Über die bestimmung der bernsteinsäure im weine nebst bemerkungen über die bestimmung der...

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Zeitschrift fiir Untersuchung der Nahrungs- und GenuGmittel, sowie der Gebrauchsgegenstitnde, Hll Hi i Hef~ 16. 15. August 1903. 6. Jahrgang. Uber die Bestimmung der Bernsteins~ure im Weine nebst Bemerkungen fiber die Bestimmung der Apfelsfiure und der )Iilchs~iure im Weine. Von Rudolf Kunz. Mi~teilung aus der K. K. Allgemeinen Unters~chungsans~al~ fiir Lebensmittel in Wien. Uber den Bernsteinsi~ure-Gehalt der Weine ]iegen bis jetzt nur wenig s]chere An- gaben vor. Da es mSglich erscheint, dal~ sieh im Weine, wie ffir Alkohol und Glycerin, so aueh fiir Alkohol und Bernsteinsiiure fiir die Beurtei]ung des V~reines brauchbare Verhiiltniszahlen linden liel~en, so war es wfinschenswert, die Bernsteinsaure mSglichst genau bestimmen zu kSnnen. An Verfahren zur Bestimmung der Bernsteins~iure in Weinen ist anscheinend kein Mangel. Bei der INachprfifung derselben ergibt sich aber, da~ eine genaue~ Bestimmung der Bernsteins~ure im ~Veine bisher nicht erreicht wurde. A. Rau 1) hat sieh in einer seiner Arbei~n mit mehreren dieser Methoden be-- schiiftigt und bereits die M~ngel derselben besproehen. Er hat aueh selbst ein Verfahrea zur Besfimmung yon Bernsteins~ure angegeben. Dieses ist aber, wie ich spSter zeigen. werde, noch weniger anwendbm', wie die yon ibm kritisierten Verfahren. Aus diesen, Griinden habe ich es versueht, eine neue Bestimmungsart der Bernsteinsgure aus- zuarbeiten. Da eine quantitative Tremmng der Bernsteinsiiure yon den anderen im Welne in Be*racht kommenden S~uren mit Hilfe der Kalk-, Baryt-, Eisen- oder Silbersalze bisher nicht mSglieh war, so wendete ich reich einer Eigenschaft der Bernsteins~iure zu, durch welche sie sich grundverschieden von den iibrigen bekannten, nieht~liichtigen Sauren des Weines verhi~lt. Es ist dies ihr Verhalten zu Kaliumperman- ganat in sehwefelsaurer LSsung. W~hrend Weins~ure, Apfels~ure, sowie die Ex- traktivstoffe des Weines in der Wi~rme das Wasserbades von Permanganat sofort zer- stSrt werden, bleibt die Bernsteinsi~ure unter gewissen Verh~Itnissen, welche ieh im weiteren Verlaufe dieser Abhandhmg ngher bespreehen werde, unveri~ndert. I. Ausfiihrung tier quantitativen Bernsteins~ure-Bestimmung. 150 ccm Wein werden auf dem Wasserbade auf etwa I00 ccm eingedampft und nach dem Erkalten mit 4 g (bei Rotweinen 5 g) gepul~ertem Baryumhydroxyd ver- i) Arch. fiyg. I892, 14, 225; vergL K. Windisch, Untersuchung des W~ines, Berlin, J. Springer. 1896, 1~3. •. 08. 46

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Page 1: Über die Bestimmung der Bernsteinsäure im Weine nebst Bemerkungen über die Bestimmung der Äpfelsäure und der Milchsäure im Weine

Z e i t s c h r i f t fiir

Untersuchung der Nahrungs- und GenuGmittel, sowie der Gebrauchsgegenstitnde,

Hll Hi i

Hef~ 16. 15. Augus t 1 9 0 3 . 6. Jahrgang.

Uber die Bestimmung der Bernsteins~ure im Weine nebst Bemerkungen fiber die Bestimmung der Apfelsfiure und der

)Iilchs~iure im Weine. V o n

Rudolf Kunz.

Mi~tei lung aus der K. K. A l l g e m e i n e n U n t e r s ~ c h u n g s a n s ~ a l ~ fiir L e b e n s m i t t e l in Wien.

Uber den Bernsteinsi~ure-Gehalt der Weine ]iegen bis jetzt nur wenig s]chere An- gaben vor. Da es mSglich erscheint, dal~ sieh im Weine, wie ffir Alkohol und Glycerin, so aueh fiir Alkohol und Bernsteinsiiure fiir die Beurtei]ung des V~reines brauchbare Verhiiltniszahlen linden liel~en, so war es wfinschenswert, die Bernsteinsaure mSglichst genau bestimmen zu kSnnen.

An Verfahren zur Bestimmung der Bernsteins~iure in Weinen ist anscheinend kein Mangel. Bei der INachprfifung derselben ergibt sich aber, da~ eine genaue~ Bestimmung der Bernsteins~ure im ~Veine bisher nicht erreicht wurde.

A. R a u 1) hat sieh in einer seiner Arbei~n mit mehreren dieser Methoden be-- schiiftigt und bereits die M~ngel derselben besproehen. Er hat aueh selbst ein Verfahrea zur Besfimmung yon Bernsteins~ure angegeben. Dieses ist aber, wie ich spSter zeigen. werde, noch weniger anwendbm', wie die yon ibm kritisierten Verfahren. Aus diesen, Griinden habe ich es versueht, eine neue Bestimmungsart der Bernsteinsgure aus- zuarbeiten.

Da eine quantitative Tremmng der Bernsteinsiiure yon den anderen im Welne in Be*racht kommenden S~uren mit Hilfe der Kalk-, Baryt-, Eisen- oder Silbersalze bisher nicht mSglieh war, so wendete ich reich einer Eigenschaft der Bernsteins~iure zu, durch welche sie sich grundverschieden von den iibrigen bekannten, nieht~liichtigen Sauren des Weines verhi~lt. Es ist dies ihr V e r h a l t e n zu K a l i u m p e r m a n - g a n a t in sehwefelsaurer LSsung. W~hrend Weins~ure, Apfels~ure, sowie die Ex- traktivstoffe des Weines in der Wi~rme das Wasserbades von Permanganat sofort zer- stSrt werden, bleibt die Bernsteinsi~ure unter gewissen Verh~Itnissen, welche ieh im weiteren Verlaufe dieser Abhandhmg ngher bespreehen werde, unveri~ndert.

I . Aus f i ih rung tier quanti tat iven Bernsteins~ure-Best immung.

150 ccm Wein werden auf dem Wasserbade auf etwa I00 ccm eingedampft und nach dem Erkalten mit 4 g (bei Rotweinen 5 g) gepul~ertem Baryumhydroxyd ver-

i) Arch. fiyg. I892, 14, 225; vergL K. W i n d i s c h , Untersuchung des W~ines, Berlin, J. Sp r inge r . 1896, 1~3.

•. 08. 46

Page 2: Über die Bestimmung der Bernsteinsäure im Weine nebst Bemerkungen über die Bestimmung der Äpfelsäure und der Milchsäure im Weine

7 2 ~ 1~,. ]~ U n z , B e s t l m m u n g der Bernsteins~iure. I Zeitsehr. f. Untersuehm~g [d. Nahr.- u. Genut}mitteL

setzt, welches man dutch Umrfihren mSgliehst zur LSsung bringt. Sodann ffigt man noeh 3 ecru ChlorbaryumlSsung ( 1 : 9 ) hinzu, bringt die Flfissigkeit saint dem Niederschlage in einen Megkolben, fiillt wieder auf 150 ccm auf und filtriert yore Niedersehlage ab.

100 ccm des Filtrates werden in einem Glaskolben am Rfiekflut3ktihler etwa 10 Minuten lang erhitzt, wobei zu beachten ist, dal~ anf£ng]ich starkes, dann aber bald nachiassendes Aufschgtmlen der Flfiss]gkeit eintritt. Naeh dem Erkalten wird Kohlen- sfiure eingeMtet. Den Inhalt des Kolbens bringt man in ein~ Porzellanschale 1) und dampft auf dem Wasserbade bis zur Sirupdieke ein.

Der Abdampfriiekstand wird mit 20 cem Wasser au~enommen and unter Um- rfihren mit 80 ccm 95 Vol. °/o-igem Alkohol versetzt. Naeh l~2-stfindlgem Stehen wird der entstandene Niederschlag mit einer Saugpumpe abfiltriert, mit Alkohol gut gewaschen und mit Hilfe eines Plat]nspatels und dureh Abspritzen mit ein wenig heit3em V~rasser vom Filter zurfiek in die Schale gebracht. Der Niedersehlag wird nun mit etwa 50 ccm Wasser angeriihrt, mit 15 cem verdfinnter Schwefels~ure (1 :4) zersetzt und auf dem Wasserbade erhitz~.

In die heine LSsung l~gt man sodann anfangs in kleineren, sp{~ter in grSBeren Mengen 5°/o-ige PermanganatlSsung zufliegen, his die Flfissigkeit dunke]rot gef~irbt erschelnt und die Rotfgrbung auch bei weiterem, 3 - -5 Minuten langem Erwarmen auf (tem ~rasserbade und 5fterem Umrfihren anhglt. Das fiberschiissige Permanganat be- seitigt man dutch Zuffigen yon etwas Eisenvitriol und dampft die Flfissigkeit saint dem bei der Oxydation entstandel~en Braunstein auf etwa 50 ccm ein. Die so vorbereitete Flfissigkeit bringt man jetzt mit dem Braunstein in einen k l e i n e n , etwa 100 ccm fassenden S c h a c h e r l 'schen Extraktions-Apparat ~) und zieht sie mit reinem, mit Wasser gewasehenem, a]koholfreiem Jk~her aus s). Naeh 14--16-stfindiger Extraktion destilliert man den J~ther ab, 15st den Extraktionsrfickstand in wenlg heifleln Wasser, filtriert nach dem Erka]ten dureh ein kleines angefeuchtetes Filter in eine Platinschale und dampft auf dem Wasserbade zur Trockne ab.

Die so erhaltene Bernsteinsiiure wird in Wasser gel5st und mit 1/lo N.-Natron- lauge und Phenolphtalein g e n a u austitriert.

Da abet w/ihrend der Extraktion Spuren yon Schwefels~ure mit fibergehen, andererseits aueh noch geringe Mengen von Essigs~iure zwlsehell den Krystallen zurfick- gehalten sein k5nnen, so ist es notwendig, die eigentliehe Besthnmung der ]3ernstein- s{iure als Silbersalz vorzunehmen.

Zu diesem Zweck versetzt man die austitrierte Ben~stslns:~urel5sung mit 20--25 ccm lhoN . S i l b e r l 5 s u n g , bringt-alles in einen Megkolben und ffill~ auf 100 cem auf. Nach krg~ftigem Umschfitteln wird abfiltriert, und in 50 ccm Fi]trat, wie bei der Chlor- bestimmung nach V o 1 h a r d, in salpetersaurer LSsung mit Eisenalaun und ~/~o N.-R h o- d a n a m m o n i u m 15 s u n g d a s iiberschfissige Silber bestimmt. Aus der Differenz der angewendeten Kubikcentimeter ~/~0 N.-SilberlSsung und der zum ]~ficktltrieren verbrauch-

1) Die an der @efgt~wand des Kolbens e~wa anhaftenden Anteile 10st man dureh Zu- satz von 2--3 Tropfen SMzsgnre.

2) Diese Zeitschrift 1901, 4, 674. ~) Um w~hrend der Extraktion ein Emporkriechen der Bernsteinsaure an den Gefitl~-

w~nden zu vermeiden, setzt man dem _~ther in dem Extrak~ionskSlbchen &wa 3 Tropfen Essigsaure zm

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6. Jahrgang. ] t~. K unz , Bestimmtmg der Berns~eins~ure. 723 15. Augus~ 1903.]

ten RhodanlSsung ergibt sich die Menge der i1:l 100 ccm Wein enthaltenen Bern- steins~iure. 1 ccm 1/loN.-SilberlSsung entsprlcht 0,0059 g Bernsteins/iure.

II. Besl~reehung unel I 'ri i fung des Yerfahrens.

Das beschriebene Verfahren beruht im wesentlichen auf der v o 11 s t ~ n d ig e n UnlSslichkeit des bernsteinsauren Baryts in Alkohol yon der vorgeschriebenen Kon- zentration, der vStligen ZerstSrung der gleichfalls in dem Barytniederschlag befind]ichen Weinsi~ure, ~pfels~ure, sowie der Extraktivstoffe durch Permanganat in schwefelsaurer LSsung und tier beinahe quantitativen leichten Extrahierbarkeit der Bernsteins/~ure aus w~sseriger LSsung durch r e i n e n ~ther.

Dutch zah]reiche Versuche habe ich mich fiberzeugt, dab dutch den Baryum- hydroxyd-Zusa~z zu dem vom Alkohol befreiten und erkalteten ~Veine ein Bernstein- s~ureverlust auch naeh langem Stehen nicht zu beffirchten ist. Andererseits gelingt es (lurch den Baryumhydroxyd-Zusatz, eine nicht unbedeutende Menge von Extraktivstoffen zur Ausseheidtmg zu bringen, wodurch die sp/itere Oxydation wesentlich erMchtert wird. Das Kochen der BarytlSsung am Riickflul3kiihler hat den Zweck, etwa vorhandene Bernsteins~iureester zu verseifen.

Bei der :Piillung der Barytsalze mit Alkohol ist es nicht zu vermeiden, dag neben den Barytsalzen der organischen S~uren auch Extraktlvstoffe mit niederge- schlagen werden, so dal? msm bei der Oxydatlon sehr verschiedene Mengen yon Perman- ganat verbraucht~ ie nach dem Extmkt- und S~uregehalt des betreffenden Weines. GewShnlich sind 20--4~0 ccm 5 °/0-1ger PermanganatlSsung erforderlich, bei Rotweine:u auch rnehr.

Bei der Oxydation verursacht selbst ein grSgerer lJberschuB yon Permanganat keinen Ver]ust an Bernsteins~iure. Es mug vielmehr der Permanganatzusatz so ]ange fortgesetzt werden, bis die Fltissigkeit dunkelrot erscheint und die Rotf~rbung auch bei weiterem, 3 - -5 Minuten ]angem Erhitzen auf dem Wasserbade bestehen bleibt, was man an dem oberen Flfissigkeitsrande in der Porzellanschale trotz des sich aus- seheidenden Braunsteines gut beobaehten kann.

Die Extrahierbarkeit der Bernsteinsiiure in kleineren, etwa 100 cem fassenden S e h a e h e r 1 'schen Apparaten ist, wie folgende Versuehe zeigen, eine fiir die Bestimmung im ~Veine vSllig geniigende:

Von 0,14:33 g Bernsteins/ture, in 75 ecru V~rasser und 15 ecru Sehwefelsiiure gelSst, wurden naeh 18-sttindiger Extraktion erhalten:

a) Dureh Titration: 0,1~31 g; sis Silbersalz: 0,1402 g. Differenz~)--0,0031 g. b) , ~ 0,1430 . . . . 0,1399 ,, , --0,003~ ,,

Die Widerstandsf/ihigkeit der Bernsteins/iure gegen Permanganat e) ergibt sich aus folgenden Versuchen:

0,1433 g Bernsteinsgure wurden in 75 ccm Wasser und 15 ccm Schwefels/~ure gelSst, dann mit 10 ecru 5 °[o-iger PermanganatlSsung versetzt und in einenl Kolben

1) Gegeni~ber der angewendeten Menge. 2) Nach Ber the lo~ (A. Sp]. 6, 186) und B e i l s t e i n (tIandbuch tier org. Chemie 1893,

654) und S o r o k i n (a;. 11, 383) wird die Bernsteins~ure in neutraler und saurer LSsung yon Kalimnpermangan~ vS]lig zers~0rt. Unter den obens~ehenden Bedingungen zeigt sich abet die Bernsteins~nre Ms sehr widers~andsf~thig.

46*

Page 4: Über die Bestimmung der Bernsteinsäure im Weine nebst Bemerkungen über die Bestimmung der Äpfelsäure und der Milchsäure im Weine

[Zeitsehr. f. Untersuehung 7~4: R. K u n z, Bestimmung der Berns~eins~im'e. [d. Nahr.- u . Genul~mitl;eL

1/~ Stunde auf dem Wasserbade erhitzt. Nach Beseitigung des fiberschfissigen Per- manganates wurde w~hrend 18 Stunden extrahiert.

Erhalten wurde an Bernsteinsiiure:

a) Dutch Titration: 0,1421 g; a]s Silbersalz: 0,138~ g. Differenz --0,0049 g. b) , , 0,1419 ~ , , 0,1386 , , --0,0047 ,,

Es zeigt sich demnach, wenn man den Extraktionsfehler berficksichtigt, dab die Bernsteinsgure yon einer 5 °/o-igen PermanganatlSsung fast gar nicht angegriffen wurde. Ers t mit hSher steigendem Permanganatg'ehal~ und bei l~ngerem Erhltzell auf dem Wasserbade treten Verluste an Bernsteinsiiure in merklicherer Menge auf.

Ich ffihre bier noch einige Versuche an, welche mit allen den Umst~ndlich- keiten und Einzeloperationen ausgefiihrt wurden, wie diese bei der Bestimmung der Bernsteins~iure in Weinen erforderlich slnd.

I. V e r s u c h .

Es wurden angewendet:

B e r n s t e i n s ~ u r e Weinstein Weins~ure ApfeIsaure 0,1329 g 0,25 g 0,10 g 0,20 g

Erhalten wurde an Bernsteinsgure:

a) Dutch Titration: 0,1318 g; a]s Silbersa]z: 0,1284 g. Differenz --0,0045 g. b) . . . . 0,1316 . . . . . . 0 ,1287 . . . . --0,0042 ,,

Milchs~are 0,50 g

I I Versuch .

Es wurden angewendet:

B e r n s t e i n s ~ u r e Weinstein Weins~ure &pfcls~iure Milchs~ure 0,104~4 g 0,30 g 0,15 g 0,30 g 0,50 g

ErhMten wurde an Bernsteins~iure:

Durch Titration: 0,1038 g; als Silbersa]z: 0,1003 g. Differenz --0,0041 g.

Zahlreiche andere Versuche lieferten dieselben Ergebnisse. Um reich zu iiberzeugen, dag die nach dem Oxydations-Verfahren erhaltene

S/~ure wirklich auch analysenreine Bernsteins~iure sei, ffihrte ich die Bestimmung auch gewichtsanalytisch aus und untersuchte das Silbersalz der Bernsteins~ure auf seinen Silbergehalt.

Aus 100 ccm Wein wurden erhalten:

a) 0,2685 g bernsteinsaures Silber -~ 0,0954 g Bernsteins~ure. Gefunden: 0,1745 g Silber; berechnet: 0,1747 g Silber.

b) 0,2695 g bernsl~einsaures Silber ~ 0,0955 g Berns~eins~ure. Gefunden: 0,1740 g Silber; berechnet: 0,1752 g Silber.

Aul?erdem wt~de noch die aus dner grSgeren Weinmenge erhMtene Bernstein- s~ture, naeh dem Umkrystallisieren aus Wasser, auf ihren Schmelzpunkt gepriift. Derselbe ergab sich zu 182 o C., zeigte sieh somit reiner Bernsteins/ture entspreehend.

Um noch dem Einwand zu begegnen, dab vielleieht bei der Oxydation des Baryt- niederschlages aus den mitausgefallenen Extraktivstoffen des Weines sich Bernstein- sgure bilden k5nnte, habe ieh noeh folgenden Versueh unternommen:

Page 5: Über die Bestimmung der Bernsteinsäure im Weine nebst Bemerkungen über die Bestimmung der Äpfelsäure und der Milchsäure im Weine

6. Jahrgat~g. ] 15._~gust i9o-3.3 R. K u n z, Bestimmung der Berns~einsiure. 7 ~5

In 100 eem Wein wurden 0,1062 g BernsteinsS~ure gefunden. Zur Oxydation waren 28 ecru 5 °/0-iger PermanganatlSsung efforderiieh.

Ein ~us weiteren 100 eem des gleiehen Weines erhattener Barytniedersehlag wurde nun mit Sehwefel?iiure zersetzt und o h n e vorherlge Oxydation extrahiert. Zu dem )[therextrakte wurde sodann etwas Wasser und Barymnhydoxyd zugeffigt, einige Zeit erw~irmt und dann der Ather verjagt. Die w~sserige LSsung wurde mi~ 3 ecru PermanganatlSsung oxydiert und abermals extrahiert.

Erhalten wurde als Silbersalz 0,1003 g. Es zeigte sieh also, dag trotz zweimaliger Extraktion und trotz der grogen

Un~ersehiede im Permanganat-Verbraueh die Differenz beider Bes~immungen nur 0,0059 g betrug.

Analysen, die von einem Kollegen in einem Weine ausgefiihrt wurden, ergaben in 100 ecru Wein:

Bernsteinsiure 0,0991 g 0,0968 g 0,0962 g.

Das Oxydationsverfahren ist bei allen Weinen, die nieht mehr aIs 0,2--0,3 g Zueker enthMten, anwendbar. Wenn die 5Iethode aueh etwas umst~ndlieh und nieht raseh durchfiihrbar ist, so erscheinen doch die damit erzielt~n Ergebnisse in Anbetraeht der groBen Schwierigkeiten, die der ~Vein dem Analytiker bietet~ aim befriedigende.

Ieh wende mieh nun dem sehon eingangs dieser Abhandlung erwfihnten Verfahren veil Ran Zll.

Naeh Igau werden 100 eem ~Vein auf dem Wasserbade zum Syrup verdampft und der Abdamlofriiekstand wiederholt mit siedendem AlkohoI ausgezogen. Von den vereinigten, naeh dem Erkalten filtrierten Auszfigen wird der Alkohol abdestilliert. Den Destillationsriickstand 15st man in wenig heiBem Wasser, filtriert und versetzt dam Filtrat mit BaryumnitratlSsung und der 3--4-faehen Menge 90 Vol.-°/0-igem Alkohol. Der entstandene Niedersehlsg, der nun die Bernsteinsgure enthalten sell, wird dann welter behandel~.

Demgegentiber bemerke ieh, dag sieh die Bernsteinsgure gewil? zum alleNrSt3ten Tell im Weine im f r e i e n Zustande befindet, ebenso wie dies fiir den grSgten Teil der Xpfelsgure, falls solehe in grSgerer Menge vorhanden, der Fall ist. Der Destilla- tionsriiekstand naeh R a u enth~lt demnaeh f re i e Bernsteinsiim'e, :~pfelsSure und noeh andere freie Sguren, die sieh absolut nieht mit Baryumnitrat umsetzen kSnnen, aueh nieht naeh Zusatz gro.ger 5fengen yon Alkoho], da dann freie SMpetersgure ent- stehen miigte. Dag dies sieh so verhS~lt, beweigt folgender Versueh:

In 100 ecru Wein wurden 0,0938 g Bernsteinsiiure gefunden. 100 ecru des gleiehen Weines wurden nun naeh R a u behandel~ und mit

Baryumnitrat und der vierfaehen N[enge Alkohol versetzt. Der abfiltrierte Niedersehlag, der naeh g a u alle Bernmminsiiure enthalten sollte, wurde vorl~ufig beiseite gestetlt.

Das Filtrat hingegen behandelte ieh naeh Entfernung des Alkohols in gleieher Weise wie ftir Wein angegeben. Erhalten wurde im F i l t r a t 0,0885 g Bem- steinsiiure.

Man sieht also, dat~ der grSgte Tell der Bernsteins/~ure bei dem R a u 'sehen Verfahren sieh der Bestimmung entzieht.

Ieh mugte annehmen, dag R a u es tibei~ehen hat, anzugeben, dag der Wein vet der Ff~llung mit Baryumnitrat und Alkohol neutralisier~ werden mug. Ieh habe

Page 6: Über die Bestimmung der Bernsteinsäure im Weine nebst Bemerkungen über die Bestimmung der Äpfelsäure und der Milchsäure im Weine

[Zeitschr. f. Untersuchung 7~6 R. K u n z , Bestimmung der Bernsteins~ure. [d. Nahr.- u. Genullmittel.

daher den Destillationsrfickstand neutralisiert und den Niederschlag dann weiter, wie R au es angibt, behandelt, bin aber trotz wiederholter Versuche zu keinen befriedigenden Ergebnissen gekommen.

I I I . E r g e b n i s s e de r B e r n s t e i n s ~ u r e - B e s t i m m u n g e n in W e i n e n .

In melner Arbeit fiber die Milchs~ture-Bestimmung im Weine habe ieh bereits eine Reihe yon Bernsteinsi~ure-Bestimmungen angefiihrt.

Ich lasso nun eine weitere Reihe yon Bestimmungen folgen, die in Weinen aus- geffihrt wurden, welche aus verbfirgter Quelle stammen und absolut frei yon jeg]ichem Alkoholzusatze waren.

Die Weine Iqo. 1 - - 1 7 wurden mir in liebenswiirdiger Weise yon der 5nologischen und pomologischen Staatslehranstalt in Klosterneuburg, die Weine No. 1 8 - - 2 4 yon der Landes-Wein- und Obstbauschule in Krems zur Verfiigung gestellt, woffir ich den Herren Direktoren Prof. Dr. L. W e i g e r t und F e r d . R e c k e n d o r f e r meinen verbindlichsten Dank ausspreche.

Um das Mengenverh/~ltnis zu erfahren, in welchem die Bernsteins/iure zu dem Alkoho]gehalt in Weinen steht, wurde in allen Fifllen auch der Alkoholgehalt bestimmt.

Die Untersuehungs-Ergebnisse waren folgende:

No. Bezelchnung derWeine

und Jahrgang

Bern- stein- Alke- sliure hol

g in 100 ccm Wein

Alko- ]

hol : [[ No. Bern- [ Bezeiehnung tier Weine • s~ein- [ und Jahrgang

Si~ure

= 100 :

}Iosler, gelb 1900 Blau, fr/~nkisch ,, Riesling ,, Rotgipfler ,, Sflvaner Portugieser, b]au

1901 Sylvaner- ,, SL Laurent ,, Gutede] ,,

0,1084 8,42 [ 0,0932 8,63 l 0,1032 8,62 0,0920 10,00

I 0,09~6 9,78

0,1150 8,52 [0,0908 [ 956 0,10881 8,88 [oz 7} 9,25

1,22 1,08 1,19 0,92 0,98

1,35 0,95 1,17 1,08

t0 Rotgipfler 1901 11 Vel~liner, grtin ,, 12 Veltliner, rot ,, 13 Burgunder, blau ,, 14 Burgunder, weifi ,, 15 Weitiwein, ge-

mischter Satz ,, 16 Blau, friinkisch ,, 17 Riesling ,,

Bern- [ ] Alko- • Alko-

stem- hol : s~ure hol Bern- _ _ ± _ _ _ ~!?in- g i n 100 eem I saure

Wein ] ~ 100 :

0,0920 9,89 0,93 10,0912 10,56 0,86 0,0796 10,66 0,74 0,1003 10,42 0,99 0,0991 10,75 0,92

0,0888 9,70 0,86 0,1062 9,13 1,15 0,1050 9,58 1,09

No, Bezeichnung

der W eine

~e- sam~- s~ure } (be- [

rechnet I als I

Wein- siiure)

] ~::~rhl Xpfel-

Freie

I

Bern- stein- s~ure

Alkohol

g in 10(~ ecru Wein

Gly-

cerin

Alkohol !: Qly-

cerm

[-----100:

Alkohol :]Bern-

etein- s~ure

= 100 :

18

19 20

Veltliner, grfin

Ol~lieber Portugieser

0,606

0,570 0,578

0,053

0,043 0,077

0,188

0,120 0,241

0 10,434 i

0 i 0,543 0 [0,355

0 0,0844 8,56 i 0,794

0 0,0737 7,02 i 0,563 0 0,0876 8,07 i 0,746

9,28 0,98

8,02 1,05 9,25 1,08

Page 7: Über die Bestimmung der Bernsteinsäure im Weine nebst Bemerkungen über die Bestimmung der Äpfelsäure und der Milchsäure im Weine

6. Jahrgang. ] R. K u n z , Bes~immung der Bernsteins~ure. 727 15. August 1903.J

21 22 23

24

25

Bezeichnung

der

NVeine

Traminer Rulander Riesling

Welsch-l~ies. ling

Bauernwein aus te i lweise

unreifen Trauben

Ge- samt- siiure Fliich- (be- t ige

reehnet ~ls Siiure

~Vein- s~ure)

Wein-

stein

Frele

WeiR-

s~ure

i

Nileh-

s~ure

t L i

Apfel- Bern-stein_ ~Alkohol" Gly-

sKure s~ure i eerin

i g in 100 ccm W e i n

0,532 0,645 0,570

0,659

0,840

0,045 0,051 0,054

0,042

00,42

0,132 0,173 0,180

0,263

0,336

0 0 0

0

0,160

0,372 0,579 0,424

0,324

0,082

0 0,08481 9,02 0 0,0602 7,66 0 0,08021 7,87

0 0,0985 8,21

0,234 0,0781~ 6,86

0,8i6 0,551 0,674

0,642

Alkohol

: Gly- cerin

: 1 0 0

9,03 7,19 8,56

7,82

Alkoho]

: Bern-

stein-

s~ure

; ~ I00

0,93 0,79 1,02

1.20

1,06

Aus den vorstehenden Bestimmungen ergibt sich, daft bei den 24 untersuchten Weinen No. 1 - - 2 4 in 14 F~illen das Alkohol-Bemsteins~ure-Verhgltnis zwinchen 1 0 0 : 0 , 9 - - 1 , 1 0 liegt. Als iiut~erste Grenzen wurden die Verh£ltnisse 100 :0 ,74 und 100 : 1,35 gefunden.

Es zeigt sich also, dag das Alkohol-Bernsteins£ure-Verhiiltnis in Weinen ein ebenno nchwankendes ist, wie dan AtkohoI-Glycerin-Verh£1tnis.

Nach diesen Bestimmungen in Weinen erschien en mir wissenswert, die Bildung von Bernsteinsfiure durch aus einer Zelle geziichtete l~einhefen in streng steriler ZuckerlSsung zu unternuehen.

Zu dienem Zwecke wu~den 500 ccm 15 °/o-ige KandiszuekerlSsung mit 10 cem H a y d u c k ' s c h e r l\T~thrflfissigkeit und 2,5 g Pepton versetzt. Nach dreimaliger Sterili- nation wurde die auf steriler Bierwfirze welter gezfichtete Reinhefe zugesetzt. Die G~irung ~ n g bei 20 - -250 C. in mit ~Vattebauseh versehenen Glaskolben vor sieh. Naeh 30 Tagen zeigten sich die Flfinnigkeiten v o l 1 s t ~i n d i g vergoren.

Ferner wurden zwei G£rungsvernuche yon 10-t~giger Gfirdauer mit der gleichen ZuckerlSsung und 1Niihrfltissigkeit und mit k ii u f 1 i c h e r Preghefe angesteltt.

Gefunden wurden in 100 ccm:

Vet- Alkohol : such Ar~ der tIefe Alkohol Glyeerin B e r n s t e i n s ii u r e Glycerin /go. = 100 :

1 Reine Weinhefe 7,23 g 0,322 g 0,0318 g 4,45 2 ,, Un~erhefe 7,46 ,, 0,887 ,, 0,0531 , 5,19 3 ,, Oberhefe 7,20 ,, 0,355 ,, 0,0242 , 4,94 4 Kaufliche Pret~hefe 7,00 , 0,543 ~ 0,0784 , 7,75 5 , , 7,06 , 0,538 ,, 0,0643 , 7,62

Bei den obenstehenden R e i n g / i r u n g e n zeigt sich

A]kohol B e r n s t e i n s i i u r e

= 100 :

0,44 0,71 0,34 1,t2 0,91

sowohl das Alkohol- Glycerin- als aueh das Alkohot-Bernsteinsgure-Verh/~ltnis auffallend erniedrigt. Bei den mit kfiuflicher Preghefe aungefiihrten G£rungen ergaben nieh hingegen sowohI fiir Glycerin aln auch fiir Bernsteins/iure dieselben Verhiiltnisse, wie sie in Weinen ge- funden wurden.

Page 8: Über die Bestimmung der Bernsteinsäure im Weine nebst Bemerkungen über die Bestimmung der Äpfelsäure und der Milchsäure im Weine

[Zeitsehr. f. Untersuehung 725 t%. K u n z, Bes~immung der Bernsteinsaure. [d. Nahr.- u. Genuf~mit~el.

IV. B e m e r k ~ m g e n fiber die B e s t i n n n u n g der ~lafe l - und Mi lehs~ure .

1. B e s t i m m u l l g de r J, p fe l s i~ure . Bei den ~Veinen aus tier Kremser Weinbauschule habe ich neben der Bestimmung der Milchsiiure und Bernsteinsgure aueh die U n t e r s u e h u n g a u f X p f e l s g u r e nach einem neuen Verfahren ausgefghrt, das ich v o r I g u f i g kurz mitteilen will.

Das Verfahren beruht auf der q u a n t i t a t l v e n U b e r f f i h r b , ~ r k e i t d e r J ~ p f e l s ~ t u r e in F u m a r s i i n r e d u t c h N a t r o n h y d r a t bei 120--130 ° C.

Man versetzt den aus 100 oder 50 ccm Wein dutch Baryt- und Alkoholzusatz erhaltenen ~iederschlag der organisehen Sguren des Weines in einer Schale mit 10 ecru SodalSsung (1 : 9) und 10 ecru NatronlSsung (1 : 9). i~aeh dem Abdampfen auf dem Wasserbade bringt man den Sehalenriickstand in einen Troekenkasten und erhitzt wghrend 3 Stunden auf 120--130 0 C. Das Gemenge wird dann in verdfinnter Salz- s~ture gelSst, die LSsung mit Kalkhydrat bls zur alkalisehen Reaktion versetzt, in einem Kolbell auf 150 ccm aufgefiiLlt und flltriert. 100 ccm werden sodann mit Salzsgure anges~tuert und in einem kleinen S c h a c h e r 1' sehen Extraktionsapparat mit Ather extrahiert. Man erhiilt auf diese Weise F u m a r s i i u r e und B e r n s t e i n - s g n r e , welehe zusammen durch Titration bestimmt werden. Nach der ZerstSrung der Fumars~ture durch Permanganat wird die Bernsteinsgure bestimmt und yon der Gesamt- menge der Siiuren (Fumarsgure und Bernsteinsgure) in ),bzug gebraeht.

Ich behsJte mir vor, die Einzelheiten dieses Verfahrens in o niiehster Zeit zu verSffentlichen. - -

2. B e s t i m m u n g t ier M i l e h s g u r e . AmSchlussedieserAbhandhngm6ehte ieh mir noeh einige Bemerkungen beztiglieh clef yon mir verSffent]ichten M i 1 c h s ii n r e- B e s t i m m u n g im W e i n e erlauben.

Yon M 5 s ] i n g e r ~) wnrde bei der VerSffentliehung seiner Milchsi~ure-Bestimmung im Weine darauf verwiesen, daft durch Einwirkung yon Baryumhydroxyd bei Gegen- wart won Zucke~" Milchs~iure entstehen kSnne. Von dieser Mi~ehs~turebildung habe ich reich bei Einhaltung meines Verfahrens zwar nicht fiberzeugeil kSnnen, finde aber seinen Einwand insofern berechtigt, als bei der Xtherextraktion auch kleine Mengen yon Invertzueker in den Ather fibergehen, welche dann bei der Behandhng mit Baryum- hydroxyd Barytverbindungen bilden kSnnen, die in dem Alkohol der vorg'esehriebenen Konzentration zum Tell gelSst bleiben nnd bei der Bestimmung dee milchsauren Baryums als Baryumsutfat zu Fehlern Anlalg geben kSnnen.

Ieh habe daher bei den obigen Milchsgure-Bestimmungen das naeh der Extraktion erhaltene Sguregemenge mit Baryumkarbonat versetzt, wodurch die Bildung yon Baryt- zuckerverbindungen vermieden wird.

Ferner hat P a r t h e i I ~) in einem Vortrage fiber seine Milchs~m'e-Bestimmung durch Destillation im fiberhitzten Wasserdampf, Zersetzung des milchsauren Salzes mit konzen- trierter Schwefels/iure und Messung des Kohlenoxydes, auf die Flfichtigkeit der Milch- sii.ure im Wasserdamp~strom aufmerksam gemacht.

Bei der Destillation yon 500 ecru Milchs~iurel6sung, enthaltend 0,4575 g Milchs/~ure, im Wasserdampfstrome erhielt er in 200 ecru Destillat naeh dem VerseifeJl und Zu- riiektitrieren des A]kaIifiberschusses 0,072 g u n d 0,077 g Milehs~ure.

Da dieser Befund im Widerspruehe steht mit den Versuchen, die ieh seinerzeit

1) Diese Zeitschrif~ 1901, 4, 1120. ~) Diese Zei~schrif~ 1902~ 5, 1053.

Page 9: Über die Bestimmung der Bernsteinsäure im Weine nebst Bemerkungen über die Bestimmung der Äpfelsäure und der Milchsäure im Weine

6 Jahrgang. l 15.Angsst 1903.J A. P o l 1 a k, Bestimmung der tliastatischen Wirksamkeit. 729

fiber die Fliichtigkeit der Milchs~iure im Wasserdampfstrome angestellt hatte, so habe ieh diese Versuche nochmals aufgenommen und teile hier die neuen Ergebnisse mit.

500 ccm Milchs~iurelSsung, enthaltend 0,55 g Mitehs~iure, wurden im Wasser- dampfstrome in der ftir die Bestimmung der flfichtigen S/iuren im Weine vorgeschriebenen Art der Destil]ation unterworfen. Abdestilliert wurde e i n L i t e r und zwar in vier gesonderten Anteilen yon je 250 ccm. Jeder dieser Anteile wurde mit 20 ccm 1/lO iNq-Lauge versetzt und auf dem Wasserbade auf etwa 50 cem abgedampft.

Da die Dest~llate yon der Destillation im Wasserdampfstrome eine erhebliche Menge Kohlens£ure enthalten, die sich beim Eindampfen der mit fiberschfissigem AlkMi versetzten Destillate durch Aufnahme aus der Luft noeh vermehrt, so kann man nicht ohne weiteres den l~TberschuI~ an Gauge zurficktitrieren, da infolge der frei werdenden Kohlens£ure der Indikator versagt.

Die Destillate wurden daher nach dem Eindampfen in einen Jenaer Kolben gebracht, mit 25 ccm UioN.-Schwefels~iure versetzt und am Rfickflul~kfihler zur Be- seitigung der Kohlensgure kurze Zeit erhitzt. Dann erst wurde mit 1/lo~.-Lauge und Phenolphtalein aus titrier~.

Erhalten wurde :

t. Destillat 250 ccm --~ 0,0059 g Milchs~iure ii. ., 250 ,, ~ 0,0045 , ,,

III. ,, 250 ., = 0,0045 . . . . IV. ., 250 ,, ~ 0,0045 ,, .,

1000 ecru ~ 0,019~1 g Milehs~iure. Fi~ die Wasserdampfdestillation bediene ich mich aber eines in dieser Zeitschrift l)

berelt~ abgebildeten Destillieraufsatzes, der zur H/ilfte mit Glasperlen geffillt ist. Bei einem mit der gleiehen Menge der oben erwiihnten Milchs~urelSsung und

mit d i e s e m Apparate ausgeftihrten Versuche wurden in I Liter Destillat naeh der Verseifung nur 0,0081 g iibergegangene Milchs~iure gefunden.

Bemerken mul3 ieh allerdings, dat~ bei Gegenwart yon Essigs£ure die Flfichtig- keit der Milchs~ure sieb erhSht.

0,162 g Ess]gs{iure und 0,55 g Milchs~iure in 80 ecru Wasser gelSst, ergabe~i in 1 Liter Destillat nach der Verseifung 0,016 g Milchs~ure.

Nach den Ergebnissen dieser Bestimmungen ist die Milchs£ure durehaus nicht in dem hohen Grade mit WasserdSmpfen fltiehtig, wie P a r t h e i 1 es nach seinem Destillationsversuche augibt.

W i e n , Ostern 1903.

i) Diese Zei~schrift 1901, 4, 675.

Die Bestimmung der diastatischen Wirksamkeit enzymatischer Pr~parate.

Von

Ingen.-Chemiker Al f red Po l l ak in Stadlau bei Wien.

Bisher wurde die diastatische Wirksamkeit eines Froduktes allgemein nach L i n t - he r ' s Verfahren, das sieh iiberall eingebiirgert hat~ bestimmt. Neben diesem hat v.