Über die feinere struktur des ovarialeies von aurelia aurita l

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114 Aus dem .-Lnt~tomischenInstitut in Kiel. Uber die feinere Struktur des Ovarialeies von Aurelia aurita L. Von R. Tsukaguchi (Osaka, Japan). Hierzu Tafel :IX. D u e s b e r g (2) hat in einem im letzten .hthre erschienenen, vortrefflichen Referat unter den Gegnern der Plastosomen- oder Chondriosomentheorie folgende drei Hauptparteien unterschiedea: ,,Die Skeptiker, diejenigen, welche die Chondriosomen nicht ftir spezifische Zellorgane, welche yon einer Generation zu der anderen tibermittelt werden, sondern ftir Differenzierungen des Zytoplasma ha.lten, und endlich die Anhanger der Chromidialtheorie yon R. Hertwig undvonGoldschmidt ~(S. 595). DieChromidial- theorie sttitzt sich auf Beobachtungen, welche haupts~tchlich an Protozoen und verschiedenen marinen Evertebraten gewonnen sind. Um zu prfifen, ob letztere Theorie fiir die 3Ietazoen Gtiltigkeit hat und ob, wie besonders friiher vielfach behauptet wurde, Be- ziehungen zwischen Plastosomea und Chromidien vorhanden sind, habe ich die vorliegende kleine Untersuchung am Ovarialei einer Meduse, Aurelia aurita (L.), ausgeftihrt. Die Meduseneier sind in zytologischer Beziehung erst in neuester Zeit durch Retzius und Schaxel studiert worden. R e t ziu s (7) hat Aurelia aurita und Cyanea capillata untersucht. Er schreibt dem Protoplasma der noch ganz kleinen jungen Eier yon Aurelia einen Bau aus strukturlosem, hellem Paramitom mit in demselben eingelagerten Mitomfasern zu, welche in sparsam dicho- tomischer Verastelung das Paramitom durchziehen und hier und da durch das Httmatoxvlin dunkler gefarbte Kbrnchen enthalten ($.40). In etwas grOsseren Eiern bildet dasDeutoplasma aa der einea Seite des Keraes eine gr/3ssere Ansammlung, yon welcher aus es sich in der Gestalt yon gewundenen Balken bis an die Eiperipherie ausbreitet. In den ungef/~hr reifen Eiern enthalt der Zelleib eine grosse Anzahl yon Deutoplasmabalken, welche

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Page 1: Über die feinere Struktur des Ovarialeies von Aurelia aurita L

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Aus dem .-Lnt~tomischen Institut in Kiel.

Uber die feinere Struktur des Ovarialeies von Aurelia aurita L.

Von

R. Tsukaguchi (Osaka, Japan).

Hierzu Tafel :IX.

D u e s b e r g (2) hat in einem im letzten .hthre erschienenen, vortrefflichen Referat unter den Gegnern der Plastosomen- oder Chondriosomentheorie folgende drei Hauptparteien unterschiedea: ,,Die Skeptiker, diejenigen, welche die Chondriosomen nicht ftir spezifische Zellorgane, welche yon einer Generation zu der anderen tibermittelt werden, sondern ftir Differenzierungen des Zytoplasma ha.lten, und endlich die Anhanger der Chromidialtheorie yon R. H e r t w i g u n d v o n G o l d s c h m i d t ~(S. 595). DieChromidial- theorie sttitzt sich auf Beobachtungen, welche haupts~tchlich an Protozoen und verschiedenen marinen Evertebraten gewonnen sind. Um zu prfifen, ob letztere Theorie fiir die 3Ietazoen Gtiltigkeit hat und ob, wie besonders friiher vielfach behauptet wurde, Be- ziehungen zwischen Plastosomea und Chromidien vorhanden sind, habe ich die vorliegende kleine Untersuchung am Ovarialei einer Meduse, Aurelia aurita (L.), ausgeftihrt.

Die Meduseneier sind in zytologischer Beziehung erst in neuester Zeit durch R e t z i u s und S c h a x e l studiert worden. R e t z iu s (7) hat Aurelia aurita und Cyanea capillata untersucht. Er schreibt dem Protoplasma der noch ganz kleinen jungen Eier yon Aurelia einen Bau aus strukturlosem, hellem Paramitom mit in demselben eingelagerten Mitomfasern zu, welche in sparsam dicho- tomischer Verastelung das Paramitom durchziehen und hier und da durch das Httmatoxvlin dunkler gefarbte Kbrnchen enthalten ($.40). In etwas grOsseren Eiern bildet d a s D e u t o p l a s m a aa der einea Seite des Keraes eine gr/3ssere Ansammlung, yon welcher aus es sich in der Gestalt yon gewundenen Balken bis an die Eiperipherie ausbreitet. In den ungef/~hr reifen Eiern enthalt der Zelleib eine grosse Anzahl yon Deutoplasmabalken, welche

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Das Ovarialei yon Am'ella aur i ta L. 115

yon Mitomfasergeflechten umsponnen sind; zwischen diesen Balkeu erkennt man die helle11 Paramitomrvtume. In den Eiern yon Cvanea land R e t z i u s keine eigentliche Balkenanordmlng des Deutoplasma wie in denen yon Aurelia; ,,die Dotterkiigelchen liegen in denen yon Cyanea zwischen den Mitomfasern in zer- streuter Anordnung, nicht zu Balken vereinigt. Die Grundstruktur ist abet prinzipiell derselben :Natur".

S c h a x e l , welcher sich, jede,ffalls frtiher, vorstellte, dass die Plastosomen nichts aaderes seien als eine besondere Art yon Chromatin (Trophochromatin), welches aus dem Kern ausgestossen wird, hat eine grosse 3Ienge mariner Evertebrateueier, vor allem yon Meduseu, Echinodermen, Ascidien usw. zur Uutersuchung herangezogen. Die ganze Reihe seiner Befunde steht in ziemlich guter Ubereinstimmuug und liess ihll seine Lehre der sogenannteu Chromatinemission begr~inden. Von Medusen studierte er Pelagia noctiluca P. et L., Aequorea discus H.. Forskalia contorta L., Agalma rubra V., Carmarina hastata H., Physophora hydrostatica F., BeroO ovata D. C., Eucharis multicornis E. etc. Ich ffihre bier aus seiner ausffihrlichsten Pelagiaarbeit (S) folgendes an: In den Oogonien hat der Zelleib eine feinwabige Struktur und keine Chromidien (Achromasie). Im Kern der jungen Oozyten ordnet sich das Chromatin nach der letzten Oogonienteilung in Faden an~ die an einem Pol konvergieren. ,,An diesem Pol zeigt sich der exzentrische Nukleolus. b-ach Ausdehnung der Chromatinfaden durch den Kernraum kondensieren sic sich im Kernzentrum in chromatischen Nucleolen, yon denen die Zentrifugie des Chromatins wieder ausgeht. Es erfolgt eine diffuse Chromatinemission durcl~ die Kernmembran ~ (S. 178). Nach dem AufhOren der Emission ist das Plasma ,~iber und fiber chromatisiert; es befindet sich im Zustande der Chromasie". ,Die erste Ver~nderung, die in den auf die maximale Chromasie folgenden Stadien zu bemerken ist, kommt in einer auffalligen Tigerung zum Ausdruck, die deutlicher wird, wenn die Dotterbildung beginnt" ($. 179). Da tier Dotter auf Kosten des Plasmachromatins erzeugt wird, findet eine pro- portionale ErschOpfung des letzteren bei der Dotterbildung statt. Die Dotterkugeln entwickeln sich aus ,Dotterspuren ~, die zuerst in den Chromatininseln entstanden sind, dutch Zusammenfliessen, wobei das getigerte Aussehen des Protoplasma allmahlich ver- schwindet. ,,Ira reifen Dotterel", sagt S c h a x e l (S. 181), liegen

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116 1~. T s u k a g u c h i :

die grossen Dotterschollen yon mehr oder weniger rundlicher Form und dazwischen die jetzt st;trker koudensierten Chromatin- reste. Dieses intervitelline Chromatin, mit dem das Reifei das Ovar verlasst, besitzt ganz das Aussehen jener Gebilde, die yon den Autoren als Mitochondrien in der Eizelle beschriebeu wurden ~'.

Das Material, welches m ir fiir meine Untersuchungen diente. wurde Exemplaren yon Aurelia aurita entnommea, welche im Juli und August im Kieler Hafen gefangen wurden. Ich schnitt g a n z kl e in e Sttickchen der Ovariallamellen heraus uad legte sie, nach- dem ich sie yon der Gallertmasse v01lig befreit hatte, in die Fixieruagsflfissigkeiten. AIs solche brauchte ich das A 1 t m a n n sche Osmiumkalibichromatgemisch, die nach B e n d a oder M e v e s modi- fizierte F l e m m i n g s c h e L0sung, Sublimateisessig und andere. Zur Darsteltung der Plastosomea wurden die A l t m a n n s c h e Fuchsia-, die H ei d e n h a i n sche Eisenhamatox.vlin- und die B e n d asche Eisenalizarin-Kristallviolettfarbung aagewaadt ; zur Chromatinfftrbung alkoholische $afraninl0suag nach F 1 e m m i n g, die E h r l i c h - B i o n d i - H e i d e n h a i n s c h e Dreifarbeamischung und Hamalaun nach P. M a y e r und miteinander kontrolliert. Am meisten habe ich die A 1 t m a n n sche Methode benutzt. Die Figurea meiner Tafel siad nach Praparaten gezeichaet, welche mit Hilfe dieser Methode hergestellt wurden, und meine Beschreibung bezieht sich in erster Linie auf diese Praparate.

Die krausenartig gefalteten Ovariallamellen der Aurelia aurita bestehea histologisch aus zwei epithelialen Blattern und einem dazwischea liegendea mehr oder weaiger weiten Raum, fit welchem eine sparliche Menge Gallerte enthaltenist. Das t~ussere (entodermale) Blatt bildet ein gleichm~tssig hohes Epithel yon mehrreihigen Zylinderzellen, wahrend das innere (ektodermale) eine ganz verschieden dicke Zellenschicht mit verschieden grossen Elementea darstellt. Die letztere Schicht ist die Stelle tier Ei- bildung (Keimepithel). Wie C l a u s (1) schon friiher hervorhob, iindet die Bildung der Eier bei Aurelia (ira Gegensatz zu Pelagia) in ganzer Ausdehnung des Keimepithels statt, so dass die ver- schiedeuen Entwicklungsstadien der Eier in . buntem Wechsel nebeneinander vorkommen. Die gr0sseren Eier ragen in der Regel gegen den Gallertraum vor, indem sie eine Zeitlaag mit

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einem Pol an dem Keimepithel haffen. Diejenigen, welche reife- nahe sind und wohl bald ausgestossen werden sol!en , liegen gewShnlich, vom Keimepithel abgetrennt, fl'ei im G~dlertraum.

1. Die O o g o n i e n . Die Oogonien stellen sich als kleine, dicht zusammengedr~ngte

Zellen dar. Sie haben im Ruhezustande einen kugeh'unden Kern mit einem kleinen, abet deutlichen Kernk6rperchen. Das Proto- plasma besteht aus der Grundsubstanz und den darin einge- schlossenen Plastosomen. Letztere sind meist spi~rlich, zeigen sich als ldeine, kuglige K6rnchen, die in der Nhhe der Kern- oberfl~tche ihren Platz haben (Fig. 1). Der Kern scheint bei den Altmann-Pr~tparaten fast homogen in einem viel dunkleren Ton, als der Zelleib; yon einem Kerngerfist ist nichts zu sehen. Das Kernk6rperchen ist dunkelbraun gefarbt. Nicht selten findet man Teilungsfiguren yon Oogonien; gew~)hnlich liegen sie in Gruppen zusammen.

2. Die j u n g e n O o z y t e n (Fig. 2--6 und 10a).

Zwischen den Oogonien und den jiingsten Oozyten kann man bei Anwendung der A l t m a n n s c h e n Methode keineswegs immer strukturelle Unterschiede auffinden. Man erkennt die Oozyten als solche meistens nur an der zunehmenden Gr6sse des Zelleibes und des Kernes, welch ietzterer zugleich im Vergleiche mit dem der Oogonien an Dichtigkeit tier Substanz abnimmt und somit etwas heller erscheint. Der Kern der Fig. 2 und 3 hat fast denselben Grundton wie der Zelleib, derjenige der Fig. 4 sieht sogar etwas heHer aus; letzteres Verhalten gilt auch for. alle fibrigen Oozyten bis zu den gr6ssten. Man daft wohl auf dieses Aussehen des Kernes ein gewisses Gewicht legen, soweit zurzeit noch kein anderes Kennzeichen einer Oozyte existiert. Gleichzeitig mit diesem Hellerwerden des Kernes tritt allm~thlich die Andeutung eines Gertistes innerhalb der Grundsubstanz auf.

Bei den etwas grSsseren Oozyten, welche unverkennbar solche sind, werden die Kerne noch grSsser und sind mit einem gleichfalls vergrOsserten Nukleolus versehen (Fig. 5, 6 und 10a). Das Kerngerfist tritt auch an den A 1 t m a n n- Pr~paraten deutlich hervor. Die Kemmembran ist prall gespannt und gegen das Plasma scharf abgesetzt. Der Nukleolus erscheint zuweilen vakuolisiert.

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1[~ R. T s u k a g u c h i :

Der Zelieib der jttngsten Oozyten verhitlt sich ganz ebenso wie bei den Oogonien, besteht aus einer Grundsubstanz und den darin enthalteuen Plastosomen. Ferner schliesst er noch einen ovalen KSrper in sich, der meist nahe oder dicht am Kern seinen Platz hat; er hat in den [r~tparaten nach A l t m a n n gew0hnlich einen gelbbraunen Ton. kann sich jedoch zuweileu ebenso wie die Plastosomen rot fiirbeH (Fig. 2 und 6). Da die Plastosomen in seiner Umgebung nicht selten st~'ke~" angeh~tuft sind, kSnn~e man denken, (lass es sich um ein Idiozom (Ceutrotheca) handelt; dagegen spricht jedoch: dass man zuweilen mehrere solctler Kbrl)er in einer und derselben Zelle finden kann. Die gleichen (iebilde werdeu tibrigens auch in den Oogonien angetroffen.

Bei den etwas gr(~sseren Oozyten hat der Kern verh~iltnis- massig noch sti~rker als das Plasma an Volumen zugenommen. I)a das Plasma dem Drucke der Nachbarzellen leicht nachgibt, ist die Gestalt der Oozyten ziemlich mannigfaltig und ihre Gr0sse, wie sie auf Schnitten erscheint, nicht ffir die Bestimmung des Alters massgebend; mehr Gewicht darf man atif die Kerngr0sse legen. Aus diesem Grunde reihe ich beispielsweise den kleineren Oozyten der Fig. 4 hinter dem gr0sseren der Fig. 3 ein.

Die Plastosomen farben sich bei Anwendung der A l tmann- schen Methode intensiv rot und bieten ganz prachtvolle Bilder dar. Bei den jtingsten Oozyten sind sie noch verhifitnismfissig sparlich und an der Kernoberfiache gelegen (Fig. 2 und 3). Bei den etwas griisseren Oozyten haben sie sich stark ~'ermehrt; ihre Anordnung ist etwas verschieden, in der Regel aber liegen sie nach wie vor nahe der Kernoberflfiche (Fig. 4, 5, 6 und 10a). Was die Form der Plastosomen betrifft, so ist sie ziemlich wechselud. Bei den jiingsten Oozyten handelt es sich ausschliesslich um runde Ki~rner. Spater treten ausser zahlreichen K(irnern noch eine Anzahl yon kurzen Stabchen sowie K6rnerketten hervor; die beiden letzteren Formen llehmen mit dem Eiwachstum immer mehr an Zahl zu; jedoch ist das Verhi;ltnis zwischen den KOrnern, kurzen Stt~bchen und K0rnerketten ein schwankendes. An GrOsse zeigen die Plastosomen gewisse Verschiedenheiten: wie man auch aus den Figuren erkennen kann. $ie k0nnen ferner zuweilen anscheinend hohl sein. so dass man an ihnen eine helle Zentral- partie und eine stark gefitrbte Rinde unterscheiden kann. $ie erscheinen dann auf einem optischen Querschnitte als kleine

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Das Ovar!Mei yon Aurelia auri ta L. 119

Ringe resp. R0hren. anstatt solider KOrner resp. St~tbchen: ahn- liche Bilder hat M e v e s (4, 5 und 6) schon fr~ther bei Pygaera, Apis und beim Htthnerembryo beobachtet (Fig. 4. 5 und 6).

Ausser den Plastosomen schliesst der Zelleib schon auf diesem Stadium einzelne, wenn auch nut sparliche, Dotterktlgelchen ein, welche zuerst als kleine, gelblichgraue bis dunkelgelbe Ktigelchen auftreten (Fig. 4. 5 und 10a). Es kommen ferner im Plasma eigentfimliche Gebilde vor, die sich bald als feine dunkle, unregelmassig gestaltete KOrner, ~elche yon einem hellen Hof umgeben sind, bald als kleine Blasche~l darstel]en. Ihre erste Spur kann man schon an ganz jungen Oozyten auffinden. Diese Gebilde sind anf'anglich ganz sp~trlich vorhanden, nehmen abet mit dem Wachstum der Eier an Zahl zu und finden sich daml bald ver- einzelt, bald in ldeineren Gruppen zusammenliegend (Fig. 2, ~, 5 und 6). Was ihre Herkunft resp. Natur betriflt, so habe ich daraber nichts eruieren kOnnen; sie spielen in den folgenden Stadien eine gewisse Rolle.

3. D ie m i t t e l g r o s s e n t ) o z v t e n (Fig. 7--10).

Unter der Bezeichnung ,mittelgrosse Oozyten" verstehe ich diejenigen Eier, welche soweit herangewachsen sind, dass sie yore I(eimepithel in den Zwischenraum zwischen beiden Grenzepithelien tier Genitallamelle hinein vorragen. Der Kern, welcher sich immer mehr vergr0ssert, ist an der Befestigungsstelle des Eies am Keim- epithel gelegen. Das Kerukiirperchen ist nicht selten stark vakuo- lisiert. Die I(ernmembran ist ebenso wie auf den vorhergehenden Stadien glatt gespannt und bildet gegen den Zelleib eine scharfe Grenze.

Der Zelleib enth~tlt eine grosse Menge yon Plastosomen. Diese sind der Hauptsache naeh Mtrzere und l~angere Stitbe; I(0rner und K6rnerketten sind verhltltnism,'tssig gering an Zahl. 3Iit dem Gr0sserwerden des Eies treten ziemlich lange b'aden auf (Fig. 10). Die Plastosomen sind w~thrend dieser Periode nicht gleichmassig im Protoplasma verteilt, sondern im grossen und ganzen auf eine mittlere Partie des Eies beschrankt, so dass eine periphere, an Plastosomen arme Rindenzone existiert; dabei sind sie mehr oder weniger gruppenweise angeordnet. Die Grund- substanz des Pr0toplasma hat zuweilen in der Nachbarschaft des Kernes eine besondere Dichtigkeit (I:ig. S und !)). DotterkOgelchen

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sind immer nur noch sparlich vorhanden. Merkwfirdig ist das Verhalten der im vorigen Kapitel erwahnten, ihrer ~atur nach fraglichen KSrnchen resp. Bli~schen. Sie vermehren sich immer starker und sammeln sich am Befestigungspol des Eies zwischen Kern und Zellperipherie an. wo sie eine Anhaufung bilden, welche die Kernmembran einbuchtet (Fig. 9 und 10). Die ,Zellkrone ~, welche bei Pelagia an der betreffenden Stelle vorkommt, wird bei Aurelia nicht gefunden.

4. Die g r o s s e n E i e r (Fig. 11--13).

Zu dieser Kategorie rechne ich diejenigen Eier, welche eine bedeutende Gr(~sse erreicht haben und nicht mehr am Keirnepithel befestigt, sondern frei in dem verhMtnismttssig weiten Zwischen- raum innerhalb der Genitallamellen gelegen sind (Fig. 11--13). Der Kern, der noch immer an Umfang zunimmt, behalt an dem frliheren Befestigungspol des Eies seinen Platz. Im Zelleib setzt eine rege Dotterbildung ein. Die Plastosomen verteilen sich fiber den ganzen Zelleib, so dass die plastosomenarme Rindenschicht. welche wlthrend tier vorigen Periode beobachtet wurde, schwindet. Dabei sind sie zuu;tchst ebenso wie frfiher mehr oder. minder deutlich zu kleinen Gruppen angeordnet (Fig. l l). Mit dem Fortgang der Dotterbildung wird die gruppenweise Ansammlung der Plastosomen immer mehr verwischt (Fig. 12).

Die Form der Plastosomen ist je nach dem Stadium der Dotterbildung verschieden. In der ersten Phase derselben, welche die Fig. 11 repr~sentiert, findet man zwar noch fast alle Formen yon Plastosomen: d. h. KSrner, KSrnerketten, Stabchen und Faden nebeneinander; die F'aden sind aber merkwfirdigerweise viel weniger und zugleich viel ktirzer geworden als frfiher. Dagegen sind die KSrner und KSrnerketten sehr aufflillig; anscheinend hohle KSrnchen sind ebenfalls sehr zahlreich vorhanden. In den Eiern mit noch welter fortgeschrittener Dotterbildung sind die Plastosomen meist KSrnchen und Stabchen (Fig. 12) und bei den grSssten Eiern, die ich untersucht hatte, stellen sie sich als KSrnchen und g anz k u r z e St':tbchen dar, die zwischen den grossen DotterkSrnern zerstreut liegen (Fig. 13).

Was die Dotterbildung anbelangt, so finder man ihre erste Spur, wie erwahnt, schon in den jfingsten Oozyten. Die Haupt- masse des Dotters wird aber erst in dieser Periode gebildet,

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wahrend frtiher das Wachstum des Protoplasmas resp. der Plasto- somen vorherrsehte; man findet Eier wie Fig. 11, welehe eine 5Ieng'e yon jangeren, versehieden grossen und versehieden ge- f~.rbten Dotterktigelehen enthalten. Sie sind nieht nut unter- einander, sondern aueh mit den k0rnigen Plastosomen, die hier ausserst zahlreieh auftreten, dutch viele Zwischenformen ver- bunden. Solehe junge Dotterkagelchen'~sind anfangs dureh den ganzen Eileib verbreitet; gr(issere treten zuerst in der peripheren Zone auf, um sieh dann sparer aueh zentralwarts auszudehnen. Sie farben sieh in den A l tmann-P rapa ra t en in versehiedenen gelbbraunen Nuaneen mit oder ohne rStliehen Ton. Die gr(isseren Dotterki~rner sind meist yon einem mehr oder minder deutliehen, hellen ginghof umgeben, weleher vielleieht yon einer Sehrumpfung ihrer Substanz herrahrt.(Fig. 11 und 12). 3e grSsser die Dotter- kiigelchen werden, um so mehr dritngen sie sieh untereinander zusammen und um so mehr tritt die Grundsubstanz samt den Plastosomen in den Hintergrund (Fig. 13).

Die oben erwahnte Anhaufung yon K6rnchen oder Blasehen am Kernpol zwischen Kern und Zellperipherie ist auch bei den gr6ssten Eiern, die ich untersucht habe, ebenso wie bei den mittelgrossen, vorhanden, in dell Figuren jedoch nicht im Schnitt getroffen.

Ausser der Al tmannschen habe ich die anderen oben erwlthaten Fixierungs- und Farbemethoden auf das Ei von Aurelia angew~ndt, habe aber auf keine Weise Bilder erhalten, wie sie R e t z i u s und S c h a x e l beschreiben. Wer die Figuren von R e t z i u s (Taf. XI, Fig. 1--8) mit den meinigen vergleicht, wird nicht umhin k()nnen, sich zu wundern, class ein und dasselbe Objekt bei zytologischer Untersuchung so verschiedene Bilder liefert. Diese Verschiedenheit hat ihren Grund in der Ver- schiedenheit der angewandten Technik. Ich babe aber auch bei anderer Behandlung als bei der A l t m a n n s c h e n yon einem ,,Mitom", wie es R e t z i u s beschreibt, nichts wahrnehmen k6nnen. Die Fixierung mit Pikrinessigs'aure, die R e t zi us gebraucht hat, scheint mir ftir das Ei yon Aurelia nicht empfehlenswert zu sein. Jedenfalls ist R e t z i u s wohl infolge ihrer Anwendung betreffs tier Dotterbildung in einen Irrtum verfallen: l)ass das Aureliaei freie

A r c h l y f. mikr . A n a t . Bd. S5. Abt. II, 9

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Dotterktigelchen and keine Dotterbalken besitzt, wie sie R e t z i u s abbildet, lttsst sich schon bei tier frischen Untersuchung unschwer konstat ieren; auch hat C l a u s es schon vor ca. 30 dahren be- schrieben. Die Dotterkttgelcheu haben allerdings unter Umsttinden Neigung, zusammenzufliessen, wie man es besonders bei nicht gut konservierten Objekten beobachten kann. Die R e t z i u s schen ,Deutoplasma balken" m~issen wohl auf diese Weise entstanden sein.

Was sodann die Darstellung yon S c h a x e l anlangt, so muss ich in erster Linie bervorheben, dass die Plastosomen bei Aurelia schon in den Oogonien gefunden werden, was schon allein ein Gegenbeweis gegeu die Homologie der Plastosomen mit dem Emissionschromatin yon S c h a x e l ist, da dieses nach ihm erst in den Oozyten ausgestossen wird. Um das Emissionschromatin in den Oozyten yon Aurelia nachzuweisen, ha.be ich zahh'eicheih'apa- rate mit verschiedeuen Chromatinfarbungen, wie z. B. E h r l i c h - B i o n d i - H e i d e n h a i n scher Dreifarbenmischung. Safranin, H~im- alauu usw. hergestellt, habe abet niemals chromatische Bestandteile im Protoplasma entdecken kOn[~en. Bei den Sublimateisessig- Prttparaten findet man allerdiugs kOrnige Massen: die sich mit den Kernf~.rbungsmitteln diffus tiugieren und wahrscheinlich mit dem Plasmachromatill yon S c h a x el identisch stud ; meines Et'- achtens sind es aber entweder durch die Fixierung zerstSrte Plastosomen oder Koagula yon Plasmaeiweiss. Auch konnte ich in den Kernen keine Veranderung der Chromatinanordnung. wie S c h a x e l sie beschreibt, auffinden. Die wellenfOrmigen Aus- buchtungen der Kernmembran, welchen er besondere Bedeutnng bei der Emission beilegt: sind a n Praparaten, welche mit A l t - m a n n s c h e m oder F l e m m i n g s c h e m Gemisch fixiert sind, ge- wahnlich nicht vorhanden. Dagegen finde ich sie bei den Sublimat- eisessig-Pr~tparaten h~ufig, bin aber geneigt, sie hier filr Artefakte zu halten. Die S c h a x e l s c h e Lehre yon der Chromatinemission scheint mir demnach auf sehr schwachen F~issen zu stehen.

Zum Schluss habe ich die angenehme Pflicht, I-]errn Geh. Med-R. Prof. Dr. Graf v o n Sp e e far die Aufnahme im hiesigen Inst i tut und meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. F r. M e v e s , far seine Anregung zu dieser Arbeit und immer ffeundliche Leitung meinen verbindlichsten Dank auszuspt'echen.

Ende Dezember 1913.

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Das 0varialei von Aurelia aurita L. 123

Literaturverzeichnis.

-1. C l a u s , C.: Untersuchungen fiber die Organisation und Entwicklung der Medusen. Prag und Leipzig 1883.

2. Due sb erg , J. : Plastosomen ,Apparato reticolare interno" und ChromidiaI- apparat. Ergebn. d. Anat. u. Entwicklungsgesch., XX. Bd., 1912, zweite H~lfte.

3. G o t d s c h m i d t , R.: Der Chromidialapparat lebhaft funktionierender Gewebszellen. Zool. 5ahrb., Abt. Anat. u. Ont., Bd. 21, 1904.

4. :~[ e v e s, F r. : Uber den yon v. la Valette St. George entdeckten Nebenkern (~Iitochondrienk~rper) der SamenzeIlem Arch. f. mikr. Anat., Bd. 56, 1900.

5. Derselbe : Die Spermatozytenteilungen bei tier Honigbiene (Apis mellifica L.) nebst Bemerkungen fiber Chromatinreduktion. Arch. f. mikr. Anat., Bd. 70, 1907.

6. Derselbe: Die Chondriosomen als Trager erblicherAnlagen. Zytologische Studien am Hiihnerembryo. Arch. f. mikr. Anat., Bd. 72, ]908.

7. R e t z i u s , G.: Uber den Bau des Eies der Echinodermen im unbe- fruchteten und befruchteten Zustand. Biol. Untersuchungen, Neue Folge, Bd. 15, 1910.

8. S c h a x e l , J. : Die Eibfldung der Meduse Pelagia noctiluca P~r. et Less. Festschr. z. 60. Geburtstag R i c h a r d H e r t w i g s , I. Bd., 1910.

9. Derselbe: Das Verhalten des Chromatins bei der Eibildung einiger Hydrozoen. Zool. Jahrb., Bd. 31, 1911.

10. Derselbe: Weitere Untersuchungen fiber die Eibildung der Meduse Pelagia. Jenaische Zeitschr., Bd. 48, 1912.

Erkl~rung der Abbildungen auf Tafel IX.

Alle Figuren sind mit Z ei s s Apoehromat 1,5 mm und Komp.-Okul. 8 unter Benutzung des A b b e sehen Zeichenapparates entworfen. Der Abstand der Zeichenebene yon der Tisehplatte betrug 19,5 cm. S~mttiche Figuren naeh Pr~paraten, die nach der A1 t m an n schen l~iethode behandelt worden sind.

Fig. 1 : zwei Oogonien ; Fig. 2 - -6 und 10 a : verschiedene Entwicklungs- stadien junger 0ozyten; Fig. 7--10: mittelgrosse, Fig. 11--13: grosse Eier.

B e i den Fig. 10 und 12 ist der Nukleolus nicht im Schnitt getroffen.

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