versuch einer naturgeschichte und physik der wolken

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ANNALEN DER PHYSLII. JAHRGANG 1815, NEUNT 8 STOCK I. Verjitclc einer iVaturge/chichte UIL~ PhyJk dgr Wolken , 0011 Luu$ HOWARD, Esq., zu Plairtow bei. London ; Frei bearbeitet von Gilbert, Herr Lukas H o w a r d bewohnt ein Landhaus zu PZuiJtow, 5 engl. Meilen 6lilich von London, 4uf das er fchon vor Iiingeriels ra Jehren ein meteorologi%hes Obfervatorium (rin ringsum mit Fenfiern vcrkhenes Babinet grfelzt hatte, von welchem RUS alles zu iiber- feehn ili, wns am Himinel fiir den Meteorologen Merk- wiirdiges vorgeht. Er rclreint Lch voniiglich die Wol- ken zu dem Gegenhnde feines Studiums gelftahlt ztx haben. Einen Auflatz iiber die Modificationen der Wolken, worin die verfctiiednrn Arten der WoIkea nach naturhiftorircber Weift? von ihm befchrieben wer- den, und worin er fix fie KunAnanren, die er aus dem Lateinifchen entlehnt, in Vorkhlng gebracht hat, habe ich den Lefern diefer Annalen bereits irn Jahrgang v9n And. d.Phylik. B.51. St. I. I. 1815. St. 9. A

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Page 1: Versuch einer Naturgeschichte und Physik der Wolken

ANNALEN DER PHYSLII.

J A H R G A N G 1815, NEUNT 8 S T O C K

I. Verjitclc einer iVaturge/chichte U I L ~ PhyJk dgr

Wolken , 0011

Luu$ HOWARD, Esq., zu Plairtow bei. London ;

Frei bearbeitet von G i l b e r t ,

H e r r Lukas H o w a r d bewohnt ein Landhaus zu PZuiJtow, 5 engl. Meilen 6lilich von London, 4uf das er fchon vor Iiingeriels ra Jehren ein meteorologi%hes Obfervatorium (rin ringsum mit Fenfiern vcrkhenes Babinet grfelzt hatte, von welchem RUS alles zu iiber- feehn ili, wns am Himinel fiir den Meteorologen Merk- wiirdiges vorgeht. Er rclreint Lch voniiglich die Wol- ken zu dem Gegenhnde feines Studiums gelftahlt ztx haben. Einen Auflatz iiber die Modificationen der Wolken, worin die verfctiiednrn Arten der WoIkea nach naturhiftorircber Weift? von ihm befchrieben wer- den, und worin er fix fie KunAnanren, die er aus dem Lateinifchen entlehnt, in Vorkhlng gebracht hat, habe ich den Lefern diefer Annalen bereits irn Jahrgang v9n

A n d . d.Phylik. B.51. St. I . I. 1815. St. 9. A

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1 . 3 1805 St. 10 (B. 21. S. 137 f.) mit einigen Benierkungen des Herrn Pictet mitgetheilt, fo weit als es in der Bib/. britann. iibertragen worden wnr. Hrn.,Howard's Ideen iiber das Entfiehn, das Beffehen und das Ver- gehen diefer Wolken - Modificationen liefrrte die Bibl. britann. e ra lieben Jahre rppiter, nimlich irn Jahrg I$[ a. IndeG hatte Hr. Howard reinen Auffatz fiir Dr. R e e s's Neue Encyklopsdie, Artikel Clouds, aufs Neue umgearbeitet, und tla die Meteorologen in England fich jetzt hiufig der Howard'Cchen Namen und AnLch- ten bedienen, und Hr. Howard felbfi feit einiger Zeit die vorziiglichncn phyLkaliTchen ZeitCchriften in Eng- land monatlich- mit feinen meteorologifchen Beobach- tungen verfieht, To gewinnt reine Umarbeitung anch fGr uns ein neues Inierene. Ich Iege Ge daher dem Lerer hier vor, nach meiner freien Beaheitung des Ab- drucks , welched ich in Nichollbn's Journal 181 I da- von gefunden habe.

G i l b e r t.

E i n e WolAe ifi eine fichtbare Anfammlung (aggte- p t e ) yon kleinen WalTertropfen welche in dem Luftkreife fchwebt. DalTelbe Aggregat wird NeLeL genannt, wenn man es von der Erde oder dem WaITer auffieigen fieht (mzs) oder wenn es den Beohachter umhiillt und bedeckt (jog). Sieht man d e n Nebel von einer Hiihe herab , oder in bedeu- tender Entfernung, f'o hat e r ganz das Ausfehn von Wolken ; Wolken dagegen erfclieinen , wenn man ihnen nahe kiimmt , oder von ihnen urnhiillt wird, a h Nebel und Dunk Ich glaube daher, man miire in der PhyIik den Namen Wolke auch auf den

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1 3 3 Nebel ausdehnen, und damit allgemein jetle fol- chc Aggregation bezeichnen , welches auch ilire Lage ky.

Eine Menge van Boobachtungen haben auf die -Folgcrung gefiihrt, dafa die Theile, aus welchen eine Wolke l e h h t , bets mehr oder weniger elek- trifch find. I Mehrere wvoflreffliche Phyliker haben zwar die Lehre aufgelbHt, d a h die Theilchen d e r Wolken htMe Blbcheo find, die, wenn Gc pldtzen, zurarnnren rinnen und als Regen herabfallen Collen; die Meteorologie fcheint indeG, in ihrern jetzigen Zufiande, diere Rliscbent Hypothal'e entbehren zu kijnnen, da otfenbar Theilchen, ivenn Ee die Bias- &en- GeRalt haben,. nicht leichter in dar Luft, als \VaK!i tropten, fchrvimmen. In dcrThat Iinken Lie in der Luft rtets herab, und das \ Y a k kann allein dadurch wieder angehoben werden, dds eslich in unfichtbaren Danipf vecwanrlelt.

1.

Die Naturgejchiche der Wolken.

Seitdem man Ech allgernein gemuer Inllru- mente bedient, urn die VeranderungeD zu beobach- ten, welche in der Dichtigkeit, cler Tmpera tur , der Feuclitigkeit und der Electricitiit Jar Atnio- I'phjire taglich vorgohri, Gnd ualere Kennrnilre von dcr kidchaff enheit .und den EigesCchdten des Luft- kreiSes fehr erweitert worden. Uennoch lind die jetzigen Phyliker keine beirere. IYetter - Propheten a h die fruheren, und fiehn in der Kunfi, die W i t -

A a

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c 4 1 terung vorherzubgen noch ilumer den Schafern, den Landleuten und den Schiffern nach, die, ohne fich urn die Urfachen zu kiimmern, diirch Tradition und ErfahruDg gelernt haben, . gewilTe Erfcheinnn- gen des Himmels mit gewiITen herannahenden Wet- ter-Verinderungen in Verbindung zu lktzen, v o u

welchen Cc der Anfang oder das Fortfchreiten find, das zu einer Zeit lichtbar wid,- wenn die Urfache noch entfernt iff. Unllreitig wtirde die Wflenfchaft der Meteorologie von der Vereinigung .diefer bei- den Arten von Kenntniflen grofsen Nutzen ziehn, und es diirfte Fir lie eben fo wichtig feyn, als es die Vervollkommnung der meteorologifchen JnTtru- mente ifi, wenn man den alten, jetzt von den Phy- Ekern allzu fehr oernachlaffigten, unter dem Volke verbreiteten Zweig derl'clben, der lich allein ail€ Erfcheinungen in der Natur griindet, zu feiner wahren Wiirde erheben konnte. Mit Ausnahme der Veranderungen des Windes , einiger Anzeigen von NaITe und Trockenheit, und einiger andern weniger bedeutenden, beruht er ganz auf die Er- zeugnifle der Zerfetzung des WalTerdampfs, welche eine gewifle Zeit lang in der Atmofphlre blos ver- breitet fchweben bleiben. Es war nieine Abficht, als ich die folgende fy/i!ematiJc?ze Nomenclatut und Naturgejchidue der Wolken niederfchrieb, der weitlaufigen SammIung von Thatfachen, die Ech hier uns anbietet, eine mittheilbare und nutz- bare Geftalt zu geben, fo da& man in kurzer Zeit das

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C 5 l erreichen k h n e , was bisher ein Schatz war, zu dem Ech allein durch lange Erfahrung gelaogen Iiefs,

Die Wolken find niehrerer Modificationen &- hig. Unter Modification verffehe ich aber dieje- nige Structur oder Art der Aggregation, in welcher der Einflufs gewifler confianter GeCctze hinlinglich fichtlich ill, urn lie uoter unendlich vielen geringen Verfchiedenheiten auszuzeichnen , welche aus zu- filligen Urfachen entrpringen.

Die Haupt - Modilkationen miilTen daher von einaoder eben fo Idcht zu unterfcheiden r e p , als ein Baum von einem Yiigel oder einem See; wenn gleich Wolken von derrelben Modjlication mit ein- ander oft nicht mehr AehnIichkeit haben, a t zwi- Ichen Baumen, Hiigeln und Seen iiherhaupr Statt findet.

Es giebt drei einfache und deutiich unter- rchiedene Modificationen, welche lich a d foolgende Art benennen und Jefiiniren Iaffen:

I) Cirrus : *) (Nubas cirriformis kenriiflma, 9 5 e rrndique crefcit), e k e eincr Haarlocke oder

'1 Die Locken- oder Fedsr-WoIke. Will man der Cbarak- terifiik der Wolkes, wie Hr. H o w a r d fie aufgefiellt hat, in unC.rn meteorobgifchen Beobacbtungsregifiern allmih. lig Zugang verkhaffeo, fo kbeinr e8 mir nijtbig xu feyn, daCs man an die Stelle feincr allru fremdnrtigen Benennun- gen dcr eiazrlnsci klodificationen , welch0 die mehrelten glaubrn wordon nicht rerfiahn zu kionen , fiir den Anfang wenigRenr falblicho deutrccbe Namen Cetze. Ich weirs in- defs nur f i r ein'Paar Nnmen aufaufinden, die aicbt zu bar- bariCch und IU unpkbmeidig ncrdcn, und doch den Son drs LateioiCchen darltollm. G i l b e r t .

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t 6 1 Frder Hhnliche' Wolka, wdcbe aus parallelen, gebog. ncn oder divergirenden Streifen oder Fibern_ belteht, die in der Richtung, nach welcher lie anwachfen, un- begranzt Gnb *).

a) Ctrmrrltis **I ( N d e s denfu cumdata , fur-rrn crescens). Eine Wolke, welclre fich von oben her Yergrdfsert ; in dichten conrenen oder kegelfbrmigen Haufrn.

3) Strntrrs ***I (NrLe$ fbota, rr9rrae mod0 ex-

pnn fa, deorJim crerremj. Eine ausgedehnte, fietig ziilkrnmenhangende , horizontale Schicli t von Wolken- Natur, welche von unten her anwichfi.

Es gicbt ferner zwei Modificationen, welche Zwgchenzufiande zu feyn fcheinen ; diefi find

4) Cirro - ctbrnrrks ****> (Nrkbecrclae Jirbrotrin-

dae , connexne vcl ordinate poJitae). Eine Wane klriner rundlicher Wolken , welche dicht an einander gereihet Gnd, oder einander beriihren.

5 ) Cirro -Jtrotru ("tibes extenrrata, * frd - con- cawa vel rrndirlata). Eine horizontale oder ein we- nig geneigte Wolkenfchicht, die nn ihren Riindern diin- ner, und unterwarts hohl oder wellenfbrmig ifi. Grup- pen oder Wolkedlecke, welche diefe Charaktere haben.

Endlich kornmen zwei Modificationen vor, welche eine aus den einfachen aufaqrnengeJetzte Structur haben, namlich

+) Oder uach der Irteinifcheo Definition. welche aach allen Seiien liin ins Unbalbnmce fich vergdsert . * G f L 6.

*') Die Haufen - Wolkc. ''] Die NcleIJchicit. C.

G.

*"*) Die logenaonten Schafwolkchen ; den Namen Cirro- curnuius weib ich auF kaioe Ichickiiche Weife tu verdeut- lchen , eben fo nenig, den CirFo ;Farus. G.

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c 7 3 6 ) Curnulo -firatus ( . i d e s rleifaB qua8 baJi CIb-

m d i Jtrirctirrain patentem cirro -J?rati vel cirro- cumuli Jtpcidat). Eine Woke, in der die Structur des Cumulus mit der des Cirro-firatus oder des Cirro- cumulus vermengt iR. Der an der Spitze abgeplattetc und hier iiber feine Grundflliche hinausreicbende Cumulus.

7) Nimbus *) ("ides denfa, fupra patens et cirriformi.s infra in plrrviarn nbiens). Einu diclite Wolke, die Gch oben in einen Cirrus ausbreitet und unten in einen Regenfcliauer iilergeht.

I. Yon dcm CirruJ (der Locken- oder Fetler-WoIkct).

Diefe Wolken-Motlificil&on hat llets die klein- fie Dichtigkeit unter allen, und fchweM mehreo- theils am hijchlten in tier Luft. Manchmal- brei- t e t lie Lich fehr weit horizcintal aus, und bedeckt den ganzen Echtharen Himmel, ohne dal's man an i h r Granzen-gewahr w i d , und in diefeni Fall l'cheint es durch eine dptifcheTiukhung, als weon ihre parallelen Streifen nach zwei entgegengefetz- ten Seiten des Himmels hin zul'ammenliefen. An- dre Male zeigt lie fich als aulserfi klcine, nicht mit einander verbundene fenkrechte Biindcl; und Ge kiirnrnt in jeder zwifchen diefen beiden Granz-Zu-. Kanden liegende Ausdehnung und Neigung vor.

Am heiteren Himrnel zeigt fich der bcginnende Cirrus zueril durch einige weifseStriche auf blauern Grunde. Er wichft auE verkhiedene Weife an, manchmal als vegetire er, und noch iifter als kry- fiallilire er: 1) Parallele Striche legen Gch horizon-

') Dir regnmdo Wolke. 0.

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[ 8 1

tal an einandcr , und es komrnen andre Schichten hinzu, deren parallele Striche die erfien unter rech- ten o h khiefcn Winkeln durchkreuzen, bis fie einen feinen durchfichtigen Schleier bilden. 2 ) Pa- rallele Stricbe lamnleln Gch in mehrere Gruppeo Unter verrchiedenen Winkeln grgen den Horizont grneigt. 3) Von tlem ernen Stamm aus verbreiten Ech gelogne untl divergirende Fibern, einem Fe- derbufch oder riner Haarlocke ahnlich. 4) Von den zuerfi gebildeten Strichen fieigen andre fchief herauf oder herab. 5 ) Es entfteht ein dichter Kern, und von ihm aus verbreiten lich nach allen Rich- tungen Rurze Farern,

Die grofse Hiihe, in welcher der Cirrus in der Atmofphars zu flehn pflegt , ifi dufch geometrifche Rlefluogen bewahrt. Hr. D a 1 t o n fagt: ,,ich habe durch einige forgfaltigr Beobachtungen gef'undm, dal's die kleinen weil'sen Striche condenlirten Dam- pfes, wplche Cch am Himmel zeigen , eine Hiihe von 3 bis 5 enel. Meilen iiber der Erdflache haben." Voh den Gipfeln der hBchfien Berge aus gafehn, fcheinen fie noch eben fo entfernt zu r e p , als von der Ebnt?; und in der Abenddammerung werden lie noch Iange von den Sonnenfirahlen mit den leb- hafteffen prismatikhen Farben erleuchtet, wenn die dichteren Wolken diefelbe Stufenfolge. fchon durch- laufm haben, und Gch in volleni Schatten bekinden.

Dip Dauer dierer W o k e ifi verfchieden, nach Verfchiedenheit ihrer Standes in der Atmofphare, und der Gegenwart oder Abwelenheit anderer Wol-

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c 9 3

ken. Wenn lie alJein und in der grSfsten Hohe er. fcheint, befieht fie manchmnl 36 Stunden lang; vie1 kiirzere Zeit dagegeri, wenn fie lich in niedrigeren Regionen und in der Nachbarkhaft eines Cumulus bildet, und kann dandelbfi fehr voriibergehend fey..

E n ungeubter Beobachter wiirde hehaupten,. der Cirrus fey ganz ohne Bewegung; bezieht mar aber feinen Stand auf eine~t M e n Gegenfiand, fo h d e t lich, dafs er manchmal in einer fchnellen fortlchreitenden Benegung ilk Die Verbreitung , des Cirrus und die verinderlichen Richtungen lei- ner Biegungen verdienen beobachtet zu werden ; da fie mit den Vdranderungen des Windeo genau zufamrnenhangcn, werden fie gewifs nicht d u d bloke Ilewegung der Luft hervorgebracht.

Was lich iiber ihn im Allgemeinen, nach un- rern mangelhaften KenntniEen , fefifetzen I&, i a Folgesdes: I) Das Erl'cheinen der Locken- oder Feder-Wolke ift eine Anzeige von Wind, und fie ift am ausgezeichnetffen und hHu€igffen vor Stiir- men. a) Sie ift oft eine Wolke unter dem Winde (a leeward cloud); oder, wenn eine Gruppe von Locken-Wolken fich an dem Horizonte zeigt, kheint lie einen LuftRrorn nach lich hin zu locken, und haufig fetzt lich der Wind nach dem Viertel hin urn, arch welchem die Spitzen hin weifen *). 3) Hori- zontale Lagen von Locken -Wolken, befonders wenn fie Arne aufwads richten, geharen zu den Anzeigen

O ) And the wind vrry often fhifta into that qrarr.*, toward3 which the pointr arp directed.

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c 10 I annaernden Regens, iodefs die, von welchen die Franzen herabhangen, dem IchGnefi Wetter voran- gehn.

2. Von dam CmaIu+ (der Hau/cn-Wolka).

Diefe Wolken- Modification ifi gewiihnlich von dichter Structur , entfteht in der untern,Atmo- fphare, und bewegt fich mit den1 Winde, oder ge- nauer genommen mit dem Luftllrome, der zunachll bei der Erne herrl'cht. Der Cumulus erfcheint in der Regel wie folgt: In dem letzten Theile eines heiteren Morgens zeigt fich pliitzlich ein kleiner unregelrnafsiger Fleck in mal'siger Hiihe ; und die- fes ill der Kern oder der Anfang der Haufen- Wolke. Der obere Theil deITelben wird bald con- Vex und wohl begrinzt , wfihrend der untere fort- fahrt unregelmilsig und eben zu bleiben. Er wzchft Iichtbar an der convexen Obeiflache; ein Hiisel oder eine hervorfpringende Kunduog folgt au€ die andere, und verliert Iich in die vorhergehentlen, und lo ha uft Lch eiae halbkugelf6rmige Wolken- mane zufammen , welche rnit aufwHrts gekehrter Spitze fchwimmt, und deren untere Fliiche dem Horizonte parallel bleibt.

Sind diere Haufen -Wolken yon bedeutender Grdlse, fo bleiben Lie in ziemlicher Entfernung von einander; End lie kleiner, fo riicken fie einander niher; in beiden Fallen Iind ihre Grundflachen alle in gleicher Hiihe iiber der Ertle, und wach- fen alle gleichmafsig fort, wailrend der Raum zwi- l'clien ihnen hell bleibt.

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Die Haufen-Wolken erieichen oft zeitig Nach-.

mittags ihre griil'ste Grofse, zur Zeit wenn diewar-. me des-Tags am hijchlten in. Bei Enkender S o m e nehmen fie allmahlig wiedec. ab , behalten jedoch ihren Charakter bis Sonnen -Untergang; d a m aber brechea-fie mehr- oder miader khnell* und vcrdunfien , utrobei der Himmel heiter bleibt * wie er es am Morgeo war. Sic habcn oft lebhafte Far- ben, welche wiihrend der letzten Stundes ihres Befiehens durch die anmuthiglte Stufenfolge hin- durch gehn.

Dieres End die Erf'cheinungen des reinen Cu- mulus, wenn keine andrc Wolken- Modification zugleich rnit inm erfcheint. Beide rind Begleiter und Anzeigen des fchiinfien Wetters.

3. Yon dcm Stratus (dcr Nabel-Schlcht).

Der Stratus ifi von miifsiger Dichtigkeit , and feinem Stande nach die niedriglte der Wolken- Modificationen, cia cr in Beriihrung mit der Erde oder den1 Warner entlteht. Er begreift die hori- zontalen Nebel- Lagen (mi/ts)' in lich, welche an fiillen Abendcn iiber ThBlern, Seen und FliiITen rich gleich einer Ueberfchwemmung ceigen, und fich a n die hcheten Griinde hinan ziehn.

So wie die Haufen -Wolke dem Tage angehiirt, und felten Iange nach Sonnen-Untergang fort- dauert, fo ilk diefe Wolkeoart eine Begleiterin des Dunkels der Nacht, und verfchwiadet mehrentheils ehe noch die S o m e aufgeht. Die Verdunltung

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von unten an. In dem Augenblicke, wenn der Stratus die Erdfhhe verlifst , Pndert IIch der Charakter deflelben, und er nimmt nun die Ge- fialt des cnaehenden und fortwachfenden Cu- mulus an.

Das nlchtliche Errcheinen des Stratus hat man von Alters her fiir eine Anzeige fchiinen Wetters genommen. So heifst es beirn.Virgi1:

At nabulae magia ima petunt, C8mpOqUO recumbunt.

Die meteorologikhen Grundfatze diefes groten Dichters find wahrfcheinlich aus der VoIksmeinung reiner Zeit gefchijpft, fo weit eigne Erfahruogen diere ihm befiltigt hatten; und daher fiimmen lie immer mit denen 'feiner L e h iiberein. Wenige Tage in dem ganzen Jahre End rtiller und heiterer aIs die, an welchen der Morgen durch einen Stratus anbricht. Sie Cod die fiillen Cchijuen Tage uders Herbfies, ein Zwirchenraum ron Ruhe zwilchen den Aequinoctial- Stiirmen und den Orkanen des Winters.

4. Yon dmn Cirre - Cwnulat.

Der Urfprung dierer Wolkenart rowohl a h ihre Structur beweifen, dafs fie eine Zdchen-Mod& cation iR. Wenn der Cirrus (die Locken- oder Fafer-Wolke) aus reiner hohen Region in die nie- dere Luft herablteigt, To fieht man ihn Gbergehn in diefe und die folgende Modification; doch ilt es zum EntRehen ' beider nicht unumglnglich nii thig, dab zuvor ein Cirrus da gewelen fey.

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c 13 3 Jeder meiner dLefer kennt die Erfcheinuhg,

Wenn gefrorne Fenlterfcheiben allmiihlig aufthauen ; das Eis verwandelt lich in cine Ma& von Tropfen, welche an der Scheibe h e n bleiben , und im Gaa- zen noch die FroIifiguren zeigen , doch ohoe ihre geraden Linian und Winkel. Gerade eine folche Veranderung l'einer Geltalt erleidet dcr Cirrus, wenn er in den Zultand des Cirro- Ciimlus iiber- geht. Und I'o wie das Warer atl der Fmfierl'cheibe nach UmTtanden wieder in Eisnadeln verwandelt wird, To nehiuen diefe kleinen abgerundeten WoI- kenmaITen oft plotzlich die Geltalt des Cirrus wie- der an. Haufig beginnt die Umanderung des tie- N S in die fpphiiroidifchc GeItaIt voodem eineo En& delrelben a n , in den dichteren fchiefiehmdt=n 132- lcheln, und lchreitet allrnahlig zu dem andern Ende fort, wabrend deflen die Wolke einenl Knaul Flachs gleicht, der an dem einen Ende noch nicht edge- wunden ilt und frei flattert. Alle Cirri in derl'elben Gruppe, und oft alle, die zugleich Gchtbar lind, beobachten in diefen Verbderungen da5elbe Gefetz.

Der Cirro - Cumulus bildet einen fehr fchiinen Himrnel. Man Eeht manchmal mehrere Lagen in verl'chiedenen Hiihen L'chweben , welche aus klei- neren und kleineren Wolken zu befiehn rcheinen, je naher lie dem blauen Himmelsgezelt find, auE das das Auge fie projicirt. Er zeigt Gch am haufig- fien im Sommer, ilt der Vorliufer YonTemperatur- Erhiihung , und folglich eins der Iicherfien Zeichen fchihen Welters, wenn er dauernd belteht, oder

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I 14 3 oIt nach einander erfcheiat. Voriibergehencl fieht mati ihn haufig in den ZwifchenAumen zmirchen warmen Regenl'chauern und im Winter. Auch ki;rnmt eine duokle aad diclitere Art. deEelben mit gekrii mmter BaGs gewohnlich bei Gewittern vor.

cinem Stcigen des 'Batotuaers begleitef. Gewoholich ill das Erkheineo. deflelbea von

5. Y o n d e m C i r r o - S t r o r u r .

Urn diefe rielformige Wolkeoart in den ver- fchiedenen Weifen, wie lie erfcheiot , zu erken- awn, wird einige AuFmerkkl'amkeit auf ihre unter- Icheidenden Charsktere crfordert. Sie zeigt Iich irrimer wie ein diinnes Blatt oder ein Lappen, der lreinrhe oder viillig horizontal in der Luft fchwebt. :So. wie wir den Cirrus mit getrockneteni Plachs ve.rgIichen haben , To liebe Lich beim Cirro- Stra- tus,an Flachs denken, der mit WaITer getraokt Xt, und dellen Fafero enge bei eioander lind und adliegen. Im Zenith errcheint er als ein gloich- fijrrniger zurammeohiogender Nebel, am Horizon- te aber, wo man ihn yon der Seite Ceht , als eine lehr dichte MaNe, mod l'cheint daon maochnial die Some- oder Mondfcfieibe als ein -dunkler Streif zu durchfchneiden , von welchem Virgil in den Geor- gicis lib. I . l'agt:

Ille ubi nrfceotem mrculis rrriaverit ortum Cooditur in oobem, medioque refugerit orbs, Sdpecti tibi hut imbrer; n a r n p e urget ab a110

Arboribuqur , fatirque notui , pecoriqur fioiller.

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Der CirrohStratos iL€ her,nrtiirliche B o b von er- niedrigter Temperatur , Wind und Regen. Doch murs man dabei auf die b i t , wenn er edcheint, ob er zufamrnenhaogend ilk, und auf feine He- gleitung achten. Er wechrelt manchmal ab niir dem Cirro - Cumalur , i d e m beide an verrchiede- pen Zeiten eines Tages nach einander erfctieipegi, oder auch zugleich an dem Himmel, ja Ielblt io derfelben Schicht, fieha kiinnen; und in diefen Fallen ilk das Prognoliicon tweifelhdt, uncl uiu[s man auf die Modificauon I'ehn, welche zulettt bleibt.

Abends, wenn der Thau entfieht , zaigt Iich oft der Cirro - Straws voriibergehend , und deutet eine nur wenig mi t WalI'erdampE iiberrittigtc? Luft an; nicht Lo, wenu er friiher am Tage odrr Lei Sonnenaufgang , und mit Aafangen yon Haufen- Wolken erfcheint. Im Allgenieinen lCfst Iich euf Wind und Regen fchlielien, fo oft der Himmel zu- gleich neblig ilk und e k e Menge kleiner duriner Wokenfledre hat, und erfcheioen zugleich vielc Cirro - Cumulus, To Iteht ein Gewitter bevor. Var Stiirmen pflegt man eine berondre Art von Cirro- Stratus blos a n dent einen Hirnmels-Viertel zu febn, welche der Kehlleilie (Cyma) der Baurneifier gleicht.

Das furchtbarfie Anrehn hat indelj der Cirro- Stratus , wenn er wie weitgedehnte Nebellagen er- Lcheiot , die von den hiichlten Luftregionen herab- zufieigen fcheinen , und an lich kaum, fondern nur durcli die prismatirchen Farben zu erkennen End,

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welche fie in der Nahe der Sonne und des &Ton&$ annehrnen. DieCes find die Wande, auf welchen fich die Hiife und die ungeheuren Ringe bilden , in deren Durchkreuzung Nebenronnen und Nt.ben- nronde erfcheinen, die an Glanz oft mit der wah- ren Sonne und. dcm wahren Monde wetteifern. Wie diefe Ech durchkreuzenden Ringe beim Durch- gebn von Licht Jurch Wolkenlagen in verfchied- nen Hohen und nnter verfchiednen Winkclo ent- fiehn konoen, ill f i r die, welche mit der Optik be- kanut End, nicht khwer zu begreifen. (?)

Beltehend hiermit il€ das PrognoIZicon CcMech- ten Wetters, woFiir man das Erkheinen von HGFen und von Iiingen zu nehmen pflegt. Nach einem 'Hofe oder Hinge urn die Sonne, der Lich im Friih- jahr oder im erllen Theile des Somniers xeigt, ifi

-cine feuclite uod kalte Zeit zu erwarten, doch erfi nach einigen Tagen, wahrend welcher indefs der- [elbe Zulland der Atmofphare befieht , wie fich oft durch Wiedererfcheinen des Hofes zeigt. HGfe uni den Mond an hellen Nachten deuten auf Regen oder Scbnee, nach Befchaffenheit der Jahreszeit.

In bergigen und hiigligen Gegenden fieht man den Cirro - Stratus haufig mit den Berg- GipfeIn in Beriihrung. Im Winter fieigt er zu den Ebenen herab a h ein fehr feuchter und dauernder Nebel, delIen Tropfen jedoch zu klein lind, urn gefehn zu werdea, U D ~ der (umgekehrt wie bei dem Stra- tus) a d hohern Griinden dichtcr als in den Tha- lern zu feyn pflegt.

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c '7 I Der Cirro -Siratus erfcheint gewijhnlich bei

finkendern lhrometerllande.

6. Der Cnmulo - Stratna.

WBhrend Gch durch Verdichtung von WaEer- damp€, der aus drr hiiheren Atmofphare herab- fieigt , Cirro-Cumuli oder Cirro-Stratus bilden, kiinnen zugleieh durch VerdiinRung des WaITers an der Erdflache in der mittleren Luftregion Cumuli Ech erzeugen; und in diefenr Fall kornmea die Lei- den Modificationen bald niit einander in Beriih- rung, und zeigen dem aufmerkfanien Beobachter eiiie Folge merkwiirdiger Erfcheinungen.

IndeCs die Haufen-Wolke oberwirts fchaell onwachff , legt Ech urn ihren Gipfel, wie um einen Berg, ein leichter Flor, der Iichtlich von einer an- dern Structur ilt. Diefer Flor ill ein Cirro-Stratus, uod deu Stoff zu deail'elben bringt ein hiiherer Luftzug herbei. Haufig bridit der CurnuIus bei fei- nem Aawachren dutch den Cirro-Stistus hindurch; dann aber zeigt der Thcil iiber dielen eirie andere Aggregation, irt t'ellig , mit fenkrechtem AbIiurz untl zuletzt uberhangend. Wachll der Cirro-Stra- tus zu Cchnell an, urn von clern Cumulus verkhlun. gen zu werden, To dehnt dierer letztere I'eine Vor-

fpriioge nach einiger Zeit feitwarts aus, und be- feliigt Ech durch lie an die obere Wolkenmalle. In allem diefem kana fich der Cirro-Cumulus auf eine gleiche Weife verlvlten. In beiden Fallen entlieht eine ausgedehnte, rtattliche und dichte Wolke, die

Annri.d.Phyfik. B.51. St. I. J . 1St5. St.9. A

Page 18: Versuch einer Naturgeschichte und Physik der Wolken

c 18 1 oft den Tag iiber beReht , und AEends au2 die ge- wohnliche Weife verdiinnet.

Bei einem giinltigen Zuffande der Luft kann lich dcr Cumulus in diere Wolkenart ohno Mit- wirkung jener andern Modilicationen verwandeln. Wenn er eine gewilTc Hiihe erreicht hat, faogt er dann plGtzlicli an iiber feine Grundflache hinaus zu wachfen, und erzeugt eine Wolke, die fich nach Geltalt und Sclinelligkeit des Wachlens mit einem pilzo vergleichen kfst.

Bei viillig iiberzogneni Himrnel pflegt der Cu- oiulo-Stratus zu herrfchcn, und zeigt lich dabei auf nicht leiilit zu befclireibende Arten. Fiir jetzt hesreife ich darunter jede Art von Vereiniguog zwirchen verfchicdnen Schichten, welche kcinen Re- gen erzeugt. Kiinftigc Beobachtungen riiiigen Un- terrchiede ausrnitteln , die wir jetzt noch nicht ma- chen kiinnen.

Am haufigfien lindet lich diel'e Wolkenmodifi- cation ein bei mittlereui Barometerfiande, oder I'o- genanntem veranderlichem Wetter, wenn cler Wind at is Welten blia, iind ge1e;entlich nord- oder fiid- wiirts abfpringt. In Riicklicht der Tempcratur h a t lie einen weiten Spielraum, und kann li, gut Schnee als Gewitter herbeifiiliren. W a s das IetLtere be- trifft , l'o gehiirt lie zu den gewiihnlichen Vorboten deKelben , doc11 mit befondern Erfcheinunpen. Wihrend der erftickenden Schwiile und Huhe, wel- che der erfien Entladung der Luft- Electricit;it vor- herzugehn pflegt , zeigt lie lich a n verfchiedenen

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Stellen des Horizontes, und fchwellt fchnell zu purserordentlichen Griirven an, wunderfam gelnrkt iind gekraufelt, wie von vertiefter und erhabener Arbeit, lund an den Seiten in verrchiednen Hijhen mit feinen dunklcn Streifen des Cirro -Stratus bc- retzt. Das Ganze giebt einen prachtvollen Anblick, in welchem die Phaotafie die Werkfiiitte von Sturm und von Donner und Blitz zu I'ehn nicht unge- neigt ill.

Es erhellt aus dem, was wir angrfiihn haben, d a b der Cumulo -Stratus iibarhoupt ein zweifelhaf- tes Prognofiicon ih. Entfteht er Morgens, Ib ilt der Tag oft Ichlin, wenn gleich bazogen; und hat der Cirro-Stratus ldazu etwas beigetrapn , fo fol- gen wahrfcheinlich am zweiten oder dritten Tage hiiufige RegengiilTe. Belteht er lange Zeit iiler, und hat I'ein oberer Gch verbreitendpr Theil ont-

fchieden die Gefialt des Cirro-Stratus oder cles Cirro- Cumulus, To darf man das erwarten , was diel'e WolkBn - Moditicationen anzeigen.

7. Yon dam Nlmbus (dsr rrgnandan Wolka).

Urn fich von diefer Wolkenan eine richtige Vor- It ellung zu machca, braucht man nur eine regnen- de Wolke, welche vom Norizonte her irn Anzuge ili, im Profile genau anzufehn. Es zeigt fich in i h r ein dichter dunkler Theil, der, wie die Erfahrung lehrt, eine MaKe herabhllenden Regens ill, und dider verliert Gch nach oben in eine Wolke, die Gch gewohnlich in einer zurammenhiogenden

13 a

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Schicht, rings umher urn den Schauer, bis in grolse Entfernungen verbreitet, To dafs. wiihrenrf letzterer noch am Horizonte und mehrere englifche Meilen entfernt ill, der Hand der Wolke hiulig [chon das Zenith errsicht har. DieTe weit verbreitete- Decke des KegenguITes fchreitet regelniaGig voc ihm her, und zeigt, aus derFerne oder gerade irn Scheitelpunct $efeIin, mehr oder minder die fderige Structur des Cirrus. Auf gleiche Weil'e pflegt fich der 'i'heil der Wolke zu zeigen, der nach dem Regengufle kijmmt; und bei fiiiruiikhem Wetter 1Pfst Gch diefe Reobachtung nicht felten mehrmals oiachen an R e

* genfchauern, die aufeinander fdgen, oder an folchen, die zugleich an verfchiednen Stcllen des Himmels fiehn. Der Name Nimbus Collgenau genomrnen mehr nicht bezeichnen, a h diefen umgekehrten Wolkenke- gel, aus welchem ein plijtzlicher oder dichter ortlicher Schauer von Regen, Schnee oder Hagel herabfdlk, (denn in allen drei Flllen findet keiu wdentlicher Unterrchied Statt.) Da er bis zu einer grofsen Hiihe in der Atmofphare anfieigt , To ifi er in Ent- fernungen von mebreren engl. Meilen fichtbar, und nahrne man vielleicht auch wegen der geriogen Menge des Regeas und der Entfernung nicht die gewiihnliche Dunkelheit unter ihm wahr , To kana man doch fo Gcher als in den mehrefien an- clern Fallen darauf rechnen, daL es auf dem Striche, iiber wekhen er fortziehc, regnet, Ichneit ocler hagelt.

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t a1 1 Qoalir ubi ad terrrs rbrupto lidere ~ i m b w

I t mare per medium, mireria hru prefcia loagr Horrescuor cordi ogricolis. V i r g i l .

Das Verhaltds der Grofse zwirchen dem UM- gekehrten Wolkenkegel iind der HegenEule etc., i n die er rich endigt, ilt I'ehr verfchieden; und bci rehr unruhiger und feuchter Luft nahert fich das Anfehn des oberen Theils mehr dem des Cirro- Stratus afs des Girrus. Je heiterer der iibrige Him- me1 und je einzelner der Regenfchauer ilt, defio vollkomrnner Rellt fich der Cirrus dar, l'o dab manchmal die Fafern deITelben von allen Seiten ringsumher nach dem hiichfien Theil der Saule ge- rade hin gerichtet lind.

Der reine Nimbus bewegt fich gewohnlich mit dem Winde , und geht fo l'chr- ell voriiber , dafs er dem RegenrnelTer nur we1 g VaKer giebt. Niclit felten entfieht er indeb mi te in Cumulis, welche fdion zu eioer anfehnlich n Griirse gelaagt lind, und dann tritt der Cumulus IrnBhlig in den Focus iiber der S i d e , . ohne ihn wieder zu verlan'en , in- dem er lich lichtlich in Regen verwandelt. Diel'er wirrl dann fiarker; auch kann in cliefem Fall der

Regenkhauer gegen den Wind anziehn. Ueberdem entkeht der Nimbus nicht irnmer in

einem Cirrus; auch den Cumulus uod noch iXter den Curnuto -Stratus fieht man manchrnal an ihrem Gipfel lich in eine Cirrus- ahnliche Schicht a i l s

breiten , wahrend ihr unterer Theil Gch in Hegen verwandelt. Umgekehrt hiirt der Hesen mancbrnal

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c =a 1 plotzlich auf, wahrend der Nimbus beffehn bleibt; daou ziehc fich die fcharfen Rander in ihn zuriick, di\e Seiren fchwelleo auf, und er wird zum Cumulo- Stratus. Wenn der Hcgenfchauer lich ausgedehnt ha t , und die ScLicht bricht, To verwandeln Ech die oLerltcn ‘rheile gewiihnlich in einen Cirro- Cuniulus und Girro-Stratus und die unterllen in einen Cumuius. Wenn nach einem Regenguh v6I- lige Venluniiung der Wolke erfolgt, fo iff das ein fehr giinltigns Progoofticon. Hiiukiig wird ein Nim- bus von einem odcr von zwei Cirro-Stratus be- gleitet, die nahe an demrelben uod in einerlei Hohe mit dem dichtefien Tbeil der Wolke liegen. Dcr Gewitter-Nimbus hat mehrere Cirro-Stratus und Cumulo-Stratus, welche in verfchiedenen Hii- hen fiehn; dieles, und die groteske Gefialt jeder der Woken und der neblige Zultand des Medium, lind hinlangliche Zeichen des hohen el ectrifchen Zufiandes der Luft zu folchen Zeiten. Der Cumulo- Stratus Tcheint durch eiae plijtzliche Veriinderung reiner Electricitat in den Nimbus iiberzugehn ; drnn beim Beobachten des Fortgangs des Gewitters durcli eine lange Reihe diefer Wslken an dcm No- rizonte, habe ich mich iiberzeugt, dafs die WoIken, melche aiifgehiirt hatten Entladungen zu geben, in jhrem obern Theile diele Veranderung erlitten hat- ten, und Regen herabgolren , indeb andrre, z w i fchen denen die Blitze noch hin und her fuhren, ,,der die jenleits derlelben lagen, ihre fchwellende runde Gcfialt einige Zeit 1aDger behielten

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a. Phyf ik d e r W o l k e n .

ode? uon denz Entflehn, dem Schweben und der ZerJ6rurrmg der Wolken.

Die Wolken bellehn aus WalIer, das durch Vcrdunhng in der AtmoTph5re angefiiegen iR, und werden durch Verdichtung dafelbli Gchtbar *). W a s die Verdunltung und den Zultand betrifft, in wel- chem der WalTerdampE vorhanden ilt, lo hat man dariiber"vie1e Meinungen. Keine der bekannteo Theorieen verdient inders bis jetzt unbedingt ange- nommen zu werclen. Doch 'hat man einige allge- meine Grundfstze fellgeltellt , auf welche wir fort- bauen kiinnen; und diefen will ich die EZecrricitjit hinzufigen, (deren allmaiilige unrnerkliihe Eiawir- kungen wir noch nicht genug beobachtet haben,) urn die vornehmken Erl'cheinangen der Wolken, wen5 gleich nur a d eine unvollkommene Weil'e, zu erkIHren.

Die Verdunff ung beaeht in einer Vereioigung des Wafikrs mit Warmeftoff; beide entweichen i n Geff a l t einer elawchen und unfichtbaren FliiIEg- keit, welche wir ausrcfdiefsungsweile Wagerdnmpf

*) Hr. P i c t e t bcmerkt gegcn Hm. H o w a r d in der Bidl. Lrfronn., or fey nohi oicht geride eine Condcnfatiorr. waa den unlichtbrren WalTerdrmpf in bllrchenartigon Damp& vcmandle, denn dam Volumen der Lufr fchrine Gch durch dish UmItrlrung nicht merklich zu verindern. Vielmelr fey das Phiinomen eine don chcmirchen Niederlchligea. wolcbo in der Auflorung fchweben bleiben rnrlogr Ae* d r r u n l d u Aggrrgat- Zufiandes. 6

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(zvzpour) nennen. Die chemifchen PhyEker hat- ten diere Wirkung allgernein eiuer aufliifeaden Kraft der Luft tugefchrsben ; aber .vergleichende Verfuche iiber die elafiifche Kraft VOD WafTerdam- pfen , die in atmorpharifcher Luft, und die ohne

lie entfieho, habm ausgewiefen, dafs diefe vorgeb- liche Wirkung nicht Statt tindet , oder unmerkbar ift. Folgendes find die Gefetze derErCcheinung in wenig Worten :

Die Kraft, durch welche das WalTer in Dampk verwaadeIt wird, verhalt fich unter iibrigens glei- chen Umftanden direct wie die Temperatur des Waflers *), bat aber eine ihr entgegeniirebende Kraft von gleicber Natur in dem fchon in derAtmo- fphare vorhandenen Daoipfe zu iiberwindea. Denn dieler Damp€ ftrebt vermage lkiner Elallicitit aus dcm Raume, den er einnimmt, jede hinzukom- mende Menge abzuhalten. Bei gleicher Tempera- tur wird daher die Menge des entftehenden Wafler- tlamph defto kleiner l'eyn, je mehr davon fchon in der Luft vorhandea ill.

Aeufsert auch hierbei die L i f t keine wahrzu- nehmende clzemiJXe Kraft, fo ifi doch.ihre me- chan@he Einwirkung khr bedeuteod. Beweguog der Luft kann nach Verfchiedenheit der Gefchwio- digkeit, womit fie vor Iich geht , die Verdiinfiung verdoppeln oder verdreifachen ; denn dadurch

3 Keinosnege; lie Iteigt in eiocm vie1 hGhsren YerhClmilTe nrch aiocm Gdotco, nrlcher noch nicbt rollig ins Reba gcbrrcht ill. C.

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1 6 1 wird nicht nur die Oberflzche des WalTers vergri3- ljert und verandtrt, ron wdcher allein dar WalTer- dampf auffieigt, fondern auch der entrtehende War- ferdampf fogleicli fortgefuhrt, uod neuen Dampfen Flatz gemacht, indeh er den Fortgaog des Pro- ceITes hindern wiirde, wenn er iiber der verdiin- lienden Flache in Ruhe bliebe.

Aus dieren Grundgeretzen IalTen. Ech mehrere Natur-Erfcheinungen erklaren. Zum Beirpiele : war- um nach einern Regen der Wind kalter wird, ale es der Regen CelbIl war; die Verdiinfiung des noch fchwebenden und des niedergafallenen Wall'ers entc reiGt ihnt namlich einen Theil feines Warmeltoffs. Ferner , warnm manchmal der Schnee viillig ver- [chwiodet, ohne doch gelcbmolzen worden zu rep, gerade fo wie Eis lich vermindert und Furchen b ts ki;rnmt; diel'er fehe WaEer ilk nimlich warmer a b die trockne kalte Luft welche dariiber hin weht, und verdunnet folglich uogehindert. Endlich, warum im Sommer oder im Herbfie ein heftiger Weltwind Wolken herbeifiihrt, die, wenn er nach larst, lich in Regen aufliifen; er begiidigt nimlich die Verdiinhng darch reine mechanifche Wirkung, und da der WalIerdunlt , dep er mit Gch f i i r t , in eine fchon feuchte Atmofphte kijmmt, kann er Ech in ihr nicht mehr hatten, und fchlagt lich nie- der. Man murs bedenken, d d t , da der Water- dampf vornehmlich vermiige der Temperatur -Ver- fchiedeoheit angehoben wird, welche zwirchen dem WaRer und der Luft herrfcht, die dairelbe umgiebt,

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c n6 I er von der Fliiffigkeit , wenn die Luft kilter als tie iTt, anReigt, auch denn er (ich in dierer Luft in einem fort wiedec zerfetzt.

Der WaDerdampf wird oon der Luft durch die grafsere Verwandtl'chaft, welche Ge zu dern War- meltoff bat, zerfetzt. Diel'e Zerfetzung findet auE zweierlei Weire Statt : ErJtens. wenn der Wafler- dampf auflleigt odcr aufgetriebcn wird in Luft, die kalter als er ill ; es bildet lich dann an einer Stelle eke dichte Wolke. Zweitens. wenn eine Mengung fron Luft und Dampf erkaltet wird; in diefem Fall entfieht eine allgerneine I'riibung, welche ich aus-

Cchliehngsweife mit dem Ausdruck haze (DunJ) bezeicbnen will, und die durch rehr kleine WalTer- theilchea hervorgebracht Gird, welche in der Luft fchweben *), indem der WfrmeltoE, der, a h er mit dielem WalTer verbunden war, damit durchGch- tigen WarZerdampf bildete, an die Luft getreten ill. Aus diefern Nebel kiinnen dann durch bloke Aggre- gation oder durch electrifche Anziehung Wolken entReba. Er ilt wlhrerid des grasten Theils des Jahres in der Atmofphare in Menge vorhanden, bald in den hoheren, bald in den niedrigeren Re- gionen. Ueber die relative Menge demelben labe fich zu gewiflen zeiten aua der Art unheilen , wie

*I Hr. Pictet bemarkt hierbsi. or glaubs nicac, drL drs WaCTer, welcber in didreem Falle in der Luft Cchwsbt, in dcm gewohalichen flulligea Zultaods fey, l'ondern vielmchr in dem ZwiCcheruuItande sines C l a d s n r r t i g e n Dunflu. don SAUITUIC in Csinem V d w h iiber dio Hygromeuir fa pur bobarbtot uad bdchriebsn habc, G,

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entfernte Gegenff inde horizontal gerehn erlcheil Den, zu andern Zeiten aus der Intenlittit der Blfue des Himmels, welche defio blaITer ift, je mehr Dan- fie in der Luft Lchweben *).

I . Natur dsr Stratus (d4r Nebcl-Schich8).

DieTe Wolke. giebt uns ein BeirpieI drr Zer- h u n g yon WalTerdampf, J e r in eioe Luft von niedtigerer Temperatur als die I'einige kiimmt. Die Erde oder das WaEer, iiter welchen diere Wolke rubt, r i d immer heilser als die Wolke, und die durchfchtige Luft uber ihr. So z. B. betrug zu einer &it, als auf ein mit Teichen ver- feheaes Land eine Nebel- Schicht (Stratuc) lag, die Temperatur des Bodens unmittelbar unter Xem Rafen 57" P., Jes WaUers 59", der Luft in 30 F& Hijhe 55", und die Temperatur des Nebels 4 Fufi iiber der Erde 4g0,5. Daher ki;mmt es, dars diere Wolke eine horizontale OberflHche behilt, und daB fie jedes Ma1 verl'chwindet oder in die H8he neigt, wenn ihre Temperatur der des Bodens gleich wird. Diefe W o k e oder Nebelkhicht entlteht d o durch isrtliche und begrinzte Zerfetzung des WalTer- dampfs, den Erde und W d e r nach Sonnen-Unter- gang auszulenden fortfahren, rermiige ihrer am

*) Hr. Pictct oinnert hierbei an drr ran B. v o n s I u f- lu r e in feinea Alpenreiloo befccbriebeqo Cyanomem, ei- ncn ruf Prppe gerricbnetan Ri E, in gleiche Abrchnirre getbeilt, die rnit allen Abflufuo6c dw B ~ J u , ram Lhwach- iten bir zum intenGvffon. bcmrlt find, und qitrellt d d e n lich in jedcrn Augenblicke baffimmen l+i, welchcm diefer Teints dao Blau d& Himmelo evtfpri&ht. G.

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I 28 I Tage erlangten Temperatur. Was indefs hicrbei in der untern Luft fur eine Veranderung vorgeht, durch welche diefe lokale Zarfetzung veraniafst w i d , Xt nicht leicht zu erkllren. Denn es fcheint, dars an einem heiteren Tage Abends die Erkaltung der Luft nahc an dem Erdboden hadig in derfelben Richtung , alo Morgens die Erwarmung derfelben vor Ech geht , das heifst, dafs fie an der Erdflache anBngt, und von unten nach oben Fortgeht. In dem angefuhrten Falle war die Luft urn 7" F. kalter geworden, und doch fuhr der WaEerdampf noch immer Grt Gcb zu Nebel zu zerfetzen , und das bei vollkommner Windkille; wodurch die Vermuthung ausgefchloEen wird , dafs hierbei ein Austaukh ei- ner gewinen Menge unterer warmer Luft gt-gen kalte Luft, die von oben herab kiimmt, Statt h d e *).

Der Iiets -pofitiv- electrifche Zdland des Stra- tus, welcher bedeutend ilt , obgleich l'eine untere

*) Dieha merknirrdige Phinomen, bemerkt Hr. Pi c t e t i n der Bfbl. brfrurrn., welches er forgfiiltig beobachcet, und worsuf er [chon im J. 1778 die Nsturkiindiger aufmerkram gemscht babe, Ccheine ihm nichr fchwierig in dsr E r k l b rung au feyn. Die Verd6aRung druert nach Sonnen - Un- rergang an dsr OberOache der Erde fort, und erzeugt, in- dem Iie den Warrnehff urnher verkhluckt, eine iirtlirhe Erkiltung. Am Toga erfetmn die Sonnenbahlen, MbR mit rJeberfchuh, dirfen abforbirten Wirmeliorf; fie feh- len nach Sonnen Untcrgang, und drber muls die Ternpe- racur linken. Diefer Hergang bleibt ruf die unterlte Luft- fchieht bdchrinkr, weil in ihr die Luft kilter und folglich such khwsrcr, rls hoher hiuruf ilt. G.

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c a9 3 Flache den Erdboden beriihrt, fcheint zu beweiren, dafs eine Wolke kein lo guter Leiter fiir Electri- citat in, als man gemeint hat., und dafs Ge in ge- winen Fillen die alectrifche Fliiffigkeit nur fehr all- mahlig durch lich hindurchlafst. Da die Atruo- fphare bei heiterem Wetter in der Regei politiv- &ctrX& ill, fo war es natiirlich zu emarten, dalj nian diere Art von Wolken pelitiv- electrifch finden wiircfe. Es wPre interenant, zu unterfuchen , ob nicht die Luft iiber ihr eine negative Ladung habe. Es M s t fich aus den vorhin aufgefiellten Grund-

h z e n ableiten, sarum diere Art von Wolken dem Herbfie grofstentheils eigen i k Da die Sonne in defer Jahrszeit immer tiefer linkt, in die Atmo- I'phare wiihrend derfelben fafi immer mi t WalTer- dunfi iiberladen, welcher Iich zuletzt in Hegen ver- wandelt , wodurch heftige Winde entnehn. Ob- gIeich doher der Stratus im Allgemeinen fchones Wetter ankiindigt, und es gewv8hnIich begleitet, To if& er doch im erfien Theilc des Sommers ein Vor- herverkiindiger von fchleehtem Wetter; denn er zeigt d a m , dafs in eioer Jahreszeit , deren eigen- thiimlicher Charakter rteigendr? Trockenheit ifi , in der Luft fchon eine Neigung zu waaerigem Nieder- f d a g e vorwaltet.

a. Narur dcs Cumnlur (der Haefen- W d k e ) .

Die Sonnenllrahlen aufsern ihre grofste erwar- mende Kraft auf die Atrnofphare an Jer Oberflache des Erdbodens, und diefe WirkuDg nimmt allmihlig

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mit der Hiihe ab, nnd zwar bei fillem und heiterem Wetter urn ungefihr io F. fdr jede 300 engl. Furs, mie man drs aus Thermometer -Beobachtungen an verrchiednen Srationen, deren fenkrechter Abff and von einander bekannt war, gelkhlollen hat *).

A d dierer Vcrfchiedenheit der Temperaturen der unterften und der hiiheren Luftfchichten fcheint das Entliehn der Haufen- Wolke (Cumudw) ZP beruhen , ganz durch dieblben Urfachen , welche die Nelelfchicht (Stratur) eheugen; nur dafs diu Wirkung tiier mehr zufarnmengefetzt ill, In beiden Fallen ent.ll+t der WaITerdampf an der Oberflache dcrErde, fieigt aber in dem hier zu betrachtenden Fall in einer ?on der Some erwarmten Atmol'phare an, und behiilt daher anfangs feine elaltil'che Geltalt. lndem er rich von der Erde ab erhebt, wird die game in der Atmol'phare vorhandne Menge den'el- ben urn eben To vie1 angehoben; diefe gelangt da- her in Luft von niedrigerer Temperatur, vvo Iich ein Theil des WaTTctrdamp€es immerfort zerlktzt und die mittlere Hegion mit Dunlt erfdllt. DieIer l'arnrnelc Iich in kleinen Haufchen an, die lich an- fangs ganz unregelmalsig zu vergrol'sern fcheinen, uncl da lie nicht im Gleichgewichte mit der LuFt lind , herabzuhken Itreben. Zugleich Fahrt aber die Warme fort yon unten nach oben zuzuaebmen; dahcr Endet der unterrte Theil bald eine Luft-

*) Dielem cntlpricht eioe W3rmerlriiahme von I O R. f i r ia ~oG'roiCeen (od. 107 Meter) Zunahoie dar Htihc, und komot alfo Hrn. v. Kumboldt'r BeRimmungcn zicmlicb nrhe. 0.

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t 31 1 fchicht, die fo warm ill, dafs er in ihr verdunfiet, indem Ge ihn a d s Neue in unEchtbaren Dampf ver- wandelt; und ds diefe Wirkung iiberhaupt nur vop der Hiihe abhangt, fo fehn wir, dars jede dicl'er Wolkenmaflen eine ebne Grundflache annimmt, welche in derl'elben mit der Erdfllche parallelen Ebne bleibt. Der iibrige Theil der Wolke I'chwillt an in alter Mannigfaltigkeit lppbaroidifcher, leltner konifcher Formen, nach Verlchiedenheit , wie die kleinen Wafrertheilchen ihm yon oben her zuge fdhrt werden. Der WalTerdampE, in den Cich die GrundflGche verwanclelt , condentirt lich hiichll wahrfcheidich wieder zum Theil a n der Oberfliiche der kalteren Theilchen cler Wolke iiber Ce. So lange lich aus dem Dunfie mehr Waflertheilchen a n

die VYolke abfetzen, als an der untern Ebene ver- dampfeo, vergr2il'sert lid; die Wolke; irii urngekehr- ten Falle Eeht man Ee allmahlig Cch verkleinern, und endlich ganz in der Atmofphare zergehn, wel- che dann vermiige ihrer hiiheren I'emperatur wie- der viillig durchlichtig ifi. Diefes gefchieht ge- wiihnlich gegen Sonnen-Untergang ; der aufiiei- L qende Strom von Waflerdampfen , der die Erfchei- nung bewirkt , w i d dann namlich langramer oder hGrt ganz auf, und intlem dann die uotere Luft ihren Ueberfcliuls an Warmelloff der oheren mit- theilt, rehn wir niit Vetwunderung die diclitcn Wolken zu einer Zeit verfchwindeo , wenn Ech auf der Erde die Kiihle des Abends einfiellt und der Thau zu fallen anfingt.

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Doch diere Urfachen erklaren noch nicht das ganze Phanomen. Die Haden-Wolke (Cmnulus) WachTt haufig vie1 fchneller an, als dafs Ech diefes der blofsen Anziehung der Waflertheilchen aus der Ferne her, in einem widerilehenden Mittel zufchrei- b e n lafst. Wrnn die Haufen-Wolke lich fo ver- griifsert, vereinigen Ech die kleinen Wdkchen. auk? welche Ge im Fortbewegen liGl'st, mit ihr gewijhn- lich nicht, fondern Ge fcheinen vor i h r zu ver- fchwinden. Auch ffeigt die Haufen-Wolke, fie ley no& To clicht, nie felbR als Regen herab. Es ilt khwer zu begreifen, wie bei der machtigen An- ziehung, welche die Wolke auf die einrelnen D u n k theilchen aufsert,- die Mane mehrere Stunden Iang beltehn kann, ohne dafs die Theilched fich zu Tropfen vereinigen , vergriirsern und herabfallen, Nehmen wir indefs an, dafs die Haufen-Wolke pen. ihrem Entfiehn an politiv - electrifch ley, 10 fallen diefe Schwierigkeiten weg. DenD dann kann eine l'olche Mafie andere nqgativ electrifiren , untl da- durch yon ziernlichen Weiten her die einzelnen WaiTertheilchen und die kleinen WolkenhHufchen anziehn, und mit Ech vereinigen. Ihre Theile felb[t aber miiiren Cich d a m gegenfeitig abltohen, fo dafs lie rnit einander nicht in Beriilirung kommen kiin- nen, hevor lie nicht ihren ganzen Zulland veriin- dern. DaITelbe gilt voa mehreren Haufen-Woken, wenn ihre Oberflichen nicht alltulehr an Grolse verlchieden End.

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I 35 I 3. Naur Cirro - Stratw.

Wenn Luft, welche mit WaITerdampP angeFiillr iff, iiber einen LanJff rich, der kilter als Ge iff, hin, Ilreicht, wird ihr mehrentheils fo vie1 WiirmeCioff ent- zogen, dab Gch ein Theil des Dampfes rerretzt und die Luft Gch triibt und an DurchIichtigkeit verlicrt. Aus der namlichen Urfache befchlagen die W a d e und die FufsbBden im Winter, wenn es thaut, mit Heif, und in warmerer Zeit, wenn es zu regnem anfhgt, mit Feuchtigkeit ; die WalTerdampFe zer- fetzen l i d namlich an Jer Oberflache diefer fellen KCirper, weil diefe dsnn kalter End, als dns Lie um- gebende Mittel. Der D d , der dann die Luft er- fillt und undurchlichtig ma&, zeigt Gch an dem nebligea Aufehn entfernter GegenRhde, uqd dar- aD, d a t von den Bliittern der Bihme, gegea welche der Wind ihn treibt , WalTer in Menge herabtrau- felt. Was diefes bewirkt, ilt in der That aichts andere als ein Cirro - Stratus, welcher rnit der Erd- flache in Beriihrung iR ; eine den Bewohnera ber- giger Gegenden k h r gewohnliahe Erfcheinung.

Dierelbe allgemeine Erniedrigung der Tempe- ratur kana auF eine andere Weife, und hiiher in der Atniofphlre vor Gch gehn. Wenn ein Strom kalter und feuchter Luft iiber eine w2rmere mit WalTerdampf gel'chwlingerte Luftfchicht hinltreicht, Ib entreilst er ihr Wiirme, und macht dadurch in ihr Dunk entftehn, der nicht als Thau, fondern in Schichten herabhkt , die immer dichter werden, je tiefer Ge kommen, weil ilire Theilchen einander

Annd.d.Pbyfik. n.51. Sr. x. J. 1815. s1.9. c

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c 54 3 n&er treten, und immer,mehr D a d hintukiimmt

dem Wallirdampf, auf welchen Ec Roben. Der Cirro -Stratus nimmt aber keinerwegs immer die idache Geltalt an, welche ihm, wie es fch'eint, die

conRante Wirkung der Schwere geben miikte, Son- dern verandert rein Ausrehn o u f eine Art, welche Ech blor dadurch erkliirm l s h , daCI er Electiicitiit in Ech auhimmt, oder dafs diefe durch ihn hin- durchgeht , in fo geringer Menge , ah lich von ei- ner Wolke onnehmen lati$, welche in eincm feu& &Mittel fchwebt. In dieren F5Uen h e b t der Cirro- Stratus entweder nach dem Zullande des Cirrus oder mch dem d u Cirro-Cumulus hia, von we& &em wir fogleich reden werden.,

Der Cirro - Stratus zeig uns folglich cine Ver- anderuag im Zultande der oberen AtmofphPre an, deren Vorhandsnfeyn wic C o d nicht eher wiir- den haben ahoen konmen, a b bis der kalte Luft- born fich von oben nach unten verbreitet und an- gefangen haben wiirde, auf die dichteren, durch Verdiinaung von der Erdflache angehobenen WoL ken zu wirken. Nicht M e n lieht man, dafs der Cirro -Stratus augenlcheinlich von einem Wiade herbeigefGhrt wird , der in einer andern Richtung bllR, als in der, in welcher Lich die Haufen-Woken (Cumuli) bewegen, iiber welche er Ecb verbreitet. In dierem Fall werden lie von ihm fehr bald a u t gehalten, und nehmen einen andern Lauf, oder liifen lich auf in Regen durch Yerinderuag ihrer aectricitih

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c 35 1 4.. Natur d a Cirro-Curnnlur.

Wir wollen nunmebr den urngckkehrten Fall, a h zuvor, annehmen, dtlh ngmlich der den WalTer- dampf herbcitiihrende (und daher durchlichtige) Luttltrom der obere und wirmer als die Luft un-

ter ihm Ley. Da die warme Iich nur mit vieler Schwierjgkiit in derLuFt von oben nach unten ver- breitet, To kann in diefem gall der obere Lufthom nur fehr langl'am erkaltet werden, und dahsr der WaITerdampE Gch in ihm nur I'ehr aJ)mlhlig zer- Cetzen. Gerade dadurch wird aber der Cirro- Cu- mulus erzeugt. Die befondere Aggregation dieler Wolke, und das Unterfcheidende derfelben von der des Cirro-Stratus, kiinnte wohl daher riih- ren, dafs lie i m Herablleigen eine vie1 bedeutendere Menge von Electricitat erhiite. Zu Jiei'er Vermu- thuog fcheineu wir dadurch berechtigt zu feyu, dars diere Wolkenart Co haufi'g vor den Gewittern er- Tcheint, bei welchen man fie mit dem Win& in ausgebreiteten Scharen oder Lagenweife ankom- men Geht, welche Iich mit ungleichen Gelchwindig- keiten bewegeo und eine die andre einholen, bis fie eine einzige dichte und fillffehenda Wolken- Mane bilden.

Diek Erklirung der Entffehuog des Ciiro-Cu- midus iCt haupt lh l i t i rh aus einer'Reobachtuog her- geztommen, die,ich To oft gemacht haba, daCs ich fie fiir eine Art von meteorologifchem Axiom an- fehe : d u j nanilich die Temperacur am foblgenkm Tage die des T a p s iibertri$t, an welchem der

c 2

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c 36 1 Cirro-Cumdus efcheint. Z6gt Ech daher r)i&

Wolkenart taglich wieder , ' To wird das Wetter im- mer h a e r , bis ein Gewitter, das an irgend einer &eUe der erhitzten Region entlteht , der Ifolirung der Wolken, und den Anhldungen, welche eine Folge derfelben find, ein Ende macht.

5. N e w dc* Cumwla -Swarm.

Bei dem Verfuche, 10 zufamrnengefetzte Er- foheinungen , als die diefer Wolken- Modification, XU erklaren, kann man leicht verfLihrt werden, der Urfachen mehrere anzunehmen, ah niithig in. Es rcheint indds, dafs unter den fiir die Erzeugung des Cumuldcranrs giinrtigRen Umffanden wirklich eia Niederfchlag Stan finde, der yon dem, welcher die Haufen-Woke (Curnutus) hervorbringt, unabhiingig ilt, und in einer h6heren;Region vor Ech geht, und der, weil er manchmal den Cirro-Cumulrrs, manch- ma1 den Cirro - Stratus hervorbrinRt , wie diel'er feinea Urfprung r o n einem mit WalIkrdarnpf gel'it- tigten Lufthome hat, der in den hoheren Luftregio- nen herrfcht. Diefes f'liefst diegleichzeiti,oeBildung eines Cumulus nicht aus; denn dazu w i d , unCerer Erklirung der Urfprungs diefer Wolkenart zu Folge, weiter nichts erfordert, ah gleichzeitige hinlanglich Rarke Wirkung der Sonne auE den Erdboden , urn die erforderliche Temperatur hervor zu briogen. Dafs diere beiden Arten von Wolken mit einander in Beriihrung treten, und die fonderbare Vereini- gung , welche dadurch entfieht , i d e m ein neuer

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c 37 1 Mittelpunct der Aaziehung Gch bildet, nach welchern alle weitere Vergrgfserungen hinllreben, - diefa End die charakterifiifchen Zuge diefer Modification, und End das, was bei ihr haupflachlich noch zu cr-

klaren in. Da diere Wirkungen nicht immer und nicht gleichformig erfolgen? To lalIkn lie Iich ni&t . der Schwere allein zufchreiben ; vielmehr fcheioen lie mir von Verfchiedenheit der electrifchen Ladung diefer Wolkeoarten herzuriihren , ill es aoders er- laubt, nach Analogie und nicht nach directen Ver- hchcn eu urtheilen , welche fich hier Ichwer wiir- den anRellen IafTen. Sey diefe Verfchiedenheit auch nur gering , fo mub lie doch die gewahnlicha Wirkung , welche politiv- und negativ- electri[che Kiirper au€ eioander aubern, das a, Annaherung und gegenfeitige Beriihrung heroorbringen ; eine Wirkung, die jedoch mehr unter den ganzen Maf- fen, als zwil'chcn den einzelnen Theilchen Statt au finden Icheinti

Haulig 1aDUfich der mit WalIerdampP gerattigte Zultclnd der &wen Atmofphare fchon bei dcm er- lien Erfcheinen des Cumulus erkennen, und zugleicii vorausfagen, dab die Haden-Wolke, wenn lie hin- laogliche Zeit iiber beffehe, in den Cumulo-Stratus iibergehn werde. Und zwar zeigt Iich diefes an dem uugleichen AnwachTen dierer Wolkenart. Eh heften Iich dann eine Menge kleiner Wolkenmaflen an ihre Oberfiiiche an, und geben ihr ein Bockiger Ausrehn , behnders wenn man lie unter der Sonne in einer Lage Eeht, 3n welcher ihre harvorfpringan-

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I: 38 1 denTheile voo der Sonne crleuchtet werden. N e b men wir an, der Cumulus wirke auf die iha urn- gebenden Waflertheilchen durch electril’chb Aozie- .bung lo gut als durch die Sckwere, fo lafst lich denken, dafs diefe Waflertheilchen Iich an.ihm in zu groIser Menge ablbtzen, um uomiittelbar rffitni- lirt zu werden, cla Ge dann firebeo fich mit eioan- der zu vercinigen. Eine noch griilrere Meoge von

Dunft in der Kegion uomittelbar iiber demCamuIus veranlaht die fonderbare.Erl’cheiouog einer wie mit einer.Kappe bedeckten Wolke, iodem4ch dann urn fa-inen Gipfel ein Cirro-Stratus, gerade To wie urn Llerggip€el in gebirgigen Lanciern lagert. In bei- den Fiillen ill die Urfache wahrkheinlich diefeelbe, es ley, dak der Anfang der Aggregation der Cirro- Stratus an einem gegebnm Orte durch cine-khltere Temperatur, oder durch eine Verminderung in der Electricitat beItimmt werdc.

Der Cutnulo-Stratus erh8lt Ech wachmal eine geraume h i t tang; er verfchwindeudsnn gewliho- lich bei Sonnen-Untergsng und n M e i n t am an- dern Tage wieder, Gewittertage ausgenornmen, a n welchen er bleibt. Wiihrend einer folchen Zeit hod wahrfchainlich die beiden Luftlchichten , wel- che die Wolke oben und unten begriinzen, in et- was verfchiedeoen electrifchen Zuftanden *) , und

*) Hr. Pictct bcmrrkt liirrbci in dcr 8161. britonn., S a d - h r e bahe durch einfache und finnrciche Verluche nach. g s w i e h , d a b bai Itiller Witterirng immct [ehr bedeutende Verlchiedrsboiren is dem Jcctr~cl~ra Zultande der Wol-

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die eiae fetzt Warner ab, indefs die andre eswie- der in Gch aufaimmt. Die ausgedehnte Oberflachc des Curnulo-Stratus liifst fich als cine Art von Be- kleidung oder Hiille der oberen Lufrfchicht 'den- ken, welcher aus ihr immerfort WalTertheilchen zu- gefuhrt werden, deren electrifche Ladung fich lang- Tam durch die Wolke hindurch bis zur Grundflache des Cumulus fortpflanzt, die manchmal mehrere bundert Furs tiefer liegt, und wo fortdauernde Ver- dunflung dasZunehmen der Wolke von oben her verhindert. Die trockne Luft verhindert hier die 'Electricitit, Ech weiter herab zu vcrbreiten. Zwar zeigt eine a h Electrofkop dienende ifolirte Stange, neon Gch die Grundtlacbe einer folchen Wolke tiber ihs befindet , bald poEtive, bald negative Electricitiit; diefe wird aber gewiihnlich durch dco EinfluTs oder den Druck der benachbarten electri- fchen Atmofphare erzeug , und der Metall-Leiter ladet Ech nicht , wie das gefchieht , wenn der Nim- bus iiber ihn weg zieht. Es ill noch zu erforfchen, welchen Einflufs auf die Electricitit diefer Wnlken- art , To wie auch des blofren Cumulus, die beltin- dige Verdiinff uog eines Theilr ihrer Grundflaohe Putert.

6. Narur der Cirrur (drr Lockm- odrr Fuf'r - Wolkm).

Ich habe die Betrachtung diefer Wolkenart bis hierher verfcbieben mumen, weil der Lefer nun errt im BeEtz der Griinde meiner Theorie derfelben if€,

Lenfchicbten, wrclcho. voa cinradrr in oichu rLC in &rer rclrtivon Hiibe rrrfchiedoa End, Stag fiodm. G.

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d c h a drvon aurgeht, daf6 icL annchme, die electrifche Fliifigkeit nerde Jaogfam durch eioe Woke hindurchgclalTeo. Auch bier miillen wir io- defs mehr nach Aoalogic, als oach Induction ur- theileo, da diere tVolkeo -Moditication gewiiholich io Li, hohen Luftregionen vor lich geht , dsfe Iich der electrifclie Zulland der Luft iiber und unter ihr nicht durcli directe Verfuche priifcn Idit . G c b ~ wir VOD jcoer Aaoahme aus, fo Mst lich der Cirrus mit eioem ifolirten uod elcctriGrten Haarbiil'chel ader eiocr ifolirten uod electrilirten Feder verglei- clieo, und die Tlreilcheo deaelbeo teihen fich auf alinliche Art an eioaoder, ais die Theilcheo Refarb- ten Pulvers bei den mannigfaltig geffalteten Lich- teoberg'fchen electrifchen Figureo. Er fcheint Gch zu biltlen, auf aholiche Weife a h diefe auf dem ElectrophoreausStaube, Ib in derLuft aus deo fchwe- beoden~alrert l~ai l~e~,~velche die electrifche Fliillig- keit aufgenornmen haben oder hindurchlafleo. Die Locken-Wolke erl'cheint am haufigften zur Zeit, menn die veraoderlichcn Windc herrkhen. Wahr- fcheinlich weichen dann die Luftportianen, welcha yon eioem Orte zum andero gefiirt werden, und uben einander hingieiten * oder lich durchkreuzeo, in ihrer Temperatur weit genug VOD eioander ab, urn in einem der Luftftrome eige fchwache Zer- fetzuog des Waflerdampfs tu bewirken; und auch in ihrer electrifchen Ladung hinreicbead , urn ihre Electricitzt durch das fo entffehende Medium ein- sndcr mitatheilep. Es if€ auch nicht unwahr-

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t 41 3 I'cheinlich , dafs dat Trennen des Warmeftofis, vop dern Wderdaoipfe, und drs Vereinigen der elect& Grten WafTers aus der Luft, (welche in den grofsen Hohen, wo jeno allmahlige Erkiiltung vor Iich geht, in vollkommner innerer Ruhe in,). durch einen der Kryfiallil'ation der Sake ahnlichen Procefs vor Lich gehe, in welcher ebenfalls vie1 Warme in dem Auf, liiliingsmittel frei wird. Wcnigfieno lcheint dieres die Meinung Kirwan's in feinem EJay of the Variations o$ tire Atmofphere zu r e p , und die anwachfende Locken-Wolku Iarst fch a h der e b gentliche Beleg dazu anfehn.

Es liebe Gch iiber den Citrus noch eine andre Vermuthung machen, dals er nimlich eine aus lau- t e r kleinen Eisnadcln befiehende Wolke fey, d a die Luft iiber eine gewifle Hiihe hinauf das ganze Jahr hindurch dazu kalt genug iR. Sollte Iich indefs En. den, dafs die kleinfien Theilchen dcr Wolken Ech imrner auch in Ternperatnren iiber dern FroL puncte in geraden Linien an einander zu reiheq lireben, To wiirde diefe Annahme unnothig;

Wenn der Cirrus iiber dem Meere eben fo haw fig nnd verfchieden geltaltet , alr iiber dem Lande erfcheint, To wiirden die Seefiihrer wohlthun, a d ihn zu rchten, uod iiber lie eben fo, wie iiber die Veranderungen des Windes, RegiIter zu fiihren.

Der Cirrus t'cheint am fpecdil'ch - leichtefien bei reiner ernen Bildung zu r e p , zuletzt Enkt er, und ob er Iich d a m in einen Cirro-Cumulus oder Cirn, - Stratus verwandle, h b @ Gcher von

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I 4a I dem ZuBande des Mittefs ab, in das er htrab- CaIIt, und ob er in demrelben feine Electricitit be- halt oder verliert.

7. Natur dcr NlmbuJ (dar rdgnendcn Wolks).

D a diefe Erfcheinung gemeiniglich in einer Sh le herabfallenden Regens, Schnees oder Hagels befleht, welche mit der Wolke zufammenhangt, die dieCeNiederfchlage hergiebt, To ktinnte man glauben, ich rechnete Be mit Unrecht zu den Modificationen der Wolken. Als das letzte GIied in der Kette der atrnofphsrifchen Niederfchlage h d e t lie indefs hier am zweckmafsigrten ihre Stclle, und die Gefchichte derfelben verbrbitet iiber die Natur der W o k e n mehr Licht , aIs irgend eine der andern Modifica- tionen der Atmofphare, fchliefst fie gleich bei wei- tern nicht alles in lich, was lich in HinGcht des Re- gens beobachten Iiifst, und einer Erklarung bedarf. Man Geht lie uberdem manchmal fich eher bilden, d s der Regen anBngt , welches uns berechtigt , lie f i r eine berrmdere Modification der Wolken zu nehmen. F r a n k l i n hat uns das Mittel gelehrt, wie die Electricitat' der Wolken beobachtet werden kann, und mittelfi 'deflelben haben uns die prakti- M e n PhyEker eine Mare yon Thatfachen geliefeert, die nicht nur vGJli3 hinreicht, jene Rehauptuog zu rechtfertigen, fondcrn die auch iiber die Theoria des Regens und der iibrigen atmofpharifchen Nie- derrchlige violes Licht verbreitet. So oh ein Nim- bus iiber unferm Kopfe fortzieht, lafst Ech durch

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c 43 1 diefes Mittel zeigen , dak er ein Leitcr der EIectri- citat ilt, welcher uns die poIitiveLadung der oberen Luf t auf die Erde herableitet.

Zu die1en Beobachtungen bedarf man .rnehr nicht, els einer Stange aus Eifen oder einem an- dern Metall, die auf einem lackirten Glasfdse i b - ,lirt Ileht, und mittelfi eines an ihr in der Hijhe an- geliitheten oder angekitteten urngekehrten Trich- ters gegen .den Regen gekhiitzt ifi. Diefe Stange brauclit nicht fehr lasg zu kyn, wenn he nur uber .die andern Gegcnkande hinausragt , welche ihr die Xfectricitat entziehn kiinnten, und mi t einer Spitze verfchn iQ. Ein aus zwei Flachsfaden mit Yollunder- mark - Kiigelchen bell ehendes Electrometer, wel- ches an einem Drathe hangt, der von dem unter- rten Theile der Stange herabgeht , und Ech in eine Kugel endigt , zeigt durch feine Divergena die Ge- senwart von Electricitat an. Diefes InIlrument la- det Gch mit derfeben Electricitat, welche die Luft hat, die daaeibe umgiebt, uad wenn es regnet, aiit der Electricittit des Regens.

Vor Kurzem beobachtete ich folgende Erlchei- nungen, als iiber das Zenith meiner Stange ein Nimbus von der einfachlten Structur wegzog , der weder on einem Cumulus noch an cinem Cirro- Stratus hiog; er bervegte fich niit dem Windt durch die untere helle Luft , nnd liefr einen Schauer grolven und nndurchGchtigen Hagels her- abEallen , wahrend die untere Luft fehr trockea war. Die Kiigelchen des Electrometers blieben, ah

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I 44 1 die Wolke von NO heraozog, mil. sinaoder i n %eriihNng, bis die . obere ausgebreitete Plant, welche diere Wolkeo -Modification charakteriht, das Zenith erreicht hatte. Jetzt, als der Hagcl- Ichauer Celbfi noch 3 his 4 engl. Meilen entfernt war, fingen die Kiigelchen an mit negativer Electri- citat auseinander zu gehn; ihre Divergenz nahm ZU, je mehr lich die Wolke nakerte, und Lam end- lich auf volle 2 zoll, und nun liefsen Gch ziemlich k r s t ige Funken aus der Stange ziehn. DarauE ver- lor Ecb die negative Ladung allmahlig wieder, und die Kugeln karnen aufs Neue mit einander in Be- riihrung. Einige Augenblicke fpater Iangte der nur mit wenig Regeotropfea vermengte Hagel- fchauer a n , und augenblicklich gingen die Kiigel- &en wieder aus einander, doch jetzt mit politiver Ladung, welche muchs, bis noch haufigere Funken Ilerausdrangen als zuvor. Diefe Ladung hielt an, fo lange der Hagel dauerte, und verlor lich all- mahlig, fobald es iiber dem Innrumente klar war. Nachdem das Electrometer Iich geCchIofTen hatte, ijffnete es Gch wieder mit negativer Electricitat, und diefe Ladung nahm bis zu einer bedeutentlen Starke zu , wahrend cler Hagelfchauer nach Siiden und Siidwefien zog, verlor lich dann allmihlig, und nachdern das Electrometer Iich gefchloflen hatte, blieb cs zuletzt fchwach politiv- electrilch.

k t e r , denen die Lehren von der Electricitit bekannt find, werden Gch zu Folge dierer That - bchen einen Begrilf von der Structur, wenigfiens

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c 45 3 des uatern TheiIs des Hegelfchauers macben kcn- Den. Der herabfallende Hagel hildete eine poEtiv- electrifche Saule, upd diefe Saule, welche 6 bis 7 engl. Meilen im DurchrneITer haben mochte, war umgeben mit einem cylindrifchen Mantel negativer Electricitit von etwa 3 enSI. Meilen Dicke, venir- racht durch Einwirkung. der poEtiv - electrifchen Mitte auf die trockne Atmofphire, i n der lie Ech bewegte. Nun aber betrug die game Menge des Hagels, nachdem fie gerchmolzen war, bedeutend weniger als O,OI Zoll(?) in dem HegenmelTer; und hatte das Herablieigen der electrirchen Fliiffigkeit durch den ganzen Raum unfern &men k6nnen eben fo wahrnehmbar gemacht werden, als das des Hagels, fo wurden wir wahrfcheinlich gefagt haben, der Schauer befiehe mehr aus Feuer als aus Eis.

Woher riihrte aber diefe Fluth von Electricitst, welche den Hagel begleitete? Nicht daher, d a b das herabfallende WalTer gefroren war, denn ein Rarker Regcnl'chauer zeigt ebenfalls eine electricche Ladung, do& mit dem merkwurdigen Unter- fchiede, dafs, wahrend Schnee und Hagel Bets po- fitiv electrifch End (?), Regen bald politiv, bald ne- gativ electrifcli ifi, woruber der Lefer eine g r o k Sammlung von Thstfachen in R e a d's Tagebuch iiLer die Luft - Electricitat in den Philofophical Transactions Vol. 82 findet. Die Structur des Nimbus ifi gerade lo, wie wir lie den bekannten Eigenfchaften der Electricitit zu Folge einem Con- ductor geben wiirden, der befiirumt vzre, die

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E 46 1 eIectril'che Pliiffigkeit anzufammeln. Ahgdehn von &r herabfallenden Saule und von fremden Wol- ken, welche bei ihm Clch einzufinden pflegen, be- fieht er aus einer dichten Mafle von Farern, wel- che von der Region des Cumulus aus (wo, wie es fcheint, die fchnelle Vereinrgung der Theil- chen zu Tropfen vor lich geht) in der hiiheren AtmoTphare bis zu grofsen Hihen und Weiten di- vergiren, und zwar h;iufig nach allen Rich- tungen, To ordentlich als die Haare in einer Locke, welche au einem electrifirten Leiter hang. Es fcheint in diefem Fall die AbEcht nicht To rehr der Niederfchlag des WalTers, als der der electri- fchen FIiiIIigkeit zu Ibyn , welche daflelbe fchwe- bend erhalt. Wenn diere Ablicht erfiillt ifi, (und man .kann fich denken, wie grofs die Entladung Eeyn muls, welchc eine Menge folcher Mafchinen herrorbringt, die zugleich auf einen kleinen Land- firich wirken,) To vereinigt fich dns Wafler in der ganzcn Luftnall'e, in welcher dierer Procefs vor Ech geht, zu gridsern Tropfen, und fallt in ei- ncm ftetig fortdauerntien Schauer herab; das ver- dichtete Erzeugnif's der an dcr Ercle vorgehenden Verdunrtung bewcgt Iich mit herdb in Geftalt von dem, was man einen GuTs ocler Platzregen cud, nennt , und fo komnit der Regen frei und ge- wiihnlich fo lange herab , bis die Atmorpharr entladen i f i , oder bis das partiell? Vacuum, das entfieht, trocknere Luft von Norden her herbei- zieht.

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[ 47 1 Ein negetiv- oder gar nicht -electrifcber Re-

gen 9 der manchmal herabfallt , wenn. gleich d i s heitere Luft vorher oder nachher Zeichen fiarken politiver odcr im zweiten Fall negativer Electri- citat giebt, kann nicht anders entrtehn, als durch die Einwirkung einer centra,h, politiv gelade- nen WolkenmaEe auf kleinae TYolken, die Gch in ihrem Wege vorfinden. Auch murs man be- denken, d a b , geretzt ein Hegen Tey in den Hii- hen, inwelchen er erzeugt wird, vulIig unelectrifch, (indem er aus der Vereinigung eotgegengelerzt electrilcher Walken entfiiinde, ) zu gleicher Zeiq abec auch die LuFt an der Erde fiark negativ- oder potitiv- electrifch , es uns fcheinen miifste, der Regen habe, in Beziehungqauf lie, im errten Fall eine ftark poGtive, im zweiten eine rtark negative Electricitat. Doch diefes geharr mehr in die Lehre von der Luft-Electricitit, als hierher.

Ich fchliefse mit einem Riickblick auf die Mo- dificationen der Wolken, welche ich hier be- khrieben und zu erklaren verfucht habe. Wir gingen von dem Stratus aus, welcher entlieht, wenn der Waflerdampf lich gleich beim Aufiieigen an der Erdflache condenlirt, und kamen dann zu dem Cumulus. in welchem das in der zweiten Region des Anffeigens expandirte WafTer Ech lam- melt; beide befiehen wahrlcheinlich durch die Kraft pofitiver Electricitit. Darauf kamen wir zu den theilweih leitenden Zwifchen - Modificationen,

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t 48 3 ‘dim Curnulo- Stratus, dem Cirro - Stratus und dem Crro-Curnulyr; der letztere iR pofitiv ge- laden, und hiilt fehe Ladung ziemlich fell; der erfiere iff minder gur ifolirt, und leitet vielleicht nach horizontaler Ftichtung. So kanren wir end- lich in dieRegionen, wo der leichte, hoch in der Atsnofphke fchwebende und weit verbreitete Cir- rus jedem Annohe und jeder LocJcung der elec- trifchen Fliiffigkeit gehorcht, welche, wena lie ei- nen Leiter lindct, fabig und euf eine nicht wahr- zunehmends Weife wirkt, wenn lie dagegen in einer dichteren Anfammlung wiITeriger Tbeilchcn ungekqrpert und ifolirt if€, friihor oder fpater ihrt Schrrnken durchbricbt, ah Blitz hervorfpringt, und von diefer Hiitie durch den Nimbus hindurclr w r Erde hirabghitet.