ueber den i. jahresbericht für beobachtungsstationen der vögel deutschlands

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98 E. F. v. Homeyer: hier bisher nur am Zuge beobachtete, traf ich den 1. Juni ifi einem reinen Buchenbestande des M~inchsberges in einem Paare brtitend an. Threnetria locustella. Den 7. September wurde ich in meinem Garten auf einen Vogel aufmerksam, den ich mehrmals aus den zahlreichen, liings der Gartenmauer gepflanzten Haselstauden aufjagte, und den ich Anfangs ftir eine Calamodyta phragmitis hielt. Da mir jedoch, wie ich nut w~thrend des Fluges sehen konnte, seine F~trbung abweichend erschien, so beschloss ich ihn zu erlegen, was mir erst nach t~gerer Zeit gelang. Nicht wenig war ich erstaunt, als ich beim hufheben des erlegten Vogels start des obengenannten den hier ausserordenflich seltenen fIeuschreckens~nger in Hi~nden hatte; leider war er aber so zerschossen, dass er sieh nicht mehr zum Prapariren eignete. Emberiza ci-a. Von dieser gleichfalls sehr seltenen Art, yon der ich nur ein einziges im Land erlegtes Exemplar kenne, das sich im Museum Carolino Augusteum in Salzburg befindet, sah ich den 19. November ein Paar bei Hallein. Oedicnernus orepitans. Auch dieser Vogel kommt hier nur sparsam vor. Ein Exemplar traf ieh den 10. October auf einera Felde unfern meiner Villa. Totanus fuscus. Ein schiines M~nnchen im schwarzen Sommerkleide sah Pfarrer B1. tIanf am 24. Juni in der Hunger- lacke bei Mariahof. Ardea minuta. Aus Cderfen erhielt ich ein altes M~innchen den 20. Mai, welches der dortige k. k. Ftirster Arnohl in einem unfern der Salzach stehenden Obstgarten erlegt hatte. Villa Ti~nnenhof b/Hallein, im December 1877. Ueber den L Jahresbericht fiir Beobaehtungsstationen der Viigel Deutschlands. Aller Anfang ist schwer, und so mug es auch hier erkl~irlich sein, dass der in diesem Journale gebrachte Bericht munches zu wtinschen iibrig liisst. Wit kSnnen bier yon der geringen Zahl der Beobachter absehen, denn das wird hoffentlich mit der Zeit besser werden, auch manehes Unzweckm~issige in der Anlage wird wohl sparer vermieden und eine gr6ssere Uebersichtliehkeit, nament- lieh in Rticksicht auf die Zugzeit, durch Zusammenstellung in tabellarischer Form, herbeigefahrt werden, auf Einiges hinzuweisen mOchte jedoch am Orte sein. Dahin geh6ren solehe Angaben, welehe offenbar Folgen ungent~gender ganz zufiilliger Beobaehtung sind

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Page 1: Ueber den I. Jahresbericht für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands

98 E. F. v. H o m e y e r :

hier bisher nur am Zuge beobachtete, traf ich den 1. Juni ifi einem reinen Buchenbestande des M~inchsberges in einem Paare brtitend an.

T h r e n e t r i a locustel la . Den 7. September wurde ich in meinem Garten auf einen Vogel aufmerksam, den ich mehrmals aus den zahlreichen, liings der Gartenmauer gepflanzten Haselstauden aufjagte, und den ich Anfangs ftir eine Calamodyta phragmitis hielt. Da mir jedoch, wie ich nut w~thrend des Fluges sehen konnte, seine F~trbung abweichend erschien, so beschloss ich ihn zu erlegen, was mir erst nach t~gerer Zeit gelang. Nicht wenig war ich erstaunt, als ich beim hufheben des erlegten Vogels start des obengenannten den hier ausserordenflich seltenen fIeuschreckens~nger in Hi~nden hatte; leider war er aber so zerschossen, dass er sieh nicht mehr zum Prapariren eignete.

E m b e r i z a ci-a. Von dieser gleichfalls sehr seltenen Art, yon der ich nur ein einziges im Land erlegtes Exemplar kenne, das sich im Museum Carolino Augusteum in Salzburg befindet, sah ich den 19. November ein Paar bei Hallein.

Oedicnernus orepi tans . Auch dieser Vogel kommt hier nur sparsam vor. Ein Exemplar traf ieh den 10. October auf einera Felde unfern meiner Villa.

Totanus fu scus . Ein schiines M~nnchen im schwarzen Sommerkleide sah Pfarrer B1. tIanf am 24. Juni in der Hunger- lacke bei Mariahof.

A r d e a minuta. Aus Cderfen erhielt ich ein altes M~innchen den 20. Mai, welches der dortige k. k. Ftirster Arnohl in einem unfern der Salzach stehenden Obstgarten erlegt hatte.

Villa T i ~ n n e n h o f b/Hallein, im December 1877.

Ueber den L Jahresbericht fiir Beobaehtungsstationen d e r Viigel Deutschlands.

Aller Anfang ist schwer, und so mug es auch hier erkl~irlich sein, dass der in diesem Journale gebrachte Bericht munches zu wtinschen iibrig liisst. Wit kSnnen bier yon der geringen Zahl der Beobachter absehen, denn das wird hoffentlich mit der Zeit besser werden, auch manehes Unzweckm~issige in der Anlage wird wohl sparer vermieden und eine gr6ssere Uebersichtliehkeit, nament- lieh in Rticksicht auf die Zugzeit, durch Zusammenstellung in tabellarischer Form, herbeigefahrt werden, auf Einiges hinzuweisen mOchte jedoch am Orte sein. Dahin geh6ren solehe Angaben, welehe offenbar Folgen ungent~gender ganz zufiilliger Beobaehtung sind

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I. Jahresberieht f. Beobachtungsstationen d. VSgel Deutschlands. 99

indem theilweise die Ankunftszeit der ¥Sgel so sp~t angegeben ist, dass unzweifelhaft dieselben 1/ingst angekommen sein mussten und der Beobachter sie nur, aus irgend einem Grunde, nicht friiher bemerkt hatte.

Dis Aufnahme der Bezeichnung als ,,Ir rgast" in die Tabelle ist aber gauz besonders unzweckm/issig, theils well sie einer erst anzustellenden Untersuchung vorgreift und den Gegenstand als res judicata behandelt~ theils weil sie in den weitaus mehrsten Fallen entschieden unrichtig ist. Einen Vogel dort Gust zu nennen, wo er seiaen Brutplatz hat, ist ebenfalls zu vermeiden, denn die Brut- gegend ist seine Heimath~ andrerseits wiirde die Mehrzahl unserer VSgel iiberall nur Giiste sein - - heimathslos. Die ganze Eintheilung in Stand-, Strich- und ZugvSgel ist auch 1/ingst unhaltbar geworden and die einfache tabellarische Angabe tier Zeit des Vorkommens w~irde weir bessere Dienste thun und dem Forscher ein weit bes- seres Material bieten, als die generellen Bezeichnungen~ mSgen sie gew/~hlt sein, wie sie wollen.

Bei der Beobachtung des Zuges w/ire noch wiehtig zu unter- scheiden, Vorlittffer und Hauptzug, vielleicht aueh :Nachztigler.

Bei manchen hrten, wo die Unterseheidung (ira Fluge)yon nahe verwandten Arten schwierig und der Beobachter nicht ganz besonders ge~tbt und sicher ist, diirfte die Angabe mit einem Frage- zeiehen zu versehen sein, dean es muss hier ein Material ge- sammelt werden~ welches vor allen Dingen sich durch Zuverl/~ssigkeit auszeichnet, und dazu ist der beste Wille a 11 e i n nicht ausreichend.

In manchen F/illen, ja in sehr vielen, ist es durchaus wanschenswerth, dass mOglichst Exemplare der Durchz(igler ge- schossea werden~ um sie mit denen anderer Gegenden und mit den BrutvSgeln zu vergleichen. Schon oft ist darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig solche Vergleiche ftir unsere Kenntniss des Zuges der VSgel sind. Es ist z. B. p. 316 gesagt: ,,Bei Breslau ersehien im Oct. eine Heerde yon 25 Sttick (Garrulus glanclar¢us). Das Blau an den Fltigeln war ausgedehater and intensiver als sonst, der Hinterkopf mit dichten, schwarzen, h~tufig zusammen- fliessenden Flecken bes/ieL" Diese Erseheinung ist yon hohem Interesse far die Wanderung der Holzheher und es w/ire yon grossem Werthe, ein solches Exemplar mit Hehern aus anderen Gegenden vergleichen zu kSnnen, um mSgiichst die Heimath der Wandrer festzustellen.

Bei einigen selteneu Erscheinungen w~tren speciellere Angaben 7*

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100 C a b a n i s : Sharpe's Catalogue Birds in British Museum.

sehr wiinschenswerth, z. B. bei Turdus mlgratorius und Carpo- dacus eryt]~rinus. Namentlich yon letzterem die Beobachtung in Schwerin unter einem Flug yon 2yrr~ula rubicilla. Bisher wurde der Karmingimpel nut einzeln oder paarweise und ge- wShnlich ira Sommer beobachtet.

Erfreulich ist das Resultat des ersten Beobachtungsjahres immerhin. Es bringt eine Menge hochinteressanter Thatsachen und l~isst uns hoffen, dass der gtinstige Erfotg bei wachsender Theilnahme sich mehr und mehr herausstellen wird. Namentlich wird es sich auch zeigen, dass viele V6gel lunge nicht so selten sind, als man dies - - bei der bisherigen unzureichenden Beob- achtung - - zu glauben geneigt ist. E. 1~. v. H o m e y e r .

Catalogue of the Birds in the Bri t ish ~Iuseum. By R. B. S h a r p e . Vol. I - III. London 1~74--77.

Das ,,Ornithologische Centralblatt" hat bereits im Jahrg. t877, No. 21, eine darauf bez•gliche Anzeige gebracht. Die.grosse N~itz- lichkeit dieses d e s c r ip t i v e n Catalogs macht es uns zur Pflicht, auch die Leser des Journals in Kiirze auf die Vorztige dieses her- vorragend wichtigen Werkes hinzuweisen. G .R . Gray's ,,Hand- List'' befindet sich ais ein unentbehrliches Hiilfsmittel in den H/inden wohl jedes Ornithologen, obgleich die Kargheit tier Citate und der g~tnzliche MangeI einer Diagnose die Benutzung beein- tr/ichtigte. Man beklagte die Ktirze - - aber dennoch blieb die ,,Hand-List" unentbehrlich. Um so u n e n t b e h r l i c h e r wird S h a r p e ' s C a t a l o g u e werden, da derselbe als eine neue, um- fassend erweiterte und allen Ansprl"ichen gentigende Ausg~be zu betrachten ist. Eine sorgf~ltige, fast ersch5pfende Synomie, sowie ausftthrliche Beschreibungen atler bis heut bekannten Arten, werden aus der frtiheren ,, L i s t e" ein H a n d b u c h der speciellen Orni- thologie machen.

Eine vollsti~ndige S y n o p s i s A v i u m, der sehnliche Wunsch aller, welche sich mit Ornithologie besch'Mtigen, ist bisher ein p i u m d e s i d e r i u m geblieben. In London wirken die giinstigsten Umst~nde zusammen und sind Biirgschaft fiir die in des- kurzen Vorrede des Werkes ausgesprochene schnelle Fortfiihrung und gliick- l i c h e V o l l e n d u n g des Ganzen . Letzteres ist und bleibt die Hauptsache! Dank dem Eifer und den umsichtigen Bemfihungen der Direction des British Museum, Dank der unermttdlichen Ar- beitskraft des strebsameu Ver fa s se r s - das plum desiderium aller Ornithologen wird diesmal hoflentlich nicht zu Schanden werden. W(inschen wir daher dem iiberaus ntitzlichen Unternehmen einen ungestSrten Fortgang.

B e r l i n , im Januar 1878. Prof. Dr. J. C a b a n i s .