vergebung ohne wenn und aber? die vierte wache · sagen: "die frage wurde doch ... dann wird...

15
Vergebung – immer ohne Wenn und Aber? 08.03.2018 | Autor: AG Fragt man einen Christen: "Was lehrte Jesus – wie oft muss man bereit sein zu vergeben?", so wird er in etwa antworten: "77 Mal, das heißt unbegrenzt." Fragt man weiter: "Was lehrte Jesus – wie oft muss man vergeben?", dann wird einen der Christ wahrscheinlich mit großen Augen ansehen, als wollte er sagen: "Die Frage wurde doch eben schon gestellt, und ich habe geantwortet: 77 Mal, das heißt unbegrenzt." Doch es handelt sich nicht um dieselbe Frage. Vielen Christen, auch Jehovas Zeugen, wird von ihrer Religionsgemeinschaft nicht geholfen, den Unterschied zu erkennen. Nein, es scheint Kirchen nicht wirklich wichtig zu sein, dass ihre Schäfchen den Unterschied zwischen der Vergebungs- Bereitschaft und dem eigentlichen Vergebungs-Akt verstehen. In der Bibel wird das eine vom anderen aber klar unterschieden. Und der Unterschied ist so leicht zu erkennen, wie bei einem Autofahrer, der sich an der roten Ampel bereithält loszufahren, aber erst bei Grün losfährt . Was der Grund für das Dunkelhalten der biblischen Vergebungslehre sein mag, darauf wird später hier eingegangen werden ... Jesu Gleichnis von den Sklaven und der Vergebung Beschäftigen wir uns mit Jesu "Vergebungs"-Gleichnis gemäß Matthäus 18:21-35, um Licht ins Dunkel zu bringen. Das Gleichnis handelt von mehreren verschuldeten Sklaven und einem König. (Wenn dir das Gleichnis nicht so geläufig ist, kannst du es hier vorab durchlesen.) Lautet die Lehraussage von diesem Gleichnis Jesu wirklich: "Christen müssen immer, und zwar bedingungslos vergeben"? Start Die vierte Wache Vergebung – immer ohne Wenn und Aber? ZJ-Familiendrama nach sozialer Exekution (Ausschluss) Abschiedsbrief einer ZJ-Familie "Böses Blut" – Transfusions- risiken aus Sicht eines Naturheilpraktikers WT-Kindesmissbrauch in Australien – die Sünde Gibeas! WT-Kindesmissbrauch in Portugal Erschütterung Darf man Hirten kritisieren? Gottgefälliger Ungehorsam Abtrünnigkeit aus biblischer Sicht Christliche Religion durch Pilze befallen? ;-) Cartoons für verletzte Schafe Suchst du Futter? Schaust du neugierig voraus?

Upload: hanga

Post on 17-Sep-2018

221 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

Vergebung – immer ohne Wenn und Aber?08.03.2018 | Autor: AG

Fragt man einen Christen:"Was lehrte Jesus – wie oft mussman bereit sein zu vergeben?",so wird er in etwa antworten:"77 Mal, das heißt unbegrenzt."

Fragt man weiter: "Was lehrteJesus – wie oft muss manvergeben?", dann wird einen derChrist wahrscheinlich mit großenAugen ansehen, als wollte ersagen: "Die Frage wurde docheben schon gestellt, und ich habegeantwortet: 77 Mal, das heißtunbegrenzt."

Doch es handelt sich nicht um dieselbe Frage.

Vielen Christen, auch Jehovas Zeugen, wird von ihrerReligionsgemeinschaft nicht geholfen, den Unterschied zu erkennen.Nein, es scheint Kirchen nicht wirklich wichtig zu sein, dass ihreSchäfchen den Unterschied zwischen der Vergebungs-Bereitschaft und dem eigentlichen Vergebungs-Akt verstehen.

In der Bibel wird das eine vom anderen aber klar unterschieden.

Und der Unterschied ist so leicht zu erkennen, wie bei einemAutofahrer, der sich an der roten Ampel bereithält loszufahren,aber erst bei Grün losfährt.

Was der Grund für das Dunkelhalten der biblischen Vergebungslehresein mag, darauf wird später hier eingegangen werden ...

Jesu Gleichnis von den Sklaven und der Vergebung

Beschäftigen wir uns mit Jesu "Vergebungs"-Gleichnis gemäßMatthäus 18:21-35, um Licht ins Dunkel zu bringen. Das Gleichnishandelt von mehreren verschuldeten Sklaven und einem König. (Wenn dir das Gleichnis nicht so geläufig ist, kannst du es hiervorab durchlesen.)

Lautet die Lehraussage von diesem Gleichnis Jesu wirklich:

"Christen müssen immer, und zwar bedingungslosvergeben"?

Start

Die vierte Wache

Vergebung – immer ohne Wennund Aber?

ZJ-Familiendrama nach sozialerExekution (Ausschluss)

Abschiedsbrief einer ZJ-Familie

"Böses Blut" – Transfusions-risiken aus Sicht einesNaturheilpraktikers

WT-Kindesmissbrauch inAustralien – die Sünde Gibeas!

WT-Kindesmissbrauch in Portugal

Erschütterung

Darf man Hirten kritisieren?

Gottgefälliger Ungehorsam

Abtrünnigkeit aus biblischer Sicht

Christliche Religion durch Pilzebefallen? ;-)

Cartoons für verletzte Schafe

Suchst du Futter?

Schaust du neugierig voraus?

Page 2: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

Zu dieser Thematik werden, z.B. in den Reihen der ZeugenJehovas, recht widersprüchliche Ansichten geäußert, sogar inPredigten von geistlichen Vorstehern. Viele dieser Ansichten sindschwerwiegend unbiblisch und unhaltbar.

Das Gleichnis in Matthäus, Kapitel 18 ist feste Speise – es darfnicht oberflächlich behandelt werden. Es geht darin um ernsthafteVerfehlungen, die gegen einen begangen werden. Der König in demGleichnis stellt Gott dar. Er rechnet mit seinen Sklaven ab. Siestehen für die Menschen. Gott hat eine Erwartungshaltung. Ervergibt nicht einfach allen Menschen – er erlässt nicht einfach ohneWeiteres jedermanns Schuld.

Nein, Vergebung erfolgt erst unter bestimmtenVoraussetzungen.

In dem Gleichnis fällt der Sklave nieder und bittet um Gnade.Ähnlich vergibt Gott auch uns unsere Schuld bereitwillig, sofern wirihn darum bitten und bereuen.

Der erste Sklave in dem Gleichnis steht für uns. Ein anderer Sklaveschuldet ihm 100 Denare, nicht etwa 1 oder 2. Ein Denar war einTagelohn. 100 Denare also 100 Tagelöhne! Das war keineKleinigkeit (wie oft fälschlich gelehrt wird). Es waren immerhin 3 ½Monatslöhne! Sicher viel Geld für eine mehrköpfige Familie damals.Daher steht diese Schuld im Gleichnis Jesu nicht für kleine Kratzeroder Schnitzer. Es steht für eine echte Wunde. Doch der zweiteSklave bittet den ersten inständig um Gnade (steht fürVergebung). Der erste Sklave ist aber nicht bereit, ihm"Vergebung" zu gewähren. Das ist verkehrt.

Das wichtige Detail des Bittens des ersten wie auch zweitenSklaven wird gern bei Predigten übergangen. Und schon manchesGemeindemitglied, das auf die korrekte biblische Vorgehensweisehinwies, hat Redeverbot bekommen (übliche Praxis u.a. bei denZeugen Jehovas).

Das Gleichnis Jesu lehrt also nicht eine bedingungsloseVergebungspflicht, sondern zunächst einmal die Pflicht zurBereitschaft zum Vergeben. Und wenn der Schuldige umVerzeihung bittet, soll die Vergebung nicht verwehrt werden,sondern "aus dem Herzen heraus" erfolgen. Dazu sollten Christenbereit sein.

Vielleicht sagt jemand: "Wir werden doch nicht Vergebung davonabhängig machen, ob jemand kommt oder nicht kommt und umVerzeihung bittet!" (Er sollte besser nur von sich sprechen.)

Lust auf Süßes?

Was guckst du?

Page 3: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

Man bedenke: Hat der König etwa ohne Weiteres allen seinenSklaven ihre gesamten Schulden erlassen? Muss ein Gläubigerseinen Schuldnern einfach so ihre Schulden erlassen? Die Antwortist natürlich: Nein.

Und sollten Christen bei der Handhabung von Verfehlungenverschiedener Schweregrade undifferenziert vorgehen und sie alleüber einen Kamm scheren?

Leichte Verfehlungen

Das Gleichnis handelt nicht – wie man beim flüchtigen Lesenmeinen könnte – von Kleinigkeiten und Unvollkommenheiten,Schwächen und unschönen Eigenheiten unserer Nächsten.Selbstverständlich decken wir kleine Schnitzer und Kratzer in Liebezu, ohne eine Entschuldigung zu erwarten, und ertragen einander(Eph. 4:32; 1. Petr. 4:8).

Pflaster drauf – und fertig!

Aber das ist nicht der Lehrpunkt diesesGleichnisses Jesu. Dazu bedarf es keines Gleichnisses. Nichtchristenhandhaben das ebenso.

Ernsthafte Verfehlungen

Der Verlust von 100 Denaren war für eine Familie damalskeinesfalls eine unbedeutende Nebensächlichkeit, über die maneinfach hätte hinwegsehen können. Jesus wollte also offensichtlichmit seinem Gleichnis nicht das Ignorieren von ernsterenVerwundungen lehren, sondern das barmherzige Vergeben.

Man soll barmherzig sein, wenn man um Gnade/Verzeihunggebeten wird.

Einem Glaubensbruder z.B., der sich aufrichtig entschuldigt, dieVergebung zu verwehren mit der Begründung: "Du hast mir sehrweh getan; ich kann dir nicht vergeben" wäre unbiblisch und nichtzulässig. Nein, "in gleicher Weise" wie Gott uns als Bittendenbereitwillig vergibt, sollten wir anderen, die uns um Vergebungbitten, vergeben (Matth. 18:29, 32, 35). Das ist Jesu eigentlicheHauptaussage.

Rechte und Pflichten von Tätern und Opfern

Man beachte bitte auch: Jesus ermuntert zwar zu Großherzigkeit,spricht aber keinesfalls dem Täter mehr Rechte zu als dem Opfer(Matth. 5:23, 24). Kein Täter darf meinen: "Ich kann mir alleserlauben; meine Brüder müssen mir ja eh vergeben –bedingungslos und automatisch."

Auch redete er dem Opferkeinesfalls seinen Schmerz,seine tiefen Verletzungenund Wunden aus (sieheVers 15). Jesus übte insolch ernsteren Fällen – unddavon handelt das ganzeKapitel 18 – keinen Druckaus, einem anderen zuvergeben, ohne dassAnzeichen der Reue zu

Page 4: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

erkennen wären (sieheVers 15-17).

Jesus war, als er zu diesem heiklen Thema Rat gab, nicht einseitig.Er war absolut ausgeglichen und fair in seinen Ansprüchen denbeiden Kontrahenten gegenüber.

Im Grunde haben also beide Seiten sowohl Rechte als auch Pflichten:

Das Opfer hat bei ernsten Verfehlungendas Recht, dem Schuldigen "einen Verweis"zu erteilen, wenn doch irgendwann dieSchmerzgrenze erreicht ist, weil dieser ihmsozusagen auf die Füße tritt.

Er hat das Recht auf eine Bitte umEntschuldigung und dann die Pflichtzu vergeben.

Der Schuldige anderseits hat die Pflicht, aufrichtig zu bereuen und um Verzeihung zu bitten (vgl. Luk. 12:58, 59). Und er darf dannberechtigterweise (sogar als Wiederholungstätergemäß Jesu Worten) auf Vergebung hoffen.

Kein Wenn und Aber?

In manchen kirchlichen Kreisen hört man von Geistlichen (wohlnicht ohne Hintergedanken, wie die Missbrauchsskandale zeigen)und auch unter Zeugen Jehovas immer öfter:

"Vergib doch einfach; dann wird es dir besser gehen."

So einfach ist das aber in der Praxis oft leider nicht bei schweremUnrecht. Und tatsächlich ist es sogar ein pseudochristlicher Rat.

Jesus hingegen riet gemäß Lukas 17:3, 4 zu folgenderVorgehensweise:

"Gebt acht auf euch selbst. Wenn dein Bruder eine Sündebegeht, so erteile ihm einen Verweis, und wenn er bereut,so vergib ihm. Auch wenn er siebenmal am Tag gegen dichsündigt, und er kommt siebenmal zu dir und sagt: "Ich

Page 5: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

bereue", sollst du ihm vergeben."

Man benötigt mit einer Bibelkonkordanz nur wenige Minuten, umweitere Wenn-Bibelstellen (Bedingungen) zu finden, die mitSündenvergebung zu tun haben. Nur einige seien hier genannt:

2. Chronika 6:21-30, 36-39

2. Chronika 30:8, 9

Jesaja 1:15-20

Jeremia 3:25 bis 4:1, 2

1. Könige 8:46-50

Es gibt zahllose weitere Stellen, die den Wenn-Gedanken (also dieBedingtheit) herausstellen, und zwar in nahezu jedem Bibelbuch(Joh. 9:39-41).

"Der liebe Gott vergibt alles!" –Wirklich?

Auch die Ansicht vom sogenannten"lieben Gott", der einfach alle Sündengroßherzig vergibt, ist weit verbreitetund breitet sich seuchenartig immerweiter aus. Gott habe ja für dasLösegeld Christi gesorgt, und nun seialles in Ordnung. Jesus habe schonfür unsere vergangenen und auch fürunsere zukünftigen Sünden bezahlt;nun sollten auch wir "einfach allesbedingungslos und großherzigvergeben".

Das ist eine Irrlehre!

"Die Sünder werden von der Erdebeseitigt werden;Und was die Bösen betrifft, sie werden nicht mehr sein.Segne Jehova, o meine Seele. Preiset Jah!" (Psalm 104:35)

JHWH ist nicht der "liebe Gott", sondern der Gott der Liebe. Alssolcher ist er in seiner Liebe zum Vergeben bereit. Das ist die eineHälfte der Wahrheit. Bei einer Halbwahrheit darf es aber nichtbleiben. Die andere Hälfte der Wahrheit ist:

Die Vergebung selbst erfolgt erst unter bestimmtenVoraussetzungen. Beleg: Apostelgeschichte 2:37, 38; 3:19; 5:31;8:22. Gott verzeiht nicht automatisch und auch nicht alles. Und waser von seinen Anbetern in Sachen Vergebung untereinandererwartet, ist, dass sie ihn in seiner Vorgehensweise nachahmen.

Ein einfaches schnelles Vergeben von ernsten Verfehlungen(von diesen handelt Matthäus, Kapitel 18, und davon wird auch hierin dieser Erörterung gesprochen – nicht von Kleinigkeiten oderKränkungen, die man in Liebe erträgt und vergibt, siehe Kol. 3:13)entspricht nicht der göttlichen Gerechtigkeit und istkontraproduktiv, weil er Missetätern freien Lauf lässt(Vergewaltigern, Kinderschändern etc.).

In letzter Konsequenz durchdacht, macht sich sogar dasunschuldige Opfer, das einfach still sein und vergeben soll, am Leidweiterer Opfer des reuelosen Täters mitschuldig, der in seinemLauf beharrt und nicht zur Rechenschaft gezogen wird.

Page 6: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

Tatsache ist: Man kann nicht vergeben, ohne dazu bereit zu sein.Halten wir das einmal fest. Andererseits kann man durchaus zumVergeben innerlich grundsätzlich bereit sein, ohne aber zuvergeben, "wenn" die Voraussetzungen (noch) nicht gegeben sind(Luk. 17:3, 4). Ein wahrer Christ ist zum Vergeben prinzipiell stetsbereit. Und er vergibt auch Ernstes, sobald die biblischzugestandenen Bedingungen erfüllt sind. Tritt bei einer ernstenSünde gegen uns der Täter reuevoll an uns heran und bittet umVerzeihung, so vergeben wir ihm tatsächlich.

Ein unschuldiges Opfer wird von Gott und Christus nicht entrechtetund der Schuldige mit allen Privilegien ausgestattet. Nein, Opferhaben gewisse Rechte. Sie können auf diese zwar verzichten, abernicht dazu gezwungen werden. Auch gibt es verschiedene Etappenim Vergebungs-Procedere sowie eine Vorgehens-"Weise" Gottes, diees nachzuahmen gilt (z.B. Matth. 18:15-17, 35).

Es ist biblisch völlig legitim, bei schweren Verfehlungen vom TäterReue zu erwarten, bevor man als Opfer vergeben kann, selbstwenn man schon dazu bereit ist. Es darf einem Opfer aber keinVorwurf gemacht werden, wenn es bis zur tatsächlichen Einsicht desSünders noch nicht vergeben hat.

Merke: Der König in Jesu Gleichnis war bereit, die große Schuld zuvergeben. Letztlich hat er dem Sklaven diese aber dann doch nichtvergeben! Interessant, nicht wahr? Erzürnt ließ er ihn insGefängnis werfen, wo er starb; denn der Sklave konnte diese hoheSchuld unmöglich jemals abzahlen (Matth. 18:34).

Warum vergab der König (steht ja für Gott) dem Sklavennicht, obwohl der König die Bereitschaft dazu schon unterBeweis gestellt hatte?

Der Sklave erfüllte nicht alle Bedingungen; er war nicht bereitgewesen, seinem Mitsklaven, der ihn inständig bat (steht in demGleichnis für die Anerkennung der eigenen Schuld und für eineEntschuldigung bei ernsthafteren Verfehlungen), zu vergeben; erwar unversöhnlich und unbarmherzig (Vers 29). Wichtig ist: Injedem Fall aber haben beide Sklaven allein schon durch ihrinständiges Bitten ihre Schuld anerkannt. Der erste Sklave hatteeine Bedingung erfüllt (seine Schuld anzuerkennen), aber nichtalle (er vergab nicht seinem Mitsklaven, der ihn bat). Somit wurdeihm letztlich auch nicht vergeben.

Resümee Jesu in Vers 35: Wenn wir anderen, die uns um

Page 7: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

Vergebung bitten, nicht vergeben, kann uns Gott auch nichtvergeben – selbst wenn wir ihn darum bitten und die anderenBedingungen, die er stellt, erfüllen, nämlich an dieLoskaufsvorkehrung glauben und bereuen.

Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannteMustergebet klar, dass wir, wenn wir – als Sklaven und SchuldnerGottes – im Gebet (im wahrsten Sinne des Wortes!) unserenhimmlischen Vater um Vergebung unserer Schulden undVerfehlungen bitten, nur dann auf Erhörung hoffen dürfen, wenn wirselber unseren Schuldnern, die uns um Verzeihung gebeten haben,vergeben (Matth. 6:9-15, 24). Er gebraucht im Vaterunser dasselbeWortbild mit "Schulden" und "Schuldnern". Und wenn wir unsbewusstmachen, welch riesigen Sünden-Schuldenberg wir imVerlauf unseres Lebens aufhäufen und Gott uns dennoch vergibt,werden wir unseren Mitmenschen ebenfalls sogar (häufige und)ernstere Verfehlungen vergeben, wenn diese bereut haben.

Ernste Sünden müssen also nicht bedingungslos, "ohne Wenn undAber" oder "einfach großherzig" vergeben werden. Es besteht,biblisch gesehen, kein Zwang dazu, solange sie nicht bereut wordensind (Luk. 17:3, 4). Jemand darf nicht als schlecht oder liebloshingestellt werden, der einem Missetäter, der ein schweresVergehen nicht bereut, nicht vergibt (selbst wenn das Opfer einebereitwillige Geisteshaltung dazu schon längst einnimmt). In solcheinem Fall dürfen einem Opfer keine Nachteile erwachsen. JesuGleichnis wird leider auffallend oft fälschlich in diese Richtungausgelegt.

Zur Veranschaulichung: Einem 100-Meter-Läufer, der amStart bereit steht zum Wettlauf, sagt man ja auch nicht, erdürfe nicht den Startschuss abwarten, sondern solle einfachloslaufen. Auch wird er nicht disqualifiziert, nur weil er biszum Startschuss wartet.

Ein verzerrtes Bild der Vergebung

Geistliche Lehrer, die den wichtigen Aspekt der Notwendigkeit derReue bei schwereren Verfehlungen unbedingt entfallen lassen

Page 8: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

möchten, erzählen im Grunde ein anderes Gleichnis als das, dasJesus erzählte:

"Es war einmal ein König (steht dann für den sogenanntenlieben Gott), der allen seinen Sklaven einfach ihre Schuldenerließ. Einer seiner Sklaven nahm sich ihn zum Vorbild und erließeinem Mitsklaven auch einfach ungefragt eine nichtunerhebliche Geldschuld. Und er dachte bei sich: ,Wenn dieserSklave wieder von mir größere Summen an Geld leiht, erlasseich es ihm auch. Einfach so.´ Das machte Schule. Mit der Zeit verhielten sich alle Untertanendes Königs so. Die Folge war, dass er bankrott ging und alleseine Untertanen auch." (Vgl. Lukas 16:1-9.)

Hier werden wichtige Details und damit einhergehende Lehrpunkteaus Jesu Originalgleichnis unterschlagen, zum Beispiel:

1. In Jesu Gleichnis sprachen die Beteiligten miteinander (vgl. Matth.5:23, 24; 18:15-17).

2. Es wurden inständige Bitten geäußert.3. Der König stellte Bedingungen.

Zur Veranschaulichung:

Eine Blume stelltNektar bereit. Sie gibtihn jedoch erst ab,wenn die Biene kommtund ihn sucht.

Ersichtlich sind "bereit sein zu vergeben" und "vergeben" keineSynonyme, obwohl sie häufig oberflächlicher- und fälschlicherweiseso verwendet werden! (vgl. 2. Kor. 8:10-12).

Jesu Vergebungslehre – der allgemeineGrundsatz:

Christen sollten stets bereit sein zu vergeben (Grundhaltung).Und sie sollten dann auch tatsächlich vergeben (Handlung),und zwar— unbegrenzt oft (Mat. 18:21, 22 betont die Häufigkeit),— selbst große Verfehlungen (Mat. 18:28 betont die Schwere)wenn die Voraussetzungen für das Vergeben erfüllt sind(Bedingungen).

Zu den Bedingungen für das Vergeben von größeren Sünden zählenReue, aber auch Unwissenheit und anderes mag dazu gehören(Apg. 2:38). Selbstverständlich kann ein Christ großzügigerweiseauch vergeben, ohne dass Bedingungen/Voraussetzungen erfülltsind; doch darf man das nicht von ihm verlangen. Hingegen erfülltdie Geringfügigkeit einer Verfehlung stets die Voraussetzung für dasVergeben.

Die Bereitschaft zu vergeben an sich (Grundhaltung) sollte also beiChristen immer vorhanden und niemals an Bedingungen geknüpft

Page 9: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

sein. Das eigentliche Vergeben hingegen (der Akt des Vergebens)ist an Bedingungen geknüpft.

Sich an Gott und Jesus orientieren

Des Weiteren wollte Jesus mit seinem Gleichnis offensichtlichverdeutlichen: Gott ist immer bereit zum Vergeben. Die Vergebungselbst erfolgt jedoch nur unter bestimmten Bedingungen.

In Sachen Sündenvergebung dient auch Christus selbst alsvorzügliches Vorbild. Welches Beispiel gab uns Christus denntatsächlich, wenn wir genau auf ihn achten? Knüpfte er Vergebungnicht an Voraussetzungen, stellte er keine Bedingungen? Nun, wassagt Lukas 23:34 in Zusammenhang mit seiner Hinrichtung?

"Jesus aber sprach: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissennicht, was sie tun." Ja! "Denn sie wissen nicht, was sietun."

Die Unwissenheit dieser römischenSoldaten war für Jesus eine erfüllteBedingung zur Vergebung. In ihrem Fallkonnte diese schwere Sünde vergebenwerden. Die heidnischen römischenSoldaten waren ja keine Juden, sondernUngläubige. Als solche mussten sie nichtsüber einen Messias wissen.

Außerdem waren sie nur dieBefehlsempfänger/-ausführenden. VieleMale hatten sie wohl schon schlimmeVerbrecher hingerichtet. Sie mussteneinfach davon ausgehen, dass auch Jesuszu Recht zum Tode verurteilt worden war.Die "kleinen" römischen Soldaten warennicht die Richter; das war nicht ihre Aufgabe; sie kannten nicht dieHintergründe und hatten auch nicht den Fall zu untersuchen unddas Urteil zu sprechen. Daher erscheint es leicht nachvollziehbar,dass Jesus ihnen ihre Tat gerne nachsah.

Warum? Die Voraussetzung Unwissenheit war gegeben.

Seinen eigenen Landsleuten andererseits,den Juden, konnte Jesus bemerkens-werterweise offensichtlich bei seinerHinrichtung nicht vergeben. Sie hieltensich für Gläubige und hätten es, obwohl sieaus (verschuldeter) "Unwissenheit"handelten, besser wissen können und

Page 10: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

müssen (im Sinne der Redeweise"Unwissenheit schützt vor Strafe nicht")(Apg. 3:17; Joh. 9:41; 15:22, 24).

Damit sie Vergebung erlangen konnten,wurden sie später vom Apostel Petrus zurReue aufgefordert (Apg. 2:38; 3:17-19).Das wäre unnötig gewesen, wenn Jesusihnen schon bei seiner Hinrichtung

vergeben hätte. Aber bei ihnen konnte er es nicht!

Jesus spiegelte also Gottes Vorgehensweise in SachenSündenvergebung wider (Apg. 17:30). Und das sollten auch wir.

Vergebung ist immer an Voraussetzungen/Bedingungen geknüpft: Einmal ist es Unwissenheit (!), ein anderes Mal Geringfügigkeit (!!),ein anderes Mal Reue (!!!), die Vergebung begründet. Doch dieeigentliche Bereitschaft zum Vergeben ist nicht an Bedingungengeknüpft; sie ist bei Christen stets vorhanden.

Aber dabei bitte nicht vergessen: Bei Gott muss jede Sündegesühnt werden. Stets ist ein "Sündenbock", eine Grundlage für dieVergebung, erforderlich. Gott schenkt uns Sündern seine Güte nichtin der Weise, dass er Recht und Gerechtigkeit einfach unter denTeppich kehrt. Uns wird keine Schuld erlassen, ohne dass sie nichtauch bezahlt wird (2. Mose 34:7). Wie erfolgt dies?

Wir gehen nicht deshalb frei aus, weil Gott in Sachen Übertretungentoleranter geworden wäre, sondern weil er, strikt an seinerGerechtigkeit festhaltend, die unerlässliche Strafe für unsere Schuldauf Jesus gelegt hat (vgl. Röm. 11:22).

Und Jesus: Wir gewinnen ein völlig falsches, heutzutage aber sehrim Trend liegendes Bild von Jesus, wenn er so dargestellt wird, alsob er nicht am Recht interessiert sei, nicht an Strafe und Gericht,sondern nur an pauschalem Freispruch für alle. Eine solcheVerfälschung der Person Christi ehrt nicht seine Barmherzigkeit undGüte, sondern degradiert ihn zu einem Anarchisten. Jesus übergingnicht vor lauter Milde jede Ordnung, sondern er gab zurAufrechterhaltung von Gottes Recht und Gerechtigkeit sein Blut undLeben. Er war einer, der für die Ehre und Gültigkeit des GesetzesGottes am Holz starb, damit wir leben könnten durch den Glaubenan ihn (eine Bedingung!).

Page 11: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

Kein Gießkannenprinzip: Jesu Vergebung ist kein pauschalerFreispruch für alle.

Christus hat die Opfer schwerer Sünden also mit seiner Lehre nichtentrechtet. Er verwässerte seine Vergebungslehre auch nicht mitder Aussage: "Jetzt kannst du einfach großzügig vergeben." NEIN,er zeigte ihnen, z.B. gemäß Matthäus, Kapitel 18, ihre Rechte auf.Und er machte den Schuldigen und Tätern ihre Pflichten bewusst. Indiesem Kapitel wird durch Jesu Worte immer wieder der Wenn-Aspekt herausgestellt; er legte keinesfalls den Nachdruck oderSchwerpunkt auf ein KANN oder MUSS von bedingungsloserVergebung! Damit würde man seine Aussagen missdeuten. (LiesMatth. 5:23, 24; 18:15-17, 23-35; Luk. 17:3, 4)

Der Wenn-Aspekt wird aber von religiösen Führern oft unterdrückt.Opfer eines Ehebruchs, eines Mords, einer Vergewaltigung, einerSchändung, einer schweren Körperverletzung, von Verleumdungenetc. fügt man weiteres großes Leid zu, wenn man von ihnenerwartet, einfach vergeben zu können bzw. sogar zu müssen. Soetwas propagieren gerne Täter, z.B. Geistliche, die Kindermissbrauchen: Das schutzbedürftige Opfer soll still sein, den Mundhalten, schweigen und vergeben. Damit können es die Täter schönweitertreiben und werden nicht enttarnt: teuflisch!

Wie sich doch der Teufel freuen muss, wenn er sieht, wie ChristiVergebungslehre von Personen, die sich als Christen ausgeben,entstellt wird, Missetäter dadurch fast unmerklich bevorrechtigtwerden, sie quasi Immunität genießen und mit allen Rechten undPrivilegien ausgestattet werden! Kein Wunder, dass dies zuZwietracht und großem Leid unter "Christen" führt!

Was soll man z.B. voneiner Predigt haltenmit dem Thema

"Hegst du Groll oder vergibst du?"

Das Thema selbstsuggeriert schonfälschlicherweiseunterschwellig, dassunterlasseneVergebung mit Grollgleichzusetzen (!) ist.

Das ist unzulässigeSchwarz-Weiß-

Page 12: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

Malerei!

Durch eine derartigeDarlegung werden beidem Opfer nochzusätzlich zu seinemtiefen Schmerz Schuld-

und Schamgefühle geweckt. Sind denn wirklich keine weiterenMöglichkeiten und Alternativen außer Groll oder Vergebungdenkbar? Ist es denn nicht denkbar, dass jemand nicht vergibt unddennoch keinen Groll hegt?

(Unter Groll versteht man das Sinnen auf Rache, auf Vergeltungsinnen, es jemandem heimzahlen wollen.)

Nur ein Beispiel: Eine christliche Ehefrau mag ihrem untreuenEhemann nicht vergeben und sich von ihm scheiden lassen. Siemuss deshalb aber noch lange keinen Groll hegen. Der Herr JesusChristus gestattete es, diese Sünde nicht zu vergeben!

Man fragt sich: "Warum versuchen z.B. Verantwortungs-träger der Zeugen Jehovas die Vergebungslehre mit allerMacht, auf Biegen und Brechen, flach zu halten undOpfern die Kenntnis um ihre Rechte vorzuenthalten?Warum deckt diese Religionsgemeinschaft Älteste, die unbiblischlehren, man müsse einfach alles schnell großzügig vergeben? Wasmag der Grund sein?"

Ja, was mag nur der Grund sein? Vielleicht, dass es für eineOrganisation sehr praktisch und bequemer zu handhaben ist, wenneinfach alles schnell vergeben wird (bevor Peinliches undUnangenehmes groß an die Öffentlichkeit kommt)?

Geistliche Vorsteher tretenimmer wiederdahingehend auf, dass sieunschuldige Opferbedrängen, ihren Täternden schweren Schaden,den sie ihnen zugefügthaben, "einfach so zuvergeben", "ohne Wennund Aber" und ohne dassdie Täter durch ihreHandlungsweise zeigen,dass sie ihre Denkweisegeändert haben. Die Opfersollen den Täternvergeben, obwohl diesemit ihrer Handlungsweisewomöglich fortfahren. Die

Page 13: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

biblische Beweisführungzum Thema Vergebung zeigt eindeutig, dass niemand so etwasverlangen darf! Es wäre nicht schriftgemäß.

Um diesen Aspekt noch einmal klar auf den Punkt zu bringen,hier zwei Beispiele:

Keine Ehefrau würde ihrem Ehemann Ehebruch vergeben,wenn er sie gleichzeitig wissen ließe, dass er mit der Hurereifortfahren und weitermachen will, indem er z.B. sagt: "Ich werde aber weiterhin mit anderen Frauen meinen Spaßhaben, bis du mir vergibst. Du musst mir zuerst vergeben, erstdanach höre ich ,sicherlich´ mit dem Treiben auf." Absurd!

Ein Kinderschänder versucht vielleicht, sein kindliches Opferauf folgende Art und Weise gefügig zu machen: "Wenn du nichtmachst, was ich dir sage, und wenn du irgendjemand etwasdavon erzählst, bringe ich dich um! Du bringst keine Schandeauf mich."

Diese beiden Beispiele müssen doch für jeden Leser einesklarmachen: Würden die betrogene Ehefrau und das missbrauchteKind ihren Kontrahenten unter diesen Umständen sagen "Ichvergebe dir", so wäre das nur vorgespielt. Diese Worte kämen nichtaus dem Herzen, da sich ja beim Täter keine Veränderung derDenk- und Handlungsweise abzeichnete!

In beiden Fällen wird zudem den Opfern schamlos eingeredet, dasssie in Wirklichkeit die Schuldigen, ja die Bösen seien. So schnellfindet man sich als Unschuldiger in die Rolle des Beschuldigtengedrängt.

Mit einer verdrehten Vergebungslehreverlangen Religionsgemeinschaften vonverletzten Opfern, dass sie das "Als ob"-Spiel mitmachen. Das Opfer soll so tun,als ob alles zum Besten stünde,sozusagen den Schein wahren, ohne dasswirklich eine Grundlage dafür besteht.Würde das Opfer aber bei diesemmakabren Spiel mitmachen, so wäre das Schauspielerei, jaHeuchelei von seiner Seite.

Zusammenfassung

Missverständnisse und Verwirrung entsteht leicht dadurch, dassnicht deutlich zwischen der Bereitschaft zum Vergeben (einergeistig-sittlichen Grundhaltung, also einer Eigenschaft, auch alsVersöhnlichkeit bezeichnet) und dem eigentlichen Vergeben(einer Tätigkeit, einer Handlung) unterschieden wird, ja diese

Page 14: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

Begriffe fälschlicherweise synonym verwendet und in einen Topfgeworfen werden.

Wenn man den Unterschied jedoch beachtet, kann man JesuVergebungslehre durch folgenden allgemeinen Grundsatzausdrücken und zusammenfassen:

"Christen sollten sich geistig-sittlich immer durchVergebungsbereitschaft (= Eigenschaft!) auszeichnen. Undunabhängig von Häufigkeit und Schweregrad der Verfehlungenanderer sollten Christen dann auch tatsächlich vergeben (=Handlung!), wenn die Bedingungen/Voraussetzungen dafürerfüllt/gegeben sind."

Beispiele für von Tätern hoffentlich erfüllte Bedingungen sind:

Reue, Entschuldigung, WiedergutmachungUnwissenheitGeringfügigkeit der Verfehlung (Luk. 12:58, 59)Bereitschaft, selber anderen zu vergeben (Versöhnlichkeit)

Aber auch die Opfer sind gefordert: Vergebungsbereitschaft zuhaben erleichtert es ihnen, Zorn, Wut oder Groll zu vermeiden. Undtatsächlich zu vergeben fördert den Frieden und die Harmonie.

So sind bei Verfehlungen also Täter und Opfer betroffen undaufgefordert, ihre ´Last zu erleichtern´, indem sie der Lehre Jesufolgen (Matth. 11:28-30) und beidseitige Rechte und Pflichtenrespektieren. Wird aber einfach nur Vergebung propagiert, diedurch das Opfer erfolgen soll, dann ist dies eine Verzerrung derVergebungslehre Jesu und pseudochristlich.

Der oben formulierte Grundsatz spricht explizit sowohl dieHäufigkeit als auch die Schwere von Verfehlungen an.Vergebungsbereitschaft, diese ganz besondere christlicheEigenschaft, ist in jedem Fall die Voraussetzung dafür, denGrundsatz zu meistern (Kol. 3:13).

Nicht selten ist Geringfügigkeit eine erfüllte Bedingung, weswegensolche Sünden zugedeckt werden sollten (1. Pet. 4:8; Eph. 4:31,32). Die Vergebung einer nicht bereuten ernsten Sünde kannallerdings nicht eingefordert werden, auch nicht durch religiöseFührer.

Der Schlüssel zum Verständnis der Vergebungslehre Jesu

Page 15: Vergebung ohne Wenn und Aber? die vierte Wache · sagen: "Die Frage wurde doch ... dann wird es dir besser gehen." ... Jesus machte in ähnlicher Weise durch das gut bekannte

ist also die bewusste Unterscheidung zwischen

Vergebungsbereitschaft (Eigenschaft) undVergebung (Handlung) sowie das Erfüllen derVergebungsbedingungen (Reue, Unwissenheit,Geringfügigkeit).

Download

Vergebung-ohne-Wenn-und-Aber.pdf (890 KB)

* Die vierte Nachtwache (Matt.14:24) war die letzte Wache, bevor es hell wurde – die gefährlichste Zeit zum Einschlafen.