standortporträt radolfzell

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Standortporträt econo.de Standortporträt Radolfzell

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Radolfzell überwindet das Feinripp-Image. Jahrzehnte prägte Schiesser den Standort. Jetzt sind Hunderte Arbeitsplätze in neuen Branchen entstanden

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Page 1: Standortporträt Radolfzell

Standortporträtecon

o.de

Standortporträt

Radolfzell

Page 2: Standortporträt Radolfzell

econo 4/2010 · 1. Apr i l 2010 Foto: Michael Bode

Die Frage steht für MichaelGentile durchaus im Raum:Gehen? Oder bleiben? Vor

vier Jahren denkt er darüber nach.Da bereitet er seine Selbstständig­keit mit der Agentur Marke Gentilevor. Die Frage ist nur: wo? Gentile:„Ich habe mir dann meine Heimat­stadt näher angeschaut und warüberrascht: Es hat einen unheimli­chen Entwicklungsschub gegeben.“Gentile bleibt Radolfzell treu, er fin­det die neu entstandene Mischungaus Dienstleistern und produzieren­dem Gewerbe „richtig spannend“.Die Überraschung des Werbers ist

typisch für die Einschätzung desStandorts Radolfzell am Bodensee.Die Stadt hat mit 82 Metern denhöchsten Kirchturm am See und mit16 Kilometern den längsten Ufer­anteil. Sie ist die einzige Stadt, die

den Zusatz „am Bodensee“ im Na­men führt. Doch richtig ins Bewusst­sein rückt sie trotz 30000 Einwoh­nern erst jetzt.Das kann man historisch begrün­

den: Die Stadt wurde nie touristischgeprägt. In Radolfzell wird gearbei­tet. Gottfried Allweiler gründet1860 eine Schmiede. In der Kücheneben dem Herd installiert er seinenSchmelzofen. Das erste Produkt:eine Feuerlöschspritze, bei der einHeizapparat das Einfrieren verhin­dert. Es ist der Grundstein für denAufstieg von Radolfzell.

Im Jahr 1875 kommt der Schwei­zer Fabrikant Jacques Schiesser indie Stadt. Zunächst näht er Unterwä­sche im Tanzsaal eines Gasthauses,schon 1876 bezieht er eine eigeneFabrikhalle. Vier Jahre später be­schäftigt Schiesser 280 Mitarbeiter.

Das Schicksal von Radolfzell istdamit besiegelt. Die beiden Unter­nehmen begrenzen die Innenstadtgen Norden, die Bahnlinie wird1863 in den Süden ans Seeufer ge­legt. Das ist aus damaliger Sicht eineunbrauchbare Fläche.Über Jahrzehnte sind Allweiler

und Schiesser wichtige wirtschaftli­che Impulsgeber. Die Allweiler­Pum­pen sind bis heute weltweit gefragt.Schiesser hat indes 2009 Insolvenzbeantragt. Insolvenzverwalter Vol­ker Grub gibt dem Feinripp­Spezia­list neuen Schwung. Seit derInsolvenzeröffnung im Mai 2009fuhr Schiesser einen Gewinn vonrund drei Millionen Euro ein, bei 82Millionen Euro Umsatz. Der Verkaufder Firma an einen privaten Investorsteht bevor, der Modedesigner Wolf­gang Joop ist interessiert.

Radolfzell überwindet das Feinripp-Image. Jahrzehnte prägte Schiesser den

Standort. Jetzt sind Hunderte Arbeitsplätze in neuen Branchen entstanden

Die Stadt am Bodensee

68 Politik • Standort Radolfzell

Page 3: Standortporträt Radolfzell

4/2010 · 1. Apr i l 2010 econo

Eine Stadt mit Potenzial:Radolfzell am Bodenseeerfindet sich gerade neu

odenseeDie Schieflage von Schiesser

keimt bereits Ende der 1990er­Jahre.Da beginnt die Eigentümerfamiliemit Rationalisierungen und Verlage­rungen. Ein schwerer Schlag fürRadolfzell. Rund 1000 Arbeitsplätzewerden am Ende fehlen. Doch dieEigentümer beweisen Größe: Siegründen die Hesta. Das Unterneh­men soll die ehemaligen Schiesser­Immobilien aufpolieren und ver­markten. Das Herzstück ist dasSchiesser­Areal direkt bei der Innen­stadt. Mit 13 Hektar ist es doppeltso groß wie die Altstadt selbst.Die Arbeit von Hesta setzt den

Wandel in Gang. „Für die Stadt wardas ein wichtiger Impuls“, sagt OBJörg Schmidt. Seit 2000 ist er Ver­waltungsoberhaupt, hat den Struk­turwandel erlebt. In der Zeit bisheute erfindet sich Radolfzell neu.

Inzwischen sind die Schiesser­Flächen verwertet. 55 MillionenEuro sind in neue und sanierte Ge­werbe­ und Wohnflächen geflossen.600 Arbeitsplätze wurden erhalten,400 neue sind entstanden. So hatdie Spedition Multisped das ehema­lige Logistikzentrum in Beschlaggenommen: Von hier aus geht Klei­dung von Strellson, Windsor oderauch Schiesser auf die Reise in dieLäden Europas. Radolfzell ist weiterdie heimliche Modehauptstadt? OBSchmidt: „Wenn man es so nennenwill, sage ich nicht Nein.“Doch richtig spannend ist es ab­

seits der Mode. „Nach langem Still­stand hat es eine richtig positiveEntwicklung gegeben“, umschreibtes der Werber Gentile. Seine Agen­tur für Markenentwicklung und­führung hat sich etabliert und be­

schäftigt drei Mitarbeiter. Die Kun­den sitzen im Dreiländereck. Genti­le: „Das ist einer der Vorteile: Vorhier aus ist man schnell überall.“Das sagt auch Frank Mader, Leiter

der Niederlassung Radolfzell derSteuerberatungsgesellschaft WS Süd.Ende 2009 wurde der Standort er­öffnet. Warum? Mader: „Der Stand­ort ist spannend und zentral.“Schaut man sich die neue Bran­

chenstrukur an, bekommt das Wortspannend einen besonderen Klang:Elexxion entwickelt Dental­Laser­systeme und Dr. Walser Dental kon­struiert und fertigt Instrumente fürZahnärzte. Der IT­Dienstleister Sybitgehört mit 105 Mitarbeitern zu denführenden Systemhäusern. Das Teamum Geschäftsführer Thomas Regelerealisierte das Olympia­Internet­Portal der ARD für Vancouver.

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Page 4: Standortporträt Radolfzell

econo 4/2010 · 1. Apr i l 2010

Foto: Michael Bode

Einwohner 30 296davon weiblich 15 679Kaufkraft/Einwohner 19 960 EuroBevölkerungsplus bis 2025 2,46 Prozent

BeschäftigungArbeitsplätze 11 120Sozialversicherungspfl. B. 11 200Produz. Gewerbe 40,2 ProzentDienstleister 22 Prozent

Handel/Verkehr 36,6 ProzentEinpendler 6900Auspendler 5600Arbeitslosenquote 5,3 Prozent

SteuernGewerbesteuer 350Grundsteuer A 320Grundsteuer B 320Kaufkraftkennziffer 105,3

Zentralitätskennziffer 100Zentralitätskennziffer Innenstadt 100

Freie GewerbeflächenGewerbegebiet Nord 2 haGewerbegebiet Seelenhof 0,7 haGrundstückspreise/qm 70–90 Euro

VerkehrsinfrastrukturAutobahn A81, 10 Minuten

Bundesstraßen B33, vierspurigBahnhof stündliche Verbindungen nach

Stuttgart, Zürich, MünchenFlughafen Friedrichshafen, 60 Km

Zürich, 90 KmStuttgart, 160 Km

OrtsteileBöhringen, Güttingen, Liggeringen, Mar-kelfingen, Möggingen, Stahringen

Ganz neu im Portfolio derStadt ist der PersonaldienstleisterGet2gether. „Wir bieten Personal­leasing. Personalberatung undUnternehmensberatung“, sagt Ge­schäftsführer Jürgen Hoffmann.Vom Start weg hat er namhafteKunden und mehrere Mitarbeiter.Spannend ist es auch im Radolf­

zeller Innovations­ und Technolo­giezentrum RIZ, einem ehemali­gen Kasernengebäude im Nordender Stadt. Der langgestreckte Baumit 15000 Quadratmetern Flächeist prägnant und bietet vor allemStart­ups und kleineren Unterneh­men Platz. 21 Firmen und Dienst­leister haben sich seit der Eröff­nung 2002 angesiedelt, 400 Ar­beitsplätze sind entstanden.„Dieser Erfolg tut gut“, bringt es

Wirtschaftsförderer Daniel Seefel­der auf den Punkt. Hinter ihm liegtein Haufen Arbeit. Vor ihm einnicht minder großer. Denn der

Umbau der Stadt beginnt jetzt erstrichtig. Gespräche über die An­siedlung eines Familienhotels und­bades mit Investoren laufen. Mitdem Projekt Stadt – Bahn – Seeerobert sich Radolfzell das Boden­seeufer zurück (siehe Seite 76).

Auch die Innenstadt ist imUmbruch.So entwickelt City­Managerin Bar­bara Ehniß ein Programm gegenLeerstände. Und klebt in einemersten Schritt auffällige Hinweisein leere Schaufenster: „Das ist bes­ser als jede wilde Plakatiererei.“

Aber auch Petra Heintze, Direk­torin des Sprachdienstleisters CarlDuisberg Centren, bringt sich ein.Das Zentrum, eines von bundesweitsieben, zieht pro Jahr Hunderte na­tionale und internationale Schüler,leitende Angestellte und Firmen­chefs in die Stadt. Allewollen schnellund individuell Sprachen lernen.Das Zentrum stößt räumlich an sei­ne Grenzen, eine Erweiterung tutnot. Heintze schwebt eine Kombi­nation aus Lehrräumen und Cafévor: „Das fördert den Austauschmit den Radolfzellern.“Manchmal wird Michael Genti­

le der Schwung des neuen Radolf­zells zu viel. Dann geht er ans Uferdes städtischen Kurgebiets Mett­nau: „Nirgendwo kriegt man bes­ser den Kopf frei.“ Dirk Werner

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70 Politik • Standort Radolfzell

Das Innovations- und Technologiezentrum RIZ in Radolfzell

Stahlbau Schauenberg GmbH • Wilhelm-Schauenberg-Str. 15 –17 • 79199 Kirchzarten • Telefon +49 7661 397-0 • Fax +49 7661 397-155

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Page 5: Standortporträt Radolfzell

Radolfzell ...

... liegt mir !

„Radolfzell setzt neue Zeichen und ent-

wickelt sich positiv. Seit der Eröffnung

des seemaxx und der SeeMeile befindet

sich der Handelsstandort Radolfzell im

Wandel. Nicht nur im Bereich Bekleidung

und Schuhe spricht die Stadt heute Kun-

den an, die Qualität und Vielfalt suchen.

Das zieht auch unsere Schweizer Nach-

barn über die Grenze.“

Caroline Kannenberg,Inhaberin Lieblingsstück Schuhe & Accessoires

„Die Allweiler AG gehört zu den großen

Firmen in Radolfzell und ist damit auch

ein bedeutender Arbeitgeber. Für produ-

zierende Unternehmen wie uns liegt die

Attraktivität des Standortes in der Kom-

bination von einzigartiger Umgebung mit

hohem Freizeit- und Erholungswert und

guter Infrastruktur.“

Dr. Michael Matros, Vorstand und CEO Allweiler AG

„Eine schöne freundliche Kleinstadt mit

einzigartiger Landschaft, die alle Mög-

lichkeiten bietet, die Sportarten zu be-

treiben, die ich liebe und deren Outfit ich

in meinem Ladengeschäft auch anbiete.

Radolfzell ist überschaubar, man kennt

sich und das gibt Verlässlichkeit für den

Kunden.“

Markus Knam, Inhaber Yeti-Sport

„Für unsere Folienfabrik ist der Standort

Radolfzell ideal, weil wir uns mitten im

sogenannten „3-Länder-Eck der Verpack-

ungsindustrie“ befinden. Wir haben hier

optimale Infrastrukturanbindungen und

durch die Dienstleistungsorientierung

der Stadtverwaltung läuft die Zusam-

menarbeit schnell und reibungslos. Un-

sere Stadt ist einfach ein Ort zum Wohl-

fühlen.“

Angela van der Goten, Geschäftsführerin Fora GmbH

„Für mich als Reiseunternehmer ist einer-

seits die gute Anbindung ans Fernstraßen-

netz wichtig. Andererseits macht die Lage

direkt am See unsere Stadt sehr attraktiv.

Über Mittag mit dem Fahrrad zum Essen

in die Innenstadt oder in den Yachthafen.

Das nenne ich Lebensqualität. Arbeiten

wo andere Urlaub machen - das schätzen

auch meine Mitarbeiter.“

Matthäus Kögel,Geschäftsführer Kögel Touristik GmbH & Co.KG

„Die Attraktivität von Radolfzell wächst

von Jahr zu Jahr. Die Stadt bietet ideale

Gegebenheiten für Unternehmen wie etwa

das Tagungsangebot im neuen Milch-

werk. Die direkte Lage am See, eine ein-

ladende Altstadt und ein abwechslungs-

reiches Freizeitprogramm tragen ihren

Teil ebenfalls dazu bei. Ich lebe und ar-

beite gerne hier.“

Petra Laibach,Geschäftsführerin Laibach GmbH Karosseriebau

Caroline Kannenberg

Markus (Max) Knam

Matthäus Kögel

Petra Laibach

Dr. Michael Matros

Angela van der Goten

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Page 6: Standortporträt Radolfzell

econo 4/2010 · 1. Apr i l 2010

Fotos: Michael Bode, Stadt Radolfzell

Wirtschaftsförderer Daniel Seefelder

nimmt sich beim Unternehmer-

Forum zurück. Die Zukunft ist wichtig

OhneAllüren

72 Politik • Standort Radolfzell

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Page 7: Standortporträt Radolfzell

4/2010 · 1. Apr i l 2010 econo

Sie sind an diesem Abendnicht wegen ihm hier. Damacht sich Daniel Seefelder

keine Illusionen. Trotzdem betrittder Radolfzeller Wirtschaftsförde­rer die Bühne des Tagungszent­rums Milchwerk. Er legt vor denrund 300 Firmenchefs, Handwer­kern und Freiberuflern Rechen­schaft für das vergangene Jahr ab.Das jährliche Unternehmer­Forumist dafür der richtige Ort.Es ist aber nicht der passende

Zeitpunkt für schwülstige Reden,für Allüren. Seefelders Rechen­schaft ist prägnant und knapp. „ImVordergrund des Forums steht derAustausch, wir wollen Impulseund Denkanstöße geben“, formu­liert der Wirtschaftsförderer.Damit ist das Forum eine Art

Prototyp dessen, was Kasim Mo­hamed, Junior Consultant beimKelkheimer Zukunftsinstitut, andiesem Abend den Zuhörern anMegatrends aufzeigt. Denn einerdieser Trends lautet: „Das Ergeb­nis steht im Mittelpunkt. Nichtwie es zustande kommt“, so der

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Das neue Herzstück

Hesta GmbHSchützenstraße 2478315 [email protected]: 0 77 32/94 09 99-0Telefax: 0 77 32/94 09 99-90

UnternehmenDie Hesta GmbHwurde 1999 alsTochtergesellschaft der Schwei-zer Hesta-Gruppe gegründet.Aufgabe der GmbH ist die Ver-waltung und Vermarktung derehemaligen Immobilien derSchwesterfirmaSchiesser AG.Dasgrößte Projekt ist dieUmnutzungdes 13 Hektar großen Schiesser-Areals in Radolfzell, das doppeltso groß ist wie die RadolfzellerAltstadt. In diesem Gebiet wur-den mehr als 1000 Arbeitsplätzegesichert und neu geschaffen.

Kontakt

Die Umstrukturierungen bei der Schiesser AGgaben den Anstoß. Innerhalb von nur drei Jah-ren gelang es der eigens gegründeten Hesta

GmbH nahezu alle Flächen auf dem Gelände desModeherstellers zu sanieren und an Unternehmen undDienstleister zu vermieten. In Zusammenarbeit mitder Stadt Radolfzell wurde das Areal neu strukturiertund sinnvoll an die Altstadt angegliedert.Entstanden ist ein modernes Stadtquartier mit groß-

zügiger, fußläufiger Anbindung an Innenstadt undBodensee. Das Quartier bietet hochwertige Wohnun-gen, Handels-, Gastronomie- und Dienstleistungs-

flächen sowie moderne Gewerbeeinheiten. Hierzugehört das Hesta Logistik Center und der Jahr100Bauals Zentrum für Gesundheit, Handel und Dienstleis-tung sowie das Seemaxx Outlet Center Radolfzell, einmodernes Outlet Center für Bekleidung, das Marken-produkte bis zu 70 Prozent reduziert anbietet. Herz-stück des Quartiers bildet seit 2007 die Seemeileentlang des Jahr100Baus. Durch die attraktive Archi-tektur in Verbindung mit hochwertiger Bepflanzungist eine attraktive Promenade entstanden.Für das Engagement erhielt Hesta den Flächenrecy-

clingpreis Baden-Württemberg 2008.

Die Hesta GmbH hat in

Radolfzell Brachflächen

zum Stadtquartier

umgebaut. Dafür gab

es sogar einen PreisDas Seemaxx Factory Outlet Center Radolfzell ist ein Projekt der Hesta

AnzeigeFo

to:H

esta

Kasim Mohamed, Junior Consultant des Zukunftsinstituts, zeigte beimUnternehmer-Forum die Trends in Sachen Leben und Arbeiten auf

28­Jährige. Es ist eine Absage anstarre Arbeitszeiten, an feste Bürosund Schreibtische. Mohamed:„Das Büro wird künftig nur nochein Treffpunkt sein.“Im Kontext mit den weiteren

Megatrends des Experten wirdden Radolfzeller Unternehmernrasch klar: Man muss mit alldemnicht einverstanden sein. Aber

man kommt nicht umhin, sich aufdie Änderungen einzulassen. Dennangesichts von Demografie undFachkräftemangel sind die Arbeit­nehmer in einer guten Position.Allerdings verzichten sie dafür auffeste Arbeitsverträge und müssensich stetig weiterbilden. Eine Last?Mohamed: „Untersuchungen zei­gen, dass in Ländern, in denen

heute schon geringe Arbeitsplatz­sicherheit und hohe Bildung Stan­dard sind, eine höhere Lebenszu­friedenheit herrscht.“ Deutschlandrangiert allenfalls im Mittelfeld.Fulminant führt Mohamed die

Radolfzeller von einem Trend zumnächsten, erzählt von der Nachhal­tigkeit und „Very Important Babys“,von der weltweit wachsendenMit­telschicht und dass die USA undEuropa künftig nicht mehr die Ge­winner der Globalisierung seinwerden: „Sie werden nur noch einPlayer sein.“ Muss das Sorgen ma­chen? „Die Absatzmärkte werdendamit größer, weil mehr Leute sichGüter leisten können.“ Langer Ap­plaus begleitet Mohamed am Endevon der Bühne. Und seine Thesenwerden im Foyer noch lange disku­tiert. Für Wirtschaftsförderer See­felder ist das eine Genugtuung:„Das Ziel ist erreicht.“ wer

www.zukunftsinstitut.de

Page 8: Standortporträt Radolfzell

econo 4/2010 · 1. Apr i l 2010 Foto: Michael Bode

Radolfzell denkt um: „Wir ma­chen zu wenig aus unseremStandort am See“, sagt OB

Jörg Schmidt im Econo­Interview.Nun nutzt die Stadt unter anderemden Wandel bei Schiesser für neueStrukturenund investiert zudemzehnMillionen Euro in den Bahnhof.Herr Dr. Schmidt, ist SchiesserFluch oder Segen für die Stadt?➤ Jörg Schmidt: Schiesser ist nachwie vor ein Segen. Es gibt in der Ge­schichte einer Stadt immer wiederWeichenstellungen von besonderemAusmaß. Die Ansiedlung von Schies­ser war so eineWeichenstellung undich kann mir weiterhin die Stadtohne Schiesser nicht vorstellen.Schiesser hat wieder für eineWei-chenstellung gesorgt: Die Stadtsteckt im Strukturwandel.➤ Schmidt: Ja, Schiesser hat unseinen Strukturwandel beschert. Aberman muss sehen, was Radolfzelldank Schiesser alles erreicht hat. Dasmöchte niemand missen.Wie fällt die Bilanz aus?➤ Schmidt: Schiesser hatte in Ra­dolfzell mehr als 2000 Mitarbeiter.Inzwischen sind es deutlich untertausend Beschäftigte. Auf der ande­ren Seite sind viele bei Schiesser freigewordenen Flächen wiederbelebtworden und es sind neue Arbeits­plätze entstanden. Wir haben auchein Gründerzentrum, das sehr gutangenommen wird. Die Bilanz fälltalso durchaus positiv aus.Der Strukturwandel hat die Chan-ce auf einen Stadtumbau beschert.Wie ist der Stand?➤ Schmidt: Vorweg: Schiesser warin den letzten Jahren nicht das ein­zige Thema, wir hätten uns auchunabhängig von der Frage Schiesserum die Themen Bahnzugang, Er­reichbarkeit Seeufer oder Stärkungdes Tourismus gekümmert. Gleich­

OB Jörg Schmidt über

den Strukturwandel

und die Chancen im

Tourismus durch den

Umbau der Stadt

„Wir finden die Nische“

wohl: Auf dem Schiesser­Areal ist dieKonversion soweit abgeschlossen.Die Brachflächen sind neu belebtundwir hatten jetzt den Spatenstichfür den zweiten Bauabschnitt derWohnbaubebauung im Bereich derehemaligen Markthallen.Wie groß ist die Investition?➤ Schmidt: Es werden rund 55Millionen Euro investiert.Schiesser begrenzt die Innenstadtauf der einen Seite, das Eisen-bahnareal die andere. Wieso wirdauch dort umgebaut?➤ Schmidt: Weil wir in der Stadtder Meinung sind, dass Radolfzellam Bodensee – wir sind die einzigeStadt, die diesen Zusatz tragen darf– zu wenig aus seiner Lage macht.Der Bahnhofsbereich trennt die Stadtvom See ab. Beim Bau der Bahn um1860 hatman auf andere DingeWertgelegt. Es wurde sogar ein großerHafen für den Güterumschlag vomRhein bei uns geplant. Inzwischenhaben sich die Prioritäten aber ver­ändert und wir müssen mehr imBereich Tourismus machen.Ist der Zug in Sachen Tourismusam See nicht abgefahren?

➤ Schmidt: Im Gegenteil: Wir ha­ben in den letzten Jahren deutlichsteigende Gästezahlen. UnsereChance ist, dass sich der Tourismusständig wandelt. Der Trend geht zuKurzurlauben und Städtereisen, esgibt künftig aber auch eine starkeAufhebung der Trennung von Arbei­ten und Urlaub. Vor diesem Hinter­grund finden wir unsere Nische inBaden­Württemberg. Wir kopierenaber keine Konzepte von anderen,sondern gehen unseren ganz eige­nen Weg.Herzstück des Umbaus ist derBahnhofsbereich. Wird Spaten-stich noch in diesem Jahr sein?➤ Schmidt: Aktuell gehen wir indie Detailplanung. Dabei sind wirauf Partner wie die Bahn angewie­sen. Die ziehen zwar sehr gut mit,aber ein Datum für den Spatenstichkann ich noch nicht nennen.ZehnMillionen Euro soll das Herz-stück insgesamt kosten.Wasmussdie Stadt aufbringen?➤ Schmidt: Wir rechnen mit 60Prozent Zuschüssen vom Land. ZweiMillionen sind fest zugesagt, weiterevier stehen in Aussicht. Damit muss

die Stadt rund vier Millionen Eigen­mittel aufbringen.Kann die Stadt das schultern?➤ Schmidt: Wir haben das Geld.Beim Verkauf von 49 Prozent unse­rer Stadtwerke an die Thüga habenwir uns imGemeinderat in die Handversprochen, das Geld liegen zu las­sen. Und ich bewundere es wirklich,dass der Gemeinderat bislang jederVerlockung widerstanden hat, dasGeld anderweitig einzusetzen.Also haben Sie den 13. Juni 2013weiter fest im Kalender?➤ Schmidt: (lacht) Ja, zum Jubilä­um der Eisenbahnlinie möchtenwirein Bobbycar­Rennen vom Rathaushinunter zum See veranstalten. Dasschaffenwir auch. wer

Jörg Schmidt (SPD) ist seitdem Jahr 2000 OB in Radolf-zell am Bodensee. Der gebür-tige Pforzheimer studierteRechtswissenschaften undpromoviertemit einer Disser-tation über den Rechtswis-senschaftler Otto Koellreut-ter. Der 49-jährige Schmidt istverheiratet.

74 Politik • Standort Radolfzell

Page 9: Standortporträt Radolfzell

4/2010 · 1. Apr i l 2010 econo

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Die Überzeugungstäter Wirtschaftsrevision Süd GmbHWirtschaftsprüfungsgesellschaftWS Süd GmbHSteuerberatungsgesellschaft

Karlsruher Straße 2178048 Villingen-SchwenningenTelefon: 0 77 21/9 98 18-0Telefax: 0 77 21/9 98 [email protected]

Niederlassung RadolfzellSchützenstraße 8478315 RadolfzellTelefon: 0 77 32/8 23 67-0Telefax: 0 77 32/8 23 67-20

NiederlassungSeit November 2009 arbeitenWS Süd undWirtschaftsrevisionSüd in Radolfzell. ImAprilwirddieNiederlassung feierlich eröffnet.

Kontakt

Diese Kanzlei ist ungewöhnlich. „17 unserer 37Mitarbeiter sind Berufsträger. Eigentlich ist daseine Unstruktur“, sagt ClemensMöhrle. Zusam­

men mit Christof Kühling und Georg Hilpert ist er Ge­sellschafter­Geschäftsführer derWS Süd GmbH und derWirtschaftsrevision Süd GmbH. Andererseits passt dieStruktur genau zumWS­Anspruch: „Wir fühlen uns demMittelstand verpflichtet.“ DieMandanten finden bei denzwölf Steuerberatern, drei Wirtschaftsprüfern und zweiRechtsanwälten immer den richtigen Ansprechpartner.Überhaupt sind die Gesellschafter in der Kanzlei

Überzeugungstäter. Um sich dem Mittelstand widmenzu können, wurde 2006 WS Süd und Wirtschaftsrevi­sion Süd als MBO in Villingen­Schwenningen gegrün­

det. „In der Kanzlei vereinen wir breiten Erfahrungs­schatz“, so die Gesellschafter.So haben sich die Berater beispielsweise im Bereich

der Umsatzsteuer Renommee erarbeitet, bringen dasWissen zudem in viele Veranstaltungen ein. Aber auchThemen wie Umstrukturierungen, Lohnsteuer, Fir­mensanierung und Fragen zum Export nimmt sich dieKanzlei an. „Bei unserer Struktur können wir die un­terschiedlichsten Aspekte vertiefen“, betonen die Ge­sellschafter.Dem folgt auch die Niederlassung Radolfzell. Deren

Leiter und Prokurist Andreas Mader knüpft am Boden­see an den Anspruch der Kanzlei an: „Wir sind derAnsprechpartner für den Mittelstand in der Region.“

Die Kanzlei WS Süd hat

eine Unstruktur.

Deshalb kann sie dem

Mittelstand gut helfenDie Gesellschafter Georg Hilpert, Clemens Möhrle, Christof Kühling undProkurist Andreas Mader (v.l.)

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Page 10: Standortporträt Radolfzell

econo 4/2010 · 1. Apr i l 2010 Foto: Michael Bode

Die Zukunft hängt bei Mo­nika Laule an der Wand.Auf großformatigen Aus­

drucken erkennt man Satelliten­aufnahmen des gesamten Bahn­hofsbereichs von Radolfzell. Mitfeinen Strichen sind Veränderun­gen eingezeichnet. Laule ist Leite­rin des Fachbereichs AllgemeineVerwaltung im Rathaus Radolfzell.

Monika Laule verantwortet bei der Stadtverwaltung eine Revolution:

Radolfzell rückt näher ans Ufer des Bodensees. Die Bürger wollen es so

Projektmit Seeblick

Monika Laule leitet denBereich Allgemeine Verwal-tung. Und das See-Projekt

Und sie trägt die Verantwortungfür die wichtigste städtebaulicheVeränderung seit Jahrzehnten: dasProjekt Stadt – Bahn – See.Für die Stadt verbirgt sich hinter

dem schlichten Dreiklang nichtweniger als eine Revolution. „Wirtragen zwar als einzige Stadt denZusatz ‚am Bodensee‘, aber dasUfer ist von der Stadt abgeschnit­

ten“, umschreibt OB Jörg Schmidtdie Situation. Das ist historischgewachsen. Als um 1860 dieBahnlinie kam, gaben die Radolf­zeller die Ackerflächen im Hinter­land nicht preis. Also planten dieIngenieure die Schienensträngeeben entlang des Ufers, teilweisewurde sogar Gelände aufgeschüt­tet. Seeblick? Erholungswert? Da­mals Worte ohne Wert.Das ändert sich. Monika Laule:

„Das Projekt ist von den Bürgern ineiner Zukunftswerkstatt als obers­tes Leitprojekt angestoßen wor­den.“ Die Bürger wollen aus derInnenstadt endlich auf den Seeblicken. Nicht mehr auf Schienenund Bahnhofsgebäude in Nach­kriegsarchitektur. Handel und Gas­tronomie wollen das ebenfalls,weil es zusätzliche Qualität bedeu­tet. Schließlich hat die Stadt inSachen Tourismus noch Potenzial.Deshalb ist die Verwaltung in

einer komfortablen Position: DieEinwohner ziehen mit. Das wurdeunlängst in einer Bürgerversamm­

lung deutlich. Kritische Stimmen?Fehlanzeige. Laule: „Diese Stim­mung darf man nicht enttäuschen.“Deshalb überlässt sie auf den

rund 14 Hektar Fläche nahe derInnenstadt nichts dem Zufall. Diekünftige Nutzung wird detailliertgeplant, erste Verträge hat dieBahn­Tochter Aurelis mit Aldi ab­geschlossen. Die Genossen der ZGwerden ebenfalls in ihren Marktinvestieren. Die Stadt hat sich 3,5Hektar der alten Bahnflächen für1,75 Millionen Euro gesichert.

Dort sollen Güterhallen künftiggastronomisch genutzt werden,die alten Gütergleise kommenweg. Es wird ein Investor für einHotel mit Seeanbindung gesucht.Herzstück des Projekts ist aber die„Seetorquerung“: Ein breiter, hellerDurchgang wird unter den Schie­nen durchgebaut, ein Teil desBahnhofs dafür abgerissen. DerBlick wird frei von der Innenstadtaufs Ufer. Bei Monika Lauble imBüro kann man das bereits erleben.An der Wand auf Papier. wer

76 Politik • Standort Radolfzell

Das Leitprojekt Stadt – Bahn – Seereduziert das Bahngelände auf dasnoch notwendige Maß. Unter an-deremwird die Zahl der Fahrgleisevon sechs auf vier reduziert. 14Hektar Flächen stehen anschlie-ßend für eine Neunutzung zurVerfügung, die in fünf Teilberei-chen entwickelt werden. Unteranderem für Einkaufsmärkte, Park-flächen und Gastronomie. DasKernstück des Projekts ist der Per-

sonenbahnhof. Aktuell lässt dieStadtverwaltung die Kosten fürvier Varianten einer neuen Unter-führung berechnen. Zudem sollein Teil des Bahnhofs abgerissenund neu gebaut werden.Das Projekt ist aber nicht die ein-zige aktuelle Entwicklung: Sowur-den in der Innenstadt der Luisen-und der GerberplatzmitWohnun-gen, Büros und Ladengeschäftenneu gestaltet.

Page 11: Standortporträt Radolfzell

4/2010 · 1. Apr i l 2010 econo

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