theoriegeleitetes arbeiten

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QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE 03_2020 1 Theoriegeleitetes Arbeiten © Herbert Müller, Schwerte Grundlage der professionellen Pflege ist nach heutigem Pflegeverständnis eine Pflegetheorie, damit Pflege in einer Pflegeeinrichtung nach einheitlichen Wertvorstellungen und Kriterien von den Pflegenden durchgeführt werden kann. Theorie soll helfen, die Ziele zu erreichen! Theoriegeleitetes Arbeiten soll eine fördernde Pflege gewährleisten und die Pflegequalität verbessern, kreative Impulse für die Praxis geben und damit das Fundament für die praktische Arbeit bilden. In den Maßstäben und Grundsätzen für die Qualität, die Qualitätssicherung und ‐darstellung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der vollstationären Pflege heißt es: »Die vollstationäre Pflegeeinrichtung verfügt über ein Pflegekonzept, das auf pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen sowie praktischen Erfahrungen basiert und im Pflegeprozess umgesetzt wird«. Diese Vorgabe ist für die Pflegeeinrichtungen verpflichtend! Der zentrale Punkt von Pflege und jeder Pflegetheorie ist der Mensch! Die Schwierigkeiten bei der Einführung und Umsetzung des Pflegeprozesses beruhen häufig darauf, dass die Pflegenden ein unterschiedliches oder nicht entsprechend fundiertes theoretisches Pflegeverständnis haben. Info Ein Pflegemodell beschreibt und erklärt die professionelle Pflege in Bezug zum Menschen, seiner Umgebung, Gesundheit und Krankheit. Da die meisten Pflegemodelle rein theoretischer Art sind, werden sie häufig mit dem Begriff »Pflegetheorie« gleichgesetzt. Die Pflegetheorie schafft einen allgemeinen Bezugsrahmen für die Pflegepraxis und ermöglicht so theoriegeleitetes Arbeiten. Ziel von Pflegetheorien ist es u. a., Wissen und Verständnis von Pflege im Allgemeinen zu vergrößern und die Notwendigkeit und Wirksamkeit zu begründen. Sie fragen z. B.: Was ist zu tun? (bedürfnisorientiert); wie tun Pflegende das, was sie tun? (interaktionsorientiert) und warum tun sie es? (ergebnisorientiert). Für eine Einrichtung und die Mitarbeiter ist es notwendig, sich mit verschiedenen Pflegetheorien auseinanderzusetzen und sie miteinander zu vergleichen. Haben sich die Mitarbeitenden und Verantwortlichen für eine Pflegetheorie/ein Pflegemodell entschieden, bildet dieses den Rahmen und die Struktur für die individuelle Planung der Pflege und definiert die Aufgaben und Tätigkeiten der Mitarbeitenden. Die Orientierung der praktischen Arbeit an einer Pflegetheorie ist nicht mehr in das Belieben der Mitarbeitenden und des Trägers gestellt, sondern Verpflichtung für alle.

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QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  1 

 

Theoriegeleitetes Arbeiten © Herbert Müller, Schwerte 

 

Grundlage der professionellen Pflege ist nach heutigem Pflegeverständnis eine 

Pflegetheorie, damit Pflege in einer Pflegeeinrichtung nach einheitlichen Wertvorstellungen 

und Kriterien von den Pflegenden durchgeführt werden kann. Theorie soll helfen, die Ziele 

zu erreichen! Theoriegeleitetes Arbeiten soll eine fördernde Pflege gewährleisten und die 

Pflegequalität verbessern, kreative Impulse für die Praxis geben und damit das Fundament 

für die praktische Arbeit bilden.  

In den Maßstäben und Grundsätzen für die Qualität, die Qualitätssicherung und ‐darstellung 

sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach 

§ 113 SGB XI in der vollstationären Pflege heißt es: »Die vollstationäre Pflegeeinrichtung 

verfügt über ein Pflegekonzept, das auf pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen sowie 

praktischen Erfahrungen basiert und im Pflegeprozess umgesetzt wird«. Diese Vorgabe ist 

für die Pflegeeinrichtungen verpflichtend! 

Der zentrale Punkt von Pflege und jeder Pflegetheorie ist der Mensch!  

Die Schwierigkeiten bei der Einführung und Umsetzung des Pflegeprozesses beruhen häufig 

darauf, dass die Pflegenden ein unterschiedliches oder nicht entsprechend fundiertes 

theoretisches Pflegeverständnis haben.  

Info  

Ein Pflegemodell beschreibt und erklärt die professionelle Pflege in Bezug zum Menschen, 

seiner Umgebung, Gesundheit und Krankheit. Da die meisten Pflegemodelle rein 

theoretischer Art sind, werden sie häufig mit dem Begriff »Pflegetheorie« gleichgesetzt.  

Die Pflegetheorie schafft einen allgemeinen Bezugsrahmen für die Pflegepraxis und 

ermöglicht so theoriegeleitetes Arbeiten.  

Ziel von Pflegetheorien ist es u. a., Wissen und Verständnis von Pflege im Allgemeinen zu 

vergrößern und die Notwendigkeit und Wirksamkeit zu begründen.  

Sie fragen z. B.:  Was ist zu tun? (bedürfnisorientiert); wie tun Pflegende das, was sie tun? 

(interaktionsorientiert) und warum tun sie es? (ergebnisorientiert). 

Für eine Einrichtung und die Mitarbeiter ist es notwendig, sich mit verschiedenen 

Pflegetheorien auseinanderzusetzen und sie miteinander zu vergleichen. Haben sich die 

Mitarbeitenden und Verantwortlichen für eine Pflegetheorie/ein Pflegemodell entschieden, 

bildet dieses den Rahmen und die Struktur für die individuelle Planung der Pflege und 

definiert die Aufgaben und Tätigkeiten der Mitarbeitenden. Die Orientierung der praktischen 

Arbeit an einer Pflegetheorie ist nicht mehr in das Belieben der Mitarbeitenden und des 

Trägers gestellt, sondern Verpflichtung für alle.  

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Info  

Grundzüge einer zeitgemäßen Pflegeorganisation:  

• Theoriegeleitet,  

• Leitbildorientiert,  

• Konzeptgeleitet. 

Die anerkannte Pflegetheorie/Pflegemodell ist die Basis für das Handeln der professionell 

Pflegenden. Leitbild, Konzept, Standards, Durchführung der Betreuungs‐ und 

Pflegemaßnahmen und letztlich die gesamte Pflegeorganisation orientieren sich daran.  

Der erste Schritt zu einem individuellen Leitbild für die Einrichtung ist die Suche nach einem 

geeigneten Pflegemodell. Auf dessen Basis müssen die Ziele der zu erbringenden 

pflegerischen Dienstleistungen formuliert werden. Die Wahl eines Pflegemodells stellt ein 

wichtiges Kriterium der Einrichtung im pflegerischen Bereich dar. 

Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Theorien der Pflegewissenschaften ist nicht 

leicht, zumal sich zwar die Modelle in vielen Bereichen sehr ähneln, sich aber in Ansätzen 

und Aussagen unterscheiden. 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  3 

 

Pflegetheorien und ‐modelle 

 

Definition     

Pflegetheorien und ‐modelle 

•   Pflegetheorien beinhalten ein allgemeines und abstraktes Pflegeverständnis.  

•   Pflegemodelle werden aus Pflegetheorien abgeleitet und haben Einfluss auf die 

Pflegepraxis. Pflegemodelle machen grundsätzliche Aussagen über 

Menschen/Menschenbild, Gesundheit/Krankheit, Pflege, Umwelt/Umgebung und 

definieren damit auch die Aufgaben der Pflegenden.  

Erste Formulierungen eines Pflegemodells gehen bis auf Florence Nightingale (1820– 1910) 

zurück. Sie gilt als Begründerin einer modernen, humanistisch orientierten und vor allem 

professionellen Krankenpflege. Ihre Forderungen waren für die damalige Zeit revolutionär 

und führten zu den Grundlagen des eigenständigen Pflegeberufs. Die aktuellen 

Pflegemodelle in der Altenpflege werden oft als bedürfnisorientierte Pflegemodelle 

bezeichnet. Die Orientierung der praktischen Arbeit an einem Pflegemodell zeichnet 

professionelle Pflege aus und unterscheidet sie gleichzeitig von Laienpflege. 

 

 

 

 

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Wichtig     

Gemeinsamkeiten von Pflegemodellen 

•   »Klientenzentriert, individuell: Der einzelne pflegebedürftige Mensch steht im 

Mittelpunkt des pflegerischen Handwerks.  

•   Ganzheitlich: Pflege beachtet Körper, Psyche, Biographie und soziales Umfeld des 

Pflegebedürftigen.  

•   Geplant: Der Umfang und die Prioritäten der Pflege setzen eine sich ständig anpassende 

und auf den Pflegebedürftigen angepasste Planung voraus.  

•   Professionell: Professionelle Pflege setzt Qualifikationen voraus, die durch Ausbildungen 

und Fortbildungen erworben werden und durch entsprechende Examen nachgewiesen 

werden.« 

Soll das Pflegemodell nicht nur als Alibi dienen, stellt sich die Frage nach der Umsetzbarkeit 

der theoretischen Inhalte. Hierzu werden zunächst theoretische Kenntnisse über die 

einzelnen wissenschaftlich anerkannten Pflegemodelle benötigt.  

Nachfolgend stelle Ich Ihnen folgende Pflegemodelle kurz vor:  

• Selbstpflegedefizit‐Theorie nach Orem  

• Modell der Aktivitäten des täglichen Lebens nach Juchli  

• System der fördernden Prozesspflege nach Krohwinkel  

• Personenzentrierte Pflege nach Tom Kitwood 

 

Das Modell „Selbstpflegedefizit‐Theorie“ nach Orem 

Dorothea Orem (1914–2007) war eine US‐amerikanische Krankenschwester und 

Pflegetheoretikerin. Im Mittelpunkt ihres 1971 veröffentlichten Konzepts steht das 

sogenannte »Selbstpflegekonzept« des Menschen. Orem geht davon aus, dass der 

erwachsene Mensch autonom handelt und in der Lage ist, erlerntes und zielorientiertes 

Verhalten selbstständig, aus freier, innerer Entscheidung einzusetzen. Pflege dient nach 

Orem der Wiederherstellung eines verlorenen Zustandes von Ganzheit. Dieses 

Selbstpflegeverhalten (Theorie der Selbstfürsorge) trägt dazu bei, dass der Mensch leben, 

gesund bleiben, sich wohlfühlen und zu seiner positiven Entwicklung beitragen kann. Dieses 

Verhalten bezeichnet Orem als Selbstpflegekompetenz. 

Orem führte in ihrem Modell auch den Begriff des Pflegeprozesses ein (professionelles 

Fallmanagement) ein und nahm erstmals auch den Aspekt der Angehörigenpflege in den 

Blick. Dementsprechend gehört zu den Aufgaben der professionellen Pflegeperson auch, 

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Angehörige und Bezugspersonen zu betreuen und anzuleiten, damit sie sich am 

Pflegeprozess beteiligen können. 

Selbstpflegekompetenz nach Orem Pflege nach Orem vollzieht sich in drei abgestuften 

Schritten:  

1. Selbstpflegekompetenz/Selbstpflegefähigkeit: Fähigkeit, komplexe und zielorientierte 

Handlungen erkennen und durchführen, d. h. den Erfordernissen gerecht werden (self‐care).  

2. Abhängigkeitspflege (Dependenzpflege): Angehörige und/oder persönliche 

Bezugspersonen übernehmen Handlungen; professionelle Pflegeperson betreut diese und 

anleitet an (cover‐care).  

3. Kompensatorische Pflege: Professionelle Pflege übernimmt im Sinne des 

Pflegebedürftigen teilweise oder vollständig Handlungen um Defizite zu kompensieren 

(professional‐care). 

 

Das „Modell der Aktivitäten des täglichen Lebens“ nach Juchli (1983) 

Schwester Liliane Juchli (*1933) ist Krankenschwester und Ordensschwester (Barmherzige 

Schwestern vom Heiligen Kreuz). Sie entwickelte 1983 das Pflegemodell der Aktivitäten des 

täglichen Lebens (ATL) und setzt sich seither für eine Systematisierung, Strukturierung, 

Vertiefung und Aktualisierung des Krankenpflegewissens sowie eine ganzheitliche Sicht auf 

die pflegebedürftige Person ein. Juchli versteht unter Pflege die Sorge für den 

Pflegebedürftigen, aber auch die Selbstsorge der Pflegenden. Sie betont, »dass die ATL’s ein 

gutes Raster sind, um Pflegebedürftigkeit zu erfassen.«  

Juchli greift ähnlich wie Krohwinkel Gedanken von Henderson und Roper auf und 

entwickelte die Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL). Diese zwölf Aktivitäten, die fast 

identisch mit den zwölf Lebensaktivitäten von Roper sind, sieht Juchli nie isoliert. Vielmehr 

müssen sie in ihrer Gesamtheit betrachtet werden, um die Pflegebedürftigkeit zu erfassen. 

Fünf Funktionen der Pflege Nach Juchli besitzt Pflege folgende fünf Funktionen:  

1. Aktivitäten des täglichen Lebens unterstützen oder stellvertretend  übernehmen,  

2. Begleitung in Krisensituationen,  

3. Mitwirkung bei präventiven, diagnostischen und therapeutischen  Maßnahmen,  

4. Mitwirkung an Verhütung von Krankheiten und Unfällen und Erhaltung/ Förderung der   

Gesundheit,  

5. Mitwirkung bei der Verbesserung der Qualität und der Wirksamkeit der Pflege. 

Das Pflegemodell der ATL von Juchli ist im deutschsprachigen Raum – insbesondere im 

Krankenhausbereich – weit verbreitet. 

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Das System der „Fördernden Prozeßpflege“ nach Krohwinkel 

Das System der Fördernden Prozesspflege nach Monika Krohwinkel ist das am meisten 

verbreitete Pflegemodell in den deutschen Altenhilfeeinrichtungen. Krohwinkel (*1941) hat 

schon in den 1960er Jahren, direkt im Anschluss an ihre Ausbildung zur Krankenschwester, 

als Wohnbereichsleitung Schüler den Patienten zugeordnet (als Bezugspersonen). Als 

ausgebildete Krankenschwester und Hebamme arbeitete Krohwinkel im In‐ und Ausland, 

u. a. als Lehrerin für Pflegepraxis in pflegerischen Aus‐ und Weiterbildungsinstituten. In 

Manchester (GB) studierte sie Pflegewissenschaften und Erziehungswissenschaften und 

promovierte. Ihre theoriebildenden Forschungsarbeiten führte sie in englischen 

Krankenhäusern in den Bereichen Geriatrie und Rehabilitation mit Apoplexiekranken durch. 

Nach ihrer Rückkehr aus England arbeitete Krohwinkel zunächst als Vize‐Direktorin der 

Agnes‐Karll Krankenpflegehochschule des DBfK, übernahm 1988 den Aufbau des Agnes‐Karll 

Institus für Pflegeforschung und das Forschungsprojekt »Der ganzheitliche Pflegeprozess am 

Beispiel von Apoplexiekranken«. 1993 wurde sie zur Gründungsprofessorin für 

Pflegewissenschaft an der Evangelischen Fachhochschule in Mannheim berufen. 

Sie veröffentlichte erstmals 1984 ihr konzeptuelles Modell der »Aktivitäten und 

existenziellen Erfahrungen des Lebens (AEDL)«. Das Modell wurde in einer vom 

Bundesministerium für Gesundheit geförderten »Studie zur ganzheitlich‐rehabilitierenden 

Prozesspflege am Beispiel von Apoplexiekranken« erprobt, weiterentwickelt und 1991 

abgeschlossenen. 1993 veröffentlichte Krohwinkel ihr »Rahmenmodell der 13 Aktivitäten 

und existenziellen Erfahrungen des Lebens« (AEDL), 1999 stellte sie ihr weiterentwickeltes 

Modell vor. Die »Beziehung« als zusätzlicher Faktor wurde eingefügt. Aus den AEDL wurden 

die ABEDL®. 

Krohwinkel bewies im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen (1997– 2000), dass 

eine Umsetzung der »Fördernden Prozesspflege« allein mit den »Aktivitäten und 

existenziellen Erfahrungen des täglichen Lebens (AEDL)« nicht ausreicht, um den 

»beziehungsorientierten« Ansatz der »Fördernden Prozesspflege« umzusetzen. Die 

wechselseitigen »Beziehungen« zwischen den zu pflegenden Menschen, den Pflegepersonen 

und den Bezugspersonen haben eine so wesentliche Bedeutung, dass sie den gleichen 

Stellenwert wie die »Aktivitäten« und die »Existenziellen Erfahrungen« haben. 

Das Modell von Krohwinkel ist primär ein personenbezogenes, beziehungs‐, fähigkeits‐ und 

förderorientiertes System und weniger an den Defiziten der Menschen orientiert. Die 

Fähigkeiten und Beziehungen des Menschen spielen eine große Rolle. In diesem Sinn kann 

fördernde Prozesspflege auch als familieneinbeziehende Pflege bezeichnet werden, denn die 

Angehörigen gehören auch zum pflegerischen Interesse der professionellen Pflegepersonen. 

Das System von Krohwinkel unterscheidet sich von anderen Modellen, weil die Angehörigen 

nicht der »Umgebung« zugeordnet werden. Die persönlichen Bezugspersonen werden nicht 

nur als Ressource begriffen. Sie sind mit im Fokus der Pflegenden, diese müssen auch nach 

ihren Bedürfnissen fragen. 

 

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 Wichtig     

Vorzüge des Systems der fördernden Prozesspflege 

Es ist praxisorientiert, da es sich an den Beziehungen, Lebens‐ und Erfahrungsbereichen der 

Menschen orientiert.  

• Es ist im deutschsprachigen Altenpflegebereich am bekanntesten und hat teilweise 

Eingang in die »gemeinsamen Maßstäbe und Grundsätze zur Sicherung und 

Weiterentwicklung der Pflegequalität« im SGB XI gefunden.  

• Es kann übergreifend in der Pflege und Hauswirtschaft eingesetzt werden und deckt damit 

die wesentlichen Leistungsbereiche in Einrichtungen ab. Das System der fördernden 

Prozesspflege eignet sich auch sehr gut für Pflegebedürftige mit demenziellen 

Veränderungen und lässt sich z. B. auch mit anderen Konzepten (z. B. Bobath‐Konzept) 

kombinieren. 

Der Mensch soll seine Bedürfnisse entwickeln und mit seinen Fähigkeiten umgehen können. 

Wenn er dies nicht mehr kann, übernimmt die professionelle Pflegeperson die 

Verantwortung. Sie tut stellvertretend das, was der Pflegebedürftige selbst tun würde, wenn 

er das Wissen, den Willen und die Kraft dazu hätte. Es kommt im Rahmen der fördernden 

Prozesspflege besonders darauf an, zu beobachten und hinzuhören, damit alle Beteiligten 

Beziehungen sichern und gestalten, Lebensaktivitäten realisieren und sich auch an den 

existenziellen Erfahrungen des Menschen orientieren können. 

Die fördernde Prozesspflege wird von Krohwinkel mit folgender Kernaussage beschrieben: 

»Lebens‐ und Entwicklungsprozesse, Krankheits‐ und Gesundheitsprozesse, unter 

Umständen das Leben selbst, hängen ab von Fähigkeiten und Ressourcen des Menschen, die 

es ihm ermöglichen: Lebensaktivitäten zu realisieren, soziale Beziehungen und Bereiche zu 

sichern und zu gestalten, mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen und sich dabei 

entwickeln können.« 

Krohwinkel benennt als Hauptquellen und Einflussfaktoren für die Schlüsselkonzepte 

Mensch, Umgebung, Gesundheit, Krankheit und Pflege in ihrem Modell Rogers, Orem, Roper  

und Maslow. Menschen 

(Personen) sieht sie als ein 

einheitliches Ganzes und macht 

keinen Unterschied, ob es sich um 

den pflegebedürftigen Menschen, 

seine persönliche Bezugsperson 

oder die professionelle PFM 

handelt. Menschen sind für sie in 

gleichem Maße entwicklungsfähig 

und wachsen in ihrer Entwicklung 

durch eigenverantwortliche 

Entscheidungen und Handlungen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass auch die 

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PFM ihre eigene ganzheitliche Pflege (Körper, Seele, Geist) nicht vernachlässigen. Wer sich 

selbst nicht gut pflegt, kann auch andere Menschen nicht gut pflegen. 

 

Definition     

Modelle 

Krohwinkel definiert in ihrem System der fördernden Prozesspflege folgende Modelle:  

• Rahmenmodell,  

• Pflegeprozessmodell,  

• ABEDL®‐Strukturierungsmodell,  

• Managementmodell,  

• Qualitätsentwicklungsmodell,  

• Modell des reflektierenden Erfahrungslernens (integriert in das  

Qualitätsentwicklungsmodell). 

Darüber hinaus entwickelte sie Konzeptionen, Konzepte, Kategorien und Prinzipien. 

Was heißt »personenorientiert« im System der fördernden Prozesspflege? Es kommt 

wesentlich darauf an, die Beziehung zwischen dem pflegebedürftigen Menschen, seiner 

persönlichen Bezugsperson und den professionell Pflegenden zu gestalten und zu sichern. 

Mögliche weitere, persönliche Bezugspersonen des pflegebedürftigen Menschen sollen mit 

einbezogen werden. 

Nicht die ABEDL® stehen im Vordergrund, sondern die Personen. Fördernde Prozesspflege 

kann rehabilitativ und präventiv sein. Was für den Menschen wichtig, von Bedeutung und 

möglich ist, das ändert sich in der Regel auch. Im Umkehrschluss stellt sich die Frage, was 

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bedeutet das für das Management und die Pflegenden? Wenn für die Pflegenden etwas 

wichtig ist, finden sie auch die Zeit dafür, es zu tun! 

Was bedeutet fördernde Prozesspflege für die Mitarbeiter?  

Die fördernde Prozesspflege kann im Rahmen der Pflege, Betreuung und Behandlung 

chronisch kranker, behinderter und alter Menschen Orientierung geben. Im zentralen 

Interesse der Pflege/Pflegenden stehen der pflegebedürftige Mensch und seine persönliche 

Bezugsperson. Die professionell Pflegenden müssen sich immer wieder darüber klar werden, 

dass in diesem Pflegemodell, neben dem Pflegebedürftigen selbst, auch ihre persönlichen 

Bezugspersonen eine wichtige Rolle einnehmen. Angehörige werden besonders ernst 

genommen und wertgeschätzt. 

Da die Fähigkeiten und Ressourcen im Mittelpunkt der pflegerischen Betreuung stehen, 

weniger die Defizite, müssen die Mitarbeitenden Folgendes fragen: 

Welche konkreten Hilfen benötigt der Pflegebedürftige, um (vgl. hierzu »Strukturierte 

Informationssammlung« (SIS®) im Strukturmodell)  

seine Probleme bewältigen und seine Bedürfnisse und Wünsche befriedigen zu können,  

soziale Beziehungen, Kontakte und persönliche Bereiche sichern und gestalten zu können, 

mit seinen existenziellen Erfahrungen umgehen und sich weiterentwickeln zu können,  

seine Unabhängigkeit und sein Wohlbefinden zu erhalten und zu fördern. 

Krohwinkel spricht nicht mehr von Problemlösung! Häufig ist in der Langzeitpflege eine 

Problemlösung nicht erreichbar, eine Problembearbeitung jedoch durchaus. Was muss die 

Pflegefachperson tun, um Pflege als Problembearbeitungsprozess in der täglichen Praxis 

umzusetzen?  

Pflegeprobleme identifizieren,  

Ursachen‐ und Einflussfaktoren erkennen und einbeziehen,  

Methoden, Verfahren und Ressourcen kennen,  

Ziele setzen können. 

Krohwinkel sieht den Pflegeprozess auch als zwischenmenschlichen Beziehungsprozess. 

Deshalb benötigen die professionellen Pflegepersonen auch Beziehungs‐ und 

Kommunikationskompetenz. 

 

 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  10 

 

 

Nach Krohwinkel ist Pflege ein Prozess, in dem sich einzelne unterschiedliche Parameter 

gegenseitig beeinflussen (z. B. der Pflegebedürftige, die Pflegenden, die Umgebung, 

existenzielle Erfahrungen, Aktivitäten des täglichen Lebens, Beziehungen, Organisation usw.) 

und ständig verändern (dynamischer Prozess).  

Für die Pflegepraxis bedeutet das:  

Veränderungen kann man nicht vorherbestimmen, aber ggf. erreichbare Ziele definieren. 

Was für den Menschen Sinn macht (hat) und für ihn wichtig ist, Zusammenhänge und 

Wechselwirkungen, ist von den Pflegenden zu beachten (Sinn‐ und Kontextbezogenheit). 

Die Pflegefachfrau/‐mann (PFM) orientiert sich an Prioritäten und fragt:  

Was hat Vorrang für den Pflegebedürftigen und/oder seine persönlichen 

Bezugspersonen? 

Was ist für den betroffenen Menschen prioritär von Bedeutung, was ist ihm wichtig?  

Was ist prioritär verursachend für Probleme in anderen Bereichen? 

Damit auch »Krohwinkel« drin ist, wenn »Krohwinkel« draufsteht, müssen Einrichtungen 

prüfen, ob Aufbau‐/Ablauforganisation und Arbeitsorganisation sowie das Pflegemodell 

zusammenpassen. Die Managementebene muss die entsprechenden Rahmenbedingungen 

zur Umsetzung schaffen. Wer im Hochglanzprospekt, auf der Homepage oder im 

pflegerischen Leitbild die fördernde Prozesspflege als Pflegemodell verspricht, muss auch 

deren Umsetzung ermöglichen! Pflegebedürftige und Pflegepersonen müssen gefördert 

werden. Kann die Pflegeeinrichtung eine sichere Pflege nicht ermöglichen, ist fördernde 

Prozesspflege sinnlos.  

Das Modell ist ein »Sollmodell«. In der Praxis werden Sie die fördernde Prozesspflege nicht 

bei jedem Pflegebedürftigen und seinen persönlichen Bezugspersonen immer optimal 

umsetzen können.  

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  11 

 

Es kommt auf die Tendenz an:  

»Nicht immer, aber immer öfter!«  

Was Sie aber auf keinen Fall machen sollten:  

Die fördernde Prozesspflege als Alibi benutzen, ohne eine echte Umsetzungsabsicht. Es ist 

die freie Entscheidung der Einrichtung, das Modell Krohwinkel auszuwählen und 

umzusetzen. 

Auf die Modelle im System der fördernden Prozesspflege soll im weiteren Verlauf 

eingegangen werden. 

Rahmenmodell (Interessen, Ziele und Handlungsschwerpunkte von Pflege) 

Das Rahmenmodell ist das übergeordnete Modell in Krohwinkels System. Es beschreibt das 

»primäre pflegerische Interesse« der fördernden Prozesspflege und konkretisiert dies mit 

entsprechenden primären pflegerischen Zielsetzungen und primären pflegerischen 

Handlungsschwerpunkten. 

Info  

Die zentralen Thesen fördernder Prozesspflege  

»Lebensprozesse und Lebensbedingungen chronisch kranker, behinderter und alter 

Menschen erfordern Handlungssysteme, in denen diese Personen und ihre persönlichen 

Bezugspersonen im zentralen pflegerischen Interesse von Pflege, Betreuung und 

Behandlung stehen.  

Hierbei gewinnen die Förderung von Fähigkeiten und Ressourcen an Bedeutung.  

Fähigkeiten und Ressourcen, welche die betroffenen Personen benötigen, um ihre 

Bedürfnisse zu befriedigen und ihre Probleme zu bewältigen beim Realisieren ihrer 

Aktivitäten des Lebens, dem Sichern und Gestalten ihrer sozialen Beziehungen (und 

Bereiche) und im Umgang mit existenziellen Erfahrungen des Lebens.  

Fördernde Prozesspflege bietet für solche Handlungssysteme theoretische und 

methodische Grundlagen und gibt Hilfen für die Umsetzung in Praxis, Management und 

Qualitätsentwicklung. 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  12 

 

 

Die Interessen, Ziele und Handlungsschwerpunkte der an der Pflege und Betreuung 

beteiligten Personen im Zusammenhang mit den ABEDL® beschreibt Krohwinkel 

folgendermaßen: 

Definition     

Primäres pflegerisches Interesse 

Das primäre pflegerische Interesse ist gerichtet auf die pflegebedürftige Person und ihre 

persönliche Bezugsperson mit ihren Fähigkeiten, Problemen und Bedürfnissen in den 

Aktivitäten, Beziehungen und existenziellen Erfahrungen des täglichen Lebens (ABEDL®). Ein 

Pflegebedarf wird primär durch Probleme in folgenden ABEDL®‐Kategorien verursacht: 

Kommunizieren, sich bewegen können, vitale Funktionen aufrechterhalten können, soziale 

Kontakte und Beziehungen aufrechterhalten können und mit existenziellen Erfahrungen des 

Lebens umgehen können. 

Fördernde Prozesspflege ist keine patientenorientierte Pflege, sondern eine 

personenbezogene und angehörigenorientierte Pflege, d. h. Angehörige werden als Hilfe 

einbezogen (z. B. beim Essen reichen usw.). Manchmal werden Angehörige auch 

vereinnahmt, wie eine Situation aus der ambulanten Pflege beispielhaft zeigt: Der 

Pflegebedürftige, der im Haushalt der Kinder/Schwiegerkinder lebt, wird möglicherweise von 

Angehörigen und der professionellen Pflegeperson des ambulanten Pflegedienstes in 

unterschiedlichen Wirklichkeiten wahrgenommen.  

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  13 

 

Der Lebensraum der Angehörigen wird aus Sicht der professionellen Pflegeperson zum 

Arbeitsraum. Das bedeutet aus Sicht der Angehörigen aber unter Umständen eine große 

Einschränkung. Wie oft kommt es vor, dass Pflegende hierüber mit den Angehörigen nie 

gesprochen haben, nicht gefragt und auch keine Absprachen getroffen haben, weil der 

»Arbeitsraum« ja wichtig und selbstverständlich ist! Besser wäre es, gemeinsam mit den 

Angehörigen die Gestaltung der Situation zu überlegen. 

»Die persönlichen Bezugspersonen im Rahmen der Pflege mit einbeziehen«, davon haben 

schon viele Pflegepersonen gehört, aber:  

Wie kann das praktisch umgesetzt werden?  

Was bedeutet »pflegerisches Interesse« bezogen auf die persönliche Bezugsperson? 

Tipp  

Nehmen Sie die persönlichen Bezugspersonen so, wie sie sind bzw. geworden sind, in ihrer 

Lebenssituation als Person wahr und bringen Sie ihnen Wertschätzung entgegen.  

Fragen Sie: Was bedeutet für die persönlichen Bezugspersonen die konkrete Situation, in 

der sie jetzt sind?  

Überlegen Sie: Welchen Stellenwert haben die persönlichen Bezugspersonen für die 

Pflegebedürftigen?  

Klären Sie: Wo sind Lebenssituationen, in denen auch die persönlichen Bezugspersonen 

»betreut« werden müssen? 

Beispiel     

Die Schwiegertochter beschwert sich bei der PFM darüber, dass die Schwiegermutter schon 

wieder unmöglich angezogen und die Bekleidung schmutzig ist.  Die PFM rechtfertigt sich mit 

der Aussage, dass es so dem Wunsch der Schwiegermutter entspricht und für sie deren 

Eigenständigkeit höchste Priorität hat. Sie sei schließlich für andere Dinge da und habe keine 

Zeit! Die Schwiegertochter fühlt sich als Person nicht gewürdigt!  

Wie könnte die Situation besser gelöst werden?  

Besser wäre z. B., wenn die PFM so reagieren würde:  

»Sie machen sich Sorgen, dass Ihre Mutter nicht gut angezogen ist!« 

Machen Sie die Betroffenen zu Beteiligten und wertschätzen Sie diese zunächst in ihrer 

Lebens‐ und Pflegesituation.  

Klären Sie, was die persönliche Bezugsperson benötigt, um mit der Situation gut umgehen zu 

können. »Gibt es noch etwas, was Sie von uns brauchen?«  

Was braucht die Pflegebedürftige, was benötigt die persönliche Bezugsperson? Die PFM 

sollte nicht (be‐) werten oder sich rechtfertigen. Wie soll die Schwiegertochter sonst 

glauben, dass die PFM mit der Schwiegermutter anders umgeht? 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  14 

 

PFM können nicht gleichzeitig private (persönliche) und professionelle Bezugsperson (PFM) 

sein. Es gibt unterschiedliche Ansprüche und Qualitäten an pflegerische und private 

Bezugspersonen.  

Problematisch für den Pflegebedürftigen kann auch der Wechsel der pflegerischen 

Bezugsperson sein. Der Wechsel bedeutet für den Pflegebedürftigen in den meisten Fällen 

Verlust und Trennung. Der Pflegebedürftige muss auf diese für ihn existenzielle Erfahrung 

vorbereitet werden. Es darf nicht sein, dass aus rein betriebsorganisatorischen Gründen 

Bezugspersonen ausgetauscht werden. Die Bezugsperson sollte auf jeden Fall die 

Möglichkeit haben, sich vom Pflegebedürftigen angemessen zu verabschieden! Fragen Sie 

sich: Was bedeutet der Wechsel der pflegerischen Bezugsperson für den Pflegebedürftigen 

(und seine persönlichen Bezugspersonen)? 

Definition     

Primäre pflegerische Zielsetzung 

Krohwinkels primäre pflegerische Zielsetzung ist es, das Erhalten, Erlangen oder 

Wiederherstellen der Fähigkeiten, Unabhängigkeit, Wohlbefinden und Lebensqualität in den 

ABEDL® zu realisieren und zu gestalten. Die Fähigkeiten der Bewohnerin und/oder ihrer 

persönlichen Bezugspersonen werden gezielt und systematisch erfasst, unterstützt und 

gefördert. 

Primäre pflegerische Hilfeleistungen  

Die primären pflegerischen Hilfeleistungen umfassen fünf übergreifende Methoden, die 

bedürfnis‐ und zielorientiert Anwendung finden:  

1. Für den pflegebedürftigen Menschen handeln.  

2. Den pflegebedürftigen Menschen führen und leiten.  

3. Für eine Umgebung sorgen, die einer positiven Entwicklung förderlich ist.  

4. Den pflegebedürftigen Menschen unterstützen.  

5. Den pflegebedürftigen Menschen und/oder seine persönliche Bezugsperson  anleiten, 

beraten, unterrichten und fördern. 

 

Im Rahmen aller pflegerischen Handlungen ist es für die PFM wichtig,  

mit den Personen (pflegebedürftige Person und persönliche Bezugsperson) fördernd zu 

kommunizieren (übergeordnete Handlungsweise) und  

sie zu unterstützen, Beistand und Hilfestellung zu geben usw.: Legen Sie konkret in der 

Praxis fest, in welcher Form unterstützt wird,  

sie anzuleiten: Bedenken Sie, Sie können nur darin anleiten, worin Sie selbst sicher und 

kompetent sind. Professionell Pflegende haben die Pflicht und das Recht, diese 

Kompetenz zu entwickeln. Dafür sind entsprechende Möglichkeiten zu schaffen. 

 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  15 

 

Anleitungssituationen für professionell Pflegende  

Problemsituationen, Anlegetechniken,  

Transfer aus dem Bett, Mikrobewegungen durchführen,  

Wahrnehmen können, was die pflegebedürftige Person meint oder benötigt (z. B. bei 

Demenz),  

Vor Gefahren schützen (auf Gefahrenquellen aufmerksam machen, beaufsichtigen) usw. 

Professionell Pflegende sollen informieren und beraten, müssen aber darauf achten, keine 

Ratschläge zu erteilen. Information ist ein Teil von Beratung. Beratung erfolgt grundsätzlich 

nicht direktiv und immer freiwillig. Dazu gehören u. a. die Situation zu erörtern und 

Angebote zu machen. Wichtig ist: Der Beratene entscheidet! Pflegespezifische Beratung 

bezieht sich immer auf Lebens‐ und Pflegesituationen. Bewohner und Angehörige sollen 

zumindest in den ersten acht bis zwölf Wochen nach Heimeinzug wie von einem »Lotsen in 

der fremden Welt Pflegeheim« begleitet werden. Im Sinne des betroffenen Menschen zu 

handeln bedeutet, so zu handeln, wie es für ihn von Bedeutung ist. 

Fazit     

Pflege im Sinne von Krohwinkel 

Das Kernthema der Pflege im Sinne von Krohwinkel lässt sich so auf den Punkt bringen: 

Priorität in der Pflege hat das, was für den zu pflegenden Menschen Bedeutung hat! 

 

Pflegeprozessmodell 

Im Rahmen einer gestalteten und gesicherten Beziehung wird die direkte Pflege auf der 

Grundlage des Pflegeprozessmodells erbracht – um die Lebensaktivitäten zu realisieren und 

mit existenziellen Erfahrungen umgehen und sich dabei entwickeln zu können. 

Der Pflegeprozess muss sich in jeder einzelnen Pflegehandlung wiederfinden. Der 

Pflegeprozess ist nach Krohwinkel in allen Phasen »personen‐, beziehungs‐ und 

förderungsorientiert zu gestalten«. Dabei kommt der direkten Pflege ein übergeordneter 

Stellenwert zu.  

Tipp  

Hilfreich für die Praktiker ist die Frage: Was müssen wir als Ursachen und Einflussfaktoren in 

die Pflege einbeziehen? 

Organisation und Management müssen die Mitarbeitenden in der Umsetzung des 

Pflegeprozesses fördern. Wechselwirkungen ergeben sich zwischen den einzelnen ABEDL®, 

aber auch zwischen Pflege, Organisation und Management. Durch die Pflege‐ und 

Arbeitsorganisation wird die direkte Pflege realisierbar, durch die Dokumentation sicht‐ und 

nachweisbar. In den Pflegeprozess werden auch die persönlichen Bezugspersonen der 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  16 

 

pflegebedürftigen Person integriert. Der Pflegeprozess wird systematisch durchgeführt und 

immer wieder reflektiert. 

Die Lebensgeschichte und lebensgeschichtliche Erfahrungen, die Aufnahmesituation und 

Pflege‐ und Lebenssituation fließen in den Pflegeprozess ein. Aus arbeitsorganisatorischer 

Sicht lässt sich Pflege als fördernder Beziehungs‐ und Entwicklungsprozess aber nur 

gestalten, wenn eine entsprechende Pflegeorganisation und ‐koordination sowie die 

Pflegedokumentation den Rahmen für die direkte Pflege bilden. 

Die WHO und Krohwinkel beschreiben den Pflegeprozess in vier Phasen, ähnlich wie im 

Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation. Das Pflegeprozessmodell 

ist ein zyklischer Problembearbeitungs‐ und Beziehungsprozess; ein Kreislauf, der solange 

abläuft, wie die pflegebedürftige Person der Betreuung und Pflege bedarf.  

Für Krohwinkel ist die Pflegeprozessdokumentation ein wesentlicher Bestandteil des 

Pflegeprozessmodells und die Dokumentation ein Mittel zur interdisziplinären 

Zusammenarbeit. Sie dient als Bewertungsbasis, kann zur Entwicklung neuer Erkenntnisse 

sowie zu und zur Überprüfung der Pflegeleistung genutzt werden und erhöht die 

Wirksamkeit und Beständigkeit der Pflege. 

 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  17 

 

In den Pflegeprozess fließen die Lebensgeschichte und lebensgeschichtlichen Erfahrungen, 

die Pflege‐ und Lebenssituation sowie die Aufnahme‐ und Einzugssituation ein. 

 

ABEDL®‐Strukturmodell 

Das ABEDL®‐Strukturmodell (Aktivitäten, Beziehungen und existenzielle Erfahrungen des 

täglichen Lebens) mit seinen 13 Punkten dient dazu, den Menschen in seiner 

Ganzheitlichkeit wahrzunehmen. 

Das ABEDL‐Strukturmodell® ist in drei Kategorien unterteilt. Die Nummerierung der ABEDL® 

ist nicht an physiologischen Aspekten orientiert, sondern am Ablauf der Pflege. Im Rahmen 

des Pflegeprozesses muss sich die Pflegefachperson mit den drei Kategorien 

auseinandersetzen, aber nicht linear (zuerst Kategorie 1, dann Kategorie 2 usw.), sondern die 

existenziellen Erfahrungen (Kategorie 3) fließen in die Kategorien 1 und 2 ein. Ein 

eigenständiges Bearbeiten der Kategorie 3 ist eigentlich gar nicht möglich. Die Kategorien 

müssen zueinander in Beziehung gesetzt werden. 

ABEDL® und ihre Wechselwirkungen  

Lebensaktivitäten realisieren können – in einer sicheren und fördernden Umgebung  

Kategorie 1  

1. Kommunizieren können  

2. Sich bewegen können  

3. Vitale Funktionen aufrechterhalten können  

4. Sich pflegen können  

5. Sich kleiden können  

6. Ausscheiden können  

7. Essen und Trinken können 

 8. Ruhen, schlafen, sich entspannen können  

9. Sich beschäftigen, lernen, sich entwickeln können  

10. Die eigene Sexualität leben können  

11. Für sichere und fördernde Umgebung sorgen können 

 

Kategorie 2  

12. Beziehungen sichern und gestalten können  

o Im Kontakt sein und bleiben können  

o Fördernde Beziehungen erhalten, erlangen, wiedererlangen können  o Mit belastenden Beziehungen umgehen können 

 

 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  18 

 

Kategorie 3  

13. Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen und sich dabei entwickeln können  

o Fördernde Erfahrungen machen können  

o Mit belastenden und gefährdenden Erfahrungen umgehen können  

o Erfahrungen, welche die Existenz fördern, belasten oder gefährden, unterscheiden und sich dabei entwickeln können  

o Lebensgeschichtliche Erfahrungen einbeziehen können. 

Als ABEDL® (Bedürfnisse und Fähigkeiten) wurden 13 Bereiche von Krohwinkel 

aufgenommen, die zueinander in Beziehung stehen. Die ersten elf Bereiche ihres Modells 

übernimmt Krohwinkel fast identisch von Roper (Lebensaktivitäten). ABEDL® »Beziehungen 

sichern und gestalten können« (Kategorie 2, ABEDL® 12) und »Mit existenziellen 

Erfahrungen des Lebens umgehen und sich dabei entwickeln können« (Kategorie 3, 

ABEDL® 13) zeigen die Unterschiede zwischen Krohwinkels Thesen und denen anderer 

Pflegetheoretiker auf. 

Die Subkategorien 1 bis 3 kommen in der Kategorie 1 gehäuft als prioritär verursachende 

Pflegeprobleme vor und haben deshalb eine besondere Bedeutung. 

Kommunizieren können (Subkategorie 1)  

Dieser Subkategorie ordnet Krohwinkel z. B. folgende Aspekte zu:  

o Sich und seiner Umgebung bewusst sein  

o Sich orientieren (eigene Person, andere Personen, Situation, Umgebung, Zeit)  

o Sich konzentrieren, sich erinnern  o Sich und seine Umgebung wahrnehmen und verstehen können  

o Körperschema, Körperbild  

o Riechen und schmecken, tasten und fühlen, hören und verstehen,  sehen und 

erkennen  

o Lesen und verstehen, sich mitteilen können, verbal (mündlich, schriftlich),  nonverbal 

(mimisch, gestisch)  

o Sich durch Berührung selbst wahrnehmen 

Häufig bestehen Wechselwirkungen zu den Bereichen »vitale Funktionen«, »sich bewegen« 

und »soziale Beziehungen und Bereiche«. 

Sich bewegen können (Subkategorie  2)  

Dieser Subkategorie ordnet Krohwinkel z. B. folgende Aspekte zu:  

o Den Körper, die Extremitäten, den Kopf, den Mund usw. bewegen können  

o Im Gleichgewicht sein können  

o Bewegungen ohne Schmerzen ausführen können  (ggf. Wechselwirkung mit 

Subkategorie 3 und 13)  

o Sich im Bett, aus dem Bett heraus und in das Bett hinein bewegen können  

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  19 

 

o Sitzen, stehen und gehen können  o Sich im Haus und außerhalb des Hauses bzw. eigenen Wohnraums bewegen können 

Vitale Funktionen aufrechterhalten können (Subkategorie 3)  

Der Bereich der vitalen Funktionen ist sehr umfangreich und es bestehen häufig 

Wechselwirkungen zu den ABEDL® »kommunizieren können« und »sich bewegen können«. 

Die folgenden Stichwörter können helfen, Aspekte diesem Bereich zuzuordnen:  

o Atmung, Herztätigkeit, Kreislauf  

o Wärmehaushalt, Flüssigkeitshaushalt  

o Stoffwechsel, Hormonhaushalt, Immunfunktion  

o Zellstrukturen, nervale Funktionen 

Beispielhaft möchte ich auf einige weitere Subkategorien eingehen und den konkreten 

Bezug zur pflegerischen Praxis aufzeigen: 

Sich pflegen können (Subkategorie 4)  

Diese Subkategorie geht deutlich über den Aspekt der »Sauberkeit« hinaus. Menschen 

brauchen in der Regel nicht nur die Reinigung, sondern auch fördernde Erfahrungen bei der 

Körperpflege. Es geht also nicht nur um das Reinigungsbad, sondern auch das 

»Wohlfühlbad«.  

Pflegen hat etwas mit »Wohlfühlen« zu tun (riechen, entspannen, Körperwahrnehmung, 

tasten, Förderung sensorischer Fähigkeiten, Musik usw.)! Zur sicheren Umgebung gehören 

auch ein Sichtschutz (z. B. Vorhang), damit nicht jeder, der das Bad betritt, gleich in die 

Badewanne schaut, sowie das Schild an der Tür »Bitte nicht stören – hier wird gebadet«. 

Sich kleiden können (Subkategorie 5)  

Hier geht es um mehr als das »An‐ und Ausziehen«! Folgende Aspekte sind zu 

berücksichtigen:  

o Wie ziehe ich mich an und aus?  

o Selbst entscheiden und die Bekleidung auswählen können.  o Kleider machen Leute – sie sagen etwas über den Menschen aus.  

o Sich in seinen Kleidern wohlfühlen!  o Wie ist der diesbezügliche Arbeitsablauf im Wohnbereich?  

In der Regel sollte morgens vor dem Anziehen die Bekleidung ausgewählt werden, die der 

Bewohner anziehen möchte. 

Ruhen, schlafen, sich entspannen können (Subkategorie 8)  

Dieser Subkategorie muss in manchen Pflegeeinrichtungen deutlich mehr Bedeutung 

beigemessen werden, denn häufig sind die individuellen Bedürfnisse und Gewohnheiten der 

Bewohner relativ schnell nach dem Heimeinzug nicht mehr erkennbar. In den 

Pflegeeinrichtungen gehört auch ein aktiv erlebter Abend dazu.  

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  20 

 

Es entspricht nicht immer den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und der vorherigen 

Lebenssituation, relativ früh zu Bett zu gehen. Hinterfragen Sie einmal kritisch, warum bei 

eher abnehmendem Schlafbedürfnis die Bewohnerinnen diesen Wunsch haben! Überlegen 

Sie:  

o Was macht es für die Bewohner interessant, frühere Gewohnheiten beizubehalten?  

o Wie ist der Personaleinsatz in den Abendstunden (gibt es einen späten Spätdienst)?  

o Welche konkreten Angebote gibt es in den Abendstunden? 

Angehörige, die tagsüber berufstätig sind, können abends unter Umständen Besuche und 

Kontakte besser ermöglichen. Angebote wie ein Nachtcafé haben sich in Einrichtungen nicht 

immer bewährt. Es ist ggf. besser, anstelle zentraler Angebote diese direkt in die 

Wohnbereiche zu verlagern. 

Die eigene Sexualität leben können (Subkategorie 10)  

Das Thema Sexualität leben können ist teilweise immer noch ein Tabuthema. Stellen Sie sich 

folgende Fragen:  

o Können die Bewohner in der Pflegeeinrichtung ihre eigene Sexualität leben?  o Was bedeutet das für die Pflegeeinrichtung?  

o Welche konkreten Möglichkeiten haben die Bewohner? 

Im Zusammenhang mit dieser Subkategorie sind z. B. auch folgende Aspekte zu beachten:  

o Kann die Pflege durch eine gleichgeschlechtliche Pflegeperson sichergestellt werden?  o Schmuck tragen und sich kleiden hat auch immer etwas mit Sexualität zu tun.  

o Häufig dürfen eigene Möbel in die Pflegeeinrichtung mitgebracht werden, das eigene 

Bett aber leider nicht, obwohl es etwas ganz Intimes ist! 

Große Verunsicherung besteht für die Pflegenden bei der Frage: »Was darf alles sein«? 

Wichtig ist: Es handelt sich um den intimsten Bereich der Bewohner. Solange sich die 

Bewohner nicht selbst oder andere gefährden, gibt es keinen Grund einzugreifen. 

Entscheidend ist, dass es den Bewohnern gut geht. Einträge in die Pflegedokumentation 

müssen auch in diesem Zusammenhang immer wertschätzend sein und es darf nur so viel 

eingetragen werden, wie nötig ist, um es zu verstehen, unterstützen und fördern zu können. 

In der Kategorie 2 erfasst Krohwinkel die sozialen Kontakte, Beziehungen und Bereiche. 

Kann der Pflegebedürftige  

am sozialen Leben in privaten und/oder öffentlichen Bereichen teilnehmen,  

seinen privaten Wohnbereich erhalten,  

Verantwortung und Aufgaben für seinen eigenen Haushalt wahrnehmen,  

mit der finanziellen Situation umgehen,  

Beziehungen sichern und gestalten,  

fördernde Beziehungen erhalten, erlangen und/oder wiedererlangen,  

mit belastenden Beziehungen umgehen,  

usw. 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  21 

 

Beispiel     

Ein Beispiel aus den Bereichen »Soziale Kontakte und Beziehungen sichern und gestalten 

können« und »mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen und sich dabei 

entwickeln können«: Nach dem Einzug in die stationäre Pflegeeinrichtung besteht für die 

Bewohner eine Gefährdung in ihren sozialen Beziehungen. Aus diesem Grund werden 

vorhandene Beziehungen gefördert und der Bewohner darin unterstützt, neue soziale 

Beziehungen aufzubauen. Eine weitere Maßnahme kann die pflegerische Anleitung und 

Beratung der relevanten persönlichen Bezugspersonen sein. Die Einbindung Angehöriger 

und Freunde ist für die Bewohner die Nahtstelle zur Vergangenheit. Sie erleichtert die 

Gegenwart und das Dasein in der Pflegeeinrichtung. 

In der Kategorie 3 »Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen« erfasst Krohwinkel 

Erfahrungen aus der Vergangenheit und Gegenwart, die eine Bedeutung für die von den 

Bewohnern empfundene Sicherheit haben können. Darüber hinaus sind in der pflegerischen 

Arbeit der individuelle Lebensstil und die Prägung durch die Biografie zu berücksichtigen. 

Jeder Mensch hat Erfahrungen gesammelt, die positive wie negative Auswirkungen hatten 

und das zukünftige Erleben in ähnlichen Situationen mitbestimmen. 

Erfahrungen beeinflussen Zufriedenheit, psychisches Wohlbefinden und körperliche 

Verfassung. Sie werden als bewohnerbezogene, individuelle Faktoren erfasst und in die 

Pflege einbezogen. Erfahrungen können in allen ABEDL® vorliegen. 

Die existenziellen Erfahrungen fließen in alle anderen Kategorien und ABEDL® ein. 

Krohwinkel unterscheidet hier  

o fördernde Erfahrungen: z. B. Wiedergewinnung von Unabhängigkeit, Geborgenheit, 

Sicherheit/sicher sein, Zuversicht/Freude, Hoffnung, Liebe, Vertrauen, Wohlbefinden, 

Zugehörigkeit und Sinn finden,  

o belastende und gefährdende Erfahrungen: z. B. Verlust von Unabhängigkeit – ausgeliefert sein, Hilflosigkeit, Scham, Unsicherheit, Ungewissheit, 

Sorge/Angst, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Kraftlosigkeit, Misstrauen, Schmerzen, 

Ekel, Trennung, Sterben, Isolation und Langeweile,  

o Erfahrungen, welche die Existenz fördern, belasten oder gefährden: z. B. Kulturelle Erfahrungen/Einflüsse, persönliche Weltanschauung, Glauben, Religionsausübung, 

lebensgeschichtliche Erfahrungen usw.,  

o lebensgeschichtliche Erfahrungen: diese beeinflussen z. B. den Menschen im Hier und 

Jetzt,  

o Sinn finden: z. B. »möchte weiterleben/nicht weiterleben« 

Ganzheitliche Pflege bedeutet, die einzelnen Leistungen vernetzt zu sehen. Es ist wichtig, 

Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu erkennen. Probleme und Ursachen müssen klar 

diagnostiziert werden, um den Bewohner adäquat versorgen zu können. 

 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  22 

 

Managementmodell 

Das von Krohwinkel entwickelte Managementmodell geht konkret auf die Aufgaben‐ und 

Verantwortungsbereiche der Pflege ein. Wichtige Voraussetzungen sind: materielle, 

personelle, zeitliche und strukturelle Ressourcen. Pflegerische Hauptaufgaben und 

Verantwortung für die eigenständige und unabhängige Durchführung beziehen sich auf  

die direkte Pflege: mit Personen fördernd kommunizieren, sie unterstützen, anleiten, 

beaufsichtigen, informieren/beraten, begleiten und in ihrem Sinne handeln (siehe 

primäre pflegerische Hilfeleistungen im Rahmenmodell),  

die Pflegedokumentation und ‐organisation: hier hat Pflege die Entscheidungs‐, 

Durchführungs‐ und Evaluationsverantwortung. Um den Pflegeprozess optimal steuern zu 

können ist es notwendig, Aufgaben, Verantwortung und (Entscheidungs) Kompetenzen an 

die pflegerische Bezugsperson als Prozessverantwortliche zu delegieren,  

Führen und Leiten: die pflegerische Bezugsperson steuert den Pflegeprozess und führt 

und leitet in diesem Zusammenhang die am Pflegeprozess Beteiligten. Führen und Leiten 

wird im Rahmen der Aufbauorganisation/hierarchischen Ebenen z. B. auch von der 

(Wohn)Bereichs‐ und Pflegedienstleitung wahrgenommen,  

Die Aufgaben im Zusammenhang der Mitarbeit bei medizinischer Diagnostik und Therapie 

führen die Pflegenden immer nach Weisung des Arztes durch. Hier hat der Arzt die 

Entscheidungsverantwortung (Erfassen/Diagnose stellen und Planen/ Therapie festlegen) 

sowie die Delegations‐ und Evaluationsverantwortung. Die Pflegenden wirken hier nur 

mit und unterstützen den Arzt, übernehmen aber eine Durchführungsverantwortung 

(»Jeder ist für das verantwortlich, was er tut«). 

Eine weitere von Krohwinkel definierte Aufgabe in ihrem Managementmodell bezieht sich 

auf Kooperations‐ und Koordinationsleistungen:  

Alle am Betreuungs‐ und Pflegeprozess Beteiligten müssen gut miteinander 

kommunizieren. Dazu bedarf es guter Kommunikationsstrukturen und guter Teamarbeit. 

Die Pflegenden unterstützen sich dabei aktiv, z. B. im Rahmen interner 

Kooperation/Kommunikation und externer Kooperation/Kommunikation (Ärzten, 

Therapeuten, Case‐Management). 

 

 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  23 

 

 

Der Begriff »Kooperation« schließt das Erfordernis gegenseitiger Unterstützung aller 

Berufsgruppen auf ein Ziel hin ein, hier: Gesundheit, Unabhängigkeit und Wohlbefinden von 

behandlungs‐ bzw. pflegeabhängigen Menschen. 

Um den Menschen gerecht zu werden, wird ein flexibles Organisationsmodell benötigt. Die 

Ablauforganisation im Bereich der Pflege muss sich um einen bewohnerorientierten 

Tagesablauf bemühen. Im Bereich der professionellen Pflege ist es deshalb wichtig, für eine 

angemessene Personalausstattung und ‐einsatzplanung zu sorgen. Hierzu gehören neben 

der pflegerischen Qualifikation der Mitarbeitenden auch die Managementqualifikationen der 

leitenden Mitarbeiter in der Pflege, die durch eine entsprechende Personalauswahl und ‐

entwicklung sowie durch laufende Fortbildung und Supervision erreicht werden können. Zu 

den wichtigen eigenverantwortlichen Aufgaben der Pflegefachleute gehören die Pflege‐/ 

Maßnahmenplanung und die Pflegedokumentation. 

Es ist ein zentrales Problem bei den pflegerischen Leistungen, dass die Zusammenhänge von 

Problemen, Bedürfnissen und Fähigkeiten häufig nicht beachtet und die Auswirkungen von 

Maßnahmen nicht gesehen werden. Probleme ergeben sich auch aus dem Wechsel der 

Pflegepersonen, da die Pflegeabläufe häufig unterschiedlich sind. Kontinuität im 

Personaleinsatz ist deshalb besonders wichtig. Pflegende müssen sich immer mehr an den 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  24 

 

Fähigkeiten und Ressourcen und weniger an Defiziten der Pflegebedürftigen orientieren, was 

zu einer eher fähigkeitsfördernden Pflege führt. 

An zwei Aufgabenbereichen sollen die Aufgaben im Rahmen des Pflegemanagements noch 

einmal verdeutlicht werden:  

1. Krohwinkel weist auf die Notwendigkeit hin, den Arbeitsablauf in der Einrichtung personenorientiert zu strukturieren und auf möglichst weitgehende Normalität zu achten. 

Das bedeutet, dass der gewohnte Tagesablauf der Pflegebedürftigen und der 

Arbeitsablauf in der Einrichtung weitgehend in Einklang zu bringen sind (z. B. Aufsteh‐ 

und Zubettgehzeiten, bedeutsame Gewohnheiten in den ABEDL® usw.)  

2. Die Kontinuität als Grundlage für Qualität in der Beziehung und der Verantwortung für diedefinierten und übernommenen Aufgaben in der Pflege muss sichergestellt werden. In 

der Praxis kann das z. B. mit der Delegation der Steuerung des Pflegeprozesses an 

einzelne PFM und Berücksichtigung größtmöglicher Kontinuität im Rahmen der 

Personaleinsatzplanung erreicht werden. Krohwinkel definiert die Verantwortung der 

Pflegenden so, dass diese den Pflegebedürftigen und ihren persönlichen Bezugspersonen 

primär verantwortlich sind und danach ihren jeweiligen Vorgesetzten. 

Dies mag arbeitsrechtlich zunächst verwirrend sein. In der praktischen Umsetzung bleiben 

die Pflegenden natürlich der Wohnbereichsleitung verantwortlich, diese wiederum der 

Pflegedienstleitung. Die Pflegedienstleitung ist wiederum primär allen Pflegebedürftigen und 

ihren persönlichen Bezugspersonen verantwortlich und danach erst der Betriebsleitung/ 

Geschäftsführung. Im Klartext bedeutet das: Die verantwortliche PFM (PDL) hat die 

übergeordnete Gesamtverantwortung für Qualität, Quantität und Kontinuität in der Pflege 

auf der Basis der sich aus dem Pflegemodell, Leitbild und Pflegekonzept ergebenden Ziele. 

Im Rahmen der Bezugspersonenpflege spricht Krohwinkel von pflegerischen Bezugspersonen 

und nicht von »Kräften«. Deshalb sollten unbedingt wertschätzende Begriffe wie 

Pflegefachperson, Pflegefachfrau/‐mann, Pflegeassistenten (nicht examinierte 

Mitarbeitende) usw. benutzt werden. 

Bezugspersonenpflege leitet Krohwinkel nicht aus dem Primary Nursing ab. »Bezug/ 

Beziehung«, »Person« und »Pflege« ergeben sich logisch und konsequent aus ihren 

Modellen, Konzepten und Prinzipien. Damit im Rahmen des Managementmodells die sich 

daraus ergebende Bezugspersonenpflege in der Praxis umgesetzt werden kann, sind vorab 

viele Fragen zu klären, u. a.:  

Was soll sich an der Organisation und am Management ändern?  

Wie sollen Verantwortung und Verantwortungsebenen geregelt werden?  

Wie wird die Kommunikation zwischen allen Beteiligten sichergestellt? 

Wie bisher wird die übergeordnete pflegerische Gesamtverantwortung bei der 

»verantwortlichen PFM (PDL)« liegen, die insbesondere für das Pflegemanagement 

zuständig ist. Einen Teil dieser Verantwortung, bezogen auf die Wohnbereiche, wird die PDL 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  25 

 

an die Wohnbereichsleitung (WBL) delegieren, ohne sich damit ihrer Gesamtverantwortung 

entziehen zu können. Zentrale Ziele und damit auch Managementaufgaben sind:  

fördernde Rahmenbedingungen für Bewohner, persönliche und pflegerische 

Bezugspersonen, sowie Mitarbeitende sicherstellen,  

Normalität und Kontinuität sicherstellen. 

PDL und WBL sind für die Beratung (Supervision) der PFM und fördernde 

Rahmenbedingungen, z. B. durch entsprechenden Personaleinsatz, verantwortlich. 

Die Gesamtverantwortung für den Pflegeprozess, die Supervision und Beratung der weiteren 

am Pflegeprozess beteiligten Mitarbeitenden tragen die PFM. Die Pflegeassistenten haben 

eine delegierte Mitverantwortung in Teilen des Pflegeprozesses. Damit die 

Bezugspersonenpflege im Sinne von Krohwinkel funktioniert, müssen Aufgaben und 

Verantwortung konkret geregelt werden. Einige Pflegeeinrichtungen haben die Vertretung 

oft so geregelt, dass die PFM von der Pflegeassistentin vertreten wird. Das geht aber nicht, 

da beide unterschiedliche Aufgaben und Verantwortungen haben. Sinnvoll ist es deshalb 

festzulegen, von welcher PFM die PFM und von welcher Pflegeassistentin die 

Pflegeassistentin bei Abwesenheit vertreten wird. 

 

Legen Sie die Bezugspersonen nicht pflegegradorientiert fest. Es ist besser, zimmerorientiert 

zuzuordnen, wobei alle Zimmer möglichst nahe beisammen liegen sollen! Durch 

Bewohnerfluktuation ändert sich die Belastungssituation der Pflegemitarbeiter häufiger und 

verteilt sich damit entsprechend, z. B. wenn Pflegebedürftigkeit zu‐ oder abnimmt oder 

wenn pflegebedürftige Personen versterben. Aus diesem Grund soll es nicht zur Änderung 

der pflegerischen Bezugspersonen kommen und es sollten deshalb auch keine Bewohner in 

andere Zimmer umziehen müssen, da das unter Umständen eine belastende existenzielle 

Erfahrung für Bewohner sein (werden) kann.  

Bewohner, Angehörige und andere an der Pflege und Betreuung Beteiligte müssen über die 

Zuordnung informiert sein. Für alle Beteiligten muss transparent sein, welche 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  26 

 

professionellen PFM und Pflegeassistenten zugeordnet sind und wie die Vertretung bei 

Abwesenheit geregelt ist.  

Im Rahmen der Bezugspersonenpflege gibt es keinen Grund dafür, dass »jeder 

Mitarbeitende in der Pflege alle Bewohner kennen und über alles Bescheid wissen muss«! 

Diese gelegentlich in der Praxis anzutreffende Vorgabe wäre ohnehin nicht zu erreichen. 

Folgende Frage würde sich dann stellen: Wie sind dann die anzustrebende Kontinuität und 

Beziehung in der Pflege erreichbar? 

In der Praxis ist es sinnvoll und notwendig, die primäre Informationsquelle 

»Pflegedokumentation« zu nutzen! Selbstverständlich benötigt die Gesamtverantwortliche 

für die Schicht (Schichtleitung) bei der Übergabe (wichtige) Informationen, ggf. über alle 

Bewohner. PFM und Pflegeassistenten hingegen benötigen nur Informationen über die 

Personen, die sie in der Schicht/Tour aktuell betreuen. 

  

Das Qualitätsentwicklungsmodell 

Im Qualitätsentwicklungsmodell nach Krohwinkel wird Qualitätsentwicklung in zyklischen, 

miteinander verbundenen Prozessen dargestellt. Qualitätsentwicklung nimmt im 

Wesentlichen natürlich den Pflegeprozess und die konkreten Aufgaben‐ und 

Verantwortungsbereiche in den Blick, ohne dabei andere Bereiche (z. B. Mitarbeit bei 

medizinischer Diagnostik und Therapie) auszublenden. Dabei geht es einerseits um fachliche 

Qualitäten, wie z. B. die Pflegebedarfserhebung und Pflege‐/ Maßnahmenplanung, 

anderseits hat Qualität aber auch etwas mit Sichtweisen, Werten, Wissen, 

Handlungskompetenzen und Ressourcen zu tun. 

Krohwinkel sieht Qualitätsentwicklung im Zusammenhang mit fördernder Prozesspflege 

zunächst vorrangig in der Sicherung und Entwicklung von Kontinuität:  

»Denn, Kontinuität ist das organisatorische Fundament auf dem Sichtbarkeit und 

Ganzheitlichkeit und Kongruenz (authentisch sein) im Pflegeprozess in der direkten Pflege 

erfasst, entwickelt, überprüft, stabilisiert und weiterentwickelt werden kann. Auch aus 

diesem Grund ist Bezugspersonenpflege so wesentlich. Eine entsprechende 

Pflegeprozessdokumentation soll diesen Prozess und seine Wirkung stützen, sichtbar und 

nachweisbar machen. 

Die übergeordnete Zielsetzung der Fördernden Prozesspflege, das heißt der pflegerische 

Beitrag zur Gesundheit in unterschiedlichen Phasen des Lebensprozesses, ist es, betroffene 

Menschen zu unterstützen und zu fördern beim Erhalten, Erlangen und Wiedererlangen der 

Anteile von Unabhängigkeit und Wohlbefinden in den ABEDL®, welche für diese Menschen 

bedeutend und möglich sind.« 

Das „Modell zum reflektierenden Erfahrungslernen“ 

In das Qualitätsentwicklungsmodell integriert ist das »Modell zum reflektierenden 

Erfahrungslernen«. Die Anwendung des Pflegeprozesses (Regelkreis) führt zum 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  27 

 

Erfahrungslernen und zu einem neuen (veränderten) Problembewusstsein. Krohwinkel 

versteht unter »fördernder Prozesspflege« die Anwendung der Schritte/Phasen des 

Pflegeprozesses im Sinne eines Regelkreises, bei dem es zum »Erfahrungslernen« kommt:  

Ausgangspunkt ist die Praxiserfahrung der Pflegenden bzw. die konkrete Pflegesituation.  

Im nächsten Schritt werden die eigene Praxis reflektiert und die im Pflegeprozess 

gemachten neuen Erfahrungen/gesammelten Erkenntnisse erfasst und evaluiert 

(Erfahrungsprozess).  

Das führt häufig zu einem neuen Problembewusstsein. Es werden ggf. neue 

Problemlösungen erarbeitet, die in der Praxis (aktiv) erprobt, wieder reflektiert und die 

im Pflegeprozess gemachten neuen Erfahrungen/gesammelten Erkenntnisse erfasst und 

evaluiert (Erfahrungsprozess).  

Diese neue Praxiserfahrung ist dann wieder der Ausgangspunkt für weitere konkrete 

Pflegesituationen. 

Diese Verknüpfung von Erfahrungen und Theorie führt dauerhaft zu einem veränderten 

Pflegeverständnis und zu neuen Pflegekonzepten. Gelingt es, das Konzept von Krohwinkel 

umzusetzen, kann eine an den Bedürfnissen der Hilfe‐ und Pflegebedürftigen orientierte und 

fördernde Prozesspflege in der Praxis entstehen. 

Fazit     

Das System der fördernden Prozesspflege 

Bedenken Sie: Es ist nicht alles hundertprozentig zu schaffen. Die Tendenz und das Ziel sind 

wichtig: Nicht immer, aber immer öfter wird prozesshaft so eine immer größere und bessere 

Umsetzung in der Praxis erreicht. Schauen Sie dabei auch, was Sie in Ihrer Einrichtung bereits 

erreicht haben! 

 

Die „Person‐zentrierte Pflege“ nach Tom Kitwood 

Im Mittelpunkt der person‐zentrierten Pflege nach Tom Kitwood steht nicht die Person mit 

DEMENZ sondern die PERSON mit Demenz, also der Mensch und nicht seine Krankheit! Es 

ist nicht das krankheitsbezogene Verhalten (z. B. der Schreier, der Hin‐ und Wegläufer, der 

Kotschmierer) das im Fokus steht, es ist immer der Mensch, die Person, die hinter der 

Diagnose Demenz steht.  

Das Ziel der person‐zentrierten Pflege besteht darin, das Personsein von Menschen mit 

Demenz zu erhalten und zu fördern. Es ist sehr wichtig, der Person mit Demenz das Gefühl 

zu geben, etwas wert zu sein, etwas tun und bewirken zu können, Kontakt zu anderen 

Menschen zu haben und dazu zu gehören, das Gefühl von Sicherheit, Urvertrauen und 

Hoffnung. 

Menschen mit Demenz brauchen jemanden, der ihre Situation versteht und anerkennt und 

Stärke, Verlässlichkeit, Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. In der Praxis des 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  28 

 

Pflegealltags kann das durch die Körpersprache und Körpersignale der Pflegenden gelingen, 

z. B. durch ein verständnisvolles Nicken, Halten einer Hand, Abwischen von Tränen, 

Umarmen, Streicheln usw. 

Besser mit herausforderndem Verhalten umgehen. 

Die Demenzerkrankung kann (noch) nicht geheilt werden. Deshalb ist es umso wichtiger 

drauf zu achten, wie wir die Beziehung gestalten können. Dazu gehören das Anerkennen und 

Wertschätzen des Erlebens und der Person im Hier und Jetzt ohne Bevormundung. Ebenso 

wichtig ist es aber auch, auf sich selbst und die eigenen Gefühle zu achten und ernst zu 

nehmen. 

Kitwood empfiehlt 12 Aktivitäten, die besonders geeignet sind, Beziehung positiv zu 

gestalten. 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  29 

 

 

QUELLE: HERBERT MÜLLER „ARBEITSORGANISATION IN DER ALTENPFLEGE, SCHLÜTERSCHE  03_2020  30 

 

 

Im pflegerischen Alltag gibt es sicher häufig eine Gelegenheit, Möglichkeiten aus dem 

Aktivitätenpool von Kitwood auszuwählen und anzuwenden. Versuchen Sie es! 

 Fazit     

Theoriegeleitetes Arbeiten 

Pflege nach Orem vollzieht sich in drei abgestuften Schritten. Sie nimmt insbesondere die 

Selbstpflege‐Potenziale der pflegebedürftigen Person in den Blick und erstmals auch den 

Aspekt der Angehörigenmithilfe. 

Nach Juchli besitzt die Pflege fünf Funktionen:  

1. Bei den ATL unterstützen  

2. in Krisen begleiten, 

3. Mitwirkung bei präventiven, diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen,  

4. Mitwirkung an der Erhaltung/Förderung der Gesundheit,  

5. Mitwirkung an der Verbesserung der Wirksamkeit der Pflege. 

 

Das Modell von Krohwinkel ist primär ein personenbezogenes, fähigkeits‐ und 

förderorientiertes System, das den Menschen als einheitliches Ganzes sieht. Existenzielle 

Erfahrungen können die Existenz des Menschen gefährden und/ oder fördern.         

Krohwinkel unterscheidet nach dem primären pflegerischen Interesse, der primären 

pflegerischen Zielsetzung und den primären pflegerischen Handlungen.  

o Das System der fördernden Prozesspflege umfasst das Rahmenmodell, 

Pflegeprozessmodell, ABEDL®‐Strukturmodell, Managementmodell und 

Qualitätsentwicklungsmodell.  

o Im Managementmodell nach Krohwinkel werden Aufgaben‐ und Verantwortungsbereiche 

in der Pflege festgelegt. Dabei übernehmen Pflegende Aufgaben selbstständig und durch 

Mitwirken und Vermitteln.  

o Pflegepersonen können nur dann gut pflegen, wenn sie sich auch selbst gut pflegen. 

Im Mittelpunkt der person‐zentrierten Pflege nach Kitwood steht nicht die Person mit 

DEMENZ, sondern die PERSON mit Demenz, also: der Mensch und nicht seine Krankheit!  

o Das Ziel der personenzentrierten Pflege besteht darin, das Personsein von Menschen mit 

Demenz zu erhalten und zu fördern.  

o Kitwood empfiehlt 12 Aktivitäten, die besonders geeignet sind, Beziehung positiv zu 

gestalten.