
Versetzungsnetzwerkes am vergrabenen Interface eine Deformation der Oberfläche in
Form von Gleitstufen. Die durch die Gleitstufen hervorgerufen Linien in Abb. 5.14
und 5.16, stehen senkrecht aufeinander.
Abbildung 5.16 4 µm × 4 µm Abbildung der Probenoberfläche mit dem Rastertunnelmikroskop
unmittelbar nach der Temperaturbehandlung für 90 s bei 870 °C. Die Oberfläche zeigt ein kreuz-
förmiges durch die Gleitstufen bedingtes Muster, das sogenannte Crosshatch-Patterns.
Würde man mit einem Rasterelektronenmikroskop (SEM) oder Rasterkraftmikroskop
(AFM) einen Bereich von einigen 100 µm betrachten, so würde erkennbar, daß diese
Linien ein schachbrettförmiges Muster bilden. Y. H. Xie, der uns diese Proben zur
Verfügung gestellt hat, hat dies an Proben mit identischem Aufbau demonstriert
80
[Fir92, Xie97]. In der englischsprachigen Literatur trägt diese Struktur den Namen
Crosshatch-Pattern. Die Abweichung der Linien von Geraden ist durch das
nichtlineare Verhalten der Piezos bei großem Rasterbereich bedingt. Die
Untersuchung des Crosshatch-Patterns mit einem SEM oder AFM hat gegenüber dem
RTM zwei große Vorteile. Einen größeren Abbildungsbereich und eine
vernachlässigbare Nichtlinearität. Der entscheidende Beitrag, den nur das RTM liefern
kann, ist die hohe vertikale Auflösung. Erst diese macht es möglich zu klären, welche
Form und Höhe die Gleitstufen haben. Die Oberfläche ist gemessen an dem
Rasterbereich sehr plan, nur die Gleitstufen, hervorgerufen durch Versetzungen am
Interface, sorgen für Erhebungen im Bereich von einigen Ångström.
0 10000 20000 30000-10
-5
0
5
10
zHö
he/Å
ngst
röm
x Distanz/Ångström
Abbildung 5.17 Abbildung eines 4,2 µm × 4,2 µm großen Bildausschnittes mit eingeblendetem
Linienprofil. Das Linienprofil zeigt die Deformationen der Oberfläche aufgrund der unterliegenden
Versetzungen.
Das Höhenprofil dieser Linien ist in Abbildung 5.17 dargestellt. Um das Signal –
Rauschverhältnis zu verbessern wurde das Linienprofil durch Summation über
mehrere parallele Einzelprofile erstellt. Die Rasterrichtung wurde soweit gedreht, daß
die Linien möglichst senkrecht zur Rasterrichtung standen. Die Justage ist auch der
Grund weshalb ein kleiner heller Ausschnitt in der Bildmitte von Abb. 5.17 zu sehen
ist. Da bei der Temperatur von 900 °C die Oxiddesorption erst langsam beginnt, ist die
Oberfläche noch zum größten Teil mit Oxid bedeckt. Da die Oberfläche mit
amorphem SiO2 bedeckt ist, sind keine atomaren Stufen zu beobachten.
81
Die Abbildung mit dem Rastertunnelmikroskop ist nicht mehr zerstörungsfrei, es
ergibt sich eine Oberflächenmodifikation. Die Versetzungsstufen parallel zur
Rasterrichtung sind bei dieser Orientierung der Probe nur schlecht zu beobachten.
Das Oberflächenprofil der gesamten abgebildeten Probenoberfläche von Abb. 5.17 ist
in Abb. 5.18 dargestellt. Dazu wurden die parallelen Linienprofile in einer Breite von
jeweils 4200 Å aufsummiert und als ein gemitteltes Linienprofil dargestellt. Die
Linienprofile sind nahezu identisch über die gesamte y-Ausdehnung des Bildes. Somit
zeigt sich, daß die versetzungsbedingten Oberflächendeformationen eine sehr
regelmäßige Struktur besitzen.
Abbildung 5.18 Messung der Linienprofile über die gesamte Bildfläche der Abb. 5.17. Beachtlich ist
die große Übereinstimmung zwischen den einzelnen Linienprofilen. Die einzige deutliche
Abweichung im vierten Profil von unten ist bedingt durch die in der Abbildung 5.17 zu sehende
Vertiefung mit weißer Erhebung im Zentrum.
Ausgangspunkt der Theorie war die Annahme einer oder mehrerer 60°-Versetzungen
an der Grenzfläche zwischen Film und Substrat. Aus der theoretischen Betrachtung
ergibt sich eine Deformation der Oberfläche wie in Abb. 5.13 dargestellt.
0 10000 20000 30000
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Z H
öhe/
Ångs
tröm
X Distanz/Ångström
82
Vergleicht man die experimentell gemessenen Linienprofile aus Abb. 5.18 mit den
theoretisch berechneten, so ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung in Form und
Amplitude. In Abb. 5.19 sind die hellgrauen theoretisch ermittelten Werte über das
schwarze experimentelle Linienprofil gelegt. Die Linienprofile mit einer Amplitude
von 2,82 Å lassen sich durch eine 60°-Versetzung am Interface erklären. Die
Deformationen mit 5,64 Å Auslenkung, also zweifacher Amplitude sind das Resultat
zweier aufgestapelter 60°-Versetzungen, die in derselben Gleitebene liegen. Diese
Beobachtung zeigt, daß eine Quantisierung der Höhe der versetzungsbedingten
Gleitstufen vorliegt. Die Höhe der Gleitstufen ist gleich dem doppelten bzw.
vierfachen der atomaren Stufenhöhe der Si (100).
Die Versetzungen in x- oder y-Richtung (dabei bezeichnen diese Richtungen eine
Ausrichtung der Probe, bei der x und y parallel zu einer Stufenkante sind) können
jeweils in jeder der beiden zueinander senkrecht stehenden Gleitebenen liegen.
Deshalb ergeben sich Stufen sowohl positiv als auch negativ relativ zur
Rasterrichtung, wie in Abb. 5.19 zu sehen.
0 10000 20000 30000-10
-5
0
5
10
Höh
e Z/
Ångs
tröm
Distanz X/Ångström
Abbildung 5.19 Vergleich des experimentellen schwarzen Linienprofils mit den grauen theoretisch
errechneten Oberflächenauslenkungen als Resultat einfacher und zweifacher 60°-Versetzungen am
Interface. Die experimentellen Befunde stehen in Amplitude und Form in guter Übereinstimmung mit
den theoretisch berechneten Werten für die Auslenkung u´ in der (100)-Ebene. Damit zeigt sich, daß
eine Quantisierung der Gleitstufenhöhe vorliegt, die Höhe der Gleitstufen ist gleich dem doppelten
bzw. vierfachen der atomaren Stufenhöhe der Si (100).
83
Würden die Versetzungen nicht am Interface liegen, sondern darüber, so müßte die
experimentell beobachtete Halbwertsbreite der elastischen Verformung oberhalb der
Versetzung geringer sein. In Abb. 5.20 wird die experimentell beobachtete
Halbwertsbreite mit den theoretischen Berechnungen für eine Versetzung unterhalb
des Interface bei 2200 Å. bzw. am Interface bei 1100 Å, sowie in einem Abstand von
der Oberfläche von 550 Å bzw. 275 Å verglichen. Die Linienprofile sind so
angeordnet, daß die Punkte maximaler Steigung, die Wendepunkte der Kurven auf
einer Geraden liegen (gestrichelte Linie in Abb. 5.20). Die Wendepunkte liegen
senkrecht über dem Kern der Versetzung.
0 3000 6000 9000 120-6
-4
-2
0
2
4
6
8
10
Z H
öhe/
Ångs
tröm
X Distanz/ÅngströmAbbildung 5.20 Vergleich der experimentell beobachteten Oberflächenauslenkung mit den
theoretischen Vorhersagen für eine Versetzung in einer Tiefe von 275 Å, 550 Å, 1100 Å und 2200 Å.
Die beste Übereinstimmung zwischen Theorie und Experiment ergibt sich für eine Lage der
Versetzung am Interface bei 1100 Å. Die gestrichelten Linien markieren die Lage der Wendepunkte
der Kurven bzw. des jeweiligen Kerns der Versetzungen.
Versetzung in 275 ÅTiefe
Versetzung in 550 ÅTiefe
Versetzung in 1100 ÅTiefe
84
Würden die Versetzungen nicht am Interface beginnen, sondern bereits im Substrat so
wäre die Halbwertsbreite größer als experimentell beobachtet, wie unten in Abb. 5.20
zu sehen. Die beste Übereinstimmung der mittleren Halbwertsbreite mit den
theoretischen Berechnungen ergibt sich für eine Schichtdicke von 1100 Å. Der
Unterschied zwischen dem senkrecht abfallenden theoretischen Verlauf und dem
schrägen Abfall der mit dem RTM gemessenen wurde, ist meßtechnisch bedingt.
Dabei spielt die RTM-Spitze und die Trägheit der Regelung eine entscheidende Rolle.
Somit wurde experimentell gezeigt, daß sich die 60°-Versetzungen tatsächlich am
Interface befinden. Dieser Befund wird von TEM-Untersuchungen bestätigt, die Lutz,
Feenstra, LeGoues, Mooney und Chu durchgeführt haben [Lut95].
Ermittelt man aus Abb. 5.19 die Versetzungsdichte, so ergibt sich ein Wert von etwa
mx
xxGeSi µρ 134)15,0(
1≈=
−.
Der theoretische Wert für die Dichte der Gitterfehlanpassungsversetzungen für eine
vollständig relaxierte Schicht beträgt:
λεερcos⋅
==bbeff
[Ves00, And02].
Die Versetzungsdichte ist also proportional zur Gitterfehlanpassung ε.
Dabei bezeichnet λcos⋅= bbeff den effektiven Burgers-Vektor, mit dem Winkel λ
zwischen dem Burgers-Vektor und der Normalen auf der Heterogrenzfläche.
Somit ergibt sich für einen Ge-Gehalt von x:
menVersetzungx
bxx
xxGeSi µλερ 149cos
)15,0(1
⋅=⋅
==−
Die Versetzungsdichte nimmt also linear mit wachsendem Ge-Gehalt zu.
85
Eine komplett relaxierte Schicht, die zu 100 % aus Ge besteht, sollte eine
Versetzungsdichte von haben.149111 m
enVersetzungGeSi µ
ρ =−
Bei einem Ge-Gehalt von 15 % liegt die Versetzungsdichte bei vollständiger
Relaxation bei:
menVersetzungx
xxGeSi µρ 22)15,0(
1==
−.
Damit liegt der experimentelle Befund in derselben Größenordnung wie der
theoretische. Eigentlich würde man erwarten, daß der experimentelle Wert etwas unter
dem theoretischen liegt, da häufig nicht alle Versetzungen relaxieren. Die
experimentelle Versetzungsdichte kann nur eine Abschätzung sein, wegen der
geringen Statistik. In Abbildung 5.16 ist zu sehen, daß zwischen den eng benachbarten
Versetzungen große versetzungsfreie Bereiche liegen, während zur Vermessung in
Abb. 5.18 ein Ausschnitt gewählt wurde, in dem gebündelte Versetzungen
dominieren. Für eine bessere Statistik und damit eine geringere Abweichung wäre
eine deutlich größere Fläche notwendig. Dafür wäre jedoch ein Elektronenmikroskop
besser geeignet als ein Tunnelmikroskop.
86
87
6 SiGe-Probenpräparation – atomare Prozessebei der Oxiddesorption
Unsere MBE-Anlage ist für die präzise Herstellung dünner Filme im Bereich von
Submonolagen bis zu einigen Monolagen ausgelegt, dafür sind geringe
Aufdampfraten notwendig. Umgekehrt ergibt sich daraus, daß die Verdampfer nicht
für die Herstellung sehr dicker Schichten ausgelegt sind. Um den Einfluß von
Versetzungsnetzwerken auf die Ordnung bei der Nukleation zu untersuchen, wurden
SiGe-Heterostrukturen verwendet, die uns von Y. H. Xie [Xie97] zur Verfügung
gestellt wurden. Diese Kombination ist optimal, sie verknüpft die Vorzüge der SiGe-
Schichtherstellung in einer großen MBE-Anlage mit den Vorteilen einer kleinen
MBE-Anlage welche die präzise Herstellung weniger Monolagen dicker Filme
ermöglicht.
Da die Proben beim Transport der Umgebungsluft ausgesetzt waren, mußten sie
gereinigt und von der Oxidschicht befreit werden. Die Methode der thermischen
Desorption bei 1230 °C, die sehr gute Resultate für reine Si-Proben liefert, kann bei
SiGe-Schichtsystemen nicht angewandt werden, da die Heterostruktur durch Ge-
Interdiffusion zerstört wird. In RBS-Messungen hat Holländer die Ge-
Diffusionsgeschwindigkeit bei 800 °C zu 2 ML/h bestimmt [Hol91]. Bei 900 °C ist
die Geschwindigkeit 40 mal größer und beträgt bereits 1,4 ML/min [Hol91]. Deshalb
wurden alternative Methoden zur Probenreinigung bei Temperaturen unter 900 °C
untersucht und diese werden im folgenden diskutiert.
6.1 Reinigungsmethoden ex situ
6.1.1 UVO-ReinigungDie UVO-Reinigung [Tab82, Ish86] erfolgt in einem kommerziellen Gerät. Die
Proben werden von einer UV-Lampe bestrahlt, während Sauerstoff über die Probe
strömt. Durch die UV-Strahlung bilden sich Ozon und freie Sauerstoffradikale. Diese
sind sehr reaktiv und reagieren mit Kohlenstoffkontaminationen auf der Si-
88
Oberfläche. Dadurch wird die Probe gereinigt, zudem bildet sich aufgrund der hohen
Reaktivität ein dickeres Oberflächenoxid. Das ist günstig, denn so wird bei der
nachfolgenden Oxiddesorption mehr Material und damit automatisch mehr
Verunreinigungen entfernt.
Die bereits im RTM-Probenhalter montierten Si-Proben verbleiben eine halbe Stunde
im Gerät zur UVO-Reinigung und werden dann möglichst rasch in die Schleuse der
UHV-Apparatur transferiert. Auf diese Art werden gleichzeitig die Halter gereinigt.
Wie üblich wurden die Proben in die Hauptkammer transferiert und über Nacht bei
600 °C ausgegast.
Abbildung 6.1 Die ca. 4 µm × 4 µm großen RTM-Bilder zeigen die UVO gereinigte Probe nach dem
Heizen. Deutlich zu erkennen ist das Crosshatch-Pattern (a). Die bei niedriger Temperatur geheizte
Probe hat eine komplett oxidbedeckte Oberfläche. Das Einsetzen der Oxiddesorption bei 900 °C ist
im rechten Bild als dunkler runder Graben mit einem weißen Punkt in der Mitte zu sehen, die durch
Pfeile markiert sind (b). Durch die schlechte Leitfähigkeit der oxidbedeckten Probe ergab sich eine
Oberflächenmodifikation. Die vorangehende RTM-Untersuchung eines kleinen Ausschnitts
verursachte das helle Rechteck in der Bildmitte. Das Umfeld der modifizierten Fläche ist verrauschter
und dunkler, da sich die Spitze zur Kompensation der isolierenden Oxidschicht der Probe nähert.
Nun wurde getestet, ob durch thermische Oxiddesorption reine und glatte Oberflächen
erzielt werden können. Abbildung 6.1 a) zeigt eine Probe, die nach der UVO-Reinigung im UHV für 1,5 Minuten auf 870 °C geheizt wurde. Bei dieser Temperatur
ist die Probe noch komplett mit Oxid bedeckt. Trotz starkem Rauschen im
Tunnelstrom ist das sogenannte Crosshatch-Pattern deutlich zu erkennen. In der
a) b)
89
Abbildung 6.1 b) ist eine Probe gezeigt, die 4 Minuten auf 900 °C geheizt und dann
untersucht wurde. Die kleinen Mulden mit einer hellen Erhebung im Zentrum (Pfeile
in Abb. 6.1 b) zeigen den punktuellen Beginn der Oxiddesorption. Der zuvoruntersuchte kleine Ausschnitt ist in der Abbildung als helles Rechteck zu sehen.
Aufgrund der mit der Oxidschicht verbundenen schlechten Leitfähigkeit, wurde in
diesem Bereich die Oberfläche beim Abbilden mit dem Rastertunnelmikroskopmodifiziert. Das Umfeld der modifizierten Fläche ist verrauschter und dunkler, da sich
die Spitze zur Kompensation der isolierenden Oxidschicht der Probe nähert.
Abbildung 6.2 Die Abbildung zeigt einen 3,1 µm × 3,1 µm großen Ausschnitt der UVO-gereinigten
Probe, nachdem sie in mehreren Zyklen für insgesamt dreizehn Minuten auf 900 °C geheizt wurde.
Die Stufen werden an verbleibenden Oxidresten gebündelt.
Wurde die Oberfläche in einigen Zyklen insgesamt für dreizehn Minuten bei 900 °C
geheizt, so ergaben sich kleine atomar gestufte Flächen, mit einer Bündelung an den
Oxidresten (Abb. 6.2). Das bedeutet, daß ein beträchtlicher Teil des Oxids desorbiertist. Die mikroskopischen Vorgänge bei der Oxiddesorption werden in Kapitel 6.3
eingehend diskutiert.
Die Ergebnisse zeigen, daß mit dieser Reinigungsmethode bei Temperaturen von biszu 900 °C keine brauchbaren sauberen und oxidfreien Oberflächen erzielt werden
können. Nicht nur die Abbildungseigenschaften einer oxidbedeckten Oberfläche mit
dem RTM sind schlecht, diese ist auch ungeeignet für das epitaktische Wachstum von
90
Germanium. Ein bedeutender weiterer Nachteil ist, daß das Crosshatch-Pattern durch
die Stufenbündelung nicht mehr zu sehen ist. Dies ist nicht verwunderlich, da bereits
zwei atomare Stufen der Si(100)-Oberfläche dieselbe Größe wie die Amplitude derGleitstufe haben. Infolge der unbrauchbaren Resultate mit der UVO-Reinigung
wurden naßchemische Reinigungsmethoden als Alternative untersucht.
6.1.2 Naßchemische Reinigung nach Vescan
In der Gruppe von Frau Dr. Vescan werden Si-Wafer mit einem modifizierten Shiraki-
Prozeß [Shi78] gereinigt, wie in Tabelle 6.1 dargestellt [Ves97]. Im ersten Schritt
werden organische Verunreinigungen mit Caroscher Säure (Peroxomono-schwefelsäure) im Ultraschallbad entfernt. Dann wird die Probe im Wasserbad
gespült, bis das deionisierte Wasser einen spezifischen Widerstand von 10 MΩcm hat.
Nun werden Verunreinigungen durch Alkali- und Erdalkalimetalle in wäßriger
Ammoniaklösung unter Zusatz von Wasserstoffperoxid beseitigt. Erneut wird dieProbe im Wasserbad gespült. Anschließend wird die Oxidschicht der Probe durch
Flußsäure entfernt. Die Entfernung der Oxidschicht dient vor allem zur Beseitigung
der darin enthaltenen Kontaminationen. Danach werden schwerere Metalle und
organische Reste durch Salzsäure in wäßriger Lösung mit Wasserstoffperoxidentfernt. Dieser Schritt ist wichtig, da die Flußsäure metallische Kontaminationen
hervorruft. Zudem wird dadurch erneut eine etwa 10-20 Å dicke schützende
Oxidschicht erzeugt. Nach der erneuten Reinigung im Wasserbad wird die Probe imStickstoffstrom getrocknet.
Shiraki-Reinigung von Si-WafernLösung T
[°C]Dauer US-Bad Zweck
1 1 H2O2 + 2H2SO4spülen in deionisiertem Wasser
7525
5 Min.5 Min.
janein
entfernt organischeVerunreinigungen
2 1 H2O2 + 1 NH4OH + 5 H2O
spülen in deionisiertem Wasser
75
25
10 Min.
10 Min.
ja
nein
entfernt organische Reste undAlkali und Erdalkalimetalle
3 1 HF + 50 H2Ospülen in deionisiertem Wasser
2525
15 s30 s
janein
entfernt SiO2
4 1 H2O2 + 1HCl + 5 H2Ospülen in deionisiertem Wasser
7525
15 Min.20 Min.
janein
entfernt schwere Metalle und esbilden sich ca. 20 Å SiO2
5 mit N2 trocknen
Tab. 6.1 Modifizierte Shiraki-Reinigung nach Vescan [Shi78, Ves97].
91
Auch mit dieser Reinigung konnten keine atomar glatten und sauberen Proben erzielt
werden. Wie in Abb. 6.3 zu sehen ist, bilden sich erneut Stufenbündel an
verbleibenden Inseln. Da mehrere Prozeßschritte Kohlenstoff entfernen, ist es sehr
unwahrscheinlich, daß die verbleibenden Inseln Karbide beinhalten.
Abbildung 6.3 Die für 32 Minuten bei 900 °C geheizte im RCA-Prozeß gereinigte Probe zeigt atomar
gestufte Terrassen, die durch Inseln gebündelt werden, welche durch verbliebene Oxidreste
hervorgerufen werden. Die Abbildung zeigt einen 1,7 µm × 1,7 µm großen Ausschnitt.
6.1.3 RCA-Reinigung
In der Si-Halbleitertechnologie wird zur Reinigung von Si-Wafern häufig die von der
Radio Corporation of America (RCA) entwickelte RCA-Reinigung [Ker70, Ker84]
verwendet. Sie dient der Entfernung von metallischen und organischen Verunreinig-
ungen. Die wesentlichen Prozeßschritte, der im Reinraum durchgeführten Reinigung
sind in Tabelle 6.2 aufgeführt. Zunächst werden alle Gefäße, Pinzetten und Halter
mehrfach mit Reinstwasser gespült. Die Proben werden während des gesamten
Reinigungsprozesses in einem Halter aus Teflon aufbewahrt.
92
Nun wird eine wäßrige Ammoniaklösung auf 75 °C erhitzt. Ist die Temperatur
erreicht, so wird Wasserstoffperoxid zugegeben. Es ist wichtig, daß das Peroxid erst
unmittelbar vor der Reinigung zugesetzt wird, da es bei 75 °C rasch in reaktive
Sauerstoffradikale und Wasser zerfällt. Daraufhin werden in dieser Lösung die Proben
geätzt. Dieser Schritt dient sowohl der Entfernung von Erdalkali- und Alkalimetallen,
als auch organischen Resten. Dann wird die Probe 5 Minuten im ersten
zirkulierenden Reinstwasserbad gereinigt, darauf wird sie im zweiten Reinstwasser-
becken gereinigt, bis ein spezifischer Widerstand größer 10 MΩcm erreicht ist. Im
Anschluß daran werden schwerere Metalle in Salzsäure und Wasserstoffperoxid
entfernt. Erneut werden die Proben im ersten Wasserbad für 5 Minuten gereinigt und
verbleiben solange im zweiten Wasserbad bis erneut ein Widerstand größer 10 MΩcm
erreicht ist. Zuletzt werden die Proben aus dem Halter entnommen und mit Stickstoff
getrocknet. Noch im Reinraum werden die Proben in die Molybdän-Probenhalter
eingebaut und in einem Metalldruckgefäß transportiert. Dieses wird zunächst
evakuiert und dann mit Stickstoff als Schutzgas geflutet. Dadurch soll sichergestellt
werden, daß die Proben beim Transport nicht durch Staub oder Gase verunreinigt
werden. Unmittelbar nach Entnahme aus dem Druckgefäß werden sie in der Schleuse
eingebaut und diese evakuiert. Nach dem Transfer in die Hauptkammer werden die
Proben über Nacht bei 600 °C ausgegast.
RCA-Reinigung von Si-Wafern1 Heizen der wäßrigen Ammoniaklösung auf 75 °C2 Bei T=75 °C Zugabe des H2O23 NH3+H2O2+H2O entfernt organische Reste und
1 : 1 : 5 Metalle der Hauptgruppe I & II10 min Reinigung im US-Bad
4 Spülen im Wasserbad 1 für 5 minSpülen im Wasserbad 2 bis Widerstand ≥ 10 MΩcm
5 HCl+H2O2+H2O1 : 1 : 610 min Reinigung im US-Bad
6 Spülen im Wasserbad 1 für 5 minSpülen im Wasserbad 2 bis Widerstand ≥ 10 MΩcm
Tab. 6.2 RCA-Reinigungsprozeß [Ker70, Ker84].
Auch bei vorangehender RCA-Reinigung konnte keine saubere und oxidfreie
Oberfläche durch einfaches Heizen auf 900 °C erzielt werden.
93
Damit zeigten alle üblichen Reinigungsverfahren der Halbleitertechnologie, daß bei
Temperaturen bis 900 °C Oxidreste auf der Oberfläche verbleiben. Temperaturen über
900 °C waren nicht möglich, da bei höheren Temperaturen die Interdiffusion die
SiGe-Schicht zerstört hätte.
6.2 Reinigungsmethoden in situ bei gleichzeitigerSi-Epitaxie
Wie die bisherigen Experimente zur Probenreinigung gezeigt haben ist die wichtigste
Anforderung an alle Reinigungsverfahren, die Oxidreste bei niedrigen Temperaturen
zu entfernen. Eine mögliche Lösung ist die Deposition von Si während des Heizens
der Probe auf 800 °C. Durch das Angebot von Si wird das Oberflächenoxid zu SiO
reduziert, welches bereits bei 800 °C desorbiert, nach der Reaktionsgleichung:
.2 SiO2SiSiO →+
Die Reinigung mit Si-Angebot kann bei erheblich geringeren Temperaturen durch-
geführt werden, als die Reinigung durch thermisch induzierte Desorption [Wil97]. So
bleibt das SiGe-Schichtsystem intakt und man erzielt eine saubere, atomar gestufte
Oberfläche. Die Aktivierungsenergie bei der konventionellen Präparation ohne Si-
Angebot ist deutlich höher. Die dazu notwendigen Temperaturen über 1000 °C sind
bei SiGe-Proben im Gegensatz zu Si-Proben nicht möglich, da die starke
Interdiffusion bei dieser Temperatur die SiGe-Schicht zerstört. Um dies zu vermeiden
muß die Reinigung bei Temperaturen stattfinden die möglichst unter 900 °C liegen.
Warum die hohen Temperaturen ohne Si-Angebot notwendig sind, ist leicht
nachvollziehbar. Siliziumoxide desorbieren nur als SiO. Bevor das Oberflächenoxid
desorbieren kann, muß es von SiO2 zu SiO reduziert werden. Dazu wird Si benötigt,
dieses muß zunächst aus dem Gitter des Substrats entfernt werden, einen Reaktions-
partner finden und durch die Deckschicht diffundieren. Bei einem Si-Angebot durch
Aufdampfen entfällt diese Hemmung durch Diffusion. Deshalb konnten mit den
bisherigen Verfahren keine sauberen und oxidfreien Oberflächen erzielt werden. Die
Vorgänge bei der Oxiddesorption werden im Kapitel 6.3 diskutiert.
94
6.2.1 RCA-Reinigung
Bei den Proben, die zuvor in einem RCA-Prozeß [Ker70, Ker84] gereinigt wurden,
zeigten sich mehrere Lagen tiefe Gräben entlang der Linien des unterliegenden
Versetzungsnetzwerks. Die Ursache ist, daß ein verstärkter Materialabtrag entlang der
verspannten Versetzungslinien erfolgt, wie in Abbildung 6.4 a) zu sehen. Selektives
Ätzen wird in der Halbleitertechnologie gezielt eingesetzt, um Versetzungen sichtbar
zu machen [Tan92], was für unsere Anwendung jedoch kontraproduktiv ist. Da
Gräben die Nukleation von Germanium beeinflussen, sind diese unerwünscht. Ein
weiterer Nachteil sind die Defekte aufgrund fehlender Dimerreihen (siehe Abb. 6.4 b).
Diese Rekonstruktion, die bei metallischen Kontaminationen auftritt wird in der
englischen Literatur als missing-dimer-row Rekonstruktion bezeichnet. Um diese
Nachteile zu vermeiden, wurden Versuche an Proben ohne vorherige RCA-Reinigung
durchgeführt. Die Ergebnisse werden im folgenden diskutiert.
Abbildung 6.4 Die Abbildungen zeigen die RCA-gereinigte Probe nach dem Aufdampfen von 40 Å
Si bei 800 °C. Durch das inhomogene Ätzen verspannter und relaxierter Bereiche ergeben sich
Gräben, wie im linken 3,8 µm × 3,8 µm großen Ausschnitt (a) zu erkennen. In der 0,26 µm × 0,26
µm großen Ausschnittsvergrößerung (b) ist zudem eine Rekonstruktion mit fehlenden Dimerreihen zu
beobachten.
a) b)
95
6.3 Messungen zur Oxiddesorption
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Messungen zur Oxiddesorption in
Abhängigkeit der Bedeckung, der Temperatur und der Zeit dargestellt.
6.3.1 Oxiddesorption als Funktion der BedeckungWie bereits anhand von Abb. 6.1 diskutiert, erfolgt die thermische Oxiddesorption
bei einer oxidbedeckten SiGe-Probe mit Si-Deckschicht erst ab Temperaturen von
900 °C. Die Oberfläche einer SiGe-Probe nach 5 Minuten Heizen auf 800 °C ist in
Abbildung 6.5 a) dargestellt. Die Probe ist von einer geschlossenen Oxidschicht
bedeckt, was sich in einem starken Rauschen im Tunnelstrom bemerkbar macht. Die
Probe zeigt kein Crosshatch-Pattern, denn einige der SiGe-Proben die uns von
Y. H. Xie zur Verfügung gestellt wurden, hatten einen zu geringen Ge-Anteil in der
SiGe-Schicht um zu relaxieren und damit ein Versetzungsnetzwerk auszubilden.
Beim Heizen der Probe mit gleichzeitigem Si-Angebot zeigt sich, daß die
Oxiddesorption bereits bei 800 °C und weniger als einer Monolage angebotenem Si
einsetzt. Hierbei wurde die Probe auf 800 °C geheizt, während innerhalb einer
Minute 0,85 ML Si aufgedampft wurden. Die Abbildung 6.5 b) zeigt eine
Probenoberfläche, die zum größten Teil mit Oxid bedeckt ist, jedoch kleine
schwarze Gräben mit weißen Erhebungen im Zentrum aufweist.
Abbildung 6.5 Der 4,4 µm x 4,4 µm große Ausschnitt zeigt eine SiGe-Probe vor (a) und nach (b)
dem Einsetzen der Oxiddesorption. Nach dem Tempern für 5 Minuten bei 800 °C ist keine
Oxiddesorption zu beobachten (a). Diese setzt erst nach dem Aufdampfen von 0,85 ML Si bei 800 °C
ein (b).
a) b)
96
Die folgenden Abbildungen 6.6-6.9 zeigen die zunehmende Desorption mit
wachsendem Si-Angebot. In der Abbildung 6.6 sieht man bereits etliche Gräben. Die
atomar gestufte Si-Oberfläche in diesen Gräben kann man in der
Ausschnittvergrößerung in Abb. 6.7 deutlich erkennen. In der Mitte des Grabens
befindet sich eine atomar gestufte Pyramide mit einem Rest an Material in der Mitte.
Bei der Abbildung der atomar gestuften Terrassen war das Rauschen im Tunnelstrom
sehr gering. Im Gegensatz dazu war es am oxidbedeckten Rand des Grabens und den
hellen Erhebungen in der Mitte sehr stark verrauscht. Dies läßt sich sehr einfach durch
die isolierende Wirkung des SiO2 verstehen. Die störende Wirkung der isolierenden
Oxidschicht ist in Abb. 6.7 und 6.9 b) als Querstreifen parallel zur horizontal
verlaufenden Rasterrichtung zu sehen. Bereits nach dem Aufdampfen von 2,55 ML Si
(3 x 0,85 ML), wie in Abb. 6.9 zu sehen, ist die Oberfläche bis auf die hellen
Erhebungen frei von Oxiden. In dem vergrößerten Ausschnitt in 6.7 sind die
Erhebungen zu sehen, umgeben von Ebenen mit atomaren Stufen. Wie im Linienprofil
in Abb. 6.8 zu erkennen, ist die Stufenhöhe gleich einer atomaren Stufenhöhe auf
Silizium. Des weiteren beobachtet man glatte SA-Stufen und rauhe SB-Stufen, welche
charakteristisch sind für reine Silizium (001)-Oberflächen. Somit wird deutlich, daß es
sich bei den Stufen um atomare Stufen der reinen oxidfreien Si-Oberfläche handelt.
Abbildung 6.6 4,4 µm x 4,4 µm großer Ausschnitt der Oberfläche nach dem Aufdampfen von
weiteren 0,85 ML Si (Gesamtangebot an Si 1,9 ML).
b)
97
Abbildung 6.7 Die Querstreifen in der 0,5 µm x 0,27 µm Vergrößerung eines Ausschnitts aus
Abbildung 6.6 werden durch starkes Rauschen im Tunnelstrom aufgrund der schlechten Leitfähigkeit
des verbliebenen Oxids hervorgerufen. Der Graben zeigt eine atomar gestufte Si-Oberfläche, die
durch die Oxiddesorption freigelegt wurde. In der Mitte befindet sich eine atomar gestufte Pyramide,
mit Oxidresten auf der Spitze. Von Oxiden muß ausgegangen werden, da ihre isolierende Wirkung
für die Querstreifen im Tunnelbild und das beobachtete starke Rauschen im Tunnelstrom
verantwortlich sind.
0 100 200 300 400 500 600-0,2
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
Linienprofil einer atomare Stufe
Höh
e/Å
ngst
röm
Distanz/Ångström
Abbildung 6.8 zeigt die Vermessung der durch weiße Pfeile markierten Stufe in Abb. 6.7. Die
Stufenhöhe beträgt 1,4 Ångström und ist damit identisch mit der Höhe einer atomaren Stufe auf der
reinen oxidfreien Si (001)-Oberfläche.
98
Abbildung 6.9 a) RTM-Graustufenbild eines 4,4 µm x 4,4 µm großen Ausschnitts nach dem
Aufdampfen von weiteren 0,85 ML Si (Gesamtangebot 2,55 ML). Die 1,4 µm x 1,4 µm große
Ausschnittsvergrößerung (b) in Pseudo-3D-Darstellung zeigt die nahezu vollständige Oxiddesorption.
Erneut sind pyramidenförmige atomar gestufte Inseln mit einem Oxidrest auf der Spitze zu
beobachten. Die Oxidreste mit geringer Leitfähigkeit sind für die schlechte Bildqualität
verantwortlich.
Vergleicht man das Volumen in den hellen Spitzen mit dem Volumen der Vertiefung,
so ergibt sich ein linearer Zusammenhang, wie in Abb. 6.10 und 6.11 dargestellt. Die
Proportionalität zwischen den Volumina zeigt, daß ein eindeutiger Zusammenhang
besteht, zwischen dem desorbierten Oxid und dem verbleibenden Material, das
aufgetürmt wird. Je mehr Oxid in dem Graben desorbiert, desto mehr wird in der
Mitte aufgetürmt. Für die Bildung der Erhebung könnten die Unterschiede zwischen
den Abständen im Si-Kristallgitter und den mittleren Atomabständen des amorphen
SiO2 und die damit verbundenen Spannungen eine Rolle spielen. Die Entwicklung der
Morphologie wird zudem durch die Unterschiede in den Oberflächenenergien von
Silizium und Siliziumdioxid beeinflußt. Beim epitaktischen Wachstum von z.B. Ge
auf Si führen diese Unterschiede zu Stranski-Krastanov-Wachstumsmodus. Die 3D-
Oxidinselbildung erfolgt analog zum Stranski-Krastanov-Wachstum.
Die Höhe der Oxidreste beträgt ein Vielfaches dessen, was die Höhe der
Deformationen aufgrund von Versetzungen ausmacht. Deshalb ist das Crosshatch-
Pattern nun nicht mehr zu erkennen. Aus diesem Grund ist die Oberfläche für
Epitaxie- Experimente unbrauchbar.
a) b)
99
0 1x108 2x108 3x108 4x108 5x108 6x108
0
2x107
4x107
6x107
8x107
1x108
gemessene Volumina lineare Anpassungskurve
Volu
men
der
hel
len
Spitz
en /
Ångs
tröm
3
Volumen der Vertiefung / Ångström3
Abbildung 6.10 Das Volumen der hellen pyramidenförmigen Erhebungen besitzt eine lineare
Abhängigkeit vom Volumen der Vertiefung. Die Volumina wurden aus den RTM-Bildern mit
1,9 ML Si-Angebot ermittelt.
0,0 5,0x106 1,0x107 1,5x107 2,0x107
0,0
5,0x105
1,0x106
1,5x106
2,0x106
2,5x106
3,0x106
3,5x106
4,0x106
gemessene Volumina lineare Anpassungskurve
Volu
men
der
hel
len
Spitz
en /
Ångs
tröm
3
Volumen der Vertiefung / Ångström3
Abbildung 6.11 Vergrößerte Ansicht des Ausschnitts aus Abbildung 6.10
Um das Problem zu lösen, wurde weiteres Si bei 800 °C heißer Probe aufgedampft,
um die Oxidreste zu desorbieren. Die folgenden Abbildungen zeigen die Ergebnisse
einer solchen Bedeckungsserie. Abbildung 6.12 zeigt die Oberfläche nach dem
Aufdampfen von 10 ML Si. Erneut sind um die Reste gebündelte Pyramiden mit
atomaren Si-Stufen zu sehen. Bei der RTM-Abbildung trat ein starkes Rauschen an
den Stellen mit den isolierenden Oxidresten auf. Die Höhe der Stufen entspricht der
Stufenhöhe einer Si-100-Oberfläche.
100
Abbildung 6.12 a) zeigt einen 2,2 µm x 2,2 µm großen Ausschnitt, nach dem Aufdampfen von 10
ML Si bei 810 °C sind atomare Stufen gebündelt von Oxidresten, wie in der rechten 0,5 µm x 0,5 µm
großen Ausschnittsvergrößerung (b) zu sehen. Die Oxidreste haben eine mittlere Höhe von 50
Ångström.
Werden weitere 10 ML aufgedampft (Abb. 6.13) so ergibt sich eine deutlich glattere
Oberfläche und das Rauschen im Tunnelstrom reduziert sich drastisch. Die Ebenen
haben ein rechteckiges Muster mit kleinen quadratischen Vertiefungen, mit einer
mittleren Kantenlänge von 200 Å.
Abbildung 6.13 zeigt einen 2,2 µm x 2,2 µm großen Ausschnitt, nach dem Aufdampfen von
insgesamt 20 ML Si bei 810 °C ist die Oberfläche deutlich glatter als nach 10 ML.
Nach einem Angebot von 30 ML vergrößern sich diese Ebenen, wie in Abb. 6.14 zu
sehen. Die Ausschnittsvergrößerung im rechten Teil der Abbildung zeigt einige
interessante Aspekte. Die Ebenen sind atomar glatt. Bisher waren die Oxidreste als
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000-14
-12
-10
-8
-6
-4
-2
0
Höh
e/Å
ngst
röm
Distanz/Ångström
a) b)
101
Erhebungen auf einer Pyramide atomarer Si-Stufen zu sehen. Nach dem Aufdampfen
etlicher Lagen Si befinden sie sich in der Mitte einer Vertiefung − erneut in
Pyramidenform − jedoch nun als negativer Eindruck in die Probe. Das bedeutet, daß
die Oxidreste auch bei diesen Bedeckungen noch vorhanden sind. Zudem ist die Probe
im Vergleich zum Angebot von 20 ML deutlich rauher geworden, die Flanken der
Ebenen sind deutlich höher.
Abbildung 6.14 a) 2,2 µm × 2,2 µm, nach dem Aufdampfen von 30 ML Si bei 810 °C. Die 0,5 µm ×
0,5 µm große Ausschnittsvergrößerung (b) zeigt, daß sich um die Oxidreste pyramidenförmige
Vertiefungen bilden.
Abbildung 6.15 2,2 µm × 2,2 µm, nach dem Aufdampfen von 40 ML Si bei 810 °C. Das Linienprofil
hat eine Amplitude von ca. 35 Å und damit deutlich mehr als zuvor.
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
-40
-30
-20
-10
0
Höh
e/Å
ngst
röm
Distanz/Ångström
b)a)
102
Abbildung 6.16 2,2 µm × 2,2 µm großer Ausschnitt nach dem Aufdampfen von 50 ML (a) und
70 ML (b) Si bei 810 °C
Dieser Trend, daß die atomaren Ebenen immer größer und ihre Kanten steiler werden,
setzt sich fort, was in den Abbildungen 6.15-6.17 für 40, 50, 70 und 200 ML zu sehen
ist.
Bei einem Angebot von insgesamt 200 ML Si (Abb. 6.17) ergibt sich eine
zusammenhängende Ebene wobei die Oberfläche nahezu geschlossen ist. Beachtlich
ist, daß die Ebene nur wenige atomare Stufen besitzt. Insbesondere sind die über
einige Mikrometer ausgedehnten geraden Stufen des Crosshatch-Patterns nicht mehr
zu erkennen. Beim Aufdampfen von Si bei hohen Temperaturen werden die scharfen
Oberflächenauslenkungen durch Stufen-Fluß-Wachstum überwachsen. Diese Befunde
bestätigen die Hypothese von Shiryaev et al., daß Si-Deckschichten die Gleitstufen
maskieren [Shi97].
Die elastische Verzerrung durch die Versetzungen ist nicht an Gleitstufen gebunden.
Die Dehnung der Si-Deckschicht in der Ebene bleibt bestehen. Der Einfluß auf die
Nukleation wird im nachfolgenden Kapitel 7 diskutiert. Der Höhenunterschied
zwischen der Ebene und den verbliebenen Gräben ist mit ca. 300 Å sehr hoch, wie im
Linienprofil zu sehen.
a) b)
103
Abbildung 6.17 2,2 µm × 2,2 µm nach dem Aufdampfen von 200 ML Si bei 810 °C. Die Deckfläche
ist atomar glatt über eine Strecke von mehr als 0,5 µm.
Wie in Abb. 6.18 zu sehen, erfolgt zunächst ein rasches Wachstum der planen Si-
Oberfläche, mit zunehmendem Si-Angebot, verlangsamt sich die Geschwindigkeit.
Was geschieht mit dem Silizium? In Abb. 6.18 ist zu sehen, daß die Dicke der
aufgedampften Schicht bis auf mehrere hundert Ångström wächst, dabei
verlangsamt sich die Geschwindigkeit mit der sich die Löcher schließen.
Abbildung 6.18 Entwicklung der planen Oberfläche in Abhängigkeit von der Si-Bedeckung. Die
Wachstumsgeschwindigkeit der planen Oberfläche verlangsamt sich mit zunehmendem Si-Angebot.
Mit dieser Untersuchung konnten erstmalig die Prozesse bei der Oxiddesorption
geklärt werden. Das ist von großer Bedeutung, da man nur mit dieser Kenntnis
abschätzen kann, welche Si-Menge notwendig und sinnvoll ist, um eine saubere und
0 2000 4000 6000 8000 10000-350
-300
-250
-200
-150
-100
-50
0
Höh
e/Ån
gströ
m
Distanz/Ångström
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 2000
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0
60
120
180
240
300
360
420
480
540
600
Mitt
lere
Tie
fe d
er G
räbe
n in
Å
atomar ebene Oberfläche Tiefe der Gräben
plan
e Fl
äche
in %
Si-Angebot in ML
104
glatte Oberfläche zu erhalten. In der Si-Technologie werden typischerweise 1000 Å
dicke Si-Schichten aufgebracht, bevor die eigentliche Epitaxie folgt, um Einflüsse
von Oxiden oder Kontaminationen zu vermeiden. Die Gräben in Abbildung 6.16 und
die Daten in Abb. 6.17 machen deutlich, warum dies notwendig ist. Um die Prozesse
noch besser zu verstehen und möglicherweise noch bessere Resultate bei der
Reinigung und Desorption zu erzielen, wurden weitere Experimente in Abhängigkeit
von Zeit bzw. Temperatur durchgeführt.
6.3.2 Oxiddesorption als Funktion der Temperatur und Zeit ohneweiteres Si-Angebot
Ausgehend von der Erkenntnis, daß die Oxiddesorption bei gleichzeitigem Silizium-
Angebot bereits bei 800 °C einsetzt, wurden nur wenige Monolagen bei dieser
Temperatur angeboten. Wie in Abbildung 6.19 a) zu sehen, beginnt die Desorption
erneut mit der Bildung kleiner Pits, die helle Erhebungen in der Mitte aufweisen.
Heizt man diese Si-Probe für 1 h auf 800 °C (Abb. 6.19 b), so ergibt sich dasselbe
Resultat wie beim Aufdampfen etlicher Monolagen (Abb. 6.12). Die Probe bleibt
selbst beim 18-stündigen Tempern bei 900 °C unverändert in Dichte und Höhe der Si-
Pyramiden mit Oxidresten (Abb. 6.20 a). Erst beim 18-stündigen Heizen bei einer
Temperatur von 950 °C wird die Dichte geringer, dafür aber die Pyramiden samt
Oxidrest breiter und höher, wie in Abb. 6.20 b) zu sehen.
Abbildung 6.19 1,4 µm × 1,4 µm großer Ausschnitt der die Si-Probe mit (a) 3 ML bei 800 °C und 7
min Tempern und nach 1 h Tempern bei 800 °C (b) zeigt.
a) b)
105
Abbildung 6.20 1,4 µm × 1,4 µm großer Ausschnitt der die Si-Probe nach (a) 18 h Tempern bei
900 °C bzw. (b) nach 18 h Tempern bei 950 °C zeigt. Nach dem Tempern bei 950 °C nimmt die
Dichte ab und das Volumen der pyramidenförmigen Oxidreste nimmt zu.
Eine weitere Erhöhung der Temperatur ist notwendig, um eine atomar saubere und
glatte Oberfläche zu erhalten. Die Abbildung 6.21 zeigt die Probenoberfläche nach
19 Stunden Tempern bei 1000 °C. Diese Untersuchung (Abb. 6.19-21) wurde an
reinen Si-Proben durchgeführt. Damit konnte gezeigt werden, daß man Temperaturen
von mindestens 1000 °C benötigt um atomar saubere und glatte Proben zu erhalten.
Leider lassen sich diese Resultate nicht auf SiGe-Schichtsysteme übertragen, da bei
Temperaturen über 900 °C Interdiffusion die Proben zerstört [Hol91].
Abbildung 6.21 2,3 µm × 2,3 µm, nach 19 h Tempern bei 1000 °C ist die Oberfläche der Si-Probe
atomar gestuft und frei von Oxidresten. In der Mitte des Bildes ist ein Bündelung atomarer Stufen zu
beobachten.
a) b)
106
Somit muß auf die Probenreinigung durch Si-Angebot bei 800 °C zurückgegriffen
werden. Als optimal erscheint ein Si-Angebot von ca. 30 ML. Bei geringerem
Angebot spielen die Oxidreste noch eine zu große Rolle, und bei größerer Schicht-
dicke sind die Gräben zwischen den Plateaus zu tief. Extrem dicke Si-Schichten
könnten zudem die Oberflächendeformationen maskieren.
Da die RCA-Reinigung die Bildung von Gräben durch bevorzugtes Ätzen entlang der
Versetzungslinien verursacht, ist es besser, auf diese vor der Reinigung durch Si-
Angebot zu verzichten. Zudem ergibt sich kein Vorteil durch die naßchemische
Reinigung, denn die Menge der Oxidreste war nicht geringer. Im Gegenteil: Es traten
trotz höchstreiner Chemikalien Verunreinigungen auf. So wurde eine missing-dimer-
row Rekonstruktion bei den Proben mit vorheriger RCA-Reinigung beobachtet. Sie ist
ein Anzeichen für metallische Kontamination.
Zu Beginn der Untersuchungen war strittig, ob es sich bei beobachteten Resten auf
den Si-Pyramiden um Siliziumoxide oder Karbide handelt. Um diese Frage zu klären,
war es sinnvoll und notwendig, die üblichen Reinigungsverfahren der
Halbleitertechnologie unter Reinraumbedingungen zu testen. Bei der UVO-
Reinigung [Shi78], RCA-Reinigung [Ker70, Ker84] und Reinigung nach Vescan
[Shi78, Ves97], werden insbesondere Kohlenstoffkontaminationen entfernt. Trotz
der Reinigung sind exakt dieselben Reste in Form, Dichte und derselben Menge
nach der Oxiddesorption auf der Probenoberfläche zu finden. Dies ist ein deutliches
Indiz dafür, daß die Reste Oxidreste und nicht Karbidreste sind.
Auch die Beobachtung (Abb. 6.21), daß das Tempern bei einer Temperatur von
1000 °C ausreicht, um eine saubere Oberfläche mit atomaren Stufen zu erzielen
spricht gegen Karbide, denn diese würden erst bei Temperaturen über 1200 °C
desorbieren [Joy73, Ish85, Swa89, Dij90].
Das schlagende Argument gegen Karbide und für Oxidreste liefert jedoch die
Instabilität des Tunnelstroms beim Rastern über die Reste. Denn Karbide besitzen
eine sehr gute Leitfähigkeit im Gegensatz zu SiO2, dem Hauptbestandteil des
Isolators Glas. Der elektrische Widerstand von Siliziumkarbiden [Buc91] ist sogar
um eine Größenordnung geringer als der Widerstand von Si, das sich ohne
107
signifikantes Rauschen atomar abbilden läßt. An den Positionen der Oxidreste war
das Rauschen im Tunnelstrom genauso groß, wie bei den komplett oxidbedeckten
Oberflächen. Bei diesen Oberflächen konnten erst bei Spannungen von 8 V stabile
Tunnelbedingungen erzielt werden. Waren die Erhöhungen ausreichend vergraben,
was ab etwa 20 ML der Fall war, so war das Rauschen um Größenordnungen
geringer. Die Oberfläche konnte mit derselben Spannung von 2 V abgebildet werden
wie atomar saubere Si-Proben und auch das Rauschen war vergleichbar gering.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Karbide als Ursache für die Reste
ausgeschlossen werden können. Des weiteren bleibt festzuhalten, daß das
Crosshatch-Pattern, gebildet durch scharfe Stufen aufgrund der Versetzungs-
relaxation, nach dem Aufdampfen von Si nicht mehr sichtbar ist. Wird Si bei hohen
Temperaturen angeboten, so werden die Gleitstufen an der Probenoberfläche, durch
Stufen-Fluß-Wachstum weiter transportiert. Diese Befunde bestätigen die Hypothese
von Shiryaev et al., daß Si-Deckschichten die Gleitstufen maskieren [Shi97]. Als
wichtiges Resultat bleibt festzuhalten, daß damit die Stufen als mögliche
Nukleationsquellen ausgeschlossen werden können. Die Dehnung der Si-
Deckschicht in der Ebene bleibt bestehen und kann die Nukleation beeinflußen.
Dieser Einfluß auf die Nukleation wird im nachfolgenden Kapitel 7 diskutiert.
Erstmals konnten die atomaren Prozesse bei der Oxiddesorption beobachtet werden
Die Kenntnis dieser Prozesse ermöglicht eine Abschätzung der Si-Menge die
notwendig ist, um eine saubere und glatte Oberfläche zu erhalten. Die Untersuchung
erklärt warum es sinnvoll ist, daß in der Si-Technologie typischerweise 1000 Å
dicke Si-Schichten aufgebracht werden, bevor die eigentliche Epitaxie folgt, um
Einflüsse von Oxiden oder Kontaminationen zu vermeiden.
108
109
7 Kristallographische Struktur der Inseln aufverspannten Substraten
Die SiGe-Proben, die durch thermische Desorption bei gleichzeitigem Si-Angebot
gereinigt wurden, bilden die Basis für die weiteren Experimente. Wie bereits
diskutiert, ergeben sich durch das Versetzungsnetzwerk am Interface sowohl Stufen
an der Si-Oberfläche als auch verspannte und unverspannte Bereiche.
Schwerpunkt der folgenden Untersuchungen ist der Einfluß des unterliegenden
Versetzungsnetzwerks auf die Nukleation von Ge. Es soll insbesondere geklärt
werden wie und wo Ge-Inseln nukleieren. Um die Heteroepitaxie mit Gitterfehl-
anpassung als Technologie zur Herstellung selbstorganisierter und orientierter Nano-
kristalle zu verwenden, ist es notwendig, die Form, Größe und Anordnung der Inseln
zu steuern [Wil99]. Es stellt sich die Frage: Wird das Wachstum von dem kinetischen
Prozeß der Ostwald-Reifung bestimmt, wie in dem Modell von Tersoff, Ross,
Le Goues und Tromp [Ter94, Ros98], oder ergeben sich die Inseln als Folge eines
Gleichgewichts [Med98, Sch98, Dar97]? Wird das Wachstum durch die Kinetik
dominiert, so wäre dies kontraproduktiv für die Bemühungen, stabile und einheitliche
Nanostrukturen durch Selbstorganisation zu erzielen. Ergeben sich die Strukturen
jedoch aus Gleichgewichtszuständen, so sind diese stabil. Aus diesem Grund ist es
von großer Bedeutung zu erforschen, welcher Mechanismus hinter dem Wachstum
und der Entwicklung der Ge-Nanokristalle steht.
7.1 Beobachtung von Pits und Hut Clustern
Nach dem Aufdampfen von 3-4 atomaren Lagen Germanium bildet sich zunächst eine
M×N rekonstruierte glatte Benetzungsschicht [Köh92, Tom94], wie bei den Proben
ohne Versetzungsnetzwerk. Die zuvor beobachteten Stufenbündel wurden durch die
Ge-Benetzung durch Stufen-Fluß-Wachstum nivelliert, d.h. es ist nun kein
Crosshatch-Pattern mehr zu beobachten.
110
Abbildung 7.1 Skizze der Geometrie der Pits und Huts, die beide 105-Facetten aufweisen.
Bei höheren Bedeckungen bilden sich Huts und pyramidenförmige Vertiefungen,
sogenannte Pits, die beide 105-Facetten haben (Abb. 7.1). Die treibende Kraft für
das 3D-Wachstum ist die elastische Spannungsrelaxation in den Inseln [Pid92, Sch95,
Mol96]. Durch die Bildung der Huts wird Verspannungsenergie abgebaut, und damit
die freie Energie des Systems verringert [Ter94]. Wie im Kapitel 5 diskutiert, kann die
Verspannung aufgrund der Gitterfehlanpassung durch plastische Deformation in Form
von Versetzungen abgebaut werden, aber in einigen Fällen begünstigt die Kinetik die
elastische Relaxation [Ter94]. Für Huts trifft der zweite Fall der elastischen
Relaxation zu.
Abbildung 7.2 Abbildung der atomar aufgelösten RTM-Abbildung der M×N rekonstruierten wetting
layer, sowie von Huts (heller Pfeil) und Pits, in einem Ausschnitt von 1100 Å × 1100 Å. Auf die
SiGe-Probe wurden 8 ML Ge bei 570 °C aufgedampft.
(110) (110)
105
105
105
105
105
105
105105
105
105
105
105105
105
105
105
105105
105
(110)(110)
111
Die Abb. 7.2 zeigt die zweidimensionale Benetzungsschicht, sowie die Pits und einen
Hut (heller Pfeil) in atomarer Auflösung. Die Kanten der Pits und des Huts zeigen in
110 -Richtung. In der Vertiefung im Zentrum der Pits sieht man dieselben Oxidreste,
die bereits nach der Oxiddesorption im Zentrum der Vertiefungen zu beobachten
waren (Abb. 6.14 b). Die Vertiefungen die sich bei Ge-Angebot zu 105-facettierten
Pits entwickeln, sind demnach bereits bei der Reinigung durch Si-Angebot entstanden
und nicht erst durch das Ge-Angebot. Eine mögliche Erklärung für die Entstehung der
Vertiefungen ist der Unterschied in den Atomabständen und den Oberflächenenergien
des kristallinen Si und des amorphen SiO2, was bewirkt, daß Si-Adatome
wegdiffundieren und somit die Vertiefungen entstehen. Da die maximale Dicke der
2D-Schicht von Ge auf Si(100) nur wenige Monolagen beträgt, die 105-facettierten
Pits aber deutlich tiefer sind, können in diesem System Pits dieser Größe nur in
Verbindung mit bereits bestehenden Vertiefungen in der Si(100)-Oberfläche
entstehen, die in Abb. 6.14 b) zu beobachten waren. Damit kann die Hypothese von
Goldfarb et al. widerlegt werden, daß Pits nur in Verbindung mit Wasserstoff als
oberflächenaktive Substanz auftreten [Gold98]. Eine weitere wichtige Beobachtung
ist, daß die Huts jeweils in unmittelbarer Umgebung der Pits nukleieren, wodurch ein
Hut und ein Pit meist eine gemeinsame 105-Facette besitzen (siehe Abb. 7.2 und
8.5) [Den98]. Falls sich nicht mehrere Pits überlappen, haben die Pits jeweils eine
quadratische Form.
Abbildung 7.3 zeigt zwei 105-facettierte Hut Cluster mit atomarer Auflösung. Die perspektivische
Darstellung zeigt einen Ausschnitt von 400 Å × 200 Å.
105
105
112
Die Huts haben meist eine rechteckige Form und sind zudem meist kleiner als die Pits
(Abb. 8.5). Die räumliche Struktur der Huts ist in Abb. 7.3 in atomarer Auflösung zu
sehen. Die Seitenflächen der rechteckigen Huts haben eine 105-Facettierung und
die Deckfläche besteht aus zwei parallelen Atomreihen.
7.2 Beobachtung von Dome Clustern
Das Aufdampfen einer weiteren Monolage Germanium hat einen Übergang von Hut
Clustern zu Dome Clustern zur Folge. Dabei wird wie in Kapitel 4 diskutiert eine
Übergangsform die sogenannten Hut Dome Cluster beobachtet. Die Vermessung der
RTM-Bilder (Abb. 4.10) mit atomarer Auflösung ergab, daß die Dome Cluster aus
001, 105, 113 und 518-Facetten zusammengesetzt sind.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß man auf den SiGe-Proben experimentell
drei verschiedene Formen findet: Pits, Huts und Domes, wie in Abbildung 7.4
skizziert. Während Hut Cluster und Dome Cluster bereits auf der unverspannten
Si(001)-Oberfläche beobachtet wurden, traten die Pits erst auf den Silizium
Germanium Substraten mit Si Deckschicht auf.
Abbildung 7.4 Neben den 105-facettierten Huts und Pits beobachtet man Dome Cluster mit
komplizierter Facettierung.
113
8 Untersuchung des Wachstums aufverspannten Silizium-Oberflächen –geordnete Heteroepitaxie
Die Hut und Dome Cluster wurden bereits auf den reinen Si-Proben (Kapitel 4)
beobachtet, die Pits erst auf den SiGe-Proben. Bei diesen Untersuchungen zeigten die
Hut Cluster ein selbstlimitiertes Wachstum: Es ergaben sich Inseln gleicher Breite
(Abb. 4.15), Facettierung (Abb. 4.4) und Orientierung (Abb. 4.12). Die Huts waren
homogen auf der Si-Oberfläche verteilt. Für die Herstellung von Nanostrukturen
durch selbstorganisiertes Wachstum ist es wünschenswert, eine gezielte räumliche
Anordnung der gleichartigen Nanostrukturen zu erreichen. Da bereits beim Übergang
von 2D- zu 3D-Schichtsystemen beobachtet wurde, welch großen Einfluß die
Verzerrung auf das Wachstum hat, ist es naheliegend, Substrate zu verwenden, deren
Verzerrung an der Oberfläche gesteuert werden kann. Dafür sind virtuelle Substrate
bestehend aus SiGe-Schichtsystemen und einstellbarer Dichte an Versetzungen
besonders gut geeignet. Diese bieten die Möglichkeit, gezielt räumlich geordnete
Variationen der Verzerrung zu erzielen und damit das Wachstum der Inseln zu
beeinflussen. Zudem besteht die Chance durch heterogene Nukleation eine enge
Größenverteilung der Dome Cluster zu erzielen.
Deshalb wurde untersucht, welchen Einfluß das unterliegende Versetzungsnetzwerk
von SiGe-Proben auf das Wachstum hat. Wie beeinflussen die Stufen bzw.
verspannten und unverspannten Bereiche der Si-Deckschicht das Wachstum von Ge-
Inseln? Ergibt sich eine Ordnung? Wie verändern sich Form und Größe in
Abhängigkeit von der Bedeckung und der Temperdauer?
Im Anschluß werden die experimentellen Befunde mit theoretischen Modellen
verglichen. Durch die Gegenüberstellung von Theorie und Experiment lassen sich
wichtige Erkenntnisse über die Einflüsse der Versetzungen auf das Wachstum
erzielen. Dieses Verständnis kann genutzt werden, um Wachstum und Anordnung
gezielt zu steuern.
114
8.1 Entwicklung der Morphologie und Anordnung
Im folgenden werden die experimentellen Beobachtungen beim Wachstum und
Tempern der aufgedampften Ge-Schicht dargestellt. Die Abbildung 8.1 zeigt als
Ausgangssituation die Oberfläche nach der Reinigung durch 33 ML Si-Angebot.
Aufgrund der Oxiddesorption beobachtet man sehr viele kleine Pits, sowie atomare
Stufen entlang der Bilddiagonalen, aufgrund der Vizinalität der Probe. Ein Einfluß der
elastischen Verspannung in Form von Gleitstufen ist aufgrund der Rauhigkeit durch
Stufen und Pits nicht mehr sichtbar.
Abbildung 8.1 zeigt einen 4 µm × 4 µm großen Ausschnitt nach der Oxiddesorption durch
Aufdampfen von 33 ML Si bei 800 °C. Deutlich zu erkennen sind die kleinen Pits aufgrund der
Oxiddesorption, sowie die atomaren Stufen entlang einer Bilddiagonale.
Die folgenden Abbildungen 8.2 und 8.6-8.10 zeigen die Oberfläche in Abhängigkeit
von der Ge-Bedeckung. In der Abb. 8.2 wurden 8 ML Ge bei 570 °C auf diese Ober-
fläche aufgedampft. Man beobachtet viele Hut Cluster, die entlang der Linien des
unterliegenden Versetzungsnetzwerks aufgereiht sind.
115
Abbildung 8.2 Der 4 µm × 4 µm große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen von
8 ML Ge bei 570 °C. Deutlich zu erkennen ist die gehäufte Nukleation der Hut Cluster entlang derLinien des unterliegenden Versetzungsnetzwerkes.
Abbildung 8.2 und 8.3 zeigen in Bezug auf die Inseldichte 3 verschiedene Zonen.Diese Bereiche teilen sich in Bänder mit erhöhter, normaler und verringerterInseldichte auf, in Bezug auf die mittlere Dichte. Die Dichte in der angereichertenZone beträgt 143 Prozent, während die Dichte in der verarmten Zone nur 35 Prozentrelativ zur mittleren Dichte beträgt. Die statistische Auswertung (Tab. 8.1) zeigt, daßdie Dichte in der normalen Zone mit der über den gesamten Bereich der Abbildung8.3 gemittelten Dichte übereinstimmt. Die Verteilung der Inseldichte läßt daraufschließen, daß zunächst ein homogenes Angebot an Germanium vorlag. DurchDiffusion in die Zonen mit unterliegendem Versetzungsbereich ergab sich eineAnhäufung von Hut Clustern in diesem Bereich, sowie angrenzend Verarmungszonenmit der Dimension der Diffusionslänge. Die Inseldichte im Bereich außerhalb derDiffusionslänge blieb unverändert gleich der mittleren Dichte. Die Breite der Zonenmit hoher Inseldichte beträgt ca. 1000 Å und hat damit dieselbe Dimension wie dietheoretisch berechnete mittlere Halbwertsbreite der elastischen Verformung oberhalbder Versetzung von 778 Å, siehe Abbildung 5.12. Dies ist ein eindeutiges Indiz dafür,daß ein enger Zusammenhang zwischen der bevorzugten Nukleation und demunterliegenden Versetzungen besteht.
116
-
-
Abbildung 8.3 Der 1,3 µm ×1,3 µm große Ausschnitt zeigt in Bezug auf die Inseldichte
3 verschiedene Zonen. Die mit N gekennzeichnete „normale“ Zone in der die Inseldichte, gleich derüber das gesamte Bild gemittelten Inseldichte ist. Daneben existiert eine Anreicherungszone (A) dieeine hohe Inseldichte aufweist. Durch die Diffusion in die Anreicherungszone entstehen daranangrenzend jeweils zwei Verarmungszonen (V).
Inseldichte Dichte [1/cm2] Dichte relativ zur mittleren Dichte [%]
A Anreicherungszone210 11068,3 cm⋅ 143 %
V Verarmungszone 29 11003,9 cm⋅ 35 %
N Normale Zone 210 11061,2 cm⋅ 101 %Mittlere Dichte 210 11057,2 cm⋅ 100 %
Tab. 8.1 In Abbildung 8.3 sind 3 Zonen mit unterschiedlicher Inseldichte zu beobachten:
Anreicherungs- und Verarmungszonen, sowie „normale“ Zonen mit einer Dichte welche gleich der
über das gesamte Bild gemittelten Inseldichte ist. Die Anreicherungszonen ergeben sich durch
Diffusion aus den Verarmungszonen.
117
Bisher war umstritten wo die Nukleation erfolgt: Erfolgt die Nukleation an
versetzungsbedingten Stufen [Mo90] (Abb. 8.4) oder an jenen Positionen (Abb. 8.5)
an denen die Si-Deckschicht durch das unterliegende Versetzungsnetzwerk gedehnt ist
[Xie97].
Si-Substrat
SiGe-Schicht
Abbildung 8.4 Skizze (nicht maßstabsgetreu) der Nukleation an versetzungsbedingten Stufen.
Si-Substrat
SiGe-Schicht
Si-Deckschicht
Abbildung 8.5 Die Si-Deckschicht maskiert die Stufen, welche durch die unterliegenden
Versetzungen hervorgerufen wurden. Die Nukleation erfolgt an jenen Positionen an denen die Si-
Deckschicht durch das unterliegende Versetzungsnetzwerk gedehnt ist. Der Nukleationsort liegt
senkrecht über den Versetzungen.
118
Die Ausschnittsvergrößerung in Abb. 8.6 zeigt neben der Ordnung entlang der
Diagonalen weitere interessante Details. Durch die M×N-rekonstruierte Benetzungs-
schicht wurde die Oberfläche auf einer Fläche von 5000 Å × 5000 Å atomar glatt, mit
Ausnahme weniger ca. 100-200 Å langer, atomarer Stufen. Daraus folgt, daß an der
Oberfläche keine Gleitstufen des Crosshatch-Patterns mehr nachzuweisen sind, denn
die Stufenkanten des Crosshatch-Patterns hätten eine Ausdehnung über mehrere
Mikrometer. Diese Beobachtung deckt sich mit den Ergebnissen aus dem Kapitel 6
über die Probenpräparation durch Si-Angebot. Das bedeutet, daß die Versetzungs-
stufen bereits bei der Reinigung durch Si-Angebot geglättet wurden (Abb. 8.5), also
vor der Ge-Deposition. Beim Aufdampfen von Si bei hohen Temperaturen, werden
die scharfen Oberflächenauslenkungen durch Stufen-Fluß-Wachstum maskiert. Diese
experimentellen Befunde bestätigen die Hypothese von Shiryaev et al., daß Si-
Deckschichten die Gleitstufen maskieren [Shi97].
Die Dehnung der Si-Deckschicht in der Ebene bleibt bestehen, der Einfluß auf die
Nukleation wird im folgenden diskutiert. Aus dem Fehlen dieser ausgedehnten Stufen
kann geschlossen werden, daß die Nukleation nicht aufgrund von versetzungs-
bedingten Stufen (Abb. 8.4), an der Oberfläche erfolgt. Statt dessen erfolgt die
Nukleation auf dieser atomar glatten Oberfläche an den Stellen, deren Gitterkonstante
(in der Ebene) jener des aufgedampften Materials am ähnlichsten ist (Abb. 8.5). Die
Ursache für die Variation der Gitterkonstante ist das unterliegende
Versetzungsnetzwerk der relaxierten SiGe-Schicht. Jede Versetzung hat ein
Verspannungsfeld zur Folge, woraus eine Variation der lateralen Gitterkonstante an
der Oberfläche resultiert, wie in Kapitel 5 diskutiert. Die Nukleation erfolgt an den
Stellen der Proben-Oberfläche mit der geringsten Nukleationsenergie. Das sind die
Stellen an denen die Si-Deckschicht durch das unterliegende Versetzungsnetzwerk
gedehnt und damit der Ge-Gitterkonstante der aufgedampften Schicht am ähnlichsten
ist. Diese Ergebnisse untermauern die Hypothese von Xie et al. [Xie97], daß die
Nukleation dort erfolgt, wo die Verspannungsenergie der Inseln, aufgrund der
Dehnung durch das unterliegende Versetzungsnetzwerk am geringsten ist (Abb. 8.5).
119
Abbildung 8.6 Die 5000 Å × 5000 Å große Ausschnittsvergrößerung von Abb. 8.2 zeigt die Probe
nach dem Aufdampfen von 8 ML Ge bei 570 °C. Deutlich zu erkennen ist die gehäufte Nukleation
der Hut Cluster entlang der Linien des unterliegenden Versetzungsnetzwerkes.
Mehr als 95 Prozent der Hut Cluster in Abbildung 8.6 liegen unmittelbar am Rand
eines oder mehrerer Pits und haben mindestens eine gemeinsame 105-Facette mit
einem Pit. Die Pits haben dieselbe räumliche Orientierung und Facettierung wie die
Huts. Das mittlere Volumen der Huts ist geringer, als jenes der Pits.
Die Nukleation der Pits ist homogen, sie zeigt keine bevorzugte Nukleation an
verspannten oder unverspannten Stellen. Das wäre auch verwunderlich, denn die
Oxidreste, welche die Nukleationszentren der Pits bilden (Abb. 6.14 b), sind homogen
über die Probe verteilt (siehe Abb. 6.9). Bereits zum Zeitpunkt der Oxiddesorption
war kein Crosshatch-Pattern mehr zu erkennen und erst durch die bevorzugte
120
Nukleation an den Stellen mit gedehnter Si-Gitterkonstante, die jener des Ge ähnlich
ist, wird der Einfluß des unterliegenden Versetzungsnetzwerks wieder sichtbar. Die
Hypothesen von Xie et al. [Xie94] konnten bestätigt werden. Sie nahmen an, daß die
einzige Quelle für die Ordnung der Inselverteilung im Fall der vorgestellten SiGe-
Schichten die uneinheitliche Verspannung in der Wachstumsebene ist (Abb. 8.5). Ein
Einfluß von Versetzungsstufen konnte ausgeschlossen werden. In Abb. 8.6 haben alle
mit atomarer Auflösung abgebildeten Hut Cluster komplette 105-Facetten, keine
der Facetten ist nur teilweise vorhanden.
Abbildung 8.7 Der 4,4 µm × 4,4 µm große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen von
9 ML Ge bei 570 °C. Das unterliegende Versetzungsnetzwerk hat einen deutlich erkennbaren Einfluß
auf die Anordnung der Dome Cluster.
Wird weiteres Ge bei 570 °C aufgedampft, so erfolgt ein Übergang von Hut Clustern
zu Dome Clustern. Auf der Oberfläche beobachtet man nun Pits, Huts und Domes.
Wie bereits die Huts, zeigen auch die Domes eine bevorzugte Ausrichtung entlang der
Linien des unterliegenden Versetzungsnetzwerkes. In Abb. 8.7 ist dieses Verhalten für
121
eine Gesamtbedeckung von 9 ML zu beobachten. Zunächst ist es verwunderlich, daß
allein eine weitere Monolage solch eine drastische Änderung der Form, Größe und
Zahl der Inseln bewirkt. Dieses Verhalten deckt sich jedoch mit vorangehenden
Untersuchungen anderer Gruppen und es existieren zwei Modelle zur theoretischen
Beschreibung. So besteht nach Voigtländer et al. [Voi01] die Möglichkeit, daß die
plane Benetzungsschicht, die sogenannte wetting layer, dicker ist als ihr
Gleichgewichtswert und in Folge dessen als Reservoir für das Wachstum von Inseln
dient. Auch die Diffusion und der Einbau von Si aus dem Substrat, in die entstehenden
Dome Cluster, könnte die drastische Änderung des Volumens in den Inseln bei nur
einer weiteren Monolage Ge erklären.
Abbildung 8.8 Der 4,4 µm × 4,4 µm große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen von
9 ML Ge bei 570 °C und 1,3 h zusätzlichem Tempern bei 570 °C. Der Einfluß des unterliegenden
Versetzungsnetzwerks auf die Anordnung der Dome Cluster wird mit wachsender Temperdauer
zunehmend deutlicher sichtbar.
122
Aufgrund der beim Tempern der Probe bei 570 °C einsetzenden Reifung wird die
Ausrichtung der Domes entlang der Linien des unterliegenden Versetzungsnetzwerks
mit zunehmender Dauer ausgeprägter und die Inseldichte geringer, wie in Abb. 8.7 –
8.10 zu sehen. Beim Wachstum sind jene Inseln begünstigt die an Positionen liegen
welche durch Verspannung eine Gitterkonstante aufweist die jener des Germanium
am nächsten ist. Die großen weißen Punkte sind die Domes und die kleinen, dunkleren
Punkte die Huts.
Abbildung 8.9 Der 4,4 µm × 4,4 µm große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen von
9 ML Ge bei 570 °C und 6,3 h zusätzlichem Tempern bei 570 °C. Die Zahl der Inseln hat gegenüber
Abb. 8.8 deutlich abgenommen und die Anordnung der Dome Cluster entlang von Geraden ist noch
klarer erkennbar.
Die um 45° rotierte Detailaufnahme in Abb. 8.11, zeigt einige Domes und Huts in
räumlicher Darstellung. Deutlich zu erkennen ist die Aufreihung der Domes entlang
von senkrecht zu einander liegenden Geraden. Die Regionen zwischen den Reihen
haben eine geringe Inseldichte. Die Hut Cluster sind in dieser räumlichen Darstellung
nur schwer zu erkennen.
123
Abbildung 8.10 Der 4,4 µm × 4,4 µm große Ausschnitt zeigt die Probe nach dem Aufdampfen von
9 ML Ge bei 570 °C und 27,3 h zusätzlichem Tempern bei 570 °C.
Abbildung 8.11 Die um 45° rotierte 1 µm × 0,65 µm große RTM-Abbildung zeigt deutlich die
Gruppierung der Dome Cluster entlang der Linien des unterliegenden Versetzungsnetzwerkes.
Zudem erkennt man in dieser räumlichen Darstellung deutlich die Facettierung der Dome Cluster,
während die Hut Cluster in dieser Darstellung nur schwer zu erkennen sind.
124
8.2 Volumenentwicklung von Huts und Domes beimTempern
Im folgenden werden die Temperexperimente quantitativ ausgewertet. Es wird unter-
sucht, wie sich Form, Volumen und Abstände der Inseln in Abhängigkeit von der
Temperdauer entwickeln. Die mittleren Volumina der Dome Cluster und der Hut
Cluster steigen mit zunehmender Temperdauer an, wie in Abb. 8.12 und 8.13 zu
sehen. Analog zu den mittleren Volumina (Abb. 8.13) wächst auch die minimale
Größe der Hut und Dome Cluster mit der Temperdauer (Abb. 8.17-20). Die größeren
Cluster des jeweiligen Typs wachsen auf Kosten der kleineren desselben Typs.
Abbildung 8.12 Räumliche Darstellung der Entwicklung der Cluster in Abhängigkeit von der
Temperdauer. Der Ausschnitt zeigt jeweils eine Fläche von 4,4 µm × 4,4 µm.
Es scheint als naheliegend, daß Ostwald-Reifung [Ost00] vorliegt. Nach den Modellen
der Ostwald-Reifung, die auf 3D-Inseln mit rechtwinkliger Grundfläche adaptiert
wurden [Lew61, Cha67], wäre ein linearer Anstieg des Inselvolumens mit der Zeit zu
erwarten. In Abb. 8.13 sehen wir jedoch, daß die Wachstumsgeschwindigkeit der
Domes nach 6 h deutlich abnimmt und somit kein lineares Wachstum erfolgt. Die
Ostwald-Reifung alleine reicht zur Erklärung nicht aus, zumindest gibt es Einflüsse,
welche die Reifung bremsen.
Bei Temperdauern zwischen 1,3 h bis 6,3 h wurden Übergangsformen zwischen Hut
und Dome Cluster beobachtet. Ihr Volumen (Abb. 8.13) liegt zwischen dem der Huts
und der Domes. Das ist auch leicht verständlich, wenn man die Geometrie des
Clusters in Abb. 4.5 betrachtet, denn die Geometrie der Übergangsform ist jener eines
Huts sehr ähnlich.
125
0 3 5 8 10 13 15 18 20 23 25 28105
106
107
108
109
Dome Cluster Hut-Dome Cluster Hut Cluster
Mitt
lere
s V
olum
en e
iner
Inse
l/Å3
Zeit in hAbbildung 8.13 Mittlere Volumina der Cluster in Abhängigkeit der Temperdauer. Die Hut und Dome
Cluster wachsen mit zunehmender Temperdauer, während die Hut-Dome Cluster nur eine Über-
gangsform darstellen, die bereits nach 1,3 h aufgrund ihrer geringen Anzahl nur noch eine unter-
geordnete Rolle spielen.
Die Größe der Hut Cluster ist umgekehrt proportional zum Ge-Gehalt in der
unterliegenden SiGe-Schicht, so daß sich damit die Möglichkeit bietet, die Inselgröße
durch den Ge-Gehalt der SiGe-Schicht zu beeinflussen [Gol97, Ros99, Flo00, Pch00].
Betrachtet man das Gesamtvolumen aller Inseln und die Volumina der verschiedenen
Inseltypen, so sieht man in Abb. 8.14, daß die Domes aufgrund ihrer Größe den
Hauptbeitrag zum Gesamtvolumen leisten und das obwohl ihre Dichte (Abb. 8.22) nur
halb so groß wie die der Hut Cluster ist. Die Analyse der Daten in Abb. 8.14 zeigt, daß
die Dome Cluster mit 95 % zum Gesamtvolumen beitragen, unabhängig von der
Temperdauer. Zudem sieht man, daß das Volumen aller Dome Cluster und damit das
Gesamtvolumen linear mit der Zeit abfällt.
126
0 3 5 8 10 13 15 18 20 23 25 28
0,0
5,0x109
1,0x1010
1,5x1010
2,0x1010
2,5x1010
3,0x1010
3,5x1010
4,0x1010
Gesamt Dome Cluster Hut-Dome Cluster Hut Cluster
Ges
amtv
olum
en d
er In
seln
/Å3
Zeit in h
Abbildung 8.14 Abhängigkeit der Volumina der Dome Cluster, Hut-Dome Cluster und Hut Cluster,
sowie der Summe aller Inseltypen von der Temperdauer. Das Volumen der Dome Cluster nimmt
linear mit der Temperdauer ab und hat einen Anteil von 95% am Gesamtvolumen aller Inseltypen.
Der Großteil des verbleibenden Volumens stammt von den Hut Clustern. Die Übergangsform der
Hut-Dome Cluster liefert den geringsten Anteil zum Gesamtvolumen und geht gegen Null für
Temperdauern größer 6,3 h.
Die Entwicklung des Inselvolumens wirft Fragen auf:
Weshalb sinkt das Gesamtvolumen und was geschieht mit dem Material? Zur
Klärung ist es notwendig, die Mechanismen hinter der Entwicklung der Größe,
Verteilung und des Typs der Inseln zu analysieren. Um verschiedene Wachstums-
modelle anhand der experimentellen Befunde überprüfen zu können, werden im
folgenden weitere Ergebnisse diskutiert.
8.2.1 Entwicklung der Abstände zwischen den Dome - Reihen
Vergleicht man die Abstände zwischen den aufgereihten Domes in Abhängigkeit von
der Temperdauer bei 570 °C (Abb. 8.15), so erhält man die in Abb. 8.16 dargestellte
Abhängigkeit. Proben mit identischem Schichtaufbau, wie die uns von Y. H. Xie zur
Verfügung gestellten, wurden in seiner Gruppe mit dem AFM vermessen. Dabei
zeigte sich ein mittlerer Abstand von 1000 Å zwischen den Reihen des Crosshatch-
Patterns.
127
Abbildung 8.15 In dem 4,4 µm × 4,4 µm großen RTM-Bild ist das Anwachsen der Abstände in
Abhängigkeit von der Temperdauer bei 570 °C nach dem Aufdampfen von 9 ML Ge bei 570 °C
dargestellt.
Wie bereits erwähnt, war das Crosshatch-Pattern bereits nach der Reinigung durchHeizen bei gleichzeitigem Si-Angebot nicht mehr erkennbar. Deshalb ist die Analyseder Abstände nur indirekt über die Nukleation von Inseln möglich. Die in der Si-Deckschicht eingebaute Verspannung verursachte eine bevorzugte Nukleation entlangvon parallelen Reihen, deren typischer Abstand nach dem Aufdampfen, ohneTempern der Probe, 1500 Å beträgt (Abb. 8.16). Dieser Wert steht in guterÜbereinstimmung mit den von Xie et al. gemessenen Werten für die Abstände derReihen des Crosshatch-Patterns. Die Abstände wachsen zunächst rasch, nach etwaeiner Stunde haben sie sich verdoppelt, dann verlangsamt sich der Prozeß und esdauert mehr als 27 h bis sich die Abstände erneut verdoppeln.
Es stellt sich die Frage, wodurch sich dieses Anwachsen der Abstände ergibt. Spieltauch hier die Oberflächendiffussion die dominierende Rolle, wie bei der Entwicklungder Inseldichte? Die Beweglichkeit der Versetzungen bei Temperaturen von 570 °C istsehr gering. Die Veränderung der Abstände zwischen den Dome-Reihen ist somitnicht durch Wanderung von Versetzungen zu erklären.
Vielmehr fällt auf, daß sich das Anwachsen des Abstands zunehmend verlangsamt(Abb. 8.16), so als würde sich die Verteilung einem Gleichgewicht annähern. DiesesVerhalten war bereits bei der Entwicklung der Inselvolumina zu beobachten. Dasgleichartige Verhalten legt nahe, daß ein enger Zusammenhang zwischen demWachstum der Inselvolumina und der Veränderung der Abstände zwischen den Inselnbesteht. Mit großer Wahrscheinlichkeit sammeln sich die Inseln bei langem Tempernan den Positionen, an denen im unterliegenden Versetzungsnetzwerk mehrereVersetzungen gebündelt sind.
a) Nach 1,3 h Tempern b) Nach 6,3 h Tempern c) Nach 27,3 h Tempern
128
Nach der Einstein-Relation ist die Diffusionslänge l von der Quadratwurzel der
Diffusionsdauer τ abhängig: τDl = . Die Diffusionskonstante D ist temperatur-
abhängig, was im betrachteten Fall jedoch keine Rolle spielt, da das Aufdampfen und
Tempern bei derselben Temperatur erfolgte. Die Inseldichte steht in Beziehung zu der
Oberflächendiffusionslänge. Der Einfangbereich einer Insel beträgt etwa die Hälfte
des mittleren Abstands zweier Inselzentren [Kam96] und damit ist der Einfangbereich
gleich dem halben mittleren Abstand zweier Dome-Reihen.
0 5 10 15 20 25 300
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
Meßwerte für die Abstände der Dome-Reihen Diffusionslänge aus der Einstein-Relation
Abst
and
zwis
chen
den
D
ome-
Rei
hen
in Å
ngst
röm
Temperzeit in h
Abbildung 8.16 Abhängigkeit der Abstände zwischen den Dome-Reihen von der Temperdauer bei
einer Temperatur von 570 °C.
Vergleicht man die experimentellen Befunde mit den Vorhersagen der Einstein-
Relation, so läßt sich die Diffusionskonstante abschätzen. Die beste Überein-
stimmung mit den experimentellen Ergebnissen in Abb. 8.16 ergibt sich für eine
Diffusionskonstante von 440 Å2/s (4,4 × 10-18 m2/s). Um die Mechanismen
aufzuklären, welche die Entwicklung der Inseln bestimmen, wird im folgenden die
Entwicklung von Form, Fläche, Volumen und Dichte der Huts und Domes in
Abhängigkeit von der Schichtdicke und Temperzeit betrachtet.
129
8.2.2 Entwicklung der Inseln mit wachsender Temperdauer
Im folgenden wollen wir die Entwicklung der Inselflächen und -volumina betrachten.
Bei der Messung der Volumina wurde für die Cluster jeweils ein selektiver Ebenen-
Untergrundabzug durchgeführt. Dazu werden in unmittelbarer Umgebung des Clusters
ebene, rechteckige Flächen der Benetzungsschicht als Referenzfläche markiert. Die
Cluster werden als Polygon markiert und alle Werte oberhalb der Referenzfläche als
Volumen berücksichtigt. Am deutlichsten wird die Veränderung der Formen, Flächen
und Volumina in einer doppeltlogarithmischen Auftragung. In Abbildung 8.17 zeigt
die Inselgrößenverteilung der Probe nach dem Aufdampfen von 8 ML Ge bei 570 °C.
Alle Inseln haben bei dieser Bedeckung dieselbe Form der Hut Cluster. Es existieren
viele einzelne Hut Cluster mit einem Volumen von 104 bis 106 Å3. Wie bereits anhand
von Abb. 8.6 diskutiert, sind die Hut Cluster entlang der Geraden des unterliegenden
Versetzungsnetzwerks ausgerichtet. Aufgrund der verkleinerten Darstellung in Abb.
8.17 sind die Hut Cluster, im Gegensatz zu Abb. 8.3 und 8.6, kaum zu erkennen.
Abbildung 8.17 Nach dem Aufdampfen von 8 ML Ge bei 570 °C gibt es nur eine Form von Inseln,
die Hut Cluster. Das zugehörige Bild zeigt einen 4,4 µm × 4,4 µm großen Ausschnitt der Abb. 8.2.
104 105 106
104
105
106
107
108
109
Fläche/Å2
Hut Cluster
Volu
men
/Å3
130
Wird eine weitere Monolage aufgedampft und 1,3 h getempert, so erhält manÜbergangsstadien die in Form und Volumen zwischen den Hut und Dome Clusternliegen, in Abb. 8.18 als Hut-Dome Cluster bezeichnet. Wie in Abb. 4.5 zu sehen war,ergeben sich durch zusätzliche 105-facettierte Lagen auf dem oberen Teil eines HutClusters steilere Facetten im unteren Teil, durch die dort eng benachbarten Stufen. Ihr
Volumen nimmt mit 106- 2×107 Å3 eine Mittelstellung zwischen Huts und Domes miteinem Volumen von mehr als 107 Å3 ein. Bei dieser Bedeckung hat man somit vierverschiedene Inselformen: die Hut Cluster, die Hut-Dome Cluster als Übergangsformdazwischen, die Dome Cluster und die großen Superdomes. Die Beobachtung, daß dieHut-Dome Cluster in sehr großer Anzahl auftreten, zeigt daß sie für eine gewisse Zeitstabil sind. Dieser Sachverhalt spielt für die theoretische Interpretation eine wichtigeRolle. Wäre das Modell von Ribeiro et al. [Rib98, Wil99] korrekt, so sollte derÜbergang zwischen Huts und Domes in Sekundenbruchteilen erfolgen. Wären dieÜbergangsformen nur für Sekundenbruchteile existent, so wäre es unmöglich, sie insolch großer Anzahl (Abb. 8.18) zu beobachten. Insbesondere wäre es unmöglichnach insgesamt 6,3 h noch Hut-Dome Cluster zu beobachten, wie in Abb. 8.19 zusehen. Das Modell von Ribeiro et al. und weitere Modelle werden später eingehenddiskutiert (Kap 8.3.5). Beim weiteren Tempern der Probe für 6,3 h bei 570 °C erfolgtein vollständiger Phasenübergang der Hut-Dome Cluster zu Domes. Mit Ausnahmevon sehr wenigen Hut-Dome Clustern existieren nur noch Huts und Domes (Abb.8.19).
Die Inseln mit der idealen Geometrie des jeweiligen Inseltyps liegen auf einerGeraden. Abweichungen nach unten von der Geraden, welche sich aus derVolumenformel für quadratische Hut Cluster ergibt, lassen sich durch längliche HutCluster erklären. Diese länglichen Cluster haben im Verhältnis zu quadratischen HutClustern mit derselben Grundfläche ein geringeres Volumen. Eine weitere Ursache fürAbweichungen sind Meßfehler bei der Volumenmessung. Durch die, im Verhältnis zuden Dome Clustern, sehr geringe Größe ergeben sich insbesondere für kleine Hut
Cluster deutliche Abweichungen. Mit der Beziehung für die Fläche ( )22 sF ⋅= ergibt
sich mit der Volumenformel 3
154 sV ⋅= [Käs97], folgende Relation zwischen
Volumen und Fläche:
23
301 FV ⋅= .
Dabei ist s die mittlere Breite des Hut Clusters wie in Abbildung 4.4 dargestellt.
131
Betrachtet man den Dome-Cluster vereinfacht als Pyramide mir der Grundfläche F, so
ergibt sich mit απ
tan⋅= Fh die Geradengleichung für die Dome Cluster zu:
23
3tan
31 FhFV ⋅=⋅=
πα .
Dabei wird für α der Winkel der dominanten 113-Facette angenommen.
Da jede Inselform eine typische Facettierung hat, besteht eine feste Relation zwischen
Grundfläche und Volumen. Die Abweichung von der Gerade ist also ein Maß für die
Abweichung von der Gleichgewichtsform des jeweiligen Inseltyps. Aus der
Beobachtung, daß die Streuung der Verteilung ab Abb. 8.19 deutlich abnimmt folgt,
daß sich die Inseln mit zunehmender Temperdauer der Idealform immer mehr
annähern. So entwickelt sich die Form der Hut Cluster von der rechteckigen Form
(Abb. 8.6) nach dem Aufdampfen, zur quadratischen Gleichgewichtsform (Abb. 8.10).
Abbildung 8.18 Auswertung der Inselgrößenverteilung in Abb. 8.8 Die Abbildung zeigt einen
4 µm × 4,4 µm großen Ausschnitt nach dem Aufdampfen von 9 ML Ge bei 570 °C und 1,3 h
Tempern bei 570 °C . Durch das Aufdampfen einer weiteren Monolage Ge und Tempern, erfolgt ein
Übergang von Hut Clustern zu Dome Clustern. Die hellgrauen Rechtecke im Funktionsdiagramm
markieren die Hut Cluster, neu hinzugekommen sind die Domes gekennzeichnet als schwarze
Sechsecke und die Übergangsformen, gekennzeichnet als dunkelgraue Punkte mit hellem Rand.
104 105 106
104
105
106
107
108
109
Fläche/Å2
Dome Cluster Hut-Dome Cluster Hut Cluster
Volu
men
/Å3
132
Diese Entwicklung der Hut Cluster von rechteckigen zu quadratischen Inseln, wurde
bereits auf den unverspannten Si-Oberflächen beobachtet und in Kapitel 4 diskutiert.
Bei ausgedehntem Tempern werden neben den Huts und Domes wenige sehr große
Domes beobachtet. Diese sogenannten Superdomes beinhalten nach Y. Chen und J.
Washburn Versetzungen [Che96]. Aufgrund ihrer Größe ist die Dichte gering, deshalb
können einzelne Superdomes außerhalb des Abbildungsbereichs liegen und als
Senken für Germanium wirken. Dies erklärt, warum das Gesamtvolumen in den Inseln
(Abb. 8.14) und die Inseldichte (Abb. 8.22) mit wachsender Temperdauer drastisch
abnimmt. Die geringe Dichte der Superdomes und der Abstand zwischen ihnen und
der Mehrzahl der Domes, legt nahe, daß diese wenigen Inseln eine Energiebarriere
überwunden haben, welche die Größe der Domes limitiert [Jes98, Rib98, Che96]. Ist
die kritische Größe für einen Dome überschritten, so können die Superdomes durch
Reifung weiter wachsen. Das bedeutet, daß die Domes metastabil gegenüber den
Superdomes sind [Kam99].
Abbildung 8.19 4,4 µm × 4,4 µm nach 6,3 h Tempern bei 570 °C (Abb. 8.9). Die Zahl der
Übergangsstadien hat drastisch abgenommen, es existieren nur noch zwei Hut-Dome Cluster neben
sehr vielen Dome und Hut Clustern.
104 105 106
104
105
106
107
108
109
Fläche/Å2
Dome Cluster Hut-Dome Cluster Hut Cluster
Volu
men
/Å3
133
Abbildung 8.20 Nach 27,3 h Tempern bei 570 °C. Der Trend zu größeren Hut und Dome Clustern
mit steigender Temperdauer setzt sich fort. Das zugehörige Bild zeigt einen 4,4 µm × 4,4 µm großen
Ausschnitt (Abb. 8.10).
Wie in Abb. 8.21 zu sehen, ergibt sich eine bimodale Volumenverteilung mit sehr
geringem Überlapp zwischen Huts und Domes. Dieses Ergebnis stimmt mit den
Beobachtungen von Kamins et al., Williams et al. und Ross et al. überein [Kam97,
Ros98, Wil99]. Da auch Superdomes zu beobachten waren, müßte man
genaugenommen von einer trimodalen Verteilung sprechen. Aufgrund dessen, daß
dies nur einzelne Exemplare sind, ist es dennoch gerechtfertigt, von einer bimodalen
Verteilung zu sprechen. Klar zu erkennen ist, daß die beiden Maxima der Verteilung
zu verschiedenen Inselformen gehören. Die kleineren Inseln sind die Huts und die
größeren die Domes. Die Inseln mit geringem Volumen, die Huts, haben 105-
Facetten und die Inseln mit größerem Volumen, die Domes, haben steilere Facetten.
Sowohl die Huts als auch die Domes sind verspannt [Ros98], aber versetzungsfrei
[Kam97].
104 105 106
104
105
106
107
108
109
Fläche/Å2
Dome Cluster Hut Cluster
Volu
men
/Å3
134
0
200
400
600
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
0
100
200
300
HC1,3 hDC
6,3 hHC6,3 hDC
6,3 hHC27,3 hDC
27,3 h
1180
Zahl
der
Hut
Clu
ster
Zahl der Hut Cluster Zahl der Dome Cluster
Inselvolumen x 10 8Å3
Zahl
der
Dom
e C
lust
er
Abbildung 8.21 Die Volumenverteilung der Hut Cluster und Dome Cluster zeigt eine bimodale
Größenverteilung. Mit zunehmender Temperdauer verschiebt sich die Verteilung zu größeren Inseln.
Da beim Tempern kein weiteres Material aufgedampft wird, ist es bei wachsender
mittlerer Inselgröße verständlich, daß die Zahl der Inseln sinkt, dies bestätigt auch
Abb. 8.22. Ab einer Zeit von 1,3 h auf der Zeitachse wurde kein Material mehr
aufgedampft und nur noch getempert. Die Gesamtdichte der Inseln nimmt
exponentiell mit der Temperdauer ab. Die exponentielle Abhängigkeit wird
insbesondere deutlich, wenn man die doppeltlogarithmische Darstellung der
Inseldichte betrachtet. Die Meßwerte für die Gesamtdichte liegen in der
doppeltlogarithmischen Darstellung nahezu auf einer Geraden, siehe Abb. 8.22 b).
135
1 100,0
5,0x109
1,0x1010
1,5x1010
2,0x1010 Gesamt Dome Cluster Hut-Dome Cluster Hut Cluster
Inse
ldic
hte
/cm
2
Zeit in h 1 10
108
109
1010
Gesamt Dome Cluster Hut Cluster
Inse
ldic
hte
/cm
2
Zeit in h
a) logarithmische Zeitachse b) doppeltlogarithmische Darstellung
Abbildung 8.22 Entwicklung der Inseldichte in Abhängigkeit von der Temperdauer. Die Inseldichte
fällt exponentiell mit der Temperdauer ab. Das Verhältnis zwischen Hut und Dome Clustern ist
konstant.
Der exponentielle Abfall der Inseldichte ist jedoch nicht allein durch das Wachstum
der verbleibenden Inseln zu erklären. Wäre dies der Fall, so müßte die Gesamt-
bedeckung konstant bleiben, doch diese wird im Laufe der Zeit nahezu halbiert (Abb.
8.14). Wie bereits diskutiert, muß das Wachstum der Superdomes als weitere wichtige
Einflußgröße berücksichtigt werden. Aufgrund ihrer geringen Inseldichte ist es sehr
wahrscheinlich, daß einige außerhalb des Bildbereichs liegen, als Senke für Ge dienen
und damit die Massenbilanz im Abbildungsbereich verfälschen.
Das Verhältnis zwischen der Inseldichte der Huts und der Domes ist konstant.
Unabhängig von der Temperdauer stehen die Dichten stets etwa im Verhältnis 2 zu 1
(Abb. 8.22 b). Das bedeutet, bei Koexistenz ist das Verhältnis konstant, die Dichte der
Huts ist stets doppelt so groß wie die der Domes. Dieses Ergebnis ist für das
theoretische Verständnis der Wachstumsvorgänge wichtig. Würde allein die Ostwald-
Reifung das Wachstum bestimmen, so würde man erwarten, daß sich mit der Zeit das
Verhältnis von den kleinen Huts zu den größeren Domes verschiebt. Aus der
beobachteten Konstanz folgt somit, daß reine Ostwald-Reifung keine adäquate
Beschreibung des Wachstumsverhaltens ist. Deshalb wird im folgenden untersucht
welche Wachstumsmodelle den experimentellen Befunden standhalten.
136
8.3 Diskussion der theoretischen Modelle zurBeschreibung des Inselwachstums
8.3.1 Ostwald-Reifung als Modellierung des Wachstums
Die Modelle der Ostwald-Reifung [Ost00, Lew61, Lif61, Wag61, Wal65, Cha67]beinhalten als treibende Kraft, das chemische Potential, das gemäß der Gibbs-Thomson-Relation umgekehrt proportional zum Inselradius ist. Daher tendierenAtome, die sich von kleineren Inseln lösen, dazu sich an größeren Inseln anzulagern.Bei konstantem Gesamtvolumen wachsen die größeren Inseln auf Kosten derkleineren. Um das Verhalten von n-eckigen 3D-Objekten zu beschreiben, wurde dieTheorie von Kamins und Williams erweitert [Kam98]. Aus dieser modifiziertenTheorie zur Ostwald-Reifung ergibt sich eine lineare Abhängigkeit des Inselvolumensvon der Zeit [Kam99].
Folgende Beobachtungen lassen sich mit Ostwald-Reifung erklären:
Ostwald-Reifung bezeichnet im Fall von Ge auf Si die Bewegung von Ge-Atomenvon kleineren zu größeren Inseln, möglicherweise lösen sich dabei kleinere Inseln auf[Kam99]. Für den einfachen Fall, daß Inseln gleicher Form wachsen, ist dieNukleation [Ter94] mit nachfolgender Ostwald-Reifung [Ost00, Zin92] eine geeigneteModellierung. In diesem unimodalen Fall, sinkt das chemische Potential kontinuier-lich mit wachsender Größe, aufgrund der geringeren Oberflächen-Inhalts-Relation[Dar99]. Als Folge dessen, diffundiert Material von kleineren zu größeren Inseln.
Innerhalb eines Inseltyps kann die Ostwald-Reifung als treibende Kraft wirken. MitOstwald-Reifung kann die Verbreiterung der Inselgrößenverteilung der Hut Clusterund Dome Cluster mit steigender Temperdauer erklärt werden (Abb. 8.21). GrößereInseln wachsen auf Kosten der kleineren und die Größenverteilung verbreitert sich[Wil99].
Auch das Wachstum der Superdomes auf Kosten der Huts und Domes ist wahr-scheinlich auf Ostwald-Reifung zurückzuführen. Betrachtet man das Gesamtvolumenin den Huts und Domes in Abb. 8.14 so fällt auf, daß das Gesamtvolumen linear mitder Zeit abnimmt. Da bei Temperaturen von 570 °C eine Desorption des Geunwahrscheinlich ist, ist es naheliegend, daß das Ge solange diffundiert bis es von
137
einem Superdome, der als Senke wirkt, eingefangen wird. Da die Superdomes nur mitsehr geringer Dichte auftreten, liegen mit großer Wahrscheinlichkeit einige außerhalbdes Abbildungsbereichs des RTM. Der Ge-Einbau in solche Superdomes geht negativin die Volumenbilanz für den Abbildungsbereich ein. Unter der Annahme, daß dasMaterial, das von den Huts und Domes freigesetzt wird, von den Superdomeseingebaut wird, würde sich ein linearer Anstieg des Volumens der Superdomesergeben. Somit läßt sich das Wachstumsverhalten der Superdomes durch Ostwald-Reifung beschreiben.
Folgende Beobachtungen lassen sich nicht mit Ostwald-Reifung erklären:
Wäre das gesamte Wachstum allein durch Ostwald-Reifung [Ost00, Zin92] bestimmt,so würde sich die Inselverteilung von den Huts in Richtung der Domes verschieben,da diese mehr Atome pro Flächeneinheit beinhalten [Wil98]. Dies steht imWiderspruch zum konstanten Verhältnis zwischen der Dichte der Huts und Domes.Aus der in Abb. 8.22 beobachteten Konstanz folgt somit, daß der kinetische Prozeßder Ostwald-Reifung nicht alleine den Übergang von Huts zu Domes bestimmt. DieKonstanz legt vielmehr nahe, daß sowohl Huts als auch Domes (metastabile)Gleichgewichtsformen darstellen.
Auch bei der Reifung der Dome Cluster haben andere Effekte einen wichtigenEinfluß. Nur so läßt sich erklären, daß sich das Wachstum zunehmend verlangsamt,im Gegensatz zu reiner Ostwald-Reifung, die ein lineares Wachstum prognostiziert[Kam99]. Das verlangsamte Wachstum der Dome Cluster spricht vielmehr dafür, daßsich diese ihrem Gleichgewichtszustand annähern, oder daß das Wachstum durch dieDiffusion limitiert wird. Für die Annäherung an einen Gleichgewichtszustand spricht,daß die Huts und Domes sich zunehmend den Geraden nähern, wenn man dieVolumina über der Inselfläche aufträgt (Abb. 8.17-8.20). Da die Inseln durch ihreFacettierung jeweils ein festes Verhältnis zwischen Grundfläche und Volumen haben,bedeutet die Abweichung von der Diagonale die Abweichung von der Idealform.Wird die Abweichung geringer, so nähern sich die Inseln ihrer Idealform und damiteinem Gleichgewichtszustand.
Die Erklärung einer bimodalen Inselgrößenverteilung, wie im Fall der Huts undDomes ist mit klassischer Reifung nicht möglich [Ros98, Rib98]. Das ist auch nichtverwunderlich, denn es wird nur ein einheitliches chemisches Potential für alle Inseln
138
verwendet, anstatt zwischen den verschiedenartigen Facetten und damit unterschied-lichen chemischen Potentialen der Inseln zu differenzieren. Konventionelle Modelleder Ostwald-Reifung berücksichtigen nicht die unterschiedliche kinetische Stabilitätverschiedener Inselformen.
8.3.2 Das Modell von Ribeiro als Modellierung des Wachstums
Eine mögliche Beschreibung des Wachstums nach Ribeiro et al. [Rib98, Wil99] ist,
daß Huts und Domes relative Minima der Energie (Abb. 8.23) darstellen und eine
Aktivierungsenergie für den Übergang von Huts zu Domes aufgewendet werden muß.
Der Sattelpunkt in dem Energiediagramm, der den Übergang markiert, liegt bei einem
Volumen, das zwischen den größten Hut Clustern und den kleinsten Domes liegt.
Abbildung 8.23 Das Energiediagramm nach Williams et al. [Wil99] besitzt zwei relative Minima
getrennt durch einen Sattelpunkt. Dieser Sattelpunkt muß als Energiebarriere überwunden werden,
um einen Übergang von Huts zu Domes zu vollziehen.
Für die Modellierung benutzen Ribeiro et al. eine Gleichung für die freie Energie von
Schukin et al. [Sch95]. Diese Gleichung berücksichtigt die Verspannung in den Inseln,
die Insel-Facettierung und Grenzflächenenergie, sowie den Einfluß der Kanten. Somit
ist das Modell in der Lage, zwischen Huts und Domes zu differenzieren.
139
Folgende Beobachtungen lassen sich mit dem Modell von Ribeiro erklären:
Die energetische Betrachtung von Ribeiro differenziert zwischen Huts und Domes.
Das Resultat der Anpassung der Gleichung an die experimentellen Ergebnisse von
Ribeiro et al. ist in Abb. 8.23 dargestellt. Danach sind Huts die energetisch günstigste
Konfiguration für Inseln mit kleinem Volumen bzw. Domes für Inseln mit großem
Volumen.
Sind Huts und Domes relative Minima der Energie, getrennt durch eine Barriere in
Form einer Aktivierungsenergie, so läßt sich eine bimodale Verteilung der Huts und
Domes erklären. Nach der Nukleation wachsen die Huts, bis sie die Barriere der
Aktivierungsenergie überwinden können und es erfolgt ein Übergang zu den
energetisch günstigeren Domes. Ist die Barriere überwunden, so können die Domes
kontinuierlich weiter wachsen.
Nach dem Energiediagramm in Abb. 8.23 ist zu erwarten, daß die Huts, gemessen an
den Absolutwerten, eine schmale Verteilung der Inselvolumen und die Domes eine
breite Verteilung aufweisen, denn in der Abbildung hat die Volumenverteilung der
Huts eine geringe mittlere Halbwertsbreite im Vergleich zur großen mittleren
Halbwertsbreite der Domes [Rib98].
Der Vergleich des Modells mit den Ergebnissen in Abb. 8.24 zeigt eine sehr gute
Übereinstimmung in der Breite und Lage der Verteilung der Inselvolumina. Sowohl
das Ribeiro-Modell als auch die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen eine schmale
Verteilung der Hut Volumina von 4 × 104 Å3 bis 2 × 106 Å3 und eine breite Verteilung
für die Domes im Bereich zwischen 107 Å3 und 108 Å3. Die Abbildung 8.21 vermittelt
einen plastischen Eindruck der, in Bezug auf die Absolutwerte, schmalen Verteilung
der Huts und der breiten Verteilung der Domes.
140
Abbildung 8.24 Verteilung der Inselvolumen der Huts, der Übergangscluster und der Domes nach
1,3 h Tempern. Die Volumen-Verteilung der Huts ist sehr schmal im Vergleich zu der breiten
Verteilung der Domes. Im Bildausschnitt ist ein Hut-Dome Cluster abgebildet.
Das Modell beschreibt also sowohl die bimodale Verteilung als auch die jeweilige
Breite korrekt. Da das Modell an die experimentellen Daten von Ribeiro et al.
angepaßt wurde, zeigt diese Übereinstimmung, daß die experimentellen Ergebnisse
dieser Arbeit, hinsichtlich der Bimodalität und der Breite der Verteilung, mit denen
von Ribeiro übereinstimmen.
Folgende Beobachtungen stehen im Widerspruch zu dem Modell:
Das Modell sagt voraus, daß bei einem Phasenübergang von Huts zu Domes eine Insel
innerhalb von Sekundenbruchteilen ihr Volumen um einige 100.000 Atome vergrößert
[Ros98].
Im Rahmen dieser Arbeit wurden Hut-Dome Cluster in großer Anzahl (Abb. 8.24)
und über längere Zeit beobachtet. Diese experimentelle Beobachtung steht im
Widerspruch zu dem vom Ribeiro-Modell prognostizierten Übergang mit drastischer
Volumenänderung innerhalb von Sekundenbruchteilen. Denn wäre das Modell von
104 105 106
2,0x107
4,0x107
6,0x107
8,0x107
1,0x108
1,2x108
1,4x108
Vol
umen
/Å3
Fläche/Å2
Dome Cluster Hut-Dome Cluster Hut Cluster
141
Ribeiro et al. richtig, so wäre es extrem unwahrscheinlich eine Zwischenform bei
diesem Übergang beobachten zu können. Da der Übergang innerhalb von Sekunden-
bruchteilen abgeschlossen wäre, könnten nicht etliche Inseln in der Übergangsform,
wie in Abb. 8.24 beobachtet werden. Wäre das Modell richtig, so wären bestenfalls
einzelne Hut-Dome Cluster zu beobachten. Insbesondere wäre es unmöglich nach
6,3 h noch Hut-Dome Cluster zu beobachten, wie in Abb. 8.19 zu sehen.
Um einen Übergang mit einer Volumenänderung um 100.000 Atomen innerhalb
kurzer Zeit zu erklären, vermuten Ribeiro et al., daß dieses Material in zwei-
dimensionalen Inseln [Wil99] auf einer gesättigten Benetzungsschicht gespeichert
werde, um beim abrupten Übergang rasch eingebaut zu werden. Im Rahmen dieser
Arbeit wurden trotz atomarer Auflösung keine Anzeichen für derart große
Materialflüsse beobachtet. Ohne diese von Ribeiro et al. prognostizierten Reservoire
und Materialflüsse fällt es allerdings schwer, ein solches Ge-Angebot in
Sekundenbruchteilen zur Verfügung zu stellen.
Das Modell hat eine weitere Schwäche, das Energiediagramm ist statisch in der Zeit.
Betrachtet man die Volumenentwicklung der Inseln, so wächst das mittlere Volumen
der Huts und Domes mit der Zeit an (Abb. 8.13). Eine zeitliche Entwicklung des
Inselvolumens innerhalb eines Inseltyps läßt sich mit dem Modell nicht beschreiben.
8.3.3 Das Modell von Ross als Modellierung des Wachstums
Ross et al. halten ein alternatives Modell für wahrscheinlicher [Ros98]. Dieses
erweitert den Prozeß der Ostwald-Reifung um den Einfluß der verschiedenen
Energien und chemischen Potentiale unterschiedlicher Inseltypen. Die Energie und
ihre Ableitung, das chemische Potential, sind vom Volumen und von den
Facettenwinkeln abhängig. Die klassische Ostwald-Reifung läßt den Einfluß
unterschiedlicher Facettierung auf das chemische Potential unberücksichtigt. Bei
gleichem Inselvolumen differenziert sie nicht zwischen den verschiedenen
chemischen Potentialen von Inseln, welche sich in der Facettierung unterscheiden.
Für das Wachstum innerhalb eines Inseltyps besteht kein Unterschied zur klassischen
Ostwald-Reifung, da Energien und chemische Potentiale von Inseln eines Typs mit
142
gleicher Größe identisch sind. In diesem unimodalen Fall, sinkt das chemische
Potential kontinuierlich mit der Größe, aufgrund der geringeren Oberflächen-Inhalts-
Relation [Dar99]. Als Folge dessen diffundiert Material von kleineren zu größeren
Inseln. Damit läßt sich erklären, warum sich die mittleren Volumina der Huts und
Domes mit wachsender Temperdauer zu größeren Volumina verschieben.
Für das Wachstum verschiedener Inseltypen ist die Erweiterung des Ostwald-Modells
notwendig. Da das Ross-Modell den Einfluß von Energie und chemischem Potential
berücksichtigt, differenziert es zwischen verschiedenen Inseltypen. Existieren zwei
Inseltypen mit unterschiedlicher Facettierung und damit anderem Verlauf des
chemischen Potentials und der Energie, so ist ein Phasenübergang möglich. Durch
diese Erweiterung des Modells kann eine bimodale Inselgrößenverteilung erklärt
werden, was mit klassischer Ostwald-Reifung nicht möglich war. Im Fall der Huts
und Domes ergibt sich durch die unterschiedliche mittlere Größe eine bimodale
Inselgrößenverteilung. Beim Erreichen einer kritischen Größe, ab der Domes
energetisch günstiger sind als Huts, erfolgt ein Phasenübergang 1. Ordnung. Domes
sind energetisch günstiger als Huts, da sie als Inseln mit steilerer Facettierung mehr
Verspannungsenergie abbauen können [Ros98].
V1
µ Hut µ Dome
Energie Dome Energie Hut
eV/A
tom
InselvolumenAbbildung 8.25 Oberflächenenergie und chemisches Potential von Hut Clustern und Dome Clustern
in Abhängigkeit vom Inselvolumen. Huts sind bis zu dem Volumen V1 energetisch günstiger, ab
diesem Volumen sind Domes günstiger. Beim Übergang von Huts zu Domes verringert sich das
chemische Potential µ sprunghaft, somit liegt ein Phasenübergang 1. Ordnung vor.
143
Dieser Phasenübergang ist verbunden mit einer abrupten Verringerung des
chemischen Potentials. Ab dem Punkt V1 (in Abb. 8.25) ist es günstiger Domes mit
steilerer Facette zu bilden. Diese Tatsache ermöglicht den Domes ein rasches
Wachstum auf Kosten der Huts. Dieser Sprung im chemischen Potential ermöglicht
die Erklärung einer bimodalen Verteilung. Im Fall der klassischen Ostwald-Reifung
mit stetig differenzierbarem Potential war dies nicht möglich.
Diese Phasen-Grenze erklärt die bimodale Verteilung: Bis zur Grenze sind die kleinen
flachen Huts begünstigt und darüber die größeren und steileren Domes. Das Modell
von Ross kennt und benötigt kein Energieminimum. Die Kurven der Energie sind
streng monoton fallend. Der Abfall der Energie mit zunehmendem Volumen
(Abbildung 8.25) begünstigt das Wachstum größerer Inseln. Damit läßt sich erklären,
warum sich die Volumenverteilungen der Huts und Domes mit zunehmender
Temperdauer zu immer größeren Volumina verschieben. Das ist ein entscheidender
Vorteil des Ross-Modells gegenüber dem statischen Ribeiro-Modell.
Das Modell kann qualitativ auf die Entstehung von Inseln mit Versetzungen
ausgeweitet werden. Wenn eine Menge verspannter Domes wächst, werden
Versetzungen in die größten Domes eingebaut. Das erlaubt ihnen, auf Kosten der nicht
relaxierten Domes zu wachsen [Ros98]. Die geringere Verspannung der relaxierten
Superdomes gegenüber den Huts und Domes begünstigt die Anlagerung von Ge an
den Superdomes [Voi01]. Der Übergang von Domes zu Superdomes verläuft analog
zu dem zwischen Huts und Domes. Als Folge ergibt sich schließlich eine trimodale
Verteilung.
Alle experimentellen Befunde dieser Arbeit bestätigen die theoretischen Vorhersagen
des Ross-Modells. Mit dem dynamischen Ross-Modell läßt sich die Verschiebung der
Volumenverteilungen der Huts und Domes zu größeren Volumina mit zunehmender
Temperdauer beschreiben. Das Modell berücksichtigt die unterschiedliche
Facettierung der Inseln und erklärt warum sich eine bimodale Verteilung von Huts
und Domes ergibt und es beschreibt die Entstehung von Superdomes. Das Modell
macht im Gegensatz zum Ribeiro-Modell keine Aussagen zum zeitlichen Verlauf des
Übergangs von Huts zu Domes, deshalb verträgt sich das Modell mit der Beobachtung
von Übergangsstadien, den Hut-Dome Clustern. Würde der Übergang zwischen Huts
144
und Domes, innerhalb von Sekundenbruchteilen erfolgen wie nach dem Modell von
Ribeiro zu erwarten, so wäre eine Beobachtung von Übergangsstadien extrem
unwahrscheinlich.
Das Modell der Ostwald-Reifung, sowie das Modell von Ribeiro et al. stehen in
einigen Punkten im Widerspruch zu den Ergebnissen dieser Arbeit und sind somit
keine geeigneten Modelle zur Beschreibung des Wachstums der Huts, Domes und
Superdomes.
145
9 ZusammenfassungIm Rahmen dieser Arbeit wurde der Einfluß von Verspannung und Relaxation auf das
epitaktische Wachstums von Germanium auf unverspannten Si-Substraten, sowie auf
SiGe-Substraten mit verspannter Si-Deckschicht untersucht. Aus der Perspektive einer
Anwendung, z.B. in der Optoelektronik, ist es wünschenswert durch selbst-
organisiertes Wachstum viele, kleine Inseln mit einheitlicher Größe zu erzielen. Die
Inseln sollten eine einheitliche Orientierung aufweisen und ihre Dichte, sowie
Anordnung sollte gesteuert werden können. Um diese Anforderungen erfüllen zu
können ist es notwendig, den Einfluß der Wachstumskinetik und Thermodynamik als
Regelgrößen zu charakterisieren.
Durch geeignete Epitaxieparameter konnten alle Anforderungen bis auf die
Gleichartigkeit der Länge und die räumliche Anordnung erfüllt werden. Da die Inseln
beim kinetisch selbstlimitierten Wachstum nicht im thermodynamischen Gleich-
gewicht sind, wurden sie im Anschluß getempert. Mit zunehmender Temperatur
nähern sich die Inseln ihrer quadratischen Gleichgewichtsform an. Dieses Verhalten
markiert den Übergang von der kinetisch limitierten länglichen Form zur energetisch
günstigeren quadratischen Form und damit konnte die Streuung der Länge deutlich
reduziert werden. Als Fazit der Experimente auf einkristallinen, unverspannten
Si(001)-Substraten läßt sich festhalten, daß das selbstorganisierte Wachstum von Hut
Clustern mit nachfolgendem Tempern eine vielversprechende Methode ist, um
Nanostrukturen herzustellen. Die Hut Cluster erfüllen alle Anforderungen, mit
Ausnahme der steuerbaren Anordnung. Aus der Perspektive einer Anwendung wäre
es jedoch wünschenswert, eine Anordnung der Cluster zu erzielen.
Beim Wachstum von Germanium auf Silizium wurde festgestellt, daß die
Gitterkonstante einen entscheidenden Einfluß auf die Nukleation hat. Deshalb wurde
untersucht, ob sich eine räumliche Ordnung durch die Variation der Gitterkonstante an
der Oberfläche erzielen läßt. Besonders gut geeignet sind sogenannte virtuelle
Substrate: Silizium-Germanium-Substrate mit einstellbarer räumlicher Variation der
Gitterkonstante und einstellbarer Dichte an Versetzungen. Mit jeder Versetzung ist ein
Verspannungsfeld verbunden, das in eine Variation der Gitterkonstante an der
Oberfläche, sowie Stufen umgesetzt wird. Der Vergleich der theoretisch berechneten
146
Oberflächenauslenkungen mit den experimentellen Befunden ergab, daß diese von
60°-Versetzungen an der Grenzfläche zwischen SiGe-Schicht und Substrat
hervorgerufen werden. Bislang war ungeklärt, wo die Nukleation von Germanium-
Inseln stattfindet. Erfolgt sie an den versetzungsbedingten Stufen, deren Amplitude zu
2,82 Å bestimmt wurde oder in den Bereichen mit veränderter Gitterkonstante?
Die Ausgangsoberfläche sollte möglichst plan sein, d.h. ohne ausgeprägte
Stufenbündelung, um die Interpretation der experimentellen Ergebnisse zu erleichtern
[Xie97]. Deshalb ist die Präparation sauberer und glatter Oberflächen eine
Grundvoraussetzung für weitere Untersuchungen.
Mit den konventionellen naßchemischen und thermischen Reinigungsverfahren der
Halbleitertechnologie konnten keine atomar ebenen und sauberen Oberflächen erzielt
werden. Temperaturen von über 1000 °C, die für die konventionelle thermische
Desorption erforderlich sind, zerstören das SiGe-Schichtsystem durch Interdiffusion.
Die besten Resultate wurden durch Silizium-Angebot bei gleichzeitigem Heizen der
Probe auf 800 °C erzielt. So konnten saubere, atomar gestufte Oberflächen erzielt
werden und das SiGe-Schichtsystem blieb intakt. Durch diese Untersuchung konnten
erstmalig die Prozesse bei der Oxiddesorption geklärt werden. Das ist von großer
Bedeutung, da nur mit dieser Kenntnis abgeschätzt werden kann, welche Si-Menge
notwendig ist, um eine saubere und glatte Oberfläche zu erhalten. In der Si-
Technologie werden typischerweise 1000 Ångström dicke Si-Schichten aufgebracht,
bevor die eigentliche Epitaxie folgt, um Einflüsse von Oxiden oder Kontaminationen
zu vermeiden. Die Ergebnisse dieser Arbeit machen deutlich, warum dies sinnvoll ist.
Die SiGe-Proben, mit Si-Deckschicht, welche durch thermische Desorption bei
gleichzeitigem Si-Angebot gereinigt wurden, bilden die Basis für die weiteren
Germanium-Heteroepitaxie-Experimente. Neben den von reinen Si(001)-Substraten
bekannten 3D-Inseln wurden 105-facettierte Pits beobachtet. Experimentell wurde
nachgewiesen, daß diese Vertiefungen bei der Reinigung durch Silizium-Angebot
entstehen. Die Hypothese von Goldfarb et al., daß Pits nur in Verbindung mit
Wasserstoff als oberflächenaktiver Substanz auftreten [Gold98], konnte widerlegt
werden. Eine weitere wichtige Beobachtung ist, daß die Huts jeweils in unmittelbarer
Umgebung der Pits nukleieren, wodurch ein Hut und ein Pit meist eine gemeinsame
105-Facette besitzen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden sehr viele Hut Cluster mit
147
atomarer Auflösung abgebildet, dennoch waren beim Wachstum der Hut Cluster nur
komplette 105-Seitenfacetten zu beobachten, nie teilweise bewachsene Facetten.
Nach dem Aufdampfen einer weiteren Monolage Ge, erfolgte ein Übergang von Hut
Clustern zu Dome Clustern. Dabei blieben die 105-Facetten im oberen Teil der Huts
erhalten und im unteren Teil ergaben sich steilere Facetten durch die eng benachbarten
Stufen. Die dabei beobachteten Übergangsformen wurden als Hut-Dome Cluster
bezeichnet. Aus den RTM-Messungen mit atomarer Auflösung wurde bestimmt, daß
die Dome Cluster aus 001, 105, 113 und 518-Facetten zusammengesetzt
sind. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß man auf SiGe-Proben experimentell
drei verschiedene Formen findet: Pits, Hut Cluster und Dome Cluster.
Schwerpunkt der weiteren Untersuchungen war der Einfluß des unterliegenden
Versetzungsnetzwerks auf die Nukleation der Inseln. Bisher war umstritten wo die
Nukleation erfolgt: Erfolgt die Nukleation an versetzungsbedingten Stufen [Mo90]
oder an jenen Positionen an denen die Si-Deckschicht durch das unterliegende
Versetzungsnetzwerk gedehnt ist [Xie97]? Es konnte gezeigt werden, daß die einzige
Quelle für die Ordnung bei der Inselverteilung im Fall der vorgestellten SiGe-
Schichten die uneinheitliche Verspannung in der Wachtumsebene ist. Die Nukleation
erfolgt an den Stellen, an welchen die Gitterkonstante der gedehnten Si-Deckschicht
der natürlichen Gitterkonstante des aufgedampften Germaniums am ähnlichsten ist.
Ein Einfluß von Versetzungsstufen konnte ausgeschlossen werden.
Mit Temperexperimenten wurde untersucht, wie sich die Form, Größe und Anordnung
in Abhängigkeit von der Temperdauer entwickeln, um zu ermitteln welche Prozesse
das Wachstum beherrschen. Mit zunehmender Temperdauer vergrößert sich der
Abstand der entlang von Geraden aufgereihten Dome Cluster und die räumliche
Anordnung der gleichartigen Nanostrukturen wird deutlicher sichtbar. Durch den
Vergleich der experimentellen Abstände mit den Vorhersagen der Einstein-Relation,
ließ sich die Diffusionskonstante abschätzen.
Auf dem Gebiet des selbstorganisierten Wachstums auf SiGe-Substraten dominieren
zwei gegensätzliche Erklärungsmodelle. Es stellt sich die Frage: Wird das Wachstum
von dem kinetischen Prozeß der Ostwald-Reifung bestimmt, wie in dem Modell von
148
Tersoff, Ross, LeGoues und Tromp [Ter94, Ros98], oder ergeben sich die Inseln als
Folge eines Gleichgewichts [Med98, Sch98, Dar97]? Die experimentellen Befunde
dieser Arbeit bestätigen alle theoretischen Vorhersagen des Ross-Modells.
Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß das selbstorganisierte Wachstum von
Germanium Inseln auf SiGe-Substraten ein geeignetes Verfahren ist, um räumlich
geordnete Nanostrukturen mit definierter Größe und Form bei einstellbaren Abständen
und Dichte herzustellen.
149
Abkürzungen
ADC Analog Digital Converter
AES Auger Elektronen Spektroskopie
AFM Atomic Force Microscope
BL Bilage
CVD Chemical Vapor Deposition
DAC Digital Analog Converter
DAS-Modell Dimer-Adatom-Stapelfehler-Modell
DC Dome Cluster
DSP Digital Signal Prozessor
F Faulted, mit Stapelfehler
HC Hut Cluster
ISG Institut für Schichten und Grenzflächen
IZ-Pumpe Ionenzerstäuberpumpe
LEED Low Energy Electron Diffraction
MB-Theorie Matthews-Blakeslee-Theorie
MBE Molecular Beam Epitaxy
MBSTM Molecular Beam Scanning Tunneling Microscopy
ML Monolage
RBS Rutherford Backscattering
RCA Si-Reinigungsmethode, entwickelt von der
Radio Corporation of America
150
RHEED Reflection High Energy Electron Diffraction
RTM Rastertunnelmikroskop (→STM)
SEM Scanning Electron Microscope
STM Scanning Tunneling Microscope
TEM Transmissionselektronenmikroskopie
U Unfaulted, ohne Stapelfehler
UHV Ultrahochvakuum
US Ultraschall
UVO-Reinigung Reinigung durch Sauerstoff, der durch ultraviolettes Licht
aktiviert wurde
151
Literaturverzeichnis
[And94] L. Andersohn, Dissertation, Universität Hannover (1994).
[And02] A. M. Andrews, J. S. Speck, A. E. Romanov, M. Bobeth und W. Pompe, J.
Appl. Phys. 91, 4 (2002) 1933.
[Bau58] E. Bauer, Z. Krist. 110 (1958) 372.
[Ber98] I. Berbezier, B. Gallas, A. Ronda und J. Derrien, Surf. Sci. 412/413 (1998)
415.
[Ber92] Bergmann Schäfer, Lehrbuch der Experimentalphysik Band 6 Festkörper,
Walter de Gruyter, Berlin (1998).
[Bes87] K. Besocke, Surf. Sci. 181 (1987) 145.
[Bin82] G. Binnig, H. Rohrer, Ch. Gerber und E. Weibel, Phys. Rev. Lett. 49 (1983)
57.
[Bin83] G. Binnig, H. Rohrer, Ch. Gerber und E. Weibel, Phys. Rev. Lett. 50 (1983)
120.
[Bra73] W. A. Brantley, J. Appl. Phys. Vol. 44, No. 1 (1973) 534.
[Buc91] D. N. Buckley, Diamond and related materials 1, Elsevier Science Publishers
(1991) 43-50.
[Cha67] B. K. Chakraverty, J. Phys. Chem. Solids 28 (1967) 2401.
[Che96] Y. Chen und J. Washburn, Phys. Ref. Lett. 77 (1996) 4046.
[Chen96] Y. Chen, D. E. Jesson, S. J. Pennycook, T. Thundat und R. J. Warmack,
Mat. Res. Soc. Symp. Proc. Vol. 399 (1996).
152
[Dar97] I. Daruka und A.-L. Barabási, Appl. Phys. Lett., 72 (1998) 2102.
[Dar99] I. Daruka, J. Tersoff und A.-L. Barabási, Phys. Rev. Lett. 82 (1999) 2753-
2756.
[Den98] X. Deng und M. Krishnamurthy, Phys. Rev. Lett. 81 (1998) 1473.
[Dij90] D. Dijkkamp, A. J. Hoeven, E. J. van Loenen, J. M. Lenssinck und J.
Dieleman, Appl. Phys. Lett. 56 (1) (1990) 39.
[Eag89] D. J. Eaglesham und M. Cerullo, Phys. Rev. Lett. 64, No. 16 (1989) 1943.
[Fit92] E. A. Fitzgerald, Y. H. Xie, D. Monroe, P. J. Silverman, J. M. Kuo, A. R.
Kortan, F. A. Thiel und B. E. Weir, J. Vac. Sci. Technol. B 10 (4), (1992) 1807.
[Flo00] J. A. Floro, E. Chason, L. B. Freund, R. D. Twesten, R. Q. Hwang und G. A.
Lucadamo, Phys. Rev. B59 (1999) 1990.
[Fro89] J. Frohn, J. F. Wolf, K. Besocke und M. Teske, Rev. Sci. Instrum. 60 (1989)
1200.
[Gol97] I. Goldfarb, P. T. Hayden, J. H. G. Owen und G. A. D. Briggs, Phys. Rev.
Lett. 78 (1997) 3959.
[Gol98] I. Goldfarb, J. H. G. Owen, D. R. Bowler, P. T. H. C. M. Goringe, K. Miki,
D. G. Pettifor und G. A. D. Briggs, J. Vac. Sci. Technol. 16 (1998) 1938.
[Gold98] I. Goldfarb und G. A. D. Briggs, Mat. Res. Soc. Symp. Proc. 533 (1998)
177.
[Gor01] M. Goryll, Dissertation am Forschungszentrum Jülich (2001).
[Gor00] M. Goryll, L. Vescan und H. Lüth, Mat. Sci. Eng. B 69-70 (2000) 251.
153
[Gor97] M. Goryll, L. Vescan, K. Schmidt, S. Mesters und H. Lüth, Appl. Phys. Lett.
71 (1997) 410.
[Ham89] R. J. Hamers und U. K. Köhler, J. Vac. Sci. Technol. A7 (1989) 2854.
[Her96] M. A. Herman und H. Sitter, Molecular Beam Epitaxy, Springer, Berlin
(1996).
[Hei02] http://www.heise.de/newsticker/data/as-13.08.02-001/ (2002).
[Hil96] U. Hilleringmann, Silizium-Halbleitertechnologie, B. G. Teubner, Stuttgart
(1996).
[Hir82] J. P. Hirth und J. Lothe, Theory of Dislocations, John Wiley and Sons, New
York (1982).
[Hol91] B. Holländer, Dissertation Forschungszentrum Jülich (1991).
[Hul84] D. Hull und D. J. Bacon, Introduction to dislocations, Pergamon Press Oxford
(1984).
[Hul92] R. Hull und J. C. Bean, Critical Reviews in Solid State and Material Sciences,
17 (6) (1995) 507-546.
[Iba99] H. Ibach und H. Lüth, Festkörperphysik, Springer, Berlin (1999).
[Ibe90] J. P. Ibe, P. P. Bey, S. L. Brandow, R. A. Brizzolera, N. A. Burnham, D. P.
DiLella, K. P. Lee, C. R. K. Marrian und R. J. Colton, J. Vac. Sci. Technol. A, Vol. 8,
No. 4 (1990) 3570.
[IBM01] http://www.ibm.com/news/ch/08-06-01.html (2001).
[IBM02] http://www-3.ibm.com/chips/news/2002/1104_sige.html (2002).
[Int02] http://www.intel.com/deutsch/pressroom/archive/2002/081402de.htm (2002).
154
[Ish85] Y. Ishikawa, N. Ikeda, M. Kenmochi und T. Ichinokawa, Surf. Sci. 159,
(1985) 256.
[Ish86] A. Ishizaka und Y. Shiraki, J. Electrochem. Soc., Vol. 133, No. 4 (1986) 666-
671.
[Iwa91] F. Iwawaki, M. Tomitori und O. Nishikawa, Surf. Sci. Lett. 253 (1991) 411.
[Iwa92] F. Iwawaki, M. Tomitori und O. Nishikawa, Ultramicroscopy 42-44 (1992)
902.
[Jes98] D. E. Jesson, G. Chen, K. M. Chen und S. J. Pennycook, Phys. Rev. Lett. 80
(1998) 5156.
[Jon95] D. E. Jones, J. P. Pelz, Y. H. Xie, P. J. Silverman, E. A. Fitzgerald, Surf. Sci.
Lett. 341 (1995) 1005.
[Joy73] B. A. Joyce, Surf. Sci. 35 (1973) 1.
[Kam97] T. I. Kamins, E. C. Carr, R. S. Williams und S. J. Rosner, J. Appl. Phys. 81
(1) (1997) 211.
[Kam98] T. I. Kamins und R. S. Williams, Surf. Sci. Lett., 405 (1998) 580.
[Kam99] T. I. Kamins, G. Medeiros-Ribeiro, D. A. A. Ohlberg und R. Stanley
Williams, J. Appl. Phys. 85 (2) (1999) 1159-1171.
[Käs97] M. Kästner, Dissertation am Forschungszentrum Jülich (1997).
[Käs99] M. Kästner und B. Voigtländer, Phys. Rev. Lett., 82, 13 (1999) 2745.
[Ker70] W. Kern und D. A. Poutinen, RCA Rev. 31 (1970) 187.
[Ker84] W. Kern, Semicond. Int., April (1984).
155
[Ker95] Professor D. P. Kern, private Mitteilung Tübingen (1995)
zuvor IBM Yorktown Heights.
[Kna92] J. Knall und J. B. Pethica, Surf. Sci., 265 (1992) 156.
[Koc91] G. P. Kochanski und J. E. Griffith, Surf. Sci. Lett. 249 (1991) 293.
[Köh92] U. Köhler, O. Jusko, B. Müller, M. Horn von Hoegen und M. Pook,
Ultramicroscopy 42-44 (1992) 832.
[Kum00] M. Kummer, B. Vögeli, T. Meyer und H. von Känel, Phys. Rev. Lett., 84
(2000) 107.
[Lan91] L. D. Landau und E. M. Lifschitz, Elastizitätstheorie, Akademie Verlag,
Berlin (1991).
[Lew61] G. N. Lewis und M. Randall, Thermodynamics McGraw-Hill, New York,
(1961) 242-280.
[Lif61] I. M. Lifshitz und V. V. Slyozov, J. Phys. Chem. Solids 19 (1961) 35.
[Lüt97] H. Lüth, Surfaces and Interfaces of Solid Materials, Springer, Berlin (1997).
[Lut95] M. A. Lutz, R. M. Feenstra, F. K. LeGoues, P. M. Mooney und J. O. Chu,
Appl. Phys. Lett. 66 (6) (1995) 724.
[Mas58] W. P. Mason, Physical Acoustics and the Properties of Solids, Van Nostrand,
New York (1958).
[Mat74] J. W. Matthews und A. E. Blakeslee, J. Cryst. Growth, 27 (1974) 118.
[Mat75] J. W. Matthews, J. Vac. Sci. Technol., 12 (1975) 126.
[Mat76] J. W. Matthews und A. E. Blakeslee, J. Cryst. Growth, 32 (1976) 265.
156
[Med98] G. Medeiros-Ribeiro, A. M. Bratkovski, T. I. Kamins, D. A. A. Ohlberg und
R. S. Williams, Science, 279 (1998) 353.
[Mel91] A. J. Melmed, J. Vac. Sci. Technol., B9 (1991) 601.
[Mer72] J. H. van der Merwe, Surf. Sci. 31 (1972) 198.
[Mii91] Y. J. Mii, Y. H. Xie, E. A. Fitzgerald, Don Monroe, F. A. Thiel, B. E. Weir
und L. C. Feldman, Appl. Phys. Lett. 59 (13) (1991) 1611.
[Mo90] Y. W. Mo, D. E. Savage, B. S. Swartzentruber und M. G. Lagally, Phys. Rev.
Lett. 65 (1990) 1020.
[Mol96] N. Moll, A. Kley, E. Pehlke und M. Scheffler, Phys. Rev. B 54 (1996) 8844.
[Mot98] N. Motta, A. Sgarlata, R. Calarco, Q. Nguyen, J. Castro Cal, F. Patella,
A. Balzarotti und M. De Crescenzi, Surf. Sci. 406, (1998) 254.
[Nab67] F. R. N. Nabarro, Theory of Crystal Dislocations, Clarandon Press, Oxford
(1967).
[Ost00] W. Ostwald, Z. Phys. Chem., Leipzig, 34 (1900) 495.
[Pch00] O. P. Pchelyakov, Yu. B. Bolkhovityanov, A. V. Dvurechenskii, L. V.
Sokolov, A. I. Nikiforov, A. I. Yakimov und B. Voigtländer, Semiconductors, Vol 34,
No. 11 (2000) 1229.
[Pea91] T. P. Pearsall, Mater. Sci. Engin. B9 (1991) 225.
[Peo85] R. People, Phys. Rev. B 32 (1985) 1405.
[Pid92] A. J. Pidduck, D. J. Robbins, A. G. Cullis, W. Y. Leong und A. M. Pitt, Thin
Solid Films 222 (1992) 78.
[Pir98] G. Pirug, private Mitteilung (1998).
157
[Rat93] C. Ratsch und A. Zangwill, Surf. Sci. 293 (1993) 123.
[Rib98] G. M. Medeiros-Ribeiro, A. M. Bratkovski, T. I. Kamins, D. A. A.- Ohlberg
und R. S. Williams, Science, 279 (1998) 353-355.
[Ros98] F. M. Ross, J. Tersoff und R. M. Tromp, Phys. Rev. Lett. 80 (1998) 984.
[Ros99] F. M. Ross, R. M. Tromp und M. C. Reuter, Science 286 (1999) 1931.
[Sch95] V. A. Schukin, N. N. Ledentsov, P. S. Kop´ev und D. Bimberg, Phys. Rev.
Lett. 75 (1995) 2968.
[Sch96] L. J. Schowalter, MRS Bull. Mater. Res. Soc. 21 (1996) 18.
[Sch98] V. A. Schukin und D. Bimberg, Appl. Phys. A, 67 (1998) 667.
[Shi78] Y. Shiraki, Y. Katayama, K. L. I. Kobayashi und K. F. Komatsubra, J. Cryst.
Growth, 45 (1978) 287.
[Shi97] S. Y. Shiryaev, F. Jensen, J. Lundsgaard Hansen, J. Wulff Petersen und A.
Nylandsted Larsen, Phys. Rev. Letters, Vol. 78, No. 3 (1997) 503-506.
[Spr96] G. Springholz, G. Bauer und V. Holy, Surf. Sci. 365 (1996) 453.
[Spr97] G. Springholz, Appl. Surf. Sci., 112 (1997) 12.
[Ste96] A. J. Steinfort, P. M. L. O. Scholte, A. Ettema, F. Tuinstra, M. Nielsen, E.
Landmark, D.-M. Smiegies, R. Feidenhans´l, G. Falkenberg, L. Seehofer und R. L.
Johnson, Phys. Rev. Lett. 77 (1996) 2009.
[Sto94] S. S. Stoyanov, H. Nakahara und M. Ichikawa, Jpn. J. Appl. Phys., 33 (1994)
254-259.
[Str93] J. A. Stroscio und W. J. Kaiser, Scanning Tunneling Microscopy Vol. 27,
Methods of experimental Physics, Academic Press, San Diego (1993).
158
[Suz94] T. Suzuki und K. Yagi, Phys. stat. sol., 146 (1994) 243.
[Swa89] B. S. Swartzentruber, Y.- W. Mo, M. B. Webb und M. G. Lagally, J. Vac.
Sci. Technol A7 (4) (1989) 2901.
[Tab82] M. Tabe, Jpn. J. Appl. Phys., 21 (1982) 534.
[Tan92] H. P. Tang, L. Vescan, C. Dieker, K. Schmidt und H. Lüth, J. Cryst. Growth,
125 (1992) 301.
[Ter94] J. Tersoff und F. K. LeGoues, Phys. Rev. Lett. 72 (1994) 3570.
[Tok91] H. K. Tokumoto, K. Miki, H. Murikami und K. Kajimura, J. Vac. Sci.
Technol. B., 9 (2) (1991) 699-702.
[Tom94] M. Tomitori, K. Wantanabe, M. Kobayashi und O. Nishikawa, Appl. Surf.
Science, 76/77 (1994) 322-328.
[Van91] D. Vanderbilt und L. K. Wickham, Evolution of Thin-Film and Surface
Microstructure, Vol. 202, MRS Proceedings, Pittsburg (1991) 555.
[Ven84] J. A. Venables, G. D. T. Spiller, M. Hanbücken, Rep. Prog. Phys. 47 (1984)
339.
[Ves00] L. Vescan, private Mitteilung (2000).
[Ves97] L. Vescan, private Mitteilung (1997).
[Voi01] B. Voigtländer, Surf. Sci. Rep. Vol. 43, Nos. 5-8 (2001) 127-254.
[Voi93] B. Voigtländer und A. Zinner, Appl. Phys. Lett., 63 (22) (1993) 3055-3057.
[Voi96] B. Voigtländer, A. Zinner und T. Weber Rev. Sci. Instrum., 67 (7) (1996)
2568-2572.
159
[Voi98] B. Voigtländer und Martin Kästner, Physical Review Letters 81 (1998) 858.
[VoiW96] B. Voigtländer und T. Weber, Phys. Rev. B, 54 (11) (1996) 7709-7712.
[Wag61] C. Wagner, Z. Electrochem. 65 (1961) 581.
[Wal65] F. Wall und W. H. Freeman, Chem. Thermodynamics, San Francisco (1965)
177-218.
[Wie94] R. Wiesendanger, Scanning Probe Microscopy and Spectroscopy, Cambridge
Univ. Press, Cambridge (1994).
[Wil97] G. D. Wilk, Y. Wei, H. Edwards und R. M. Wallace, Appl. Phys. Lett. 70
(17) (1997) 2288-2290.
[Wil98] R. S. Williams, G. Medeiros-Ribeiro, T. I. Kamins und D. A. A. Ohlberg, J.
Phys. Chem. B, Vol. 102 No. 48 (1998) 9605-9609.
[Wil99] R. S. Williams, G. Medeiros-Ribeiro, T. I. Kamins und D. A. A. Ohlberg
Accounts of Chem. Research, Vol. 32, No.5 (1999) 425-433.
[Xie94] Y. H. Xie, G. H. Gilmer, C. Roland, P. J. Silverman, S. K. Buratto, J. Y.
Cheng, E. A. Fitzgerald, A. R. Kortan, S. Schuppler, M. A. Marcus und P. H. Citrin,
Phys. Rev. Lett. 73 (1994) 3006.
[Xie97] Y. H. Xie, S. B. Samacedam, M. Bulsara, T. A. Langdo und E. A. Fitzgerald,
Appl. Phys. Lett. 71 (24) (1997) 3567.
[Zha96] R. Zhang und D. G. Ivey, Vac. Sci. Technol. B, 14 (1996) 1.
[Zin92] M. Zinke-Allmang, L. C. Feldman und M. H. Grabow, Surf. Sci. Rep. 16
(1992) 377.
160
161
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, ohne die diese Arbeit nicht
möglich gewesen wäre und die wesentlich zum Gelingen beigetragen haben.
Mein besonderer Dank gilt:
Herrn Professor Dr. H. Ibach für die Möglichkeit diese Arbeit am Institut für
Schichten und Grenzflächen durchzuführen sowie für die freundliche Übernahme des
Koreferats,
Herrn Privatdozent Dr. B. Voigtländer für die wissenschaftliche Betreuung derArbeit. Durch seine optimistische Art, seinen wissenschaftlichen Spürsinn, seineDiskussionsbereitschaft und Erfahrung hat er diese Arbeit erst möglich gemacht,
Herrn Professor Dr. H. P. Bonzel, für zahlreiche fruchtbare Diskussionen,
Herrn H. Stollwerk für seine hervorragende technische Unterstützung,
Herrn P. Coenen für seine große Hilfs- und Diskussionsbereitschaft als auch fürseine nette Art,
Herrn Dr. Y. H. Xie (Bell Labs) für die Präparation der verspannten SiGe-Proben,
Herrn Dr. N. Theuerkauf für seine ständige Hilfs- und Diskussionsbereitschaft inallen Angelegenheiten,
Herrn Dr. A. Emundts und für den netten Umgang und die stete Hilfs- undDiskussionsbereitschaft,
Frau Dr. L. Vescan und Frau Dr. S. Wickenhäuser für zahlreiche nützliche Tips zurProbenpräparation,
Herrn Dr. C. Schelling für die Bereitstellung der vizinalen Si-Proben, die guteZusammenarbeit und die Diskussionen während seines Gastaufenthalts,
Herrn Dr. D. E. Jesson (Oakridge National Laboratory) für die Anregungen undhilfreichen Diskussionen während seines Gastaufenthalts,
Allen anderen Doktoranden am ISG für das hervorragende Klima, die große Hilfs-und Diskussionsbereitschaft, insbesondere F. Baur, Dr. S. Bergfeld, Dr. F.Dederichs, Dr. M. Kuss, Dr. C. Steimer und Dr. J. Werner.
Den Mitarbeitern der Werkstätten ohne die viele Dinge nicht realisiert hätten werdenkönnen. In Anbetracht der Vielzahl an Mitarbeitern am Institut für Schichten und
162
Grenzflächen kann ich mich leider nicht bei allen namentlich bedanken. Dahermöchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen für dasangenehme Arbeitsklima, die Hilfsbereitschaft und das offene und herzliche Klimabedanken.
Mein Dank gilt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die diese Arbeit inKooperation mit internationalen Forschungsgruppen finanziell unterstützte.
Schließlich möchte ich mich noch bei meiner Frau Elisabeth bedanken, die mich mitsehr großem Einfühlungsvermögen und Verständnis unterstützt hat. Ebenso möchteich mich bei meinen Eltern, für Ihre Unterstützung in allen Dingen bedanken.
163
LebenslaufName: Markus Sulzberger
Geburtsdatum: 1. April 1967
Geburtsort: Stuttgart
Familienstand: verheiratet
Staatsangehörigkeit: deutsch
Anschrift: Alemannenstr. 9
77743 Neuried
Tel.: 07807/959138
Schulbildung:
1974 - 1978 Grundschule Stuttgart Münster
1978 - 1987 Johannes−Kepler−Gymnasium Stuttgart Bad Cannstatt
Mai 1987 Abschluß: Allgemeine Hochschulreife
Zivildienst:
Juli 1987 - Februar 1989 Diakonissenkrankenhaus Stuttgart
Studium:
Oktober 1988 - März 1990 Studium der Allgemeinen Physik an der Technischen
Universität München
April 1990 - März 1997 Physikstudium an der Eberhard−Karls−Universität
Tübingen
April 1997 Diplom
Diplomarbeit:
August 1995 - März 1997 "Charakterisierung und Nanostrukturierung epitaktischer
YBa2Cu3O7−δ −Filme mit dem Rastertunnelmikroskop und
Präparation von Tunnelspitzen" am Institut für Angewandte
Physik der Eberhard−Karls−Universität Tübingen
Promotion:
April 1997 - Juli 2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Schichten
und Grenzflächen des Forschungszentrums Jülich
Berufliche Tätigkeiten:
Mai 1996 - März 1997 Hilfswissenschaftliche Tätigkeit am Wilhelm−Schickard−
Institut für Technische Informatik
Seit August 2000 Leiter der Oberflächenanalytik EMTEC Magnetics GmbH