Über die beziehungen der fettsucht zu psyche und nervensystem

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2. JULI 1923 KLINISCHE W OCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nf. 27 i255 Kopf -- Nacken -- Riicken einen einzigen starren (sanft nachhinten konkaven) Bogen bilden. Wie alle tonischen Massenbewegungen ist also wohl auch die reflektorische Streckung der Wirbels~ule ein ,,Baustein" der gesamt› Kinetik, und zwar gerade fiir die menschliehe Statilc infolge der aufrechten K6rperhaltung ein besonders wertvoll~r. So finden wir ihn in reiehstem AusmaBe selbst da, wo wir ihn zun/ichst nicht vermuten, bei den ganz ,,tonus- armen" Rachitikern. Wohl besitzen sie ihn, nur wissen sie nichL ihn zweckm/il3ig in' das Gefiige ihrer Bewegungen einzupassen. Als Ergebnis unserer Beobachtungen heben sich zwei Punkte wesentlich hervor: I. Eine besondere Verkniip von Labyrinth- und Halsa reflexen tritt beim /ilteren S~ugling sehr sinnf/illig in Erschei- nung und mag ftir die Entwicklung statischer Fghigkeiten von Bedeutung sein. 2. Der klinische Eindruck von ,,Tonus der Musknlatur" 1/iBt keinen SchluB zu auf ihre wahre tonische Leistungsf~hig- kei• Literatur: P. I™ Monatsschr. f. Kinderheilk. I8. -- R. MAGNUS, Pflfigers Arch. f. d. ges. Physiol. ~45, x54, ~6o, I63, ~78, I86. -- M. MINKOWSKI, Schweiz. med. ™ I922. -- SI~ONS, Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr. 8o. 0BER DIE BEZIEHUNGEN DER FETTSUCHT ZU PSYCHE UND NERVENSYSTEM1). Von Prof. L. LICHTWlTZ, Direktor der Medizinischen Ab~eilung des Stgdischen Krankenhauses Altona. In den letzten Jahren ist in friiher, vor dem Kriege, nicht beobachteter Verbreitung eine Krankheit aufgetreten, der in gleichem Maf3e von Stoffwechselpathologen wie von Neurologen Interesse entgegengebracht wird, die endogene Adipositas. Die Erkrankung betrifft ausschlieBlich das weibliche Ge- schlecht. Die untere Altersgrenze liegt -- mit wenigen Aus- nahmen -- um das 3 o. Lebensjahr. Etwa die H~Ifte der von mir ]3eobachteten geh6rt der jiidischen Rasse an. Die Symptome sind iolgende: Rasch einsetzende, nicht durch Anderung der Ern/ihrung bedingte Fettsucht, vorwiegend des Bauches, der ttfiften, des Ges/iBes und der Oberschenkel, in ge- ringerem Grade auch der Mammae. Ira Gegensatz zu der Volumen- zunahme dieser Gegenden steht die Zierlichkeit der Vorderarme. Das Fett ist im Unterzellgewebe der befallenen Teile meist gleich- m/iBig, mitunter aber auch in abgrenzbaren Knoten abgelagert. Das Fettgewebe der unbehandelten F~ille ist fast immer schmerz- haft. Gleichzeitig mit dem Einsetzen der Fettsucht macht sich eine oft hoehgradige k6rperliche Schws bemerkbar, die sich bel Magenleere steigert Die Zufiihrung der gewohnten Nahrung hilft nur ftir kurze Zeit. Fr/iher als in gesunden Zeiten stellt sich statt des Hungers ein Schw/ichezustand ein. In vielen FMlen geht der kSrperlichen Asthenie eine psychische parallel. Die Kranken wer- den vergel31ich, bemerken zuerst eine gesteigerte geistige Ermtid- barkeit und kommen bald zu der schmerzlichen Ezkenntnis oder Ansicht, daB ihre geistigen Kr/ifte nachlassen und ihr PersSnlich- keitswert im Sinken ist. Gleichgtiltig, ob die Frauen je nach ihrer Art den Verlust an guBeren Reizen oder das Nachlassen ihrer gei- stigen Eigenschaften oder das Sinken ihrer ArbeitsfS~higkeit schmerz- lich emp™ immer kommt es zu depressiven Zust~nden, durch die das GeI~hl der minderen Tauglichkeit ftir die Pflichten des Hauses, des BeruIes, der Gesellschaft noch verst/~rkt wird. Auf der Basis dieser MiBstimmung entwickelt sich eine ffesteifferte Reiz- barkeit, die zu meist kurzdauernden, mit Ersch6pfung und Tr/inen endenden Ausbriichen fiihrt. In de sensiblen Sph~ire herrschen l™ reuzschmerzen vor, die in die Riickseite beider Oberschenkel ausstrahlen. H~ufig sind Klagen fiber Kopfdruck und Kopfschmerzen: Ein nicht seltenes begleitendes oder koordiniertes Symptom ist arterieller Hochdruck, der in Anf/illen oder durch 15.ngere Zeit dauernd auftritt. ~) Nach- eillem Vortrag vor der Neurologisch-psychiatr. Vereinigung von GroB- Hamburg. Im Blut wird Lymphocytose gefunden. Wie bei vielenand6ren Fettleibigen ist die Diurese schlecht, der ttarn hochgestellt. Die 0demneigung; die sich ira Wasser- versuch deutlich zeigt, tritt auch von selbst in Gestalt von Schwel- lungen der Augenlider, der Hgnde und Unterschenkel zutage. Pr&- parate aus Hypophysenhinterlappen haben meist eine hemmende \u auf die Wasserausscheidung im Trinkversuch. Merk- wiirdigerweise verhalten sich bisweilen Schilddrfisenprgparate (3~ERCK, PARK und DAvis, BOURROUGH und WELCeME) ebenso. Gelingt es, eine Entwgsserung herbeizufiihren, so nimmt die Schmerz- haftigkeit der Fettlager ab. Das Fett ist /~uBerst hartn/ickig gegeniiber Di/itbeschrgnkung und Organotherapie. Fragen wir angesichts dieses Krankheitsbildes, das so innige Verflechtungen von St6rungen des Stoffwechsels (Fett, Wasser) mit nerv6sen und psychischen Ver/inderungen zeigt, nach allgemeinen Beziehungen dieser Art, so ergeben sich folgende Gruppen : I. Die seelische Umstimmung, die Charakterdnderung ist eine 2'olge der Ad@ositas. Die Fetts ist, wie VON ~N'OORDEN sagt, ein Prfifstein fiir die Energie des Charakters. Schwache Naturen schr/~nken, wenn ihnen ihr Gewicht zur Last wird, die Bewegungen ein; damit ihr IIandeln und schlieBtich anch ihr Wollen. Faulheit, Interesselosigkeit, Schlappheit, Ver- Ilachung des Geftihlslebens sind die Folgen. 2. Tr(igheit des Geistes und des Ge]iihlslebens als Bedingung der Adipositas ist ein Zusammenhang, wie er dem Urteil des Laien oit genug als gegeben erscheint. Wenn die Analyse dieser seelischen VerIassung eine endokrine Grundlage nicht ergibt, so liegt das an der Unzulgnglichkeit unse ] nis und unserer Methoden. Eine f6rdernde Wirkung gui den Fettansatz ist dem Phlegma zuzusprechen, aber fiir eine ge- meinsame neuroendokrine Veranlassung sprechen die Er- fahrungen beim Myx6dem nnd bei dem Eunuchentum. 3- Der parallelen Wirkung auf den Stoffweehsel und das Seelenleben kommt gegeniiber den beiden ersten Gruppen iiberragende Bedeutung zu. Hierher gehSren die meisten F~lle der endogenen Adiposifas, gleichgfiltig, ob ihre Ursache in einem cerebralen ProzeB oder in der Erkrankung einer Inkretdrfise beruht. Ganz ebenso wie der Diabetes insipidus kann die hypo- phys/~re Fettsucht sowohl auf einer Erkrankung der Hypo- physe wie anf einem krankhMten ProzeB im Zwischenhirn beruhen. Auch ira ersten Falle finden sich psychische Ano- malien, Indo!enz und leichte Melancholie oder Schwachsinn mit heiterer Verstimmung (WEYGA~DT). Stoffwechselst6rung und Seelens haben eine neuroendokrine Bedingung. Das Inkret wirkt anf bestimmte Zentren. Fiir eine normale Funktion ist sowohl seine Anwesenheit in geh6riger Menge und Beschaffenheit als auch die Anspruehsf/~higkeit der zentralnerv6sen Stelle notwendig. Diese AuIfassung einer neuroendokrinen Verbindung und ihrer St6rung bewghrt sich auch bel anderen Erkrankungen der Blutdriisen, so bel der Tetanie, dem Diabetes, dem ar- teriellen Hochdruck und bel der Schw~che des chromaffinen Systems. Im Bereich der Adipositas erleichtert sie das Verstgndnis der zwar seltenen, aber sehr eindrucksvollen F~lle cerebraler Fettsuchg wie sie bei Hydrocephalus, -Hirntumoren, Lues des Hirnstammes, Epiphysengeschwiilsten and in den letzten Jahr™ nach Eneephalitis beobachtet wurden. Die tiefgreifendsten Ver/~nderungen des Stoffwechsels und des Seelenlebens zugleich finden sich bei Ausfall der Schilddriise wie der t™ Beziehungen dieser Art k6nnten in dem eingangs gezeich- neten I™ um die Zeit des Klimakteriums wohl vermutet werden, zumal bel der Neigung zu Wasserretention und Odemen und bei der in manchen F/illen hervortretenden Ahnlichkeit mit der Dercumschen Krankheit. Wenn auch die Bedeutung der mangelhaften Schilddrfisen- funktiori ftir die Entstehung der endogenen Adipositas nicht be- zweifelt werden kann, so ist doch nicht zu verkennen, daB sich das echte MyxSdem und die hier besprochene Krankheit in bezug auf das Verhgltnis der psychischen StSrung zu der Stoffwechselver/inde-

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Page 1: Über die Beziehungen der Fettsucht zu Psyche und Nervensystem

2. JULI 1923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nf . 27 i 2 5 5

Kopf - - Nacken -- Ri icken einen einzigen s ta r ren (sanft n a c h h i n t e n konkaven) Bogen bilden.

Wie alle tonischen Massenbewegungen ist also wohl auch die ref lektor ische St reckung der Wirbels~ule ein , ,Baus te in" der gesamt› Kinet ik, und zwar gerade fiir die menschliehe Statilc infolge der auf rech ten K6rperha l tung ein besonders wertvoll~r. So f inden wir ihn in re iehs tem AusmaBe selbst da, wo wir ihn zun/ichst n icht ve rmuten , bei den ganz , , tonus- a r m e n " Rachi t ikern . Wohl besi tzen sie ihn, nur wissen sie nichL ihn zweckm/il3ig in ' das Gefiige ihrer Bewegungen einzupassen.

Als Ergebnis unserer Beobach tungen heben sich zwei Punk te wesent l ich he rvo r :

I. E ine besondere Verkni ip �9 von Labyr in th - und Halsa ref lexen t r i t t beim /ilteren S~ugling sehr sinnf/illig in Erschei- nung und mag ftir die En twick lung s ta t i scher Fghigkei ten von B e d e u t u n g sein.

2. Der klinische E ind ruck von , ,Tonus der Muskn la tu r " 1/iBt keinen SchluB zu auf ihre wahre tonische Leistungsf~hig- kei•

L i t e r a t u r : P. I™ Monatsschr. f. Kinderheilk. I8. - - R. MAGNUS, Pflfigers Arch. f. d. ges. Physiol. ~45, x54, ~6o, I63, ~78, I86. - - M. MINKOWSKI, Schweiz. med. ™ I922. - - SI~ONS, Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr. 8o.

0 B E R D I E B E Z I E H U N G E N D E R F E T T S U C H T Z U P S Y C H E U N D NERVENSYSTEM1) .

Von

Prof . L. LICHTWlTZ, Direktor der Medizinischen Ab~eilung des Stgdischen Krankenhauses Altona.

In den le tz ten J ah ren ist in friiher, vor dem Kriege, n icht beobach te te r Verbre i tung eine Krankhe i t aufgetre ten, der in gle ichem Maf3e von Stoffwechselpathologen wie von Neurologen Interesse en tgegengebrach t wird, die endogene Adipositas.

Die E r k r a n k u n g bet r i f f t ausschlieBlich das weibliche Ge- schlecht. Die untere Altersgrenze l iegt -- mi t wenigen Aus- nahmen - - u m das 3 o. Lebensjahr . E t w a die H~Ifte der von mir ]3eobachteten geh6r t der j i idischen Rasse an.

Die Symptome sind iolgende: Rasch einsetzende, nicht durch Anderung der Ern/ihrung bedingte Fettsucht, vorwiegend des Bauches, der ttfiften, des Ges/iBes und der Oberschenkel, in ge- ringerem Grade auch der Mammae. Ira Gegensatz zu der Volumen- zunahme dieser Gegenden steht die Zierlichkeit der Vorderarme. Das Fet t ist im Unterzellgewebe der befallenen Teile meist gleich- m/iBig, mitunter aber auch in abgrenzbaren Knoten abgelagert. Das Fettgewebe der unbehandelten F~ille ist fast immer schmerz- haft.

Gleichzeitig mit dem Einsetzen der Fettsucht macht sich eine oft hoehgradige k6rperliche Schws bemerkbar, die sich bel Magenleere steigert Die Zufiihrung der gewohnten Nahrung hilft nur ftir kurze Zeit. Fr/iher als in gesunden Zeiten stellt sich statt des Hungers ein Schw/ichezustand ein. In vielen FMlen geht der kSrperlichen Asthenie eine psychische parallel. Die Kranken wer- den vergel31ich, bemerken zuerst eine gesteigerte geistige Ermtid- barkeit und kommen bald zu der schmerzlichen Ezkenntnis oder Ansicht, daB ihre geistigen Kr/ifte nachlassen und ihr PersSnlich- keitswert im Sinken ist. Gleichgtiltig, ob die Frauen je nach ihrer Art den Verlust an guBeren Reizen oder das Nachlassen ihrer gei- stigen Eigenschaften oder das Sinken ihrer ArbeitsfS~higkeit schmerz- lich emp™ immer kommt es zu depressiven Zust~nden, durch die das GeI~hl der minderen Tauglichkeit ftir die Pflichten des Hauses, des BeruIes, der Gesellschaft noch verst/~rkt wird. Auf der Basis dieser MiBstimmung entwickelt sich eine ffesteifferte Reiz- barkeit, die zu meist kurzdauernden, mit Ersch6pfung und Tr/inen endenden Ausbriichen fiihrt.

In de�9 sensiblen Sph~ire herrschen l™ reuzschmerzen vor, die in die Riickseite beider Oberschenkel ausstrahlen. H~ufig sind Klagen fiber Kopfdruck und Kopfschmerzen:

Ein nicht seltenes begleitendes oder koordiniertes Symptom ist arterieller Hochdruck, der in Anf/illen oder durch 15.ngere Zeit dauernd auftritt.

~) Nach- eillem Vortrag vor der Neurologisch-psychiatr. Vereinigung von GroB- Hamburg. �9

Im Blut wird Lymphocytose gefunden. Wie bei vielenand6ren Fettleibigen ist die Diurese schlecht,

der t tarn hochgestellt. Die 0demneigung; die sich ira Wasser- versuch deutlich zeigt, tritt auch von selbst in Gestalt von Schwel- lungen der Augenlider, der Hgnde und Unterschenkel zutage. Pr&- parate aus Hypophysenhinterlappen haben meist eine hemmende \u auf die Wasserausscheidung im Trinkversuch. Merk- wiirdigerweise verhalten sich bisweilen Schilddrfisenprgparate (3~ERCK, PARK und DAvis, BOURROUGH und WELCeME) ebenso. Gelingt es, eine Entwgsserung herbeizufiihren, so nimmt die Schmerz- haftigkeit der Fettlager ab.

Das Fet t ist /~uBerst hartn/ickig gegeniiber Di/itbeschrgnkung und Organotherapie.

Fragen wir angesichts dieses Krankhei tsbi ldes , das so innige Verf lechtungen von St6rungen des Stoffwechsels (Fett , Wasser) mi t nerv6sen und psychischen Ver/ inderungen zeigt, nach al lgemeinen Beziehungen dieser Art, so ergeben sich folgende Gruppen :

I. Die seelische Umstimmung, die Charakterdnderung ist eine 2'olge der Ad@ositas. Die Fe t t s � 9 ist, wie VON ~N'OORDEN sagt, ein Prfifstein fiir die Energie des Charakters . Schwache Na tu ren schr/~nken, wenn ihnen ihr Gewicht zur Las t wird, die Bewegungen e in ; dami t ihr I I ande ln und schlieBtich anch ihr Wollen. Faulhei t , Interesselosigkeit , Schlapphei t , Ver- I lachung des Geftihlslebens sind die Folgen.

2. Tr(igheit des Geistes und des Ge]iihlslebens als Bedingung der Adipositas is t ein Zusammenhang, wie er dem Ur te i l des Laien o i t genug als gegeben erscheint. W e n n die Analyse dieser seelischen VerIassung eine endokrine Grundlage nicht ergibt, so l iegt das an der Unzulgngl ichkei t unse �9 ] �9 nis und unserer Methoden. Eine f6rdernde Wi rkung gui den Fe t t ansa t z ist dem Phlegma zuzusprechen, aber fiir eine ge- meinsame neuroendokr ine Veranlassung sprechen die Er- fahrungen be im Myx6dem nnd bei dem Eunuchen tum.

3- Der parallelen Wi rkung auf den Stoffweehsel und das Seelenleben k o m m t gegeniiber den beiden ersten Gruppen i iberragende Bedeu tung zu. Hierher gehSren die meis ten F~lle der endogenen Adiposifas, gleichgfiltig, ob ihre Ursache in einem cerebralen ProzeB oder in der E r k r a n k u n g einer Inkretdrf ise beruht .

Ganz ebenso wie der Diabetes insipidus kann die hypo- phys/~re F e t t s u c h t sowohl auf einer E rk rankung der Hypo- physe wie anf e inem krankhMten ProzeB im Zwischenhirn beruhen. Auch ira ersten Falle f inden sich psychische Ano- malien, Indo!enz und leichte Melancholie oder Schwachsinn mi t hei terer Vers t immung (WEYGA~DT). Stoffwechsels t6rung und Seelens haben eine neuroendokrine Bedingung. Das Inkre t wi rk t anf be s t immte Zentren. Fi i r eine normale

F u n k t i o n ist sowohl seine Anwesenhei t in geh6riger Menge und Beschaffenhei t als auch die Anspruehsf/~higkeit der zentra lnerv6sen Stelle notwendig.

Diese AuIfassung einer neuroendokr inen Verb indung und ihrer S t6rung bewghr t sich auch bel anderen E rk rankungen der Blutdri isen, so bel der Tetanie , dem Diabetes , dem ar- teriellen Hochdruck und bel der Schw~che des chromaff inen Systems.

I m Bereich der Adiposi tas er le ichter t sie das Verstgndnis der zwar seltenen, aber sehr e indrucksvol len F~lle cerebraler Fettsuchg wie sie bei Hydrocephalus , -Hirntumoren, Lues des Hirns tammes , Epiphysengeschwii ls ten and in den le tz ten Jahr™ nach Eneephal i t i s beobach te t wurden.

Die t iefgreifendsten Ver/~nderungen des Stoffwechsels und des Seelenlebens zugleich f inden sich bei Ausfall der Schilddriise wie der t™

Beziehungen dieser Ar t k6nn ten in dem eingangs gezeich- ne ten I™ u m die Zeit des Kl imakte r iums wohl v e r m u t e t werden, zumal bel der Neigung zu Wasser re ten t ion und Odemen und bei der in manchen F/illen he rvor t r e t enden Ahnlichkei t mi t der Dercumschen Krankhei t .

Wenn auch die Bedeutung der mangelhaften Schilddrfisen- funktiori ftir die Entstehung der endogenen Adipositas nicht be- zweifelt werden kann, so ist doch nicht zu verkennen, daB sich das echte MyxSdem und die hier besprochene Krankheit in bezug auf das Verhgltnis der psychischen StSrung zu der Stoffwechselver/inde-

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i256 rung gegens~tzlich verhalten. Der Fet tansatz bei dem 1V[yxSdem kann sehr gering sein, w/ihrend hochgradige Ver~nderungen auf seelischem Gebiet bestehen. Auch bezfiglich des ~rasserhaushaltes besteht zwischen Myx6dem und endogener Adipositas keine Uber- einstimmung. Bei der Adipositas ist schlechte Diurese, schleehter Ausfall des Wasserversuches bei erhaltener, mi tunter gesteigerter F/~higkeit zut Schweil3bildung dle Regel, und die Neigung zu 0dem- bildung grol3, t3eim MyxSdem liegen die Verh~iltnisse anders. In zwei jtingst, beobachteten F~llen bestand gute Diurese und, im Gegensatz zu den thyreopriven Hunden EPPINGERS, vollkommen normaler Ausfall des Wasserversuches, der in einem Falle sogar iiberschieBend war. Durch Pituglandol konnte eine 6 Stundeu an- dauernde Hemmung und eine Verringerung des Uberschasses, durch Thyreoidin M~RCK (3 mal t/iglich o, I g) eine erhebliche Vermehrung des Uberschusses erzielt werden. Die Beobachtung bei Myx6dem- kranken zeigt, daB bei Schilddr/isenbehandlung ein sehr geringer Gewichtsverlust (2 3 kg) ausreicht, um das charakteristische Aus- sehen zum Schwinden zu bringen. Bel der endogenen Adipositas liegen die Verh~ltnisse ganz anders. Die Besserung der Diurese durch Thyreoidin ist durchaus nicht immer m6glich. Auch w~hrend der Behandlung kommt es zu Anf/~llen von lokalem Odem. In einem Falle wurde sogar nach ~o mg Jodkali ein Lid6dem beob- achtet.

Der auf�9 Unterschied zwischen den beideu Krankhei ten ergibt~sich aus dem Ergebnis der Schilddrtisenbehandlung. W/~h- rend beim Myx6dem in wenigen Tagen eine Vollkommene Um- gestaltung auf geistigem und k6rperlichem Gebiet eintrit t , versagt bei der Adipositas die Thyreoidea nicht selten g~nzlich. In anderen F/~llen t r i t t bei Anwendung wesentlich grSBerer Dosen (3 • 0,3 g pro die), als beim MyxSdem notwendig sind, eine an der Gewichts- abnahme nnd der Besserung der Diurese kenntliche gtinstige Be- einflussung ein. Dabei zeigt sich, daB die Fettsiichtigen im Gegen- sa tz zu den Myx6dematSsen gegen Schilddriisensubstanz recht empfindlieh sind und leicht mit den bekannten unangenehmen Er- scheinungen reagieren.

Aus a l l edem ers ieh t man , dal3 die t h y r e o g e n e N a t u r der endogenen Adipos i t a s n i c h t au f eine so e infache F o r m e l zu b r i ngen i s t �87 das W e s e n des MyxSdems . I n sbesonde re k S n n e n die Ver~Lnderungen auf p s ych i s chem a n d n e r v 6 s e m Gebiete , d a sie d u r c h Seh i ldd r f i s enmed ika t ion n i c h t bee in- f luBbar sind, n i c h t als t h y r e o p r i v e angesehen werden .

Die U r s a c h e n de r H/~ufung de r endogenen Adipos i t as k S n n e n n u r in den V~irkungen der Zei t l iegen, de ren Besonder - he i t en gegen/ iber d e m F r i eden e i n m a l in de r sei t 1916 ver - ~ n d e r t e n Erngl~rung, s o d a n n in de r noch i m m e r a n d a u e r n d e n E r s c h w e r u n g de r Lebens f i i h rung liegen. Die seelische Be- l a s tung is t besonders Itir die F r a u noch i m m e r f iber das E r - t r~gl iche geste iger t . N a c h den J a h r e n de r A n g s t a n d des K u m m e r s a n d de r v e r m e h r t e n v e r a n t w o r t l i c h e n Le is tungen , wie sie v ie l fach die V e r t r e t u n g des M a n n e s in Gewerbe , W i r t - schaf t oder Gesch/~ft m i t s ich b r a c h t e n , w/~hrend des Krieges k a m e n die Sorgen u n d Miihen a n d der Nrger i m H a u s h a l t e und v ie l fach zugleich die seel ischen N6te , die bel de r ge- s u n k e n e n Moral a n d v e r m i n d e r t e n elte.rlichen A u t o r i t g t das Fami l i en l eben m i t s ich b r ing t .

Dag langdauernde UnterernS.hrung die Bereitschaft zut Adi- positas bewirken kann, klingt zwar widerspruchsvoll, ist aber durch die nachgewieseue Einwirkung auf die endokrineu Drfisen, besonders auf die Schilddrfise, leicht verst~Lndlich. So Mue Patientin, die von Jugend an schwer an Migr/~neleidet, sehr frtih ergraute, bis I917 ein Gewicht von 75 kg ha t te und infolge von Unterern/~hrung und unter einer schweren Grippe bis auf ~o kg abgemagert war. Im Jahre i92o erfolgte dann sehr schnell eine Gewichtszunahme bis 93 kg; Fet tvertei lung nach hypophys/~rem Typ. Pat ient in wurde vergeB- lich, gedankenschwach, verstimmt. Es t ra ten 0deme auf and ar- terieller Hochdruck. Thyreoidin war wirkungslos.

Fiir die Mehrzahl meiner t3eobachtungen kommt aber dieses ~tiologische Moment nicht in Betraeht. Dagegen ergibt die A n a m nese in bezug auf psychische Belastung in einer so groBen Zahl von F/~llen positive Aufschltisse, daB ich nicht zweifle, dag Sorge, I™ und fi~rger durch 1/~nger dauernde Einwirkung, vielleicht bei entsprechender Veranlagung (Frauen, Juden) das Krankheits- bild der endogenen Adipositas hervorrufen, so wie ein psychisches Trauma (Schreck) zum Basedow oder zur SMerodermie ffihren kann.

P a t h o g e n e t i s c h b e t r a c h t e t e r sche in t also h ier de r ers te E ingr i I f in das n e u r o e n d o k r i n e Sys tem, das den F e t t h a u s h a l t ( im we i t e s t en S i n n e ) o d e r r ich t iger die F e t t a b l a g e r u n g be- he r r sch t , a n zen t r a lne rv6se r Stelle. Der nerv~se Teil dieser

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nf . 27 2. JULI I923

Bez iehung k a n n auch pe r iphe r ge t rof fen sein. So b e r i c h t e t BRUitS i~ber s y m m e t r i s c h e mul t ip le Lipome, die sich ira An- sehluB a n eine sp inale Ve r l e t zung b i lde ten . U m g e k e h r t sah ich e inen j u n g e n Menschen , de r n a c h sp ina le r K i n d e r l X h m u n g a n d e m be~allenen Beine eine we i t sehw~chere E n t w i c k l u n g des F e t t p o l s t e r s h a t als a m gesunden .

De ra r t i ge B e o b a c h t u n g e n ff ihren dazu da s P � 9 de r Adipos i t a s auch v o n der Sei te des Erfo lgsorgans , des F e t t - gewebes, zu b e t r a c h t e n .

Es ist bekanut, dag das Fettgewebe an den verschiedenen Stellen des K6rpers sich in bezug auf die chemische Zusammen- setzung des Fet tes wie in bezug auf den Wassergehalt recht ver- schieden verh~lt. Die vom Geschler und vom neuroendokrinen Apparat abh~ngige Fet tver te i lung zeigt, daB das Fettgewebe unter neurohormonalem EinfluB steht.

Eine kran!dlafte Funkt ion des Fettgewebes Ms Ursache der Fet tsucht ist der Inhal t der Theorie voI~ BERGMANNS. Danach beruht die Fet tsucht auf einer krankhaffen Fettgier der Zellen, die das Fet t an sich reil3en, festhalten und dem normalen Abbau entziehen. Diese ,,lipomat6se Tendenz der Gewebe, namentl ich des Bindegewebes", ist die Anschauung, die sich bel der endogenen Adipositas dem Kranken selbst aufdr~Lngt. Der Kra�9 spf~rt an seinem gegen frt~her gesteigerten @pe t i t , an dem Geffihl der Sthw~che, die ueue ZuIuhr notwendig macht, dag die Nahrung nicht dem Zwecke dient, ffir deu ste best immt ist. Der Kranke sagt, daB ,,ailes ins Fe t t gehe uud ffir die Kr~fte nichts fibrig bleibe". Die di~tetische Behandlung lehrt, daB sieher auch die Kohlen- hydra te der Nahrung zu einer gesteigerten Fet tablagerung ffihren. Denn es ist n icht m6glich durch eine extrem fet tarme Nahrung bel ausreichendem and aueh bei nnzuliinglichem Caloriengehalt eine &nderung herbeizuft%hren. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daB das, was voN ~NYOORDEN d$ctbetogene Fettsuel, t nennt, in sehr vielen F~llen mit ara Werke ist.

Sind aber schlechtere Kohlenhydratverbrennung und gesteigerte Fet tbi ldung ausreichend die krankhafte Fet tablagerung zu er- kl~ren ?

Da der K6rper zwelfellos auch bei der endogenen Fet tsucht Fet t verwerten, da der Mensch auch von EiweiB und Fet t mit Auschlug der~~Kohlenhydrate leben kann, und bei knapper der- artiger Kost die reichlichen abgelagerten Fet tmengen zur Ver- ffigung stehen, so ist zum Versts die krankhafte Einlagerung von Fe t t in das Gewebe nnd das krankhafte Festhalten, die lipo- mat6se Tendenz~der Gewebe, nicht zu entbehren.

Es ist aber ein dringendes ~Bedfirfnis an Stelle dieser anthro- pomorphen Vorstellung (vou heuristisehem Wert) physikaliseh- biochemische-Begriffe zu setzen.

Die Ffillnng und Entleerung der Fettzellen bedarf der T~tig- keit der Lipase, so wie die Leberzelle der der Diastase. Hier wie dort werden beide Reaktionen, die Synthese und die Spaltung, durch ein Ferment bewirkt. Auch ira Lipom, dessen lipolytische Arbeit gleich Null ist, findet sich Lipase, so wie in der Leber des~~Winter - frosches, in der keine Glykogenolyse erfolgt, diastatisches~tFerment enthal ten ist. Die Fettgier der Fettze]len bel endogener Adipositas bedentet erhaltene synthetische T~tigkeit der Lipase bei aufge- h0bener oder verminderter Lip01yse. E. J. LESSER ha t die Tatsaehe, daB in der Leberzelle trotz Anwesenheit von Glykogen und Dia- stase keine Zuckerbildnng eintrit t , so gedeutet, daB Ferment~und Substrat durch eine besondere intraeellul~re Architektur r~umlieh getrennt sind. Er hat weiter gezeigt, daB diese Trennung durch das Pankreashormon aufrecht erhalten wird. 13eim Fehlen des Pankreas fallen die Scl~ranken, und es t r i t t eine ungehemmte Glykogenolyse ein. Die sinngem~Be Anwendung dieser Auschauung auf die Fet t - zelle, in der trotz Anwesenheit von Fe t t und Lipase keine Lipolyse auitr i t t , ergibt, daB die zu diesem Vorgang notwendige Architek- tur/inderung der Zelle ausbleibt, wenn best immte neuroendokrine Einfliisse fehlen.

Die reversible Nnderung des Innenbaues einer ZeUe kann nichts anderes sein als die &nderung einer kolloidalen Struktur, wie sie letzten Endes allen vitalen Vorg/ingen zugeh5rt oder zugrunde liegt. Anderungen der kolloidalen Struktur gehen unter biologischen Verh/iltnissen (in Hydrosolen) mit Anderungen der Wasserbhldung einher. Aus der Lehre der Fermentdynamik ist bekannt, daB fer- mentat ive Spaltungen bel Gegenwart von viel Wasser am leich- testen gehen, w/ihrend fermentat ive Syntheselz durch die entgegen- gesetzte Bedingung begiinstigt werden. Die StSrung im inneren Bau der Fettzelle bel der endogenen Adipositas kann also viel- leicht daranf beruheu, daB das freie Wasser zut Aufhebung der Fer- ment und �9 hemmenden Membranen oder znr Hydrolyse des Ferres nicht ausreicht. So erg~be sich vielleieht die M6glich- keit, die ver~inderten Bedingungen des Wassergehaltes der Gewebe (feste t3indung, Quellung) bei der Adipositas und den Einflul3 der

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Schilddrfise und der neuroendokrinen Vorg/inge i iberhaupt"auf Ge- webswasser und aui Fettstoffwechsel physikalisch-biochemisch einheitlich zu fassen.

Uber die T h e r a p i e de r endogenen Adipos i t a s soli n u r an- deu tungswe i se einiges gesag t werden . N u r m i t e iner eiweiB- (t leisch-) re ichen, l m a p p e n , d. h. c a l o r i e n a r m e n u n d ~LuBerst k o h l e n h y d r a t a r m e n K o s t ist, w e n n f ibe rhaup t , ein Erfo lg zu erzielen. D a b e i Besch r / i nkung de r F l i i ss igkei t u n d des Kochsa lzgeha l tes . E i n g e s t r e u t e I4~arell- oder Obs t t age . Von Zei t zu Ze i t A n w e n d u n g d in re t i s che r Mittel . Schi lddri isen- , H y p o p h y s e n - n n d Eiers tockspr~ipara te s ind me i s t wirkungslos . Auss ich t s re i ch sche inen R e i z b e s t r a h l u n g e n de r Schi lddrf ise u n d de r Ovar i en zu sein.

Einschal tung des Dialysierapparates in die Blutbahn des Tieres zwischen Arteria und Vena femoralis. Der Apparat enthielt io Dia- lysiermembranen, die hintereinander geschaltet waren und eine Oberflgche von 4ooo qcm hat ten. In nicht ganz 5 Minuten ha t te das Blut die i0 Membranen durchstrSmt und floB in 'das Tier zu- r/ick. ]3ald nach Beginn des Versuches war es aufI/illig, wie der vorher apathische, einen schwerkranken Eindruck machende I-Iund lebhaft wurde, mit dem Blick Bewegungen folgte und un- ruhig wurde. Nach 2 Stunden 49 M~inuten wurde dem t-Iunde sein Blut reinfundiert und der Yersuch beendet. Vor Beginn und nach Ende der Dialyse wurden nus der Arterie je io ccm Blut zut Rest- st ickstofIbestimmung entnommen. Der gesamte B h t v e r l u s t beim Versuch mag 4 ~ ccm betragen haben. Der Hund lief, nachdem er losgebunden war, mnher, war ziemlich munter und t rank gierig dargereichtes Wasser. Von zahtreichen ]3eobachtungen:ur/imischer Tiere wissen wir, daB diese nieWasser zu sich n e h m e n . - Ara 12. I. i923 bestand wieder ein schwer ur/imischer Zustand mit Kr~mpfen,

OBER DIALYSIEREN DES STROMENDEN BLUTES AM LEBENDEN.

V o n

D r . HEINRICH INECHELES. A u s d e m P h y s i o l o g i s c h e n I n s t i t u t H a m b u r g , . A l l g e m e i n e s K r a n k e n h a u s E I ~ p e n d o r f

( L e i t e r : P r o f . D r . O T T O K E S T N E R ) .

U m die bei Ur / imie i m I™ b l e i b e n d e n u n d s t~ndig z u n e h m e n d e n gi i t ig w i r k e n d e n Stof ie zu v e r r i n g e r n u n d da - d u r c h die Ur~imie zu beeinf lussen, u n t e r n a h m ich den Versuch, das B l u t e ines Tieres i n n e r h a l b des e igenen I™ d u r c h ein S y s t e m v o n F i l t e r n m i t groBer Ob› zu le i t š u n d so a l len 16slichen k rys t a l l o iden I™239 Gelegenhe i t z u m Aus- d ia lys ie ren zu geben.

Zu d iesem Zwecke muBte ein A p p a r a t m i t groBer Ober- fl/kche k o n s t r a i e r t werden , der, in die B l u t b a h n e ingescha l te t , das /3lut nus e iner Ar t e r i e a u f n a h m u n d in e ine Verte zurt ick- flieBen lieB, u n d in d e m ein w i r k s a m e r Dialysierprozel3 s t a t t - I inden mnBte .

Versuche fiber B lu td i a lyse l agen von a m e r i k a n i s c h e r Seite vo r ; d o r t wurde abe r v o n v o r n h e r e i n ein ande r e r Zweck ver- Iolgt; u n d die Ver suche sind jedenfa l l s n i c h t zu p r a k t i s c h e r V e r w e r t u n g gediehen , d e n n in d e r L i t e r a t u r k o n n t e n ke ine we i t e r en Ve r6 f f en t l i chungen ge funden werden .

Mein A p p a r a t i s t in F o r m u n d Mate r i a I von d e m amer i - k a n i s c h e n g~inzlich versch ieden . E r wurde nus Goldschl~ger- h a u t ( P e r i t o n e n m ) he �8 die mi t t e l s e iner b e s o n d e r e n M e t h o d e (von H e r r n Prof. WlECHOWSI4I f r e u n d l i c h s t mi t - ge te i l t ) zu kon i sch zugesp i t z t en R 6 h r e n g e M e b t wurde. Le t z t e r e w u r d e n l e s t zwischen 2 D r a h t g i t t e r gepreBt (Abb. I).

i � 9 i ' i i i ] [ / ] l i i i i i ~ i i i i i i i i i i i ~ i � 9 l l l ~ i i i i i i / i l l i / t ' i / l ' i i i i i i ~

I I I I I i t t t I I 17%.1 I l b' ie - I I I l~ , , , , , , , , l l l~ l l l l l l l l t , , , , , , , ~ l I I I I I I I I I I I I I I I I t ' l l l I l l l t ' l I I I.~2~

I I X l l I I I I t l l l l f l t I I I I I I I I I i i I I I I t i r r i I IT I . I I I I I I I t ! I I t l I I I I I I I I I I I I I ! I t J T I I //! ~ ! l ! ! ! ! l ! ! ! ! ! ! l l l l l ! ! ! ! ! ! ! ! - ~ ! ! l ! I._L_!!!!!!!!!_-.!!!!!!!=!!!-!!!!!.,.!!i!/LI

A b b . I .

D a d u r c h wurde eine Se lbs t r egu l i e rung des ]kppara tes erre icht , i n d e m bei h o h e m B l u t d r u c k viel B l u t in die F i l t e r s t r 6mte , das bei s i n k e n d e m D r u c k du rch die e las t i schen G i t t e r in das l i e r zu r / i ckge t r i eben wurde . D as /3lut de r V e r s u c h s h u n d e wurde m i t n a c h e igenem V e r f a h r e n he rges t e l l t en /31utegel- e x t r a k t u n g e r i n n b a r g e m a c h t n n d aus e iner Ar te r ie d u r c h ein S y s t e m der Git terschl~iuche i n die Vene zur f ickgele i te t (Abb. 2). Es d ia lys ie r t e nus den Schl ; iuchen in eine i so tonische U m - gebungsf l t i ss igkei t .

Be r i ch t t iber e inen Ve r such :

Hund von I4,5 Kilo. Doppelseitig nephrektomier t am 9. I. 1923 um 2 Uhr 3 ~ Minuten. Ara IO. I. abends urgmisehe t™ Er- brechen, Durchfall. Puis beschleunigt und drahtf6rmig. Das Tier verweigert Nahrung und Wasser. Am i i . I. um 12 Uhr 35 Min. intraven6se Injekt ion von Blutegelextrakt. Um 12 Uhr 38 Min.

r

il , i

A b b . 2.

Pulsbeschleunigung, Drahtputs, Brechen und Durchfall von tiblem Geruch. Das Tier lag meist unbeweglich auf der Seite. Es wurde wieder Hirudin gegeben und dann um 3 Uhr 2 Min. der Apparat zwischen Arte�9 und Vene der anderen Seite eingeschalteL Um 3 Uhr 5 Min. ha t te das Blut den Apparat durchstr6mt. Die Wirkung war die gleiche wie beim I, Versuch. Diesmal kam noeh hinzu, dag eine erhebliche t typerreflexie bedeutend geringer wurde. Ohne jede St6rung; bei guter Zirkulation, die gegen Schlui3 nnr wenig nachlieB, wurde der Versuch bis 7 Uhr 4o Min., d. h. 4 Stunden 38 Minuten lang fortgeftihrt. Die Membranen wurden dabei von 14,5 Litern einer isotonischen Flflssigkeit umspfllt. Der Hund machte einen mat teren Eindruck als nach dem I. Versnch. Er war allerdings bedeutend munterer als vor der Dialyse. Wasser nahm er nicht zu sich. In de�9 Nacht vom 12. zum 13, I. s tarb er.

Die R e s u l t a t e der chemischen U n t e r s u c h u n g des ]Blutes und der Umgebungs f l t i s s igke i t der M e m b r a n e n s ind fo lgende:

IReststickstoff im Blut vor dem I. Versuch . . . o, i22O/o, , , , , nach , , I . ~, . . . O, I O I % ,

, , v o r , , 2 . , , . . . 0 , 2 1 8 % ,

. . . . . . nach ,, 2 . . . . . . . o,161%.

Res t s t i cks to i I in der Umgebungs f l i i s s igke i t n a c h dem 2. Versuch o,o37 %.

H a r n s t o f I in der Umgebungsf l t i s s igke i t n a c h dem 2. Ver- such o,o79 %.

Das sind bei e iner Menge von i4, 5 1 5,4 g Res ts t icks tof f , d a v o n i I,} g Harns to f f .

Die R e s u l t a t e vieler, d a r u n t e r v ie l s t f ind iger Versuche s ind fo lgende: D u r c h zei tweise Dia lyse wird das Leben des n e p h r e k - t o m i e r t e n Tieres nict{t e rheb l ich ver l , inger t , dagegen wird ein Zurf ickgehen de r u r / imischen E r s c h e i n u n g e n w g h r e n d u n d nach d e m Versuche w a h r g e n o m m e n , und es w e r d e n d u r c h Dia lyse aus d e m s t r 6 m e n d e n B l u t e eine be t r / i ch t l i che iVlenge s t i cks to f fha l t ige r t™ f iberwiegend Harns to I f , en t f e rn t .

N a c h diesen E rgebn i s s en k a n n m a n eine / 3 r auchba rke i t des oben gesch i lde r ten D ia ly s i e r appa ra t e s n i c h t bel vollst/~n- diger A u s s c h a l t u n g de r Nie ren wie bel de r N e p h r e k t o m i e , wohl abe r bel pa r t i e l l e r u n d zei tweiser , wie z. /3. bei de r Ek lamps ie , e rwar ten .