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Vom Recht auf Ästhetik Programmatische Serie zur Abstrakten Impression von Tobias Stadler

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programmatische serie zur abstrakten impression

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Vom Recht auf ÄsthetikProgrammatische Serie zur Abstrakten Impression

von Tobias Stadler

Gier bietet keinen Boden für Träume. Der scheinbare Sieg des Kapitalismus, der allgemeine Pragmatismus und die umgreifende Markthörigkeit gebaren mindestens eine Generation von Anti-Romantikern, das gesunkene Interesse an der Politik zeigt, wie sehr die Idealisten weniger werden.

Vor Jahrhunderten wurde in einer bürgerlichen Jugendbewegung die „Romantisierung des Alltags“ propagiert und heute ist die De-Konkretisierung wieder wichtiger denn je. Idealistische Träume sind der Antrieb für Entwicklung und Verbesserung und die Sehnsucht nach Idealismus wächst, die Zeichen mehren sich. Und ich scheue nicht davor, hier auf den Sieg von Barack Hussein Obama zu verweisen!

Es wird Zeit, auch die Kunst wachzurütteln. Der Markt für zeitgenössische Kunst hat den Gesetzen des Kapitalismus gehorcht und es ist zu einer Markblase pervertiert, die kurz vor dem Platzen steht: Doch kein Sammler, kein Auktionshaus und keine Galerie will das wahr haben. Gesellschaftskritik ist in und ist längst Teil der Gesellschaft; ein Teil, mit dem viel Geld verdient wird!

Immer wieder war die Entwicklung der Kunst ein Indikator für die Entwicklung der Gesellschaft, allerdings ist die Kunst bei der Pop-Art stehen geblieben: Die Selbstvermarktung eines Andy Warhol, die wohl hoffentlich nur als Spiegel seiner Gegenüber gedacht war, blieb in der Kunst hängen, es fehlen Idealisten, es fehlen Künstlerpersönlichkeiten. Der Aktionismus ist Teil des Establishments geworden, neue Konzepte fehlen.

Diese Arbeiten sind als Serie eines Entwicklungsprozesses zu verstehen, der bis jetzt noch nicht abgeschlossen ist. Die Entwicklung neuer Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten in der Fotografie. Denn die steckt noch in den Kinderschuhen und hat großen Nachholbedarf: Der Realismus kann nicht das einzige Ausdrucksmittel der mittlerweile gar nicht mehr so modernen Technik sein!

Natürlich lässt sich jetzt über den Abstraktionsgrad dieser Arbeiten streiten. Man könnte argumentieren, dass die Fotografie in ihrer Natur schon an real existierende Objekte gebunden ist, dass ihr Prinzip die Wiedergabe der Realität ist. Ohne jetzt überhaupt über die Existenz von Realität streiten zu wollen (und diese ist streitbar!!) kann ich dagegenhalten, dass eure Objekte doch nur die Reflektionen von Licht auf Oberflächen mit unterschiedlichen Reflektionseigenschaften sind. Und ich schaffe neue surreale Welten und Impressionen der Irrealität durch die Neuinterpretation der Reflektionen im besten Sinne der Gestalttheorie.

Ein Acker kann spannender sein als eine Demonstration, ein Baum erschütternder als ein verhungerndes Kind, ein Dachbalken spannender als ein Feuergefecht, wenn er denn nur romantisch und idealistisch dargestellt wurde.

Es ist jedoch wichtig, sich nicht hinter naiven Phrasen zu verstecken. Schon Novalis brach mit der Ironie seinen eigenen Zauber, und auch ich kann erklären, wie diese Bilder entstanden sind, was darauf wirklich zu sehen ist. So leben diese Arbeiten auch vom Zufall, von der sekundenlangen Belichtungszeit und den dadurch als Struktur auftretenden Fehlströmen, oder von den Farben, die die Kamera eigentlich erfinden muss, weil finsterste Nacht herschte, sowie von meiner Interpretation in der Bildbearbeitung.

Der Idealismus ist keine Fassade – Er muss sich aller Konsequenzen bewusst sein und trotzdem hoch erhobenen Hauptes vorwärts marschieren. Er darf sich nicht borniert in seiner Meinung festfressen und sie doch verteidigen und vertreten, bis er mit Argumenten von einer anderen überzeugt wurde. Die er wieder mit großem Geiste verteidigen kann.