therapie von keimstrang-stroma-tumoren und keimzelltumoren des ovars
TRANSCRIPT
Redaktion
H. G. Bender, Düsseldorf
K. Diedrich, Lübeck
M. Friedrich, Lübeck
K. Friese, München
R. Kreienberg, Ulm
Gynäkologe 2006 · 39:442–448
DOI 10.1007/s00129-006-1840-3
Online publiziert: 30. Mai 2006
© Springer Medizin Verlag 2006
T. Hawighorst · G. Emons
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg-August-Universität, Göttingen
Therapie von Keimstrang-Stroma-Tumoren und Keimzelltumoren des Ovars
Zum Thema
Epidemiologie und Pathologie
Keimstrang-Stroma-Tumoren
Keimstrang-Stroma-Tumoren repräsen-
tieren 8 aller Ovarialtumoren und 7
aller malignen Ovarialtumoren. Das ma-
ligne Potenzial ist bei der Mehrzahl die-
ser Tumoren niedrig und die Progno-
se ist insgesamt als günstig einzustufen,
da die überwiegende Mehrzahl in einem
niedrigen Tumorstadium diagnostiziert
wird [12]. Die meisten Keimstrang-Stro-
ma-Tumoren (abgesehen von den Fibro-
men) sezernieren Steroide und machen
ca. 90 aller hormonproduzierenden
Ovarialtumoren aus. Im Kindertumor-
register der Gesellschaft für pädiatrische
Onkologie und Hämatologie (GPOH)
tragen Keimstrang-Stroma-Tumoren je-
weils knapp 20 zu den Ovarialtumo-
ren bei [26]. Die Keimstrang-Stroma-Tu-
moren entstehen aus Zellen, die sich von
den embryonalen Keimsträngen (Granu-
losa-Zellen, Sertoli-Zellen) oder vom ova-
riellen Stroma (Thekazellen, Leydig-Zel-
len, Fibroblasten) ableiten [38]. Granulo-
sa-Stroma-Zell-Tumoren sind aus ovari-
ellen Zelltypen zusammengesetzt, wäh-
rend die seltenen ovariellen Sertoli-Stro-
ma-Zell-Tumoren nur Zellen vom testi-
kulären Typ enthalten. Gelegentlich fin-
den sich ovarielle und testikuläre Zell-
typen in einem Tumor (Gynandroblas-
tom; . Tab. 1).
Keimzelltumoren
Mit einem Anteil von 25 bilden die
Keimzelltumoren die zweitgrößte Grup-
pe aller Ovarialtumoren. In Kindheit und
Adoleszenz machen sie sogar 60 aller
Ovarialtumoren aus. Der überwiegende
Anteil, mehr als 90, sind gutartige zys-
tische Teratome (Dermoidzysten), nur et-
wa 3–5 sind maligne. Im Wesentlichen
sind es drei Eigenschaften, die maligne
Keimzelltumoren von epithelialen Ova-
rialtumoren unterscheiden: Erstens tre-
ten sie meist im Kindes- und Adoleszen-
tenalter auf; das mittlere Lebensalter be-
trägt 16–20 Jahre. Zweitens werden 50–
75 der malignen Keimzelltumoren im
FIGO-Stadium I diagnostiziert. Drittens
liegen selbst bei fortgeschrittenen Erkran-
kungsstadium die Überlebensraten bei
60–80 [16].
Keimzelltumoren leiten sich von pri-
mordialen totipotenten Keimzellen mit
embryonaler oder extraembryonaler Dif-
ferenzierung ab [31]. Eine maligne Entar-
tung der Keimzelle in Richtung der Keim-
bahn führt zur Entwicklung eines Dysger-
minoms. Bei extraembryonaler Differen-
zierung in Richtung des Trophoblasten
entsteht bei maligner Transformation ein
Chorionkarzinom, in Richtung des Dot-
tersacks ein Dottersack- oder endoder-
maler Sinustumor. Bei embryonaler Diffe-
renzierung resultiert bei maligner Trans-
formation ein embryonales Karzinom
oder ein Teratom, das als matures Tera-
tom einen differenzierten, gutartigen Tu-
mor darstellt, während bei immaturen Te-
ratomen von einer potenziellen Malignität
ausgegangen werden muss. Abhängig vom
Anteil des inkomplett differenzierten Ge-
webes werden immature Teratome unter-
teilt (Grad 1–3; [11]). Reife (matur; Grad 0)
zystische Teratome (Dermoidzysten) ma-
chen ca. 99 der ovariellen Teratome aus.
Neben polyphasischen Teratomen kom-
men auch monophasische vor, z. B. die
Epidermoidzyste oder die Struma ova-
rii, mit Gewebedifferenzierung nur eines
Keimblatts. Die verschiedenen Entitäten
können isoliert oder kombiniert auftre-
ten. Eine gründliche histopathologische
Aufarbeitung des Tumorgewebes ist erfor-
derlich, da sich bei gemischten Keimzell-
tumoren, die im Ovar etwa 50 ausma-
chen, die Prognose nach der Tumorentität
mit der ungünstigsten Histologie richtet.
Die Bestimmung der Tumormarker α1-
Fetoprotein (AFP) und humanes Chori-
ongonadotropin (ß-HCG) im Serum ge-
hört zur obligaten prätherapeutischen Di-
agnostik; die signifikante Erhöhung eines
oder beider Marker spricht für einen bös-
artigen Keimzelltumor, selbst wenn die
Histologie zunächst nur ein gutartiges
Teratom erkennen lässt [10]. Die Digni-
Tab. 1 Klassifikation der ovariellen
Keimstrang-Stroma-Tumoren. (Aus [38])
Granulosa-Stroma-Zell-Tumoren
A Granulosazelltumoren
– Adulter Typ
– Juveniler Typ
B Tumoren der Thekom-Fibrom-Gruppe
– Thekome
a. Typisch
b. Luteinisiert
– Fibrome – Fibrosarkome u. a.
Sertoli-Stroma-Zell-Tumoren
A Sertoli-Zell-Tumoren
B Leydig-Zell-Tumoren
C Sertoli-Leydig-Zell-Tumoren
Gynandroblastome
Steroid-Zell-Tumoren
Keimstrang-Stroma-Tumoren mit annu-
lären Tubuli
Unklassifizierte Tumoren
442 | Der Gynäkologe 6 · 2006
tät der verschiedenen Entitäten und ihre
Fähigkeit zur Produktion von Tumormar-
kern sind in . Tab. 2 zusammengefasst.
Klinisches Bild
Bei Keimstrang-Stroma-Tumoren steht
klinisch in der Regel die hormonelle Ak-
tivität im Vordergrund [8]. Eine vermehr-
te Östrogenproduktion direkt im Tumor
oder durch periphere Konversion von im
Tumor produzierten Androgenen führt
je nach Lebensalter zur Pseudopubertas
praecox, zu Fertilitäts- und Zyklusstörun-
gen oder zu Postmenopausenblutungen
bzw. Blutungen im Senium. Häufig fin-
det sich eine Endometriumhyperplasie,
aus der ein Endometriumkarzinom re-
sultieren kann. Granulosazelltumoren
können durch Sekretion von Inhibin zu
Störungen der Gonadotropinausschüt-
tung führen. Eine vermehrte Androgen-
produk tion manifestiert sich zusätzlich
durch Hirsutismus bzw. Defeminisierung
und Androgenisierung. Weitere klinische
Leitsymptome sowohl bei Keimstrang-
Stroma-Tumoren [8] als auch bei Keim-
zelltumoren [10] können sein: uncharak-
teristische Abdominalbeschwerden, aku-
tes Abdomen infolge Stieldrehung mit hä-
morrhagischer Infarzierung, seltener Tu-
morruptur, Zunahme des Bauchumfanges
oder ein tastbarer Adnextumor.
Obwohl die FIGO-Klassifikation zur
Stadieneinteilung von epithelialen Ovari-
alkarzinomen etabliert worden ist, werden
– mangels einer validierten Alternative –
sowohl die Keimzelltumoren als auch die
Keimstrang-Stroma-Tumoren nach den
gleichen Kriterien in ihrem Stadium fest-
gelegt. Zu weiteren Besonderheiten und
zu Details der präoperativen Abklärung
wird an dieser Stelle auf andere Über-
sichtsartikel [8, 10, 25] verwiesen.
Therapie
Da Keimzelltumoren und Keimstrang-
Stroma-Tumoren insgesamt relativ sel-
ten sind – bei einigen Subgruppen han-
delt es sich um ausgesprochene Raritäten
–, existieren keine Daten, die Empfeh-
lungen auf einem hohen Evidenzniveau
ermöglichen. Die im Folgenden darge-
legten Empfehlungen der Kommission
Ovar der Arbeitsgemeinschaft Gynäkolo-
Zusammenfassung · Abstract
Gynäkologe 2006 · 39:442–448 DOI 10.1007/s00129-006-1840-3
© Springer Medizin Verlag 2006
T. Hawighorst · G. Emons
Therapie von Keimstrang-Stroma-Tumoren und Keimzelltumoren des Ovars
Zusammenfassung
Das maligne Potenzial einiger Keimstrang-
Stroma-Tumoren (z. B. Thekome, Fibrome,
Gynandroblastome, Leydig-Zell-Tumoren) ist
meist gering und die Prognose günstig, an-
dere Tumoren dieser Gruppe (z. B. Granulosa-
zelltumoren, Sertoli-Leydig-Zell-Tumoren G2/
G3 oder mit heterologen Elementen) können
jedoch malignes Verhalten und letale Ver-
läufe zeigen. Mit Ausnahme der Fibrome se-
zernieren die meisten Steroide. Dies führt in
Abhängigkeit vom Alter zu Pseudopubertas
praecox, Fertilitäts- und Zyklusstörungen und
postmenopausalen Blutungen. Häufig findet
sich eine Hyperplasie oder ein Karzinom des
Endometriums. Die Therapie besteht in der
Resektion, deren Ausmaß vom malignem Po-
tenzial und vom Stadium abhängt.
Ovarielle Keimzelltumoren aus totipotenten
primordialen Keimzellen verhalten sich sehr
heterogen. Insgesamt ist die Prognose bei
sachgerechter Therapie sehr günstig. Die The-
rapie folgt einem multimodalen Konzept.
Neueste therapeutische Fortschritte zielen
auf die Erhaltung der Fertilität ab. Das intra-
operative Staging ist entscheidend für ei-
ne adäquate Behandlung ohne Beeinträchti-
gung der Fertilität. Dabei ist mit der Einfüh-
rung der platinhaltigen Chemotherapie ein
wichtiger Durchbruch erzielt worden. Mit
Ausnahme von Patientinnen mit reinen Dys-
germinomen Stadium I sowie malignen Tera-
tomen Stadium I und niedrigem Differenzie-
rungsgrad benötigen alle mit Keimzelltumo-
ren Stadium I oder fortgeschrittenen Stadien
eine adjuvante Chemotherapie mit Bleomy-
cin, Etoposid und Cisplatin.
Schlüsselwörter
Ovar · Keimstrang-Stroma-Tumoren · Keim-
zelltumoren · Chirurgische Therapie · Chemo-
therapie
Therapy for ovarian sex cord-stromal and germ cell tumors
Abstract
Many of the sex cord-stromal tumors (theco-
ma, fibroma, gynandroblastoma, Leydig cell
tumor, etc.) are benign or have a low malig-
nant potential and good prognosis. Other sex
cord-stromal tumors (granulosa cell tumors,
moderately or poorly differentiated Serto-
li-Leydig cell tumors, etc.) can have a malig-
nant potential resulting in a fatal course. Ex-
cept for pure fibromas, most produce ste-
roids. This may result, depending on the pa-
tient’s age, in precocious pseudopuberty, dis-
turbances in fertility and menstruation pat-
tern and postmenopausal bleeding. Often,
hyperplasia or even carcinoma of the endo-
metrium are found. The therapy of sex cord-
stromal tumors is resection, the extent of
which depends on the malignant potential of
the tumor.
Ovarian germ cell tumors constitute a heter-
ogenous group of tumors that develop from
totipotent primordial germ cells. In gener-
al, the prognosis can be considered favor-
able if patients are treated according to cur-
rent standards. Therapy follows a multimod-
al approach. Recent advances have aimed at
the preservation of fertility. Appropriate in-
traoperative staging is crucial to adequate-
ly treat the cancer without comprising future
fertility. The introduction of platinum-based
chemotherapy represents a significant break-
through in adjuvant treatment. Patients with
stage I disease, except for dysgerminoma and
low grade immature teratoma, as well as ad-
vanced-stage disease of all germ cell histol-
ogies, require adjuvant treatment with bleo-
mycin, etoposide and cisplatin.
Keywords
Ovary · Sex cord stromal-tumors · Germ cell
tumors · Surgical therapy · Chemotherapy
443Der Gynäkologe 6 · 2006 |
gische Onkologie (AGO) geben den Kon-
sensus deutscher Experten im Jahre 2005
wieder (. Tab. 3 und 4; [7, 28]) und sind
durch neuere Literatur ergänzt.
Keimstrang-Stroma-Tumoren
Operative TherapieDas operative Staging sollte folgende
Schritte umfassen: unterer Medianschnitt,
intraabdominelle Zytologie, Inspektion
und Palpation des Abdomens, Ovarekto-
mie (Cave: Ruptur), Schnellschnitt, Hys-
terektomie und Adnexektomie beidseits
in der Peri- und Postmenopause und bei
Belassung des Uterus und der kontralate-
ralen Adnexe die Hysteroskopie und frak-
tionierte Abrasio.
Die operative Therapie ist bei wahr-
scheinlich benignen Keimstrang-Stroma-
Tumoren (Thekom, Fibrom, Gynandro-
blastom, stromales Luteom, Leydig-Zell-
Tumor, gut differenzierter Sertoli-Leydig-
Zell-Tumor ohne heterologe Elemente oder
Keimstrang-Stroma-Tumor mit annulären
Tubuli im Rahmen eines Peutz-Jeghers-
Syndrom) in aller Regel ausreichend. Bei
kleinen Tumoren ist auch ein Vorgehen
über einen Pfannenstielschnitt bzw. eine
Laparoskopie (Bergesack!) möglich.
Findet sich im Schnellschnitt oder in
der definitiven Histologie ein Keimstrang-
Stroma-Tumor mit malignem Potenzi-
al (Granulosazelltumor, Sertoli-Leydig-
Zell-Tumor G2/G3 oder mit heterologen
Elementen, Keimstrang-Stroma-Tumor
mit annulären Tubuli ohne Peutz-Jeghers-
Syndrom, Steroid-Zell-Tumor „not other-
wise specified“) ist ggf. in zweiter Sitzung,
eine weiterführende Operation indiziert,
die folgende Schritte umfassen sollte: mul-
tiple Biopsien aus dem Abdomen, Omen-
tektomie, Evaluation der pelvinen/para-
aortalen Lymphknoten mit Sampling ver-
größerter Noduli [29] bzw. kompletter
Lymphonodektomie (umstritten; [12]).
Wird durch diese Maßnahmen ein Sta-
dium FIGO IA gesichert, können bei ge-
wünschtem Fertilitätserhalt Uterus (Ab-
rasio!) und kontralaterale Adnexe belas-
sen werden. (Einige Autoren halten dieses
Vorgehen auch noch beim einseitigen Tu-
mor im Stadium FIGO IC für vertretbar.)
Nach Erfüllung des Kinderwunsches ist
die sekundäre Hysterektomie und Entfer-
nung der verbliebenen Adnexe ratsam [12,
14, 29]. Besteht kein Kinderwunsch oder
liegt eine extraovarielle Manifestation vor,
sollte eine Hysterektomie und beidseitige
Adnexektomie durchgeführt sowie al-
le weiteren Tumormanifestationen mög-
lichst komplett reseziert werden.
Adjuvante TherapieNach korrekter operativer Behandlung
bedürfen Thekome, Fibrome, Gynandro-
blastome, stromale Luteome, Leydig-Zell-
Tumoren, gut differenzierte Sertoli-Ley-
dig-Zell-Tumoren ohne heterologe Ele-
mente oder Keimstrang-Stroma-Tumo-
ren mit annulären Tubuli im Rahmen
eines Peutz-Jeghers-Syndrom in aller Re-
gel keiner adjuvanten Therapie. Der Wert
einer adjuvanten Strahlen- oder Chemo-
therapie ist für Keimstrang-Stroma-Tu-
moren mit malignem Potenzial (s. oben)
im FIGO-Stadium IC nicht eindeutig be-
legt. Ob die Patientinnen von einer adju-
vanten Strahlen-, Chemo- oder Hormon-
therapie bei komplett resezierten höheren
Stadien von Keimstrang-Stroma-Tumo-
ren profitieren, ist ebenfalls unklar [12].
Einige Autoren empfehlen bei Granulosa-
zelltumoren des Stadium IA bei Vorliegen
von Risikofaktoren (Tumor >10 cm, Tu-
morruptur, hoher Mitoseindex) und bei
höheren Stadien eine adjuvante Chemo-
oder Radiotherapie, auch wenn ein Über-
lebensvorteil nicht belegt ist [29]. Insbe-
sondere bei Kindern und Jugendlichen,
die kein korrektes operatives Staging hat-
ten, wird im Stadium IC sowie bei hohem
Mitoseindex und bei fortgeschritteneren
Stadien eine cisplatinbasierte Chemothe-
rapie empfohlen [25]. Zu beachten ist, dass
die eingesetzten Therapien insbesondere
bei Erwachsenen und älteren Frauen eine
hohe Toxizität aufweisen [1, 13, 23].
Bei nicht komplett resezierten Tumo-
ren wird in der Regel eine adjuvante Che-
Tab. 2 Histologie, Dignität und Tumormarker bei Keimzelltumoren
Histologische Entität Dignität AFP ß–HCG
Dysgerminom Maligne - (+)
Dottersacktumor Maligne +++ -
Embryonales Karzinom Maligne - -
Chorionkarzinom Maligne - +++
Teratom Matur Grad 0 Benigne - -
Immatur Grad 1–3 Potenziell
maligne
-/(+) -
Tab. 3 Empfehlungen der Kommission Ovar der AGO: State of the Art 2005
Kernaussagen Keimstrang-Stroma-Tumoren Level of
Evidence
Grade of
Recommendation
Standard ist operatives Staging (untere mediane Laparotomiea,
Zytologie, Entfernung des Tumors durch Ovarektomie, Explorati-
on des Abdomens)
IV B
Bei Tumoren mit malignem Potenzial (Granulosazelltumor,
Sertoli-Leydig-Zell-Tumor G2/3 oder Steroid-Zell-Tumor NOS):
definitives operatives Staging (inkl. multiple Biopsien, Omentek-
tomie, Evaluation der pelvinen und paraaortalen Lymphknoten,
Sampling suspekter Noduli, ggf. komplette Lymphonodekto-
mieb), ggf. zweizeitig
IV B
Bei benignen Tumoren und Tumoren mit malignem Potenzial,
FIGO IA und Kinderwunsch: Erhalt von Uterus und kontralate-
ralen Adnexen möglich; bei Tumoren mit malignem Potenzial:
spätere Komplettierung der Operation ratsamc
IV B
Nutzen einer adjuvanten Radio- oder Chemotherapie bei kom-
pletter Operation nicht belegt
IV B
Adjuvante Chemotherapie bei R1/R2-Resektion möglicherweise
sinnvoll
IV B
Bei Belassen des Uterus Hysteroskopie und Abrasio ratsam
(Endometriumhyperplasie, Endometriumkarzinom)
IV B
aBei kleineren Tumoren ggf. auch Pfannenstielschnitt bzw. laparoskopische Adnektomie (Bergesack) möglich; ist der Tumor nicht eindeutig benigne, ist standardgemäßes Staging in zweiter Sitzung erfor-derlich; bNicht allgemein empfohlen; cWird kontrovers diskutiert.
444 | Der Gynäkologe 6 · 2006
Zum Thema
motherapie mit Cisplatin und Bleomycin
sowie Etoposid bzw. Vinblastin durch-
geführt. Diese Therapien führen bei ho-
her Toxizität zu einer beachtlichen Re-
missionsrate [12, 29]. Ein Effekt auf das
Überleben wurde allerdings auch hier
nicht belegt. Taxane scheinen bei der Be-
handlung von nicht komplett resezierten
Keimstrang-Stroma-Tumoren ebenfalls
wirksam zu sein [4]. Randomisierte Studi-
en werden gefordert, sind bei der relativen
Seltenheit dieser Tumoren jedoch schwie-
rig zu realisieren [1, 13, 23, 29]. Auch eine
Strahlentherapie kann bei nicht resezier-
baren Manifestationen von Keimstrang-
Stroma-Tumoren möglicherweise sinn-
voll sein [37].
Therapie des RezidivsZu beachten ist, dass 55–70 der Rezidive
von Granulosazelltumoren außerhalb des
kleinen Beckens auftreten können. Rezi-
dive von malignen Keimstrang-Stroma-
Tumoren sind oft langsam wachsend und
lokalisiert. Sie sind deshalb häufig einer
erneuten operativen Therapie zugänglich.
Aus diesem Grund empfiehlt sich auch ei-
ne Früherkennung durch geeignete Se-
rumparameter: präoperativ erhöhte Ste-
roide, die Gonadotropine (Suppression),
Inhibin und CA-125 (falls präoperativ er-
höht). Bei ungünstiger Lokalisation (z. B.
Mediastinum) kann durch eine Strahlen-
therapie eine effektive, lang anhaltende
Palliation erreicht werden [15, 37]. Ist eine
Kontrolle durch eine erneute Operation
und/oder Strahlentherapie nicht möglich,
wird häufig eine Chemotherapie mit Cis-
platin, Vinblastin und Bleomycin oder mit
Bleomycin/Etoposid und Cisplatin einge-
setzt. Hierdurch werden in einem hohen
Prozentsatz Remissionen erreicht, ein Ef-
fekt auf das Überleben ist jedoch aus oben
genannten Gründen bisher nicht gesichert
[1, 13, 23, 29]. Wegen der hohen Toxizität
der genannten Schemata werden ande-
re Kombinationen (Etoposid/Cisplatin)
bzw. neue Substanzen (Taxane; [4]) auf
ihre Wirksamkeit geprüft.
Erfolgreiche palliative Behandlungen
von rezidivierten größtenteils platinre-
sistenten Keimstrang-Stroma-Tumoren
wurden mit Gonadotropin-Releasing-
Hormon(GnRH)-Analoga oder hoch-
dosierten Gestagenen durchgeführt [12,
29].
Keimzelltumoren
Operative TherapieDa Keimzelltumoren häufig in Kindheit
und Adoleszenz auftreten ist als Ziel die
Fertilitätserhaltung zu beachten, die bei
sorgfältiger Risiko-Nutzen-Analyse auch
bei fortgeschrittenen Tumorstadien mög-
lich ist. Das operative Staging sollte bei
Verdacht auf malignen Keimzelltumor des
Ovars folgende Schritte umfassen: unterer
Medianschnitt, Inspektion und Palpation
des Abdomens, Ovarektomie, intraabdo-
minelle Zytologie, Schnellschnitt und ggf.
pelvine und paraaortale Lymphonodek-
tomie, repräsentative Peritonealbiopsien
einschließlich vom Zwerchfell, Biopsie al-
ler makroskopisch auffälligen Läsionen,
Hysterektomie und Adnexektomie beid-
seits in der Peri- und Postmenopause [19,
20]. Ist die Schnellschnittdiagnose nicht
absolut eindeutig, sollte wegen der Sel-
tenheit dieser Tumoren die Paraffinhis-
tologie ggf. auch eine Referenzpathologie
abgewartet und der Eingriff falls erforder-
lich in zweiter Sitzung komplettiert wer-
den. Abgesehen vom Dysgerminom sind
normalerweise nur selten beide Ovari-
en betroffen. Deswegen sollte bei Patien-
tinnen mit Dysgerminom das kontralate-
rale Ovar äußerst sorgfältig inspiziert wer-
den: Bei geringstem Verdacht auf Mitbe-
teiligung sollte eine Biopsie durchgeführt
werden. Wird ein Dysgerminom in dysge-
netischen Ovarien diagnostiziert, so sollte
die kontralaterale Stranggonade ebenfalls
entfernt werden [16].
Während die tumorreduktive Chirur-
gie bei Patientinnen mit malignem Ovari-
alkarzinom empfohlen wird, gibt es dies-
bezüglich für Keimzelltumoren nur be-
grenzt Daten, die dieses Vorgehen un-
terstützen. Die Gynecologic Oncology
Group (GOG) berichtete im Rahmen ei-
ner Studie mit Vincristin, Actinomycin
und Cyclophosphamid von einer Ver-
sagerrate von 68 bei Patientinnen mit
inkomplett reseziertem Tumor im Ver-
gleich zu 28 bei Frauen mit komplett re-
seziertem [30]. Eine zweite GOG-Studie
mit Cisplatin, Vinblastin und Bleomycin
bei Frauen mit fortgeschrittenem Keim-
zelltumor erbrachte ähnliche Ergebnisse
zugunsten der tumorreduktiven Vorge-
hensweise [34]. Beide Studien sind aller-
dings auf die gegenwärtige Situation nur
begrenzt anwendbar; einerseits aufgrund
der geringen Fallzahlen und andererseits
aufgrund der Tatsache, dass heute ande-
re First-line-Chemotherapeutika verwen-
det werden. Nichtsdestotrotz scheint der-
zeit der Versuch einer maximalen Tumor-
reduktion (auch bei Erhalt des Uterus und
des kontralateralen Ovars!) eine vernünf-
tige Behandlungsoption für Frauen mit
fortgeschrittenem Keimzelltumor zu sein
[16, 28].
Findet sich in der definitiven Histolo-
gie als Zufallsbefund ein maligner Keim-
zelltumor oder sollte im Rahmen der Er-
stoperation bei histologisch gesichertem
Keimzelltumor nur ein inadäquates chir-
urgisches Staging durchgeführt worden
sein, ist der Patientin ein komplettes ope-
ratives Staging (Laparotomie oder Lapa-
roskopie) anzubieten. Nur für eine Min-
derheit von Patientinnen mit initial in-
komplett resezierten Tumor und tera-
tomatösen Elementen im Primärtumor
wurde über den Nutzen einer Second-
look-Laparotomie berichtet [35]. Für die
anderen Patientinnen mit initial inkom-
pletter Tumroresektion scheint eine Se-
cond-look-Laparotomie nach Gabe ei-
ner platinhaltigen Chemotherapie keinen
Vorteil zu bringen [16].
Adjuvante TherapieEine Strahlentherapie ist – trotz der be-
sonderen Strahlensensibilität der Dysger-
minome – bei Keimzelltumoren des Ovars
in der Primärbehandlung nicht vorgese-
hen, um Wachstumsstörungen zu vermei-
den und die Fertilität zu erhalten.
E Mit Einführung der platinhaltigen
Chemotherapie ist ein wichtiger
therapeutischer Durchbruch
erzielt worden [16].
Die Indikation zur Einleitung einer ad-
juvanten Chemotherapie hängt von der
Histologie ab. Nach komplettem chirur-
gischen Staging ist nur für Patientinnen
mit Dysgerminom im FIGO-Stadium IA
oder mit immaturem Teratom Grad 1 und
Stadium IA keine adjuvante Chemothera-
pie indiziert [19, 20], die Beobachtung im
Rahmen der Nachsorge reicht aus. Die
Langzeitüberlebensrate von Patientinnen
mit Dysgerminom im Stadium I, die keine
adjuvante Chemotherapie erhalten, liegt
bei über 90 [32]. Ähnliche Daten liegen
vor für das immature Teratom Grad 1/
Stadium I [22]. In anderen Fällen wird
bei malignen Keimzelltumoren eine Che-
motherapie bestehend aus einer Kombi-
nation von Bleomycin, Etoposid und Cis-
platin (BEP-Schema) empfohlen. In einer
großen prospektiven GOG-Studie [36]
mit BEP als adjuvantem Chemotherapie-
schema bei Patientinnen mit komplett re-
sezierten Dottersacktumoren, embryo-
nalen Karzinomen, nicht gestationsbe-
dingten Chorionkarzinomen, immaturen
Teratomen Grad 2/3 und Keimzellmisch-
tumoren der Stadien I–III betrug die rezi-
divfreie Überlebensrate nach einem me-
dianem Follow-up von 38 (4–90) Mona-
ten 96. Bei keiner Patientin mit Tumor
im Stadium I (60 von 93) kam es im Be-
obachtungszeitraum zu einem Rezidiv der
Erkrankung [36].
Belastet ist die sehr effektive Chemo-
therapie durch allgemeine und substanz-
spezifische Nebenwirkungen bzw. Kom-
plikationen der verschiedenen Medika-
mente: Bleomycin kann vor allem bei
Kleinkindern auch nach geringen Dosen
zu einer irreversiblen Pneumopathie füh-
ren; Cisplatin birgt das Risiko der Nephro-
und Neurotoxizität (Innenohrschwerhö-
rigkeit). Das Risiko einer durch Etopo-
sid bedingten Entwicklung einer akuten
Leukämie wird mit ungefähr 2 angege-
ben [21]. Aufgrund dieser nicht unerheb-
lichen Nebenwirkungen der Chemothera-
pie und der guten Möglichkeit, auch Pa-
tientinnen mit Rezidiverkrankung noch
durch die Gabe effektiver Substanzen zu
heilen, ist die Identifizierung von weiteren
Niedrigrisiko-Subgruppen, für die nach
Operation die alleinige Beobachtung er-
wogen werden kann, Gegenstand lau-
fender Untersuchungen. Cushing et al. [5]
berichteten über eine rezidivfreie Vierjah-
resüberlebensrate und über eine Gesamt-
überlebensrate von 97,7 bei Patientinnen
mit immaturen Teratomen Grad 1–3, die
nach der Operation nur beobachtet wur-
den. Eine Patientin entwickelte ein Re-
zidiv und konnte erfolgreich therapiert
werden. Patientinnen mit immaturen Te-
ratomen und mikroskopisch nachweis-
baren Herden eines Dottersacktumors
(gemischter Keimzelltumor) zeigten in
dieser Studie bei alleiniger Beobachtung
eine 100ige rezidivfreie und Gesamt-
überlebensrate [5].
Zu erwähnen sind in diesem Zusam-
menhang auch die Ergebnisse der The-
rapieoptimierungsprotokolle für ma-
ligne nichttestikuläre Keimzelltumo-
ren (MAKEI) der Gesellschaft für Pädia-
trische Onkologie und Hämatologie (GP-
OH; [10]). In den MAKEI-Protokollen
sind insgesamt 5 Zytostatika (Cisplatin,
Etoposid, Bleomycin, Ifosfamid, Vinblas-
tin) konsekutiv in verschiedenen Drei-
erkombinationen bei stets gleicher Do-
Tab. 4 Empfehlungen der Kommission Ovar der AGO: State of the Art 2005
Kernaussagen Keimzelltumoren, Statements für S1-Leitlinie Level of
Evidence
Grade of
Recommen-
dation
Im Rahmen des Stagings sollten bei malignem Keimzelltumor
Sonographie, CT von Abdomen und Thorax und MRT des Schädels
durchgeführt werden sowie AFP und β-HCG zur Verlaufskontrolle
bestimmt werden
I C
Ziel der chirurgischen Therapie ist die Erhaltung der Fertilität. Un-
ter der Voraussetzung eines sorgfältigen chirurgischen Stagings ist
im Stadium I die einseitige Ovarektomie die Therapie der Wahl
III B
Die Erhaltung der Fertilität ist bei sorgfältiger Risiko-Nutzen-Ana-
lyse auch bei fortgeschrittenen Tumorstadien möglich. Maligne
Keimzelltumoren sind zwar extrem chemosensibel, jedoch ist der
kurative Effekt auch von der residualen Tumormasse abhängig.
Dies ist bei der chirurgischen Therapie zu berücksichtigen
III B
Mit Ausnahme von reinen Dysgerminomen Stadium IA und malig-
nen Teratomen Stadium IA Grad 1 ist eine postoperative Chemo-
therapie indiziert
III B
Die Chemotherapie muss in jedem Fall eine platinhaltige Kombi-
nation enthalten
II A
Die Kombination von Bleomycin, Etoposid und Cisplatin (BEP-
Schema) ist derzeit als die Therapie der Wahl anzusehen
II A
Der Einsatz von Ifosfamid anstelle von Bleomycin (PEI-Schema) ist
möglich
III B
Obgleich die optimale Anzahl der Therapiezyklen nicht eindeutig
definiert ist, sind in der adjuvanten Situation im Stadium I bzw.
nach makroskopisch kompletter Tumorentfernung 3 Zyklen aus-
reichend. Bei postoperativ makroskopisch noch nachweisbarem
Tumorrest sollten 4 Zyklen verabreicht werden
III B
Bei Tumorpersistenz bzw. Rezidiv nach primärer platinhaltiger
Chemotherapie ist in 40% der Fälle durch die VAC-Therapie noch
eine Heilung zu erreichen
III B
446 | Der Gynäkologe 6 · 2006
Zum Thema
sierung verabreicht worden, während
die Zahl der Behandlungszyklen schritt-
weise reduziert worden ist. In den deut-
schen MAKEI-Protokollen wird seit 1996
die Kombination Cisplatin, Etoposid und
Ifosfamid vorgezogen, denn sie ist frei
von dem Risiko einer therapieinduzierten
Pneumopathie und hat aufgrund ihrer ho-
hen Effizienz erhebliche Therapieverkür-
zungen zugelassen. Auf diese Weise ha-
ben sich die kumulativen Zytostatikado-
sen nicht nur für Cisplatin und Ifosfamid,
sondern auch für Etoposid erheblich re-
duzieren lassen, wodurch eine Verminde-
rung des Risikos für Sekundärmaligno-
me erwartet wird. Ab MAKEI 1996 wur-
de zusätzlich nach dem Resektionsstatus
stratifiziert, um auch die Therapieintensi-
tät zu reduzieren. Im Protokoll MAKEI 96
erhalten Patientinnen mit Tumor im Sta-
dium I eine engmaschige Nachsorge, so-
fern es sich um Teratome oder makrosko-
pisch komplett resezierte maligne Keim-
zelltumoren handelt. Ab Stadium IC wird
bei malignen Keimzelltumoren eine Che-
motherapie indiziert, die bei komplett re-
sezierten Tumoren aus zwei (Cisplatin
5×20 mg/m2 und Etoposid 3×100 mg/m2),
bei inkompletter Resektion aus drei Zyto-
statika (zusätzlich Ifosfamid 5×1,5 g/m2)
besteht. Die Zahl der im Abstand von 3
Wochen zu verabreichenden Zyklen steigt
mit dem Tumorstadium von 2 bis auf 4 an,
im FIGO-Stadium IV werden 3 Zyklen
präoperativ und ein Zyklus postoperativ
verabreicht.
Im Rahmen der konsekutiven MAKEI-
Protokolle wurden retrospektiv die Histo-
logien der tumorbedingten Todesfälle re-
evaluiert [10]. Es stellte sich heraus, dass
Dottersacktumoren mit endometroider
und hepatoider Differenzierung eine un-
günstigere Prognose haben und zukünftig
intensiver zu behandeln sind. Weiterhin
hat sich bei Patientinnen mit Dottersack-
tumor des Ovars im Stadium FIGO IA/
B und Wait-and-watch-Strategie erge-
ben, dass der Nachweis einer Tumorin-
vasion in Gefäße immer mit einem Rezi-
div verbunden war; für testikuläre Keim-
zelltumoren ist dies schon lange bekannt
[24]. Bis eine optimierte Therapiestratifi-
zierung anhand klinischer, histologischer
und molekularbiologischer Parameter
vorliegt, sollte – abgesehen von Studien-
bedingungen – entsprechend der Empfeh-
lungen des US-amerikanischen National
Comprehensive Cancer Network (NCCN;
[20]) und der AGO [28] behandelt wer-
den; gegenwärtig bei Dottersacktumoren,
embryonalen Karzinomen, nicht gestati-
onsbedingten Chorionkarzinomen, im-
maturen Teratomen höheren Grades und
gemischten Keimzelltumoren im FIGO-
Stadium I sollte also adjuvant mit 3–4 Zy-
klen nach BEP-Schema behandelt werden.
Entsprechend den deutschen Empfeh-
lungen ist der Einsatz von Ifosfamid an-
stelle von Bleomycin (PEI-Schema) mög-
lich [28].
Anders als bei Patientinnen mit fort-
geschrittenen Ovarialkarzinomen kön-
nen bei Patientinnen mit fortgeschritte-
nen Keimzelltumoren oftmals noch ho-
he anhaltende Remissionsraten von mehr
als 95 durch eine BEP-Chemotherapie
erzielt werden [9, 36]. Selbst für Patien-
tinnen mit inkompletter Tumorresekti-
on aufgrund eines fortgeschrittenen Sta-
diums ist die Prognose mit Heilungsraten
zwischen 60 und 80 noch immer gut.
Therapie des RezidivsWenn bei Patientinnen mit Keimzelltu-
moren Rezidive auftreten, ist dies meist
(in 90) innerhalb der ersten zwei Jah-
re nach Primärtherapie der Fall. Patien-
tinnen, die anfänglich nur chirurgisch
behandelt wurden (Stadium IA Dysger-
minom und Stadium I immatures Tera-
tom Grad 1), sollten dann eine BEP-Che-
motherapie erhalten. Bei rezidivierendem
Dysgerminom kann zusätzlich eine Strah-
lentherapie durchgeführt werden [36].
Generell können Rezidive ovarieller
Keimzelltumoren effektiv mit einer plat-
inhaltigen Kombinationschemotherapie
behandelt werden. Hierbei wird häufig
wieder Cisplatin, Bleomycin und Etopo-
sid oder Vinblastin [33, 34] eingesetzt. Bei
Patientinnen mit platinresistenten Keim-
zelltumoren können mit einer Kombi-
nation aus Vincristin, Actinomycin-D
und Cyclophosphamid (VAC) noch län-
ger andauernde Remissionen erzielt wer-
den. Neuere Behandlungsformen könnten
die Hochdosischemotherapie mit autolo-
ger Knochenmarkstransplantation bein-
halten, in einigen Studien an männlichen
Patienten mit therapierefraktären Keim-
zelltumoren wurden Ansprechraten von
30–50 erzielt. Unterschiedliche Phase-
II-Studien mit Paclitaxel [2, 17] und Gem-
citabin [3, 6] wurden bei männlichen Pa-
tienten mit platinresistenten Keimzelltu-
moren durchgeführt und erbrachten An-
sprechraten von 15–20.
Die Bedeutung der chirurgischen Tu-
morreduktion beim rezidivierenden ova-
riellen Keimzelltumor ist noch unklar. Bei
Patientinnen mit immaturen Teratom gibt
es Hinweise auf einen therapeutischen
Nutzen [18].
E Grundsätzlich sollten Patientinnen
mit rezidivierenden Keimzelltumoren
(einschließlich Dysgerminomen)
klinischen Studien zugeführt werden.
Fazit für die Praxis
Das maligne Potenzial ist bei der Mehr-
zahl der Keimstrang-Stroma-Tumo-
ren niedrig und die Langzeitprognose
günstig, nur selten sind ein mehr oder
weniger malignes Verhalten und leta-
le Verläufe zu beobachten. Abgesehen
von Fibromen produzieren die meisten
Keimstrang-Stroma-Tumoren Steroide.
Bei unklaren Fertilitäts- und Zyklusstö-
rungen oder einer Endometriumhyper-
plasie ohne andere offenkundige Ursa-
che sollte an Keimstrang-Stroma-Tumo-
ren gedacht werden. Die Therapie be-
steht in der operativen Resektion der Tu-
moren und einem risikoadaptierten ope-
rativen Staging. Der Nutzen einer adju-
vanten Radio- oder Chemotherapie bei
kompletter Resektion ist nicht belegt.
Maligne ovarielle Keimzelltumoren ver-
halten sich sehr heterogen. Ihre Progno-
se ist bei sachgerechter Therapie überaus
günstig. Unter der Voraussetzung eines
sorgfältigen Stagings ist das Ziel der chir-
urgischen Therapie die Erhaltung der
Fertilität, die bei sorgfältiger Risiko-Nut-
zen-Analyse auch bei fortgeschrittenen
Tumorstadien möglich ist. Im Rahmen
der adjuvanten Behandlung ist die Kom-
bination von Bleomycin, Etoposid und
Cisplatin (BEP-Schema) derzeit als die
Therapie der Wahl anzusehen.
447Der Gynäkologe 6 · 2006 |
Korrespondierender AutorProf. Dr. G. EmonsKlinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg-August-UniversitätRobert-Koch-Straße 40, 37075 Gö[email protected]
Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkon-
flikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass kei-
ne Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in
dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Kon-
kurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation
des Themas ist unabhängig und die Darstellung der In-
halte produktneutral.
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448 | Der Gynäkologe 6 · 2006
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