tagi uneingeschraenkt leben

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EINE THEMENZEITUNG VON SMART MEDIA UNEINGESCHRÄNKT LEBEN BARRIEREFREIE GESELLSCHAFT NOVEMBER 2013 Samuel Koch Sein Leben nach «Wetten dass...?» Technologie Was moderne erapien ermöglichen Prävention Gesundheit stärken Autismus So geht Integration Kinder Chancengleichheit Internet Zugang für alle Verkehr Wo Fallen lauern aussergewöhnlichgewöhnlich Swiss Handicap '13 Schweizer Premiere Botschafter für Menschen mit einer Behinderung Ambassadeurs pour des personnes handicapées miss handicap mister Für Menschen mit und ohne Behinderung 29. – 30. November 2013 | Messe Luzern Spannender Ausstellermix Kostenlose Vorträge & Workshops Sonderschau Kinderwelt Event- & Sporthalle Weihnachtsmarkt & Samichlaus Partynacht mit DJs & Künstlern Ein aussergewöhnlicher Messe-Event für die ganze Familie www.swiss-handicap.ch Mit Sonderschau Kinderwelt Anzeige

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Page 1: Tagi uneingeschraenkt leben

E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a

uneingeschränkt leben barrierefreie gesellschaft November 2013

Samuel KochSein Leben nach «Wetten dass...?»

Technologie Was moderne Therapien ermöglichen

Prävention Gesundheit stärken

AutismusSo geht Integration

KinderChancengleichheit

Internet zugang für alle

Verkehr Wo Fallen lauern

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Swiss Handicap '13

Schweizer Premiere

Botschafter für Menschen mit einer BehinderungAmbassadeurs pour des personnes handicapées

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Für Menschen mit und ohne Behinderung 29. – 30. November 2013 | Messe Luzern

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Page 2: Tagi uneingeschraenkt leben

E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a2

Vor kurzem hat das Radio Fribourg Freiburg, in dessen Verwaltungsrat ich tätig bin, einen blinden journalistischen Volontär eingestellt. Zweifellos eignet sich das Radio für blinde Personen besser als das Fernsehen. Und trotz-dem: Die Einstellung eines blinden Menschen bei einem Radiosender ist alles andere als gewöhnlich. Viel Über-zeugungsarbeit und Investitionen zur Anpassung des Arbeitsplatzes waren nötig. Damit diese mutige Entscheidung zum Erfolg führen kann, braucht es Engagement von allen Instanzen.

Aus dieser Geschichte können wir eine Lehre ziehen: Politik wird nicht nur im Bundeshaus gemacht, sondern auch im Alltag. Wir alle können im Rahmen unserer Verantwortung, egal ob wir ein politisches Mandat innehaben oder nicht, die Welt verbessern und für unsere Werte kämpfen. So realisieren wir Abenteuer wie das oben beschrie-bene. Es gibt aber noch viel zu tun für die Behinderten in unserem Land. Egal ob sie physisch oder geistig behindert sind, in erster Linie sind sie Menschen. Diese Tatsache dürfen wir niemals vergessen. Jenseits ihrer Behinderung sind sie ein Teil unserer Gesellschaft. Abgesehen von einem Unterschied haben sie unabdingbare Rechte, die wir genauso wahren müssen wie wir unser

Recht auf ein uneingeschränktes Leben verteidigen. 2004 ist in der Schweiz das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) in Kraft getreten. Seitdem wird es nur zaghaft angewendet. Man muss bedenken, dass die Anpassung des Rechts an die Bedürfnisse eingeschränk-ter Personen bedeutende Investitionen erfordert und dass betroffene Organi-sationen und Unternehmen diese nicht einfach kurzfristig tätigen können. Doch uns bietet sich eine gute Gelegen-heit, unseren Willen zum Abbau von

Schranken für behinderte Menschen erneut zu bekräftigen. Die Schweiz bereitet sich auf die Unterzeichnung der UNO-Behindertenrechtskonvention vor. Das Parlament ist auf gutem Weg, in der Wintersession 2013 wird der Ständerat voraussichtlich sein Einverständnis geben. Bereits in der Sommersession

2013 hat der Nationalrat die Ratifizie-rung mit 119 zu 68 Stimmen bei 4 Ent-haltungen unterstützt. Die Konvention fördert die Rechte eingeschränkter Per-sonen in den Bereichen Barrierefreiheit, Autonomie, Zugang zu Informationen, Bildung, Gesundheit und Arbeit.

All diese Rechte existieren in der Schweizer Gesetzgebung bereits, doch sie sind zwischen den Regulierungen der IV und des BehiG zerstreut. Die Unterzeichnung der UNO-Konvention kann die heute zersplitterten Schweizer Rechte von behinderten Personen stärken und deren Umsetzung beschleu-nigen. Dennoch erheben sich einige Stimmen gegen diesen Vertrag: Sie befürchten untragbare Kosten für die Allgemeinheit und unhaltbare Auflagen für die Arbeitgeber. Unsere geschlossene Antwort muss lauten: Wir können der kommenden Generation nicht die baulichen und geistigen Schranken hinterlassen, die unsere Gesellschaft Menschen mit Behinderung gesetzt hat und nach wie vor setzt. Es ist ein Hirngespinst, dass Arbeitgeber künftig verpflichtet sind, behinderte Personen einzustellen. Der Zugang zur Arbeits-welt wird nicht mit neuen Zwängen von oben verordnet, sondern er ermöglicht sich dank dem Willen und den Werten der einzelnen Akteure im Alltag.

Die Rechte von Menschen mit Behinderung konkret stärkenDemnächst unterzeichnet die Schweiz die UNO-Behinderten-rechtskonvention. Der Vertrag festigt das Schweizer Behinder-tengesetz und beschleunigt des-sen Umsetzung. Doch entschei-dend ist der Wille im Alltag.

Christine Bulliard-marbach,CvP-nationalrätin (Fr)vorstandsmitglied des dachverbands insieme Schweiz

04 Wie barrierefrei ist die Schweiz wirklich?

05 Gesundheit: Gezielte Prävention

06 Kleine Menschen, grosse Herausforderungen

08 Interview mit Samuel Koch

10 Die Integration autistischer Menschen

11 Neue Technologien und Therapien

12 Chronische Krankheiten und Handicaps

14 Gastbeitrag: Internet

10 12

4 6

»Es gibt noch viel zu tun für die Behinderten in unserem Land.

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uneingeSchränkt lebenProjektleitung: lewe Webering, [email protected]: matthias mehl, [email protected] Text: andrea Söldi, michael merz, rainer hofmann, matthias mehlGrafik und Layout: Benedikt Schmitt bilder Titelseite/Interview: imago Produktion: Smart media Publishing Schweiz gmbh Druck: dzz druckzentrum zürich ag veröffentlicht mit dem Tages-anzeiger im november 2013. Für mehr informationen, Fragen oder inserate: Jeroen minnee, [email protected], Smart media Publishing Schweiz gmbh, Tel. 044 258 86 00

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Page 4: Tagi uneingeschraenkt leben

E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a4

Wie barrierefrei ist die Schweiz wirklich?» Die Barrieren im Kopf lassen sich durch Sport ab-bauen.

im vergleich mit anderen ländern bietet die Schweiz sehr gute Strukturen, auch für menschen mir handicap. dennoch wird das reisen für sie oft zur Tortur.

Reisen ist in der Schweiz ein Kinderspiel. Zuerst steigt man in den Zug, dann am Zielbahnhof aus, ein Blick auf den Fahrplan geworfen, danach geht’s weiter ins Tram und schon ist man am Ziel. So leicht funktioniert es zumindest dann, wenn man keine körperlichen Behinderungen hat. Denn wer beispielsweise nur eingeschränkt gehen oder sehen kann, kommt schnell an die Grenzen des Machbaren im ÖV. Das ist auch dem Bundesamt für Verkehr (BAV) bewusst: Herausforderungen bestehen laut Presse-sprecher Andreas Windlinger vor allem bei der Anpassung der Bahnhöfe und Perronanlagen. «Der Einbau von Rampen und Liften sowie die nötigen Perronerhöhungen sind oftmals aufwän-dig und teuer», führt Windlinger aus. Gerade bei Bahnhöfen, die in Kurven liegen – auch wenn es sich nur um leichte handelt – ist die Erhöhung des Perrons technisch sehr schwierig.

Gute Infrastrukturen, ein über weite Strecken zuverlässiger öffentlicher Verkehr sowie gut ausgeschilderte Wege und Strassen. Dies und mehr bietet die Schweiz. Für Menschen mit Handicap ergeben sich aber diverse Probleme. Und noch sind nicht alle Schranken abgebaut. Das gilt auch fürs Internet.TexT RAINeR HOFMANN

«Viel zu tun gibt es weiterhin auch bezüg-lich des niveaugleichen Einstiegs in die Busse, hier ist aber nicht das BAV zu-ständig, sondern primär die Kantone und Gemeinden als Strasseneigentümer.»

Doch trotz des bestehenden Handlungs-bedarfs im ÖV betont Andreas Windlinger: «Die Schweiz hat mit dem Behindertengleich-stellungsgesetz (BehiG)und den entsprechenden Ausführungsbestimmungen bezüglich Bar-rierefreiheit im öffentlichen Verkehr eine der fortschrittlichsten Rechtsordnungen in Europa.» Bei der Umsetzung sei der schweizerische ÖV insbesondere bei der behindertengerechten Ausgestaltung des Rollmaterials von Eisenbah-nen und Trams bereits weit fortgeschritten.

Die Umsetzung des BehiG im ÖV ist von entscheidender Bedeutung. Da die Zahl der älteren Menschen in der Schweiz zunehmen wird, werden auch immer mehr Passagiere mit Handicaps auf Zug und Tram angewiesen sein. Dementsprechend misst das BAV dem demografischen Wandel hohe Bedeutung bei. Denn altersbedingte Einschränkungen setzten meistens zwischen 75 und 85 Jahren ein, heisst es auf der offiziellen BAV-Homepage. Insbesondere das Aufstehen und sowie das Absitzen können zur Qual werden. Ein weiteres Problem: Geh-, Seh-, Hörfähigkeit, der Tast- sowie der Bewegungssinn und die Muskelkraft ganz allgemein können vermindert sein.

Was heisst das nun für ältere Passagiere sowie jüngere Menschen mit körperlichem Handicap? Die Nutzung des öffentlichen

Verkehrs bedeutet für sie vor allem Stress, sei es, weil sie den Fussgängerstreifen zur Tram-insel nur noch langsam überqueren können, die Grünphasen der Ampeln zu kurz sind, sei es wegen der Kompliziertheit der zu bedienenden Billettapparate, der Vielfalt der zu verarbeitenden Kundeninformationen, den verminderten Funk-tionsfähigkeiten des Körpers oder der Angst, zu wenig Zeit fürs Ein- und Aussteigen zu haben und zu stürzen. Gewisse dieser Probleme lassen sich lösen. Indem das Ein- und Aussteigen ohne Niveauunterschiede erfolgen kann, verringert sich die Gefahr, dass Ältere oder Personen mit Behin-derungen zu Fall kommen. Auch die Billettauto-maten sind gemäss Behindertenorganisationen grundsätzlich barrierefrei. Schwierig wird es für Menschen mit Sehbehinderung: Touchscreens ge-ben kein haptisches Feedback und machen es seh-behinderten Menschen schwer, ein Billett zu lö-sen. Für sie eignet sich die Bestellung eines Billetts per Telefon, welche die SBB kostenlos anbieten.

KeINe barrIereN Im NeTz

Doch nicht nur in der realen, sondern auch in der virtuellen Welt stossen Menschen mit Handicap regelmässig an Grenzen. Noch immer sind viele Internetseiten nicht barrierefrei. Aus diesem Grund hat die Stiftung «Zugang für alle» eine Checkliste für barrierefreies Webdesign erarbeitet. Sie dient zur Beurteilung, ob eine Website barrierefrei ist. Mit der Checkliste können auch Anforderungen für Barrierefreiheit und Anwendbarkeit in einem Pflichtenheft be-schrieben werden (mehr dazu auf Seite 14).

UND KeINe barrIereN Im KoPf

Doch nicht nur im Internet und im Verkehr haben Menschen mit Handicap Hürden zu überwinden. Auch mentale, soziale Barrieren schliessen sie aus. «Zwar ist der Betreuungs-standard in der Schweiz sehr hoch, doch gerade Menschen mit geistiger Behinderung sind nicht wirklich Teil der Alltags-Gesell-schaft», sagt Bruno Barth, Geschäftsführer von Special Olympics Switzerland. Die Organisation ist Teil der grössten Sport-bewegung für Menschen mit geistiger Behin-derung. «Wir wollen für diese Menschen Wertschätzung, Akzeptanz und Gleichstellung fördern – und unser Vehikel zu diesem Ziel ist der Sport», führt Barth aus. Denn Sport verbinde, unabhängig von Herkunft, Behin-derung, Sprache oder sozialem Stand.

An den Sportveranstaltungen sollen Personen mit und ohne Behinderung un-gezwungen miteinander Kontakt aufnehmen können. Eindrücklich sei es jeweils zu erleben, welche Erfahrungen freiwillige Helfer machen, die erstmals richtigen Kontakt mit behinderten Menschen haben. «Dank dem sportlichen Rahmen ist die Hemmschwelle sehr tief und es kommt zu spannenden Begegnungen.» Viele solcher Begegnungen erwartet Bruno Barth natürlich für die «National Summer Games Bern 2014» (mehr Informationen unter specialolympics.ch). Was er sich für den Event erhofft: «Gutes Wetter – und dass wir für die 1500 Athleten und ihre Betreuer einen tollen Grossanlass durchführen können.»

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Page 5: Tagi uneingeschraenkt leben

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In vielen Fällen ist’s das Herz. Laut Statistiken, zum Beispiel der Welt-gesundheitsorganisation (WHO), gehen in vielen Ländern der Europäischen Union insgesamt 38 Prozent der Todes-fälle von Männern und 45 Prozent der Todesfälle von Frauen auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zurück. Diese Werte sind in der Schweiz ähn-lich. Nichtübertragbare Krankheiten (siehe Infobox) dominieren unsere immer älter werdende Gesellschaft. Daher weisen Gesundheitsexperten auf die grosse Herausforderungen hin, Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Krankheiten – damit sind auch Hirn-schläge gemeint – durch präventive Massnahmen in den Griff zu kriegen.

GUTe erNährUNG reLevaNT

Nichtübertragbare Krankheiten, auch chronische Krankheiten genannt, werden häufig von Ernährungsfaktoren mitverursacht. Spezifische Risikofak-toren, die mit Ernährungsmassnahmen beeinflusst werden können, sind Blut-hochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, respektive Adipositas (starkes Übergewicht; etwa bei einem Body-Mass-Index über 30). Ein Pro-blem ergibt sich für Personen, die sich viel zu einseitig ernähren und Früchte sowie Gemüse verschmähen. Denn längst nicht jeder Schweizer, der die Ernährungspyramide kennt, ernährt sich auch entsprechend ausgewogen. Im Gegenteil: So mancher in der Schweiz trinkt und raucht überdurchschnittlich viel. Andererseits weisen rund eine Mil-lion Menschen in der Schweiz Allergien und Nahrungsmittel-Intoleranzen auf.

Das Bundesamt für Gesundheit schreibt die nichtübertragbaren Krank-heiten zu mehr als der Hälfte einem ungesunden Lebensstil zu. Gleichwohl werden chronische Krankheiten auch durch Vererbung, infektiöse Keime oder

gewisse Umweltfaktoren wie Stress und einer Anhäufung verschiedener gesund-heitlicher Prädispositionen intensiviert.

PräveNTIoN UND aKTIoN

Wie schon erklärt, muss unausgewo-gene Ernährung nicht gleich zu einer Krankheit führen. Weitere Hauptfak-toren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Lebensmittel-Intoleranzen und Stress sind weitere, eigentlich vermeid-bare Faktoren, die in schweizerischen Bevölkerungskreisen zunehmend Krankheitsfälle auslösen. Freilich kennen die meisten Schweizer und Schweizerinnen ihre Laster oder auch Stressfaktoren, von denen manche nicht beeinflussbar sind, wie etwa die Zunahme des Vekehrs. Allerdings geben sich viele Personen über 30 Jahre bequem, sie meiden längere Fuss- oder Jogging-Wege, um von A nach B zu gelangen. «Der Bewegungsmangel ist in der Schweizer Bevölkerung weit ver-breitet. 59 Prozent der Erwachsenen

respektieren die Empfehlung nicht, sich täglich mindestens 30 Minuten zu be-wegen und 16 Prozent sind sogar voll-kommen inaktiv», heisst es in einer Be-fragung des Bundesamtes für Statistik.

Prävention setzt deshalb bewusst an zwei Punkten an: einerseits bei einem gezielten föderalistischen Prinzip, ande-rerseits bei der forcierten Eigenverant-

wortung. Somit verfügen die Kantone über weitgehende Kompetenzen im Gesundheitsbereich wie beispiels-weise in der Spitalversorgung, in der

Spitzenmedizin und in der Berufsaus-übung von «Health Professionals» wie Ärzte, Pflegefachleute oder Instrukto-ren. Bezüglich der Gesundheitsförde-rung und Eigenverantwortung schalten Kantone wie auch das BAG aufklärende Kampagnen, wie beispielsweise jene gegen einen allzu hohen Salzkonsum.

«meDIcaL WeLLNess»?

Eher schwammig seien Modebezeich-nungen wie «Medical Wellness», meint ein Migränenspezialist (Name der Redaktion bekannt). Heute biete jedes bessere Hotel «medizinisches Wohlbe-finden», was wirklich kranken Personen nicht entgegenkomme. Darüber hinaus meinen auch Schweizer Touristiker, dass die Etikette «Medical Wellness» nicht unbedingt ein Qualitätssiegel darstelle. Der Trend zum gesundheits-bezogenen Urlaub, inklusive Well-ness-Ferien, ist jedoch ungebrochen. Laut Übernachtungsstatistiken bevor-zugt vor allem die Generation 50 plus medizinische Kuren. Jüngere Personen (30 bis 40 Jahre) oder Junge (unter 30 Jahre) buchen kürzere Wellness-Auf-enthalte. Jedenfalls spricht nichts da-gegen, betreibt man regelmässig Sport und aktive Ausflüge wie nur schon in Schwimm- oder Thermalbädern.

Ein natürliches Thermalbad lindert nicht nur bildschirmgeplagte (tro-ckene) Augen, sondern auch unter anderem Bauchbeschwerden oder Migräne. Sauna- und Kneippanlagen wirken ebenfalls für diverse Organe revitalisierend-anregend. Apro-pos Prävention: Allergikern, denen unbekannte Auslöser fast den Ver-stand rauben, oder Menschen, die mit Schlafproblemen ringen, finden unter diversen Rubriken des «Allergie Zentrum Schweiz», Unterstützung.

So funktioniert die GesundheitspräventionDie Zunahme chronischer Krankheiten ist eine Heraus-forderung für das Sozial- und Gesundheitssystem, schreibt das Bundesamt für Gesund-heit (BAG). Wo sollten Herr und Frau Schweizer nun den Hebel ansetzen bezüglich ihrer Gesundheit?TexT MIcHAel MeRZ » Prävention hat

auch mit Eigenverant-wortung zu tun.

Probleme mit dem herz sind weit verbreitet.

Für Menschenmit undohne Behinderung

Am 29. und 30. November findet in der Messe luzern die «Swiss Handicap» statt. «Mit unserer Ver-anstaltung sprechen wir sowohl Fachleute wie auch Betroffene und Familien an», führt ewa Ming von der Messeleitung aus. An der Messe werden Menschen mit Behinderungen in den Fokus gerückt, doch es sei den Verant-wortlichen ein Anliegen, auch Personen anzusprechen, die mit dem thema «Behinderung» bisher vielleicht eher wenig zu tun hatten.

Die Messe ist in der Schweiz eine Premiere. «Die Swiss Handicap hat ein grosses positives echo ausgelöst. Dank der Unterstüt-zung von starken Partnern und engagierten Helfern dürfen sich die Besucher auf ein ganz besonderes Messe-erlebnis freuen», erklärt Ming. Die Bandbreite an Angeboten ist gross: So wird im Rahmen der «Sonderschau Kinderwelt» auf die Bedürfnisse und Heraus-forderungen eingegangen, die sich für Kinder mit Behinderungen und deren eltern ergeben. Beispiels-weise kann ein barrierefreier Spiel-platz erkundet werden, Besucher können mit Schweizer Promis Guetzli backen und sich über themen wie «Kommunikation» und «Mobilität» informieren.

«Doch nicht nur die Jungen, sondern auch erwachsene Men-schen mit Handicap sowie deren Bekannte werden bewusst an-gesprochen, dank unserer ver-schiedenen Messethemen», führt ewa Ming aus. Neben «Beruf und Bildung», «therapien» und «Rehabilitation» gehören da bei-spielsweise auch «Prävention und Diagnostik» dazu. Von der Messe erhofft sich die Messeleitung einen regen Austausch zwischen Besuchern, Fachleuten und Be-troffenen. Unter swiss-handicap.ch gibt es mehr Informationen. (smp)

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• Früherstandendieübertragbaren Krankheiten wie Infektions- krankheiten in der Gesundheits politik im Vordergrund.

• IndenletztenJahrennahmdie Bedeutung der nichtübertragbaren Krankheiten stetig zu. Dazu gehören gemäss WHO Herz-Kreis- lauf-Krankheiten, Diabetes mellitus typ 2, Krebs und Atem- wegserkrankungen. (Quelle: BAG)

smart facts:

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E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a6

ovErviEW KINDeR

Kinder- und Jugendrechte bestimmen die Hausordnung in unterschiedlichen In-stitutionen entscheidend mit. Sei es, wenn es sich um die Aufnahme eines Kinder- oder Jugendartikels in die neue Bundesverfassung handelt. Oder sei es, wenn es um ethische Ansätze über die Definition der Hand-lungsfähigkeit eines Heranwachsenden geht. Die EMRK (Europäische Menschen-rechtskommission) liefert mitunter einen Grundpfeiler des Zusammenlebens durch grenzenlos anerkannte Konventionen wie beispielsweise «Verbot der Sklaverei und der Zwangsarbeit» (Art. 4), «Recht auf Freiheit und Sicherheit» (Art. 5) und durch ein zusätzliches Dutzend an Rechtsartikeln. Allerdings gibt es bei EMRK-Artikeln Interpretationslücken. Beispielsweise,

wenn sich ein souveränes Land wie die Schweiz politisch anders strukturiert ist wie ein überstaatliches Gebilde wie der Europarat.

Was IsT WIchTIGer: mUTTer-

oDer LaNDessPrache?

Kinderrechtskonventionen bieten gegen-über Staatsverfassungen nur eine rechtliche Orientierung, und in der Schweiz regieren spezifisch viele kantonale Gesetze. Daher ist es nicht erstaunlich, wenn Kritiker auch in der Bundesverfassung sozio-politische Divergenzen sehen. So wird beispiels-weise im Freiheitsentzug keine ausnahms-lose Trennung zwischen «Jugendlichen» und «Erwachsenen» gewährleistet.

Das Eidgenössische Bundesgericht hat sich zudem mehrfach mit der Problematik der Zwangseinschulung von sprachlichen Minderheiten in mehrsprachigen Kantonen, beziehungsweise der Frage des Anspruchs auf Schulunterricht in der eigenen Mutter-sprache, auseinandersetzen müssen. Hierbei gelangte man nicht immer auf einen grünen Zweig. So hat die Zürcher Bildungs-direktion entschieden, dass ab August 2014, nur vorübergehend in der Schweiz lebende Kinder die internationale Schule besuchen dürfen, soweit die so genannten Expat-Eltern diese Schule selbst finanzieren wollen. Grund für diese Einschränkung sei der Speziallehrplan dieser Schule, in der die Landessprache nur eine Nebenrolle spiele.So könnte man «Chancengleichheit» ähnlich

wie der Bund interpretieren, der Bildungs-institutionen gesetzlich anerkennt, wenn diese eine weiterführende Ausbildung in der Schweiz garantieren, Interesse zeigen den hier lebenden Kindern die nationale Kultur und die kantonalen Eigenheiten, insbesondere die deutsche Sprache, vertieft zu vermitteln. Dennoch hat die Interna-tional School, die an mehren Orten aktiv ist, vor dem Bundesgericht darauf verzichtet, internationales Wirtschaftsrecht vors kan-

tonale Volksschulgesetz zu stellen. Wie auch immer, Eltern, die getrennte Haushalte führen, die nicht im selben Wohnort leben, werden mit argen finanziellen Problemen konfrontiert, möchten sie beispielsweise ihre Kinder in eine überkantonale, mehr-sprachige Schule entsenden, die ausserhalb der definierten Wohngemeinde liegt.

fINaNzIeLLe GLeIchheIT schaffeN

Ausbildung kostet. Chancengleichheit ist also nur dann gegeben, wenn Kinder un-abhängig ihres sozialen Standes Zugriff auf

die gleichen Ausbildungsmöglichkeiten haben, wie Kinder aus besser gestellten Familien. Diese Chancengleichheit soll das Stipendienwesen sicherstellen. Doch die Schweizer Kantone bestimmen noch völlig souverän über die Voraussetzungen, unter denen sie Stipendien erteilen. Entsprechend uneinheitlich präsentiert sich also die staat-liche Situation. Gesamtschweizerisch beträgt der durchschnittliche Stipendienbetrag pro Semester rund 3241 Franken. Im Kanton Waadt werden teilweise 8933, im Kanton Neuenburg allerdings nur rund 3377 Fran-ken zugesprochen. Graubünden gewährt einem von 139 Einwohnern ein Stipendium, hingegen in Zürich etwa 312 Bewerber ein staatliches Stipendium erhalten.

2010 waren 42 Prozent der Bezüger und Bezügerinnen von Stipendien unter 20 Jahre alt. Die ab 30-jährigen machen lediglich fünf Prozent der Stipendienbezüger aus. Die Situation auf privater Ebene ist komplex betreffs den zahlreichen Stiftungen und Fonds für allerlei Hilfesuchende. So gibt es beispielsweise Fonds für ausserordentlich begabte Kinder oder auch solche Einrich-tungen wie beispielsweise «UBS Mitarbeiter helfen». Dieser UBS-Verein leistet Zuschüsse an gemeinnützige Institutionen, die sich für handicapierte Menschen einsetzen. Es gibt Stiftungen wie «WFJB» (Wohnraum für jüngere Behinderte), für Sehgeschädigte, allgemein die «Stiftung für Kinder in der Schweiz», die sich auch für behinderte

Kinder engagiert. Allerdings, das Stipendien-wesen in der Schweiz ist unübersichtlich. So müssen Eltern erst mal viel Zeit darin investieren, die richtige Einrichtung mit dem eigentlichen Hilfezweck zu finden, um dann mannigfaltige Briefunterlagen an sie versen-den zu können. Ausführliche Adressen zum Stipendienwesen finden sich im regelmässig aufdatierten Buch «Fonds und Stiftungen» (Vetrieb: ZHAW Soziale Arbeit, Infostelle).

TroTz haNDIcaP zUr schULe

Die Kantone sind für den gesamten fachlichen, rechtlichen und finanziellen Bereich der besonderen Schulung von Kindern und Jugendlichen sowie für die sonderpädagogischen Massnahmen ver-antwortlich. Das heisst, dass behinderte Kinder – sofern es ihnen möglich ist – in der Schweiz die normale Schule besuchen und wie alle anderen Kinder in die obliga-torische Schule integriert werden. Aus-kunft dazu erteilen die Schulbehörden der jeweiligen Wohngemeinde. Sonderschulen wiederum sind auf bestimmte Behin-derungsformen sowie Kinder mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten ausgerichtet. Die Sonderschulen nehmen Kinder und Jugendliche auf, die verstärkte Massnahmen benötigen und aufgrund ihrer besonderen Ansprüche nicht in die Regelschule in-tegriert werden können. Eine gute Über-sicht darüber, wer in welcher Gemeinde Ansprechperson ist, bietet die Website ch.ch.

Kleine Menschen – grosse HerausforderungenKinder sollen chancengleichheit bekommen und die bestmögli-che Ausbildung. Dies unabhän-gig von Herkunft, Religion und sozialem Stand. Doch wozu die-nen Kindergesetze, wenn diese in weiten Kreisen nur teilweise wirken? Und wie werden Kinder mit Behinderungen gleich-gestellt? ein Rundumblick.TexT MIcHAel MeRZ

»Es gibt zahlreiche Fonds für Begabte.

Erwachsenwerden ist nicht leicht. aus diesem grund ist es zentral, dass Kinder aller Kulturen und sozialen Schichten möglichst gleiche Chancen erhalten.

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» Die Höhe von Stipendien-beträgen unterscheidetsich von Kanton zu Kanton teilweise massiv.

Page 7: Tagi uneingeschraenkt leben

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Denn Hotelgäste und Residenzbewohnende ge-niessen alle Annehmlichkeiten eines erstklassi-gen Hotelservice. Koch, Kellner, Réceptionistin, Gärtner, Raumpflegerin, Fitnesstrainer, Physiothe-rapeutin und viele gute Geister stehen zu Diens-ten bereit und helfen, den Alltag angenehm zu

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Sorgenfrei den Lebensabend geniessenDas eine mit dem anderen verbinden – diese Mög-lichkeit bietet die Sonnmatt in mehrerer Hinsicht: Man ist in seinen eigenen vier Wänden ganz zuhau-se und geniesst gleichzeitig ein stilvolles Ambien-te und rundum Komfort wie im Hotel. Der Wunsch nach Privatsphäre wird genauso erfüllt wie das Bedürfnis nach nicht ganz alltäglichen Dienstleistun-gen, die das Leben leichter und bequem machen: Halbpension, Appartementreinigung, Wäsche-service, gratis Shuttlebus ins nahe Zentrum von Luzern. Den Bewohnerinnen und Bewohnern steht selbstverständlich auch die gesamte Infra-struktur des benachbarten Kurhotels zur Verfü-gung: Restaurants mit exzellenter, leichter und abwechslungsreicher Kost, eine Café-Bar, ein Salon, eine Bibliothek, ein Coiffeur- und Kosmetik-salon und eine Vielzahl an Veranstaltungen sowie Wellness- und Fitness-angeboten wie Hallen-schwimmbad, Therapiebad, Sauna, Dampfbad, medizinischer Fitnessraum und tägliche Bewe-gungstherapie. Alle Einrichtungen sind unter- irdisch miteinander verbunden.

Behaglichkeit und zuvorkommender Service ma-chen das Wohnen auf Sonnmatt Luzern sorgenfrei. Ein bestens ausgebildetes Pflegeteam arbeitet rund um die Uhr. Und wer mehr Hilfe benötigt, der erhält jederzeit medizinische Versorgung in enger Koope-ration mit der nahen Hirslanden-Klinik St. Anna. Auf Sonnmatt ist man in allerbesten Händen.

Ein Ort voller MagieAndere reisen weit, um so einen Ort zu finden. Die leicht erhöhte Lage am Dietschiberg von Luzern, die herrliche Natur rundum und dazu die Nähe zur

Stadt machen die Sonnmatt so einzigartig. Hier muss man sich nicht entscheiden, ob man sich Ruhe oder Abwechslung wünscht, hier findet man einfach alles. Entspannung in vielfältiger Form, idyllische Spazier- und Wanderwege, eine weitläu-fige Parkanlage. Und den Tapetenwechsel gleich vor der Tür: das ländlich-urbane Luzern mit seinen vielfältigen kulturellen Angeboten von internatio-naler Ausstrahlung, dazu unzählige Ausflugsmög-

lichkeiten und Freizeitangebote in der Umgebung. Wer nicht so weit gehen möchte, geniesst Unterhaltung, gesellschaftliche Anlässe, sport-liche Möglichkeiten und ein erholsames Ver-wöhnprogramm direkt im Haus. Hier kann man Kraft tanken und den Lebensabend entspannt in stilvoller Ambiance geniessen. Auf Sonnmatt Luzern lässt es sich wahrlich gut leben.

Wir sind für Sie da! Bitte kontaktieren Sie uns für weitere Auskünfte, unverbindliche Besichtigungen und Reservationen.

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Im Mietpreis inbegriffen sind:

Halbpension mit Frühstücksbuffet und 5-Gang-Mittagsmeü

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Réception- und Portierservice

24-Stunden-Notrufbereitschaft (bei Bedarf Betreuung durch Pflege- personal oder Arzt)

Freie Benutzung des Wellness- und Fitnessbereichs, Hallenschwimmbads und aller Räumlichkeiten des Kurhotels

Teilnahme an ausgewählten Aktivitäten und Veranstaltungen des Hauses sowie an Fitness-Gruppenangeboten

Gratis-Transfer in die Altstadt von Luzern mit hoteleigenem Shuttle

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«Wir tun alles, um unseren Gästen das Leben so angenehmen und berei-chernd wie möglich zu gestalten.»Annette Badillo, Direktorin Sonnmatt Luzern

«Auf Sonnmatt zuhause sein heisst: stadtnah leben und gleichzeitig Ruhe und Natur geniessen.»

«Lebensqualität ist, wenn man alles kann und nichts muss.»

Sonnmatt LuzernKurhotel & Residenz

Die «Casa Farfalla» bietet Kurzzeitaufenthalte für Menschenmit einer geistigen oder mehrfachen, schweren Behinde-rung. Dies in einem geborgenen, familiären Umfeld mit professioneller Betreuung. Indem wir auf die Bedürfnisseunserer Gäste eingehen, fühlen sie sich ernst genommen. Wir arbeiten ohne finanzielle Beiträge der öffentlichen Hand.

Öffnen Sie die Tür in die Casa Farfalla…

Mit Ihrer Hilfe können wir jene Menschen bei uns aufnehmen, für die kein vergleichbares Angebot besteht. Mit grossem Dank für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen in unsere Arbeit.

Casa FarfallaErlenstrasse 23, 6020 EmmenbrückePatrizia und Aubi Dolfini Telefon 041-980 61 83 [email protected] PC-Spendenkonto: 60-252 251-5

01.ins.cafarfalla.10.13:01.ins.cafarfalla.10.13 5.11.2013 16:08 Uhr Seite 1

IWAZ: Integration-, Wohn-, Pflege-, Arbeits- und Ausbildungs-Zentrum für Menschen mit HandicapDie Lehrwerkstatt des IWAZ bietet für Men-schen mit einem Handicap Abklärungs-aufenthalte, Erstausbildungen, Umschu-lungen und gezielte Arbeitstrainings an.

Wir schulen körperbehinderte, lernbehinderte oder verhaltensauffällige Jugendliche, die keine Ausbildung in der freien Wirtschaft absolvieren können sowie Menschen, die nach einer Krank-heit oder einem Unfall neue berufliche Perspek-tiven suchen. Aktuell absolvieren 16 Lernende verschiedene Ausbildungen in den Bereichen Mechanik und Elektrotechnik. Unsere Ausbildung ist ganzheitlich und auf jeden Lernenden ange-passt. Durch menschliche und fachliche Förde-rung wollen wir das Selbstwertgefühl stärken und die Integration in die freie Wirtschaft je nach den individuellen Möglichkeiten realisieren. Dabei bilden wir die Lernenden auf dem aktuellen Stand der Technik aus, so dass sie für das Berufsleben möglichst optimal vorbereitet sind. Deshalb benötigen wir als Zulieferer der Indus-trie und des Gewerbes für unsere Werkstätten regelmässig neue Aufträge. Bei uns gehen neben den Lernenden rund 170 Menschen mit einem Handicap einer sinnvollen und sinnstiftender Arbeit nach. Unser Produktions- und Dienstleis-tungsangebot ist ausgerichtet auf mechanische Teilefertigung, diverse Montagearbeiten, Bau-gruppenfertigung, Prototypenfertigung, verschie-dene Klebetechniken, Gravierarbeiten, Handar-beiten, Verpackungs- und Versandarbeiten sowie

Logistikaufträge. Wir verfügen über die notwen-dige Infrastruktur und das Leistungsvermögen für Aufträge aus den unterschiedlichsten Berei-chen der Industrie, des Gewerbes und anderen Wirtschaftszweigen. Wir orientieren uns an den neuesten technologischen Entwicklungen, liefern Top-Qualität und sind ISO 9001:2008 zertifiziert. Unter der Leitung von erfahrenen Fachleuten und Ausbildnern setzen unsere behinderten Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter ihre individuellen Bega-bungen und ihr Können engagiert ein.

Es ist und bleibt die Verpflichtung des IWAZ sowie der Gesellschaft, einen Beitrag zu leisten, dass der behinderte Mensch einen anerkannten und ihm würdigen Platz in der Gesellschaft behält.

Interessiert an einer Ausbildungs- oder Arbeits-stelle im geschützten Rahmen oder an unserem Produktionsprogramm?Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf: www.iwaz.ch oder verlangen Sie Herrn Hans Peter Waffenschmidt, Fachbereichsleiter Aus- und Weiterbildung oder Herrn Rico Simonelli, Bereichsleiter Produktion und Dienstleistungen unter 044 933 23 23.

IWAZ Schweizerisches Wohn- und Arbeitszentrum für MobilitätsbehinderteNeugrundstrasse 4, 8620 [email protected]

www.iwaz.ch

Page 8: Tagi uneingeschraenkt leben

E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a8

inTErviEW

Samuel Koch, kürzlich sind Sie im Rahmen einer Safari durch Botswana gereist. Wie war das für Sie? Es war eindrücklich und ein tolles Erlebnis. Und äusserst anstrengend – obwohl ich «gereist worden bin». Ich hatte das Glück, dass ein Unternehmen diese barrierefreie oder besser barrierearme Reise anbietet. Zusammen mit zwei weiteren Roll-stuhlfahrern ging es dann in die Wildnis.

Welche Erlebnisse mit Land und Leuten haben besonderen Ein-druck bei Ihnen hinterlassen?Es sind vor allem die Naturerlebnisse, die mir bleiben werden. Wir fuhren mit dem Jeep durch den Chobe National-park, erlebten den Streit zwischen Löwen und Wildhunden, glitten im Boot durch das Okavango Delta an Krokodilen vorbei und schliefen in Zelten. Morgens wachten wir auf und die Elefanten wollten mit uns frühstücken. Fast un-wirklich, so nah kamen sie uns.

Woran arbeiten Sie zurzeit?Zurzeit steht vor allem mein Diplom im Vordergrund, welches ich nächstes Jahr abschliessen will. Daneben wartet manch interessante Aufgabe auf mich. Zum Bei-spiel bin ich als Botschafter der Deutschen Stiftung Querschnittslähmung (DSQ) unterwegs, habe eine kleine Dokumentation gedreht, die am 26. November um 22.15 Uhr im ZDF zu sehen sein wird und werde an einem Ärztekongress referieren über «Die Bedeutung von Kontextfaktoren in der Lebenswelt eines Betroffenen». Entschuldigung, für den Titel kann ich nichts (lacht). Letztendlich geht es darum, deutlich zu machen, wie vielfältig jedes Individuum, jeder Mensch ist. Und dem-entsprechend sollten der Bedarf und die Art und Weise der Unterstützung gestaltet werden. In den westlichen Industrie-

staaten ist die Förderung im Vergleich zur restlichen Welt schon gigantisch. Aber was machen die, die zum Beispiel bei dem Erdbeben auf Haiti vor drei Jahren ver-unglückten und heute im Rollstuhl sitzen?

Beim Film «4 Tage im Mai» waren Sie als Regieassistent tätig. Sind Sie auf den Geschmack gekommen?Zu diesem Projekt war ich ursprünglich

gekommen, um die Kinderschauspieler zu betreuen. Durch meine Erfahrungen in der Betreuung von Kindern für das Bundes-wehrsozialwerk, wurde mir diese Aufgabe angeboten. Da ich bereits bei den Bavaria Filmstudios in München für eine Serie gearbeitet hatte, habe ich für diesen Film zunächst die Aufnahmeleitung unter-stützt und später die Regie. Und ja, das war herausfordernd und hat Spass gemacht.

Wäre es für Sie ein Traumberuf?Mein Traumberuf war eigentlich der eines Schauspielers. Wie sich meine berufliche Laufbahn jetzt entwickelt, ist noch nicht abzusehen – auch wenn ich meine Diplom-arbeit an der Hochschule für Musik, Theater und Medien abgeschlossen haben werde. Seit meiner Jugend konnte ich mich für so vieles begeistern und das versuche ich mir weiterhin zu bewahren. Welcher Beruf oder welche Berufe dabei heraus-kommen, will ich noch offen lassen. Es zeichnen sich ein paar Möglichkeiten ab.

Sie sind aus tragischen Gründen zu einer Berühmtheit geworden. Wie gehen Sie mit diesem Ruhm um?Nun, Berühmtheit hat etwas mit Ruhm zu tun. Ich kann nichts Rühmliches daran feststellen, öffentlich auf den Kopf zu fallen und sich der-art schwer zu verletzen. Bekanntheit ist eher angebracht – und das ist schon unangenehm genug. Ich fühle mich in meinem Körper selbst nicht wohl und dann schon gar nicht, wenn ich unter Menschen bin. Es bedeutet für mich immer noch Überwindung. Trotzdem halte ich es für wichtig, «raus» zu gehen, mich auch unbekannten Situationen zu stellen.

Erkennen die Leute Sie auf der Strasse?Ja, ich werde immer noch erkannt – wobei es manchmal eine Freude ist, wenn ich nach meinem Namen gefragt werde, denn dann bin ich wohl unerkannt geblieben. Meistens jedoch werde ich – sagen wir mal – an-geschaut, beobachtet. Und manchmal an-gesprochen. Es ist sehr nett, mal umarmt zu werden und gemeinsame Fotos zu machen. Aber eine ältere Dame kam kürzlich auf mich zu und kniff mir mit Daumen und Zeigefinger in die Wange und schüttelte sie – da hört’s definitiv auf! Insgesamt jedoch bekomme ich von meiner Umgebung, meinen Kom-militonen und Freunden, sehr viel Liebe. Ich gebe diese gerne und schnell weiter.

Wie reagieren Kinder?Sehr unterschiedlich. Die einen sind ängstlich und verstecken sich vor meinem Rollstuhlmonstrum, andere klettern daran hoch und wollen den Joytick steuern.

Wie wichtig war das Schreiben Ihres auto-biografischen Buches «Zwei Leben» für Sie, um Ihre Situation zu verarbeiten?Wie ich in meinem Buch beschreibe, hing mein Nachttisch bereits voller Zettel aus meinem Kopfkino. Als ein Verlagsleiter zu mir kam, hielt ich das Verfassen eines

» Ja, ich werde immer noch erkannt.

Samuel Koch bei einem öffentlichen auftritt. derzeit konzentriert er sich auf sein Studium. Welche Berufsrichtung er genau einschlagen wird, ist noch offen.

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«Die meisten Behinderten können Inspiration für andere sein»Am 4. Dezember 2010 veränderte sich das leben von Samuel Koch für immer. Während seiner teilnahme bei «Wetten dass...?» verletzte sich der damals 23-Jährige vor den Augen eines Millionenpublikums schwer. Seither ist er gelähmt. Doch Kochs Geschichte ist nicht nur eine von tragik, sondern auch von Mut, Kampfgeist und grosser lebensfreude. Samuel Koch sprach mit uns über sein zweites leben.TexT MAttHIAS MeHl

Therapie für Querschnittgelähmte – mitten in Zürich

Angewandte Forschung für die beste TherapieDas Zentrum für Paraplegie Balgrist betreibt wichtige Grundlagenforschung und entwickelt zukunftsweisende Therapien für querschnittgelähmte Menschen: – Der Gangroboter «Lokomat» und der Armroboter «ARMin» helfen Patientinnen und

Patienten Arme und Beine e� zient zu trainieren. Sie kommen heute weltweit zum Einsatz.– Die Botox-Behandlung der überaktiven Blase ist aus der modernen Paraplegiologie nicht

mehr wegzudenken.– Bei uns läuft die weltweit erste Studie mit neuronalen Stammzellen bei Patientinnen und

Patienten mit Querschnittlähmung. Unser Forschungsinstitut stellt den Lehrstuhl für Paraplegiologie an der Universität Zürich und wir arbeiten eng mit dem Universitätsspital Zürich, der ETH Zürich und internationalen Industriepartnern zusammen.

Unsere Forschung erleichtert querschnittgelähmten Menschen den Alltag. Dank Ihrer Spende auch in Zukunft:

Postkonto 85-753965-9; Balgrist-Stiftung «Forschungsfonds Paraplegie» www.paraplegie-balgrist.ch

Prof. Dr. med. Armin CurtChefarzt und Direktor Zentrum für Paraplegie Balgrist

Therapie für Querschnittgelähmte – mitten in Zürich

Prof. Dr. med. Armin CurtChefarzt und Direktor Zentrum für Paraplegie Balgrist

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E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a 9

Samuel Koch bei einem öffentlichen auftritt. derzeit konzentriert er sich auf sein Studium. Welche Berufsrichtung er genau einschlagen wird, ist noch offen.

Buches zunächst für eine unmögliche Idee. «Höchstens wenn ich wieder gehen kann» dachte ich zuerst. Nach und nach sickerte bei mir die Erkenntnis durch, dass dies eine Möglichkeit war, den Tausenden von Zuschriften zu antworten. Beim Schreiben selbst merkte ich reflektierend, dass mir die intensive Beschäftigung gleichzeitig weh und gut tat. Nur, die Vorstellung, dass ich wieder zur Privatperson werde, wenn ich mal alles aufgeschrieben habe, hat sich nicht erfüllt. Sonst hätten Sie mich ja auch nicht nach einem Interview gefragt (lacht).

Viele Menschen erachten Sie als Vorbild und Inspiration. Ist dies etwas Positives für Sie oder entsteht dadurch auch Druck?Ich glaube, die meisten Behinderten, die sich durch die Unwegsamkeiten des Lebens kämp-fen müssen, könnten Inspiration für andere sein und Mut zum Leben machen. Nur bei mir wird halt darüber berichtet. Auch wenn ich mir das nicht ausgesucht habe, freut es mich, wenn ich hin und wieder helfen kann. Das er-gibt sich automatisch durch die Öffentlichkeit.

Das Thema «Barrierefreiheit» ist ein aktuelles. Wie barrierefrei erleben Sie Ihr Umfeld?Am vergangen Wochenende war ich an einer Veranstaltung. In diesem Saal mit geschätzt 1000 Zuschauerplätzen gab es sechs Rollstuhl-plätze – in hinterster, oberster Reihe. Der Platz für die Begleitpersonen befand sich HINTER diesen Plätzen und bot fast keine Sicht auf die Bühne. Ich sah im Parterre viel freien Platz und fragte die Verantwortlichen, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, dort einen Platz zu be-kommen. «Nein», hiess es, das sei feuerpolizei-lich nicht erlaubt. Ich stelle ein Risiko dar bei einer allfälligen Evakuierung, denn auch die Fahrstühle dürften dann nicht benutzt werden. Diese oder ähnliche Erfahrungen hat wohl jeder Rollstuhlfahrer schon gemacht. Als mich ein Freund in die Strassenbahn tragen wollte und anschliessend meinen Rollstuhl, wurde mir das verboten – zu gefährlich! Ganz absurd war allerdings ein «versuchter» Kinobesuch. Ich wollte in den Film «Ziemlich beste Freun-de». Sie wissen: In diesem Film geht es um die Freundschaft eines gelähmten reichen Mannes mit seinem Pfleger, der aus armen Verhältnis-sen kommt. Der Film versucht teils humorvoll die Überwindung von sozialen Barrieren, auch um Barrieren im Umgang zwischen gesunden Menschen und solchen mit Behinderung aufzuzeigen. Nun, eben dieser Film wurde in einem Saal gezeigt, zu dem man nur über

Treppenstufen gelangen konnte. Allein das ist schon ein Witz – und auch das wurde mir, ob-wohl mein Bruder mich locker hochgetragen hätte, verboten. Da sind vor allem noch ein paar Barrieren in den Köpfen vorhanden. Das sage ich, ohne es böse zu meinen. Und doch muss ich noch dies erzählen: Heute habe ich mich während meines Trainings mit einer Betreuerin eines 13-jährigen Mädchens unterhalten. Dieses Mädchen kann an guten Tagen selbständig gehen, wenn auch nur sehr mühsam. Aber sie traut sich nicht mehr in die Schule, weil sie von den anderen Kindern ge-hänselt und verspottet wird. Ich überlege mir, in dieser Schule mit den Klassen zu sprechen.

Gibt es auch positivere Alltagserlebnisse?Ja, denn neben diesen Beispielen erlebe ich viel Hilfsbereitschaft. Das ist fast wichtiger als irgendwelche baulichen Massnahmen. Kürzlich, als ich in meinem Rollstuhl unterwegs war – manchmal möchte ich ein wenig allein sein, ohne Assistenz – kippte ich vornüber und konnte mir selbst nicht helfen. Es war schon Abend und in dieser misslichen Lage konnte ich nur wenig von meiner Umgebung sehen. Sobald ich Schritte hörte, rief ich, ob mir jemand helfen könne. Da fiel etwas auf den Boden und ich erkannte in den Augenwinkeln: Es war eine Geh-hilfe! Doch diese ältere Frau schaffte es, mich zu befreien und lud mich sogleich in ihre Gesangstunde ein, zu der sie gehen wollte.

inTErviEW

Samuel Koch, Jahrgang 1987, ist Schauspielstudent und lebt in Deutschland. 2010 versuchte er bei «Wetten dass...?» mit speziellen Sprungstiefeln über verschiedene fahrende Autos zu springen. er stürzte schwer, sein Körper ist seither gelähmt. Koch wurde unter anderem im Paraplegiker-Zentrum in Nottwil behandelt. Samuel Koch war Regieassistent bei dem Film «4 tage im Mai» von Achim von Borries und eduard Reznik. Darin übernahm Koch auch eine Rolle als Soldat. Im Novem-ber 2012 wurde Koch in Berlin für sein autobiografisches Buch «Zwei leben vom christlichen Medienverbund KeP» mit dem Medienpreis «Goldener Kompass» ausgezeichnet. (smp)

smart facts:

MentaleLeiden lindern

Psychische erkrankungen sind in der modernen Medizin ein zentrales thema. Deren Anzahl nimmt zu – beziehungsweise werden die Fälle nicht mehr ver-schwiegen. ein immer offenerer Umgang mit psychischen er-krankungen macht dies möglich. Zudem sind viele Institutionen auf die Behandlung solcher leiden spezialisiert. Dazu ge-hören auch die Psychiatrischen Dienste Graubünden (PDGR). In den verschiedenen Kliniken und Zentren wird das ganze Spek-trum an psychischen erkrankun-gen behandelt, wie etwa Angst- und Panikstörungen, ADHS oder erschöpfungszustände. Dazu kommen Krankheitsbilder wie Depression, Demenz oder posttraumatische Störungen.

Interessant: Die PDGR führen auch einen Komplementär-bereich. Hier werden erprobte alternative Behandlungs-methoden wie Akupunktur und traditionelle chinesische Medizin angewandt. Damit wird ein ganzheitliches Behand-lungsspektrum angestrebt. ein besonderes Augenmerk wird auf eine Krankheit gelegt, welche für Betroffene be-sonders lästig ist: tinnitus. Die PDGR verfügen über ein eigenes tinnitus-Klinik-Angebot. Doch was wird dort genau behandelt? tinnitus bezeichnet alle Arten von Ohr- oder Kopfgeräuschen. In 40 Prozent der Fälle be-steht bei tinnitus auch eine Geräuschüberempfindlichkeit, eine sogenannte Hyperakusis. Hörbares wird also bei geringer Intensität als zu laut und unbe-haglich wahrgenommen. Jeder tinnitus, der nicht kurzfristig von selbst wieder verschwindet, erfordert eine gründliche ärzt-liche Abklärung. Genau dies bieten die PDGR an. (smp)

» Neben verschiedenen negativen Beispielen erlebeich auch viel Hilfsbereitschaft.

Therapie für Querschnittgelähmte – mitten in Zürich

Angewandte Forschung für die beste TherapieDas Zentrum für Paraplegie Balgrist betreibt wichtige Grundlagenforschung und entwickelt zukunftsweisende Therapien für querschnittgelähmte Menschen: – Der Gangroboter «Lokomat» und der Armroboter «ARMin» helfen Patientinnen und

Patienten Arme und Beine e� zient zu trainieren. Sie kommen heute weltweit zum Einsatz.– Die Botox-Behandlung der überaktiven Blase ist aus der modernen Paraplegiologie nicht

mehr wegzudenken.– Bei uns läuft die weltweit erste Studie mit neuronalen Stammzellen bei Patientinnen und

Patienten mit Querschnittlähmung. Unser Forschungsinstitut stellt den Lehrstuhl für Paraplegiologie an der Universität Zürich und wir arbeiten eng mit dem Universitätsspital Zürich, der ETH Zürich und internationalen Industriepartnern zusammen.

Unsere Forschung erleichtert querschnittgelähmten Menschen den Alltag. Dank Ihrer Spende auch in Zukunft:

Postkonto 85-753965-9; Balgrist-Stiftung «Forschungsfonds Paraplegie» www.paraplegie-balgrist.ch

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Therapie für Querschnittgelähmte – mitten in Zürich

Prof. Dr. med. Armin CurtChefarzt und Direktor Zentrum für Paraplegie Balgrist

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E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a10

ChanCE tecHNOlOGIe

Neurorehabilitation bedeutet die medizinische Wiederherstellung und Unterstützung von Leistungen wie Bewegungsabläufe, Nervenfunktionen oder Sprachfähigkeiten bei Patienten, die eine Schädigung des Gehirns, des Rückenmarks oder der Nerven erleiden. Während es in der täglichen Praxis noch keine Normen gibt, von welcher Art bei-spielsweise ein von einem Schlaganfall betroffener Mensch in der Physiotherapie am meisten profitiert, zeigen Studien, dass je nach betroffener Hirnstruktur unterschiedliche Therapien erfolgsver-sprechend sind. Dies in der täglichen Praxis zu berücksichtigen, würde jedem

Patienten in seinem individuellen Leiden gerechter und liesse die Neuro-Rehabili-tation ebenfalls kosten- und ressourcen-schonend werden. Vor diesem Hinter-grund ist 2013 am Vierwaldstättersee eine Forschungsklinik eröffnet worden, die einen Beitrag zur klinischen Forschung und der Neurorehabilitation leistet.

INTeNsIve DeTaILarbeIT

Die Klinik namens cereneo wurde um 2010 auf dem Schreibtisch konzipiert. Seit 2013 treffen nun moderne Tech-nologien auf umfassende Reha-Therapien – eine Kombination, die Schweizerische Rehabilitations-Institutionen generell auszeichnet. Die Klinik in Vitznau am Vierwaldstättersees bietet eine ideale Atmosphäre für geschwächte Patienten eines Schlaganfalls, mit einem Schädel-Hirn-Trauma oder mit neurodegenera-tiven Erkrankungen (multiple Sklerose, Demenz, Parkinson). Das Ziel: Durch intensive Detailarbeit wieder neue Ver-bindungen im Gehirn herzustellen.

Forschung im cereneo ist in erster Linie klinische Forschung an den Patienten der Neurorehabilitation. In den meisten Gesundheitssystemen und Ländern sind solche Patienten der Forschung nicht zugänglich, da sie als «Behinderte» – zum Beispiel nach einem Schlaganfall – in nicht-akademischen Institutionen oder Pflegeheimen hospitalisiert sind.

Das Forschungszentrum besitzt unter anderem ein modernes neurophysiologi-sches Labor. Magnetresonanztomographie mit besonderen technischen Neuerungen, Magnetstimulation, Bewegungsana-lyse und Messverfahren für Bewegung,

Sprache und Denken sind anzutreffen. Diese Verfahren werden eingesetzt, um neue Therapieansätze zu evaluieren und ihre Wirkungsweise zu studieren.

roboTer UNTersTüTzeN

DeN meNscheN GezIeLT

Die Forschungsklinik am Vierwald-stättersee ist ein eindrückliches Sinnbild für das hohe Niveau, welches Schweizer Einrichtungen ihren Patienten bieten. Besonders profitieren Patienten hier-zulande von der engen Verzahnung zwischen Forschungsstätten und Klini-ken. Dies garantiert, dass neuste Tech-nologien schnell Anwendung finden –

ein fliessender Technologietransfer ist in der Gesundheitsbranche enorm wichtig. Nach diesem Prinzip arbeitet auch die in Zürich ansässige Uniklinik Balgrist. Prof. Dr. Armin Curt, Chefarzt und Leiter des Zentrum für Paraplegie, Balgrist, erklärt: «Wir arbeiten eng vernetzt mit unseren Technologiepartnern zusammen.» Im Falle der Uniklinik Balgrist ist dies bei-spielsweise die ETH. «Diese Zusammen-arbeit hat sich sehr bewährt, schliesslich ist die ETH ein wichtiger Innovations-treiber», führt Curt aus. Doch nicht nur die Kooperation mit der ETH, sondern auch mit anderen Industriepartnern sorge dafür, dass man technologisch immer auf einem aktuellen Stand sei.

Und wie sieht dieses aktuelle Stand der Technik heute aus? Armin Curt führt Beispiele aus dem Paraplegie-Bereich an: Ein vergleichsweise neuer und sehr wichtiger Ansatz sei das «Rehabilitation Engineering». «Dabei messen moderne Geräte, Roboter, welche Art von Unter-stützung ein Patient während einer Bewegungsübung benötigt und unter-stützen ihn automatisch», erklärt Curt. Der Roboter kann verschiedene Formen annehmen: Manche sehen aus wie elek-trisch betriebene Beinschienen. Der Clou: Sie erfassen, wie viel Krafteinsatz der Patient zu leisten vermag und gleichen die fehlende Kraft aus, die beispielsweise zum Gehen nötig ist. Nimmt die Kraft

des Betroffenen im Laufe der Therapie wieder zu, hält sich der Roboter immer mehr zurück. «So wird der Patient in der Bewegungstherapie gefordert – aber nicht überfordert.» Die neuste Anschaffung dieser Art im Zentrum für Paraplegie Balgrist ist ein Roboter, der als «Float» (Schweber) bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um einen Harnisch in einer Aufhängung, in welcher sich der Patient gefahrlos aufrecht bewegen kann. «Damit können wir beispielsweise das Treppensteigen simulieren», erklärt Curt.

aLs hILfsmITTeL

DIeNeN – UND NIchT erseTzeN

Die Erfahrungen der Uniklinik Bal-grist mit den Robotern fallen durch-wegs positiv aus, sagt Armin Curt. «Die Patienten fühlen sich wohl während der Bewegungstherapie und verzeichnen auch Fortschritte – die beiden wichtigsten Faktoren sind also gegeben.» Roboter, da ist sich Curt sicher, werden zuneh-mend Einzug halten in die Kliniken. Das Fachpersonal ersetzen werden sie aber nicht: «Die menschliche Kom-ponente ist enorm wichtig, der Physio-therapeut programmiert den Roboter und bestimmt den Trainingsplan, das wird auch so bleiben.» Darum setzt man in der Uniklinik Balgrist nicht nur auf physische Behandlungen, sondern auch auf mentale sowie rechtliche Beratung.

Neue Möglichkeiten der modernen MedizinDie Neurowissenschaften, die Grundlagenforschung bezüglich Hirnstrukturen und Funktionen, haben in letzter Zeit viel Auf-trieb erhalten. Wie werden aber neue erkenntnisse in entspre-chenden Kliniken integriert? Und auch im Bereich der Para-plegie machen moderne tech-nologien neue Arten von the-rapien möglich. Zwei Beispiele.TexT MIcHAel MeRZ / MAttHIAS MeHl

» Roboter werden zunehmend Einzug halten in die Kliniken.

Trotz moderner Technologie wird die menschliche Komponente zentral bleiben.

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REHAB BaselZentrum für Querschnittgelähmte und HirnverletzteSchweizerisches Paraplegikerzentrum Basel

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E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a 11

FoKuSINteGRAtION

Es geht um eine Kultur des normalen Umgangs und des Ausprobierens, meinen Experten, die täglich mit Menschen arbei-ten, die sonst weitreichend eingeschränkt sind. Es geht ihnen um die Akzeptanz und um die Integration von Menschen, die – wie der Volksmund sagt – in ihrer körperlichen Entwicklung stehen ge-blieben sind. Wenn aber «normale neuro-typische» Menschen über Menschen mit einer Autismusveranlagung sprechen, urteilen sie öfters: «Autisten können keine Gedanken verknüpfen, nehmen mich und die Welt ziemlich anders wahr, sie haben mindestens einen Tick.» Autisten, eigentlich nur ein Überbegriff, weisen zwar Beeinträchtigungen des Sozialverhaltens und Kommunikations-schwierigkeiten auf. Andererseits können einige von ihnen schwierige Sachver-halte, so scheint es, spielend meistern. Leider werden die Potenziale, beziehungs-weise die Stärken von Menschen mit einem Handicap, im Alltag wie auch in der Arbeitswelt kaum genutzt. So existieren in der Schweiz noch wenige Ausnahmen bezüglich eines Berufseinstiegs für Autisten, auch wenn sie noch so spezielle Lernbegabungen an den Tag legen.

eIN schLaGzeUGer machT schULe

Der gefeierte Jazzschlagzeuger Billy Cobham, einst prägnantes Mitglied von Miles Davis, zeigt, dass Autisten mit Improvisationen umgehen könnten. Im Film «Sonic Mirror» begibt er sich auf eine von Mika Kaurismäki dokumentierte Welt-Klang-Reise. Cobham, mitunter für die UNESCO tätig, begrüsst regelmässig Menschen jeder Couleur an Workshops. «Sonic Mirror» (realfiction, 2009) zeigt, wie der ursprünglich afro-amerikanische Schlagzeuger hin und wieder für einen ganz speziellen Workshop in die «Heim-stätte Bärau» bei Langnau im Emmental fährt. Dort besucht er ein Heim für Autisten, das ungewohnte Lernmethoden an den Tag legt. Mit der Unterstützung von veritablen westafrikanischen Häuptlingen

und einer handvoll Pädagogen inszeniert Cobham in der Heimstätte Darbietungen, die nicht befreiender sein könnten –und die direkten Kontakt mit den autistischen Heimbewohnern herstellen. Kritiker könnten jedoch einräumen, dass ein paar Sonderfälle Yoruba-Tänze zwischen schneebedeckten Alpengipfeln improvisie-ren. Tatsächlich bietet die Heimstätte Bärau aber nicht einfach ein «motorisches Ventil» für Autisten, die in Projekten musizieren, schwingen oder zeichnen. Ihre interkul-turelle Therapienausrichtung gibt jungen, Welt-abgewandten Patienten tatsächlich die Möglichkeit, aus eigener Kraft Ängste abzubauen oder sie zu kanalisieren, neue Eindrücke zu verarbeiten und Schritt für Schritt sich besser zu artikulieren.

sIch NIchT eINfach

schUbLaDIsIereN LasseN

Seit ein paar Jahren kursieren mediale Beiträge über «Ausnahme-Autisten»,

so genannte «Savants», welche die All-tagsroutine mit Coolness meistern. As-perger zeigen Auffälligkeiten, respektive überdurchschnittliche Talente, was die detaillierte Fragmentierung von Räum-

verhältnissen oder Zahlenabläufen betrifft. Selbstverständlich lassen sie sich nicht schubladisieren. Aber in Detailarbeiten wie beispielsweise programmieren, kartogra-phieren oder Inventare durchführen, pro-filieren sich vermehrt auch schweizerische

Asperger und Aspergerinnen. Die stunden-lange, leidenschaftliche Fokussierung dieser begabten Autistenuntergruppe auf Zahlen, Fakten, Zeichen und Masse, führt bei rücksichtsvollen Ausbildungsfirmen zu gesuchten Stellen wie beispielsweise «System Engineer» oder «Mediamatikerin mit Eidgenössischem Fachausweis».

Dass eine neuroatypische Wahr-nehmung eine Stärke sein kann, bestätigen spezialisierte Unternehmen wie SAP Schweiz, Specialisterne Schweiz oder die Asperger Informatik AG; Unternehmen, die auf junge Asperger setzen, um beispiels-weise neue Software auf irreguläre Fehler zu prüfen, um nicht stets gleich tradierte Kommunikationsformen anzubieten.

mehr versTäNDNIs aUfbrINGeN

sTaTT aUf QUoTe seTzeN

In Sachen Integration von Menschen, die etwa ein Asperger-Syndrom aufweisen, zähle die Schweiz nicht zu den Pionieren, relativieren skandinavische Pädagogen, die den plötzlichen IT-Hype für unkon-ventionelle Programmierer beobachten. Im Gegensatz zu Dänemark seien noch wenige Asperger in den Schweizer Arbeitsmarkt integriert. Ray Pierce, Mitbegründer einer Zürcher Vereinigung zur Unterstützung von Eltern mit autistischen Kindern stellt klar: «Rund 75 Prozent der Betroffenen haben keine speziellen Talente im IT-Be-reich.» Sein 19-jähriger Sohn hatte insofern etwas Glück, als dass er in der halb-geschützten Umgebung einer Stiftung als Gärtner eine Stelle fand. Nach Beendigung der Schule halfen seiner Familie Fachleute mit der Karriereplanung anhand spezieller Ausbildungsadressen (siehe aba-parents.ch). Allmählich schlägt sich aber die Quo-ten-Diskussion darüber nieder, Menschen mit einem Handycap in Schweizer Unter-nehmen zu verpflichten und zu fördern.

Die Höhe der Ausgleichsabgaben für Unternehmen, die keine behinderten Menschen einstellen möchten, kalkuliert der Arbeitgeber jedoch selber auf einer sozialpartnerschaftlichen Ebene. Wenn jedoch die Privatseite einen Jugend-lichen mit Handicap ausbildet, könnte ein Unternehmen dafür zwei Pflichtplätze für sich anrechnen. Somit setzt der Schweizer Staat seit seit rund einem Jahr vieles daran, Unternehmensumsätze mit Ausgleichsab-gaben, respektive neue Ausbildungsplätze, zu generieren. Nicht desto trotz, Eltern von Autisten unterstreichen: «Ohne Vertrau-ensgesten, nachvollziehbare Anleitung und genügend Zeit», wird es Unternehmern nie gelingen, die vermeintlich undurchsichti-gen Mauern eines Autisten einzureissen.

Menschen mit dem Asperger-Syndrom integrierenHandicapierte Menschen hat die Unternehmensseite bisher verkannt. Dabei lassen doch Berichte über neuroa-typische Menschen, wie bei-spielsweise Asperger mit speziellen talenten, hoffen.TexT MIcHAel MeRZ

» Unternehmen setzen auf junge Asperger,um Software zu prüfen.

oftmals zeigen menschen mit autismus defizite im sozialen verhalten.gleichzeitg sind manche in der lage, hochkomplexe Sachverhalte schnell zu erfassen. Eine grosse Chance zur Einbindung.

Wissenswertesüber das Wachkoma

es ist eine Krankheitsform, die Direkt- und Indirektbetroffe-nen sehr viel abverlangt: das Wachkoma. PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis, chefärztin am ReHAB Basel, dem Zentrum für Querschnittgelähmte und Hirn-verletzte, wird am 29. November dazu einen Fachvortrag halten. An der Messe «Swiss Handicap» in luzern wird sie aufzeigen, welche unterschiedlichen Ver-letzungen und erkrankungen zu einem Koma oder einem Wachkoma führen können. Im ReHAB Basel wird bei der Rehabilitation solcher Patienten auf die interprofessionelle Zu-sammenarbeit zwischen Ärzten, Pflege und therapeuten gesetzt.

Zentral dabei ist: Da jeder Krankheitsverlauf und jedes Krankheitsbild unterschiedlich sind, werden die therapien im ReHAB Basel individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten zugeschnitten. Wann und ob diese Patienten wieder ihr bewusstes leben fort-setzen können, bleibt dennoch in vielen Fällen über lange Zeit ungewiss. Intensive persönliche Betreuung und einbezug der Angehörigen erhöhen die Wahr-scheinlichkeit dafür. Denn jeder kleine Fortschritt zählt. Dieser Ansatz wird aber nicht nur im Zusammenhang mit Komapa-tienten verfolg. Denn neben der Behandlung unterschiedlicher Hirnverletzungen ist das ReHAB Basel auch auf die Behand-lung und Pflege von quer-schnittsgelähmten Menschen spezialisiert. Hohe technische Standards in der therapie sowie eine unterstützende, lebens-lange Begleitung der Betroffe-nen zeichnen die zuständigen Dienststellen aus. (smp)

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Mit der richtigen Förderung stehen auch gehörlosen Kindern alle Türen offen.Die natürliche Sprache von gehörlosen Kindern ist die Gebärdensprache. Lernen gehörlose Kinder, sich in ihren Muttersprachen auszudrücken, wird der Grundstein gelegt für eine optimale bilinguale Förderung und Inklusion. Bilingualität bedeutet der gleichzeitige und gleichwertige Erwerb von Gebärdensprache und gesprochener Sprache.

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E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a12

aKTuEll KRANKHeIteN

Früher starben viele Leute an Infektions-krankheiten. Seit der Erfindung von Impfun-gen und Antibiotika ist dies selten geworden, die Lebenserwartung hat deutlich zugenom-men. Doch trotz bedeutender medizinischer Errungenschaften, sind gewisse «Volkskrank-heiten» zu einer wahren Epidemie geworden. Unter dem Begriff versteht man stark ver-breitete, aber nicht ansteckende Krankheiten, welche die Lebensqualität mindern und die Gesellschaft finanziell belasten. Viele, aber nicht alle, davon sind auf unseren modernen Lebensstil mit zu reichlichen Mahlzeiten und Bewegungsmangel zurückzuführen.

Eine typische Krankheit, die zu einem grossen Teil «angefressen» wird, ist der Diabetes Typ 2. Normalerweise pro-duzieren spezielle Zellen in der Bauch-speicheldrüse Insulin. Dieses Hormon ist

unter anderem dafür zuständig, nach einer Mahlzeit den im Blut gelösten Zucker in die Zellen zu transportieren. Funktioniert dies nur unzureichend, so steigt der Blut-zucker an, was auf die Dauer verheerende Schädigungen der Blutgefässe zur Folge hat. Gefürchtete Konsequenzen sind Erblindung, Nierenschäden und schlechte Wundheilung, welche im schlimmsten Fall sogar eine Amputation nötig machen kann. Um dies zu vermeiden, müssen viele Zuckerkranke ihren Blutzucker regelmässig überprüfen und das fehlende Insulin durch Spritzen ersetzen oder Medikamente einnehmen.

In der Schweiz leiden schätzungsweise 400 000 Menschen an Zuckerkrankheit, davon über 90 Prozent am Diabetes Typ 2. Der früher als Altersdiabetes bezeichnete Typus ist stark im Zunehmen begriffen, während der angeborene Typ-1-Diabetes nur leicht vermehrt auftritt. War die Zivilisations-krankheit bis vor kurzem vor allem in Indus-trieländern verbreitet, dehnt sie sich nun immer mehr auch in Entwicklungsländern aus. Prozentual häufiger betroffen sind sozial schwächere Schichten. Wer zahlreiche über-flüssige Pfunde mit sich herumschleppt, läuft zudem Gefahr, seine Gelenke zu schädigen. Die Dauerbelastung auf Hüft- und Kniege-lenken begünstig die äusserst schmerzhafte Arthrose, die meist nur mit einer Prothese behoben werden kann. Darüber hinaus führt starkes Übergewicht zu Fehlhaltungen und damit häufig zu Rückenbeschwerden.

mULTIPLe sKLerose TrITT

früher eIN aLs maN DeNKT

Eine weit verbreitete Krankheit ist die Multi-ple Sklerose (MS). Sie verändert das Leben eines Menschen sowie des eigenen Umfelds deutlich und langfristig. Bei MS handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Nervensystems, heisst es bei der Schweize-rischen Multiple Sklerose Gesellschaft. MS kann schwere Beeinträchtigungen hervor-rufen, in der Schweiz sind über 10 000 Men-schen von dieser chronischen und unheil-

baren Krankheit betroffen. Viele Menschen denken, dass MS vor allem eine Krankheit ist, die ältere Menschen betrifft. Ein Trugschluss, wie die Experten wissen: Bei 80 Prozent der Erkrankten zeigen sich die ersten Symptome im Alter von 20 bis 40 Jahren. MS ist somit

die häufigste neurologische Krankheit, die in diesem Lebensabschnitt diagnostiziert wird.Es handelt sich bei MS indes nicht um eine Volkskrankheit, die etwa aufgrund eines ungesunden Lebensstils ausbricht. Denn die genaue Ursache von MS ist trotz intensiver Forschung nach wie vor unbe-kannt. Experten vermuten ein Zusammen-spiel von genetischer Veranlagung und Einfluss durch Umweltfaktoren. Es können vielfache Symptome und Behinderungen einzeln oder in Kombination auftreten.

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Die Störungen betreffen verschiedene Kör-perfunktionen wie zum Beispiel Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen an Beinen, Armen und Händen, Schmerzen sowie Blasen- und Darmstörungen. Viele MS-Betroffene leiden zusätzlich unter grosser Müdigkeit sowie Sensibilitäts-störungen und Konzentrationsschwächen. Das grosse Problem: Die heute existierenden Therapieangebote können den Verlauf der Krankheit nur mildern, bei einigen MS-Betroffenen wirken sie gar nicht. Die Schweizerische Multiple Sklerose Gesell-schaft bietet darum für direkt und indirekt Betroffene eine Vielzahl an Leistungen an. Neben Fachberatungen und medizinischen Informationen setzt sich die Gesellschaft auch für die Erforschung von MS ein und unterstützt unter anderem auch Regional- und Selbsthilfegruppen in verschiedenen

Kantonen aktiv. Auf der Homepage multi-plesklerose.ch gibt es weitere Informationen.

Ebenso verbreitet wie körperliche Krank-heiten sind psychische und neurologische Störungen. In der Schweiz werden jährlich rund 500 000 Menschen wegen Depressio-nen behandelt. Auch Angsterkrankungen sind überaus häufig vertreten. Über die Ursachen dieser starken Verbreitung kann nur spekuliert werden. Typischerweise seien es körperliche Beschwerden, die Depressive in die Hausarztpraxis führten, sagt Peter Nagel, der in Bülach eine Praxis unterhält: Schwindel, Migräne oder Schlafstörungen. «Psyche und Köper sitzen zusammen im Wartzimmer. Sagt die Psyche zum Körper: Geh du voraus», veranschaulicht der Allgemeinmediziner. Um die psychische Krankheit hinter den körperlichen Sympto-men zu erkennen, müssten sich Ärzte Zeit nehmen und geeignete Fragen stellen sagt Nagel. Bei seinen Patienten, die er zum Teil jahrelang kennt, erkundigt er sich etwa nach Belastungen in der Familie. Oder er lässt sie die Zufriedenheit mit dem Beruf auf einer Skala von eins bis zehn angeben. Viele Ärzte seien leider zu stark auf ein einzelnes Organ fixiert statt den ganzen Menschen samt seinem Umfeld zu sehen, bedauert Nagel. So würden psychische Ursachen häufig übersehen. Trotz Termindruck versucht der Bülacher Arzt einen anderen Weg zu gehen. Denn er findet: «Erst wenn man den Kontext einbezieht, wird es spannend.»

Wie chronische Krankheiten das Leben verändernViele leiden sind hausgemacht. Das trifft auf Krankheiten zu, die aufgrund einer ungesun-den lebensweise entstehen können. Doch es gibt auch solche, deren Gründe weniger offensichtlich sind. Gemeinsam ist ihnen: Sie verändern das leben der Betroffenen massiv.TexT MAttHIAS MeHl / ANDReA SölDI

»Viele MS-Betroffene leiden unter grosser Müdigkeit sowie Sensibi-litätsstörungen und Kon-zentrationsschwäche.

Krankheiten wie multiple Sklerose können menschen ohne jede vorwarnung treffen. andere, wie etwa diabetes Typ 2, sind dagegen oft die Folge eines ungesunden lebenswandels.

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In der Schweiz sind knapp neun Prozent der Er-wachsenen und gut 12 Prozent der Kinder auf Hausstaubmilben sensibilisiert. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass die Veranlagung zu al-lergischen Reaktionen zunimmt. Die Hausstaubmilben leben im häuslichen Staub und kommen praktisch in allen Haushalten vor. Sie bevorzugen Orte, wo eine hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 20 bis 24 Grad herrschen. Diese kleinen Insekten, die fürs Auge nicht sichtbar, schätzen die Dunkelheit und ernähren sich von menschlichen Hautschuppen, welche sie im Bett, auf einem häufig benutzten Sofa oder Teppich reichlich vorfinden können.

Die Allergene, welche die Hausstaubmilben pro-duzieren, finden sich in den Kotbällchen und gelangen beim Aufwirbeln, etwa wenn man sich aufs Bett oder Sofa setzt, in die Luft, werden eingeatmet und lösen Symptome aus. Jede Milbe produziert täglich bis zu 40 Kotkügelchen mit pollenähnlicher Form und Grösse. Im Gegensatz zur Pollenallergie beginnt eine Hausstaubmilben-Allergie sehr oft schleichend mit leichten Schnupfensymptomen, die aber im Laufe der Zeit in eine chronische Nasenatmungsbehinderung und zum Asthma übergehen. Bei Kindern ist die Hausstaubmilben-Allergie der häufigste Grund für ein Asthma oder eine allergische Rhinitis.

Drei TherapiemöglichkeitenPatienten mit Hausstaubmilben-Allergiehaben drei Therapiemöglichkeiten, die auchkombiniert werden können. Symptomatische Therapie: Als Sofortmassnahme können Nasensprays die Beschwerden lindern. Doch werden sie abgesetzt, sind die Probleme wieder da. Auch Asthma-Medikamente lindern die Symp-tome. An der Allergie ändern sie jedoch nichts.

Kausal Therapie: Diese Hyposensibilisierung (De-sensibilisierung oder spezifische Immuntherapie) ist eine subkutane Spritzenkur. Kleine Dosen des al-lergieauslösenden Stoffes (=Allergen) werden unter die Haut gespritzt. Das Immunsystem wird um-programmiert und lernt, mit dem Allergen umzugehen. Eine erfolgreiche Desensibilisierung bezweckt eine Verringerung oder das völlige Aus-bleiben von Beschwerden. Die Immuntherapie (Desensibilisierung) dauert bis zu drei Jahren.

Hausstaubsanierung: Mit verschiedenen Mass-nahmen wird den Milben das Leben schwer gemacht. Weniger Milben heisst weniger Allergen im Staub und damit weniger Krankheitssymptome. Ferner werden Medikamente, die üblicherweise in der Behandlung von Allergien und Asthma eingesetzt werden, verschrieben.

Gut dokumentiert und wirksam ist die Be-handlung mittels spezifischer Immuntherapie (Desensibilisierung). Um einen Etagenwechsel vorzubeugen, wird eine Desensibilisierung emp-fohlen. Als Etagenwechsel wird das Übergreifen von allergischen Reaktionen von den oberen Atemwegen (Nasen-Rachenraum) auf die unteren Atemwege (Bronchien, Lungen) bezeichnet: vom allergischen Schnupfen zum Asthma bronchiale. Knapp die Hälfte der Allergiker erkrankt irgendwann auch an Asthma. In einigen Studien konnte klar gezeigt werden, dass die allergischen Atemwegsbeschwerden bereits nach 1 Jahr sich verbessert haben und dass weniger Medikamente (z.Bsp. Steroide) verbraucht werden müssen. Die Indikation zur spezifischen Immunthe-rapie sollte aber durch einen Allergologen erfolgen.

Informationen unter: www.allergopharma.ch mail: [email protected]

HAUSSTAUBMILBEN – ALLGEGENWÄRTIGE ZEITGENOSSENHausstaubmilben sind weltweit die häufigste Ursache – abgesehen von den Pollen – für eine Atemwegsallergie.Europaweit weisen rund 20 Prozent der Allergiker Antikörper gegen diese kleinen Spinnentiere auf.

Page 13: Tagi uneingeschraenkt leben

Seit wann wissen Sie, dass Sie Diabetes haben? Seit ich vier bin. In dem Alter habe ich auch angefangen, Eishockey zu spielen.

Gab es keine Einschränkungen? Ich musste natürlich mein Verhalten ändern, ansonsten verlief mein Leben ganz normal. Anfangs haben sich meine Eltern Sorgen gemacht und mich zu den Spielen begleitet, aber wir gewöhnten uns schnell daran.

Und wie bereiten Sie sich heute auf einen Wettkampf vor? Es ist schon ein Stück Arbeit, dass ich während eines Spiels zu 100% leis-tungsfähig bin. Ich messe davor sehr häufig den Blutzuckerspiegel, damit ich möglichst schon zwei Stunden vor dem Spiel einen optimalen Wert habe.

Während des Spiels lässt sich nicht mehr viel korrigieren.

Bemerken Ihre Mannschaftskolle-gen etwas von Ihrer Krankheit? Wenn sie nicht sehen würden, wie ich während des Trainings oder in den Spielpausen messe, würden sie nicht viel mitbekommen. Anfangs waren sie neugierig und haben nachgefragt, aber es war schnell ganz normal.

Müssen Sie während eines Spiels etwas beachten? Während eines Spiels sind die Hor-mone Schwankungen ausgesetzt, etwa durch vermehrten Adrenalinausstoss bei einem Tor oder so. Das beeinfl usst wiederum den Blutzuckerspiegel. Des-halb ist es wichtig, dass ich gut einge-stellt bin.

Was fi nden Sie am Blutzucker-messgerät Accu-Chek Mobile so praktisch? Das Beste ist, dass alles in einem Gerät kombiniert ist. Und dass 50 Messungen am Stück möglich sind. Dadurch gibt es keinen Abfall. Zudem lässt sich die Messung sehr schnell durchführen und sehr unauffällig ist es auch.

Wo bewahren Sie normalerweise Ihr Accu-Chek Mobile auf? Das trage ich immer in meinem Hosen-sack. Es hat dafür eine gute Grösse. Wir Jungen sind uns ja gewöhnt, dass wir ein Smartphone in der Tasche haben. Da ist es keine grosse Umstellung, da auch ein Messgerät zu haben.

Warum ist eine regelmässige Selbstkontrolle so wichtig?Mit einer regelmässigen Selbstkon-trolle vermeidet man starke Blutzucker-schwankungen. Ausserdem kann man Folgeschäden an Augen, Nieren und Gefässen vermindern. Deshalb emp-fehle ich unbedingt, die Blutzucker-werte regelmässig zu messen.

Was bedeutet eine regelmässige Selbstkontrolle für den Alltag von Diabetesbetroffenen?Sie erlaubt mehr Flexibilität. Und auch für sportliche Aktivitäten ist eine regel-mässige Blutzuckermessung hilfreich. Wie verändert sich der Blutzucker zum Beispiel bei einer Velotour oder beim Tennis spielen? Dies lernen Diabetes-betroffene erst, wenn sie ihren Körper dank regelmässigen Blutzuckermes-sungen gut kennen und die Blutzucker-werte richtig interpretieren können.

Gibt es Strategien, die Betrof-fene bei der Selbstkontrolle unterstützen?Blutzuckermessen soll wie das Zähne-putzen zur Routine werden. Aus meiner Erfahrung ist es ein Vorteil, wenn man

ein einfaches Messgerät hat, das man auch ins Restaurant, an Sportanlässe oder an Sitzungen mitnehmen kann. Dazu eignet sich ein Messsystem, bei dem Lanzette, Stechhilfe und Teststrei-fen in einem Gerät integriert sind. Wie zum Beispiel beim Accu-Chek Mobile, den man überall mitnehmen kann und so einfach und sauber den Blutzucker messen kann.

Wie misst man den Blutzucker richtig?Wenn man zu Hause ist, ist dies ein-fach: Man wäscht sich die Hände und misst den Blutzuckerwert. Wenn man unterwegs ist und kein fl iessendes Was-ser zur Verfügung hat, sind Alkoholpads in der Tasche eine gute Alternative. Man wischt sich dabei den Finger ab; gerade auch wenn man etwas Süssen gegessen hat. Ansonsten verfälscht sich der Wert.

Wann sollte man den Blutzucker messen?Ganz wichtig ist, dass man den Blutzu-cker vor jeder Mahlzeit misst. So weiss man wie viel Insulin für die betreffende Anzahl Kohlenhydrate nötig ist. Auch

wichtig ist das Messen vor einer Zwi-schenmahlzeit, damit man einen zu hohen Blutzuckerwert direkt korrigie-ren kann.

Gibt es sonst noch Situationen, in denen die Blutzuckermessung besonders wichtig ist?Messen vor dem Autofahren ist beson-ders wichtig. Es gibt strenge Regeln im Strassenverkehr und man darf bei einem Blutzucker unter 5 mmol/l nicht Auto fahren. Wer also mit dem Auto

unterwegs ist, sollte dies unbedingt beachten.

Und wie ist es im Winter? Beeinfl ussen die kalten Tempera-turen die Blutzuckermessung?Bei kaltem Wetter sollte man das Mess-gerät möglichst nahe beim Körper tra-gen. Trotzdem kann es bei extremen Temperaturen, wie zum Beispiel beim Skifahren auf dem Gletscher bei minus 20 Grad, passieren, dass das Messge-rät nicht richtig funktioniert. Am besten

wärmt man sich dann kurz in der Ski-hütte auf und misst nochmals.

Kann es auch zu warm sein für eine korrekte Blutzuckermessung?Wenn es sehr heiss ist, kann dasselbe Problem auftreten. Darum sollte man ein Messgerät nie im Handschuhfach im Auto aufbewahren, v.a. nicht im Sommer. Auch das Insulin gehört nicht dorthin, da es seine Wirksamkeit bei Hitze verlieren kann.

Was bedeutet für Sie «Einfach messen. Besser leben.»?«Einfach messen. Besser leben.» bedeu-tet für mich, dass man mit mehr Selbst-kontrolle Verantwortung für den Körper übernimmt. Dies erlaubt mehr Flexibili-tät und mehr Selbstsicherheit im Alltag. Man passt so den Diabetes dem bishe-rigen Leben an, und nicht das Leben dem Diabetes.

Blutzuckermessen ohne Teststreifen mit dem Accu-Chek Mobile

«Spitzensportler und Diabetes? Klar geht das!»

«Blutzuckermessen soll wie Zähneputzen zur Routine werden.»

Das vollständige Interview als Video

Jan Neuenschwander, Stürmer der ZSC Lions, ist auch dank dem Accu-Chek Mobile optimal fi t. Im Wettkampf und im Leben.

Dr. med. Regula Honegger, Fachärztin FMH für Innere Medizin und Endokrinologie-Diabetologie rät Diabetesbetroffenen zu mehr Selbstkontrolle und Verantwortung für den Körper. Für mehr Flexibilität im Alltag.

Das vollständige Interview als Video

Eine Initiative von Roche Diabetes Care

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Page 14: Tagi uneingeschraenkt leben

E i n E T h E m E n z E i T u n g v o n S m a r T m E d i a14

gaSTBEiTrag INteRNet

Barrierefreiheit im Internet (oder treffender auch Web-Accessibility genannt) bezeichnet die Gestaltung von Websites oder Ap-plikationen, so dass sie von allen Menschen – unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen – genutzt werden können. Barrierefreiheit umfasst auch einfache Bedienbarkeit, geräteunabhängige Nutzbar-keit von Websites sowie die Lesbarkeit durch Webcrawler, mit denen Suchmaschinen Inhalte erfassen und indexieren. Dass bar-rierefreie Websites auch usability- und such-maschinenoptimiert sind, ist ein gewichtiger Zusatznutzen, welcher unterschätzt wird.

Die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ermöglichen nicht nur Blinden erstmals selbständiges Lesen von Zeitungen, sondern

erhöhen auch – auch für motorisch behin-derte Menschen – die Selbstbestimmung durch unabhängiges Einkaufen in Online-Shops. Auch für hörbehinderte Menschen, oft ausgeschossen von zwischenmensch-licher Kommunikation, eröffnen sich durch neue Kommunikationskanäle Möglich-keiten zur gesellschaftlichen und sozialen Teilhabe. Nutzerorientierte Präsentation von Informationen ermöglichen auch Menschen mit kognitiven Einschränkun-gen und sprachlichen Problemen, seien diese alters-, krankheits- oder migrations-bedingt, Zugang zu leicht verständlichen Informationen und Lerninhalten zu erhalten. Für viele bedeutet das Internet auch eine gleichwertig Chance auf Bildung.

WIe LässT sIch eINe

WebseITe barrIerefreI macheN?

Um eine Website oder eine Applikation barrierefrei zu machen, muss primär verstanden werden, wie Menschen mit Behinderungen diese nutzen. Dies erreicht man am besten, indem man sich mit Betroffenen trifft und von ihnen lernt wie eine Webseite beispielsweise von einem Blinden mit einem Screenreader vor-gelesen wird oder von einem Anwender mit einer motorischen Behinderung komplett ohne Maus bedient wird.

Für die technische Umsetzung gibt es Richtlinien des Internetkonsortiums W3C. Die Richtlinien für barrierefreie

Webinhalte (WCAG) 2.0 decken einen grossen Bereich von Empfehlungen ab, Webinhalte barrierefrei zu machen. Die gemeinnützige Stiftung «Zugang für alle» bietet auf ihrer Website access-for-all.ch ein umfassendes Informationsangebot zum Thema Barrierefreiheit an. Hier findet man alle wichtigen Informationen, wie Websites und Applikationen barrierefrei

gemacht werden können. Verschiedenen Tools, Checklisten und Hilfsmittel werden kostenlos zum Download angeboten. Das Wissen um die barrierefreie Umsetzung einfacher reiner HTML -Websites ist heute in den meisten Webagenturen gegeben. Neuere Technologien wie AJAX und Javas-cript werfen mit Funktionen wie Newsticker, Formularvalidierung, Flyout-Menüs, Over-lays, CAPTCHAs und vielen mehr laufend neue Accessibility-Probleme auf. Meist sind diese Elemente nicht mehr zugänglich. As-sistierende Technologien können diese nicht interpretieren. Die «HyperText Markup Language» (HTML) wurde ursprünglich

nicht entwickelt, um Web-Applikationen zu erstellen. HTML hat einen limitierten Vorrat von Elementen und wurde um ein sequen-tielles Client-Server-Modell herum ent-wickelt. Um diese Limitationen zu umgehen haben Entwickler von Web-Applikationen eigene Komponenten (Widgets) entwickelt und diesen dann mit JavaScript das korrekte Verhalten beigebracht. Abhilfe schafft hier die semantische Erweiterung von HTML über die Elemente des WAI-ARIA-Stan-dards. Die Spezifikation bietet Hilfe an, Rollen, Zustände und Eigenschaften von Widgets in Applikationen zu beschreiben, um sie so für Anwender assistierender Tech-nologien erkenn- und benutzbar zu machen.

Die zugänglichste Website nützt wenig, wenn wichtige Informationen (wie aktuelle Preislisten oder AGBs) in nicht barriere-freien PDF-Dokumenten zum Download bereit stehen. Damit in Zukunft möglichst viele Menschen PDF-Dokumente uneinge-schränkt nutzen können, haben Fachleute aus der ganzen Welt den Standard ISO 14289-1 erarbeitet, auch bekannt als PDF/UA. Der PDF Accessibility Checker (PAC) 2 der Stiftung «Zugang für alle» ist das weltweit erste Prüftool, mit dem sich PDFs einfach auf Barrierefreiheit testen lassen. PAC 2 kann auf der Seite access-for-all.ch kostenlos heruntergeladen werden.

Die fehlende Berücksichtigung der Anforderungen von Menschen mit Behin-derungen bei der Konzeption und Ent-

wicklung von technologischen Produkten, Dienstleistungen, Geräten und Systemen verwehren Menschen mit Behinderungen, davon vielen älteren Menschen, den Zu-gang zur (Informations-)Gesellschaft rück-sichtslos. Laufend errichten Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) neue Barrieren, was in einem bedenklichen Gegensatz zu politischen Bestrebungen steht, Inklusion zu fördern. Ohne die aktive Initiative des Zentrums eInclusion der Stiftung «Zugang für alle» ist eine Ver-besserung der Situation nicht denkbar. Das Zentrum ist die einzige Anlaufstelle in der Schweiz, die sich über die Grenzen einzelner Behinderungsarten hinaus für den barrierefreien Zugang zu IKT einsetzt. Der wichtigste Schritt für eine erfolg-reiche Inklusion findet aber im Kopf jedes Einzelnen statt: Erst wenn wir erkennen, dass sich Menschen mit Behinderungen nicht in unsere Gesellschaft integrieren müssen, sondern dass sich vielmehr unsere Gesellschaft so ausrichten muss, dass sie für alle Menschen gleichermassen zugänglich ist, ist ein chancengleicher und selbstständiger Zugang möglich. Das Ziel muss die gleichberechtigte Teilhabe an unserer Informationsgesellschaft sein. Dies muss vor allem durch den Einbezug von Betroffenen erfolgen. Erst wenn Menschen mit Behinderungen als Experten für ihre eigenen Bedürfnisse anerkannt werden, ist dieser Weg erfolgversprechend.

Info-Gesellschaft ohne Menschen mit Behinderungen?Für Menschen mit Behinderun-gen stellen Informations-und Kommunikationstechnologien oft die einzige Möglichkeit dar, selbstständig und chan-cengleich an lebensbereichen teilzunehmen, die ihnen sonst verschlossen blieben. Die chance ist in Gefahr!TexT MARKUS RIeScH, GeScHÄFtSFüHReR

DeR StIFtUNG «ZUGANG FüR Alle»»Die Art der Nutzung muss verstanden werden.

Für viele behinderte menschen ist das internet ein wichtiges mittel zur Kommunikation und information. leider genügen längst nicht alle Websites ihren ansprüchen.

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Interview Michael Merz

Die Funktion der Niere kann mit der Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) und der Hämodialyse ersetzt werden. Welt-weit werden etwa zehn Prozent der Dialysepatienten mit einer Bauchfell-dialyse behandelt, in der Schweiz jedoch nur sieben Prozent. Je nach Krankheits-bild des Patienten haben Hämodialyse und Bauchfelldialyse jeweils Vor- und Nachteile (siehe kleine Boxen). Die best-mögliche Therapieform zu finden, resul-tiert aus gesundheitlichen Abwägungen und der Entscheidung des Patienten.

Dialyseverfahren retten Menschen. Die Bauchfelldialyse ist die häufigste Form der Heimdialyse. Prof. Segerer, Sie sind leitender Arzt an der Klinik für Nephrologie im Universitätsspital Zürich. Wie beschreiben Sie die Heim-dialyse einem Aussenstehenden?Die Bauchfelldialyse ermöglicht es, die Therapie selbstverantwortlich, in den eigenen vier Wänden durchzuführen. Kontrollen sind dann nur alle fünf Wochen im Zentrum nötig. Das Verfahren ist nicht kompliziert und es wird im Detail geschult. Am wichtigsten ist die Ver-meidung von Bauchfellentzündungen durch streng hygienisches Vorgehen. Das Verfahren kann entweder durch 3-4 Handwechsel pro Tag oder mit einer Maschine (Cycler) in der Nacht durch-geführt werden. Bei Kindern oder älteren Pflegebedürftigen kann diese Form

der Dialyse durch weitere Personen sichergestellt werden wie beispiels-weise Eltern, Angehörige oder Spitex.

Welchen therapeutischen Wert hat die Heimdialyse für Ihre Patienten? Zu Beginn des Nierenfunktionsersatzes sehen wir die Bauchfell-Dialyse als erste Wahl. In den ersten ein bis zwei Jahren besteht ein Überlebensvorteil gegenüber der Hämodialyse. Die Urinausscheidung bleibt bei der Bauchfelldialyse länger erhalten als bei der Hämodialyse. Die Bauchfelldialyse ist in der Regel ein-facher mit einem Beruf zu kombinieren und die Kosten für die Bauchfelldialyse sind geringer als für die Hämodialyse.

Es gibt also die Hämodialyse („Blut-wäsche“) in einem Zentrum und die ambulante Bauchfelldialyse. Bei welcher Form der Dialyse gibt es weniger Blut-druck- und Stoffwechselschwankungen?Bei der Hämodialyse findet der Flüssig-keitsentzug und die "Entgiftung" in wenigen Stunden pro Woche statt. Das führt zu starken Gewichtsschwankungen innerhalb kurzer Zeit und daraus können Blutdruckabfälle resultieren. Bei der Bauchfelldialyse wird das Blut über 24 Stunden jeden Tag gereinigt. Patienten, die zu einem niedrigen Blutdruck neigen, kommen damit besser zurecht. Nachteil der Bauchfelldialyse ist die Zuckerzufuhr im Dialysat. Das kann zur Gewichtszunah-me führen. Diabetiker müssen dann mit einer Intensivierung der Therapie rechnen.

Unter welchen Umständen entscheiden sich Patienten für die Bauchfelldialyse? Patienten erhalten eine ausführliche Systemvorstellung und können dann ent-scheiden, welches Verfahren am besten in ihr Leben passt. Das Universitäts-spital Zürich behandelt etwa ein Drittel der ambulanten Dialysepatienten mittels der Bauchfelldialyse. Nach einer freien Aufklärung entscheiden sich bei uns also überdurchschnittlich viele Patienten für eine Bauchfelldialyse. In den derzeitigen europäischen Leitlinien wird unterstri-chen, dass viele Erkrankungen, die früher als problematisch angesehen wurden, nicht als schwergewichtige Punkte gegen die Bauchfelldialyse sprechen sollten. Hierzu gehören zum Beispiel die Zucker-krankheit oder Zystennieren. Derzeit engagieren sich Gesundheitspolitiker wie Krankenkassenverantwortliche für die Vorteile der Heimdialyse. Eine bes-sere Unterstützung von Patienten, welche die Therapie nicht selbstständig durch-führen können, ist hier sicher notwendig.

Dann hängt der Entscheid für die Bauchfelldialyse auch davon ab, ob die Infrastruktur dafür vorhanden ist?Man muss einsehen, dass der Patient im Mittelpunkt steht. Er ist es, der sich für ein Verfahren entscheidet und dann durch eine disziplinierte Therapieteil-nahme seinen Gesundheitszustand mit bestimmt. Sollten Patienten diese Therapie nicht selbstständig durchführen können, muss diese durch Pflegekräfte

sichergestellt werden. Diese Infrastruktur ist derzeit noch nicht ausreichend vor-handen. Ich hoffe, dass insbesondere die Versorgung von Bauchfelldialyse-Patienten in regionalen Pflegeheimen möglich wird, um Patienten mühselige Fahrten zu Hämodialyse-Zentren zu ersparen. Eine solche Therapie ist zwar durch die zusätzlichen pflegerischen Kosten ähnlich teuer wie die Hämodia-lyse, aber diese häufig schwer einge-schränkten Patienten können so wenigs-tens in ihrem häuslichen Umfeld bleiben.

Sprechstunde Dialyse Wenn die Funktion der Nieren abnimmt und giftige Stoffwechselprodukte zu Beschwerden führen, gibt es verschiedeneDialysetherapien. Prof. Dr. med. Stephan Segerer ist Nephrologe, ein sich mit Nierenkrankheiten befassender Mediziner.Wie schätzt er die einzelnen Dialysebehandlungen ein?

Arten derDialyseverfahren

Allgemein meint man mit Dia-lyse ein Verfahren zum Reinigen des Blutes. Dies wird notwendig, wenn die Nieren diese Aufgabe nicht mehr ausreichend erfüllen. Spezifische Verfahren heissen:

Peritonealdialyse Die Blutreinigung geschieht inner-halb des Körpers, indem allein das Bauchfell als Filter dient: Über einen in die Bauchhöhle eingesetzten Katheter wird Dia-lyse-Flüssigkeit zugeführt. Mit der Flüssigkeit werden Schadstoffe und Wasser entfernt. Die Patienten können dieses Verfahren selb-ständig zu Hause, auch während des Schlafs, durchführen.

Hämodialyse Wenn das Blut ausserhalb des Körpers über eine durchlässige Kunststoffmembran und einer Maschine gereinigt wird, um aus dem Blut schädliche Substanzen zu filtern und Flüssigkeit zu entfernen. Die Patienten unterziehen sich dreimal pro Woche (für je etwa vier Stunden in einem Spital oder einem Dialysezentrum) diesem Verfahren.

Weitere Informationen finden Sie auf www.nephroaktuell.ch

Der Cycler (Maschine, die die nächt-liche Bauchfelldialyse ermöglicht) von Patient B. K. auf selbstgebauter Station.

Vor- und Nachteile aus der Sicht eines Patienten

B. K., ein Patient des Univer-sitätsspitals Zürich, seit rund 5 Jahren auf der Warteliste für eine Nierentransplantation, zu seinen bisherigen Dialysebehandlungen:

Die Peritonealdialyse (PD) er-möglicht, nebst sehr guter Ver-träglichkeit, eine sehr selbst-ständige Lebensführung. Mir ist es wichtig, im aktiven Alltag präsent zu bleiben. Ich möchte weiterhin in Familie und Beruf dabei sein können. Mit der PD ist es möglich, ein nahezu normales Leben zu führen. Wenn es sich eingespielt hat, gibt es nur alle fünf Wochen einen ca. einstündigen Arztbesuch.

Ich würde mich sofort wieder für den Cycler entscheiden. Ich habe für den Cycler eine fahrbare Station gebaut, die es erlaubt, dass ich mich in der ganzen Wohnung und auf dem Sitzplatz aufhalten kann. Wird der Cycler die Nacht durch angeschlossen, hält sich der Auf-wand in sehr engen Grenzen. Bei der Hämodialyse wird einem die ganze Arbeit und Verantwortung abge-nommen. Dafür muss man drei Mal wöchentlich eine Dialysestation auf-suchen und sich je ca. fünf Stunden behandeln lassen (anschliessen, vier Stunden dialysieren und abhängen).

In erster Linie sollte jeder Dialysen-anwärter in sich hineinhören. Will ich möglichst selbstständig bleiben und bin ich bereit eine gewisse Eigen-verantwortung zu übernehmen?

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