Über die beziehungen zwischen äußerer und innerer sekretion der drüsen

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Page 1: Über die Beziehungen zwischen äußerer und innerer Sekretion der Drüsen

II.

Aus dem Pharmakologischen Institut der Universitiit P6es (Ungarn).

Uber die Beziehungen zwischen iiufierer und innerer Sekretion der Driisen.

IL l~Iitteilung.

VOll

G. Mansfeld.

(Eingegangen am 8. XII. 1927.)

Die ersten Versuche, welche Weehselbeziehungen zwisehen /~ul~erer und innerer Pankreassekretion aufzudecken erstrebten, waren mit histo- logischen Methoden ausgeftihrt, und die Untersuchungen der Anatomen schienen den Beweis erbracht zu haben, dal] eine Umwandlung yon Acini in ]nseln nieht nur unter experimen~ellen Bedingungen, sondern auch physiologisch stattfinden kann. Diese sogenannte Mutations- theorie, die, wie es scheint, zuerst yon Laguesse~) ausgesproehen und insbesondere yon H e r x h e i m e r 2) vertreten wurde, land kr/iftige Stiitzen in den Versuehen yon Dalea), Swale Vinzen t und Thompson ~) tiber die relative Zahl der Inseln unter versehiedenen physiologischen Be- dingungen, wie Hunger und Sekretinwirkung. Ins Schwanken geriet je- doch diese Lehre dnreh die Entwicklung der histologischen Technik, durch welehe die genaue Charakterisierung und Unterscheidung der Inselzellen mSglich geworden ist. B e n s 1 e y gebiihrt das Verdienst, Klar- heit in diese Frage gebracht zu haben, und wenn wit keineswegs behanpten mSchten, dal] die Umwandlungsthe0rie endgiiltig erledigt scheint, so miissen wit auf Grund der neueren Literatur (vgl. ~ a c L e o dS)) zu dem

1) Cpt. rend. des s6ances de la soc. de biol. 1893. 2) Herxheimer, Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. 1906, Bd. 183 3) Phil. trans, roy. soc. 1905, Bd, 197, S. 25. 4) Jonrn. of physiol. Bd. 35. 5) Kohlehydratstoffwechsel and Insulin. J. Springer, Berlin 1927.

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Uber die Beziehungen zwischen ~iuBerer und innerer Sekretion usw. 29

Sehlul~ kommen, dal~ eine Umwandlung yon Aeini in Inselzellen bei Hunger oder 13berreizung keineswegs erwiesen ist.

Erfolgreicher schien, zur Prtifung der Beziehungen zwisehen innerer und gu~erer Sekretionstgtigkeit, die physiologische Methode, und auf die prinzipielle Wichtigkeit der SteinaehsGhen Versuche fi~r diese Frage wurde schon in der vorhergehenden)~itteilung hingewiesen. Unsere eigenen Versuche, deren wesentliches Ergebnis durch eine Reihe yon Unter- suehungen erhartet erscheint, lassen kaum einen Zweifel dariiber, da~ nieht nur an den Geschleehtsdriisen, sondern auch am Pankreas das ErlSsehen der gu~eren Sekretion eine gesteigerte Inkrettgtigkeit zur Folge hat.

Die wiehtigste Frage, welehe sich aus diesen experimentellen Ergeb- nissen ergibt, ist, wor in dieses, a l lem Ansehe ine nach gese tz- mgl~ige, v i k a r i i e r e n d e V e r h a l t e n der Zwei f lgehendr~ isen (Biedl) b e g r i i n d e t i s t und ob wit n i e h t da r in nu r e inen spe- z ie l len Fa l l e iner a l l g e m e i n e n G e s e t z m g g i g k e i t e rb l i cken mils s en. Betraehten wir die Sekretionsprozesse aus einem allgemeineren Gesiehtspunkt als t~blich, so sehen wir zungchst, da~ ihrer physiologischen Bedeutung naeh hugere und inhere Sekre~ion oft wesensg]eiche Vor- ggnge darstellen. Die Steigerung von Organfunktione~l als Folge einer Hormonwirkung und die fermentative T~tigkeit einer Verdauungsdriise sind letzten Endes beide chemisch-katalytische Vorggnge, die in ihrer gul~eren Erseheinung sieh kaum mehr nnterseheiden als die stoffweehsel- steigernde und herzbesehleunigende Wirkung des Sehilddriiseninkretes. Oder gibt es einen wesentliehen Unterschied zwisehen der Hormon- wirkung des Adrenalins und jener Wirkung des 3Iagensaftes, welehe dureh Vermittlung des Sekretins eine zweite VerdaumNsdriise zu ge- steigerter Tgtigkeit veranlagt?

Wenn wir das physiologisehe Endresultat der Drtisenfunktionen also aus allgemein biologischem Gesiehtspunkte betraehten, so wird man die nahen Beziehungen z~dsehen i~ugerer und innerer Sekretion kaum tibersehen kSnnen. In Verfolgung dieser Beziehungen driingte sigh der Gedankeauf, ob n i g h t gewisse p h y s i o l o g i s e h e P r o d u k t e der Dr i i senze l le , ]e n a e h d e m sie naeh a u g e n sigh e rg i egen , oder , d a r a n v e r h i n d e r t , ins Blur ge l angen , die i~ul3erlieh so dif- f e r e n t e r s e h e i n e n d e n W i r k u n g e n der i iugeren u n d i n n e r e n S e k r e t i o n in E r s c h e i n u n g t r e t e n lassen. Diese Annahme finder eine mitehtige Sttitze in entwieklungsgesehiGhtliGhen Tatsachen nnd in den Lehren der vergleiehenden Anatomie, die - - wie wir gMGh sehen werden - -da r au f hindeuten, dag eine Reihe yon Inkre t funkt ionen als Erbsttiek s e k r e t o r i s c h e r Apparate anzusehen ist.

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30 II. G..~A~SFELD.

Allgemein bekannt ist das Persistieren eines rudiment~ren Aus- ftihrungsganges der Sehilddrtise, des Ductus thyreoglossus, was an und fiir sich dafiir spricht, dal~ die Schilddriise ontogenetiseh eine Driise mit ~iul~erer Sekretion gewesen ist. Aber noch weit wiehtigere Kenntnisse danken wir der vergleiehenden Anatomie, welehe uns tiber die Phylo- genese der Sehilddriise unterriehtet. In W i e d e r s h e i m s vorziigliehem Buehel) finden wir folgende Darstellung: ,,Von groi~em Interesse ist, da.I~ die Schilddrfise bei Tunikaten und bei Amphioxus ze i t l ebens in den Schlund ausmtindet und dabei, wie Fol nachgewiesen hat, einen klebrigen Stoff abscheidet, welcher eine wichtige Rolle bei der N~hrungs- aufnahme spielt. Jene Tiere ernahren sich ni~mlich yon Partikelchen, welche passiv mit dem Atmungswasser in den Schlund geraten und durch die Kiemenspalte~ sofort wieder hinausgesehwemmt wtirden, wenn sie nicht dureh den klebrigen Salt der Sehilddrtise aufgefangen und zu einem Strang agglutiniert (dutch Flimmerbewegung) in den (Jsophagus geftihrt wtirden. Da bei den hSheren Wirbeltieren die passive Aufnahme der Nahrung dutch Flimmerbewegung in Wegfall geriet und die Zungen- ~nd Xieferfunk~ion dafiir eintraten, so wurde die agglutinierellde Wir- kung des Thyreoideasekretes iiberfliissig, und die Drtise verlor ihren Aus- ftihrungsgang. Zugleich bfldete sie ihre inhere Sekretion, welche wohl auch schon bei Amphioxus angebahnt war, welter aus. (, Etwas welter heil]t es: ))Rticksehau haltend, kSnnen wir also konstatieren, dal] die Sehilddriise urspriinglieh die Bedeutung einer Driise besal~, welche dureh einen offenen Ausftihrungsgang mit dem Schlunde verbunden war. 5Taeh Riiekbildung jenes Ganges bildete sich das Organ nicht etwa zurtiek, sbnderll ging, dureh einen aul~erordentlichen Blutr~iehtum ausgezeichnet, einen Funktionsweehesel ein und wurde zu einer ,Driise mit innerer Sekretion' ((.

Es mu~te, wie mir schein~, dieses Ergeb~is vergteichend-an~tomi- seher Forschung hier etwas ausftihflich wiedergegeben werden, well es den Beweis liefert, dal~ in der Tat eine naeh aul~en sezernierende Drtise in eine innersekretorische Driise sieh umwandeln kann. So verfriiht es nun ware, diesen beststudierten Fall der Schilddrtise zu verallgemeinern und zu behaupten, da~ alle unsere Inkretdrtisen einst nach au~en se- zernierende Drtisen gewesen sind, ebenso unriehtig w~re es zu iibersehen, datl wir keineswegs einem Einzelfall gegeniiberstehen. Schon der manch- real persistierende Ductus thymopharyngeus deutet darauf, da]3 aueh die Thymus ontogenetiseh und mSglicherweise auch phylogenetisch eine Se-

1) Yergleichende Anatomie der Wirbeltiere. 7. Aaftage. Gustav Fischer, Jen~ 1909, S. 486.

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{5'her die Beziehungen zwischen iiul3erer und innerer Sekretioa usw. 31

kretionsdriise gewesen ist 1). Was uns aber bier am meisten interessiert, ist die Tatsaehe, dal~ der Inselapparat der Bauehspeieheldrtise unver- kennbare Anzeiehen daftir bietet, dal~ dieses innersekretorische Organ zav'~oZ@ einst die Rolle einer nach aul~en sezernierenden Drtise inne hatte. Wurde schon yon S la te r J a c k s o n 2) an Elasmobranehiern die nahen Beziehungen zwisehen Panka'easausfiihrungsgi~ngen nnd Inseln festgestellt, so verdanken wir He l ly a) und Pea ree ~) den Nachweis, dal~ der Ursprung der Inselzellen in den Ausftihrungsgi~ngen zu suchen ist. W e i e h s e l b a u m und Kyr le 5) fanden nun aueh, da6 den Epithe- lien der Ausfiihrungsgiinge die Fi~higkeit der Inselbfldung aueh an Er- waehsenen zukommt. Zu diesen genetiseh interessanten Feststellungen gesellen sieh nun hSchst wiehtige anatomisehe Tatsaehen. Am Si~uge- tierpankreas besehrieben L e w a s e h e v 6) (1886) und Laguesse v) an Pr~paraten, die durch die Ausftihrungsg~nge injiziert wnrden, Verbin- dungen zwisehen Ausfiihrungsgang und Inseln, obwohl diesen Verbin- dungen keine Lumina zukommen. B e ns ley s) hat mit verbesserten ?ge- thoden am ){eersehweinehenpankreas ein ganzes System yon feinver- zweigten, gewundenen Tubuli oder Str~ngen auffinden kSnnen, welches yon den gr56eren Ausfiihrungsg~ngen ausgeht. ,>Die Zweige anastomi- sieren oft untereinander oder sind mi t Inse ln verbunden.<, Diese Epithelstr~nge, die mit den Inseln verbunden sind, sind entweder solid, oder wenn ein Lumen v o r h a n d e n is t , so seh l i eg t es sieh, be- vor es die Insel er re ieht . B e n s i e y teiit nun auf Grund seiner Untersuehungen die Inselzellen in versehiedene Gruppen: Er unter- seheidet Inseln im interstitiellen Gewebe des Pankreas ohne Verbindung mit den Aeini, nahegelegen den Ausftihrungsgangen oder mit ihnen ent- weder direkt oder indirekt dureh epitheli~le Tubuli verbunden; ferner Inseln im Drtisenl~ppehen .gelegen, ebenfalls unverbunden mit den Aeini, aber dureh epitheliale Tubuli mit dem interlobul~iren Gangsystem ver-

1) u auch die Entwickl~mg" der beiden Teile der Hypophyse (Wieders- helm, a. a. 0., S. 273) some beztiglich des Ductus thyreopharyngeus der Para- thyreoideae bzw. des Duetus thymopharyngeus: Kollmann, Handatlas der Entwieklungsgeschichte des Menschen. Gustav Fischer, Jena 1907, Fig. 364.

2) Slater, Journ. of metabolic research 1922, Bd. 2, 8. l~tl. 3) Helly, Arch. f. mikroskop. Anat. 1906, Bd. 67, S. 124. 4) Pearce, Americ. jom-a, of anat. 1903, Bd. 2, S. 445. 5) Weichselbaum und Kyrle, Arch. f. mikroskop. Anat. 1909, Bd. 74,

S. 223. 6) Lewaschev, Ebenda 1886, Bd. 26, S. 453. 7) Laguesse, Le pancreas. Storck & Co., Lyon 1906. 8) Bensley, Americ. journ, of anat. 1911, Bd. 12, S. 297.

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32 II. G. 3hNSFSLD.

bundel1. Dalln besehreibt er Insell1 im Drtis~ellliippehen entweder nqit den Acini oder mit den Ghngen verbunden und sehliel]lieh In- seln, die ihre Verbindungen verloren haben. Das Wesentliehe ist - - sehliel]t B e l l s l e y - - , da$ alle Insell1 des Pa l lkreas auf i rgende ine Art mi t den Ausf i ihrungsg~l lgen in V e rb i ndung stehel1.

Diese histogelletisch ulld anatomiseh so wiehtigen Ulltersuehungen Bens leys bietel1 eine lleuer]iehe Sti[tze fiir unsere Ansehauullg. Welln wir nun auf Grund der angefiihrtel1 Tatsaehen es als wahrseheinlieh be- traehten, da$ die gellanllten Illkretdrtisen aus Apparaten hervorgingen, die ursprtinglieh der ~u~erel1 Sekretion diellten und dab dieser Funktions- weehsel dureh den Versehlu6 der Ausfiihrungsgiillge bedingt war, so rtiekel1 nieht nur unsere Pankreasversuehe in ein neues Lieht, sondern es erOffllet sich auch eil1 experimenteller Weg zur Prtifung jener grol~el1 Frage der Physiologie naeh dem Entstehen der elldokrinen Funktionen im allgemeinen.

Ist unsere Anllahme riehtig, so mtissel1 wir in den Ergebnissen unserer Pankrea.sversuehe die Naehahmung jelles Prillzips erblieken, welehe der Natur selbst zu Gebote steht ulld es e rg ib t sieh die we i t e re NSgl iehke i t , dal3 Drtisel1, denel1 t i be rhaup t keine oder nu t im geri l lgen Grade endokr ine F u n k t i o n e n eigel1 silld, e inen F u n k t i o n s w e e h s e l e r le iden ulld zu e n d o k r i n e n Drtisen wer- den, wenn wit i h rem ~tugeren Sekre t den Weg ver legen , so wie es uns die N a t u r lehr t . Nieht nnwahrseheinlieh sehien es, dies an den Speieheldriisen erreiehel1 zu kSl111en, denn diese spielten ja ur- sprtillglieh, beim Ubergang zur Luftatmullg, noeh eille rein meehanisehe t~olle fiir die Nahrungsaufnahme ulld es entwiekelte sieh erst sparer ihre fermentative, also ehemiseh-katalytise.he T~tigkeit. Angesiehts dieses eillmal sehol1 vo]lzogenel1 Funktionsweehsels sehien die MSglieh- keit gegeben, den n~tehsten Sehritt zu einer.noeh hSheren Differenzierung zu erzwingen, ahlllic5 jenem Vorgallg, den die Phylogenese tier Sehild- drtise nns vor Augel1 ftihrt. Da phy!ogenetiseh die Paro~is die jiingste, also voranssiehtlieh aueh die variatiollsffi.higste Speieheldrtise darstellt, so war es llaheliegend, zur experimelltellel1 Realisierung dieses Prinzips, der ~u6eren Sekretionst~tigkeit dieser Drtise dutch Unterbindung und dureh Trennung tier Ausftihrungsghnge ein j~hes Ende zu bereiten. Die zu erwartellde illnersekretorisehe T~tigkeit hoffte ieh am besten dureh die Untersuehullg der Blutzuekerregulation naehweisel1 zu kSnnen. Einerseits die histologisehe :4_hnliehkeit mit dem Pankreas, alldererseits ihre - - mit jener des Pankreas - - ~hnliehe Rolle bei der Verdauung

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lJber die Beziehungen zwischen gui3erer und innerer Sekretioa usw. 33

der Kohlehydrate wiesen mit zwingender Kraft zu der Annahme, daB, falls die Speicheldriise zu einer inneren Sekretion gezwungen wird, diese aller Wahrscheinlichkeit nach eine filsulin/ihn]iche sein mtil]te ~).

Yersuche.

Die Versuche hatten wir im September 1926 an zwei grof~en I-Iunden be- gonnen nnd nachdem ihre Blutznckerregulation, wie es in der vorstehenden Mit~eilung genau beschrieben wurde, festgestellt war, wurde der Ausffihrungs- gang der Glandula parotis versperrt und ihre Zuckerregulation yon Zeit zu Zeit untersucht.

Die Operation, welche unter strenger Asepsis ausgeffihrt wird, gestaltet sieh in folgender Weise: Der ttund wird in Morphin-~thernarkose in seitlicher Lage gefesselt. Hautschnitt a n rasierter und mit Jodtinktur bestrichener Hautfl~che quer fiber dem Musculus masseter in der Richtung zwisehen Mund- winkel und hinterem Rand der Ohrmuschel. In dieser Richtung l~uit, direkt am lVfusculus lnasseter gdegen ein etwas grau (nicht weifi !)schimmernder, etwa Y mm dicker Strang. Dieser wird zum Ohr zu verfolgt, wo bald seine Teilung und der Eintritt der Zweige in den unteren Polder Drfise sichtbar wird. Doppe]te Unterbindung des Ganges. Zwisehen den zwei Ligaturen Anschneiden des Duetus mi~ feiner Schere. Prfifung des Lumens mit feinem Finder. Hat man die l~berzeugung gewounen, daI] ein Lumen vorhanden ist, daf~ man also ohne Zweifel den Ductus Stenonianus unterbunden hat, wird ein Stfick des- selben zwischen den zwei Ligaturen in etwa 1--2 cm L~nge reseziert, womit die Operation beendet ist. Faszie und Hautnaht: Kollodiumverband. An allen Tieren erfolgte nach der Operation ein geringes Anschwellen der Drtisen, ~elehes innerhalb 1 Woche wieder schwindet.

Die Ergebnisse unserer Versuche sollen in dieser iMitteilung nar aus theoretischen Gesichtspunkten behandelt werden, nm zu zeigen, dab am n o r m a l e n Tier das Versiegen der Speichelsekretion zu Vergnderungen ftihrt, welche einer ttormonwirkung gleiehzustel]en sin& hn folgende~ tdlen wit diese an normalen }Iunden ausgefiihrten Versuche in ex- tenso mit (s. Versuch 1).

Diese, 4 ~onate nach der Operation gefundenen 1Xtichtern- und Karenzwerte zeigen eine so mi~chtige Wirkung auf die Blutzuckerregn- Iation, wie wit sie kaum je schSner naeh der Pankreasoperation gesehen haben. Um uns davon zu iiberzeugen, dal~ diese eklatante Wirkung in der Tat yon der abgebundenen Parotisdrtise ausgeiibt wird, batten wit

1) Unterstiltzt wurde ieh gewissermat3en in dieser Voraussetzung durch eine ~ltere Beobachtung yon Reale (10. Internat. reed. Kongrel3 Berlin t890), naeh welcher die Exstirpation der Speicheldriisen zu Glykosurie fiihrt, welche aller- dings yon Minkovs zky als eine ~'ortibergehende postoperative bezeichnet wurde (Untersuchungen fiber Diabetes 1892~, dem jedoch sei~ens Pflfigers (Das Gly- kogen) widersproehen wurde.

Archly f. exper iment . Pa th , u. Pharmakol . Bd. 130. 3

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3~ II. G. ~'[*XSFELI).

Versuch 1.

Hund A, 16 kg Gewieht. Operation: Doppelte Ligatur und Durchtrennung des Duetus Stenonianus links.

Datum Blutzucker in % Zeit nach der I . ntiehtern ' naeh 2 Tagen Operation

ntichtern I Karenz ; I Karenz '

23. X. 1926 25. X. 1926 0,095 0,082 29. XI. 1926 1. XII. 1926 0,085 0,081

Operat ion am 20. XII. 1926 16. III. 1927 18. III. 19271 0,087 ! 0,058 22. III. 1927 24. I I I 1927 1 0,066 0,065 30. III. 1927 1. IV. 1927 I 0,067 0,055

4 Monate

uns entschlossen, diese zu exstirpieren. Diese zweite Operation erfolgte am 5. IV. 1927. Wit enffernten ein etwa haselnu6grol~es Sttick der Drtise. Die funktionelle Priifung ergab k e i n e Xnderung der Blutzuekerregu- lation. Wir vermuteten, dal~ es uns nieht gelungen war, die gauze Drtise zu exstirpieren und hatten am 21. IV. eine dritte Operation vorgenom- men, wobei es sieh herausstellte, dal~ ein Drtisenstiiek von etwa kleiner Nul~grSl]e, die 0hrmuschel nach hintcn etwas tiberragend, zuriickgebliebe~ war, welches entfernt wurde. Die Ergebnisse der Funktionspriifung warea die folgenden:

Versuch 1.

Fortsetzung.

Datum

ntiehtern i Karenz

Blutzueker in % ] naeh 2 Tagea

ntichtern i Karenz

Nach partieller Exstirpatioa der linkea Parotis 10. IV. i927 I ]2. IV. 1927 0,076 ] .0,057

Nach totaler Exstirpation der linkea Parotis 2. VI. 1927 24"9. VI. 1927 0,115 [ 0,086

27. VII. 1927 VII. 1927 0,100 i 0,080

Wir sehen also, da6 nach der Totalexstirpation der abgebundenen Parotis wieder vollkommen normale Werte sich einstcllen, so dal] es keinem Zweifel unterliegt, dal~ die ttypoglyk~mie durch die Glandula parotis unterhalten worden ist.

Zu dem gMchen Ergebnis fiiln'te ein zweiter Versueh, den wir im folgenden mitteilen:

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Uber die Beziehungen zwischen ~iul3erer and innerer Sekretion usw.

V e r s u c h 2.

Hund B, 17 kg Gewicht.

35

Datum

ntichtern

23. XI. 1926 29. XI. 1926

18. XIL 1926 22. III. 1927 31. lII. 1927

5. IV. 1927 10. V. 1927

27. VII. 1927 15. X. 1927

17. XL 1927

] Blutzueker in o/o : naeh 1-2 Tagen ~ Zeit nach der

niichtern Operation I Karenz : Karenz I

1. 192 [ o:08 o;o7 - Ligatur und Durehtrennung des linken Ductus Stenonianus 24. III. 1927] 0.0~2 l 0,070

2. IV. 1927 0077 i 0,063 l/ 3 Monate I Lig'atur und Durchtrenmmg des reehten Ductus Stenonianus

12. V. 1927 0,080 0,055 4 Monate 29. VII. 1927 0,084 0,068 J 6 ~>

17 X. 1927 0:063 0,067 ] 10 >> 18. XI. 1927 0,061 0.053 21. XI. 1927 -- 0,044 I/ 11

Aueh an diesem Tier linden wir (naeh der Ligatur des 2. Ductus

noch im versti~rkten 5'[a6e) die typisehe Karenzhypoglykiimie und die

charakterist ischen tiefen Nitchternwerte, wie wir sie naeh der Ligatur des Pankreas antreffenl) .

Diese Wirkung ist, wie wit sahen, yon der Ti~tigkeit der abgebun-

@hen Speicheldriise bediagt und schwindet spurlos, wenn wir sie ent-

fernen. D i e s li~l~t d a r a u f s c h l i e l ~e n , d a ~ die S p e i c h e l d r i i s e

t i n t e r d e n n e u g e s c h a f f e n e n B e d i n g u n g e n e i n e i n n e r s e k r e -

r F u n k t i o n v o l l b r i n g t . Ob es sich um eine Insuiinprod~k-

1) Die Versuche zeigen eine so ausgesprochene Wirkung auf die Zucker- regulation, dab die beschriebene Operation als eiae ehirurgische Behandlung des Diabetes im h(ichsten Grade zweckm:~tl3ig erschien, so" dal3 weitere Versuehe im Dienste dieses praktischen Zieles an diabetischen Tieren vorgenommen wurden. Auch diesmal miissen wir aber das Prinzip vor Augen halten, wie es bei den Pankreasversuchen der Fall war, so lunge mit der Mitteilung unserer Versuchs- ergebnisse zuriickzuhalten, bis wir nicht absolute Sicherheit gewinnen, dal3 der geplante Eingriff so dauerhafte -s bewirkt, wie sie als Vorbedingung fiir die klinische Erprobung gewiinseht werden mull

Es m(ige nicht unerw~ihnt bleiben, dal~, wiihrend uusere Versuche im Gauge waren, uns eineArbeit yon Go l j a n i z k i j bekannt wurde, in welcher beztiglich des bier behandelten Problems Angaben yon klinischem nnd theoretischem Inter- csse entha]teu sind {Arch. f. klin Chirurg. :1924, Bd. 130, S. 763), sowie eia kurzes Referat (Zentralorgan fi d. ges. Chirurg. 1926, Bd. 37, S. 307), naeh wel- them derselbe Autor in Rul31and den klinischen Versueh maehte, durch Unter- bindung des Ductus Stenonianus und Transplantation der Glandula submaxillaris Diabetes zu heilen.

3 ':!

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36 II. G. MANSFELD.

tion handelt, oder ob ein Stoff in das Blut gelangt, welcher erst den Inselapparat zu gesteigerter Tiitigkeit anregt, ist ftir die theoretische Seite unserer Frage kaum yon Belang. Im Gang befindliche Versuche werden in naher Zukunft die Entscheidung erbringen.

Das Wesentliche unserer Versuchsergebnisse erblicken wir darin, dai~ es in der Tat gelingt, an einer Verdauungsdri ise mit i~ul~erer Sekret ion einen Funkt ionswechse l herbeizuft ihren, gleich jenem, den die phylogenet i sche Entwick lung an manchen In- kre tdr i i sen , wie Schilddriise und Inse lappara t , vollzogen hat.