1

Spr. 16,9 Predigt zur Konfirmation von Lukas Peyk, Christi Himmelfahrt, 9. Mai 2013

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.

Herr, segne du dieses Wort an Lukas und an uns allen. Amen.

Die Sprüche Salomos habe es dir angetan, nicht wahr Lukas,? Ja mir auch. Es steckt so viel Lebenserfahrung und Glaubenswissen darin. Und gerade, weil sie meistens so kurz sind, kann man sie sich gut merken. Und manche sind dann auch noch so humorvoll, dass es richtig Spaß macht, ihnen zu folgen. Zwei Kostproben gefällig?1,10: Mein Sohn, wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht!Das klingt doch richtig gut. Oder? Und das ist ja auch richtig, und gut!15,16: Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass.Also: es ist besser, bescheiden zu leben, aber dafür von Liebe umgeben, als wohlhabend zu sein, aber mit Hass im Herzen oder gehasst zu werden!Kurz und knackig sind diese Sprüche, und: sie haben es in sich. Dein Konfirmationsspruch, lieber Lukas ist - damit man ihn sich noch besser merken kann - zu einem ganz kurzen Sprichwort in der deutschen Sprache geworden:Der Mensch denkt, aber Gott lenkt.Darüber lasst uns mal nachdenken.Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; Das "Herz" ist in der Bibel ein sehr häufig gebrauchtes Wort. Ja, die Bibel ist fast ein ein "Herz-Spezialist". Aber nur ganz selten meint sie das Organ, das bei uns in der Brust schlägt. Meistens wird es wie hier im übertragenen Sinne gebraucht. Da ist das "Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse von Jugend auf" (1.Mose 8,21), oder es ist verstockt, oder verzagt, oder es dichtet sogar feine Lieder (Ps. 45,2). Das Herz der Gottlosen ist

2

unbarmherzig, heißt es in Spr. 12,10. Das Herz kann trotzig und verzagt sein, oder zerbrochen, aber es kann auch von Gott rein und neu gemacht werden.Der Mensch des Alten Testamentes "denkt" mit dem Herzen. Im Herzen wohnt aber auch die Liebe, und es steht für das Gewissen. "Herz" kann also eine ganze Menge bedeuten.Mit dem Herzen bezeichnet die Bibel das Innerste des Menschen, die unsichtbare Mitte der Person. Hier werden seine Entscheidungen gefällt. In deinem Konfirmationsspruch, lieber Lukas, könnten wir das "Herz" mit "Wille" oder "Verstand" ersetzen. Und dieses Herz "erdenkt" sich seinen Weg, wie es hier heißt. Das Grundwort, das hinter dem steht, was Luther mit "erdenken" übersetzt hat, bedeutet so viel wie "rechnen", "berechnen".Wir Menschen berechnen unseren "Weg". Wir bedenken und planen und rechnen uns aus, was das Leben bringen wird. Wir glauben, zu wissen, wo es langgehen soll. Und wenn es dann doch anders kommt als wir es wollten, dann schreien wir: "Gott, wie konntest du das zulassen?"Des Menschen Herz erdenkt sich seinen WegJa, könnte es nicht vielleicht sein, dass es falsch berechnet und plant? Dass es vielleicht von falschen Voraussetzungen und Planungsvorgaben ausgehen könnte?Es gibt ein Buch mit dem Titel 1000 Places to see before you die auf deutsch: 1000 Orte, die man gesehen haben muss, bevor man stirbt. Ich kenne zwar nur den Titel, nicht das Buch. Aber allein der macht schon Stress: Wenn du da und dort nicht gewesen bist, dann hast du dein Leben verpasst! Und so hetzt man von Urlaub zu Urlaub, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit und hakt das Leben Stück für Stück ab.Und dann denke ich an meine Großeltern, für die das Wort "Urlaub" in ihrem Wortschatz gar nicht vorkam. Die sind nicht gereist, haben nicht besichtigt. Sie sind nicht sehr weit herumgekommen um ihren Heimatort. Die hätten demnach völlig vergeblich gelebt. Ebenso würde es all den Menschen gehen, die es sich nicht leisten können. Soll das denn der Sinn des Lebens sein, so eine "To-Do-Liste" abzuarbeiten? Nach dem Motto: ein richtiger Mann pflanzt eine Eiche, baut ein Haus und zeugt einen Sohn - und das alles, bevor er 45 Jahre alt ist?Ich kenne Menschen, die planen so: ihre berufliche Karriere, ihre Familie, ihr Haus - und dann?

3

Was ist, wenn die Karriere nicht so geht, wie geplant, wenn die Firma pleite macht oder eine Krankheit kommt, die Ehe kaputt geht oder die Kinder nicht so geraten wie erträumt, und wenn das mit dem Haus dann doch nicht so wird, wie es gedacht war?Was dann?Des Menschen Herz erdenkt sich seinen WegDoch, liebe Gemeinde, wir Menschen müssen planen. Würde jeder nur einfach so in den Tag hinein leben, dann würde in kürzester Zeit nichts mehr funktionieren in unserer komplizierten Gesellschaft. Und das war zur Zeit des Alten Testamentes im Grunde nicht anders. Auch da hat man schon planen müssen, wie man mit seiner Familie über den Winter kommt, über die Trockenzeit. Auch da hat man wie Joseph in Ägypten die sieben fetten Jahre genutzt, um für die sieben mageren zurückzulegen. Also, lieber Lukas: dass du vielleicht Pläne hast für dein Leben, dass du dir überlegst, was du beruflich machen könntest und wie deine Zukunft aussehen soll - all das ist völlig ok!Du darfst und sollst deine Träume haben! Vielleicht spricht ja hier und da sogar auch Gott durch unsere Träume - eben wie damals bei Joseph in Ägypten. Doch sei dir immer bewusst, dass du nie in der Lage sein wirst, deine Wege und Ziele aus eigener Kraft zu verwirklichen. Denn Des Menschen Herz erdenkt sich seinen WegUnd du erdenkst dir deinen Weg.Das muss nicht unbedingt auch Gottes Weg mit dir sein!Wer weiß, was Gott mit dir vor hat?Ich muss da immer an Samuel Koch denken. Er wollte Schauspieler werden und sich auf dem Weg dahin mit einer sportlichen Superleistung bekannt machen. In der Fernsehshow "Wetten, dass..?" am 4. Dezember 2010 wollte er mit speziellen Sprungfedern über ein fahrendes Auto springen. Dabei verletzte er sich schwer und ist seitdem gelähmt.Wahrscheinlich hadert er bis heute mit diesem Schicksal. Wer will es ihm verdenken? Wohl niemand von uns möchte mit ihm tauschen! Er hatte sich sein Leben ganz anders gedacht. Aber wissen wir, was Gott mit ihm vorhat? Und was er mit dir und mit mir vorhat?Wir denken immer, Gott müsste so was wie der Erfüllungsgehilfe von unseren Lebensvorstellungen sein. Aber das ist er natürlich nicht!Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein

4

lenkt seinen Schritt.Warum der HERR die Schritte von Samuel Koch buchstäblich so gelenkt hat, dass es zu diesem schrecklichen Unfall gekommen ist, wissen wir nicht.Aber doch hat dieser Unfall dazu geführt, dass viele Menschen ganz neu über ihr Leben nachdenken mussten und über ihr Verhältnis zu Gott. Denn Samuel Koch ist seinen Weg als bewusster Christ gegangen. Und wie er nun mit seinem Schicksal umgeht - im Hadern mit Gott, im Klagen und im Glauben, der trotz allem an Gott festhält, das lässt viele Menschen aufmerken und nach dem Glauben an Christus fragen.Es wäre vermessen, zu behaupten, das sei der Sinn dessen gewesen, was damals bei "Wetten dass ...?" passiert ist. Den sieht allein Gott.Aber die Folge davon ist durchaus, dass Menschen ganz neu über den Sinn ihres Lebens nachdenken und nach Gott fragen. Wer weiß also, was Gott mit uns noch vor hat?Auf jeden Fall hat er was Gutes vor. Denn es ist ja der HERR, der deinen und meinen Schritt lenkt. Auch, wenn er zu unserem Weg sein "Aber" sagt. Ich denke da an jene Menschen, die z.B. nach einer schweren Krankheit sagen konnten:"Ich habe mir diese Krankheit oder diese Operation nicht gewünscht. Und ich habe auch nicht verstanden, warum Gott ausgerechnet mir das zugemutet hat. Aber ich weiß jetzt ganz genau: wenn mir das nicht passiert wäre, dann würde ich jetzt nicht so fest im Glauben stehen!"Oder ich denke an einen Mann, der als Alkoholiker seinen Betrieb ruiniert und fast seine Familie verloren hatte: "Ich danke Gott, dass ich Alkoholiker geworden bin, sonst hätte ich ihn nie nötig gehabt!" Das hat er vor einer ganzen Gruppe von Menschen öffentlich bekannt. Er hatte durch das finstere Tal, in das er sich begeben hatte, zum Licht gefunden. Und das nicht aus eigener Kraft, das wusste er ganz genau. Denn Gott hatte ihn nicht vor dem Schlimmen bewahrt. Aber er hatte doch auch darin noch seinen Schritt gelenkt und ihn im Schlimmsten bewahrt. Natürlich wünscht niemand einem Menschen solche Wege. Aber: Wir hoffen darauf, dass Gott selbst da unsere Schritte in seine Richtung lenkt, wo sich unser Herz einen ganz anderen Weg erdacht hatte.Denn der unsere Schritte lenkt, und auch deine, lieber Lukas, das ist ja der HERR.

5

HERR in Großbuchstaben geschrieben. Wir haben gelernt, dass sich dahinter in der hebräischen Bibel der Name verbirgt, mit dem Gott sich offenbart hat. Und dieser Name bedeutet: "Ich bin!". Oder "ich werde sein, der ich sein werde". Und zwar "für dich" und "für euch"!Gott ist immer "für dich", nicht gegen dich!Ab heute, wo du zum ersten Mal am Abendmahl teilnimmst, darfst du das ganz leibhaft schmecken: Christus selbst, für dich gegeben und vergossen zur Vergebung deiner Sünden.So ist Gott für dich und für uns. und so wird Gott für dich und uns immer da sein. Und darum darfst du gewiss sein: Gott will das Gute für dich. Auch, wenn du es nicht immer verstehen kannst. Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.Nicht ein willkürliches Schicksal steht über uns und wartet auf uns, sondern der HERR, der "Ich bin!":

Ich bin der gute Hirte für dich!Ich bin die Tür zum Leben für dich!Ich bin der Weinstock für dich; bleib in mir und ich in dir!Ich bin das Licht der Welt, auch für dich!Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, auch für dich!Ich bin das Brot des Lebens, auch für dich!Ich bin die Auferstehung, auch für dich.

Dieser HERR ist es, der mit dir geht. Da mag sich des Menschen Herz seinen Weg erdenken; aber der HERR allein lenke deinen Schritt!Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre uns auf unseren Wegen und lenke unsere Schritte. Amen.