Über den eiweiß- und mineralstoffwechsel beim fluor

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(Aus der Frauenklinik des St~at!ichen Krankenstiftes Zwickau i. Sa. [Prof. D r.E. Vogt].) {]ber den Eiwei6- und Mineralstoffwechsel beim Fluor. Von Dr. M. A. Briickner. In den letzten Jahren ist das Fluorproblem dureh die Arbeiten yon Maunu a/Heurlin, Schroeder, L6ser u. a. in den Mittelpunkt des In~eresses gerfiekt und ist nicht nur dutch bakteriologische, sondern aueh durch physikalisch-chemische Untersuchungen gef6rdert worden. Die Patho- genese der Fluors ist noch /~ul~erst mangelhaft. Das Fluorproblem baut sich in der Hauptsaehe auf der Infektionstheorie als Entstehungsursache anti Besondere Beaehtung hat jene Form des Ausflusses gefunden, die nicht durch einen entziindlichen Reiz, nich~ dutch rein bakterielle Ver- unreinigung ents~anden ist, sondern die bei absolut normalem Genitale auftritt. Disponiert zu diesem AusfluB sind in erster Linie Personen, die ein labiles Gef/fBnervensystem und eine konstitu~ionelle Minderwertigkeit bestimmter Organe aufweisen. Uber die Blutvers beim Fluor ist nur wenig bekannt. E. Pulay rechnet den Fluor albus zum seborrhoischen Symptomen- komplex. Er untersuchte diese F~lle blutchemisch und fand eine ver- minderte Alkalireserve, das Bestehen einer Azidose und tiefe Magnesium- werte. Der Cholesteringehal~ war normal oder vermindert. Diese Fiille reagierten auf Vitaminzufuhr relativ rasch. Die Azidose wieh. Jene F/~lle, die auf Vitaminzufuhr schlecht ansprachen, zeigten im Blute hohe Cholesterinwerte. Durch Umstimmung der Ern/fhrung schwand die Azidose und die Cholesterin/~mie: Bei der Azidose handelt es sich um einen gest6rten EiweiBabbau. Die EiweiBnahrung wird demnach schlecht vet- arbeitet, es kommt zur Obstipation, zur Hyloersekretion der SchweilL und Talgdrtisen, schlieglieh zum seborrhoischen Symptomenkomplex. Es interessier~e ires bei unseren Untersuchungen in erster Linie die Frage, welehen Vergnderungen der Eiwei[3- und Mineralsto]/wechsel beim Fluor unterliegt. Der Gang der Untersuehungen war stets der gleiehe. 1. Familienanamnese. 2. Eingehende Eigenanamnese fiber alle Irfiheren und jetzigen Er- krankungen des Genitalapparates sowie aller fibrigen Organe. Beriiek- siehtigung einer abnormen Konstitution. Ablauf des mensuellen Zyklus. Zahl der Entbindungen. Art des Ausflusses und der Allgemeinbesehwerden. 3. KSrperliehe Untersuehung, wiederholte Abstriehuntersuehungen, Blutbild und Untersuchung des Stuhlgangs auf Darmsehmarotzer.

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Page 1: Über den Eiweiß- und Mineralstoffwechsel beim Fluor

(Aus der Frauenklinik des St~at!ichen Krankenstiftes Zwickau i. Sa. [Prof. D r.E. Vogt].)

{]ber den Eiwei6- und Mineralstoffwechsel beim Fluor. Von

Dr. M. A. Briickner.

In den letzten Jahren ist das Fluorproblem dureh die Arbeiten yon Maunu a/Heurlin, Schroeder, L6ser u. a. in den Mittelpunkt des In~eresses gerfiekt und ist nicht nur dutch bakteriologische, sondern aueh durch physikalisch-chemische Untersuchungen gef6rdert worden. Die Patho- genese der Fluors ist noch /~ul~erst mangelhaft. Das Fluorproblem baut sich in der Hauptsaehe auf der Infektionstheorie als Entstehungsursache anti Besondere Beaehtung hat jene Form des Ausflusses gefunden, die nicht durch einen entziindlichen Reiz, nich~ dutch rein bakterielle Ver- unreinigung ents~anden ist, sondern die bei absolut normalem Genitale auftritt. Disponiert zu diesem AusfluB sind in erster Linie Personen, die ein labiles Gef/fBnervensystem und eine konstitu~ionelle Minderwertigkeit bestimmter Organe aufweisen.

Uber die Blutvers beim Fluor ist nur wenig bekannt. E. Pulay rechnet den Fluor albus zum seborrhoischen Symptomen- komplex. Er untersuchte diese F~lle blutchemisch und fand eine ver- minderte Alkalireserve, das Bestehen einer Azidose und tiefe Magnesium- werte. Der Cholesteringehal~ war normal oder vermindert. Diese Fiille reagierten auf Vitaminzufuhr relativ rasch. Die Azidose wieh. Jene F/~lle, die auf Vitaminzufuhr schlecht ansprachen, zeigten im Blute hohe Cholesterinwerte. Durch Umstimmung der Ern/fhrung schwand die Azidose und die Cholesterin/~mie: Bei der Azidose handelt es sich um einen gest6rten EiweiBabbau. Die EiweiBnahrung wird demnach schlecht vet- arbeitet, es kommt zur Obstipation, zur Hyloersekretion der SchweilL und Talgdrtisen, schlieglieh zum seborrhoischen Symptomenkomplex.

Es interessier~e ires bei unseren Untersuchungen in erster Linie die Frage, welehen Vergnderungen der Eiwei[3- und Mineralsto]/wechsel beim Fluor unterliegt. Der Gang der Untersuehungen war stets der gleiehe.

1. Familienanamnese. 2. Eingehende Eigenanamnese fiber alle Irfiheren und jetzigen Er-

krankungen des Genitalapparates sowie aller fibrigen Organe. Beriiek- siehtigung einer abnormen Konstitution. Ablauf des mensuellen Zyklus. Zahl der Entbindungen. Art des Ausflusses und der Allgemeinbesehwerden.

3. KSrperliehe Untersuehung, wiederholte Abstriehuntersuehungen, Blutbild und Untersuchung des Stuhlgangs auf Darmsehmarotzer.

Page 2: Über den Eiweiß- und Mineralstoffwechsel beim Fluor

90 M.A. Brfickner:

4. Gyn/~kologische Untersuehung. 5. Bestimmung des GesamteiweilL, Albumin-, Globulin-, Rest-N-,

Calcium- und MagnesiumgehMtes im Serum.

Methodik. Zur Gewinnung des Serums wurde d~s Blur grunds/~tzlich bei allen

Personen morgens nfichtern entnommen. D~s Blur wurde in einem eng- hMsigen Zentrifugenglas ~ufgefangen. Nach 40 Min. dauerndem Zentri- fugieren bei 3000 Tourenzahl wurde das meist klare Serum noehmMs 20 Min. bei der gleichen Tourenzahl der Zentrifuge abgesehleudert. Es wurde ferner durauf geaehtet, dal3 stets die Blutentnahme im Inter- menstrum und zur fieberfreien Zeit erfolgte.

Die Bestimmung des Calciums und Magnesiums erfolgte naeh der Methode yon Kramer und Tisdall und darf Ms bekannt vorausgesetzt werden. Der Reststiekstoff wurde naeh der Methode yon K]eldahl bestimmt. Der Eiweifigehalt wurde dureh Kombinierung mehrerer bereits bekannter Verfahren (Howe, Folin, Wu) naeh den Angaben yon E. H. Fishberg und A. M. Fishberg ermittelt. Da diese Bestimmung kaum bekannt ist, soll die Methode etwas ausfiihrlieher besehrieben werden.

Bestimmung des Gesamteiweifigehaltes. 0,5 ecm Blutserum werden mit physiologischer KoehsalzlSsung auf

25 ccm verdfinnt. 1 eem dieser verdiinnten LSsung und 1 ecru Ver- asehungsl5sung (100ecru konzentrierter Schwefelss werden mit 10 ccm 10 %iger Kupfersu]~tlSsung versetzt und in 100 ecru destillierten Wassers hineingegossen) werden in ein Pyrexglas (bei 35 und 50 eem graduiert) gebraeht, eine Glasperle hinzugesetzt und die ReaktionslSsung Msdann auf einer Sparflamme erhitzt, bis alles Wasser verdampft ist und sieh weil3e D~mpfe yon Schwefels~ureanhydrid entwiekeln. Man erhitzt nun bis zur vollkommenen Farblosigkeit weiter. Naeh dam Er- kalten verdfinnt man mit Wasser bis zur Marke 35 und kiiblt wieder ab.

Be~timmung des Albumins. 0,5 eem Blutserum werden in 16,2 cem einer 22,2%igen Natrium-

sulfatlSsung bei 37 o C hineingetropft. Es bildet sieb sofort ein wei~er Niederschl~g yon Globulin. Nun wird d~s Gemiseh ffir 1 Stunde im Thermostaten bei 37 ~ C belassen und darauf durch eine zweifaehe Lage yon Schleieher- und Sehiill-Filtrierpapier filtriert. Ist das Filtrat nieht vSllig klar, so muB die Filtration wiederholt werden. 1 cem dieses Fil- trates wird sodann in derselben Weise wie oben mit der Verasehungs- 15sung erhitzt.

Aus]i~hrung des Vergleiehsversuches. Als VergleichslSsung wird eine AmmoniumsulfatlSsung (0,1414g

reinstes Ammoniumsulf~t in 1 1 destilliertem W~sser) verwendet. Zu 5 cem dieser LSsung wird 1 ccm VerasehungslSsung hinzugef~igt und das

Page 3: Über den Eiweiß- und Mineralstoffwechsel beim Fluor

l~'ber den Eiweil3- und Mineralstoffwechsel beim Fluor. 91

Gemisch im Pyrexglas auf 35 ccm verdtinnt. 15 ccm verdiinntes Negler- reagens werden zu jedem der drei Reagensgl/iser hinzugefiigt und gut um- geschfittelt. (Das Nel31erreagens wird folgendermal3en bereitet: 300 ecru 33%iger Natronlauge werden auf 900ccm aufgeffillt. Ferner werden 150 g reines K J in 100 ccm warmem Wasser unter Sehfitteln gel6st, dann 200 g Jodquecksilber hinzugeffigt und auf etwa 1 1 aufgeffillt, naeh zwei- t/tgigem Stehen auf 2 1 gebraeht. 750 ccm dieser L6sung werden unter Umrfihren in 3500 cem Natronlauge gegossen und mit 750 ccm ammoniak- freiem Wasser verdtinnt.) Nun werden die zwei Versuchsl6sungen mit der Standardl6sung im Colorimeter (Dubosq) vergliehen.

Es bestehen folgende Beziehungen: /750 sq

6,25 \ ~ / - R = Gesamteiweifl in Milligramm pro 10O ccm Blutserum.

?50 sq 6,25 \ ~ - ] - R = Albumingehalt in 1V[illigramm pro 100 ccm Blutserum.

G e s a m t e i w e i l ~ - Albumin = Globulin in Milligramm pro 100 ccm Blutserum.

Darin bedeuten: Sv den Stand der VergMchsl6sung, Su den Stand der Versuchsl6sung und g den Gehalt des Blutes an gests t ickstoff in Milli- g rammen pro 100 ecru.

So gut wie regelm/il3ig klagen Frauen mit entzfindlichen Ver/inderungen der Adnexe fiber Ausflug. Das Vorhandensein yon Ausflul~ eitriger oder schleimigeitriger Na tu r erkl~rt sich ohne weiteres dadurch, dab die Mehrzahl der Adnexentzf indungen ascendierend yon Infektionen des Uterus ausgehen.

Tabelle 1 umfallt 20 Yrauen mit entzfindliehen, unspezifisehen Adnex- erkrankungen. Das Durchschnit tsal ter betr&gt 23 Jahre.

T a be l l e 1. Gesamt- Albmnin Globulin Rest-N Calcium Mag'nesium

Nr. Alter eiweig in in in in in in g-% g-% g-% rag-% rag'-% mg-%

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 l l 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 39 19 19 21 38 37 25 18 28 26 18 2l 19 17 23 20 18 19 24

7,46 9,10 8,45 7,78 9,05 8,41 8,25 8,34 9,1 7,62 9,01 7,85 8,42 7,81 7,92 8,53 8,78 7,92 9,12 9,23

5,01 5,98 5,70 4,82 6,07 5,36 4,91 5,48 8,76 4,68 6,61 4,93 5,56 4,89 5,12 5,41 5,73 5,30 5,70 5,61

2,45 3,12 2,75 2,96 2,98 3,05 3,14 2,86 3,25 2,94 3,40 2,92 2,86 2,92 2,80 3,12 3,05 2,62 3,42 3,62

32 29 35 30 33 36 38 29 34 33 28 31 32 30 32 39 40 32 29 28

11,0 17,5 11,2 10,5 11,8 10,8 8,5

12,8 9,8

11,5 11,8 10,5 11,4 9,6

10,8 9,8

10,2 10,6 10,4 11,2

2,2 2,35 2,75 2,30 2,15 2,0 2,30 2,2 2,2 2,65 2,15 2,5 2,2 2,4 2,2 2,5 2,6 1,95 2,2 2,3

Page 4: Über den Eiweiß- und Mineralstoffwechsel beim Fluor

92 M.A. Briickner:

Gehen wir vonder Voraussetzung aus, daI~ die normMe Zusammen- setzung des Serums nach den Untersuchungen yon Heubner und L. Seitz einem Gehalt yon l0 rag-% Calcium, 2,34--2,5 rag-% Magnesium ent- spricht und dab der Bluteiwei/3gehalt nach den Untersuchungen yon Rei[3 zwischen 7,4--9,13 g-% schwankt, der Globulingehalt des Serums 30- -40 % des Gesamteiweil~gehMtes ausmacht , und betrachten wir unter diesem Gesichtspunkte die yon uns vorgenommenen Untersuchungen, so zeigt sich, da{~ unsere Werte durchaus im Bereich der normMen Schwankungsbrei te liegen. Unter Beriicksichtigung Mler yon uns gefun- denen Werte ergibt sich ein Mittelwert fiir Ges~mteiwei~ = 8,40 g- %, far Albumin ~ 5,49 g- %, ffir Globulin ~ 2,91 g- %, ftir Rest-N = 32,5 mg- % fiir CMcium ~ 10,6rag-%, fiir Magnesium -- 2 ,31mg-%.

Tabelle 2 umfM~t 20 GonorrhSef/~lle mit und ohne Adnexver/~nde- rungen. Das Durchschnit tsMter betr~gt 24 Jahre.

T ~be l l e 2.

Gesamt- Albumin GlobnUn Rest-N Calcium ~L%gncsium Nr. Alter eiweiI~ in in in in in in

g-% g-% g~% rag-% rag-% rag-%

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

23 22 23 20 21 23 20 19 19 26 40 23 21 32 24 21 19 38 19 21

8,03 7,41 9,18 8,79 9,07 7,2 8,25 8,83 8,77 7,76 8,51 9,07 7,50 8,63 9,02 7,60 8,86 7,96 9,30 8,64

5,07 4,61 5,68 5,34 5,65 4,79 5,64 5,18 5,31 4,96 5,41 6,31 5,09 5,42 6,01 4,77 5,32 4,10 5,99 6,03

2,96 2,80 3,50 3,45 3,42 2,83 2,61 3,65 3,46 2,8 3,10 2,74 2,41 3,21 3,01 2,83 3,54

] 3,86 3,40

[ 2,61

33 29 40 32 37 38 36 27 28 30 40 27 31 34 35 37 28 37 36 29

I ! 10,5

10,2 9,8

10,1 10,0 9,7

11,6 10:4 16,5 9,8

10,6 11,6 10,9 1%6 11,8 10,7 10,4 9,7

12,3 13,8

2,3 2,55 2,4 2,35 2,4 2,0 1,85 2,40 2,3 2,6 2,5 2,4 2,2 2,4 2,2 2,4 2,5 2,3 2,6 2,4

Es ergibt sich aus unseren Untersuchungen ein Mittelwert ffir Gesamt- eiweil~ = 8,34 g-%, fiir Albumin ~ 5,28 g-%, fiir Globulin = 3,06 g-%, ffir Rest -N ~ 32,8 mg- %, fiir CMcium ~ ]0,7 rag- %, ftir Magnesium- 2,39mg-~ Die Werte liegen durchaus im Bereich der normMen Schwankungsbreite.

I s t es bei der Fehlgeburt dllrch Bakterien zu einer Entz t indung des Endomet r iums gekommen, so ist d~s beherrsehende S y m p t o m der Aus- flufi. Er ist in der Hauptsaehe eitrig oder schleimig-eitriger Natur , h~ufig durch Blutbeimengung r6tlich oder schmutzig braun gef~trbt und

Page 5: Über den Eiweiß- und Mineralstoffwechsel beim Fluor

~3ber den EiweilL und Mineralstoffwechsel beAm Fluor. 93

u n a n g e n e h m riechend. Tabelle 3 enthAlt 7 FAlle mat einer Endomet r i t i s nach Abort . Der Abor t liegt in allen FAllen 2 Monate zurfick. Das

Durchschni t t sa l ter betrAgt 23 Jahre.

T a b e l l e 3.

Nr.

Mittel- werte:

Alter

29 24 21 19 31 18 21

23

Gesaln/;- eiweiB" in

g-%

9,05 8,67 7,86 6,92 8,78 7,75 9,05

8,30

Albumin in

g-%

6,09 5,55 4,90 3,80 5,44 5,30 5,63

5,24

Globulin in

g-%

2,96 3,12 2,96 2,12 3,34 2,45 3,42

3,06

Rest-N in

rag-%

36 28 31 33 27 40 42,

33,8

Caleimn in

rag-%

i 11,5 11,2 10,8 10,4 9,6 9,4

11,4

10,6

~agnesium in

rag-%

2,25 2,20 2,40 2,2 2,6 2,5 2,4

2,36

Tabelle 4 umfaBt 4 F r a u e n mAt einer hartnAckigen Tr ichomonaden- kolpitis. Durehsehni t t sa l ter 30 Jahre.

T a b e l l e 4.

Nr.

1 2 3 4

Mittel- we rte:

Alter

29 38 28 27

30

Gesamt- eiweil~ in

g-%

8,86 8,34 7,67 7,96

8,20

Albumin in

g-%

5,44 5,39 4,81 5,03

5,16

Globulin in

g-%

3'42 2,95 2,86 2,93

3,04

Rest -N in

rag-%

34 45 29 27

34

Calcium in

rag-%

8,6 9,8

11,2 11,0

10,2

]V/agnesium in

rag-%

2,6 2,5 2,45 2,2

2,44

Tabelle 5 enthAlt 5 F rauen mAt schnit tsMter betrAgt 50 Jahre.

Nr.

1 2 3 4 5

Mittel werte:

einer senilen Kolpitis. Das Durch-

T a b e l l e 5.

Alter

58 45 51 46 48

50

Gesamt- eiweiI~ in

g-%

8,87 7,92 9,20 7,43 8,96

8,48

Albumin in

g-%

5,90 5,11 5,55 4,57 5,62

5,35

Globulin in

g-%

2,97 2,81 3,65 2,86 3,34

3,13

Rest -N in

rag-%

35 32 39 29 36

34

Calcium in

mg -%

9,6 12,5 11,0 10,8 11,2

11,1

]~Iaffnesium in

rag-%

2,4 2,25 2,6 2,35 2,4

2,4

Tabelle 6 enthAlt 17 FAlle, die seAt Jah ren fiber hartni~ckigen Aus- fluB klagten, ohne dab wesentliche VerAnderungen am Geni ta lappara t

Page 6: Über den Eiweiß- und Mineralstoffwechsel beim Fluor

94 M.A. Briickner:

oder StSrungen des ovariellen Zyklus Iestgestellt werden konnten. Durchschnittsalter betr~gt 23 Jahre.

T~bel le 6.

Das

G e s a m t - A l b u m i n Globu l in R e s t - N Ca l c ium M a g n e s i u m Nr . A.lter eiweiB in in in in in in

g-% g-% ~-% rag-% rag-% rag-%

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17

h~ittel- werte:

25 29 25 25 20 35 25 28 29 24 17 20 19 18 17 26 23

23

7,78 9,05 8,67 9,05 7,68 8,78 8,43 8,67 7,86 9,05 8,56 9,31 7,67 8,95 8,34 7,86 8,67

8,49

4,63 5,3 4,55 5,43 4,76 5,13 5,07 4,95 4,23 6,27 5,26 4,95 4,69 4,83 5,24 4,74 4,72

4,99

3,15 3,75 4,12 3,62 2,92 3,65 3,36 3,72 3,63 2,78 3,30 4,36 2,98 4,12 3/10 3,12 3,95

3,50

33 29 35 31 36 28 30 34 31 37

26 39 42 38 36

34

8,0 10,0 8,0 7,0 9,8 9,2 8,8 8,6 8,8

11,4 9,2 8,3 8,1 8,0 8,5 9,8 9,5

8,9

2,9 2,5 1,6 3,2 1,6 2,4 2,6 2,4 2,6 2,6 1,7 1,9 2,6 1,9 2,6 2,6 1,8

2,32

Unter Beriicksiehtigung der vorher angegebenen Normalwerte ergibt sieh, daB der fiir den Gesamteiwei[3gehalt des Serums gefundene Dureh- schnittswert bei unseren 17 F~llen mit Fluor noeh im Bereich d e r nor- malen Schwankungsbreite liegt. Dagegen kSnnen wir eine deutliche Ver- schiebung der Eiwei[3/raktionen nach der grobdispersen Seite feststellen. Der Durchsehn~ttswert des Globulingehaltes betr~gt 42% des Gesamt- eiweiBgehaltes, ist deut]ich erhSht. Die gleiehe Verschiebung der EiweiB- fraktionen naeh der grobdispersen Seite wurde ws der Menstruation am ausgesproehendsten am 1. und 2. Tag der Periode beobachtet. Auch in der Schwangerschaft finder die gleiehe Versehiebung start.

Der EiweiBgehalt des menschlichen Serums und Plasmas unterliegt nur geringen Schwankungen, die haupts~chlich infolge des wechselnden Kohlensi~uregehaltes durch Fliissigkeitsverschiebungen zwisehen den Erythroeyten und dem Serum bedingt sind. Die EiweiBk6rper Albumin und Globulin sind in dem Serum in einem bestimmten Mischungsverh~ltnis enthalten, das unter normalen Lebensbedingungen keinen Ver~nderungen unterworfen ist, d .h . das kolloidale System befindet sieh im Gleich- gewicht. Krankheiten, die den intermedii~ren Stoffwechsel beeinflussen, stSren diesen Gleichgewiehtszustand. So ist es eine bekannte Tatsaehe, dab es bei Infel~tionen zu einer Vermehrung der hoehmolekularen, grob- dispersen EiweiBk6rper kommt.

Page 7: Über den Eiweiß- und Mineralstoffwechsel beim Fluor

Uber den EiweiB- und MinerMstoffwechsel beim Fluor. 95

Da unsere Untersuchungen im Intermenstrum und bei fieberfreier Zeit erfolg~en, dfirfte wohl die Verschiebung der Eiweil~fraktionen mit einer StSrung des intermedi~ren Stoffwechsels in Zusammenhang zu bringen sein.

Ferner linden wir eine auffallende Verminderung des Calciumspiegels, w~hrend der Durehschnittswert des Magnesiums noch innerhMb der normMen Schwankungsbreite liegt. Allerdings ist diese Sohwankungs- breite bei unseren Magnesiumwerten viel grSl~er Ms die normal ange- gebene Schwankungsbreite.

Vergleichen wir die yon uns gefundenen Calcium- und Magnesium- werte miteinander, so kSnnen wit feststellen, dab eine Abhs zwisehen den genannten GrSBen nicht vorliegt. Worauf die Vermin- derung des CMciumgehaltes im Serum zurfiekzuffihren ist, ist nicht ganz klar. Es ist anzunehmen, dM] kein wahrer KMkmangel, sondern eine StSrung der Elektrolytenverteilung vorliegt. Regulierend auf diese Elektrolytenverteilung wirkt das vegetative Nervensystem.

Im Blutbild konnten wir keine wesentlichen Ver/~nderungen, vor allen Dingen keine Eosinophilie oder Lymphocytose festst~llen.

In der Konstitution der 17 untersuchten F~lle mit Fluor wurden gewisse Krankheitserscheinungen sehr h~ufig beobachtet. Es handelte sieh meist~ um Frauen, deren vegetatives Nervensystem labil ist, ferner um solche, die zu NeurMgien, Fettsucht, Migr~ne und Asthma neigen, um Frauen, die bereits in ihrer Kindheit Symptome einer exsudativen Diathese aufweisen. Einen nieht geringen Prozentsatz stellen Frauen dar, mit neuropathischer und Mlgemein asthenischer Konstitution. Viele waren seit Jahren steril verheiratet. Es fanden sich bier Zeichen einer Mlgemeinen Unterentwicklung s~mtlicher Organe. Sehr h~ufig hatten diese Frauen unter kMten Fiil~en und tt~nden zu leiden. Als Zeichen einer Mlgemeinen ~bererregbarkeit im vegetativen ~ervensystem land sich bei fast allen ein ausgesprochener Dermographismus, der teilweise in st~rke Quaddelbildung fiberging.

Die vergleiehende famili~re Untersuchung fiber die Disposition zum Fluor ergab, dM] die erbliche Veranlagung ohne Zweifel eine Rolle spielt. Schon A. L6ser hatte frfiher darauf hingewiesen. Auch wir konnten in der Deszendenz h~ufig das Vorkommen yon Asthma, Ekzem, GaHen- steinleiden, Fettsucht, sowie die Zeichen einer vasomotorischen StSrung ~eststellen.

Zusammenfassung. 1. Es wird fiber das Verhalten des EiweilL und des Mineralstoff-

wechsels des Serums bei Fluorkranken berichtet. 2. Die Untersuehungen setzen sich aus der Bestimmung des Gesamt-

eiweSl]-~ Albumin-, Globulin-, Rest-N-, Calcium- und MagnesiumgehMtes des Serums zusammen. Bei allen Untersuehungen wurde ferner grund- s~tzlich auf Ver~nderungen im Blutbild geachtet.

Page 8: Über den Eiweiß- und Mineralstoffwechsel beim Fluor

96 M.A. Brtickner: ~)ber den Eiwei$- und Mineralstoffwechsel beim Fluor.

3. Es wurden untersucht 20 Frauen mit unspezifischen Adnex- erkrankungen, 20 GonorrhSen, 7 Frauen mit einer Endometritis post aborr 4 Frauen mit einer hartnitckigen Triehomonadenkolpitis und 5 Frauen mit einer senilen Kolpitis. Die gefundenen Werte liegen alle im Bereich der normalen Sehwankungsbreite. Im Blutbild fanden sich keinerlei Ver/inderungen.

4. Es kamen ferner 17 Frauen zur Untersuehung, die seit Jahren tiber hartnitckigen Fluor klagten, ohne dab wesentliehe Ver/s am Genitalapparat festgestellt werden konnten. Der ftir den Gesamt- eiweiBgehalt des Serums gefundene Durchschnittswert liegt noch innerhalb der normalen Schwankungsbreite. Dagegen konnte eine deutliehe Ver- schiebung der Eiweil~fraktionen nach der grobdispersen Seite fest- gestellt werden. Der Mittelwer~ fiir den Globulingehalt betr/igr 42% des Gesamteiweil3gehaltes. Die Verschiebung der Eiweil~fraktionen wird mit einer St6rung des intermedi/iren Stoffwechse]s in Zusammenhang gebracht. Ferner linden wir eine auffallende Verminderung des Calcium- spiegels mit einem Mittelwert yon 8,9 rag-%. Der Durchschnittswert des Magnesiums lieg~ noch innerhalb der Grenze der normal angegebenen Werte. Allerdings ist die Schwaukungsbreite bei unseren Magnesium- werCen viel gr613er als die normale Sehwankungsbreite.

5. In der Kons~itution wurden gewisse Krankheitserscheinungen, allgemeine tJbererregbarkeit des ~egetativen Nervensystems, Fettsueht, Migr~ne, Neuralgien, sowie Zeiehen einer allgemeinen Asthenie hiiufig beobaehtet.

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