volkswirtschaftliche theorie der liquiditätby otto veit;deutsche geldpolitikby otto veit

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Volkswirtschaftliche Theorie der Liquidität by Otto Veit; Deutsche Geldpolitik by Otto Veit Review by: Woldemar Koch FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 12, H. 2 (1950/51), pp. 367-369 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40910183 . Accessed: 17/06/2014 21:48 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 188.72.126.118 on Tue, 17 Jun 2014 21:48:43 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Volkswirtschaftliche Theorie der Liquidität by Otto Veit; Deutsche Geldpolitik by Otto VeitReview by: Woldemar KochFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 12, H. 2 (1950/51), pp. 367-369Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40910183 .

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LITERATUR

Otto Veit, Volkswirtschaftliche Theorie der Liquidität. Frank- furt/Main, Klostermann (1948). - Derselbe: Deutsche Geldpoli- tik. Frankfurt/Main, Klostermann (1950).

Die allgemeine Zielsetzung des Verfassers ist die K e y n e s sehe: engere Verknüpfung der Geldtheorie mit der „Allgemeinen Theorie". Otto Veit löst diese Aufgabe, indem er die Geldtheorie zu einer Liquiditätstheorie erwei- tert. Die Fruchtbarkeit des von K e y n e s in der Volkswirtschaftslehre einge- bürgerten Begriffs zeigt Veit, indem er ihn auf möglichst vielen Gebieten an- wendet. Der Rahmen der Untersuchung ist daher sehr weit gespannt. Die mei- sten Themen der Geldtheorie werden neu formuliert und neu gedeutet: die Geldschöpfung, der Wert des Geldes, Inflation und Deflation, neutrales Geld. Auch die grundsätzlichen Fragen der internationalen Währungspolitik werden erörtert, beginnend mit der Auflösung des überlieferten Goldwährungssystems und abschließend mit den Versuchen von Bretton Woods. Der Leitfaden des Werkes ist die These, daß durch das analytische Werkzeug des Liquiditätsbe- griffs „ein neuer Aspekt zu vereinfachter Klärung der volkswirtschaftlichen Gesamttheorie geboten wird". Eine inhaltlich bestimmte zentrale These - etwa von der Art der Böhm-Bawerk sehen: Wertüberlegenheit der Gegenwarts- güter, oder der Stackeiberg sehen: Labilität bestimmter Marktformen - vertritt Veit, soweit ich sehe, nicht. Infolgedessen ist es nicht leicht, einen Überblick über den Inhalt des gedankenreichen Werkes zu geben.

Was versteht Veit unter Liquidität ? Darüber unterrichtet folgende „vor- läufige Begriffsbestimmung": „Liquidität ist die durch Tauschgüter repräsen- tierte Verfügungsmacht über Bedarfsgüter" (§1). Den Begriff des Gutes ver- wendet der Verfasser in einem sehr weitläufigen Sinne, der Geld, Forderungen, Wertpapiere mit umfaßt. Es ist klar zu ersehen, daß die Güter insofern liquide sind, als sie jene Eigenschaft besitzen, die in höchstem Grade dem Geld zukommt. Sieht man im Vollzug von Tauschakten die primäre Funktion des Geldes, so könnte man auch sagen, daß alle Güter mehr oder weniger unvollkommenes Geld sind. Die Dehnung des Geldbegriffs würde natürlich genau den gleichen Dienst leisten, wie der weitgespannte Begriff der Liquidität oder des Liquidi- tätsträgers. Die Dehnung ist ja bereits vor 30 Jahren von Schumpeter (das Sozialprodukt und die Rechenpfennige) vorgeschlagen worden. Das theore- tische Bedürfnis, das Veit bei seiner Begriffsbestimmung leitete, ist indessen etwas anders beschaffen. Es kommt ihm anscheinend nicht so sehr darauf an, daß die Güter in mehr oder weniger weiter Ausdehnung als Tauschmittel dienen, als darauf, daß die Eignung hierfür unterschiedlich ist. Die Liquidität hat viele Intensitätsgrade, und diese Grade sind zeitlich variabel. Die Ausdeutung dieser Sätze begründet den methodischen Fortschritt, den die Veit sehe Analyse ent- hält. Veit stellt eine Liquiditätsskala auf (§ 12). Sie beginnt mit dem gemünz- ten Gold und endet mit nicht verkaufsreifen Waren im Produktionsprozeß. Die Zwischenstufen sind sehr zahlreich: Guthaben bei der Zentralbank, diskontier- bare Wechsel, im amtlichen Verkehr gehandelte Wertpapiere, verkaufsfähige Waren usw. Die Skalierung beruht auf der unterschiedlichen Chance der Güter, „jederzeit und reibungslos" Tauschakte zu vollziehen. Ihre Märkte sind von unterschiedlicher Breite. Nur das Geld findet stets, bei jedermann und in belie-

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368 Literatur

bigen Mengen, freilich nicht zu beliebigen Bedingungen Absatz. Die Einordnung der Güter in die einzelnen Stufen ist nicht ein für alle mal fest gegeben. Aber auch bei gleichbleibender Rangordnung sind die Liquiditätsgrade veränderlich, im besonderen unter dem Einfluß der Konjunkturen.

Den Gedankengängen des Verfassers folgend, sei angedeutet, worin der theo- retische Nutzen des Begriffs des Liquiditätsgrades steckt. Wir beginnen mit dem Zinsproblem. Der Verfasser vertritt die zu Greifende Auffassung, daß sowohl die neuere, monetäre, als auch die ältere, güterwirtschaftliche Theorie einseitig sind, und sucht den Weg zu einer Synthese. Er geht von der uralten Frage aus, wel- cher Art die Leistung ist, für die der Zins gezahlt und empfangen wird. Worin der Nutzen des Darlehens besteht und was somit den Schuldner befähigt, hier- für eine Vergütung zu zahlen, wird nicht im einzelnen erörtert. Denn diese Frage deutet auf den ursprünglichen Kapitalzins hin, dessen Genesis im Rahmen der Produktionstheorie abzuleiten ist. Was bedeutet aber das Darlehen für den Gläu- biger ? Die überlieferte Lehre antwortet mit der Feststellung, es handele sich um einen Verbrauchsverzicht bzw. um einen Verbrauchsaufschub. Dazu bemerkt Veit, daß der Gedankengang nicht zu Ende geführt sei. Ein Verbrauchsauf- schub liege zwar vor, aber er bewirke als solcher lediglich, daß das Wirtschafts- subjekt „höchste Liquidität", also Geld, gewinnt. Durch den Aufschub wird of- fenbar noch kein Zinsanspruch begründet, solange der Gläubiger das Geld be- hält, sei es in der Form von Noten, sei es in der Form von Giroguthaben bei der Notenbank, in manchen Ländern auch bei Geschäftsbanken, solange also seine Mittel den höchsten Liquiditätsgrad behalten. Es muß ein zweiter Verzicht hin- zukommen : Der Verzicht auf bestimmte Liquiditätsgrade. Der Gläubiger tauscht ,, Güter" hoher Liquidität gegen Güter geringerer Liquidität, Termineinlagen, Pfandbriefe, Aktien: dafür empfängt er eine besondere Vergütung. Sie ist ab- gestuft nach dem Grade des Liquiditätsverzichts. Die Verzinsung der Sparein- lagen ist geringer als die der Pfandbriefe, letztere ist wiederum normalerweise kleiner als die der Dividendenpapiere usw. Der Liquiditätsverzicht erklärt also nicht nur das Zinsphänomen als solches, sondern zugleich auch dessen Mannig- faltigkeit. Die Zweistufigkeit der Erklärung dürfte einen Fortschritt darstellen. Man erkennt leicht, wie weit Veit die K e y n e s sehe Theorie übernimmt und an welcher Stelle - Liquiditätsgrad! - er sie weiterführt. Ebenso ist es klar, daß der Kern der Waitingtheorie erhalten bleibt.

Neue Gesichtspunkte bietet die volkswirtschaftliche Theorie der Liquidität für die Deutung der monetären Vorgänge im Ablauf der Konjunkturen. Die Gedankengänge sind wiederum den K e y n e s sehen nahe verwandt, und es ist nicht immer leicht, die Veit sehe Nuancierung festzuhalten. Einige Stichworte mögen einen Ausschnitt aus dem weitläufigen Gedankengang geben, so wie der Leser ihn aufgefaßt hat. Der Geldbedarf ist abhängig von den Liquiditätsgraden der übrigen Güter. Diese sind aber in den einzelnen Konjunkturphasen verschie- den. Das gilt namentlich für jene Güter, die sich auf den mittleren und tieferen Stufen der Liquiditätsskala befinden, beispielsweise für Kapitalmarktpapiere und Waren. Ihre marktwirtschaftliche Verwertbarkeit nimmt in der Baisse ab und in der Hausse zu. Dieses ist gleichbedeutend mit der Besserung oder Verschlech- terung des Liquiditätsstatus ihrer Besitzer. Aus diesen Verschiebungen entsteht ein zusätzlicher oder ein rückläufiger Bedarf an Gütern hoher Liquidität, also im besonderen an Geld. Einmal aus Gründen der Vorsicht: Güter, die in guten Zeiten mühelos verkäuflich und infolgedessen als Reserve für unvorhergesehenen Zahlungsmittelbedarf tauglich sind, versagen diesen Dienst in der Depression. Sodann aber auch aus dem Motiv der Vorsorge für die regulären Geschäftsum- sätze; auf dieses Motiv legt Veit großes Gewicht, indem er folgendermaßen argumentiert: Ein Teil der Umsätze zwischen den Unternehmungen wird stets durch gegenseitige Verrechnung abgewickelt; durch effektive Geldzahlungen werden insofern nur die Spitzen ausgeglichen. In der Hausse nehme nun der Anteil dieses Verrechnungsverkehrs zu, in der Baisse ab. Ob diese Beobachtung verallgemeinert werden darf, sei dahingestellt. Trifft sie aber zu, so ergibt sich, daß auch aus diesem Grunde der Geldbedarf konjunkturreagibel ist: Der Geld- bedarf für betriebliche Zahlungen nimmt im Aufschwung langsamer zu und im

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Literatur 369

Abschwung langsamer ab als das Umsatzvolumen. Nun muß man sich die be- kannten bankwirtschaftlichen Gegebenenheiten vergegenwärtigen: hohe Geld- schöpfungskapazität im konjunkturellen Aufstieg, geringe im Abstieg. Hat man dieses zur Kenntnis genommen, so erhält man eine recht plausible Deutung der kumulativen Hausse- und Baisse-Tendenzen unter der Einwirkung der wech- selnden Liquiditätsgrade der Güter.

Die vorstehenden Bemerkungen sollten einen Überblick über die theoreti- schen Ergebnisse Veits geben, die nach der Auffassung des Rezensenten von allgemeiner systematischer Bedeutung sind. Das neuartige Lehrstück „Typolo- gie der Liquidität" sei noch erwähnt. Hier gliedert der Verfasser die Liquiditäts- motive vom Standpunkt der einzelnen Gruppen der Wirtschaftssubjekte: Ver- mögensbesitzer, Unternehmer, Banken, Staat. Auch der Finanz wissen schaftler findet in diesem Zusammenhang neue Formulierungen. Die originelle Leistung des Verfassers ist enthalten in der sorgfältigen Analyse der qualitativen Seite des Geldproblems. Dadurch könnte das Buch vielleicht eine Wendung in der Geldtheorie einleiten.

Die Lehren, die V e i t in seiner volkswirtschaftlichen Theorie, oft in apho- ristischer Form, vorgetragen hat, werden erläutert und ergänzt in Aufsätzen, die er in seiner Sammlung „Deutsche Geldpolitik" publiziert hat. Die Zusätze sind bereits oben teilweise berücksichtigt worden. Hingewiesen sei auf die Aus- einandersetzung mit der Quantitätstheorie (im Aufsatz „Liquidität und Güter- strom"). Der theoretische Teil des Buches schließt ab mit normativen Grund- sätzen der Geldordnung, deren Erörterung über den Rahmen dieser Anzeige hinausgehen würde. In einer Reihe weiterer Beiträge befaßt sich Veit mit den grundsätzlichen Fragen der Währungspolitik und Währungsverfassung in An- lehnung an die westdeutsche Entwicklung der letzten Jahre. Der engere Pro- blemkreis der Währungsreform ist ausgeschieden. Der Verfasser behandelt aus- führlich die Ideen, die der neuen Notenbankkonstruktion zugrunde liegen. Er hat ja selber an der Konzeption und ihrer Verwirklichung teilgehabt, und sein theoretischer Kommentar ist daher besonders interessant. Die Verbindung zen- tralistischer und föderalistischer Gedanken, die Beziehungen zum reichsdeut- schen und zum nordamerikanischen System werden scharf herausgearbeitet. In der eigentümlichen, für Westdeutschland durch Kompromiß gefundenen Lösung sieht Veit ein mögliches Vorbild für eine gesamteuropäische Ordnung. Das materielle Verfassungsproblem wäre in diesem Rahmen allerdings völlig anders beschaffen, da in Deutschland der notenbankpolitische Föderalismus - geschicht- lich gesehen - wurzellos ist, während innerhalb eines übernationalen Zusam- menschlusses die zentrifugalen Tendenzen natürlich von vornherein sehr stark wären. Woldemar Koch

Josef Dobretsberger, Das Geld im Wandel der Wirtschaft. Bern. A. Francke AG. 1946. 294 S.

Es scheint das Schicksal der modernen Geldtheorien zu sein, daß sie schneller veralten als die meisten Lehren der allgemeinen Wirtschaftstheorie. Das liegt nicht nur an einer oft größeren Kompliziertheit der Zusammenhänge, die sie er- klären sollen, sondern auch daran, daß die Geldtheorien lange Zeit ein Eigenleben neben der allgemeinen Theorie geführt haben. Erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit hat sich die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß Geldwesen und Wirtschafts- gestaltung aufs engste miteinander verbunden sind und daß die Geldtheorie als Teil der allgemeinen Wirtschaftstheorie behandelt und ausgestaltet werden muß, wenn sie zu befriedigenden Ergebnissen führen soll. Diese „moderne" Form der Geldtheorie ist also noch jung und es ist deshalb nicht erstaunlich, daß die Hypothesen, mit denen sie arbeitet, noch unvollkommen und verbesserungs- bedürftig sind und daher häufig durch neue ersetzt werden müssen.

Wird die Geldtheorie in den Rahmen der Erklärung des ökonomischen Ge- Finanzarchiv. N. F. 12. Heft 2 24

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