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x 246 media perspektiven 5/2006 ................................................................................................................................................................ ARD-E-Musikstudie 2005: Musiksozialisation, E-Musiknutzung und E-Musikkompetenz Wer hört heute klassische Musik? Von Annette Mende* und Ulrich Neuwöhner** Die Frage nach dem Stellenwert klassischer Musik in der Gegenwart wird immer wieder neu aufge- worfen. Anlässe gib es viele: der sinkende Absatz von Klassiktonträgern, das steigende Durchschnitts- alter des Konzertpublikums, die geringen Reich- weiten von Kulturradios oder das Mauerblümchen- dasein des Musikunterrichts in den Schulen. Welchen Stellenwert und welches Image hat klas- sische Musik in der bundesdeutschen Bevölkerung? Wie groß ist das Potenzial und welche Bevölke- rungsgruppen sind klassischer Musik gegenüber aufgeschlossen und nutzen diese in relevantem Ausmaß im Radio, auf Tonträgern und im Konzert- saal? Diese und weitere Fragestellungen waren zentrale Inhalte der ARD-E-Musikstudie. Die Stu- die wurde im Winter 2004/2005 mittels einer tele- fonischen Repräsentativbefragung (CATI) von ins- gesamt 6 096 Personen ab 14 Jahre auf Basis einer bundesweiten Zufallsstichprobe durchgeführt. Die Grundgesamtheit bildet die Bevölkerung ab 14 Jah- re in Haushalten mit Zugang zu einem Festnetz- anschluss. Der Erhebungszeitraum der Studie lag zwischen Oktober 2004 und Februar 2005. Die Besonderheit des methodischen Ansatzes der Studie war, dass die Affinität bzw. Nähe zur klassi- schen Musik nicht über eine verbale Abfrage er- mittelt wurde, sondern durch akustische Einspie- lung von 25 Musikbeispielen aus dem Repertoire der klassischen Musik (21 Beispiele) und angren- zenden Genres (vier Beispiele). In den zwei weiteren Beiträgen zum Thema E- Musik in diesem Heft werden die zentralen Ergeb- nisse der ARD-E-Musikstudie zu den Radiohörern und den Konzertbesuchern dargestellt. Im vorliegen- den Beitrag wird der Frage nachgegangen, wen klassische Musik bzw. Ernste Musik derzeit wie anspricht. Dabei steht die allgemeine Offenheit gegenüber E-Musik im Vordergrund. Wen erreicht klassische Musik und welche Bedeutung wird Klas- sik beigemessen? Wie ausgeprägt ist die E-Musik- kompetenz? Hintergrund ist die Beobachtung, dass nicht allen Formen von E-Musik die gleiche Offen- heit entgegengebracht wird. Die spezifische Anlage der Untersuchung erlaubt zudem eine Differenzie- rung von E-Musikkompetenz. Soziodemographische Strukturen von E-Musikoffenen und Nicht-E-Musikoffenen Für die Bestimmung der Bevölkerungspotenziale, die an Ernster Musik interessiert sind bzw. für die- se gewonnen werden können, wurde in einer ers- ten Stufe zwischen E-Musikoffenen und Nicht-E- Musikoffenen unterschieden. Die E-Musikoffenheit wurde relativ niedrigschwel- lig definiert. Es mussten mindestens drei von ins- gesamt 21 den Befragten zur Bewertung vorgeleg- ten Musikeinspielungen aus dem Bereich der klas- sischen Musik mit „sehr gut“ oder „gut“ beurteilt werden. Außerdem sollte klassische Musik aktiv nachgefragt werden (im Radio und/oder auf Ton- trägern und/oder im Konzert/Oper). Insofern war E-Musikoffenheit eine Kombination von musika- lischer Nähe zu klassischer Musik und deren akti- ver Nachfrage. Nach diesem definitorischen Ansatz gibt es in der Bevölkerung ab 14 Jahre 53 Prozent E-Musikoffene und 47 Prozent Nicht-E-Musikoffene. Welche soziodemographischen und typologischen Strukturen sind für diese unterschiedlichen Interes- sengruppen charakteristisch? Unter den Nicht-E- Musikoffenen finden sich mehr Männer als Frauen (55 % zu 45 %), sind die formalen Bildungsabschlüsse geringer, gibt es eine Überrepräsentanz der 14- bis 29- Jährigen (mehr als 70 % der jungen Menschen zäh- len zu den Nichtoffenen). Unter der Perspektive der MedienNutzerTypolo- gie (1) sind bei den Nicht-E-Musikoffenen beson- ders die „Jungen Wilden“ und die „Unauffälligen“ überrepräsentiert. Die Jungen Wilden sind das jüngs- te Cluster. Sport, Kino, aktuelle Popmusik stehen bei ihnen in der Interessenshierarchie ganz oben. Kennzeichen der Unauffälligen ist ihre starke Ori- entierung am Mainstream; eine ausgeprägte Unter- haltungsorientierung dominiert. Typische soziodemographische Merkmale der E- Musikoffenen sind (vgl. Tabelle 1): Frauen haben eine größere Affinität zur E- Musik (bei den E-Musikoffenen sind 56 % Frauen und 44 % Männer). Sie haben eine vergleichsweise hohe formale Bildung (mehr als jeder Vierte verfügt über Abitur und/oder Studium). Je älter die Menschen sind, umso größer ist ihre Affinität zur klassischen Musik. Bei den 50- bis 64-Jährigen sind 64 Prozent E-Musikoffene; bei den über 65-Jährigen sind es sogar 71 Prozent. Nach MedienNutzerTypen betrachtet sind die ent- scheidenden Milieus unter den E-Musikoffenen die Klassisch Kulturorientierten, die Neuen Kulturorien- tierten sowie die Leistungsorientierten. Für die Klas- sisch Kulturorientierten ist E-Musikoffenheit in dem hier definierten Sinne fast konstituierend. 95 Pro- zent der Klassisch Kulturorientierten zählen zu den E-Musikaffinen. Bei den Leistungsorientierten und den Neuen Kulturorientierten sind es zwischen 70 und 75 Prozent. Kennzeichen dieser beiden Grup- ARD-Studie zu Stellenwert und Hörerpotenzialen von E-Musik Abfrage anhand von Musikbeispielen Definition von E-Musikoffenheit (53 % der Bevölke- rung) Charakteristika der Nicht-E-Musik- offenen (47 %) Merkmale der E-Musikoffenen Interesse an E-Musik nach MedienNutzerTypen U ................................................................................. * RBB-Medienforschung; ** SWR-Medienforschung/Programmstrategie.

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Page 1: Soziodemographische Strukturen von E-Musikoffenen und Nicht-E ... · Punkte), „ich habe klassische Musik früher im Radio oder Fernsehen gehört“ (Differenz 20%-Punkte), „ich

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ARD-E-Musikstudie 2005: Musiksozialisation,E-Musiknutzung und E-Musikkompetenz

Wer hört heute klassische Musik?

Von Annette Mende* und Ulrich Neuwöhner**

Die Frage nach dem Stellenwert klassischer Musikin der Gegenwart wird immer wieder neu aufge-worfen. Anlässe gib es viele: der sinkende Absatzvon Klassiktonträgern, das steigende Durchschnitts-alter des Konzertpublikums, die geringen Reich-weiten von Kulturradios oder das Mauerblümchen-dasein des Musikunterrichts in den Schulen.

Welchen Stellenwert und welches Image hat klas-sische Musik in der bundesdeutschen Bevölkerung?Wie groß ist das Potenzial und welche Bevölke-rungsgruppen sind klassischer Musik gegenüberaufgeschlossen und nutzen diese in relevantemAusmaß im Radio, auf Tonträgern und im Konzert-saal? Diese und weitere Fragestellungen warenzentrale Inhalte der ARD-E-Musikstudie. Die Stu-die wurde im Winter 2004/2005 mittels einer tele-fonischen Repräsentativbefragung (CATI) von ins-gesamt 6 096 Personen ab 14 Jahre auf Basis einerbundesweiten Zufallsstichprobe durchgeführt. DieGrundgesamtheit bildet die Bevölkerung ab 14 Jah-re in Haushalten mit Zugang zu einem Festnetz-anschluss. Der Erhebungszeitraum der Studie lagzwischen Oktober 2004 und Februar 2005.

Die Besonderheit des methodischen Ansatzes derStudie war, dass die Affinität bzw. Nähe zur klassi-schen Musik nicht über eine verbale Abfrage er-mittelt wurde, sondern durch akustische Einspie-lung von 25 Musikbeispielen aus dem Repertoireder klassischen Musik (21 Beispiele) und angren-zenden Genres (vier Beispiele).

In den zwei weiteren Beiträgen zum Thema E-Musik in diesem Heft werden die zentralen Ergeb-nisse der ARD-E-Musikstudie zu den Radiohörernund den Konzertbesuchern dargestellt. Im vorliegen-den Beitrag wird der Frage nachgegangen, wenklassische Musik bzw. Ernste Musik derzeit wieanspricht. Dabei steht die allgemeine Offenheitgegenüber E-Musik im Vordergrund. Wen erreichtklassische Musik und welche Bedeutung wird Klas-sik beigemessen? Wie ausgeprägt ist die E-Musik-kompetenz? Hintergrund ist die Beobachtung, dassnicht allen Formen von E-Musik die gleiche Offen-heit entgegengebracht wird. Die spezifische Anlageder Untersuchung erlaubt zudem eine Differenzie-rung von E-Musikkompetenz.

Soziodemographische Strukturen von E-Musikoffenenund Nicht-E-MusikoffenenFür die Bestimmung der Bevölkerungspotenziale,die an Ernster Musik interessiert sind bzw. für die-se gewonnen werden können, wurde in einer ers-ten Stufe zwischen E-Musikoffenen und Nicht-E-Musikoffenen unterschieden.

Die E-Musikoffenheit wurde relativ niedrigschwel-lig definiert. Es mussten mindestens drei von ins-gesamt 21 den Befragten zur Bewertung vorgeleg-ten Musikeinspielungen aus dem Bereich der klas-sischen Musik mit „sehr gut“ oder „gut“ beurteiltwerden. Außerdem sollte klassische Musik aktivnachgefragt werden (im Radio und/oder auf Ton-trägern und/oder im Konzert/Oper). Insofern warE-Musikoffenheit eine Kombination von musika-lischer Nähe zu klassischer Musik und deren akti-ver Nachfrage. Nach diesem definitorischen Ansatzgibt es in der Bevölkerung ab 14 Jahre 53 ProzentE-Musikoffene und 47 Prozent Nicht-E-Musikoffene.

Welche soziodemographischen und typologischenStrukturen sind für diese unterschiedlichen Interes-sengruppen charakteristisch? Unter den Nicht-E-Musikoffenen– finden sich mehr Männer als Frauen (55 % zu45 %),– sind die formalen Bildungsabschlüsse geringer,– gibt es eine Überrepräsentanz der 14- bis 29-Jährigen (mehr als 70 % der jungen Menschen zäh-len zu den Nichtoffenen).

Unter der Perspektive der MedienNutzerTypolo-gie (1) sind bei den Nicht-E-Musikoffenen beson-ders die „Jungen Wilden“ und die „Unauffälligen“überrepräsentiert. Die Jungen Wilden sind das jüngs-te Cluster. Sport, Kino, aktuelle Popmusik stehenbei ihnen in der Interessenshierarchie ganz oben.Kennzeichen der Unauffälligen ist ihre starke Ori-entierung am Mainstream; eine ausgeprägte Unter-haltungsorientierung dominiert.

Typische soziodemographische Merkmale der E-Musikoffenen sind (vgl. Tabelle 1):– Frauen haben eine größere Affinität zur E-Musik (bei den E-Musikoffenen sind 56 % Frauenund 44 % Männer).– Sie haben eine vergleichsweise hohe formaleBildung (mehr als jeder Vierte verfügt über Abiturund/oder Studium).– Je älter die Menschen sind, umso größer istihre Affinität zur klassischen Musik. Bei den 50-bis 64-Jährigen sind 64 Prozent E-Musikoffene; beiden über 65-Jährigen sind es sogar 71 Prozent.

Nach MedienNutzerTypen betrachtet sind die ent-scheidenden Milieus unter den E-Musikoffenen dieKlassisch Kulturorientierten, die Neuen Kulturorien-tierten sowie die Leistungsorientierten. Für die Klas-sisch Kulturorientierten ist E-Musikoffenheit in demhier definierten Sinne fast konstituierend. 95 Pro-zent der Klassisch Kulturorientierten zählen zu denE-Musikaffinen. Bei den Leistungsorientierten undden Neuen Kulturorientierten sind es zwischen 70und 75 Prozent. Kennzeichen dieser beiden Grup-

ARD-Studie zuStellenwert und

Hörerpotenzialenvon E-Musik

Abfrage anhand vonMusikbeispielen

Definition von E-Musikoffenheit(53 % der Bevölke-rung)

Charakteristika der Nicht-E-Musik-offenen (47 %)

Merkmale der E-Musikoffenen

Interesse an E-Musik nachMedienNutzerTypen

U

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pen ist ihr breites kulturelles Interesse, das nichtallein auf Hochkultur fokussiert ist.

Für den Zugang zur klassischen Musik sind offen-bar das Alter und die soziokulturellen Milieus dieentscheidenden Faktoren. Geschlecht und formaleBildung scheinen eher nachgeordnet. Je älter dieMenschen sind, umso größer ist ihr Interesse anklassischer Musik. In diesem empirischen Befundschlagen sich zumindest zwei Entwicklungen nie-der. Nähe zu klassischer Musik hat in starkemMaße mit einer entsprechenden musikalischen So-zialisation, mit Musikerfahrungen im Kindes- undJugendalter zu tun. Insofern waren Teile der heuteälteren Generation sehr viel stärker und intensivermit klassischer Musik konfrontiert als dies bei jun-gen Menschen heute der Fall ist. Insbesondere diepopuläre Klassik war fest eingebettet in den Ge-samtkanon der Musik. Aber Nähe zur Klassik istauch Produkt gelebten Musiklebens, ist Ergebnisder Erfahrungen, die man mit Musik hat, des Wis-sens, das man sich im Umgang mit dieser Musikangeeignet hat. Insofern kann Alter den Zugang zu klassischer Musik auch öffnen bzw. vertiefen. In diesem Sinne gibt es bei der Entwicklung von E-Musikaffinitäten durchaus auch altersspezifischeAspekte. Ein aus dem Alter heraus erklärbares Phä-nomen aber ist die E-Musikoffenheit nicht.

Die empirischen Befunde zeigen auch größerwerdende Abstände zwischen den verschiedenenGenerationen auf. Während bei den 50- bis 65-Jährigen immerhin rund zwei Drittel E-Musik-affine sind, sind es in der mittleren Generation der30- bis 49-Jährigen weniger als die Hälfte. Selbstwenn hier mit zunehmendem Alter und entspre-chender Hörerfahrung die Offenheit und das Inte-resse an klassischer Musik vermutlich wachsenwerden, ist davon auszugehen, dass sich das Inte-ressensniveau dieser Gruppe zwar erhöhen, abernicht mehr das Niveau der heute älteren Genera-tion erreichen wird.

Musiksozialisation – die Herausbildung musikalischenGeschmacksDie im Kindes- und Jugendalter erfahrene musika-lische Sozialisation hat erhebliche Bedeutung fürdie Herausbildung und Differenzierung des musi-kalischen Geschmacks. In dieser Zeit werden diemusikalischen Interessen, ihre Stabilität sowie be-stimmte Rezeptionsmuster maßgebend geprägt.

Für E-Musikoffene ist im Vergleich zu Nichtoffenenvor allem ein deutlich aktiverer Zugang zur undUmgang mit der klassischen Musik bereits in ihrerKindheit bzw. Jugend erkennbar. Einen besonderenStellenwert hat dabei, ob man selbst ein Instru-ment gespielt hat. Immerhin 53 Prozent der heuteE-Musikoffenen geben an, in ihrer Kindheit bzw.Jugend selbst ein Instrument gespielt zu haben. Beiden eher E-Musikfernen sind es aber auch 42 Pro-zent, die selbst ein Instrument spielen oder gespielthaben. Insofern ist dieses Merkmal zwar für E-Mu-sikoffene charakteristisch, ist aber als abgrenzendeDeterminante für Zugänge zur E-Musik wenigertauglich. Insbesondere die Neuen Kulturorientier-

ten sowie die unter 30-Jährigen haben in ihrer Kind-heit/Jugend ein Instrument gespielt. Dies muss nunoffenbar nicht zwangsläufig zu einer Offenheit ge-genüber klassischer Musik führen.

Interessanterweise sind auch der Besuch einer Mu-sikschule oder die Mitgliedschaft in einem Musik-verein keine entscheidenden Sozialisationsmerkma-le, die E-Musikaffinitäten signifikant fördern odergar entwickeln. 18 Prozent der E-Musikoffenenhaben eine Musikschule besucht, aber auch 13 Pro-zent der Nichtoffenen. In einem Musikverein wa-ren beide Gruppen annähernd gleich häufig (18 %bzw. 16 %).

Die Erfahrungen mit klassischer Musik im Musik-unterricht der Schule haben offenbar nicht immernachhaltige Wirkungen hinterlassen. Weniger als dieHälfte der E-Musikaffinen (45 %) und Nichtaffinen(40 %) geben überhaupt an, in der Schule mit klas-sischer Musik in Kontakt gekommen zu sein. Wäh-rend bei den älteren Generationen aufgrund derhier häufig vorhandenen formal niedrigen Bildungs-abschlüsse die Schule wenig Kontaktchancen mitklassischer Musik bot, ist diese Einschätzung in dermittleren Generation doch eher verwunderlich. Le-diglich 54 Prozent der 30- bis 49-Jährigen E-Musik-offenen berichten von klassischer Musik in derSchule. Bei den Nichtoffenen sind es sogar nur 42Prozent.

Alter und sozio-kulturelles Milieuwichtige Faktoren

Wichtig, aber nichtentscheidend:

selbst ein Instrumentspielen

Musikschule/Musikverein

Wenig Kontakt mitKlassik in der Schule

1 Zusammensetzung der E-Musikoffenen und Nicht-E-Musikoffenen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Bev. ab E-Musik- Nicht-E-14 Jahre offene Musikoffene

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Geschlechtmännlich 49 44 55weiblich 51 56 45

BildungVolks-/Hauptschule 44 44 44weiterführ. Schule ohne Abi 26 24 29Abitur/Studium 21 26 15Schüler 5 2 7ohne Abschluss/k. A. 4 4 4

Alter in Jahren14–29 19 10 2930–49 37 34 4050–64 23 28 1865 u. älter 21 28 13

MedienNutzerTypenJunge Wilde 11 3 20Erlebnisorientierte 10 7 13Leistungsorientierte 10 13 6Neue Kulturorientierte 9 13 5Unauffällige 19 11 28Aufgeschlossene 11 13 10Häusliche 7 7 8Klassisch Kulturorientierte 14 26 2Zurückgezogene 9 8 9

Quelle: ARD-E-Musikstudie 2005.

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Grundsätzlich aber unterscheiden sich die Klassik-affinen von den Klassikfernen durch ihre Bewer-tung dieser schulischen Musikerfahrungen. Wenigerals ein Viertel der E-Musikdistanzierten haben dieBegegnung mit klassischer Musik in der Schule alspositiv erlebt. Bei den E-Musikaffinen sind es im-merhin mehr als 60 Prozent. Im sehr unterschied-lichen Erleben der Begegnung mit klassischerMusik in der Schule liegt offenbar ein entscheiden-der Schlüssel für den Zugang zu dieser Musik.

E-Musikoffene und Nicht-E-Musikoffene sind deut-lich unterschiedlich sozialisiert. Insbesondere imhäuslich-familiären Umfeld hatten die Klassikinte-ressierten bessere Voraussetzungen. Klassische Mu-sik gehörte in starkem Maße zum kulturellen Kanonihrer Herkunftsfamilien und ihres sozialen Umfel-des. Die stärksten Unterschiede zwischen E-Musik-affinen und Nichtaffinen lassen sich für solche Pa-rameter feststellen wie „ich habe selbst Tonträgermit klassischer Musik gekauft“ (Differenz 25 %-Punkte), „ich habe klassische Musik früher imRadio oder Fernsehen gehört“ (Differenz 20 %-Punkte), „ich bin über meine Eltern mit klassischerMusik in Kontakt gekommen“ (Differenz 19 %-Punkte), „meine Verwandten/Freunde waren klassik-begeistert“ (Differenz 18 %-Punkte) oder „ich habein Kindheit/Jugend klassische Konzerte besucht“.Rund ein Drittel der E-Musikaffinen haben als Kin-der oder Jugendliche klassische Konzerte besucht.Bei den Nichtoffenen waren es gerade mal 16 Pro-zent. Positive Wirkungszusammenhänge lassen sichauch für solche Faktoren konstatieren wie „ichhabe in einem Chor gesungen“ oder „meine Ver-wandten und Freunde waren klassikbegeistert“ (vgl.Abbildung 1).

Die Sozialisationshintergründe für das Interesse anE-Musik stellen sich als äußerst komplex und viel-fältig dar. Entscheidende Einflussfaktoren sind diemusikalischen Prägungen im Elternhaus sowie demfamiliären Umfeld. Für die Herausbildung manifes-ter musikalischer Interessen ist aber insbesonderedas subjektive Erleben der verschiedenen Faktorenentscheidend. So haben die beiden Gruppen der E-Musikoffenen und der Nichtoffenen die geschmacks-bildenden Einflüsse in Kindheit und Jugend sehrunterschiedlich erlebt und bewertet. Während dieE-Musikoffenen die musikalischen Erfahrungen imElternhaus als positiv empfanden, haben die Nicht-offenen ein sehr viel distanzierteres Verhältnis da-zu. Mehr als zwei Drittel der Klassikinteressiertenbewerten die Hinweise durch die Eltern oder dasHören von klassischer Musik innerhalb der Fami-lie als positiv. Bei den Nichtinteressierten sind esnur rund ein Drittel. Sehr positiv wird der Besuchklassischer Konzerte in der Kindheits- und Jugend-phase durch die heute E-Musikinteressierten be-schrieben. Mehr als 80 Prozent empfanden ein sol-ches Konzertereignis positiv. Bei den E-Musikfernenfällt das Urteil deutlich anders aus. Lediglich 44 Pro-

zent verknüpfen damit positive Erfahrungen. Mehrals 20 Prozent erinnern sich daran eher mir nega-tiven Empfindungen.

Dieses Grundmuster ist für alle in die Untersu-chung einbezogenen Sozialisationshintergründe fest-stellbar. Während bei den E-Musikoffenen die ver-schiedenen Einflussfaktoren eine stark positive Be-wertung erfahren, sind hier die Nichtoffenen sehrviel verhaltener. Charakteristisch für sie ist vor al-lem, dass sie die verschiedenen Erlebnisse in Kind-heit und Jugend eher als neutral erinnern. Verhal-tensrelevante Impulse können daraus kaum resul-tieren. Mit einem stark negativ gefärbten Erlebensind vor allem die Begegnung mit klassischerMusik in der Schule (32 %), Geschenke in Formvon Klassik-CDs (24 %) sowie der Besuch klassi-scher Konzerte (21 %) verbunden.

Wertigkeit und Image von klassischer Musik bei E-Musikoffenen und NichtoffenenDie Gruppe der E-Musikdistanzierten hat ein rela-tiv vorurteilsfreies Verhältnis zur klassischen Musik.Es ist weitgehend frei von der Zuschreibung nega-tiver Images. Man bekennt sich schlicht dazu, dassdie klassische Musik nicht dem eigenen Musikge-schmack entspricht (88 %). Aber auch das fehlendeWissen (93 % sind der Meinung, dass sie sich inklassischer Musik wenig auskennen) sowie ein so-ziales und familiäres Umfeld, das ebenfalls kaumoder gar nicht Klassik hört (80 %), bauen hier Bar-rieren auf. Rund drei Viertel aller Nichtaffinen hat-ten in ihrem Leben bislang kaum Kontakt mitklassischer Musik (vgl. Abbildung 2). Dies trifft ins-besondere auf die unter 50-Jährigen zu, unabhän-gig davon, ob sie zur jungen oder mittleren Gene-ration zählen. Insofern ist hier von sehr stabilenDistanzen zu klassischer Musik auszugehen. Klas-sische Musik gehört einfach nicht zum kulturellenKontext dieser Gruppe. Daran wird sich mit hoherWahrscheinlichkeit auch mit zunehmendem Alternur wenig ändern. Die Lebensmuster dieser Men-schen führen nicht zum Kontakt mit klassischerMusik. Unter mediennutzertypologischen Aspektensind es insbesondere die Häuslichen und die Zu-rückgezogenen, die in ihrem Leben kaum Kontaktmit klassischer Musik hatten.

Nicht-E-Musikoffene haben keinen emotionalenZugang zu klassischer Musik. Zwei Drittel dieserGruppe fühlen sich durch klassische Musik gefühls-mäßig nicht angesprochen. Dieses fehlende emo-tionale Involvement ist relativ unabhängig vonAlter oder Bildung. Stärker sind es auch hier typo-logische Gesichtspunkte. Insbesondere die JungenWilden, aber auch die Häuslichen und Zurückgezo-genen finden kaum einen emotionalen Zugang zudieser Musik.

In der Wahrnehmung der E-Musikdistanzierten istklassische Musik häufig langweilig (56 %), zuschwermütig (59 %), zu anstrengend (52 %) oder zuwenig abwechslungsreich (37 %). Alles dies sindZuschreibungen, die weniger auf einem realen Er-fahrungshorizont basieren, sondern eher als musik-immanente Erklärungsmuster herangezogen wer-

Schulische Klassik-kontakte sehr unter-schiedlich bewertet

Familiäres Umfeldprägt Musik-sozialisation

Subjektives Erlebender Sozialisations-

faktorenentscheidend

Nichtoffene:Klassische Musikentspricht nicht dem eigenen Geschmack

Klassik sprichtNichtoffene emotio-nal nicht an

Image der Klassik bei Nichtoffenen

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den. Auch die scheinbare Alltagsenthobenheit die-ser Musik beschreibt die fehlende Offenheit undNähe zur Klassik. Immerhin 56 Prozent sind derMeinung, dass klassische Musik nur etwas für be-sondere Anlässe sei. 27 Prozent sagen, dass klassi-sche Musik heute nicht mehr zeitgemäß sei. DieserMeinung neigen vor allem die Jungen Wilden zu.Deren Lebensgefühl wird wahrscheinlich durchklassische Musik kaum angesprochen. Das Kli-schee „klassische Musik ist nur etwas für Hochge-bildete“ wird von den Nichtaffinen nicht bedient.Weniger als jeder Fünfte glaubt, Klassik sei nuretwas für höher Gebildete. Es ist hier eher die älte-re Generation, die über 65-jährigen Zurückgezoge-nen, die den Zugang zur Klassik an ein bestimmtesBildungsniveau koppelt.

Welchen Stellenwert hat klassische Musik bei denE-Musikoffenen, also jener Gruppe, die klassischeMusik nicht nur mag, sondern diese auch aktivüber Radio, Tonträger, Konzerte nachfragt? Für dieE-Musikaffinen bedeutet klassische Musik einStück Lebensqualität, etwas, das ihr Leben genuss-voller, facettenreicher macht. 70 Prozent der E-Musikaffinen sehen in klassischer Musik eine Be-reicherung ihres Lebens. Knapp jeder Zweite emp-findet klassische Musik nicht nur als angenehmund bereichernd, sondern für ihn ist diese Musikessenziell, sie ist ein wichtiger Bestandteil seinesLebens. E-Musik ist sehr häufig durch ihre emotio-nalen Qualitäten Ausdruck des eigenen Lebensge-fühls. Für mehr als 40 Prozent entspricht klassi-sche Musik dem eigenen Lebensgefühl. Es sind ins-besondere die Klassisch Kulturorientierten, für dieE-Musik ein integraler Bestandteil, Fundamentihres kulturellen Alltags ist. Die Neuen Kulturori-entierten empfinden Klassik in erster Linie als eineLebensbereicherung, als etwas, das ihren kulturel-len Horizont auf besondere Weise ergänzt.

Auch für die Klassikinteressierten ist charakteris-tisch, dass klassische Musik sehr stark an das Be-sondere, das aus dem Alltag Herausgehobene gekop-pelt ist. Fast drei Viertel der Affinen hören klas-sische Musik bevorzugt in besonderen Stimmun-gen. Und sie hören besonders häufig das ihnen be-kannte Repertoire ihrer Lieblingskomponisten. 72Prozent der E-Musikaffinen sagen, dass sie vor al-lem eine Reihe von Lieblingsstücken oder -kompo-nisten hören. Aber der gewollte und gewohnteRückgriff auf bekannte Stücke bedeutet keinesfallsIgnoranz gegenüber Neuem oder Unbekanntem in-nerhalb der klassischen Musik. Annähernd jederzweite E-Musikfan ist auch daran interessiert, Neuesin der klassischen Musik kennen zu lernen. Durcheine besondere Neugier und Offenheit gegenüberAnregungen zeichnen sich insbesondere die NeuenKulturorientierten aus.

Für die Mehrheit der E-Musikoffenen gilt auch,dass ihr Interesse an klassischer Musik in den letz-ten Jahren eher zugenommen hat. Neben den Klas-sisch Kulturorientierten sind es insbesondere die

jüngeren MedienNutzerTypen wie die Erlebnisori-entierten, die Leistungsorientierten oder die NeuenKulturorientierten, die für sich ein gewachsenes In-teresse an klassischer Musik feststellen. Auch istder Wunsch nach einem Mehr an Klassik stark ver-breitet. Immerhin 43 Prozent geben an, dass siegern häufiger klassische Musik hören würden. Die-ses Bedürfnis nach häufigerem Konsum ist beiallen Klassikaffinen über 30 Jahre besonders aus-geprägt.

Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass klas-sische Musik für diejenigen, die ihr mit Interesseund Offenheit begegnen, eine sehr wichtige Kom-ponente innerhalb ihres kulturellen Kanons ist.Klassische Musik spricht in besonderem Maße dieemotionalen Erwartungen ihrer Hörer an und erfülltdamit wesentliche Funktionen im Stimmungsma-nagement. Es ist ein musikalisches und kulturellesAngebot, das als unbedingte Bereicherung empfun-den wird.

Wie steht es um die E-Musikkompetenz?In den vorangehenden Abschnitten stand die Frageder E-Musikoffenheit im Vordergrund. Demnach istklar, dass sich die Mehrheit der Deutschen nichtgenerell der Klassischen Musik gegenüber ver-schließt. Wieweit geht aber die Liebe zu Brahmsund Co.? Hintergrund ist die Beobachtung, dasssich das Interesse an E-Musik sehr unterschiedlichausbilden kann und zum Teil deutliche Ausdiffe-renzierungen in der Geschmacksbildung bestehen.Warum interessieren sich nur wenige E-Musikoffe-ne auch für die „schwierigen“ Werke der E-Musik?Aus welchen Gründen zählen viele Klassiklieb-haber eher zu den emotional-ästhetischen Genuss-hörern und bevorzugen vor allem melodische Wer-ke? In der Musiksoziologie spiegeln sich diese Fra-gestellungen in Analysen zur Musiksozialisationund in zum Teil normativen Hörertypologien wider,wie sie zum Beispiel von Theodor W. Adorno (1968)(2) aufgestellt wurden. In den folgenden Abschnit-ten wird der Blick auf den Aspekt der E-Musik-kompetenz gerichtet.

In der ARD-E-Musikstudie wurden 6 096 Personenab 14 Jahre insgesamt 25 Ausschnitte aus klassi-scher Musik und aus dem Crossover-Bereich (Jazz,Weltmusik, Filmmusik) am Telefon vorgespielt. DieZusammensetzung der Ausschnitte, sogenannterHooks, lag in den Händen einer Expertengruppeaus den Musikredaktionen verschiedener ARD-Sender. (3) Ziel der Auswahl war es, unterschied-liche Schwierigkeitsstufen von klassischer Musik ab-zubilden. In der Untersuchung kam es weniger da-rauf an, ein repräsentatives Bild klassischer Musikzu ermitteln, vielmehr sollten Kompetenzstufendes Klassikinteresses mit der Methode des „Klin-genden Fragebogens“ bestimmt werden. Mit dergetroffenen Auswahl sollten bei den Befragten ein-deutige Reaktionen über Bekanntheit und Gefallenausgelöst werden.

Fünf Ausschnitte aus sehr populären Werken (z. B.Smetana: „Die Moldau“), die fast jeder auch beiläu-fig schon einmal gehört haben könnte, bilden die

Im Leben E-Musik-offener hat Klassik

einen hohenStellenwert

Hörgewohnheiten:Bekanntes Repertoire

bei Offenheit fürNeues

Interesse an Klassikhat bei E-Musik-

offenen nochzugenommen

Hörbeispiele reprä-sentieren unter-schiedlicheAnspruchsniveaus

Fünf Hörbeispiel-gruppen

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x251 media perspektiven 5/2006Wer hört heute klassische Musik?

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erste Gruppe („Klassik für jeden“). Charakteristischfür diese Zusammenstellung ist, dass sie auch fürein „ungeübtes“ Ohr unmittelbar eingängig seinsollte. Die zweite Gruppe („Klassik für Liebhaber“)erfordert bereits eine größere Offenheit für unbe-kanntere Werke, ohne sich aber allzu weit vonbekannten Musikstücken „Großer Meister“ zu ent-fernen (z. B. Auszug aus Franz Schuberts „Forellen-quintett“). Die Zusammenstellung „Musik für Ken-ner“ (z. B. Auszug aus Richard Strauss „Till Eulen-spiegel“) unterscheidet sich von der „Liebhaber“-Kategorie dadurch, dass sie ein größeres Interessean unterschiedlichen Musikstilen und Epochen undbereits auch ein analytisches Interesse an denKompositionen voraussetzt. Dem liegt die musik-soziologische Hypothese zu Grunde, dass die Inter-pretation von Werken für die Hörergruppe der„Kenner“ wesentlich wichtiger ist als für die Hörer-gruppe der Liebhaber. Die Auswahl „Musik fürExperten“ grenzt sich von der Musikauswahl fürKenner dadurch ab, dass spezielle Werke (zeit-genössische Musik eingeschlossen), die richtungs-weisende Bedeutung haben oder hatten, in ihremRang verstanden werden (z. B. Ludwig van Beetho-ven: „Große Fuge“ B-Dur, Opus 133). Die Erfas-sung der Komplexität in Komposition, Interpreta-tion oder Besetzung erfordert in der Regel bereitshohe Vorkenntnisse. Eine fünfte Gruppe (KlassikPlus) folgt einer anderen Logik. Sie setzt sich ausinsgesamt vier Werken zusammen, die den Cross-over-Bereich zur Klassik bilden (z. B: Kronos Quar-tet: „Pieces of Africa“, Filmmusik von John Wil-liams „Star Wars-Theme“). Diese Gruppe von Mu-siktiteln wurde in die Untersuchung mit aufge-nommen, um die Bereitschaft der Teilnehmer zuerfassen, Musikstile zu hören, die sich eher im Rand-gebiet zur Klassischen Musik befinden. Alle Titelwurden den Teilnehmern in Ausschnitten am Tele-fon in zufälliger Reihenfolge (rotiert) vorgespielt.Für jeden Titel wurden Bekanntheit (Haben Siediesen Titel schon einmal gehört?) und Gefallenvon sehr gut (= Note 1) bis sehr schlecht (= Note6) erhoben.

Auf Basis aller im Telefoninterview vorgespieltenMusikausschnitte wurde eine Skala zur Einschät-zung der E-Musik-Kompetenz erstellt. Grundlagedieser Skala bildet die Summe der Bekanntheits-werte (schon mal gehört). Anschließend wurdendie Befragungsteilnehmer entsprechend ihren Kennt-nissen in acht Gruppen eingeteilt (vgl. Abbildung3). Befragten mit geringen Kenntnissen wurde einniedriger Kompetenzlevel (1), Personen mit hohenKenntnissen ein sehr hoher Kompetenzlevel (8) zu-gewiesen. Die durchschnittliche Anzahl bekannterTitel lag bei 12. Dies entspricht einem Kompetenz-level zwischen 3 und 4. Die Gruppengröße bildetdas Hörerpotenzial auf dem dargestellten Kompe-tenzlevel ab. Vor allem am oberen Ende der Skalanehmen die Hörerpotenziale deutlich ab. E-Musik-Komptenz-Level 8 steht für 1,8 Prozent der Bevöl-kerung bzw. 2,9 Prozent der E-Musikoffenen. DieE-Musik-Kompetenz-Skala ist ein Konstrukt, mitdessen Hilfe überprüft werden soll, ob graduelleKompetenzunterschiede sich im Nutzungsverhalten

und in der Musiksozialisation systematisch wieder-finden.

In welchem Zusammenhang stehen Musikkompe-tenz und die Bewertung von Musik? In der Mu-siksoziologie und Musikpsychologie gibt es unter-schiedliche Ansätze zur Beantwortung dieser Frage.Gemeinsam ist diesen Ansätzen, dass die Einfluss-größen Komplexität, Affekt/Emotion und Erfah-rung/Bekanntheit fast überall eine Rolle spielen.Und auch in der Auswahl der vorgespielten Musik-stücke ist eine Reihe von Annahmen über die Ef-fekte von Erfahrung, Komplexität und Emotiona-lität enthalten (s.o.). Anhand der Ergebnisse dervorliegenden Studie lässt sich nun überprüfen, in-wieweit diese Annahmen mit den empirischen Re-sultaten der Befragung übereinstimmen. Für jededer vier genannten Klassikkategorien wurden Grup-penmittelwerte gebildet, die auf einer Bewertungs-skala von 1 (gefällt sehr gut) bis 6 (gefällt garnicht) basieren. Dabei zeigen sich folgende Ergeb-nisse (vgl. Abbildung 4):

1. Die Titelauswahl der Kategorie „Klassik fürjeden“ erzielt über alle acht Kompetenzstufen diebeste Bewertung. Es folgen die Kategorie „Klassikfür Liebhaber“ als zweitbeste Kategorie vor „Klas-sik für Kenner“ und „Klassik für Experten“.

2. Personen, die sehr wenig Erfahrung mit E-Musikhaben, bewerten Titel im Durchschnitt erwartungs-gemäß schlechter als Personen mit viel Erfahrung.Zusätzlich zeigt sich der Effekt, dass sich die Be-wertungsabstände zwischen den Auswahlkategorienmit zunehmender Kompetenz verringern. Personenmit einer durchschnittlichen E-Musikkompetenz(Level 3) geben der Auswahl „Klassik für jeden“eine deutlich bessere Bewertung als der Auswahl„Klassik für Liebhaber“ und „Klassik für Kenner“.Mit ansteigender Kompetenz verschwimmen dieBewertungsunterschiede zwischen diesen drei Aus-wahlkategorien.

3. Mit steigender E-Musikkompetenz verbessertsich die Bewertung der Auswahl „Musik für Exper-ten“. Dies entspricht der Erwartung, dass die Werkedieser Auswahl nicht mehr unmittelbar eingängigsind. Allerdings erreicht diese Auswahl nirgendsdie Akzeptanzwerte der anderen Zusammenstel-lungen. Selbst bei Personen mit der höchsten E-Musikkompetenz bleibt die Regel bestehen, dassdas Populäre die höhere Akzeptanz erzielt.

4. Die Kategorienmittelwerte bestätigen auch dieGrenzwerte der E-Musik-Kompetenzlevels. Davonausgehend, dass Gefallenswerte von durchschnitt-lich 1 bis 2,5 einem sehr gut bzw. gut entsprechen,erreicht die Auswahlkategorie „Klassik für jeden“erst ab Kompetenzlevel 3 eine hohe Akzeptanz.„Klassik für Liebhaber“ wird ab Kompetenzlevel 5 emotional akzeptiert. Ab Kompetenzlevel 6 giltdies auch für die Auswahl „Klassik für Kenner“.

Populäre Klassikgefällt auf allenKompetenzstufen am besten

Acht Stufen der E-Musikkompetenz

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Auf Basis der Akzeptanzwerte lässt sich das Kons-trukt E-Musik nun auch inhaltlich näher beschrei-ben. Personen mit geringer E-Musikkompetenz sinddemnach auch durch sehr populäre Werke kaumfür Klassik zu begeistern. Personen ab Kompetenz-level 3, dieser Level kommt dem Durchschnitts-wert der Bevölkerung am nächsten, fühlen sichausschließlich über sehr populäre Klassik ange-sprochen. Das Interesse an unbekannteren Werkenkann erst ab einem Kompetenzlevel 5 vorausge-setzt werden. Ab Kompetenzlevel 6 weitet sich dasKlassikspektrum nochmals deutlich, was Instru-mentierung und Stile betrifft. Erst ab E-Musik-Kompetenz-Level 7 baut sich auch gegenüber als

schwierig geltenden Werken eine emotionale Tole-ranz auf.

Die Kategorie „Klassik Plus“ ist in der vorliegen-den ARD-Studie nur durch eine geringe Anzahl anWerken repräsentiert. Dies grenzt die Aussagekraftin Bezug auf die Randstile der Klassik deutlich ein.In der Tendenz ist erkennbar, dass der Crossover-Bereich von Klassik, Weltmusik und Jazz eher eineGruppe von Personen mit hoher E-Musikkompe-tenz anspricht. Kognitionspsychologisch erscheintdies durchaus plausibel: Durch ausgeprägte Hör-erfahrungen erweitern sich die ausgebildeten Hör-schemata und differenzieren sich aus. Zudem steigtdie Motivation, Neues kennen zu lernen. Was „Novi-zen“ fremd und anstrengend ist – und damit auchwenig attraktiv – ist für das „geübte Ohr“ Anre-gung und auch Spaß.

Erst ab Kompetenz-level 3 gefällt

populäre Klassikwirklich

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Anhand sogenannter verhaltensnaher Indikatorenlässt sich die Aussagekraft der dargestellten E-Mu-sikkompetenz-Skala überprüfen (vgl. Abbildung 5).Als verhaltensnaher Indikator wurde in der Studiezum einen der allgemeine Klassikkonsum erhoben.Zusätzlich wurde noch nach der Häufigkeit vonKonzert- bzw. Opernbesuchen und der Nutzung vonKlassischer Musik im Radio bzw. auf Tonträgerndifferenziert. Das Ergebnis fällt recht eindeutig aus:Je besser der Kenntnisstand (Kompetenzlevel), destoaktiver die Nutzung entsprechender Angebote. Hin-sichtlich der Medienwahl zeigen sich vor allem Un-terschiede auf den mittleren Kompetenzstufen. Abeiner sehr hohen E-Musikkompetenz werden so-wohl Radio als auch Tonträger gleichrangig genutzt.Das mit einem Anteil von knapp zwei Prozent sehrkleine Hörerpotenzial auf dem höchsten Kompe-tenzlevel nutzt Radio und Tonträger gleichermaßen.Rund 60 Prozent hören zumindest einmal proWoche klassische Musik im Radio und auf einemTonträger. Aber nur auf diesem hohen Kompetenz-level und bei den Klassikfernen (Level 1 und 2),die aber beide Medien kaum nutzen, liegen Radio-nutzung und Tonträgernutzung gleich auf. Perso-nen mit mittlerer bis hin zu relativ hoher E-Musik-kompetenz entscheiden sich aber im Alltag we-sentlich häufiger dafür, Klassik auf Tonträgern alsim Radio zu hören.

Von den soziodemographischen Merkmalen Alter,Bildung und Geschlecht weist das Lebensalter denstärksten Zusammenhang mit E-Musikkompetenzauf. Im Durchschnitt sind die Personen auf demunteren Ende der Kompetenzskala rund 20 Jahrejünger als die Personen am oberen Ende mit hoherE-Musikkompetenz. Die Befragten mit einer mittle-ren Kompetenz gruppieren sich um das Durch-

schnittsalter der Bevölkerung, dass bei rund 47 Jah-ren liegt. Die Zusammensetzung nach Männernund Frauen bestätigt das Ergebnis zur Nicht-E-Mu-sikoffenheit: im Vergleich der Geschlechter gibt esmehr an Klassik desinteressierte Männer. In derGruppe der Klassikfernen (Level 1) ist der Männer-anteil mit 61 Prozent deutlich erhöht. Bei den Per-sonen mit mittlerer bis hoher Klassikkompetenz istder weibliche Anteil gegenüber dem Bevölkerungs-durchschnitt erhöht, geht aber auf der höchstenKompetenzstufe auch wieder deutlich zurück. Auchdie Schulbildung beeinflusst die E-Musikkompe-tenz, wenn auch nicht in einem sehr starken Maße.Befragte mit geringer E-Musikkompetenz habenim Durchschnitt auch formal niedrigere Schulab-schlüsse. Besonders deutlich wird der Zusammen-hang bei den hohen Bildungsabschlüssen Abiturund Studium. Auf Stufe 1 und 2 liegt der Anteilbei 12 bzw. 17 Prozent, auf den beiden höchstenKompetenzstufen (Level 7 bis 8) machen Abiturien-ten dagegen einen Anteil von 31 Prozent aus. An-dererseits ist aber auch zu berücksichtigen, dassPersonen mit formal geringerer Bildung auf allenKompetenzstufen mehr als 40 Prozent stellen. DerEinfluss der Bildungssozialisation ist im Vergleichzum Alter deutlich geringer (4) (vgl. Tabelle 2).

Zwischen E-Musikkompetenz und der MedienNut-zerTypologie besteht erwartungsgemäß ein Zusam-menhang. Weltoffene, musische und aktive Bevöl-kerungsgruppen mit einer guten sozialen Absiche-rung (Neue Kulturorientierte) und traditionell-ori-entierte, offene, kulturinteressierte Bevölkerungs-

Klassisch Kultur-orientierte weisen die höchste E-Musik-kompetenz auf

Wer sich gutauskennt, hört auch

viel Klassik

Alter und E-Musik-kompetenz stehen

im Zusammenhang

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gruppen – zumeist bereits im Ruhestand – (Klas-sisch Kulturorientierte) weisen eine stark über-durchschnittliche E-Musikoffenheit auf. Dieserenge Zusammenhang wird auch durch die Ergeb-nisse zur E-Musikkompetenz bestätigt. Aber zwi-schen Neuen und Klassisch Kulturorientierten wer-den auch Unterschiede deutlich: Der jüngere Nut-zungstyp der Neuen Kulturorientierten findet sichhäufiger auf einem geringen bis mittleren Kom-petenzlevel und dann wieder auf dem höchstenKompetenzlevel. Vom Repertoire her tendieren dieKenntnisse und Präferenzen damit eher in Rich-tung „Klassik für jeden“ bzw. „Klassik für Liebha-ber“. Klassisch Kulturorientierte weisen im Durch-schnitt ein höheres Kompetenzlevel auf, das auchMusikstile vom Auswahltyp „Klassik für Kenner“einschließt. Erst auf dem höchsten Kompetenzlevelweisen beide Lebensstile ähnliche Profile auf.Unter den Hörern mit hoher E-Musikkompetenz(Level 6 bis 8) sind Klassisch und Neue Kulturori-entierte im Vergleich zu anderen Lebensstilen aber

überdurchschnittlich stark vertreten. Klassisch Kul-turorientierte sind mehr als doppelt so stark vertre-ten (Index 236), Neue Kulturorientierte sind eben-falls deutlich überrepräsentiert (Index 158) (vgl.Abbildungen 6 und 7).

E-Musikkompetenz und MusiksozialisationWie eingangs bereits dargestellt, wurden in derARD-E-Musikstudie 2005 auch Angaben zur per-sönlichen Musiksozialisation retrospektiv erhoben.Diese Angaben sollen zumindest in Ansätzen darü-ber Aufschluss geben, welche Anregungen in Kind-heit und Jugend gegeben wurden. Zusätzlich sollteauch die subjektive Bewertung dieser Kontakte mitKlassischer Musik erhoben werden. Inhaltlich be-ziehen sich die Vorgaben auf unterschiedliche As-pekte der erinnerten Musiksozialisation, nämlichauf die musikalischen Aktivitäten in Kindheit undJugend (z. B. „ich habe ein Instrument gespielt“,„ich war in einem Musikverein“), das Hören vonKlassischer Musik (z. B. „ich habe in der Kindheitbzw. Jugend klassische Konzerte besucht“, „ich habeauch CDs bzw. Schallplatten mit klassischer Musikgekauft“). Der dritte Teil der Aussagen bezieht sichauf die Anregungen aus der direkten Umwelt derBefragten: Eltern, Schule und Verwandte/Freunde

2 E-Musikkompetenz: Charakteristika nach Kompetenzstufenin %

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E-Musik-Kompetenz-Skala gering hoch

Bev. ab 14 Jahre Level 1 Level 2 Level 3 Level 4 Level 5 Level 6 Level 7 Level 8. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Fallzahl 6 096,0 688 1 471 1 502 1 078 669 411 167 110

Anzahl bekannter Titel (25) 11,9 3,8 8,0 11,3 14,3 17,1 19,8 21,9 23,6

Geschlechtmännlich 49,2 61,9 53,8 49,0 43,5 41,2 42,5 43,7 46,7weiblich 50,8 38,1 46,2 51,0 56,5 58,8 57,5 56,3 53,3

SchulbildungVolks-/Hauptschule 44,1 45,2 41,8 42,3 44,0 47,0 48,9 47,6 49,3weiterführ. Schule ohne Abi 26,4 24,4 31,2 27,4 24,3 24,1 23,7 18,8 19,1Abitur/ Studium 21,2 12,0 17,0 22,6 24,8 26,0 22,7 31,2 31,6Schüler 4,5 11,2 7,1 3,9 2,4 1,0 0,3 0,0 0,0ohne Abschluss/k. A. 3,8 7,2 2,9 3,8 4,6 1,9 4,4 2,4 0,0

Alter in JahrenDurchschnittsalter 46,6 39,6 40,6 45,1 50,1 54,2 55,8 56,1 57,014–29 18,9 34,0 28,8 19,5 12,2 7,1 5,0 3,9 1,830–49 36,8 35,0 41,0 41,5 37,5 29,4 27,6 23,8 27,650–64 23,3 17,1 17,9 20,5 25,1 31,6 32,4 39,4 42,265 u. älter 20,9 13,9 12,4 18,5 25,2 31,8 35,0 33,0 28,4

MedienNutzerTypologieJunge Wilde 11,0 25,3 18,4 9,5 4,9 2,8 3,4 0,3 1,2Erlebnisorientierte 9,5 9,3 13,5 11,3 8,3 5,3 5,2 2,7 2,6Leistungsorientierte 10,0 3,9 7,5 12,3 12,4 10,8 12,1 13,7 7,3Neue Kulturorientierte 9,0 4,1 7,1 8,1 10,7 11,8 11,9 12,5 25,7Unauffällige 18,9 26,6 25,7 20,9 15,1 10,3 8,4 7,9 2,7Aufgeschlossene 11,3 8,9 8,1 13,0 13,4 14,7 10,5 12,3 8,1Häusliche 7,2 7,7 7,4 6,5 8,1 8,0 4,7 7,0 8,6Klass. Kulturorientierte 14,3 2,7 4,9 11,0 17,7 28,1 33,4 32,0 38,7Zurückgezogene 8,6 11,5 7,4 7,5 9,4 8,3 10,4 11,7 5,2

Quelle: ARD-E-Musikstudie 2005.

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(z. B. „ich bin über meine Eltern in meiner Kindheitbzw. Jugend mit Klassischer Musik in Kontakt ge-kommen“).

Unter dem Blickwinkel der E-Musikkompetenz er-geben sich folgende Ergebnisse (vgl. Tabelle 3): E-Musikkompetenz steht in engem Zusammenhangmit den erinnerten Aktivitäten, ein Instrument ge-spielt und vor allem in einem Chor gesungen zuhaben. Beide Aktivitäten treffen auf Befragte, dieeine hohe Kompetenz aufweisen, deutlich häufigerzu als auf Befragte mit geringerer Kompetenz. Per-sonen mit einer mittleren bis mittelhohen Aus-prägung (Level 3-6) weisen relativ ähnliche Grö-ßenordnungen bei der Aussage „Ich habe ein Ins-trument gespielt“ auf. Dies kann aber auch daraufzurückzuführen sein, dass die Frage nicht die In-tensität des Instrumentalspiels berücksichtigt. BeimChorsingen ist der Zusammenhang recht eindeutig:Mit der E-Musikkompetenz steigt auch der Anteilderjenigen, die früher in einem Chor gesungen

haben. Kein statistischer Zusammenhang mit derE-Musikkompetenz besteht dagegen mit dem Be-such von Musikschulen oder der Mitgliedschaft ineinem Musikverein.

Neben dem aktiven Musikmachen zählt auch dieMöglichkeit des Musikhörens in Konzerten oderüber Medien zu den Einflussfaktoren der Musik-sozialisation. Auch hier zeigt sich ein deutlicherZusammenhang zwischen E-Musikkompetenz undder erinnerten Häufigkeit des Musikhörens. Je hö-her der E-Musiklevel, desto deutlicher ist die Erin-nerung, Klassik im Radio, auf Konzerten oder derbei festlichen Gelegenheiten gehört zu haben. Da-rüber hinaus sind Personen mit höherer E-Musik-kompetenz auch über Geschenke von LPs oder

Eigene musikalischeAktivitäten

häufiger bei hohenKompetenzstufen

Hohe E-Musiklevelserinnern sich stärkeran Klassikhören in der Kindheit

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x256media perspektiven 5/2006Annette Mende/Ulrich Neuwöhner

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CDs mit Klassik in Kontakt gekommen und habenbereits als Kinder und Jugendliche selber Klassik-CDs gekauft.

Eltern, Verwandte, Freunde und auch Lehrerüben ebenfalls Einfluss auf die Musiksozialisationaus. Die Ergebnisse der ARD-E-Musikstudie weisendarauf hin, dass zwischen E-Musikkompetenz undder Erinnerung an Anregungen durch das familiä-re, persönliche Umfeld ein weitgehend linearer Zu-sammenhang besteht. Das Angebot von Klassik anden Schulen differenziert dagegen auf den erstenBlick nicht zwischen den Kompetenzgruppen. ImDurchschnitt geben 43 Prozent aller Befragten an,auch über die Schule mit klassischer Musik in Kon-takt gekommen zu sein.

Die Gelegenheiten zu eigenen musikalischen Akti-vitäten und die Möglichkeiten, über Konzerte, Me-dien, Elternhaus und Schule mit Klassik in Kontaktzu kommen, sind wichtige Aspekte der Musiksozia-lisation. Ebenso wichtig erscheint aber die subjek-tive Bewertung dieser Klassikkontakte. Nach denErkenntnissen der kognitiven Psychologie entschei-det die affektive Bewertung eines Ereignisses darü-ber, ob ein Ereignis (Aufwand, Zeit, Anstrengung)als belohnend und angenehm erlebt und damitauch in Form von Interessen habitualisiert aufge-sucht wird. Daher wurde zu allen oben aufgeführ-ten Inhalten zusätzlich erhoben, ob dieser Kontaktmit klassischer Musik als positiv, negativ oder neu-

tral wahrgenommen wurde. Die Vermutung, dassPersonen mit hoher Klassikkompetenz die Kontak-te positiver in Erinnerung haben, wird durch dieErgebnisse bestätigt. Besonders deutlich wird diesbei den Kontakten mit Klassischer Musik in derSchule. Personen mit sehr unterschiedlicher E-Mu-sikkompetenz sind in ihrer Schulzeit in recht ähn-lichem Ausmaß mit klassischer Musik in Kontaktgekommen. In der Bewertung dieser Kontakte be-stehen aber deutliche Differenzen: Nur 20 Prozentder Klassikfernen (Level 1) bewerten die Kontakteals positiv, während in der Gruppe der „Experten“(Level 8) rund 80 Prozent die Klassikkontakte inder Schule als positiv bewerten (vgl. Abbildung 8).Insgesamt lässt sich aus den Ergebnissen ableiten:Je höher der aktuelle Kompetenzlevel ist, desto po-sitiver fällt die Bewertung von Klassik in der Schu-le aus. Besonders deutlich ist dieser Zusammen-hang bei der musikalisch aktivsten Bevölkerungs-gruppe, den Neuen Kulturorientierten, zu beobach-ten.

Im Hinblick auf die Mediennutzung ist die Frageinteressant, wie die Erinnerungen an Klassik imRadio bzw. auf Tonträgern bewertet werden (vgl.Abbildung 9). Die Befragten mit hoher E-Musik-kompetenz (Level 6-8) bewerten Klassikkontakteim Radio und Kontakte über Tonträger ähnlichpositiv. Rund 80 Prozent geben an, dass sie dieseKontakte als „eher positiv“ wahrgenommen haben.Auf einem mittleren Kompetenzlevel (Level 3-5)gibt es deutliche Unterschiede in der Erinnerungzwischen Tonträgern und Radio/Fernsehen. CDs/

Personen mit hoherMusikkompetenz

bewerten Klassik inder Schule positiver

Bewertung früherKlassikkontakte im Radio, TV und auf Tonträgern

3 E-Musikkompetenz und Musiksozialisation„trifft zu“, in %

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E-Musik-Kompetenz-Skala gering hoch

Bev. ab 14 Jahre Level 1 Level 2 Level 3 Level 4 Level 5 Level 6 Level 7 Level 8. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Fallzahl 6 096,0 688 1 471 1 502 1 078 669 411 167 110… ein Instrument gespielt 47,5 36,6 43,9 48,2 51,9 53,4 48,7 54,9 62,5… hatte klass. Musik in der Schule 42,7 35,4 41,1 44,9 43,9 43,0 47,1 44,8 47,9… habe klass. Musik früher

im Radio/TV gehört 39,7 20,3 30,1 39,0 43,3 54,2 60,6 62,0 58,0… in einem Chor gesungen 36,9 22,3 27,9 37,8 41,8 47,4 47,4 54,2 55,2… bei feierlichen Anlässen

klass. Musik gehört 36,6 23,2 30,2 36,1 42,6 42,2 46,7 54,1 53,2… über Eltern mit klass. Musik

in Kontakt gekommen 31,1 16,3 23,1 31,1 37,9 39,2 41,6 44,9 50,0… selbst Klassik-CDs bzw.

Platten gekauft 26,3 7,4 16,6 24,9 31,0 40,2 42,2 57,3 51,3… Verwandte/Freunde waren

klassikbegeistert 24,4 10,5 17,2 23,1 30,5 32,1 37,5 39,0 43,1… bereits früh klassische Konzerte

besucht 23,7 8,4 13,6 24,4 31,5 32,0 33,7 43,6 49,2… bereits früh Klassik-CDs bzw. Schall-

platten geschenkt bekommen 17,3 6,2 10,1 17,4 19,9 25,1 27,1 38,6 37,0… war früher Mitglied

im Musikverein 16,7 13,2 16,1 15,8 20,1 16,6 20,0 16,2 17,5… Musikschule besucht/

in musikalischer Früherziehung 15,8 11,0 14,2 16,7 18,1 18,0 15,7 14,7 22,6

Quelle: ARD-E-Musikstudie 2005.

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x257 media perspektiven 5/2006Wer hört heute klassische Musik?

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LPs, die man selbst gekauft oder geschenkt bekom-men hat, werden hier deutlich positiver erinnertals Klassik im Radio und im TV. Somit ergibt sicheine interessante Korrespondenz von aktueller Nut-zung und der Bewertung früherer Erfahrungen mitMedien. Nur auf einem sehr hohen E-Musiklevelwerden Radio und Tonträger gleichermaßen starkals Medien genutzt. Personen mit mittlerer bis mit-telhoher Kompetenz („Klassik für jeden“, „Liebha-ber“, „Kenner“) verbinden weniger häufig positiveErinnerungen mit Klassik in Radio und TV. Beiihnen übersteigt die Tonträgernutzung auch dieNutzung im Radio.

FazitWelche Erkenntnisse lassen sich aus den hier dar-gestellten Ergebnissen zur E-Musikoffenheit undzur E-Musikkompetenz über den Umgang mit klas-sischer Musik ziehen? Die Einstellung der Bevöl-

kerung gegenüber klassischer Musik ist eher ge-teilt. Eine leichte Mehrheit von 53 Prozent ist offengegenüber E-Musik und hört auch gelegentlichklassische Musik. Ein fast ebenso großer Anteil (47Prozent) hat dagegen kein Interesse an Klassik.Jüngere, erlebnisorientierte Lebensstiltypen sindgegenüber E-Musik deutlich weniger offen, wobeider fehlende Kontakt mit klassischer Musik nichtals Defizit empfunden wird. Klassische Musik wirdals Ausdruck eines eher traditionellen Lebensstilsgesehen, von denen man sich auch ganz bewusstabgrenzen möchte.

In der großen Gruppe der E-Musikoffenen existie-ren unterschiedliche Vorstellungen über klassischeMusik. Klassische Musik wird sowohl mit besonde-Leichte Mehrheit

der Bevölkerung istoffen für E-Musik

Größte Hörer-potenziale fürpopuläre Klassik

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x258media perspektiven 5/2006Annette Mende/Ulrich Neuwöhner

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ren Situationen und Stimmungen verknüpft alsauch als Musik für den Alltag gesehen. DerWunsch nach dem Vertrauten, der Lieblingsmusikund dem bevorzugten Komponisten steht nebender Offenheit für Neues. Die Ausformung des In-teresses (Intensität der Nutzung, Richtung der Klas-sikpräferenzen) hängt stark von der E-Musikkom-petenz ab. Ein Großteil des Hörerpotenzials schätztausschließlich Bewährtes und populäre Klassik. Jeweiter das Stilspektrum wird, desto geringer, spe-zieller und auch älter wird die potenzielle Hörer-schaft.

Fördernde Bedingungen in Kindheit und Jugend so-wie eine hohe Anzahl an Kontakten mit klassi-scher Musik (Hören, Machen), die subjektiv zudemmit positiven Gefühlen verknüpft sein müssen, ste-hen in engem Zusammenhang mit dem Aufbaueiner hohen E-Musikkompetenz. Außerdem wurdedeutlich, dass E-Musikkompetenz sich vom einfa-chen zum schwierigen Repertoire aufbaut. Jüngere,weniger E-Musikerfahrene bevorzugen im Durch-schnitt die populäreren Klassiktitel. Diese Regel istoffenbar auch auf den sogenannten Crossover-Be-reich (Jazz, Weltmusik, Filmmusik) übertragbar.

Die Repertoire-Regel „Vom Populärem zum Kom-plexen“ zeigt sich auch in der affektiven Bewer-tung. Auch ein populäres E-Musik-Repertoire trifftbei Personen mit hoher Kompetenz auf hohe Ak-zeptanzwerte. Ein sehr ambitioniertes Repertoirekann dagegen nicht auf die Akzeptanz von Perso-nen mit nicht sehr hoher E-Musikkompetenz zählen.

Die Individualisierung der Mediennutzung führtauch dazu, dass Angebote, die über das eigene An-spruchsniveau hinausgehen, weniger genutzt wer-den. Vor allem im Bereich mittlerer E-Musikkom-petenz wird Klassik stärker über Tonträger genutzt.

Anmerkungen:

1) Vgl. Hartmann, Peter H./Ulrich Neuwöhner: Lebensstilforschungund Publikumssegmentierung. Eine Darstellung der MedienNut-zerTypologie (MNT). In: Media Perspektiven 10/1999, S. 531–539.

2) Vgl. Theodor W. Adorno: Einleitung in die Musiksoziologie.rowolths deutsche enzyklopädie, Band 292/293 Reinbek 1968,S.12ff

3) Musikredakteure von BR, DLF, NDR, MDR, RBB, SWR und WDRunter der Federführung von Carsten Dufner (HR).

4) Statistisch besteht zwischen der E-Musikkompetenzskala und demAlter ein signifikanter Zusammenhang mittlerer Ausprägung(Pearson Korrelation r=0,34). Zwischen Geschlecht und E-Musik-kompetenz ist der statistische Zusammenhang eher gering (Kontingenzkoeffizient C=0,13). Auch der statistische Zusammen-hang zwischen Schulbildung und E-Musikkompetenz ist im Ver-gleich zum Lebensalter deutlich schwächer (KontingenzkoeffizientC=0,21).

Fördernde Bedingun-gen und positives

Erleben in Kindheitund Jugend wichtig

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