uhu-das herz gehört dazu

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Orbaha Chattensis (279) Ritter Thumbold, der verheddate Puschkin: Das Herz gehört dazu ! Mit spitzer Feder - jedoch vorwiegend heiter - durch alle schlaraffischen Gezeiten! Durchaus zärtliche und wohlmeinende, - jedoch nicht immer gelungene - Streicheleinheiten für ein: "kleines Spessart-Reych, abseits der großen Heerstraßen."

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Page 1: UHU-Das Herz Gehört Dazu

Orbaha Chattensis (279)

Ritter Thumbold, der verheddate Puschkin:

Das Herz gehört dazu !

Mit spitzer Feder - jedoch vorwiegend heiter - durch alle schlaraffischen Gezeiten!

Durchaus zärtliche und wohlmeinende, - jedoch nicht immer gelungene - Streicheleinheiten für ein:

"kleines Spessart-Reych,abseits der großen Heerstraßen."

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Zueignung!Die Burgfrau, welche Hedda heißt, hat mit viel Unternehmungsgeist,mit Hoffen, Dulden und Beraten geholfen, daß dies Werk geraten.Als Dichtermuse engagiert, sei ihr dies Buch drum - dediziert!Lulu von Herzen auch dem Recken, der mir Schlaraffia tat entdecken:Der Fexalozzi - tadelfrei! - kommt aus dem Reyche: "Drei - Zwei - Zwei!" Dem Paten Edisohn zum Schluß, dem „rector“ mit viel „spiritus“,dem Künder vieler hehren Worte sei hoher Dank von diesem Orte!

Achtung! - Vielliebe Leser,Schlaraffen hört! Nebenwirkungen:

Es wird gebeten, niemals mehr als höchstens zwei Fechsungen aus diesem Kompendiumhintereinander zu verkosten! - Nichtbeachtung kann zum vorzeitigen Ausfall aller Gehirnfunktionen führen! (No-flow-Phänomen)LuLu! Der Verfasser

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„Das Herz gehört dazu“ Inhaltsverzeichnis

A. Die schlaraffische Aufstiegsleiter01. Gedicht an die Dichter S. 0402. Gedanken eines Pilgers S. 0503. Pilgerpostille S. 0704. Szenen und Gestalten S. 0805. Junker- und Knappen-prüfung S. 0906. Sturm-haube und Junker-helm S. 1007. Protokoll einer Junkerprüfung S. 1108. Die Junkertafel fungiert S. 116. „Klangreich“ - ein neuer Ritter S. 2017. „Schmollis“ - „Nivello“ S. 2218. „Knösel“ - „Lauge“ S. 2319. „Vorwitz“ S. 2420. Erstes Auftreten als Ritter S. 2621. Dank an den Paten S. 2622. Penelopes Klage S. 2623. Martinsritter S. 2724. Erb-schlaraffe S. 2725. Costa - Brava - Song S. 3026. Ursippen - Feyer S. 3727. 70. Geburtstag S.3309. Engelchen - Sippung S. 1210. Junker-einkleidung (Litanei) S. 1311. Im Burg-verlies (Song) S. 1412. Bacchanal an der Junkertafel S. 1413. Nachtrat S. 1514. Vorspruch zur Ritterarbeit S. 1615. Ritterarbeit S. 1628. Historische Ursippenfeyer S. 3329. „Amati“ - „Knautsch“ - „Peer Salda“ S. 3530. Groß-Ursippen -Feyer S. 3631. Ehrenritter - Erkürung S. 3732. Das Duell S. 3833. „Romanzero“ stand Pate S. 3834. Metamorphose der Affen S. 3835. Knapp vorbei! S. 3936. Nicht-ambtliches Protokoll S. 40

B. Sippungen mit eigenem Thema 37. Der Herbst ist da! S. 4138. Lethe - Lob S. 4239. Lethe - Sippung S. 4340. Turney um die Proppen-Kette S. 4441. Hubertus - Sippung S. 4542. Rostra-schoner - Ballade S. 46

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43. Kammer-musik - Abend S. 4944. Adventsgeflüster S. 5045. Vor - Weihnachtszeit S. 5046. Uhu-Baumfeyer mit Minneturney S. 5147. Frost- und Kälte-Sippung S. 5248. Moderne Zeytten: „Orpheus . . .“ S. 5449. Spessarträuber S. 5650. Der Lenz ist da! S. 5751. Ordensfest S. 58

C. Orbaha Chattensis - Reych im Spessart52. Orber Stadtidylle S. 5853. Morgentliche Zeitungs-Lektüre S. 5954. Die Spessart - Burg S. 6055. Orber Sassenblüten S. 60 56. Willekum und Drumherum S. 6157. Einritte S. 6258. Unser Thron S. 6259. Wahlwürden S. 6460. Das Turney S. 6561. Schlußbetrachtung S. 6662. Unser Damenklo S. 6763. Randbemerkungen-Splitter-Mosaiken S. 67

D. Ausritte in andere Reyche64. Einritt in die hohe Moguntia S. 8565. Burg - Einweihung S. 8666. Turney in der Moguntia S. 8667. Pfeffernuß und Mandelkern S. 87 68. Erbwürden fungieren S. 8869. Ordensfest in Mainz S. 8970. Handkäs’ S. 9071. Romanze in „Mull“ S. 9472. Schöne neue Welt S. 99E. Die Sommerrlichkeit73. Vorstellung und Programm S. 10074. Vorüberlegung und Vision S. 10475. Begrüßung im Bus S. 105 76. Rhönfahrt S. 105 77. Epilog S. 10778. Am Angelteich S. 10779. Wien - Klischees S. 10380. Wien bleibt Wien! S. 81. Sendboten-Sendwisches-Gratululus S. 10582. Abgesang S. 10683. Kassemprüfung S. 113

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Sprüche – Toasta - Trinklieder

1. Gereimte Einführung 5 2. Lob des Bieres 8 3. Tresensprüche 34 4. Weiblichkeit 40 5. Wein 48 6. Allg. Trinksprüche 80 7. Wirtshaussprüche 94 8. Familie und Freunde 98 9. Leber-Reime 11410. Jahresfeste 11611. Fußballfans 13012. Parodie 13413. Gstanzln + Schnaderhüpfln 15014. Verse fürs Gästebuch

In eigener Sache und statt eines VorwortesEs sammelt sich zum Fechsungsreigen / und läßt nicht länger tot sich schweigen,was Jahr für Jahrung - passioniert! - / so ein Schlaraff' zusammenschmiert.Ein and'rer ist's, - ich weiß nicht - wer, / (- Wo krieg' ich seinen Namen her ? -)der solch' multipler Fechser-Chose / stellt treffend hier die Diagnose:

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01. Dichtung über die DichterWas so ein rechter Dichter ist, / macht Verse fast zu jeder Frist. Er reitet seinen Pegasus, / weil er nun einmal dichten muß. Drum wird er auch so selten fett, / denn morgens früh in seinem Bett, bevor ein and'rer kaum erwacht, / hat er schon ein Sonett gemacht. Terzinen werden eingetippt, / wenn er an seiner Tasse nippt. Verzehrt zum Frühstück er sein Ei, / macht er ein Triolett dabei. Wenn mittags er die Suppe ißt, / er löffelweise Jamben mißt; und wenn er seinen Braten kaut, / im Geiste er Trochäen baut. Tut weiter nichts auf dieser Welt,

/ drum hat er selten auch nur Geld. Dies kümmert ihn zu keiner Frist, / weil's auch ein Stoff zum Dichten ist. Hat er kein Bett, hat er kein Haus, / so macht er ein Gedicht daraus. Hat er ein Loch im Rock, im Schuh, / so stopft er es mit Strophen zu. Nichts ist zu groß, nichts ist zu klein: / Er sperrt's in seine Verse ein. Nur, was er nicht besingen kann, / das sieht er als ein Neutrum an. Der Frosch, der auf der Wiese hüpft, die Maus, die in ihr Löchlein schlüpft, der Käfer, der im Teich ersoff, / sind alle miteinander "Stoff". Was kühn sich in die Lüfte schwingt, / was tief in's dunkle Erdreich dringt, ob heil und ganz, ob kurz und klein, / in einen Vers muß es hinein.So zählt er seine Silben ab, / vergnügt bis an sein kühles Grab; schreibt immer noch 'nen letzten Band / mit altersschwacher Greisenhand. Wer so ein richt'ger Dichter ist, / benutzt auch noch die letzte Frist, macht eine Grabschrift noch zuvor, / und legt sich dann auf's Dichterohr.Die Leute stehen trauervoll / dann um sein Grab und schauervoll. Ein jeder denkt sich, was er will, / doch meist: "Ein Glück! - Jetzt ist er still!"

(So steht es hier von Meisterhand, was weiter folgt, ist leider - Tand!)

A. Die schlaraffische AufstiegsleiterBeschwerlich, holprig und auch lang / ist der schlaraff'sche Werdegang ! 02. Gedanken eines Pilgers nach seiner ersten Sippung."Pilger" sind Menschen aus der normalen - der "profanen" - Welt, die interessehalber schlaraffische "Sippungen" besuchen, die schließlich - durch die Vermittlung eines "Paten" - nach Anmeldung zur Aufnahme als nunmehrige "Prüflinge" gewisse, nach Spiegel und Zeremoniale vorgeschriebene, Aufnahmerituale: "Kugelung", "Einkleidung", sowie unter der Zucht des "Junkermeisters" als "Knappe" und "Junker" den schlaraffischen Werdegang durchlaufen wollen. Nach einem feyerlichen Ritterschlag finden sie als "Ritter" schließlich ihren Platz an der "Rittertafel."

Hoch sitzt ein Vogel auf dem Baum, / nichts regt sich im Gefieder.An seinem Rücken hängt ganz stumm / ein Kordelstück hernieder. Das riecht nach "Deus machina" /

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und nennt sich also - "Orbaha"! 'ne Schnur mit einem Uhu dran! / Das fängt ja wirklich heiter an. Ganz sicher ist es ein Symbol / und soll etwas bedeuten: Daß Weisheit sich verbreiten mag / hier zwischen diesen Leuten. Ein bißchen Nostalgie gibt's auch, / und schrecklich viel Zigarrenrauch verhüllt mit seinem Nebel / den Flitterwams und Säbel. Gar weit soll'n sie verbreitet sein, / am Meeresstrand und auch am Rhein.Vielleicht sogar bis Lille! - - - - - ? Sie schöpfen aus der "Lethe" Kraft, doch viele trinken Apfelsaft,von wegen der Promille! - - - ? Geredet wird gar viel daher, / und viel ist auch Geflunker. Der Ritter sitzt an einem Tisch, / am andern hockt der Junker. -Ein bißchen fremd sitz’ ich noch da, / bin auch noch nicht entflammt: Das Ritual ist sonderbar / und wenig angestammt. Und Skepsis packt mich armen Wicht: / Soll ich das machen - oder nicht? In Tand mich hüllen, gleich der vielen, / und montags den Bajazzo spielen? Doch halt! Von dem, was die gesungen, / war doch das meiste recht gelungen!Beeindruckt hat mich doch fast alles, / von "Edisohn" bis zum "Kann-alles"! Und meinem Aug' war kaum zu traun: / Ein Ritter stand gar "upside down"! Der Vortrag hätt' - ich muß es wissen - / den Shakespeare selbst vom Stuhl gerissen.Der Komödiant war ein Genüssler: / hätt' Hamlet umgeschrieben für „Kopf-füßler“! - Der Uhu seine Schwingen hebt / und spreizet das Gefieder. Es ist, als ob er plötzlich lebt, / erschauernd spürst du's wieder. - Sein Aug' kühn in die Runde schweift, / im Herzen eine Fechsung reift, - zur Kehle dringt schlaraffisch’ Lied ! / Doch nur, wenn man die Kordel. . . ZIEHT !

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03. Pilger - PostilleHochedle Ritterschaft allhier / und Sassen dieses Reyches! Es findet sich im weiten Rund, / auch nicht entfernt - ein gleiches. Als Pilger nur und Randfigur / und auch nach langem Ritte, per „Stinkroß“ über Aufenau / tret' ich in Eu're Mitte. Der "Willekum", - das sei gesagt / und fast berührt's mich schmerzlich, war mehr, als ich verkraften kann / und ohn' all Maßen herzlich. Ein warmes Licht entzündet ward, / wo's kalt und uhu-finster, und dafür dankt Euch allen sehr: / Der Pilger aus Salmünster. - Besond'ren Dank, besond'res Lob, / die Worte sind kein Hohn, gebührt dem edlen Dreigestirn / hier vorne auf dem Thron.nie gehörtes schönes Wort! / Gleich einem wahrhaft güldnen Hort,huldreich zu hohem Lohne, / wirst du bewahrt beim. . .Throne! - Dort findet man - o Träne quill! / Schlaraffias schönste Blüte. Sie zeichnet sich durch Wohltun aus / und absolute Güte. Ein Strom von gleißend hellem Licht / auf uns herniederrauscht. Stumm steht der tumbe Rittersmann / und lauscht und lauscht und lauscht! - Aus gleichem Grund, - so laßt mich hoffen - / dem Junker steht der Mund auch offen.Der Pilger greift nach seinem Stab, / erschüttert bis hinein in's Grab. So wirken Knautsch und Biberschwanz / und flechten einen bunten Kranz unsterblich schöner Worte, / an diesem hehren Orte. - Allein jedoch! Ich möchte weinen, / o welches Glück: Ich habe einen! Ich habe einen, welche Gnade: / Es ist mein lieber, guter Pate!Vom Himmel wie herabgestiegen, / könnt’ ich doch keinen bess' ren kriegen. - Des Überschwanges bin ich voll, / gleicht er auf's Haar doch dem Apoll! Den Paten, den ich hier nun fand, oh! / tausch’ ich nicht mal mit Marlon Brand-o! Aus seinem Mund der Strom der Rede / berauscht uns wie ein Faß voll Lethe.Sein Wort, es ist wie Honigseim, / sein Geist fängt uns wie Fliegenleim. - Er ist hier zwischen Main und Fulda / ganz schlicht und einfach: "non plus ultra!" Doch laßt mich ohne Umschweif' wagen, / mit wenig Worten noch zu sagen,bevor ihr euch mit Lethe labt, / wen ihr in mir nun vor euch habt:Es ist halt wahr, die Nase rümpft sich, / der Kerl ist klar schon. . . über Fünfzig. - Die jungen Leut' sind da recht eisig: / Sie trauen keinem über Dreißig. Und daraus resultiert nun eben / die Diskrepanz in meinem Leben. Es ist die Weisheit zwar nicht schlecht: / Nur der, der jung ist, der hat recht! Doch lauert später dann die Falle, / denn mit der Zeit wer'n älter. . . alle!Und das ist mir ein schöner Trost. / Ich heb’ mein Glas und sage Prost! - So nebenbei und unverfänglich / geb ich dann noch ein bißchen Englisch und achte drauf, zum Wohl des Ganzen, / daß and're Leute auch brav tanzen. - Doch paßt das hier nicht richtig rein. / Es geht ja um's profane Sein.Privat, da bin ich wirklich „in“, / weil ich so gut verheirat' bin. - Die Burgfrau mein, sie lehrt Latein, / parliert auch trefflich russisch,und wenn sie etwas von mir will, / ihr ahnt es schon: Dann muß ich! Viel Spielraum bleibt da wirklich nicht, / bei dieser "Milden Sorte", und wenn man nicht von selber schweigt, / dann fehlen ei'm die Worte. Dies will ich aber jetzo tun, / verlier’ sonst die Kontrolle. Ich hoff'’, es gibt mir einer mal / von euch die "Blaue Rolle",

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damit zu Haus' ich, dann und wann, / von euch ein bißchen lesen kann, denn nur intime Kenntnis / befördert das Verständnis! - Zwar bin ich schüchtern und gehemmt, / so ganz im Innern auch verklemmt,doch, wenn ich hier was lesen kann, / dann bin ich wirklich euer Mannund werd' mit Faltenknitter / als Greis doch noch . . . ein Ritter!

04. Gestalten rund um Thron und JunkertafelEin Knappe find' in unsern Reychen / gewöhnlich selten seinesgleichen, tritt meistens nur vereinzelt auf / und hindert kaum mal den Verlauf . . des Sippungsreigens hier im Spiel; / ringt angestrengt um sein Profil. Doch fürchtet er des Meisters Knute / und hält drum meistens seine Schnute.- So ist der Knappe stets sehr brav, / blickt aus der Wäsche wie ein Schaf.Das kommt daher, bei Licht beschaut, / weil er so recht sich noch nicht traut.Er mault nicht, droht noch nicht dem Thron, / gehorcht der höh'ren Instruktion, gibt Pfötchen, weil man ihn dressiert / und folgt der Sippung int'ressiert. Im Kreis der Ritter wird er rot, / wirkt sehr geschamig und devot, macht einen Diener, zieht den Hut, / gibt kaum sich mal als "Tunichtgut".Er sabotiert nie Throngeschäfte, / küßt Junkermeisters Stiefelschäfte, grüßt untertänigst den UHU, / und macht auch nie die Augen zu, wenn auf dem Thron der „Biberschwanz“ / beginnt den Einritts-Firlefanz. Mag's ihm im Innern noch so grausen, / er lächelt höchstens still nach außen, denkt sich verstohlen seinen Teil: / Gut' Ding muß haben "Lange-weil’"! Auch alle andern Hochgestellten, / die lobt er stets und tut nie schelten, bewundert ihre Sterne, Litzen / und wie sie stramm hier vor uns sitzen. Wenn „Buna“ blinzelt in die Runde, / beginnt das Ritual der Stunde.Der ist, so hat man mir berichtet, / nicht nur "erleuchtet", auch "belichtet",schürft tief und gründelt viel herum, / mit philosophischem "Brumm-Brumm". Doch muß ein Prüfling sich nie schämen, / er ist auch geistig hart im Nehmen, begreift den Inhalt "ideell", / und langsam wächst . . . ein dickes Fell.Des „Lauges“ Nuscheln in den Bart, / das findet "norddeutsch" er und "smart".Doch, wenn der „Kantzel-lar“ tut walten, / dann muß er schnell auf "Hessisch" schalten. - Wenn „Un'-er-kann-'t“ das Szepter schwingt, / es ihm beileibe auch nicht stinkt.Denn dessen riesengroßer Schnauzer / verschluckt die meisten seiner "Gauzer",mit denen, pfeifenrauch-geschwängert, / enorm die Sippung er verlängert.Und „Schribbes“ Köpenicker Platt, / dem zollt er schließlich auch Rabatt,weil der als Schulrat, - prüfungsgeil - / bedroht der Knappen Seelenheil. Zwar prüft der gnädig meist und kurz, / doch bohrt er auch nach manchem Furz,der ihm konstant - der Prüfling schwitzt - / in der Schlaraffen-Birne sitzt.Doch fragt ihr hier jetzt in dem Kreis, / woher ich dieses alles weiß,ob's mir der UHU zugeraunt, / was ich hier heut' hab ausposaunt. - Beileibe nicht! - Schlaraffen hört! / Was mich besonders hier betört: Es sind - man kommt da nie in's Wanken - / gleich stets die Köpfe und Gedanken.So fahren wir auf uns're Weise / schlaraffisch Orber Kleinbahn-Gleise. Im warmen Burgmief - abgeschieden - / fühl'n wir uns wohl und sind zufrieden und warten auf die Einritts-Recken, / die fechsend uns ein Licht aufstecken. Man sitzt hier gut, bequem und heiter / und gibt die Fechsungsliste. . . weiter! Viel’ Einritts-Gäste hier im Saal! / Da tret ich auf . . . beim nächsten Mal! So geht auch keiner von uns baden. / Warum? - Man kennt den Orber Laden. -

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Der Thron bringt jede Sippung rum, / mit Reden und Brimborium. Drum leuchtet uns Orbahas Stern, / und alle Sassen kommen gern. Daß auch der Prüfling heimisch werde / und sich als Aktivist gebärde,das wünscht so frei sich und so frank: / Der „Thumbold“ von der Hinterbank!

05. Junker- und KnappenprüfungBeschwerlich ist sie und auch bitter, / die Ochsentour zum Orber Ritter!Das eit'le Streben stört hie-nieden / gar oft des Menschen Seelenfrieden.Statt sich zu ruhen und zu pflegen, / eilt "Höh'ren Zielen" er entgegen.Gibt's wo 'ne Laufbahn oder Leiter, / sucht er Erfolg und möchte weiter.Die Konkurrenz gilt's zu zerschmettern / und Stuf' um Stufe hochzuklettern, bis man - hierarchisch, souverän - / auf einem Vorzugsplatz kann steh'n. Dies gilt profan, wie ihr wohl wißt, / doch auch, wenn man Schlaraffe ist. Will man zur „Ritter-Creme“ zählen, / dann heißt's zuvor, sich tapfer quälen, das Kreuz zu buckeln, auch viel schmieren, / um Thron und Reych zu imponieren. Stets soll man immer brav sich ducken, / bescheiden sein und niemals mucken, nicht großes Wort im Munde führen, / des Junkermeisters Knute spüren. Dem UHU muß man Treue schwören / und 's Protokoll vom Vorwitz hören. Ja, selbst an ganz normalen Tagen, / da heißt's hier Schlips und Kragen tragen, was leider meist voraus noch setzt, / daß man den Hals mit Wasser netzt. Man soll mit „Fechsen“ sich abplagen, / man darf noch nicht mal "Sau" hier sagen! Spricht lang der Thron, heißt's Anteil nehmen, / wenn „Thumbold“ spricht, diskret sich - schämen. - Und Neidgefühle sind verbannt, / sieht man „Amati“, . . . braungebrannt!Verboten ist's, sich zu mokieren, / die Knute dafür akzeptieren. - Auch muß man sich hier angewöhnen: / den üblen Brauch, daß sie ei'm pönen, muß standhaft schweigen, selbst im Suff, / von Clinton, Rühe, Papst und Puff. Auch Scharping, Schröder oder Kohl, / erwähn’ man nicht als Haus-Idol! Fischer, Rau: - - die ganze Reihe, / erzeugt vereinte Schmerzensschreie. Ja, selbst der Heider, der Filou, / ist im „Orbaha-Reych“. . . tabu!Stattdessen hat man euch gelehrt, / daß man die Thronbesitzer ehrt, das Haupt stets beugt und auch das Knie, / so hat sie's gern, - die Hierarchie! Ist eine „Herrlichkeit“ zu seh'n, / so sollt vor Ehrfurcht ihr vergehn. Mit Staunen sollt ihr sie erblicken, / und euer Kopf soll brav nur nicken.Auch spieg'le sich - so will's der Brauch - / im Glanzesblick und Wangenhauch, daß ihr des Augenblickes Größe / verspürt im Mark und im Gekröse. Auch hattet ihr die große Chance, / zu üben, daß die Contenance, die Distinguiertheit und Noblesse / die Junkertafel nie vergesse. - Dies alles habt ihr absolviert / und sehr viel Herzblut investiert. Und dennoch prüft man euch, ihr Armen, / mit nichten zeigt der Thron Erbarmen. Und der Chronist fragt konsterniert: / "Habt ihr am Ende nicht - - geschmiert? In all den Branchen der Region / hilft heut' ein bißchen Korruption. - Die Spitze in der Szenerie, / die hält die Pharma-Industrie. Auch hört man ständig wieder mal / von einem tollen Bau-Skandal, und wohlbekannt ist allen jenen: / Der Gummi läßt sich prächtig dehnen! Wo Gummiwaren sind im Spiel, / da hält man von Moral nicht viel.Da's nun zu spät, frag ich vermessen: / Habt ihr das Schmieren ganz vergessen? Wer heut' nicht schmiert, der ist verloren, / und wär' er noch so hoch geboren,

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denn selbst dem „All-Schlaraffen-Rat“, / dem schmiert man Honig um den Bart! Nach diesem Vorspiel, dem infamen, / steigt ihr zu Recht nun in's Examen. Man spießt euch herzlos an die Angel, / und dreht euch eiskalt durch die Mangel. Mit Stoßen, Schlagen, Drücken, Pressen / wird nun im Hirn das Schmalz gemessen, und mit Methoden, harsch und roh, / prüft man schlaraffisch das Niveau. Bei solcherlei Examens-Frust / bewegt doch Mitleid meine Brust.Verstört frag ich und aufgebracht, / ob ich zu viel euch vorgemacht ?Stimmt nicht, was hier am Anfang steht, / und was euch an die Nieren geht ?: <Beschwerlich ist sie. . . und auch bitter: /die Ochsentour zum . . .Orber Ritter!>

06. Von der Sturmhaube zum JunkerhelmDer Jahre zween sind nun dahin, / seidem ich bei euch Knappe bin. Es hat - weiß Gott - mich nie gereut, / denn ihr wart immer prima Leut.Und geh' ich jetzt zu dieser Stunde / als Knappe fort aus dieser Runde, so kehr ich gleich mit neuem Hut / zurück zu euch, - das find' ich gut! Doch wie derselbe auch beschaffen, / der Hut allein - macht kein'n Schlaraffen.Der Wilhelm Tell, der wußte schon: / Mit Hut wird keiner zur "Person". Und saß der Tell auch in der Klemme, / er konnt' den Hut für voll net nemme.Auch wird im Reych manch’ Musensohn / nicht deshalb zum Chamäleon,wenn er - von seinem Wert berauscht / auch öfters mal den Kopfputz tauscht. Er tut's der eig'nen Schönheit wegen, / und nicht, um Neid bloß zu erregen.. Indem für sich er macht das Beste, / grüßt er auch eingeritt'ne Gäste, tut kund dabei den eig'nen Sassen, / daß er „Hans Dampf“ in allen Gassen.So zaubert er auf seinem Throne / gleich ganz verschied'ne „Edisohne“. Viel' Hüte stehn ihm zu Gebot, / doch nur ein einz'ger Kopf tut not, total die Umwelt zu beglücken, / weiß man verschieden ihn zu schmücken. - Am „Knautsch“ hat drum der Neid genagt. / So manchen Ritt hat er gewagt,um von Naun'heimbischen Schlaraffen / 'nen Ehrenhelm sich zu verschaffen. Seitdem blitzt er als schwarzer Ritter / vom Thron herab wie ein Gewitter.In seinen Zügen glüht ein Schein / von Dracula und Frankenstein. -

So ist doch mancher drob entzückt, / was man auf seinen Kopf ihm drückt.Schon Väter kannten diese Stelle / der Eitelkeit für alle Fälle. Die Hauptsach' wär das Überdach, / der Kopf darunter . . .Nebensach'! - Ob Narrenkappe oder Fez: / Es muß ein Deckel auf 'n Deez ! Die Kopfbedeckung würdig schützt / das bißchen Schmalz, das drunter sitzt. Sind gar noch „Ahnen“ drangesteckt, / wird klar ein Fechsungs-Intellekt.Ganz deutlich zeigt sich UHU-Nähe, / und daß das Hirn sich dabei . . . blähe. Hoch auf des Kopfes Einsamkeit, / da thront die wahre Männlichkeit. - Emanzen knirschen mit den Zähnen, / weil sie den Männerwahn hier wähnen. - Sei's der Kopfschmuck der Indianer, / war's die Mütze der Primaner. Was früher eine Königskrone, / ist heut' der Sturzhelm von dem Sohne. - Es schafft der Glatzkopf bei der Maid / durch ein Toupet sich Männlichkeit. Was der Kamm ist für die Hähne, / ist für Hippies . . . ihre Mähne,und Pomade für den Stenz, / das sind Chiffren der Potenz. - Was dein'n Kopf ziert, merk es wohl, / ist allemal ein Sex-Symbol! - Die Väter vom Schlaraffenbrauch, / die kannten dies Mirakel auch, bedeckten drum, ihr könnt es glauben, / Schlaraffenköpp' mit Helm und Hauben.

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Bist als Schlaraff' du noch so zackig, / hast du kein'n Helm, dann bist du nackig!Und dieser Helm macht erst was her, / ist er von Gold und Silber schwer.Und stolz erst zuckst du mit den Wimpern, / klingt um dein'n Kopf ein leises Klimpern. „Mein“ - Kopf ist nicht schwer, / ist zur Gänze fast . . . leer!Es ist wie verrammelt, / nichts bimmelt und bammelt!Nun hab ich's erkannt: / Ich bin fast noch „ent“mannt!Doch hängt's in letzter Konsequenz / wirklich zusammen mit der Potenz ?Nun gut: - Potenz nach jedem Gesch-MACK! - Der eine hat sie im Kopf, der andre hat sie - - - anderswo !

07. Protokoll einer Knappenprüfung Die Sippung dreizehn, fünfunddreißig, / die sieht den „Thumbold“ wieder fleißig.Die Nacht war kalt, das Wetter mies, / als man zur Knappen-Prüfung blies.„Sprengelfürst“ und „Wetiflar“, / auch „Ob-der-Dill“ war heut' mal da. Ein „Barbarosse“ angekommen, / von „Tarimundis“ mitgenommen.Bald war die Burg genügend voll, / des Herolds „Krongold“ Wort erscholl,lud Knappen und die Junker nur / hinaus in unsern Treppenflur, welch-selber vornehm "Vorburg" heißt. / Es lebe unser Kastengeist! Besinnlichkeit herrscht dann im Saal, / beim Lied vom hohen Ideal.Zum „Knappen-Prüfungs-Vor-Rapport“ / nahm drauf der Sprengelfürst das Wort.Behaust zu sein zu schön'rem Leben / sei Knappen-, Junker-, Ritterstreben.Man hause still und ungestört, / bis daß des Uhus Ruf man hört.Dann folgt man dessen breiten Schwingen, / die zu des Reyches Burg uns bringen,und schön'res Leben kann erhoffen, / der, der von Uhus Blitz getroffen. Wer dieses will, dem wird's gegeben, / so einfach ist Schlaraffen-Leben!Bis hierher hatte die Funktion, / nein, nicht der große „Edisohn“.Ganz souverän, mit Eleganz, / fungierte heut' der „Biberschwanz“. Als ellenlanger "Redefroh" / trägt er das "Gelbe-Thron-Trikot",und selbst allein auf weiter Flur / beflügelt er die Konjunktur der schönen Worte mit viel Blasen / und tut mit Phrasen kräftig aasen,worüber Reych und Sassen froh, / weil jeder ohne Obligo, braucht nur noch sich zurück-zu-legen / und Geist und Hirn nicht zu bewegen.Wir grüßen dankbar ihn und heiter, / weil wieder er ein Jährchen weiter.Nachdem der erste Teil gelungen, / hat „Buna“ 's Szepter nun geschwungen.Man spielte das Ehé-Lied auf, / dann nahm die Prüfung ihren Lauf.Der Junkermeister beim Rapport / lobt seine Knappen immerfort,bescheinigt ihnen höchste Reife / und nennt beileibe keinen . . ."Pfeife"! Der Schulrat nun mit ernster Miene / legt beide auf die Guillotine,doch braucht’ sich keiner heut' zu grausen, / das Fallbeil wird nicht niedersausen,weil die Adepten mit Bravour / bestanden ‘s "Uhu-Abitur". - War dann der Prüfungsstreß vorbei, / dann ward belohnt die Fragerei. Die Räte wispernd rum sich wandten, / und riefen fröhlich dann: „Bestanden !“ Doch sag ich frei und hinterher, / die Fragen waren schrecklich schwer,und der Chronist bekennt vor allen, / er wär wahrscheinlich durchgefallen.Das Reych, es seufzt erleichtert auf, / das Spiel nimmt weiter seinen Lauf.Doch griff ich blaß mir an das Mieder: / Macht bloß sowas so schnell nicht wieder!Die Sippung 13 - 35, / die sah den „Thumbold“ wieder fleißig. Nun ist das Reych vom Zuhör'n matt / und froh, daß er's beendet hat.

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Erleichtert denkt auch er an Ruh', / Ehé - Schlaraffen, und . . . Lulu!

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08. Die Junkertafel fungiert.Hört her, Schlaraffen, und gebt acht, / heut wird's mal anders

rum gemacht:Heut hören wir kein Throngeschwafel, / Nein, - heut regiert die

Junkertafel!Bescheid'ne Leut, ohn’ alle Zier, / mit stets geöffnetem Visier,doch sehr oft ausgesetzt dem Zorn / gekränkter Herrlichkeit -

hier vorn!Da wirft man vor - ohn' allen Grund - / sie hielten nicht beizeit'

den Mund.Mal wären sie zu laut beim Singen, / mal tät der falsche Vers

erklingen.Und fühlt sich "Herrlichkeit" verhöhnt, / sie schnell den

Junkermeister pönt!Man streicht, massiert und „knautscht“ gar nobel / aus ihm den

letzten Rosenobel.Dies kommt dem Armen wirklich . . .teuer, / weil unabsetzbar

von der Steuer. -Auf keinen Fall ist diese Tat / die feine, angelsächs'sche Art!

Und Angriffs-lust, die schnöd-perverse, / auf uns'res Junkermeisters Börse . . .

ruft gleich die Junker - ohne Rest / in Helm und Harnisch zum Protest.

Zwar fehlt die Rüstung, - nicht der Mut! -(Man hat nur einen „Klunkerhut" / dem Junker auf den Kopf

getut.)Doch allen sei es eine Warnung: / Es ist dies nur geschickte

Tarnung,weil unterm Helm und unterm Schopf, / in eines Junkers ed'lem

Kopf,vom Hut gar spärlich nur bedeckt, / enorm viel Geist und Wissen

steckt!Und wenn der Geist sprüht Witz und Feuer, - dann ist die

Wirkung ungeheuer,und manchen Ritter, - - ungelogen! - - / hat er dann schon zur

Flucht bewogen.So ist ein Junker doch fürwahr / von innen und von außen gar.Vom Knappen nimmt man dies nicht an, / drum sieht man ihm

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09. "Engelchen-Sippung"(In einem Spiel wird gezeigt, wie ein Ritter die schlaraffische Karriere-Leiter rückwärts gehen - und als Pilger nochmals von vorne beginnen muß).

Orbaha grüßt - wie immer - froh, / was eingeritten auf Popo. Im milden Chrom- und Lackgefunkel / ward kund uns, - wenn's auch draußen dunkel am Aufgebot von teuren Schlitten, / daß keiner sich hat "wund" geritten. Auf weichem Plüsch und zartem Samt / ihr alle wieder zu uns kamt:Drauf laben wir wie eh und je: / mit lautem Jubel ein Ehé! Bedenkt mal, wie in früh' ren Zeiten / gar sehr beschwerlich war das Reiten. Als das, was ihr heut mit Verachtung / bloß "Stinkroß" schimpft in jeder Nachtungein lebend Tier mit Haut und Haar / und Beinen - statt vier Rädern - war.Nur ein PS tat damals schnaufen, / wo heute hundertsechzig laufen.Vielleicht wär, wer uns Achtung zollt, / so gar nicht hier, wie er's gewollt! Und die Orbaha, heut noch munter, / an geist'ger Inzucht ginge unter. - Drum sei mal Dank der Motorkraft, / die uns stets liebe Gäste schafft.Ein laut’ Ehé‚ mit kräft'gem Schall / dem Daimler und dem Benze Karl! Wer ähnlich hoch steht hier im Saal, / der fährt vielleicht noch "Admiral".Nur Knappen, Junker und die Sort' / zwängt sich in "Opel" oder "Ford".Doch, wie zusammen kommt die Gruppe / ist letzten Endes völlig "Schnuppe".Schlaraffias Geist, so will ich meinen, / kann alle "Typen" wieder einen.Drauf laben wir, wie eh und je, / mit lautem Jubel ein Ehé !Wir grüßen euch, ihr teuren Recken, / im Vordergrund und in den Ecken! Die Junkertafel soll heut sippen! / Es war ein Stoß in uns're Rippen. So ha'm wir uns denn aufgemacht / in dieser Ju-Schla-Sippungsnacht und haben nicht ganz ungeniert / den Thron - hier oben - occupiert. Drauf laben wir wie eh und je / mit lautem Jubel ein Ehé! - Was uns bewegt in dieser Stunde / sei dargebracht der Sassenrunde in einem Spiel - ohn' Perfidie, / gepfeffert nur mit Ironie! Ein bißchen verfremdet, - ein bißchen verkehrt, kurzum modern, / wie's die Kunst heute lehrt.Geheiligter Brauch der schlaraffischen Welt, / mal diametral auf den Kopf gestellt,sei das Motto der heutigen Junkernacht! / Weh dem, der was krumm nimmt; es wird nur gelacht! - Schlaraffen hört! O höret und seht, / wie's Zeremoniell heute rückwärts geht: Seit alters her wollen schlaraffische Herden / möglichst im Handumdrehn "Ritter" bald werden. - Wie die Lemminge tuen ihr Trachten und Dichten / sie einzig auf dieses Ziel hin - ausrichten. Sie seh'n sich - kaum daß sie dem Uhu genaht - / mit Helm nur noch - und im Ritterornat. - Doch ist dann der Gipfel im Sturmlauf erklommen, / der begehrte Ritterplatz eingenommen, folgt schnell auf die pränumerande Eile / post festum die größere Langeweile . . . - Mantel und Helm werden allgemach speckig, / mottenpulvrig, - verknittert - und dreckig. - Wenn stumpf noch und glanzlos die "Ahnen" am Ende, / erfolgt dann bei manchem die große Wende . . . usw. usw.

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10. Knappeneinkleidung - ( Eine sorgenvolle Litanei). Die Knappenschar nach altem Brauch / trägt keine Rüstung auf dem Bauch.Schlaraffisch ist sie kaum im Bild, / geht ohne Leine - fast noch wild.Gäb’s Junkermeister hier mitnichten, / nur Unheil folgte diesen Wichten.Ganz ohne Ahnung - allemal / vom Regelwerk des Cer’monial,so irren stolpernd sie und dumm / im Reych und Uhuversum rum.Sie kennen nicht des Schulrats Strenge, / nicht Pön, Duell und Handgemenge.Und wär der Aufstieg nicht zuvor, / dann legten sie sich gleich auf’s Ohr.Jedoch, man hält sie am Schlawittchen, / sonst wär’n sie oft im nahen Kittchen.Schlaraffisch heißt’s zwar Burgverlies / doch woher soll’n sie wissen - dies ?Der mit der „Knute“, gern unflätig, / wird nur aktiv, beredt und tätig,wenn Einrittsgäste hier am Thron, / wie’s artig ist und Tradition,hervorziehn aus diversen Taschen / Präsente in Gestalt von Flaschen.Und wenn im Reych noch Rührung waltet, / der Thron den Dank noch ausgestaltet erfolgt nach Junkermeisters Blicken / nah an der Tür ein Stühle-rücken. Und schon springt auf ein „Junkertafler“, . . . ein ausgekochter „Süßholz-Schwafler“,und kurz danach, trotz viel Gezisch, / ha’m DIE die Flaschen auf dem Tisch. Und so, als wär’s ein Monopol, / wird für den Nachwuchs Alkohol,viel schneller als ein Ritter denkt, / zur Junkertafel hingelenkt. -Ob man dies akzeptieren kann, / frag ich bei Reych und Rittern an,daß ungeniert man preßt frivol / die Jugend hin zum Alkohol ?Vorm Burgverlies, da thront inzwischen, / trotz der Proteste und dem Zischenin episch-meckelburg’scher Breite / und unschuldsvoll wie weiße Kreide,dem Bhudda gleich, mit treuem Blick, / der, welcher ausgekocht den Trickund nun mit breitem Kreuz verdeckt, / was tief im Burgverlies versteckt.So bleibt geheim, - weil er nicht mager - / ein ganzes Spir’tuosen-Lager,das unablässig - hinterm Rücken - / ihn und die seinen tut entzücken.Weil dergestalt versperrt (man fass’ es) / die Zugangspforten des Gelasses,welchselbes, was uns mag verdutzen, / als Strafanstalt längst ohne Nutzen.In heut’gen liberalen Zeiten / mag Zucht und Anstand zwar entgleiten,doch - daß die Kittchen unbemannt, / ist sonst bei uns hier nicht bekannt.Nur hier im Reych, was kaum zu fassen, / liegt dicker Staub in den Gelassen,und Spinnen bauen ihre Netze / ganz offen zwischen Lethe-Schätze.Derweil - geschenkte gute Lagen / verwöhnen „Grünen Jungs“ den Magen,die - statt zu lernen und zu büffeln - / an Rotwein tun herum bloß schnüffeln und dann zum Schluß nach vielem Tanken / aus unsern Burggemäuern wanken. - So tut der Alkohol hinraffen / den jungen Nachwuchs der Schlaraffen.

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Und Orb, statt Kinderheilanstalt, / braucht bald ‘ne Trinkerheil-anstalt! - Schlaraffen hört und laßt euch bitten, / wenn so verkommen unsre Sitten,wie hier zu merken und zu sehn, / was soll „nach uns“ dann bloß geschehn? - Wer wird die Rostra noch besteigen? / Wer wird’s nach uns dem Thron noch zeigen? Wer wird dem Uhu Achtung zollen, / und diesen Nachwuchs prüfen wollen ?Und ob dies nicht ein Gaudium, / bei diesem Alkohol-Konsum ?Drum bin ich - eh’ Verderben droht - / für striktes Alkoholverbotfür jenen Tisch am untern Ende. - / Nur so bekommen wir die Wende!>Alkohol’sche Gästespende / gehört fortan in Ritter - Hände !<Wir müssen uns zusammenketten, / um uns’re Jugend noch zu retten!

11. Verfasser wurde daraufhin ins Burgverlies gesperrt und erhielt seine Freiheit erst wieder, nachdem er singend um Gnade gebettelt hatte. –Auf die Melodie des Gefangenenchores aus „Nabuko“ brachte er folgenden „Song aus dem Burgverlies“ zu Gehör:„In des Lebens späten Tagen - ist das Glück von mir entflohn, Wahrheit wagt’ ich kühn zu sagen, - und die Ketten sind mein Lohn. - Ach, ihr Uhus, ach fleucht doch hernieder! - Schaut dies böse frivol-hafte Treiben euch an! Gebt dem ehrbaren Thumbold die Freiheit doch wieder, / kriegt die unsagbar ruchlosen Frevler bald dran! Hier im Kerker, da schmacht’ ich, verlassen, verbittert! / Im Gewahrsam von Räubern, die abgebrüht. - Und so bitt’ ich denn gramvoll zerzaust und zerknittert: / Erweicht doch dem gern-großen Theo sein finst’res Gemüt!Laßt mich raus aus den Gittern und finsteren Mauern! - Hier gibt’s zuviel Lethe - und meistens kein Brot./ Von mir aus - könnt ihr weiter auf Throngaben lauern / und so sauft bis ihr hinsinkt im letzten Bankrott!“

12. Bacchanal an der JunkertafelDieser Fechsung lag ein schrecklicher Traum zugrunde, den der Verfasser nach der Lektüre eines Gedichtes von Fred Endrikat nachts hatte. - Er sah die Junkertafel mit all ihren „abgestaubten“ Flaschen vor sich - und es herrschte ein gar schreckliches Tohuwabohu. - So sah es aus:Erst haben sie auf die Orbaha getrunken. / Die Rede war zünftig, - eine Flasche ihr Lohn.Drauf hat der „Gestrenge“ mit dem Finger gewunken. Sie hoben die Tassen - zu begießen den Thron.Anschließend mußten sie sich vom Platze erheben. Auf die Spender sie tranken - mit schlauem Kalkül.Auch andere Reyche ließen sie himmelhoch leben, / Mit gar vielen Lulus, mit Ehé und Gebrüll.An ihrer Tafel, da ward’s immer bunter. / Jedesmal mit ‘ner Runde, das war doch klar.Sie tranken den Kalender, einmal rauf und dann runter, von Sylvester an aufwärts, bis hin zum Neujahr.

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Hochprozent’ges vertilgten sie, fast alphabetisch: Von „Asbach“ bis „Zwetschge“, und das nach der Reih’!Bei „X“ gab’s ‘ne Lage, sie wurden poetisch / und sangen die „ Mühle im Schwarzwald“ dabei.Nun folgte das Trinken mit „Heimatkunde“: / Von „Apolda“ bis „Zabern“, bergauf und bergab.Die „Styxine“ rief: „Nicht kneifen, ihr Hunde!“ Bei „Lüdenscheid“ machten schon einige schlapp.Sie hieben die Gläser mit Macht aneinander / und stimmten ‘nen Kantus an, markig und froh:Für „Asta Nielsen“ bis „Zarah Leander“ / und von „Ali Baba“ bis „Cicero“.Und ein „Fechsungs-Ketten-Lokal-Aspirante“, / der rasselt einher, in behangener Pracht.Er wär’ gern - der Größte - im Uhu-Lande, / so träumt er voll Ehrgeiz für sich - bei der Nacht.Stets verbeugt er gar tief sich, vor’m Thron und in Eile, hält bescheiden dabei sich für’s Gelbe vom Ei.Uns - zeigt er nur Backen vom Hinterteile / und käm’ so beim „Elchtest“ in’s Kippen dabei.Ein and’rer vom Jungvolk, sonst ehrbar und bieder, warf „Klangreich“ ‘nen Kracher hinein in’s Klavier.Doch der - wenn auch schwächer - der packt ihn am Mieder und nimmt dessen Sol-Schinken stramm ins Visier. - -Drauf verlötet der Klempner mit Macht den Pokal mit ‘ner weiteren Strophe vom „Schwarzwälder-Tal“. - - Am Uhu-Schrein macht sich ein Zeichner zu schaffen, bekritzelt voll Eifer das Schmierbuch-Papier,malt - spielerisch nackige Oberschlaraffen mit riesigen „Priaps“ als männliche Zier. - - Der chirurgische Doktor, noch „Pilger“ im Reych, der sticht dem „Taxatus“ die Fahne in’s Fleischund ruft: „Mit dem scharfkant’gen Blech hier allein, da werd’ ich dich gleich noch vom Blinddarm befrei’n! - - Der „Gestrenge“ schreit „Hilfe! 0 Weh und 0 Wei, ich schick dir den Seehofer nächstens vorbei. - -Mein Nachbar, der Lange, der beim Wetter als Koch, der die Flöte bedienen kann, Löchlein für Loch,Nach dem „AHA“ er zielt mit ‘nem Glas oder zwei / und singt das „Lulu Praga“ dabei. - -Nun flogen die Gläser, ich hört’ jemand lallen: / „Lulu, meine Herren, das nenn’ ich Niveau!. . .Weg mit den Gläsern, die Burg muß heut’ fallen, / Schinkenkloppen wär stillos und roh! - - Der sonst güt’ge Thron, er war leise verbittert, / weil der Glasschrein vom Martin total ruiniert.Die Gobelins an den Wänden - granaten-zersplittert, / der Gips-Büsten-Uhu zutiefst demoliert!Verstört möchte „Buna“ als Schlichter einschreiten. Sie gröhlten: „Nur einmal im Jahr blüht der Mai!“ - - Einige andre gingen über zu Tätlichkeiten. / Dann kamen Sanitäter und auch Polizei.

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Im Raume, da wogte ein festlicher Schwaden: Teils „Knösel“, teils „Unerkannt“, - Niespulver und Blei,von Kartoffel-Salat und Schweins-Karbonaden, / von sauren Gurken und and’rer Arznei. - -Nicht - konnte „Taxatus“ das Schlußlied mehr blasen. Seine Schützlinge schnarchten - mit röchelndem Ton.Am Sängerheim krähten schon Osterhasen / und schnupperten Lethe-Duft in den Nasen! - -Und der Träumer erwachte, schweiß-triefend und wild, denn vor ihm, da schwebt’ - noch das schreckliche Bild:Wie die „Hohe Orbaha“ mußt’ schauerlich stranden, weil: „Junker auf der Rostra“ im „Vademecum“ gestanden.

13. „Nachtrat“Als „Retter der Junkertafel“, so hat es gehießen, ward der „Thumbold“ fortan in den Reychen gepriesen.Alle Oberschlaraffen und and’res Gelichter, die machten ganz andachtsvolle Gesichter, riefen „Lulu“ und gar „Heil“ in versammeltem Chor, und sie schlugen ein Thumbold-Denkmal vor.Als letzte Amtshandlung erschien auch der „Hugo“ (Alt-Bgm.) noch hier,mit pergmanentenem Ehrenbürger-Papier.Am Eingang ward eine Tafel enthüllt, / die war mit den ehrendsten „Tituls“ gefüllt.Der „Allschlaraffenrat“ mit dem „Sprengelfürsten“ inmitten, die kamen in Staatskarrossen geritten;verkündeten fähnchenschwingend die beglückende Mär, daß die „Orbaha“ im „Uhuversum“ nun einmalig wär.Und sie zeigten - mit „Taxatus-Stempel“ und dem der Kanzlei, ob Sommer, ob Winter, ganz einerlei,außer montags zwar, (nicht in einer tour), / „honoris causa“ also nur,daß die Orbaha nun endgültig und zweifelsfrei auch das Reych eines Ritters „Thumbold“ nun sei! 14. Vorspruch zur RitterarbeitDie Ritterarbeit - laßt's euch sagen - / liegt manchem Junker schwer im Magen. Nachdem das Thema er verflucht', / in alten Mären Trost er sucht: Vielleicht in jenem Song, - gesungen, / von Rittern, namens . . .Nibelungen. Von Helden Lobbebeeren / berichtet jene Zeit. Doch in der zweiten Zeile - geht's schon um "Arebeit"! - Um Arbeit geht's - um große - / da wird mir sonnenklar, daß diese harte Chose / die Ritterarbeit war. Manch’ Recken drückte nieder, / der Ritterarbeit Last, kein Griff ging mehr an's Mieder, / die Minne ward verpaßt. Die Finger wund geschrieben, / das Hirn entleert und tot, so sind sie hingesunken: / Der "Nibelungen - - Not!" Und nur der König Gunther, / das war 'ne Herrlichkeit, der hatte einen Siegfried / für "Bett" und "Arebeit"! Der stolze Recke diente, - wir alle wissen's schon,

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mit einer Zauberkappe / am Nibelungenthron. "Ghostwriter" würd' man sagen, / der nicht auf Ruhm erpicht, daneben "Ghost-Beschäler", / doch davon spricht man nicht. Ach, wo ist nur ein "Siegfried", / der mir die Feder führt,ganz heimlich und verschwiegen, / bis daß ich bin gekürt? Mit seiner Unterstützung, / da wär’ das schnell vollbracht. Die "Lagerstätten-Arbeit" / hätt' ich noch selbst gemacht! Doch hallt mein Ruf vergebens / durch Raum und Zeit und Welt, es wird mir keine Hilfe, / nicht mal für Gut und Geld. Mir wird nicht "ghost-gewritten", / mir "writed keiner ghost", muß selber alles fechsen, / Prost Mahlzeit, na denn - Prost! Drum merke: Wer klein ist, alles selber tut, nur auf dem Thron, da lebt sich's gut! So konstatier' ich, - herb und bitter: / 'S gibt heut' wie damals: "Arme Ritter!"

15. Die Ritterarbeit Ein "Faust (Goethe) - Thema“ war angesagt für mich: "Wer sich nicht selbst zum besten halten kann, der zählt gewiß nicht zu denBesten!" Ich entschloß mich zu einer "sinn-angepaßten", "hautnahen" und (goethisch) -"frankfurterischen" Gestaltung. - Und so wurde der Vortrag am Ende rasch und kommentarlos unter den Teppich gekehrt. Ich selbst halte ihn auch heute noch für inhaltlich gelungen und dem Thema angepaßt, - vielleicht für nicht ganz "schlaraffisch" im „normalen“ Sinne - mit dem üblichen Gustos also: ernst, „angepaßt“ und pathetisch! - lobhudelnd und gravitätisch! - Peinlich! Vorspruch des Ehrenschlaraffen "Faust" (aus den "west-östlichen Diwan): >Wenn des Dichters Mühle geht, haltet sie nicht ein: Denn wer einmal uns versteht, wird uns auch verzeihn!<

Sich selbst zum Spott - ein heit'rer Narr / zu sein, verlangt der Dichter. - Es sei versucht am heut'gen Tag. / Ihr - seid hernach die Richter! Es lobt der "Faust" den heit'ren Mann / wohl unter seinen Gästen. - "Wer sich nicht selbst zum besten halten kann, . . ." / den zählt auch er nicht zu den Besten! - Mit leichter Hand schrieb's Goethe hin. - Es kam bestimmt ihm net in'n Sinn, daß die Orbaha daraus dann / ‘ne „Ritterarbeit" mache’ kann. - Es will mer aach net in de Kopp' enei, / wie da aach en Mensch noch kann heiter sei!Un "Gäste"? - Gäste! - Daß ich net lache! / Ich bin doch kaan "Geedee" (frankforderisch für „Goethe“) in dene Sache:Nix Gäste! - Nix Freunde! - Nix Trallala! / Nur "Ritterarbeit" für die „Orbaha!“Vor lauter Fechse' un lauter Dichte' / vergißt mer sogar seine eh'lichen Pflichte'! - Ja, da merkt mer erst mal uff Schritt un uff Tritt, / wie mer zum beste gehalte wird! Ganz aafach so'n Zwaazeiler uff'm Papier! / Den Rest von de Awweit, den mache dann mir! Bei so'm fernseh-verwöhnte Publikum, / (wemmer so schaut hier im Saal erum!Ach so, ich waas ja: "Bursch" (Burg) muß mer hier sache, / sonst geht's aam ganz schnell an de Kopp un an’ Krage) -

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Vor all dene hoch illustrierte (illustre) Gestalte, / da fällt's aam net leicht, sich zum beste zu halte: / Un’ zwar "tiefgeschürft" un mit "Relevanz" / un "sozial-oekonomischer Redundanz".Denn bei so'ner gewaltige Klassiker-Chose / da leidet mer leicht an "Profil-Neurose"! Un der Geedee, der "egg-head" un "white-collar-worker" / bereitet am Ende dem Junker noch Ärjer! - Die heutig’ Gesellschaft verlangt's awwer so: / klassische Dichtung uff "Kojack-Niveau"! - (Schauspieler: - nackisch! - obszönes Gelächter, / der Geedee war aach kaan Kostverächter!) Ja, hier steh' ich, wenn aach alles zerfällt in Scherbe, / un erklär’euch - un’ mir - unser klassisches Erbe! - Ja, da merkt mer erst mal uff Schritt un uff Tritt, / wie mer zum beste gehalte wird! Un da hock ich so rum , un verklicker mir dann, / wie ich den Geedee halt ausschlachte kann. Un wenn ich den Kram mir zu eiche (eigen) so mache: / Ihr Leut', ich sag euch - was find mer da Sache: >Oftmals hab’ ich auch schon in ihren Armen gedichtet . . .und des Hexameters Maß leise mit fingernder Hand ihr auf den Rücken gezählt.< - "Hexa"-dinges? - Du großer Richter! / Was macht bloß so'n Dichter mit'm Unkrautvernichter? - Also, jetzt hammers! - Wenn der dichtet, der Geedee, / der trommelt: bum - bum! / nachts - nackige Mädcher uff'm Buckel erum! Da sucht' der des Versmaß, tat ehrlich sich plage! / "Gesucht un gefunne!" kann mer da sage. - Ich hab des "schlaraffisch" aach manchmol probiert, / doch da hat mer mein "Gaul" überhaupt net pariert!Hab gekloppt un gesucht un war völlig benomme, / doch im Kopp? . . .Im Kopp wollt' da gar nix mir komme. - In so'ener Stellung, der Muse voll, / da war mer net klar, was ich dichte soll.Un bis ich gelöst diesen Zielkonflikt, / war leider mein Medium schon. . . eingenickt!Weil für den weibliche Part des is. . . "Pustekuche", / mußt' der Meister sich oft a neu Trommelfell suche. Aber er konnt' so, im Gegesatz zu de Schlaraffe, / Mädcher un Fechsunge dutzendweis schaffe! Doch die neueste Forschung hat's endlich geklärt: / daß dem Geedee - Gerechtigkeit widerfährt:Zum Trommeln hatte der Zeit un viel Mut, / sonst könnt’ "Rudi" net singe: "Goethe war gut. .! Bei mir, da waltet persönliches Pech, / denn was ich getrommelt, war alles nur Blech. - Un des trag ich jetzt vor hier, hab dazu die Stirn: / "Blechtrommel-Junker" mit Spatzengehirn! Wie gesagt: Bei mir is im Sand des verlaafe, / weil der Körper von dem "Rücke'" . . war eingeschlafe! Ein west-östlicher Diwan is rein für die Katz, / wenn mer bloß horche dut - an de Matratz’! "Jedem das seine, und mir das meine!" / lacht der Olympier, der Rat, der geheime. - Ja, da merkt mer erst mal uff Schritt un uff Tritt, / wie mer zum beste gehalten wird! Wo sonst aber find' ihr, ich bitt euch, ihr Leut’, / en echte Klassik-Verschnitt noch heut? Vorgestellt vom e Bildungsverwalter / als "Super-Klassik-Allein-Unterhalter".Bewiese wär damit (es gibt kaum da ein gleiches!) / des hohe Niveau eines "Spessart-Reyches"! - Mir sin zwar in Wahrheit, (bitte Applaus!) / längst über den Johann -Wolfgang hinaus.

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Mit unsre Karosse, 500er Klasse, / hammer'n im Mittelfeld . . hinne gelasse! Nur wege de "Ziehmutter", penibel und strenge, / läßt sich der Geedee so ganz . . net abhänge! Durch ihn SIE zu ehren, von früh schon bis speet, / kimmt der immer mal widder uff unser Tapet.Wemmer dieses vergißt, was gilt euch die Wett'? / rutscht mer in Frankford über's Parkett, - Un der Ritter „Parat“, als der Hüter der Sitte, / verpaßt der „Orbaha“ moralische Tritte.Mit dem „Böll“ un dem „Grass“ sin mer aach net per Du! / Mir sin nämlich all bei der . . . (vom Junkermeister gestrichen!) - Mir halte uns raus! Statt uff annern zu baue / dun mir einzig Schlaraffe-Erzeugnisse traue. Mir hawwe die Dichter schon immer genomme, / wie's uns halt baßt un wie se gekomme. - Große Name? Für uns sin’ des bloße Attrappe, / die dun mir uff alles Mögliche pappe. Wahr is un wahrhaftig im Spessart gewiß, / daß net jeder "Puschkin" . . en Dichter is! („Edisohns“ Kater!) - Was dem Geedee sein Lavater, / ist dem „Edisohn“ sein Kater! Philosophisch Gebabbel, des führt heut net weit / in unsere materialistische Zeit! Ja, da merkt mer erst mal uff Schritt un uff Tritt, / wie mer zum beste gehalten wird! - Viel lieber wär mir, ich bin ja belese, / von dem Geedee e anner Thema gewese:E bekannter Thema - ihr alle errat's - / vom Rang eines echten deutschen Zitats. Gesproche hat's aaner, soviel mir bekannt, / der hatte im Schauspiel e "Eiserne Hand" Mei Burg-people hat's oft (un's hat se gestört) / beim Verfasse der Ritterarbeit gehört.Wie gern tät ich jetzt uff mein Stuhl enuff klettern / un des Zitat in die Burg enei schmettern! - Des tät mich befreie und machte mir Mut / und stünd em zukünftige Ritter . . . gut!. - Es gehört halt der Goethe net nur dem Theater, / er war aach en seelische Tiefe'-Psychater, - der damals schon hatte, ihr gute Leut'! / e poetisch Vision von dem Siegmund Freud.Es geht halt de Mensche genau wie de Sasse: / Ab und zu muß mer seelisch mal Dampf ablasse!Sonst merkt mer ganz ehrlich uff Schritt un uff Tritt, / wie mer zum beste gehalte wird! Eins wundert mich sehr, ich sag's frei heraus, / wie der Goethe war weit seiner Zeit voraus! Was sich en Mensch heut kaum vorstelle kann: / Goethe sprach schon mit Neckermann (Eckermann).Ich konnt mir im Kopp des zusamme erst zimmern, / nachdem "Enterprise" über den Bildschirm tat flimmern.Un der "Kirk", der Commander, dem sehr ich gewoge’, / durch Raum un durch Zeit un durch Zone gefloge. - Üwwerhaupt! In der Fernseh-Imagination / sind der "Kirk" un der "Geedee" fast ean Person! - Der aus Frankford, des kriegt mer beim Lese schnell mit, / war nämlich en richtige "Kosmopolit"! Un wie's "Enterprise-Weltbild" is uffgebaut / war er fast en politische Kosmonaut.Mit den heutige Mitteln der Weltraumfahrt, / was hätt' mer da damals für Zeit eigespart!Aach "Faust" un "Mephisto"! Die Dialoge, die lange, / wärn im "Enterprise-Stil" all viel körzer gegange. Des viele Geschwätz hat des Stück bloß verflacht, / mit mehr "Äckt-schen" hätt alles ganz anders gekracht! -

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Nach'm Gestank vom Mephisto, der meist sich nicht ziemt, / gehört der schon längst von de Mattscheib’ gebeamt! - Wie kriegt doch des Lebe’ en traumhafte Hauch / beim richtige Massen-Medien-Gebrauch! - Phantasievoll durchs Weltall mer schweife kann, / aber, wie komm ich jetzt widder zum Neckermann? Ach ja, diskutiert hat der Dichter ganz sicher - mit dem . . . / über den Vorteil vom "Bullkraft-System." Mer waas ja inzwische, wer geistig behend, / hat oft in de Praxis zwaa linke Händ'.Womit ich net sage will gänzlich un gar, / daß der Goethe so'n "richtige" . . . Linke war.Doch erkennt mer vom Goethe die Geistesspur / noch heut’ in de Frankforder Stadtkultur! - Un der "Neckermann", was ich mir gleich gedacht, / hat den Goethe erst richtig berühmt gemacht.Aber, statt daß von der Jugend der hochgeeehrt, / wird der in de Schul' nur noch selten gelehrt. / Mer erzeucht heut, - der Fachmann erkennt des im Nu, / ein schwer verdauliches Bildungs-Ragout.Nur die Schüler! Die Schüler läßt all dieses kalt, / im Unnerricht wirke die . . . müde und alt. Mer muß des begreife, ja mer muß se belohne, / die müsse ihr Kraft für die "Disco" - schone! In der Disco abends, da sin die ganz doll da, / bei dene Affetänz' von dem John Travolta! Morjns in de Schul, alle Leut wisse des, / da kämpfe die mit dem . . .Leistungsstreß, wer'n höchstens noch wach, so tut sie der hemme, / um ihre sonstige Rechte voll wahrzunemme. Doch mecht mer e Heft uff mit leisem Erbebe, / da kam'mer gewiß sei blau' Wunner erlebe! - Un hawwe "Biberschwanz" mir mit "ie" einst geschriwwe, / muß ich frage: "Wo sin' diese Zeite gebliwwe?"Die schreiwe heut glatt, un des is doch die Höh', / "Bibberschwanz" mit'm Dobbel-BB! Die Schüler total nach de Faulheit heut' schiele; / un die Lehrer gehn mittags schon . . .Tennis spiele. - So lewe die Brüder, un' da wird mer fast grob, / wie früher die "Ferscht'", mit ihr'm . . . "Halbtagsjob"!Un e Geld kriege die! Da fährt keiner mehr Mofa! / Un um viertel nach eins liege all uff'm Sofa! Jeder einzelne kostet, das is gar kein Quark, / den Staat pro Minute viel mehr als e Mark! Des hat, so stand's in de Zeitung gedruckt, / de Hesse' Computer jüngst ausgespuckt. Dem Steuerzahler bleibt da betroffe' / des hessische Schlappmaul sperrangelweit offe'. Ja, da merkt mer erst mal uff Schritt un uff Tritt, / wie mer zum beste gehalte wird! - An meim Arbeitsplatz spiel ich de große Boß, / schwing mich gewaltig uff's hohe Roß; hab extra en Sessel mit Armlehn' un Rolle, / worauf die annern verzichte solle.Nehm Platz ich, dann sink ich, mer merkt des kaum, / in teleskopgefederte Latex-schaum.Gar trefflich is des mei'm Hinnern bekomme, / awwe sonst wird verdammt wenig Rücksicht genomme. - Nach owwe un unne, da mechst de de Aff', / doch behandelt wirst de, da bist du baff! Denn außer de Hierarchie von de Sessel, / gibt's gar nix, was dich befreit von de Fessel.- Sagst de em Kollege was frei un was frank, / dann is der am nächste Tag gleich wieder krank! Un sagst de de Kinner: "Nun seid emol leiser!", /

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schwups, - biste en "autoritäre Sch . . ." (Erwachsene) - Un wird ea noch schwanger zum gute End', / dann bist de aach dafür noch kompetent. - Ja, da merkt mer erst mal uff Schritt un uff Tritt, / wie mer zum beste gehalte wird! - Goethes Geist, - denkt sich mancher - is net adäquat / die scheußlich gebabbelte "Hesse-Mundart"!Aach meim "Mit-Ritter" kann diese Sprache net fromme, / der is nämlich frisch aus'm Kohle'pott komme. - Auch ich könnte "hochdeutsch" hier reden dezent, / dies entspräch' meinem "Bildungs-Koeffizient"!Doch mei Frankforder Schnut, dessen bin ich erbötig, / die klingt hier vertraut, und vor allem sehr - "goethisch"! Un des sprachliche Kleid soll, - des is net geloge - / e Reverenz an die Mutter sei, die uns erzoge'. - Des Schandmaul der Chatten, uff hochdeutsch: Der Hesse', / des kann sich mit anner'm Geschwätz sehr wohl messe. Un wenn erst die Asciburge' hier glänze', / die komme von jenseits der Landesgrenze'( die sin ja, des sag ich für fremde Leute, / seit geraumer Zeit eine "bayrische Beute"!) - Schnell merkst du, wenn ufftritt der "Bilux" hier keß, / der is sprachlich rein nix, wie'n verkleidete Hess'!Un mir Orber, deren Mauern einst Bayern-Besitz, / adoptieren gern Frankforder Mutterwitz. - Unser Frankfurter Sprachraum durch uns is sogar / erweitert bis . . . "Gran Canaria", wo auch außer-hessische "Gastrecken-Herden" / in Massen zum besten gehalten werden. Des kimmt, weil da Sasse' un Herrlichkeite' / der Orbaha so oft mit'm Flugroß hie-reite'! - Obwohl er sich viel hatte vorgenomme', / is der Goethe bloß in die "Campagne" gekomme'. Ihm war des Verbreite von Frankfurter Sitte' / aus technischen Gründen erheblich beschnitte'. - Deshalb fehlt dene Spanier zum Glücklichsei' / noch heut’ unsern hessische Äppelwoi'! Was bis jetzt ich gesagt, des war net weit her. / Doch baßt emol uff: Jetzt kimmt de "Transfer"! - Aus dem, was dem „Geedee“ eraus ich gesoge, / wer'n nunmehr die Konsequenze' gezoge: Ihr konntet zum Beispiel sehr deutlich hier hör'n, / wie Mensche zum beste gehalte wer'n.Am gescheit'ste mer also den Standpunkt vertritt: / Wenn's net annerster geht, da mecht mer halt mit! - Kimmt dene zuvor - un duht'n haamleuchte, / die unser-aam überlege' sich deuchte.Un ehe uff diesem Gebiet die aam teste', / da hält mer sich lieber gleich selber zum beste'.Bist du in der Rolle des Affen erst drinne, / da kannst'de bei annern Leut nur noch gewinne'! - Am Aafang, da will aam so recht des net basse', / doch is mer erst grau, da wird mer gelasse' ! - Weit is der Weg für'n halbgare Schnösel / bis zur Altersei'sicht, daß er en . . . Esel!.Und damit diesem Ziel auch der Weg wird gefunden, / gibt's dehaam von de Burgfrau noch Nachhilfestunden. - Durch e neu Perspektive blickt der in die Welt, / der von vorne-rei selber zum besten sich hält und sich sagt, aller Illusionen beraubt: / Mer is nie so bedeutend, wie mer des glaubt! -

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Ohnehin wirst so leicht du für voll net genomme / warum net aach zwinkernd entgegekomme'? Mit Selbstironie nimmst du leicht jedem Flegel / den auf dich gerichteten Wind aus dem Segel. - Wer selbstironisch mit Wölfen kann heulen, / dessen "Immitsch" erhält auch so schnell keine Beulen! Darum stimmen, wie Brecht, einen Song wir jetzt an: / "Wer sich nicht selbst zum besten halten kann, / das gilt im Osten wie im Westen,der zählt gewiß nicht zu den Besten." - Doch wenn ihr jetzt denkt: Nun ist's wirklich zu Ende, / un daß ich jetzt fortgeh' hier owwe, behende, da muß ich euch sage' : So geht des net ganz! / E "Ritterarbeit" krieht' erst richtig ihr'n Glanz, un en Junker erreicht nur des Klassenziel, / wenn er preist und verherrlicht schlaraffisches Spiel. - Ebbes Schönes vom Uhu, vom Reych, von de Sasse'! Annernfalls duht mer des Thema verbasse'. - Aach Schlaraffe' könne' zufrieden erst lewe, / wenn se öfter ihr'm Aff' emol Zucker gewe'. - Drum ein "geist-erleuchteter" Uhu-Denkerbringt am Schluß seiner Fechsung 'n schlaraffische Schlenker. - Goethes Feuer und Geist hat den Anfang gewiesen, doch mit "Uhu-Lob" . . .soll unser Kreis sich jetzt schließen. - Wir nennen die Praga zwar Mutter, nicht Vater, doch die Welt uns'rer Väter, war das Theater. - Un von dieser Welt lasset nochmals mich wagenzum Tun der Schlaraffia die Brücke zu schlagen,und dartun , warum wir "gerüstet" uns sammeln und zur Profanei hin . . . die Pforten der Burgen . . . verrammeln. - Zur Zeit der Klassik strebte man / das Wahre, Schöne, Gute an. In der Romantik Zauberwelt / der Mensch die "Blaue Blume" hält. Sodann ergriff sein weites Herz / im Realismus Last und Schmerz. Des-Illusion und Lebens-Ekel / macht' den Humanen schnell zum Flegel. In der Moderne fängt er dann / die Seele zu entrümpeln an, sieht im Theater, statt Genesung, / nur allerschwärzeste Verwesung. Heut' endlich ist dies nur ein Dings / für provokante "Happenings" und unser Mensch voll krausen Haders, / erlebt die Dämm'rung des Theaters und hört im Schauspiel, . . . fassungslos, / Fäkaliensprache von den Klos. - Bretter, die einst Welt bedeutet: / Wie ist die Kunst heut' . . . "abgehäutet"und abgenagt in den Epochen / zu einem nackten, toten Knochen! - Drum fliehen wir, statt dieses Seins, / in unsre Welt . . . des schönen Scheins. Auch sind wir gar nicht drob geniert, / wenn wir ein bißchen antiquiert. Wir pflegen stolz die Traditionen / in unserm Bund der Illusionen und öffnen ihnen froh das Tor: / zu Kunst - in Freundschaft - mit Humor. Hero'n des Geistes weit und breit, / speziell aus der Vergangenheit,aus Kunst, Theater, Forschung, Lehre / erfreu'n bei uns sich großer Ehre.Was jetzt und hier die Menschheit drückt, / dem sind wir meilenweit entrückt. - Wenn Zank und Ungeist draußen toben, / sind in der Burg wir aufgehoben,sind stets in Helm und Rüstung Recken!(Ein Quentchen "Mottenpulver" kann nicht schrecken!) Drum sei mein letztes Wort von hier: / LuLu - Schlaraffia - dir und mir! Nachwort des Ehrenschlaraffen "Faust" aus dem west-östlichen Diwan: >Wisse, daß mir sehr mißfällt, wenn so viele singen und reden! -

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Wer treibt die Dichtkunst aus der Welt?. . . Die Poeten! <.

16. "Klangreich" - Die Erkürung eines neuen Ritters.Schlaraffen hört und laßt euch sagen, / gar fröhlich ist das Ritterschlagen.Wenn in des Reyches heil'gen Hallen / die Hörner und Drommeten schallen, wenn bunter Farben froh Gepränge / das Aug' erfreut bis auf die Ränge, wenn "festgewamst" der Gäste Scharen / des Thrones Händedruck erfahren, wenn, was man sonst "berappend" säuft, / heut' "taxfrei" durch die Kehle läuft,wenn Kerzenschein vom Kandelaber / auf's Antlitz fällt der Throninhaber,die heut gesalbt - geschabt - gestutzt, / mit Hermelin herausgeputzt, zufrieden auf den hohen Sitzen / dem Ritterschlag entgegenschwitzen;zufrieden, - da nicht anfechtbar, / weil keiner "Erichs Spitzel" war.Denn Uhu Dank und seinem Walten: / Sie bleiben uns noch lang erhalten! - Ich schlag drum vor und geb zu denken, / (man soll beim Wählen niemand' kränken),wir machen's, wie in "Erichs" Reich: / Wir "falten" bloß und "zählen" . . . gleich! Doch schweifen wir nicht länger ab: / Der Einritt war, wie immer, knapp. Die lock're Rede hin und her, / die fällt dem „Biberschwanz“ nicht schwer. Die Luft, sie war bald rauchgeschwängert / und auch der Paß blieb unverlängert. - Der Tintenfisch, in grünem Leinen, / entschuldigt sich für sein Erscheinen. Man ließ die Würstchen in der Schüssel, / doch dafür gab's Toyota-Schlüssel,was int'ressant ist insofern: / 'S gibt noch Schlaraffen - ohne Stern!Die Feyer war geplant nun bald, / jedoch die Würstchen blieben kalt.So kam's, daß wir mit leerem Magen / uns näherten dem Ritterschlagen. - Ganz blau-orange und sehr salopp / war Spökenkiekers Aufgalopp. Ein Ritterwort, - 'S ging nicht um's Essen, / soll nie und nimmer man vergessen. Der neuen Pilger Dreigestirn / lauscht angestrengt mit Herz und Hirn. Man merkt's nicht unter hohen Hüten, / wie in ihr'm Kopf Gedanken . . . wüten! Man hört nur leis - doch ohne Murren - / vernehmlich ihre Mägen knurren. Und sah an ihrem Hüte-Schwanken, / wie in Gedanken sie versanken. - Noch ganz versonnen war ihr Blick / beim Klang von Mozarts Nachtmusik.Dazwischen war, ich kann's beschwören, / von Magenknurren nichts zu hören. Dann huben nach des Tam-Tams Klang / die Zer’monien zügig an..Taxatus las - wir war'n ganz Ohr - / gar viele strenge Sachen vor.Schlaraffe-sein ist wahrlich schwer / bei diesem Paragraphenmeer.Noch heute denk ich ganz beklommen: / Wie bin bloß „ich“ . . . so weit gekommen?Der weißgelockte Junkersmann / trat vor den hohen Thron sodann.Und unser Mann im Hermelin, / der wendet sich direkt an ihn,und Worte klingen in den Raum, / Schlaraffen hört!. . . Es war ein Traum. Und wollt ich noch so danach streben, / nie könnt ich solches wiedergeben!Was er an wundersamen Dingen / sich tat aus seiner Seele ringen!Die Flügel Uhus ließ er wehen / und uns die "Blaue Blume" sehen.Dazu ein bißchen hohler Magen! / Schlaraffen hört! - 'S ist nicht zu sagen! Gerührt kniet nieder der Adept, / vom großen Wort - gehandicapt!Auf seiner Schulter ruht das Schwert / und gibt ihm neuen Eigenwert.Als Ritter darf er sich bekennen / und flugs noch seinen Namen nennen: "Klang-Reich" dringt's durch Mark und Bein, / "Klangreich" soll sein Name sein, denn "klangreich" tut's ins Ohr uns dringen, / läßt er das Klavizimbel klingen.Der Name paßt wahrhaftig gut, / so - wie sein Helm ihm passen tut,

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der oft von seinen Locken rutscht , / wenn's "klangreich" aus dem Kasten flutscht. Nun sanken auf die weißen Locken / noch Orden, Tituls mit Frohlocken,und Papi Junkermeister sinnt, / daß nun die Heiterkeit beginnt. - Sodann dankt "Klangreich" - Reych und Thron / und ganz besonders „Edisohn“.Der „Flachs“, der macht die Sache rund / und fechst von unserm Freundschaftsbund. - Schlaraff'schen Abgesang sodann / bringt unser „Florus“ prächtig an.Und „Klangfroh“, dieser Musensohn, / sorgt für Gesang und guten Ton. Schlaraffen hört! - Und ganz zum Schluß / folgt' noch ein echter Hochgenuß.Die Pilger hörten auf zu murren, / aus war's mit dem Magenknurren. Denn eh' zur Heimburg man enteilt, / da wurde noch die Wurst verteilt. - So war's fürwahr ein toller Tag: / Des „Klangreichs" froher Ritterschlag!

17. Tamtam - Zimbel - Pauke - Cello / für Rt „Schmollis“ und „Nivello“!Geschmückt die Burg und bunt der Reigen. / Viel Farbenpracht von fern und nah. Die Reckenschar will heute Ehr' bezeigen / dem hohen Fest der Orbaha.Zwei neue Ritter gilt's zu küren ! / An diesem Frühlings-Jubeltag . . . soll'n Uhus Flügel sie verspüren / beim feierlichen Ritterschlag.Der würd'ge Alterspräses auf Orbahas Throne, / der „pater patriae“ im Festornat, trug Hermelin und eine unsichtbare Krone, / glich einem Großmogul ganz akkurat.Gewaltig Wort und vehementer Flug des Geistes, ein Ohrenschmaus für den, der ihm gelauscht. Des Spessart-Reyches Anseh’n und sein Ruf beweist es, wenn ER fungiert, sind wir vom Troß begeistert und berauscht.Mit Nachdruck sagt dies „Thumbold“ heut' am Ordensfeste, und alle Sassen stimmen froh mit ein:Nicht nur der Besten einer ist er: Nein, der Allerbeste! Er soll uns bleiben als ein Licht, und wir . . .sein Widerschein.Nun wollt ihr wissen, wer gekürt in jener Nachtung. Sie waren beide unsers Oberhirten Patenkind. - So fanden Lob sie, - Ehre und Beachtung: die Junker Hans und Helmuth, welche nunmehr Ritter sind.Der Junker Helmuth - also hörte man erzählen - / war früher Dent-Student mit viel Elan, drum tat zum Ritternamen er sich "Schmollis" wählen,"von Bohrungen" bedeutet, daß er meint: - im Zahn! - "Nivello Blanco" will der Hans nun heißen, ein "Welschland-Schneeweis" also, wie er's kunstvoll sich gedacht.Der "Miß-Erfolg" soll auf das Glück der Burgmaid weisen,die einstens als "Miß Germany" viel Wind gemacht. Nun seid IHR dran, nun macht IHR beide mal Furore . . . in Helm und Rüstung zur Schlaraffen-Konkurrenz.Die Rostra wartet und vielleicht in hundert Jahren die Emporedes Throns wird frei für Euch, - dann schenke Uhu Euch die Kompetenz!Herbeigeeilt aus manchem Reych war'n Potentaten / und Ehrenritter sonder Zahl.Sie labten sich an Edel-fraß mit Gurken und Tomaten,taxfrei gespendet, ganz nach freier Wahl. - Die Platten kreisten in der froher Runde,und unter ging manch kluges Wort, - das unsern Rittern galt und unserm Freundschaftsbunde, doch Hals und Magen waren schier verdorrt! -

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Nur der Chronist macht eilig kauend sich Notizen: / Auf Lachs und auf Forelle stand sein Sinn. - Dem Menilaos noch ein Bratenstück stibitzen, verhieß, statt "Rittertugend", einzig noch Gewinn! - Im Kampf der Bockwurst gegen hohe geist'ge Güterträgt immerfort die Bockwurst stets den Sieg davon, und es erhitzt 'ne heiße Gulaschsuppe die Gemüterweit mehr als „Faust“ und „Funke“ oder - „Edisohn“!So zieht Profanes stets den Geist hernieder, und hohes Tugendwort geht unter schmatzend im Gewühl !Der Uhu schüttelt machtlos das Gefieder,weil "kalte Buffets" stärker sind als Ritter-Schamgefühl.Und dennoch seien kauend noch erwähnt die Recken,die, welche was für's Fest getan. Viel Stimmung konnt' die „Musizi“ erwecken / mit einem Trio, ganz von "Florestan". - Des Sprengelfürsten weise Reden / - (bei ihm ist Würde stets im Spiel) - führt uns mit Ernst zum Garten Eden: / Führwahr, Schlaraffia ist kein Pappenstiel! Zum Abschluß gab der „Fexeborn“ zu eigen / viel güldne Worte auf der beiden Ritterweg. Jetzt können sie ihr Können wirklich zeigen, / das Maß gilt immer mehr als nur ein Privileg! - So tretet ein in Euer künftig Ritterleben, / in unser Freundschaftsbündnis tretet ein!Viel kann Schlaraffia Euch noch geben. / Der „Thumbold“ muß nicht grade Euer Vorbild sein!

18. Beim Ritterschlag von „Knösel“ und von „Lauge“tränt rührungsvoll so manch Schlaraffen - Auge.Am heut'gen Tag der wunderbaren Fête / für hochbewährte Freunde aus dem Reych: Verzeiht, wenn ich von mir erst rede, / vom Ritterschlag bericht ich gleich! Die Herrscher auf dem Thron, heut hoch gepriesen, / sind Grandseigneurs in jedem Zoll. Doch tun sie ständig mir vermiesen / die Sippungslaune mit dem Protokoll.Kaum geht es los, Glock acht der Nachtung / beginnt für mich die Depression, gleich find' ich ungewollt Beachtung, / denn schwuppdiwupp. . . da hab ich's schon! - So lauert Aufruhr bei den grün-schwarz-goldnen Chatten! / Wer stets getreten wird, der grollt.Wo ihr nur Licht seht, gibt's auch Schatten, / nicht alles, was da glänzt, ist Gold. Es wanken Throne, Sessel und Gestühle, / manch hehre Säule stürzte schon bei Nacht.Es hält bereit den Dolch ein Brutus im Gewühle. / Wer droben sitzt, der nehme sich in acht!Frühmorgens nämlich, wenn die Hähne kräh'n, / dreht ihr euch rum: und schlaft schnell weiter. - Zufrieden könnt ihr schnarchen bis um zehn. / Ihr habt ja einen Blitzableiter ! - Verzweifelt sitzt derselbe hinter der Maschine, / sucht Worte und kaut Nägel - unentwegt!Kalt-lächelnd hat man ihm die Guillotine / des Protokolles wieder auferlegt. Den Ritterschlag gilt's heute zu bedichten. / Kein Mensch bedauert mich, die arme Kreatur. Vor Tau und Tag soll schon der Uhu mich belichten: Ach, wär’ nach Orb ich nie gekommen einst zur Kur!

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Mir wär’ der "Edisohn" ein Buch mit sieben Siegeln,der "Biberschwanz" hätt' bestenfalls mit meinem Dach zu tun, ein "Schnösel" oder "Knösel" wär mir völlig schnuppe, und gegen "Buna" wär’ ganz schlichtweg ich . . . immun! - "Amati" grüßte mich historisch aus Cremona, / der "Krongold" wär versteckt in meinem Zahn, - an meinem Stinkroß wär der "Knautsch" nur eine Zone,der Ritter "Lauge" würd' als Brezel abgetan. - Wo sind sie hin, die herrlich goldnen Zeiten, da ganz profan ich wallte durch mein stilles Tal? Da ich den Weg der Ruhe konnt’ beschreiten, / ganz unbelastet von der Fechsungsqual!Heut quetsch ich mich gar drangvoll in der Enge, obwohl mein Nachbar ziemlich dürr,. . . der „F-Quadrat", kann kaum noch zu Papier ein Wort ich bringen, / in DEM schlaraff'schen Konzentrat! Wer kennt die Völker, nennt die Namen? / (Wie hieß bloß dieser oder jener nur?),die festlich heut’ zusammenkamen / in den Orbaha-Hallen mit Bravour? „Klein-Odin" seh ich und des Reyches Mutter, / den Sprengelfürst, trotz eig'nem Wiegenfest, die Schwester, Brüder, Tanten, Vettern, / die Reychs-Verwandtschaft und . . den kleinen Rest.Der „Ober-Bonzen“ gibts gar furchtbar viele. / Sie wollen sehn, wie man's bei UNS so macht, - wie man Orbaha-Ritter schlägt in unserm Spiele / in Prunk und Glanz und Farbenpracht.Da kommen sie bei uns gleich an die rechten! / Nicht jeder hat - wie wir - 'nen "Edisohn"! Ich tu zwar nicht gern Kränze flechten, / (und maule lieber . . . in mei'm rüden Ton!) Doch, was gesagt sein muß, das soll man dann auch tuen.Ein Feuerwerk ward wieder abgebrannt. - Gewandt ist er in allen Schuhen,hat stets das rechte Wort zur Hand. / Ob Spaß, ob Ernst; getragen - heiter,. . .mit Geistesblitzen hebt er uns hinauf. / In viele Kisten greift er, steigt auf manche Leiter,setzt souverän noch einen obendrauf!Erholt, gebräunt und guter Dinge, / die Schweiz, sie hat ihm sichtlich gut getan,ficht er für uns die altgewohnte Klinge, / schlug uns're Ritter mit viel Verve und Elan.Nun hab’ von mir und Edisohn ich euch gesprochen.Ich glaub’, das reicht schon für ein Protokoll.Der Ritterschlag ist Anfang für die Flitterwochen, dann kommt der Ritter-"Alltag - meist in moll!Dann wird man kaum noch „stimulieret, / die Gunstbezeugung wird schnell schlapp. Nicht schöne Worte mehr wer'n dedizieret, / nichts Hochprozent'ges mehr fällt ab! Als Junker tratet ihr in die Manege. / Der mit der Piep wird "Knösel" nun genannt,Der mit des Bartes dunkelschwarz Gehege / ist "schaumgebremst" als "Lauge" nun bekannt.So nehmt denn Platz an uns'rer Rittertafel. / Laßt euch mal auf der Rostra seh'n! Nehmt Anteil an des Throns Geschwafel / und an dem sonst'gen Reychsgeschehn!Bringt neuen Geist in diese alten Mauern. / Leicht angestaubt ist manches. . . museal!Es kann nicht Klassik ewig dauern, / nehmt mal was Neues runter vom Regal!Man muß nicht alles gar so wichtig nehmen. / Zwar gibt es Spiegel und auch Cer'monial,doch freie Kunst - und freie Rede / steh'n höher noch als jedes Ritual. Doch eh ich unversehens, doch behende / mal wieder in den Fettnapf trete . . .so wie Kohl, sei dieser Sermon nun gebracht an's Ende, / zu meinem und zu eu'rem Wohl.

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Wenn heutgentags ich einen Blick hinüberwage,da fällt mir gleich noch etwas ganz besonders auf: Da sitzt noch einer, der beim Ritterschlage / mucksmäuschenstill verfolgt den Sippungslauf.Er ist ansonsten keiner von den Stillen, / sein Mundwerk läuft im Gegenteil geschmiert.Er fänd kein Ende, ging's nach seinem Willen, / wenn er unendlich lang den Einritt celebriert. - Ein „Biberschwanz“ hat immer was zu sagen, / ei'm „Biberschwanz“ fällt immer noch was ein. - Den „Biberschwanz“ tut immer noch was plagen.Nie ist ein „Biberschwanz“ am End' mit sei'm Latein!Wir sind ihm gut, was ist zu machen ? / Wer abseits von der Heerstraß' liegt:Ihr Freunde, mögt ihr noch so lachen, / muß für da DROBEN nehmen, was er kriegt! Der „Edisohn“, das ist gewiß, / als unser Kopf brilliert.Der „Biberschwanz“, nicht minder gut, / als Motor stets fungiert. Der an Meriten und Verdiensten überreiche, / das ist „Amati“, unser großer Kantzellar.Als Freund und Ehrenritter vieler Reyche / ist er schlaraffisch ein besond'res Exemplar. Sein Reychspanier ist seine Treue, / uhu-versale Weltverbindung sein Metier,sein Fechsungsstil begeistert stets auf's neue, / sein Fleiß ist unser Renommee.Schlaraffen hört! Das war mein Schmus zum Ritterschlage, ein bißchen angereichert für den heut'gen Tag.Wenn ihr MICH fragt: / Es war 'ne ehrenvolle Plage,wofür ich uhu-hertzlichst Dank Euch sag'!

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19. Ritter „Vorwitz“, der genial und fleißig,

ist leider auch schon über dreißig. 1.) Sippung: fünf-zehn, - acht-und-achtzig, / Junker Theo hat gemacht sich ! Am drei-und-zwanzig-sten im Lenz, / mit viel Witz und Kompetenz,vom Thron geprüft, - vom Reych erkürt, / wird sein Ritterschlag vollführt. 2.) Zur Burg heut’ - seh’ streben ich - wackere Recken.Sie füllen - die Plätze - bis weit - in die Ecken.Sie schreiten - gemessen, - mit leuchtenden - Blicken,den Uhu - begrüßend - in ehr fürcht’gem - Nicken.Aus vieler-lei Reychen, - wer nennt - ihre Namen ? -sie heute - zum Fest - in die Martinsburg - kamen.Den künftigen - Ritter, - den galt es - zu ehrenund das Anseh’n - des Reyches - in Würde - zu mehren.Gar festlich - gewandet - in Rüstung - und Flitter,vom „Schlaraffenrat“ - hin - bis zum - „Ehrenritter“,so standen - beim Einritt - in dichtem - Gedrängeviel Freunde - vor’m Thron - in der - wartenden Menge3.) Buna, uns’re Schmunzel-Eule, / drängt zur Eile mit der Keule;fungiert, - wie immer, - sehr versiert: / freundlich, - zügig, - distinguiert.Tituls gibt’s für „Omega“, / der als Blitz-Fex wieder da. - „Fiedler“ mit dem Wimmerholz, / der den Bogen schwingt mit Stolz,sowie ‘nem Bremer, mit viel Lust, / ward’ geschmückt die Ordensbrust. - Beide waren sehr entzückt, /daß der Thron was rausgerückt. -

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Gäste legten Ahnen nieder, / sollen zier’n „Orbaha“-Mieder:Der eine: - drei, - der andre: - vier! / Äußerst sparsam schien das - mir.4.) Nun rücken - die Stühle, - nun donnert’s - Tam-Tam.Beamte - des Reyches - beim Thron - stehen stramm. Was soll das - noch werden? - In schnee-weißem Glanzkom-met - runter zum Volk: - Uns’re „Repräsen-tanz“.Schrumm, schrumm - macht die Fiedel! - Mit stelzigem Beinbringt der Meister - die Junker - samt Theo - herein. Aus der mäch-tigen - Rolle - der Herold - verliest,warum dieser - grad heute - zum Ritter - erkiest.Gut gelernt - und geübt - war der - ambtliche Drill,denn - am End’ - rief der Theo - erleichtert: - „Ich will!“ Zuvor, - mit viel Herz, - Eleganz - und auch - Geist,hatte Buna - den Junker im - Reych fest - verschweißt.Dieses heißt, - auch der - Sprengelfürst - sprach es dann - aus:Bist-de erst - einmal drin, - kommst-de - niemals mehr - raus!Da durchfährt - mich ein Schreck, - doch zum Glück - bin ich alt, zähl’ heimlich - die Bäume schon - in meinem - Wald.Auch der Schulrat - noch älter - dem auch nichts - tabu,gibt bescheiden, - doch klug, - seinen Senf - noch dazu.Dann - die Räte, - sie murmeln - „Verworr’nes“ i’n Bart.Doch - nun - kommt die Sache - erst richtig - in Fahrt.Der Theo mußt’ wählen, - er war an der Reih’, und wählte sich „Vorwitz“ mit „zeitlos“ dabei.Ein „zeitloser - Vorwitz“ - war damit - geschaffenund ist jetzt - ein Rittersmann - bei den Schlaraffen.Verwandelt, - so war er, - und höchlichst - geehrt,durch die - sanfte - Berührung - mit „Orbahas“ - Schwert.Lulu ihm, - dem stolzen - Gewinner - der Ketten!Die andern wär’n froh, - wenn sie so einen hätten.Auch wir sind sehr froh, - doch er fällt, - wenn du’n hast,- dieses sagt - auch die Jutta, - dir manchmal - zur Last. 5.) Die Zeit wird nun knapp, / doch es prasselt herabauf das Haupt von dem Mann, / der viel ausreytten kann,ein Regen von Tituls, von Orden und Ahnen, /und er macht ein Gesicht, wie ein Säugling beim Zahnen.Selbst der sibir’sche Odenwald / hat ihm was auf die Brust geknallt.Wenn ungebremst der Ketten-Strom, / kriegt bald er’n „HWS-Syndrom“. Mit angeschwoll’nen Hals-Karkassen, / da streiken selbst die Krankenkassen.Doch was ficht Theo heut noch an, ( - wenn als Komet er zieht die Bahn ?Und bald, das prophezei ich schon, / da krönt er den „Orbaha -Thron“.Am liebsten säß er dort allein, / begrüßte die, die ritten ein.Was dann die Junkertafel - krischt, (kriegt) /darüber spekulier’ ich nicht!6.) Alsbald nahm - die Sippung - ihr’n weit’ren - Verlauf.Der „Taxatus“, -der Meister, - der hat noch - viel drauf.Auch „Knösel“, - als Pate, - und „Thumbold“, - nur so,die lobten - und priesen - den Vorwitz - „en gros“!Viel schöner - zu hören - war dann, - was gesungen.

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Der „Fladius“, - der bracht’ es, - wie immer - gelungen!Denn Perlen - der Liebe - verstreut’ er - sogleich;versüßte - die Sippung, - beglückte - das Reych.Diese Liebesperlen, - ihr seht sie - bei mir.Sie dienen - ab jetzt - meinem Halse - als Zier.Denn statt - Aggressionen - in frevelnder - Kunde:Fortan - nur noch - Liebesperlen - aus meinem - Munde!Und alle Reyche - am Rhein - und am Main,die drück’ ich - in Liebe - ins Herz tief - hinein. Will stets - hinterlassen, - ob Moll - oder Dur,verbal nur - mit Liebes-perlen - ‘ne Spur! -Zum Dank - mit ‘ner Rede - hub an nun - der Ritter,die fuhr uns in’s Hirn - wie ein Frühlings-Gewitter!Doch der Höhepunkt, Leute, - der Höhepunkt kam,Als die Tür war geöffnet, - floh jeglicher Gram.Die Düfte, die Düfte - o welches Entzücken,sie taten uns schier in die Vorburg - entrücken.Und der Ritter, - der „Vorwitz“ - ab heute genannt,führt Schlaraffen - per Hand - ins Schlaraffenland. 7.) Jubel, Trubel Heiterkeit. / Atzung, Labung - weit und breit.Suff und Fraß und Hirsebrei: / Das „Ritter-Schlagen“ ist vorbei.„Omega“, der fragt beklommen, / (hat sich’s fechsend vorgenommen,)wer dies alles - hätt’ verzehrt, / wenn keine - Gäste - eingekehrt ?Doch solches ist uns jetzt egal; / Cere-monien sind ‘ne Qual!Würste, Schinken und Pasteten / sind an deren Stell’ getreten.Dem Ritter sei - viel Dank - gesagt! / Und das Reych: - Es labt - und labt!ACH, - wie ich - „Schlaraffia“ mag: / Besonders - NACH -‘nem Ritterschlag!

20. Erstes Auftreten in der neuen RittergewandungIn dieser Zeit der dunklen Wintertage / bedürfen wir der Freunde mehr denn je.Erlaubt uns, daß dem Reyche Dank wir sagen / für all den Festglanz, den ich um uns seh'. Dank sei gesagt den vielen lieben Gästen, / die eingeritten heut' zur Nacht.Der Freunde Gegenwart zählt doch zum besten, / was unser Spiel hat je hervorgebracht.Dem Reych sei gleichfalls Dank und seiner Sassenrunde / für stete Freundschaft, manches Jahr, - die wir auch Euch in dieser weihevollen Stunde / geloben treu zu halten - immerdar! Orbahas Thron! - Welch Glanz! - Welch Geistesfeuer! / Welch triumphale Hierarchie! Vor jenem Dreigestirn an unserm Steuer / geh'n wir - trotz Rheuma - willig in die Knie. Ein Tropfen Wehmut aber mischt sich im Pokale: / Die Zierde unsres Throns sagt uns Valet. Das Fest des Ritterschlags, er celebriert's zum letzten Male,der bitt're Abschied bringt dem Herzen Weh'.So zieh' denn hin, Du warst Orbahas Perle, / warst stets brillant, - ein Musensohn!Doch seid getrost, ich kenne solche Kerle: / Auf den wart' selbst am Nordpol noch ein Thron! - Wir grüßen Euch zum Abschied, all ihr Lieben. Besond're Achtung sei dem „Fahrnmerhin“ gezollt.Gern wären wir noch hier geblieben, / aber der Wagen. . . der rollt!

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21. Dank an den PatenDem Paten sei gedankt in dieser Stunde. / Hier ha'm wir's leicht: Er war Gevatter für uns zwei. - Das Wort tropft ihm wie Honig aus dem Munde, / und seine Rede ist wie Hirsebrei.Er ist voll Geist, ein Zauberer der schönen Worte. / Seht, wie geschickt er die Pointen wägt! - Aus trocknen Krümeln macht er eine Torte, / aus Magermilch er reinste Sahne schlägt.Dem Junkermeister und der -tafel / wird danken gleich der Pott-pour-ri. So ward's beschlossen - und Geschwafel / ist unter Brüdern - Idiotie! So bleibt den Rittern, frisch geboren, / zu weih'n dem Uhu noch ein Wort:Schlaraffia, Du! / Wir haben Dich erkoren, / sei allzeytt Heimat uns und treuer Hort!

22. Penelope beklagt ihren "un-titulierten" RitterMeine Burgfrau sagt neulich, bald müßt ich „ihn“ kriegen: Sechs Jahr' schon dabei - (und das macht sie ganz wild!). Ihr wißt ja, daheim kann ein Ritter nie siegen, / weil meistens die Burgfrau als "Herrlichkeit" gilt. - Zwar ist diese Stellung ganz schnöd usurpiert, doch, was soll man da machen, wenn man immer verliert?Während weibliche Wesen sich niemals genieren im Kampf der Geschlechter am heimischen Herd,läßt Ritter-Ambiente uns Ritter verlieren, / weil die edle Gesinnung den Streit uns verwehrt. - Und so schreit meine Burgfrau, (ich schweige verbissen):Dauernd wär' ich am Fechsen, hätt' so oft's Protokoll!"Was bist du für'n Schlappschwanz!" - (Ich nicke beflissen),"machst den Aff'’ für die andern, / bist doller als doll!" - (Berlinerin!)! Und sie kann es nicht lassen, / schon fliegen die Tassen, zu Bruch gehen Möbel, Geschirr auch und Glas!Stumm steh' ich dabei, / denn ich kann es nicht fassen,recht hat sie gewiß, - doch wo bleibt da das Maß ? Zwar ist diese Saalschlacht auch schnöd’ usurpiert,aber, was soll man da machen, wenn man immer verliert? Schon wirft sie das Buch mir, das dicke und blaue, mit gesammelter Wucht in das Kreuz hinterher:"Da, hast du dein' „Thumbold“, hier kannst du's ja schauen:Wie öd'! - Bloß der Name! - Wie nackig! - Wie leer! Nix weiter zu lesen! Jetzt wird mir's zu dumm! Wo treibt dieser Mensch bloß des Nachts sich herum? Hier hast du dafür einen kräftigen Tritt! / Du armselig trauriger Ritter-Verschnitt!Komm mir bloß ohne Titul nicht heim, heute Nacht,sonst hast du als letztes 'ne Fechsung gemacht!"Ja, so sitzt diese Burgfrau mir dauernd im G'nick. / Sie hat einen richtigen "Titul - Tick"! - Drum: Erhabene Herrlichkeit, hoch auf dem Thron: / Nur ein einziger Titul genügt mir ja schon! Er wär von der Burgfrau zwar auch usurpiert.Aber, was soll man bloß machen, / wenn man immer . . .verliert ?

23. Erkürung zum MartinsritterDer Schutzheilige Frankreichs > Martinus < wird auch in Bad Orb verehrt.

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Das Reych „Orbaha Chattensis“ trägt diesem Umstand Rechnung mit der Begründung eines „Martinsritter-Ordens“, gestiftet von unserem Fürsten und Lordsiegelbewahrer „Menilaos“ und verbunden mit der Verleihung eines Brustschildes sowie des Tituls "Martinsritter". Dazu hier eine zum Thema passende Betrachtung eines anderen Franzosen (Georges Duhamel):

< . . .Wenn der Mensch groß ist, wenn er eine Ausnahmestellung inmitten der Schöpfung verdient, so nicht deswegen, weil er sich gelegentlich wie ein Krokodil, ein andermal wie ein Haifisch betragen kann, sondern, weil es ihm widerfährt, zu denken wie Franz von Assisi oder wie Albert Schweitzer.. . . Wenn der Mensch groß ist, so nicht deswegen, weil er die Kanone, das Flugzeug oder das Überwasserschiff mit Turbinenantrieb erfunden hat, sondern weil er zur Überwindung seiner Leidenschaften und zur Zähmung seiner Triebe fähig ist.. . .Wenn der Mensch groß ist, so deswegen, weil er sich nach tausend schmerzlichen Erfahrungen Stufe um Stufe zum Gottesgedanken emporgerungen hat. Er sagte zunächst wie die Tiere: Auge um Auge, Zahn um Zahn.Er verzeichnete daraufhin ohne Zweifel einen großen Fortschritt mit der Entdeckung jener anderen Lebensregel: Was du nicht willst, daß man dir tu', das füg' auch keinem andern zu!Dann hat er die Natur abgelegt, die wilde und rohe Natur, um das erstaunliche Gebot zu verkünden: Du sollst Böses mit Gutem vergelten und deinen Nächsten lieben!. . . Wenn der Mensch groß ist, so nicht deswegen, weil er eine unter den Kräften der gewalttätigen Natur ist, sondern weil er das Zeug hat, Natur zu mißachten und ihr Schweigen zu gebieten, weil er verzeihen kann, weil er sich selbst verleugnen, Hungrige speisen und Nackte kleiden, weil er unnütze Greise pflegen und ehren und Gebrechliche am Leben erhalten kann.>

24. Erbschlaraffe wird man nach 15 JahrungenUnd so bin ich es geworden: ". . . Laßt mich am heutigen Tag nach einem Motto unseres bekannten und geschätzten Ehrenschlaraffen "Huckebein", das da lautet: "Höchst erfreulich und belehrend ist es doch für jedermann, wenn er allerlei Geschichten lesen oder hören kann!" ein bißchen in meinem schlaraffischen Nähkästchen kramen und dieses bescheidene Jubiläum zum Anlaß nehmen, in ein paar kleinen Episoden oder Miniaturen aufzuzeigen, welch erstaunliche Kapriolen und Sturzflüge unser Wappenvogel vollführen mußte, um jenes doppelte Ziel zu erreichen: mich nämlich zu den Schlaraffen einerseits sowie in dieses interessante Reych „Orbaha Chattensis“ andererseits zu geleiten.Beginnen wir mit dem Umstand, der mich zum ersten mal in Berührung brachte mit dem profanen Spessart-Badeort, der die unwahrscheinliche Ehre hat, dieses illustre Reych in seinen Mauern zu beherbergen.

Kapitel 1: Uhus asklepische Schocktherapie.Die ersten Kontakte mit dem profanen Badeort waren früh und heftig. Meine Eltern hatten versucht, das Körpergewicht ihres dürftig geratenen einzigen Sprößlings in dessen zartem Alter mittels einer „Verschickung“ in die sogenannte „Kinderheilanstalt“ nach Bad Orb einer meßbaren Steigerung zu unterziehen. KINDER-HEIL-ANSTALT! - Schon der Name erweckte Flucht-, wenn nicht

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gar Selbstmordgedanken. Mit „äußerst gemischten Gefühlen dort eingetroffen, war ich nach dem Verschwinden meiner Angehörigen, die ich nie so geliebt hatte wie im Augenblick der Trennung, sofort krank vor Heimweh. - Allein der Schlafsaal! – Welche Menge Betten! - Und ich als - Einzelkind! Morgens um sieben erschien eine Schwester mit einem Riesenglas voller Thermometer. Völlig überzeugt vom therapeutischen Nutzen ihres Tuns lüftete sie ohne Federlesen die Zudecke und rammte jedem der zur Erholung Verurteilten gnadenlos den eiskalten Schaft eines Thermometers in die noch bettwarme, ungeschützte Hinterfront. Solcherart im Intimbereich aufgespießt, war ich völlig erstarrt vor Entsetzen, Scham und hilfloser Empörung. In stummer Verzweiflung zog ich jedesmal die Bettdecke weit über die Ohren und erwartete - während sich der Glasfremdkörper in meinem Darmende langsam erwärmte - auf die Erlösung von dieser unwürdigen und unästhetischen Prozedur. Frust und Schock! - Alles andere ist vergessen. Allein die Schreckensbilder jener kollektiven, sado-analen Manipulationen, deren Sinn ich bis heute nicht begreife, stehen mir noch immer vor Augen, garniert mit dem Schreckenswort aus der antiken Schocktherapie: "KINDER-HEIL-ANSTALT". - Zugenommen hatte ich bei dieser Brachialkur selbstverständlich kein Gramm. Seitdem ist Bad Orb als ein für mich persönlich etwas rigoroses Heilbad unauslöschlich verbunden mit spontanen Irritationen im Analbereich, und selbst hunderttausend Lichter der alljährlich inszenierten Kurparkbeleuchtung vermögen den dunklen Fleck in meiner frühkindlichen Seele nicht aufzuhellen. Uhu aber flog befriedigt von dannen. Der erste Schritt in die „Orbaha Chattensis“ war - etwas anrüchig - aber immerhin mit Pauken und Trompeten vorprogrammiert.

b) Kapitel 2: Uhu lüftet das Geheimnis "Schlaraffia" ein wenig.Es war bei einer Vatertags-Partie mit einigen Kollegen. Irgendwo hielten wir unsere „Stinkrösser“ an und legten an einem Bach eine Verschnaufpause ein. Zu uns war ein Kollege gestoßen, der - schwer körperbehindert - an zwei Stöcken ging. Und während er ein gutes Pfund mitgebrachtes rohes Hackfleisch mit zwei ebenfalls rohen Eiern anreicherte und danach aus einer von öfterem Gebrauch zeugenden Plastiktüte Unmengen kleingeschnittener Zwiebeln fingerdick daraufschüttete, was wir mit Interesse verfolgten, erzählte er in der darauffolgenden halben Stunde beim Verzehr seines zu extensiver Luftbildung anregenden Kalorientreibsatzes mit Zeitzündung einige Interna einer merkwürdigen Gesellschaft, „Schlaraffia“ genannt. - Da der Erzähler selbst ein etwas skurriler Mensch war - im guten Sinne - hielt sich unsere Verwunderung zunächst in Grenzen und schwankte zwischen Staunen und Belustigung. Zumeist allerdings machten sich erhebliche Vorbehalte gegen solcherlei Tun und Treiben bemerkbar. "Schlaraffia" ist eben mehr etwas zum Erleben als zum Beschreiben. - Als er uns aber erzählte, daß er die 45 km bis nach Marburg, auch - und das vornehmlich - im Winter und früher mit dem Rollstuhl, zurückgelegt habe und nachts, nach der Sippung, - oft bei Glatteis - auch wieder nach Hause gefahren sei, per Muskelkraft durch Dunkelheit und Kälte, reagierten die meisten von uns mit einer Mischung aus Skepsis und unfaßbarer Bewunderung. - Der Name "Schlaraffia" hat sich wohl jedem von uns eingeprägt. Was muß das für ein Verein sein, dessen Mitglieder solche Leistungen erbringen, um dabei-sein zu können! - Inzwischen staune ich noch immer über die Ausrittsfreudigkeit unseres Bundes und was viele auf sich nehmen, um sippen zu können. - Und ganz überzeugt bin ich, daß der damalige Ritter „Rollfix“ – längst in Ahall! - seinen Beinamen: „der

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Gigant der Landstraße“ völlig zu recht verdient und getragen hat.

c) Kapitel 3: Uhu im LandeanflugIn Bad Orb wohnhaft geworden, zog ich eines Morgens die Rolläden hoch und wieder kam mir - wie allmorgentlich - beim Anblick des schräg unterhalb liegenden stattlichen Hauses in den Sinn: Wie kann man nur hier in diesen Breiten - wo's soviel regnet! - ein Haus mit Flachdach bauen! - Und da wir damals bereits vier Jahre in Orb gewohnt haben, muß dieser Gedanke schon etwa 1460 mal in mir gekeimt haben. Als ich dann aber Schlaraffe wurde, lag alles sonnenklar auf der Hand: Dort haust ein ganz berühmter Uhu-Jünger, ein „Oberschlaraffe“ sogar, der im „Orbaha-Reych“ stets mit seiner hochgerühmten Weisheit brilliert, innerhalb und sogar auch außerhalb der Sippungen: All-wissend und all-weise war der, erleuchtet! - Sogar sehr stark, - manchmal sogar ein Quentchen überbelichtet! - Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Das war kein Flachdach da drüben, das war eine Art Lande- und Ruheplatz für an- und abfliegende Uhus, eine getarnte schlaraffische Kommunikationsplattform. Da wurden Nachrichten übermittelt. Eine Kopfstation war das, für Berichte und Meldungen aus der Uhu-Welt, dem sogenannten „Uhuversum“. Da kamen die verschiedensten Anregungen und Tips: . . . wer einen Ahnen kriegt oder Titul . . . und wer keinen! . . .Wo die gespendeten Lethe- und Brandletheflaschen hinkommen . . . und wo nicht! - Fechsungsmaterial, Witze, Sprüche . . . Lobeshymnen für schwache und Lobeshymnen für starke Fechsungen . . . manchmal auch bloß sippungsverlängerndes Geschwätz, das läuft alles dort drüben zusammen, in einer Art Ticker vielleicht - oder ist es nur ein Tick? - So wird der immer von einem für den Spessart zuständigen Uhu bestens informiert, brühwarm über die Plattform ins Ohr geflüstert, zugeraunt, wie die da oben sagen! - Natürlich hat sich das auch in seiner Karriere widergespiegelt: Ohne Knick! - sag ich euch! - Als er zum Marschall befördert war (überlegt euch mal: MARSCHALL! - wie lange der BLÜCHER für diesen Titul gebraucht hat!) Dann kam der Raketenstart - alles vom Flachdach - Oberschlaraffe der Kunst! Und was der alles "Kunstvolles" verzapft und versalbadert hat: das Material, die Bonmots, die Zitate: Alles über die Plattform! Alle geistigen Vitamine . . . haben alles die Uhus gemacht, . . . hat der bloß absorbiert, ich meine: die schlaraffische Milch, schlaraffische Weisheit, schlaraffische Wunderwelt. UND der direkte Draht! Non-stop Linienverkehr mit speziellem Kurier-Uhu direkt zum Busen der Allmutter. - Kein Wunder - sag ich euch - daß der sich den Beinamen „die schmunzelnde Nachteule" zugelegt hat. Bei dem dauernden Umgang! Hat schon ein bißchen abgefärbt . . . also, die Ähnlichkeit! Ich meine: . . .im Profil! . . . Unverkennbar! . . . Der wird noch Uhu-Darsteller beim nächsten „Allschlaraffischen Konzil“. Da ist noch viel drin, - viel ist da drin! . . . Bei so einer Plattform! d) Kapitel 4: Uhus schlaraffische BohrmaschineWenn man in der Orber Hauptstraße eine zurückliegende Passage, eine Passage mit Schaukästen Spessarträubern, bemalten Baumscheiben sowie mit allerlei Versen beschriftete Keramikteller, betrat, bemerkte der aufmerksame Betrachter alsbald ein unauffälliges Emailleschild, auf dem ein Zahnarzt seine Dienste anbot. Und da ich gerade auf der Suche nach einem Zahnarzt in Bad Orb war - einem Zahnarzt mit nicht zu langen Wartezeiten - erregte die Tatsache, daß ich an dieser Tür noch nie jemanden hatte herauskommen oder hineingehen sehen, mein Interesse. Sollte das wahr sein? - Gab es das noch? - Beherzt stieg ich die Treppe empor. Tatsächlich! - Das Wartezimmer war völlig leer. Und schon ging die Tür auf, und . . . was soll ich sagen?

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Eine hochgewachsene, sehr hagere Gestalt, buschige Augenbrauen, mit auf den ersten Blick strengen, leicht raubvogelhaften Zügen, die sich jedoch dem unverhofften Besucher gegenüber sofort voll Freundlichkeit und Güte glätteten: Ein Grandseigneur, aufrecht, trotz sichtbar hohen Alters, hieß mich mit eindrucksvoller Gebärde - sicher vom „Orbaha-Thron“ entliehen - aber dennoch sehr verbindlich, - willkommen. Nach kurzer Einleitung nahm ich auf dem gefürchteten Marterstuhl Platz, mein Gegenüber setzte eine Goldrandbrille auf, mit der er wie Gottvater persönlich wirkte und griff nach seinem Bohrer. Erwartungsvolle Stille breitete sich über der Szene aus. Die einsetzenden Laufgeräusche ließen mich jedoch alsbald aufhorchen. Wie das? - War ich bisher gewöhnt an eine Geräuschkulisse, wie sie entsteht, wenn ein Geschwader Düsenjäger neuester Bauart von Mach 2 in Sekundenschnelle auf Mach 3 beschleunigt, so klang die Melodie der gefürchteten Fräse hier ganz anders. Zu meiner Verblüffung hörte es sich hier eher an wie: "Resi, i hol di mit'm Traktor ab. . ." - Direkt gemütlich - aber doch auch ein wenig beunruhigend.- Wie erwartet, gestaltete sich die beginnende span-abhebende Prozedur entsprechend umständlich und von längerer Dauer. Zuerst völlig entspannt, rötete sich das Gesicht des Patienten allgemach, und seine Hände verkrampften sich in das bereitgehaltene Taschentuch auf seinem Schoß. Da dabei nicht ständig in das zwar sympathische, jedoch ungewöhnlich nahe und ungewöhnlich lange über meinem Gesicht schwebende, goldgerandete Adler- oder besser Uhu-Augenpaar geblickt werden konnte, schielte ich verspannt und auf noch Schlimmeres gefaßt, welches jedoch - Uhu sei Dank! - nicht eintrat, ergeben und kapitulationsbereit zur Seite. - Dabei fiel mir auf, daß an dem Bohrgestänge ein rasendes Etwas herumsauste, dessen hyper-mobile Funkionalität im Wirkzusammenhang der hochtourigen Mechanik meine Neugier so sehr beanspruchte, daß ich den Blick nicht mehr abwenden konnte und mit weit aufgerissenen Augen - der Mund war ohnehin schon offen - selbstvergessen und dadurch völlig schmerzfrei der Lösung harrte. - Diese erfolgte auch prompt, als der Bohrer mit ersterbendem Wimmern zum Halten kam. Es stellte sich heraus, daß eine der kraftübertragenden Transmissions-Drahtspulen - so eine Art dentaler Keilriemen - durch einen braunen, leicht abgewetzten Schnürsenkel ersetzt war, und was da so munter herumsauste, war dessen mehrfache Verknotung. Warum mir leicht schwarz vor Augen wurde und mein Mund auch nach dem Bohren noch offen stand, kann ich bis heute nicht sagen. - Schlaraffen hört! Dieser Zahnarzt war selbstverständlich ein Verehrer und Jünger Uhus und dessen langjähriger Junkermeister. - Ich habe ihn leider als solchen nie kennengelernt, aber vielleicht habe ich es geahnt. Seine Persönlichkeit und Ausstrahlung war so faszinierend, daß ich ihm trotz aller Pannen - aller rührenden Pannen . . . er sagte mehrmals: "Ich müßte ja meinen Beruf aufgeben, wenn es jetzt nicht hält!" . . . bis zu seinem Wegzug in die „Lubeka“ die Treue gehalten habe - eisern! - Der Bohrer - wahrscheinlich ein übrig gebliebenes Marterwerkzeug aus „Ohos“ Folterkammer - ist noch so manches Mal unversehens ins Zahnfleisch geratscht, die Füllungen haben nicht immer gleich gehalten. Aber, was macht das schon, bei so einem einmaligen, unvergeßlichen Menschen! - Dafür war das Wartezimmer immer leer - ich habe nie einen anderen Patienten zu Gesicht bekommen - und die Rechnungen , entgegen der üblichen Gewohnheit (ich stelle mir Seehofers Luftsprung vor) waren von rührender Bescheidenheit. - Einen solchen Mann kann man einfach nicht im Stich lassen! Wahrhaftig, ein unvergeßlicher Mensch, euer Ritter „Zahnatustra“! Es ist mir noch heute eine Ehre, wahrscheinlich dessen einziger und letzter Patient gewesen zu sein.

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e) Kapitel 5: Uhu macht Nägel mit KöpfenDie letzte Geschichte - vor genau 15 Jahrungen also - trug sich zunächst in hispanischen Gauen zu, an der Costa Brava; damals ein hochkarätiges Reiseziel, unweit des gar trefflichen Reyches „Barcinonensia“, mit einem Reychsnamen, dessen fehlerfreie und flüssige Aussprache mindestens 15-jährige Schlaraffenpraxis voraussetzt. - Dort begab es sich, daß die Besitzerin eines idyllischen und strandnahen Ferienareals zu mir sagte: "Also, drüben, der Herr "Sowieso" aus "Sowieso . . .hat gesagt" - Ich unterbrach: "Was! Der Herr . . . aus . . .! Das muß ein Schulkamerad von mir sein! - Und so war es denn auch. Der heutige Ritter „Fexalozzi“, langjähriger Oberschlaraffe der hohen Lympurgia, war durch Uhus weisen Ratschluß hier unten, fern der Heimat, aber nicht außerhalb des Uhuversums, in die ach so profane Nähe eures heute gekürten Erbschlaraffen „Thumbold“ geführt worden. - Nach dem Austausch einiger persönlicher Erinnerungen führte der Ritter „Fexalozzi“, damals noch „Junker Jürgen“, alsbald, ich würde heute sagen: "Mit gefährlich leuchtenden Blicken!", den Namen "Schlaraffia" in das Gespräch ein, und daß ich dort unbedingt beitreten müßte. Er selbst käme hin in das Reych „Orbaha Chattensis“, das ja ganz in der Nähe meines Wohnortes läge, um mich dort vorzustellen. - So gerieten wir - wegen der Patenschaft - eines Montagabends in die Heimburg des weitgerühmten Oberschlaraffen „Edisohn“. Wir wurden in ein nicht übermäßig erleuchtetes Wohnzimmer geführt. Da saßen, kaum erkennbar, eine ganze Reihe von Gestalten herum, o Schreck! - Und auch noch vorwiegend Damen, wie sich bei näherem Hinsehen heraustellte. - Wie peinlich! Sollten die mich etwa begutachten? Ich hatte gedacht, das sei ein Männerclub! - In einer Ecke thronte ein beige-weißes Etwas, majestätisch aufgeplustert, und starrte mich mit grünlich-glühenden Augen an. Ich dachte zuerst, irgend ein Gottseibeiuns oder Uhu persönlich sei zu meinem schlaraffischen Debut aufgeboten. Aber es war bloß der Kater „Puschkin“, der - in Erinnerung an meinen damaligen Schreck - heute in meinem Ritternamen noch immer herumgeistern muß. - Hin und her! Gegenseitiges Beriechen! Die Atmosphäre wurde jedoch rasch aufgelockert, als sich heraustellte, daß wir gemeinsame Bekannte aus früheren, profanen Zeiten besaßen. Schließlich mußten wir etwas unvermittelt zur Sippung aufbrechen. Und dort hat mein neuer Bekannter eine seiner berühmten Funktionen aus dem Ärmel geschüttelt, mit tausendfach funkelnden rhetorischen Brillanten, daß ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam. - Und so bin ich damals Schlaraffe geworden - und möchte schließen, indem ich mich bei Thron und Reych gar uhu-hertzlichst bedanke für das, was mir vergönnt war, zusammen mit euch, in den vergangenen 22 Jahrungen zu erleben und Uhu zuzwinkern, er möge auch Kommendes gnädig und freundlich begleiten. "Ich wälze nicht schwere Probleme, ich grüble nicht über die Zeit. Ich weiß nicht, wohin ich da käme, ich weiß nur: Ich käme nicht weit!" Und so hört es sich - (anläßlich des 70.Wiegenfestes) - gereimt an:

25. Costa - Brava - SongVor Jahren, da sind wir zusammengekommen. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet!Da ha'm sie uns schwer in die Mangel genommen. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! - Wir zogen durch's Städtchen und winkten den Mädchen, / und sangen manch' Lied ohne Arg, trotz Pellkartoffeln und Quark, das war arg!In Limburg, da ha'm wir den Tango probiert. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Der Jürgen ward gleich für den Eh'stand dressiert. / Verdammich - verdüwelt - so'n

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Schiet! Die Liebe macht Halt nicht vor Busch und vor Strauch.Sie braust wie ein Sturm, und sie säuselt als Hauch. Und so kriegt halt der Mensch, was er brauch', für sei'n Bauch! Alsdann ha'm wir uns aus den Augen verlorn. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Und wurden allmählich zu Honoratior'n. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Ha'm pädagogisch den Himmel entdeckt / und Bretter gebohrt im Intellekt, und mancher der Schüler war baff!So'n Aff'! An der Costa Brava gab's Wellen und Gischt. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Da haben per Zufall wir mitgemischt. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Wir tranken 'nen Rum an der Haifischbar / und hatten schon beide verdammt wenig Haar, darum gossen wir eins auf's Toupet, . . .das war - "schee"!Und mitten in diesem hispanischen Quatsch / Verdammisch - verdüwelt - so'n Schiet!Da bekam seine Story schlaraffischen Touch. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Er tönte beredt was von Uhu und Reych, von Burgschreck und Stinkroß und solchem Geseich, und bald hatt' den „Thumbold“ er weich!Doch nicht gleich!Er kam nach Bad Orb zu dem „Edisohn“. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet!Und um den herum gab's 'ne Damenschwadron. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Sie schauten auf's Maul mir und auf die Ohr'n. / Und am End war ein neuer Schlaraffe gebor'n, und der Puschkin, der führte Regie, . . . dieses Vieh!Jetzt bin ich ein Sasse im Orbaha-Reych. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Erlebe dortselbst manchen Schildbürgerstreich. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet!Die Thron-occupanten, nach altem Brauch, / die quatschen dem Uhu ein Loch in den Bauch. Und der hockt auf sei'm Ast . . . und erblasst!Ich selber muß fechsen bei Tag und bei Nacht. / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Beim Uhu! Was mir das 'ne Arbeit macht! / Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet! Ach, könnt' doch der Himmel mich davor bewahr'n! / Wär ich nie an die Costa Brava gefahr'n! - Verdammich - verdüwelt - so'n Schiet!

26. Die UrsippenfeyerNach 25-jähriger Mitgliedschaft oder nach Vollendung des 70. Lebensjahres und 10-jähriger Mitgliedschaft erhält ein Sasse den Ursippenorden. Am 13. im Hornung a. u. 136 - im Zusammenhang mit der 1500. Sippung unseres „allzeytt fröhlichen Reyches“ fand in der „Martinsburg“ für zwei Ritter eine Ursippenfeyer statt.

"1500. Sippung im Spessartreych - 1500 mal Orbaha - eine imposante Zahl! Sie beinhaltet mehr als 4500 Stunden schlaraffische Gemeinschaft, schlaraffisches Erleben. Jedoch: beileibe nicht - und zum Glück - sind das auch 4500 Stunden nur „Kunst“, „Humor“ und „Freundschaft“. Kein Mensch könnte das aushalten! - Die Mischung macht es, unsere spezielle Orbaha-Knabbermischung, mit Herz natürlich, mit Herzbad-Allüren und Kleinbahnverschnitt.

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Weil „Thron“ und „Rostra“ als reale Sippungsgrößen stets in einem ausgewogenen Verhältnis miteinander kommunizieren, kommen Gäste in unser kleines Spessartreych oftmals gern, manchmal sogar freudig und erwartungsvoll hierher. Wer von Alters her einreitet, betont immer wieder, die Orbaha sei ein liebenswertes Reych. Kann man dem etwas Schöneres hinzufügen? - Ich denke nicht! - Viele Einritte machen ein Reych sinnlich, und wer diese Erotik spüren will, braucht nur seine Blicke auf unseren Thron zu richten. Alle diesbezüglichen Erwartungen werden hier auf das schönste erfüllt. - Nicht ganz damit vergleichbar sind wir knorrige "Spessartfossilien", die wir uns heute im Glanze dieser besonderen Ehrungen sonnen dürfen. Bei uns ist der Lack schon etwas ab. Nicht nur in unserem Bund ist es allerdings Usus, daß man aus Altersgründen einen Orden erhält. Das Alter ist eine zwiespältige Sache. Es gleicht am ehesten einer Glühbirne: Man muß es mit Fassung tragen! . . ."

In heut Sipp. geht’s ums Feyern! Beim Wort: „Ursipp“ werd ich an meine eigene erinnert. - Vor über 8 Jhrung. - So Ereig.

ist meist mit 70.Wieg. verbund. – Wenn ich mei Verg. auflätt darf, dann klang das damals so:

Ein "Siebziger", das ist ein Mann, / dem man gratulieren kann.Er steht vor euch in ep'scher Breite, /

noch gut im Schuß und auch nicht pleite.Zwar gibt’s denselben massenhaft, / doch leidlich noch in Saft und Kraft,

wird er geduldet und genießt, / sofern sozial er sich entschließt,zu wirken + den Rest der Massen, / hauptsächl die schlaff'schen Sassen,

davon zu überzeugen weiß, / mit Lethe, - Artigkeit und - Fleiß,WARUM, - WOZU und mit viel LIST / so alt er heut’ geworden ist.-

Ein "Siebziger", das ist ein Typ, / außen grau, doch innen lieb!Er geht 'bei Fuß' + braucht viel Liebe; / gezähmt sin seine sonst'g Triebe.Die Bgfrau denkt sich dies und das! / War da nicht früher mal noch was?

Und wie sie noch versonnen lächelt, / da schnarcht's schon neben ihr und röchelt.

Doch, wenn die Gangart auch leicht klemmt, / der Liebesdrang bleibt ungehemmt.

Die Forschheit blieb zwar auf der Strecke, /

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doch streckt er sich dafür zur Decke.Zum Trost und Ausgleich für's Versagen / übt er sich jetzt im Händetrag,

bestreitet, daß er je ein Stoffel, / holt Kohlen rauf und auch Kartoffel,verstärkt die Putzgeschwader-Crew / und macht im Klo den Deckel zu.

Wenn heut' schlaraffisch wir uns geben, / trifft's auch das Greisen-Eheleben. ---Man muß das Joch von späten Tagen /mit Kunst, Humor und Freundschaft tragen.

Denn Kunst wird nun das Liebespiel / und nur "Humor" bring noch ans Ziel,weil, wenn die Hochgefühl kommen, / man meist zuviel sich vorgenommen.

Die Glut, mit der man angebandelt, / hat sich zum "Freundschaftsbund" gewandelt.So kommt's, daß die schlaraff' schen Wonnen / so richtig erst im Alter kommen,

wenn temporär man unbeweibt / sich einem „Männerbund“ verschreibt.Ein "Siebziger", der ist nicht fies, / kann heute das tun, morgen dies.

Zur Freiheit ist er jetzt geboren. Die kommt ihm fast schon aus den Ohren.

Die Hausfrau'n können das besingen / und denken oft mit Händeringen:Ach, ging der Alte doch mal raus! / Den ganzen Tag hockt der im Haus.Nur abends in der Dunkelheit / find nichts von ihm ich - weit und breit.' Muß ganz allein am Glase nippen, / da geht der Alte nämlich sippen!

Hand, - Bett - und Füße bleiben kalt. / So - ist das Los der Burgfrau halt!Doch nun zurück, und zwar direkt, / zum abzufeiernden Subjekt!

Ein "Siebziger" ist große Klasse, / ist stets solvent und gut bei Kasse.Nicht Kinder nur, nein, auch schon Enkel /

reiben Hände, - klopfen Schenkel.Der Wirtschaftsfachmann nennt's Profit, / Und dieser wirkt wie Dynamit.

Weil: Vor des Alten Portemonaie / steh'n sie an im Defilee:Rot' Kreuz, Finanzamt und Verbände / öffnen seine milden Hände,

Denkmalschutz und Müllgebühr’, / alle klopfen an die Tür.Selbst die Kirchen und Vereine / sind stets scharf auf seine Scheine,

und manche Ärzte, die er kennt, / schätzen den Privatpatient.Auch unser „Geldmops“, ganz zum Schluß / möchte seinen Obulus.

Doch heute läßt er sich nicht lumpen, / schwingt mit euch den vollen Humpen.Zieht später an die Trikotage . . . / die liebe Burgfrau – zwecks PoussageAuch denkt an die er, die sich schinden / um schöne Worte zu erfinden.

vom Thron herab als Litanei / mit sehr viel Schmus und „Hirsebrei“.Nicht immer sind sie zu beneiden, / die sich - mit dem AHA bekleiden.Die dünne Luft am Thron-Podest / gibt mancher Herrlichkeit den Rest.

Erleuchtung soll sie ständig zeigen, / zu jedem Vers ein Loblied geigen.Aus der „Lamäng“ sich ab was ringen, / Freud- und Leid-Sermone bringen,

ertragen auch den Schund-Poet, / der eben grade vor euch steht.Auch leicht kann’s sein, daß es ihr graut, / wenn sie nach links u.rechts mal schaut.

Nicht, weil sie da gerät ins Schwitzen, / nein, weil da stets die Gleichen sitzen.MIT-brüderlich beim Sippungs Drum und Dran /

grinst wohlbekannt – sie - der gewählte Nachbar an.Jahraus, jahrein das gleiche Herrlichkeitsgefühl, / die Bärte wachsen schon durchs Thron-Gestühl.

Die Fechsungsliste, dieser Wisch, / liegt auch fast leer heut auf dem Tisch.O Je! Nur Thumbo hat sich reingeschrieben! / Ach, wär ich doch daheim geblieben.

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Ein Glück, daß Don Peppone im Gestühl / da ath’m ich auf bei dessen Spiel.Puccinis Ohrwurm noch im Ohr, / schwebt der zurück mal – und mal vor.

2 Ahnen kriegt er dann, - dazu noch ein Ihi, / das ist die Tonkunst - Despotie. Zur schönen Feyer nun für ERB und Ur, /

wünsch Sassen, - Thron und - Reych ich Gutes nur. und ruf Euch von der Rostra zu: / Mit Donnerhall - ein kräftiges – LuLu!

(Doch schaut er angstvoll und beklommen / auf künft'ge Zeiten, die bald kommen.Weigel, Scharping oder Kinkel / und noch manches and're Hinkelsind ganz geil auf die Pensionen, / wie voll Lust sie stets betonen.Die staatlich angestellten Diener / sind Opfer der Polit-Schlawiner.

Die machen sich 'nen Spaß daraus / und plündern die Beamten aus!

Drum langt heut zu! - Kaut auch nicht - schlapper:Der "Achtzigste" wird nämlich - knapper!)

28. Aus - ach! - so fernen Tagen! - Historische Ursippenfeyern: Für „Freischütz" und „Renaissance", Thron-Jubiläum für „Edisohn" & „Biberschwanz".Laßt blasen Drommeten! - Schlagt die Saiten der Leier! / Thron-Jubiläum und Ursippenfeyer. - Schlaraffischer Farben - ein buntes Meer! / Massenhaft Einritte! . . Allüberall her! Vom Eise befreit durch des „Bunas“ Hand / flattert des Frühlings licht-blaues Band, quer durch die Burg und der Sassen Gewühle, - weckt "Ursippen-Thron-Jubiläums-Gefühle"; ergreift jeden Recken mit Frühlingsgewalt, - macht selbst vor dem „Tranquileo“ nicht halt: Frohsinn-erweckt tat die Rechte er heben / und ließ donner-gewaltig die "Orbaha" leben.Für die Ursippenfeyer der Alt-schlaraffen / war damit die richtige Stimmung geschaffen. Weil er „Freischütz“ und „Renaissance“ so gut kennt, war dem „Buna“ heut' die Laudatio vergönnt.Eingestimmt durch den Pilger Reich, / begann der schlaraffische Festakt sogleich.Die "Introduktion" Ritter „Schmissig“ brachte, der im „Faustjahr“ des großen Heroen gedachte. In farbiger Kraft und gar wohlgeschliffen / hat „Menilaos“ den Tageslauf aufgegriffen,erwies sich mal wieder in unserem Kreise / als der Meister der lyrischen Ausdrucksweise. Die zu Ehrenden nahmen, wie sollt's anders sein,vor den Stufen des Throns ihre Plätze nun ein.Und Buna, salopp und mit Lässigkeit, / hat für jeden die passenden Worte bereit:Für den "Gründungs-recken" und "Ur-Styx" des Reyches!Für den "böhmischen Josef" mit „Herz, ach so weiches"! Dann gingen zwei Sterne am Himmel auf, / die "Orbahas" Schicksal in sieghaftem Lauf seit zwanzig Jahrungen lenken und leiten - und den Ruhm uns'res Reyches im Weltall verbreiten: "Glanz plus Thron . . gleich Edisohn! / Thron plus Glanz . . . gleich Biberschwanz!"Nur in Form einer Gleichung läßt voll sich erfassen

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die Wucht dieser Namen für uns kleine Sassen. Selbst „Buna“, den alle verehren und achten, kann sich nur noch als "Winzling" dagegen erachten.So laßt uns mit Lorbeer die Häupter bekränzen:Unserer oberschlaraffischen "Super-Potenzen"! Was für die Töpferei . . der Ton, / ist für Schlaraffia . . „Edisohn“!Was für den Fußball . . Kaiser Franz, / ist für Schlaraffia . . „Biberschwanz“! Sie schweben, wie Uhus, ganz hoch in den Wolken,nur sie selbst . . können dort / ihrem Geistesflug folgen! So rühmt sie der „Buna“ mit herrlichsten Worten,doch ihr Herz . . konnt' er nur "in der Hose" orten.Wie "Big-Bon-Dollys" Busen: . . außen Glut, . . innen Rauch,so versprechen sie - nichts, / doch das . . halten sie auch! "Dioskurengleich" hätten die zwei sich gefunden,bescherten dem Spessart-Reych herrliche Stunden!Seien "Herrlichkeiten" in jeder Weise / für den heimischen Thron . . eine "Götterspeise"! Er pries sie als "machtvoll", "vulkanisch" und "heiß"!"stimulierend", "pulsierend"! . . und was er sonst noch so weiß! Wir müssen, das wollt' er als Quintessenz sagen, / die beiden noch viele Dezennien ertragen! Drauf zu stocken der Atem der Sassen begann, / denn mit Urgewalt nahte ein Höhepunkt dann: Um gewaschener Hälse frisch duftendem Schimmer, aufleuchtet's wie goldenes Sonnengeflimmer!Mit den "All-Schlaraffen-rätlichsten" Worten / übergab „Tranqui-leo“ . . die Ursippenorden! - Ein Regen von "Tituls" ergoß sich dann wieder / auf die Häupter der Jubilare hernieder.Grad wie bei 'ner Sparkasse geht es da her:"Nur wer schon viel hat, der bekommt auch noch mehr!"So'n "Dauer-Protokoller", der bleibt da verschont,der hat seine Arbeit . . und träumt in den Mond.Der „Biberschwanz“ dankte im Laufe der Nachtung,und zollt seinen Vorgängern Ehre und Achtung.Auch fiel ihm noch ein, es sei höchlich zu loben die Thronharmonie auf den Sesseln . . da oben. - Wir vom Fußvolk aber, wir lesen daraus: / "Eine Kräh' - hackt der andern kein Auge aus!"Als der „Biberschwanz“ wieder Platz genommen, hat der "Oberste Herrscher" die Rostra erklommen. - Der "Fix und Fert'ge" läd ab seinen Groll, der in zwei Jahrzehnten gesammelt sein soll,spricht von "Gnadenbrot" und von "Galgenhumor",stellt das "Dämmern" schlaraffischer Götter“ uns vor.Auch von "Selbstmordstatistik" und solchen Wortenorakelt's - und gleichzeitig: " Thron-Hals-Ur-Orden"!Wenn ein dergestalt schillernder Musensohn / schon jahrelang ziert eines Reyches Thron, dann müßte er doch, so die Meinung von allen, / wie'n gebrauchtes Auto im Preise fallen.Die Frage des Herrschers war nur rhetorisch, / die Antwort hingegen schon . .

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kategorisch: - "Ur-Oberschlaraffen", so klingt seine Weise, / die steigen enorm mit dem Alter im Preise. - Beispielgebend für dererlei Ware / sei das jährliche Steigen der Arzthonorare. Auch war da noch unmißverständlich zu hören, daß "von oben" das Reych >sie< am . . . wenigsten stören. Danach gab's noch Proben vom trickreichen Schaffen nie um Worte verlegener Oberschlaraffen. - Bilanziert man zum Schluß diese schönen Tiraden, kommt mit Sicherheit raus: Die geh'n beide nicht baden! Die bleiben gewiß, mögen and're auch drängen, / noch lang’ auf den höheren Rängen hängen. So kann ich getrost jetzt den Ausspruch hier wagen:"Die wer'n erst als "Mumien" vom Thron weggetragen! Darauf brachte, sehr passend, obwohl's manchen graust,der „Indra“ die "Worte des sterbenden Faust!"„Rostrapollo“, zum Ausgleich in Schüttelreimen,ließ verballhornten "Faust" auf 'nem Unkrautbeet keimen. Des alten Olympiers nie rostende Waffen / sind unglaublich scharf in der Hand von Schlaraffen! - "Gretchen tat, - nachdem sie mußt' . . . ins Kittchen fliegen, durch's Gitter . . . wie ein Flittchen kieken!" - (Der Schwächeanfall des Francofurta-Ritters „Parat“ konnte durch die Kunst mehrerer Orbaha-Ärzte alsbald wieder beseitigt werden!) Solch lyrische Stimmung, - solch Ausdruckskrafthätt' selbst „Menilaos“ nur schwerlich geschafft.Noch lang tat die Sippung die Geister erregen,doch der Fechser gibt auf . . vieler "Labungen" wegen! - Der "Güldene Ball", er beflügelt wie Minne, / doch der Pegel des Alkohols drückt auf die Sinne. Lulu, Schlaraffen, - als Reinertrag / verbucht diesen "Thron-Jubiläums-und-Ursippen-Tag"!

29. Amati - Knautsch - Peer Saldo ( Anfang eines vergilbten Protokollrestes)Einritt junger und ergrauter Wölfe aus allen Teilen des Uhuversums! - Mutter und Ziehmutter im Festgewand! - Viele liebe Freunde aus nah und fern, - farbenfrohe Rüstungen. - Überangebot an Herrlichkeiten. - Charakterköpfe, die denen des eigenen Reyches prinzipiell nicht nachstehen. - Händeschütteln, Schulterplopfen, abgestufte Freudenausbrüche: - Von brüderlicher Umarmung bis zu verschämten Tränen der Rührung! - Burg viel zu klein - dafür gut gepolstert - Dank Amati! -(Der Mensch im Zeitalter des Übergangs vom "Prost" zur "Prostata") - Begrüßungslawine rollt weiter! - Freudenrufe steigern sich zu Apotheosen! - Rauchwolken! Rauchwolken! - Atmosphäre: Frankfurter Hauptbahnhof bei Ankunft eines Urlauberzuges! - . . froh über Sitz unter dem Hintern! - Fungierender: bleich aber gefaßt! - Besonderes Kennzeichen: eleganter Ursippen-haarschnitt von führendem Orber Haarkünstler, Farbe: eisengrau! - Chronist registriert beruhigt: Vorbereitungen bis ins kleinste Detail getroffen, daher relative Ruhe auf dem Thron. - Leicht verkniffene Mundwinkel signalisieren Hauch von sympathischer Hilflosigkeit angesichts des enormen Lärmpegels. Kann jedoch leicht überspielt werden, da Situation nicht ungewohnt! - Begrüßung der Gäste: Ganz ungewöhnlich kurz, aber

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herzlich! - Damit Lernfähigkeit des Fungierenden eindrucksvoll bewiesen! Darf bleiben! - Kanzler „Amati“ verließt Sendboten: Unglaublich! "Bunte Hunde" im wahrsten Sinne des Wortes werden heute abend geehrt. Das Wort "abgefeiert" ist auch schon gefallen. - Sendboten! Immer noch liest er mit angenehm temperierter Stimme, souverän, doch bescheiden! - Sonnenbräune "dokumentiert" dezent, aber protzt nicht! - Urbild eines "Kantzel-lars" schlaraffischer Prägung vom Scheitel bis zur Sohle: aufmerksam, doch stets gezügelt und verhalten! - - Nun geht's los! Reychsorchester verstärkt: Mozart Streich Nr.5 - Noch jauchzen die Geigen! - Nachher bei Dvorák werden sie weinen! ( So will es jedenfalls das Ohr des fungierenden Oberschlaraffen!) - Die Gää-ige wää-int! - Wer würde es schon wagen, am Ohr eines fungierenden Oberschlaraffen zu zweifeln? - Wahrscheinlich war dies der Moment, als sein Amtsbruder nach seinem Knie griff - Das ist eben der Nachteil des Thrones: Man kann nie sehen, was die so unter der Bank machen. "Feuerzangenbowle" läßt grüßen! Die Paukerseele will aufbegehren, . . aber kusch! Profanes hat hier keinen Zutritt! - Es folgt ein philosohischer Sermon über den Humor, vorgetragen vom Ritter „Metron“, - gipfelt in der Erkenntnis, daß Humor jedes andere irdische Gut ersetzen kann: "Drum, zeigt das Leben dir die Zähne, fliegen Fetzen oder Späne, kannst du zurück nicht oder vor: Siehste Mensch! Dann hilft Humor!" - Doch erst muß es jetzt noch feierlich werden, endlich! - Fanfarenstöße! Mozartklänge! - „Tiefklang“! (garniert mit einem verirrten Paukenschlag aus einer Haydn-Synfonie!) - Wieder Fanfarenklänge! - Die Herrlichkeit, der Hohepriester naht! - „Biberschwanz“ hebt an zur Laudatio: Dunkle Hornbrille (leicht in Richtung Nasenspitze verschoben!) dominiert jetzt! - Ein kraftvolles Bild gesammelter Männlichkeit (beschließe im Stillen, meine Burgfrau prophylaktisch zu warnen!) - Unter dem Tenor: "Begeistert! - Bescheiden! - In Treue fest!" umreißt er ein Bild der drei Jubilare . . . unermüdliches Wirken . . . für unseren Bund!( Vergilbte Protokolle . . . pflegen . . . immer . . . irgendwo . . . unvermittelt und vorzeitig . . . aufzuhören!)

30. Die Groß-UrsippenfeyerNach 50-jähriger Mitgliedschaft oder nach Vollendung des 80. Lebensjahres und 15-jähriger Mitgliedschaft erhält ein Sasse den Großursippenorden.

Protokoll 1350 - „Edelrost“ wird GroßursippeMan raunt sich's zu, reibt sich die Hände, / sprüht’s als Graffiti an die Wände,haut sich auf's Knie, stößt in die Rippe: / „Edelrost“ wird Großursippe! "Dreizehn-fünfzig", ohne Schwafel, / zeigt die Sippungs-Zählungstafel.Diese Ziffer, rund und prächtig, / wirkt wahrlich jubiläumsträchtig, erhält als Zahl erst ihr Gewicht, / weil „Edelrost“ im Rampenlicht. Illustre Gäste, ach, wie teuer! / schmücken unser Burggemäuer, wirken glanzvoll und pompös, / machen die am Thron nervös. - S. R. und A. S. R. / und manch and'rer feine Herr,bis ins Orbtal vorgedrungen, / wird begeistert heut' besungen,ehrt sein Einritt doch zugleich / unser kleines Spessartreych!Selbst der höchste Würdenträger / ahnt, pfeilschnell wie ein Düsenjäger,in allschlaraffischer Vision, / daß heut' noch Platz auf unser'm Thron,gereicht dortselbst dem Reych zur Zier, / als unser "Rosenkavalier („Arborelli“)!" „Buna“ griff nun zur Lektüre / und begann die Ouverture, (die bei uns "der Einritt" heißt), / indem er Milch und Honig preist.

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Milch und Honig - wohlbekannt - / fließen im Schlaraffenland, doch dieselben - hierzumal - / sei'n fiktiv und irreal.Die Welt, das wüßten die Schlaraffen,"sei nicht aus Brei und Mus geschaffen!"Harte Bissen gäb's zu kau'n, / wir müßten würgen oder sie verdau'n!Bei uns, da würd’ es offenbar, / sei oft der Troddel - König gar, bekäm den Spiegel vor's Gesicht / und müßt vor's eigene Gericht.Dort käm heraus dann ganz primär, / daß stets man selbst der Beste wär.Und daß dies wirklich wahr müßt' sein, / das wußt' schon Meister Huckebein! Der Mann von „Ante Portas“ dann / steckt unsre „Blaue Kerze“ an,macht' uns und jenen andern Mut, / daß im Verborg'nen sich was tut.Amati brachte Freundesgrüße, / mit einer Stimme, deren Süße bot Sinnlichkeit dem Ohr und Flair, / was von Erkältung rührte her. - Zwei große Recken kamen dann / mit der Geburtstagshymne dran.Auch einem "Opa" zollt' man Ehre, / auf daß das Reych dereinst sich mehre! Sodann erschien als Kandidat / der „Edelrost vom Stacheldraht“. Als Grandseigneur und Reychsbaron / nahm würdig Platz er vor dem Thron,auf einem eingetauschten Stuhl / und fühlte sich darauf sehr "wuhl"!„Erosthenes“, im Aufgalopp, / griff in sein Fechsungsbuch salopp, und bracht' als Könner und Poet / die Kunst auf unser Reychs-Tapet.An Kunst soll man Vergnügen haben, / soll sich mit Freuden an ihr laben.Und also pries in dieser Stunde / den Wahlspruch er von unserm Bunde. Drauf stellt' sich nach viel Ohren-Pein / der Wimmerhölzer Stimmung ein.Als Duo hielten sie uns feil / ein Streichkonzert von Ignatz Pleyl.Drei Teile bot die Sonatine / und ward gefiedelt mit Routine.Nun also endlich und sodann / kam „Edelrostens“ Feyer dran,von „Buna“ trefflich inszeniert / und unserm Senior dediziert.Ob seiner Duldsamkeit gepriesen, / ward gern er "Alter Fritz" gehießen, welchselben Titul mit Behagen / er dann auch konnt nach Hause tragen. Sanft, ohne Stock, sein Regiment, / nie zornig, boshaft, stets dezent; Beständigkeit sei seine Zier, / hätt' kaum gefehlt, wär’ immer hier, die Burgfrau auch wär treu ergeben, / die Orbaha - ein Teil vom Leben! Dies alles sagt der Mann vom Thron. / Das Reych, es dankt mit Ovation.Sprengelfürst „Hexagoras“ / stieg dann empor auf den Parnaß, Sitz von Apollo und der Musen, / um dem „Edelrost“ zu schmusen. Fit sei er und ein Aktivist, / weil er halt stets Schlaraffe ist.Schlaraffe sein, das hält in Form, / macht munter und verjüngt enorm, tat dann auf Zarathustra zielen / und ließ das Kind im Manne - spielen. Zum Schluß, voll Ernst, ward distinguiert / der Orden auf der Brust plaziert;und alle schauten, wie er hing: / Das selten schöne Glitzerding!Und ziert' den Hals ganz wunderbar, / der extra frisch gewaschen war. Tolle Tituls, kaum geglaubt, / fielen Fritz auf's weiße Haupt.Er wurde „Graf“ im Nachbarreych / und auch „Senator“ alsogleich. Und am Schluß der Prozedur / machten alle ihm die Kur. Sodann, mit wohlgesetzten Worten, / bedankt sich Fritz für seinen Orden,beschreibt den Weg - wir alle gaffen - / vom "Kegelbruder" zum "Schlaraffen",zitiert Don Bosco voll Niveau, / mit einem Spruch, / in etwa so: "Man soll im Alter fröhlich prassen / und alle Spatzen pfeifen lassen!"

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Damit man solches auch kann sehen, / soll'n alle in die Küche gehen. Dort strapaziert er sein Budget / und lädt zum "Edel-Fraß-Buffet". <So stellt sich dann zum Schluß heraus,daß Fritz ein ganz famoses Haus!>

31. Erkürung zum EhrenritterEhrenritter - mit Zustimmung des Großen Schlaraffenrates gekürt - können nur einem anderen Reych angehören. Sie sind berechtigt, den "Ehrenhelm" des verleihenden Reyches bei allen Sippungen und Festen zu tragen.Protokoll der Sippung 1340 - „Arborelli“ wird Ehrenritter!Vivat! - Hoch! Gar viele Male! / Jubel, Trubel - hier im Saale! Frühlingsrauschen und -gewitter: / „Arborelli“ - Ehrenritter!Von nah und fern war alles da, / zu ehren IHN und ORBAHA. Das dauert lang! - Ich wußt’ es schon, / denn „Biberschwanz“ war auf dem Thron,verkündet selbst vom hohen Orte, / er sei der Meister VIELER Worte! Könnt' mit dem Einritt doch zuzeiten / die GANZE Sippung er bestreiten. Es tat den Frühling alsbald riechen, / der „Sprengelfürst“, - als Freund der Griechen,ließ Blütenduft die Burg durchwehen / und uns den Lenz persönlich sehen.Die Welt wär öde wie der Mond, / wär sie von Freunden nicht bewohnt.Ein Faustzitat als Fechsungsware! / „Carozza della non sputare“, ganz aphoristisch à la Goethe / blies die schlaraff'sche Freundschaftsflöte. Mit fulminantem Exposé / stach „Junker Juppa“ dann in See.Ein "Schiffchen-Spielzeug-Lob-Gedicht": / Ach Freund, vergiß das Träumen nicht! - Sodann hub das Orchester an, / worauf die Feyer gleich begann. Mozärtlich klang der Streicher Ton. / "Nur"-zärtlich sagt's der Mann vom Thron,hebt an - schon beinah' Wang an Wange - / zum Ehrenritter-Lobgesange. Der „Arborelli“ sei ein Mann, / den jeder gerne haben kann.Die Uhu-Welt mit Affenfahrt / durchquert er als Schlaraffenrat.Als Züchter mancher edlen Rose / hat er als Hobby und Symbiose'ne Sammellust auf Orden, Ahnen, / die gülden oder porzellanen, zur Zierde der Schlaraffenwelt / in "Ante-Portas" ausgestellt.Ein Freund des Reychs von Anbeginn / war „Arborelli“ ohnehin.Nie hat sein hohes Amt "belästigt", / drum ward die Freundschaft stark gefestigt. - Jahrzehntelang Verbundenheit / und Seelengleichklang-allezeytt! Dazu noch Ehrenritter heut', / ist das, was unser'n Uhu freut! Lulus vom Chor der Sassenscharen, / ungezählte Reychsfanfaren! Hörnerklang, Drommeten-Schmettern / ließ die Stimmung höher klettern,und kein Jubel wollt' erschlaffen / für den Großfürst der Schlaraffen! Bescheiden dankte er mit Freuden / all den eingeritt'nen Leuten,sagt - und ward ein bißchen rot - / Dank sei zwar des Künstlers Brot,doch allein der Sache wegen / nähm' die Ehrung er entgegen,wär ansonsten "entre nous", / so wie ich und so wie du! Zum Schluß dann noch, sehr angemessen / das Lied: „Wie könnt ich dein vergessen!“ Als Abschluß von dem Rendez-vous / kam noch ein heit'rer Teil hinzu, den „Edisohn“, der solches kann, / mit einem „Aufruhr-Song“ begann. Die Phryg'sche Mütze der Revolte / (und nicht den Dutt der Witwe Bolte)drückt er voll Widerspruch, wie stets, / den Schlaraffen auf den "Deets"! Nach vielem Fechsen kam zum Schluß / mit Speiseeis der „Lotulus“.

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Es leckt bei ihm zu jedem Preis / das Kleinkind und der Mummelgreis.Auch der Chronist denkt jetzt an's Lecken, / nach diesem Protokoll-Vollstrecken. WIE und WO man lecken soll, / bleibt offen in dem Protokoll!Schlaraffen hört! - Und wird's euch heiß, / gemeint ist selbstverständlich: EIS! Hony soit qui mal y pense! / Wer kräftig leckt, leckt sich in Trance. Man tu dies gerne, ohn' Verdruß, / denn nunmehr ist ja endlich Schluß!Dies war die Mär, für mich war's Plage, / von unserm "Ehren-Ritter-Schlage"!

32. Das DuellMittels des "Reychsfehdehandschuhes", der dem Gegner vor die Füße geworfen wird, fordern Sassen, die sich beleidigt fühlen, andere zum Zweikampf heraus. Die Waffen - "geistig" oder "geistig geschärft" - bestehen aus Vorträgen, die den Kontrahenten "schmähen" oder "beschämen" sollen. - Geheime Absimmung ermittelt den Sieger. - Am Schluß wird sich versöhnt!

(Hier: Duell zwischen dem Junkermeister und einem Sassen des Reyches, weil ein Knappe hatte verlauten lassen, alle stammten vom Affen ab, - auch Throninhaber.) 33. Hier stand Heinrich Heine (Ehrenschlaraffe „Romanzero“) Pate.Oben auf den Bergesspitzen / liegt die Burg in Nacht gehüllt. Doch das Tal ist hell von Blitzen, / blanke Schwerter klirren wild! - Das sind Brüder, die dort fechten / grimmen Zweikampf - wutentbrannt. Sprich, warum die Brüder rechten / mit dem Schwerte in der Hand! Tumber Knappe ließ vernehmen / kühn in aller Recken Ohr'n, daß wir von den Affen kämen, / sei'n wir noch so hochgebor'n!Dies jedoch dem edlen Burgmann / war auf jeden Fall zuviel:Junkermeister, jetzt bist du dran! / Blut'ge Rache sei mein Ziel."Affe sein" will ich nicht leiden, / rief er ihm gar grimmig zu. Kein Ergrübeln kann's entscheiden. / Schwert heraus! - Entscheide du! Und sie fechten kühn, verwegen, / Hieb auf Hieb herniederkracht.Keinem war Gesang gegeben, / so heult's schaurig durch die Nacht!Wehe! Wehe! - Blut'ge Brüder! / Wehe! Wehe! Blut'ges Tal! Beide Kämpfer stürzen nieder, / ihr Gesang war eine Qual!Traurig in die Niederungen / blickt die öde Burg herab:Hättet bloß ihr nicht gesungen, / braucht' so früh ihr nicht ins Grab!

"Natürlich" - blieb der Junkermeister auf der Strecke, was den Junker verdroß:

*** 34. Eigene Gedanken und literarische Hilfe zum Thema: „Metamorphose der Affen“ Gefordert wurde jüngst gar schnell / der Junkermeister zum Duell, weil "Emil" Kästner offenbar / des Menschen Herkunft nicht ganz klarund weil dies drum vom Thron moniert / und auch noch heftig kritisiert,was nämlich "Emil" wollt erklären, / daß wir noch immer Affen wären,daß dies so wär von Anbeginn / und folglich heut' noch immer drin. - Und weil der Thron dies übel nahm, / es zum erwähnten Zweikampf kam. Drum sei ganz klar dies konstatiert, / expressis verbis expliziert:

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Auf Schritt und Tritt in deinem Leben / bist du von Affen stets umgeben! Sie sitzen da und sitzen hier, / oft leider Gottes . . . über dir!Doch merke dies, mein lieber Sohn: / Nie - auf Orbahas hohem Thron! Der letzte Zweikampf hat's erhellt, / für alle Zeiten klar gestellt,daß Wesen dort mit Gold und Litzen, / doch nie und nimmer Affen sitzen.Enttäuscht war ich, es tut mir leid: / Grenzt dies nicht an Verstiegenheit?Affe werden ist schon schwer, / Affe sein noch viel, viel mehr! - Ich selbst war froh erst, ja genesen, / als ich erkannt mein äffisch Wesen. Auch Eugen Roth in seinem Schaffen / beachtet ehrenvoll die Affen. (Seite 159) - Dem hab ich nichts hinzuzufügen, / der Eugen tut bestimmt nicht lügen.Wie wär das Leben zu ertragen / und Trost zu finden in den Fragendes Daseins, die dich überschatten? - Wie willst ertragen du den Gatten,die Fehler deines Architekten? / Den Brauch von Bünden oder Sekten? Die Lehrer und die Schule gar? / Die Ärzte - und ihr Honorar?Politiker und ihre Glossen? / Auf ewig sind die uns verschlossen!Wär die Gewißheit nicht hienieden / der Herkunft von . . . Anthropoiden!Wer sich da ausschließt, absentiert, / gerät ins Abseits, wird frustriert! Ein Affenleben, rund und satt / so manchen schönen Vorteil hat!Drum frag den Thron ich unter Zähren, / ob sie nicht doch . . . gern Affen wären!?

35. Knapp vorbei! - (Herbipolis)In einer Sippung mit Einritt des hohen Reyches „Herbipolis“ (Würzburg) meldete sich immer wieder einer der ihren mit possierlichen Wortschöpfungen, wie man etwa Angehörige seines Reyches benennen könne, - z.B.: „Herbipoliten“, „Herbionen“ oder „Herbipolitessen“. - Thumbold reagierte schließlich mit folgendem frechen Vierzeiler:„Herbipolitanier“ ist lang und ist schwer, / wo nehm’ ich ‘ne Eselsbrücke bloß her?Doch, was soll ich mich lange zwicken und zwacken: Ich nenne sie einfach „Herbi-polacken!“ Der Sturm der Entrüstung einiger Betroffener hätte beinahe mit einem Duell geendet.Sogar das Wort „Reychsfehde“ kam ins Spiel Immerhin versuchte der Malifikant eine Entschuldigung mit folgender Fechsung:

Vielliebe Herbipolitanier, liebste Freunde in Uhu,mit „Herbi-Politesse“ / und schlotterndem Gebein wag’ ich heut zu entledigen / mich einer herben Pein.Um schnöden Reimes willen, / in sudel-haftem Ton,ließ ich Euch angedeihen: / ‘Ne „Herbi - Pollution“. In frevelhafter Eile, / ganz „herbi - polymorph“,entfleuchten mir Gedanken / aus meinem Rinden-Schorf,die war’n nicht ausgegoren / nicht so, wie Euer Wein,was „herbi - polytechnisch“ / mir stellte gleich ein Bein.Man meint, man hätt’ gefunden / mit List ein trefflich Wort;doch dann „herbi - politisch“ / wird’s anderwärts zum Tort. Mit Stolz spreizt man die Flügel, / Kolumbus und das Ei -, und haut „herbi - polemisch“ / im Handumdrehn vorbei., So bitt’ ich denn, entfaltet / „herbi - polit’schen“ Charm,und hegt in Eurem Herzen / nicht meinetwegen Harm.Laßt Eure Waffen ruhen, / so schwer dies Euch auch sei.

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Auch haltet mir vom Halse / die „Herbi - Polizei !“Schon schimmert’s mir vor Augen / „herb’ - politanisch“ Blauund „herbi - poly-klinisch“ / wird’s mir im Magen flau.Ja, selbst in meiner Heimburg / da wartet sehr viel Gram,denn obendrein, da bin ich / auch „herbi - polygam.“Ihr seht, bei mir hat Anstand / nur selten Konjunktur, und selbst schlaraffisch ab ist: / die „Herbi-Politur !“Tragt’s nach dem Orber Reych nicht, / das „herbi - polyglott“und das mich muß ertragen / sehr lange schon, - weiß Gott!Laßt es nicht lang entgelten / das grüne Spessart - Reych,und kommt doch recht bald wieder / wenn möglich: bitte gleich !Dann fechsen wir gemeinsam / und tanzen lieb und nett:‘ne „Herbi - Polonäse“ / und singen im Duett. -Mit gar zerknirschten Appellen an Euere Großmütigkeitbittet tausendmal um Entschuldigung

36. Das - Nicht-Ambtliche Protokoll - kurz „NAP“ genannt !NAP der 1577. Sipp. am 29. Im Christm.a.U.138 - (Aus der Vergangenheit)„Ehe Neujahr!“ - ruf ich ganz doll, / denn ICH - hatt’s letzte Protokoll,vergang’nen Jahrs in diesem Reych; / verlieh’n von einem Spessart-Scheich,der Buch geführt und abgehakt / und dieserhalb es nunmehr wagt,aufgrund von üblen Listen-Zwängen / das Protokoll MIR anzuhängen.Ich nenn das Erbsenzählerei. / Doch ganz egal und einerlei:Man nimmt es hin, man will kein Krach! / Drum setz dich hin und schreib’und mach! So’ Protokoll, - was ist dabei ? / Ein halbes Stündchen Kritzelei!Obgleich ich’s lieber hätt’ gesehen, / wenn dies mit nichten wär geschehen.Und ‘s täte besser einem frommen, / hätt’ es „Phantomas“ mal bekommen,beispielsweise, - sage ich, / (frank heraus und bloß für mich)der, - anstatt mit Ruhm zu schmücken - / sich sehr erfolgreich oft kann drücken,mit Rederei’n herum sich winden / bis sich ein anderer tut finden,der, angewidert von dem Streit, / erklärt zum Schuften sich bereit - und willig, brav und ungeniert / das eig’ne Hirnschmalz aktiviert.Doch solche Typen und dergleichen, / die kommen meist aus and’ren Reychen und waren diesmal ausgeblieben, / beim Sippen „fünfzehn - sieben - sieben!“ „Entre nous“, bloß schwarz und grün, / mußten in den Kampf wir zieh’nselber fexen - reimen - singen / und die Sippungszeit bezwingen. Noch - leuchtete der Uhu-baum, / brachte Stimmung in den Raum.Feierlich mit „Dran und Drum“ / standen Requisiten rum,prangt’ in weihevoller Nacht / festliche Lametta-Pracht ,die späterhin und recht gelungen / der Biberschwanz dann hat besungen. Und selbst am kühnen Eisenmann / hängen Silberfäden dran,der sonst ziemlich unbeachtet /als Eckensteher vor uns schmachtet,erinnernd an die Ritterzeit, / die so weit..., so weit..., so weit! Frisch, fromm, frei und mit viel Verve, / - auch etwas wohldosierter Schärfe -fungiert’ auf seinem hohen Thron / Nein ! - Mit-nichten Edisohn -dieser gibt sich hin voll Wonne / der wärmenden Kanaren - Sonne,stapft barfuß und ganz unerkannt / durch den heißen Wüstensand. Un’erkann’t, die Herrlichkeit / die glänzte durch Ab-wesenheit.

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Der leereUhu am Gestühl / zeigt mit schmerzlichem Gefühl,daß er was dagegen hätt’ / wenn die Ob’ren nicht komplett. Und so prägt der Sippung Lauf / Uns’re Herrlichkeit „Lehr-lauf“,welcher nie nur schlecht und recht / oben seine Arbeit mecht! -Sondern stets mit Schwung und Geist / den „Orbaha - Laden“ schmeißt.„Sau tot“ hieß das Halali, / das uns zwang fast in die Knie. - Angelaufen von der Qual, / hochrot - standen sie im Saal, die mit Urgewalt geblasen / schließlich ging’s nicht um ‘nen Hasen,sondern um ein wildes Schwein, / und das will gemeistert sein. Drauf mit Tempo wie noch nie, / schluckt Taxatus den IHI,und tauft’ frohgemut - sofort / ihn als - „Uhus reines Wort!“Mit ‘nem Vers-chen von „Heer-uff“ / schwang drauf „Biberschwanz“ sich ‘nuffund entzündet nach der Sau / uns’re Kerze, welche blau. Junker Jürgen mit der Flöte / liebt nicht nur den Wolfgang Goethe!Zu uns’rer Freude im Verlauf / hat er auch noch Heine drauf,ließ mit viel Biß, - doch ohne Beulen - / in der Burg die Wölfe heulen, steckt sie in ‘nen Schafspelz rein / grad-wie - im Orbaha-Verein. Taxatus legte dann honett / einen Wolf auf’s Totenbett,während Thumbold - ohne Ton / fechste über Mendelsohn; Von Amati ein Bon-mot / zu schlaraffischem Niveauverfaßte nicht der Tintenfisch / sondern Liri-Lauterich. Menilaos und auch Schribbe / auf der Jahreswechsel-Wippetaten Gaben uns dann schenken / zum Beachten und Bedenken. Denn, wenn’s alte Jahr tut wanken, / macht man sich halt so - Gedanken.Heis’res Hüsteln oder Husten / und ins Taschentuch reinpustenin schlaraff’schem Übermut / war für manchen IHI gut.Besonders schluckte wie ein Specht / der die Zimbel-Töne mecht,zeigt als Orgel-Spezialist, / daß die Kunst auch heiter ist -sodann am Flügel als Kontrast / wie Bach - Vivaldi aufgefaßt. Nach der Pause und dem Sang, / Buna dann das Szepter schwang,gab der Bescherung noch mal Raum, / (die Oma hing am Tannenbaum). Dann steckt Theo mit Zack-Zack / die blaue Flasche in sein’n Sack,macht noch Brimborium daher. / So geht’s, wenn eine Flasche - leer. LuLu-Latsch, verstand ich’s richtig, / war ein Nasen-pickel wichtig,nicht nur, wenn man daran juckt, / sondern in den Spiegel guckt.Ist das Lametta ausgegangen, / mit dem man sonst den Baum behangen, tut’s zur Not auch Sauerkraut, / falls man auf den Christbaum schaut,(stark vom Alkohol enthemmt, / oder, - wenn die Brille klemmt.)Doch „unbedudelt“ - an dem Feste, / nimmt man Silberbronze-Reste,leiht neu dem Kraut so Silberschein / und am Ende merkt’s kein Schwein.Ein Architekt, das müßt ihr wissen, ist nämlich niemals - aufgeschmissen.In einem technischen Jahrhundert / sich auch - kein Mensch darüber wundert,denn der findt’ immer Sauerkraut, / wer hinter die Kulissen schaut. Bunas Nostalgie-Gesäusel, / es paßt, wie zu ‘nem Kuchen - Steusel! Wie war normal doch das Gebaren, / als Kühe noch nicht lila waren. Leukid, der legt sein Protokoll / (und das fand ich wirklich doll,)thematisch mit viel Wendigkeit / auch in die Reychs-Vergangenheit.Und auferstanden aus Ruinen / sind wir so fast komplett geblieben.

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Die Reckenschar aus ihren Grüften, / sie schwebte um uns in den Lüften.Doch auch wir Alten sind noch da, / wenn nun erscheint das Neue Jahr.Und wer die Erbsen zählt, mag wissen: / Jetzt leg ich mich auf’s Ruhekissen Die neue Liste, lieber Schatz, / sieht Thumbold auf dem erstem Platz!Denn, weil’s heut’ vorgetragen war, / gehört’s bereits ins neue Jahr.Wer aus dem vor’gen Jahr zitiert, / hat „Schnee von gestern“ archiviert.Voll Staub ruh’ die Vergangenheit! / Die Zukunft braucht jetzt unser’n Schneid!

B. Sippungen mit eigenem Thema: Die "Themen-Sippung" - völlig klar! - ist für besond'ren Anlaß da! -

37. Der Herbst ist da! Es naht der Herbst, das Laub wird bunt, / die Zeiten werden besser.Ein flücht'ger Hauch dem Burgfrau'n-Mund, / Schlaraffen satteln Rösser! Denn wem da winkt ein Sippungsglück, / den hält kein Frauenmund zurück.Begrüßung, - Jubel, - Defilée! / Viel Farben und Gestalten!Allein am Thron, wenn ich recht seh', / da hocken noch die "Alten". Wer abseits von der Heerstraß' liegt, / der muß halt nehmen, was er kriegt!Nie wird man "die da oben" los / in kleinen Spessartreychen. Sie reden und sie drohen bloß, / vom Thron will keiner weichen.Wer alt wird, kann's mit "Jahresringen" / zum "Spessart-Ajatolla" bringen. Die Reden fließen Stund' um Stund' / wie Honig aus dem Eimer.In Wahrheit sucht „er“ bloß 'nen Grund, / ich kenn den Pappenheimer.Nimmt er den Mund besonders voll, / weiß ich: - jetzt kriegst du's Protokoll! - „Zwölfhundertzwei“ - die Sippungszahl, / wie liegt sie mir im Magen! Denn jetzt beginnt des Fechsens Qual, / schier platzt mir da der Kragen!Doch hör' vom Thron ich's frank und frei, / daß in der Kürze - Würze sei.Dran möcht ich mich jetzt halten!Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein, / das konnten fürwahr nur "Mogunzen" sein!Ein Knappe, ein Ritter und dann noch ein dritter, / des Name gefürchtet, wie Pest und Gewitter. - Am Thron sie erbleichen, die Knie erweichen, / gar oft schon erwogen, Pistolen gezogen, daß solche zu pönen, / die jenen verwöhnen und Platz ihm gewährten / in ihren Gefährten, Gebracht den Genossen in ihren Karossen, zu Orbens Gefilden, / den unsagbar Wilden,auf daß der Verschwörer und Sippungen-Störer / bringt hier die Adepten aus ihren Konzepten, ohn ' Rücksicht, verwegen, / läßt steh'n sie im Regen, - mit schlotternden Knochen(Euer Herrlichkeit kochen?) - denn schnell fällt der Groschen / bei ihm in die Goschen, was soll man noch sagen, / nichts kann man mehr wagen?Er wird immer kesser, weiß stets alles besser: / Ein Messer! . . . Ein Messer! . . . ein Messer! (Der letzte Überlebende der „Moguntia“ kniet vor dem Ahalla-Schrein!) Motto: Hast Du "Gloss. . ." im Haus, geht Dir schnell die Puste aus!Aus nördlichen Breiten und immer am Reiten / wie lieblich zu schauen in unseren Gauen,am heimischen Herd und uns unsagbar wert, - in stattlicher Länge / mit Helm und

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Gehänge, schneeweiß wie Amfortas, doch stets "ante portas!"- Mit Uhu auf Ralley erscheint „Arborelli“! - Und selbiger ist, (was mir immer schon deuchte) / eine unheimlich hohe Schlaraffenleuchte. Die hierarchischen Sprossen schon alle erklommen, ist er unheimlich nahe dem Uhu gekommen. Und wie unser Uhu so zwinkern tut, / das kann der schon beinah' genau so gut.Stets hütet er treu den schlaraffischen Gral / und wird ganz bestimmt dann auch bald General! Nun braust er davon durch's Schlaraffenland, trägt am Hals unser gelb-grünes Freundschaftsband, gestiftet dem großen schlaraffischen Scheich - von Orbaha, dem winzigen Spessart-Reych, das abseits der großen Heerstraßen haust, ( - und wo's mächtig dem Thron vor dem „Glosserich“ graust!) Hört her jetzt, Schlaraffen! Genug ist geschaffen, gar bunt ging es her, in die kreuz und die quer.In der Wissenschaft nennt man das Redundanz, und das alles beherrscht unser „Biberschwanz“!Alleinunterhaltend mit Fulminanz / fungierte am Thron unser Biberschwanz.Der Verlauf dieser Sippung, ihr ahnt es schon, / war ein Muster von Knappheit und Präzision. Kein Wort da zu wenig und auch kein's zuviel / so erreichte er pünktlich das Sippungsziel. Ein Tempo war das, kaum ist es zu glauben, / es tat fast den Recken den Atem berauben. Nur selten verlor er ein Wort ohne Not, / nur die Sassen, die waren am Ende fast . . . tot. Über jedwedes Thema er reden kann, / und überall hängt er ein Schleifchen noch dran: ein Anekdötchen oder ein Spaß, / weiß hier noch was und . . . da noch was! - In der Wissenschaft nennt man das Redundanz, und das alles beherrscht unser „Biberschwanz“!Familienhochzeit und Junkertafel, / Herr Hartwig, Rako¢zi und sonst viel Geschwafel, - Geburtstagshymnen und sonnige Jugend, / dazu sieben Reden über die Tugend.Ein winziges Beispiel nur greif ich heraus:"Uns're Herzen schlagen uns zu, aber auch . . . neben raus!" - In der Wissenschaft nennt man das Redundanz, / und das alles beherrscht unser Biberschwanz.

38. Lethe - Lob >Schlaraffisch: - Lethe, hochdeutsch: - Wein / bekommt den Sassen - ungemein!<

Der Lethe Lob ließ laut man singen, / in aller Sassen Ohr tat's klingen. Der Lethe ward in jener Nacht / mit Preis und Dankbarkeit gedacht. - Sie lockt der Recken munt're Schar / im Lethemond zur Orbaha. Schon gleich zum frühen Anbeginn, / als kaum schon was im Glase drin, da bracht' in unsre düst're Gruft / der „Schribbe“ süßen Letheduft.. Er nannt' sie ein Naturgeschenk / und der Schlaraffen Leibgetränk! Ließ Zungen schmecken, Becher blinken, / o hohe Lust, daraus zu trinken!Das war ein Lachen und ein Scherzen; / und nur der Einritt brachte Schmerzen! Es setzte nämlich „Knautsch“, der Gute / an den erlauchten Schlund die Tute aus Messing, und o je und graus, / er holte wirklich Töne raus. Es folgt ein bunter Fechsungsreigen, / in dem gar viele Recken zeigen,

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daß sie vom Wein gar viel verstehn / und mit der "Zeit" auch können gehn. „Reimsprudel“ mißt, wie sie entflieht, / „Paidophilos“ singt ihr ein Lied. Und „Knautsch“ sieht dann nur Sinn im Leben, / wenn er auch Zeit hat, ein'n zu heben, womit zu aller Nutz und Frommen / wir gradewegs zum Thema kommen. Im ganzen Reych gab's jetzt ein Kribbeln, / denn nunmehr fechsten die "Herbippeln". - Frankenland, wie bist du reich! / kein and'rer Wein dem Franken gleich!Der „Däumling“ gab's zu Protokoll, / der Frankenwein macht wirklich . . .voll! „Not-Artus“ sucht des Weines Wiege / in der Geschichte der Antike, anakreontisch fabuliert. - Doch leider war es sehr zensiert! Für die Orbaha ist's nicht fein, / wenn zuviel Wasser ist im Wein. Wir lieben die Natur / und schätzen das, was . . . "pur"! - Der Otto trifft schon eh'r den Ton, / von wegen dem Anakreon. Er läßt vergnügt die Proppen tanzen / und gibt die Würze zu dem Ganzen, erzählt vom Korken wahre Bände, / von Führerschein und Alimente! - Ein „Rostrapollo“ - ist er zwar immer, / doch - "Alimente": - das packt er nimmer! - Hoch lebe unser Kantzler „Pisch“, / der bringt das Mostlied uff'n Disch! Das Mostlied von "de arme Hunde", / daraus ein Spruch hier macht die Runde, - auch in die Orbaha, da paßt er: / "Genieße mit Wonne das Laster! - Genieße das Laster mit Wonne / dann scheint dir auch immer die Sonne. - Denn das Laster mit Wonne genossen, / und eins auf die Lampe gegossen, das hält die Schlaraffen stets frisch!" - So hat's formuliert unser „Pisch“! - Drauf „Edisohn“ erhebt den Becher, / auch er besingt Schlaraffen-Zecher:Zecher am Spundloch des Lebens, / die niemals sippen vergebens. Dann aber dann, Schlaraffen hört! / Dann wurde endlich der Sieger gekört! - "Ist der Wein im Manne, / ist de0r Verstand in der Kanne!" - Solch trefflich Wort ward hier vernommen, / und auch der "Klang" ist angekommen. Still war's im Reych, / man hört' ein Mäus-chen,als er sang das Lied von der "Oma ihr’m Häuschen".Dem großen Sieger, was gilt die Wette? / gebührte am Ende die Proppenkette.Als Lethekenner ist er bekannt: / „Plompazi“ wird er voll Ehrfurcht genannt!Und alle Recken, die uns beglückt, / wurden mit vielen Tituls geschmückt.So war es ein urgewaltig' Turney, / und viele Sieger waren dabei.Die Fechserei war kunterbunt, / viel Edles und kein bißchen Schund! So schließen wir das Protokoll: / Die Lethesippung, . . . sie war - doll!Doch auch die Zeit vergeht . . . im Nu. - Lulu!

39. 1538. (Lethe-) Sippung 14. Lethemond 137 Was man ersehnt, - bekommt man auch! - Dies ist - nicht oft im Leben Brauch.Nur mir - wird lang' - hier schon zuteil - worauf ich scharf - stets bin und - geil.Der Thron weiß dies und auch das Reych - und darum bloß - bekomm ich's gleich!Man will mir Gutes, wie's so Brauch - kennt auch das Kribbeln in mei'm Bauch,weiß, was mein ego treibt hinauf - wie der Erwartungs-Druck keimt auf. Gefühle, wie beim Banjee-Springen, nur daß sie rauf - nicht runter - bringen.In Wahrheit kann ich's kaum erwarten, - es juckt mein Stift, - wann darf ich starten?Die schlimme Sucht macht mich beklommen, - daß ja kein and'rer soll's bekommen.Nur jene Wochung zählt von allen - wo mir - sie 's Protokoll - reinknallen. Man weiß, die Zeit gebiert die Profis -00 und hebt sie ab - von andern Doofis.Was harmlos anfing, - wird Routine! - Wann gibts die NAP- Maschine?

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Man schmeißt die Fechsungsliste rein, - und unten kommt's gedruckt, - gar fein:Mal wie „Taxatus“, mal wie „Lauge“, - „Phantomas“ geht vielleicht ins Auge.Je nach dem Rad, an dem man dreht, - verstellt sich auch der Stil diskret.Und Sauereien wer'n beherzt - mit <CD-Rom> gleich ausgemerzt.Die Zeit - ihr Sassen - ist noch fern! - Doch Protokoller - träumen gern! ---Na, endlich ist der Thron getrimmt - und das "AUF! AUF!" wird angestimmt.Es naht dann nämlich der Moment, - den jeder liebt und jeder kennt.Man kann beruhigt die Augen schließen, - und froh die Sippung jetzt genießenDer „Thumbold“ ist ja heut im Saal, - dann ist vorbei die Angst und Qual. Gelöst, entspannt schmiegt ins Gestühl - man beide Backen - mit Gefühl.lehnt sich zurück, ist wohlgebettet - denn diese Sippung - wär gerettet.Orbaha Sassen kennen's schon, - der Vorgang hat längst Tradition. -Wenn früher ich des Montags kam - und in der Vorburg "Witt'rung" nahm .sah „Edisohn“ und „Biberschwanz“ - am Thron - mit Aha und Monstranz,den kleinen „Knautsch“ zur Tat bereit, - voll Eifer und mit Wichtigkeit,da war mir klar - in - Deutlichkeit: - "Mach dich - für's Protokoll bereit!" -Kam mal ein Wechsel auf dem Thron, - geriet - ich - nie - in Konfusion Auch and're Leute mit AHA - die traten nämlich gern mir nah.Mal „Buna“ und mal „Unerkannt“, - ha'm lächelnd sich mir zugewandt:Ein süffisant-verschämter Blick: - und wieder hing's mir im Genick!Auch schlechte Sitten, - ach! - die dauern - in diesem Reych - und seinen Mauern. -Doch jetzt, meint „Thumbold“ und erbleicht - jetzt ist der Gipfelpunkt erreicht!Kaum ist der Neue auf dem Thron: - Schwuppdiwupp - da hab ich's schon!Ein völlig unbeleckter Tor - mit Eierschalen hinterm Ohrgönnt nicht mal eine Schamfrist sich - und greift mich glatt als dicksten Fisch.Den Vorwitz find ich dreist und toll - bin ich doch Chef vom ProtokollWir - wär'n vor Ehrfurcht einst gestorben! - Die heut'ge Jugend ist verdorben!-Was bleibt mir jetzt noch viel zu sagen? - Am LETHE-LOB gilts rumzunagen.Die Sassen laben dies und das. - Bei mir ist Apfelsaft im Glas,Der neue Mann im Jungfernstand - ansonsten gut und - bei der Hand!„Tramino“, „Velo“ und „Rapier“ - war'n alle schon mal früher hier.„Don Chiro“ und „Sinfonikus“ - mit Nachbar- „Bade“ - Freundschafts - Kuß.„Doppeldecker“, „Formelfex“ - als eher nördliches Gewächs,Freund „Joker“ aus dem hohen Bremen, - den konnten auch zur Brust wir nehmen„Manoli“, „Balzgraf“ und der „Fetz“ - die gingen lethefroh in's Netz.Bleibt nur zum Schluß noch „Van der Goschen“ - mit edlem Stammbaum, nie erloschen,Ein Stern der Aristokratie - mit Lethe vom „Caramboli“. ---Den „Formelfex“, mit sehr viel Mumm, - den trieb das Freimarkt-Treiben um. Schon gut bekannt war auch die Richtung - der Krematoriums-Bedichtung.Äbtissin - Absatz - Flaschenkork! - das nächste Opus war sehr stork.„Odeon“ sah betrunk'ne Nonnen - als Vorgeschmack von Himmelswonnen.„Taxatus“ hatt' längst klug entdeckt, - wann, wo und wie der Wein uns schmeckt.Der „Doppeldecker“, den ich lobe, - der schiffte Äppelwoi nach Kobe."Ach: Navigare est necesse!!" - O Stolzenfels, du meine Fresse! „Amati“ in die Klassik zieht - und brachte Lethe mit Ovid.Ach, hätt ich bloß ein wenig Knete - schrieb „Unerkannt“ auf die Tapete,verteilt Gemäße wie ein Abt - für die ein And'rer hat berappt.Zwischenruf: Weinkarte, mit Genuß gelesen, - ist fast so schön, wie voll gewesen

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Es ließ das Näselrohr im Kasten: - „Sinfonikus“, - und schlug die Tasten.Wie Perlen war'n die Melodien, - die sanft uns in die Seelen ziehn.„Phantomas“ mit der Wüsten-Nase, - dem rieselt Grieß bloß aus der Blase.Solang' nicht Kalk in sei'm "Gehern", - vernehmen wir die Botschaft gern.Der „Balzgraf“, immer froh und munter, - der schwärmt vom Pfälzer Grauburgunder.Am Ende war, wie kommt denn DASS ? - bloß Wurstsupp in dem Lethefaß. Ein typ'scher „Joker“ führt zum Orte, - wo Petrus an der Himmelspforte.Im Harz an seinen Schattenhängen - entdeckte „Velo“. . . Lethemengen.Da geh ich jede Wette ei': - des Stöffche - schmeckt wie Äppelwoi.„Taxatus“ macht zum Schluß den Jokus - ließ Knaben rein auf seinen Lokus.Mit Most gelabt war'n sie im Keller - - Der war dann . . . schneller!Schlaraffen hört! Ich komm zum Ende. - Gefeiert wurde noch behende:Dem „Drahtcula“ sein Wiegenfest - des „Thumbolds“ Sieger-Reben-Test.Die Lethesippung war vorbei! - Und ich war wieder . . . gern dabei!

40. Lethe-Karussell: Turney um die ProppenketteProtokoll - Schnauze voll!Kaum sieht dich der „Edisohn“, - schwuppdiwupp - da hast'es schon! Und - hast du's Protokoll so schnell, / dann hüpp’ halt druff, uff's Karussell.Uff die Orgel schmeiß den Riemen: / Lethesippung . . . woll'n mer mimen, Lethe-Preis mit aller Kraft! - (Die meisten trinken Apfelsaft!)„Quell“(Bier) wird auch in großen Massen / konsumiert von vielen Sassen. „Tintenfisch“ und „Glosserich“! - Der „Hermes“ läßt uns nie im Stich, greift in die Taste' mit zwaa Händ', - damit im Reych auch keiner pennt! LETHE-SIPPUNG nennt sich diese! / „Sanskribit“ und „Adam Riese“, „Pils“, „Rapier“ und „Leopold“, - im Glase funkelt's hell und gold, und soweit von hier ich seh’, / nippt der „Krongold“ an sei'm Tee! Wer kräftig sippt und fröhlich zecht, / dem schmeckt auch "Äppelwoi" net schlecht.Die Junker bloß mit Sprudel proste', / im Portemonnaie derf's net viel koste!E "Fläschche' " wollten raus die locke', / doch eisern blieb der Thron druff hocke. So tät ich frage drum ganz dreist, / warum des "Lethe"- Sippung heißt?Wo jeder, - wie die Sach' hier läuft / doch stillvergnügt was And'res säuft! Un's Karussell geht rundherum: / „2-f-Quadrat“, „Transit“ und „Brumm“. Cer'monienstab und Goldrandbrille: / „Schribbe“ - Herold - Ämterfülle!Brand-Lethe netzt der Sassen Lippen, - (Am besten kann der Otto kippen!) Mit kühnem Schwung und ohne Zagen / gießt er sich Feuer in den Magen! Setzt dann ein "Brrrr!" auf diese Labung: / Kipp, kipp - Hurra! . . . . Naturbegabung!Weil so viele terminliche Reden gepflogen, / hat das Weit're sich arg in die Länge gezogen. - Und so gab's halt, 's kam alles so recht nicht vom Flecke, trotz Lethe e sogenannt' "dorschtige Strecke!" Der einzige Lichtblick der trockenen Sach', / war „Bogis“ Keramik aus Wächtersbach..So e "Lewerworscht-Brot", das verkauft sich viel schneller,wenn es liegt uff'm schöne Keramikteller.< Nutzt fleißig „Bogis“ Eßgeschirre, / dann läuft die Konjunktur wie irre!> Der Umsatz hebt sich allemal, / sind auch die Teller . . . "Zweite Wahl!" Die wiederum werden - von uns ausrangiert beim „Tintenfisch“ noch als "echt Meißner" geführt!Vom erzielten Gewinn erhalten zum Lohn / die Oberschlaraffen den neuen Thron;

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vom verbleibenden Rest, wenn davon nix geklaut, / wird endlich die neue Burg noch gebaut. So kurbeln Schlaraffen mit Porzellan / die am Boden liegende Wirtschaft an.Und des Ritters „Bogi“ mild-spendende Hand / rettet Bad Orb und das Vaterland. Das Karussell, das ächzt und stöhnt, / doch Sassen und Gäste sind bald versöhnt, denn jetzt geht es um etwas, was jeder gern hätte,im Turney um ein Trumm - namens Proppenkette.„2-f-Quadrat“ strapaziert gleich die Leber / mit Oden vom Wein, besser "Schoppenheber!" Aus der Frankfurter Gegend, wir sind da genauer, / bei uns gab es nämlich en "Schoppehauer!" - Auch der hat das Glück auf der Zunge gefühlt / und den Ärger mit Äppelwoi runnergespült, welch letzten im Chattenland gerne man preist, denn er reinigt den Darm und belebt auch den Geist.Doch dann kam 'ne Fechsung, die sucht noch ihr gleiches:Mit Burgfraun! - „Plompazi“, der Hofnarr des Reyches:Alles wird Weinberg, alles wird Traube, / kommt rein in „Plompazis“ Liebeslaube!Schon schürzt er die Lippen, wollt' zwei gleich umfassen, doch dann hat zum Glück ihn die "Traute" verlassen! „Peter Drei“, ein versierter Heilbronner Sasse, / besingt von der Lethe die Güteklasse.Man merkt ganz genau, er versteht was davon, / denn am Ende wird er unser "Ketten-Baron"! Schon vor beugt der Otto von vorne herein, / er wollt' nicht schon wieder der Sieger sein!So 'ne Kette, die ist nicht erstrebenswert, / wenn dem Träger davon nur die Hälfte gehört. - Und besonders gefährlich sich's Teilen erweist, / wenn der andere Teihaber „Edisohn“ heißt. Ohne Ehrgeiz bringt Otto, in Dur und in Moll, / wie die Lethe im Glase beschaffen sein soll. Das Karussell, es quietscht und eiert, / zu Ende wird das Spiel geleiert. - Am Bleistift kau' ich noch versonnen: / Nix gefechst, - bloß rumgesponnen! 41. Hubertus-Sippung mit Rotwild-AtzungAuf, auf zum fröhlichen Jagen! / Es ist noch Suppe da. Wie knurrt mir schon der Magen, / schnell hin zur Orbaha! Der „Biber. . .“ auf dem Thron / übt Marathon-Funktion. Der „Buna“ hockt daneben / und auch der „Edisohn“. - Viel’ Gäste eingeritten, / viel’ Gäste reiten ein.Die Herrlichkeiten reden / sie alle kurz und klein.Allein das heut'ge Thema / hält etwas sie in Zaum: Hubertus und die Suppe, / die bremsen ihren Schaum.Dies wird 'ne schöne Sippung! / „Nivello“ ohne Helm.Doch stört nicht dieser Casus, / was soll's, denkt sich der Schelm.Barhäuptig wirkt man - kesser! / Was ist denn schon dabei?Ohn' Helm ist immer besser, / als wie mit Hirschgeweih! - „Cobenzel“ lobt Stutgardia / mit ihren Töchterlein.Die haben sich verbreitet / von Schwaben bis zum Main.Doch, wehe, wer im Stammbaum / noch weiter vorne schaut:Die Forschung wird zum Albtraum: / Die Enkel sind - versaut!Gemünden läg’ in Österreich, / schon and're dachten so. Die "Piefkes" und die "Schnürschuh'", / die wurden des nicht froh.Doch Austro-Fans vom Throne / sind heut' noch ganz verrannt:

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Vereinen beide Länder / zum - "Donau-Schwaben-Land"! Ein echter deutscher Schwabe, / Potz Blitz und Donnerkeil,läßt niemals sich verfrachte'. / Sell gilt noch alleweil!Des Wieners Schmäh-Gedudel / is gäge sei Nadur. Der Schwabe, där dud schaffe / un' Häusle baue nur!Der Helmut oder Otmar / spielt wundervoll Klavier, huscht über manche Taste, / es macht ihm viel Pläsier!Mit Franzel Schubert saust er / . . . (und fliegendem Toupét !) durch Feld und Wald und Heide, / als jagte er ein Reh!Es kam ein „Nauinheimbe“, / trug trefflich Ehrhard vor.Nicht Ludwig aber war es, / nein . . . HEINZ, der voll Humor!„Ascanio“ ließ am Ende / noch einen Blattschuß los:Der Thilo traf den Kuno, / das war sehr rücksichtslos!Die Rittersfrau, die stickte, / daheim mit frohem Mut ein Tüchlein für den Kuno. / (Weißt DU, was DEINE tut?)Piff - Paff, Piff - Paff und Puff, puff! / So reimte „Edisohn“.Herab war er gestiegen / von seinem hohen Thron.Was weiter er noch reimte, / das blieb mir leider . . .fern: Es dampfte schon die Suppe, / und Suppe eß ich gern!Die Atzung von dem Hirsche / brach sich dann mächtig Bahn. Ein Stück von seiner Decke / steckt heut' noch in mei'm Zahn. Dran werd ich lang noch kauen, / nag' nicht am Hungertuch! - Kau' auch am Throngeschwafel! / - Das war des "Sängers Fluch!"

42. Rostraschoner - BalladeSo mancher liebe Burgbewohner / ist ein arger Rostraschoner,

will partout nichts von sich geben, / stillvergnügt nur einen heben!Will weder reimen noch skandieren / oder's Vers-Maß strapazieren,

tut, wenn and're Fechser starten, / träg' auf's Sippgs-Schluß-Lied warten,sitzt, statt daß er fleißig reimt, / nur so da - wie angeleimt!

Wenn die Fechsungs-Lste kreist, / wenn geschliffen wird der Geist,schüttelt er das Haupt verlegen, / sagt verdrießlich nur: "Von wegen!"

oder schaut ganz einfach weg: / "Macht alleene euern Dreck!Warum soll ich mich genieren / mich da vorne produzieren,

wo doch die Erfahrung lehrt: / "Wer nix macht, macht auch nix verkehrt!"Nicht von Gold die schönsten Ahnen / können zur Aktion ihn mahnen.

Lob und Händedruck vom Thron / lassen kalt den "Musensohn".Hüllt in Qualm sich + in Rauch,/ denkt für sich:"Ihr könnt mich auch!" Solchen gibt's in allen Reychen: / "Faules Nichts“ mit „Minuszeichen"

wär als Titul angepaßt, / für den, der so die Rostra haßt. -Auch sind jene anzuklagen, / die in Knapp- + Junkertagen

hurtig hin zur Rostra flitzen, / Witz und Geist nur so verspritzen,manche Fechsung vehement / ab dann haspeln - eloquent.

Reych begeistert, - jubelt schnell: / "Mind'stens Goethe, wenn nicht . . .Böll!"Doch ganz schnell kommt dann der Wandel, / geht er erst im Rittermantel.

Nach dem Ritterschlag - wie dumm! / wird der stolze Recke . . . stumm!Die neue Würde stark frustriert, / DEN, der früher - „ungeniert“.

Kaum genommen alle Hürden, / kaum geschmückt mit allen Würden,

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kriecht der Held, (von nun an mager), / auf's vergilbte Lorbeerlager,retiriert der Bunte Hund / in den Rostra-Untergrund,

taucht flugs ab, ihm ist das schnuppe, / ab - zur Rostra-Schoner-Truppe! So fungiert, (wenn das auch bitter), / mancher nur als „Quasi-Ritter“,

nur als Ornament - sonst matt, / pfui! - tristitia! - pereat!Aber HALT, mein lieber Dichter! / Bist ein gar zu strenger Richter,

schimpfst und fängst hier an zu toben, / statt die "Schoner" hochzuloben,schlägst unbedenklich in den Wind, / daß Rostraschoner nötig sind.Gäb's nicht der Rostraschoner Heer, / wär die Rostra niemals leer!

Tät jeder reimen, wie er soll, / wär die Fechsungsliste voll.Wär' sie über-voll zu nennen, / gäb's ein großes Rostra-Rennen!

Um die Wette liefen Herden, / ihre Fechsung loszuwerden.Massen-Andrang - noch und noch! / Nirgendwo ein freies Loch.Junker kämpften gegen Ritter: / Dicke Beulen, - Knochensplitter!

Mancher kriegt eins mit der Latte, / bloß, - weil er eine Fechsung hatte.Reim-Geschrei und Verse-Brüllen / tät zügellos die Burg erfüllen.

Sassen, blind vor Fechsungseifer, / schäumten Wut und lechzten Geifer,schrie'n jedem, (b er will, - ob nicht), / ihre Werke ins Gesicht.

Bei dem gereimten Ohren-Schmaus / flög' der Uhu längst hinaus. -Wo käme da Schlaraffia hin? / - Anarchie von Anbeginn!

Tiefbetrübt wär dann zu klären, / was wir . . . ohne Uhu wären.Über kurz käm - oder lang / bestimmt der Rostra-Schonungs-Zwang!

Per Gesetz und Paragraphen / gäb's also-bald auch Fechsungs-Strafen,und ein Posten auf der Wach' / hielt die Fechser streng in Schach.

Alle Fechsungs-Aktivisten, / auf-geführt in "Schwarzen Listen",müßten dann an Sippungstagen / zu der Rüstung . . . "Maulkorb" tragen!

Ahnen nähm nur der noch mit, / der die Rostra nicht betritt. -Ja, wir hätten nichts zu lachen! / - Um das Thema kurz zu machen:

Tät mancher nicht die Rost. schonen, / 's gäb Diktatur +„Blaue Bohnen!“Oder man löst das Problem / nach dem "Kapital-System".

Statt zu schimpfen + zu raufen, / könnt' man Rostra-Zeit . . . verkaufen!Fechsungs-Glück nur die erleben, / die ein paar Scheine vorher geben,locker machen, dicht vor'm Thron!/ 'Ne Herrlichkeit kassiert dann schon!

Strenge Fechsungs-Selektion / führte rasch zur Depression.Auf der Rostra Platz dann nähme / nur die Crêm' noch - de la Crême.

Uns and're ließ’ man separat / nur als - Pro-le-ta-ri-at! -Da hör' ich schon, wie mancher schreit: / Wo bleibt da die Gerechtigkeit?Mit Recht, Schlaraffn, das wär Krampf/+ führte nur zum Klassenkampf!

Nun merkt ES auch der Nihilist, / daß Rostraschonen wichtig ist. -Ja, wenn genau man so bedenkt, / was da alles noch dran hängt:Da die Rostra angeschwollen, / weil die Sassen fechsen wollen,sind die Herrscher auf dem Thron / ohne Arbeit und Funktion.

SIE, die reiten auf 'ner Woge / ellenlanger Monologe,SIE, die reden ohne Frist, / (wenn gesagt schon alles ist),

wenn es leicht nicht zu ertragen, / noch und immer noch was sagen,säßen da, (ihn'n wäre - flau), / and're - machten jetzt die Schau!

Wo gab es je in Uhus Welt, / daß ein Thron die Klappe hält?Mit stumm geword'nen Leit-Schlaraffen / hat der Uhu nichts zu schaffen.

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Müde senkt er das Gefieder: / Wann ersteht Schlaraffia wieder?Wann steht auf in altem Glanze: / Sippung! - Spiegel! - Thron! + Wanze,

klingt wieder der vertraute Ton / der Herrlichkeiten in Aktion? -Ach, käm doch einer, (sei's vom Mond),/einer, der die Rostra . . . schont!NICHT im Sinn, sie zu besteigen,/sondern einfach käm . . zu schweigen!

Käm zu schweigen, nichts zu sagen, / keinen Vers hier vorzutragen,hätt selbst-verleugnend die Courage, / nur Hintergrund zu sein, Staffage!

Ließ die Rostra unberührt, / übt Verzicht, - blieb ungekürt,übt Verzicht, reiht gern sich ein / in den Rostra-Schon-Verein. -

Wie könnte Fechsen noch betören, /gäb's nicht auch solche, die bloß - HÖREN!

Willig öffneten die Ohren, / allem, - was da neu geboren! -Die Rostra-Schoner-Mitglied-Schaft/ verbürgt uns freie Marktwirtschaft.

Im unge-zwung'nen Spiel der Kraft: /Thron, Rostra, Reych + SassSchaft,gilt als ein unverzichtbar' Ziel: / das ausgewog'ne Wechselspiel,

die Kunst harmonischer Balance! / Sie gibt auch Gästen eine Chance. -Drum ruf ich auf die Burgbewohner: / EHRT bitte - eu're Rostraschoner!

43. Sippung 1291 - KammermusikabendEin besonderer Abend! - Ein Abend mit musikalischen Kostbarkeiten. Hier einige Streiflichter: Im Reich der sanften Töne kann der "Nicht-ambtliche" seine gewohnte Tonart heute nicht anschlagen. Billige Reißer sind nicht gefragt, - was aber dann? - Und warum ICH? - Moderato! Mama mia, non presto! - Gemach also! Vorne steht eine Herrlichkeit, Herrlichkeit im barocken Strahlengewölk der absoluten Unfehlbarkeit - herrlich! Aber - nicht ganz von dieser Welt. Spitzenjabot! Samt und Seide! Anklänge an "Fidelio" - noch außerhalb des Kerkers! Rüschen hängen, hängen schon etwas abgefeyert und leicht vergilbt - schlaraffisch? Uhu schüttelt entrüstet sein Haupt. Später wird der AHA sowieso alles verdecken. Sic transit . . .! Im Verleih dürfte man morgen das isabellenfarbene Jabot als ursprünglich heller in Erinnerung gehabt haben. Hony soit qui mal y pense! - Als dramaturgische Steigerung Nummer eins wird der Fungierende - linkisch und errötend - alsogleich mit verschämter Bewegung ein offenbar zu kleines, wattig-weißes, nylon-glänzendes Lockengebilde auf das aller-erlauchteste Haupt stülpen: Buna, Nesthäkchen im weißen Haar! Eine Nummer größer hätte vielleicht einen etwas barockeren Anschein gegeben. Damals galt ja Üppigkeit noch als vornehm; heute wäre die Einordnung eher: Großmütterchen mit Goldrandbrille in angemaßter Funktion! - Auf alle Fälle: - Süß, wirklich süß! - Unverschämtheit! - Wie frech diese Sassen doch heutzutage sind! Steht ihr erst mal hier oben, dann werdet ihr schon sehen, wie das ist! - Burgfrauen! Burgfrauen füllen zwar nicht die Burg, sind aber anwesend, zieren den Saal. Beklommen! Ihre Rolle als gerade mal so geduldet steht

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ihnen im Gesicht geschrieben. Sie glucken zusammen - erwartungsvoll. Man schnuppert die Atmosphäre: - Doch, doch! Burgherren wirken sichtlich gedämpft, suchen Tuchfühlung bei ihresgleichen, geben sich schließlich betont jovial, den „Anderen“ Umständen entsprechend - würdig. Brust raus! „Schribbe“, noch geschäftiger als sonst, eilt - vernehmlich klirrend - auf und ab, allegro con brio, auf und ab, hin und her, zurück und vor. Teufel auch! Es gibt Wichtiges zu tun! Dramatische Hebung Nummer zwei: Ein engelhaftes, barockgewandetes Wesen, später Kathrin genannt, entzündet bei gedämpfter Saalbeleuchtung die Kerzen: 26 schimmernde Kerzen, bereiten den Schauplatz für große Dinge. Die Augen der Burgfrauen beginnen zu glänzen, glänzen fromm und lichterselig. Welch guter Gedanke, sie heute einmal zuzulassen! Barockmusik und Kerzenschimmer, und dann keine Burgfrauen? - Beim Uhu, das wäre undenkbar! - Vorspiel! Zwei Klavierstücke unseres Ritters „Menilaos“, meisterhaft dargebracht vom „Junker Otmar“: Impromptu und Valse. Uraufführung. Natürlich, man wird zwangsläufig an Schubert und Chopin erinnert, schon der Namen wegen. Warum auch nicht! Es war ja etwas völlig Eigenes, Großartiges, Gelungenes, würdig der großen Vorbilder und würdig eines Auftaktes zu unserem Stiftungsfest. Der „Junker Otmar“ sollte animiert werden, sie mit Genehmigung des Komponisten bei anderer Gelegenheit zu wiederholen. - Dann! Steigerung Nummer drei: Zart rosa gemusterte Brokatröcke mit schimmernder Goldpaspelierung, dezent raschelnde Spitzenjabots, Allongeperücken, Schnallenschuhe! - Das Reychs-Kammerquintett hält seinen Einzug, nimmt Platz. Nach der Vorstellung der Orchestermitglieder hebt nunmehro an - eine ebenso artige wie profunde Conversation zwischen der fungierenden Herrlichkeit und dem fungierenden Kapellmeister „Don Cellini“, Thema: Der Ehrenritter Don Juan im allgemeinen und sein Aufenthalt in „Maninheimbia“ im besonderen, auch das Bäsle wird nicht vergessen. - Nun begann unter atemloser Stille des illustren Auditoriums, insbesondere unter den bewundernden Blicken der Burgfrauen sowie ihren erwartungsfrohen Seufzern - die Intonation der angekündigten Musikwerke des Ehrenschlaraffen Don Juan. Zunächst das D-dur Quartett, ein gewaltiges und inniges Flötenkonzert, ein richtiges Jubel- und Jubiläumswerk. Was soll ich sagen? Von musikalischen Ahnungen völlig ungetrübt, kann ich nur feststellen: Das Allegretto molto vivace con pizza capricosa klang einfach hinreißend. Die Flöte jubilierte und celebrierte Töne von absoluter Helligkeit und Klarheit, exakt untermalt und konterkariert von den jauchzenden Klängen des Wimmerholzes und dem punktgenauen Schrumm-Schrumm der Kniewinsel. Das Allegro sostenuto con bistecca milanese bezauberte alle Zuhörer ebenso wie das vorzügliche Largo moderato con fomaccio gorgonzola. Letzteres zerging förmlich auf der Zunge und machte Appetit auf das nächste Stück der Programmfolge, das furiose Quartett in A-dur, das nach einem kurzen, mo-zärtlichen Dialog-Intermezzo sogleich folgte, ebenso artig vorgestellt, auch in den schwierigen Passagen des Allegro andantino con spaghetti pommo d'oro, das an Zartheit und Schmelz des Vortrages nichts zu wünschen übrigließ und geradezu auf der Zunge zerging. Besonders das dreigestrichene C in der 16. Lage im 271. Takt war einfach umwerfend, hinterließ bei allen Zuhörern einen gewaltigen Eindruck und rief im Ohr des Musikkritikers neidloses Staunen hervor. - Besonders auch der graziöse Charakter des Menuetts wurde zauberhaft herausgearbeitet. Gravitätisches Einherschreiten wechselte mit leichtfüßigem Trällern und Huschen der Violine, das Violoncello spreizte sich und schritt gemächlich einher, während die Flöte, bukolisch trunken von Kadenz zu Kadenz torkelte, die Grundmelodie mit einem wahren Arabeskenwerk von Tönen kunstvoll umschmeichelnd. Die Pralltriller des „Junkers Otmar“ im letzten Satz bewirkten, daß sich sein Junkerhelm nicht mehr auf der

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Lockenpracht halten konnte und Stück für Stück - der Schwerkraft folgend - abwärts glitt, bis er sich schließlich wie ein schlaraffischer Orgelpunkt unter dem Ehrenschild unserer Schwester „Castellum Verdense“ zur wohlverdienten Ruhe bettete. - Den krönenden Abschluß bildete die Klaviersonate mit zwei Streichern, KV 289. Das Andante con gelatti fructuosae cassata ma non troppo erforderte die letzte Hingabe des Pianisten, ließ aber zugleich auch die routinierte Hand des geschulten Fachmannes erkennen. Leicht nach vorne gebeugt wirbelten seine Künstlerhände durch das Gewirr von schwarzen und weißen Tasten, wie von Geisterhand geführt, immer im rechten Moment die richtigen Tasten treffend, furioso et tempestuoso, daß den Zuhörern schier der Atem stocken wollte, und auch hier wieder die weiße Perücke als selbständige, polymorphe Kunstform im Sinne eines eher wagnerianisch angehauchten Gesamtkunstwerkes, der aber durch ihre Stilechtheit und ihre Beweglichkeit beim Spiel ein zweifellos enormer Unterhaltungswert zukam und den Zuhörern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ - Barockmusik wollte ja stets ihre Zuhörer im höheren Sinn unterhalten - dergestalt, daß sich in unserem Fall der barocke Fremdkörper auf dem Haupte des Protagonisten taktgenau von Phrase zu Phrase weiter nach hinten verschob und die blonde Lockenpracht wie in Beethovens Schlußchor "An die Freude" sich unaufhaltsam Bahn brechen konnte. Auch hier wieder vermochte die feinnervige Begleitung und selbständige Stimmführung der Streicher allen Ansprüchen gerecht zu werden und die Zuhörer restlos zu überzeugen. - So entfesselte am Ende der Darbietung die Leistung des Orchesters beim Publikum wahre Beifallsstürme. Wieder und wieder mußten sich die Mitglieder verbeugen, und man darf feststellen, daß es ein unvergeßlicher Abend war, ein seltener Abend, für den allen Beteiligten aufrichtig Dank zu sagen ist, ein würdiger Auftakt des 6o-jahrigen Stiftungsfestes und ein Abend, der in die Analen der Orbaha Chattensis eingehen wird. - P.S. Der einzige beklagenswerte Mangel der Aufführung war das bedauerliche Fehlen eines versierten Orchesterdieners!

44. Adventsgeflüster Ein Engel schwebt vom Himmelszelt. / Wir freu'n uns über's Weihnachtsgeld.Die Ehefrau hat viel am Hals: / Apfelrotkohl , Gänseschmalz,schaut heimlich auch in den Prospekt / von Schokokringeln und Konfekt,(ganz nebenbei nur und diskret, / damit's nicht auf die Hüften geht!)Den Sohn indes hört man nur schwätzen / von CD-ROM und Speicherplätzen. Er hält am Bildschirm meist sich auf / bei "windows" und "Diskettenlauf".Der Vater nur behält die Ruh: / "die Weihnachtspost erledigst - du!Das geht bei dir ja immer schnell, / ich - pass den Baum in sein Gestell!stell' was zum Löschen schon bereit!" / O du gnadenreiche Zeit!entsprungen sein wird bald ein Ros' / auf die Plätzchen, - fertig! - los!

45. Vor-Weihnachtssippung .Burg-Ambiente weihnachts-mäßig - Spessat-Sassen schnupfen-näsig,wenig nur in grünen Wämsen - Rest muß wegen Grippe bremsen,Andre Bäder reich zur Stelle - weil dort keine Grippewelle.Auch ansonsten farbenprächtig - Reyche, hochberühmt und mächtig:Deutschherrn-Quellen-Tarimunden - und mit denen eng verbunden Aszi /Gyssis reiten ein - vom Lahntal und vom Spessart-Main.Aszi/Gyssis, - kurz + knapp - sind zwei Reyche - nicht weit ab,

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die, weil meiner Rede Fransen - kürzer als vom Biberschwanzenerscheinen hier in einem Satz - wegen knappem Speicherplatz.'Nem Pilger aus dem Heiner-Reych - beschlägts die Brille dann sogleich,weil er es nicht bedappen kann - was man am Thron verzappen kann,die Einrittsgäste unumwunden - profan im Namen "Darm-verbunden",konstant zu den "Herbibbeln" drängen - wo die doch ganz woanders hängen.Nach diesem Freud'schen Fehlgeschehen/ hat man den Edisohn gesehen,sich als ein "Krimi"-Freund entpuppend - und eine Schwarze Wurzel schruppend.Amati und der Wirr Duell-e, - die malen Weihnachts-Aquarelle,der Ritter Fiedler streicht zum Tanz - den Fiedelbogen mit Substanz. Der Florus in gespieltem Zorn - nimmt Rauch + Nikotin auf's Korn,und in den Qualm aus allen Ritzen - schießt Aj: Kahn mit Geistesblitzen.Der Fladius drauf singt unbewegt - wie Eva - Adam reingelegt.Hingegen Rondolinos Witze - bezieh'n sich mehr auf Christbaumspitze.die, wie ein Wunder-Zauber-Stab - am Ende erst den Geist aufgab.Bei mir, sag ich an dieser Stelle, - geht sowas immer auf die Schnelle!Die Asciburgen - Combo - Gruppe - kochte dann 'ne tolle Suppe,und Edisohn, wie einst im Mai - der war mit Leib und Seel dabei, blies, kratzte, hämmerte und schlug - wie früher beim Fanfarenzug. Tumbolds altbekannte Mätzchen - bezogen sich auf WeihnachtsplätzchenUnd Ajub Kahn, der macht' uns Feuer - mit Räuchermännchens Abenteuer,wobei ganz klar zu sehen war, - er gleicht demselben fast auf's Haar. Mit Wünschen an den Weihnachtsmann - kam uns der Ju: Kai sodann.und auch der Laie merkte schon - den angestammten Hausjargon.Mit kauderwelschen fremden Sätzen - tat Edisohn die Burg entsetzen.indem er forsch und mit viel Müh' - schlaraffisch deutet den ECÜ.Auch ausgekochte Fremdsprachrecken - die gingen dabei fast am SteckenDoch gibt's noch Hoffnung, Gott sei Dank/ Für jene von der Hinterbank,da sucht die UNO (soviel wees ich) - noch Interpreter für Chinesisch.Ein JuKlaus von Zu den Gyssen /wollt auch die Weihnacht nicht vermissen.Doch hier bekenn ich's konsterniert: - Ich hab's mir leider nicht notiert.Bei Bunas, mute ich mal maß, - geht Hausmannskost vor Edelfraß.Daß Friedlichkeit im Hause weile - zwingt Buna manchmal gar zur Eile.Auf Dr. Kirchners Leckerbissen - hat er gelassen drum . . . verzichtet.Ein Weihnachts-Combo-Bluse-Schmuse, / bracht uns sodann die rechte Muse.Dann sind nach Hause wir entsprungen - Die Sippung, sie war gut gelungen:Die Sassen lauschten wie gebannt - dem Biberschwamz und Unerkannt.

46. Uhu-Baumfeyer mit Minneturney Beschwingt und ohne Vorurteil, - denn auch die Burgfrau'n nehmen teil, so eilen frohgemut die Sassen - zum "Uhubaumfest" hin in Massen. - Das einzige, was jammervoll: - Die Burgfrau kriegt auch's Protokoll, (doch in der Praxis - dann, / muß meist . . . der Burgherr . . . ran!)

Alle Jahre wieder, tönen frohe Lieder.Der Uhu hebt die Schwingen, wenn wir zum Fest heut’ singen, zum Fest für Uhus Lichterbaum! - Und Tannenduft erfüllt den Raum.

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Die Burg ist weihnachtlich geschmückt, - die Gästeschar staunt weltentrückt und harrt der großen Dinge! - Oh, welche Massen, edle Sassen! - Dazu der Burgfrau' milde Schar, erfüllt den Raum, wie jedes Jahr, kaum kann die Burg sie fassen! - Mir war's wie ein Traum, - ich ahnte es kaum, saß brav in meiner Ecke, - da bracht ' mich schon zur Strecke der Ruf zu diesem Protokoll. -Die große Ehr', sie nimmt mich her, - war nicht darauf erpicht, denn euer Ritter-Reimspiel liegt mir nicht. Sei's drum, ich will's probieren! -So hört denn mein Gestammel, - ich habe mächtig Bammel! Denn eu're Männersachen - laßt Frau'n ihr wieder machen, das find’ ich reichlich - skandalös! -Nur einmal sind in Massen - wir bei euch zugelassen.Sonst tut allein ihr sippen, - netzt solo eure Lippen, und wir soll'n draußen Brote schmier'n! -Ihr macht euch fort zum Sippen / doch eure Eva-Rippen sprich: Eure brave Olle, / die fechst die Protokolle, wenn Adam fleucht durch Nacht und Wind. - In eu'rer Reychs-Cuisine / sind wir die Arbeitsbiene, doch wenn mal Uhu-Feyer, - dann kommt ihr schlauen Meier und hängt uns wieder etwas auf. -Ich steh' drum auf der Schanze / als Orbaha-Emanze! Tut nur nicht so geschwollen - mit euern Protokollen, macht sie euch selbst und tragt sie vor! - > Es folgte ein Minneturney - Lob der "minniglichen (weiblichen) Abteilung", der Burgfraun also, und der Liebe im allgemeinen - woraus schließlich ein Sieger hervorgeht, der mit einer Kette belohnt wird. <Am Ende kam, was kommen muß: / ein opulenter Eß-genuß.Die Küche und der Keller / und alle Gäste-Tellerwar'n wohlgefüllt im Überfluß, / das war der Schluß! Die Uhus auf den Bäumen, / sie können wieder träumen. Wenn's nächstes Jahr dann kommt herbei, mit Baumfest, Labung und Turney, sind all' wir wieder - mit - dabei! -

47. Frost- und Kältesippung Fällt mal bei uns die Heizung aus, / ist unser Spiel noch lang' nicht aus!

Ein Aufschrei durch den Spessart hallt: / "O, wie ist die Burg so kalt!" "Heut nacht liegt Orb, das ist kein Kohl, / am absoluten Kältepol!" Manch hoher Recke, mit Verlaub, / der zittert da wie Espenlaub: Rote Nasen, - frost'ge Zehen, / so sieht man in der Burg sie stehen, trippelnd, wie soll's anders sein, / von einem auf das nächste Bein. Wer hier ist, wünscht sich, und das schnell / Kamelhaar, Filz und auch Flanell. Ein Barchendhemd, gut angerauht, / wär manchem lieber als 'ne Braut.

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Von Lammfell und von warmen Decken / träumen eisenharte Recken,einzig Phantomas, der Große, / hat 'ne woll'ne Unterhose. Ritter, Junker, Knappen, Sassen / können kaum die Mär erfassen: Soll denn unser frohes Treiben / mangels Wärme unterbleiben ? Nein, o nein! Das darf nicht sein! / Kriecht der Frost auch in's Gebein,rutscht der Hals auch immer tiefer, / klappern laut die Unterkiefer, sind die Füße kalt wie Eis: / Es wird gesippt um jeden Preis! Da kennt ihr die Orbaha schlecht: / Wir halten durch! Und Jetzt erst recht! Wir tun die Kält' schon überlisten, / vermummt, - wie weiland Terroristen. Krawallo etwa hat im Nu / rustikale Fausthandschuh', hängt Bandelier und Ketten, froh / über seinen Paletot. Auch Amati, kühl und keck, / läßt die Rüstung einfach weg, pfeift in des Mantels warmer Enge / auf Uhuversums Blechgehänge. Ein Kantzellar, der Graf genannt, / der ist erhaben über Tand und weiß, er wirkt zu jeder Zeit / vermittels der Persönlichkeit! Wohlverpackt in warme Sachen, / hat „Menilaos auch gut lachen.Wirkt als Kontrast (im Reychsinteresse) / zu Nachbar Krongolds Nobelblässe. Ob ihn auch wärmt ein dicker Schal, / der Otto leidet Kältequal. Auf „äuß're“ Wärme nicht versessen, / hat "inn're" heut' der Thron vergessen. Wenn's auch der Otto krumm nicht nimmt, / der Flügel ist bestimmt verstimmt,wozu der „Edelrost“ alsdann / nur "Zu-Stimmung" erklären kann. Weil er rein gar nichts mehr gefühlt, / der Marschall in der Tasche wühlt.Wer lange sucht, der finder viel; / war es am Ende , , , Eis am Stiel ? Der „Astronaut“ aus fernen Gauen / kann "Äppelwoi" nur schwer verdauen.Zusammen zieht der alle Löcher, / wirkt, heiß getrunken, noch und nöcher.Das ficht nicht an den „Astronaut“, / da hat er längst schon vorgebaut.Von Burg zu Burg zieht er gelassen, / leert die Gemäße and'rer Sassen. Da ist ihm keine Burg zu kalt, / dem "Olle Pinelle" vom Sachsenwald. Die "Kältelage", welche stört, / blieb weiter gänzlich ungeklärt; und zwischen Husten, Schnupfen, Nießen / gar trefflich die Gedanken sprießen."So macht doch mal die Lüftung an!" / tönt's ungeduldig dann und wann. "Bewegte Luft, die rum hier streicht, / am Ende ist sie warm - vielleicht? Denn, wenn sich was bewegen tut, / wirds logisch warm!" - so weit, so gut! Was dann entwich den Lüftungsgittern, / das brachte uns noch mehr zum Zittern. Zuerst in Kälte schier versunken, / hat's jetzt noch fürchterlich . . . gestunken! Ein groß’ Geschrei hub an im Nu: / " Macht endlich doch die Lüftung . .ZU!" Inzwischen war man fast schon krank, / man hatte KÄLTE plus GESTANK! - Merke: Vertreib des Teufels Kälteschub / beileibe nie mit Beelzebub! Nur der Thron ist dem enthoben, / denn alle Wärme steigt nach oben! Schlaraffen hört! - Bedeutungsschwer wills aus der Feder, drum kommt am Schluß der Hexameter: - Und sind manche Sassen der Burg auch noch sauer, die Sonne strahlt gleich durch die Kältemauer. Denn die süßesten Burgfrau'n im weiten Revier verseh'n heut den Dienst an der Kältefront hier. Ihr Anblick gibt Sassen und Gästen die Kraft, die sonst mangels Wärme längst abgeschlafft. - Ein Gedicht schon . . . die Hosen, / adrett, rot und schmuck!

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gehalten in streng - "Military-Look"! Wie wohlgerundet, wie praktisch fürwahr, / die vielen Wühltaschen (für Drahtcula!) - Man kredenzte uns Lethe in schnellem Lauf / und taute damit alle "Frost-Eulen" auf. Auch „Krawallo“, ansonsten recht tief gefrostet, / zeigt her, daß er längst noch nicht eingerostet. In Sachkenntnis spitzt er die Kennerlippen, / vergebens war keineswegs heute das Sippen. - Welch Grazie! Welch Anmut! Welch blondiger Charm! Wie wird da Schlaraffen um's Herze so warm! - Welch himmlische Würstchen in zart-weißer Hand! / Nie habe ich größere Wonnen gekannt! - Schweig still doch, mein Herze! - Was klopfst du denn schon! Ich hole ja gleich eine weit're Portion! - Seht doch die Ritter, selbst die, welche fad, / sie steh'n heute an nach Kartoffelsalat! - Was schert uns der Frost und die Kälte hier drin! Blond naht uns der Lenz, und wir schmelzen dahin! - Was sollen ob roter Nasen wir hadern, / wie Lava erglüht uns das Blut in den Adern. Solang uns die Orbaha solches noch beut', / hat auch diese Frostsippung niemand gereut. - Merkt auf drum, Schlaraffen, und hört mir jetzt zu: Stimmt ein in ein frostfreies . . . Minne-Lulu!"

Fechsungen aus der Mottenkiste> Verblasst, - vergilbt, - total vergessen, / von Mottenbrut schon halb zerfressen, tut plötzlich dir entgegenstinken, / ein Sado-, Macho-, Porno-Schinken; - ein Stoff, so abgeschmackt und triste, / wie nächtens aus der Flimmerkiste: - ‘War trotz - und gegen Etikette / noch gut für eine güld'ne Kette, woraus wird deutlich als Befund: / Der Anstand ist längst auf dem Hund! < 48. Moderne Zeytten I: Orpheus in der UnterweltIch träumte jüngst ganz unverhohlen / von einer Reise nach Paris, die seine Herrlichkeit, mein Pate, / mich einst zu unternehmen hieß. - Er war der Meinung, / daß die Zeit nun angerückt, wo auch ein Knappe mal den Degen zückt, die Burg verläßt und auch die Recken, / um Minnefreuden zu entdecken. - Man höre schließlich jetzt von allen Seiten,/daß "Auto-Homo" sei zu meiden. Man könne nicht, wiewohl bequem, / nur immer auf sich selber sehn. - Die Konzeption moderner Zeiten / erford're het'rogenes Treiben. Fürwahr, der Fortschritt pocht an’s Burggemäuer! Mein Herz pocht auch, /es war ihm nicht geheuer. - Doch weil mein Pate klug und weise, / ging ich gehorsam auf die Reise. - Das heißt: Die Liebesgöttin selbst ließ mich im Traum die tolle Seinestadt im Lichterglanze schaun. - Vor meinem Auge flammten tausend Liebesfeuer, nur schwach konnt' ich noch denken <Das wird teuer!>Da ward verengt nach meines Patens Wille zu einem schmalen Ausschnitt die Pupille, und ich stand, atemlos vom tiefen Falle,

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in einer Seitenstraß' vom Place Pigalle. - Nanu, laut Drehbuch müßt’ an diesem Orte, gleich hinter jener düst'ren Pforte - des roten Lämpchens trauter Schein nun endlich bald zu sehen sein! - Gell, ich bin schlau! Trotz jungen Jahren. / Aus Erosfilmen hab ich das erfahren, die kürzlich in der Burg zu sehen waren, und die mein Pate dann zu aller Lust - so trefflich zu erklären wußt'! - Dies war fürwahr auch sehr vonnöten, auch Spessartritter sollten nicht verblöden! - Wer heutzutag 'ne Maid will kriegen, / darf sich in Sicherheit nicht wiegen, - muß, fleißbetont und ohne Mucken, - die neuen Sex-vokabeln schlucken. - Und kommt dabei er aus dem Tritt, / dann gibt's ein "Eros-Defizit"! - War’ Liebe früher Saft und Kraft, / ist's heute blanke Wissenschaft. - Was strapaziert man heut die Ratio / beim "Bretting" oder "Flannellatio"! - Für so moderne Hochgenüß' / da bräucht ich erst e neu Gebiß; und ob das Thema stubenrein, / muß sehr dahingestellt noch sein. - Woher, beim Zeus, die Termini bloß kamen? Das klingt, wie italien'sche Hundenamen! - Da leucht' mir ein auch noch zum Schluß: / daß der "Orgasso" - Gassi muß! - Doch woll'n der Theorie wir jetzt entrinnen, / Vorhang auf! Die Praxis kann beginnen! - Wohlan, mein Traumschiff, ohne Bangenlaß in den Liebestempel mich gelangen! - Ah . .Oh . . Hmm . .! Wie werd' von Reizen ich geblendet!Gott Amor hat sich rein verschwendet. - Das Interieur ist raffiniert / mit Samt und Seide ausstaffiert.Am Eingang steht ein Bronze-Faun, / dahinter: Frauen! Frauen! Frau'n! - Sie gehen, stehen, kauern, schreiten, /oh, kann das Aug' hier trefflich weiden! Leichtgeschürzt, doch elegant, / aufgereiht von Wand zu Wand,warten hier auf schwülen Kissen / die erogensten Leckerbissen, die, hochtrainiert und dienstbeflissen, / des Amors Pfeil zu lenken wissen. - Selbst oben auf den Balustraden / drängt sich ein Heer von Hilfsnajaden und lassen, frei von jeglichen Zwängen, / viel Masse über die Reling hängen! Aus dem Pfuhl der Liebesgruft / steigt betörend süßer Duft. Crescenzen steigen in die Höh' / von "Fitschi", "Femme" und "Azurée" - "Sandrine", "Fete", "Madame Rochas", / das alles kann man schnuppern da! - Nur hinter der vielbegehrten Estelle riecht's ein bißchen nach Schweiß, / und auch - nach Sardelle. - Doch es ist nur ein Hauch, / der verfliegt ganz schnell,in 'ner Orgie von "Cabochard" und "Chanell". - Erwartungsvoll schweb' ich auf Flügeln des Traums geradewegs in die Mitte des Raums.- Und schon war auch für mich zur Stell' / so'n fesches Doppel-Rumpf-Modell. Ob Studebaker oder Oldsmobil, / ihr Interieur versprach sehr viel. - Äußerlich wirkte sie zwar recht lässig, / doch unten drunter - hoch-PS-ig! Im Gesicht sah sie aus, wie einst die Soraja, unten gestreift, wie die Biene Maja. - Und: Bakschisch, Bauchtanz und Basare,/ was hat die rabenschwarze Haare! Ihr wißt

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es ja, ihr lieben Leut', / wo Haare sind, da ist auch Freud'! - Nach diesem Motto folgt' ich im Trane / auf ihre weichgepolsterte Ottomane. - Nichts Maskulines war ihr fremd, / in ihrem kurzen Nylonhemd. Noch hatt' ich ganz verschwomm'ne Visionen / von ihren erogenen Zonen, - da verließ sie wieder den schwülen Salon: "Ich hol' nur noch schnell einen Kassen-Bon!" - Und wie im Enteilen sie ist - und Entfliegen, seh' ich auf dem Sofa ein Büchelchen liegen. - Aha, 'literarisch' vergoldet man hier noch die Welt.Laßt sehn, was das Druckwerk für Perlen enthält! - "Greif frisch hinein in jede Bluse. / Weidmanns Heil! - Beate Uhse". - Nun ja, das klingt ja recht kongenial, ist wohl deren "Spiegel & Ceremonial'"? - Da kam sie schon wieder, die chatte noire, / in ihr verruchtes Traumboudoir. Zur Schnellentwicklung zwischenmenschlicher Belange beklopft sie tätschelnd meine Wange, - wobei sie senkt den Blick kokett. Doch da meine Rüstung so glatt wie ein Brett, begann sie mit unmutgerunzelter Miene den Tanz der französischen Honigbiene. - Doch mitten in dieser süßen Betörung erfuhr mein Traum die entscheidende Störung. - Denn im alles entscheidenden Moment,ich legte gerade die Hand an ihr Hemd, - da reicht' in meinem Traum, wie dumm,der "Freischütz" den Klingelbeutel herum. - Und eh ich mich wieder zusammengerackelt,da hat sie nun gar nicht mehr lange gefackelt und überweist mich mit sichtlichem Hohn / in die Eros - Intensivstation. - So'n hochmodernes Lotterbett / gleicht einem Gruselkabinett, mit phalligraphischen Erhebern / und elektronischen Impulsegebern. Ein flimmernd Schaltbrett in der oberen Etagefür Hand- und Vibrationsmassage. - Daneben, von zarter Hand gesteuert, / so wird mir immer wieder beteuert, - ein konzeptiver Manipulator / mit senso-erektiv-Pulsator,verpaßt in die allerunmöglichsten Zonen proterenz-verstärkende Injektionen. Für unterentwickelte Uhu-Pennäler / da gibt's maschinelle Nummern-Zähler. - Die Eros-Damen in diesem Labor / kamen sehr steril mir vor. Ihre Rüstung, gefertigt aus purem Plexi,wirkte sachlich kühl, doch daneben recht sexy. - Und eine versprach mir am Ende zum Lohne zwei Teelöffel Super-Wachstums-Hormone. - Doch das Ergebnis war beschämend mager, vergebens drückt ich dieses Liebeslager, - Wie heil war da doch meine Spessartwelt: / . . . "ein Bett im Kornfeld!" - Daneben befanden sich Lustgelassefür Mitglieder von der Ortskrankenkasse. Ein Liebeslager, ich kriegt einen Schreck, wie'n Flugzeugträger-Landedeck!

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Drauf hingelagert gar viele Puppen, / für Einzelbedarf oder Sex in Gruppen. - Bei diesem Andrang glaubt man schon: die Gesundheits-Kosten-Explosion! - Denn es trieben hier unmassig viele / die allerartigsten Liebesspiele, angeleitet zum süßen Minnen / von perfekten Verkehrs-Erzieherinnen. - Nur vorne saß einer in drangvoller Pein:Er hatte vergessen den Krankenschein!. - Aus einer seitlichen Luxuskammer / drang lautes Stöhnen und Gejammer. - Peitschen klatschten auf nacktes Fleisch: Hier mimt ein großer Arab-Scheich! - Dumpfe Geräusche von krachenden Betten,dazwischen der Klang von rasselnden Ketten, wehrufende Stimmen in schluchzendem Chor dringen an mein entsetztes Ohr. - Hineingebracht werden Spieße und Stangen, Dolche und Schwerter und glühende Zangen, - und immer wieder wimmert's um Gnade, kein Zweifel: Hier geht's nach Marquis de Sade! - Dann trägt man heraus, während's tobt und brüllt,zerzauste Jungfrau'n, in Decken gehüllt. - So liebt man also am Golf von Bahrein!Ich werfe schnell einen Blick hinein,und das Blut will in Adern mir stocken:Ein schneeweißes Weib mit unglaublichen Locken! Das ist ja, das ist ja . . ich krieg noch 'nen Wurm:die "Nackige Anna" vom "Dicken Turm"! - Und neben ihr, auf der zerknitterten Couch,das ist gar kein Öl-scheich: . . Das ist. . ! Das ist . .ja der Kn . . ! Sechs Mädchenblüten gebrochen, sechs Jungfrauen, zart und rein! - - -In die Rüstung gekrochen! Der Sieg war nicht mein. - Geschlagen taumelt' ich dann hinaus,aus diesem verruchten französischen Haus. - Der Helm war verrutscht von dem pfeilschnellen Lift,an der Rüstung noch Spuren von Lippenstift.Im Ohr noch das schrille Hohngelächterder Liebesdiener und Haremswächter! - In meinem Gehirn ein einziges Fragen: Was soll ich bloß meinem Paten sagen? - Doch schnell hatte ich die Erleuchtung auch schon: Ich sag keinem Menschen davon einen Ton! - Ich wart' bis zum nächsten Minneturney,dann sing' ich von ganz zarter Minne im Mai! . . Tandaradei! . . Tandaradei . . . !(Wer dieses gelesen, der konnte mal seh'n, wie schwer es heut' ist, an die Grenze zu geh’n,)

Heimat- und Mundartsippung

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Heimat, Brauchtum, Nostalgie / bestimmen hier die Strategie! 49. Spessarträuber - BalladeIn vielen Uhu-Reychen, / da herrscht die Stadtkultur. Bei uns, da gibt's nur Landschaft / mit drumherum Natur. - Vom Spessart hört man immer, / man glaubt es manchmal kaum,'s gäb’ überall bloß Räuber, / fast hinter jedem Baum. - Zwar scheu'n moderne Räuber / Dolch, Messer und Pistol'.Sie sind vielmehr bekümmert / um ihrer Gäste Wohl! - Von Orb euch zu berichten, / sei darum heut mein Ziel, wie dort ein Spessarträuber / in Räuberhände fiel. - Es lebte mal ein wilder, / gar finst'rer Räubersmann, der haust mit seinem Weibe / im tiefen, dunklen Tann. - Es hat schon mancher Händler / bei ihm gar schwer berappt,und mancher Lebensfaden / ward auch von ihm gekappt. - In seiner tiefen Höhle, / wohl unter dem Tertiär, da türmten sich die Beutel, / von Gold und Silber schwer. - Doch in den kalten Nächten, / die er verbracht allein auf Lauer tief im Walde, / packt' ihn das Zipperlein. - Es kracht' in allen Knochen, / es schmerzte ihn der Leib. Krank kam er drob gekrochen / zu seinem Räuberweib. - Und als der Schmerz zu heftig / in sein Gebein dann fuhr,da wurd's ihm klar und klarer: / Hier hilft nur eine Kur! - Doch, weil die Krankenkasse / bei Räubern renitent,hat man ihn aufgenommen / nur als Privat-Patient. - Er packte alle Beutel / in einen Riesenkorb und macht' sich auf die Socken, / hinunter nach Bad Orb. - Erst hat man ihn gebadet, / dann ward er gar rasiert,gesalbt, massiert, geknetet, / da war er fast kuriert. - Er schaute in den Spiegel / und fand sich richtig nett:Die Füße waren sauber, / der Bauch war richtig fett.- Er war schon fast zufrieden, / nur etwas indigniert,denn Seehofer - der Knauser - / hatt' nichts dazu spendiert. - Denn, als er dann entflohen / dem Orber Badehaus, da sah's in seinen Beuteln / erschröcklich leicht drin aus. - Kaum war er wieder draußen / und hat tief Luft geschöpft,ward ihm vom Kurdirektor / Kurtaxe abgeknöpft. - Dermaßen schon erleichtert, / eilt er in schnellem Lauf zu einer schönen Villa, / wo Badearzt steht drauf. - Dort wird sich ausgekleidet / und wundersam und schnell Gesundheit, Wohlbefinden / sind wiederum zur Stell'. - Von nun an kann er laufen, / gar leicht und schnell daher, den Korb konnt' er verkaufen, / kein Beutel drückte mehr! - So ist er heimgelaufen, / ganz ohne einen Deut. Es sind die Beutel alle / verteilt an viele Leut'! - Er kam zu seinem Weibe, / die sehnt ihn schon herbei,war abgezehrt am Leibe, / so darbte sie dabei!Bald trug nach kurzer Weile / man sie zur Höhle raus.

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Weil beide sie verhungert, / schnell war's mit ihnen aus. - Drum lieber Kurgast MERKE: / Das Bad ist wirklich gut!'S ist mancher hier gesundet, / doch sei auf deiner Hut: Du wirst hier sehr erleichtert, / kein Grund sei dies für Streit.Wer Mammon hat, muß blechen, / das ist Gerechtigkeit! - Das nennt sich Umverteilung, / und kommst du auch in Wut, der Trick belebt die Wirtschaft: / In Orb geht's allen gut! So sind im grünen Spessart / noch heut' . . .viel Räuber drin! Man kann sie nicht erkennen. - / Doch: . . . Kommt nur erst mal hin!

50. Der Lenz ist da ! Der Lenz ist da, O Frühlingskosen! / „Amati“ kehrte heim ins Land. Wir - noch in langen Unterhosen, / doch er - wie immer - braungebrannt! - Lenz nennt sich das, da muß ich lachen, / die Heizung läuft auf voller Tour. Aus Lethe muß man . . Glühwein machen, / und Halsweh, . . das hat Konjunktur! Wir pflegen unsre Schnupfennasen, / wir trinken heißen Fliedertee; Das Stinkroß rutscht auf glatten Straßen; / und wer ein Haus hat, der . . schippt Schnee! - Die Kälte sitzt uns im Gedärme, / der Husten schüttelt das Gebein. Komm endlich, Lenz . . und bring uns Wärme. / Dies' Jahr bist du ein Hinkebein! - Wo bleibt es denn, das "Frühlingsrauschen", / auf das wir warten schon so lang? - Wir wollen seinen Klängen lauschen / und dies, wenn's sein muß, . . stundenlang! - Aus "Klaviostros" lichten Zeiten / hielt Einzug es in unser'n Kreis! - Nun wollen's gar nicht wir mehr meiden, / als "Frühlings-Einzugs-Gunst-Beweis"! - Ach holder Lenz, bring uns viel "Bloome"! / Laß alles wachsen, früh und spät! - Bring außer Blumen auch Condome, / von wegen Promiskuität! - Verhüllt sind Busen, Hals und Mieder, / in Wolle steckt die Weiblichkeit. - Frühling! Kehr doch endlich wieder, / wir brauchen mehr Beweglichkeit! - Uns Sassen, die dem Uhu teuer, / trifft diese Winterkälte auch. - Wir hocken tief im Burggemäuer / und wärmen uns an . . Pfeifenrauch! - Komm bitte auch „Amatis“ wegen, / (die Bräune wird sich sonst verzieh'n!) - Und 's treiben Kälte, Schnee und Regen / zurück auf die "Kanaren" ihn! - Bring Veilchen bald in uns're Mitte / und neue Ritter, ohne Zahl! - Vom Barchend-Hemd befrei' die Ti . . .! / Und für den Thron . . bring bald die . . Wahl!

51. Ordensfest Ein Ordensband auf breiter Brust / bedeutet manchem Glück und Lust.Und schöne Tituls, - schwarz auf weiß,- / beflügeln selbst den Mummelgreis.Heut’ ist ein Tag, den jeder kennt, / wo man nach Gunst und Ehr sich drängt,wo hoch vom Thron herab, beflissen, / wird Wohltat unter’s Volk geschmissen,für Rüstung, Helm und’s Blaue Buch, / daß keiner nag’ am Hungertuch. -Wer Platz noch hat und freie Stellen, / kriegt Gold und Silber und . . . Kamellen. -Wie jüngst beim Kölner Karne-vall, / so reckt und streckt sich’s überall,Nur ich - ich hab’ bloß rum-gesessen, / Mich ham’m se widder mal vergessen.Vielleicht war ich für Gold und Blech / auch dies-jahr wieder mal zu frech.Längst vorher war mir das schon klar: / Na ja, - dann halt: „Bis nächstes Jahr!“LuLu!(Zu Hause, - wenn sie ist gereizt - / die Burgfrau nicht mit Tituls geizt.

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Den letzten geb ich euch bekannt: / „Reychs-Flegel“ hat sie mich genannt!)

C. Die "Orbaha Chattensis" - das Reych im SpessartIn einem Spessarttal versteckt, / wo sich nur Fuchs und Hase neckt, liegt hingebettet zwischen Tannen, / ein kleiner Kurort, dessen Mannen, verkleidet als schlaraff'sche Ritter, / in bunten Wämsen mit Geflitter, zu weihen sich stets nahmen vor: / Der Kunst! - Der Freundschaft! - Dem Humor!

52. Stadt - Idylle !Jede Stadt - ob jung ob alt - / hat 'ne typische Gestalt! - Manche rund und manche buck'lig, / manche trist' und manche schnuck'lig! Manche auch mit krummen Gassen, / die nicht recht zusammenpassen. Voll mit Häusern, schräg und schief, / voll Gestank und voller Mief. Städte gibt es jede Menge, / große, kleine, weite, enge.Doch: - Keine ist so optimal, / wie Bad Orb im Spessarttal!

Bad - Orb - Song -1985 (Melodie. Zehn kleine Negerlein . .)In einer kleinen Badestadt, / da ist es hübsch und fein. Da weihte man die Kirche von / Sankt Martin wieder ein. In einer kleinen Badestadt / tritt man sich gern an's Bein. Drum ist der Bürgermeister hier / ganz ohne Führerschein. In einer kleinen Badestadt / will unter sich man sein. Und deshalb kommt nicht jedermann / in's KUR-Journal hinein. Ja, ja, die kleine Badestadt / ist manchmal wirklich klein. Am Stand von der TOURISTIKA / stand einer ganz allein. In einer kleinen Badestadt / vor zwanzig Jahr'n wars fein, da trat ein Arzt mit Kurparkblick / in die Partei hinein. Ein Andrer in der Badestadt / ward zweimal gleich geehrt. Was man an Ehrung doppelt tut, / das ist niemals verkehrt. Auch gibt's in dieser Badestadt / 'nen Hundefreund-Verein (wau-wau). Die Freundschaft währt noch gar nicht lang, / das ist ja „hunds“-gemein! Ein Badearzt im Nilschlamm stand / und dacht im Mondenschein: Bei mir gäb's das als Fango nur / und zwar auf Krankenschein! In einer kleinen Badestadt / möcht man Schlaraffe sein, da gibt sich GRÜN ganz ungeniert / mit ROT ein Stelldichein. Die Sassen der Schlaraffia / regieren diese Stadt. Drum ist hier mancher ROSTRA-MÜD / und vom REGIEREN matt! - Als Burgfrau kann man mich hier seh'n, / allein stets, - nie verwöhnt! Gern wär ich mal ein Kurschat-teen, / doch die sind hier verpönt! - Die spessart-grüne Badestadt / als LOGO trägt ein Herz. Der Teller drunter ist Symbol / für Geld und für Kommerz. - Einst fechste ich um diese Stadt / schon einmal ein Gedicht. 'S ist weg, man hat mir's abgeluchst, / wie schmerzt mich der Verzicht! - Doch trotzdem mag die Badestadt / noch manches Jahr gedeih'n, mit Kirche und Schlaraffia / und . . Hundefreund-Verein ! 53. Gedanken bei der morgentlichen Zeitungslektüre Motto: Man lese nur mit Vorbehalt / im Kinzigtaler Blätterwald!

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( Bad Orber Operette, im Spiegel der Gazette.)Des Morgens freut mich allemal / die Zeitung aus dem Kinzigtal, - weil sie den Hausmann, der sich schindet, mit seiner Auáenwelt verbindet und ihn gar trefflich informiert, was hier im Kinzigtal passiert. - Dabei ist meist auf Seite drei / auch was vom Spessart-Bad dabei: Ein möglichst täglicher Rapport / aus diesem kleinen Badeort soll unsern Globus rasch umrunden, / mit Werbewirksamkeit verbunden. - Als nun am Samstag int'ressiert / ich die Postille hab studiert, erfuhr mit Staunen ich die Mär, - daß unser Orb hier - Ausland - wär! - Vom Jossgrund, das ein Forstamt ziert, / wird diese Meldung kolportiert. Wortwörtlich, wie ich jetzt zitiere, / liest man in dieser Forst-Satire: "Das hessische Forstamt hat weisungsgemäß die feststellbaren und im Ausland erreichbaren Eigentümer - einschließlich der Stadt Bad Orb - über die anstehenden partiellen Mäharbeiten unterrichtet." (Zitatende!) - Schlaraffen hört! Der künft'ge Kurgast wird schon blaß / und sucht nach seinem Reisepaß. Am Ende sind im Orber Reich / die Grenzen gar kein Narrenstreich. Der Zoll mit Schlagbaum sperrt die Wege / ins heiß ersehnte Kurgehege. Wer sich im Fangoschlamm will aalen, / muß bei der Einfahrt schon gleich zahlen. Von Orbern hat man oft vernommen: / Die wissen, wie ans Geld die kommen! 'Nen separaten Auslandskraal / fänd’ ich im Spessart fast . . . genial. Verbunden damit überdies / wär Orb ein Steuerparadies. Im Kurpark fielen in den Blick / nur Milliardäre …à la Flick.- Und alle könnten zollfrei leben / und öfter billig einen heben. Am Aufenauer Berg, . . au Backe! / da gäb's ‘ne Duty-free-Baracke. Der Umsatz stiege wie im Schlafe, / wär Orb erst eine Zoll-Enklave. Man lebt' von Tauschen und vom Schmuggeln, / es bräuchte keiner mehr zu buckeln: Die Architekten könnten bauen, / die Taschendiebe könnten klauen, - die Badeärzte sich kurieren / und Immobilien investieren. Der Krongold macht aus Gold nur Kronen, / damit die Abrechnungen lohnen. - An Ölscheichs und an Beduinen / könnt' man im Schlafe noch verdienen. - Und mancher Orber in der Au / hätt' eine dunkle . . .Nebenfrau. - Doch will ich's nicht zu hoch hier stecken, / das El Dorado hätt' auch Flecken. Das Wort vom "Ausland" ernst zu nehmen / birgt eine Fülle von Problemen. Um solche wirklich zu erkennen / will ich zunächst den "Mammon" nennen. Der Fremde leicht dem Wahn verfällt, / die nähmen hier kein deutsches Geld. So mancher denkt: "E schee Bescherung! / Was gibt's in Orb denn für 'ne Währung? Womit bezahl ich meine Biere? / Sind's Orber "Rubel" oder "Lire"?" Man stöhnt im Traum schon unter Qualen: / "Könnt ich in deutschem Geld bezahlen!" Und die sich hier behandeln ließen, / sie zählten ängstlich die Devisen. Des Nachts befiel sie die Vision / von Schuldenturm und Inflation, - wobei es manchen arg verdroß, / säh' er Peer Saldos "Mammon-Schloß!" Man fühlt sich richtig aufgeschmissen: / Die Fremde ist kein Ruhekissen! Auch müßt man klären, gleich beizeiten, / die Staaten-Zugehörigkeiten. Denn wer in Wächtersbach tut pennen, / der müßt sich "Auslands-Orber" nenen. Und 'nen Verein tät's dafür geben, / für Orber, die im Ausland leben. Die Grenze selbst wär nichts zum Lachen, / man müßte streng sie stets bewachen. Doch fänd sein Brot auch mancher Sohn / an einer Orber Zollstation,

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Als Kontrolleur und "Sprachartist", / weil Orber Sprache schwierig ist. Weil er als Diensthund Eintritt wehrt, / wird auch der Orber Hund verehrt, der viele Jahre arg verachtet, / und , wie man hört, sogar . . . geschlachtet! Der Fremdling bleibt im Regen stehn, / tut er die Sprache nicht verstehn, die Stadtbewohnen oder Sassen, / in Orb aus ihrem Mund entlassen. - Das Ausland hat schon angefangen, / die Sprachlizenzen zu erlangen, für's Orber Reichs- und Staatsidiom, / von Honolulu bis nach Rom. Und jeder Kurgast auf dem Klo / lernt Orber Platt per Video.- Auch gibt's, damit das Lernen schmeckt, / ein Wörterbuch im Dialekt, mit "Heji" und "Dou" und solchen Verben / läßt sich in Orb gar manches erben! - Nun aber ist's genug für heute. / Ich mache Schluß, ihr lieben Leute! Verhindern möcht ich, daß ihr pennt, / weil's Forstamt: - "Ausland" hier erkennt. - Ich grüße euch, ihr lieben Sassen, / die Kirche will im Dorf ich lassen. - Daß Orb kein zweites "Honkong" wird, / und nur ein Bad bleibt - unbeirrt! Dafür sorgt ohne Diffamierung: / Schlaraffias - Orber - Stadtregierung!

54. Einritt, Einblick und Eindruck von der Wesenhaftigkeit unserer Spessartburg. Seit geraumer Zeit besitzen wir eine eigene Burg. Diese angemessen zu beschreiben, würden Worte niemals ausreichen. Kommt und schaut! Erlebt unsere fungierenden Würdenträger! - Staunt über ihre fulminant celebrierten, taxfreien Begrüßungsrituale, empfangt die Wohltat eines geist- und nervenstärkenden Händedruckes ihrer Rechten - (beihilfefähig!). Labt die von zarter Hand kredenzten Wohltaten aus Küche und Keller! - Genießt die Freundschaft unserer vortrefflichen, im langjährigen Betreuen von Gästen geübten Sassen! - Stärkt Euch an der euphorischen Aufnahme Eurer mitgebrachten Fechsungen! Mit einem Wort: Genießt die Bestätigung Eurer selbst und Eurer einmaligen schlaraffischen Erscheinung! - Die Orbaha ruft Euch! - Die Orbaha beglückt Euch!

55. Leise zieht durch mein Gemüte / des Spessartreyches Sassenblüte

Der Thumbold, welches aufschlußreich, / gilt hier als Hecht im Karpfenteich, der selten Thron und Reych erfreut, / weil Salz und Pfeffer er verstreut; dabei sich aufführt - höchst fatal - als schwarzer Orbaha-Kanal, - so daß ihn selbst die Junkertafel / auf's Korn nimmt für sein Rumgeschwafel - und ihn auf schiefem Postament / in einem fort beim Namen nennt. Doch auch ein schlechter Ruf verpflichtet, / drum sitzt er da und fechst und dichtet, und überlegt, wenn er so sitzt, / wie Gift und Galle man verspritzt. - Weil nichts davon sei ausgenommen, / will ich sogleich zur Sache kommen: Schlaraffen hört!Es schauen die vom Throngestühl / herab in's menschliche Gewühl, ha'm gut gepolstert das Gesäß / und nippen vornehm am Gemäß. - Meist laben sie in guter Ruh' / sich Mitgebringsel and'rer zu, was die, zum Zweck von Wohlergehen / für unsern Nachwuchs vorgesehen. - Wenn ich dies Trauerspiel genösse, / statt daß es mich zutiefst verdrösse. Ja, wenn es gar nicht mich anficht: / wär ich der Ritter Thumbold . . . nicht!

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Säß ich in Junkermeisters Schoß, / und knabberte dort Nüsse bloß,hielt Ausschau stets im Übermaß, / wo's Flaschen gäb, und zwar aus Glas, die einrittsfroh, doch auch sehr hart / vom Munde wurden abgespart, von Recken aus der Uhu-Welt, / am Thron spendabel abgestellt, wenn ich dies Trauersspiel genösse, / statt daß es mich zutiefst verdrösse. Ja, wenn es gar nicht mich anficht: / wär ich der Ritter Thumbold . . . nicht!Zu meiner Zeit, sie war erbärmlich, / da war'n Schlaraffen noch recht ärmlich.Da flossen Spenden nicht in Maßen, / und wenn, hat man sie stehen lassen, - . . bis Sippungsende, viele Stunden./ Beim nächsten Mal war'n sie verschwunden. - Und selbst, wenn man vor Wut gefaucht, / sind sie nie wieder aufgetaucht. - Wenn ich dies Trauerspiel genösse, / statt daß es mich zutiefst verdrösse. Ja, wenn es gar nicht mich anficht: / wär ich der Ritter Thumbold . . . nicht! Müßt ich nur Fechsungen anhören, / die mich betreffen und sehr stören, weil sie dem Ritter Thumbold gelten, / und lobend dessen Quatsch vermelden, hohntriefend parfümiert, doch klotzig, / in Wahrheit aber hinterfotzig,dem Reych zur Nachahmung empfehlen, / gar vorbildhaft als Fechs-Juwelen. - Wenn ich dies Trauerspiel genösse, / statt daß es mich zutiefst verdrösse. - Ja, wenn es gar nicht mich anficht: / wär ich der Ritter Thumbold . . . nicht! Müßt' ich in einem Ort rumschleichen, / der nur per Kleinbahn zu erreichen, wo einzig rauscht der Spessart-Tann' / und man nur "Hugo" wählen kann, wo man in teu'rer Sole aalt, / und selbst im Kurpark: Eintritt zahlt.Wo, wer hier lebt, 's ist zum Erschüttern, / nur Fechsen kann und . . . Enten füttern. - Wenn ich dies Trauerspiel genösse, / statt daß es mich zutiefst verdrösse. - Ja, wenn es gar nicht mich anficht: / wär ich der Ritter Thumbold . . . nicht! Lebt ich in einem andern Reych, / so kehrt’ ich dennoch heim sogleich,weil hier in meiner Spessartruh' / es geht so still und traulich zu. - Man fechst nur selten und nur wenig, / wer nur EIN Auge hat, wird König. - Man hofft auf Gäste mit Esprit, / . . . nur unser Thron, der schweigt fast nie. - Wenn ich dies Trauerspiel genösse, / statt daß es mich zutiefst verdrösse. - Ja, wenn es gar nicht mich anficht, / wär ich der Ritter Thumbold . . . nicht!Wär sprachgewandt ich und beredt / und ein schlaraffischer Komet,könnt stolz im Rampenlichte gleißen, / hätt' Uhu-Vorfahr'n aufzuweisen, könnt' wirklich als ein Vorbild gelten / in höheren schlaraff'schen Welten,wär tausendmal schon abgefeiert, / durch alle Würden durchgeleiert,hätt' Ehrenhelme, Lorbeerkränze, / Lobgesänge, Biberschwänze,dann müßt' ich Thumbold nicht mehr sein / und täglich fechsen, wie ein Schwein,wär voller Moos und Tradition, / dezennien-lang schon auf dem Thron,ein Redner! - Künstler!! - Musensohn!!! - Dann wär ich nämlich . . . Edisohn!

56. Willekum' und DrumherumEs klirrt und kracht jetzt wie bedeppert / beim Einritt, - wenn das Eisen scheppert! (Gestiftet vom ehemals Ritter Raudi (177) erhielt das Reych richtige Schwerter aus Eisen.)Beim Einritt stolzer Gäste, / gab's mächtig viel Krawall. Doch war der Ton jetzt anders: / Es klang sehr nach Metall. Es blitzten neue Schwerter, / Stahl klirrte in der Nacht. Die Waffenschieber schmunzeln, / und auch der "Lockheed" lacht. Das Reych hat aufgerüstet, / dem Eisen wich das Holz.

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Wir klirren und wir rasseln, / es macht uns richtig stolz! Doch woll'n wir so nicht kämpfen, / wo kämen wir da hin? Wir grüßen uns're Gäste / mit Eisen, Blech und Zinn. Die Waffen, die wir führen, / die sind im Geist zuhaus'. Bei uns, da ficht die Zunge, / der Witz, er fordert raus. Wir lieben schöne Worte / und Lyrik und Gesang, Geselligkeit und Freundschaft, / da wird die Zeit nicht lang! Viel kam davon zum Ausdruck / bei unser'm Biberschwanz, als er zum Gruß der Gäste - Schlaraffias alten Glanz und seine Ideale / in seiner Rede pries und wieder aufpolierte, / was "Menschsein" je verhieß. Mensch sein und auch Schlaraffe / so glaub' ich, führt' er aus,ergibt 'ne schöne Summe, / da kommt was Gutes raus! Wer je in unserm Bunde / das Menschsein hat probiert,ging niemals vor die Hunde, / hat niemals sich verirrt. Ist Bruder unter Brüdern, / auch im profanen Sein,selbst wenn auch nur bescheiden / sein Wirkungskreis . . und klein!

57. Ihr lieben Sassen, macht Euch fein, / denn heute reiten Gäste ein!Schlaraffe' heert (hessisch!)! / Putzt euer Schwert und wienert eu're Orden! Spart auch nicht Helm und Rüstung aus, / denn heute steht Besuch ins Haus: Hurra! Viktoria! - „Over-uhu-sia!“ (Oberhausen) Im Spessart suchen die Pläsir, / so hören wir's beklommen. Zwar ha'm wir kein "Johannes" hier (Rau), / doch soll'n sie ruhig mal kommen. Auch unsre, vom Orbaha-Thron / sind Prediger mit Konzession! Das teure Orber Kurgescheh'n / woll'n die vom Norden sich beseh'n. Ein Heerwurm, furchtbar anzuschau'n, / der wälzt sich durch die Chattengau'n. Rheinaufwärts bis nach Hessen / wär alles kahl gefressen. Die Francofurta schlägt Alarm: / Vom Ruhrpott der Schlaraffenschwarm, der bricht heut durch ganz radikal / ins unberührte Kinzigtal. Und wenn sie eingefallen, / dann laßt die Pfropfen knallen! Die "Brema", unser Muttertier / steht ebenfalls im Geist Spalier. Von euch ist's nah zur Waterkant, / sie ist euch sicher artverwandt und ruft ein donnerndes Lulu / der "Schlotbaronen"-Truppe zu!. - Ein "Schlotbaron", das ist ein Mann, / der's pekuniär sich leisten kann, privat-versichert in Klausur / vor Ort hier weilt zur Badekur. Ein Hoch drum, heut und immerdar / dem Reych "Over-uhu-sia!" - Ein Freundschaftsband von uns zu euch / bewirke mehr als mein Gekeuch'. Weil nämlich uns noch besser frommt: / ein Schlotbaron, der wiederkommt! Erlesen sind wir und drum teuer, / doch hilft's uns gut und euch . . spart's Steuer! Bei uns erholt man sich total / von Eisenkram, von Schrott und Stahl. Kommt her! Hier weilen bringt euch Lust. / Wir heilen euch von eu'rem Frust! Und bei der Entenfütterei, / gibt's zwischen uns ein Reychsturney! Schaut brav euch um in unserm Städtchen / und sucht nicht immer nur nach Mädchen! Die sich Erholung hier erbitten, / ha'm all' die Siebzig überschritten!Doch wem Hormone nicht mehr wichtig, / ist auch als Schlotbaron hier richtig! Für uns're Brust wird Blech gebraucht, / damit bei euch der Schornstein raucht. Auch Schwerter sind hier nicht aus Holz, / auf Eisen schlagen wir mit Stolz.

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So wächst durch uns auch der Etat / vom Reych Over-uhu-sia! Bei uns im Spessart, heut sehr teuer, / war's auch schon früher nicht geheuer.Zu allen Zeiten, ungelogen, / sind Räuber hier herumgezogen. Wie's ist und war, mach ich jetzt klar: / dem Reych "Over-uhu-sia"! (Siehe: "Spessarträuber-Ballade!)

58. Stets "auf Zack" und niemals seicht: - Orbahas Thron ist unerreicht!

Unser schlaraffisches Dreigestirn wird gegenwärtig repräsentiert von den Rittern: Un'er kann't, das nordische Uhl-As - Biberschwanz, der Geisterreiter Buna, die schmunzelnde Nachteule. Sie werden liebend gern - hart, aber herzlich - attackiert oder durch den Kakao gezogen.

Im Spessart die Thronverwalter / sind die größten Alleinunterhalter. Sie reden gar fröhlich und munter / das Blaue vom Himmel herunter. Doch erklimmt mal nur einer den Thron, / zeigt dieser erst recht Kondition, nimmt den Mund voll und dreht mit Routine / die Einritts-Begrüßungs-Turbine,auf daß sie, weil nur einer sitze, / rhetorischen Durchfall verspritze. Auch schleudert sie Schmus und viel Schaum / auf die Häupter der Sassen im Raum. Ist einer alleine auf seiner Bastei, / vermeidet er jegliche Dicktuerei:Nennt schlicht und bescheiden sich "Autokrat" / und "oberschlaraffisches Thron-konzentrat".Und ein Wortschwall, der rauscht vom Podest, / wie wenn Wasser die Spülung verläßt. So ergießen sich Sprüche in Massen / in die lauschenden Ohren der Sassen. Doch ich will's auch zum Schluß nicht verhehlen, / um das Thema nicht ganz zu verfehlen:Wer das Wort uns'rer Ob'ren genossen; / wenn die Sippung dann endlich geschlossen, denkt beim Heim-Ritt für sich ganz beizeiten: / Dort werd' ich mal wieder einreiten! Denn am Spessart-Thron gibt es noch Typen: / Ich sage euch: - . . Fast . . zum Verlieben!

Unsere Herrlichkeit „Biberschwanz“, in vielen Sippungsschlachten erprobt, ein Großmeister des langen und breiten Wortes! Beim Durchforsten seiner Tituls- und Qualifikationsspuren in der Stammrolle zu diesem Zweck bin ich in dieser Richtung jedoch kaum fündig geworden. Deshalb hier eine eigene Leporello-Liste, ein ganz spezielles Tituls-Register für eine phänomenale Persönlichkeit:

Ein Hoch der Uhu-Hautevolee, / dem Geisterreiter-Chevalier, Fürst, Komtur und Thron-rauf-schlüpfer, / "Noch-und nochwas"-Phrasen-Hüpfer. Deichgraf, Pascha und Senator, / Fechsungs-langzieh-Kommentator, Kopfball-Künstler, Satzverschwender, / Nie - und - immer - noch - nicht - Ender . Langzeit - Nachrichten - Transmitter, / Gummi-Paragraphen-Ritter. Wörter-Inflations-Anheizer, / ausgekochter Sippungs - Spreizer. phrasenreicher Wortberserker, / Schmus-Raketen-Feuerwerker, stets mit Phantasie geschwängert, / wie man Sippungen verlängert, Ober-Dampfgeplauder-Meister / mit Sahne - Lobeshymnen-Kleister, Einritts-Dauer-Weihrauch-Schwenker, - mit immer noch 'nem Phrasen-Schlenker, Architekt von Wort-Gebäuden, - der's um 12 erst 11 hört läuten,

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Wolkenkratzer-Konstrukteur, / Dampf-und-Nebel-Kolporteur. Statiker der flinken Zunge, / am Sippungsende keucht die Lunge. Redeschwaller, Pausenfüller, / Spezialist für Langzeit-Knüller, erzählt Histörchen mit viel Wonne / aus der Uhu-Abfalltonne, ein sich-in-eig'nen-Worten-Aaler, / Geistesbruder von Courts-Mahler, Orbahas Ober-Quasselstrippe, / Reychsbaron der heißen Lippe, wohlgeschmierte Ochsenzunge, / wo EIN Wort kriegt gleich tausend Junge, Großmeister der Beredsamkeit, - des Reyches Unaufhörlichkeit,Wortschöpfungskünstler, Hirnmasseur, / Bon-mots und Phrasen-Haupt-Jongleur, Spezialist für Schlaraffiaden, / lange, breite Ambts-Tiraden, lieber ein Wort mehr-Verlierer, / Thema-Über-Strapazierer, Plauderer der flinken Goschen, / gebt ihm endlich einen Groschen! Seine Quassel-Permanenz, / Dauerredner in Potenz, Fransenmaul mit viel im Kopf, / aber ohne Abstellknopf, Schlaraffen hört! Es ging noch weiter / auf Biberschwanzes Titulsleiter. Doch denk ich mal, es wär fair-play, / wenn jetzt ich zög’ ein Resumee: Orbaha-Reych, wo wär dein Glanz ? / Was wärst du ohne Biberschwanz !

Der Zweitälteste hier oben ist der Ritter „Buna“. Als am heutigen Tag Fungierender und besonders Engagierter wird er etwas vorsichtiger behandelt. Man kann nie wissen!

Dem „Buna“ Gruß und Tam-Tam-Schlag, / am Schlotbaronen-Einrittstag. Bei ihm, Orbahas Thronverwalter, / merkt man von Rost nichts und von Alter. Er blinzelt stets ins Reych sehr mild / und ähnelt Uhus Abziehbild. Wenn er gekonnt den Laden schmeißt, / mit Seelenruhe und auch Geist,dann tut er's leise und gemach, / bei ihm gibt's selten Pön und Krach. Als Kenner Orber Stadtgeschichte / rückt diese er in's rechte Lichte, und macht mit Tropfstein, Fango, Sole / aus Orb DIE - Bademetropole! Im wechselvollen Sippungswalten / tut fest er unser Steuer halten, vermeidet uferloses Schweifen / und dreht auch keine Ehrenschleifen. Zwar geht's ein bßáchen "dröger" zu / beim Sassen-Einritts-Interview, doch wenn's so toll nicht int'ressiert, / dann quatscht man eben ungeniert. Das schwere rechte Wort zu finden, / die rechte Stimmung nachempfinden, erfordert, wie ein jeder weiß, / viel Feingefühl und Müh' und Fleiß. Weil er aus echtem Holz geschnitzt, / und "einrittshalber" manchmal schwitzt, so steh'n wir gerne heut' Spalier / für unsern Gummikavalier. Denn, reichlich mit Humor versehen, / zählt er zu unsern Koryphäen. Doch obendrein und nicht nur so / ist er ein Mannsbild comme il faut, gibt stets dem Stinkroß kräftig Sporen, / läßt's gar in Qualm und Feuer schmoren, und lockt mit geilem Affenzahn / die Feuerwehr zur Autobahn, woselbst, so sind da die Allüren, / sie ihn zum Ehren-Hauptmann küren,weil mitten er im Stoßverkehr / entfacht voll Lust ein Feuermeer, Und's Reych, ob dieser Fähigkeit, / ist stolz auf seine Herrlichkeit. Vom Uhu eine Grußfanfare. / Viel Glück für weit're Lebensjahre!

„Un'er kann't“ - als Attraktion! - / führt an die Hanau-Stadt-Fraktion.Der Dritte auf unserem Throngestühl, / der schwenkt zwar die chattische Fahne, doch "snacken" tut "platt" er, recht nordisch und kühl, / wie ein hessischer Beute-

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Germane.Ich weiß nicht, ob er von Hamburg gekommen, / von Rendsburg oder von Kiel. Vielleicht ist er immer rheinaufwärts geschwommen, / weil Hanau am Main war sein Ziel.Sein Rittername ist Un' er kann't, / und er "kann es" in Wahrheit sehr gut. Denn, obwohl sein Jargon von der Waterkant, / man ihn hier auf den Thronsessel lud. Er trägt einen Schnauzer, man nennt das auch "Bart", / verräuchert, mit gelblichem Schimmer. Sein kokelnder Qualmtopf bringt viele in Fahrt, / und manchen, den hält es dann nimmer.So verbreitet Gestank er mit Penetranz, / nach tranigen Socken und Fisch. Wär sein Mundwerk in Gang wie bei'm Biberschwanz, / dann wär uns're Luft länger frisch.Doch als Blutauffrischung für unseren Thron / hat ihn extra der Uhu gefangen. Sonst wär'n die da oben mit ihrer Funktion / an Inzucht längst ein schon gegangen.So erträgt denn das Reych, welches abseitig liegt, / seine schwadenreichen Signale. Und er endet dereinst, (wenn den Titul er kriegt), / als Großfürst der Räucher-Aale.Das ist unser Orbaha-Spessart-Thron, / bekannt und berühmt ohnegleichen. Leicht abgelagerte Alt-Konzeption / denn, wer oben ist, will nie mehr weichen. Gemäß der Devise: Die Hälfte wär' mehr, / wird's höchste Zeit, daß ich schließe. Sonst steckt mein Geschwafel im Halse euch quer, / und es wird euch noch übel und miese.Und so, liebe Freunde, was mich anbetrifft, / so reicht's mir für heute, fast glüht schon der Stift. - Ich grüß' alle Sassen und rufe euch zu: Es lebe Schlaraffia! - Eh‚ und Lulu!

59. Und nach der Wahl ? - . . . Die Qual der Wahl bracht' dann als Lohn / für niemand mehr 'ne Sensation. Sie taten zu gut walten, / drum blieben sie die alten! Den, der viel leistet, / weiß ein jeder, - der wird zum "Wiederholungstäter"! Er wird bestätigt und gewählt. / Man weiß, daß seine Leistung . . "zählt"! Sie soll noch möglichst lange währen / und immer weiter sich vermehren. Wer mitläuft kann zurück sich legen / in Ruhestellung . . dessentwegen! So viele gute Seiten / an uns'ren Herrlichkeiten wär'n heut hier noch zu loben, / der Saal, er müßte toben! Wer hoch und höher ist gestiegen / in vielen hehren Sippungssiegen, regiert die nied'ren Sassen / und lenkt die "Einritts-Massen", den mißt man - seid doch helle, / nicht mit profaner Elle! Wie sich der Jupiter aufführt, / noch lang' es nicht dem Ochs gebührt! Wir wünschen unserm Dreigestirn / noch viele Jahre Schmalz im Hirn. Weisheit, Milde immerdar, / kein Leid' auch mit der Prostata! Auf daß ihr Geist stets strahle / hier in dem hohen Saale. Und daß Orbahas Ruhmesglanz / landauf, landab erstrahle ganz,erleuchtet jederzeit allhier, / Kunst und Humor stets im Visier:Dies Lob soll laut erschallen / in Allschlaraffias Hallen! Mit dieser Hymne will ich enden. / Dem Uhu Dank mit vollen Händen! Ledig aller Pflicht, / winkt der Sterne Licht. Arbeit ist des Junkers Zierde, / Segen ist der Mühe Preis. Ehrt den Thron und seine Würde, / ehrt des Ritters Fechsungs-Fleiß! Holder Friede, süße Eintracht / weilet freundlich über dieser Stadt!

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Auf daß die Orber Quellen sprudeln, / die Rechnung folgt bestimmt dem Bad!60. Turney um die Rhein-Main-KetteAlle zwei Jahrungen findet an Rhein und Main ein Turney der Reyche: Moguntia - Wiesbadensia - Francofurta - Wormatia - Aula Regia (Ingelheim) - Asciburgia - und Orbaha Chattensis statt. Zu gewinnen ist eine Goldkette als Wanderpreis für zwei Jahrungen. 137 war es dem Ritter Thumbold vergönnt, diese Kette zu gewinnen. Das Thema „Cum grano salis“ war vom Reych „Wiesbadensia“ gestellt.Sippung der Rhein-Main-Reyche / am 20. im Lenzmond a.U. 137im Hohen Reyche "Wiesbadensia"

Fechsung des Ritters Thumbold von der Orbaha Chattensis (279)

"Cum grano salis" wär ein Satz, / der hätt' in jeder Rede Platz.Man sagt, daß er lateinisch wär' / und demzufolge - "elitär"!"Eliten" soll'n die Wirtschaft liften / und progressiven Aufschwung stiften. Doch macht man nicht die - "Klassik" - wett, mit "Cyberspace" und "Internet"! Dem ganzen hochmodernen Quatsch fehlt echt - ein "Humanismus - Touch"! Drum nutz', was gut und - optimal-is': / Sag mit Niveau: "Cum grano salis."

Wer mit Zitaten kann hantieren, / in dessen Hirn tut nichts - stagnieren.Auch offenbart sich mit Bravour: / "Aha, - ein Mann mit Abitur!"

Weil so viel Ehre dem gebührt, / der diesen Pfeil im Köcher führt,ist's Mode-gack und Rednerpflicht,daß öfter man - lateinisch spricht.

Wer's auch im Alltag nutzt - probat! / ist meistens "Ober-Studien-Rat"!Wenn einer hier - vielleicht - im Saal-is, / sag ich ganz schnell: "Cum grano salis!" -und hab' damit, was mir behagt, / so gut wie wieder nichts gesagt:Denn, was ich klug hatt' ausgeheckt, schon wird's mit Skepsis überdeckt Mit: - "Bitte, nicht ZU wörtlich nehmen!" / laß' ich viel Luft aus den Problemen. -Entfleuche rasch in's "Ungefähre" / der klinisch saub'ren Bildungs-Sphäre. Was eben ward noch hoch-gehängt, / wird ausgeklammert, - eingeschränkt!Weil die "Metapher" glatt vernichtet, / (was vorher ward mit Stolz berichtet,) wirkt sie verhütend, daß es gäre, / und hoch sich schaukle zur - "Affäre"! Kühn als "Behauptung" - deklariert: / "Cum grano salis" - hat's - kastriert!weil's polstert rückversichernd stets, / den, - der auf geistigem Trapez! So schwimmt die Botschaft aus dem Herzen,im grauen Dunst von Nebelkerzen, und was da sprachlich leicht- verwildert, / geglättet ist's und - abgemildert. Gift wird, wie Plinius uns berichtet, / mit Gegengift flugs abgedichtet.Wo grad' noch eben Sumpf und Kot / ist alles wieder fein - im Lot!

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Erleichtert drob, weil's so genial-is, / sagt einfach man: "Cum grano salis!"Und NIE wird dem was eskalieren, / der sich kann selber torpetieren.SO hilft "Cum grano salis" - schnell, wenn Streit droht - oder gar Duell!Doch, wie gesagt, - gilt's nur für den, / der auch "Lateinisch" kann versteh'n!

Als ein Exempel - nehme - ich / heut mal den Ritter - "Glosserich"!weil der, bekannt in allen Reychen, / find't selten wohl noch seinesgleichen;setz' in Beziehung ihn alsbald, / hinsichtlich Schönheit und Gestalt,Figur und Oberweiten-Ziffer / (als Beispiel nur) - mit - Claudia Schiffer,kann - den - Vergleich, drauf will ich wetten, nur noch "Cum grano salis" retten.

Ein Knappe, der noch nicht viel kann, / trat fragend einmal an ihn ran, erstaunt, weil DER so draufgedroschen: "Sind sie - vielleicht - Herr - "VAN der GOSCHEN"?Und GLOSSERICH sagt ohne Grimmen: "Cum grano salis" - mag das stimmen!

Man singt in WBN. am Rheine: / die "Määnzer" hätten scheppe Beine.Die "Määnzer" wied'rum sagen sauer, / die Hessen seien "Vorort-Klauer"!Ein Streit, der wahrlich regional-is, / zieht lange sich schon hin und her. Weil keine Stadt so recht neutral-is, / tun beide sich im Geiste schwer.Für solche Metropolen -/- am Rhein ist dieses schlecht.Doch mit "Cum grano salis!" / da - ha'm sie beide Recht!Beim "Müll" woll'n sie sich einigen, / denn Müll hat viel Gewicht.Vielleicht: "Cum grano salis!" / - "Non olet!" - stimmt das nicht.

Wer so wie ich - und alle Grünen, / die hier bevölkern - Eu're Bühnenaus Spessartwäldern kam geritten, / wo Hirsch und Has und Reh' inmitten.Wo noch die Welt gesund und heil, / (und: Unser ORB ist - wirklich - GEIL);Selbst in der tollen "Welt-Kur-Stadt", / die noch die echte "Welt-Kur" hat,gesteh ich ein, (was illoyal-is:) / selbst dort kennt man: "Cum grano salis"!Das "Kuhdorf - Kleinbahn - Entenfüttern", / am "Imitsch" nagt's bis zum Erschüttern.Die Stadtfraktion, - selbst wenn's 'ne Qual-is -, / sagt über Orb: "Cum grano salis!"

Denn uns're Stadt ist Metropole: / für Salz, Saline oder Sole.Nicht Körnchen können uns da locken. / Das "grano salis" gibt's in Brocken! Und selbst am Thron der "Orbaha" / ist längst "Cum grano salis!" da!Der "Thumbold", welcher sehr frontal-is / der spricht fast nie: "Cum grano salis!"der wirft mit Salz in rauhen Mengen. / Die Thronleut' tut das arg beengen.Mit roten Augen steh'n sie da, / und sind - selbdritt - dem Weinen nah.Jetzt sieht er ein: Viel Salz kann schaden! / Drum enden seine Fechs-Tiraden.Das "Körnchen Salz"- es muß nicht sein! / jetzt bläst er Zucker hinten rein!

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LuLu!

61. Schlußbetrachtung nach dem Sieg!Im Spessart rauschen Tann' und Fichten. / Uns rauscht das Hirn vom vielen Dichten.Selbst wenn "Cum grano salis " - Mist!: / Sehr weise die Entscheidung ist.Seid traurig nicht und nicht beklommen: / Die "Grünen" sind halt heut' im Kommen!Doch denken wir "Cum grano salis!" - / Selbst auf der "Via triumphalis!"Der Jury - heiß - Orbaha dankt! / Entscheidungen sind sakrosankt.Wir loben Euch: "Cum grano salis!" / Weil Euer Urteil optimal-is,Wir fechsten diesmal - kurz und klein, / was sonst noch hier von Rhein und Main.Doch seid nicht bös', aus andern Reychen, / begrabt am Nero-Berg die Leichen,Wenn's diesmal auch für euch fatal-is, / Am End' war's nur: "Cum grano salis!" Gebt uns die Hand und sagt: Bye, bye! / Seid nächstes Jahr erneut dabei!Die Freunde unter dem Uhu / die fügen NIE ein Leid sich zu.Hängt auch jetzt euer Segen - schief: / Bedenkt: 'S ist alles - relativ!Wenn's trüb und finster mal im Tal-is: / Stets gilt der Satz: "Cum grano salis!"*

62. Zwar ist's nicht unser A und O, - doch ha'm wir auch ein - Damenklo!

(Dies Thema schlägt leicht auf den Magen, / drum kann, - wer will - es überschlagen, denn wieder - ich sag's lieber gleich, - sind wir in einem Grenzbereich!)Ein Damenklo, ganz entre nous, / ist der Orbaha letzter Clou. Un' er kann 't und Wirr-Duell / schufen's quasi ganz speziell,als ganz besond'res Phänomen / für weiblich-leiblich Wohlergeh'n. Vom Anstand hier ist nämlich rechtlich, / daß uns're Klos meist - eingeschlechtlich.Und erst hernach im Abflußrohr / kommt die Vereinigung dann vor. Zu Haus der Brauch dann meist erlischt, / dort läuft's beliebig und vermischt. Geschlechtertrennung liegt nicht an, / da heißt es nur: "Wer kann, der kann!" Kein Mensch fragt dann nach WO und WIE, / und wie die Sitzungs-Hierarchie. Nun int'ressiert, wie bei Schlaraffen / der Damenstatus ist beschaffen! Gehör'n sie zum Familienclan, / dann ist's mit einem Klo getan. Doch rührt's an Allgemein-Int'ressen, / dann wird bei uns getrennt gesessen. Nun, nach Orbahas hohem Willen / gibt's jetzt bei uns getrennte Brillen! Es sind die Burgfrau'n hier im Rahmen / ab heute öffentliche Damen,die, ganz für sich und gut geborgen, / im Sonderkabinett entsorgen. Man ist in Orb nicht affektiert, / doch wird auf's Klo getrennt marschiert. Wo so viel Männer kramen rum, / braucht dringend "Frau" - Refugium! Auch ist, - dies sag' ich ohn' Genöle, - / nicht attraktiv die "Trofsteinhöhle".Wie man gehört, tropft's nur ganz sachte / bei manchen aus dem Hosenschachte. Das Alter und schlaraff'sche Würde / macht diesen Vorgang leicht zur Bürde.Man braucht viel Zeit, das ist ein Fakt, / bis alles wieder weggepackt. Dann räumt man langsam die Bastei / und hält noch einen Plausch dabei. So stößt das männliche Ambiente / auf burgfrauliche Widerstände. Drum sei viel Dank heut' angebracht / für die, die dieses ausgedacht. Auch sei hier würdig eingereiht, / der, der dies Werk hat eingeweiht und kühn den vollen Strahl tat wagen, / jus primae noctis, sozusagen! Wenn Mann und Weib im Klo getrennt, / wie Orient und Okzident,getrennt mit einem scharfen Messer, / ist's auch für die Moral viel besser!

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Geschlechtsgetrennt läuft nun der Seich. / Hoch lebe das Orbaha-Reych!

63. Randbemerkungen - Splitter - Mosaiken (Auch den vergilbten Protokollen / soll man gehörig Achtung zollen.)

a) Klassik-verdächtig! . . . Thumbold: Wend' ab dich, o Muse, denn es folgt nun das Lied jenes grauslichen Sängers, dessen tückische Pfeile von mordendem Gifte stets triefen und ekliger Galle. Der die Zierden des Thrones Orbahas bedroht mit dem Stachel der Wespe, und die edelsten Leiber des Reyches den Hyänen wirft vor und den Geiern zum Fraß. Fürwahr, jener Unhold, er scheut nicht . . die Kraft der betäubenden Säfte, kocht Opium für's Volk, mixt den Schierlingsbecher dem Thron, um verderblich den niemals versiegenden Wortschwall der Edlen zu lähmenund die strahlende Kraft ihres Geistes . . dem finsteren Orkus zu weih'n. Warum nur, warum . . habt ihr jenen betraut mit dem hohen Geschäfte des "Lobens",des "Preisens" und "Ehrens" mit lauterstem Sinn?Wo es gilt, doch die Besten und Schönsten in unserem männlichen Bunde in's gleißende Licht zu erheben, wo die Ehre erstrahlt und der Ruhm. Muse, verhüll' nicht dein Haupt, und sei gnädig. Bann' jegliche Falschheit aus seinem faulig-verdorbenen Herz! Laß säuseln die krötige, giftgeschwängerte Zunge, und der bosheitverbrämte Zynismus, er bleib’ ihm - wenn fechsend - vom Leib!

b) "Funke" (Schiller) - Sippung! . . . Nacht ist's, wenn der Orbaha Sterne blitzen, / wenn dicht bei dicht die eingeritt'nen Recken sitzen. - Wer kennt die Reyche, nennt die Namen, / die wiederum zusammenkamen? - Teils zu entspannen und zu rasten / vom Festkongreß der Päderasten,teils um die Freundeshand zu drücken, / die Fechsungsliste zu bestücken. Zum Teil auch, weil sie sich nicht scheu'n, / ein bißchen Pfeffer auszustreu'n. Im Sippungstenor dieser Nacht / hat man den "Funke-Fritz" bedacht. Doch steht der Thron schon nah den Klippen / um in den Orkus abzukippen,wie jener Knappe seinerzeit, / noch nicht mal in 'nem Ritterkleid, sich stürzen mußt in's kalte Naß / der Tochter wegen, nicht aus Spaß! Auch hier gings nicht um einen Dreck, / denn eingeritten war, o Schreck!(weil sehr gefürchtet im Vergleich!) / der mächtige "Mogunzen-Scheich", des Geist und Lippe, - unrettbar; / so schnell kein Thron gewachsen war. (Glosserich-Ausspruch: "In einem freien Land muß es doch erlaubt sein, seine Bomben zu werfen, wohin man will!)

c) Stichwort: Sippungsbeginn!. . . Wer steht denn da droben so ganz allein? / Wo mögen die beiden and'ren wohl sein ? Kein Trio! Kein Duo! Wie einsam er ist! / Sagt Mutter, 's ist Buna , der - "Sippungs-Solist!" Lieblingszitat: "Wer nicht liebt Wein und Gesang, dem gebührt ein Weib, - sein Leben lang!"

d) Schlimme Zeiten! . . .

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Zum Wiegenfest, weil sie's heut' dürfen, / wollt's "Brachttal" Kognak "russisch" schlürfen. Mit nichten tat man's ihnen lohnen, / den Rittern ließ man nur - Zitronen! Dieweil, wen wundert dieses schon? / der Kognak floß hinauf zum Thron, auf daß er dort den Geist befeu're, / den "Brachttal-Rittern" blieb - die Säure1 Die Ober'n priesen dies Verhalten / gerecht, - als Teilung der Gewalten.Jedoch, daß solches reichlich viel, / verriet Plombazies Mienenspiel. Mit saurer Miene wollt' er rufen: / Halt' fern euch von des Thrones Stufen! Denn wenn die hohen Herrlichkeiten / gar listig "Großmut" woll'n verbreiten,wenn sie "Gewaltenteilung" sagen, / dann geht's uns "Kleinen" an den Kragen. Mit teu'rem Kognak tun sie prosten, / und alles geht auf uns're Kosten. Der beste Kognak tut uns stinken, / wenn ihn die Herrlichkeiten trinken!

e) Tintenfisch I ! . . . Es liebt der Mensch das Göttliche zu schwärzen, / doch liegt dem Tintenfisch "Don Rio" sehr am Herzen. - Sein schrecklich End'! Er tat es uns berichten, / Ein toller Kerl! Wer könnte Beß'res dichten? . . . f) Tintenfisch II ! . . . Don Rio, von Valerie völlig besessen, / Schmerz! - Weil diese von Kobra gefressen! . . . Lulu! g) Tintenfisch III ! . . . Des Tintenfischs Fechskunst, wie immer modern, / berichtet von "Löwen-Vermehrung" uns gern! - Doch kommt, wie's so ist . . bei modernem Autor, / ein Löwe in seinem Gedicht . . gar nicht vorh) Badeärzte! . . . Orber Wasser, frisch und klar, / bringt Badeärzten Honorar. - Doch zwischen Leber und Milz / . . ist noch Platz für ein Pils!Das Orber Wasser, frisch und klar, / trinkt man auf eigene Gefahr. - Woran mag das wohl liegen? - Die Wirkung ist vermaledeit, / denn selten hat man danach Zeit / zum Örtchen hinzufliegen.Drum, lieber Kurgast, folge mir, / der Edisohn verschreibt es dir / in "hömopath'schen" Dosen!(Dann schonst du deine Hosen!)

i) Unappetitlich! . . . Und lag mein Hirn auch brach, / der Thron erklärt's auf seine Weise: Lauf niemals einer Fliege nach! - Sie führt dich stets zur Sch . . .

j) Spätzündung! . . . jetzt wird, ich sag's ganz ungeniert, / ein Ladenhüter präsentiert. Denn lang schon ist die Sippung her, / und die Erinnerung fällt schwer. Ein längst vergilbtes Protokoll, / ich weiß, stimmt nicht erwartungsvoll! Doch was erblickt das Licht der Welt, / wird gnadenlos auch vorgestellt. Wes krausem Hirn etwas entquollen, / dem soll zu Recht auch Dank man zollen. Leicht antiquiert kommt nun zu Ohren, / was schon vor Weihnachten geboren. Doch liegt's euch noch so schwer im Magen, / das Protokoll. . wird vorgetragen! Weil stets, wenn auch mit Ach und Krach, / ich meine Hausaufgaben mach'! Hört bitte drum, wenn auch recht ranzig, / die Sippung 13 / 27! k) Ausrittsfreudigkeit! . . . Am Freimarkt - viel Brimborium!, / der Witz vom Krematorium.

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Lebkuchenherz ziert Rolands Brust, / Lauges Schaltung - reiner Frust! Zum Wiegenfest, ganz ohne Mucken, / war Drahtcula bei den "Zwo Bruggen". Der Filiafex im Osten weilte, / der Knösel zu den Nachbarn eilte. Weit weg hat sich noch umgetan / der Cimbelhauer am Golan. Peer Saldo streckt, ganz ohne Faxen, / ins Tote Meer die Orber Haxen. Und Edisohn - am Mittelmeer! / Wo neh'm die bloß die Mittel her? Wo wir schon wieder blaue Lappen / für's Throngestühl jetzt soll'n berappen. Zum Glück macht der Sinfonikus / mit dem Gequatsche endlich Schluß, spielt a capella, frisch und froh, / ein kleines Lied auf der Oboe . . .

l) Moorleiche! . . . Ich saß allmählich schon auf Kohlen, / weil meine Burgfrau mich wollt' holen, - denn Glock halb elf als Kompromiß, / und daß ich ja sie nicht vermiß, wollt sie vor unser's Reyches Pforten / den Rittersmann ganz pünktlich orten. Als Letztes hört ich, rüstend schon, / die neue Herrlichkeit vom Thron, vernahm entzückt die Freveltat / vom Orber Moorbewegungsbad, wo Kurende beim Bad-Genießen / im Moor an eine Leiche stießen, die sich am Ende, moorversuppt, / als Badehandtuch bloß entpuppt. So fällt auf jede Leiche rein, / wer zuviel - Krimis - schaltet ein! . . . m) Schillers "Räuber" und die Orber Kur . . . "DAS Moor hat seine Schuldigkeit getan!"i) Familienfehde (Schribbe contra Drahtcula) . . . Der Schribbe, der hat unentwegt / sich mit dem Marschall angelegt. Man kennt das Spiel allmählich schon, / vom Pilger rauf bis zu dem Thron. Vermäkelt wird das Protokoll / mit Stichelei'n in Dur und Moll. Der Marschall bleibt in seiner Güte / ganz ruhig und führt sich's zu Gemüte.Legt beide Hände vor den Bauch / und denkt. "Mein Freund, du kannst mich auch!"

n) Amati 70! . . . "Gelassen stieg die Nacht an' s Land", / so schrieb es einst die Dichterhand. Die Burg erstrahlt, Amati lacht, / weil er die "Siebzig" jüngst vollbracht. Das Reych ist stolz, die Sassen toben! / Ein Lieblingskind Uhus zu loben . . . ist heut' das Thema hier im Reych, / das anzustreben allsogleich sich anschickt der illustre Thron. / Den Spitzen-Rhetor Edisohn. . .hat aufgeboten man, voll Achtung, - für die Amati-Super-Nachtung,was dann als Folge prompt enthält, - daß mir das Protokoll zufällt.Doch nur gemach, denn vor die Stufen - des Throns zuvörderst aufgerufen,erschien des Reyches Gästeschar, - die extra hergekommen war,aus nahen und aus fernen Gauen, - um den Amati zu beschauen. Wie frisch und straff er von Statur, - wie flott und männlich die Figur,beneidenswert der Locken Pracht: - Nichts ist da grau, - und wie er lacht! Kein Alters-Fältchen, das wär Lüge, / stört hier das Ebenmaß der Züge. Der Blick, die Stirn, ja selbst die Schläfen, / sie öffnen ihm in allen Häfen,Amati war bei der Marine - das Herz von jeder Bar-Blondine. Die Goldrandbrille wirkt als Krönung, / paßt haargenau zur Bronzetönung, die wiederum uns inspiriert, / daß oft er südwärts orientiert. Ein Hauch von Küste, Sonnenstrand, / ich sage nur: . Charmant! - Charmant! umschmeichelt ihn mit 'ner Gloriole: / Atlantik-Duft mit Orber Sole! Im Golfclub droben, sehr gepflegt, / Amati auch den Golfball schlägt. Beim Treibschlag, Durchschwung oder Putten / vergißt er die Schlaraffen-Kutten

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und gilt beim Small-Talk am Kamin / als Super-Star vom Center-Green! Vom Wesen her ist er bescheiden, / drum kann ihn jedermann gut leiden. Fällt in die Stammrolle der Blick, / Schlaraffen hört! - Dann kommt's ganz dick! Amati zählt, was nachweisbar, / zum Uhuversum-Tituls-Star.Als König kann er sich erzeigen / all-überall im Tituls-Reigen. Doch legt er nie sich in den Laden, / hat ganz bestimmt auch tolle Waden, was leider man so oft vergißt, / weil drüber ja die Rüstung ist. Man müßt Schlaraffen mal befragen, / was untendrunter sie so tragen. Ob Barschend, Wolle oder . . Schiesser, / ob Filz, ob Seide, - wie Pariser.Stets sind's nur Orden, Sterne, Schnallen, / die irgendwie in's Auge fallen. "Triumph" formt Damen die Figur, / doch wer setzt "Mann" in Positur? Orbahas Thron und Orb-Schlaraffen / wär'n zweifelsfrei dafür geschaffen. Amati läge vorn . . weitab / und schöß’ betimmt den Vogel ab. Ihm stünde "weiß" mit roten Tupfen, / fünf-mark-stück-groß, leicht anzulupfen. Beim Buna, wenn er sich nicht ziert, / steht mittellang und schwach kariert. Besonders wirkt er "en profil" / fürwahr, weiß Gott - kein Pappenstiel! In's Frauenherz tritt mittenrein / sein wohlgeformtes M„ännerbein. Die "Knöchellangen" aus Flanell / sind momentan nicht aktuell.Sie wirken zeitlich deplaciert, / erscheinen, . . wenn er pensioniert! Weil manche Sassen fort schon liefen, / will ich das Thema nicht vertiefen. Natürlich wär noch viel zu melden / von anderen Orbaha-Helden.Doch will ich solches mir verkneifen: / Dessous mit schwarz-grün-goldnen Streifen! In schwarzen Spitzen und mit Strapsen / tat man den Biberschwanz ertapsen. Na, schweigen wir aus Höflichkeit, / wie ist doch schröcklich diese Zeit! Stolzgeschwellt wie Marquis Posa / käm Edisohn . . natürlich: Rosa!Mit roten Herzen auf den Knien, / da wären alle Frauen hiiin! Amati mit viel Harmonie, / mit Herzgefühl und Sympathie,der heut' gefeiert in der Runde, / und zwar mit ohne Blatt vor'm Munde ein Weit'rer schmückt die Festtagslatte, / der ebenfalls Geburtstag hatte. Der Krongold war's, den es noch traf, / der als des Reyches Seismograph,stets hinten rechts im letzten Glied / die unsichtbaren Fäden zieht,und allem, was am Thron so geigt, / mit Fachverstand die Zähne zeigt. Er gibt's den "Großen" unumwunden, / und punkt halb elf - ist er verschwunden. Beim Hohen Rat stets mit dabei, / macht er sich nichts aus "Hirsebrei". Ansonsten mimt er Hagestolz, / geschnitzt aus zähem Spessartholz. Er ist mal mehr, mal wenig netter / und liebt beim Bohren . . harte Bretter. "Was spröd und rauh, - den Orber ziert!" / so meint es jener, der fungiert, "Entscheidend bloß, man ist dabei " / und wählt . . die richtige Partei! Was sonst noch auf dem Sippungsteller, / vernaschen wir entschieden schneller. Bedenkt beim Fechsen man die Spesen, / dann wär die Hälfte - mehr gewesen. Drum nur Geduld und hübsch kommod: / Das Protokoll macht keinen . . tot! Schlaraffen hört! Jetzt gilt's zu zeigen / den Rest von unserm Sippungs-Reigen:Der Klangreich und sein Willy-Bruder / ergriffen nun das Sippungsruder.Chopin "en masse" und auf die Schnelle, / mit Solveig's Lied verebbt die Welle. Damit's nicht so elegisch klingt, / noch Mozart in die Bresche springt. Des Paganinis "Campanello" / folgt allsogleich auf den Schrapnello. Der Willy und der Weißgelockte / nur selten einen Ton verbockte.SO virtuos die schweren Sachen! / das kann, weiß Gott, nicht jeder machen.

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Da perlen Töne und Kadenzen; / und zugedeckt mit Lorbeerkränzen verlassen beide dann ihr Podium, / umschmeichelt vom "Maestro-Odium!" - . . .Wie sind wir bloß hierhergeraten? / Ach so, - Amatis tolle Waden! Ja, kräft'ge Waden sind ein Segen! / Im Dienste Uhus sie zu regen, bringt Ruhm und Ehr als Kantzellar, / was der Amati lange war. Mit ihrer Hilfe konnt' er's zwingen, / die Briefeflut zur Post zu bringen; die Briefe, die er täglich schrieb, / (der Uhu hat ihn drum so lieb!) Und wir, des Uhuversums Glieder, / wir singen ihm zum Lobe Lieder, weil er, der niemals müd und matt, / Orbahas Ruhm begründet hat. Wer (außer mir) hat ihn gesehen / mit seinem schweren Postsack gehen?ICH . . sah ihn oft am Quellenring, / wenn er gebückt zum Postamt ging. Er hätt' verdient mit Eleganz / von Edisohn den Solotanz: Die Pirouette, den Spagat, / den "Axel-Touloup" mit Spinat, den Handstand, Kopfstand, Spitze-Hacke, / in rosa Höschen mit Schabracke!. . . Schlaraffen hört! Jetzt naht die Wende! / Ich komme nämlich gleich zum Ende. Die Herrlichkeiten sind erwähnt! / Ich hoffe bloß, daß keiner gähnt! Wich ich auch ab vom Tugendpfad, / der Grund ist: weil die "Fastnacht" naht! Vorbei sind Winter, Eis und Schnee: / Lulu, Schlaraffen, . . . und . . Ehé! ***o) 100 Jahrungen auf dem Orbaha-Thron! . . . Amati, - Biberschwanz, - Edisohn waren a.U. 132 zusammen hundert Jahrungen auf unserem Thron. . . . Ein Biberschwanz hat immer was zu sagen! / Ei'm Biberschwanz fällt immer noch was ein! Den Biberschwanz tut immer noch was plagen! / Nie ist ein Biberschwanz am End' mit sei'm Latein! - Wir sind ihm gut, was ist zu machen? - Wer abseits von der Heerstraß' liegt: Ihr Freunde, mögt ihr noch so lachen, - muß für "da droben" nehmen, was er kriegt! Der Edisohn, das ist gewiß, / als unser Kopf brilliert. Der Biberschwanz, nicht minder gut, / als "Motor" stets fungiert. Der an Meriten und Verdiensten Überreiche, / das ist Amati, unser großer Kantzellar. Als Freund und Ehrenritter vieler Reyche, / ist er schlaraffisch ein besond'res Exemplar. Sein Reychspanier ist seine Treue, / Uhu-versale Weltverbindung sein Metier.Sein Fechsungsstil begeistert stets auf's neue, / sein Fleiß ist unser Renommée! Niemals hört man ihn ungeduldig maulen, / stets hält in Lieb und Treu an unserm Bund er fest! Drum darf er heimlich Uhus Brustlatz kraulen, / weil er ganz nahe weilt bei seinem Nest! . . .

p) Edisohn wird 75. . . - Feyer am 10. im Eismond a.U 137 (=1996)

Liebreizende Burgfrauen, - werte Gäste, - Schlaraffen hört!

Ein besonderes Jubiläum, ein besonderer Jubilar! Wer "jahrzehntelang" unseren Schlaraffenbund von einem erhöhten Podest aus betrachtet hat,quasi von oben herab, macht zwangsläufig mit der Zeit eine Art Reifeprozeß durch. - Sein Wesenwird auf ganz natürl. Weise immer hoheitsvoller, abgeklärter, - vielleicht auch - aufgeklärter, aufalle Fälle: milder. - Sein Gemüt erweist sich als sonniger, sein Gesicht heller, seine

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Augenstrahlender und seine geistige Potenz wird jedem deutlicher sichtbar. - Einen solch vielfachausgezeichneten Menschen haben wir also heute vor uns und zu ehren; wahrlich einen, der mitWeisheit vollgestopft ist. Jahrzehntelang - wenn auch nur spielerisch - "allwissend" sein zu müssenund "allweise" noch dazu: Ich glaube, das geht schon gewaltig auf die Knochen. - Immerhin weiß eram Ende: "Das Wissen kommt und geht, die Weisheit bleibt!"- Nun also ist er wieder unten, in dieReihen des Fußvolks zurückgekehrt. - Da ich einer seiner vielen Patensöhne war, sehe ich mich zueiner sehr anstrengenden und ebenso fulminanten Fechsung zum heutigen Tage genötigt. (UnserEhrenschlaraffe Faust hätte gesagt: "Der Jüngling kämpft, damit der Greis genieße!") Und wie ich so inmeinem Fechsungs-Nähkästchen wühle, das in Wirklichkeit eher eine "Büchse der Pandora" ist,finde ich plötzl. so gar keine Pfeile mehr, die Richtung Thron abzuschießen vergnüglich wäre,sondern nur noch zarte Streicheleinheiten (- so wie weiland in der fromm. Legende die hl.Elisabethnur noch Rosen in ihrem Körbchen gefunden hat -) aber sonst rein gar nichts, um ihn - auch anseinem Jubiläum (wie gewohnt), ein bißchen pieksen zu können. - So geht das mit Personen, die zu"Denkmälern" geworden sind. Man kann an ihnen herumkratzen, man kann sie beschmieren,umstürzen, in die Luft sprengen - aber pieksen, pieksen kann man sie nicht. - Und so bleiben diesmalmeine Pfeile im Köcher, was ich persönlich bedauere. Und so muß ich bei meiner heut.Fechsung -mit leisem Zähneknirschen zwar - nun erneut wiederholen, was ich eingangs bereits festgestellt habe:Es ist halt: ein besonderes Jubiläum heute - und ein besonderer Jubilar!Schlaraffen hört! Heut` leb er hoch, - der Großfürst aller Chatten,ein Stück vom Besten, - das wir je im Reych hier hatten.Ein Trumm - gewiß, . . . ein selt'nes Urgestein,doch auch - wenn`s gilt - sehr filigran und fein!Allzeytt ein Meister, - Macher, - Könner, / wortgewandt und redefroh,schmückt mancher Sieg sein grün-schwarz-gelbes Reychs-Trikot,In Scherz und Ernst erprobt und vielfach auserkoren,hat`s unser Grandseigneur auch faustdick - hinter'n Ohren!Witz und Humor, Gehirnschmalz und ein Quantum Spleen,daraus rührt er uns fachgerecht - und wohldosiert - die rechte Medizin,die prompt auch wirkt, - be- und ver-zaubert, - je nachdem! /-

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Ein köstliches Bonmot, - ein klassisches Poem:Er hat's zur Hand, - er hat's parat,mal nur als - Zwischenruf, als - Quintessenz, - mal als - Zitat.Hoch-geistig manches, - manches leicht verschroben und skurril,so lenkt den Pegasus, sein altes Schlachtroß, er mit Verve in das Ziel;streut hin uns Geistesblüten, - taxfrei, - ohne jegliches Entgelt, bringt rechtes Wort - mit Herz und Seele - in die UHU-Welt,beträufelt uns genial - mit Fechsungsgaben,und jeder staunt, was er wohl diesmal - ausgegraben!Mit Würden, - Tituls, - Orden überreich beschenkt,hat - Wohl und Wehe - der "Orbaha" er gelenkt; Sein Sitzfleisch wärmte - manche Jahrung - unsern Thron.Das Wort "Orbaha" - "reimt" sich fast - auf - "Edisohn"!Mit seinem Schaffen, - spielerisch - mit viel Talent, - konnt er als Star brillieren auf dem Postament, mit reichlich Schmus sowohl - als auch genialem Wesen,- kaum je zu bremsen, wie in unserm Stammbuch nachzulesen, -das ihn beschreibt als Leitfossil, / als Lady-Fan mit sex-appeal.Als Heiler - nach Schlaraffenart / und wahrer Dr. Eisenbart.Als "Thronrakete" und als "Feuergeist", die Tituls-Liste ihn erweist.Mit - güld'nem Wortschweif hebt er ab - in geistige Äonen,wo Kunst, Humor und viele and`re schönen Dinge wohnen.Kometenhaft - ein Aufstieg - sondersgleichen! /Und oben angekommen, - wollt' er NIE mehr weichen.) Edler,- Herold, - Chevalier, - so beginnt das Defilée,Stiftsherr, - Alpvogt, - Goldbaron, - das führt geradewegs zum Thron.Pascha, - Großmogul - und Prokurator, - Hier riecht's - (verdammt!) - schon nach Diktator.Und mit dem Titul - "Sonnengott" - hebt ab er Richtung: Weltraum- Schrott", Doch statt dort oben rumzuschweben, tat lieber er am Thron hier kleben, entführt' uns tausendmal - in's Reych - des schönen Scheins,aus Alltags-Trübsal, - aus der Welt - profanen Seins:ein Zauberer des Worts, mit Würze und Hautgout,streut Salz er - und auch Pfeffer - in den Kochtopf des Uhu. Die rechte Antwort - stets parat - am rechten Orte,auf jede Fechsung, - zielgenau, - piano oder forte.Ein Spruch aus Silber, - mal ein Wort aus Goldund auch dem - Blech - wenn's sein muß - nicht abhold,gibt er der Sippung Schwung, - reißt sie empor in licht're Höhn,und weiß - auf seine Art - stets adäquat mit jeder Fechsung umzugeh'n;Mit köstlichem Humor begabt, gibt er der Sippung Schwung mit Herz,und findet rechten Ton - in Trauer auch, - in Leid und Schmerz.Ein Meister des Besinnlichen in ernsten Feyer-Stunden,hat er manch großen Augenblick - rhetorisch gültig nachempfunden. Mit einem Wort: - An seiner immer ausgestreckten - leichten Handward uns zuteil - "schlaraffisch' Wunderland".Als "Unser Großfürst" ist er endlich wieder anzufassen

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und drückt die Bank der subalternen Sassen. - Erfolgsgarant schlaraffischen Beisammenseins,war, ist und bleibt er uns - auf Rostra oder Thronder - unerreichbar - große - Edisohn!

q) Ein Star, nicht zum Anfassen !. . . ( Moritat nach einer Pressemitteilung)1) Sabinchen war ein Frauenzimmer, - voll Charm, gut anzuseh'n doch hat sie scheinbar keinen Schimmer - vom Orber Kurgescheh'n. Vom Rhein reist sie zum Spessart. - <GESUNDHEITSPOLITIK>,die wollt' Sabinchen den Orbern verkaufen, - mit Weit- und Kennerblick.

2. Vor Ort, der HUGO war mächtig begeistert, - staubt ab das "Goldene Buch". Er weiß, was Wählerstimmen bedeuten - und freut sich auf diesen Besuch. Sabinchen strahlt und lächelt, - in Kameras - und in den Lenz: "In so einem Kuhdorf wird keiner sich messen - mit meiner Kompetenz!"

3. "Ich war mal schließlich "Ex-Präsidentin", - ward damals "First Lady" genannt. Jetzt bin ich "Horstchens" Staatssekretärin - und seine rechte Hand! Was hab' ich denn hier bloß verloren, - in dieser Walachei ?das "Basis-Geschwafel"mit Orber Banausen, - grenzt wahrlich an Sklaverei!"

4. Doch bald mußt Sabinchen mit Staunen erkennen, - daß hinter den Bergen und Höh'n, wo Fuchs und Hase und Wildschweine rennen, - noch standhafte Männer ersteh'n. Ein Adonis mit grauen Schläfen - reckt hoch sich von seinem Sitz,wölbt Brustkorb und Bizeps und hebt seine Rechte,wie Donar den grollenden Blitz.

5 Schon viel zu lange zwackt nämlich der "Horsti"- den darbenden Ärzten ins Fleisch: "Rückt raus die Moneten, ihr Hungerleider, - und zwar ein bißchen gleich! Auch Kuren wer'n gestrichen, - nicht jeder "Griff" honoriert!" Damit hat sich allerdings schon vor Zeiten - der Ehrenberg blamiert.

6. Der Re-voluzzer von über "70", - ein "Alt-Badearzt" aus der Stadt, der geht Sabinchen sogleich an die Wäsche - und lupft ihr Feigenblatt. Die Kur wär schrecklich wichtig, - für Heiler und für Patient: Doch machten die Bonner Gesundheitsapostel - die Chose total impotent!!

7. Sabinchen wurde mächtig sauer. - Was fällt diesem Rüpel bloß ein ? Und so ein alter Beutelschneider, - das will ein Kollege sein! "Sie sind wohl nicht bei Troste, - wir kämpfen hier nur gegen Gier! Ihr'n Frust, den könn'se woanders ablassen, - doch keinesfalls bei mir!"

8. Sabinchen verfocht nun, ganz diplomatisch - "private" Kur - Substanz. Dem Peter hat sie heimgeleuchtet, - von wegen "Repräsentanz!" Der "Hugo" beschimpft drauf die "Kassen", - besänftigte so den Streit. Sabinchen aber mußt tiefer fassen, - und "bauchschmerzte" opferbereit.

9. Ein schöner "Bunter Abend" war dieses - im Orber Kurgescheh'n!

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Sabinchen mußte manches erdulden - und hat's drum anders gesehn! In Orb gibt's so herrliche Typen. - Man hört ihnen gar zu gern zu! Mein Gruß gilt deshalb auch heut' ganz besonders: Der "Alt-Badeärztlichen" - Crew!n) Lulu, Ehé, Prost und Hurra:Der "Zweite, Erste" ist heut' da!Viellieber Freund Edisohn! . . .Ist die Weihnachtszeit zu Ende, / leid ich Qualen, leid ich Pein,weil alsdann zur Jahreswende / wachsen meine Grübelei'n.Und der Grund ist, weil mir deuchte, / (wie's mich trifft und wie's mich schockt!)daß uns eine Uhu-Leuchte / wieder mal was eingebrockt."Wiegenfest!"- Du meine Güte!, / und das Datum? - Krumm und kraus!Sind doch all' noch satt und müde / vom gehabten Neujahrs-Schmaus.Justament an diesem Tage / soll'n schon wieder feiern wir.Nein, ach bitte - kein Gelage! / Bleibt mir weg mit Wein und Bier!Nur ein Schlückchen will ich nehmen, / wenig nur - paßt in mich rein!Denn sonst rügt man mein Benehmen: / Und - drum bitte: - Gänsewein!Seht, die Burgfrau weilt nicht ferne! / Nein, die Burgfrau ist sehr nah!Grad so war's in der Kaserne: / Immer war der Spieß gleich da!Kaum noch reicht mein Geist heut' morgen, / (stark benebelt und im Schumm,)meinen Glückwunsch zu entsorgen / dem Schlaraffen - Unikum.Einsam und auf höchsten Rängen, / - denn sein Flug gleicht dem des Aars, -lauscht voll Huld er den Gesängen / am Beginn des Neuen Jahrs.Lang soll er das Reych noch schmücken, / wenn auch thron-los: Als Titanweiter muß sein Geist beglücken / den Orbaha-Sassen-Clan. Und so überbringt denn heute, / - geziemlich und mit Kratzefuß -die Salmünst'rer "Thumbold-Meute" / gar hertzlich den Geburtstags-Schmus!Gesundheit, Glück im weit'ren Leben! / Dem Schlaraffenfürst: Elan !Sei als Wunsch dem beigegeben. / Und statt Stinkroß . . . Bundesbahn! Laßt darauf das Glas uns heben. / Gießt die Lethe in den Hals!Edisohn soll hoch heut leben, / und die Rosel . . . ebenfalls!

r) Biberschwanz wird Siebzig! . . .1) Schlaraffenfreunde, - Frau und Mann! - / - sind heute eingeritten. Schon wieder ist ein "Runder" dran, / wer'n - "Siebzig" - überschritten.2) So "runzelt" man in's Alter sich, / vergnügt - von Fest zu Feyer.Nur - "oben" - bleibt man jung und frisch: / Da - sitzt ein "flotter Dreier"!3) Ein "Spotlight" wird heut' draufgericht' - / - auf jene "hohen Stühle, - wo der "Orbaha" Schwergewicht / ragt weit aus dem Gewühle.4) Schönheit, - Geist - und Eleganz! / Die setzen rundum Zeichen.Doch bei dem Namen "Biberschwanz", / muß Konkurrenz - erbleichen!5) In Punkto "Schönheit" - wie man weiß, / gilt ihm viel Ruhm und Jubel! Gerüstet - schmückt er unser'n Kreis: / Wie:-"Claudia Schiffer's"- Double!6) Facon-gepflegt - die Wellen-Pracht: / Schon die Frisur: - "erotisch"!Das Aug' blickt klar und mit Bedacht: / "schlaraffisch!" - "patriotisch"! 7) Stolz strahlt er unser'n "UHU" an, / beim Schein der "Blauen Kerze". - Fängt dann die "Schlaraffiade" an, / dringt's tief in jedes Herze. 8) Im AHA-Schmuck, so thront er gern, / läßt würdig sich umranken.

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Gut, daß die Burgfrau'n dabei - fern: / Ihr Gleichgewicht tät wanken!9) Sie schmölzen hin - ganz generell, / wenn er begänn' zu sprechen.Und lief der "Einritt" nicht so - schnell, / man hörte Herzen brechen!10) Doch sorgt Schlaraffias Regel-kram: / - Matrikel, - Paragraphen, daß SIE -, die fern und monogam, - / zur Nachtzeit ruhig schlafen.11) Nur heut', da macht sich keine rar / beim Kippen des Statutes, und jede gönnt dem Jubilar / und allen Sassen - Gutes!12) Doch - "Spiegel" gilt - und "Cer'monial": / Nichts kann man sich erdreisten.Mit "Frau-plus-Töchtern" hier im Saal: / Was kann man sich da leisten?13) Schlaraffen sind drum treu wie Gold / Schlaraffen geh'n bei Fuß.Wenn nur die Sippung zügig - rollt, / ganz ohne viel Geschmus! 14) Bei diesem Thema sag' ich gleich, / - und daß mir keiner lache! Bei uns gibt's selten viel Geseich! / Bei uns geht's stramm zur Sache!15) Der Jubilar ist sehr prägnant, / wenn er mit Geist fungiert.Mit minimalem Zeitaufwand / läuft alles - wie geschmiert! 16) Wer spricht von langem Einritt hier? / Wer hat denn das erfunden?Kein Mensch am Thron bekannt ist mir, / der je hätt' Zeit geschunden. 17) Paß auf ein jeder - und geb' acht! / Wer schuf die Seifenblase?Auf Ritter Thumbold fällt Verdacht, / die alte Stänkernase!18) Vor seiner Tür ein jeder kehr'! / Wir lieben flotte Maschen.Doch manchmal mögen wir auch sehr: / die süßen Plaudertaschen!19) So vieles ist hier gut und schön. / Das Auge wird befeuchtet!Orbahas Thron ist - ohne Pön' ! - / ganz optimal erleuchtet.20) Kein Wort zuwenig, - keins zuviel! / Das nenn' ich "ausgewogen!"Glock 11 sind meistens wir am Ziel: / Ein Sippungs-Bilderbogen!21) Doch stop! Wir sind noch nicht am End'! / Heut' gibt's noch "Extra-Häppchen"!Die "Siebziger" - steh'n hoch im Trend, / ganz oben auf dem Treppchen.22) Ein "Siebziger", so glatt und stramm, / dazu noch "Silber-Schläfen"!das wär für'n "Star-kult" ein Programm, / wo die zusammenträfen!23) Doch nicht genug am heut'gen Tag, / wo Du Geburtstag hast:Nur selten wirst Du uns zur Plag! / Wenn's hoch kommt: "Süße" Last!23) Ein "Geisterreiter" von Figur / und "Ob'rer" der Schlaraffen,das ist ein Duo von Bravour, / wie's selten ward erschaffen.24) Du regst uns an! - Du red'st uns voll! / Dein Geist schießt Kapriolen.Und wird es uns einmal zu "doll", / dann schrei'n wir nach - Pistolen!25) Doch heut' ist's dafür noch zu früh! / Pistolen mögen rosten!Heut' "SCHLAGEN" wir erst kräftig zu / und zwar auf Deine Kosten!26) Wer "Siebzig" wird, so rund und satt, / dem kann man gratulieren. Und findet dies im "Burgring" statt, / darf man auch - jubilieren.27) Man sitzt hier gut, bequem und voll, / der HUGO grüßt von Ferne,Und wenn's auf die Art weitergeht / hab' ich die "Orber" - gerne! 28) So wünschen wir dem Biberschwanz / in dieser Burgring - Klause,viel Achtung und viel Resonanz / im Reych - und auch zu Hause!29) Die Burgfrau, wenn ich sie so seh', / so zart, so mild, so lieblich!Sie mög so bleiben auch in spé: / Schlaraffisch und - betrieblich!30) Auch Freunde haben viel Pläsier: / Er kann so herzlich lachen!Beim Preisskat aber - sagt man mir - / läßt er die Trümpfe "krachen".31) Als "Biberschwanz" steigt er auf's Dach, / wo kühl die Lüfte fächeln.

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Sind Bleche, Ziegel altersschwach, / verlangt er nur ein Lächeln. 32) So ist's nun endlich an der Zeit / ihn selbst hervorzuheben.Stets für den UHU-Bund bereit: / Sein Trachten ist und Streben!33) Der Jubilar focht schon extrem / für Burg und Reych sehr lange.Kein Wunder! - Seit Methusalem / ist er schon hier zugange.34) Wenn er fungiert, stets akkurat / und auch stets sehr ausfürlich, holt mancher Luft und kratzt den Bart / auch wenn dies ungebührlich.35) Nur mäßig schnell - und nie geschwind / nimmt alles seinen Lauf.Wenn and're längst zu Ende sind, / hat er noch "Vieles" drauf!36) Doch sagt er es so lieb und nett, / trotz aller Schwulitäten!Man träumt von Sippungsschluß und Bett, / doch er spinnt neue Fäden.37) Mit Biberschwanz drum weiter so! / Mit Staus und auch mit Längen.teils "Dampfgeplauder" - teils "Niveau" / und tausend Lobgesängen!38) Doch gilt auch hier: "Kommt Zeit, kommt Rat!" / beim "In-die-Länge-ziehn":Denn mancher, der jetzt "70" hat, / der spürt's dann - im URIN !

s) Buna . . . Dem lieben Freunde, Herrlichkeit Buna! Heiß brennt vom Himmel das Gestirn, / lähmt Kraft und Geist in Bauch und Hirn,und aller Kram ist uns verleidet, / der sonst uns trefflich putzt und kleidet:Entblößt von Hosen, Hemd und Socken / vernehmen wir Geburtstagsglocken!Ach ja, 's ist wieder mal so weit: / Das Wiegenfest der Herrlichkeit!Wie gut hat's doch der Edisohn! / Ihn trifft nie Smog und nie Ozon.Nicht Durst, nicht Schweiß, nicht Hitze-Frust / vermasseln ihm Geburtstagslust.Bei Biberschwanzens Wiegen-Feier ( da weh'n nur sanfte Frühlings-Schleier.Sie rauschen über Berg und Hügel / (und auch im frisch gestimmten Flügel).Am Thron der weit're - Dritte Mann -, / der ist im Herbst erst wieder dran.Aus alledem man sehen kann: / Der Buna, der ist übel dran,weil er die Zeit sich hat erkiest, / wo man im Hitze-Stau zerfließt.Doch gratulieren wir ganz herzlich. / Ist auch der Schweißausbruch gar schmerzlich,wir wünschen Kühlung ihm und Frische / und nur ganz wenig Wespenstiche und für die Zukunft ohne Plage / noch viele warme Feiertage.Ehé, Lulu zum Wiegenfeste! / (und viele ausgedörrte Gäste),Das wünschen ihm mit froher Miene: / Der Thumbold und die Thumboldine

t) N A P: . . . Mal wieder mach' ich freudevoll / mich heut' an dieses Protokoll. Beglückend war' s, doch kaum zu hoffen: / Hat's endlich wieder mich getroffen! Nicht's Schön'res gibt's doch auf der Welt, / als wenn vom Thron man "ES" erhält. ES, das von allen heiß begehrt: / Wohl ihm, dem solches widerfährt! Des Abends, nach dem Tam-Tam-Schlage, / peilt jeder angstvoll noch die Lage, gepaart mit Bangigkeit und Hoffen: / wär endlich ICH doch bloß betroffen! Des Thrones Auge sucht die Recken, / die in den Ecken sich verstecken. Und magst du dich auch noch so bücken, / gleich steckt der Pfeil dir in dem Rücken. Den Blick senkst du verkrampft nach unten, / denkst, - wie die Schulzeit dich geschunden.Entläßt den Atem nur gepreßt. / Ob man dich heut in Ruhe läßt? Voll Wonne und mit Schmelz durchwoben, / so säuselt's plötzlich hoch von droben. Süß tropft's herab wie Honigmet: / Zum Schluß, . da kriegst du's . . angedreht! Und aus dem Reych die dumpfen Töne, / die klingen fast wie Lustgestöhne.

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Manch Sasse wird zum Wollüstling, / weil heut' der Kelch vorüberging. Erspäht man Thumbold in den Hallen, / dann will Erleicht'rung uns befallen. Die Reckenschar sich sicher wiegt, / weil jener es ganz sicher kriegt! So war's auch in der letzten Nacht, / die mir dies Protokoll gebracht. Obgleich "sein" Wiegenfest ich würzte / und mich in Portokosten stürzte, zum "Schwarzwaldklinik-Arzt-h.c." / ihn gönnerhaft hob in die Höh',muß ich beklagen, vorwurfsvoll: / Er gab mir trotzdem 's Protokoll! So stell' betrübt ich fest, voll Hohn, / daß Undank doch der Welten Lohn. Gäb's nicht ein Wiegenfest zu loben, / ich tät noch lange weitertoben. Doch da ich Kraft für Weit'res brauche, / gebiet ich meinem Zorn: . . Verrauche!

u) Aus der Backstubb'! . . . Das "Willemche" ist gleich dabei, holt Brötchen aus der Bäckerei. Das Tröpfchen an des Bäckers Nase / bringt ihn gewaltig in Ekstase. Hier geht's ja zu wie beim Roulett: / fällt es . . oder fällt es net? Leicht sind die Brötchen ihm vergällt, / je nach dem . . wie's Tröpfchen fällt!

v) Blitzogramm! . . . Nichtambtlich's Protokoll: - heute nicht doll! Abschied der Helden: - Wenig zu melden. / Sommerung naht: - Reych obstinat! Lustpegel sinkt: - Ferienzeit winkt! / Radau im Geäst: - Wegen Stifungsfest! Orbaha-Reych groß: - Macht mächtig was los! / Thron auf dem Damm: - Dauerprogramm! Thron im Exzeß: - Dauerstreß! / Dann als Bescherung: - gewaltige Ehrung! Schaumlethe zuhauf: - Reych rülpst und stößt auf! Im Asciburgia-Konvoi - (weil dem Reych er so treu) stand „Brumm“ vor dem Throne: - als Einrittskanone! Ward zur Freude von uns: - Patriarch uns'res Bund's! Auch des „Fahrmerhins“ Hand: - ist heut ohne Verband. Doch beim Geisburger Marsch: - Da schmerzte sie . . arch! Weil der „Brumm“, voll von Lethen: - auf dieselbe getreten, als der „Fahrnmerhin“, trunken: - unter'n Tisch war gesunken! Heute gilt diese Pfote: - als "Brumm-Anekdote", und man gibt sie zum besten: - bei allerlei Festen. Alsdann an der Reih': - Titul-Verleih! / Orden mit Litze: - für die oberen Sitze! Doch für Karlchen & Fritze: - War die Chose nicht Spitze! Denn wer unten und klein: - Der streicht sich's ans Bein!Geht leer aus - und schaut zu: - Trotzdem: - . . LuLu ! !

w) Frühling allerorten! . . . Sassengewühle! - Frühlingsgefühle! "Rundtörn" der Brema! - "Lenz" unser Thema! In den Eiern kein Cäsium, - dafür: "Castrum Noväsium"! Kein Cäsium im Ei, - doch am Hals: "Kubilai"! "Sprengelfürst" im Saal! - Hebt enorm die Moral!"Beamtenlatein" fällt dem "Tintenbub" ein."Schrapnellos" Niveau: - Eine Bühne mit Klo! "Erosthenes", weil wohlgesonnen, - verleiht man "Herzens-Freundschafts-Wonnen"!Als Dank für Ehre und Applaus - erfreut er uns mit >Rein & Raus< Zum Schluß noch, leicht nach vorn gesunken, - macht er noch vor das "Kröten-Unken".

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"Interno", sächsisch - und so weiter, - bringt: >Kurtchens Brautfahrt<, meeschtens heiter. „Schrapnello“ am Theater "hang", - doch manchmal spürt er Blasendrang.Und mächtig zischt's aus den Kulissen: - Warum gehst du nicht vorher pi . .? "Nivello" durch das Wemmtal hupft - und fleißig Sauerampfer rupft. Man fragt sich bloß: Was macht er nur?: - Es ist für Inges Frühjahrskur! "Taxatus" konnte nicht mehr kuschen, - erzählt von Duschen oder Muschen. Doch seine Büchse streut schon sehr, - und auch der Hund, er steht nicht mehr!Der Sprengelfürst war ziemlich "rot", - doch rückt er alles flugs ins Lot. Gar manches gab es da zu rücken, - doch wie er's tat, war zum Entzücken.Er trägt nie nach, kann viel vergessen, - ihn zu bewerten, wär vermessen.Sein Titul Fürst, der macht nichts her, - denn "Fürsten" gibt's wie Sand am Meer.Lebt er auch streng und nach Diät: - Ich nenn ihn: "Sprengel-Majestät"!Denn ganz gelssen steckt er weg - so manchen alten Spessart-Dreck!Die Frühjahrs-sippung ging vorbei, - ich fand im Nest kein faules Ei!Ein Höhepunkt war der „Schrapnello“! - Nein, auch der Thron war pico bello!Man merkt, warum soll ich's verschweigen: - Der Frühling läßt die Säfte steigen.So war die Sippung ein Gedicht! - Nur: . SO . . ganz "koscher" . . war sie . . nicht!

x) Kurvenreich . . . Der 104, ein großer Recke, / mit Kraftrad prescht er um die Ecke. - Was hinten sitzt und ihn umklammert / (und in den Kurven herrlich jammert!) ist das, weshalb er . . ganz verklärt / die kurvensreichsten Strecken fährt! - Der Junker Otto, der trug vor, / er führe auch gern mit Motor, doch ward dem Sozius, wie's so geht, / bei einem Sturz der Kopf . . verdreht!

y) Florus . . . Hat stets was auf der Schippe liegen, / ist längst schon selber Erb- und Ur-! Und wenn sich auch die Balken biegen, / Er ist 'ne herrliche Figur!

z) Reimsprudel . . . Weiße Locken, leicht skurril, / kann er allerhand und viel. Ob lyrisch, ob heiter: Mal Kauz, mal Ästhet, / bringt "Schlaraffisches" stets er gekonnt auf's Tapet!

a) Buna . . . Viele Jahre Marschalls-Würden, / nimmt am Thron jetzt alle Hürden. Gepflegtes Wort, das ist sein Ziel, / dazu korrektes Mienenspiel.

b) Cravallo . . . Kunst und Humor auf uns'rem Plan, / die Freundschaft sei hinzugetan. Dies bringt uns Stimmung dann im Nu, / mixt ein schlaraffisches Ragout, zieht eine Linie querfeldein, / ob des Cravallos Führerschein, der eine zeitlang offenbar / in Flensburg einst auf Urlaub war, von dessen Lotterbett furios / "oho-gezusselt" nach Davos. Hinab ging's dann zum Lagostrande, / wo zeltete die Rasselbande, wobei die Füße, welch ein Graus, / weil's Zelt zu kurz, sah'n unten raus! Stracks weiter ging's zur Hasengasse, / dem Doktor Senckenberg zu passe. Am Ende, so kam's uns zu Ohren, / war man im Pillenhaus "Zum Mohren", wo der Cravallo, imposant, / manch Jährchen hinter'm Tresen stand. Heut' schneit im Zickzack er herein / als Pensionär „MIT“ Führerschein!

c) Brema . . . Die liebenswerte Bremer Schar / war mit 'nem starken Fähnlein da,

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sang unisono allsogleich: / Hier S-Teht die Brema, - Rolands Reych! d) Schribbe . . . Schulrat, Schmierbuchfink gewesen, / Säckel-Mammon aufgelesen steht fest er wie ein Kurfürst-Sproß / am Charlottenburger Schloß. Beständig, geschäftig, beflissen, alert, / dem Freunde ein Freund und nie zugesperrt, auch mit Handschuh und Stab . . kein Miesepeter, / mimt Herold und gleichzeitig . . Stellvertreter!

e) Edisohn . . . Schwarz, dunkel und schwer, fast erdrückend . . . die Brille! So wendet ein Fürst seinem Volke sich zu! - Ein bißchen wie Uhu, fast nur noch . . . Pupille!HIER wirkt ein Genie! Was dachtest denn Du ?

f) Kunstgenuß . . . Die Musizi mit sehr viel "Reich" / dringt tief ins Herz und macht es weich. Ein Czardas und ein Impromptu, / ein Menilaos - Klang - Debut!

g) Ordensfest . . . Seht, es häuft sich hier in Massen / begehrtes Spielzeug aller Sassen!Medaillen, - Ahnen, - Tituls, - Orden: / O wie sind sie reich geworden!

h) Alterserscheinung . . . Der Funktionär war sehr er-griffen, doch dann hat er sich arg ver-griffen, Fixiert den Dreier - Club voll Zorn: / Ihr seid ja immer noch hier vorn !

i) Sippung . . . O herrliche Vielfalt beim Einritt der Gäste! / O Buntheit der Farben im festlichen Saal! - Man kennt sich, man trifft sich zu fröhlichem Feste,man schlürft aus dem güldenen Freundschaftspokal.

j) Spessart-Polonäse! . . . Die Guitarre... kam "Bogi" gelegen zu einem "Spaziergang im Regen! Doch stellt er sich selbst in den Schatten / mit dem Lied von den "Grünen Chatten." - In Reih und Glied sie aufgebaut. / So,... wie sie selten uns vertraut,stand da mit arg geschwellter Brust: / Die Junkertafel-Sängerlust, vom Reych der hohen Orbaha. / Nur "Eins-Loch-Eins", der war nicht da. Ein knappenhafter Reychs-Schlawiner / fungierte als Orchesterdiener. Doch dann . . ging's gleich los!Es kamen uns're Chatten - und stellten alles and're . . bei weitem in den Schatten. Das hob die Stimmung, / da wachten alle auf! Der Grund, der war dies: Sie machten sich zu schaffen am goldverzierten Busen der obersten Schlaraffen. Sind das Skandale! Das gibt Randale! - Macht auf das Burgverlies! Es steh'n hier auf der Bühne / 'ne ganze Reihe "Grüne" - und füllen fast den Saal. Doch ehr'n sie nicht die Musen, / sie grapschen lieber Busen, - ach, . . wie ist "Grün"... fatal! O je, denkt Parat, / da ha'm wir den Salat!Schon wahr, für die Ziehmütter / ist diese Chose... bitter! - O welche schlimme Tat! Parat, der Alerte / bekannt ist als Experte - für "Spiegel" und für "Zerr'monial"! In Frankfurt gäb's Kanaster / für solche Büstentaster! - Da . . hat man noch Moral! . . .

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Wie fatal!

k) Kleinbahn! . . . Das Leben gleicht verschied'nen Zügen. / Beim "Freischütz" tat es sich so fügen. - Das Menschenleben gleicht der Bahn: / Paß auf, sonst wirst du überfahr'n! Der Philipp konnt' perfekt sei' Sach': / Er fuhr von hier . . bis Wächtersbach!

l) Not-Helfer! . . . 'Nen Chardas - "Hermes" hat geboten. / Ein Meter-fünfzig breit die Noten. Doch musikalisches Gelingen / war stark gefährdet durch das Schwingen des Notenblattes hin und her, / mal auf und ab, . . mal kreuz und quer. - Was ich ihm, darauf gilt die Wette, / schon vorher prophezeit gern hätte. Den beiden Haltern dieser Bürde / fehlt nämlich Haltung, Ernst und Würde. Uns und dem Hermes mußt es grausen / vor diesen beiden Kunst-Banausen! . . .

m) Badekur! . . . Ein Ritter Omnifex vom Rhein, / er kam aus Confluentien, holt sich mit Herbstlaub und mit Wein / das erste Fechsungskränzchen. "Oktoberlied" vom Theo Storm! / Ich bring' die mehr lokale Form: "Und wimmert auch einmal das Herz, / es ist nicht umzubringen.Geh' hin und mach in Orb 'ne Kur, / dann kannst du wieder singen, was notabene dann und wann / wir alle machen sollten:Weil sich die Orber Nasen dann / . . vergolden! - Ja, . . vergolden!

n) Bali-Tisch-Schmuck! . . . Spendabel und verschwenderisch / ist unser lieber "Tintenfisch" An fernem Strand, in weiter Strecke, / liegt >Bali< . . just rechts um die Ecke. Bei einer Sykomore oder Pinie / haust da 'ne Uhu-Seitenlinie. Zwar noch recht heidnisch und ein bißchen kriminell, doch "Foto-Enthusiasten" steht sie gern Modell. Davon ein Abguß, in der Tat, / ward zum Museums-Replikat. Grün - blau gesprenkelt und sonst rot, / weist stark auf Schlußverkauf sie hin . . (und "Sonderangebot"!) In dieser Form, ganz ohne Schaden, / kam sie zum Tintenfisch in seinen Laden. Und nun begann für Balis Sohn / die große Massen-Reduplikation. Zum Sippungsfest des Tintenfisch: / geschmückt war jeder Sassentisch mit Bali-Uhus, . . hast'e Worte? / handgefechst aus Tintenfischs Retorte. Nur's Material, das war fürwahr / der Sassenschaft mit nichten klar.Ob Plastik, Holz, Papier verwendet, / der Streit, er wurde nicht beendet.Im Feuer wurd' er braun und heiß: / Der Tintenfisch, er gab nichts preis! Es hub ein Raten an und ein Spektakel: / Der Tintenfisch blieb ein Orakel!Man sagt, (mir blieb die Spucke weg), / es wär gebrannter Hundedreck! (Ich mochte es nicht glauben!) Und so verstummten Tisch um Tisch, / so eisern schwieg der Tintenfisch! (Was hilft da alles Schnauben?) - Ich dachte mir: O weh, . . wau-wau, / das war die große Bali-Schau. Wie ist der Tintenfisch so schlau! (Nichts kann die Ruh' ihm rauben!) Frau Biberschwanz hatt' ungeniert / daheim das "Vieh" . . desinfiziert!(Drauf wechselt' es die Tönung!) Dem Uhu ist's seitdem nicht wohl, / Herr Biberschwanz riecht nach Karbol ...

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(und wartet auf Versöhnung!).

o) Wachtparade! . . . Heut trat hier auf der Iben Saud, / der an dem ollen Fritz noch kaut, . . an Preußens Gloria! Er läßt marschier'n und exerzier'n, / ganz wie in alten Zeiten. In Sanssouci wird präsentiert, / durch Potsdam läßt er reiten. Schon sitz' ich grad und nicht mehr schief, / doch freu' ich heimlich mich ganz tief,daß ich davon genesen, / als wäre nichts gewesen. Ziviler ward dann die Replik. / Er machte Märchenwelt publik,als Vorhang hinter'm Leben, / wo Feen und Elfen schweben. . .Dies Schweben liegt 'nem Zecher . . . / weit eh'r. . . als . . Knobelbecher!

p) Seemannsgarn! . . . Ein steifer Grog! Der Astronaut / ist rasch bei uns hier aufgetaut: Leert aller Sassen Humpen! - Wachholder, Pils und Äppelwein, / das alles kippt er in sich reinund ließ sich gar nicht lumpen! Ein Seemannsgarn, das spinnt er dann: / "Old Peddie" hieß der Fahrensmann kam vom Portila Sunde! "Old Peddie" tankte immer frisch! / "ER" tat es auch, an jedem Tisch, und machte so die Runde. Wenn überall der soviel schluckt, / daheim dann in die Alster spuckt,verrecken alle Quallen! Denn Äppelwoi vertragen die / in solchen großen Mengen - nie!Da tun die nur noch lallen! LuLu dem Reych im Sachsenwald, / wo das Lied von "Olle Pinelle" erschallt, bei dessen Vortrag in Ehren - man die Gläser der Sassen kann leeren!

q) Bajuwarische Aufklärung! . . . Bei uns wer'n die Kinner vom Storch gebracht, und den hat der Onkel Schorsch gemacht. - Der Onkel Schorsch, der alte, der gute, der mit der Nikolausrute: Ist in Ascheberg Mädche' für alles, / der einspringt im Fall eines Falles. Vom Bilux ward er uns vorgetragen, / und gar uhu-hertzlichen Dank wir drum sagen!

r) Sauf-Hymnen! . . . Genieße mit Wonne das Laster! / Genieße das Laster mit Wonne, dann scheint dir auch immer die Sonne. Denn das Laster mit Wonne genossen, / und eins auf die Lampe gegossen,das hält die Schlaraffen stets frisch! / So hat's formuliert unser „Pisch“! Darauf „Edisohn“ hebt seinen Becher. / Auch er besingt jene Zecher!Zecher am Spundloch des Lebens, / die niemals sippen vergebens! . . .

s) Ver-"knautsch"-te Reminiszenz! . . . Hoch oben jetzt, in der Olympier Kreis, wo dünne Luft schon ist und Weltraumeis, - thront nah bei Wolken hier und bei Gewitter: Nauinheimbias Ehrenritter! - Unheimlich stolz schwillt ihm die Brust, / Äuglein funkeln hell vor Lust! - Dankbar ruft er immerdar: / . . . Wettereiba Aurea!

t) Weltverbundenheit! . . . Protokoll mit Vorschußlorbeeren ! Unerwünscht! >Bonus vir, semper tiro!< (ein guter Mensch ist immer ein Anfänger!) Vorschußlob erzeugt Leistungsdruck. - Leistungsdruck ist verpönt. (steht in jeder

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Illustrierten!) Macht nervös! - Nervosität lähmt, und alles zusammen erzeugt Aufsässigkeit. Jawohl! Spüre, wie sie im Nacken hochkriecht. - Fingerspitzentremolo auf der Tischplatte! Ihr heißt den Berg kreißen (mir nix, dir nix!), aber wartet nur ab: Diesmal gebiert er nur eine Maus - ha! ha! ha! - Werd's euch schon zeigen! - Heute werden keine schönen Verse geschmiedet: Heut' gibt's Prosa! Brosamen! - Heut' wird geschmollt! - "Pankraz der Schmoller" - Ja, richtig! Da war ja die Schweizergarde! - Luluzerna! - Typische Vertreter: Stumpen wurden schon früh verteilt, und Jasskarten hatten sie bestimmt auch im Ärmel! - Haben auch gleich ordentlich auf den Putz gehauen, die Schlawiner! 1087. Sippung war's. Interessante Recken in der Burg. - "international (-näschenel) touch!": Austria neben Swizzera! - Newarka nicht weit von Hispania! - Hispania empfehle ich all denen, die "Barcelonensis" nicht correct aussprechen können. (Übrigens, Barzel! Wäre vielleicht der bessere Kandidat gewesen!) - Wer es aber richtig aussprechen kann (wie unser Marschall! . . Sächsisch!), der möge es nie mehr aussprechen, es wäre ein schrecklicher Lapsus. - Richtig heißt es: "Barc(-"th"-)inonensis"! Mit stimmlosem "Ti-äitsch!" - und damit basta! - Und wer's jetzt noch falsch sagt, muß seine "Don-Quichote-Ahnen" zurückgeben, auch wenn dadurch die Preziosen der Burgfrau um eine goldene Busennadel ärmer werden. Beim Uhu: „Norm“, unser Rechenkünstler! - 3o kg Goldahnen im Fluggepäck von der Paulista auf die iberische Peninsula transportiert! - Toll! Aber, hat er sich nicht versprochen? - Es müssen 3o tons gewesen sein! - 30 kg Don Quichoties zieren und beschweren allein die Helme von Orbaha-Sassen und verleihen der schlaraffischen Kopfbedeckung den ach so beliebten Ziehharmonika-Look! - Eviva Espagna! - In Hispanien, - da blüh'n Zypressen und Geranien! In Kastilien, - da wachsen Palmen und auch Lilien. / Hispania, - Land mit viel Ambiente! - Castizio setzte die Akzente. / Huertas - grün, / Meseta - trocken! - Da läßt sich mancher Deutsche locken. / Doch siehst du Spanier in der Näh', / dann halt' gut fest dein Portemonaie! Olé! - Träum', wache oder schlaf ich? / heut ist man völlig . . >geographisch<! Der Fidibus ist ein Berliner, / in Luzern, da gibt's Schlawiner! - Alljährlich zieht's zur Schweiz mich hin, jedoch, mein Herz gehört . . Berlin! - Da lebte früher man famos: / Die Schrippen waren kostenlos! - Sonne, Wasser, Grunewald / erfreuten hier stets jung und alt. - Gern weil auch ich an jenem Ort, / denn ich fand meine Burgfrau dort. - Das nächste Mal bei dem Konzil, / da wird Berlin Schlaraffen-Ziel - und Uhu-Hauptstadt allzugleich: / Lulu! Dem Berolina-Reych! - „Prospektus“ spannte einen Bogen / und war sogar dem Brecht gewogen. - Theaterleute sehr viel wagen. / Füher konnt' man's noch ertragen.. - Heute ist man meist verstimmt, / dran merkst du, wie das Alter kimmt! - ( Bei „Hexagoras“ ging's ebenfalls um's Bogenspannen und -entspannen): Es ließ der Herr der Perserscharen / in seinem Sattel einen fahren. - Bemerkte, zum Vesir gewandt: / Wie hat das herrlich mich entspannt! - So braucht der Mensch nach Kampf und Last / als Ausgleich stets ein bißchen Rast, - freut sich im Sattel dann und wann, / wenn er mal Dampf ablassen kann. - Es schwelgt in großer Worte Lust / „Plombazi“ mit geschwellter Brust. - Und wie er rauf zum Throne schaut, / der Klaus die Toblerone klaut. - Der Mundschenkspruch vom „Triolet“, der paßt dem Ober-Hofnarr .. net! - Denn er gehört zu jener Sorte, die gerne schluckt, auch ohne Worte. - Als Herrlichkeit der „Iskula“ / fungiert der „Pill“ in Austria. - Und wenn er nachts nach Aussee fährt, / dann ist sein Antlitz ganz verklärt. -

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Der Mond! - Der Schnee! - Ein Traum ist das, - die Weiterfahrt am Pötschenpaß. - Sein Stinkroß ward noch nie zum Wrack, / denn unser „Pill“, der ist . . auf Zack!

u) Sächsisch! . . . Die landschaftsgebundene, alle Todesstreifen glatt überspringende Sprechgewohnheit unseres Marschalls „Drahtcula“ hat in der letzten Sippung bezüglich meines ehrlich erworbenen Namens "Thumbold" die schwerwiegende Frage aufgeworfen, ob der verbale Gebrauch dieses Namens - einschließich seiner sächsisch-thüringischen Dialekteinfärbung - als (Zit.) "Dumm-bold" grundsätzlich und a priori toleriert werden muß oder infolge der ständigen politisch bedenklichen Berieselung als unerwünschte Ost-Infiltration abzulehnen ist. Im sprachlich abgelegenen Schonraum des dem Spessart zugehörigen Orbtales muß die einschleichende Abkehr von unserer freiheitlich-demokratischen Sprachentwicklung alarmierend wirken, ja als katastrophales Menetekel unsere düstere Burgwand in einer unserer ideologischen Prägung fundamental entgegenstehenden Weise in's falsche Licht setzen. Man wehre in dieser Grundsatzfrage den Anfängen! - Inhaltlich kommt die tonale Klangfärbung und ihre Aberration vom westlich-eleganten "Thumb-" ins ostisch - kommißstiefelhafte "Dumm-" einem gefährlichen Bedeutungswandel im Sinne einer in Abgründe weisenden Demaskierung gleich, so als könnte etwa - beispielsweise bei Claudia Schiffer - eine von einem Lagerfeld mit erheblichem accessorischem Aufwand erzeugte Linienführung eine schlichte, zwar tatsachengerechte, jedoch eben bloß numerische Bekanntgabe der Oberweiten des in Frage stehenden Objektes die gleiche Wirkung hervorrufen. - Auch wird der historische Bedeutungswandel beider Begriffe hier unstatthaft eingeebnet. "Thumb" ist eben nicht gleich "Dumm"! - Der Thron wird in diesem Sinne um adäquate sprecherzieherische Maßnahmen gebeten.

v) Ein Sachse in Rußland: . . . Zersetzend, fast wie Anarchie, / war „Drahtculas“ Hotellerie. - Man merkt, und daher weht der Wind, / daß Sachsen mächtig sparsam sind. Sie scheinen, zieht man die Bilanz, / die Schotten uns'res Vaterlands,die dreimal erst sich überlegen, / bevor die Drehtür sie bewegen.Vielleicht geh'n sie auch ganz legal / in ein obscures Nachtlokal,wo sie in Laster sich verrennen, / mit sogenannten "Sternchen" pennen, womit schlaraffisch, streng und herbe / ich nunmehr bin beim Gunstgewerbe.Dies zu vertiefen, liegt mir fern! - Der Sprengelfürst, er hört's nicht gern. (Ich mein' natürlich jetzt den „Alten“, / der die Moral stets hochgehalten.) In dieser tollen Fechsungskür / ging's dann um 'ne Tapetentür.Tapetentür'n, ich will nicht unken, / gibt's meistens in Hotel-Spelunken, die, düster, grau und leicht verkommen, / 'nem Billig-Krimi sind entnommen, die manchmal "Semi-Luna" heißen, / grad gut noch für Schlaraffenreisen,woraus dann nächtens Gangster schleichen / und frisch gesäugte Kinder kreischen. Es kann auch sein, daß unser Dichter, / ein weitgereister Job-Verrichter, des' Reiseziel, total, global, / lag hinter Wolga und Ural,wo's ihm, von Wodka leicht beduselt, / in seinem Bett vor "Sternen" gruselt. - Die "Sterne" aus des Gastes Laken / war'n Wanzen oder Kakalaken. - Doch jetzt genug! Von Phantasie / zeugt diese Fechsung . . . und Esprit! - Havanna, Moskau, Genua: / Es war ein echter - „Drahtcula“!

w) Tonkunst I . . . Dem Junker Klaus gebührt sodann / ein donnerndes Lulu! -

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"Bei Uhus sanftem Flügelschlag / geh'n Freunde auf dich zu." So fechste er in Wort und Ton, / die Sassen war'n ganz Ohr, Der "Ritterarbeit" kunstvoll Werk / trug er dem Reyche vor. Wie wär die Welt doch ein Gespenst, / wie lautlos und wie kalt,erreichte nicht Musik das Ohr / mit ihrer Tongewalt. Dies Thema war gestellt vom Thron, / es war bestimmt nicht leicht. Der Junker aber hat mit Glanz / das hohe Ziel erreicht. Vom Urknall zur "Zwölftonmusik" / spannt er den Bogen weit.Von der Stummheit der Welt zum Megawatt-Sound / der total entfesselten Zeit. Des menschlichen Daseins Auf und Ab, / mit den heit'ren und ernsten Stunden. Wenn es Ausdruck sucht / für die Liebe, den Schmerz, - dann ist's mit Musik verbunden.Der Verfasser erhielt den verdienten Applaus / und dazu noch so manches Lulu. Kann-alles, der Fachmann auf diesem Gebiet, / rief ehrende Worte ihm zu.

x) Tonkunst II . . . Und weiter ging's dann hin zum Schluß: / Zum allerhöchsten Kunstgenuß. - Nicht jeder hat das große Glück, / ein tragik-komisch' Bühnenstück zu seh'n, zu hör'n und zu erleben / und provozierend dann daneben beim musikalischen Vergnügen / gewaltig Appetit zu kriegen.Denn wo ein "Cello" sollte sein, / hing, wohl zerteilt, ein halbes Schwein. Der dunkle Kasten war, o Jammer! / 'ne gut getarnte Speisekammer. Und unser "Künstler", froh und munter / schlingt sehr gekonnt den Inhalt runter, war musikalisch hoch in Form. / was er vertilgte, war enorm! Und zwar im Takt von Johann Strauß / fraß er den ganzen Kasten aus,biß ab und kaute bis zum Schluß. - Es war fürwahr ein Kunstgenuß!So fingerfertig und zum Brüllen / tat keiner je den Magen füllen. Es war, dies sag ich mit Sarkasmus: / für uns der reinste "Freß-Orgasmus"! Nur unser Geiger darbte sehr, / strich mit dem Bogen hin und her. Obwohl er spielt in höchsten Lagen, / knurrt bis zum Ende ihm der Magen. So tritt zum Schluß es dann hervor: / Bei der Musik schmaust nicht das Ohr. Es schmaust, wer hat, aus seinem Kasten, / die andern fiedeln . . aber fasten!

y) Tonkunst III . . . Der Pilger Wolf, sehr angemessen, / macht unser Reych . . "hawai-besessen!" - Doch unser'n Ärzten das nicht schmeckt! / - Sie kennen diesen Klang-Effekt aus dem Nasenraum von Typen, / die stark behaftet . . mit Polypen!

z) Tonkunst IV . . . Ein jeder ward nun hochgerissen, / und keiner wollt' den Fortgang missen.Mit einem „Menilaos“ - Schatz / nahm „Klangreich“ nun am Flügel Platz.Und wundersamer Töne Klang, / die nie ein Mensch gehört bislang,erfüllten Zinnen, Burg und Söller. - Ein Gruß dem Schöpfer mit Geböller!Drei Stücke, zart und dennoch groß, / entrückten uns dem Erdenschoß.

a) Textil-frei! . . . Die "Perla-Sylta" ich wohl kenn'. / Dort haust der "Ecke Neckepenn!" - Weil der den Ritter „Oese“ schuf: / "Ruum hard" ich . . und "klar Kimming!" ruf. (wem's nicht so schnell geht in den Filter: / Das ist der Wahlspruch aller Sylter!) - Schlaraffen hört! Nun werd' ich dreister: / Der „Oese“ ist ein Schneidermeister.

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Ein bißchen tu ich mich genieren: / Wie kann der bloß da existieren? - Von Hörnum bis hinauf nach List / der Strand fast nur... textilfrei ist. Und manche „Oese“, wohlgebaut, / zeigt weiter nichts als blanke Haut. - Vielleicht ist „Oese“, dürr und blond, / ein Fall für'n ..."Unterstützungsfond" ?

b) Kaum justitiabel! I . . .“ Not Artus“ sucht' lang in der Fechsungstasche, bracht' zum Schluß dann an's Licht 'ne Martini-Flasche. Im besinnlichen Teil, die Verbindung war schwer, / da goß er das Zeug einem Mann auf's Revers.Ganz schnell wär der Anzug dann trocken gewesen, / weil "extra dry" vorne drauf war zu lesen.

c) Kaum justitiabel! II . . . Der „Justibus“, der „Justibus“, der macht dem Eugen Roth Verdruß.Dem Roth, dem bleibt die Rüstung kalt, / wenn er mal an ein Mädchen prallt. Der „Justibus“ hingegen wieder, / berührt nicht nur dabei das Mieder.Verschiebt ganz heimlich die Gewichte / und fechst daraus 'ne Sex-Geschichte. - Macht schnell ein "hat", wo stand ein "hätte", / und schon ist man vereint im Bette. - Doch da liegt „Justibus“ sehr schief: / Drum achte auf den . . Konjunktiv!Er weist, was Justibus gern wär, ins Reich der Fabel oder Mär.

d) Verbundenheit! . . . (Die "Blaue Kerze" als Zeichen der Freundschaft in uhu-finsterer Zeit:)Brücken in's finstere Land! / Nur heimlich verehrt Ihr Uhu. - Wir reichen Euch stumm uns're Hand, / laben im Herzen Euch zu !Mit Ernst sei dies Licht Euch geweiht, / raunt leise Euch zu, wenn es brennt, daß schlaraffische Brüderlichkeit / keine Trennung in Haß jemals kennt. Brüder in finsterer Zeit! / Nehmt als Botschaft die Hand und als Gruß,daß Ihr immer die unseren seid: / Brüder im Geiste Uhus! e) Abgesang! . . . Hört her jetzt, Schlaraffen! / Genug ist geschaffen. - Gar bunt ging es her, / in die kreuz und die quer. - In der Wissenschaft nennt man das "Redundanz" / (und das alles beherrscht unser „Biberschwanz“!) - Und so hoff' ich denn also, nicht streng sei die Pön, / wenn wir nunmehr gestärkt in den Alltag reingeh'n. - Behaust hier zu sein für ein reicheres Leben / ist stets unser ritterlich Trachten und Streben. - So ruf’ ich dem Gast und dem Leser jetzt zu: / Es lebe Schlaraffia! - Ehé‚ - und - Lulu!

f) Junker „Theo“. . . der Junker Theo - ohne Frage / profan gesehen - wär ne Plage,wär nicht durch strenges Ritual / nach Spiegel und nach Cer’monial,gemildert nun und auch beschnitten / sein Drang zum Ausbruch „rüder“ Sitten.Nun scheint gezähmt er durch Dressur / für die schlaraffische Kultur,so daß - was heut’ man auch begreift, / zum Ritter er herangereift.Zumal er’s gestern erst bewiesen / weil er zu Worms ward hoch gepriesen,mit Gold verziert und stark geehrt / ins Spessart-Reych zurückgekehrt.Dort qualmt er leider wie ein Schlot / zu Zeiten, da noch Rauchverbot.Doch spar ich mir ein Tremolo: / Die heut’ge Jugend ist halt so!

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Nur eine Sorge mich bedrückt, / wenn er da unten - weg - jetzt rückt.Wer lockt nun mitgebrachte Flaschen / aus eingeritt’ner Gäste . . .Taschen ?Wer flötet zart und wohl gereimt, / (im Ton ein bißchen abgefeimt)den Dank - mit Schaum und mit viel Flitter / ins weiche Herz der Gäste - Ritter ?So lockt die Zeit - die armen Erben / ganz unversehens in’s Verderben. Für’s frohe Junkertafel - Zechen / seh’ schwere Zeiten ich anbrechen.

g) Im Bresthaus . . . In's Bresthaus geritten, / am Gebein rumgeschnitten,Narkose genossen, / Wunden verschlossen:Send' drum Dankes-Sonett / aus dem Lotterbett(flankiert von zwei Schwestern) / für den Glückwunsch von gestern!Wenn die 70 passée / und sehr licht das Toupet:Gute Wünsche erfrischen, /da mit Narben und Stichender geschund'ne Adept / in sein Bett abgeschleppt.Habt Dank drum, Ihr Lieben, / Ihr seid mir geblieben!Ansonsten gleichwohl / bin ich innen fast hohl;Und die Stimme - einst hell, / klingt wie heis'res Gebell,tritt im Gießkannen-Ton / nur noch schwach in Aktion,wenn sie lallt ein "EHE !" / aus dem Negligé!Euch dank ich mit Schmerzen! / Ihr liegt mir im Herzen!Als um mich - finst're Nacht, / habt Ihr meiner gedacht,was ganz kolossal - is'! - / Wenn auch: . . . "Cum grano salis!"

h) Die Burgfrau scheidet aus dem aktiven Dienst: . . .(Endlich nur noch Zweisamkeit !)Mein lieber Schatz, es ist soweit! / Der vielen Stunden "Stündlein" hat geschlagen.Nun ist sie da, die schöne Zeit, / und wieder einen Absprung gilt's zu wagen. Die größte aller "Großen Pausen", sie hat nun begonnen und möge weiter glücklich sich gestalten . . .für uns zwei!Und so, wie Dir in Kurzweil nun die Schule ist zerronnen, so mög's auch weiter geh'n in unserm Alltags-Allerlei!Nun mußt Du nicht mehr schlürfen jene dünne braune Brühe mit noch von Schlaf umflortem blauen Blick,als "Kaffee" ausgegeben in der Herrgottsfrühe / von Deinem Haus-Juwel mit viel Geschick,der schon vor Tag, wenn Du noch sanft entrückt in Morpheus Armendem Schlummer fröntest und dem Schönheitsschlaf,gar unermüdlich, mit zwei linken Händen / die Frühschicht machte, treu und brav.Kein Unbill kann ab heut' Dich mehr beladen, / nicht Wolkenbruch und auch nicht Schnee;kein Stau, kein Glatteis Dir mehr schaden / und nicht mal Parkplatznot vor'm GGG.Die Schüler hast Du stets ganz prächtig unterhalten,"Latein macht happy!" - wenn man's richtig sieht!Laßt nur die alten Römer walten! / Cum grano salis - meinte allerdings Ovid.Du dekliniertest laut, mit Inbrunst und mit Verve, / mit Leidenschaft verkauftest Du Casus.Hatt 'st stets noch scheußliche Vokabeln in Reserve,

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und viel zu selten tanztest Du Hexameter als . . .Blues!Dein Schritt war allzeit fest, die Haltung grade, / ein "Auf-Tritt" eher: Imposant! - Stabil!Wie vor'm Berliner Schloß die Wachtparade,so wuchtig hallt' Dein Gang durch alle Gänge bis zum Ziel.Dein Wort, es tönt vernehmlich laut in fernste Ecken, / am Telefon erschrickt das Ohr!Man muß den Hörer ganz weit von sich strecken, und trotzdem dringt's noch raus, bis fast vor's Tor.Unglaublich viele Bücher sind Dir täglich durch die Hand gegangen,und mancher kam früh morgens schon und suchte bei Dir Rat,am seid'nen Faden hat sogar die Erde mal gehangen,dank Deiner "Bücherwürmer" ist sie aber heil noch und . . . parat.Je nun !- Allseits beliebt, wirst Du hier Spuren hinterlassen, bei Schülern, Lehrern - wie im Film "James Bond".Manch' "Kerl von Eh'dem" tut noch heut' Dich gern umfassen,denn "Gentlemen preför'n nun halt mal . . . blond !"Zuhaus', da ha'm wir uns geteilt das Leben, / ganz rational erfassen wir die Welt:Was so von mir herumliegt, das mußt Du aufheben,ich hab' dafür den gelben Müllsack längst schon . . . 'rausgestellt.Du hast vor'm rauhen Dasein tapfer mich in Schutz genommen, Ich aber hab' zu Haus' fungiert als Koch!Des and'ren Wohltat ist uns beiden gut bekommen. Was kaum von außen sichtbar --- oder doch?Bei kleinen Dingen, da darfst Du entscheiden:Was angeschafft wird, und wie hoch mein Taschengeld, -was man im Fernsehn tunlichst muß vermeidenund was ansonsten so wird täglich angestelltBei wicht'gen Sachen will der Hausherr selbst bestimmen, ob Blauhelmeinsatz oder ob die Autobahnvignette kommt.So können ohne Streit wir leidige Probleme friedlich trimmen,und tun verteilt - doch einig - was dem Eheleben frommt.Ein bißchen komm' ich allerdings in's Grübeln, / und leicht beklommen frage ich mich da,und hoff', Du tust's mir auch nicht allzusehr verübeln,ob's nicht so, wie bis heute, besser war?Wenn ich mag süß, hast Du's gern sauer, / geh' ich spazieren, willst Du lieber ruh'n,ob das wohl klappt so auf die Dauer, / in unser'm nunmehr zwangsvereinten Tun ?Du hast's gern grob, ich lieb' das Feine, / mag's gerne klein geschnitten und adrett,im Alltag schätz' ich "Lange Leine", / und wurscht sind mir die Deckel vom Klosett.Du liebst den Strand, die Tundra und die Pampa, / den Wasserfall, die Palmen, den Geysir,und schlenderst wonnetrunken auf der Rambla, / Rhön, Vogelsberg und Spessart reichen mir.Bedenklich !-Horoskop auch - und Gestirns-Prognosen!/ ich bin ein Widder - sie ein Stier.Und wenn die Hörner aufeinanderstoßen, / kann's kräftig, sagt man , krachen im Revier !Doch keine Angst, wir sind geübt in allen Sachen, und nichts mehr legt sich uns so leicht auf das Gemüt.Wir sind trainiert und können lachen, / und jeder weiß, was ihm vom andern blüht.Drum will ich heut' vom Ruh'stand frohes Lied Dir singen,

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denn " Zweisamkeit total " heißt fortan uns're Welt.Und wenn zum Aufsteh'n ich Dir die Pantoffeln bringe, dann sagen wir: "Jetzt hat's zur großen Pause grad' geschellt !"Dein mildes Regiment wird unser Haus durchwehen. Na klar hat jeder seinen ganz besond'ren Spleen.Wir werden trotzdem frei und frohgemut zusammenstehen, und: "Mit 'nem Löffel Zucker schluckt man jede Medizin !"Alsbald wird sich ein Wettbewerb entwickeln, eine Olympiade; Es wird gewischt, geschrubbt, geputzt und umgebaut.Wir essen selbstgekochte Marmelade / und selbstgestampftes Sauerkraut !Von früh bis spät wühl' ich begeistert dann in Deinen Lockenund streichle Deine sammetweiche Pfirsichhaut,dieweil Du stopfst die Löcher mir in meinen Socken und reinigst wieder, was durch Leichtsinn ich versaut.Dann mögen uns're Freudentage nicht mehr enden, / und das nicht nur tagaus, nein auch tagein,dann mag der Gleichklang aller Herzen sich vollenden! Ihr Götter! Ihr Penaten! -Welch ein . . .Schwein!So scheiden wir mit freundlichem Gedenken / aus diesem Kreis hier, - nur kein Neid ! -indem wir "happily and looking forward" denken: / Endlich nur noch . . . Zweisamkeit !

D. Ist's draußen kalt, friert's Stein und Bein, Schlaraffen reytten trotzdem ein !

(Besuche, - schlaraffisch "Einritte" - in anderen Reychen gehören sozusagen zum Pflichtprogramm eines jeden, vom Geiste Uhus beflügelten Sassen.) 64. Einritt des hohen Reyches "Moguntia" (45) in die MartinsburgEs eilen durch's Chattenland reitende Boten, / gen Orbaha wälzt sich ein mächtiger Troß. Es versammeln die "Grünen" sich heut' mit den "Roten", und wenn's auch im Bundestag oft Antipoden: Hier sind alle vereint als kurmainzischer Sproß!Was farblich profan in der Jetztzeit umstritten, / als hessische Koalition arg verpönt:Seid gegrüßt und willkommen in unserer Mitten, wer - "mainzisch" gesonnen - gen Orb kam geritten, sei im Zeichen des Doppelrads festlich bekrönt.Herbei weht uns Uhu ein Hauch von Geschichte: O du goldenes Mainz! Wie erglänzt du in Pracht! - Tituls die Fülle von hohem Gewichte, Primus Germaniae, Licht aller Lichte, / bis hin zu der Praga reicht' einst deine Macht!Bonifatius und Frauenlob, altehrwürd'ge Namen, / Barbarossa und Gutenberg, Lullus - Lulu! - Ketteler, Zuckmeyer, Jacobsen - amen! / Moguntia, sie rief, und sie alle, sie kamen, selbst "Spontis" vom Linksrhein verkraftetest du! Dem gallischen Hahn galt die heimliche Minne, ein bißchen "la vache" und ein bißchen "le boef".Ein "Vive la France!" Es war immer mit drinne, ein "plaisir de l'amour" mit Madeleine und Corinne,

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vielleicht sogar manchmal ein "soixante-neuf"?Bald rüstet Moguntia zur Fassenacht wieder, / Gott Jokus in Mauern und Heimburgen weilt. Bald erklingen am Rhein wieder Schunkellieder, auch dem Uhu fährt's "Ritzambaa" dann in die Glieder,wenn er beschwingt in die Festburg enteilt.Kunst und Humor, auch in Frack und Monokel, Curt Goetz sei genannt, er war Sohn dieser Stadt. Heut' hebt man in "Määnz" and're Leut' auf den Sockel,den "Glosserich" oder den "Fuchse Jockel", (sagt man "stattdessen" oder "anstatt"?)Gar lang schon haust Uhu im Mainzer Gemäuer: / Moguntia - schlaraffisches Kleinod am Rhein! Mal graust's uns, mal ist er uns unendlich teuer,denn jedesmals gibt's hier am Thron mächtig Feuer, reiten „Glosserich“ und seine Burgmannen ein. 65. Einweihung der Gutenberg-Burg am 1. im Lethemond a.u. 128(Thema: "Ich grüß Dich wieder - zu - teure Halle . . !")Vom Kranz der Zinnen krachen Böller, / geblendet ist das Augenlicht. Im Festglanz strahlen Burg und Söller, / die Recken stehen dicht bei dicht. So grüß ich wieder dich, o Halle, / die du uns Freunden teuer bist, auf daß Moguntias Lob erschalle, / an diesem Ort, zu jeder Frist. Nun endlich ward die Burg bezogen, / vorüber ist des Wartens Last. Der Uhu sei euch stets gewogen / und bleibe euer Dauergast! Die "Orbaha" will mit euch sippen, / in steter Freundschaft - allezeyttund noch so manchen mit euch kippen, / in hertzlichster Verbundenheit. Wir dachten: Leute, welche bauen, / und sei's auch nur, sie bauen um, beschleicht im Portemonaie oft Grauen, / weil Ebbe herrscht und Vakuum. Auch irritiert das "zu" in Klammern, / das "zu" vom Meistersingerlied. "ZU" teure Halle klingt nach Jammern, / nach Rhizinus für das Gemüt! Wie dem auch sei, du Reych am Rheine, / du stolzer Hort, Schlaraffias Zier! In diesem Umschlag stecken Scheine, / die bleiben hier als Souvenir. Vor dem Konkurs soll'n sie euch retten, / vor Schande, Pleite und vor Spott; vor Pranger, Schuldturm und vor Ketten, / vielleicht sogar vor dem - - Schafott!

66. Anläßlich eines Turneys in der Moguntia (Vertrauen - Dank - Geborgenheit unter den Fittichen Uhus)Versammelt sind im hohen Saal / zum Fest der frohen Spiele illustre Scharen allzumal, / gekommen sind gar viele! Rhein, Main und Spessart - welch ein Klang! / Die Schwerter sollen hallen. Auf zum Turney mit Tatendrang, / der Sieg, er winke - allen!Wir streben nicht nach Geld und Gold, / der Beifall soll uns lohnen! Was schert uns güld'ner Ketten Sold: / Wir nehmen auch - Zitronen.Wir machen alles l'art pour l'art, / tun's um der Sache willen, und nachher woll'n wir an der Bar / vereint die Grillen - killen.Das Thema ist gewiß nicht leicht, / erfordert Reflexionen.Doch sind wir alle gut geeicht, und keiner will sich - schonen.Den Schweiß der Edlen war es wert, / nicht einer ward zuschanden,das Reych Moguntia sei geehrt, / weil Pate es gestanden.

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Stell ich mir nun das Dreigestirn / des Themas recht vor's Auge,dann geht sogleich mir durch das Hirn, / was es für mich wohl tauge.Vertrauen, Dank, Geborgenheit und tugendsames Streben gewinnen an Bedeutsamkeit, weil knapp im heut'gen Leben.Für mich seh ich da kein Problem, ich bin in einem Bunde, wo man noch Traditionen pflegt, wo nichts geht vor die - Hunde.Bei uns dankt jeder jedem froh, laut branden Beifallswogen, hier schätzt man Witz und das Bonmot im Sippungs-Bilderbogen.Ein Geben ist's und Nehmen auch, hinauf und wieder runter, der Mann am Thron spricht aus dem Bauch, so sind wir allzeyttt munter.Natürlich ist viel Schmus dabei - und Schaum, wie bei 'ner Torte. Doch hör'n wir gern - trotz Fopperei - den Ernst der rechten Worte.Das Schöne bei Schlaraffen ist: Zu Danken haben alle: das Reych dem Thron, der Thron dem Reych, so stimmt's in jedem Falle.So dank ich dir, und du dankst mir, wir danken alle beide. Der Uhu lächelt fromm dazu und putzt sein Federkleide.Das Zweite war Geborgenheit: Geborgenheit ist wichtig! Denn Ödheit und Geworfensein frustriert die Menschen richtig. Geborgenheit ist selten heut'. Man lebt in teu'ren Kästen und fühlt sich lieber "unbehaust", trotz Villen und Palästen.Ich fühl' mich sehr geborgen hier in diesen schönen Hallen, vertraut sind die Gesichter mir, seh' sie mit Wohlgefallen.Der „Kientje“ und der „Glosserich“, die liegen mir am Herzen. drum fühl ich so geborgen mich, kann jeden Frust verschmerzen.Der „Jour“, der „Gons“, der „Mon Amour“, der „Daggel“ und der „Dachs“, vermitteln mir Geborgenheit, das alles ist kein Flachs.Reimt einer nicht nach Schema Eff, tut trüb-erotisch funzeln, und ich seh' unsern Sprengel-Chef die Augenbrauen runzeln:Schlararaffen hört! Wie heimelig wird mir's ums Herz dabei! 'S ist mehr als nur Geborgenheit: - Das macht mich richtig "high"!Wenn ich an die Statuten denk, an's Sippungsritual: Wohin ich auch mein Stinkroß lenk, ist dabei ganz egal:Als Uhus Diener und Vasall grüát man mich mit Bravour, denn unser Spiel läuft überall nach gleicher Prozedur.Profanes schalt' ich alsbald ab, fühl' leicht mich fast wie Watte, erlöst - ein wenig alltags-schlapp: O Sippungs-Hängematte!Das macht, weil ich bekannt hier bin, Bekanntes schafft Vertrauen. Da hätt' ich nun Punkt drei im Sinn, den woll'n wir jetzt beschauen.Vertraut sein, wie bereits gesagt, bringt letztlich auch Vertrauen. Wer heimisch ist, ist nie verzagt, kann auf die Freundschaft bauen.In dieser Kuschel - Muschelei, da löffeln alle Ritter und Junker ihren Hirsebrei, im Spiel mit Tand und Flitter.Wer überdies 'ne Burg - wie ihr - so herrlich kann erbauen, Schlaraffen hört und glaubt es mir! Dem will ich gern vertrauen.Vertrauen in Schlaraffias Bund kommt allsogleich hinzu. In uns'ren Burgen jede Stund begleitet uns Uhu.Zum Schluß vertrau' ich noch ganz fest, daß mit Geschmack und Geist ihr schickt den Richt'gen auf's Podest, wenn ihr mit Ketten schmeißt.

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Nun wirklich Schluß! - Die Zeit, sie drängt. Um's Banner man sich schare. Der Abgesang wird angehängt, schlaraffisch als Fanfare:Dir, treuer Bund, zu jeder Stund' bin mannhaft ich verbunden. Rufst mich voll Kraft zur Partnerschaft, heilst die profanen Wunden!Schenkst Lebensfreude mir und Glück, Geborgenheit, Vertrauen. Gibst stets den Einsatz voll zurück, läßt Wunderwelt mich schauen!Schlaraffisch Leben nimmt mich ein. Der Burgen froh Gewimmel gibt Lebensinhalt - und fürwahr: - ein kleines Stückchen - Himmel! 67. Pfeffernuß und MandelkernOb Pfeffernuß, ob Mandelkern, / nach Mainz zieht jeder Ritter gern. - Mein Glas drum will ich heben, / das "Doppelrad" soll leben! Die Römerstadt am Knie des Rheins: / Mogun-ti-a-cum, später "Mainz"genoß hier auf german'scher Flur / schon früh die römische Kultur.Doch will bewundernd ich euch melden, / daß manche tapf'ren Tiberheldenauch vice versa Mainzer Gaben / gelernt und übernommen haben.Noch heut' erinnert man sich gern / bei Pfeffernuß und Mandelkern,wie die Besatzungsmacht voll Lust / nahm Mainzer Kleingebäck zur Brust,besonders scharf stets auf's Versuchen / von Pfeffernüssen oder -kuchen. Vom Mainzer Weihnachts-Nuß-Gebäck / aß Cäsar selbst das meiste weg. Ob Zimtstern oder Schoko-Nuß, / ob mit ob ohne Zuckerguß,es rutscht in seinen Magen, / denn er konnt' viel vertragen!Er sah zwar meistens mickrig aus, / doch wenn's mal Plätzchen gab im Haus,und man hat's nicht verschwiegen, / war er nicht satt zu kriegen. Germanicus hat wenig Glück, / ihm blieb nur selten was zurück.So nahm er sich mit Grollen / ein Stück vom Weihnachtsstollen. Calpurnia, Cäsars Schätzchen, / bevorzugt Butterplätzchen. Der superschlaue Cicero / entführt' 'ne Schachtel mit auf's Klo. Agrippas Leib-Eunuchen / verschlangen Honigkuchen. Und selbst der alte Tacitus / nascht Mainzer Spekulatius. Nur Cäsars Konkubinen, / die pickten Sultaninen. Augustus Octavian, der griff zum Marzipan. Und abseits der Tiberius / benagte einen Negerkuß. An Agrippinas Titte / klebt eine Mandelschnitte! Pompejus, diesem Gecken, / dem blieb ein Zahn drin stecken. Da rief die Messalina: / Sind denn noch >Mon Chérie< da? Vom Stab die Centurionen, / die warfen mit Makronen. Xanthippe, ohne Brille, / buk Kipfel aus Vanille. Die Mainzer Stadt-Hetären, / die durften sie verzehren. Caligula, der Schlingel, / stibitzte Butterkringel. Und selbst der schlimme Nero / nahm Küßchen von Ferrero. Bei Schoko-Kugeln >Nougat-Rum< / da schmolz sein Herostratentum, und seine Mordgier-Flause, / die heilte >Lila Pause<! In Mainzer Katakomben / gab's Kirsch- und Arrakbomben. Der strenge Marc Aurel / guckt philosophisch scheel. So konnt bei all den Süßigkeiten / die Kur nicht ohne Folgen bleiben.Manch Lagerstatt war abends spät / mit Krümel-Resten übersät,und unruhig wälzt sich der Senat / in Zimt, gemischt mit Zitronat,

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konnt' kaum am nächsten Morgen / das Staatsgeschäft besorgen! Der ält're Cato kam in Rage, / hielt Schmalzgebäck für Sabotage, wie beim "Tornado" oder "Leo" / und schrie sein "Ceterum censeo . . !" 2000 Jahre jetzt danach / wird's ruchbar und kommt an den Tag!Und "Soko" kann nun endlich stellen / die röm'schen Weihnachts-Kriminellen!Die Spuren sind gesichert schon / und führen stracks zum Mainzer Thron.Denn Sabotage und Bestechung, / die gibt es ohne Unterbrechung!Es geht nicht um Sesterzen, / es geht um Schoko-Herzen! Denn Pfeffernuß und Mandelkern, / die aßen schon die Römer gern.Ha'm sie den Plätzchenduft gerochen, / war die Besatzungsmacht bestochen. Spitzenmarken, hoch zu loben, / wer'n in die Toga reingeschoben! Der mammon-schwere Crassus, / der sorgte für den Passus:"v. wg. Cäsar - Spesen" ! / so konnt man's später lesen. So ward mit Weihnachtsgaben / die Kriegsmoral begraben. Man leitete mit Honigseim / den Untergang der Römer ein."Das war vorher nicht usus!" / bekannte später Drusus.Bald fing ohn' langes Fackeln / der Limes an zu wackeln.Durch Pfeffernuß-Gedanken / fing's Weltreich an zu wanken. Und süße Mandelkern-Gerichte / veränderten die Weltgeschichte.Das melden späterhin dann flott, / vereint Plutarch und Herodot. Was die Moderne bringt in Fahrt: / Für die Histor-je hat's längst "Bart".Gebt deshalb acht und merket auf: / Beachtet der Geschichte Lauf: Auch früher gab's am Rhein schon mal: / 'nen Weihnachtsplätzchen-Flick-Skandal!" (2. Fassung) 67. Pfeffernuß und MandelkernOb Pfeffernuß, ob Mandelkern, / nach Mainz zieht jeder Ritter gern. - Mein Glas drum will ich heben, / das "Doppelrad" soll leben! Die Römerstadt am Knie des Rheins: / Mogun-ti-a-cum, später "Mainz"genoß hier auf german'scher Flur / schon früh die römische Kultur.Doch will bewundernd ich euch melden, / daß manche tapf'ren Tiberheldenauch vice versa Mainzer Gaben / gelernt und übernommen haben.Noch heut' erinnert man sich gern / bei Pfeffernuß und Mandelkern,wie die Besatzungsmacht voll Lust / nahm Mainzer Kleingebäck zur Brust,besonders scharf stets auf's Versuchen / von Pfeffernüssen oder -kuchen. Vom Mainzer Weihnachts-Nuß-Gebäck / aß Cäsar selbst das meiste weg. Ob Zimtstern oder Schoko-Nuß, / ob mit ob ohne Zuckerguß,es rutscht in seinen Magen, / denn er konnt' viel vertragen!Er sah zwar meistens mickrig aus, / doch wenn's mal Plätzchen gab im Haus,und man hat's nicht verschwiegen, / war er nicht satt zu kriegen. Germanicus hat wenig Glück, / ihm blieb nur selten was zurück.So nahm er sich mit Grollen / ein Stück vom Weihnachtsstollen. Calpurnia, Cäsars Schätzchen, / bevorzugt Butterplätzchen. Der superschlaue Cicero / entführt' 'ne Schachtel mit auf's Klo. Agrippas Leib-Eunuchen / verschlangen Honigkuchen. Und selbst der alte Tacitus / nascht Mainzer Spekulatius. Nur Cäsars Konkubinen, / die pickten Sultaninen. Augustus Octavian, der griff zum Marzipan. Und abseits der Tiberius / benagte einen Negerkuß.

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An Agrippinas Titte / klebt eine Mandelschnitte! Pompejus, diesem Gecken, / dem blieb ein Zahn drin stecken. Da rief die Messalina: / Sind denn noch >Mon Chérie< da? Vom Stab die Centurionen, / die warfen mit Makronen. Xanthippe, ohne Brille, / buk Kipfel aus Vanille. Die Mainzer Stadt-Hetären, / die durften sie verzehren. Caligula, der Schlingel, / stibitzte Butterkringel. Und selbst der schlimme Nero / nahm Küßchen von Ferrero. Bei Schoko-Kugeln >Nougat-Rum< / da schmolz sein Herostratentum, und seine Mordgier-Flause, / die heilte >Lila Pause<! In Mainzer Katakomben / gab's Kirsch- und Arrakbomben. Der strenge Marc Aurel / guckt philosophisch scheel. So konnt bei all den Süßigkeiten / die Kur nicht ohne Folgen bleiben.Manch Lagerstatt war abends spät / mit Krümel-Resten übersät,und unruhig wälzt sich der Senat / in Zimt, gemischt mit Zitronat, konnt' kaum am nächsten Morgen / das Staatsgeschäft besorgen! Der ält're Cato kam in Rage, / hielt Schmalzgebäck für Sabotage, wie beim "Tornado" oder "Leo" / und schrie sein "Ceterum censeo . . !" 2000 Jahre jetzt danach / wird's ruchbar und kommt an den Tag!Und "Soko" kann nun endlich stellen / die röm'schen Weihnachts-Kriminellen!Die Spuren sind gesichert schon / und führen stracks zum Mainzer Thron.Denn Sabotage und Bestechung, / die gibt es ohne Unterbrechung!Es geht nicht um Sesterzen, / es geht um Schoko-Herzen! Denn Pfeffernuß und Mandelkern, / die aßen schon die Römer gern.Ha'm sie den Plätzchenduft gerochen, / war die Besatzungsmacht bestochen. Spitzenmarken, hoch zu loben, / wer'n in die Toga reingeschoben! Der mammon-schwere Crassus, / der sorgte für den Passus:"v. wg. Cäsar - Spesen" ! / so konnt man's später lesen. So ward mit Weihnachtsgaben / die Kriegsmoral begraben. Man leitete mit Honigseim / den Untergang der Römer ein."Das war vorher nicht usus!" / bekannte später Drusus.Bald fing ohn' langes Fackeln / der Limes an zu wackeln.Durch Pfeffernuß-Gedanken / fing's Weltreich an zu wanken. Und süße Mandelkern-Gerichte / veränderten die Weltgeschichte.Das melden späterhin dann flott, / vereint Plutarch und Herodot. Was die Moderne bringt in Fahrt: / Für die Histor-je hat's längst "Bart".Gebt deshalb acht und merket auf: / Beachtet der Geschichte Lauf: Auch früher gab's am Rhein schon mal: / 'nen Weihnachtsplätzchen-Flick-Skandal!"

68. Moguntias Winterschlußverkauf - Erbwürden fungieren!Obgleich es draußen kalt und kälter, / verlassen Orber ihre Wälder. Man greift zum Portemonaie, dem vollen, / und läßt die Limousinen rollen.. Zum Rhein! Zum Rhein bricht alles auf, / denn dort ist heute Schlußverkauf! Moguntias Thron, bekannt als weise, / verscherbelt seine Jubelgreise.Kleinodien wer'n da präsentiert! / Wer spricht denn da von - ausrangiert?Ich sag euch: "Allerhöchste Güter"! / und keineswegs bloß "Ladenhüter". Als Blickfang, flott und keß drapiert, / und preislich „äußerst reduziert,so steh'n sie, würdig und betreßt / heut' vor uns auf dem Schaupodest.

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Ein Anblick, welcher baß entzückt, / man merkt nicht, daß sie "preisgedrückt". Auch "angestaubt" kann man nicht sagen, / nur daß sie lang "auf Lager" lagen. Zwar „ältlich, doch noch immer groß, / kriegt man sie ohne Zweifel - los! Und daß sie einstmals wirklich "Klasse", / das spürt man dann auch in der Kasse.Noch gut erhalten, nicht marode, / sind sie nicht - out, / nur "aus der Mode". Am Wühltisch, zwischendrin versteckt, / freut jeder sich, der sie entdeckt. Die Damenwelt gar schlägt sich tot, / so günstig deucht dies "Angebot".Besonders heiß umkämpft sind Flitter / von unserm Orber Ehrenritter.Das ist ein Mann, wie jeder weiß, / der manchen Thron bringt aus dem Gleis,der aus dem Stegreif, eloquent, / niemals 'nen guten Geck verpennt.da werden Weiber zu Hyänen / und geh'n sich wütend in die Mähnen. Vom Freud weiß jeder, der ihn kennt, / daß er dies "Fetischismus" nennt. Schad für ihn wär, wenn unbeachtet, / oder gar als "Ramsch" verachtet, er käm zu einer Haremsdame, / als Bauch- und Schleiertanz-Reklame. Erneuert gänzlich für den Schacher / sind Zähne, Brillen, Herzschrittmacher.Alles neu für's Renommeé, / bis oben rauf noch zum Toupet. So kommt herbei aus Mainz und Finten, / nur heut' noch gibt es was zu finden,nur heute könnt ihr sie ersteh'n, / müßt morgen in die Röhre seh'n,dann sind sie wieder unverwandt / beim Uhu im Schlaraffenland. Dort sind sie, und das mein' ich ehrlich, / für Reych und Sassen unentbehrlich;geliebt, geachtet und . . ertragen! / Kein Schlußverkäufer kann es wagen, sie der Moguntia zu entreißen, / weil sie den Laden mit hier schmeißen. Dies war es, was ich sagen wollte! / Gut wär's, wenn keiner mir drob grollte. Die Wirr-Warr-Fechsung hört jetzt auf, / und geht als Schund zum . . Schlußverkauf! 69. Ordensfest - Kling! - Klang! - Gloria!Kling! - Klang! - Gloria!, / Die Spessarträuber, die sind da! Sagen Dank für große Ehre! / Daß Moguntias Glanz sich mehre,sind herbeigeeilt sogleich - sie zu euch ins Hohe Reych: Mit Pauken und Trompeten!Kling! - Klang! - Gloria!, / Der Spessart ist nicht Florida.Bei uns, da gibt's bloß Pampa, / doch selten Ramba-Zamba.Und Ahnen, Tituls, Orden gar, / die sind bei uns im Norden rar, auch Pauken und Trompeten!Kling! - Klang! - Gloria!, / In Mainz jedoch ist's wunderbar! Ein Reych mit Thron und Wanzen / läßt heut' die Puppen tanzen.Schatullen, Truhen, Kästen, / die öffnet man selbst Gästen,mit Pauken und Trompeten!Kling! - Klang! - Gloria!, / Jetzt spiel' ich die >Eroika<!Und weil noch Platz auf meiner Brust, / hab ich auf Tand und Flitter Lust,will nicht in Orb mehr weilen, / zum "Heilig' Geist" hineilen, mit Pauken und Trompeten!Kling! - Klang! - Gloria!, / Ist das hier ein Hallotria!Aufgehäuft in großer Menge / sind Schleifen, Orden, Blechgehänge.Den Inhalt von der Schatzvitrine / wirft man in's Volk mit Gönnermiene,mit Pauken und Trompeten!Kling! - Klang! - Gloria!, / So plündern wir den Reychs-Etat!Schaufelweis' mit Baggern, Schippen / schmeißt man hier Gold auf uns're Rippen.

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Auch Tituls, Orden, Hüte, Tressen / wer'n jedem reichlich zugemessen,mit Pauken und Trompeten!Kling! - Klang! - Gloria!, / Wir scheiden in Concordia!Dank sei gesagt Moguntias Clan, / der heut viel Ehr' uns angetan.Das Hiersein war 'ne große Lust, / drum vielmals Dank aus voller Brust,mit Pauken und Trompeten! Dankadresse an die Moguntia für den Titul „Gautscher“Als "Gautscher" vom Orbaha-Lande / meld' ich mich zum Finale Grande. Wer frisch gegautscht, der wird zuletzt / auf einen nassen Schwamm gesetzt.Natürlich tät ich solches gerne, / doch bin ich leider von euch ferne.Bleib somit hinten leider trocken, / kann ob des Tituls bloß frohlocken. - Dank herzlich für die gute Tat / und für das selt'ne Prädikat. - Heil sei dem Druck und dem Papier, / denn solches nützt zum "Danken" mir.Dies tu ich gleich und ohne Mucken / auf frisch geschöpften Bütten-Drucken. - Glück auf, Moguntia, allemal! / Frisch auf zu einer neuen Wahl! Es grüßt euch vom Orbaha-Strand: / Der "Thumbold" aus dem Chattenland!

70. Die große Kunst der kleinen SchritteIm Reych "Zu den Gyssen" gibt es von Zeit zu Zeit eine "Handkäs'-Sippung", wo der goldene "Stinkadores", angemacht mit Essig und Öl - sowie sehr viel Zwiebeln - (ausnehmend viel Zwiebeln!) - den eingerittenen Sassen dargeboten wird. Eine extreme Glatteis-Situation hatte jedoch bewirkt, daß den etwa 70 angemachten Handkäs'-Portionen nur 16 anwesende Sassen gegenüberstanden. Die folgende Fechsung nimmt darauf Bezug und wurde in der "Moguntia" vorgetragen, wo inzwischen aber das Sippungsthema in "Die große Kunst der kleinen Schritte" umprogrammiert war. Erst am Vortragsabend war das Thema kurzfristig geändert worden. Dennoch entschloß sich der Verfasser, sein "Werk" vorzutragen.Präambel: Schlaraffen hört! Ich sag's euch gleich: / Ich komm aus einem Spessartreych. Ganz unbedeutend liegt's und winzig / ein Stück weit weg vom Tal der Kinzig.Ein Wort wie "Kommunikation", / das kennt kein Mensch, . . und selbst der Thron, der weiß auf sowas keinen Reim. / Wir sind halt hinterm Mond daheim. - Die Sassen, wenig bildungsträchtig, / sind meistens kaum des Lesens mächtig.Wir sind vom zweiten Bildungsweg / und kombinier'n von links nach schräg! Doch arglos sind wir, voll Vertrauen, / wenn wir in's "Vademecum" schauen, daß das, was man vor's Aug uns stellt, / ein Quentchen Wahrheit auch enthält.So wollt' ich heut', kann's nicht bestreiten, / die "Kunst der kleinen Schritte" schreiten, war ahnungslos, daß, was da steht, / in Wahrheit leider stark verdreht! War völlig platt, auch wenn ihr grollt, / daß ich mit euch auf's "Glatteis" sollt'. Doch kann auch dieses mich kaum schrecken, / denn über vier, fünf krumme Ecken hat mein Gedicht, ihr werdet's raffen, - mit Glatteisfolgen was zu schaffen. Und, wenn der Inhalt nicht ganz stimmt / und nur so leidlich hingetrimmt: Bei "Glatteis", eh' ich's Handtuch werfe, / da wird man wohl noch rutsche' "derfe"! Selbst, wenn die Fechsg ziemlich futsch!/Heut' ist hier "Glatteis" auf jetzt rutsch!

"Die große Kunst der kleinen Schritte", / sie führt uns heut' in eure Mitte,

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weil's zu berichten euch mich drängt, / von einem Mann, der eingezwängtin ein Korsett von Konventionen, / die weder ihn noch and're schonen, und wo ihm dann, - trotz starkem Trieb, / am Ende nicht viel Spielraum blieb,weil der Natur "natürlich" Walten / sich ungehemmt konnt kaum entfalten. Durch eig'ne Schuld, durch Schicksals Macht / geriet der Arme - unbedacht - in eine Lage voller Drang, / wo's angst ihm wurde und fast bang, und die, (es wär ihm nicht zu gönnen,) das Leben hätte kosten können. So grübelt er und kann's kaum raffen, / wie er, - (es macht ihm stark zu schaffen,) - im Zwiespalt der Naturgesetze / die Etikette nicht verletze.Zu retten wär er kaum gewesen, / sein Ruf noch heute nicht genesen, wenn ihm verlieh'n wär nicht die Gunst: / der "Kleinen Schritte große Kunst". Ein Ritter war's vom Reych der "Gyssen", / die ab und zu was bieten müssen.Für Würdenträger, Grafen, Sassen, / da wollten sie was springen lassen und luden "Nah & Fern" sich ein / zu Handkäs' und zu Äppelwein. Gesagt, getan, es naht die Nacht, - gar mancher hatt' sich aufgemacht,doch kamen Eis und Schnee und Glätte, - und viele zog's zurück in's Bette.Des Heldenliedes nächste Strophe – verkündet: "Nahe Katastrophe!": Fünfzig Handkäs', sechzehn Ritter! – Die Welt voll Eis, die Lage bitter! Mit Zwiebel, Pfeffer, Öl und Essig, / warn's drei bis vier für jeden - lässig! Man nahm's als Spaß, fühlt' sich geehrt, / hat tapfer Käs' um Käs' verzehrt.Die Zwiebel quält' man auch mit runter, / 's war jedem klar: Die machen munter! Beim Sippungsschlußlied war indessen / der letzte Handkäs' aufgegessen. Man kehrte heim, doch ungeniert / hat man die Folgen . . exportiert!Denn nächsten Tags, (was kommen muß), es kam und brachte viel Verdruß.

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Vermeiden menschlicher Umgebung / war uns'res Ritters Hauptbestrebung.Und als die Nachtung naht alsbald, / ließ Heim und Herd den Ritter . .kalt! ' Mied Burgfrau'nküsse, zart und weich, / weil kleinster Druck schon folgenreich, wollt' Burg und Burgfrau nicht verhunzen, / drum ritt er aus zu den "Mogunzen", mit angehalt’ner Luft zumeist,im Bauch sowohl als auch im Geist.Die Sippungsfolge dort zur Nachtungfolgt literarischer Betrachtung:„Die große Kunst der kleinen Schritte!“das war vom Thema her die Bitte.Und so – trotz innerer Bedenken –Tat man gen Mainz das Stinkroß lenken.Vor deren Burg dann, um halb acht, / da hat's zum ersten Mal gekracht.Hier brauchte er noch nicht zu zucken, / denn der Verkehrslärm tat es schlucken. Die lange Treppe zu bezwingen, / wollt ihm ganz "ohne" . . nicht gelingen! Doch ließ er freien Lauf den Trieben, / er konnt's auf's "Treppenknarren" schieben. Als in die Vorburg er geschlichen, / da war gar manches schon entwichen. Mit Vorsicht dreht er um sich noch: Wie's wohl im Treppenhaus so . . roch? Doch von dem unvorsicht'gen Drehn: / Bautz! blieb da wieder einer stehn! Nun lief er unruhig kreuz und quer, / schlug Haken und trabt' hin und her.Nicht rumzustehen war sein Trachten, / auf "Raumverteilung" galt's zu achten. Ein Ziel beherrscht sein Denken nur, / daß sich verlöre: Duft und Spur. Soll'n andre Sassen nichts notieren, / heißt's klug und weise zu dosieren.Der Anstand heischt und auch die Sitte: / "Die große Kunst der kleinen Schritte!" Als weit're Hürde dann, au wei'! wie kam am Uhu er vorbei?Mit Zartheit und mit viel Distanz, / und voll bewußt der Relevanz,wollt' vor dem Vogel er sich beugen, / um ihm die Ehrfurcht zu bezeugen. Doch statt die Hand vor seine Brust, / er sie nach hinten führen mußt.

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Nichts war von diesem Phänomen im Ritter-Mantel-Schutz zu seh'n.Verloren wäre Malz und Hopfen: / Es galt, den Ausgang zu verstopfen! Schluß-endlich stand er vor dem Thron, wie ein gefüllter Gasballon.Denn aus ihm raus strebt immerzu / noch "Käse-Zwiebel-Duft-Ragout!" Doch unser Ritter, 's war zu hoffen, / war nun nach allen Seiten offen. Im allgemeinen Jubel-Chor sich mancher "Abgang" rasch verlor.Auch hindert "Rittermantel-Weh'n", daß vor dem Thron die Luft blieb steh'n. Bloß Hoheit „Dachs“, (bleibt noch zu sagen), / dem war die Brille stark beschlagen. Doch unser Braver stand inmitten! / Experte nun . . in kleinen Schritten. Macht rhythmisch und in sel'ger Ruh' / mal Backen auf, mal Backen zu!Noch hatte er 'ne Menge drauf, / so nahm die Sippung ihren Lauf. Mal links gebeugt hat er sich leicht, / worauf nach rechts etwas entweicht. Wenn rechtsgewendet spricht der Nette, / dann hebt nach links sich die Rosette. Beim Tamtam-Schlag, in großer Hast, / hätt' beinah' er nicht aufgepaßt. Versäumt wär dann der Einsatzton. / Doch, Uhu Dank, es lief . . synchron! Als man am Ende vieler Worte, / gab's noch gewalt'ge Schlußakkorde.Vermittels großer Rückstoßkraft / gar schnell er dann den Heimweg schafft. Verhütet hatte er mit Charm / durch seinen Ausritt: . . Smog-Alarm. Damit wär Gießen sehr geplagt, / wie oft die Radio-Tante sagt. Auch hat in's Reych er importiert, / wie man sich hilft, wenn's arg pressiert;bracht heim ins Reych blau-gelber Mitte: / "Die große Kunst der kleinen Schritte!" *

71. Moderne Zeytten II: Romanze in "Mull" Schau ich zum Zweck des puren Sehens /

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und nicht behufs des Weltgeschehens ganz arglos und mit leichtem Sinn / auf meine Flimmerkiste hin,werd' Zeuge ich zur Abendstund, / wie man im Schwarzwald wird gesund: Ein großer Bau mit spitzen Gauben, / die einen weiten Blick erlauben und Zimmer mit Balkons davor / in schwarzwald-grünem Filmdekor. Soweit, sogut, denk ich derweil: / Im Schwarzwald ist die Welt noch heil! Doch folg' ich nun dem Handlungsbau, / wird's mir im Magen merklich flau.Doch eh mein Zustand desolat, / ist schon die Medizin parat.Der güt'ge Chefarzt mit Diplom / erkennt sofort das Schmerzsymptom, und eh die Szene sich verwandelt, / ist längst mein Bauchweh abgehandelt.Der güt'ge Halbgott in Person / schwebt schon zum nächsten Fall davon,schneeweiß vom Kinn bis hin zur Sohle / trägt lässig er die Heils-Gloriole. Doch mich bewegt jetzt, kaum genesen, / was denkt ein solches Wunderwesen?Womit beschäftigt sich zumeist / ein echter Professorengeist,wenn er durch Klinikgänge schreitet, / von reichlich Personal begleitet? Fliegt sein Begehr von Anbeginn / vielleicht zu Schwester Christa hin,welche, treu - besorgt und gut / die opferreiche Pflicht hier tut?Oder kratzt an seiner Rinde / die Kollegin Heidelinde,die schon so manches liebe Jahr / nicht nur Gefährtin ihm stets war? Doch selbst dienstliches Bemüh'n / ließ die Liebe nicht recht blühn.So wirkt die Ärztin, zart und treu, / am Bildschirm säuerlich und scheu,wie eine angewelkte Rose, / die grad erwacht aus der Narkose.Der Ätherduft sie noch umzieht, / (denn dies ist ihr Spezialgebiet!)Doch wenn sie seelisch auch mal taumelt, / am Busen 's Stethoskop stets baumelt! Wer vom TV-Instinkt gelenkt / und antizipatorisch denkt,der kann schon jetzt ganz klar erkennen: / Schwester Christa macht das Rennen! Doch ist dieselbe auch nicht frei, / weil dieses Schwarzwald-Allerlei, was jedermann im Fernseh'n merkt, - erotisch die Gefühle stärkt. Der Udo, des Professors Sohn, / als Mann von strammer Kondition; als Mensch noch heftig pubertierend, / (gleichwohl als Arzt schon praktizierend)griff heimlich, / was nicht angebracht, - im Dienst an Christas Schwesterntracht.Doch, vorbestimmt für Meisterhand, / hielt diese - diesmal - grad noch stand, worauf der Udo, zornberauscht, / auf der Station die Pillen tauscht! Der Alt-Chirurg und Übervater / macht aus dem Fall kein Welttheater,weil auf der Hand lag sonnenklar, / daß dieser Tausch ganz harmlos war.Plazebos war'n im Schwesternglas, / sowie zum Abführ'n dies und das!

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(was uns die Frage suggeriert: / Ist's das, womit man hier kuriert ?) Und weil der Playboy und Sexist / erneut auf heißer Fährte ist,denkt der Betrachter . . langsam spleenig! / daß diese Klinik . . wirklich . . klinisch! Es zog der Udo nämlich schnell / die Elke jetzt auf's Bärenfell,die, wie's das Drehbuch nun mal wollte, / hier Schwesterndienste lernen sollte.Nun aber ziert sie Udos Schoß, / recht tracht- sowie auch kittellos!Denn lästig ist der Klinik-Dress / bei solcher Art von Lernprozeß! Oh weh! Nun naht dem Liebesnest / ein Nebenbuhler aus Protest und fährt, von wegen der Moral, / hernieder wie ein Wetterstrahl,schickt Elke und den Udo baden / und die Moral bleibt ohne Schaden. Die Elke nimmt gleich den Berserker, / (wer Muskeln hat, ist eben stärker!)und Udo niemals nun vergißt, / daß Liebe oft auch schmerzlich ist.Und reuevoll wird er begreifen: / "Auch Schwarzwaldschinken müssen reifen"!Des Menschen Seele soll sich hüten / vor Kitsch und Schund und Plattitüden.Ein bißchen konnt' ich noch ausloten, / was klinisch in dem Haus geboten. Ganz kurz gesagt und mit Beeilung: / Ein Schulausflug in Sachen Heilung! Wie Fritz und Lieschen auf Verdacht / beim Doktorspiel sich's ausgedacht.Krebs und Tod und Liebeleien / rollen ab in bunten Reihen. Sterbehilfe - Suicid'(engl.) / als amüsanter Zeitvertreib. Berufsverbot und Seelenschmerz, / das edle Professorenherz! Stirbt der Bauer, schau'n wir zu, / als Kontrapunkt kalbt gleich die Kuh. Und die Lebenszuversicht / treibt uns Tränen in's Gesicht. Es folgt ein rosa Nachwuchsglück, / dann wieder mal ein Gangsterstück! Und wird's dem Klinikchef zu bunt, / pfeift er melodisch nach dem Hund,und kehrt zu unserem Entzücken / der Schwarzwaldklinik mal den Rücken. Als Ärztemuster kriegt sogar / der Schwarzwald-Fan - ganz wunderbar, freihaus und für die geist'ge Brache, / die ganze Mediziner-Sprache! komplett als fachliches Gerüste / (von Abdomen bis zu Zyste!)damit er drüber, dann und wann, / mit seiner Frau auch reden kann. Erfolgreich „operiert“ man auch! / Geschnitten wird in Schweinebauch. Bei 23 Folgestücken / wird es die Schweine nicht entzücken. Nur als beim Bankraub Schüsse knallten, / war's Menschenblut nicht aufzuhalten.Aufruhr im OP gab's glatt, / weil da ein Mörder Vorfahrt hat! Gerechtigkeit sollt' es halt geben, / genauso wie im richt'gen Leben! Doch als der Spezialist dann spricht, / der Wutanfall in nichts zerbricht. Probleme sind da wirklich viel, / in diesem Mini-Horror Spiel:Herz und Schmerz und Lust und Frust, / ohne jeden Ehrverlust;

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führt unbefangen hier Regie / die Entertainment-Industrie, und treibt vermittels Angst und Scherz / mit Krankheit und Entsetzen Scherz.Denn wie sich hier die Bilder fügen, / ist Kranksein wahrlich ein Vergnügen.Und aus dem Schwarzwaldklinik-Ruhm / erwächst dann bald ein Krankheitsboom. Man drängt von draußen, Tag und Nacht, / kein Hospital wird zugemacht. Ein jeder mit 'nem Zipperlein / möcht in 'ne Schwarzwaldklinik rein:Einmal beim Herrn Professor stehn, / den Udo und die Schwestern sehn. Die ganze Atmosphäre eben, / wer möcht' sie nicht mal miterleben? Da gibt's, wie sollt's denn anders sein: / Traumschiff, nur auf Krankenschein! Den Kopf bei diesem Massendrängen / läßt nur die Ulla Schmitt noch hängen.Ihr ganzer Kostendämpfungs-Laden / geht durch die Einschaltquoten baden. Es wird ihr Zahlenwerk zur Null, / durch die Romanze, ganz in Mull! Eh wir den Schwarzwald frequentieren, / laßt uns zum Schluß noch resumieren: Wem's noch nicht schlecht und noch nicht flau, / bei dieser Schwarzwald-Monster-Schau, wer noch nicht schreit nach Therapie / ob dieser Heilkunst-Parodie;wem der Geschmacksnerv nicht getötet, / der Zugang zum Gehirn verlötet,wer noch nicht blöd und schizophren, / soll "Schwarzwaldklinik" weitersehn! Doch hab ich leider nicht bedacht, / daß hier auch Vorsicht angebracht:In's Näpfchen tritt man da im Nu, / Vielleicht . . am Ende .. schaust . . auch . . DU ? Antwort von Minister Dr. Norbert Blüm, Bonn:Hab Dank, mein lieber Bernhard Schulze, für Reime auf die Klinik-Schnulze,die uns jetzt regelmäßig zeigt, / wie man beim Heilen auch noch freit.Indes, und das ist mein Verdruß, / zeigt dieser Fernseh-„Hoch“-Genuß,nie wer es zahlt, nie die Finanzen / nur Leute, Landschaft, Herzens-Chancen.Doch dieses Thema treibt mich um, / weil nicht nur Arzt und Klinikum,auch Pharmazie und Zahnprothesen / am Heilprozeß so gut genesen.Obwohl zugleich, man weiß es schon, / die Gesundheitskostenexplosion,uns arge Schmerzen muß bereiten, / was niemand ernstlich kann bestreiten.Ich frage mich, ja muß es sein, / daß - und zwar auf Krankenschein,stes, wenn wir Schmerz + Weh bekämpfen, / wir alles - nur nicht Kosten dämpfen?Am End’, ich sag’s mit Unbehagen, / ging’s wirklich allen an den Kragen:Sind auch in Zukunft die Bilanzen rot, / ist das System bald mausetot.Patienten, Ärzte, Krankenschwestern, / sie sehnen sich dann wohl nach gestern.Zukünftig soll’s wie früher werden, / bei Zipperlein und Leibsbeschwerden:Dagegen gibt’s den Krankenschein, / doch der muß auch bezahlbar sein!Mit freundlichen Grüßen Ihr Norbert Blüm, Bonn, 9.Dez.1985

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72. Moderne Zeytten III : "Schöne Neue Welt!"Vor noch nicht allzu langer Zeit, /

als draußen Wald und Feld verschneit,lief unruhig ich durch alle Räume, / mir war, als ob ich was versäume.

Geist und Gemüt war'n aus den Angeln, /an irgend-was tat es mir mangeln.

Daß was Bestimmtes ich verfehle, / bedrückte ständig meine Seele.

Bis eines Tags die Burgfrau sagte, / der mein Verhalten nicht behagte:

"Mein Freund, ich spüre deinen Kummer, /der dich bedrückt bis in den Schlummer.

Im Schlaf sprichst du die ganze Zeitvon RAM + ROM, von BIT + BYTE,

von KEYBOARD, SCREEN und INTERFACE, /von PRINTER, PLOTTER und so'm Käs'.

Du phantasierst mir in die Ohren /von CHIPS und MIKRO-PROZESSOREN.

Von HARD-WARE träumst du gern und oft, /doch sonst ist alles weit're - SOFT.

Dein NETZADAPTER ist sehr mager, /und auch im OUTPUT - nichts auf Lager!

So mangelt's gänzlich an ROUTINE /für meine MOTHER-BOARD-PLATINE.

Mein CPU, - der schaltet quick: /Dein JOYSTICK, - Freund, - der hat 'nen Knick.

Dein MASTER-TAPE ist wie ein Faden, /sonst wär dein SPEICHER - aufgeladen.Auch zeigt schon lang’ dein MONITOR /

nur MONO-CHROMEN MODUS vor.Zwar gibst du an - und machst viel Terror, /

doch praktisch heißt’s nur: - SYNTAX - ERROR.Ja, hör, mein Freund, es macht mich krank: /

Du meidest meine DATENBANKund hast, - was mir nicht angenehm, /

kein' Bock auf mein BETRIEBS-SYSTEM!Denk nicht, - ich stell mich unter'n Scheffel: /

Dein BASIC hat 'nen LOWEN LEVEL.Mein DATEN-INPUT ist sensibel, /

DEIN LAUFWERK aber - COMPATIBEL.Und wirst du nicht bei INTEL fromm, /

verschwinde ich auf CD-ROM.Du hast, weil dir's am FEED-BACK mangelt, /

ein fremdes GO-SUB dir geangelt.Und was hier schlapp im ARBEITS-SPEICHER, /

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ist außerhaus - beträchtlich reicher.Erhält dein FLOPPY dann Signal, / wirkt's auf den CURSOR optimal

und Du checkst CODES für die DISKETTEN /sowohl bei Blonden wie Brünetten,

kannst FORTRAN, - COBOL, - PASCAL wählen, /auf MULTI-PLEXEN STRICH-KANÄLEN.Auch mal ein Rotschopf als RECEIVER /macht deinen TRANSFER - intensiver.

World-Wide-Web - ist die moderne WelleUnd nicht daheim - die „Home-Schnitt-Stelle!“

Mit einem Wort: Du brauchst, mein Guter, /jetzt endlich einen HOME-COMPUTER.Denn hast du PENTIUM erst im Haus, /kriegst du mehr POWER auf die MAUS !Was du im FREMDBETRIEB erreicht, /

wird dann auf's HOME-PROGRAMM geeicht. -Und ist's in WINDOWS erst geglättet, /man sich - im MODEM - besser bettet.

Die neue ONE-STEP-FORMATIERUNG /mit PARAMETER-STRING-DOSIERUNG

wird dem ZENTRAL-PROZESSOR frommen /und dem BINÄR-SYSTEM bekommen.

Die MESSAGE hab ich cool vernommen, /doch ist sie schließlich angekommen. -

Jetzt lüft' ich nur noch EINEN Spenzer /und schalte auf FREQUENZ - BEGRENZER.

Und SCANNE ON-LINE optimal /mit LASER oder TINTENSTRAHL.

Mit dem DISPLAY im TRACK-BETRIEB /hab' ich den HOME-COMPUTER liebund operier’ ohn' Ruh' und Rasten /

bei Tag und Nacht - an seinen TASTEN,denk' dabei selten oder nie / an BOOTEN und an RAUBKOPIE,

üb' nur gekonnt mit SUB-ROUTINE /am JOYSTICK für die HOME-PLATINE.Wenn ihr's MENUE nun habt gewichtet, /das ich ADVANCED für euch gedichtet,so hoff' ich doch, ihr bleibt gewogen, /dem, der so faustdick euch belogen.

Denn, was als Wahrheit ihr gewittert, /ist nur als Trugschluß - euch TRANSMITTERT.

Und wenn Beachtung ihr mir schenkt, /so hoff' ich doch, daß ihr auch . . DENKT!

Wo ist die Frau, die solches macht; /- beim WORT "Computer" - nicht laut . . lacht!

Die Arme soll noch - nach Jahrzehnten, /die sich wie's böse Jahr hindehnten,

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soll brav, - voll Unschuld, - ohne Zagen /"Mein lieber Freund!" noch zu euch sagen?

Solch' Story, die hat dergestalt /kaum viel Wahrscheinlichkeitsgehalt.

Das Wort: "Mein lieber, guter Freund! . . " /gehört ins Reich, wo man noch träumt.

Ein Wort vielleicht von H.Courths-Mahler, /doch nichts für schlichte Steuerzahler.

Wo ist sie, - die ganz unverzagt -auch heut noch "FREUND!" zu euch wohl sagt?

Die Frau, die zärtlich spricht: "Mein Guter, /du brauchst bestimmt 'nen Home-Computer!",

die ernstlich sagt und tut's auch meinen:"Ach bitte, - bitte - kauf dir einen!

'Nen Nixdorf, Vobis undsoweiter, / der sei von nun an dein Begleiter!

Lauf endlich hin und zück' das Geld: / Computer sind die >Neue Welt<!

'Nen Roboter für Haus und Heim, / dann geh ich gern auf deinen Leim!"Wär die Geschichte nicht erlogen, / wär sie bestimmt sehr überzogen.

Wie's weitergeht? - fragt ihr versonnen, /nun, weiter sind wir nicht gekommen!Zwar kam in's Haus ein nagelneuer /

Comfort-Computer, - schick und teuer -.Brav wird zu Haus das Feld beackert /

und nie im Fremd-programm GEHACKERT.Die Tasten bin ich stark gewohnt, /

doch frag ich mich, ob 's sich gelohnt!Gedenk voll Sehnsucht, - wenn auch satt, - /

der Zeit, als ich noch keinen hatt'. - - -Die Story - hoff' ich - hat erfrischt, /

doch hoff' ich auch: - Ihr glaubt sie nicht !!!

E. Sommerherrlichkeit Allein, doch immer dienstbereit, regiert die Sommerherrlichkeit !(Im Sommer, da passiert nicht viel! / Da ruht zur Gänze unser Spiel. Schlaraffen, Sassen, Uhu-Kenner / verwandeln sich in Biedermänner;sind bloß profane Zivilisten / und "rück-gemendelte" Statisten. Wer in der Winterung stets laut, / der liegt bequem auf fauler Haut. Doch diese lange Wartezeit / verkürzt die "Sommerherrlichkeit"! Mit Angeboten von Kultur / belebt sie Reych und Konjunktur,boxt ein Programm durch die Instanzen / und läßt aktiv die Puppen tanzen. Die Burgfrau, die sonst darben muß, / erfährt den seltenen Genuß

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und darf beim "In-die-Ferne-reiten" / den Burgherrn endlich mal begleiten, ein Umstand, den sie mit Erbeben / nur einmal jährlich kann erleben. Als mich es traf, ging's mit Getön / zu einem Ausflug in die Rhön. Des Weit'ren gab es Melodien / im Burggemäuer: Thema - "Wien"!(Und der Verfasser sah beklommen: / Selbst Arborelli war gekommen! )

73. Vorstellung und ProgrammMit Ehrfurcht schaut zu mir empor! / Als Herrlichkeit stell ich mich vor.Doch werde euch das Herz nicht bang: / Ich bleib’ nur einen Sommer langund stelle, so wie jedes Jahr, / im Reych der einz'ge Wechsel dar.Die guten Posten, wie bekannt, / sind alle hier in fester Hand;sind, weil das Reych so gut dressiert, / stets von den gleichen abonniert.So will im Kurort ich, dem kleinen, / als Revoluzzer nicht erscheinen.Will auch nicht stör'n der Sassen Kreise, / gar mancher ruht hier, sanft und leise;die Ob'ern machen's viel zu gut; / da sinkt den Kleinen rasch der Mut. Orbaha, uhu-weit bekannt, / geschätzt, geehrt und oft genannt,eilt weiter durch die Jahrung fort, / mit gleicher Führungs-Crew an Bord! 'Ne Sommerherrlichkeit hat's gut! / Sie herrscht allein und absolut!Kein Dreigestirn ist mehr am Thron: / kein „Biberschwanz“, - kein „Edisohn“! Und auch nicht „Bunas“ schmunzelnde Pupille / blickt milde durch die Goldrandbrille.Auch Hofgesinde: Sklaven, Schranzen, / verschlingen nicht mehr die Finanzen:Nicht Marschall und nicht Kantzel-lare, / nicht Willekumm und nicht Fanfare,kein Junkermeister, Tamtam-Schläger, / Dolch- und Schwert- und Bannerträger stören uns're Sommerruh'! - / Nur eine Sommerherrlichkeit . . LuLu! . . die als grüner Spessartscheich / sagt, wo's lang geht hier im Reych! Drum heißt es jetzt auch ab sofort: / Nur einer führt das große Wort. Einem nur das Privileg, / euch zu führ'n auf rechtem Weg. Einer lenkt das Steuer nur: / Endlich wieder . . . Diktatur!Gläubig nur Vertrauen schenken, / und dabei nicht selber denken,so steht sie auf die große Zeit, / für die totale Herrlichkeit,die euch jetzt klug und weise leitet / und den Horizont auch weitet! Drum merkt jetzt auf und hört gut zu: / Hier folgt das Sommerungsprogramm! Lulu! 74. Vorüberlegungen und Visionen für eine Programmgestaltung Der Frühling bringt uns manche Lust! / Doch schön ist's auch noch im August! - Ob Wonnemond, ob Erntemond, / Schlaraffen sind es so gewohntund reiten aus mit ganzem Troß, / vom Keller bis zum Dachgeschoß! Die Burgfrau schnüre fesch das Mieder, / der Burgherr öle seine Glieder!Man putze raus und mache fein: / die Knappen und die Burgfräulein!Der Burgschreck selbst, wenn's euch gelüstet, / wird abgestaubt und aufgerüstet!Auch Opas, Omas sind willkommen / und werden gerne mitgenommen.Wer welche hat, die munter, krekel, / bring, außer Kindern; auch noch . . Kegel!Es wärmt das Herz und tut so gut, / fällt unser Aug' auf junges Blut. So reitet in den Sommer heute: / die muntere Schlaraffenmeute! Wo's hingeht, war zunächst die Frage, / sie wuchs sich aus zur Sommerplage.Zuerst, da reifte die Idee: / Wir fahren raus zum Baggersee,wo jeder ganz nach Herzenslust / streift ab des Alltags Last und Frust.Doch, kann man wirklich dies verkraften? / Und vor allem: Wer soll haften?

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Wird er vielleicht im Sommer keß: / der Hohe Thron, weil ohne Streß ? „Edisohn“ trüg' Badehosen, / stellt' Badenixen Diagnosen, blickt' glutvoll durch die Taucherbrille / tief in schmachtende Pupille.„Biberschwanz“ als Sonnengott, / löffelt' Himbeereis-Kompott,umringt von reichem Damenflor / käm' er sich wie Gott Amor vor. „Buna“ gar, recht knapp und kurz, / träte auf im Lendenschurz, stünde Pose wie ein Pfau / als Ein-Mann-Body-Building-Schau.Lächelnd wie ein Philosoph / hielt einer auch auf >sächsisch< Hof und ruht' auf schwülen Polstern gar, / der Lothar, unser „Drahtcula“! Die Gruppe Brachttal, immer besser! / ließ' das Surfbrett ins Gewässer und balancieretn aufrecht, munter / den See hinauf und wieder runter. In einem schwarzen Gummifloß, / mit schwarzen Segeln - riesengroß! trieb auf dem See, ihr ahnt es schon: / Die ganze Orber Stadtfraktion!Packte dann ein Sturm das Boot, / und es käm dadurch in Not, tät gar in den Grund sich bohren, / wär die Badestadt verloren. Doch die unheilvolle Wende / wäre auch des „Thumbolds“ Ende:Lang verdächtig ist er schon / als Bad Sodener Spion!Darum hält er lieber gern / euch von Bagger-Seen fernund preist an als wunderschön / ein Gebirge namens Rhön,wo einstmals keltische Barbaren, / aber nie - Schlaraffen waren. Dorthin, dorthin . . woll'n heut wir ziehn / und den Orber Alltag fliehn!Doch mit meiner Dichterei / sei's für's erste jetzt vorbei.Zu viel lyrisches Getöse / fährt den Hörern ins Gekröse,und die Verse-schmiederei / rauscht am Ohr dann bloß vorbei! Wodurch mancher, still und fein, / nickt schon auf der Hinfahrt ein. Drum, wenn wir in die Rhön jetzt eilen, / woll'n wir in Prosa dort verweilen! . . .

75. Begrüßung der Fahrtteilnehmer im BusMit Bedenken, nur geduldet, / und weil's die Obrigkeit verschuldet,begrüßen wir, / wenn auch beklommen, / euch alle, die hierhergekommen, um nun, vereint für ein paar Stunden, / die Rhön-Gefilde zu erkunden.Die Burgfrau'n, der Schlaraffen Zier, / insunderheit begrüßen wir.Auch manchen Freund und Nachbar-Sassen / ein Extra-Gruß sei hinterlassen, von einem, welcher notgedrungen, / hier reden soll mit Engelszungen. - Nicht Wortgewalt von „Edisohn“, / nicht „Biberschwanz“ gibt an den Ton, auch „Buna“ nicht, der sehr profund / geht stets den Sachen auf den Grund.Man hat's, und wird drob gleich erblassen, / dem Ritter „Thumbold“ überlassen,der nun alsbald, so will mir scheinen, / mit äußerst flachen Billigreimen und Stichelversen sonder Zahl / die Fahrt gestalten wird zur Qual. Prüft, ob dieselbe sich noch lohnt, / denn keiner bleibt davon verschont,und zwar auf Grund von Bandkonserven, / die Geist belästigen und Nerven,Am Schluß jedoch wird nicht gegrollt! / Bedenkt, ihr habt es so gewollt!Gebeten wird, ich muß drauf dringen, / nicht aus dem Bus hinauszuspringen. Auch dies zu sagen bleibt mir Pflicht: / "Mit faulen Eiern werfet nicht! Sie wer'n gebraucht an vielen Stellen, / um Frisch-Ei-Nudeln herzustellen."Bleibt mir zu wünschen noch euch allen / ein bißchen Spaß und Wohlgefallen. Der Wettergott in seinem Walten / mag gnädig sich zu uns verhalten!

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Der Uhu soll die Schwingen heben / und unser Fahrer . . . Vollgas geben!

76. RhönfahrtSeid gegrüßt in diesem Bus, / der jetzt zur Rhön hin-fahren muß.Dieselbe ist kein Kassenschlager, / die Beteiligung recht mager.Doch näher ist sie ohne Zweifel / als Taunus, Hundsrück oder Eifel;als Alpen, Habichtswald, Vogesen / und was so sonst noch wär gewesen. Froh darob und ohne Bocken / macht das Reych sich auf die Socken.Reiten auch nicht viele mit: / Always make the best of it! Lunten- und Luntettenduft / schwängern kaum im Bus die Luft. So bleibt auch unser Fahrer fit: / Alwys make the best of it! Keiner sich heut drängeln muß. / Und wenn's mehr kost' dann zum Schlußfahr'n wir halt auf Defizit: / Always make the best of it! Eau de Toilett' von hohem Range / entströmt des „Biberschwanzes“ Wange.Alle schnuppern kräftig mit: / Always make the best of it! Spricht „Edisohn“, des Reyches Rhetor, / sind alle Sassen so wie eh' Ohr.Ist auch nicht alles Dynamit: / Always make the best of it! Des „Taxatus“ schlechte Witze / dringen laut bis vor zur Spitze;und wir alle hören mit: / Always make the best of it! Ein Gruß dem Gast mit viel Gebrause, / der hinter Ascheberg zu Hause. Der „Hermes“ ist heut Favorit: / Always make the best of it! Daß unser Fähnlein heut so klein, ist auch aus andern Gründen fein. Auf den Toiletten herrscht >Transit<. - Always make the best of it! Bestellt man hungrig was zu futtern, / dann kommt rasch - so wie bei Muttern:Schnitzel, Ketchup und Pomm-Fritt' : / Always make the best of it! Aufgrund von Eigenbrötelei / blieb die Rhön. . . schlaraffen-frei,hat selbst Amati kein' Kredit: / Always make the best of it!. Sehr keltisch war hier das Gemäuer, / drum ist die Rhön dem „Buna“ teuer.Nimmt sich ' ne Kelten-Mumie mit: / Always make the best of it! Für Lyrik ist die Rhön zu rauh, / denkt sich der „Menilaos“ schlau.Drum fahr ich nur . . . zum Essen mit: / Always make the best of it! Frau Helmuth ginge gern mal aus, / doch er saß immer nur zu Haus.Seit er Schlaraffe . . , ist man quitt: / Always make the best of it! Der „Wirr-Duell“, der „Wirr-Duell“ / ist nicht nur am Computer schnell.Tat input-output gut versteh'n. - Was rauskam, ist im Bus zu seh'n!Dafür kriegt er den Pour l'Meritt’: / Always make the best of it! Weil in Italien bloß bekannt, / ist in der Rhön er "un'er kann't“.Norddeutsch dazu das Kolorit: / Always make the best of it! Die Orber Kurstadt, sie bleibt jung, / auch ohne Flurbereinigung.Ist auch das Wetter manchmal "shitt": / Always make the best of it! Selten fragt nach dem Verbleib / der Schlaraff' von seinem Weib.Doch heut neh'm wir die Burgfrau'n mit: / Always make the best of it! Nun hoff' ich noch, ihr bleibt gewogen, / dem, der gedichtet - auch gelogen.Und, gebt ihm nicht noch einen Tritt: / He tried to make the best of it!

77. E p i l o gErreicht - das Orber Häusermeer! / Der Bauch gefüllt, die Glieder - schwer!Zur Heimburg möchte man enteilen, / nicht länger mehr im Bus verweilen;

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und rasch - so'n Ausritt grenzt an Schuften - auf's Klo und dann ins Bett verduften. Drum guten Heimritt wünscht euch allen! / Indem er hofft, es hat gefallen,grüßt euch, nun ziemlich lastbefreit: / Des Reyches . . "Sommerherrlichkeit"!

78. Am Angelteich: Rt. Knösels Wiegfenfest1. im Lenzmond a. U. 139An einem schönen Sonntag, - am ersten Tag des März,da regen sich die Pulse, - da hämmert froh das Herz.Da gilt es sich zu sputen, - der Gaumen freue sich:Am Angelteich bei Hanau - da ruft man uns zu TischSchlaraffen sind geladen - Sie schwingen sich auf’s Roß,am Hinterteil die Burgfrau - denn vorne sitzt der Boß.Dem Ritt jedoch enthoben - sind Thumbold und sein WeibSie wurden aufgeladenen - aus Lust und Zeitvertreibvon unserm „Bonsai“-Ritter - des Burgfrau - optimal,und der hierher geritten - vom Land, wo gestern Wahl (Niedersachsen)Und da er wollt’ vermeiden - das Sieges- Bacchanal,drum hat es ihn gezogen - zu uns ins Kinzig-Tal.Im Fond des neuen Stinkroß’ - da fühlten wir uns wohl.Wir dachten nicht an Oskar, an Gerhard - oder Kohl! Beruhigt haben wir genossen - vier Türen, Stern und Lack,die Wurzelholz-Paneele - und auch den Aufprall-Sack.Der Anlaß für die Fuhre - war „Knösels“ Wiegenfestder Glückspilz wird erst 60 - WIR - nagen schon am Rest.Doch weil wir langsam kauen, - ist’s uns darob nicht bang.Mit unsern falschen Zähnen, - da kauen wir noch lang. DIE hatten viel zu tuen, - denn köstlich war das Mahl.Die Angel-Club-Gesellschaft, - die kochte ganz feudal.Dem „Knösel“ und den seinen - gilt drum ein großer Dank.Sein Qualm at’m ich jetzt lieber - hier auf der Nachbar-bank.Die Herrlichkeit vom Throne - sie sprach phänomenal.Sie kennt sich aus mit Fischen - vom Hecht bis hin zum Aal.Der „Knösel“ ward befördert - zum großen, schlanken Lachs,sein Ego ward gestreichelt, - er schmolz dahin wie Wachs.Als Edelfisch , ganz rosa - und unter Cellophan so schwimmt er nun ab heute - auf seiner Lebensbahn.Auch hat er schon ‘nen Enkel - mit einer süßen Schnut.Dazu noch eine Tochter, - die tät auch mir sehr gut.Gut ist es uns gegangen - am schönen Angelteich.Drum will ich jetzt mal enden - mein Karnevals-Geseich.Den letzten Streusel-Kuchen - den zieh’ ich mir noch rein.Gedenk auch „Biberschwanzens“ - mit einem Gläschen Wein.Selbst einen Kuß von Luzie, - den durft’ ich noch kassier’n,kann nachts nun wieder träumen - und brauch’ nicht mehr zu frier’n!* * *79. Wenn ich's recht deute und beseh’, steckt - "WIEN" - randvoll - von "Wien-Klischees"! ( Ein Wien-Abend in der Martinsburg )

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>Wiener Blut und Wien-Ambiente, auch`s "Duli - öh”" als Komponente.Kunst - Musik am allermeisten, / schlägt allzu gern man auf den Leisten!(Ein zeitgenössischer Wiener - Andrée Heller - soll gesagt haben, Berlin sei das beste Wien, das er kenne!)

>Beschimpfung, Häme und bloß Schmäh / paßt nicht in unser Wien-Portrait!Selbst mit Berliner Ehefrau / und selbst "Berlin-Fan" wird's mir flau.<Ein echtes Klischee hingegen ist, daß Wiener besonders charmannt und liebenswürdig seien. Das mag mit dem sympathischen und weichen Tonfall des Wiener Dialektes zusammenhängen, hinter dem sich aber nicht selten ein ranzender, räsonierender, nörglerisch-pessimistischer und im Grundton überheblicher Wiener Charakterzug verbirgt, was natürlich auch wiederum eine klischeehafte Abstempelung ist. Ein bißchen doppelbödig, diese Stadt und ihre Menschen:

Ost- als auch westwärts stets gewandt, / als Hauptstadt manchmal überspannt, war dieser Schmelzpunkt folgerichtig: / k. u. k. und mehrgesichtig.<

Paradox wird's schlaraffisch und mit Blick auf den heutigen Abend:Ein Spessart-Reych, das mit Begeisterung LuLu-Praga! singt, macht einen Wiener Abend zu einer Zeit, da der in jedem Wiener Lied gepriesene Wein weltweit auf der Abschußliste steht:

>Ob Wein du trinkst, ob Traubensaft, / mit Frostschutz lebst du dauerhaft!Die Leber findet's zwar gemein, / doch friert dir nie der Kühler ein! Drum, bleibt die Heizung ungenützt: / Ein Trinker ist - glykolgeschützt!<

Kehren wir also lieber zum Klischee zurück! - Da wäre noch die wienerische Wurstigkeit zu nennen, die öffentlich zur Schau getragene - pessimistische - Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber, die "glücklich-ist,-wer-vergiß - Mentalität", die zum Gutteil das "Goldene Wiener Herz" ausmacht. "Mir is olles äääins, ob i a Göld hob, oder a käääins!" läßt Canetti einen Hausierer rufen, der Hosenträger in die Menge verschleudert. - Also, wenn eh alles gäääich is, die Welt a Ringelspül, dann klinken wir uns hier halt ein und fechsen über alle Klischees hinweg. - Auch schwache Geistesblitze werden zu musikalischen Paraphrasen, wenn sie in ein Reimkostüm gesteckt werden:

>Das Wiener Herz, stets liberal, / vergoldet sei's . . trotz Weinskandal! - Wenn auch der Rebensaft verschrien, / gesund sind Wiener Melodien.Und weil Musik nicht schaden kann, / so stimmen trotzig wir jetzt an: "Es muß ein Stück vom Himmel sein, / Wien und der Wein!" - Da hab ich nur ganz kurz gelacht, / weil das ein and'rer auch gedacht,der, weil er keinen Bock auf Wien / kam über München nach Berlin. - Und nach zwölf Jahren dann, o Graus, / da sah Berlin ganz anders aus! Man richte nur die Augenmerke / auf jene tollen Feuerwerke, die diese beiden Hauptdarsteller: - der Adolf und der Andrée Heller in Feuerzauber-Super-Pracht / von Wien her nach Berlin gebracht.

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Glaubt ja nicht, daß zu dem Behufe / ich jemals noch " Heil Heller" rufe!

80. WIEN bleibt WIEN ! (musikalischer, bebildert. Spaziergang)Nachdem die Sommerung vergangen, / woll'n in der Burg wir euch empfangen. Erklingen sollen Melodien! / Das Motto lautet: Wien bleibt Wien! Die Wienerstadt mit ihrem Charm / beschwingt das Herz und macht es warm. Weil auch schlaraffisch weltbekannt, / von uns Vindobona genannt, woll'n wir zuvor das Glas erheben: / Ehé, - das Donau-reych soll leben! Einst in Europa - Metropole!, / umgibt Wien heut' die Aureole, allgegenwärtig und stets nah, / vll einst'ger Pracht und Patina,verkündet mit Melancholie / den Untergang der Monarchie. Die Stadt dort in den Donauauen, / sie war einst prächtig anzuschauen.Voll Geist, Geschichte und Kultur, / voll Herz, voll Charm und voll . . Amour!Leichtgeschürzte Wäschermadel / und die jungen Herrn vom Adel!Walzertakt und Lippen-Schweigen, / Schnitzler, Roth, man kennt den Reigen.Durcheinander geht gar viel: / Schön ist so ein Ringelspiel!Auf und ab des Lebens Reise, / immer nach der gleichen Weise. Dekadenz und Altersschwäche! / Resignierte zahl'n die Zeche! Im Fiaker dann durch's Ziel: / Schön ist so ein Ringelspiel!So steigt und fällt des Daseins Flut, / Alltagsfreuden, Wiener Blut,Praterseligkeit am Stück, / ein jeder hat Talent zum Glück!Wer vornehm, kennt in Wien das >Sacher<, / wer nicht, das Fräulein Mutzenbacher.Und über allem schwebt ein weiser, / greisenhafter, milder Kaiser,der, wenn er die Zeit mal hatt', / tastet nach der Hand der Schratt.Schon dringt leiser Moderduft / aus der Kapuzinergruft.Vergangen eh schon allzuviel, / schön ist so ein Ringelspiel!Soweit ein kurzer erster Blick / hier auf die Stadt und ihr Geschick! Doch wird zum Treffen dieser Nacht / vor allem heut' Musik gemacht, wozu's Orchester, hoch zu preisen, / gar herzlich wir willkommen heißen.Denn täten diese nicht längst harren, / müßt ich noch weiter euch hier narren.Doch, was zuviel ist, ist zuviel! / Drum aus jetzt mit dem Ringelspiel!WIEN und MUSIK, da wird mir's eigen, / da kann ich doch noch nicht ganz schweigenund folge so mit Eleganz / dem Vorbild eines Biberschwanz. Musik und Wien, da hört man's singen, / Walzertakt und Geigenklingen.Drum gönnt mir bitte noch 'nen Blick / auf's Thema: Wien und die Musik! Wie schon gesagt : Musikkultur / hat hier in Wien stets Konjunktur.Der deutsche Anteil, immerhin, / der "Weltmusik", der stammt aus Wien.Gluck, Haydn, Mozart, - selbst Beethoven / hat sich von Bonn hierherverloofen.Wagner, Schubert, Bruckner, Brahms, / und immer noch kein Ende nahm's! Schönberg, Webern, Alban Berg, / dazu noch mancher 12-Ton-Zwerg!Selbst ein Gustav Mahler / war Wiener Steuerzahler!Die Operette kam groß raus, / mit Kalman, Léhar, Johann Strauß.Und wollte man mal gammeln, / dann gab's in Grinzing . . Schrammeln!Ans Pult sich stürzten mit viel Zahn: / der Nikisch und der Schneiderhahn. Es folgten drauf, nicht minder schön: / der Clemens Krauß, der Karli Böhm.Des Münchner "Richards" große Schau, / mit seinem Ochs von Lerchenau.Ein wenig stiller momentan, / bei dem Exil von Karajan. Wenn Wiener Klassik auch stagniert, / die Wiener Kleinkunst noch brilliert.

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Als nämlich Tonfilm-Musik kam, / war Wiener Genre - einprägsam!Hans Moser, Forst und Theo Lingen, / Walzertraum und Dienstmann-Singen. Wo früher das Dreimäderlhaus, / war dann der "Dritte Mann" zu Haus,und durch's Kloakengitter / drang Anton Karraschs Zither,kam schrill auf volle Touren, / - für härtere Naturen! Heut' spielt man meistens, ausverkauft, / ein Musical, das "Cats" getauftund wirft den Mimen Kränze / auf ihre Katzenschwänze.Und es besingt, gar sehnsuchtsschwer, / begleitet von 'nem Katzenheer,bis daß der neue Tag erwacht - an einem Ort die Katzennacht,wo früher Lotte Lehmann war, - die Milster'sche Angelika! - Ansonsten ist's in Wien recht stille, / für Rock und Beat gibt's noch 'ne Rille.Auch ist schon längst die Küche kalt / beim Hendl-Jahn im . . Wienerwald!Man zehrt von dem, was einstmals war, / und denkt: Sic transit gloria . .! Berühmt jedoch noch überall: / Einmal im Jahr . . der Opernball!Und wirkt auch manches etwas fad: / Man debutiert, man macht mal Staat.Organza, Spitzen, Krepp und Tüll: . . ! / Schön ist so a Ringelspüll! - Spielt auf drum, ihr Geigen, / ihr Schrammeln erklingt!Sie sollen euch zeigen, / wie's "wienerisch" klingt!Klappt auf eu're Kasten, nützt fleißig die Zeit! / Haut rein in die Tasten, jetzt ist es soweit!Es lebe die Donau, der Steffel, der Wein! Und in's Lob dieser Stadt stimmt gar froh mit uns ein! Wenn im Prater das Rad dreht im Kreis sich dazu, / . . Ja, da kann ich verduften: Eh‚ und Lulu!

81. Zwischendurch: Sendboten - Sendwischs und GratululusAus Berlin . . . Der Mensch vergißt den Spessart bald / an Havel, Spree, im Grunewald.Nur Gratu-LuLus aus der Ferne / empfängt er dankbar, froh und gerne.Weil er darüber hoch erfreut, / schickt er Euch Dankesgrüße heut'und wünscht trotz Sturm und Frühjahrsregen / Euch munt'res Ostereier-Legen.Packt Eu'rer Burgfrau zu dem Fest / die Ostereier froh in's Nest!

Ein Gruß aus jener tollen Stadt, / die wieder uns umfangen hat,die stets uns neu den Atem nimmt, / die Seele hoch und heiter stimmt. Kunst, Ku'damm und dazu Kultur / sind eine herrliche Mixtur.Am schönsten Platz (Victoria-Luise) hier in der Näh', / und gar nicht weit vom KaDeWe!So lassen wir's uns wohl hier sein, / weit weg von Schule und Latein.Für Gratu-LuLus, mir zur Ehr, / bedank ich mich von Herzen sehr.Ein dreifach Hoch mit Reychsfanfare / dem neuen Super-Kantzellare! Mit Veilchen, Primeln und Jasmin / grüßt Euch der Thumbold aus Berlin, sowie graziös, nach altem Brauch: / . . . Die Burgfrau - auch!

Aus Südtirol . . . Orbaha grüßen wir beizeiten, / die Sassen und die Herrlichkeiten, weil hier die Post, man kennt die List, / ab Neujahr wieder teurer ist.Die schönen südtirol'schen Gauen / tut's Wetter heuer ganz versauen:Schnee, Graupel, Nebel und viel Regen! / Man kann sich nur im Bett bewegen. Und dies geschieht, wie jeder weiß, / mit Sechzig nicht mehr ganz so heiß. Weil zwiefach von Natur beschränkt, / bleibt bloß, daß man an Euch noch denktund wie so schön das Sippen war! / Drum seid gegrüßt: Ehé‚. . . Neujahr!

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Aus dem Pustertal . . . Schlaraffen hört! Jetzt wird es wahr: / Der Thumbold ruft: Ehé‚ Neujahr! - Und wünscht den Sassen und den Chefs / noch viele schöne Uhu-Treffs. - In Südtirol gibt's blauen Himmel, / und auf den Almen Kuh-Gebimmel. Doch manchmal liegt auch Schnee herum, / dann gucken Küh' und Ochsen dumm.Viel Rindvieh rutscht in großer Zahl / auf Brettern dann vom Berg in's Tal.Und abends in dem Hüttendunst / hebt's Saufen an und auch die Brunst.So läuft er ab, ganz ohne Kohl, / der Urlaub hier in Südtirol!In Eile drum grüßt Euch geschwinde: / Der Thumbold und sein Burggesinde.

Seppl-Hosen-Kur! . . . Weil Euer Gruß sehr erbaut, / geb ich gleich wieder Laut!Bad Wiessee macht Spaß, / die Zenzi schleppt's Maß.Der Masseur schikaniert, / der Kurarzt kassiert.Nah am Po klatscht der Schlamm, / den die Bayern so ha'm.Hier am See, lau und grün, / viele Kurschatten blüh'n (von 70 an aufwärts)Massig Klunker-behängt / (Nicht für geschenkt!) - Nur die Badefrau'n schnucklig / und die Bergrücken bucklig.30 Mann spielen auf / im Orchester zuhauf.weil der Ort massig Moos, / und die Spielbank so groß.Voller Neid ich verkünd': / Auf der Alm gibt's VIEL Sünd'! Doch für mich heißt die Chose: / Leider Arthrose! Und das bringt mich zum Toben, / weil die Alm zu weit oben.So bei Fuß brav ich bleib / Tag und Nacht bei mei'm Weib,und wir singen Gestanz'l / von der Zenz' und vom Franz'l,vom Fechsen befreit: / (die Schlaraffen sind weit.)Mit Ehé‚ und Juchu!: / Ein sackrisch Lulu!

Pott-pur-ri . . . Die Pilger-, Knappen-, Junkerzeit / durchliefen in Gemeinsamkeitund sozusagen Hand in Hand / am "Fahrnmerhin" sei'm Gängelband in Freundschaft und in Sympathie: / der Thumbold und der Pott-pur-rie,bis uns, bevor er sich verdrückte, / der "Knautsch" mit einer Rüstung schmückte,um, ohne drüber nachzudenken, / dem Reych als "Ritter" uns zu schenken. - Gar manche Jahrung ist vergangen, / seit wir den Ritterschlag empfangen. Doch während "Pott" zu aller frommen / im Reych zu Ehren ist gekommen, wär es ein arges Mißverstehen, / mich als Geschenk hier anzusehen.Doch mit 'nem Pott-pur-ri im Reych, / vergißt das "Schwarze Schaf" man gleich.Was auf dem Thron ein "Edisohn", / ist für den Bauch . . . mein Kompagnon! Er sorgt für uns mit Quell und Lethe, / mit Gulaschsuppe und Pastete.Er mehrt den Reychsschatz, sorgt für's Wohl, / für Atzung und für Alkoholund kann die Burgfrau'n dirigieren, / daß sie die schönsten Brote schmieren.Mein Freund, ich sag's mit stolzer Miene, / ist Ober-Chef de la Cuisine! - Auch hält er hoch als Veteran / die Wuppertaler Schwebebahn.Noch immer schwebt sie jedenfalls, / noch steht die "Minna Knallenfalls",die, reichlich derb, doch auch sehr lieb / in Wuppertal ihr Wesen trieb. - Der Pott-pur-rie, ich sag' es gleich, / ist sehr beliebt im Orber Reych,weil er, trotz mancher Altersplage, / (was ich nur ungern heut' hier sage),doch voll Humor zu jeder Frist / und allzeytt guter Laune ist.

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Er hält mental sich in der Schwebe, / trinkt lieber Weizenbier statt Rebe und dämpft den Krach, den er verschmäht, / durch leichtes Dreh'n am Hörgerät, läßt so den Ton ganz leis entschwinden, / wenn droben "DIE" kein Ende finden,schaut nur genüßlich und diskret, / wie auf und ab das "Mundwerk" geht. - Du Redeschwall der Herrlichkeit, / wie bist du fern, wie bist du weit!Die Technik bringt ihm Hör-Distanz / zu "Edisohn" und "Biberschwanz". - Am Ende dann, welch ein Genuß! / Kiefernstillstand! - Sippungsschluß! - Als Kellermeister, wohlbestallt, / wird Pott-pur-rie heut' "achtzig" alt. - Nimm diesen Glückwunsch und dann fahre / fröhlich weiter durch die Jahre. - Mög' im auf und ab der Zeiten / uns're Freundschaft Dich begleiten.Gesundheit ebenso wie Frieden / sei'n hienieden Dir beschieden. Für's weit're Leben Sonnenlicht / wünscht herzlich Thumbold, per Gedicht - und schattenfreie Lebensbahn / sowie schlaraffischen Elan. - Ein Leben, frei von Zipperlein, / begleite Dich jahraus, jahrein,daß Uhu Dir noch lang erhält / die "laute" und die "leise" Welt,und er möge ferner walten, / daß Du beliebig sie kannst schalten,je nachdem, wie auf dem Thron / trifft die Herrlichkeit den Ton.

In eigener Sache . . . Geburtstag ist ein schönes Fest! / Wie fühlt man sich geschmeichelt!Gerührt erklimmt man das Podest, / das "ego" wird gestreichelt.Wie schmeckt heut süß des Lebens Trank! / Wie froh die Pulse klopfen.Die Pillenschachtel bleibt im Schrank / und auch die bitt'ren Tropfen. - Zwar zweimal SEX (66) sind reichlich viel / für einen alten Knacker! (Was einstmals leichtes Liebesziel, / bleibt heute nur Gegacker.) - Und dennoch wird mir froh und leicht / (beim Griff zur Rotweinflasche)Wenn auch die Verse reichlich seicht, / noch glimmt es in der Asche! - So zieh' ich denn heut' dann und wann, / zum Zwecke der Poussage, das treue Weib als Talisman / an meine Trikotage.Und fei're ziemlich liebestoll, / (bald blühen die Akazien),den großen Tag gar freudenvoll / im Kreise weit'rer Grazien.Ja, Ihr hört richtig, seid ganz Ohr, / wer angibt, der hat's nötig!Heut' steht mir zu ein Damen-"Flor"! / (Wenn ich dran denk, erröt' ich). - Für Euch bleibt da nur rascher Dank / für freundliches Gedenken, und laßt zum Abschied frei und frank / den Hut vor Euch mich schwenken! Bald naht auch Euer Wiegenfest, / dann sollt Ihr mein gedenken,dann kommt für Euch auch jener Test / mit "Kuß" und "Tassen-Schwenken!"

Stadtorganist, Magistrat und noch viel mehr . . . Heut morgen traf mich fast der Schlag! / Die Zeitung bracht' es an den Tag, - und über'n Rücken kroch ein Schauer: / "65" - Cimbelhauer! Hochgeehrt von Stadt und Land / und auch vom Ärzte-Dachverband,Medaille gar von "Richard Hammer", / doch nichts vom Thumbold, - welch ein Jammer!Weil überlastet - ungekohlt, / sei's nun postalisch nachgeholt: - Ich wünsche herzlichst per Gedicht / für's weit're Leben - Sonnenlicht und schattenfreie Lebensbahn, / sowie schlaraffischen Elan, den richt'gen Ton stets für Musik / und daß das Kurbad ORB - publik!Auch wünsche ich jahraus, jahrein / ein Leben, frei von Zipperlein,

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und seid Ihr leid die Orber Fluren: / In Soden kann man auch gut kuren!

Vielliebe Burgfrau! . . . Ein bißchen Rost kann nur beweisen, / daß äußerlich der Kerl aus Eisen. - Im Innern aber ist er Gold, / sonst hättet Ihr ihn nicht gewollt. - Da Gold das edelste Metall / und gern gesehen überall,seh' ich zum Ausspruch mich bewogen: / "Ihr habt das Große Los gezogen!" - Drum haltet gut ihn und in Ehren, / beim Streicheln wird er sich nicht wehren; nehmt öfter ihn mal in den Arm, / sorgt, daß die Füße ihm gut warm, daß stets was Gutes auch im Topf / und krault ihm sonntags mal den Kopf! - Seid immer lieb und nett und hold, / denn wie gesagt:. . . Er ist aus Gold!

Einem lieben Freund! . . . Raketen stürmen himmelwärts, / Geburtstagsglocken klingen. - Schlaraffengruß mit Hand und Herz / woll'n in die Burg wir bringen.Der heut'ge Tag, ein Jubeltag, / soll im Gedächtnis bleiben,dieweil mit Uhus Flügelschlag / viel Gutes wir Dir schreiben! - Gesundheit mag am Anfang steh'n / der Wünsche, die wir senden.Für Leib und Seele Wohlergeh'n / mög Dir der Uhu spenden!Der Lebensfreude helles Licht / soll sich hinzugesellenund Dir mit Glück und Zuversicht / den Daseinsweg erhellen! - Auch edlen Tropfen nie entsag', / die durch die Kehle rinnen, denn sie vergolden manchen Tag / und Deiner Heimburg Zinnen! - Das Glück der holden Zweisamkeit, / noch lang bleib's Euch erhalten,an jedem Tag, zu jeder Zeit, / das möge Uhu walten! - Und nun zum Schluß noch Sippungsspaß / in den Schlaraffen-Kreisen:Den Uhu ohne Unterlaß, / Lulu, - den woll'n wir preisen!

Ein "Siebziger" beschreibt einen "Achtziger" . . . Der Schmollis will, - 's ist kaum zu fassen, / den "Achtzigsten" heut' feiern lassen. Gestern stand noch vorn die "Sieben", / doch nichts davon ist mehr geblieben.Ab heute lautet der Befund: / Sein Alter ist jetzt vorne rund! - Mit Achtzig hat man nun vielleicht / 'nen hö'hern Reifegrad erreicht und unvershn's, - zum eig'nen Frommen / an Lebensweisheit zugenommen. Drum ruft die ganze Orbaha: / "Dem lieben Schmollis ein Hurra!" Die runde "Acht", sie ist ein Ziel, / ist das Befinden noch stabil!Natürlich gibt's im Alter Tee-chen / und Pillen, Kräuter für Wehwehchen - ich sag's pauschal nur und im Ganzen, / (uns allen zwickt und drückt der Ranzen): Bleib dennoch froh und unverzagt: / Dafür bist Du jetzt "hochbetagt"! - Solang der Kopf noch heil und oben / bleibt um uns rum noch viel zu loben. - Drum ruft die ganze Orbaha: / "Dem Hochbetagten ein Hurra!" - Des Morgens früh, nach dem Erwachen, / hat auch ein Achtziger gut lachen:Die Burgfrau Gisela im Haus / streckt liebend ihre Arme aus. Der Kaffeee dampft, die Brötchen duften. / Man kriegt ein Küßchen, muß nicht schuften,faßt um die Hüfte seinen Schatz, / nimmt nicht im Ohrensessel Platz!Man kommt in Schwung, der Blutdruck macht sich, / wer sagt denn da noch was von Achtzig? Die Orbaha ist auch nicht baff, / denn so lebt man nur als Schlaraff'! - Des Weit'ren wäre sie zu nennen, / von allen, die sie näher kennen: die Heimburg, die der Ruhe wegen / idyllisch nah am Park gelegen,

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wo Du inmitten grüner Ranken / kannst täglich neu Erholung tanken und unentwegt als Medizin / Dir Kurluft durch die Nüstern zieh'n,kannst auch das Entenfüttern wählen, / im Orbbach die Forellen zählen.Der Hugo schaut vom Rathaus zu, / die Orbaha, die ruft „Lulu“! - Im kleinen Badeort zu wohnen, / kann sich auf alle Fälle lohnen. Weißt Du nicht recht, was Du sollst schaffen, / dann triffst Du meistens 'nen Schlaraffen.Auch kümmert Dich nicht jeder Frust, / weißt immer, was Du wählen mußt,lebst ungeschoren, abgeklärt, / weil oft die Kleinbahn nicht verkehrt,und Orb dann ganz im Tal verschwindet, / wo keine Seele es mehr findet.Doch die Orbaha sorgt indessen, / daß uhuweit Orb nicht vergessen! Mag das Finanzamt noch so grunzen, / wenn wohlgeordnet die Penunzen,bleibt unser Schmollis guter Dinge, / es gibt noch ein paar Silberlinge, die er beherzt und ohne Mucken, / für Freunde, die begeistert gucken,für deren Gaumen, Schlund und Magen / zum Steigenberger kann hintragen,die dieser, wenn er gut beraten, / zu tollen Speisen kann verbraten.Die Orbaha beim Matinée, / die ruft begeistert dann: Ehé! - Ein Mensch mit Achtzig, ohne Frage / wär' für die Menschheit eine Plage,und zählte, leicht wär's zu beweisen, / zu Müll und Schrott und altem Eisen,erfaßt' ihn nicht, eh' es zu spät, / ein Hauch von Generosität, die ihn bewegt, statt zu vergammeln, / die Freundesschar um sich zu sammeln,die, reich geschmückt, in großer Zahl / erfüllt nun diesen prächt'gen Saal.Die Orbaha, die meistens blank, / die schuldet dafür heißen Dank! Mit Achtzig hat man noch Profil, / ist weder Greis noch ein Fossil.Freund Goethe reimte einst 'ne Zeile / auf seine Art, in Windeseile: "Weite Welt und breites Leben, / lange Jahre redlich Streben,Altes wohlbewahrt mit Treue, / freundlich aufgefaßt das Neue,heit'rer Sinn und reine Zwecke, / also kommt man eine Strecke!" Da stimmt auch die Orbaha zu / und dankt dem Goethe mit Lulu! Nun woll'n wir uns nicht lange zieren, / zum Schluß noch einmal reussieren: Was diese Verse hier umranken, / heißt unsrerseits Dir einfach danken! Wir wünschen froh zu diesem Tage, / daß nichts Dich kümm're oder plage,daß Du in Glück und Wohlergehen / ihn mit der Burgfrau kannst begehen,daß Du von Freunden und Bekannten / und vielen and'ren Gratulanten wirst hoch gelobt, geliebt, geehrt / und Dir nur Gutes widerfährt! Für's Sippen halt' noch lang Dich frisch, / das wünscht heut' die Orbaha sich. Und drückt der Streß Dich mal zu Boden, / dann komm zum Kuren nach . . . Bad Soden!

Dem "Vieledlen" zum 65. . . . Alte Socken, alter Käse / passen nicht zur Polonäse,passen nicht zum Wiegenfest, / sie bewirken nur Protest.Weg drum mit dem Alltagsmief! / heute sind wir positiv!Gilt es doch, mit Jubelweisen / den Vieledlen hoch zu preisen."Fünfundsechzig" hat er drauf / nun in seinem Lebenslauf.Doch man sieht es nicht, beileibe, / schneid't Euch ab drum eine Scheibe!Überall beliebt, bekannt, / sportlich, drahtig, braungebrannt,führt er hier, das weiß ein jeder, / ohne Rast die "heiße" Feder,läßt sie glüh'n tagaus, tagein / für den Orbaha-Verein. Mit allen Freunden, nah und fern, / pflegt er die Verbindung gern.Sendwischs, Bullen, Memoranden / für die "Schwestern", "Mütter", "Tanten",

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stets gefechst im rechten Ton, / je nach Anlaß der Mission,mit R.G.u.H.z. davor / gehen raus aus dem Kontor. - wahrlich, Freunde, wer mit Fleiß / so bemüht zu dienen weiß,auch beim Ausritt in die Ferne / Platz im "Stinkroß" bietet gerne,wer trotz vieler Ehrenhüte / bescheiden bleibt und voller Güte,wer dem Hochmut tapfer trotzt, / nie mit seinen Tituls protzt, wer in Uhus Geist mit Kraft / im ganzen Uhuversum schafft, dem gebührt an solchem Tage / Dank und Ehrung, . . . ohne Frage! So bleibt denn jung, / denkt nicht an's Alter,bleibt uns'res Bundes treuer Walter,"Graf" und "Fürst" im Kreis der Räte, / keinesfalls "Antiquitäte"!Fünfundsechzig sind nicht viel, / gemessen am erstrebten Ziel. Das Alter, prinzipiell betrachtet, / bleibt am besten unbeachtet,denn des Lebens Würfelspiel / bringt noch Chancen, reich und viel. Leben, das ist "Sein", nicht "Haben", / drum nicht zählen, sondern - laben! So gleitet fröhlich durch die Wellen, / laßt das Glück die Segel schwellen! Viel schlaraffischen Elan / für die weit're Lebensbahn! Bei uns: Bescheid'ner Kantzellar, / in Uhus Welt: Ein Super-Star! Wir Sassen vom Orbaha-Stamm, / wir grüáen Euch und stehen stramm, vor unser'm "Reychs-Post-Potentat", / mit Händen an der Hosennaht: Besonders der aus jenem Tal, / der immer auffällt, - höchst fatal!

Der „Zweite im Eismond“, - ein höchst fatales Datum! . . . Dies Klagelied wird kundgetan / von einem armen Untertan, der kummervoll die Hände ringt, / wenn's "Alte Jahr" ein "neues" bringt. Voll rollt noch ab der Weihnachtstrubel, / doch mischt sich Frust schon in den Jubel (der Kopf wird schwer, die Hand wird matt!), / weil "ER" ja bald Geburtstag hat. Es suche sich 'nen bess'ren Tag, / wer's Licht der Welt erblicken mag! Doch Leute gibt's, 's ist nicht zum Lachen, / die sowas gleich nach Neujahr machen.Dies aber kommt, des Zeitpunkts wegen, / für manchen ander'n - ungelegen! Zur Weihnachtszeit gibt's viel Gewetze / und Konsumenten-Rumgehetze.Moderne Menschen auch in Scharen / um Neujahr oft in Urlaub fahren. Deshalb ein Mißgeschick fürwahr / ist jener "Zweite Januar!" Im voraus ringt man sich was ab, / verdrossen - denn die Zeit ist knapp. Man denkt an Berge, Schnee und Schlitten / und muß noch einen „herzlich“ bitten,der, wenn wir längst am Brenner rasten, - in Orb den Brief wirft in den Kasten.Bis Ostern sonst, dies im Vertrauen, / braucht Post aus italien'schen Gauen. Am "Zweiten", weiß man nur genau, / ist man vom "Ersten" her noch blau, ist sich des Katers wohl bewußt / und kriegt auf was Besond'res Lust.Wenn man dann Schnee vom Auto räumt, / fällt heiß ei'm ein, was man versäumt!Denn fern in Orb zur Wiegenfeier / erscheint nun froh die Schar der Geier, nd Buna - Edi mit Bravour / greift hinterrücks an die Montur. Das Kalte Bufett und der Sekt / gar schwarzen Neid in uns erweckt.Man träumt beim Glatteis und im Schnee / von Lachs, Forellen und Filet,die, wenn man selber warm sich klopft, / zu Haus' ein "Rest" nun in sich stopftund loslegt, gleich im neuen Jahr / mit Austern, Schampus, Kaviar,wohl wissend nun beim kräft'gen Prosten, / es handelt sich um "Werbungskosten", die dann als "Weiterbildungs-Spesen" / man dem Finanzamt gibt zu lesen.

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So wird ganz keck und unverdrossen / nun "Ärzte-Edel-Fraß" genossen. Noch nie kam an mich solche Ware, / ich kenn' nur Ärzte-Honorare! Wenn wir dann uns're Spuren zieh'n, / denk ich an "England" und die "Queen",die jedes Jahr, des Volkes wegen, / die Feier "sommerwärts" tut legen,damit die "Kleinen" nicht so frieren, / wenn sie den "Großen" gratulieren. So rat ich jedem, welcher satt / und einen Thron bestiegen hat,er soll das Fest des Fußvolks wegen / flugs in die Sommerung verlegen, soll, wenn der Ruhm ihn hoch getragen, / um Rat bald bei der "Queen" nachfragen, soll kleine Sassen nicht vergrämen / und sich an "IHR" ein Beispiel nähmen!

Zähneknirschende Laudatio:. . . Dennoch möchte ich heute der vielen grandiosen Momente gedenken, die unser Reych dem multimrdialen Sprech- und Redetalalent, ja der WORTGEWALT unseres Großfürsten zu verdanken hat, mit ein paar kleinen Fexungen, die nicht von mir sind:

Du hoher Sendling aus dem Reich des Schönen,mit leisem Wort willst Du gefeiert sein.das laute mag der Alltag übertönen,in deine Welt dringt nichts Gemeines ein.Dein treffend Wort will mit dem Leben uns versöhnen,in deinem Wirkgrund bleibst du ewig dein,und ewig bleibt, was lebt aus deinem Blute:Das zwecklos Schöne als das sinnvoll Gute! AltersmeditationNur ein Herz anrühren, irgendwo in der Welt, nur von außen,ganz leise nur, wie der Nachtwind vom Meer her, wie das plötzliche Gefühl - Mensch zu sein.

Alte Worte retten, in denen Gott noch atmet, den Zerfall vor Augen, die Schande der Gewöhnlichkeit, die entheiligte Sprache!

Ein Vers, darin Wirklichkeit webt, ein Wort, das im Jahre Zweitausend noch keimen kann,eingehüllt in verbrauchte Metapher, vergewelkte Buchstaben, verspielte Zeichen!

TaubenflugLaß Tauben fliegen inmitten des Menschenmeeres,das grau und gefährlich uferlos wogt!Laß fliegen hinaus Wort um Wort, sehnsuchtbeflügelt, botschaftbeladen!Und halte dich hoffend, Antwortsüchtiger, über den Fluten,solange du kannst!

Kehrt keines der Worte dir jemals zurück, frag nicht, ob sie abgestürzt und verschlungenoder am unbekannten Gestade in Sicherheit sind!Verliere dich nicht an unauflösbare Rätsel

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inmitten des Meeres: Laß Tauben fliegen! Phänomenal! . . . Dem großen Mann im kleinen Reych, / dem vielgerühmten Spessart-Scheich: - "Baron", "Graf", "Fürst" und "Excellenz", / der Thron-Rakete von Potenz, dem wahren Herrscher ohne Fehl' / und uns'res Reyches Thronjuwel! Geehrt in Nord, Süd, Ost und West, / er sei zu seinem Wiegenfestbeglückwünscht heut' nebst Eh'gemahl / vom Thumbold aus dem Hirschbachtal. Zu wünschen wär für's weit're Leben, / daß wir noch oft zusammenschwebenim Höhenflug durch's Sternenzelt / in Uhus bunter Flitterwelt, in der Allmutter sanftem Schoß / vergessen Frust und Erdenlos! Ehé! - Lang' mög es uns noch winken / aus Uhus Jungborn frisch zu trinken.Du hast sooo viele Qualitäten, / zählst zu den schönsten Raritäten.So vieles wär da zu benennen: / Dein Charm, Esprit und Witz zu kennen, die Kunst, den "Gold'nen Ball" zu werfen, / (nur selten geht's ei'm auf die Nerven!)Genialer Lenker hier im Spiel! / Kurz: Alles, was an Dir, hat - "Stil"! Wer "göttlich" mit Humor begabt, / mit Freunden freudig gerne labt,wer hintersinnig eloquent / und alle Schliche bestens kennt,auf allen Thronen stets brilliert, / mit einem Mundwerk, das geschmiert,und dies von sich dazu noch weiß, / fühlt wohl sich hier in unser'm Kreis. Er ist bekannt als -"Phänomen!" / (und folglich nicht leicht auszusteh'n.) Des Uhus hold und mächtig Walten / mög' und dies Exemplar - erhalten! Im Reych und in Orbahas Gauen / gibt's Bess'res rundum nicht zu schauen.Es gilt (und damit mein ich's ehrlich!): / Der Mensch ist schlichtweg - unentbehrlich!

Biber-Gesänge . . .! Ihr konntet Euch, das möcht' ich wetten, / der vielen Wünsche kaum noch retten! Mir selber fiel's nicht pünktlich ein, / drum werd' ich halt der Schlußmann sein. Zum Wiegenfeste - schon gehabt - / der Thumbold mit Ehé Euch labt,schreibt hertzlichst hier auf das Papier: / Des Thrones Zierde, . . . das seid Ihr! Wer so gekonnt den Laden schmeißt / und noch viel Charm dazu beweist,verdient gewiß von Zeit zu Zeit / ein Gruß und uns're Dankbarkeit.So sollt gegrüßt Ihr heute sein, / die Burgfrau, die stimmt auch mit ein:Noch manches Jahr voll Ruhm und Glanz / dem ehrenwerten Biberschwanz!. . . Die "Sechzig" ist ein Meilenstein! / Mein Gruß kommt spät, man mag's verzeih'n. Doch hoff' ich sehr, / bin drum nicht bange:die Feiern sind noch heut' im Gange,und Lethe-Humpen zirkulieren, / wenn schon die Ehrenjungfrau'n frieren. Wenn die Girlanden längst erschlaffen, / erklingt noch Jubel der Schlaraffen. Ein Sechziger, ganz ohne Frage, / befindet sich in bester Lage,ist stolz auf sich in Anbetracht, / was seiner Hände Werk vollbracht. Was ihn umgibt, das stimmt ihn heiter, / Familie, Freunde undsoweiter.Im Trock'nen ist das Mammon-Schaf / und nächtens sorgenfrei der Schlaf. Beruflich ist man renommiert / und im Geschäft gut etabliert. Man strotzt vor Tat- und Lebenskraft, / trinkt Lethe nur statt Apfelsaft, erkennt des Lebens Zweck und Ziel, / sucht Tröstung im Schlaraffen-Spiel. Als Mann ist man noch sehr gefragt, / ist von Wehwehchen kaum geplagt, kurzum, man steht als fester "Trumm", / und nichts wirft ei'm so leicht mehr um. So stellt (nach Eugen Roth) sich raus, / man ist ein ganz "famoses Haus",

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dem künftig nur zu wünschen ist, / er nutze dieses Lebens Frist. Seid fröhlich immer stets und fahre / gemächlich durch die weit'ren Jahre. Das Hetzen, Jagen meide der, / der jetzt ein "Über-60-er"! Doch wer, wie Ihr, in uns'ren Reihen / befördert Blühen und Gedeihen,wie kaum ein zweiter hier im Bund, / dem sei ein Lob zu dieser Stund. Der Thron sei fürderhin Euch Lohn, / because the show must - weiter-go-en!

. . . der Architekt, das ist ein Mann, / der vieles weiß und noch mehr kann. Hantiert mit Dächern, Ziegeln, Scheiben, / und weiß, wo uns're Groschen bleiben. Hat frei er, mag er auch nicht pennen, / dann läßt er "Herrlichkeit" sich nennen,lenkt der Schlaraffen munt'res Tun / und läßt die Zunge niemals ruhn. "Erleuchtet" ist er und "erhaben" / und läßt von Sassen zu sich laben, denkt, was sich neckt, das liebt sich, / und nächstes Jahr, / da wird er. . . siebzig!

Butatien + Natrium + Hitze = Buna . . .! Heiß brennt vom Himmel das Gestirn, / lähmt Kraft und Geist in Bauch und Hirn, und aller Kram ist uns verleidet, / der sonst uns trefflich putzt und kleidet.Entblößt von Hosen, Hemden, Socken / vernehmen wir Geburtstagsglocken. Ach ja, 's ist wieder mal so weit: / Das Wiegenfest der Herrlichkeit! Wie gut hat's doch ein Edisohn! / Ihn trifft nie Smog und nie Ozon! Nicht Durst, nicht Schweiß, nicht Hitze-Frust / vermasseln ihm Geburtstags-Lust. Bei Biberschwanzes Wiegen-Feier, / da weh'n nur sanfte Frühlingsschleier.Sie rauschen über Berg und Hügel / und auch im frisch getimmten Flügel. Am Thron der weit're - Dritte Mann - / der ist im Herbst erst wieder dran. Aus alledem man sehen kann: / Der Buna, der ist übel dran,weil er die Zeit er sich erkiest, / wo man im Hitze-Stau zerfließt. Doch gratulieren wir ganz herzlich, / ist auch der Schweißausbruch gar schmerzlich. Wir wünschen Kühlung ihm und Frische / und nur ganz wenig Wespensticheund für die Zukunft ohne Plage / noch viele warme Feiertage. Ehé, Lulu zum Wiegenfeste! / (und viele ausgedörrte Gäste),das wünschen ihm mit froher Miene: Der Thumbold und die Thumboldine. 82. - A B G E S A N G - Der Sommer flieht, das Spiel beginnt, Orbaha-Sassen - wohlgesinnt! die hau'n jetzt auf den Gong! - Drum, hier mein Abschieds-Song!Des Thumbolds Amtszeit geht zu Ende, / denn Gott sei Dank folgt bald die Wende!Und's hebt nun an ein frohes Schaffen / von unsern richtigen Schlaraffen,die längst vor Ungeduld schon schwitzen, - daheim auf harten Stühlen sitzen und, lechzend nach des Thrones Pfühlen, - des Nachts in ihren Betten wühlen. Im Startloch sind sie alle schon: / Der Buna und der Edisohn!Der Biberschwanz in Frack und Weste / studiert vorm Spiegel schon die Geste,vom eig'nen Wortschwall stimuliert - wie er den Einritt . . celebriert! Und selbst Amati, der inzwischen / tat dreimal um den Erdball zischen, fiel ein in einer Rio-Bar, / daß er Orbaha-Kantzel-lar! Der Lothar übt schon Tag für Tag / von früh bis spät den Tamtam-Schlagund macht brutal und gar nicht schüchtern / 'nen Hottentotten-Kral aus Schlüchtern. Ja, selbst im fernen Wächtersbach / bekommt Frau Schribbe Ungemach!

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Ein einz'ges Stäubchen . . meine Güte! / liegt auf des weißen Handschuh's Blüte. Zwei Eimer Wasser mit viel Priel, / die war'n dem Schribbe nicht zuviel!Das Wassergeld muß er nun zahlen, / doch seine Stulpenhandschuh' . . . strahlen!Aufgerüstet die Schlaraffenschar! / Der nächste Winter ist bald da! So gibt es Gründe - vielerlei, / daß Thumbolds Regiment vorbei!Erleichtert dankt er heute allen, / daß es im ganzen hat gefallen. "Sommer"- Herrlichkeit, ihr Lieben, / war sowieso stark übertrieben.Regenschauer und viel Schatten / war alles, was wir dies Jahr' hatten.In Wald und Feld war kaum Verkehr! / Die "Herrlichkeit" war nicht weit her! Ein Lob, da geh'n wir in die Vollen, / woll'n wir der Musizi noch zollen, die heut mit ihrer Töne Pracht / Wien in die Orber Burg gebracht.Macht weiter so! - ruf ich euch zu: / Dem Reychs-Orchester ein LuLu! - Mir selber auch, weil nun vorbei . . / die Sommerherrlichkeiterei!Auf so gut DEUTSCH gibt's keinen Reim, / drum mach ich Schluß . . und ihr . . macht . .heim! - - Jetzt wird der "Dichter" wirklich seicht, / weshalb er seine Segel streicht. Macht's gut für heut', / ihr lieben Leut'! - Ich hoff', es hat euch nicht gereut. Die Fechserei war kunterbunt: / Viel Edles, doch auch noch mehr Schund! Des Schreibers Fleiß wär zwar zu loben, / doch sei der Finger auch erhoben,weil er beim Stoff- und Verse-Kneten / in manchen Fettnapf ist getreten. Die heut'gen Zeiten, entre nous, / die kennen nichts und kein Tabu! So ist es halt, das heut'ge Leben! / Drum m”gt dem Schreiber ihr . . . vergeben! Der Freundschaftsbund als Ideal / bleib Leitstern Euch und Hoffnungsstrahl! Und wenn Ihr wollt, so hebt das Glas / zum Wohl und Heile Orbahas,dem Spessart-Reych, das per Geschichte / Euch "Vetter", "Ziehkind" oder "Nichte"und das, mit Freuden kündet's der Poet, / im Herzen Euch sehr nahe steht!

KassenprüfungJüngst ward geprüft die Kasse, / die Prüfer waren „klasse“!Sie wälzten hin die Seiten schwer / und machten viel vom Prüfen her,addierten manche Posten.

Sie ließen sich erklären, / was das für Summen wärenund machten wie zwei Richter / bedeutende Gesichter,viel Schweiß bedeckte ihre Stirn.

Die Schätze, die gehütet, / die wurden überbrütet.Geblättert wurde hin und her, / man wiegt das Haupt bedeutungsschwer,„versifiziert“ - die Zahlen.

Am Schluß der Prüfungsleiter, / da waren wir gescheiter.Es seufzt erleichtert dann zum Lohn / die ganze Prüfungskommission,Das Werk, es war gelungen.

Die letzte Rechnung war vollbracht! / Der letzte Haken war gemacht!Die Kontenführung: - Schier genial! / Kein Fettfleck drin im Hauptjournal!Rein gar nichts war zu tadeln.

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So hebt denn eure Tassen! - / Dem Meister aller KassenFinanzminister, Geld - Uhu: / Ein dreifach Hoch! - Ehé - LuLu !Kein Mammon-Soll - nur HABEN!Das Reych kann weiterlaben!

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