versuch einer pharmakodynamischen analyse der bluttransfusion und der hämatherapie

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Aus dem St. Elizabeth Spiral und der Loyola Universit~t Chicago. Versuch einer pharmakodynamischen Analyse der Bluttransfusion und der H~matherapie 1. Voiq Prof. Dr. Ernst Pribram, t'rofessor ffir B~kteriologie und l~rs Mit 3 Textabbildungen. (Eingegangen am 24. III. 1933.) Die Fortschritte der Serologie ftihrten allmiihlich zur Verwendung normalen Serums und Vollblutes zu therapeutisehen Zwecken.. Durch Landsteiners (1) geistvolle Arbeiten tiber Isohi~molysine und -Aggluti- nine wurden die Wege geebnet zur intraveni~sen Bluttherapie. Obwohl das eigentliche Wesen dieser Therapie ebenso wie das der Autoh~ma- therapie -- der Injektion des Blutes des Patienten selbst -- bisher einer theoretisehen Grundlage entbehrt, finden diese Methoden framer mehr und mehr Verwendung. Wie so oft in tier praktischen Medizin eflt bier die Praxis der Theorie voran. Eine sorgf/~ltige Analyse der theoretischen Grundlagen erhSht abet den Wert tier Therapie, erweitert und versch/~rft die Indikationen ihrer Anwendung und bewahrt vor Verwendung in un- geeigneten F/~llen. Die folgende Betraehtung soll wenigstens einen Tefl tier Erseheinungen, welehe mit dieser Therapie Hand in Hand gehen, auf eine wissensehaftliehe Basis stellen, soll Anregung geben zu weiterer Forsehung in dieser Richtung, welehe nicht nur die H/~matherapie 2, sondern die ganze sogenannte ,nichtspezifische ProteinkSrpertherapie" aus dem Dunkel der Empiric arts Lieht der wissensehaftlichen Forsehung fSrdern soll. Wenn wir die Bluttransfusi0n analysieren, mtissen wir einerseits das Blut des Spenders, andererseits das des Empf~ngers in seinen Bestand- 1 Diese Arbeit ist Otto Loewi zum 60. Geburtstage gewidmet. Von dea beiden Lesearten ,H/~matheraioie" und ,,H~matotherapie" hat erstere den Vorteil der K/irze.

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Page 1: Versuch einer pharmakodynamischen Analyse der Bluttransfusion und der Hämatherapie

Aus dem St. Elizabeth Spiral und der Loyola Universit~t Chicago.

Versuch einer pharmakodynamischen Analyse der Bluttransfusion und der H~matherapie 1.

Voiq

Prof. Dr. Ernst Pribram, t'rofessor ffir B~kteriologie und l~rs

Mit 3 Textabbildungen.

(Eingegangen am 24. III. 1933.)

Die Fortschritte der Serologie ftihrten allmiihlich zur Verwendung normalen Serums und Vollblutes zu therapeutisehen Zwecken.. Durch Lands t e ine r s (1) geistvolle Arbeiten tiber Isohi~molysine und -Aggluti- nine wurden die Wege geebnet zur intraveni~sen Bluttherapie. Obwohl das eigentliche Wesen dieser Therapie ebenso wie das der Autoh~ma- therapie - - der Injektion des Blutes des Patienten selbst - - bisher einer theoretisehen Grundlage entbehrt, finden diese Methoden framer mehr und mehr Verwendung. Wie so oft in tier praktischen Medizin eflt bier die Praxis der Theorie voran. Eine sorgf/~ltige Analyse der theoretischen Grundlagen erhSht abet den Wert tier Therapie, erweitert und versch/~rft die Indikationen ihrer Anwendung und bewahrt vor Verwendung in un- geeigneten F/~llen. Die folgende Betraehtung soll wenigstens einen Tefl tier Erseheinungen, welehe mit dieser Therapie Hand in Hand gehen, auf eine wissensehaftliehe Basis stellen, soll Anregung geben zu weiterer Forsehung in dieser Richtung, welehe nicht nur die H/~matherapie 2, sondern die ganze sogenannte ,nichtspezifische ProteinkSrpertherapie" aus dem Dunkel der Empiric arts Lieht der wissensehaftlichen Forsehung fSrdern soll.

Wenn wir die Bluttransfusi0n analysieren, mtissen wir einerseits das Blut des Spenders, andererseits das des Empf~ngers in seinen Bestand-

1 Diese Arbeit ist O t t o L o e w i zum 60. Geburtstage gewidmet. Von dea beiden Lesearten ,H/~matheraioie" und ,,H~matotherapie" hat erstere

den Vorteil der K/irze.

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teilen studieren, letzteres auch mit Beriicksichtigung des Krankheitszu- standes, dann ihre gegenseitige Beeinflussung. Dabei spielen das Mil]ver- h~ltnis der ~engenverh/~ltnisse, die Einfiihnmg des Spenderblutes in ein nicht ganz ad~quates Medium, die vortibergehende Erh~hung der Blut- menge des Empf~ngers, der allm~hliche Zerfall des Spenderblutes eine Rolle. Unsere Aufgabe wird vereinfacht dutch die Tatsache, da~ das Blut des Spenders und das des Empf~ngers die gleiche Zusammensetzung haben, und wir wollen deshalb mit der ftir beide Blutarten tiberein- stimmenden Analyse des menschlichen Blutes beginnen. Diese Analyse mul3 ins Detail gehen, d. h. wir mtissen die makroskopiseh, mikroskopiseh und ultramikroskopisch vorhandenen geformten Elemente beriiek- sichtigen, miissen sie chemisch und physikalisch-chemisch zerlegen und ihren ,,dynamischen" Wert abseh~tzen, d. h. das Potentialgef~lle, sei es elektriseher oder ,,energetischer" ~atur (Spannungsdifferenzen der Ober- fl~ehen, welche bei ihrem Zerfall entstehen). Der l~aumersparnis halber soll dies in Tabellenform geschehen.

Das auf den ersten Blick verwirrende Bild yon chemiseh so ver- schiedenen Substanzen, das bei weiterer Analyse und Beriicksiehtigung der Abbauprodukte noah viel reichhaltiger wird, l~tl]t sich iibersichtlicher gestalten, wenn wir die physikalisch-ehemische Wirkung der einzelnen Komponenten beriicksichtigen. Dies ist gestattet, weil wir bei parenteraler Einverleibung relativ kleiner giengen von dem chemischen - - zur Syn= these in Betracht kommenden - - Charakter der Blutelemente zun~ehst: absehen k6nnen. Der therapeutische Effekt ist ein vorwiegend physika- lisch-chemischer, d. h. er betrifft die Oberflgchenenergie des Blutes und der KSrperzellen des Empfangers, deren Adsorptionsenergie far die im Blute kreisenden Stoffe, die, entsprechend ihrem Verteilungskoeffizienten,. do r t ihre Oberflgchenwirkungen entfalten, wo sie die giinstigen An- reicherungsbedingungen treffen. Die physikalisch-chemische Wirkung der in den Tabellen angefiihrten Blutelemente laf]t sich etwa folgender- mal3en zusammenfassen: 1. Oberfl~ehenaktive Substanzen, welehe die Oberfl~tehenspannung wasseriger ~edien erhShen, 2. oberflgchenaktive Substanzen, welche die Oberflgchenspannung soleher Medien erniedrigen, 3. oberfl~teheninaktive Substanzen. Innerhalb dieser drei Gruppen gibt es nattirlieh Abstufungen aller Art, ihre Wirkung wird a uch durch die im wasserigen System vorhandenen Kolloide beeinflul3t. Ihre Verteilung in einem geformten Blutelemente (Erythrocyt, Leukoeyt) ebenso die in einem fltissigen Kolloid (Blutplasma, Cytoplasma) richter sieh - - eeteris paribus - - nach dem Grundsatze, dal3 oberflgchenspannungserhiJhende Substanzen sich gegen das Zentrum verdiehten, erniedrigende in der Peri-

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pherie. Es wird sich nach diesem Gesetze selbst in einem ,,homogenem" 5Iedium wie dem Erythrocyten eine zentrale ,,ideale" Kernzone und eine periphere ,,ideale" lgembranzone (ira Sinne Z anggers 4) bilden. Diese Zonen, ,,Verdiehtungszonen" oder ,,Verteilungszonen" gehen f i l l m i h - l ieh ineinander fiber (Abb. 1).

Eine andere physikaliseh-ehemisehe Eigensehaft, die wir zu bertiek- sichtigen haben, ist die WasserlOsliehkeit und die gegenseitige LSslichkeit ,der chemisehen Blutelemente (Lyophilie-Lyophobie): LOsliehkeit der Ei- weif~ktirper in Wasser, der Lipoide ineinander, im Eiweil3 und Quellfi~hig- keit der 3{isehung. Auch hier wird eine Tendenz zur Verdiehtung vor- handen sein, in dem Sinne, daf~ sich die hydrophoben Elemente zentral, die hydrophilen peripher verdieh- ten. Die hydrophilen Elemente unterstfitzen die zentrifugalen Ten- denzen der oberfliiehenspannungs- erniedrigenden Substanzen, die hydrophoben die zentripetalen der oberfli~chenspannungserhOhenden.

Ein sehematisches, wenn aueh nicht vollsti~ndiges Bild der Verteilungs- verhiltnisse im Erythrocyten m(ige diese Verhiltnisse veranschauliehen (Abb. 1). Ein ganz anderes Bild werden die mikroskopiseh sicht- baren Granu]a der Granulocyten oder die ultramikroskopiseh sieht-

Abb. 1. Schema der hypothet ischen Verteflung der Konzentrationszonen im Erythrocyten nach physikal isch-chemischen l~egeln. + acidophil, oxydierend. 4---> Yerdich$ung der ~ i schung

gegen Peripherie und Ze~trum.

baren Teilehen des Blutplasmas geben, deren Zusammensetzung aller- dings hypothetiseher )Iatur ist. ~af~gebend fiir die Oberfii~ehenwir- kungen sind die in der Oberfli~ehe angehiiuften oberfli~ehenaktiven und hydrophilen Substanzen - - solange das BlutkSrperehen oder suspendierte Partikelehen intakt, ist.

Unmittelbare Wirkung des Blutes des Spenders auf das des Empf~ingers.

Das Blut des Empfiingers ist das eines kranken Individiums, daher nicht im physikalisch-chemischen Gleichgewicht. Die Art der Gleich- gewichtsstSrung kann mit Hilfe yon )Iethoden gemessen werden, deren Anwendung in der Form und in diesem Zusammenhange wir vor allem den genialen, wenn auch nieht systematischen Arbeiten des Englinders i~fcD onagh (6) verdanken: Optische Refraktion und Viskositi~t des Blut-

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serums, ultramikroskopisehe Untersuchung des Serums, Senkungsge- schwindigkeit der Erythr0eyten im eigenen Serum. Anderungen der normalen Werte dieser physikalisch-ehemischen Eigenschaften des Blutes (Serums) geben ein objektives Bild der GleiehgewiehtsstSrung, die dureh die Bluttransfusion behoben werden kann. Wenn wir auch in der Be- urteilung der Bedeutung der Werte erst am Beginn der Forschung sind, l ~ t sich doch bereits so viel sagen, dal~ bei j eder schweren Erkrankung das physikalische Gleichgewicht wesentlich gestSrt ist. Der Erfolg un4 der Einflu~ der B]uttransfusion lal3t sich also in den verschiedenen Zeit- abschnitten nach der Transfusion objektiv messen. Zu 5IcDonaghs Untersuchungsmethoden gehSrt auch die Bestimmung des Blutzuckers und des Harnstoffes (der ,,Planeten") des Blutes - - Bestimmungen, welche, wie wir gleieh sehen werden, yon Bedeutung filr die Beurteilung der ~nderungen der Adsorptionsverh~ltnisse im Organismus des be- handelten Individuums sind. Im Allgemeinen werden wir nach dem un- mittelbaren Zusammentreffen der Blutelemente artgleieher Individuen eine ErhShung der Oberflaehenspannung des Empfhngerblutes erwarten. Begegnung artgleieher Zellen im fl~issigen Medium erhSht,artverschiedener erniedrigt die Oberflhchenspannung (Pr ib ram 7, 8). Es unterscheidet sich darin die Bluttransfusion yon der Injektion artfremder Eiwei~arten (Milch usw.) Die Folgen der ErhShung der 0berfihchenspannung fiir den Patienten bestehen in Blutdrucksteigerung, Abnahme der Zahl der Leukocyten im peripheren Blute, ErhShung der Adsorption der Kristal- loide an die damit Hand in Hand gehende starkere Bindung des Wassers an die Kolloidteilchen (Quellungssteigerung der ultramikroskopischen Teilchen und Zellgranula). Klinische ~ul~erungen dieser kolloidchemi- sehen Erscheinungen sind erhShter Gewebs turgor und bessere Er- n~hrung; die physikalisch-chemischen 3[essungen werden (theoretisch) eine ErhShung des optischen Breehungskoeffizienten des Serums, Er- hShung der Viskosit~t, Verlangsamung der Senkungsgeschwindigkeit der Erythrocyten, Abnahme des Blutzuckers im Plasma erwarten lassen. Dies wird besonders dann der Fail sein, wenn die Werte vor der Trans- fusion yon den normalen abwiehen. Die Phagocytose, welche eine Funk- tion der Oberflhchenspannungsdifferenz zwisehen Leukocyt und Bakte- rium ist, wird ebenso wie der Komplementgehalt des Blutes - - ebenfalls eine Funktion der Oberflachenspannung - - erhSht, wenn sie vorher sub- normal waren und wenn die Oberfl~tchenspannung nieht fiber die physio- logisehen Werte hinausgeht (Gefahr der Shoekwirkung bei raseher Ein- verleibung des Blutes).

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Wirkung der Blutbestandteile des Spenderblutes auf den Empfiinger. Von den unversehrten, d.h. in ihrem physiologischen Zusammen-

hange mit den Blutelementen vorhandenen chemischen Bestandteilen des Spenderblutes erwarten wir die intensivste und unmittelbarste Wirkung yon jenen, welche an den Oberfli~chen der Blutelemente gespeichert sind. Wir folgen deshalb dem oben gegebenen Schema yon aul~en naeh innen und beginnen mit den in ihrer Zahl und Oberfliichenaktiviti~t domi- nierenden Erythrocyten. Da wir es im Spenderblute mit venSsem Blute zu tun haben, ist das an das Hi~moglobin oberfli~ehlich adsorbierte Gas Kohlens~ure. Diese iibt einerseits ihre unmittelbare Wirkung auf das, Blutplasma des Empfangers aus, andererseits auf die Gewebszellen und wegen der erhShten Kohlens~turespannung des Blutes auf das respirato- rische Zentrum. Die physikaliseh-chemisehe Wirkung auf das Plasma und seine Xolloide besteht in einer ErhShung der Dispersion und der Leb- haftigkeit der B r o w n sehen Nolekularbewegung, welehe wir beide direkt: im Dunkelfelde objektiv feststellen kSnnen (lgeDonagh). Dies gilt wiederum besonders dann, wenn beide infolge des Krankheitsprozesses~ gegeniiber der Norm herabgesetzt waren. Die Gewebszellen werden in ihrem Protoplasma im gleiehen Sinne beeinflul~t werden, eine Tatsaehe,. welehe wir aus dem Verhalten der Granuloeyten im Dunkelfeld er- sehliegen ktinnen: erhShte Molekularbewegung der Granula. Das be- deutet lebhafteren intermolekularen Austauseh yon Ionen. Der Kohlen- si~urereiz auf das Atemzentrum verursaeht Vertiefung der Atmung und Erh6hung des Grundumsatzes unter Wiederherstellung des anfanglieh erhShten respiratorisehen Quotienten. Da etwa 1--2 Stunden naeh der Transfusion ein bedeutender Teil des zugeftihrten Plasmawassers - - nor- male Nierenfunktion vorausgesetzt - - ausgesehieden ist, i~ndern sieh um diese Zeit die Viskositi~t des Blutes und die anderen Konstanten. Sind die roten BlutkSrperehen des Spenderblutes noeh intakt, so verbessern sie den Gasaustauseh mit den Geweben, mehr aber wird dieser und d e r respiratorische Koeffizient ebenso wie der Grundumsatz beeinflul~t dureh den nun erfolgenden sehrittweisen Zerfall der Blutelemente, der spi~ter besproehen werden soll, und die dadureh hervorgerufene Neubildung yon Blutelementen. Einen wiehtigen Einflug auf die Zellatmung, d. h. deft Gasaustauseh mit den Zellen hat die in der Oberfli~ehe der Erythroeytea gespeieherte Lezithinzone, welehe unmittelbar naeh Zerfall der Blut- kSrperehen zur Wirkung gelangt. Das freiwerdende Lezithin regt die- Oxydationsvorgi~nge im Organismus an, was sieh naeh den Unter- suehungen yon K o v al iov a (9) mit parenteraler Lezithineinverleibung sowohl dutch die ErhShung des respiratorisehen Quotienten als aueh

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452 E. t'RIBRA~:

(lurch die Oxydation yon Benzol zu Phenol feststellen lal~t. Das Eisen, das aus dem H~moglobin frei wird, steigert die Gewebsat/nung in Gegen- wart yon Lezithin betr~tehtlich als m/~ehtiger Katalysator. Da Lezithin ,sehr leicht Verbindungen eingeht (Bang 11) 1, wirkt es giinstig auf die Ernghrung der Gewebe und beschleunigt die Ausscheidung kSrper- fremder Substanzen. Eine besondere Bedeutung kann unter Umstgnden die LSslichkeit des Lezithins in Gallensalzen haben, was zu pharmakody- namischen Wirkungen bei Leberkrankheiten fiihren kann, deren Charakter sieh nach dem jetzigen Stande unserer Beurteilung entzieht. Die fett- 15sende Wirkung des Lezithins ist nicht nur geeignet, dem Fettstoff- weehsel zu dienen ( H a m m a r s t e n 12), sondern dient auch dem Lezithin, ~m seinen Weg zum Knochenmark zu linden, woes zweifellos der Hgma- ~opoiese dient (junges Mark ist reich an Lezithin). Die roten BlutkSrper- ~chenl zeiehnen sich dureh einen besonderen Reiehtum an Kaliumphos- phaten aus. Da es sehr wahrscheinlieh ist, dal~ der Zerfall der Erythro- cyten dem der andern BlutkSrperchen vorangeht, da sie ferner dureh ihre gro~e Zahl vorherrschen, wird das sonst im Gleichgewichte befind- liche physiologisehe Verh/~ltnis (K d-~Ta) : Ca vogibergehend und inner- halb physiologischer Grenzen zugunsten des Kalium versehoben. Da Kaliumsalze den st~trksten physiologisehen Reiz auf den Herzmuskel aus- ~tben, wird die Herzaktion des Empf/ingers kr/iftig angeregt. Diese Wir- kung wird unterstiitzt durch die synergistische Wirkung des Lezithins*. Der Zerfall des Leukocytenplasmas korrigiert die GleiehgewichtsstSrung, <loch ist das Gesamtvolumen der Erythroeyten, wie aus den Tabellen hervorgeht (Zahl real Volumen), so enorm viel grS~er als das der Leuko- eyten, dal~ ein r ihrer Wirkung aul~erordentlieh wahrscheinlich and yon 1/ingerer Dauer ist. Der Vorteil der physiol6gisehen Dosierung, die eine fdherdosierung ausschliel~t, ist hier besonders deutlich. Auf die Plasmabestandteile wirkt das Kaliumsalz in ghnlicher Weise wie das Lezithin im Sinne einer Erh/Jhung der Dispersion. Es ist bezeiehnend , dal~ wir im tierisehen wie im pflanzliehen Organismus ein Vorherrsehen <les Kalium in allen lezithinreichen Geweben finden. Das einwertige Kalium-und das dreiwertige Eisen-Ion erhShen die LSsliehkeit des Lezithins. Weniger dauernden Einflul~ haben die im Wasser des Plasmas gelSsten ,,harnfghigen" Kristalloide des Blutserums. Ihre Hauptwirkung besteht in einer ErhShung der Diurese; dies gilt auch yon den Calcium- salzen, da sie in physiologischer Konzentration vorhanden sind (vgl.

So mits I-Iypoxanthin, Kreatin~ Kreatinin, Adrenalin und Ammoniumsalzen (W. Koch 10).

2 Vgl. P. Kimmels~iel (13).

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Porges u. P r i b r a m 17). Die adsorbierten und durch Zerfall der Kolloide freiwerdenden Nichtelektrolyte des Blutes, besonders Zueker und tIarn- stoff, benStigen eine spezielle Betraehtung: Abgesehen yon ihrer diure- tisehen Wirkung und ihrer Wirkung auf den Quellungszustand der Ge- webe werden besonders durch den Zucker die Adsorptionsverh~lt~isse in kolloiden Flttssigkeiten und besonders im Blutserum in eigentfimlicher Weise beeinflu6t (Pr ibram). Die Gegenwart des Blutzuckers innerhalb physiologiseher Grenzen macht, wie a. a. 0.1 gezeigt werden soll, die Adsorption yon ttarnstoff an die Kolloide erst mSglieh und eine Zunahme innerhalb physiologiseher Werte erhSht ihre Adsorptionskraft. Diese Tatsache wirft ein scharfes Lieht auf die Bedeutung der physikalischen Beeinflussung yon Kolloiden dureh gelSste oder wenigstens lSsliche Sub- stanzen fgr die Ernghrung der Gewebe.

Wir haben bisher nur die Erythroeyten ins Auge gefagt. Die Leuko- eyten, obwohl in der Minderzahl, spielen eine kaum weniger bedeutende Rolte, wenn aueh zu einer sp~teren Zeit. Wegen ihrer hSheren Resistenz zerfallen sie langsamer. Zuerst zerf~tllt das Zellplasma. Wegen ihrer Zahl und des Reiehtums an Plasma kommen bier fast nur die Granulocyten in Betracht. Ihr hoher Lipoidgehalt f~llt vor allem auf. Was ft~r das Lezithin des roten BlutkSrperchens gesagt wurde, gilt hier auch. Da bei ihrem Zerfall aber auch ein betr~chtticher Gehal~ an Cholesterin frei wird, wird die Lezithinwirkung teilweise abgeschwgeht. Immerhin ist gerade das Erscheinen einer grS~eren }Ienge der ~{ischung Cholesterin-Lezithin yon Bedeutung. Wissen wir doch aus der Lehre yon der Komplement- bindungsreaktion, da~ ein bestimmtes Nisehungsverhgltnis dieser Lipoide physikalisch-chemische Wirkungen austiben, welche ihnen einzeln fehlen. Von Bedeutung ist auch das Erseheinen der dutch den Zerfall der Granulocyten frei gewordenen Granula in der GrS~endimension yon mehr als 1/~o 5ikron (mikroskopiseh sichtbar) in der ultramikroskopisehen Welt tier Submikronen des Plasmas (zwischen 1Aooo und 1Ao Nikron). Noeh heftiger wird diese Ersehiitterung durch das Erscheinen des Zell- kerns als eines freien Riesengebildes verglichen mit den Tausenden yon Submikronen, deren Gleichgewicht im Ultramikrokosmos dadurch heftig erseht~ttert wird. Abgesehen yon der Massenattraktion in seiner Um- gebung bringt das Kerngebilde mit seiner entgegengesetzten Ladung und seiner heftigen Reduktionswirkung (vg]. Abb. 2) unvermittelt einen voll- st~ndigen Umsturz in den bisherigen Potentialverh~ltnissen. Dies oben- drein in einer Umgebung, welehe dureh den Eintritt und den Zerfall der

1 Arch. of Pathol. 1938 (ira Erscheinen).

Archiv f. experiment. Path. ~. Pharmakol. Bd. 172, 30

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454 E. PRIBRA~:

roten BlutkSrperehen im entgegengesetzten Sinne beeinflugtt war. Auch die Wasserversehiebung (Quellungsverhaltnisse) ist der vorangegangenen entgegengesetzt. Wiihrend die Gegenwart hydrophiler Elemente: Plasma mit seinem Proteinreichtum , Lezithin, Kristalloide eine Erhiihung der Quellfiihigkeit der Kolloide verursaeht, wirken die Kerne der Leukoeyten mit ihren hydrophoben Kondensationsprodukten Nukleohiston, Chole- sterin im entgegengesetzten Sinne. Noch stiirker ausgepr~gt ist die Kern- wirkung bei den Lymphocyten (Abb. 3). Da dureh die Mengenverhi~ltnisse den Wirkungen der Xernsubstanzen eine Sehranke gesetzt ist, besteht die Wirkung des Zerfalls der Leukoeyten vor allem in einer intensiven An- regung der Quellungs- and Entquellungs-, sowie Oxydations- und Reduk-

NucleoZi

Abb. 2. Schema der Energieverteilung zwisehen Abb. 3. Schema der ]Energieverteilang im Kern und Granula im Granulocyten. LyinDhoeytem

-F acidophil (oxydierend), -- basolohil (reduzierend). ,,Kein totes Material, sondern lebendes: da.s sich unter verschiedenen Bedingungen ~inder~" (Tiirk).

donsprozesse und einer ErhShung des elektrischen Potentialgef~lles innerhalb physiologischer Grenzen, mit einem Worte, in einer ,,Belebung" der physikalisch-chemischen Vorgiinge im Organismus, ohne welehe kein Leben m(~glieh ist, I)ieser Vorgang ist durehaus kein zeitlieh besehri~nkter. ~hnlieh wie das Lezithin und Eisen die Regeneration der Erythrocyten anregt, and auf dem Wege des Knochenmarkreizes auch die Regeneration yon Granulocyten, ftihrt die Gegenwart yon INukleohiston im Blute zu einer Steigerung der Leukocytenzahl (Seh i t t enhe lm u. Bendix 14) und zu einer Vermehrung des Lymphstromes (Mende]l Underh i l l and White 15). Die Vermehrung der Leukocyten fiihrt zu ihrem vermehrten Zerfall and zu weiterer Anregung der beschriebenen Vorgiinge. Von all- gemeinen Erseheinungen, welehe der Leukocytenzerfall zur Folge hat, sei noch die Blutdmeksenkung und die Verlangsamung der Gerinnungs- zeit des Blutes erwiihnt, sowie efne Steigerung des Grundumsatzes.

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Ohne auf irgendwelche mehr oder weniger hypothetische Abbau- produkte des Lezithins, Cholesterins und der Nukleoproteide einzugehen, was sehr verlockend ware, sei hier nur auf ein Endprodukt hingewiesen, das nach der B]uttransfusion oder -injektion neben dem Stiekstoff be- sonders reichlieh vorhanden ist, den Phosphor. Er entsteht beim Lezithin- abbau und beim Abban der Kernsubstanz. Die Form, in welcher er im Lezithin vorhanden ist, ist das Glyzerophosphat, in der Nuklein- substanz wahrscheinlich alas 5Ietaphosphat. Ersteres hat ahnlieh wie Lezithin eine fSrdernde Wirkung auf die Oxydationsvorgiinge im Orga- nismus, das Metaphosphat wirkt i~hnlieh wie nukleinsaure Salze ge- rinnungshemmend (Doyon et Sa rvona t 16). Ob es bei intravenSser, intramuskularer oder snbkutaner Einverleibung des Blutes zu tieferen SpMtungen kommt, ist zweifelhaft. Wenn nicht, so liegt darin einer der Vorteile der parenteralen Therapie.

Folgerungen fiir die Therapie der Bluttransfusion und H~matherapie.

Die pharmakodynamische Analyse der Bluttherapie lehrt nns: 1. Eine Erweiterung der AnwendungsmSglichkeit der Bluttherapie. 2. Eine Verbesserung der Bedingungen durch entsprechendes

Studium des Zustandes des Empfangers, eventuell eine entsprechende Vorbehandlung desselben.

3. Eine Verfeinerung der Methode dutch Vorbereitung des Spenders, Wahl der Blutbestanteile und bei der intramusku]aren Hiimatherapie Wahl der Blutart.

Zu 1. Die AnwendungsmSglichkeiten tier Bluttherapie sind eigent- lich, quoad Krankheit, fast unbeschrankt, und die Beschrankung ist eher gegeben durch die Sehwierigkeit der Technik, die Beschaffung des Blutes. Es wird sich begreifiieherweise stets um schwere Erkrankungen handeln, bei denen wir zur Bluttransfusion greifen, vor allem bei toxischen Zu- standen, so Uramie, Vergiltungen (besonders Kohlenoxdyvergiftungen), bei sehweren Blutverlusten, Ani~mien. Da die intramuskulare Einver- leibung wesentlich einfacher ist, weniger Vorbereitungen bedarf und 5fter wiederholt werden kann, werden wit ihr den Vorzug geben, woes sieh mehr um ]3eeinflussung des Krankheitszustandes durch ~nderung des physikalisehen und chemischen Zustandes des Blutes und der Gewebe handelt, als um einen lebensrettenden Eingriff. Knoehenerkrankungen, Hauterkrankungen und 5Tervenkrankheiten lassen sich (theoretisch) am besten beeinflussen, doch kann ein Umschwung auch bei Infektionskrank- heiten erwartet werden, so bei Pneumonie, wegen gtinstiger Beeinflnssung des physikalisch-ehemisehen Zustandes des Blutes, Steigerung der Ab-

30*

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456 E. PRIBRA~:

wehrkr~fte, die damit Hand in Hand gehen, noeh mehr vielleieht bei schweren Typhusfhllen dureh Anregung der Leukoeytose, die so sehr dar- niederliegt. Ganz besondern Erfolg kann man sich yon der intramusku- l~ren Einspritzung yon Blur bei Masern, aueh bei Diphtherie, versprechen, well die Abwehrkrhfte des Organismus (Komplementgehalt) so sehr ge- sehwacht sind. Wo immer wit sehen, da~ der Turgot der Gewebe fehlt (chronische Tuberkulose), sollten wir nach sorgfhltiger Analyse des Blutes des Pa~ienten eine intramuskul~re Bluttherapie versuehen. Da wir mit den Erythrocyten und Leukoeyten reiehlich Lezithin einver- leiben, mSgen hier aueh jene Krankheiten genannt werden, bei welehen der Lezithingehalt des BlurBs und der Gewebe niedrig befunden wurde: Hyperthyreoidismus, ehronische }~ierenkrankheiten, Iterzfehler mit Nierenkrankheiten usw. Wo Phosphor, Eisen, in nat~irlichster (leichtest assimilierbarer) Form dargereicht werden sollen, kann dies am besten in der Form yon Injektionen roten BlutkSrperehen gesehehen.

Zu 2. Eine sorgf~ltige, physikalisch-ehemische Analyse des Blutes des Empfgngers sollte ]eder Bluttransfusion vorangehen. Ganz besonders auch eine Blutdruckbestimmung. Eine Korrektur abnormer Werte wird dann stets am Platze sein: Findet man hohe Zuckerwerte, eine Insulin- injektion, findet man hohen Blutdruck, Bin ausgiebiger Aderlal~ (bei Ur~mie ) usw. Wtinschenswert ist auch die Kontrolle des Effektes der Blutinjektion dureh objektive Zahlen. Dies wird besonders nStig sein, wenn die Blutinjektion auf bestimmte Blutbestandteile (Erythrocyten- Leukocyten-Blutserum) konzentriert werden soll. Dies ftihrt uns zu einer Verfeinerung der Wahl der Blutbestandteile.

Zu 3. Die Wahl der Blutbestandteile richter sich nach dem ge- wfinschten Effekt. Die einleitend gegebenen Tabe]len gestatten die Aus- wahl. Wit werden sie je naeh Bedarf physikaliseh-ehemisch oder chemisch dosieren. So kSnnen wir, wie erwghnt, entweder blo6 BlutkSrperchen (ohne Plasma) injizieren, oder, wenn wir die Nukleoproteide bevorzugen, die Leukoeyten anreichern. Dies kann sehon im Spenderblute geschehen. =Noeh leichter l~l~t sieh das injizierte Blut beeinflussen, wenn man intra- musku]hr injiziert. In diesem Falle ist es gestattet, Tierblut zu wghlen, alas beliebig, sei es durch Vorbehandlung der Tierart, sei es dutch Aus- wahl der Blutbestandteile, modifiziert werden kann. ~an wird sogar weiter gehen kSnnen und alas Blut als Vehikel fiir Medikamente ver- wenden kSnnen (Phosphor, Arsen, Jod usw.). In der Wahl der Tierart hat man Bin weiteres ~ittel zur Verfeinerung der Therapie. Wir kSnnen zur intramuskulgren Therapie Blut yon Tieren w~hlen, das geringe Reiz- erseheinungen ausiibt (Kaninehen-, Pferdeblut), oder solehes mit stgr-

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Versuch einer pharm~kod)~mmischen Analyse der Bluttransfusion. 457

keren Reizerscheinungen (Ziegen-, Rinderblut) in entspreehend kleinen Doscn. Schliel~lich k(innen wir Leukocyten oder Zellen verschiedcner Organe verwenden, ein Vorgang, der uns unmittelbar zur Organtherapie ftihrt. Frische Organextraktc habcn cine anderc Wirkung als konser- vicrte, zellreichcr Brei eine andere als zellarme oder zellfreie Extrakte. Da die Quantiti~ten, wie wir aus der Vakzinetherapie mit abgetiitetcn Bakterien wissen, sehr klein sein diirfen, liigt sich die Gefahr einer Abszegbildung vcrmeiden.

Zusammenfas sung .

Durch eine sorgfi~ltige Analyse des Blutes und seiner Bestandteile gelangen wir zu einem besseren Vcrst~ndnis der Vorgi~nge bei dcr Blut- transfusion und der thcrapeutischen Einverleibung yon Blut auf parch- teralem Wege im allgemeinen. Die oberfliichenaktiven Substanzen, be- sonders jene, welche die Oberflachenspannung erniedrigcn, spielen nach eincr vorhergegangenen ErhShung der Oberfliichcnspannung eine wesent- liche Rolle. Ihre Wirkung wird untersttitzt durch die hydrophilen Elc- mente des Blutes. Am Beispiele der Kalium-Lezithinwirkung in Gegenwart des eisenhaltigen H~moglobins und der locker adsorbierten Koh]ensi~urc des transfundierten Blutes li~t sich die Beeinflussung der Gcwebs- atmung (Oxydationswirkung) und Wirkung auf den Herzmuskel im Be- ginne des BlutkSrperzerfMls erli~utern. Die Begiinstigung der Dispersion des Blutplasmas und der Gewebszellen (Gewebstugor) ftihren unmittclbar zu einer ErhShung der Adsorption - - einer besscren Erniihrung. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Begtinstigung der Hi~matopoiese und der Oxydationen. Durch den langsamercn Zerfall der an Zahl wesentlich geringern Leukocyten (Kern) werden Reduktionswirkungen ausgelSst, die zu eincm lcbhaften Wechselspiel des Oxydations-Reduktionsprozesses, d. h. einer Belebung der Ze]latmung ftihrcn. Einc Ubcrdosierung ist durch das physiologischc Gleichgcwicht und die Gegenwart antagonistischer Elemente (Calcium, Cholesterin) nicht mSglich.

Das Anwendungsgebiet der Blutthcrapie ist tin aul3erordcntlich wcites, viel welter, als es der derzeitigen Anwendung entspricht. Es wird sich durch die Wahl des angewendeten 5Iaterials (Blutart, Zellart) noch wesentlich crweitern lasscn.

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