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1882. ANNALEN 32 5. DER PHYSIK UND CHEMIE. NEUE FOLGE. BAND XVI. I. Ueber die Bexiehunyen xwischen der gatvamischem Pola&satiom uwd der OberflMch enspauzmumg des Quec7wilbers; vow Arthur KGnig. Mit eingeschalteten Bemerkungen von H. Relmh.olte. (Aierzn Tap. I Fig. 1-10.) 1. Die von Thomas Young1), Laplace2), Poisson3) und Gaus s4) mathematisch begrundete Theorie der zuerst von Leonard0 da Vinci6) beobachteten Capillarerschei- nungen betrachtet die in Flussigkeitsoberflachen auftretenden Krafte als Functionen gewisser Constanten, welche nur ab- hangig seien von der Natur dieser Fliissigkeit, beziehungsweise der beiden sich in der gemeinsamen Oberflache beriihrenden Fliissigkeiten. Beim Hindurchleiten eines galvanischen Stro- mes durch eine solche Trennungsflache, specie11 in dem Fall, wo diese einerseits yon Quecksilber gebildet wurde, waxen allerdings mehrfach Formanderungen derselben beobachtet 1) Th. Young, Phil. Trans. 1805. Mit Zusiitzen abgetlruckt in Th. Young, A course of lectures on natural philosophy and the mechanical arts. London 1807. 2. p. 649. Eine nicht mathematische ‘I’heorie der Capillaritatserscheinungen findet sich in demselben Werke. 1. p. 618. ~ ___ 2) Laplace, Oeuvres de Laplace. 4. p. 389 u. 462. Par. 1845. 3) P o i s s o n , Nouvelle thEorie de l’action capillaire. Par. 1831. 4) Gauss, C. F. Gauss’ Werke. 5. p. 29. Gott. 1867. 5) Die hierauf bezuglichen Aufzeichnungen Leon. da Vin c i’s fin- den sich in seinem Code atlantique genannten Manuscripte, welches in der Biblioteca Ambrosiana zu Mailand aufbewahrt wird. Vgl. Libri, Histoire des sciences mathbmatiqaes en italie. 3. p. 35, 36 und 54. Par. 1840. ~nn. d. Phys. !I. Cnem. N. F. XV1. 1

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Page 1: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

1882. A N N A L E N 32 5.

DER PHYSIK UND CHEMIE. N E U E FOLGE. B A N D XVI.

I. Ueber die Bexiehunyen xwischen der gatvamischem Pola&satiom uwd der OberflMch enspauzmumg des

Quec7wilbers; vow A r t h u r K G n i g .

Mit eingeschalteten Bemerkungen von H. Relmh.olte. (Aierzn Tap. I Fig. 1-10.)

1. Die von T h o m a s Young1), Laplace2) , Poisson3) und G a u s s4) mathematisch begrundete Theorie der zuerst von L e o n a r d 0 d a Vinc i6) beobachteten Capillarerschei- nungen betrachtet die in Flussigkeitsoberflachen auftretenden Krafte als Functionen gewisser Constanten, welche nur ab- hangig seien von der Natur dieser Fliissigkeit, beziehungsweise der beiden sich in der gemeinsamen Oberflache beriihrenden Fliissigkeiten. Beim Hindurchleiten eines galvanischen Stro- mes durch eine solche Trennungsflache, specie11 in dem Fall, wo diese einerseits yon Quecksilber gebildet wurde, waxen allerdings mehrfach Formanderungen derselben beobachtet

1) Th. Young, Phil. Trans. 1805. Mit Zusiitzen abgetlruckt in Th. Y o u n g , A course of lectures on natural philosophy and the mechanical arts. London 1807. 2. p. 649. Eine nicht mathematische ‘I’heorie der Capillaritatserscheinungen findet sich in demselben Werke. 1. p. 618.

~ ___

2) L a p l a c e , Oeuvres de L a p l a c e . 4. p. 389 u. 462. Par. 1845. 3) Poisson , Nouvelle thEorie de l’action capillaire. Par. 1831. 4) G a u s s , C. F. Gauss’ Werke. 5. p. 29. Gott. 1867. 5) Die hierauf bezuglichen Aufzeichnungen Leon . d a Vin c i’s fin-

den sich in seinem Code atlantique genannten Manuscripte, welches in der Biblioteca Ambrosiana zu Mailand aufbewahrt wird. Vgl. L i b r i , Histoire des sciences mathbmatiqaes en italie. 3. p. 35, 36 und 54. Par. 1840.

~ n n . d. Phys. !I. Cnem. N. F. XV1. 1

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worden, und zwar von Henry1) , G e r b o i n a ) , E r m a n 3 ) , H e l l y i g 4), S 6 r u 11 as 5, , H e r s c h e 1 6), P f a f f ’) , Ru n g e *), Nobil ig) , Drape r lo ) , Paa lzowl l ) , Gore12) und Wright13) ; aber man hatte niemals diese Thatsachen einer genaueren theoretischen Erorterung und kritischen Sichtung unterzogen. Erst durch die Versuche des Hrn. L ippmann l4 ) wurde nachgewiesen, dass auch der zwischen den beiden Flussig-

1) W. H e n r y , Nicholson’s Journ. 4. p. 223. 1801. Vgl. Gilb. Ann. 6. p. 369. 1800.

2) A. C. G e r b o i n , Ann. de chimie. 41. p. 196. an X (1801/2.) Vgl. Gilb. Ann. 11. p. 340. 1802.

3) P. E r m a n , Gilb. Ann. 82. p. 261. 1809. Vgl. eine auf diese Abhandlung bezugliche Bemerkung J. 8. C. Schweigger ’s in Schweigg. Journ. 48. p. 324. 1826.

4) Vgl. die eben citirte Abhandl. von P. Erman. 5) G. S. S h u l l a s , Journ. de phys., de chim. et d‘hist. natur. 91.

p. 170. 1820. und 93. p. 115. 1821. -Ann. de chim. et de phya. (2) 34. p. 192. 1827.

6) J. F. W. H e r s c h e l , Phil. Trans. 1. p. 162 1824. Vgl. Ann. of phil. 1824. p. 233. Schweigg. Journ. 42. p. 118. 1824 u. 44. p. 177. 1825. Pogg. Ann. 1. p. 351. 1824. Ann. de chim. et de phys. (2) 28. p. 280. 1825. - Edinb. Journ. of Sc. 1825 11. p. 193.. Vgl. Schweigg. Journ. 48. p. 246. 1826.

7) C. H. P f a f f , Schweigg. Journ. 48. p. 190. 1826. Vgl. eine diese Beobaehtungen betreffende Bemerkung von J. S. C. Schweigger in Schweigg. Journ. 48. p. 249. 1826.

8) F. F. R n n g e , Pogg. Ann. 8. p. 107. 1826. Pogg. Ann. 15. p.95. 1829. Pogg. Ann. 16. p. 304. 1829. Pogg. Ann. 17. p. 472. 1829.

9) L. Nobi l i , Bibl. univ. 35. p. 261. 1827. Vgl. Schweigg. Jourii. 64. p. 40. 1828.

10) J. W. Drap ,er , Phil. Mag. (3). 26. p. 185. 1845. Vgl. Pogg. Ann. 67. p. 284. 1846.

11) A. Paa lzow, Pogg. Ann. 104. p. 413. 1858. 12) G. G o r e , Proc. of the Roy. Soc. of Lond. 10. p. 235. 1859. -

11. p. 177. 1861. Vgl. Phil. Mag. (4). 22. p. 555. 1861. - Proc. of the Roy. Soc. of Lond. 11. p. 491, 1861. Vgl. Phil. Mag. (4). 24. p. 401. 1862. - Proc. of the Roy. SOC. of Lond. 11. p. 504. 1861. Vgl. Phil. Mag. (4). 24. p. 403. 1862.

13) T. S. Wright, Phil. Mag. (4). 19. p. 129. 1860. 14) G. L i p p m a n n , Pogg. Ann. 149. p.546. 1873. Vgl. Compt. rend.

76. p. 1407. 1873. - Ann. de chim. et de phys. (5). 6 . p. 494. 1875. - (5). 12. p. 265. 1877. - Compt. rend. 85. p. 142. 1877. - Wied. Ann 11. p. 316. 1880.

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keiten bestehende Potentialunterschied von Einfluss auf die Grosse der Capillarconstante ist. Das allgemeine Cnteresse, welches diese Versuche und die sich an die erste sie be- treffende Abhandlung ankniipfende Controverse zwischen Hrn. L i p p m a n n und Hrn. Qu incke l ) hervorriefen, ver- anlasste Hrn. Geheimrath H e l m h o l t z , nachdem er zuvor bereits einige diesen Gegenstand betreffende Vorarbeiten im biesigen physikalischen Institute der Universitat hatte Tor- nehmen lassen, mich aufzufordern, die Lippmann’schen Resultnte einer experimentellen Priifung zu unterziehen und zugleich das Quecksilber nicht nur in Beriihrung mit ver- diinnter Schwefelsaure, sondern auch in Beriihrung mit an- deren Sauren sowie mit verschiedenen Salzlosungen zu po- larisiren.

6 2. Abweichend von den bisherigen Methoden zur Messung der Capillarconstanten des Quecksilbers , melche auf der Messung der Depression in Capillarrohren oder der Hohe ausgedehnter , auf horizontaler Unterlage liegender Tropfen beruhten, sollte es hier einmal versucht werden, die Oberflachenspannung durch Beobachtung der Kriimmung an dem Scheitel eines Quecksilbertropfens oder vielrnehr einef Capillarflache, welche mit der oberen Halfte eines freiliegen- den Tropfens congruent ist, zu bestimmen. Hierbeii war man unabhangig von der Adhiision zwischen Quecksilber, Fliissig- keit und Glas, was urn so gunstiger, als bei friiheren Mes- sungen der Oberflachenspannung sich gerade diese Adhasion sehr vergnderlich gezeigt hatte und eine Fehlerquelle bildete.

Urn nun solche Capillarflachen mit Leichtigkeit unter einer den galvanischen Strom leitenden Fliissigkeit herstellen zu konnen, wurde nach Angabe des Hrn. Geheimrath H e l m - h o l t z folgender Apparat angefertigt. Eine ungefahr 100 mm im Durchmesser haltende Glasschale a (Fig. 1) ist an ein U-formig gebogenes Rohr b angeschmolzen , dessen zweiter Schenkel bei c, etwas hoher als der obere Rand der Schale, rechtwinkelig umbiegt, und dann, nachdem er eine kurze Strecke horizontal verlaufen, wiederum U-formige Gestalt

1 ) G. Quincke , Pogg. Ann. 16.1. p. 161. 1874. 1%

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erhalt. An den zweiten kurzeren Schenkel dieses Theiles ist ein Gefass n angeschmolzen, dessen Durchschnitt Fig. 2 in natiirlicher Grosse zeigt. Der scharfe Rand 00 (Fig. 2) bil- det einen Kreis von 9,00 Inm im Durchmesser und liegt un- gefahr 15 mm tiefer als der obere Rand der Schale a (Fig. 1). Indem man m m (Fig. 2) mit einem planparallelen Glase be- deckt und hierauf eine Dosenlibelle setzt, kann man ver- mittelst der Schrauben, die an dem Qestell angebracht sind, welches den ganzen bisher beschriebenen Apparat tragt, dem Rande 0 0 eine horizontale Stellung geben. Fiillt man nun diesen Apparat mit Quecksilber, sodass in dem horizontalen Theile der Rohre bei c (Fig. 1) keine Luftblasen mehr vor- handen sind, und die Schale a fast vollig gefiillt ist, so tritt bei d das Quecksilber kuppenformig hervor.

Der zweite IT-formige Theil war in das Gefass ee ein- gesenkt, welches bis f mit einer der benutzten electrolytischen Fliissigkeiten gefiillt war.

Die Zuleitung der Electricitat, welche die Polarisation der Quecksilberkuppe bei d bewirkte, geschah durch einen bei y eingeschmolzenen Platindraht i und zwei Platinbleche p- und p + , welche in die Fliissigkeit des Gefasses ee ein- tauchten. Ueber die benutzte Stromverzweigung wird weiter unten Naheres angegeben.

Qerade uber der Quecksilberkuppe war ein rechtwink- liges Prismn h mit einer horizontal gestellten Kathetenflache in die Flussigkeit eingesenkt. I n einer Entfernung von 794 mm von der anderen verticalen Kathetenflache des Prismas war parallel zu ihr eine quadratische mit weissem Papier uberzogene Glastafel aufgestellt, deren Seitenlange 257 mm betrug, und in deren Mitte eine runde Oeffnung von ungefahr 50 mm Durclimesser eingeschliffen war. Wenn man durch diese Oeffnung nach dem oben erwahnten Prisma blickte, so sah man infolge der totalen Reflexion an der Hypotenusenflache des Prismas und der Reflexion an der als Convexspiegel wirkenden Quecksilberkuppe ein aufrechtes verkleinertes Bild dieses weissen Schirmes. Vermittelst eines Ophthalmometers, welches unmittelbar hinter dieser Oeffnung, also da, wo wir uns soeben das Auge des Beobachters

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dachten, aufgestellt war, konnte man dann die Grosse dieses Bildes messen. Diese Messungen wurden in einem dunkleri Zimmer vorgenommen; nur der weisse Schirm war durch zwei kleine unmittelbar vor ihm stehende Lampen beleuchtet, deren Licht, soweit es nicht zu diesem Zwecke diente, in geeigneter Weise abgeblendet war. Daa hierdurch ent- stehende helle, weisse Bild zeichnete sich auf einem vollig schwarzen Hintergrunde recht scharf ab. Dasselbe war, wie Fig. 3 zeigt, welche die beiden durch das Ophthalmometer hervorgebrachten Bilder im Zustande der Beriihrung dar- stellt, einigermassen verzerrt. Die schwach gekriimmten Seiten ermoglichten eine sehr scharfe Einstellung des Be- riihrungsmomentes, so dass bei volliger Ruhe des Rodens, wie sie leider nur zu selten eintrat, mehrere Messungen des- selben Bildes nur einen Unterschied von hochstens 1/,,, mm ergaben. Eine der Hauptschwierigkeiten, welche sich bei der Vornahme dieser Messungen einstellte, bestand namlich darin, dass die Quecksilberkuppe trotz der Aufstellung des Apparates auf einem isolirten Pfeiler fast bestandig infolge des Zitterns des Erdbodens in Bewegung begriffen war. Diese so storend einwirkenden Erschutterungen, welche eine deutliche Spiegelung in der Quecksilberkuppe meistens ver- hinderten, wurden veranlasst durch die fur Beobachtungen der vorliegenden Ar t ungiinstige Lage des hiesigen physi- kalischen Institutes in unmittelbarer Nahe zweier verkehrs- reichen und nicht asphaltirten Strassen. Es gelang nur durch Vornahme der schliesslichen Messungen in spater Abend- stunde, wo wenigstens fur Bruchtheile von Minuten keine Schwankungen zu bemerken waren, einigermassen genaue Resultate zu erzielen.

An Stelle des weissen quadratischen Schirmes wurde anfanglich der Abstand zweier mit Flachbrennern versehenen Lampen benutzt, welche mit der schmalen Seite der Flamme gegen das Prisma gekehrt waren. Bald zeigte sich jedoch, dass bei dieser Methode weniger genaue Messungen vorzu- nehmen waren, theils weil die durch das Ophthalmometer beobachteten Flammenbilder immer etwas astigmatisch waren, und theils weil die genaue Deckung zweier Flammenbilder

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oder die genaue Lage eines Flammenbildes in der Mitte zweier anderen vie1 schwieriger einzustellen ist , als die Beriihrung zwejer weissen, geeignet geformten Felder.

E s wurde auch einmal der Versuch gemacht, die Krum- mung der Quecksilberkuppe in der Weise zu messen, dass man das Prisma wegnahm und ein Mikroskop senkrecht uber ihr aufstellte. Ein kleines weisses quadratisches Papierblatt, durch welches das Objectiv in der Mitte hindurchgesteckt war, sollte als sich spiegelndes Object benutzt werden. Bald zeigte sich aber, dass zur Zeit der grossten Ruhe des Bodens, also am spaten Abend, die passende Erleuchtung des weissen Blattes nicht zu bewerkstelligen war, und dass am Tage, wo eine solche Releuchtung sich von selbst ergab, die fort- wahrend auf der Quecksilberkuppe hinziehenden Weilen- systeme jede genaue Messung des Bildes unmoglich machten. Daher wurde diese Methode verlassen und zh der oben be- schriebenen zuriickgegangen.

I n das Quecksilber der Schale a (Fig. 1) tauchte eine behufs ihrer Beschwerung mit Metallstucken gefiillte Glas- 0asche ein, welche vermittelst eines Plaschenzuges von dem hinter dem Ophthalmometer sitzenden Beobachter langsam gehoben und gesenkt werden konnte. Hierdurch war e s moglich, die Quecksilberkuppe bei d (Fig. 1) mehr oder weniger hervorzutreiben , wobei sich ihre Kriimmung am Scheitel und damit auch die Grosse des durch das Ophthal- mometer gesehenen Bildes veranderte.

1st die Kuppe nur sehr wenig herausgetrieben, so is t sie, wie Fig. 4 im Durchschnitt zeigt, ein Theil eines (ideellen) auf einer horizontalen Platte liegenden Quecksilbertropfens, dessen grosSter Durchmesser bei a b zu denken ist, und e s haben an dem scharfen Rande 0 0 ihre Oberflachenelemente eine Neigung nach innen. Wird nun die Kuppe weiter hervorgedrangt , so wird a 6 , immer kleiner werdend, nach oben riicken und endlich in 0 0 zu liegen kommen (Fig. 5). Es werden dann die Oberflachenelemente bei o o senkrecht stehen. Bei noch starkerem Hervordrangen der Kuppe neigen sich die Oberflachenelemente bei 0 0 nach aussen, und der grosste Durchmesser jenes (ideellen) Quecksilber-

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tropfeis wird (Fig. 6 ) bei ab liegen, also wieder grosser als 00 sein. Das Minimum des Durchmessers tritt dem- nach ein, wenn die Obertlachenelemente bei 0 0 senkrecht stehen, und zwar ist es gleich 00, bei unserem Apparate also gleich 9,00 mm.

Bezeichnen wir mit 2 T den grossten Durchmesser eines frei auf einer horizontalen Platte liegenden Quecksilber- tropfens und mit p den Krummungsradius an seinem Scheitel, so besteht nach P o i s s o a l) bei solchen Tropfen, deren Durchmesser betrachtlich grosser ist als ihre Hohe - und das ist bei einem Tropfen von mindestens 9 mm Durch- messer der Pall -, die Gleichung:

worin a eine positive Constnnte bezeichnet , uber deren Be- deutung weiter unten noch Naheres ausgefuhrt werden wird. Differentiiren wird nach T, so erhalten wir:

Der Krummungsradius p wird also solange mit T wachsen, als:

VT - - 1 . 1 - - > o a ' T + n ( 1 / 2 - 1 )

oder T + a --- 1 > O oder T+0,06066 .a>0 . i2;2 1

Da nun a und T positiv sind, so ist diese Bedingung immer erfullt; es wird also mit einem Minimum von Tauch ein Minimum von p eintreten. Dass damit auch einMinimum in der Grosse des von dem weissen quadratischen Schirme erzeugten Bildes verbunden ist , wird weiter unten nachge- wiesen werden.

1) Poisson , Nouvelle theorie etc. p. 216.

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Q 3. Gehen wir nun dazu iiber, den Zusamminhang zwischen der Bildgrosse und der Oberflachenspannung dar- zulegen. Es sei in Fig. 7 ein verticaler durch den Schwer- punkt gehender Durchschnitt eines auf einer horizontalen Platte liegenden Quecksilbertropfens dargestellt. Die z-Axe der Coordinaten sei die Gerade, welche senkrecht steht auf der durch den grossten Umfang jenes Tropfens gelegten Kreisflache, und gehe durch den Mittelpunkt dieses Kreises. Oberhalb dieser Flache seien die z-Werthe positiv gerechnet. Es bezeichne ferner t den Abstand irgend eines Punktes von der z-Axe, 80 dass wir also unter t cylindrische Coordi- naten zu verstehen haben. Dann besteht fur den mittleren Theil der Oberflache des Tropfens die Gleichung l):

worin z,, den Werth von z in dem hochsten Punkte des Tropfens und p, ebenso wie im vorigenparagraphen, denRriim- mungsradius an dieser Stelle bezeichnet. Bus der Ableitung dieser Gleichung geht hervor, dass sie bis zu demjenigen Werthe von t giiltig ist, bei dem wir ( d ~ l d t ) ~ und (dz/dt)2. d2z/dta nicht mehr gegen dzldt vernachlassigen diirfen. Es kann nun von vornherein nicht entschieden werden, ob wir in der folgenden Anwendung innerhalb dieser Grenzen bleiben. Jedenfalls sind aber, da, wie die Messungen ergaben, nur Werthe von t benutzt wurden, die zwischen 0,5 und 0,s mm liegen, wahrend der Radius des Tropfens 4,5 mm betrug, wir also nur diejenigen Oberflachentheile zu beachten haben, welc,he der %-Axe verhaltnissmassig nahe liegen, und fur welche jene Differentialquotienten klein sind, zu der An- nahme berechtigt, dass wir unter Voraussetzung der Giiltig- keit dieser Gleichung numerische Werthe erhalten, welche wir als eine erste Annaherung betrachten konnen, und deren Grosse wir zur Priifung unserer Voraussetzung benutzen diirfen. Eine solche am Sc,hluss der Rechnung vorge-

1) Poisson, Nouvelle thborie etc. p. 213.

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nommene Prufung ergab nun, dass der grosste benutzte Werth von ( d ~ l d t ) ~ gleich 0,000 177, derjenige von (dz/dt)2. d2z/dt2 gleich 0,000001 54 war, wahrend die in Betracht kommenden Werthe von dzldt zwischen 0,05600 und 0,005 613 lagen. Hierdurch ist die Berechtigung der Anwendung unserer Pormel fur den vorliegenden Fall dargethan.

Ferner bezeichnet in der obigen Formel aB die spater von Hrn. Quincke’) mit dem Namen ,,specifische Coha- s ion“ belegte Uapillaritatsconstante.2)

Es ist, um. Irrthiimer zu vermeiden, zu beachten, dass B e e r 3, die Halfte der specifischen Cohasion ebenfalls mit a2 bezeichnet, und dass diese Beer’sche Bezeichnung in manchen Abhandlungen benutzt wird. Die von G a u s s4) eingefiihrte Constante a2 ist identisch mit diesem Beer’- schen a2 und hat auch wohl B e e r veranlasst, von der Be- zeichnung P o i s son’s abzuweichen.

Wi r werden imFolgenden unter a2 immer denPoisson’- schen Werth verstehen und bemerken noch, dass zwischen unserem Werthe a2 und der vielfach angegebenen Capilla- ritatsconstante a, die aber von der G a u s s’schen Constante gleicher Bezeichnung zu unterscheiden ist, und uber deren Definition weiter unten (in Anmerkung 2 zu diesem Para- graphen) Naheres zu finden ist, die Relation:

a = i a 2 . s besteht, worin s die Differenz zwischen der Dichte des Queck- silbers und der Dichte der zweiten, das Quecksilber nach oben begrenzenden Flussigkeit bezeichnet. 1st diese zweite Flussigkeit die atmospharische Luft, so kann man wegen der relativ geringen Dichte der letztern s gleich der Dichte des Quecksilbers setzen.

Rehren wir nun zu der von P o i s s o n aufgestellten Gleichung :

1) G. Quincke , Pogg. Ann. 136. p. 646. 1868. 2) Die erste Einfiihrung dieser Constante findet sich: Poisson , Nou-

3) A. B e e r , Einleitung in die mathemat. Theorie der Elasticitat und

4) C. F. Gauss’ Werke 6. p. 55.

velle thkorie etc. p. 108.

Capillaritat; von A . Giesen. p. 120. Leipzig 1869.

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zuruck. tution :

Machen wir unter dem Integralzeichen die Substi-

wo wir uns auf diese Glieder beschranken durfen, weil wir spater nur mit kleinen Werthen yon t zu rechnen haben, so erhalten wir:

Differentiiren wir nun nach t, so ergibt sich:

_ -

welche Formel wir spater benutzen werden. I n Fig. 8 ist in A B ein Durchschnitt des oberen Theiles

des in Fig. 2 in naturlicher Grosse dargestellten Gefasses in vergrossertem Maassstabe abgebildet. Die Curve a b c d stellt den Durchschnitt der durch die Oberflache der aus ad heraustretenden Quecksilberkuppe dar. Es sei CD die Grenz-

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flache von Fliissigkeit und Glas, und E F die Grenzfiache von Glas und Luft. Ferner sei G J ein Durchschnitt durch den friiher erwahnten, als Spiegelobject benutzten quadrati- schen weissen Glasschirm. Die halbe Seitenlange dieses Schirmes, also GH, wollen wir mit S bezeichnen.

Da die Theorie des Ophthalmometers es uns erlaubt, von den an der Quecksilberkuppe reflectirten Strahlen nur die parallel der Axe des Ophthalmometers zuruckgeworfenen zu beachten, so konnen wir aus der Grosse des Bildes, die wir gleich 2 t setzen wollen, den Einfalls- und Reflexions- winkel E der von dem Rande des Schirmes ausgehenden und in das Ophthalmometer gelangenden Strahlen berechnen.

Die Linie G K L b stelle einen von dem Rande des Schirmes auf die Quecksilberkuppe bei b auffallenden Licht- strahl dar, der hier nach M so reflectirt wird, dass seine Richtung parallel der mit o H bezeichneten x-Axe wird, wobei zu beachten ist, dass letztere mit der Axe des hinter dern Schirme aufgestellten Ophthalmometers zusammenfallt. Es ist dann H M = t, d. h. gleich der halben Bildgrosse. In unserer schematischen Figur haben wir die in dem Prisma stattfindende totale Reflexion der Uebersichtlichkeit der Zeich- nung halber nicht berucksichtigt und ferner auch nicht uberall denselben Maassstab angewendet, so ist ad = 9 mm = 2 T viel zu gross, und fH = 794 mm = w, sowie J G = 257 mm = S viel zu klein im Verhaltniss zu ce = 22 mm = u und e f = 30 mm = v. Genan genommen ist u von der Kriimmung der Curve a 6 c d abhangig, also variabel, aber die Aenderung ist so gering, dass wir sie nicht zu beachten brauchen. Be- zeichnen wir mit n1 den Brechungscoefficienten des zum Prisma verwendeten Glases und mit 1~~ den der benutzten Fliissigkeit, so ergibt sich die Gleichung:

3 sin 2 E . -

Die numerische Berechnung zeigte, dass alle beobach- teten Werthe von t solche Werthe fur S-t ergaben, die

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zwischen denjenigen W erthen lagen, welche man aus der letzten Gleichung erhielt, wenn man:

E = 3O 12’ 15” und E = 3O 12’50” setzte. Indem nun fiir einige dazwischen liegende Werthe von E die Grasse t ausgerechnet wurde, konnte man durch Interpola- tion den Werth von E fur alle Werthe von t erhalten.

Andererseits ist aber, wie aus Fig. 8 hervorgeht :

so dass unsere fruher abgeleitete Formel (1) nunmehr die Gestalt erhalt :

(3) Mit Hulfe der erhaltenen Relationen ist es nun leicht,

zunachst den noch ruckstandigen Nachweis zu fuhren, dass mit einem Minimum von p auch ein Minimum der Bild- grosse eintreten muss. Da in Formel (2) alle GrGssen, mit Ausnahme von t und E, Constanten sind, so ist es leicht ersichtlich, dass mit abnehmendem f der Werth von tg 28 wachsen muss, und nmgekehrt. Es wird demnach das Mini- mum von t mit dem Maximum von tg E zusammenfallen. Dann ergibt aber Formel (3), dnss mit einem Minimum von t auch ein Minimum von ,u verbunden ist.

Wenden wir uns nunmehr zur Darlegung, wie es mog- lich ist, aus der Bildgrosse vermittelst der Formeln (2) und (3), zu denen wir noch die fruher bereits benutzte:

hinzufiigen, den Werth von a numerisch zu ermitteln. Die Formel (4) benutzte ich zur Berechnung einer Ta-

belle fur eine grosse Anzahl nahe zusammen liegender Werthe von !&, indem ich fiir a in kleinen, gleichen Inter- vallen fortschreitende Werthe einsetzte, welche das Gebiet

1) Es sei hier bemerkt, dass in der Abharidlung des Hm. Q u i n c k e (Pogg.Ann. 106. p.31. 1858) irrthumlich der Werth von (1 +v-2)/(4v~ I/-$ zii 2,8634 statt zu 0,28634 angegeben ist.

__

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umfassten, auf dem die schliesslich sich ergebenden Werthe dieser Constante zu erwarten waren. Die Intervalle waren so eng gewahlt, dass ich durch lineare Interpolation die zwischenliegenden Werthe erhalten konnte.

War nun nach der Herstellung des Maximums der Kriim- mung die Grosse des Bildes, d. h. der Werth von 2 t ge- messen, so konnte man dadurch, dass man aus der mit Hulfe der Formel (2) berechneten und bereits erwahnten Tabelle den Werth fur E ermittelte und in Formel (3) das zweite und dritte Glied der Klammer zunachst vernachlassigte, was gestattet ist, weil t bestandig sehr klein gegen a, also:

t = tg.

setzte, einen Naherungswerth fiir p finden. Aus der mit Hulfe der Formel (4) berechneten Tabelle ergab sich dann ein Werth fur a. Mit dieser ersten Anniiherung erhielt man nun, da jetzt die Formel (3) vollstandig benutzt wsrden konnte , bei nochmaliger Ausfuhrung der obigen Rechnung eine zweite Annaherung fur a, welche wieder dazu diente, eine dritte, vierte u. s. w. Annaherung zu gewinnen.

Bei den kleineren Werthen von t ergab bereits die vierte Annaherung von a einen Werth, der bis zu der durch die Genauigkeit der ophthalmometrischen Messung beding- ten Anzahl von brauchbaren Decimalstellen vollig richtig war. Bei grosseren Werthen von t hingegen musste die Rechnung weit ofter durchgefiihrt werden.

A n m e r k u n g 1. Entfernt man das Gefass ee (Fig. 1) und benutzt statt des Quecksilbers eine das Glas benetzende Fliissigkeit zur Fullung des Gefasses a b c d , so kann man bei d, indem man die Fliissigkeit erst bis iiber den Rand treibt Und dadurch diesen vollstandig benetzt, durch Herabsinken- lassen derselben eine concave Capillarflache erzeugen , auf welche die friiher ahgeleiteten Formeln sich mit einigen er- forderlichen Abanderungen auch anwenden lassen, um die in ihr wirkende Oberflachenspannung zu bestimmen.

Einige mit Wasser, Aether und Chloroform ausgefuhrte Versuche lieferten Werthe, welche einigermnssen mit den anderweitig fur diese Fliissigkeiten erhaltenen ubereinstimm-

Page 14: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

14 A. Konig.

ten. Da diese Bestimmungen jedoch ausserhalb des Rah- mens der vorliegenden Untersuchung lagen, so konnte zur Auffindung der fur bessere Resultate etwa erforderlichen Abanderungen dex experimentellen Ausfuhrung keine Zeit verwendet werden.

Versuche mit moglichst absolntem Alkohol ergaben Werthe, die ungefahr in der Mitte zwischen den durch die bisherigen Messungen fur Alkohol und Wasser gefundenen lagen. Eine Erklarung fur dieses Resultat scheint mir darin zu liegen, dass die minimale Oberflachenschicht , welche bei den Capillarkraften allein zu beachten ist, innerhalb der wenigen Minuten, welche bis zur ersten ophthalmometrischen Messung nothwendigerweise vergingen, durch Verdunsten wohl bereits einen betrachtlichen Theil des Alkohols verloren hatte. Bei den Messungen in Capillarrohren wird durch die Erschwerung der Diffusion zwischen Alkoholdampf und Luft bald die oberflachliche Schicht von gesattigtem Dampfe begrenzt sein, worauf dann die Diffusion in der Flussigkeit den Concentrationsunterschied ausgleicht und absoluten Alko- hol nach oben schafft. Bei meinenMessungen konnte eben die Diffusion in der Fliissigkeit, so lange nicht durch die Verdunstung eine gewisse Vergrosserung des specifischen Gewichtes, also ein gewisser Procentgehalt an Wasser in der Oberflache eingetreten war, die verdunstete Alkohol- menge nicht ersetzen.

Der Oberflachendruck einer Fliissig- keit, der, wenn wir mit L eine Lange, mit T eine Zeit und mit M eine Masse bezeichnen, die Dimension ML-' T 2 hat , ha er gleich einer Kraft dividirt durch eine Flache, ist gleich:

A n m e r k u n g 2.

wo und pz die Hauptkrummungsradien der Flache an der betreffenden Stelle bezeichnen. Der erste Theil N , der bei unendlich grossen Kriimmungsradien d. h. bei einer ebenen Oberflache allein bestehen bleibt, wird haufig kurzweg als Normaldruck bezeichnet, wahrend sich fur den zweiten Theil (H/2) (l /pl + lie,) kein besonderer Wame eingebiirgert hat.

Page 15: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

A. Konig. 15

Zwar legen ihm H e r w i g l ) und W u l l n e r 2 ) den Namen 9' Oberflachenspannung" bei , was aber ungeeignet ist, da die Grosse HI2 bereits diesen Namen tragt, und eine Flachen- spannung gleich einer Kraf t dividirt durch eine Lange ist, also die Dimension M T - 2 hat, wahrend wir hier doch, wie bereits erwahnt, eine Grosse von der Dimension ML-1 T-2

haben. Es diirfte vielleicht die Bezeichnung ,,Spannungs- druck" angebracht sein.

Die Grosse H / 2 , melche, wie oben schon gesagt, allge- mein ,,Oberflachenspannung" genannt wird, was auch mit den Dimensionsverhaltnissen im Einklang steht , ist diejenige Constante, deren numerischer Werth meistens, so z. B. in den zahlreichen Quincke'schen Abhandlungen , unter der Bezeichnung a angegeben ist. Ferner ist das Product aus ihr und der Beruhrungsflache der beiden Fliissigkeiten gleich der potentiellen Energie der in der Beruhrungsflache wirken- den Capillarkrbfte, was auch hinsichtlich der Dimensionsverhalt- nisse zutrifft , da die Dimension dieses Productes, n%mlich MT-"L2 gleich ist der Dimension des Ergals einer pon- deromotorischen Kraft.

Zur Rechtfertigung unserer obigen gegen Hrn. W u l l - n e r und H e r w ig gerichteten Bemerkung sei noch erwahnt, dass M a x w e 11 3, und E v e r e t t *) Definitionen der Oberflachen- spannung geben, die mit den obigen nach Grosse und Dimen- sion vollig ubereinstimmen,

Ausser der Obertlachenspannung wird haufig eine andere Capillaritatsconstante angegeben, namlich die rnit a2 bezeich- nete und ,,specifische Cohasion" genannte Grosse, iiber deren Unterscheidung von der B e er'schen Constante gleicher Be- zeichnung oben bereits das Erforderliche gesagt ist. Nennen

-

I ) H e r w i g , Physikalische Begriffe und absolute Maasse. p. 29. Leipzig 1880.

2) W u l l n e r , Lehrbuch der Experimentalphysik. 1. p. 264. Leip- zig 1874. und an sammtlichen folgenden Stellen, wo er der Grosse (Hj2) (lie, + lie2) Erwahnung thut. Nur auf p. 266 sagte er einmal uber- einstimmend mit unserer folgenden Darlegung, dass infolge der Ober- flachenspannung ein Druck auf die Flache wirke.

3) Maxwel l , Theory of heat. p. 279-294. London 1875. 4) E v e r e t t , Units and physical constants. J 46. London 1879.

Page 16: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

16 ,4. Konig.

wir den bei ihr in Betracht kommenden Dichtigkeitsunter- schied 8 , der die Dimension ML-3 hat, so erhalten wir fur die Dimension von a=:

E s sei noch bemerkt, dass in den benutzten Pormeln yon P o i s s o n a2 in dem bisher ublichen Maasssystem aus- gedruckt ist, worin unter Gewichten Schwerkrafte statt Mas- sen verstanden werden, und welches wir nach dem Vorgnng von H e r w i g I) in den spateren Angaben als ,,conventionelles Maasssystem" bezeichnen wollen.

5 4. Die galvanischen Elemente, welche zur Herstellung der Polarisation an der Quecksilberkuppe benutzt wurden, und die meines Wissens, obgleich solche Elemente seit vielen Jahren im hiesigen physikalischen Institute verwandt werdkn und bereits mehrfach in Abhandlungen unter dem Namen ,,hohe Daniell" erwahnt sind, noch nirgend beschrieben sind, hatten folgende Construction. Ein 40 cm hohes und 9 cm im Durchmesser haltendes cylindrisches Glasgefass ist oben mit einem holzernen Deckel versehen, in dessen Durchboh- rung ein 6-8 cm langer Hohlcylinder von Zink fest einge- zwangt ist. Oben in diesen Hohlcylinder ist ein durchbohrter Korkstopfen eingesetzt, durch den eine Glasrohre hindurch- fuhrt, welche fast bis auf den Boden des Gefasses reicht und in ihrem Inneren einen mehrere Millimeter dicken Eupferdraht enthalt, der unten zu einer grossen, fiachen Spirale aufgewunden ist, die &uf Kupfersulfatkrystallen Iiegt, welche den Boden des Gefasses anfanglich einige Centimeter hoch bedecken. Das Ge€ass wird bis 1 cm unterhalb des Deckels mit verdiinnter Schwefelsa~~re von 1/30/o Gehalt an- gefullt. Ausser der erwahnten grossen Durchbohrung ent- halt der Deckel noch zwei kleinere Ausschnitte, von denen der eine zur Einfiihrung eines Trichters dient, der mit seiner fein ausgezogenen Spitze einige Centimeter in das ange- sauerte Wasser eintaucht. Der andere Ausschnitt wird be- nutzt, urn einen Heber durchznlassen, der mit einem Schen-

- 1) Herwig, Physikalische Begriffe 11. s. w. p. 18.

Page 17: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

-4. Konig. 17

kel bis zur halben Hohe des Gefasses in die Fliissigkeit ein- gesenkt ist, unds dessen anderer Schenkel mit einer Biegung nach oben in gleicher Hohe mit den1 Niveau der Flussigkeit endet. Die Kupfersulfatkrystalle losen sich allmahlich in der Fliissigkeit, und vermijge der Diffusion steigt die Losung langsam in die Hohe. Taglich werden nun ungefahr 10 ccm eindrittelprocentiger Schwefelsaure durch den Trichter ein- gegossen, wodurch eine gleiche Menge Fliissigkeit vermittelst des Hebers aus der Mitte des Gefasses wieder abfliesst. Hierdurch bilden sich nach einiger Zeit zwei scharf abge- grenzte Flussigkeitsschichten , welche in ihrer Zusammen- setzung unverandert bleiben und dadurch nach der Verbin- dung des Zinkcylinders mit dem oben aus der Glasrohre hervorragenden Theile des Kupferdrahtes einen (mit Aus- nahme der ersten Tage nach dem Aufbau des Elementes) mehrere Monate hindurch fast vijllig constanten Strom er- zeugen.

Vermittelst derartiger Elemente wurde die Polarisation der Quecksilberkuppe nach einer von Hrn. H e 1 m h o 1 t z l) zuerst benutzten Methode in folgender Weise bewirkt. Zwei solche Elemente, welche in der schematischen Fig. 9 durch A und B angedeutet werden , waren hintereinander geschaltet und die Poldrahte mit den Platinblechen p- und p+, die rnit den in Fig. 1 in gleicher Weise bezeichneten identisch sind und in die Flussigkeit des Gefasses ee (Fig. 1) eintauchen, ver- bunden. Das eine A dieser Elemente hatte einen Wider- stand von 1000 S.-E., der durch a b dargestellt i s t , zur Nebenschliesmng. Indem nun der in Fig. 1 sowohl wie in Fig. 9 mit i bezeichnete Zuleitungsdraht zur Quecksilber- kuppe entweder bei a oder bei 6 oder bei einer der neun ubrigen zwischen a und 6 im Abstande von je 100 Widerstandseinheiten befindlichen Klemmschrauben abge- zweigt wurde, liessen sich bei dieser Anordnung elf verschie- dene Polarisationszustande herstellen.

Ein in den Draht i eingeschaltetes Galvanometer zeigte,

1) H. Helmhol tz , Berl. Monatsber. voiii 11. Mairz 1880 und Wied. Ann. 11. p. 737. 1880. und Wissensch. Abh. 1. p. 899. 1882.

Aim. d. Phys. u. Chem. N. F. XVI. 2

Page 18: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

18 A. Konig.

dass ihn bei keiner dieser Arten der Verzweigung, soweit sie innerhalb der weiter unten als zulassig erwahnten Grenzen der Polarisation lagen, ein beachtenswerther dauernder Strom durchfloss. Bei der Intensitatsmessung in den iibrigen Zwei- gen dieses Stromnetzes konnte man daher die Leitung zu der Quecksilberkuppe unterbrechen und erhielt dadurch ver- haltnissmassig einfache Beziehungen.

Bezeichnen wir mit W den Widerstand von 1000 S.-E. in a b und mit w den Widerstand von 97 S.-E. des Elemen- tes A, dessen electromotorische Kraft E heissen soll, ferner rnit J die Intensitat in der Leitung zwischen A und 6, wenn die in Fig. 9 dargestellten Leitungen mit Ausnahme des Drehtes i alle geschlossen sind, und endlich mit J, die Inten- sitat an derselben Stelle, wenn auch noch zwischen B und b die Leitung unterbrochen.

Es sei nun s1 das Potential in a und s2 das Potential in b, so bestehen die Relationen:

s 1 - s s , = = E - J . w , und: E=J , (w+ W ) ,

worms folgt : s1 - s2 - J w --1-- J , ' w + W '

Durch galvanometrische Messung ergab sich: J - - 7474, 7; 4 7 3

sodass demnach :

Da sich die electromotorische Eraf t eines der benutzten Elemente nur unbedeutend von der eines gewohnlichen D a - niell'schen Elementes unterscheidet , so konnen wir die Potentialdifferenz zwischen a und b gleich 0,86 Dan. an- nehmen. Setzen mir nun das Potential in a , welches gleich ist demjenigen in der Platinkathode p - gleich Null, so er- halten wir fiir das Potential in der Quecksilberkuppe bei den erwahnten elf Arten der Stromverzweigung, die ent- stehen, wenn wir den Abzweigungspunkt des Drahtes i von n! nach 6 wendern lassen, die Werthe:

O,OO, + 0,09, +0,17, + 0,26, + 0,34, +0,43, + 0,52, + 0,60, + 0,69, -t- 0,77, + 0,86 Dan.

Page 19: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

A. Kiinig. 19

Um eine noch starkere Polarisirung der Quecksilber- kuppe mit Wasserstoff zu erzielen, als sie durch ihre Ladung auf das Potential 0 zu erzeugen war, schaltete ich in den Draht i, wie Fig. 10 in schematischer Weise zeigt, ein drittes Element C von gleicher Construction ein. Es ist dann ersichtlich, dass bei Benutzung jener elf verschiedenen Abzweigungsstellen i auf ab , bei a anfangend, in der Queck- silberkuppe die folgenden Potentialwerthe entstehen:

- 1,00, -0,91, -0,83, -0,74, -0,66, - 0,57, -0,48, - 0,40, -0,31, -0,23, - 0,14 Dan.

6 5. Mit der im vorigen Paragraphen beschriebenen Methode liessen sich alle Polarisationszustande innerhalb der fur die Versuche uberhaupt zulassigen Grenzen her- stellen. Letztere waren bedingt einerseits in einer zu star- ken Wasserstoffentwickelung an der Quecksilberknppe und andererseits bei der Sauerstoff -, resp. Chlorpolarisation in einer Triibung durch Bildung von Quecksilberoxyd, resp. Quecksilberchlorid, da in beiden Fallen natiirlich die Queck- silberkuppe nicht mehr zur Spiegelung benutzt werden konnte, und eine Bestinimung der Oberflachenspannung dadurch un- moglich wurde.

Das Quecksilber war, bevor es zur Fullung des oben beschriebenen Apparates benutzt wurde, frisch destillirt, und die zur Fiillung des Gefasses ee (Fig. 1) verwendeten Flussig- keiten wurden durch Verdunnen kauflicher Sauren oder LS- sen und Filtriren kauflicher Salze hergestellt; nur das Mer- curonitrat war durch Losen von Quecksilber in Salpetersaure selbst dargestellt.

I n den folgenden Tabellen ist in der e r s t e n Spalte an- gegeben, wie gross das P o t en t i a l in der Quecksilberkuppe ist, wenn wir es in der Platinkathode gleich Null annehmen. Der Werth der O b e r f l a c h e n s p a n n u n g ist in der z w e i t e n Spalte in c o n v e n t i o n e l l e m Maasse und in der d r i t t e n Spalte in a b s o I n t e m Maasse (C.-G.-S.-System) verzeichnet. Die v i e r t e Spalte enthalt die spec i f i s che Cohas ion , also den Werth der von P o i s s o n mit a2 bezeichneten Constante in c o n v e n t i o n e l l e m Maasse, und die f u n f t e Spalte end-

2*

Page 20: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

20 A. Kiinig.

lich diese Constante nach a b s o 1 u t e m Maasse (C. - G. - S. - System).

Die Tabelle I gibt die Mittelwerthe von sieben Ver- suchsreihen, welche aber so geringe Abweichungen unter- einander zeigten, dass diese ohne Zweifel nls von Beobach- tungsfehlern herriihrend zu erachten waren. Besonders sei noch bemerkt, dass das Maximum der Capillaritatsconstan- ten in sammtlichen Versuchsreihen bei dem Potentialwerth + 0,09 Dan. eintrat, und dass es keinen ersichtlichen Ein- fluss ausiibte, ob man die Beobachtungsreihe mit den grossten oder mit den kleinsten Potentialwerthen in der Quecksilber- kuppe begann und dann bis zum andern Ende schrittweise fortsetzte oder endlich, ob man die verschiedenen Potential- werthe in ganz willkiirlicher Reihenfolge herstellte und die Messungen vornahm.

Die iibrigen Tabellen enthalten die aus je einer Ver- suchsreihe berechneten Resultate.

Eine grosse Anzahl von einzelnen Messungen, die ge- mohnlich bei einer Temperatur von + 15O C. gernacht wur- den, wiederholte ich, nachdem sich das Beobachtungszimmer betrachtlich abgekiihlt hatte, und ein in die Fliissigkeit des Gefasses e e (Fig. 1) eingesenktes Thermometer urn 15-20° C. gefallen war. Ein Einfluss dieser Temperaturerniedrigung war nicht bemerklich.

T a b e l l e I. Quecksilber in procentiger Schwefelsaure.

Oberflachcnspannunq

in absol. Maass

Specifische Cohlision

in conv. Maass

in absol. Maass

Page 21: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

A. KVzQ.

Tabel le 11. Quecksilber in einprocentiger Schwefelsaure.

21

Potential in der

Quecksilber- kuPPe

+0,09 ,> +0,26 ,, +0,34 1,

+0,43 11

+0,52 ,, +0.60 ..

-~ -~ I ~~

0,OO Dan.

Potential in der

Quecksilber- kuPPe

+0,09 ,7

+0,17 r f ,

+0,26 > l

+0,43 ,, +0,60 ,, +0,77 ,,

0,OO Dan.

Potential in der

,Quecksilber- kuPPe

- 1,OO Dan. -0983 ,, -0,66 7,

-0731 77

~-

-00,48 7 1

-0.14 ..

Obeiflachenspannung

in conv. in absol. Maass Maass

~

Specifische Cohgsion

in conv. in absol. Maass Maass I

I em3

6,977 1 ,

6,410 7,

6,000 11

5,331 1 ,

5,137 ,, Tabe l l e 111.

Quecksilber in fiinfprocentiger Sehwefelsaure.

Oberfliichenspannung

in conv. Maass

Specifische CohSision

in conv. Maass __ - _.

1

T a b e l l e IV Quecksilber in verdiinnter Chlorwasserstoffsiure

(5 Proc. Gehalt an I@uflieher Saure).

Ober5achenspannung

in absol. Maass

._

!3 435,6 sec? 45591 1 ,

45672 11

47h3 77

465,s ,,

Specifische Cohasion

in couv. in absol. Maass Maass ~_

~~

I om2

Page 22: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

22 A. Kiinig.

Tabe l l e V. Quecksilber in einprocentiger Salpetersiiurs.

Potent,ial in der

Quecksilber- kuPPe

+0,09 Dan. +0726 7 7

+0743 77 +0.60 ,.

_ _ _ ~

~

Potential in der

Quecksilber- kuPPe

+0,09 7 ,

+0717 r 7

+0,26 7 7

+0743 7 7

+0760 11

+0777 7 7

- ~ _ _ _

0,OO Dan.

+0769 17

Oberflachensyannung

in conv. Maass ______

mg

42752 77

41123 77

38,75 11

37750 17

36791 7 7

42,35 permm

32793 17

in absol. Maass

362>2 7 1 323,2 ),

~ _ _ _ _ -

Specifische Cohasion

in conv. Maass

6,755 mm?

6,576 77

67781 7 7

67181 7 7

5,981 77

57887 7) 5,253 7 7

T a b e l l e VI. Quecksilber in fiinfprocentiger Salpetersiiui

~~

Oberfliichenspannung

in conv. Maass

33,03 pe%k 33708 17

33708 17

33157 17

34723 7 7

34773 7 7

34768 77

34783 7 1

in absol. Maass

5 324,l SeCz 324,6 ,l

32974 r 7

34178 )l

34073 7 7

32476 71

33579 17

34078 7 1

in absol. Maass

cm3 66,28 ae0.

6k753 ) l

58,69 77

51*,54 ,,

66754 77

6 V 5 17

57977 11

Specifische Cohasion

in conv. Maass

5,281mmz

5.288 .. 57288 71

51368 1; 57473 71

57568 >)

57552 7 7 5,544

in absol. Maass

81113

51782 Set.

-

51789 71

51789 17

52767 7 7

53,70 77 54,63 ,l

54,48 77

54140 11

T a b e l l e VII. Quecksilber in concentrirter Losung von Magnesiumsulfat.

_____ Potential

in der Quecksilber-

kuPPe

- 1,OO Dan. -0791 77

-0783 77

-0774 7 7

-0766 77

-0757 7 7

-0748 77

-0740 ,, -0731 7 >

-0123 71

-0714 9 7

Obei flachenspanuung

in cony. in absol. Maass Maass

mg

3k48 7 7

32785 77

34,93, 7)

37954 7 7

39760 77

43189 7 7

29,57 permm

41727 17

45,88 46,97 l ,

48724 7 7

~~ ~ ~~

Specifische Cohasion

in conv. Maass

-

4,812 mmz 57124 7 7 5,345 ,)

57684 77

6,109 ),

6,444 7 7

677'6 77

7,142 7 ,

7,466 77

77643 7 7 7,850 77

in absol. Maass

_ _ _ ~ ~ - oms

47,21 see? 50,27 ,)

52745 71

55777 ,7

59194 77

63724 77

65190 77

70708 77

73926 7 7

75700 7 7

77702 7T

Page 23: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

Potential in der

Quecksilber-

A. Kinig, 23

(Fortsetzung von Tabelle VII.)

Oberflachenspannung ~ Specifische Cohasion

in conv. 1 in absol. Maass Maass

51763 pe%n 5541 ,, 54723 7 7

52,66 ,, 52,06 ),

51721 7 7

49947 7)

48724 7 7

43770 77

40718 71

38783 7 7

g 506,6 S e e 2

532,l ),

54377 77

51078 7 7

50275 77

48574 77

47374 ,, 42970 7 7

39473 77

38170 17

51677 77

in conv. Maass

Tabel le VIII . Quecksilber in concentrirter Losung von Natriumsulfat.

Potential in der

Quecksilber- kuPPe

- 1,oO Dan. -0191 77

-0783 7 7

-0774 17

-0,66 ,, -0757 > 7

-0740 7 1

-0,48 .7

4 3 1 ,,

- 0 ~ 4 ,, -0,23 .,

O7O0 7 7

+0,09 77

+0717 7 7

+0726 7 ,

+0734 11

+0,43 7 ?

+0,52 7 7

+0760 >, +0769 71

+0,77 ,, +0,86 ,,

Oberflachenspannung

in conv. Maass

32,97 pe%n 35785 7 7

4'2,02 ))

44.17 .. 38717 7 7

39702 7 1

45;14 ;; 45776 7 7

46728 7 7

46750 77

46750 77

46783 77 47.38 .. 47;62 :; 47750 77

46761 17

44754 7 7

42737 77

39716 77

37772 77

36,58 ,7 30734 7 7

in absol. Maass

323,5 Sece &!

35178 7 7

37475 77

38279 77

4123 ,, 44279 77

45471 7 7

45673 7 7

45673 77

45975 7 7

46479 77

46671 77

45774 7 7

41578 77

38473 7 7

35879 77 297,7 ) )

43374 7 7

44970 7 7

46773 1 7

43770 7 7

37071 7 7

Specifische Cohasion

in conv. Maass

-

5,331 mmz 57797 77

67171 7 7

67309 7 7

67795 7 7

77142 77

77299 7 7

77483 77

77518 7 7

7,518 77

77571 77

7,661 ,.

7,398 ),

7;699 7;

77680 77

77536 77

77202 7 7

67331 77

67099 77

5,915 7 7

4,905 3 7

6,850 7 7

in absol. Maass

0m8 52,31 iZ

_ _ _ ~ -

56788 7 7

60755 17

61790 7 7

66767 7 7

70308 77

71762 77

72759 77

73743 7 7

73777 77

73777 77

74729 7)

75717 7 7

75754 7 7

75736 7 7

73794 17

70767 77

67721 7 7

59784 77

48713 7r

62712 7 7

58,04 71

Page 24: Ueber die Beziehungen zwischen der galvanischen Polarisation und der Oberflächenspannung des Quecksilbers

24 A. Konig.

T a b e l l e IX. Quecksilber in concentrirter Losur

Oberflachenspannung

in conv. Maass

yon Natriumchlorid.

Specifische Cohasion

in conv. Maass

T a b e l l e X. Quecksilber in concentrirter Losung von Zinksulfat. -

Potential 1 Oberflachenspannung ' Specifische Cohasion in der 1 Quecksilber- in conv. ' in absol. ~ in conv. in absoI.

kuppe 1 Maass 1 Maass Maass 8

474,7 a 47437 ,, 47477 ,7

47477 77

47477 ,, 47772 31

48079 7 7

4948 77

47792 17

47477 7 ,

44495 ,, Bei dem letzten der in Tabelle XI (p. 25) angefuhrten

Polarisationszustande ist wahrscheinlich eine Aenderung in der Zusam'mensetzung der electrolytischen Fliissigkeit da- durch eingetreten, dass etwas Quecksilber in die LSsung ubergegangen ist, da eine zweite Versuchsreihe die betracht- lich abweichenden Werthe der Tabelle XI1 lieferte.

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A. A70uig. 25

T a b e l l e XI. Quecksilber in f r i sch b e r e i t e t e r Natronlauge vom spec. Gewicht 1,05.

~

Potential in der

Quecksilber- kuPPe

- 1,OO Dan. --0,91 ,, --0,83 ,, -0766 7 1

-0757 1,

-0~40 ,, --0,31 ,, -0714 11

0700 ,l

+0,09 7,

+047 , l

+0,43 77

4-0777 1 ,

+0,86 ,,

~ ~- ~~ ~

-0,74 7 1

--0,48 ,,

--0,23 ,,

7 1

Oberflachenspannung

in conv. Maass

24,86 pe%m

~

27;99 30,78 33,70 35,12 37,72 40,98 42,35 44,50 47,28 51,49 50,41 50,41 50,41 50,02 49,02 47,96 47,28 46,23 41,94

T a b e l l e XPI.

Oberflachenspannung

in abrol. Maass

276,5 Sece

~ ~ __

P

285,7 i l

29472 ,, 317P 1 ,

33310 >, 33470 71

35315 ,, 373,8 ., 392,8 ,. 40971 >, 42677 7 ,

43318 7 7

44913 ,, 465,O ,, 468,4 ., 449,3 3 ,

445,3 ,, 441,5 .,

Specifische Cohasion

in conv. ~ in absol. Maass I Maass

~~ -~

Specifische Cohasion

in conv. Maass

~ -~ . ___

4,513 mm*

4,664 , l

4,801 1 ,

5,177 9 1

5,435 7 ,

5,450 1 ,

5,770 ., 6,099 i ,

6,410 11

6,676 9 , 6.963 .. . ,, 7,080 ,1

7,332 7,

7,589 ..

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26 A. Konig.

Urn nun zu erfahren, ob wirklich ein geringerer Ge- halt der electrolytischen Flussigkeit an Quecksilber solche Aenderungen hervorbringen konnte , liess ich den letzten der hier angegebenen Polarisationszustande 24 Stunden bestehen, wodurch sich eine braune blattrige Masse (HgO ?) in grosser Menge auf der Kuppe bildete. Nachdem ich sie entfernt, und, urn eine frische Capillarflache zu bilden, den oberen Theil des Quecksilbers weggeschleudert hatte, er- gab eine in gleicher Weise wie die fruheren ausgefuhrte Versuchsreihe Werthe fiir die Capillarconstanten, welche in ganzlich regelloser Folge bald zu-, bald abnahmen. Die aussersten Grenzen dieser Werthe waren:

~

Minimum Maximum

Oberflachenspannung I Specifische Cohasion

in conv. Maass I inabsol.Maass in conv. Maass 1 in absol. Maass ________~_ ~~~ _ _ _ _ - -1- _____

om3 55,03 BeCJ

mg 35,03 Prmm 1 343,7 42,52 ,, 1 417,2 ,, 1 6,809 ,,

0 6. Sehen wir ab von der letzten Versuchsreihe in Natronlauge und einer, welche ich ausser den bereits er- wahnten in einer sauren LGsung von Mercuronitrat machte, und die fiir alle Potentialwerthe in der Quecksilberkuppe gleiche Werthe der Capillarconstanten, namlich :

in conv. Maasse 4,682 mm2 { in absol. Maasse 45,94 cm8/sec2 ‘pecifische

lieferte, so zeigen alle Versuchireihen die ubereinstimmende Erscheinung, dass in einem mittleren bei den verschiedenen Flussigkeiten verschiedenen Polarisationszustande die Ober- flachenspannung ein Maximum erreicht und von hier aus so- wohl nacb der Seite der positiveren wie negativeren Ladungen der Quecksilberkuppe hin mit der Entfernung von jenem mittleren Polarisationszustande kleiner werdende Werthe an- nimmt. Dass eine solche Abnahme der Capillarspannung durch starke negative Ladung des Quecksilbers hervorge- bracht werden kann, zeigen schon einige Versache von

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A. Konig. 27

Hrn. Q u i n c k e , in denen aber electromotorische Krafte von vier his zehn Grove angewendet waren, wahrend bei meinen Versuchen nur electromotorische Krafte yon bedeutend ge- ringerer GrGsse benutzt wurden.

Bei der Versuchsreihe, die in einer concentrirten Losung von Zinksulfat angestellt wurde, ergab sich, wie aus Tabelle X hervorgeht , dass die Oberflachenspannung vom Potential- werth -0,14 Dan. his zum Potentialwerth - 1,00 Dan. einen constanten Werth behalt. Nun besteht aher bei dem ersten dieser Polarisationszustande zwischen der Platinanode und der Quecksilberkuppe eine Differenz von 2 Dan., und nach den Versuchen des E r n . E x n e r ' ) ist die zur Zersetzung von Zinksulfat zwischen Platinelectroden erforderliche electro- motorische Kraft gleich 2,14 Dan. Eine vollstandige Ueher- einstimmnng mit den Angaben des Hrn. E x n e r wiirde also erfordern, dass erst von dem Potentialwerthe - 0,28 Dan. an die Oberflachenspannung constant geblieben ware, wenn wir diese Erscheinung als eine Folge der Zersetzung des Zinksulfats ansehen. Da es immerhin moglich ist , dass die dem Potentialwerthe - 0,14 Dan. entsprechenden Capillar- constanten sich um einen geringen, der Messung entgangenen Betrag von den dem Potentialwerthe -0,31 Dan. entspre- chenden unterscheidet, so diirfte es im hohem Grade wahr- scheinlich sein, dass das Constantwerden der Oberflachen- spannung von der Anwesenheit electrolytisch ausgeschiedenen Zinkes verursacht war.

Um nun in Erfahrung zu bringen, wie gross die zur Zersetzung von Magnesium- und Natriumverbindungen er- forderlichen electromotorischen Krafte seien, ersetzte ich in einem Danie l l ' schen Elemente von der oben beschriebenen Form das Zink einmal durch Magnesium und ein anderes- ma1 durch Natrinmamalgam und bestimmte dann die elec- tromotorischen Krafte dieser Elemente. I c h fand dieselben gleich 1,53 Dan., resp. 3,71 Dan, Die electromotorische Kraf t , welche zur Zersetzung von Magnesium-, resp. Na- triumverbindungen erforderlich ist, ergibt sich demnach zn 2,14 + 0.53 = 2,67 Dan., resp. 2,14 + 2.77 = 4,91 Dan.

1) F. E x n e r , Wied. Ann. 6. p. 353. 1879.

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28 A. K&1<7.

Hei der Losung von Magnesiumsulfat ware es daher ZU

erwarten gewesen, dass von dem Potentialwerth -2,67 + 1,86

worden ware, und die Oberflachenspannung einen constanten Werth angenommen batte. Letzteres ist nun, wie Tabelle V I I zeigt, nicht der Fall , und eine Zersetzung des Magnesium- sulfats diirfte daher zweifelhaft sein.

Anstatt der Quecksilberkuppe, wie sie sich in dem Apparate bildete, brachte ich einmal bei derselben Methode der Stromverzweigungen einen kleinen auf einer Glasschale liegenden Quecksilbertropfen auf das Potential - 1,OO Dan. und liess ihn 24 Stunden in diesem Zustande. Ware eine Zersetzung des Magnesiumsulfats eingetreten, so hatte dieser Tropfen nachher, durch einen Draht mit einem anderen Tropfen frisch destillirten Quecksilbers leitend verbunden, wahrend beide in dieselbe Fliissigkeit eingetaucht waren, in jenem Drahte einen galvanischen Strom erzeugen miissen, was aber selbst mit Hulfe eines sehr empfindlichen Galvano- meters nicht nachzuweisen war.

Z u einer Zersetzung der Natriumverbindungen ware eine Fortfuhrung der Versuchsreihe his zu einem Potential- werthe von -4,91 + 1,86 = - 3,05 Dan. erforderlich gewesen, was aber ausserhalb der durch die Beobachtungsmethode gegebenen Grenzen lag. Wir sind daher hier ebenso wie bei den iibrigen Versuchsreihen (mit Ausnahme der in den Liisungen von Mercuronitrat und Zinksulfat, sowie vielleicht, wenn auch unwahrscheinlich , von Magnesiumsulfat) sicher, dass keine Zersetzung an der Quecksilberkuppe stattgefunden hat, und wir dem infolge der Polarisation an der Kuppe be- stehenden Gleichgewichte zwischen molecularen und electri- schen Kraften nahe waren.

Ueber die hierbei vorhandenen Zustande aussert sich Hr. H e l m h o l t z 1 ) in einem Berichte, den er iiber die Re- sultate der vorliegenden Untersuchung der hiesigen Kgl. Aka- demie der Wissenschaften vorlegte, wie folgt :

,,Dem Potentialunterschiede , der dann noch zwischen

- _ - 0,81 Dan. an Magnesium electrolytisch ausgeschieden

1) H. Helmholtz , Berl. Monatsber. vom 3. Nov. 1881. p. 945 und Wissensch. Abh. 1. p. 925. 1882.

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A. Kon ig . 29

mindestens einer der Electroden und der Flussigkeit, meistens aber wohl zwischen beiden Electroden und der Ietzteren be- stehen muss, wird an den Grenzflachen selbst eine electrische Doppelschicht entsprechen, wie eine solche sich nach den allgemeinen Satzen der Electricitatsvertheilung ausbilden muss an jeder Flache, an der ein Sprung im Werthe des Potentials stattfindet. Ich habe schori fruher l) nachgewiesen, dass die Grosse der Potentialdifferenz P durch das Moment der Doppelschicht m gegeben ist, indem:

P = 4 m m . Unter Moment der Doppelschicht verstehe ich die Dichtig- keit der positiven Flachenbelegung niultiplicirt mit dem Ab- stande von der negativen Flachenbelegung. Jede elementare Electricitatsmenge in einer solchen Doppelschicht wird ab- gestossen von den benachbarten gleichnamigen Mengen der- selben Schicht , angezogen durch die entgegengesetzten der anderen Schicht. Da aber die Theile der eigenen Schicht naher sind als die gleich grossen der- entgegengesetzten und naher den tangentialen Richtungen in der Flache liegen, so wird die Abstossung in Richtung der Flache die Anziehung iiberwiegen, und in jeder mit einer Doppelschicht belegten Flache muss die electrostatische g ra f t eine Dehnung der Flache hervorzubringen streben. W enn also die electrisirte Flache eine capillare Contractionskraft von gewisser Grosse hat, so wird die mit einer Doppelrschicht beladene Flache eine Verminderung der capillaren Spannung zeigen miissen. Es ware also unter diesen Umstanden zu erwarten, dass die capillare Spannnng der Flache im unbeladenen Zustande ein ,&faximum sein musste."

Mannigfache Versuche von H e r w i g ", der Quecksilber- mengen, die als Tropfen auf Glasplatten lagen oder sich in engen Rohren befanden, mit dem Conductor einer Electrisir- maschine verband, zeigten, dass mit der EleCtrisirung jedes- ma1 eine Verminderung der Oberflachenspannung auftrat. Es fand hier also nuch eine Abstossung der gleichartig ge-

1) Helmholtz, Pogg. Ann. 89. p. 225-228. 1853. und Wissensch.

2) H. Herwig, Pogg.Ann.159. p.489.1876.- Wied.Ann. 1. p.73.1873

_ _ ~

hbh. 1. p. 488-491. 1883.

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30 A. Konig.

ladenen Theilchen in der Oberflache statt, durch welche die Oberflachenspannung vermindert wurde.

I n unmittelbarem Anschluss an das oben Citirte fahrt dann Kr. H e l m h o l t z in folgender Weise fort:

,,Nun haben wir es bei den polarisirten Electroden- flachen allerdings mit einer vie1 complicirteren Anord- nung zu thun, da die Eleckricitiit, welche im Electrolyten sich anhauft, nach F a r a d ay ' s Gesetz jedenfalls ponderable lonen des Electrolyten mit herangefiihrt hat. Aber die eben angestellte Betrachtung lasst sich auch noch erheblich ver- allgemeinern auf einem Wege, der schon von Hrn. L i p p - m a n n eingeschlagen ist wobei nur die Voraussetzung fest- gehalten zu werden braucht, dass die Krafte, unter deren Xinfluss die Qrenzschichten sich bilden , conservative Krafte seien, und die dabei eintretenden Aenderungen daher voll- kommen reversibel. Das thatsachliche Vorhandensein der Rever- sibilitat dieser Processe ist durch dieVersuche von Hrn. L i p p - mann gleichzeitig grossentheils bestatigt worden. Fur unseren Zweck lasst sich die bezeichnete Verallgenieinerung am ein- fachsten in folgender Form ausfuhren. E s sei w die Fliichen- ausdehnung der Beruhrungsflache und E das Quantum Elec- tricitat , was im Metall langs der Flacheneinheit angehauft ist. I m Electrolyten wird der Menge + E die Menge - E

gegenuber liegen miissen, und durch deren Heranfliessen werden aquivalente Quanta des Anion herangefiihrt und angehsuft sein. Unsere Annahme besteht also wesentlich darin, dass die Menge und Anordnung dieser ponderablen Molecule, so- wie die der entsprechenden electrischen Schichten im Metall nur abhiinge von der auf jeder Flacheneinheit angesammelten Electricitatsmenge E . 1st diese Annahme zulassig, so ist der physikalische Zustand der Flache vollstindig definirt , wenn die Grossen w und E fur sie gegeben sind."

,,Urn diesen Zustand der Plache herzustellen oder zu veriindarn, w i d eioe gewisse Arbeit W aufgewendet werden miissen. E r s t e n s wird die Flache gegen den Einfluss ihrer capillaren Spannung geclehiit werden miissen. Nennen wir T die Kraft, mit welcher die Spannung der Flache auf jede Libgeneinheit ihrer Begrenzung wirkt, so ist bekanntlich

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A. Konig. 31

T.do die Arbeit, welche bei der Dehnung der Flache w auf (u + do gegen die Capillarspannung zu leisten ist. Z w e i - t e n s i s t Arbeit nothig, um neue Quanta Electricitat der Doppelschicht zuzufiihren. Sol1 in einen Leiter , dessen Po- tential (electrostatisch gemessen) p , und dessen galvanische Constante k ist, ein neues Quantum Electricitat d E einge- fiihrt werden, so ist dazu die Arbeit (p - k ) d E nothig. I n unserem Falle ist im Metal1 E U = E und - E . o im Electro- lyten. Die gesammte Arbeit d FV fur gleichzeitige Zunahme von w um dw und von E urn d E ergibt sich also:

d W = 2'. dw + (pm - pf - Am + k f ) d(w . E ) , oder:

D a unter der Voraussetzung conservativer Krafte W eine Piinction nur von w und E sein muss, so folgt, dass:

= [ T + E ( p m - pf - Am + Af)] dw + w [pm -pf - km + kf] d~ *

oder, wenn wir : p m - P f = Pi setzen und berucksichtigen, dass P nicht von w und km, und kf weder von E noch von w abhangig sind:

dT dP ~ + 6 - - = 0 . a& a&

Da 7' und P nur Functionen von E sind, nicht von m, so konnen wir auch schreiben:

Letztere Gleichung sagt aus, dass fur einen Grenzwerth von T die Dichtigkeit E = 0 sein miisse. Ausserdem zeigt diese Gleichung, dass der absolute Werth der angesammelten Elec- tricitat E durch Messungen von T und P in absolutem Maasse gefunden werden kann."

,,Die Voraussetzung , dass es conservative Krafte sind, die das Gleichgewicht an einer polarisirten Flache bestim-

1) Hr. L i p p m a n n hat (Ann. de chim. et de phys. (5) 5 . p. 520. Gleichung (8)) die dwch Differentiation dieser Gleichung nach P entstehendr Gleichung : a v aF .~ .. p=-- 8P' gefuoden und aufgestellt.

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32 A. Konig.

men, fiihrt also nothwendig zu der Voraussetzung, dass in diesem Zustand der maximalen Spannung der Oberflache die letztere frei von jeder electrischen Doppelschicht sei, und dass eben dann auch kein Potentialunterschied zwischen dem Quecksilber und der Flussigkeit besteht. Diese Folgerung kann durch weitere Versuche gepriift werden, da man jede Ladung einer Quecksilberflache durch schnelle Vergrosserung derselben, wie sie beim Abtropfen vorkommt, muss beseitigen k onnen."

, ,Far a d a y 's electrolytisches Qesetz, dessen strenge Giltig- keit alle spateren Versuche nur besyatigt haben, zeigt, dass, wo keine Electrolyse moglich ist, auch keine Electricitat vom Metall zum Electrolyten oder umgekehrt ubergehen kann. Einen scheinbaren Widerspruch dagegen kijnnte man in den bekannten alteren Versuchen uber galvanische Strome, die durch ungleichzeitiges Eintauchen zweier gleich- artiger Electroden in die gleiche Fliissigkeit erregt werden, zu finden glauben. Diese zeigen allerdings, dass sogar ohne vorausgegangene Xtromwirkung an den zuerst eingetauchten Platten in den ersten Secunden oder Minuten nach dem Eintauchen Veranderungen vor sich zu gehen pflegen, welche den Potentialunterschied zwischen dem Metall und der Flussigkeit verandern.'i

,,Das Quecksilber, als Electrode angewendet, hat bei den hierher gehiirigen Versuchen eioen wichtigen Vortheil vor den festen Metallen. Seine Beruhrungsflache mit der Flussigkeit ist dehnbar und kann beliebig verkleinert oder vergrossert werden, und wenn man die oberflachlichen Theile des Quecksilbers sich in einer Reihe von Tropfen sammeln und abfallen Iasst, so konnen sich fortdauernd aus dem Innern des reinen Metalls neue Theile der Oberflache entwickeln, die vorher weder mit der Luft noch mit der Flussigkeit in Beruhrung waren. I n der That hat auch schon Hr. Quinckel) , wie mir scheint mit Recht, auf die Analogie der durch schnell tropfendes Quecksilber erregten Strome mit denen aufmerksam gemacht, welche bei festen Metallen durch ungleichzeitiges Eintauchen erregt werden."

1) Quincke, Pogg. Ann. l h 3 . p. 161. 187-1;.

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A. K6niy. 33

,,Der Sinn dieser von selbst eintretenden Veranderung an der neugebildeten Quecksilberoberflache ergibt sich aus Hrn. Lippmann’s2) und Elm. Quincke’s Beobachtungen. Nach des letzteren sehr mannigfachen Versuchen geht der positive Strom, der durch abtropfendes und sich im unteren Theile des Electrolyten wieder sammelndes Quecksilber erzeugt wird, in den bisher untersuchten Electrolyten immer in Richtung des tropfenden Quecksilbers, d. h. die sich unten sammelnde Quecksilbermasse, ah deren Oberflache die Schichten, die die Aenderung hervorgebracht haben, sich concentriren, hat positiveres Potential als die obere durch Abtropfen immer wieder erneute Flache.id

,,Eine solche Potentialdifferenz fordert eine electrische Doppelschicht, deren positive Halfte im Innern des unteren Quecksilbers, die negative dagegen, am Anion der Fliissigkeit haftende in der Fliissigkeit liegt. Dadurch ist der Sinn der electrischen Ladung gegeben, welche sich mit massiger Ge- schwindigkeit an der Oberflache des Quecksilbers bildet. Dass diese Geschwindigkeit eine massige ist, folgt aus dem Umstande, dass langsamer Tropfenstrom schwache Potential- unterschiede hervorbringt, dass diese aber, wie Hr. Q u i n ck e gezeigt hat , bei wachsender Geschwindigkeit des Tropfen- stroms sich bald einem Maximum nahern, welches durch weitere Steigerung der Geschwindigkeit nicht mehr iiber- schritten wird. Dies letztere wird eintreten, sobald die neuen Theile der oberen Quecksilberflache so schnell in die Tropfen ubergehen, dass sie sich nicht mehr merklich laden kiinnen, ehe sie abreissen, und daher die obere Flache in vollstandig unverandertem Zustande bleibt.“

,,Nach F a r a d a y ’ s Gesetz wurde der hierbei vor sich gehende Eintritt positiver Electricitat in das Metal1 nur mittelst einer Electrolyse stattfinden kiinnen, die einen Stoff betrafe, welcher noch geringere Anziehung zur positiven Electricifat hat als das Quecksilber. Zunachst ware hier an don atmospharischen Sauerstoff zu denken, dem man, wenn er electrisch neutral in der Flussigkeit aufgelost ist,

1) Lippmann, Pogg. Ann. 149. p. 556-558.1873. Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. XVI. 3

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34 A. Konig.

ausreichende Verwandtschaft zur negativen Electricitat zu- schreiben konnte, um diese dem Quecksilber zu entziehen und dafiir positive an das Metall abzugeben. Die Langsamkeit der Ladung wiirde sich dadurch erklaren, dass dieser ge- loste Sauerstoff in geringen Mengen vorhanden ist und nur langsam durch Diffusion erneuert werden kann. Zur Priifung dieser Hypothese warden noch Versuche anzustellen sein, um festzustellen, ob verminderter Sauerstoffgehalt der Fliissig- keit die Stromungen bei glcicher Tropfenzahl fur die Secunde schwacher macht. Hrn. Q u i n c ke's') Versuche zeigen, dass die Wirkung nicht aufhort, auch wenn man den Sauerstoff- gehalt der Fliissigkeit soweit beeeitigt, als dies durch Aus- kochen geschehen krznn. Bei den enorm grossen Mengen galvanischer Electricitat, welche jedes Milligramm Sauerstoff liefern kann, und der Kleinheit der unteren Quecksilberflache, welche zu polarisiren ist, wird man kaum darauf rechnen konnen, durch irgend eine chemische Methode die Fliissigkeit geniigend von Sauerstoff zu reinigen, um jede electrolytische Wirkung des letzteren definitiv aufzuheben, wenn auch Ver- langsamung ahnlicher Vorgange z. B. an Platinflachen durch moglichste Beseitigung des gelosten Sauerstoffs sich sehr wohl erreichen Iasst.'L

,,Ware einer der in grosseren Mengen vorhandenen Bestandtheile der Fliissigkeit an der Electrolyse Schuld, so wiirde wohl dieser ganze Process der Ladung zweier sich beriihrender Flachen in unwahrnehmbar kurzen Zeitperiodeii zu Stande kommen konnen."

,,Ich mochte aber die hier hingestellte Hypothese aus- ilriicklich als solche anerkannt wissen. Fur das Folgende geniigt uns eunachst die Thatsache, dass unter den bisher eingehaltenen Bedingungen der Versuche, Quecksilber in Beriihrung mit electrolytischer Fliissigkeit sich nur langsam positiv gegen die Flussigkeit 'ladet."

,,Die Langsamkeit dieser Ladung bei beschrankter Diffusion hat sich iibrigens vie1 auffallender in Hrn. L i p p - m a n n's Versuchen mit dem Capillarelectrometer gezeigt, in- ___ ~-

1) Quincke, Pogg. Ann 153. p. 170. 1874.

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A. Konig. 35

sofern der feine Quecksilberfaden desselben aus jedem Grade der Ablenkung, wenn er so gut isolirt, als der Apparat es gestattet, sich selbst iiberlassen bleibt, allmahlich sich immer wieder einer bestimmten Gleichgewichtslage nahert, die ver- schieden ist von der, welche frisch abgetropftes Quecksilber annimmt. I n der feinen Capillarrohre des L i p pm ann'schen Instrumentes geschieht die Diffusion nur ausserordentlich vie1 langsamer als in den eben besprochenen Tropfapparaten und braucht Stunden'), wahrend die unmittelbare electro- lytische Ausgleichung mit der Saure, falls eine solche moglich ware, im Querschnitt der Rohre ohne Verzogerung von Statten gehen konnte.'l

,,Daraus schliesae ich, dass, wenn eine schnell abtropfende und iibrigens isolirte Quecksilbermasse durch die tropfende Spitze mit einem Electrolyten in Beriihrung ist, das Queck- silber und der Electrolyt kein verschiedenes Potential haben konnen. Denn hatten sie es - ware z. B. das Quecksilber positiv - so wiirde jeder fallende Tropfen eine Doppel- schicht an seiner Oberflache bilden, welche positive Electri- citat aus dem Quecksilber wegnahme und dessen positives Potential kleiner und kleiner machte, bis es dem der Pliis- sigkeit gleich ware."

Eine solche Entladung der Quecksilberkuppe habe ich nun in lil0-, 1- und 5-procentiger Schwefelsaure, in Liisungen von Magnesiumsulfat, Natriumsulfat, Chlornatrium und ver- diinnter Natronlauge in folgender Weise erreicht. Nach- dem ich alle oben beschriebenen Stromleitungen unter- brochen, tauchte ich den Draht i (Fig. 1) in ein mit Queck- silber gefiilltes Gefass, das durch einen Schlauch mit einem Glashahn verbunden war, dessen Ausflussrohr zu einer feinen capillaren Spitze ausgezogen war. Diese Spitze wurde nun in den Electrolyten eingesenkt und der Hahn so weit ge- offnet, dass aus ihr das Quecksilber in einem staubfdrmigen Strahle auf den Boden des Gefasses ee (Fig. 1) herabrieselte. Ein in den Draht i eingeschaltetes Galvanometer zeigte, dass durch ihn ein positiver Strom in der Richtung des tropfenden

1) L i p p m a n n , Pogg. Ann. 149. p. 551. 1873. 3*

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36 A. Konig.

Quecksilbers ging, dass also fur gewohnlicb die Quecksilber- kuppe positiv gegen den Electrolyten geladen war. Durch einen passend angebrachten Heber wurde das sich hier ansammelnde Quecksilber immer auf demselben Niveau er- halten und dadurch einueberfliessen des Gefasses e e (Fig. 1) ver- hutet. Die Werthe der Capillarconstanten, welche ich unter diesen Urnstanden erhielt, stinimten ziemlich genan mit den fruher beobachteten Maximalwerthen. Das Niveau des Queck- silbers in dem als Druckreservoir dienenden Gefasse, in welches, wie erwiihnt, der zur Quecksilberkuppe fuhrende Draht eintauchte, lag gewohnlich ungefahr 20 cm hoher als die ieine Oeffnung, aus welcher der als Electrode dienende Quecksilberstaub hervorquoll. Ich habe nicht bemerken konnen, dass ein Vermisdern dieser Hijhendifferenz auf 10 cm oder ein Steigern derselben auf 60 cm die Grosse der Capillarconstante beeinflusst hatte, sodass eine vollige Ent- ladung der Quecksilberkuppe anzunehmen ist.

Dass die bei diesen Versuchen sich ergebenden Werthe der Oberflachenspannung in der That Maximalwerthe waren, konnte uberdies dadurch nachgewiesen werden , dass aach demeEinschalten irgend einer beliebig gerichteten electro- motorischen Kraft in den die Quecksilberkuppe mit dem Queck- silberstrahl verbindenden Draht jedesmal die Messung einen kleineren Werth der Capillaritatsconstante ergab als vorher. Die unbedeutenden Abweichungen, welche zwischen den Maximal- werthen der Capillaritatsconstanten, wie sie in $ 5 aufgefuhrt sind, und den durch die letzterwahnten Versuche erhaltenen bestanden, finden wohl darin eine Erklarung, dass zu ihrer Bestimmung sowohl verschiedene Quecksilber- als Flussigkeits- mengen verwendet wurden, was eine Verschiedenheit der die Oberflachenspannung beeinflussenden und niemals ganz zu entfernenden Spuren von Verunreinigungen des Quecksilbers sowohl wie der Flussigkeit unvermeidlich machte.

E s erschien nun noch wunschenswerth einige Versuche uber die Zeit anzustellen, welche eine vollig entladene Queck- silberoberflache nothig hat, um sich unter einer electro- lytischen Fliissigkeit wieder electrisch z u laden. Nachdem ich das Gefass ee (Fig. 1) mit l/,,-procentiger Schwefelsaure

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A. Kiilzig. 37

gefullt, stellte ich nach der friiher beschriebenen Methode das Maximum der Kriimmung her und bewirkte gleichzeitig eine Entladung der Kuppe dadurch, dass ich sie entweder mit einer triipfelnden Quecksilberelectrode verband oder die in den friiheren Angaben durch den Potentialwerth +0,09 Dan. bezeichnete Stromverzweigung herstellte; dann unterbrach ich, durch das Ophthalmometer blickend, den zur Quecksilber- kuppe fiihrenden Draht. Sofort war eine anfangs erhebliche aber immer schwacher werdende Vergrasserung des Spiegd- bildes, also eine Abnahme der Oberflachenspannung zu be- merken, welche in sehr geringem Maasse langere Zeit fort- dauerte. Weil eine genaue Messung der schliesslich ein- tretenden Oberflachenspannung nach der oben darqelegten Methode nicht ohne Pormveranderung der Kuppe, wie sie mit der Herstellung der Maximalkrummung verbunden ist (wodurch eine Aenderung in der electrischen Ladung ein- getreten ware), zu erzielen war, so liess sich nur eine nach meiner Ueberzeugung allerdings ziemlich sichere Schiitzung aus der Vergriisserung des Spiegelbildes vornehmen ; sie er- gab bei vielen Versuchen dieser Ar t immer Werthe der Oberflachenspannung, welche zwischen 35 uhd 36 mg (nach conventionellem Maasse) lagen. Bei derl friiheren Messungen, deren Resultate in den Tabellen I bis XI1 angegeben sind, konnte eine Formveranderung der Kuppe ungehindert vor- genommen werden, weil die zur Knppe fuhrende Leitung nicht unterbrochen wurde, also ein Ab- oder Zufliessen von Electricitat stattfinden konnte.

Wurde nach der Entladung und Isolirung der Queck- silberkuppe der iiber den Rand m m (Fig. 2) hervorragende Theil vermittelst eines Glasstreifens in geschickter Weise fortgeschleudert, so drang, da durch den geringen Quecksilber- verlust das Niveau in der weiten Schale a (Fig. 1) fast gar nicht beeinflusst wurde, sofort Quecksilber, eine neue Kuppe bildend, aus der Oeffnung o o (Fig. 2) hervor, und die Beobach- tung durch das Ophthalmometer ergab, nachdem die durch das Fortschleudern in starke Erschiitterung versetzte Flache wieder zur Ruhe gekommen war, noch eine geringe Ab- nahme der Capillarconstante. I n wie weit letztere unmittelbar

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38 A. Koizig.

nach dem Wegschleudern mit der einer volligen Entladung ent- sprechenden ubereinstimmte, war infolge der erwahnten heftigen Bewegung der Kuppe nicht festzustellen. Da eine fast vollige Neubildung der Oberflache eintrat, so ist zu vermuthen, dass sich ein Werth ergeben hatte, welcher dem Maximum nahe lag.

Den bereits mehrfach citirten Bericht schliesst Hr. H e l m h o l t z mit folgenden Worten:

,,Ueber die hypothetische Ursache der Veranderung, welche an einer neugebildeten Quecksilberoberflache vor sich geht, zeigen diese Versuche wenigstens so viel, dass sie in einer dnrch den electrolytischen Strom zu beseitigenden, also auch durch den entgegengesetzten Strom hervorzu- rufenden Veranderung besteht, da sie durch fortdauernde galvanische Ausgleichung der Plache gegen eine sich fort- dauernd erneuernde Tropfflache ferngehalten werden kann. W a r e nach der oben vorgebrachten Hypothese Sauerstoff das in der negativen Grenzschicht des Electrolyten ge- sammelte Anion, so ware dieser Bedingung offenbar Genuge geleistet. Quecksilber , dessen Oberflache seit langerer Zeit mit einem lufthaltigen Electrolyten in Beruhrung ist, wird also im allgemeinen positiv geladen sein und bedarf der Wasserstoffzufuhrung durch einen kathodischen Strom, um in seiner Capillarspannung zuzunehmen. Das ist der von H r n . L i p p m a n n vorzugsweise beobachtete gewohnliche Fall. Dehnung der Flache verdunnt die vorhandene electrische Doppelschicht derselben und vermindert damit den Potential- unterschied zwischen Quecksilber und Electrolyten. Dadurch wird die \Torhandene electromotorische Kraf t der Zelle in den1 Sinne geandert, dass ein anodischer Strom begunstigt wird. Jenseits des Maximum aber muss sich alles dies um- gekehrt verhalten.L'

Zum Schlusse sei es mir noch gestattet, meinem hoch- verehrten Lehrer Hrn. Geheimrath H e l m h o l t z fur die freundliche Unterstutzung in Rath und That, welche er mir bei der Ausfuhrung der in vorliegender Abhandlung be- schriebenen Versuche hat zu Theil werden lassen, meinen warmsten und aufrichtigsten Dank auszusprechen.

B e r l i n , Physik. Inst. Januar 1882.

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