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© 2005 Solon Management Consulting Executive Summary Die drei Schlüsseltrends des Mobilfunkmarktes: 1. Die „Selbstverständlichung“ der Mobilfunknutzung: Preisverfall führt zu deutlich stärkerer Nutzung – allerdings mit Verzögerung. Der massive Preisverfall läutet das Ende des Premium-Images ein, das der Mobil- funknutzung in Deutschland noch anhaftet. Mit Verzögerung wird die Nutzung des Mobilfunks stark ansteigen. 2. Produkte und Vertrieb: Der gesättigte Markt wird in einzelne Zielgruppen zerlegt. Spezielle Tarife (z.B. Discount-, „No Frills“-, Zielgruppentarife) und Vertriebskonzepte (z.B. „Branded Reseller“) cha- rakterisieren die Produkt- und Vertriebslandschaft. Kundensegmente werden mittels neuer Vertriebswege immer gezielter adressiert (Bsp. „Ambient Sales“), Produktbündel (z.B. mit DSL) werben mit deutlichen Preisvorteilen. 3. Mobile Content: Das Volumen wächst, die Wertschöpfung aus Inhalten verlagert sich. Ausgehend von der Entwicklung des Mobiltelefons hin zum „multimedialen schweizer Taschenmesser“ und der All- tagsdurchdringung des Internets, erlebt der mobile Webzugang einen erneuten, diesmal nachhaltigen Aufschwung. Profitieren werden die Netzbetreiber durch ansteigende Daten- und MMS-Nutzung. Inhalte werden zunehmend vom PC und aus dem Internet auf das Mobiltelefon geladen. Marktprognose bis 2010: Penetration und Nutzung werden deutlich wachsen, Umsätze jedoch nur moderat. Der Gesamtmarkt: derzeit 21 Mrd. € (2004) auf ca. 28 Mrd. € (2010), mit einem CAGR2004 – 2010 von 4,8% p.a. Voice: von 16,7 Mrd. € auf ca. 17,4 Mrd. € (0,7% p.a.), Non-Voice von 4,2 Mrd. € auf ca. 10,2 Mrd. € (16% p.a.) Die Umsätze mit Daten (1,2 Mrd. € auf ca. 5,4 Mrd. €) werden die Umsätze aus Messaging langfristig überholen. Mobilfunk Deutschland: Marktentwicklung von 1995 bis 2010 (Mrd. € / Wachstum in %) 4 6 7 10 11 15 16 18 19 21 22 23 23 25 26 28 37% 28% 30% 11% 43% 3% 12% 7% 10% 7% 3% 2% 5% 6% 6% 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Daten Messaging Voice Umsatz Gesamt CAGR 04-10 4,8% 28,4% 8,5% 0,7% Mobilfunk Deutschland 2010 Billigmarken sind erst der Anfang... SOLON STRATEGIEKOMPASS

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© 2005 Solon Management Consulting

Executive Summary

Die drei Schlüsseltrends des Mobilfunkmarktes:

1. Die „Selbstverständlichung“ der Mobilfunknutzung: Preisverfall führt zu deutlich stärkerer Nutzung – allerdings mit Verzögerung. Der massive Preisverfall läutet das Ende des Premium-Images ein, das der Mobil-funknutzung in Deutschland noch anhaftet. Mit Verzögerung wird die Nutzung des Mobilfunks stark ansteigen.

2. Produkte und Vertrieb: Der gesättigte Markt wird in einzelne Zielgruppen zerlegt. Spezielle Tarife (z.B. Discount-, „No Frills“-, Zielgruppentarife) und Vertriebskonzepte (z.B. „Branded Reseller“) cha-rakterisieren die Produkt- und Vertriebslandschaft. Kundensegmente werden mittels neuer Vertriebswege immer gezielter adressiert (Bsp. „Ambient Sales“), Produktbündel (z.B. mit DSL) werben mit deutlichen Preisvorteilen.

3. Mobile Content: Das Volumen wächst, die Wertschöpfung aus Inhalten verlagert sich. Ausgehend von der Entwicklung des Mobiltelefons hin zum „multimedialen schweizer Taschenmesser“ und der All-tagsdurchdringung des Internets, erlebt der mobile Webzugang einen erneuten, diesmal nachhaltigen Aufschwung. Profitieren werden die Netzbetreiber durch ansteigende Daten- und MMS-Nutzung. Inhalte werden zunehmend vom PC und aus dem Internet auf das Mobiltelefon geladen.

Marktprognose bis 2010: Penetration und Nutzung werden deutlich wachsen, Umsätze jedoch nur moderat.

� Der Gesamtmarkt: derzeit 21 Mrd. € (2004) auf ca. 28 Mrd. € (2010), mit einem CAGR2004 – 2010 von 4,8% p.a.

� Voice: von 16,7 Mrd. € auf ca. 17,4 Mrd. € (0,7% p.a.), Non-Voice von 4,2 Mrd. € auf ca. 10,2 Mrd. € (16% p.a.)

� Die Umsätze mit Daten (1,2 Mrd. € auf ca. 5,4 Mrd. €) werden die Umsätze aus Messaging langfristig überholen.

Mobilfunk Deutschland: Marktentwicklung von 1995 bis 2010 (Mrd. € / Wachstum in %)

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1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Daten

Messaging

Voice

Umsatz

Gesamt

CAGR 04-10

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Mobilfunk Deutschland 2010 Billigmarken sind erst der Anfang...

SOLON STRATEGIEKOMPASS

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Mobilfunk Deutschland 2010

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1. Mobilfunk Deutschland: Die drei Schlüsseltrends

Trend 1 Die „Selbstverständlichung“ der Mobilfunknutzung

Tchibo, Simyo, Base, Debitel light, klarmobil oder Blau.de – die Discount-Tarife, die seit kurzem in den deutschen Markt drängen, haben die Mobilfunkpreise deutlich gesenkt. Ein Ende des Preisverfalls ist aber noch länger nicht in Sicht, und zahlreiche weitere Angebote werden in Kürze erwartet.

Zwar gibt es bereits seit Jahren Tarife mit Minutenpreisen von wenigen Cent, diese gelten aber nur für Anrufe in das Festnetz und beinhalten außerdem eine oft erhebliche Grundge-bühr bzw. einen hohen Mindestumsatz. Anrufe in fremde Mobilfunknetze kosten teilweise noch über 70 Cent, selbst für Anrufe in das eigene Mobilfunknetz werden manchmal noch über 30 Cent berechnet.

Telefonieren die Kunden eines Mobilfunkanbieters in andere Netze, so muss dieser an die anderen Netzbetreiber Terminierungsentgelte entrichten. Bei Telefonaten in fremde Mobil-funknetze liegen diese Kosten bei ca. 15 Cent/Minute, bei Anrufen in das Festnetz werden aber nur ca. 1 Cent/Minute fällig und bei Gesprächen in das eigene Netz fallen überhaupt keine Terminierungskosten an. Dieser Umstand ermöglicht erst Flatrate-Tarife wie den von Base. Es zeigt aber auch, dass noch niedrigere Preise möglich sind. Die mittelfristig erwar-tete Senkung der Terminierungsentgelte im Mobilfunk durch die Bundesnetzagentur könnte einen weiteren Preisrutsch auslösen.

Entwicklung Discount-Tarife (Anzahl Marken, Marktanteil in % aller Mobilfunknutzer)

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Anzahl

Marktanteil

20-25%

10%

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Anzahl

Marktanteil

20-25%

10%

(Quelle: Solon)

Durch den Preisverfall wird endlich ein lange erwarteter Trend eintreten: Die „Selbstverständlichung“ der Mobilfunknutzung, d.h. eine natürlich Nutzung ohne den „Kos-tenticker“ im Hinterkopf. Es wird keinen Unterschied mehr machen, über welche Infrastruk-tur (Festnetz oder Mobilfunk) man gerade telefoniert. Die Nutzer werden daher auch nicht mehr bereit sein, einen signifikanten Aufpreis für mobiles Telefonieren zu bezahlen, die Nutzung nimmt in der Folge davon deutlich zu. Dieser Trend ist in einigen europäischen Ländern bereits eingetreten. Dort wurde das Preisniveau stark reduziert und die Nutzung wuchs proportional zum Preisverfall an. Dadurch blieb auch der Umsatz pro Kunde stabil.

Eine zentrale Leistung der Discounter ist die Einfachheit ihrer Tarife. Ein langjähriger Wunsch des Marktes wird damit endlich realisiert. Dies wird auch die klassischen Tarife beeinflussen und zu einer Reduzierung der Tarifkomplexität führen. Die Zahl der am Markt

In den kommen-den Jahren ist mit einer deutlichen Zunahme der Mobilfunkanbieter zu rechnen.

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Mobilfunk Deutschland 2010

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angebotenen Tarife pro Anbieter wird sinken, da es weniger Differenzierungsmöglichkeiten gibt. Damit einher geht allerdings ein starker Anstieg der Anzahl der Anbieter.

Mobilfunk wird zu einem gewöhnlichen Gebrauchsgegenstand mit wenig Raum zur Diffe-renzierung. Der entstehende Preisdruck zwingt die Netzbetreiber, Kosten zu optimieren.

Trend 2 Produkte und Vertriebskanäle: Der gesättigte Markt wird in einzelne Zielgruppen zerlegt.

Mit voranschreitender Marktsättigung werden Kundensegmente immer schärfer geschnitten, um mit zielgerichteten Produkten und Vertriebswegen besser auf spezielle Zielgruppen ein-gehen zu können. Diese „Hypersegmentierung“ wird insbesondere von den kleinen Netz-betreibern forciert, da zusätzliche Marktanteile für die kleinen Anbieter am wertvollsten sind.

Hierbei sind die Produkte und die Art des Vertriebs optimal aufeinander abgestimmt. Bei-spiel Direktvertrieb: Das ADAC-Mitglied wird per ADAC-Mitgliedszeitschrift geworben und erhält eine Freisprecheinrichtung kostenlos dazu – eine typische Art des „Vorteilspakets speziell für Mitglieder der Zielgruppe Auto“. Beispiel VIVA-Handy: Die Vermarktung erfolgt über den TV-Sender VIVA, das Produkt beinhaltet die niedrigsten SMS-Preise auf dem Markt und ist damit perfekt auf die VIVA-Zielgruppe abgestimmt.

Nachdem es in den letzten Jahren wenige bedeutende Tarif-Innovationen gab, ist durch den Trend zur Segmentierung wieder mehr Bewegung in die Produktlandschaft gekommen. War es vor einigen Jahren noch eine Sensation, als O2 mit Genion startete oder E-Plus das „Time and More“-Konzept einführte, so hat sich die Innovationsfrequenz seit Ende 2004 deutlich erhöht. Aktuelle Produktinnovationen sind Discount-Tarife, Flatrates ins Festnetz und in das eigene Mobilfunknetz, Flatrates für Daten oder für Gespräche aus der „home zone“, „No Frills“-Tarife und Substitutionsprodukte für das stationäre Internet.

Die Entwicklung der Vertriebskanäle im Mobilfunkmarkt und der damit einhergehenden Pro-dukte verlief in mehreren Stufen.

Entwicklung der Vertriebskanäle im Mobilfunk

Eigene Shopketten und techniknaher Einzelhandel (Mediamarkt, Saturn, Fachhändler, ...)

Direk tmarketing

Co-Branding / Partner Branding

Quadruple Play /Ambient Sales

1995 2000 2005 2010

1

2

3

4

Eigene Shopketten und techniknaher Einzelhandel (Mediamarkt, Saturn, Fachhändler, ...)

Direk tmarketing

Co-Branding / Partner Branding

Quadruple Play /Ambient Sales

1995 2000 2005 2010

1

2

3

4

(Quelle: Solon)

In der ersten Stufe wurde der Vertrieb ausschließlich über eigene Shop-Ketten sowie den techniknahen Einzelhandel abgewickelt (vor allem über Fachhändler). Die Produkte der Netzbetreiber waren sich alle relativ ähnlich. Ab ca. 1999 wurde der Massenmarkt u.a. mit Prepaid erobert – vertrieben in den großen Märkten von Media Markt & Co.

In der zweiten Stufe ab ca. 2001/2002 wurde verstärkt Direktmarketing eingesetzt, um weitere Kundengruppen effizienter zu erreichen und dem zunehmenden Gebrauchsgut-Charakter von Mobilfunk Rechnung zu tragen. Vor allem vier Formen des Direktmarketings werden eingesetzt: Anzeigen mit Response-Element (z.B. ADAC-Mitgliederzeitung), Direct

Mehrstufige Ent-wicklung des Mobilfunkver-triebs und – damit einhergehend – der Produktland-schaft

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Mailing mit Empfehlungspartnern (z.B. tema), TV-Spots (z.B. getmobile und Jamba! bei MTV) und der Vertrieb über das Internet (z.B. handy.de).

Insbesondere die Service Provider nutzen Direktvermarktung nach wie vor intensiv – der Anteil der Direktvermarktung ist bei diesen Anbietern auf ca. 15-20% der Bruttoaktivierun-gen gestiegen.

Die dritte Stufe ist seit kurzem zu beobachten: Der Aufbau weiterer Vertriebskanäle zu-sammen mit Partnern, unter Nutzung von deren Markennamen, auch „Branded Reseller“ genannt. Hierbei wird ausgenutzt, dass der Partner in einer bestimmten Zielgruppe Kunden günstiger akquirieren kann als der Netzbetreiber oder Service Provider.

Tchibo ist ein erstes Beispiel für einen „Branded Reseller“, da neben dem Vertriebskanal (Tchibo Shops sowie shop-in-shop) auch die Tchibo-Marke genutzt wurde, um die spezifi-sche Zielgruppe der Frauen über 40 anzusprechen (Stichwort „Tchibofonieren“). Wichtiges Merkmal dieses Konzeptes: Die Marke von O2 („jung und innovativ“) wird durch den neuen Namen nicht beeinflusst.

Es werden auch völlig neue Marken geschaffen, Beispiel „Base“ von E-Plus. Dieser Dis-count-Tarif kann neben der hochwertigen E-Plus-Marke bestehen, da er durch seine eigene Marke klar abgesetzt ist. Die neuen Markennamen können hierbei beliebig „aufgeladen“ werden.

Weitere, aktuelle Beispiele sind Uboot von Schwarzfunk (Nutzung einer starken Jugend-marke, um das Segment 14- bis 20-jährigen zu adressieren) oder der Payback Volkstarif von Vodafone, der zusammen mit der BILD-Zeitung vermarktet wurde.1

Weitere Fortsetzungen dieses Trends erfolgen derzeit beinahe wöchentlich. Zusätzliche Marken, die Mobilfunkprodukte via „Branded Reseller“-Konzept anbieten könnten, sind star-ke Retailer (ALDI, Lidl, Wal-Mart, etc.), TV-Sender (RTL, ProSieben, Sat1, etc.) Zeitschrif-ten-Brands von Medienhäusern (Focus, Spiegel, Brigitte, etc.) oder auch Tageszeitungen.

Die nächste Stufe, die sich abzeichnet, ist die Vermarktung von Mobilfunk im Kontext von anderen Produkten („Ambient Sales“). Beispiele:

� Kontext Medien- und Kommunikation: Einbindung von Mobilfunk in ein Triple Play-Produktbündel, d.h. zusammen mit (Festnetz-) Internet, Festnetztelefonan-schluss und Video/TV („Quadruple Play“). Es ist zu erwarten, dass Festnetz-betreiber wie 1&1, Arcor, Versatel aber auch Kabelnetzbetreiber Mobilfunkdienste im Rahmen eines MVNOs2 in ihre Netzinfrastruktur einbinden. Mit einer derartigen Erweiterung würden sie ein vollständiges Kommunikationsportfolio anbieten

� Kontext „Reise“: SIM-Automaten für Reisende & Touristen an Flughäfen, Bahn-höfen oder Autobahnraststätten

� Kontext „Auto“: Eingebautes Handy im Auto, Dienst über MVNO des Herstellers, Nutzung der gleichen Nummer wie das Primärhandy des Kunden

� Kontext „Computer“: UMTS SIM-Karte im Computer eingebaut, Dienst über MVNO des Herstellers (z.B. „Apple iMobile“) bzw. des DSL-Anbieters.

Mit neuartigen Konzepten und dem Trend zur zweiten oder dritten SIM-Karte wird damit nicht nur das Marktpotenzial auch kleiner Zielgruppen stärker ausgeschöpft, sondern es werden – und das ist möglicherweise der bedeutendere Teil – neue Produkte und Anwen-dungen erschlossen, die zusätzlich zur Nutzung und damit zur Steigerung des Umsatzes pro Kunde beitragen.

Durch den Preisverfall wird der Umsatz pro Kunde kurzfristig weiter absinken und erst mit-telfristig durch die stärkere Nutzung wieder ansteigen. In den nächsten Jahren müssen da-her die unterrepräsentierten Segmente im Markt erschlossen und Mehrfachnutzung

1 Wird jetzt nur noch über Payback und real,- angeboten. 2 Mobile Virtual Network Operator, Mobilfunkbetreiber ohne eigenes Netz aber weitreichendem Zugriff auf die

Infrastruktur eines Mobilfunknetzes

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gefördert werden, um die Penetration zu steigern. Zudem muss der Anstieg der Nutzung pro SIM-Karte gezielt unterstützt und beschleunigt werden.

Trend 3 Mobile Content: Das Volumen wächst, die Wertschöpfung aus Inhalten verlagert sich

Das Mobiltelefon ist für viele Menschen zum Allroundgerät geworden. Diese Entwicklung ist nicht als Revolution eingetroffen, wie in der Vergangenheit von Mobilfunkanbietern und Ge-räteherstellern beschworen, sondern hat schleichend in die Mobilfunklandschaft Einzug ge-funden. Beispiel: Viele Nutzer telefonieren mit ihrem Handy auch zu Hause, und zwar einfach deshalb, weil ihre Telefonnummern im Handy gespeichert sind – und eben nicht auf dem Festnetz-Telefon. Ein echter „convenience factor“. Die Erfolgsfaktoren aller erweiterten Funktionalitäten des Mobiltelefons sind Preis, Einfachheit und Bequemlichkeit bei mobiler Nutzung. Ohne diese Erfolgsfaktoren setzen sich Dienste nicht durch, siehe WAP: WAP war gleichzeitig teuer, kompliziert (Konfiguration) und unbequem (lange Ladezeiten).

Ein gutes Beispiel ist das iPod-Handy: Das Zusammenwachsen von Handy und mp3-Player, wie z.B. das „iPod-Handy“ von Motorola und Apple oder das „Walkman Handy“ von Sony, wird sich aus drei Gründen durchsetzen: Die Nutzungsbereiche überlappen sich klar (unterwegs sein), ein Gerät ist deutlich angenehmer zu handhaben, als zwei (Stichwort: Bei Anruf automatisches Umschalten, statt Kopfhörer absetzen) und ein Gerät kann zu einem niedrigeren Preis angeboten werden, als zwei.

Ein Negativbeispiel ist MMS: Die Verbreitung wurde durch drei Gründe bislang deutlich er-schwert: Hohe Preise, die komplizierte Konfiguration des Endgerätes, und die Tatsache, dass die weitaus meisten Festnetztelefone keine MMS darstellen können. Damit bleibt die Versendung z.B. eines Urlaubsfotos an die daheim Gebliebenen in den meisten Fällen aus.

Der Verkauf von Klingeltönen läuft dagegen nach wie vor außerordentlich erfolgreich. In der Altersgruppe der 14- bis 19-jährigen hat schon jeder Zweite Klingeltöne heruntergeladen. Bei Einzelpreisen von 1,50 € – 2 € pro Klingelton geben „heavy user“ damit teilweise deut-lich über 10 € pro Monat für derartige Dienste aus. Die Mobilfunkbetreiber verdienen an diesem Umsatz mit. Die Personalisierung der Endgeräte durch Klingeltöne, Bilder oder an-dere Inhalte ist aus der Mobilfunklandschaft nicht mehr wegzudenken.

Waren bis vor kurzem noch alle via Mobiltelefon genutzten Mediengattungen auf das Mobil-funknetz angewiesen, werden zunehmend lokale Netze (PC/USB, Bluetooth, WLAN, etc.) genutzt. Das iTunes-Handy und der Handy-Walkman werden über den PC mit mp3-Dateien bestückt. Das Mobiltelefon gewinnt durch diese Entwicklung eine gewisse Unabhängigkeit vom Mobilfunknetz. Der mit Inhalten generierte Umsatz läuft damit nicht mehr durch Hände der Netzbetreiber und spezialisierter Inhalteanbieter wie z.B. Jamba!, sondern verlagert sich zunehmend zu etablierten Anbietern wie z.B. iTunes. Doch damit ist die Entwicklung noch nicht zu Ende. Mit den neuesten mp3-Handys kann man sich die Klingeltöne selber erstel-len: Die Musikdateien, die man über den PC auf das Handy geladen hat, dienen hier als Grundlage. Damit wandert auch dieser Umsatz teilweise vom Netzbetreiber ab.

Ein anderes Beispiel sind Fotos, die mit der Handy-Kamera erstellt wurden. Wollten die Netzbetreiber in der Frühzeit der Kamerahandys noch den Versand der Fotos via MMS er-zwingen (es gab teilweise keine PC-Schnittstelle), um hier ein Zusatzgeschäft zu etablieren, so haben die Endgeräte heute entweder Speicherkarten, wie sie bei Digitalkameras üblich sind, oder ein USB-Kabel. Zudem können sich die meisten Handys via Bluetooth verbinden und werden immer öfter mit WLAN-Fähigkeiten ausgestattet. Diese vielfältigen Anbin-dungsmöglichkeiten ermöglichen den komfortablen Datenaustausch mit dem PC, einer Viel-zahl anderer Geräte oder über das Internet.

Entlang verschiedenster Mediengattungen kann der Nutzer sich heute mit mobilen Inhalten versorgen, ohne den noch teuren Weg über das Mobilfunknetz zu gehen: Musikdateien,

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gesprochene Artikel und Radiosendungen („Podcasting“3), Fotos, Spiele und vieles mehr. Die einzige Hürde bei dieser Art der Inhaltebeschaffung ist, dass die Inhalte zuvor manuell auf das Mobiltelefon geladen werden müssen, ähnlich wie beim iPod. Bei Musikdateien und Fotos, d.h. großvolumigen Dateien, die häufig verwendet werden, ist diese Methode schon heute verbreitet und akzeptiert.

Nutzung von Mediengattungen im Bereich „Mobile Content“ nach Netzinfrastruktur

Daten

Transport pur (z.B.

Laptopkarte)

Voice

Peer to Peer

Messaging

Mobile

Content

Nutzung

Texte / Bilder

Musik / Hörtexte

Radio

Video

TV

Personalisierung Mobiltelefon

SMS MMS WAP / mobile www

Download /Streaming

Download

Mobilfunk

Transaktionen

UMTS

GPRS / EDGE

Broadcast

Games

Mediengattungen

Nutzungs-

kategorienMobilfunk

Netze

Formate

GSM

Lokale Netze

Broad-casting

UKW

DVB

Bluetooth, IR,

WLAN, Kabel, Speicherchip

www

DMB

Daten

Transport pur (z.B.

Laptopkarte)

Voice

Peer to Peer

Messaging

Mobile

Content

Nutzung

Texte / Bilder

Musik / Hörtexte

Radio

Video

TV

Personalisierung Mobiltelefon

SMS MMS WAP / mobile www

Download /Streaming

Download

Mobilfunk

Transaktionen

UMTS

GPRS / EDGE

Broadcast

Games

Mediengattungen

Nutzungs-

kategorienMobilfunk

Netze

Formate

GSM

Lokale Netze

Broad-casting

UKW

DVB

Bluetooth, IR,

WLAN, Kabel, Speicherchip

www

DMB

(Quelle: Solon)

Bei aktuellen Informationen mit kleinerem Volumen wie z.B. Nachrichten oder E-Mails steht diese Notwendigkeit der vorausplanenden, manuellen „Bestückung“ des Mobiltelefons im Widerspruch zu der durch das Internet zur Gewohnheit gewordenen, sofortigen Verfügbar-keit jeglicher Informationen.

Hierdurch erlebt das mobile Web derzeit einen erneuten, diesmal nachhaltigen Aufschwung. Profitieren werden vor allem Google, Amazon und andere etablierte Internet-Marken. Die Nutzer sind im stationären Internet an deren Angebote gewöhnt und können ihr Kundenkon-to, die Benutzerführung etc. nahtlos in den mobilen Raum erweitern.

Mobilfunkbetreiber werden von dieser Entwicklung nur indirekt durch das rapide ansteigen-de Datenvolumen profitieren. Die Anbieter haben diesen Trend bereits erkannt und sich von dem „walled garden“-Konzept der frühen WAP-Jahre, in denen sich die Nutzer aus dem WAP-Portal des Netzbetreibers nicht oder nur umständlich wegbewegen konnten, über eine Zwischenstufe („open garden“ – eigenes Portal mit einfacher Möglichkeit, in das freie Web zu navigieren) hin zum mobilen Internet entwickelt. Ein gutes Beispiel dafür ist web’n’walk von T-Mobile, dass dem Kunden auf der Startseite „Google mobile“ offeriert.

Die Welten des stationären Internet (E-Mail, Google, Amazon etc.) werden damit mobil zu-greifbar und ganze Applikationen (iPod, Navigation, Radio) werden zunehmend auf das Mobiltelefon migrieren. Konvergente Plattformen ermöglichen darüber hinaus den Zugriff von verschiedenen Endgeräten (PC, Settop-Box, PDA, Handy) auf die gleichen Informatio-nen, wie es der „Blackberry“ mit seinem Push-E-Mail-Dienst in hervorragender Weise vor-exerziert.

Die Umsätze aus herkömmlichen mobilen Inhalten werden stagnieren. An ihre Stelle tritt ein stark ansteigendes Datenvolumen, getrieben durch multimediale Applikationen und die Nut-zung des mobilen Internets. Dadurch werden Daten-Flatrates bis weit in den Massenmarkt hinein ihre Anwendung finden. Hierauf werden sich die Netzbetreiber einzustellen haben.

3 Podcasting: von “iPod” (mobiles Musikabspielgerät) und „Broadcasting“ (ausstrahlen): Artikel und Radiosen-dungen werden durch eine Software automatisch mit dem PC vom Internet auf das iPod-Phone geladen.

Waren bis vor kurzem noch alle via Mobilte-lefon genutzten Me-diengattungen auf das Mobilfunknetz ange-wiesen, so werden nun zunehmend loka-le Netze (PC, WLAN etc.) genutzt.

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2. Mobilfunk Deutschland: Marktentwicklung 2000 - 2010

Vom Nischen- zum Massenprodukt in weniger als 10 Jahren: Mobilfunk ist eine der Erfolgs-geschichten der Telekommunikation und der Unterhaltungselektronik.

Im Jahr 2000 explodierte der Markt. Mit einem Wachstum von 23 auf 48 Millionen Kunden hat er sich in einem einzigen Jahr mehr als verdoppelt. Erreicht wurde das vor allem durch die aggressive Vermarktung von Prepaid-Produkten, mit denen erstmals das große Kun-densegment der Wenignutzer erschlossen werden konnte.4 Mit dieser Entwicklung wurde ein Teil des „Premium“-Images abgelegt, das dem Besitz eines Mobiltelefons damals anhaf-tete. Entgegen dem Besitz eines Handys ist in Deutschland die Nutzung von Mobilfunk aber nach wie vor noch nicht zu etwas ganz alltäglichem geworden.

Ende 2004 hatten 86% der Bevölkerung ein Mobiltelefon,5 mit oder ohne Vertrag. Im Kern-segment der 14- bis 29-jährigen liegt die Penetration heute schon über 100%, was bedeu-tet, dass bereits viele mehr als eine SIM-Karte nutzen.

Verbreitung von Mobilfunk: Deutschland weit hinten

Im europäischen Vergleich ist die Penetration weiterhin unterdurchschnittlich: Die Penetrati-on in anderen Ländern wie in Italien, Schweden, Portugal oder England liegt teilweise deut-lich über 100%, hier haben bereits viele Nutzer mehr als ein Handy.

Mobilfunkpenetration im europäischen Vergleich (Westeuropa 2004, in %)

74%

86%86%

87%94%

95%95%

96%99%

100%100%

104%104%

104%107%

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40%46%

5%

75%53%

44%

62%66%

55%68%

73%59%

91%

Frankreich

DeutschlandBelgien

SchweizDänemark

FinnlandEuropa

IrlandSpanien

Österreich

NiederlandeGriechenland

NorwegenGroßbritannien

PortugalSchweden

Italien

% Prepaid% Penetration

50%

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Frankreich

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Frankreich

DeutschlandBelgien

SchweizDänemark

FinnlandEuropa

IrlandSpanien

Österreich

NiederlandeGriechenland

NorwegenGroßbritannien

PortugalSchweden

Italien

% Prepaid% Penetration

50%

(Quelle: Merrill Lynch 2005, Solon)

In Deutschland sind die Grenzen des Kundenwachstums noch nicht erreicht. Durch die weitgehende Sättigung des Kernsegments kann ein deutliches Kundenwachstum nur noch durch eine stärkere Penetration der älteren bzw. besonders jungen Nutzersegmente, der besseren Erschließung der Wenignutzer/Verweigerer sowie der Vergrößerung des Kunden-bereichs mit mehr als einer mobilen Telefonnummer (d.h. mehreren aktiven SIM-Karten)

4 Der Anteil von Prepaid-Kunden stieg von 24% (1999) schlagartig auf 55% (2000). Er liegt heute bei 50%. 5 Mobiltelefon gleichbedeutend mit „aktiver SIM-Karte“.

Im europäischen Vergleich hat Deutschland eine niedrige Mobilfunk-penetration In hoch penetrierten Märkten ist Prepaid weit verbreitet so-wie deutlich günsti-ger als z.B. in Deutschland

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Mobilfunk Deutschland 2010

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erreicht werden. Im Bereich der Kinder (6-13 Jahre: Penetration von 27%) und bei den über 50-jährigen (50-69 Jahre: Penetration von 58%) ist die Verbreitung noch unterdurchschnitt-lich.

Ein Grund für die vergleichsweise niedrige Penetration ist das in der Vergangenheit stabile Oligopol aus zwei sehr starken und zwei kleinen Mobilfunkbetreibern, das die Preise lang-fristig hoch halten konnte. Dies hat den Anstieg der Marktdurchdringung – insbesondere auch im Prepaid Bereich – stark gehemmt.

Kundenwachstum durch Billiganbieter

In Märkten mit hohem Prepaid-Anteil ist die Mobilfunkpenetration höher. In diesen Ländern sind Prepaid-Produkte auch deutlich günstiger als in Deutschland, so dass hier der Markt der Wenignutzer und derjenigen mit mehreren aktiven SIM-Karten besser erschlossen wer-den konnte.

Die monatlichen Prepaid-Kosten für einen italienischen Kunden sind z.B. – bei gleicher un-terstellter Nutzung – um 40% geringer als die eines deutschen.6

Die niedrige Prepaid-Penetration in Finnland erklärt sich hingegen mit der großen Affinität der Finnen gegenüber neuen Technologien, sowie den sehr viel niedrigeren Preisen – dort wurde bereits früh eine hohe Mobilfunkpenetration erreicht. Damit fehlte die Notwendigkeit, Prepaid-Angebote aggressiv vermarkten zu müssen.

Auch in Deutschland wird die Penetration weiter steigen, was durch den derzeitig begonne-nen Preisverfall noch beschleunigt wird: Bis Ende 2007 ist mit ca. 90 Mio. aktiven Mobiltele-fonanschlüssen (d.h. aktive SIM-Karten) zu rechnen, bis Ende 2010 könnten dann bereits ca. 100 Mio. SIM-Karten genutzt werden, was einer Penetration von 120% entspräche.

Penetration und jährliches Kundenwachstum (in %)

5% 7% 10%17%

29%

59%68% 72%

79%86%

95%103%

110%115%118%120%

48% 49%

68% 68%

106%

16%5% 10% 10% 10% 8% 7% 5% 3% 2%

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Penetration

Wachstum

5% 7% 10%17%

29%

59%68% 72%

79%86%

95%103%

110%115%118%120%

48% 49%

68% 68%

106%

16%5% 10% 10% 10% 8% 7% 5% 3% 2%

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Penetration

Wachstum

(Quelle: Ist-Zahlen 1995-2004: Bundesnetzagentur 2005; Prognose: Solon)

Mobilfunkumsätze: Abgeschwächtes Wachstum

Mit steigender Penetration bzw. steigenden Nutzerzahlen im deutschen Mobilfunkmarkt sind auch die Umsätze gestiegen. Seit dem Jahr 1999 sind die Umsätze um durchschnittlich 15% pro Jahr gewachsen, wobei der Sprachanteil (Voice) nur unterproportional um 10% pro Jahr gestiegen ist. Die Umsätze aus Non-Voice-Diensten (SMS, Daten- und Informations-dienste) haben sich seit 1999 dagegen fast verzehnfacht. Trugen Umsätze mit SMS und Daten im Jahr 1999 ca. 5% zum gesamten Marktvolumen bei; so werden es 2005 bereits über 20% sein, mit steigender Tendenz.

6 Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung: Benchmark „Internationale Telekommunikationsmärkte“, Janu-

ar 2005.

Bis 2010 wird auch in Deutsch-land eine Penet-ration weit über 100% erreicht sein. Treiber sind noch wenig pe-netrierte Gruppen und Zweitkarten

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Mobilfunk Deutschland 2010

Seite 9

Trotz voranschreitender Marktsättigung werden die Umsätze in den nächsten Jahren vor allem durch die weiter steigende Verbreitung wachsen. Zunehmend spezialisierte Angebote sowie die Erschließung des Discount-Segments sind hier die marktentwickelnden Kräfte.

Der ARPU (Umsatz pro Mobiltelefonanschluss, d.h. pro aktiver SIM-Karte; von „Average Revenue Per User“) 7 stagniert seit Jahren. Der ARPU von Nutzern der neuen Discount-Tarife wird kurzfristig deutlich unter dem Marktdurchschnitt liegen, zudem werden durch die Discount-Tarife in der Folge auch die klassischen Tarife im Preis gesenkt werden, um die Abwanderung in das Niedrigpreis-Segment zu begrenzen. Diese Preissenkung wird zu ei-nem weiteren ARPU-Verfall führen, der erst mittelfristig durch eine zunehmende Nutzung des Mobiltelefons sowohl in Sprachtelefonie als auch im Datenvolumen kompensiert bzw. überkompensiert werden kann.

In Summe ist daher mit einem abgeschwächten, aber mittelfristig nach wie vor moderaten Umsatzwachstum von ca. 5% p.a. (CAGR 2004 – 2010) zu rechnen, d.h. der Markt wird von 21 Mrd. € (2004) auf ca. 28 Mrd. € im Jahre 2010 anwachsen.

ARPU: Ende der Stagnation oder weiterer Verfall?

Der Umsatz pro Kunde zwischen Mitte der neunziger Jahre und 2001 ist deutlich gefallen, er hat sich im Laufe von 6 Jahren von ca. 74 € pro Monat auf ca. 25 € in etwa gedrittelt.

Blended ARPU Deutschland (EUR/Monat)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Penetration / Index

ARPU Gesprächsminuten (Index: 2000=100%)

Preis / Minute (Index: 2000=100%)

7470

65

5347

35

24 25 25 25

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Index: 2000 = 100%

Gesprächsminuten (Index)

Preis / Minute (Index)

ARPU

Penetration

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Penetration / Index

ARPU Gesprächsminuten (Index: 2000=100%)

Preis / Minute (Index: 2000=100%)

7470

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5347

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24 25 25 25

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Index: 2000 = 100%

Gesprächsminuten (Index)

Preis / Minute (Index)

ARPU

Penetration

(Quelle: Bundesnetzagentur, Solon )

Der Grund für den Verfall des ARPU liegt insbesondere in der Einführung und aggressiven Vermarktung der Prepaid-Tarife. Ein durchschnittlicher Prepaid-Kunde ist Wenignutzer, der ein Mobiltelefon vor allem dazu besitzt, um erreichbar zu sein. Dadurch ist das durchschnitt-liche Gesprächsvolumen pro Kunde deutlich gefallen. Dies hat in Kombination mit gesunke-nen Minutenpreise zu einem Einbruch des ARPU geführt.

Seit Ende 2001 hat sich das Preisgefüge und auch die Nutzung – zumindest im Durch-schnitt – nur noch wenig verändert. Mit beginnender Sättigung des Marktes, bei einer Pe-netration oberhalb von 60% der Bevölkerung, haben die Mobilfunkbetreiber zunächst keine Notwendigkeit für weitere Preisreduzierungen gesehen. Seitdem stagniert der ARPU in der Größenordnung von ca. 25 € und liegt damit im europäischen Vergleich im unteren Bereich.

Damals wurde erwartet, dass bei steigender Penetration mit der Zeit auch die Nutzung deut-lich zunehmen würde, da Mobilfunk zu einer Selbstverständlichkeit werden und damit der ARPU stark ansteigen würde. Diese „Selbstverständlichung“ von Mobilfunk ist in Deutsch-land heute nur vereinzelt eingetreten und noch nicht in dem Maße verbreitet, wie in anderen europäischen Ländern.

7 Mittelwert aus Post- und Prepaid-ARPU.

Seit 1995 ist der ARPU stark gefal-len, in den letzten Jahren aber stabil geblieben Der Minutenpreis hat sich ebenso wie das Gesprächsvo-lumen seit 2000 kaum verändert

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Mobilfunk Deutschland 2010

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Ausland: Stärkere Nutzung trotz vergleichbarem Preisverfall

Im Gegensatz zu Deutschland hat die Mobilfunknutzung im europäischen Ausland in den letzten Jahren stark zugenommen. So wuchs das Gesprächsaufkommen pro Kunde in Spa-nien und in den Niederlanden um ca. 30% bzw. ca. 20%, wobei der Preisverfall in der glei-chen Zeit ebenso groß war wie in Deutschland. Die Österreicher haben über diesen Zeitraum sogar mehr telefoniert (+28%), als im Gegenzug die Preise gesenkt wurden (-18%). In diesem Land wurde als einzigem in Europa der starke Preisverfall durch die ver-mehrte Nutzung in den letzten Jahren überkompensiert.

Relative Entwicklung von Minutenpreis und Nutzung zw. Ende 2000 und Ende 2004 (€/min versus min/Kunde)

-20%

-10%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

-50% -40% -30% -20% -10% 0%D

GR

F

E A

NL

I

DK

FIN

S GB

N

P

Relative PreisentwicklungRelative

Verän

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der M

obilfun

k-Nutzung

Preissenkung nicht kompensiert durch steigende Nutzung

Stärkere Nutzung überkompensiert Preissenkung

(Quelle: Merrill Lynch 2005, Solon)

Der Grund für den niedrigen ARPU in Deutschland liegt daher nicht in den gesunkenen Preisen – diese wurden in anderen Ländern in gleichem Maße oder deutlich stärker ge-senkt. Der Grund liegt vor allem in der niedrigen Mobilfunknutzung, die ihre Ursache wie-derum in den relativ hohen Minutenpreisen hat.

Zudem ist der Unterschied zwischen sehr niedrigen Festnetzpreisen und relativ hohen Mo-bilfunkpreisen in Deutschland so hoch wie in kaum einem andern Land, was die Nutzung weiter bremst. Beobachtet man in anderen Ländern eine teilweise Substitution des Festnet-zes durch Mobilfunk, ist dies in Deutschland deutlich geringer ausgeprägt. In Österreich existieren Mobilfunktarife, die so günstig sind, dass sie für den Nutzer eine direkte Alternati-ve zum Festnetz darstellen. Das hat bereits zu einer deutlichen Substitution von Festnetz durch Mobilfunk geführt. So betrug die Relation zwischen Mobilfunk- und Festnetzminuten im Jahre 2003 in Österreich 1:4. In Deutschland liegt das Verhältnis immer noch bei 1:11.8

8 Prognos 2004.

In den meisten Ländern der EU ist seit Ende 2000 der Preis gefallen. Die Nutzung hat dabei meistens zugenommen, wenn auch in fast allen Fällen nur unterproportional

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Mobilfunk Deutschland 2010

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Deutschland: Höchste Gesprächspreise

Wie der folgenden Darstellung zu entnehmen ist, hat Deutschland die bei weitem höchsten Gesprächspreise in Europa.9

Preis pro Minute und Minutenaufkommen in Westeuropa, Ende 2004 (€/min)

0

40

80

120

160

200

0,10 0,20 0,30 0,40 0,50

Preis pro Minute (Voice ARPU/Abgehende Minuten)

Volumen

(Abg

ehen

de M

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/Mon

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FIN

FIRL

N

DK GB

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0

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0,10 0,20 0,30 0,40 0,50

Preis pro Minute (Voice ARPU/Abgehende Minuten)

Volumen

(Abg

ehen

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/Mon

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FIN

FIRL

N

DK GB

SE

B

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NL

I GR

AE

D

(Quelle: Merrill Lynch 2005, Solon)

„Warte, ich rufe Dich vom Festnetz aus zurück“ – im „Land der Schnäppchenjäger“ ist dieser Ausspruch nach wie vor weit verbreitet. Die Nutzung des Mobilfunks ist in Deutschland we-niger alltäglich als in anderen Ländern – wenn man die Gesprächsminuten pro Kunde als Maßstab nimmt. Zusätzlich hat die hohe Komplexität und Intransparenz der Tarife ein Übri-ges zur Verunsicherung beigetragen. Wenn man aufgrund der komplexen Tarifstruktur aus Haupt- und Nebenzeit, verschiedenen Anrufzonen, Wochenend- und Abendtarifen, Minu-tenpaketen und begünstigten Anrufen zu ausgewählten Telefonnummern nicht mehr wissen kann, zu welchem Preis man im jeweiligen Moment telefoniert, wird die damit verbundene Unsicherheit lange Gesprächsdauern nicht unbedingt fördern.

Mit den einfachen Angeboten von Tchibo (2004), Simyo, Base, debitel und anderen (2005) wurde nun eine Preisspirale in Gang gesetzt, die zu nachhaltig niedrigeren Preisen führen wird. Damit wurde endlich eine lange erwartete Entwicklung angestoßen: Das mobile Tele-fonieren verliert seine Besonderheit. Mobilfunk wird so gewöhnlich, wie wir heute einen Fernseher einschalten oder in ein Auto einsteigen.

Durch diese „Sebstverständlichung“ wird die Mobilfunknutzung mittelfristig stark ansteigen. Kurzfristig wird der ARPU zwar sinken, da die zusätzliche Nutzung den Preisverfall inner-halb der nächsten ca. zwei Jahre noch nicht kompensieren kann. Erst in einigen Jahren werden die steigende Nutzung und insbesondere der steigende Datenverkehr dazu führen, dass auch der ARPU wieder ansteigt.

Die Auflösung des Oligopols

E-Plus hat die komfortable oligopolistische Situation der vier deutschen Netzbetreiber mit der Einführung der Discount-Tarife „simyo“ und „BASE“ zur Disposition gestellt. Bis dato hatten die kleinen Mobilfunkbetreiber E-Plus und O2 keinen Anreiz, eine aggressivere Preispolitik zu betreiben, solange die hohen Preise von den Kunden akzeptiert wurden und

9 Ein wesentlicher Grund für die hohen Minutenpreise sind hohe Terminierungsentgelte, die Mobilfunkbetreiber von anderen Netzbetreibern verlangen, wenn Anrufe in das Mobilfunknetz geleitet werden sollen. Die deut-schen Terminierungsentgelte wurden kürzlich von der EU-Regulierungsbehörde beanstandet.

Deutschland hat nicht nur die höchsten Preise sondern auch die niedrigste Nut-zung

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Mobilfunk Deutschland 2010

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sie an einem – durch die großen Netzbetreiber vorgegebenen – Preisniveau partizipieren konnten.

Marktanteile der Mobilfunkanbieter (in %)

Anteil Serv iceproviderk.A. k.A. 38% 32% 30% 32% 31% 28% 27% 26%

17%10% 6%

39.0%

39.1%39.7%

39.4% 38.8% 39.7% 41.1% 41.6% 40.6% 38.5%

38.4%41.9%

42.4%43.1%

40.5% 40.0% 39.1% 38.4% 38.1% 37.8%

5.2% 9.4% 12.1% 14.7%16.2% 13.7% 13.3% 12.3% 12.7% 13.3%

3.8% 6.6% 6.5% 7.7% 8.6% 10.4%

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

O2

E-Plus

Vodafone

T-Mobile

C-Netz

(DTAG)

(Quelle: Bundesnetzagentur)

In einem Markt, der sich der Sättigung nähert, hat sich diese Situation geändert. Wenn nur noch schwer Neukunden gewonnen werden können, haben die kleinen Anbieter einen stär-keren Anreiz, durch deutliche Preissenkungen überproportional viele Neukunden zu gewin-nen als die großen Netzbetreiber. Vor allem der Umstand, dass der Betrieb eines Mobilfunknetzes die Existenz hoher Fixkosten bedingt und daher eine große Kundenbasis notwendig ist, um profitabel zu werden, zwingt die kleinen Betreiber zu neuen Strategien.

Vodafone und T-Mobile haben nicht nur ein Qualitätsimage zu verlieren, sondern vor allem deutlich mehr Umsatz als E-Plus und O2, da viele eigene Kunden schnell auf die billigeren Tarife aus dem eigenen Hause wechseln werden. Ohne Not werden sie daher kein Billigan-gebot intensiv bewerben, sondern erst dann massiv in dieses Segment einsteigen, wenn die Discounter einen bestimmten Marktanteil erreicht haben. Die gerade eingeführten Angebote von Vodafone („CallYa Compact“) und T-Mobile („Xtra Click&Go“) sind als erste Reaktion zu verstehen, um eigene, wechselfreudige Kunden zu halten, sie werden aber noch nicht in den Vordergrund gerückt.

Die Discounter werden dieses Zeitfenster nutzen, um massiv den Aufbau ihrer Kundenbasis voranzutreiben und die entsprechenden Marken zu etablieren. Man kann zum jetzigen Zeit-punkt allerdings nicht davon ausgehen, dass Discount- bzw. „No Frills“-Angebote den Markt langfristig dominieren werden. In Dänemark sind „No Frills“-Tarife bereits seit einigen Jah-ren auf dem Markt, konnten aber bis jetzt „nur“ einen Marktanteil von ca. 20% erobern. Wenn man der in Deutschland höheren Bedeutung von Discount-Produkten Rechnung trägt, ist in Deutschland mittel- bis langfristig mit einem Marktpotenzial von ca. 20-25% der Kunden zu rechnen, die sich für Discount-Tarife entscheiden könnten. Folgende Faktoren stehen einer weiteren Ausbreitung von Discount-Tarifen im Wege:

� Subventionierte Hardware: Das neueste Endgerät spielt eine zentrale Rolle bei der Kaufentscheidung vieler Mobilfunknutzer. Die Subventionierung, die den Kauf-preis senkt, ist ihnen deutlich wichtiger als ein niedriger Tarif.

� Kauf: Viele Kunden ziehen eine direkte Auswahl bzw. persönliche Beratung dem Kauf über das Internet vor. Die Nutzung des Internets als Einkaufsplattform ist für viele Menschen noch nicht selbstverständlich.

� Betreuung: Die ausschließliche Kundenbetreuung über Internet und Telefon sowie Rechnungen per E-Mail sind ebenfalls für weite Teile der Bevölkerung große Hür-den.

Seit 1995 war der Markt oligopolis-tisch. Erst durch Einführung von O2 wurde dieses Oligopol zum Teil erodiert

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Mobilfunk Deutschland 2010

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Discount-Anbieter werden kurz- bis mittelfristig zwar Marktanteile gewinnen; die kleineren von ihnen werden aber nach Sättigung des Discount-Marktes bzw. nach abgeschlossener Segmentierung in Schwierigkeiten kommen, da die Anbieter erst ab einer gewissen Größe profitabel werden. Die Netzbetreiber können preislich leicht nachziehen, da sie noch relativ hohe Margen haben und so deutliches Potenzial zu Kosteneinsparungen besitzen. Dem werden nur wenige der kleinen Anbieter etwas entgegenzusetzen haben – vor allem aber diejenigen, die in kurzer Zeit eine starke Marke aufbauen konnten.

Mobiles Internet: Die Netzbetreiber profitieren vom Datenvolumen

Mit der rasanten Verbreitung von mp3-Playern, Digitalkameras und Internet versteht mittler-weile ein großer Teil der Bevölkerung, wie multimediale Inhalte und Anwendungen genutzt werden. Die Ausstattung von Handys mit Internet-Browser und Kamera ist de facto Stan-dard und die weitere Ausrüstung mit einem mp3-Player großer Kapazität (Apple/Motorola’s iTunes-Handy, Sony/Ericsson’s Walkman-Handy, neue Nokia-Geräte) hat bereits begonnen.

Es scheint, als wären die Mobilfunkanbieter hier mehr und mehr außen vor: Fotos der im Handy eingebauten Kamera werden auf den PC geladen und nur selten per MMS ver-schickt, mp3-Dateien werden vom PC aus auf das Mobilfunkgerät geladen und Klingeltöne konstruiert sich das Gerät selber aus den eigenen mp3-Musikdateien; sie müssen nicht mehr teuer vom WAP-Portal des Betreibers geladen oder per Premium-SMS angefordert werden.

Mobile Inhalte werden zukünftig über andere Kanäle als den etablierten WAP-Portalen auf das Mobiltelefon gelangen. Auch wenn diese Entwicklung erst am Anfang steht und daher einige Jahre benötigen wird, um sich spürbar im durchschnittlichen Umsatz bemerkbar zu machen, wird sie dazu führen, dass sich der Markt der Mehrwertdienste stark entwickelt. Der damit erzeugte Umsatz wird zunehmend an den Internet- und WAP-Portalen der Mobil-funkbetreiber und spezialisierten Inhalteanbietern wie Jamba! vorbeigehen.

Die Netzbetreiber werden allerdings am stark steigenden Datenaufkommen verdienen – immer dann, wenn sich die Kunden, wie aus der stationären Internet-Welt gewöhnt, bei Google, Amazon, Spiegel Online und Co. mit Informationen und Unterhaltung versorgen.

Anteil von Messaging und Daten am gesamten Umsatz pro Kunde (ARPU) (in %)

11% 13% 14% 15% 14% 15% 15% 17% 18% 18% 18%1% 2% 3% 4% 6% 8%

11%13% 15% 17%

11%15% 16% 18% 19% 21%

23%27%

31%33%

35%

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Daten

Messaging

Non-Voice

(Quelle: Merril Lynch 2005, Bundesnetzagentur 2005, Solon)

Der Datenumsatz wird mittelfristig die gleiche Bedeutung für den Gesamtumsatz der Mobil-funkanbieter haben wie die Umsätze aus Messaging und diese langfristig sogar überholen. Im Jahr 2010 wird der Anteil von Non-Voice am gesamten ARPU bereits ca. 35% betragen.

Die Bedeutung des Datenanteils für den ARPU wird stark zu-nehmen

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Zusammenfassung und Ausblick

� Penetration: Deutliches Kundenwachstum kann nur noch über eine Erhöhung der Penetration von speziellen Segmenten (vor allem Kinder und Senioren), der besse-ren Überzeugung bisheriger Handy-Verweigerer und der Vergrößerung des Anteils der Kunden mit mehr als einer SIM-Karte erfolgen. Die Penetration wird auf deut-lich über 100% steigen, sodass bereits Ende 2010 ca. 100 Mio. SIM-Karten aktiv genutzt werden.

� Preise: Discount-Angebote haben eine Preisspirale nach unten in Gang gesetzt, Mobilfunk verliert sein Premium-Image und die Nutzung wird vollständig alltäglich. Ein zusätzlicher Preisschub nach unten könnte durch eine Entscheidung der Regu-lierungsbehörde ausgelöst werden, die Terminierungsentgelte unter das aktuelle Niveau von ca. 15 Cent zu senken.

20-25% der Kunden werden Discount-Angebote nutzen. Subventionierte Hardware und gute persönliche Betreuung bleiben aber weiterhin für die Mehrheit der Mobil-funknutzer wichtige Kaufkriterien.

� Nutzung: Die Nutzung wird deutlich ansteigen. Klassische Voice- und Messaging-Dienste werden durch sinkende Preise stärker genutzt. Das Datenvolumen wird durch die Verbreitung des mobilen Internets und der push-E-Mail einen signifikan-ten Schub erhalten.

� ARPU: Der ARPU-Verfall wird kurzfristig nicht zu stoppen sein. Erst mittelfristig werden eine stark steigende Nutzung und das ansteigende Datenvolumen wieder zu einer ARPU-Erhöhung führen.

� Umsatz: Der Umsatz wird nur moderat mit ca. 5% p.a. von 21 Mrd. € auf 28 Mrd. € anwachsen. Die Wertschöpfung von Mobile Content wird sich zunehmend in das Internet verlagern. Die Netzbetreiber profitieren allerdings von deutlich steigenden Datenvolumina – wenn es gelingt, die Barrieren, die hier einer Nutzung noch ent-gegenstehen, weiter zu senken.

Die Entwicklung des Mobiltelefons hin zum „multimedialen Schweizer Taschen-messer“ mit push-E-Mail, mp3-Player etc. schafft hierzu die optimale Vorausset-zung. Auf dieser Basis lassen sich neue Applikationen und Geschäftsmodelle etablieren.

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Autor: Dr. Philipp Geiger Dr. Philipp Geiger ist Manager bei Solon Management Consulting und Leiter der Techno-logy Practice Group. Nach dem Studium der Physik in Heidelberg und Paris promovierte er am Deutschen Elektronen-Synchrotron in Hamburg (DESY) und am Max-Planck-Institut in Heidelberg. Seit seinem Start bei Solon 1998 hat er zahlreiche europäische Kabelnetzbetreiber, DSL-und Backbone-Betreiber, Mobilfunkbetreiber sowie Investoren beraten. Beratungsschwer-punkt ist Breitband und Triple-/Quadruple-Play im Telekommunikationsmarkt sowie die dahinterliegende Modellierung von Marktentwicklungen und Geschäftsstrategien. Weitere Themen sind die Bewertung von Netzen sowie die Entwicklung von Netz-Modernisierungskonzepten.

Solon Management Consulting

Solon fokussiert sich als Strategieberatung auf die Branchen Medien und Telekommuni-kation. Dabei verfügt Solon aus vielen Klientenprojekten über langjährige Erfahrung in den Bereichen Festnetz- und Mobiltelekommunikation und ist die führende Beratung für die europäische Breitbandkabel-Industrie. Die Projekte umfassen die Entwicklung und Umsetzung von Unternehmensstrategien, den Aufbau neuer Geschäfte und die Begleitung von M&A-Vorhaben von der Marktson-dierung bis zum Transaktionsabschluss. Solon arbeitet regelmäßig für führende Medien-und Telekommunikationsunternehmen ebenso wie für Banken und Private Equity-Investoren.

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