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ECONOMY Eine Sonderveröffentlichung der visAvis Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt Bildquelle: © Markus Heinen Unternehmen effizienz Wie Firmen Ihre Energiebilanz verbessern können Energie www.visavis.de · Dezember 2014 Augen zu und durch Trotz niedriger Renditen ist die  Lebensversicherung ein wichtiges  Standbein der Altersvorsorge Lebensversicherungsreform Wohnliche Arbeitsatmosphäre Der international bedeutendste Branchentreff  für Büro- und Arbeitswelten bildet  eindrucksvoll die neuesten Trends ab Leitmesse für Office & Object Design ist Kult Produktdesign Eine klare Strategie in der Formgebung  und -gestaltung bestimmt wesentlich  den unternehmerischen Erfolg

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UnternehmeneffizienzWie Firmen Ihre Energiebilanz verbessern können

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www.visavis.de  · Dezember 2014

Augen zu und durchTrotz niedriger Renditen ist die Lebensversicherung ein wichtiges Standbein der Altersvorsorge

Lebensversicherungsreform

Wohnliche ArbeitsatmosphäreDer international bedeutendste Branchentreff für Büro- und Arbeitswelten bildet eindrucksvoll die neuesten Trends ab

Leitmesse für Office & Object

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Neuerungen und Wendungen sind Gegeben-heiten, auf die wir uns im täglichen Leben – beruflich wie privat – immer wieder ein-lassen müssen. Veränderungen stellen uns

vor Herausforderungen, die uns anspornen das Beste herauszuholen, vorausgesetzt wir wissen die Umstände positiv zu nutzen.

Die Energiewende ist bereits seit ein paar Jahren ein wichtiges Thema, welches alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens berührt: Ob die Sanierung von Gebäuden, der Anstieg Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung oder intelligente Effizienztechnologien. Umso mehr verwundert es, dass noch immer zu wenige Unternehmen umdenken und die Potentiale eben nicht ausschöpfen, die sich ihnen zur Effizienzverbesserung bieten. Unser Autor Bernward Janzing gibt in unserer Titelreportage einen Überblick über Möglichkeiten der Einsparung und Flexibilisierung.

In ihrem Beitrag über Online-Videos gibt Sandra Löffler einen Einblick in die Chancen und Anforde-rungen effektiver Video-Werbung, die sich durch moderne Kommunikationstechnologien am Arbeits-platz und zu Hause ergeben. Ein technisch reibungs-loser Ablauf sorgt hier für ungetrübtes Sehvergnügen und erhöht die Kundenzufriedenheit.

Gesetzliche Reformen sind selten eine einmalige Sache, weiß unser neuer Fachautor Dietmar Braun. Oft genug wird hier mehrfach nachgebessert, so zuletzt gravierend im Altersvorsorgegeschäft. Das neue Lebens-versicherungsreformgesetz hat sowohl für Verbraucher als auch für Makler und Vermittler weitreichende Auswir-kungen. Vor allem aber stärkt es den Lebensversicherern wirtschaftlich wie politisch den Rücken.

Moderne Trends in der Kommunikations- und Arbeitswelt modifizieren auch den Arbeitsplatz immer wieder von neuem. Das wurde deutlich auf der Orgatec, der Leitmesse für Office & Object in Köln, wo sich vor kurzem die Branche traf, um die Arbeitsplätze der Zu-kunft zu präsentieren. Die Redaktion fasst die Stimmung und Eindrücke in einem Messebericht zusammen.

Nichts ist weniger vergänglich als ein gutes Design, weiß unsere neue Autorin Yvonne Brombach. Dieses ent-scheidet maßgeblich über den Erfolg eines Produktes und kann dessen Zeitlosigkeit weitreichend beeinflus-sen. Eine strategisch intelligente Designausrichtung be-stimmt nicht zuletzt auch den Wettbewerbsvorsprung und damit die Zukunft des Unternehmens.

Auch im eigenen Hause hat es einige Änderungen gegeben: So darf ich Sie an dieser Stelle als neuer Geschäftsführer begrüßen und freue mich auf ein erfolgrei-ches Jahr 2015 mit Ihnen und der VISAVIS ECONOMY. In diesem Sinne wünsche ich Ih-nen eine besinnliche Weih-nachtszeit sowie einen guten Start ins neue Jahr.

Ihr Walter Metzinger

editorial inhalt

Neue MedienBewegte Bilder rechnen sichInformationen jederzeit abrufen zu können, ist längst zum Standard geworden. Visuelle Inhalte haben daran einen immer größeren Anteil. Um die Kundenzufrieden­heit zu gewährleisten, müssen Online­Videos auf allen gängigen Endgeräten lauffähig sein – egal ob Computer, Laptop, Tablet oder Smartphone. Seite 3

Lebensversicherung

Reform der ReformDas Lebensversicherungsreformgesetz bringt Änderungen im Altersvorsorgegeschäft mit sich. Es soll die Versicherer in der anhaltenden Niedrigzinsphase stärken, was für Kunden wie für Vermittler nicht ohne Auswirkungen bleibt. Die private Vorsorge ist dennoch wichtig im Kampf gegen Altersarmut. Seite 4

EnergieeffizienzSparsamer und flexiblerWenden betreffen immer alle Bereiche des Lebens, so auch in der Energiefrage. Vor allem Unternehmen haben einige Stellschrauben, über die sich die Energiebilanz verbessern lässt. Diese muss man aber auch kennen und vor allem wissen, wie man sie einstellen muss. Experten können mit Know­how und innovativen Lösungen helfen, die Effizienz von Firmen zu verbessern und Strom zu sparen. Seite 6

ArbeitsweltenImpulsgeber MesseDie alle zwei Jahre stattfindende Weltleitmesse für Office & Object öffnete auch 2014 wieder ihre Pforten einem interessierten Fachpublikum. Neben neuen Trends standen diesmal auch Themen wie der demographisch Wandel im Büro oder Change Management im Vordergrund. Einen Rückblick gibt der Messenachbericht. Seite 10

DesignMit Stil, Charme und MethodeGutes Design ist oft maßgebend für den Erfolg eines Produktes. Dabei darf es aber niemals nur Selbstzweck sein, sondern sollte immer im Einklang mit dem Produkt stehen. Unsere Reportage gibt einen Einblick in die Welt der Marke. Seite 13

impressum Ver­lag:­visAvis­Ver­lags­GmbH;­Endenicher­Straße­282,­53121­Bonn;­Tel.:­0228­/ 33­88­34-­0,­Fax:­02­28­/ 33­88­34­-­10,­Va­nity:­07000 / visavis,­E-Mail:­[email protected],­www.visavis.de;­

Ge­­schäfts­füh­rer:­Walter­Metzinger;­Verlagsleiter:­Stefan­Jendrusch­von­Schnakenburg;­Schlussredaktion:­Britta­Müller­und­Markus­Heinen;­V.i.S.d.P.­redaktionelle­Inhalte:­Britta­Müller,­[email protected];­Themen-­und­Projektleitung:­Markus­Heinen,­Katrin­Limani,­Britta­Müller,­Stefan­Pechfelder,­Stefan­Jendrusch­von­Schnakenburg,­Meline­Stemmler;­Art-Director:­Markus­Heinen;­Layout:­Rolf­Claus;­Bildmaterial:­pixelio.de,­fotolia.com­und­nach­Angabe;­Druckauflage:­120.000­Exemplare,­Vollbelegung­im­Handelsblatt;­ISSN:­0942-8615

Inhalte­von­Unternehmens-­und­Produktporträts,­Interviews,­Gastbeiträgen­sowie­Advertorials­und­Anzeigen­geben­die­Meinung­der­beteiligten­Unternehmen­wieder.­Die­Redaktion­ist­für­die­Richtigkeit­der­Beiträge­nicht­verantwortlich.­Die­rechtliche­Haftung­liegt­bei­den­jeweiligen­Unternehmen.

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Der Abruf von Online-Vi-deos ist für Konsumenten an ihren Desktops, Smart-phones und Tablets mitt-

lerweile zur Selbstverständlichkeit ge-worden – hierzu haben die hohen ver-fügbaren Bandbreiten, die Datenflat-rates und die technologische Weiter-entwicklung der Endgeräte vornehm-lich im Mobilbereich einen grundsätz-lichen Beitrag geleistet. Daher ist es kaum nachvollziehbar, dass etliche Un-ternehmen diesem mächtigen Marke-tingwerkzeug nur eine Nebenrolle zu-billigen oder sogar ganz auf seinen Ein-satz verzichten.

Videos sind das Medium, das mit einem Minimum an Zeitaufwand ein Maximum an Information transpor-tiert. Werbung per Online-Video wird zudem gänzlich anders wahrgenom-men als etwa klassische TV-Spots. Die Konsumenten haben das Gefühl, in-teraktiv eingebunden zu sein und sind daher deutlich engagierter.

Nicht zuletzt deshalb sind Ge-schichten, die mit ungefähr 24 Bil-dern pro Sekunde erzählt werden, zu einem der effektivsten Instru-mente für Marken geworden, um mit ihren Kunden in Kontakt zu tre-ten. Diese Effizienz lässt sich klar belegen: Eine von der Aberdeen Group im Auftrag von Brightcove erstellte Studie zum Return on In-vestments (ROI) des Video-Marke-tings zeigt, dass die durchschnittli-che Konversionsrate bei videoaffi-nen Unternehmen weltweit bei 4,8 % liegt. Zum Vergleich: Unter-nehmen, die keinen Video-Content nutzen, kommen nur auf 2,9 %. In der Praxis bedeutet dies für Unter-nehmen, die Video-Inhalte einset-zen, dass sie mit ihren Websites bei 100.000 einzelnen Besuchern eben-so viele qualifizierte Kontakte ge-nerieren wie Websites ohne Video-Content bei 137.000 Besuchern.

Führende Unternehmen sind gut genug aufgestellt, um die Kon-sequenzen aus diesen Zahlen zu zie-hen. So belegt die Aberdeen-Stu-die, dass von den erfolgreichsten 20 % einer Branche rund 95 % Vi-deo-Content nutzen.

Technologie kein HindernisgrundDer Verzicht des Einsatzes von Vide-os zu Marketingzwecken wird vie-lerorts mit dem hierfür erforderli-chen hohen Technologieaufwand und den daraus resultierenden Kostenbe-lastungen begründet. Doch dieses Ar-gument ist heute überholt. Dank des technologischen Fortschritts benö-tigt heute niemand mehr eine High-tech-Kamera und eine teure Sound-Ausrüstung, um qualitativ hochwer-tige Videos zu produzieren.

Mehr Aufmerksamkeit bedarf allerdings die Bereitstellungsinfrastruk-tur von Videos, um Konsumenten nicht zu enttäuschen. Denn diese sind, aus-gerüstet mit hochwertigem Equipment wie dem neusten Smartphone-Modell, durchaus anspruchsvoll, wie eine Feld-studie von Vanson Bourne zeigt: Auf die Frage, wie das Videoerlebnis ei-ner Marke weiter verbessert werden könne, bezogen sich drei der vier häu-figsten Antworten der Verbraucher auf die Videowiedergabe – Streaming mit besserer Qualität (32 %), schnellere Startzeiten (31 %) und weniger Puffe-rung (31 %).

Im Umkehrschluss wird klar: Technologische Defizite können rasch dazu führen, dass der Abruf von Mar-keting- oder Werbevideos der Repu-tation eines Unternehmens nicht nutzt, sondern sie beschädigt. Schon bei den Antwortzeiten ist die Geduld von Verbrauchern schnell endlich. Nur wenige Sekunden Wartezeit auf-grund von Netzwerklatenzen beim Laden eines Videos können ebenso zum Verlassen der Site führen wie eine stockende Wiedergabe. Laut Amazon führen 100 ms Latenz zu ei-nem Umsatzverlust von 1 % (zum Ver-gleich: Ein Lidschlag dauert 300 bis 400 ms). Google hat ermittelt, dass eine halbe Sekunde Latenz den Um-satz um 20 % reduziert.

Wer Online-Videos als zentrales Element der Marketingstrategie und maßgebliches Instrument für eine ho-he Kundenbindung begreift, wird auf Tools, wie optimierte Player und Be-reitstellungsoptionen mit den für An-forderungsspitzen wichtigen flexiblen Bandbreiten nicht verzichten können. Spezialisierte Videohosting- und Ver-öffentlichungsplattformen wie bei-spielsweise die Brightcove Video Cloud bieten im Gegensatz zu den Free-to-use-Plattformen wie etwa Youtube sol-che Tools an.

Zentrale Komponente für eine optimierte Bereitstellung von Videos ist hierbei die Cloud, die hochgradig skalierbar ist und es erlaubt, durch den Abruf zusätzlicher Rechenleis-tung und Bandbreiten schnell auf Spit-zenbelastungen reagieren zu können. Auch bietet die Cloud den direkten Zugang zu zahlreichen ergänzenden Services von Technologie-Providern und Content-Anbietern nach dem „Pay-per-use“-Prinzip.

Messbare ErgebnisseMarketingabteilungen sehen sich häu-fig kontinuierlich mit der Forderung konfrontiert, den Wert ihrer Maßnah-men zu belegen. Insbesondere die eingangs erwähnte Konversionsrate, bei der Videos gegenüber anderen Online-Darreichungsformen die sprich-wörtliche Nase vorne haben, steht da-bei weit oben auf der Prioritätenliste.

Neben den reinen Zugriffszahlen bieten Videos aber aufgrund ihrer Lauf-zeiten gegenüber statischen Inhalten die Basis für zusätzliche Metriken. So lässt sich nicht nur feststellen, wie oft ein Video angesehen wurde, sondern auch wie lange. Kommt es beispiels-weise nach der Hälfte der Abspielzeit zu Abbrüchen durch den Konsumen-ten, lässt dies Rückschlüsse auf die aufgegriffene Thematik oder die be-reits oben aufgeführten technologi-schen Unzulänglichkeiten zu.

Nicht zu vergessen ist: Videos ha-ben den Vorteil, für verschiedene Be-reiche – stationär und mobil – einsetz-bar zu sein. Ihre Zugriffszahlen lassen sich also für diese Kanäle getrennt mes-sen und auswerten, wodurch sich die Zielgruppen konkret erfassen lassen. Unternehmen sollten daher sicherstel-len, dass ihre Bewegtbildinhalte nicht nur auf dem PC, sondern auch auf Smart-phones und Tablets einwandfrei laufen.

Infos unter: www.brightcove.com

Bewegte Bilder rechnen sichVerantwortung „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ – die alte Binsenweisheit gilt heute mehr denn je, auch für die neuen Medien. Mit einem stark zunehmenden Datenaustausch sowohl im privaten, als auch geschäftlichen Bereich wollen Konsumenten ein Maximum an Informationen mit einem Minimum an Aufwand gewinnen. Voraussetzung zur Kundenzufriedenheit ist jedoch, dass die technische Infrastruktur stimmt: Wiedergabequalität, kurze Lade- und Startzeiten sowie flexible Netzwerkkapazitäten. Denn die Geduld von Usern ist schnell erschöpft.

von Sandra Löffler

Video-Werbung Technische Fortschritte ermöglichen heute Videos, die mit minimalem Aufwand ein Maximum an Information transportieren, so Sandra Löffler, Vice President Account Management, Digital Marketing, EMEA.

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Der demografische Wandel und die Entwicklungen an den Finanzmärkten sind wohl die größten Heraus-

forderungen dieses Jahrhunderts. Dass es immer mehr Ältere als Jüngere gibt ist bekannt. Das zu ändern vermag die Politik kaum, da sich Änderungen in der Geburtenrate erst ab dem He-ranwachsen eines kompletten Jahr-gangs zu Beitragszahlern auswirken. Was den Politikern bleibt, ist durch Reformen eine politische Handlungs-fähigkeit zu zeigen. Neben der Alters-struktur ist die hohe Staatsverschul-dung ein Kernproblem und Auslöser von Reformen über Reformen in den Themenfeldern Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung.

Die meisten Menschen unterschät-zen das Thema Altersarmut. Dabei sind immer mehr Menschen von Al-tersarmut betroffen. Die steigende Ten-denz ist schon heute erschreckend. Im-mer mehr Menschen benötigen die Grundsicherung im Alter – und das, obwohl sie 30 Jahre lang gearbeitet und Beiträge zur gesetzlichen Renten-versicherung eingezahlt haben. Den meisten ist nicht bewusst, welche Be-deutung die private Altersvorsorge heu-te und in Zukunft hat. „Es ist uner-lässlich, privat für das Alter vorzusor-gen, weil die gesetzlichen Renten im-mer geringer ausfallen werden. Priva-te Rentenversicherungen bieten auf unkomplizierte Weise einen Ausweg. Viele Produkte sind dabei auch mit einer staatlichen Förderung verbun-den. Im Gegensatz zu Aussagen man-cher Verbraucherschützer, die Kun-den immer wieder verunsichern, kön-nen nur diese Produkte eine lebens-lange Rente garantieren“, resümiert Uwe Laue, Vorstandschef der Debe-ka Lebensversicherung.

HandlungsbedarfDer Abbau der Staatsschulden zu Las-ten der Vorsorgesparer ist auf Dauer eine Gefahr für die Assekuranz und ihre Kunden. Nach einer aktuellen Ein-schätzung der europäischen Aufsichts-behörde EIOPA können dauerhafte Niedrigzinsen die Lebensversicherer in große Schwierigkeiten bringen. „In acht bis elf Jahren können viele Ver-sicherer Probleme haben, ihre Ver-pflichtungen gegenüber den Versiche-rungsnehmern zu erfüllen“, warnte EIOPA-Chef Gabriel Bernadino An-fang Dezember 2014 in Frankfurt am Main. Die Aufsichtsbehörde hatte ei-nen aktuellen Stresstest für die euro-päische Assekuranz veröffentlicht.

Im Ergebnis sei zu befürchten, war da zu lesen, dass bei mittelfris-tig anhaltenden Niedrigzinsen 225 der untersuchten Lebensversicherer, al-so jeder vierte Versicherer, die Eigen-mittelanforderungen nicht erreichen könnten. Die Eigenmittel müssen die

Versicherer für die langfristigen Ver-sprechen an ihre Kunden als Sicher-heit vorhalten, um eine Kapitalde-ckung für die garantierte Verzinsung zu haben. In einer lang anhaltenden Phase von Niedrigzinsen bedeutet dies eine sehr große Herausforderung für

die Assekuranz, die garantierten Zin-sen über die Kapitalanlage des versi-cherungstechnischen Fremdkapitals nachhaltig zu erwirtschaften.

Die europäische Idee, Staatsschul-den über die Zinspolitik der Zentral-bank zu steuern, hat folglich ihre Ri-

siken und Nebenwirkungen. Dauer-haft niedrige Zinsen schrecken Sparer und Vorsorgesparer ab. Die Lebens-versicherer verloren zusätzlich Kun-den, weil der Verbraucherschutz zur Kündigung der Policen riet, die zukünf-tig nicht mehr rentabel seien. Lebens-versicherungen sind sicher durch ih-re biometischen Leistungen (lebens-lange private Rente), ihre Kollektive und den Ausgleich von Marktrisiken (Zinsen, Aktienkurse) über die Ver-tragslaufzeit. Letzteres wird über stil-le Reserven und Zinszusatzrückstel-lungen mittel- und langfristig gema-nagt. Diese wurden aber durch hohe Zahlungen an vorzeitig kündigende Kunden zu Lasten der verbleibenden Altersvorsorge-Kunden abgebaut. Der Staat half hier mit dem Lebensversi-cherungsreformgesetz (LVRG). Nach der Reform ist immer vor der Reform, denn jede Reform schafft neue Her-ausforderungen.

Das ReformgesetzÜber das im Schatten der Fußball-Welt-meisterschaft im Sommer 2014 neu eingeführte LVRG wurde viel zu viel auf einmal reformiert. Die deutschen Versicherer dürfen ihren weit vor En-de der vereinbarten Laufzeit kündi-genden Kunden weniger aus den Ge-winnen und stillen Reserven mitge-ben. Das ist im Interesse der Gemein-schaft der Versicherten, also der Kol-lektive, richtig, weil es die private Al-tersvorsorge sichert. Gleichzeitig hat die Politik im Gesetz verankert, wie-viel ein Versicherer zukünftig an Ver-triebskosten bilanzieren darf. Das stellt die deutsche Assekuranz vor neue Auf-gaben, da die Vergütungsmodelle völ-lig verschiedener Vertriebskanäle gleichgestellt wurden, obwohl diese Strukturen in der Vergütung völlig un-terschiedlich sind.

Die Erweiterungen und Nach-besserungen des LVRG wirken ab dem 1. Januar 2015 gemeinsam mit der Absenkung des Garantiezinses in der Lebensversicherung. Bei neu abge-schlossenen Verträgen wird die ga-rantierte Verzinsung auf den Sparan-teil, der nach Abzug aller Kosten und Gebühren übrigbleibt, in Höhe von 1,25 % geleistet. In 2014 waren dies noch 1,75 Prozentpunkte. Die Altver-träge sind von dieser Änderung nicht betroffen, da der Garantiezins über die gesamte Laufzeit gilt. Für Alt- und Neukunden haben die Reformen und Gesetzesänderungen dennoch Aus-wirkungen. Die Altkunden dürfen sich freuen eine private Altersvorsor-ge zu haben, die noch eine hohe lau-fende Verzinsung garantiert hat, und bei vor 2005 vereinbarten Altverträ-gen ist sogar die gesamte zukünftige Auszahlung steuerfrei. Für Neukun-den wird es schwieriger: Hier wird es ohne eine qualifizierte und indivi-

HandlungsfäHig Demografie und Niedrigzinsen hinterlassen Spuren. Die Politik reagiert mit Reformen und die deutsche Assekuranz passt ihre Angebote für die Altersvorsorge an.

Reform der Reform

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von dietmar Braun

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Jubiläum

Seit 125 Jahren gibt es nunmehr die Gesetzliche Rentenversicherung – ein stolzes Jubiläum. Ihre Grün-dung im Jahr 1889 markiert einen Epochenwechsel der sozialen Sicherung, an den es zu erinnern lohnt: Mit dem „Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz“, das ne-ben der bestehenden gesetzliche Kranken- und Unfallversicherung einen weiteren wichtigen Baustein in der Geschichte der Deutschen Sozialversicherung bildete, wurde damals eine richtungsweisende Entscheidung getroffen, die das System der Alterssicherung bis heute prägt.In der Anfangszeit der gesetzlichen Rente verhinderten hohe Hürden die Rentenleistung. Vorrang hatten zunächst die Invalidenrenten. Die Altersrente wurde erst ab dem 70. Lebensjahr gewährt – bei einer damaligen Lebenserwartung, die weit darunter lag. So hatte die gesetzliche Rente eher eine Ergänzungsfunktion, im Alter zum Lebensunterhalt beizutragen. Erst mit der ersten Rentenreform 1957 wurde der Weg freigemacht, die Renten als Lebensstandard sichern-de Leistungen mit Lohnersatzfunk-tion fortzuentwickeln. Mittlerweile haben die betriebliche Altersver-sorgung und die private Vorsorge aus Lebensversicherungen in dem heutigen Drei-Säulen-System die bisherige Ergänzungsfunktion übernommen.Mit der Änderung der Formel zur Rentenanpassung (Demografie-faktor) und der Einführung einer staatlichen Förderung der kapital-gedeckten Zusatzvorsorge (Riester-Rente) wurden zuletzt die Weichen der Gesetzlichen Rentenversiche-rung neu gestellt. Die Entwicklung der Renten blieb fortan hinter der Lohnentwicklung zurück. Zum Ausgleich des sinkenden Renten-niveaus wurde daraufhin beschlos-sen, die kapitalgedeckte Altersvor-sorge zu stärken. Spätestens seit Umsetzung dieser Reformen sind umlagefinanzierte und kapitalge-deckte Vorsorge eng verbunden. Und es ist klar geworden: Damit die Rentenpolitik zukunftsfähig bleibt, bedarf sie einer ausgewogenen Balance zwischen Solidarität und Eigenverantwortung.

duelle Beratung kaum möglich sein, sich für das Richtige zu entscheiden.

Viel wichtiger als der Garantie-zins sind für die Versicherten die lau-fende Überschussbeteiligung und der am Ende der Laufzeit gewährte Schlussüberschussanteil. Wieviel es am Ende über die Garantien hinaus an Leistungen gibt, ist der entschei-dende Mehrwert und Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Versicherungsunterneh-men. Die Ablaufrenditen setzen sich unterschiedlich zusammen (siehe Gra-fik). In der jetzigen Periode sinken sie seit vielen Jahren.

Auswirkungen und ReaktionenFür die Versicherungsvermittler ist die Reform der Reformen ebenso wie für ihre Kunden eine riesige Herausforderung zum Jahreswech-sel. Der Präsident des Bundesver-bandes Deutscher Versicherungs-kaufleute e. V. (BVK), Michael H. Heinz, beantwortet die Frage nach den Konsequenzen des LVRG für Kunden und Vermittler: „Das Le-bensversicherungsreformgesetz hat weitreichende Auswirkungen. Ne-gativ für die Kunden ist, dass für ab dem 1.1.2015 abgeschlossene Verträge ein Garantiezins von nur noch 1,25 % gilt. Auf der anderen

Seite steigt die Beteiligung der Kun-den an den Risikoüberschüssen von 75 auf 90 %, und durch die Absen-kung des höchsten Zillmer-Satzes entstehen bei Verträgen, die vorzei-tig gekündigt werden, höhere Rück-kaufswerte. Für die Vermittler ist es aufgrund der Garantiezinssen-kung natürlich noch schwieriger, Lebensversicherungen zu vermit-teln. Hinzu kommt, dass in der Be-völkerung der Konsum einen höhe-ren Stellenwert hat als die Alters-vorsorge. Darüber hinaus versuchen viele Unternehmen unter Berufung auf die Absenkung des Zillmer-Sat-zes Provisionen bzw. Courtagen zu senken, obwohl das LVRG nichts dafür hergibt. Sie wälzen die sich

für sie daraus ergebenden Nachtei-le auf die Vermittler ab, die somit doppelt belastet sind. Einmal durch die sinkende Anzahl an Verträgen und zum anderen durch gesenkte Provisionen.“

Auf Seiten der Versicherungsun-ternehmen war die Reaktion bis An-fang Dezember 2014 nicht sicher. Jetzt haben aber doch die ersten Ver-sicherer offiziell Stellung bezogen. Der Marktführer Allianz senkt dem-nach die laufende Verzinsung (in-klusive der Überschussbeteiligung) ab dem Jahr 2015 auf 3,4 Prozent-punkte. Im laufenden Jahr 2014 sind es noch 3,6 %. Die gesamte Verzin-sung, zu der am Ende der Vertrags-laufzeit noch der Schlussüberschuss-Anteil hinzukommt, liegt ab 2015 bei 4,0 %. Im laufenden Jahr 2014 sind es noch 4,2 %. Die Allianz Le-bensversicherung betonte, dass sie die Anteile am Schlussüberschuss stabil gehalten habe, um die Ver-tragstreuen angemessen an den Ge-winnen zu beteiligen.

„Die Vier vor dem Komma für die Verzinsung der Verträge unserer Kunden steht. Damit setzen wir ein Zeichen. Eine Rentenversicherung der Allianz lohnt sich“, sagt Dr. Mar-kus Faulhaber, Vorstandsvorsitzen-der der Allianz Lebensversicherung AG. Der Hintergrund für die Absen-kung der laufenden Verzinsung um 0,2 Prozentpunkte sei dem Markt-führer nicht leicht gefallen, aber ein Lebensversicherer müsse auf die lang anhaltenden Niedrigzinsen im Markt verantwortlich reagieren. Das Zinsniveau von Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren habe sich nahezu halbiert und sei von Jah-resbeginn 2014 bis Ende November 2014 von 1,95 auf 0,77 Prozentpunk-te gesunken. Das Engagement in Rentenpapiere sei für deutsche Le-bensversicherer ein Pflichtpro-

gramm. In der Kür werden Versi-cherer wie die Allianz und andere Marktteilnehmer sich zukünftig wie-der stärker in Aktien engagieren, um mittel- und langfristig für die Kun-den von steigenden Kursen profitie-ren zu können.

Zukunft der LebensversicherungDie deutsche Assekuranz hat schon schlimmere Herausforderungen, wie Währungsreformen und Krisen an den Finanzmärkten, erfolgreich bewältigt. Das muss die Branche jetzt wieder leisten, denn zur Bekämpfung der Al-tersarmut gibt es zur Lebensversiche-rung keine biometrische Alternative. „Wenn etwas 125 Jahre währt und sich während dieser langen Zeit bewährt, dann kann es sich im Großen und Gan-zen nur um eine Erfolgsgeschichte han-deln“, betonte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in ihrer Rede zum 125-jährigen Jubiläum der Deutschen Rentenversicherung Anfang Dezem-ber 2014. Sie stellte aber auch klar: „Ohne ergänzende private und betrieb-liche Altersvorsorge wird es zukünf-tig wohl nicht gehen.“ Fazit: Nach der Reform ist vor der Reform.

[email protected]

»Es ist unerläss-lich, privat für

das Alter vorzusorgen, weil die gesetzlichen Renten immer geringer ausfallen werden. «

Der AutorDietmar Braun ist Spezialist für Assekuranz und Banken. Nach mehrjähriger Berufspraxis in der Versicherungswirtschaft lehrt er heute als Hochschuldozent an der Hochschule Heilbronn (HHN) und an der Dualen Hochschu-le Baden-Württemberg (DHBW), Stuttgart. Als Fachjournalist machte sich Braun unter anderem in Print- und Onlinemedien wie Versicherungsmagazin und Finanzwelt einen Namen.

Zusammensetzung derGesamtverzinsung

Marktdurchschnittliche Gesamtverzinsung*

Schlussüberschuss

laufende Überschuss-beteiligung

Höchstrechnungszins(Garantiezins)

Schlussleistungen

Laufende VerzinsungZinsniveau 10-jähr. Bundesanleihen(Jahresdurchschnittswerte)

*) Die Höhe der laufenden Verzinsung ist als Durchschnitt aller bestehenden Verträge dargestellt. Der Höchstrechnungszins variiert in den einzelnen Vertragsgenerationen. Für Neuverträge liegt er aktuell bei 1,75 %, ab 01.01.2015 bei 1,25 %.

Quelle: Assekurata © GDV – Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft

5,10 5,00 4,90 5,00 5,10 5,00 4,80 4,70 4,664,24

5 %

4 %

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2 %

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0 %2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Die Gesamtverzinsung einer Lebensversicherung

... setzt sich zusammen aus Garantien und Überschüssen.

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energieeffizienz� |� visAvis economy�6

Auch Unternehmen haben noch viel Potenzial, ihren Energieverbrauch zu sen-ken. Einer Studie des Fraun-

hofer Instituts für System- und Inno-vationsforschung (ISI) in Karlsruhe zufolge, ließe sich der Energieverbrauch im Gewerbe bis 2020 um rund 290 Petajoule senken. Einsparpotenziale gebe es in 50.000 Unternehmen. Da-mit ließe sich Deutschlands jährlicher CO2-Ausstoß um 23 Millionen Ton-

nen verringern. Und natürlich lässt sich mit weniger Energieverbrauch auch Geld sparen.

Professionelle EnergiedienstleisterEin Problem sind jedoch oft fehlende Informationen über die bestehenden Möglichkeiten. Der TÜV SÜD hat da-her jetzt zusammen mit ILF Beraten-de Ingenieure GmbH die Online-Platt-form „Energieeffizienz-Check!“ gestar-tet. Dort können sich Unternehmen

Sparsamer und flexiblerOptimierung Deutschland hat sich vorgenommen, die Treibhaus­gasemissionen bis 2020 um 40 % zu mindern – auch im Koalitionsvertrag ist diese Zahl verankert. Bislang sind erst 24 % erreicht, und wenn Politik und Wirtschaft nicht noch deutlich aktiver werden, wird 2020 eine Lücke von mindestens acht Pro­zentpunkten verbleiben.

von Bernward Janzing

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aus der Industrie schnell und unkom-pliziert einen Überblick über die eige-ne Situation verschaffen, Optimierungs-potenziale identifizieren und Informa-tionslücken schließen. „Trotz Förder-programmen und Steuervergünstigun-gen besteht bei der Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen in der Industrie vielfach noch Nachholbedarf“, sagt Gerd Streubel vom TÜV SÜD. Hat sich ein Unternehmen dazu ent-schlossen, sich eingehender mit dem Thema Energieffizienz zu beschäfti-gen, gibt es am Markt bereits entspre-chende Dienstleister. Ein solcher ist zum Beispiel die Bosch Energy and Building Solutions GmbH, die eine ganzheitliche Betrachtung der Gebäu-de propagiert, also Wärme, Kälte, Lüf-tung, Beleuchtung, Druckluft und Dampf zusammen. An solcher ganz-heitlicher Sicht fehlt es in Unterneh-men oft, gerade wenn die Gebäude-technik nach und nach gewachsen ist.

„Effizienztechnologien machen die Energiewende erst möglich“, so Christian Noll von der Deutschen Un-ternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) „Es geht darum, den Verbrauch so weit zu senken, dass am Ende Erneuerbare Energien dafür aus-reichen. Unternehmen wie Verbrau-cher sollten sich darum zwar gerne von

einzelnen Lösungen begeistern, dann aber möglichst ganzheitlich von Profis beraten lassen, was für sie wirtschaft-lich und technisch zielführend ist.“

FörderprogrammeAls nächstes stellt sich die Frage der Förderung. Die KfW bietet gleich meh-rere Programme an, die auf Unter-nehmen zugeschnitten sind und die Energieeffizienz betreffen. Zum Bei-spiel die „KfW-Finanzierungsinitiati-ve Energiewende“, die größere Unter-nehmensvorhaben in Deutschland im Zusammenhang mit der Energiewen-de finanziert. Schwerpunkte liegen auf

Maßnahmen zur Steigerung der be-trieblichen Energieeffizienz, Innova-tionsvorhaben (FuE) in den Bereichen Energieeinsparung, -erzeugung, -spei-cherung und -übertragung sowie der Nutzung Erneuerbarer Energien.

Förderfähig sind neue Anlagen, die mindestens 15 % weniger Energie verbrauchen als vergleichbare Anla-gen im Branchendurchschnitt, oder solche, die mindestens 20 % weniger Energie verbrauchen als die alten An-lagen im Durchschnitt der letzten drei Jahre. Ähnliches gilt auch für das „KfW-Energieeffizienzprogramm“. Dieses fördert Investitionen in Energieeffizi-enz in Deutschland und im Ausland etwa in elektrische Antriebe, Druck-luft, Vakuum und Pumpen, in An-lagentechnik inklusive Heizung, Küh-lung, Beleuchtung, Lüftung und Warmwasser oder auch Kraft-Wär-me-Kopplungsanlagen und Blockheiz-kraftwerke. Auch Mess-, Regel- und Steuerungstechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnik sind för-derfähig. Und das BMUB-Umwelt-innovationsprogramm unterstützt Vorhaben in großtechnischem Maß-stab, die – so heißt es in der Aus-schreibung – „erstmalig fortschritt-liche technologische Verfahren und Verfahrenskombinationen zur Vermei-

„Heutzutage muss man ja froh sein, wenn es mit uns bergab geht. Das spart Energie und Energiekosten“, mit diesem Satz malt der österreichische Dichter und Aphoristiker Ernst Ferstl ein düsteres Szenario. Doch erfolgreiche Unternehmen haben längst erkannt, dass das Thema Energie zu einem der wichtigsten Wettbe­werbsfaktoren im globalen Streben nach Kostenvorteilen und Marktanteilen wird.

Produzierende Unternehmen stehen bei dem Thema Energie tagtäglich vor großen Herausforderungen. Denn die sichere und bezahlbare Energieversorgung ist eine wichtige Vorausetzung, um den eigenen Standort dauerhaft zu sichern. Michael Blichmann, Geschäftsführer der Bosch Energy and Building Solutions GmbH, plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz: „Um wirklich alle Potenziale zu heben, müssen technologische und prozessuale Verbesserungen mit Zielen und Strategien des Unternehmens einhergehen und kon­sequent umgesetzt werden. Erst dann ist

es möglich, das Thema ‚Energieeffi zienz’ dauerhaft als Wettbewerbsvorteil zu nut­zen.“ Entscheidend hierbei seien die Mit­arbeiter auf allen Hierarchie­Ebenen. „Bei unseren Projekten dreht sich alles um die Frage, was getan werden muss, um das Thema Energie dauerhaft als Wettbe­werbsvorteil auszurichten“, so Blichmann weiter. Vier Kernaspekte stehen dabei im Vordergrund: a) die Umwandlung fi xer in variable Energiekosten, b) die Reduktion großer Energiekostenblöcke c) die Erhö­hung der Versorgungssicherheit und d) die Steigerung des Green Image.

Um die Potenziale für das Unternehmen aufzuzeigen, wird Transparenz über die aktuelle energetische Situation geschaf­fen und mit den Zielen, energiebezoge­nen Rahmenbedingungen und Trends des Unternehmens abgeglichen. Aus den identifi zierten Potenzialen werden Umsetzungsvorschläge mit Wirtschaft­lichkeitsberechnungen aufgezeigt und im Masterplan Energie verankert. „Der

zeitliche Fokus liegt auf kurz­, mittel­ und langfristigen Maßnahmen, die zu ökono­mischen und ökologischen Vorteilen und zu einer langfristigen Versorgungs­ und Planungssicherheit führen“, so Blichmann.

Als einer der wenigen Energiepartner integriert Bosch den gesamten Wert­schöpfungsprozess von der Strategie bis in den Energieverbrauch einzelner Pro­duktionsschritte. An eigenen Standorten deckt Bosch systematisch Energiever­schwendung in Infrastruktur, Produktion und Logistik auf und realisiert hierdurch hohe Energieeinsparungen – immer unter Beibehaltung der Qualität. „Von diesem langjährigen Know­how profi tieren unsere Kunden.“ So berge laut Blichmann unter anderem die energetische Opti­mierung von Bestandsanlagen enorme Kostenpotenziale. Und auch durch das zielgerichtete und bedarfsorientierte Abschalten von Produktionsmaschinen ist eine Reduktion des Grundlastverbrauchs von 50 bis 75 % möglich. Praxisexperten aus den Bosch­Werken identifi zieren die Potenziale bei den Kunden und entwi­ckeln konkrete Maßnahmen.

Weitere Informationen unter:www.bosch­energy.de

PLANUNGSSICHERHEIT | Energetische Optimierungsmaßnahmen bei Unternehmen

ENERGIEEFFIZIENZ ALS THEMA FÜR DAS TOP-MANAGEMENT

GANZHEITLICH Um ökonomische und ökologische Vorteile zu generieren,gilt es den gesamten Wertschöpfungs-prozess zu berücksichtigen.

Branchentermine

Bau München 19. – 24. Januar 2015in Münchenwww.bau-muenchen.com

Die Energiemesse24. – 25. Januar 2015in Simbachwww.die-energiemesse.org

enertec27. – 29. Januar 2015in Leipzigwww.enertec-leipzig.de

E-World Energy & Water10. – 12 Februar 2015in Essenwww.e-world-essen.de

Fachmesse Gebäudewirtschaft – Facility + Power25. – 26 Februar 2015in Hallewww.gebaeudewirtschaft.eu

»Nicht nur der sparsamere,

sondern auch der intelligentere Einsatz von Strom wird zunehmend zum Thema. «

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dung oder Verminderung von Um-weltbelastungen verwirklichen“. Die-se erhalten zinsverbilligte Darlehen oder Investitionszuschüsse.

Politische BemühungenMit dieser Förderung durch die staat-liche KfW hofft die Bundesregierung, ihrem Ziel, die CO2-Emissionen zu sen-ken, ein Stück näher zu kommen. Aber es gibt auch auf Regierungsebene noch einige Baustellen, die für Unterneh-men ganz entscheidend sind. Eine da-von ist die Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG), die im Sommer 2015 abgeschlossen werden soll. Denn die Bundesregierung will den KWK-Anteil an der Stromerzeu-gung auf 25 % bis 2020 ausbauen.

Doch bis dahin ist es noch ein lan-ger Weg: Bei nur 16,2 % lag der Wert im vergangenen Jahr; und 2014 wird er vermutlich eher sinken als steigen, weil die Gaskraftwerke – und diese sind oft KWK-Anlagen – durch die der-zeit starke Kohleverstromung häufig aus dem Markt gedrängt werden. Die aus KWK-Anlagen erzeugte Strommen-ge könnte 2014 also auf rund 91 Tera-wattstunden sinken, nachdem sie 2013 noch bei 96 Terawattstunden lag. In ihrem „Nationalen Aktionsplan Ener-gieeffizienz“ (NAPE) definiert die Bun-desregierung die weiteren Schritte. Un-terdessen verweist der Bund für Umwelt und Naturschutz darauf, dass „Energieeffizienz ein Jobmotor“ ist: Be-reits 800.000 Menschen arbeiteten in diesem Sektor und weitere Jobs könn-ten je nach politischen Rahmenbedin-gungen neu geschaffen werden. Und

auch andere positive Aspekte ergäben sich: Innerhalb von zehn Jahren kön-ne die Importabhängigkeit von russi-schem Gas halbiert werden, Verbrau-cher könnten alleine bis 2020 um 3,8 Milliarden Euro entlastet werden. Mehr

als andere Mittelständler bewegt das Thema Energieeffizienz die Handwerks-betriebe, wie eine Studie der KfW und des Handwerksverbandes (ZDH) zeigt. So würde das Thema „Einsparung von Energiekosten“ von 61 % der Hand-werksunternehmen als wichtig einge-stuft, im gesamten Mittelstand seien es nur 45 % der Betriebe. Das dürfte auch mit dem oft höheren Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten im Handwerk zusammen hängen. Denn in 49 % aller Handwerksbetrie-be machen die Energiekosten mehr als 5 % der Gesamtkosten aus, im ge-samten Mittelstand erreichen nur 43 % der Betriebe diesen Wert.

Unterdessen beschäftigt sich auch die EU mit dem Thema Energieeffizi-enz: Die Energieeffizienz-Richtlinie mit dem Kürzel 2012/27/EU verlangt von den Ländern, dass sie nationale Ener-gieeffizienzziele für 2020 festlegen. Zu-dem fordert sie von den Staaten jähr-liche Energieeinsparungen in Höhe von 1,5 %. Das hört sich im Moment allerdings ambitionierter an als es tat-sächlich ist, weil die Staaten sich punk-tuelle Einsparungen auch dann noch zugute halten können, wenn diese an anderer Stelle wieder durch Mehrver-bräuche zunichte gemacht werden. Aber es ist immerhin ein Anfang.

Intelligente EnergielösungenNicht nur der sparsamere, sondern auch der intelligentere Einsatz von Strom wird zunehmend zum Thema. Denn er kann erstens Kosten senken und unterstützt zweitens die Stabili-tät des Stromnetzes. Das kann über ein ausgeklügeltes Lastmanagement geschehen: In einem Pilotprojekt un-terstützen die Deutsche Energie-Agen-tur (DENA) und das baden-württem-bergische Umweltministerium Un-ternehmen ab sofort dabei, ihre Strom-nachfrage zu flexibilisieren, um sie an das aktuelle Angebot im Stromsystem anpassen zu können. Denn durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien müssen neue Wege gefunden werden, um Stromangebot und -nachfrage auf-einander abzustimmen: Wenn Sonne

und Wind gerade viel Energie liefern, sollen – soweit möglich – verbrauchsin-tensive Prozesse vorgezogen werden, damit die Firmen bei Flaute und Wol-ken sparsamer wirtschaften können. Dieses sogenannte Demand Side Ma-nagement (DSM) stabilisiert das Strom-netz. Zur kostenlosen Teilnahme an dem Pilotversuch können sich nun baden-württembergische Unterneh-men aller Größen und Branchen be-werben. Das Projekt soll herausfin-den, welche Erlöse Betriebe mit DSM erwirtschaften können – beispielswei-se, indem sie den Netzbetreibern ge-gen Entgelt den zeitweisen Zugriff auf ihre Anlagen ermöglichen.

Mehr Flexibilität bei der Strom-abnahme hilft, Schwankungen im Netz auszugleichen und vorzuhaltende kon-ventionelle Kraftwerkskapazitäten zu reduzieren. „Das trägt zur Integrati-on Erneuerbarer Energien in das Stromsystem bei und ist ein wichti-ger Baustein für den Erfolg der Ener-giewende“, sagt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller. Bislang sei der Einsatz von Demand Side Management „noch relativ un-erprobt“, heißt es bei der DENA. Bis-her nähmen nur einzelne Betriebe mit flexiblen Lasten an Auktionen teil. Das Pilotprojekt in Baden-Würt-temberg werde nun wichtige Erkennt-nisse liefern: Bis Ende 2015 sollen die DSM-Potenziale von rund 100 Un-ternehmen für eine Vermarktung ana-lysiert werden. Dabei wird insbeson-dere der Einsatz flexibler Lasten als Regelleistung untersucht.

Das Potenzial für die Verlagerung gewerblicher Stromnachfrage jeden-falls ist enorm. Zahlreiche industriel-le Prozesse und Anwendungen eig-nen sich dafür, zum Beispiel thermische Prozesse, die mit Strom gespeist wer-den. So können moderne Kühlhäuser ihr Kühlaggregat immer wieder für mehrere Tage außer Betrieb nehmen, weil das Gebäude die Kälte sehr gut speichert. Gekühlt wird dann jeweils, wenn es dem Netz dienlich ist. Auch chemische und metallurgische Pro-zesse sind oft für das Lastmanagement

Onlinecheck

Energieffizienz für die Industrie. TÜV SÜD hat zusammen mit der ILF Beratende Ingenieure GmbH die Online-Plattform „Energieeffizienz-Check!“ gestartet. Dort können sich Unternehmen aus der Industrie schnell und unkompliziert einen Überblick über die eigene Situation verschaffen und Optimierungs-potenziale identifizieren. Die Software für das webbasierte Tool wurde in Kooperation mit den Nachhaltigkeitsexperten der PE INTERNATIONAL AG entwickelt.

„Trotz Förderprogrammen und Steuervergünstigungen besteht bei der Umsetzung von Energieef-fizienz-Maßnahmen in der Indus-trie vielfach noch Nachholbedarf“, sagt Dr. Gerd Streubel, Business Line Manager Industrielle Energie-effizienz bei TÜV SÜD. „Das kann mit daran liegen, dass kostenlose Informationen zum Thema meis-tens nur allgemein gehalten sind. Wer konkrete Planungshilfen für seine Produktion sucht, was Punkte wie Prozesswärme, Druckluftsys-teme oder Beleuchtungslösungen betrifft, wird selten fündig oder muss gleich Geld investieren.“

Interessierte Unternehmen können sich über den Link www.tuev-su-ed.de/is/ee-check anmelden. Das Benutzerkonto wird innerhalb von 24 Stunden freigeschaltet und der Nutzer bekommt die Zugangsda-ten für den Account mitgeteilt.

Energie und Kosten sparen in Industrie und Gewerbe

Energiee�zienzpotentiale bei branchenübergreifenden Querschnittstechnologien in Prozent

Weitere Informationen unter: www.industrie-energiee�zenz.deQuelle: Initiative Energiee�zienz, DENA, Stand 06/2014

NachholBEDarF Dr. Gerd Streubel vom TÜV SÜD sieht bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen noch viel Potenzial.

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geeignet. Die DENA benennt zum Bei-spiel die Papierbranche, die Alumi-nium-, Kupfer- und Zinkelektrolyse, die Chlorelektrolyse, die Herstellung von Elektrostahl oder Zement. Bran-chenkenner sprechen seit einigen Jah-ren von einem Paradigmenwechsel – vom Prinzip „Erzeugung folgt Verbrauch“ hin zu „Verbrauch folgt Erzeugung“. Vor allem in Süddeutsch-land erfordert die Abschaltung der Atomkraftwerke in den nächsten Jah-ren entsprechende Schritte, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Das Fraunhofer ISE und die Münchener Forschungsgesellschaft für Energie-wirtschaft (FfE) haben das Potenzial nun errechnet: Industriebetriebe in Baden-Württemberg und Bayern kön-nen mehr als 850 Megawatt Strom-verbrauch zwei Stunden lang abschal-ten und auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Bei einem kürzeren Be-darfsfall von nur 30 Minuten seien es sogar 1,2 Gigawatt – das ist so viel, wie ein großes Atomkraftwerk liefert.

Flexibilisierung und SparsamkeitFirmen sind also heute gut beraten, sich einerseits mit einer Flexibilisie-rung des Verbrauchs zu beschäftigen, denn Strom wird zunehmend zu ei-nem Gut werden, dessen Preis zeit-abhängig ist, je nach aktuellem Ange-bot. Und gleichzeitig dürfte auch das Thema Energieeffizienz weiter an Be-deutung gewinnen. Denn langfristig steigt der Ölpreis weiter. Zwar gibt es immer wieder Schwankungen, doch der große Trend ist seit Jahrzehnten klar. Im Jahr 2011 lag der Ölpreis erst-mals im Jahresmittel oberhalb von 100 Dollar pro Barrel. Das schlägt natür-lich auch auf den Endkundenpreis des Heizöls durch. Gerade 15 Jahre ist es her, da war der Liter Heizöl noch für 30 Cent zu haben, im Sommer 2008 jedoch kratzte der Heizölpreis zeitwei-lig fast an der Ein-Euro-Marke, der Erdgaspreis zog nach. Zwischenzeit-lich haben die Preise zwar wieder et-was nachgegeben, doch in den letz-ten zwei Jahren lagen sie zumeist noch immer zwischen 80 und 90 Cent. Je nach Entwicklung der Weltkonjunk-tur schwanken die Preise von Rohöl und Heizöl zwar (und auch die Prei-se von Erdgas), doch die niedrigen Prei-se der Vergangenheit dürften für alle Zeiten Geschichte sein.

Und neben dem Druck, der von steigenden Marktpreisen der Ener-gieträger ausgeht, sollte auch der Ein-fluss politischer Entscheidungen nicht unterschätzt werden. Denn ange-sichts der Dringlichkeit des Klima-schutzes wird man in den nächsten Jahren weitere politische Vorstöße er-leben, deren Ziel eine Senkung des Verbrauchs fossiler Energie ist.

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FÖRDERN UND FORDERN

EN ERGI EWEN DE | Inte l l igente Technologien für mehr Eff iz ienz

Christian Noll, Geschäftsführender Vorstand der Deutsche Unternehmensinitiative Ener­gieeffi zienz e.V. (DENEFF) im Gespräch mit der VISAVIS­Redaktion.

Wie sollte die Politik den Prozess der Energiewende begleiten? In der Vergangenheit hat sich die Politik zu einseitig auf die Stromversorgung konzent­riert. Das Thema Wärme und Energieeffi zi­enz in Haushalten, Unternehmen und Ver­kehr wurde hingegen stiefmütterlich be­handelt. Die Energiewende droht nun in eine Schiefl age zu geraten, da der politisch forcierte Ausbau der Erneuerbaren Energiennicht mit der Einsparung von Strom und Wärme einhergegangen ist. Das bedeutet: Mehr Kraftwerke, Netze und Energieimporteals nötig und damit unnötig hohe Kosten. Was jetzt erst recht zählt, ist vor allem mehr Planungssicherheit für Investitionen in Energieeffi zienz. Die Politik kann das unterstützen, indem sie die Ziele für Ener­gieeffi zienz endlich auf Augenhöhe mit der Versorgung verfolgt und in einem eigenen Gesetz festschreibt. Damit müssen natürlich auch die ver­schiedenen politischen Rahmensetzungen strategischer aufeinander abgestimmt werden: Worauf kommt es bei Mietrecht, EEG, Energiebesteuerung & Co. an, damit die Ziele erreicht werden können? Wie sehen Informations­ und Beratungsange­bote aus, die Unternehmer und Hausbe­sitzer wirklich erreichen? Auch muss der Förderrahmen zuverlässiger werden als bislang und Anreize noch besser den Nerv der Menschen treffen. Den einen über­zeugt ein Zuschuss, den anderen ein Ab­zug von der Steuerlast. Insgesamt kann die Politik viel tun, damit lebendige Märk­te für Energieeffi zienz­Dienstleistungen entstehen. Dann könnte Energie sparen bald genauso einfach und attraktiv wer­den, wie das Buchen einer Urlaubsreise.Der Nationale Aktionsplan Energieeffi zi­enz (NAPE) liefert bereits einige vielver­sprechende Aussichten. Die Idee, dieEinsparung von Kilowattstunden wettbe­werblich auszuschreiben, ist eine davon und funktioniert in Ländern wie der Schweiz und einigen US­Staaten schon recht gut. Wichtig wird in den kommen­den Monaten die konkrete Ausgestaltung sein. Daran arbeiten wir mit.

Wo sehen Sie zurzeit Deutschlands Stellung beim Netzausbau? Haben wir den Anschluss schon geschafft oder hinken wir noch hinterher? Ein Riesenteil der Probleme und Kosten beim Netzausbau ließe sich leicht vermei­den. Der Ausbaubedarf im Übertragungs­netz ließe sich von 8.500 km auf unter

2.000 km senken, wenn brachliegende Effi zienzpotenziale genutzt würden, wie eine Prognos­Studie für die Agora Ener­giewende gezeigt hat. Das würde nicht nur viel Ärger mit Anwohnern und Land­schaftsschützern vermeiden, sondern auch 9 Milliarden Euro Kosten im Jahr einsparen. Insgesamt ließen sich die Kos­ten des Stromsystems, also Netze und Kraftwerke, um 28 Milliarden im Jahr sen­ken, wenn die Menge des erzeugten und transportieren Stroms durch weniger Energieverschwendung gesenkt würde.Eine weitere Herausforderung ist es, im Netz Stromangebot und Nachfrage im Ta­gesverlauf künftig intelligenter und fl exib­ler aufeinander abzustimmen. Auch in der aktuellen Diskussion über das zukünftige Strommarktdesign darf nicht nur die Er­zeugungsseite betrachtet werden. Ener­gieeffi zienz und Lastmanagement müssen eine Schlüsselrolle spielen.

Welche Rolle messen Sie „intelligen-ten“ Ef� zienztechnologien bei? Auf welche innovativen Technologien und Maßnahmen können Unterneh-men schon heute zurückgreifen und was erwarten Sie für die Zukunft?

Effi zienztechnologien machen die Energie­wende erst möglich. Es geht darum, den Verbrauch so weit zu senken, dass am Ende Erneuerbare Energien dafür ausreichen. Die technischen Möglichkeiten dafür sind längst vorhanden: von supereffi zienten Antrieben, wie sie überall in der Wirtschaft oder in Hausgeräten zum Einsatz kom­men, über Passiv­ oder Plusenergiehäuser, Leichtbautechnologien, intelligente Steue­rungen, energiesparende Beleuchtung, ef­fi ziente Erzeugung und Nutzung von Wär­me bzw. Kälte bis hin zu vielen anderen Energiedienstleistungen. Unternehmen wie Verbraucher sollten sich darum zwar gerne von einzelnen Lösungen begeistern, dann aber möglichst ganzheitlich von Pro­fi s beraten lassen, was für sie wirtschaft­lich und technisch zielführend ist. Und schließlich: Die Erfi ndung des Rades als Ur­Energieeffi zienztechnologie ebenso wie alle anderen technologischen Fortschritte, die unser Leben heute mobiler, leichter und komfortabler machen, zeigen, dass die Entwicklung immer weitergehen wird – auch was Kosten und die Anwender­freundlichkeit angeht.

Infos unter: www.deneff.org

hanDlUnGSBeDarF „Eine weitere Herausforderung ist es, im Netz Stromangebot und Nachfrage im Tagesverlauf künftig intelligenter und   exibler aufeinander abzustimmen“ weiß Christian Noll.

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Mit einem sehr guten Er-gebnis endete der dies-jährige Branchentreff der Büro- und Einrich-

tungsbranche vom 21. bis 25. Okto-ber 2014 in der Domstadt am Rhein. Veranstalter wie Aussteller zeigten sich überaus zufrieden mit den Mes-seergebnissen und auch die Fachbe-sucher zogen ein positives Gesamt-fazit.

Das Stimmungsbarometer zeig-te insgesamt deutlich nach oben: Stark zulegen konnte die Weltleit-messe für Office & Object besonders in den Bereichen Internationalität, Qualität sowie bei Produkt- und An-gebotsvielfalt. Mit mehr als 50.000 Besuchern aus über 120 Ländern ver-zeichnete die ORGATEC einen leich-ten Zuwachs im Vergleich zu 2012. Zurückzuführen ist dieser vor allem auf das deutliche Wachstum auf in-ternationaler Seite um mehr als 7 %. Insbesondere bei Besuchern aus dem Nahen Osten, aus Nordamerika, Af-rika und China registrierte die Fach-messe ein starkes Plus in zweistelli-ger Höhe. Ähnliche Zahlen wurden auch für das europäische Ausland verzeichnet, wobei besonders Ver-treter aus der Türkei, Italien und Spa-nien hohe Zuwächse aufwiesen.

Die Weltleitmesse unterstrich mit 624 Anbietern aus 41 Ländern und ei-nem Auslandsanteil von beachtlichen 66 % auch ausstellerseitig ihre stetig wachsende internationale Bedeutung. „Annähernd 2.000 Fachbesucher aus Italien, ein hohes Wachstum aus den USA und Kanada sowie dem Nahen Osten bestätigen die weltweit führen-de Rolle der ORGATEC im Büro- und Objektbereich“, betonte etwa Katha-

rina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse GmbH. „Auch auf deut-scher Seite waren die wichtigen Ent-scheider und Fachhändler vor Ort, wo-mit die ORGATEC ihre hochgesteck-ten Erwartungen durchweg erfüllte.“ Ähnlich zufrieden äußerte sich auch Hendrik Hund, Vorsitzender des bso, Verband Büro-, Sitz- und Objektmö-bel e.V., der dazu resümierte: „Mit ei-nem facettenreichen Mix aus Konzep-ten und Produktinnovationen wurde die Büroarbeit der Zukunft auf der ORGATEC 2014 konkret erlebbar. Da-zu passt, dass in diesem Jahr auffällig viele junge Besucher nach Köln ge-kommen sind, um sich über die neu-esten Trends zu informieren. Wir freu-en uns über eine gelungene Messe.“

Hervorragend angenommen wur-de bei Besuchern und Ausstellern auch das neue Hallenbelegungskon-zept. Ermöglicht wurde dadurch ei-ne verbesserte Wegeführung durch die mit einer Ausstellungsfläche von mehr als 105.000 Quadratmetern aus-gebuchte Fachmesse.

Gelungener Messeverlauf In den insgesamt sechs Messehallen präsentierten national und internati-onal führende Hersteller aus den Be-reichen Einrichtung, Boden, Akustik,

Licht, Medien- und Konferenztech-nik den Branchenteilnehmern aus al-ler Welt ihre Produktneuheiten. Ge-gliedert in die vier Angebotsbereiche Office, Contract, Space sowie Mobi-le wurden den Fachbesuchern ganz-heitliche Lösungen und Gesamtkon-zepte rund um den Arbeits- und Le-bensraum Büro präsentiert.

Das Fachbesucherspektrum er-streckte sich dabei vom Start-Up-Grün-der, über Händler und Entscheider aus dem Mittelstand bis hin zu Führungs-kräften aus den Bereichen Einkauf und Personal von internationalen Großkon-zernen. Die Präsenz nahezu aller markt-führenden Unternehmen sowie das qualitativ äußerst hochwertige Ange-bot in den geschilderten Bereichen sorgte für großes Interesse unter den Besuchern. Diese Tatsache schlug sich auch in der Besucherfrequenz an den Ständen der Unternehmen nieder, wo über den gesamten Messezeitraum hinweg großer Andrang herrschte. Folg-lich dominierten in der Rückschau der Verantwortlichen vor allem positive Kommentare über Verlauf und Cha-rakter der diesjährigen Fachmesse. So berichtete beispielsweise Susanna Kindler, Prokuristin und Vice Presi-dent / COO der aeris GmbH über den erfolgreichen Auftritt Ihres Unterneh-mens: „Die ORGATEC ist für uns ei-ne gute Plattform, um Neuheiten zu präsentieren und um die spontanen Reaktionen darauf zu erleben. Auch das Treffen mit Kunden, anderen Her-stellern, Verbrauchern und Mitarbei-tern, denen man im daily business nicht so oft begegnet, ist sehr inspirie-rend. Wir beziehen aus den Tagen in Köln jedes Mal wichtige Impulse für Marketing, Design und Vertrieb.“

Auch für den Büromöbelhersteller Sedus Stoll stellt die Leitmesse für Of-fice und Object den „unbestritten wich-tigsten Treffpunkt und Marktplatz der

Impulsgeber MesseErfolgsBilanz Ein starker internationaler Zuwachs auf Besucher- und Ausstellerseite kenn-zeichnete die diesjährige ORGATEC. Die traditionelle Leitmesse für Office & Object überzeugt vor allem durch die Präsenz der wichtigsten Entscheider und Fachhändler aus dem In- und Ausland in Köln.

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Branchenkenner Hendrik Hund, Vorsitzender des bso-Verbandes und selbst Büromöbelhersteller, lobte den Erlebnischarakter der Fachmesse.

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Branche dar“. Holger Jahnke, Vorstand Marketing und Vertrieb: „Die Stimmung auf unserem Stand war sehr gut und wir konnten neben unserem Fachhan-del viele Endkunden mit aktuellen Pro-jektvorhaben sowie Architekten begrü-ßen. Aufgefallen ist uns vor allem ein gestiegenes internationales Interesse und darunter gehäuft Anfragen von US-amerikanischen Herstellern nach Lizenzherstellung unserer Produkte. In der Entscheidung, als Themen-schwerpunkt auf unserem Messestand Kommunikationslösungen zu zeigen, fühlen wir uns bestätigt. Während die klassischen Arbeitsplätze Standard sind, in den die Arbeitgeber immer weniger investieren, besteht im Bereich der Lounge-, Team-, und Meetinglösungen eine höhere Investitionsbereitschaft.“

Angesichts der insgesamt posi-tiven Erfahrungen, welche sich auch aus zahlreichen weiteren Statements heraushören ließen, verwundert es kaum, dass die Vielzahl der diesjäh-rigen Aussteller auch im Rahmen des nächsten Branchentreffs in gut zwei Jahren wieder in Köln vertre-ten sein werden.

Zufriedene BesucherEin ähnlich positives Bild zeigte sich auch auf Seiten der großen Mehrheit der Besucher. So ergab die an allen fünf Veranstaltungstagen durchgeführ-te Messebefragung, dass 84 % der Be-fragten mit dem Erreichen ihrer in die Messe gesetzten Erwartungen und Ziele sehr zufrieden waren. Das um-fassende Produktspektrum sorgte da-

für, dass 86 % das Ausstellungsange-bot mit sehr gut bewerteten. Insge-samt würden 94 % der befragten Be-sucher Geschäftspartnern den Besuch der ORGATEC empfehlen. Abgerun-det wurde dieses positive Feedback aus Sicht der Veranstalter durch das hohe Niveau des Fachpublikums.

Trends 2014Wohlfühlangebote, Kommunikations-möglichkeiten und -technik sowie mehr Bewegung: Die diesjährige Leitmesse beschäftigte sich intensiv mit den spür-baren Veränderungen der modernen Arbeitswelt. Ein zentrales Thema war die Gestaltung von kommunikations-freundlichen Arbeitsplatzkonzepten, die gleichzeitig auch Rückzugsorte zum kon-zentrierten Arbeiten bieten und eine

Wir arbeiten viel. Nicht nur die Lebens-arbeitszeit steigt, sondern auch die Zeit,die wir jeden Tag mit der Arbeit verbringen.Nahezu die Hälfte aller Arbeitnehmer arbeitet länger als 40 Stunden pro Woche. Und die Aussichten? Der wachsende Anteil der älteren Bevölkerung bei gleichzeitig rückläufi ger Bevölkerungszahl bedeutet:

Wir werden nie weniger arbeiten als heute. Ganz im Gegenteil: Unser Arbeitsplatz bestimmt einen Großteil unseres Lebens.

Bereits heute führt die Unvereinbarkeit von „viel Arbeit“ und „Zeit für alles andere“ zu Problemen, gerade in Bezug auf die Gesundheit: Die aktuelle Bewegungs-studie „Beweg Dich, Deutschland!“ der Techniker Krankenkasse zeigt: Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer bewegen

sich weniger als eine Stunde am Tag. Jeder Zweite weiß, dass mehr Bewegung seinem Körper gut tun würde und 60 % derer, denen es nach eigener Einschätzung schlecht geht, erklären das mit ihrer mangelnden Bewegung. Trotzdem fehlt der Antrieb. Als Hauptgründe werden mangelnde Motivation und Zeitmangel angegeben.

Die Folgen: ein unbewegter Sitzalltag am Arbeitsplatz inklusive der Aussicht auf Rü-ckenschmerzen, Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf problemen, Asthma etc.

Was kann ein Bürostuhl-Hersteller dazu beitragen, dem entgegen zu wirken? Eine Menge, zum Beispiel für kontinuierliche, sinnvolle Bewegung während der Arbeit sorgen, für Bewegung „ganz nebenbei“: Und zwar dort, wo das Problem entsteht:

direkt am Bürostuhl, auf dem man oft bis zu 10 Stunden täglich sitzt. Aber: Mit herkömmlichen Bürostühlen geht das nicht, im Gegenteil. Während man auf einer harten Bierbank automatisch häufi g seine Sitzposition verändert, trägt die „klassische Ergonomie“ mit ihren Polstern, Rollen, Armlehnen, Kopfstützen und DIN-gefassten Normmaßen eine Mitver-antwortung für die Bewegungslosigkeit in den Büros. Dieser vordergründige Komfort schadet mehr, als dass er hilft.

Verabschieden wir also die herkömmlicheErgonomie zugunsten eines neuen Arbeitsplatzes, der Sitzen und Stehen in Bewegung erlaubt, sogar fordert und fördert. Und der damit dem Wunsch von 90 % der Berufstätigen nach mehr Bewegungsangeboten in ihrem Betrieb entgegen kommt. Diese neue Dimension der Ergonomie gibt es bereits.

Das Konzept der 3D-Ergonomie der aeris GmbH ist jüngst mit der Auszeichnung „besonders bewegend“ der Bundes-arbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e. V. (BAG) prämiert worden. Die nach diesem Ansatz entwickelten 3D-Aktiv-Stühle unterstützen die natürliche und selbstorganisierte Bewegung beim Sitzen. Diese Art der Mobilität entspricht dem intuitiven Bewe-gungsdrang des Menschen: spontan und uneingeschränkt frei in jeder Richtung. Das Ende der klassischen Büro-Ergonomie kann der Anfang einer intakten Arbeits-welt sein. Mit mehr Bewegung und deut-lich mehr Gesundheit und Wohlbefi nden.

Weitere Informationen unter:www.aeris.de.

BEWEGUNGSFREIHEIT | Eine neue Dimension der Ergonomie

EIN INTAKTER ARBEITSPLATZ BEWEGT

3D-ERGONOMIE Die neue Generation der Büromöbel entspricht dem intuitiven Bewegungs-drang des Menschen und fördert Gesundheit und Wohlbe� nden am Arbeitsplatz.

StudienergebniSSe

Köln. Das Trendforum der ORGATEC wartete auch in diesem Jahr wieder mit span-nenden Inhalten in zahlreichen Diskussionsrunden auf. Einen der Höhepunkte bildete dabei unzweifelhaft die Vorstellung der neuesten Ergebnisse der vom bso Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel initiierten Studie „New Work Order – Organisation im Wandel“.

Trendforscherin Birgit Gebhardt meint dazu: „Nie zuvor mussten Unternehmen einen Struktur-wandel, ein neues Medienver-halten und eine Überalterung gleichzeitig meistern.“ Mit wel-chen Mitteln einzelne Pioniere oder ganze Branchen versuchen können, sich auf diese Heraus-forderungen einzustellen, wurde in der Präsentation der Trend-expertin aus Hamburg mehr als deutlich.

In der ersten, im Jahr 2012 realisierten Stufe des „New Work Order“-Projekts hatten Gebhardt und ihre Koautoren beschrieben, wie neue Kommunikationstech-nologien und die Netzwerke der Generation Y die berufliche Zusammenarbeit verändern. Kurz zusammengefasst lautete ihre diesbezügliche Botschaft, dass Bewegung in den Köpfen auch Bewegungsfreiheit in und zwi-schen den Räumen voraussetzt.

Weitere Informationen sowie die Ergebnisse der Studie selbst sind abrufbar unter: www.buero-forum.de

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wohnliche Atmosphäre schaffen. Ne-ben der Einrichtung wurden dafür auch innovative Akustiklösungen und Be-leuchtungskonzepte vorgestellt. Darü-ber hinaus spielte die Technikintegrati-on sowie die Möglichkeit, Wissen und Informationen mittels moderner Tech-nik zu teilen, weiterzugeben und ge-meinsam zu bearbeiten, eine wichtige Rolle. Die Idee dahinter: Indem Unter-nehmen eine besondere Wohlfühlatmo-sphäre im Büro schaffen sowie für mehr Bewegung sorgen, können sie erreichen, dass die Gesundheit und damit die Mo-tivation und Arbeitsfähigkeit der Mit-arbeiter länger erhalten bleibt.

Inhaltliche Ausrichtung Im diesjährigen Rahmenprogramm dis-kutierten an allen fünf Messetagen hochkarätige Experten über aktuelle Trends und präsentierten vielfältige Best-Practice-Beispiele. Unter anderem standen dabei Themen wie der Demo-grafische Wandel im Büro, Change Ma-nagement oder Gamification zum Teil erstmals auf der Tagesordnung.

Dicht gedrängt verfolgte das Pub-likum beispielsweise die Präsentation der neuesten Ergebnisse der New Work Order Studie zur Zukunft der Arbeit, an der seit 2012 im Auftrag des bso Verbands Büro-, Sitz- und Objektmö-

bel gearbeitet wird. In zwei zuvor mit Spannung erwarteten Vorträgen prä-sentierte die Trendexpertin Birgit Gebhardt Antworten auf die Frage, wel-che neuen Unternehmens- und Füh-rungskulturen die digitale Wertschöp-fung verlangt. Vorgestellt wurden zu-dem Praxisbeispiele und Erkenntnisse aus internationalen Studien, die eben-falls großen Anklang fanden.

Erstmalig wurde im Rahmen der Messe auch ein Thementag „Zukunft in Arbeit“ organisiert – ein Gemein-schaftsprojekt vom DGB-Bildungswerk NRW, dem Deutschen Netzwerk Bü-ro, der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Ar-beit, der Technologieberatungsstelle NRW sowie der Koelnmesse GmbH. Etwa 100 Teilnehmer, darunter Betriebs- und Personalräte sowie Schwerbehin-dertenbeauftragte, verfolgten ein breit-gefächertes Vortragsangebot rund um das Thema Büroarbeit und traten in den Dialog mit Herstellern aus diesem Bereich. „Mit diesem Thema hat sich die ORGATEC erfolgreich neuen Ziel-gruppen geöffnet und gezeigt, dass sie die richtige Plattform dafür ist“, so Man-fred Fischer, 1. Vorsitzender des Deut-schen Netzwerk Büro. „Auf der nächs-ten ORGATEC werden wir dieses zu-kunftsträchtige Themenspektrum wei-

ter ausbauen und der Zielgruppe neue und innovative Impulse vermitteln.“

Eine gleichermaßen erfolgreiche Premiere feierte der Workplace-Kon-gress für Facility Manager. Rund 140 Teilnehmer informierten sich über die Themen Raumkonzepte, Flä-cheneffizienz, Licht, Akustik sowie Raumklima und beteiligten sich an fachkundigen Diskussionsrunden.

FazitDie ORGATEC 2014 konnte in nahe-zu allen Bereichen an die erfolgreichen Messeveranstaltungen der vergange-

nen Jahre anknüpfen und ihre Stellung als weltweit führende Leitmesse der Büro- und Einrichtungsbranche weiter festigen. Auch die beteiligten Branchen selbst befinden sich auf Wachstums-kurs und zahlreiche Produktinnovati-onen sind ‚in der Pipeline‘ oder befin-den sich im Stadium unmittelbar vor der Markteinführung. Man darf daher gespannt sein, was in gut zwei Jahren, zwischen dem 25. und 29. Oktober 2016, auf dem Messegelände in Köln-Deutz präsentiert werden wird.

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Die ORGATEC 2014 ist vor wenigen Wochen zu Ende gegangen. Wie fällt Ihr Gesamtfazit aus?Die Messe ist und bleibt stets im Wandel. Entsprechend positiv war auch die Stimmung in der Branche in diesem Jahr. Stark zulegen konnten wir besonders in den Bereichen Internationalität, Qualität sowie Produkt- und Angebotsvielfalt. Sehr positive Resonanz haben wir auch auf die inhaltliche Ausrichtung der Messe erhalten. Im Rahmenprogramm diskutierten hochkarätige Experten über aktuelle Trends, zusätzlich wurden Best-Practice-Beispiele sowie die neuesten Ergebnisse der „New Work Order“-Studie zur Zukunft der Arbeit präsentiert.

Deutliches Plus bei Ausstellern und Besuchern aus dem Ausland. Inwie-weit festigt diese Entwicklung den Status der ORGATEC als internatio-nale Leitmesse?Mit Ihrer Angebotsvielfalt sowie dem umfangreichen Rahmenprogramm ist die ORGATEC in ihrer Ausrichtung weltweit einzigartig und unverzichtbar für die

Branche. Wie keine andere Messe bildet sie die ganze Welt der Arbeit komplett ab und stellt als Plattform für Trends und Konzepte die Weichen für das vernetzte mobile Büro von Morgen. Gestiegene Besucherzahlen aus Europa, ein hohes Wachstum aus Nordamerika sowie im Na-hen Osten bestätigten 2014 die weltweit führende Rolle der Messe im Büro- und Objektbereich. Gleichwohl waren auch

auf deutscher Seite die wichtigsten Entscheider und Fachhändler vor Ort. Mit 624 Anbietern aus 41 Ländern hat die ORGATEC mit einem Auslandsanteil von 66 % auch ausstellerseitig ihre internatio-nale Führungsrolle deutlich unterstrichen.

Als Leitmesse hat die ORGATEC in der Vergangenheit immer auch Trends geschaffen oder diesen zum Durchbruch verholfen. Welche Trends haben in diesem Jahr beson-ders dominiert?Die Messe beschäftigte sich in diesem Jahr intensiv mit den spürbaren Verän-derungen der modernen Arbeitswelt. Der Fokus lag vor allem darauf, wie in Büros eine wohnliche Atmosphä-re geschaffen und gleichzeitig mehr Bewegung ermöglicht werden kann, um die Gesundheit und damit die Motivation sowie die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu fördern. Ein weiteres zentrales Thema war die Gestaltung von kommunikati-onsfreundlichen Arbeitsplatzkonzepten, die gleichzeitig auch Rückzugsorte zum konzentrierten Arbeiten bieten. Darüber

hinaus spielte die Technikintegration eine wichtige Rolle, ebenso wie die Möglich-keit, Wissen mittels moderner Technik zu teilen, weiterzugeben und gemeinsam zu bearbeiten.

Wie gut sind die Unternehmen der Branche aktuell aufgestellt und was erwarten Sie für den nächsten Branchentreff im Jahr 2016? Die diesjährige ORGATEC konnte wieder viele positive Impulse setzen, die sich in den kommenden Monaten bei den Un-ternehmen bemerkbar machen werden. Der demographische Wandel in den Büros stellt Firmen aktuell vor Herausforderun-gen. Das macht die Leitmesse in Köln unverzichtbar für alle Unternehmen, die sich auch zukünftig als attraktive Arbeit-geber positionieren wollen. Für uns heißt es jetzt wieder, die Zeit bis zur nächsten Veranstaltung zu nutzen und die Messe im Dialog mit der Branche richtungswei-send weiterzuentwickeln.

Weitere Informationen unter:www.orgatec.de

RÜCKSCHAU | Kölner Leitmesse überzeugte Besucher und Aussteller

AUFWÄRTSTREND SETZT SICH FORT

FAZIT Katharina C. Hamma, Geschäfts-führerin der Koelnmesse GmbH, sieht die ORGATEC auf einem guten Weg.

Die Orgatec in Zahlen

Brutto-Ausstellungsfläche (m²)

Aussteller

Inland

Besucherzahlen

2008

112.800

615

229

386

52.699

2010

105.000

590

227

363

50.237

2012

106.900

586

226

360

48.437

2014

105.000

624

212

412

> 50.000*

Ausland

Quelle: Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM).* Die genaue Besucherzahl lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

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Die Möglichkeiten für In-novation sind längst nicht ausgeschöpft“, er-klärt Dieter Rams, sei-

nes Zeichens Industriedesigner der Moderne. Er lehrte als Professor für Industriedesign an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, war Präsident des Rates für Form-gebung und ist weltweit für seine Entwürfe bekannt. Klar in der Form, materialgerecht und einfach in der Bedienbarkeit heißen seine Maxi-me. Mehr braucht es nicht, um Neu-es zu schaffen: „Die technologische Entwicklung bietet immer wieder Ausgangspunkte für zukunftsfähige Gestaltungskonzepte, die den Ge-brauchswert eines Produktes opti-mieren. Dabei entsteht innovatives Design stets im Zusammenschluss mit innovativer Technik und ist nie-mals Selbstzweck.“ Ein klares State-ment. Ob Regalsysteme, Tische oder HiFi-Geräte – die radikal reduzier-ten Formen zeichnen seine Entwür-fe aus und stehen heute zum Teil im Museum of Modern Art in New York. „Die Firmen, die Design wirklich ernst nehmen, können Sie an zehn Fingern abzählen. Apple gehört da-zu“, erklärte er 2010 in einem Inter-view mit der Frankfurter Allgemei-nen Zeitung. Auch wenn die Design-Ikone noch konsequent nach der Vor-

gabe „Stil statt stylisch“ lebt, hat sich das Motto heute vielerorts deutlich verändert.

Das gilt auch für den Soft- und Hardware-Hersteller Apple, der es schaffte, Technik zum Kultobjekt zu erheben. „Der Konzern vermarktet seine Produkte nicht als Gebrauchs-gegenstände, sondern als lebensnot-wendige Trend-Artikel: sinnlich, schön, begehrenswert“, schrieb das Magazin „Der Spiegel“ in einer Re-portage über das US-Hightech-Label. Denn modernes Design hat heutzu-tage fast immer auch mit Marketing zu tun. Es geht darum, Lust auf ein Produkt zu machen. So avancierte 1998 triste Computer-Hardware vom beigen PC zum iMac mit runden For-men und bunten Farben. Schick, tren-dy und sexy. Eben ein „must have“-Produkt. „Apple produziert kein ‘Ma-de to Break’. Es wird vielmehr ver-

sucht, den Konsumenten über das Design im weiteren Sinne dazu zu bringen, freiwillig das Neue besitzen zu wollen, weil er selbst das bishe-rige Produkt als veraltet empfindet“, heißt es in der Reportage.

Ein Konzept, das aufgeht. So kommt z. B. die Studie „Die Schön-heit des Mehrwertes – So bewerten erfolgreiche Unternehmen die Wir-kung von Design“ zu eindeutigen Er-gebnissen. Deutschlands größte Un-ternehmensbefragung zu diesem The-ma, die vom Rat für Formgebung, dem Markenverband und Scholz & Friends durchgeführt wurde, belegt: Design ist für Deutschlands Indust-rie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Ergebnisse basieren auf Anga-ben der Mitgliedsunternehmen des Markenverbandes, die insgesamt ei-nen Umsatz von über 500 Mrd. Eu-ro repräsentieren. Fazit: Mehr als 80 %

der befragten Firmen begreifen Form-gebung und -gestaltung als Treiber für die erfolgreiche Implementierung von aktuellen Produkten in neuen Märkten.

Im Frühjahr 2015 gibt der Rat für Formgebung, als eines der internatio-nal führenden Kompetenzzentren für Design, den aktuellen „Deutschen Mar-kenmonitor 2015“ heraus, der diesen Trend ebenfalls bestätigt: „Erste Er-gebnisse dieser Studie liegen uns be-reits vor und ich kann sagen, dass es

HÜLLEN-ZAUBER Design ist mehr als nur die Gestaltung von Produkten: Es steht für Story-Telling, Image-Transport und Trends. Weckt Begehrlichkeiten, bestimmt den Lifestyle und avanciert zum wichtigsten Marketing-Instrument unserer Zeit.

Mit Stil, Charme und Methode

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ExpErtE Andrej Kupetz, Hauptge-schäftsführer des Rat für Formgebung, sieht Zusammenhänge zwischen konsequentem Design und unternehmerischem Erfolg.

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einen ganz offensichtlichen Zusam-menhang zwischen einer konsequen-ten Designausrichtung und dem un-ternehmerischen Erfolg gibt“, macht Hauptgeschäftsführer Andrej Kupetz neugierig und unterstreicht: „Design nicht strategisch, das heißt fokussiert, einzusetzen, verschwendet Ressour-cen. Umso deutlicher ist der Erfolg dort verortet, wo Strategie und Design Hand in Hand gehen.

Auch die „neue“ Interaktion zwi-schen Mensch und Maschine verän-dert das Bewusstsein für die Form: „Die Gestaltung von Benutzerober-flächen ist technologisch längst ei-nem Interactive Design gewichen, das Software- und Hardware-Funk-tionalitäten im Raum ineinandergrei-fen lässt. Hier verschmilzt der eins-tige Pioniergeist einer ‘Nerdkultur’ mit den Vorstellungen einer ‘Konsum-kultur’“, so Kupetz.

Begehrte ExtrasOb Computer, Möbel, Fashion oder sogar Luxus-Liner – ohne das gewis-se Extra kommt kaum noch ein Pro-dukt aus. Deshalb hat das Traditions-unternehmen Blohm + Voss, das An-fang 2012 von ThyssenKrupp an den britischen Finanzinvestor Star Capi-tal Partners verkauft wurde, jetzt ei-

nen neuen Weg eingeschlagen. Die Hamburger wollen das Yacht-Ge-schäft mit Aufsehen erregenden For-men pushen. „Die irakische Archi-tektin und Designerin Zaha Hadid

hat für uns ein spektakuläres Yacht-Design entworfen“, erklärt Firmen-chef Herbert Aly. Unter dem Label „Unique Circle Yachts“ gestaltete die Architektin fünf 90 Meter lange Oze-an-Riesen. „Das Medieninteresse war nach der Veröffentlichung der Ent-würfe in London weltweit gigantisch“, freut sich Michael von der Heide, Director Project Development.

Auch in der Automobilbranche sind neue Formen und Designtitel hoch be-gehrt. So ist Mazda stolz über einen weiteren renommierten Eintrag für das unternehmenseigene Design „KODO – Soul of Motion“: Der neue „Mazda3“, erhielt den „Red Dot Award“ 2014 für gelungene Produktgestaltung. Eine 40-köpfige Jury aus unabhängi-gen Experten lobte die innovativeFormensprache sowie Funktionalität und Ergonomie. Damit tritt der Kom-paktwagen in die Fußstapfen des„Mazda6“, der die Trophäe bereits im vergangenen Jahr erhalten hatte.

Der 1955 vom Design Zentrum Nordrhein Westfalen ins Leben ge-rufene „Red Dot Award“ wird in den drei Kategorien „Designkonzept“, „Produktdesign“ und „Kommunika-tionsdesign“ vergeben. Mit wachsen-dem Interesse von Seiten der Indus-trie: In diesem Jahr bewertete die Ju-ry 4.815 Vorschläge von 1.816 Her-stellern, Designern und Architekten aus 53 Ländern. Die Siegerproduk-te werden in den Red Dot Design Museen, in der Online-Präsentation und im Yearbook vorgestellt. Außer-dem sind sie wichtiger Teil der Pres-searbeit. Auch in der firmeninternen Kommunikation und im Marketing eignen sich die prägnanten Signets

German DesiGn awarD 2015

Mehr als 2.250 Einreichungen aus aller Welt und insgesamt 20 Gold-Preisträger – das istdie Bilanz der Jurysitzung zum German Design Award 2015, dem internationalen Premium-preis des Rat für Formgebung.

In jeweils 10 Wettbewerbskategorien zeichnete die Fachjury nationale und internationale Spitzenleis-tungen aus dem Produkt- und Kommunikationsdesign aus. Im Februar 2015 wird der Gewinner der Kategorie „Newcomer“ für den German Design Award 2015 verkündet.

www.german-design-council.de

Mazda hat das Thema Bewegung in den vergangenen 50 Jahren auf vielfältige Weise und in unterschiedlicher Form umgesetzt. In jüngerer Vergangenheit nutzte der Automobilhersteller dabei die eigene Designsprache „KODO – Soul of Motion“, um u.a. beim renommierten Red Dot Award zu punkten. Der Mazda3 tritt damit in die Fußstapfen seines Vorgängers Mazda6, der bereits 2013 den begehrten Design-Preis erhielt. Dabei gliedert sich auch das neueste Modell des japanischen Herstellers, der Mazda2, mit neuen Varianten des Design-Themas in die Reihe ein, bleibt aber der Linie durch bekannte Elemente treu.

Die aktuelle Designsprache verkörpertdurch ihr spannungsgeladenes Zusam-menspiel aus Kraft und Geschwindigkeit das Wesen der Bewegung. Mit dieser Idee begann vor fünf Jahren, eine Erfolgs geschichte, als Ikuo Maeda 2009 Chef designer des Auto konzerns wurde. Er wollte die Marke wieder stärker mit Emotionen aufl aden und ihr eine neue Präsenz und Zielgerichtetheit verleihen. Bei „KODO – Sould of Motion“ geht

es um äußere Schärfe. Die Oberfl ächen stehen unter Spannung und vermitteln Geschwindigkeit, während das verführe-rische Innere wie handgemacht wirkt,“ so Ikuo Maeda. 2010 feierte die Design-sprache dann ihre Weltpremiere mit dem Mazda Shinari in Los Angeles. Als erstes Serienmodell ist der Mazda CX-5 in der neunen KODO-Formsprache gezeichnet, gefolgt vom Mazda6, Mazda3 und ganz aktuell dem neuen Mazda2 sowie dem im Juni 2015 erhältlichen Mazda CX-3.Das KODO Thema soll den Designern

dabei genügend Raum geben, jedem Modell eine eigenständige Persönlichkeit zu verleihen. Zugleich teilen sich die Modelle der neuen Generation eine Reihe von charakteristischen Design-Elementen, die eine einheitliche Linie und Wieder-erkennungsmerkmale bilden. So soll die gesamte Erscheinung der kraftvollen Statur eines Raubtiers, das zum Sprung ansetzt, gleichen.

Weitere typische Merkmale sind die weit nach hinten versetzte Fahrgastzelle mit

schräg stehenden A-Säulen, große Räder in selbstbewusst geformten Radhäusern, eine breite Spur sowie ein langer Radstand mit kurzen Karosserieüberhängen. Dabei ist die Designsprache weit mehr als die Schönheit von Formen, Details und Ober fl ächen. Sie weist zugleich eine her ausragende Funktio-nalität auf. Die Formen sind auf minimalen Luftwiderstand ausgelegt und sollen eine perfekte Aerodynamik gewährleisten – ein wichtiger Beitrag zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs, der heutzutage nicht mehr hinter der Form zurückstehen darf. Die breite Haltung und der lange Radstand sol-len mehr Platz und eine bessere Ergonomie im Innenr aum garantieren. Zudem erweitert sich das Sichtfeld des Fahrers und erhöht damit die Sicherheit.

Durch diese immer wiederkehrenden Elemente behauptet sich Mazda erfolg-reich am Markt und auch in Zukunft präsentiert sich der Automobilhersteller mit den neuen Modellen Mazda2, Mazda CX-3 und Mazda MX-5 in der eigenen Designsprache.

Infos unter: www.mazda.de

INDIVIDUELL | Designsprache „KODO – Soul of Motion“

FORM UND FUNKTION IM EINKLANG

ANSPRUCHSVOLL Inspiriert von der explosiven Bewegung von Tieren, strotzen die Modelle der neuen Generation vor Vitalität, Stärke und Tiefe.

»Innovatives Design entsteht stets im

Zusammenschluss mit innovativer Technik und ist niemals Selbstzweck. «

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der Awards hervorragend, um sich mit den verdienten Auszeichnungen von der Konkurrenz abzuheben. Es lohnt sich also dabei zu sein.

Stardesigner auf AbwegenAber nicht nur die Label und Prei-se schmücken Produkte und Firmen, auch Star-Designer haben Hochkon-junktur. Als Garant für Presse- und Medienaufmerksamkeit oder als all-seits bekannte Gesichter bei den Endverbrauchern. Quer durch alle Produkte. So stehen bunte Paradies-vögel aus der Gestalterszene bei-spielsweise immer öfter Pate bei Ta-petenlabeln. Designer Luigi Colani entwickelte ebenso wie Glitterstar Harald Glööckler Wandschmuck für die Marburger Tapetenfabrik. Bar-bara Becker sorgt bei Rasch für Eye-catcher und Dieter Bohlen wech-selt für PS-Tapeten kurzerhand das Genre und avanciert vom Poptitan zum Papiertiger.

Die Fashionwelt macht es schon lange vor: Karl Lagerfeld propagiert Diäten und kooperiert mit der schwe-dischen Billig-Modekette H&M. Und Wolfgang Joop, Jean Paul Gaultier oder Giorgio Armani designen auch Möbel. Dabei wagten sich die Desi-gner zuerst in den Bereich der Heim-textilien. Statt Cocktailkleider und Blusen wurden Gardinen, Vorhänge und Teppiche entworfen. Heute gibt es ganze Wohnwelten von Versace & Co. Ein lohnendes Zusatzgeschäft für alle Beteiligten. Auch umgekehrt wird ein Schuh daraus: Mittlerweile be-treiben etliche Modelabels eine ei-gene Home-Kollektion. Auch hier hal-ten wieder Marketing- und PR-Stra-tegen das Zepter in der Hand: Desi-gner wie Hersteller reizen die Reich-weite ihrer Marken aus.

Öko ist „in“Je nach Ausrichtung steht Gestaltung aber auch zunehmend für Authenti-zität und Nachhaltigkeit. „Das The-ma ist von essentieller Bedeutung“, ist sich Andrej Kupetz sicher. „Was ein Design nachhaltig macht, kann von vielen Faktoren abhängen: der Auswahl ökologischer Materialien, einer ressourcenschonenden Produk-tion oder von seiner umweltfreund-lichen Anwendung im Alltag“, betont der Hauptgeschäftsführer vom Rat für Formgebung. „Früher war die Nachhaltigkeit von Produkten noch ein Alleinstellungsmerkmal – heute geht es nicht mehr ohne.“

Unter dem Motto „Grüne Inno-vation kommt weiter“ werden z.B. auch für den „Bundespreis Ecodesign“ jähr-lich Produkte, Konzepte und Dienst-leistungen gesucht, die durch ihre öko-logische und gestalterische Qualität überzeugen.

Bundesumweltministerin Bar-bara Hendricks und die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, zeichneten am 14. No-vember in Berlin die Gewinner 2014 aus. Insgesamt wurden 13 Projekte in den Wettbewerbskategorien „Pro-dukt“, „Konzept“, „Service“ und „Nach-wuchs“ prämiert. Dazu gehören ener-giesparende und reparaturfähige elek-tronische Produkte, innovative Trans-portsysteme für den Stadtverkehr, ei-ne nachhaltige Modekollektion, um-weltverträgliche Produktionsverfah-ren in der Leder-, Brillenglas- und Tex-tilherstellung sowie ein Online-Spiel zur CO2-Reduzierung im Alltag. „Zu-kunftsfähige Produkte sind eine wich-tige Voraussetzung für einen umwelt-verträglichen Konsum. Dafür brau-chen wir Menschen mit Ideenreich-tum, Phantasie und unternehmeri-schem Mut“, so Bundesumweltminis-terin Hendricks. „Der Bundespreis Ecodesign unterstützt und anerkennt ein solches Engagement.“

Auch in Hamburg gibt es eine Reihe von Designern, die mit gro-ßem Engagement gute Form und öko-logisches Gewissen vereinbaren: Am 30. Oktober 2014 fand z. B. im Ho-tel Scandic Emporio eine außerge-wöhnliche Fashion Show rund um „grüne“ Mode statt. Unter dem Mot-to „nachhaltig anziehend“ präsentier-ten u.a. trendige Modelabels wie Ju-lia Starp, Good Society (Öko-Jeans), Marlowe nature, Lanius, Skrabak, mutare design, Maja Daphne Holz-born kreative Green-Fashion. Denn Öko hat einen Imagewechsel vollzo-gen: Grün ist hip, nachhaltiges De-sign schick und Bio schon lange nicht mehr nur Selbstgestricktes. „Vor fünf Jahren hatten wir noch große Mühe, nur einen einzigen Anbieter zu fin-den, der nachhaltig produzierte Jeans vertreibt“, sagt Uli Ott vom Hambur-

ger Concept Store Marlowe Nature gegenüber dem „Hamburger Abend-blatt“. „Jetzt haben wir sogar fünf ver-schiedene Jeansmarken im Sorti-ment.“ Denn in diesem Thema steckt echtes Öko-Potential: Die Jeans ist das Kleidungsstück, das der Umwelt am meisten abverlangt. „Rund 7.000 Liter Wasser werden für die Produk-tion einer Hose benötigt, hinzu kom-men ätzende Chemikalien wie Chlor, um den Stoff zu bleichen, und gifti-ges Kaliumpermanganat, mit dem künstliche Altersspuren erzeugt wer-den“, schreibt das Blatt. Eine Her-ausforderung für jeden Designer und eine große Umsatz-Chance: Immer-hin gehen in Deutschland pro Jahr rund 100 Millionen Jeanshosen über den Ladentisch.

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AusgEzEichnEt Der „Bundespreis Ecodesign“ wurde dieses Jahr zum dritten Mal von Bundesumwelt-ministerin Barbara Hendricks vergeben.

In gesättigten Märkten und in Branchen mit starkem Wettbewerb ist die Markendif-ferenzierung eine große Herausforderung für Unternehmen. Da sich Anbieter immerseltener über den Preis oder Alleinstellungs-merkmale differenzieren können und Pro-dukte in vielen Branchen austauschbar sind, wird die Customer Experience bzw. das Kundenerlebnis zu einem der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren.

Customer Experience Design bezeichnetdie Schaffung und Steuerung positiver Kundenerfahrungen zum geplanten Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Kunden und Anbietern. Aus zufriedenen Kunden sollen begeisterte Kunden gemacht werden,die als „Marken botschafter“ Produkteund Dienstleistungen weiterempfehlen – idealerweise im direkten sozialen Umfeldoder in sozialen Medien. Diese Begeisterungwird erreicht durch die Übererfüllung von

Kundenerwartungen und eine Ansprache,die perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt ist. Kern dieser Kompetenz ist das tiefe Verständnis der Kundenperspektive: An allen Touchpoints (Markenwahrnehmungs-punkte) wie z. B. Website, App, Messe, POS oder Handel, aber auch im Vertrieb und imKundendienst entstehen neue Möglichkeitenmithilfe digitaler Tools in einen Dialog mitKunden zu treten, der beiden Seiten einenklaren Mehrwert beschert: Der Kunde profi tiert von einer zeitsparenden, indi-viduellen Ansprache und passgenauerInformation, während unternehmensseitigBedarfe, Online-Verhalten und Nutzer-wünsche in Echtzeit analysiert werden können – der Anbieter kann somit inkürzester Zeit Kommunikation sowieAngebot anpassen, um die Kundenzu-friedenheit zu maximieren.

Infos unter: www.syneo-tools.com

CUSTOMER EXPERIENCE DESIGN

B EGEISTERU NG | Der Kunde a ls Markenbotschafter

inDiViDuell Touchpoints als interaktive Schnittstelle helfen, mit dem Kunden in einen Dialog zu treten und seinen Bedarf zu analysieren.

PlaGiarius 2015

Immer wieder sind Unternehmen von Nachahmungen ihrer Pro-dukte betroffen, verbunden mit Imageschaden und wirtschaftlichen Verlusten. Der vom Industrie-designer Rido Busse 1977 erstmals ausgelobte Negativpreis „Plagiarius“ zeichnet dreiste Nachahmungen aus und verleiht dem Thema eine große Medienwirksamkeit. Am 13. Februar 2015 werden die Ergebnisse auf der Frankfurter „Ambiente“, der weltweit größten Konsumgütermesse, präsentiert.

Infos unter: www.plagiarius.de

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Liebe Leserinnen und Leser,während sich das Jahr 2014 allmählich dem Ende zuneigt, schaut ein Teil von uns noch einmal zurück auf Vergangenes und Vorhandenes, während der andere Teil bereits erwartungsvoll nach vorne blickt und schon Pläne für 2015 schmiedet.

Kinder haben uns voraus, dass sie mehr als Erwachsene im Hier und Jetzt leben. Ihre gemalten Bilder zeigen uns, was sie in der Vorweihnachtszeit gedanklich beschäftigt: worauf sie sich freuen, welche Wünsche sie haben und was sie schön finden. Nehmen wir uns an ihnen ein Beispiel, indem wir unseren Alltag in Zukunft etwas entschleunigen und die Welt um uns herum aus ihrem unvoreingenommenen Blickwinkel betrachten.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnlich-schöne Weihnachtszeit, einen guten Start ins neue Jahr und vor allem: Gesundheit und Frieden für Groß & Klein!

Ihr Walter Metzinger und Redaktion

in eigener sache | visAvis economy

Das gemeinnützige Hilfsprojekt Labdoo.org e. V. ist bereits in 103 Ländern der Welt aktiv und unterstützt über 84.000 Kinder und Jugendliche in über 360 Schulen, Waisenhäusern und Kinder-/Jugendpro-jekten im In- und Ausland kostenlos mit gespendeten Laptops, eBook Readern, Tablet-PCs u. a. Labdoo.org möchte mit den gespendeten Geräten die „digitale Kluft“ weltweit auf ökologisch verant-wortungsvolle Weise verringern.

Gesucht werden alte, aber funktionstüch-tige Laptops, eBook Reader, Tablet-PCs u.a. – kompakte Geräte, die für eine Entsorgung eigentlich zu schade sind, aber so nicht mehr genutzt werden.

Spender erhalten einen Link und können verfolgen, wo ihr Computer eingesetzt wird (bitte E-Mail-Adresse aufkleben).

Die gespendeten Geräte werden aufgear-beitet, alle Daten sicher gelöscht (3-faches

Überschreiben der Festplatte) und mit Linux wieder � t gemacht inklusiv kindge-rechter Lernsoftware und -inhalten mit Of� ine-Lexika, Englischkurs und eBooks (falls vor Ort kein Onlinezugang möglich ist) – und alles in Landesprache(n).

Freiwillige Flug- oder Transportpaten nehmen die Laptops u. a. sicher verpackt und CO2-neutral mit auf Reisen und über-geben sie am Zielort den Schulen. Defekte Computer werden kostenlos ersetzt und für ein sicheres Recycling zurückgeholt.

Eine klassische Win-Win-Situation:- Elektroschrott wird vermieden,- Kinder erhalten Zugang zu Bildung,

zur IT und ggf. zum Internet- Hilfsprojekte werden unterstützt - der Transport erfolgt CO2-neutral

durch Mitnahme durch Flugpatenoder Transportpaten

Für Firmen erstellt der Labdoo.org e.V. auf Wunsch auch Löschungs- und Verwen-dungsnachweise (über einen Partner auch mit TÜV-/Dekra-Testat bei hohen Compli-ance Au� agen) sowie Spendenquittungen.

Weitere Infos unter:

BILDUNG | Spenden Sie gebrauchte Kommunikationstechnologien für Kinder und Jugendliche in aller Welt

VISAVIS MACHT MIT

Maia, 10 Jahre

Jan, 8 JahreJulia, 8 Jahre

Juli, 6 Jahre

Felicitas, 8 Jahre

Luisa, 5 Jahre

Fee, 6 Jahre Kira, 12 Jahre Valentina, 5 Jahre

Erik, 12 Jahre

Rosa, 5 Jahre

Ellen, 3 Jahre