ueber die wirkung des ozons auf vulcanisirtes kautschuk

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626 XII. Ueber die Wirkung des Oaoris auf eulcani- sirtes Kautschuk; mn Prof. Arthur W. Wright. (American Journ. Ser. III, Vol. IF', p. 29.) zur Sommerzeit ist es oft sehr schwierig, die H oltz'sche Elektromaschine zu bedeutender Wirksamkeit zu bringen oder auch nur langer als einige Minuten darin zu erhalten. Es findet sich, dal's die Ebonit-Stiitzen ihr Isolationsver- mogen in grolbem Maafse verloren haben und in solchem Grade leitend geworden sind, dals sich mehre 2011 ent- fernt von den Orten, wo sie die metallischen Theile tragen, ansehnliche Funken aiis ihnen ziehen und somit den grolsern Theil der Ladung entweichen lassen I). Diels ist gewohn- lich der Fall, wenn die Maschine nach hiiufigem Gebrauch einige Wochen lang in der wiirmeren Jahreszeit unbenutet gestanden hat. Die Oberflache des Ebonits wird hygro- Rkopisch und verdichtet auf sich eine betrschtliche Menge Feuchtigkeit ; zuweilen ist die verdichtete Fliissigkeit so reichlich, dars sie in Tropfen hcrabtraufelt. Nachdem ich einstens bemerkt hatte, dafs diese Fliissig- keit einen sauren Geschmack besars, wurde ich veranlafst, sie naher zu untersnchen, und da faiid ich denn sogleich, dafs sie Schwefelsanre war. Die Gegenwart derselben erklart zu Geniige die mangelbafte Isolation. Aehnliche Niederschlage fanden sich auf den Belrleidurigen zweier Inductionsapparate, nachdeni sic einige Zeit gehraocht worden waren. Da kein schwefelhaltiger Kijrper bei deui Apparat ange- wandt war, so stammte die Schwefelsaure offenbar aus dern Ebonite selbst. Der erste Gedanke war, daQ dasselbe bei dem Prozek der Vulcanisation so stark erhitzt worden, um den Schwefel zu oxydiren; allein da die schweflige Saure, wenn sie gebildet worden, durch die Hitze verjagt eeyn wiirde, so konnte sie schwerlich als die Quelle der Schwefelsaure angesehen werden , zumal die letztere erst 1) Bei feucliter Witterung hahe ich diefs selbst an Glasstiitzen beoh- achtet, die ich Versuchs halber einmal statt der von Ebonit in eiue meiner Maschinen hatte einsetzen lassen. Uehrigens ist das Ebonit, als eiu Artefact, nicht immer von gleicher Beschaffenheit, und der Rhiistler hat drrher wohl darauf zu sehen, dafs er ein von Rissen freies, gut isolirendes Material anwende. Allein selbst das hevte wird, wenn es lange dem Sonnenschein anagesetst ist, entfarbt uud auf der Oberflache leitend. P.

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Page 1: Ueber die Wirkung des Ozons auf vulcanisirtes Kautschuk

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XII. Ueber die Wirkung des Oaoris auf eulcani- sirtes Kautschuk; m n Prof. A r t h u r W. W r i g h t .

(American Journ. Ser. III, Vol. IF', p . 29.)

z u r Sommerzeit ist es oft sehr schwierig, die H oltz'sche Elektromaschine zu bedeutender Wirksamkeit zu bringen oder auch nur langer als einige Minuten darin zu erhalten. Es findet sich, dal's die Ebonit-Stiitzen ihr Isolationsver- mogen in grolbem Maafse verloren haben und in solchem Grade leitend geworden sind, dals sich mehre 2011 ent- fernt von den Orten, wo sie die metallischen Theile tragen, ansehnliche Funken aiis ihnen ziehen und somit den grolsern Theil der Ladung entweichen lassen I). Diels ist gewohn- lich der Fall, wenn die Maschine nach hiiufigem Gebrauch einige Wochen lang in der wiirmeren Jahreszeit unbenutet gestanden hat. Die Oberflache des Ebonits wird hygro- Rkopisch und verdichtet auf sich eine betrschtliche Menge Feuchtigkeit ; zuweilen ist die verdichtete Fliissigkeit so reichlich, dars sie in Tropfen hcrabtraufelt.

Nachdem ich einstens bemerkt hatte, dafs diese Fliissig- keit einen sauren Geschmack besars, wurde ich veranlafst, sie naher zu untersnchen, und da faiid ich denn sogleich, dafs sie Schwefelsanre war. Die Gegenwart derselben erklart zu Geniige die mangelbafte Isolation. Aehnliche Niederschlage fanden sich auf den Belrleidurigen zweier Inductionsapparate, nachdeni sic einige Zeit gehraocht worden waren.

Da kein schwefelhaltiger Kijrper bei deui Apparat ange- wandt war, so stammte die Schwefelsaure offenbar aus dern Ebonite selbst. Der erste Gedanke war, daQ dasselbe bei dem Prozek der Vulcanisation so stark erhitzt worden, um den Schwefel zu oxydiren; allein da die schweflige Saure, wenn sie gebildet worden, durch die Hitze verjagt eeyn wiirde, so konnte sie schwerlich als die Quelle der Schwefelsaure angesehen werden , zumal die letztere erst

1) Bei feucliter Witterung hahe ich diefs selbst an Glasstiitzen beoh- achtet, die ich Versuchs halber einmal statt der von Ebonit in eiue meiner Maschinen hatte einsetzen lassen. Uehrigens ist das Ebonit, als eiu Artefact, nicht immer von gleicher Beschaffenheit, und der Rhiistler hat drrher wohl darauf zu sehen, dafs er ein von Rissen freies, gut isolirendes Material anwende. Allein selbst das hevte wird, wenn es lange dem Sonnenschein anagesetst ist, entfarbt uud auf der Oberflache leitend. P.

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nach dem Gebreuoh der Maschine erschien. Bekanntlich wird das vulcanisirte Kautschuk vom Ozon angegriffen; die gewohnlichen Kautschukrohren, durch welche dasselbe geleitet ist, werden sogar schnell durchbohrt. Am wahr- scheinlichsten schien mir also, dafs die SBure daa Resultat der Einwirkung des Ozons auf das Ebonit sey, und diese Voraiissetzung wurde durch Versuche vollkommea bestatigt.

Am Austrittsrohre des in einem friiheren Aufsatz I) be- schriebenen Ozonisiruiigsapparat befestigte ich das eine Ende einer, wenige 2011 langen Rbhre von wulcanisirtem Kautschuk, nnd schob des andere Ende derselben auf den Hals einer kleinen Waschflasche, die 30 bis 40 CC. Waeser enthielt. Nun wurde Luff langsam durch den Apparat getrieben, die, nachdem sie durch die Elektricitst stark ozonirt worden, blasenformi im Wasser aufstieg. Dieser Procefs wurde anderthalb 8 tunden fortgesetzt und dann gew8hnliche Luft durch den Apparat geleitet, um das darin gebliebene Ozon auszutreiben, und, nach Entfernung der Rohren, die Flasche durch einen Glasstopsel verschlossen. Als ich nach einiger Zeit die Flasche offnete, machte sioh ein unverkeniibarer Geruch nach schwefliger SIiure be- merklich, und das Wasser rbthete Lackmuspapier schnell und stark. Ein Streifen Lackmuspapier so in der Flasche aufgehiingt, dafs er das Wasser nicbt beriihrte, wurde in kirrzer Zeit vollstiindig geriithet , selbst mehre Tage nach &letellung des Experiments. Das Wasser, mit Chlorbarium gepriift , gab einen betrachtlichen krystallinischen Nieder- schlag, der keinen Zweifel an der Gegenwart VOD Schwefel- siiure hinterliefs.

Ein schmaler Streif von einer aiinnen wohl gereinigten und getrockneten Ebonitplatte wurde in die Flasche ge- steckt, in die ziivor das Ozon getrieben worden. Nach kurzer Zeit war es mit einer sauer schmeckenden Feuch- tigkeit bethaut und zeigte dieeelhen Eigenschaften, die fdiher an den Stiitzen der Maschine gefunden warden.

Urn zu ermitteln, oh der Schwefel selbst direct durch Ozon oxydirt werden konne, wurde eine Portion Schwefel- blumen sanft in eine lockere Flocke Baumwolle eingerieben, so dafs sie miiglichst zertheilt waren. Dann wurde die Baumwolle in eine trockene Waschflasche gebracht und letztere durch eind Glasrahre verbunden mit einer zweiten Waschflasche, die etwas Wasser enthielt. Alle Verbin- dungsrohren waren von Glas. Durch diese Flaschen wurde

1) Dieser Aufsatz sol\ nachstene rnitgetheilt werden. P.

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anderthalb Stunden lang Ozon geleitet, aber nach Ablauf dieser Zeit konnte nicht die geringste Spur einer Einwir- kung des Ozons auf den Schwefel entdeckt werden. Diefs war wohl zu erwarten, denn da die Luft oft einen kleinen Ozongehalt besitzt, so miifste der ihr ausgesetzte Schwefel eine langsame Vergnderung unter Gewichtsverlust erleiden, und es scheint nicht, dals man je so etwas beobachtet hatte.

Klar ist, dafs so wie das Ebonit vom Ozon zersetzt wird, der Sauerstoff sich mit dem ausgeschiedenen Schwefel zu schwefliger Saure verbindet, welche unter Beihulfe der atmospharischen Feuchtigkeit durch die fortgesetzte Wir- kung des Ozons in Schwefelsaure verwandelt wird. Die Absorption der atmoRpharischen Feuchtigkeit durch die schweflige Saure verursacht den beobachteten thauahn- lichen Niederschlag.

Der nachtheiligen Wirkung auf die Isolatoren kann ab- geholfen werden, wenn man die Saure mit einer Substanz neutralisirt , die keine hygroskopische Verbindung bildet oder das Isolationsvermogen des Ebonits nicht schwacht. Ich habe gebrannte und kohlensaure Magnesia mit gutem Erfolg angewandt. Ein Wenig einer dieser Substanzen wird auf weiches Tuch oder Gemsleder gestreut, und da- mit dann das Ebonit abgerieben. Der Ueberschufs wird mit feuchtem Tuch entfernt und dann die Oberflache, nach Trocknung, Reinigung und Polirung durch Reiben mit weichem Wollenzeug , sehr schwach mit Schwefelkohlen- stoff befeuchtet. Da das Ebonit von letzterer Substanz angegriffen wird, so muls aber von dieser sorgfaltig nur so vie1 angewandt werden als niithig ist, das Poliren zu erleichtern, ohne die Oberflache zu verletzen. Das Ebonit wird durch diesen Procefs etwas entfarbt, allein die Farbe lgst sich durch Abreiben mit Oel wiederherstellen oder thut es nach einiger Zeit von selbst.

Wahrscheinlich lakt sich noch eine bessere Methode auffinden, allein schon diese giebt gute Resultate. I m vorigen Herbst , als die Elektromaschine einige Monate lang nicht gebraucht worden war, gab sie mit kleinen Flaschen nur Funken von Viertelzoll-Lange. Die Isolatoren waren ganz feucht beschlagen. Als indefs dieser Nieder- schlag durch den beschriebenen Procefs entfernt worden, gab die Maschine Funken von acht bis neun Zoll Lange, wie gew8hnlich.

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A. W. Sohade’s Buchdruckerei (L. Bohade) in Berlin, Btrlleohreiberstr. 4Z