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Bildung in der Offenen Jugendarbeit – Herausforderungen und Konzepte Bärbel Gisela Ohrmundt veröffentlicht unter den socialnet Materialien Publikationsdatum: 26.07.2016 URL: http://www.socialnet.de/materialien/27630.php

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Bildung in der Offenen Jugendarbeit – Herausforderungen und Konzepte

Bärbel Gisela Ohrmundt

veröffentlicht unter den socialnet MaterialienPublikationsdatum: 26.07.2016URL: http://www.socialnet.de/materialien/27630.php

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Fachhochschule KielFachbereich Soziale Arbeit und GesundheitSokratesplatz 124149 Kiel

Bachelorthesis

Bildung in der Offenen Jugendarbeit – Herausforderungen undKonzepte

Sommersemester 2014

ErstgutachterinFrau Professorin Dr. Raingard Knauer

und

ZweitgutachterHerr ProfessorDr. Fabian Lamp

vorgelegt von

Bärbel Gisela Ohrmundt XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

XXXXXXXXXXXXXX

Abgabedatum: 29.07.2014

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung............................................................................................................4 - 6

Wie führt Offene Jugendarbeit durch die Erfüllung ihres Bildungsauftrages zumehr Chancengleichheit und Partizipation?.............................................................5

2. Bildung................................................................................................................6 - 7

2.1 Definition von Bildung allgemein.......................................................................7 - 10

2.2 Orte der Bildung: formell, nicht formell, informell.............................................10 - 12

2.3 Der Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit...............................................12 - 14

2.4 Bildung und Politik..........................................................................................14 - 16

2.5 Bildung in der Kritik.........................................................................................17 - 19

2.6 Resümee........................................................................................................19 - 21

3. Chancengleichheit und Partizipation ...........................................................21 - 22

3.1 Soziale Ungleichheit ......................................................................................22 - 24

3.2 Kulturelles Kapital ..........................................................................................24 - 26

3.3 Chancengleichheit..........................................................................................26 - 27

3.4 Partizipation....................................................................................................27 - 30

3.5 Gesellschaftliche Verantwortung ....................................................................30 - 31

3.6 Resümee........................................................................................................31 - 34

4. Ausgewählte Theorien und Konzepte der Offenen Jugendarbeit aus derPerspektive der Bildung............................................................................................34

4.1 Lebenslage und Lebensbewältgung................................................................35 - 36

4.2 Emanzipatorischer Ansatz .............................................................................36 - 37

4.3 Subjektorientierung.........................................................................................37 - 38

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4.4 Sozialraumorientierung ..................................................................................39 - 40

4.5 Definition und Wesen der Konzepte in der Offenen Jugendarbeit...................40 - 42

4.6 Konzeptmodelle..............................................................................................42 - 44

4.7 Von Theorien über Konzepte zur Praxis.........................................................44 - 45

4.8 Resümee........................................................................................................45 - 47

5. Herausforderungen der Offenen Jugendarbeit ...................................................47

5.1 Bildungspartnerschaften.................................................................................48 - 50

5.2 Gender............................................................................................................50 - 52

5.3 Migration.........................................................................................................52 - 54

5.4 Medien............................................................................................................54 - 56

5.5 Selbstevaluation..............................................................................................56 - 57

5.6 Öffentlichkeitsarbeit........................................................................................57 - 58

5.7 Resümee........................................................................................................58 - 60

6. Fazit/Resümee........................................................................................................60

6.1 Zusammenfassung und kritische Bewertung der Ergebnisse..........................61 - 63

6.2 Verallgemeinerung der Erkenntnisse..............................................................63 - 64

6.3 Weitere Forschungsfelder...............................................................................64 - 65

7. Quellenverzeichnis.........................................................................................66 - 75

8. Erklärung................................................................................................................76

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1. Einleitung

Durch den gesellschaftlichen Wandel hat sich Kindheit und Jugend in den letzten

Jahren erheblich verändert (vgl. Rätz-Heinisch, Schröer, Wolff 2009, S. 254).

Individualisierung und Pluralisierung der Gesellschaft und der damit verbundene

Strukturwandel der Familie, beeinflussen Kinder und Jugendliche in ihrem Aufwachsen.

Junge Menschen sind gravierend von den gesellschaftlichen Veränderungen betroffen.

Gravierend bedeutet für Tillmann, die jungen Menschen sind neuen und vielfältigen

Belastungen ausgesetzt, die sich von früheren Generationen unterscheiden (vgl.

Tillmann 2010, S. 329ff.).

Den Jugendlichen stehen einerseits viele Möglichkeiten offen, andererseits unterliegen

sie vielen Entscheidungszwängen. Verbunden mit dem gesellschaftlichen Wandel

entstehen für junge Menschen neue Unklarheiten und Unsicherheiten.

Erfolgsperspektiven stehen größeren Absturzmöglichkeiten gegenüber. Frühe

Selbstständigkeit junger Menschen steht konträr zu einer langen ökonomischen

Unselbstständigkeit. Klassenspezifische und geschlechtsspezifische Unterschiede sind

nicht verschwunden (ebd.). Aus diesem gesellschaftlichen Wandel ergibt sich eine

neue gesellschaftliche Verantwortung für junge Menschen.

Der 14. Kinder- und Jugendbericht beschäftigt sich mit dem Verhältnis von privater und

öffentlicher Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen

(Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 56ff.).

Öffentliche Verantwortung für junge Menschen in ihren Entwicklungen, deren Bildung,

Erziehung und Betreuung übernimmt die Soziale Arbeit nach dem Kinder- und

Jugendhilfegesetz, Sozialgesetzbuch VIII (vgl. SBG VIII, S. 1224ff.).

Kinder- und Jugendhilfe ist ein Teilbereich der Sozialen Arbeit. Ein Bestandteil der

Kinder- und Jugendhilfe ist der Bildungsauftrag (vgl. Lindner, Sturzenhecker 2004, S.

7), der komplex und mit der Wahrnehmung der Interessenvertretung für junge

Menschen und deren Familien verbunden ist (vgl. Münder 2013, S. 53ff. und vgl.

Schäfer 2013, S. 183ff.).

Die Bachelorthesis bezieht sich auf das Handlungsfeld der Offenen Jugendarbeit, die

für alle jungen Menschen zuständig ist. Die Bereiche der Bildung in den anderen

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Säulen der Kinder- und Jugendhilfe, in den Hilfen zur Erziehung, der Schulsozialarbeit

und der Kindertagesstätten bleiben außen vor, weil sie separate Forschungsthemen

darstellen.

Auf dieser Basis gehe ich in der vorliegenden Bachelorthesis folgender Frage nach:

Wie führt Offene Jugendarbeit durch die Erfüllung ihres Bildungsauftrages zu

mehr Chancengleichheit und Partizipation?

Zugrunde liegt folgende Hypothese: Die Offene Jugendarbeit hat die Aufgabe ihren

Bildungsauftrag nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz, in ihren Konzeptionen und

Konzepten darzustellen und umzusetzen.

Ziel der vorliegenden Thesis ist es:

Die Verantwortung des Bildungsauftrages der Offenen Jugendarbeit darzustellen.

Zur neuen, selbstbewussten und wissenschaftlichen Positionierung des Themas in

der Offenen Jugendarbeit anzuregen.

Auf die Interessenvertretung und Rechte junger Menschen hinzuweisen.

Das Thema im Diskurs zu unterstützen.

Überlegungen anzuregen, inwieweit Konzeptionen und Konzepte zum

Bildungsauftrag in der Offenen Jugendarbeit zur gesellschaftlichen Anerkennung der

Interessen und Rechte junger Menschen notwendig sind.

Im Folgenden wird der Begriff der Bildung aus verschiedenen Sichtweisen betrachtet

und definiert. Der Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit wird erklärt, seine Inhalte

und Ziele erläutert. Bildung in Verbindung mit Politik und der Bildungsbegriff werden

kritisch beleuchtet. Am Ende des Kapitels wird ein Resümee gezogen. Die

gewonnenen Erkenntnisse werden mit dem Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit

verbunden, um die Zusammenhänge zu ermitteln.

Im dritten Kapitel unter Chancengleichheit und Partizipation werden anhand der

Theorien der sozialen Ungleichheit und dem kulturellen Kapital gesellschaftliche

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Strukturen, ihre Auswirkungen auf die Chancengleichheit im Verhältnis zur Bildung, die

Bedeutung der Partizipation als Bildung junger Menschen aufgezeigt und eine

Verbindung zur gesellschaftlichen Verantwortung hergestellt, was in einem Resümee

zusammengefasst wird.

Das darauffolgende Kapitel will, durch ausgewählte wissenschaftliche Theorien und

Konzepte der Offenen Jugendarbeit prüfen, wie wird der Bildungsauftrag erfüllt,

gestaltet, wie werden junge Menschen erreicht, beteiligt, Theorien mit Konzepten

verbunden und in die Praxis umgesetzt. Das Kapitel endet mit einem Resümee.

Im fünften Kapitel werden zu den Bereichen als Herausforderungen des

Bildungsauftrages der Offenen Jugendarbeit im Außen wie Bildungspartnerschaften,

Gender, Migration, Medien und nach Innen zur Selbstevaluation und

Öffentlichkeitsarbeit als innerer Entwicklungsprozess der Offenen Jugendarbeit in

einen Bezug gebracht.

Das sechste und letzte Kapitel beinhaltet das Gesamtresümee, die Zusammenfassung

und kritische Bewertung der Ergebnisse, die Verallgemeinerung der Erkenntnisse und

die Aussicht auf weitere Forschungsfelder.

Wird im Folgenden von Kinder- und Jugendhilfe gesprochen, betrifft dies grundlegende

Themen, die alle Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe auch Offene Jugendarbeit mit

einbeziehen. Alle folgenden Theorien und Aufgaben der Offenen Jugendarbeit

beziehen sich in ihrer Ausrichtung auf den Idealfall.

2. Bildung

Das Leben soll nicht erlitten und nicht ertragen werden. Das Leben soll geführt werden.

Bildung gibt die Möglichkeit zur Lebensführung. Dies führt in unterschiedlichste

Bereiche literarisch, künstlerisch, gesellschaftlich, ökonomisch und politisch (vgl.

Koselleck 2012, S. 154).

Der Begriff Bildung bündelt nach Bollenbeck unterschiedliche Vorstellungen und lässt

sich nicht auf eine Bedeutung festlegen (vgl. 2012, S. 161f.). Bollenbeck erklärt:

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„>>Bildung<< kann einen Prozeß (!) und ein Resultat, ein Ziel und einen Zustand

bezeichnen, kann aktiv, passiv und reflexiv individuell und (seltener) kollektiv gemeint

sein“ (2012, S. 162). Auch wenn der Begriff der Bildung komplex ist und eine klare

Definition schwierig sein könnte, wird im kommenden Abschnitt der Begriff der Bildung

definiert und ein Überblick erstellt, was den Bildungsbegriff der Offenen Jugendarbeit

umfassen könnte.

2.1 Definition von Bildung allgemein

Bildung ergibt mit Erziehung und Sozialisation eine Triade. Diese steht in

Wechselwirkung zueinander und bezeichnet intra- und interpersonelle Prozesse

innerhalb der Gesellschaft mit dem Ziel der Entwicklung des Individuums, der

Persönlichkeit, Weitergabe und Aneignung von Wissen, Handlungsfähigkeit,

Partizipation und Gestaltung von Gesellschaft (vgl. Grundmann 2009, S. 61). Für Stein

ist Bildung eine der vier Säulen der Pädagogik, so wie Sozialisation, Erziehung und

Lernen (vgl. 2013, S. 17).

Erziehung und Bildung ergeben eine Einheit, sind untrennbar voneinander. Wobei

Bildung als Aneignung zu sehen ist und Erziehung die Perspektive der Erwachsenen

und der Gesellschaft beschreibt (vgl. Knauer 2011, S. 5ff.).

Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Bildung. Es wird berücksichtigt, dass

Bildung und Erziehung zu Lernen und Sozialisation in ständiger Wechselbeziehung

steht. Diese Arbeit wird sich aufgrund ihres begrenzten Umfangs auf das Thema

Bildung konzentrieren.

In unserer Gesellschaft existieren unterschiedliche Definitionen für Bildung. Kritiker

halten die heutige Verwendung des Bildungsbegriffes für inflationär. Das hat zur Folge,

dass er selten zur genauen Beschreibung pädagogischer Inhalte benutzt werden kann

(vgl. Rittelmeyer 2012, S. 7). Dies könnte bedeuten, der Begriff Bildung a) wird als

Instrument eingesetzt, b) ist mit beliebigen, nicht allgemeingültigen Inhalten besetzt

und/oder c) wird nicht vollständig definiert.

Die Definition von Bildung ist ein empirisches und begriffliches Phänomen, voller

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Facettenreichtum. Bildung ist der fundamentale Begriff der Pädagogik, der Theorie und

Praxis umfasst. Die Definition von Bildung trägt zur Aufklärung bei. Bildung wird durch

die Definition zu einem Instrument pädagogischer Praxis und ist mit einem

geschichtlich gewachsenen Kern in ständiger Entwicklung. Bildung ist dynamisch,

zukunftsoffen, aber nicht auslegbar (a.a.O., S. 7f.). Danach könnte die Definition von

Bildung in Zeitdimensionen wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eingeteilt

werden. Ausgewählte Theorien und Themen zur Bildung in Vergangenheit, Gegenwart

und Zukunft setzen eine Interpunktion.

In der Auseinandersetzung mit dem Bildungsbegriff der Vergangenheit in Bezug auf

Humboldt wird Bildung als Beziehung und Verhältnis erklärt: Die Beziehung und das

Verhältnis zu sich selbst, zu anderen und zur Welt (vgl. Dörpinghaus, Poenitsch,

Wigger 2006, S. 10). Humboldts Sicht der Bildung unterscheidet die allgemeine und

berufsbezogene Bildung. Er stellt sich gegen den Nutzwert der beruflichen Bildung und

bezeichnet die Allgemeinbildung als Grundlage zu weiteren Bildungen (vgl. Stein 2013,

S.63). Humboldt sah die Idee der Bildung am ehesten durch Unterricht am Gymnasium

und an den Universitäten verwirklicht (vgl. Kron, Jürgens, Standop 2013, S. 67).

Rittelmeyer erläutert die geschichtlich darauffolgende Bildungssicht nach Hegel. Der

Maßstab des eigenen Handelns sollte nicht allein durch die Interessen des Individuums

geprägt sein sondern über die persönlichen Interessen hinaus eine weitere objektivere,

freiheitliche Orientierung und Sicht berücksichtigt werden. Hegels Bildungsbegriff

beinhaltet, das Sich-Selbst-Bilden, die Wahrnehmung, das Bewusstsein und

Selbstbewusstsein, sowie die Entstehung des Ichs durch das Du mit wechselseitiger

Anerkennung zum Wir, dies unter dem freiheitlichen Grundgedanken (vgl. 2012, S.

86ff.).

Nach dem zweiten Weltkrieg setzte sich Klafki mit dem klassischen Bildungsbegriff

auseinander und fügte die Aspekte der Bildung von objektiven Inhalten und subjektiven

Erfahrungen und Fertigkeiten des Individuums zur kategorialen Bildung zusammen.

Inhalte und Ziele dieses Bildungsbegriffes sind Emanzipation, Selbstverantwortung,

Mitverantwortung, Gestaltung der Gesellschaft und Lösungen gesellschaftlicher

Probleme (a.a.O., S. 105ff.).

Diese Bildungsdefinitionen aus der Vergangenheit bilden eine kleine Auswahl. Alle

anderen hier nicht aufgeführten klassischen Bildungsdefinitionen erheben zu Recht

ihren Anspruch auf Wichtigkeit, werden hier nicht erwähnt, weil der Umfang dieser

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Arbeit gegrenzt ist.

Die erwähnten klassischen Bildungsdefinitionen haben ihre Aktualität erhalten.

Grundmann baut auf das klassische Bildungsverständnis auf und formuliert es neu.

Seine Sicht auf Bildung beinhaltet, das Wissen des Menschen über sich selbst, über

seine Mitmenschen und gesellschaftliche Zusammenhänge, die das soziale Leben

bestimmen. Das Wesen der Bildung hat emanzipatorisches Potential. Aufgrund von

Bildung kann dem Menschen das Transformieren von Unterordnung in Subjektivität

und von Unmündigkeit in Mündigkeit gelingen. Der Mensch erschließt sich so

Handlungswissen und Handlungsfähigkeit und trägt die Verantwortung für sein Leben.

Bildung hat eine zentrale gesellschaftliche Bedeutung. Sie ermöglicht den Zugang von

gesellschaftlichen Ressourcen und Positionen (vgl. Grundmann 2009, S. 68ff.).

In der Gegenwart wird Bildung in erster Linie mit dem Bildungssystem assoziiert.

Sozialisation und Erziehung sind nicht nur Bedingungen für Bildung sondern auch

Voraussetzungen für den Bildungserfolg. Dieser wird an schulischen Leistungen

gemessen (a.a.O., S. 71ff.). Im Gegensatz dazu ist nach Illich Bildung nicht Schulung

(vgl. 2013, S. 7). Von Hentig unterstützt diese Sichtweise, Bildung ist nicht Abrichtung

oder systematische Belehrung (vgl. 1996, S. 23).

Die Definitionen der Bildung als zwei in sich ergänzende Definitionen des

Bildungsbegriffes lauten:

Bildung ist die harmonische Entfaltung aller Kräfte im Menschen. (…)

Unter Bildung werden unterschiedliche gesellschaftlich anerkannte Qualifikationen

verstanden, die die Mitglieder einer Gesellschaft in verschiedenen Institutionen erwerben

und durch ihre Stellung in der Gesellschaft bestimmt wird (Kron, Jürgen, Stantop 2013, S.

66).

Coelen, Hetz und Wolf fassen ihre Bildungsdefinition zusammen als, das Wesen der

Bildung ist mehr als Lernen und Aneignung (vgl. 2004, S. 82ff.).

Sting und Sturzenhecker, als Experten für den Bildungsbegriff in der Kinder- und

Jugendhilfe greifen die gesellschaftliche Funktion der Bildung auf, nehmen Bezug auf

Herder und führen die soziale Einbettung der Bildung an. Bildung des Einzelnen ist

immer Bildung der Gesellschaft. Bildung liegt der Sozialisationsprozess zugrunde,

dabei ist zu berücksichtigen, dass die soziale Einbindung des heutigen Menschen ihre

Stabilität verloren hat (vgl. 2005, S. 230 ff.).

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Sollte die stabile soziale Einbindung des Menschen verloren gegangen sein, könnte ein

Ziel der Offenen Jugendarbeit auch die Stabilisierung der sozialen Einbindung als

Grundlage für positive Bildungsprozesse sein. Dazu ist es erforderlich, festzustellen wo

Bildung stattfindet und Prozesse, die im Hintergrund von Bildung ablaufen

aufzudecken.

2.2 Orte der Bildung: formell, nicht formell, informell

Bildung wird unterschieden in formelle, nicht formelle und informelle Bildung. Die

einzelnen Bildungsformen sind unterschiedlich verortet (vgl. Peter 2004, S. 53).

Formelle Bildung findet im gesellschaftlich produzierten Bildungssystem statt. Es ist

zeitlich aufeinander aufbauend und hierarchisch strukturiert. Hierzu zählen Schulen,

Ausbildungen und Hochschulen. Dieses Bildungssystem ist verpflichtend und erstellt

bindende Leistungszertifikate (ebd.).

Nicht formelle Bildung bedeutet organisierte Bildung und Erziehung, die freiwillig ist

und Angebotscharakter hat, zum Beispiel Jugendhilfeeinrichtungen, Bibliotheken,

Kindertagesstätten (ebd.).

Informelle Bildung erfolgt im Alltag, wie in der Familie, in der Nachbarschaft, auf der

Arbeit, in der Freizeit. Diese Bildung zeichnet sich durch ungeplante und nicht tendierte

Bildungsprozesse aus, die auch fehlen könnten. Sie sind unverzichtbar und

Voraussetzung und Fundament auf das die formelle und nicht formelle Bildung aufbaut

(ebd.).

Erst das Zusammenspiel aller drei Formen ergibt Bildung im umfassenden Sinn. Dies

ist ein Verständnis von Bildung, das herausfordernd und entlastend ist. Entlastend, weil

Bildung nicht nur von vorstrukturierten und geplanten Angeboten abhängig ist.

Herausfordernd, weil alle drei Formen von Bildung wertgeschätzt und gesellschaftlich

anerkannt werden müssen. Die Bildungsorte waren bisher voneinander abgeschottet.

Eine neue Kooperation von Schule, Familie und Jugendhilfe ist erforderlich, um Bildung

für alle jungen Menschen zu ermöglichen (vgl. Bundesministerium für Familie,

Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 367ff.).

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Die Bildungsorte unterscheiden sich in ihren Bildungsprozessen. Der Bildungsprozess

der informellen Bildung wird besonders beeinflusst von ökonomischen, kulturellen und

sozialen Voraussetzungen der Familien und der Peergroups. Die genannten

Voraussetzungen bestimmen den Alltag junger Menschen, ihre Erfahrungen und die

Aneignung verschiedener Kompetenzen (a.a.O., S. 368). Dies könnte im

Umkehrschluss bedeuten, das Fehlen bestimmter Erfahrungen verhindert die

Aneignung von Kompetenzen.

Scherr nimmt Bezug auf die informelle Bildung und stellt diese in Zusammenhang mit

den Bildungschancen junger Menschen. Die Chancen auf einen höheren

Bildungsabschluss erhöhen sich mit der sozialen Position der Eltern (vgl. 2009, S.

143). Die Familie erhält dadurch als informeller Bildungsort eine ambivalente

Bedeutung (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S.

368) und zeigt, dass formelle Bildung sich direkt an die informelle Bildung anschließt.

Die Kinder- und Jugendhilfe steht, als nicht formelle Bildung, verbindend zwischen der

formellen und informellen Bildung und ist in der Position u. a. eine Vermittlungsposition

einzunehmen (vgl. Coelen, Hetz, Wolf 2004, S. 82ff.).

Im formellen Bildungssystem hat Schule durch Wissensvermittlung, Erziehung und

Sozialisation den Kernauftrag junge Menschen auf die Erwachsenengesellschaft

vorzubereiten. Auf das was Kinder- und Jugendliche beschäftigt kann in diesem

System nur begrenzt eingegangen werden. Dies führt bei einem Großteil junger

Menschen dazu, Schule als einen Ort zu erleben, an dem Ihre Interessen und Fragen

nicht berücksichtigt werden (vgl. Scherr 2009, S.145).

Hier könnte die Chance der nicht formellen Bildung liegen. Offene Jugendarbeit stellt

einen Gegensatz zum formellen Unterricht dar. Junge Menschen haben durch die

Jugendarbeit die Möglichkeit mit professioneller Hilfe und Begleitung ihre Themen der

Bildung zu entdecken, zu gestalten, ihre Fragen in den Mittelpunkt zu stellen, Themen

interaktiv zu bearbeiten und sich diese anzueignen. Dabei gehört, im Gegensatz zur

formellen Bildung, das Scheitern mit zum Bildungsprozess ohne Zertifikate, die das

Scheitern unterstreichen und damit verstärken (vgl. Lindner, Sturzenhecker, Hornstein

2004, S.11ff.). Durch die professionelle Begleitung der Offenen Jugendarbeit während

der Bildungsprozesse könnte das Scheitern konstruktiv zum Lernprozess beitragen.

Coelen, Hetz, Wolf fragen: „Lernen passiert also immer und überall – Bildung auch?“

(2004, S. 83.). Wenn Lernen eine Säule der Pädagogik ist, ebenso wie Bildung, wie

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Stein es annimmt (vgl. 2013, S. 17), dann könnte Bildung auch immer und überall

passieren. Dies könnte die Möglichkeiten, den Facettenreichtum und die Wichtigkeit

des Bildungsauftrages der Offenen Jugendarbeit unterstreichen.

2.3 Der Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit

Der Bildungsauftrag als gesetzlicher und damit öffentlicher Auftrag der Kinder- und

Jugendhilfe (vgl. Hornstein 2004, S. 16) ist in den §§ 1, 11 und 22 des Kinder- und

Jugendhilfegesetzes (KJHG) im Sozialgesetzbuch (SGB) VIII rechtlich verankert (vgl.

SGB VIII 2011, S. 1224ff.).

§ 1 des SGB VIII formuliert den allgemeinen Bildungsauftrag der Kinder- und

Jugendhilfe zur Unterstützung junger Menschen und ihren Erziehungsberechtigten, mit

dem Ziel das Recht der jungen Menschen auf Erziehung und Entwicklung zu

verwirklichen. In den §§ 11 und 22 SGB VIII wird ein spezieller Bildungsauftrag

formuliert. § 22 SGB VIII beinhaltet den Erziehungs- und Betreuungsauftrag in

Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege auf den hier nicht eingegangen wird.

§ 11 SGB VIII erklärt den Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit (ebd.) der das

Thema dieser Thesis bildet.

Der Bildungsauftrages der Jugendarbeit nach § 11 SBG VIII besagt, dass die Angebote

die Entwicklung junger Menschen fördern, ihren Interessen entsprechen, von ihnen

mitbestimmt und mit gestaltet werden. Die Ziele für jungen Menschen sind hier,

Selbstbestimmung, gesellschaftliche Mitverantwortung und Anregung zum sozialen

Engagement (ebd.). Bei der Erfüllung ihrer Aufträge und Aufgaben richtet sich Kinder-

und Jugendhilfe nach Strukturmaximen. Diese sind im 8. Kinder- und Jugendbericht

formuliert. Jugendhilfeangebote haben das Wunsch- und Wahlrecht ihrer Klienten als

Partner zu berücksichtigen. Es gilt gleiches Recht für Jungen und Mädchen. Die

Grundrichtung der Erziehung ist zu beobachten. Das Bedürfnis der jungen Menschen

selbständig und verantwortungsbewusst zu handeln ist zu berücksichtigen. Junge

Menschen sind an Entscheidungen, die ihre Belange betreffen, ihrem

Entwicklungsstand gemäß zu beteiligen (vgl. Der Bundesminister für Jugend, Familie,

Frauen und Gesundheit 1990, S. 85ff.).

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Der Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit beinhaltet Aufgabe und Praxis. Ihr

Schwerpunkt liegt in den Lern- und Entwicklungsaufgaben der jungen Menschen (vgl.

Hornstein 2004, S. 16). Das Besondere an der Bildungsfunktion der Jugendarbeit ist

ihre traditionelle Verknüpfung mit der Pädagogik. Der Bildungsbegriff der Offenen

Jugendarbeit ist ganzheitlich. Ihm liegt ein offenes und breites Bildungsverständnis

zugrunde in dem der junge Mensch mit seinen Belangen, Interessen und Zielen im

Mittelpunkt steht (vgl. Schäfer 2013, S. 190f.).

Für die Entstehung von Bildung in der Offenen Jugendarbeit sind nicht Vorgaben und

Vorschriften sondern Anstoßen, Anregung, Begleitung und Herausforderung der

jungen Menschen notwendig. Bildung in der Offenen Jugendarbeit ist nicht Unterricht

sondern bedeutet in der Interaktion, die Kommunikation einschließt, jungen Menschen

die Möglichkeit zu geben, Themen der Bildung zu entdecken, zu gestalten und sich

diese anzueignen (vgl Lindner, Sturzenhecker 2004, S. 10ff.).

Offenheit und Experimente zeichnen den Bildungsauftrag der Jugendarbeit aus.

Risiken und Scheitern müssen in dem Bildungsprozess der nicht formellen Bildung

erlaubt sein. Mit professionellem Verhalten läuft der selbsttätige Aneignungsprozess

nach der Reflektion weiter. Mit dem Bildungsauftrag steht Jugendarbeit im Spagat von

Bestimmung der Theorien, Handlungskonzepten und professioneller Auswertung, der

selbsttätigen Aneinungsprozesse junger Menschen, in denen Risiken und Experimente

gewollt sind (ebd.). Dieser Balanceakt zwischen Theorie und Praxis, als

Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit, könnte in dieser Konstellation im

Bildungssystem als einmalig angesehen werden.

Offene Jugendarbeit in ihrer Praxis ist in ihrem Bildungsauftrag durch interpersonelle

Prozesse gekennzeichnet, durch die eine besondere Verknüpfung in Lernprozessen

entsteht. In Lernprozessen ist Professionalität und die pädagogische Beziehung zu

jungen Menschen entscheidend. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Persönlichkeit

des Pädagogen im Bildungshandeln involviert ist. Ein persönliches und professionelles

Merkmal des Pädagogen ist die Haltung, die innere Einstellung zu jungen Menschen,

die, auch in zum Bildungsprozess gehörenden Konflikten und Ambivalenzen (vgl.

Bimschas, Schröder 2004, S. 61ff.), auf der Grundlage des Respekts und der Achtung

basieren sollte (vgl. Hansen, Knauer, Sturzenhecker 2011, S. 206).

Diese Professionalität hilft jungen Menschen in ihrer Rolle als Koproduzenten im

Bildungsprozess und in der Beziehungsgestaltung. Die komplexen Bedürfnisse junger

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Menschen können nicht vorweg definiert und nicht vollständig abgefragt werden. Sie

konstituieren sich in interpersonellen Prozessen (vgl. Bimschas, Schröder 2004, S.

71ff.). Dies könnte bedeuten, dass Bildungsprozesse junger Menschen auch durch

oder während ihrer Interaktionen entstehen.

Die Offene Jugendarbeit hat sich mit eigener Bildungsaufgabe neu zu positionieren

und ihren Bildungsbegriff zu konkretisieren (vgl. Hornstein 2004, S. 16). Will

Jugendarbeit ihren Bildungsauftrag wahrnehmen und die Interessen und Rechte junger

Menschen vertreten, muss sie sich mit der jetzigen Bildungspraxis und ihren

strukturellen Mängeln und Unzulänglichkeiten konfrontieren. Jugendarbeit muss

zeigen, dass sie ihren Anspruch umsetzt. Die eigenständige Bildungsinstanz der

Offenen Jugendarbeit ist auf mehreren Ebenen zu kennzeichnen. Der Bildungsauftrag

ist nach außen in der Öffentlichkeit und Gesellschaft offensiv und nachdrücklich mit

seinen Besonderheiten zu beanspruchen. Nach innen ist die Lücke zwischen Theorie

und Praxis zu schließen, Bildung auf fachlicher Ebene zu verankern und in Handlungen

zu konkretisieren. Hierbei ist zu beachten, dass jedes Zuviel an Didaktik selbständiges

und eigenverantwortliches Lernen der jungen Menschen verhindert (vgl. Lindner,

Sturzenhecker 2004 S. 7ff.).

Bildung ist im 14. Kinder- und Jugendbericht in der Kinder- und Jugendhilfe ein

Kernthema. Für die Gesellschaft elementar, aber nicht vollständig in die Praxis

umgesetzt (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S.

367). Der Kinder- und Jugendbericht ist ein Instrument der Politik, der die Verknüpfung

von Bildung und Politik deutlich macht. Jugendpolitik ist als eigenständiger

Politikbereich zu sehen, wobei Jugendpolitik mit Bildungspolitik gleich gesetzt wird

(a.a.O., S. 415f.).

2.4 Bildung und Politik

Bevor die Verbindungen von Politik und Bildung aufgezeigt werden, wird der Begriff der

Politik erklärt.

Politik bedeutet staatliches Handeln durch staatliche Vertreter, Institutionen und

politisches Handeln durch den mündigen Bürger. Mündigkeit bedeutet emanzipiert,

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autonom und kritisch die eigenen Interessen und die der Gemeinschaft zu beurteilen,

und dadurch Partizipation zu ermöglichen (vgl. Hellmuth, Klepp 2010, S. 87ff.). Das

Thema Partizipation wird im Kapitel 3 unter Punkt 3.4 erläutert.

Politisches Handeln bezieht sich auf den Menschen innerhalb der Gesellschaft, der

durch diese Gemeinschaft politisch und sozial wird. Politisches Handeln bedeutet

Entscheidungen zu treffen, die das gesellschaftliche Miteinander regeln, die versteh-

und durchschaubar sind, gesellschaftliche Themen in den Diskurs zu bringen,

Entscheidungen herbeizuführen und eine kritische Haltung zu entwickeln (vgl. Hufer

1999, S.56ff.). Politisches Handeln braucht Bildung. Die Wurzeln der politischen

Bildung sind mit individueller Freiheit verbunden. Bildung zum politischen Handeln sind

Kenntnisse über Menschenrechte, Grundlagen der Demokratie, die Fähigkeit diese

auszuüben, selbständiges Handeln und Urteils- und Reflektionsfähigkeit (vgl. Hellmuth,

Klepp 2010, S. 17ff).

Zur Bildung gehört immer politische Bildung die befähigt, eigene Interessen und die

Interessen der Gemeinschaft zu vertreten. Die heutigen Lebensbedingungen der

Kinder und Jugendlichen verlangen früh nach Selbstorganisation. In Bereichen wie

Freundschaft, Partnerschaft, Konsum und Medien führen junge Menschen, im

begrenzten Umfang, ein eigenständiges, autonomes Leben, ohne als vollwertige

Mitglieder der Gesellschaft anerkannt zu sein. Hinzukommt, dass der frühen

Mündigkeit eine ökonomische Abhängigkeit gegenübersteht. Die Stabilität der

Demokratie ist von der jungen Generation abhängig. Ihre politischen Einstellungen und

Handlungen sichern die Weiterentwicklung eines Landes. Die politische Partizipation

junger Menschen an Wahlen, öffentlichen Versammlungen und Diskussionen ist

gering. Die Shell Jugendstudien stellen ein geringes Interesse der Jugend an Politik

fest. Das politische Interesse der jungen Menschen hängt stark von ihrer sozialen

Herkunft und ihrem Bildungsgrad ab. Je höher der ökonomische Status der Eltern und

je höher der Bildungsgrad der Jugendlichen desto stärker das Interesse an Politik (vgl.

Hurrelmann, Quenzel 2013 S. 210ff.).

Krisch und Scherr sehen bei jungen Menschen politische Bildungsdefizite und erwarten

eine Stärkung der politischen Bildung an Schulen. Die Jugendarbeit kann die

vorhandenen Bildungsdefizite nicht kompensieren (vgl. 2004, S. 164). Jugendarbeit ist

ein politisches Steuerungsinstrument mit dem gesetzlichen Auftrag, die Interessen und

Rechte junger Menschen zu vertreten und sie zu befähigen, eigene Interessen zu

vertreten und ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser Teil des Bildungsauftrages der

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16

Jugendarbeit beinhaltet die politische Bildung. Dies bedeutet auch, junge Menschen

über Demokratie und demokratisches Verhalten aufzuklären (vgl. Buresch 2005, S.

549).

Für eine politische Auseinandersetzung und um eigene Ideen, Aktionen und Projekte

zu verwirklichen benötigen junge Menschen ein Grundverständnis von politischer

Bildung (vgl. Krisch, Scherr 2004, S. 150). Dieses Grundverständnis wird von vier

Säulen getragen, der Staatsbürgerkunde, der Alltags- bzw. Subjektorientierung, der

Menschenrechtsbildung und der Demokratieerziehung.

Staatsbürgerkunde dient der Vermittlung von Wissen, wie Politik auf der Grundlage

unserer Verfassung funktioniert und welche Positionen die Parteien haben. Dies wird in

Verbindung gebracht zur Alltags- und Subjektorientierung, in dem persönliche und

gesellschaftliche Alltagsthemen in einen politischen Zusammenhang gebracht werden.

Die Menschenrechtsbildung bezieht sich auf die Gültigkeit der Menschenrechte, die

Umsetzung in die Praxis und das Üben von politischer Kritik, das direkt an die

Demokratieerziehung anknüpft. Hier geht es um den demokratischen Umgang mit dem

Individuum innerhalb der Gesellschaft durch Kommunikation (a.a.O., S. 156f.).

Ziel der Jugendarbeit ist es, junge Menschen als freiwillig Agierende zu befähigen

(a.a.O., S. 158). Lebendige Demokratie in der Jugendarbeit ist gelebte Demokratie.

Das bedeutet nicht aufoktroyiert, sondern die Beteiligung junger Menschen an

Entscheidungsprozessen. Dabei sind die Prinzipien der Offenheit und des

Experimentierens der Offenen Jugendarbeit zu erhalten. Dies sind Prozesse, die für

die demokratische Selbstbestimmung wichtig sind (a.a.O., S. 156ff.).

Jugendarbeit ist weiter verpflichtet, im Sinne einer politischen Anwaltsfunktion die

Verwirklichung der Grund- und Menschenrechte Jugendlicher politisch einzufordern. Wir

beanspruchen ein politisches Mandat, d.h. das Recht und Pflicht, die Probleme von

Jugendlichen, mit denen wir alltäglich konfrontiert sind, öffentlich zur Sprache zu bringen

und von politischen EntscheidungsträgerInnen angemessene jugendpolitische Initiativen

einzufordern (Krisch, Scherr 2004, S. 165).

Mit dieser Verpflichtung muss Offene Jugendarbeit den Bildungsbegriff auch kritisch

sehen.

Die Fähigkeit zur Kritik gehört für Rittelmeyer zur Bildung (vgl. 2012, S. 118f.).

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17

2.5 Bildung in der Kritik

Die Kritik der Bildung umfasst die moderne Gesellschaft als Wissensgesellschaft mit

Selektion und Instrumentalisierung der Bildung, den Verlust der klassischen Werte der

Bildung, die Machtausübung der Erwachsenen im Bildungsprozess und die Dialektik

des Bildungsbegriffes.

Bildungsprozesse verändern sich. Die Wissensproduktion der modernen Gesellschaft,

setzt sich selbst unter Druck. Auseinandersetzungen über die Definition des

Bildungsbegriffes erfolgen überwiegend auf der Ebene der formellen Bildung (vgl. Löw

2006, S. 17). Bildung wird durch die formelle Bildung funktionalisiert und zu einem

ökonomischen und politischen Instrument. Im reduzierten Bildungsbegriff verliert

Bildung ihren Charakter der Emanzipation und wird von Leistungskriterien überlagert.

Bildung wird zu einem Instrument des Selektierens und der Zuteilung von Chancen

(vgl. Grundmann 2009, S. 68ff.).

Kron, Jürgens und Standop fassen ihre Kritik am modernen Bildungsbegriff zusammen:

„…, die Idee der Bildung hat sich unter dem Druck der kapitalistischen

Wissensgesellschaft in Ware verwandelt“ (2013, S. 70).

Die Identifikation der Ware als Bildung ist nicht erkennbar, weil sie durch

Sozialisationsprozesse getarnt ist. Grundmann erklärt hierzu, die Analyse von

Bildungsprozessen hat festgestellt, dass sich hinter Bildungserwerbsprozessen

Selektionsprozesse verbergen. Für ihn werden Sozialisationsprozesse von

Selektionsprozessen überlagert, diese werden funktionalisiert (vgl. 2009, S. 70ff.).

Diese Funktionalisierung könnte als Steuerungsprozess gesehen werden, der zur

Folge hat, dass in der Gegenwart die formelle Bildung in ihrer Bedeutung steigt. Ein

politischer Veränderungsbedarf der Bildung nach ökonomischen Gesichtspunkten

könnte entstehen. (vgl. 2009 Scherr, S. 142f.). Das könnte bedeuten, dass Bildung in

der Zukunft durch Ökonomie bestimmt wird. Das Ergebnis wäre, dass alles

Menschliche ökonomisch wird (vgl. Hornstein 2004, S. 18), mit der Folge, dass die

Wissensgesellschaft an Klugheit verliert durch den Verlust der Tugenden der Einsicht,

der lebenspraktischen Klugheit und der Weisheit (vgl. Liessmann 2012, S. 216ff.).

Die Ziele der Weisheit, Selbsterkenntnis und geistige Durchdringung der Welt, um

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diese und ihre Gesetze besser zu verstehen, werden in der Wissensgesellschaft nicht

angestrebt. Wissen bedeutet nicht Konsum. Wissen bedeutet, Antworten auf die

Fragen zu geben was und warum etwas ist. Die traditionelle Idee von Bildung ist die

Idee von Freiheit, auch die Freiheit gegenüber dem Diktat des Zeitgeistes. Das

humanistische Konzept von Bildung sieht den Menschen im Mittelpunkt als

selbstbewusstes Individuum innerhalb des Gemeinwesens, das nicht dem Diktat der

aktuellen Verwertbarkeit folgt (ebd.).

Rittelmeyer beschreibt anhand von Beispielen, dass in der Bildung ein Ungleichgewicht

der Macht zwischen Erwachsenen und Kindern und Jugendlichen herrscht. Mit dem

Grundgedanken der guten Bildung praktizierten und praktizieren Erwachsene an

jungen Menschen physische und psychische Gewalt. Mit dem Ziel der Bildung musste

und muss die neue Generation mit der Führung, Steuerung, Disziplinierung,

mindestens mit der Lenkung durch Erwachsene zurechtkommen. Bildung bewegt sich

zwischen Führung und Selbstbestimmung und stellt auch eine Einengung der Freiheit

dar. Bildungsbewegungen und Bildungsimpulse der jungen Menschen werden

eingegrenzt. Die Entwicklung junger Menschen ist zukunftsoffen. Dennoch werden der

neuen Generation Werte, Überzeugungen der Gegenwart und Verhaltensweisen

übergestülpt. Das Recht junger Menschen auf ihre Zukunft wird dabei übersehen (vgl.

2012, S. 167ff.).

Im Kontext der Bildung muss sich der Mensch mit gesellschaftlichen

Machtverhältnissen und Machtausübung innerhalb von Beziehungen

auseinandersetzen. Macht spielt in allen menschlichen Bezügen eine Rolle. Sie

entsteht durch die Beziehungen der Menschen (vgl. Hansen, Knauer, Sturzenhecker

2011, S. 27) als Korrelation (vgl. Watzlawick 2011, S. 34). Illich spricht von Macht

innerhalb der Gesellschaftsstruktur. Die disproportionale Macht der Minderheit von

Wissenskapitalisten die, durch ihr Wissen und ihre Kommunikation, die Bildung einer

öffentlichen Meinung in unserer Gesellschaft verhindern (vgl. 2013, S. 184). Illich

könnte damit gemeint haben, dass durch gesellschaftliche Machtstrukturen, für die

Entwicklung der Gesellschaft wichtige Diskurse verhindert werden. Ein Beispiel könnte

der nicht geführte Diskurs in der formellen Bildung über Macht und Machtverhältnisse

sein.

Bildung trägt die Kritik in sich, weil sie dialektisch ist: Dies zeigt sich in der Verbindung

von individueller und Bildung im gesellschaftlichen Kontext. Die Dialektik wirkt sich

negativ auf die aufklärende Funktion der Bildung aus. Bildungsprozesse, die auf

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gesellschaftliche Bedingungen aufbauen behindern oder verhindern Aufklärung (vgl.

Kron, Jürgens, Standop 2013, S. 71). Die Dialektik deckt auf, Lernen ohne Bildung

kann zu Herrschaft und Unterdrückung oder zu Pragmatismus führen. Ein Merkmal

hierfür ist die Diskussion über die Leistungsmerkmale der Bildung (a.a.O., S. 71f.).

2.6 Resümee

Der Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit für Theorie und Praxis nimmt durch

seine gesetzliche Verankerung (vgl. Hornstein 2004, S. 16) in der Definition von

Bildung, in der Verbindung von Politik und Bildung und zur Kritik über Bildung eine

besondere Position ein. Offene Jugendarbeit hat sich aufgrund seines

Bildungsauftrages selbstbewusst nach außen so zu vertreten (vgl. Lindner,

Sturzenhecker 2004, S. 9), dass diese nicht in Konkurrenz zur formellen Bildung steht

sondern mit einer eigenständigen komplexen Definition (vgl. Fischer 2014, S. 146ff.)

den Bildungsbegriff dynamisch und zukunftsoffen (vgl. Rittelmeyer 2012, S. 7f.) zu

halten und für die soziale Einbettung der Bildung (vgl. Sting, Sturzenhecker 2005, S.

230ff.) gesorgt ist. Dafür sprechen folgende Punkte.

Der Bildungsbegriff ist ein umfassender Begriff, der nicht einteilbar in inner- und

außerschulische Bildung ist. Die Einteilung der formellen, nicht formellen und

informellen Bildung (vgl. Peter 2004, S. 53) wird durch die Bezeichnung der inner- und

außerschulischen Bildung reduziert. Die Benutzung dieser Metapher könnte

implizieren, dass ein inner- und außerschulischer Bildungsbegriff existiert, statt eines

komplexen Bildungsbegriffes. Die Einteilung könnte erfolgt sein, weil Bildungserfolg

schulisch gemessen wird (vgl. Hurrelmann, Timm 2011, S. 9). Das bedeutet, die

Definition der Bildung im formellen Bildungssystem muss, aufgrund der Ziele als

Leistungssystem, reduziert sein. Solche Definition von Bildung ergibt einen amputierten

Bildungsbegriff (vgl. Hornstein 2004, S. 18). Bildung ist nicht beliebig auslegbar.

Bildung ist die Substanz der pädagogischen Theorie und Praxis und ist für die

Erziehung und Sozialisation Orientierung (vgl. Rittelmeyer 2012, S. 7f.).

Bildung ist komplex, umfasst den gesamten Menschen, den Körper, den Geist, das

Wissen, das Handeln, die Emotionen und das Sozialverhalten. Alle Komponenten

stehen in Beziehung zueinander und beeinflussen sich gegenseitig. Bildung hat immer

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mit dem Prozess der Menschenbildung zu tun (vgl. Müller 2007, S. 170f.). Der

Bildungsauftrag der Kinder- und Jugendhilfe hat als Grundlage diesen umfassenden

Bildungsbegriff mit dem Ziel der Menschwerdung und dem besonderen gesetzlichen

Auftrag, die Rechte und Interessen der jungen Menschen zu vertreten (vgl. Schäfer, S.

190ff.) und leistet damit für die Zukunft einen wichtigen Beitrag, denn Jugendpolitik ist

Zukunftspolitik (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

2013, S. 416).

Auf dem Gebiet der Politik ist Kinder- und Jugendhilfe mehrfach gefordert. Nach dem

14. Kinder- und Jugendbericht erwartet Politik eine Veränderung der Kinder- und

Jugendarbeit (a.a.O., S. 408). Dabei wird nicht konkretisiert wer oder was in diesem

Zusammenhang mit „Politik“ gemeint ist, dies bleibt im Unklaren.

Der 14. Kinder- und Jugendbericht sieht zum Thema Bildung ungeklärte

Spannungsverhältnisse (a.a.O., S. 252) und erklärt die Jugendpolitik zum blinden Fleck

(a.a.O., S. 44). Die Belange der Jugendlichen insbesondere die der Bildung gerieten in

den Hintergrund. Jugendliche wurden als Risikogruppe thematisiert (ebd.), dabei blieb

unberücksichtigt, dass junge Menschen der Mittelpunkt der Offenen Jugendarbeit sind

und Bildung nur in Kooperation mit ihnen gelingt (vgl. Fischer 2014, S. 146). In der

Thematisierung der jungen Menschen als Risikogruppe blieb ebenso unberücksichtigt,

dass Adoleszenz eine intensive und beschleunigte Veränderungsphase mit

Herausforderungen an die Entwicklung des Individuums bedeutet (vgl. Erhart,

Hurrelmann, Sieberer 2008, S. 435f.).

In der Jugendpolitik unterliegt die Offene Jugendarbeit mit ihrem Bildungsauftrag

Rahmenbedingungen und Strukturen zur Ausstattung, rechtlicher Präzisierung,

Personalqualität und Finanzierung (vgl. Lindner, Sturzenhecker 2004, S. 9) und bedarf

zum Entwicklungsprozess der Kinder- und Jugendarbeit politischer und ökonomischer

Unterstützung und Förderung (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen

und Jugend 2013, S. 408).

Jugendarbeit hat die Aufgabe der politischen Verantwortung, Grundrechte und

Menschenrechte für Kinder und Jugendliche einzufordern (vgl. Krisch, Scherr 2004, S.

165). Dazu kommt die Aufgabe der politischen Bildung, die jungen Menschen ein

politisches Grundverständnis vermitteln sollte, um eigene Interessen zu vertreten und

am Gestaltungsprozess der Gesellschaft mitzuwirken, sich einzumischen (vgl. Schäfer

2013, S. 191). Dies bedeutet Lernen und Einüben von demokratischem Verhalten,

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kritisch und reflektiert das eigene Leben zu führen (vgl. Buresch 2005, S. 549f.) und

erfordert den komplexen Menschen (vgl. Hufer 1999, S. 57f.).

Mit ihrem Verständnis von Bildung nimmt die Kinder- und Jugendhilfe (vgl. Müller 2004,

S. 41ff.), mit ihrem Bildungsauftrag, gegenüber der Selektion der formellen Bildung

(vgl. Grundmann 2009, S. 71ff.), eine besondere Position ein (vgl. Fischer 2014, S.

147), weil der Begriff der Bildung nicht als Ware (vgl. Kron, Jürgens, Standop 2013, S.

70) funktionalisiert wird (vgl. Grundmann 2009, S. 71ff). Das humanistische Konzept

der Bildung (vgl. Liessmann 2012, S. 216ff.) ist eine Grundlage des Bildungsauftrages

der Offenen Jugendarbeit.

Lindner und Sturzenhecker wollen den Bildungsauftrag der Kinder- und Jugendarbeit

brauchbar, sachdienlich und pragmatisch formulieren, um ihn fassen und gestalten zu

können (vgl. 2004, S. 8). Welche Auswirkungen könnten diese Ziele haben? Würde

dann die Praxis die Theorie bestimmen? Die Adjektive des Bildungsbegriffes

„brauchbar, sachdienlich, und pragmatisch“ sind kritisch zu sehen und zu hinterfragen.

Ein Bildungsbegriff, der nur auf den Produktionsprozess, auf die Nutzung von Bildung

und deren Verwertbarkeit ausgerichtet ist (vgl. Hornstein 2004, S. 16f.), widerspricht

dem gesetzlichen Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe nach § 1 SGB VIII und dem

Auftrag der Offenen Jugendarbeit nach § 11 SGB VIII (vgl. SGB VIII 2011, S. 1227ff.).

Rittelmeyer hält in der immer komplexer werdenden Welt eine neue Definition von

Bildung für wichtig. Mit einer genauen Phänomenologie der Bildung, mit ihrer

Polyvalenz, Performativität und Zukunftsoffenheit als Potential für eine

Lebensorientierung, die schöpferisch und Sinn gebend ist (vgl. 2012, S. 16).

3. Chancengleichheit und Partizipation

Offene Jugendarbeit ist an der Gestaltungsaufgabe, Benachteiligungen abzubauen und

Teilhabechancen junger Menschen zu verbessern beteiligt (vgl. Bundesministerium für

Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 418).

Gleichheit ist ein bürgerlich-demokratisches Prinzip, das in einer Gesellschaft in der

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Ungleichheit herrscht, Glaubwürdigkeit braucht. Tillmann bezieht sich auf Habermas

und beschreibt, dass in einer Gesellschaft mit Leistungsideologien die Umdefinition von

Gleichheit in Chancengleichheit erfolgt. Damit gehen die Individuen in einen

Konkurrenzkampf. Das Ergebnis der Konkurrenz sind gesellschaftliche Ungleichheiten,

die als gerecht erachtet werden. Gestützt wird dieses System durch das Glaubwürdig-

Machen der „Herrschaft durch das Volk“ innerhalb der Gesellschaft, die durch

politische Entscheidungen von den Interessen privilegierter Minderheiten bestimmt

werden. Die Partizipation, in Anlehnung an Habermas, werde auf die Beteiligung von

Wahlen reduziert, Massenloyalität gesichert, aber Partizipation vermieden (vgl.

Tillmann 2010, S. 290f.). Durch dieses System wird Ungleichheit legitim. Die

Zusammenhänge der sozialen Ungleichheit sind aufzudecken.

3.1 Soziale Ungleichheit

Soziale Ungleichheit bedeutet eine Schlechter- bzw. Besserstellung einzelner

Menschen oder Gruppen in einer Gemeinschaft (vgl. Hradil 2001, S. 212).

Zwei Zustände beschreiben soziale Ungleichheit. Die asymmetrischen Beziehungen

zwischen Menschen und die ungleiche Verteilung von Gütern. Die asymmetrischen

Beziehungen zwischen Menschen beziehen sich auf Hierarchien in Organisationen und

Selektion in Vereinigungen. Die ungleiche Verteilung von Gütern bezieht sich auf den

Reichtum und das Wissen. Diese bilden mit Organisationen und Vereinigungen die vier

Dimensionen der Ungleichheit. Sie lassen sich zu den Tauschmitteln Geld,

Leistungszertifikate, Status und Zugehörigkeit zuordnen. Soziale Ungleichheit ist mit

der Klasse oder mit dem sozialen Milieu verbunden (vgl. Löw 2006, S. 57ff.).

Die Lage der Klasse wird über Erwerbsarbeit und Bildungsverhältnisse bestimmt. Nicht

nur Reichtum und Wissen tragen zur Entstehung, zum Bestand und Veränderung der

sozialen Ungleichheit bei sondern auch hierarchische Organisationen und selektive

Vereinigungen. Bildung gilt als Gebiet auf dem im besonderen Maße soziale

Ungleichheit hergestellt wird. Institutionen der formellen Bildung mit ihren

Entscheidungen über Bildungszertifikate werden als Produktionsorte der sozialen

Ungleichheit gesehen und als Zentren in denen Veränderungen erfolgen könnte.

Bildungsarmut reproduziert sich, dass heißt sie wird von den Eltern an die Kinder

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weitergegeben. Bildungsarmut und finanzielle Armut stehen in einer

Wechselbeziehung zueinander. Fehlende Bildung beeinflusst die finanzielle Situation,

die Familienplanung; die Lebenserwartung und das politische Interesse (ebd.). Nach

Illich gibt es politische und ökonomische Klassen, die durch eine verschulte

Gesellschaft mit begründeten Interessen beherrscht werden (vgl. 2013, S. 184).

Die Reproduktion der sozialen Ungleichheit hat gesellschaftliche und psychische

Mechanismen (vgl. Veith 2008, S. 44ff.). Internationale Bildungsvergleiche zeigen,

dass das dreigliedrige Schulsystem soziale Ungleichheit bis zur Wahl des Berufes

fördert (vgl. Bauer, Vester 2008, S. 197f.). Becker sieht formelle Bildung als System,

soziale Ungleichheit in der Bildung zu institutionalisieren, zu legitimieren und damit den

Kreis zur Reproduktion zu schließen. Die durch das Bildungssystem und

Bildungsinstitutionen entstandenen sozialen Schichten werden durch Korrelation zum

Arbeitsmarkt direkt an diesen weitergegeben. Becker weist ausdrücklich daraufhin,

dass die Institutionalisierung des Bildungssystems und die Legitimierung zur Auslese

und Erstellung von Bildungszertifikaten von der Gesellschaft anerkannt und für gerecht

gehalten werden (vgl. 2009, S. 13f.).

Die formelle Bildung trägt zur Entstehung der sozialen Ungleichheit bei, indem aus

individuellen Leistungsdifferenzen Leistungsdefizite gemacht werden. Dabei wird

individuelles Erfahrungswissen nach den Verwertungskriterien der formellen Bildung

bewertet (vgl. Grundmann 2009, S. 76). Bildungsungleichheiten zeigen wie moderne

Gesellschaften strukturiert sind. Strukturmerkmal ist die soziale Ungleichheit der

Bildungschancen in den sozialen Schichten. Kinder aus höheren sozialen Schichten

haben signifikant mehr Möglichkeiten ein höheres Bildungszertifikat zu erhalten (a.a.O.,

S. 85).

Durch internationale Schulleistungsstudien wie PISA wird gezeigt, dass schulische

Leistungen und Kompetenzerwerb mit der sozialen Herkunft korrelieren. Becker

differenziert die Bildungsungleichheit in Bildungsverhalten, Bildungsabschlüssen und

Bildungsergebnissen. Die Bildungsergebnisse zeigen wie soziale Ungleichheit mit

Bildungsungleichheit und sozialer Herkunft korrelieren und zur Reproduktion ungleicher

Lebenschancen beitragen (a.a.O., S. 89).

Bude sieht das Bildungssystem kritisch als bevorzugten Kampfschauplatz moderner

Gesellschaften. Junge Menschen in der formellen Bildung stehen nicht für sich allein,

sondern haben die Statusansprüche ihrer Eltern zu tragen. In der Leistungsgesellschaft

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entscheidet ein Schiedsrichter über das Definieren von Aufgaben und Verteilen von

Zensuren. Im Bildungssystem hat der junge Mensch keine Wahl, muss sich Normen

unterwerfen oder er bleibt auf der Strecke (vgl. 2011, S. 83f.). Junge Menschen sollen

lernen, dass soziale Ungleichheit in der Gesellschaft als normal gilt (vgl. Scherr 2009,

S. 144).

Soziale Ungleichheit zeigt sich für Bourdieu in den unterschiedlichen

Lebensbedingungen, Lebensstilen; Ressourcen und Machtpotentialen, die als

Kapitalarten in der Gesellschaft erkennbar sind. Er bezeichnet sie als ökonomisches,

soziales und kulturelles Kapital. (vgl. 1983, .S. 196), das ungleich innerhalb der

Gesellschaft verteilt ist (vgl. Becker 2009, S. 482). Ökonomisches Kapital ist materieller

Besitz, der in Geld getauscht werden kann (Fuchs-Heinritz, König 2005, S. 161).

Soziales Kapital sind soziale Beziehungen, die Fortschritt und Entwicklung

unterstützen und fördern, als personen- und/oder gruppenzentrierte soziale Netzwerke

(a.a.O., S. 166ff.). Das kulturelle Kapital wird im Folgenden erläutert.

3.2 Kulturelles Kapital

Kulturelles Kapital zeigt sich nach Bourdieu in drei Formen (vgl. 2013 Bock-Rosenthal,

S. 241 und vgl. Fuchs-Heinritz, König 2005, S. 162ff.).

Die objektivierte Form des kulturellen Kapitals sind Bilder, Kunstwerke, technische

Instrumente und Bücher. Güter die sich in Geld umwandeln lassen (vgl. Fuchs-Heinritz,

König 2005, S. 162ff.) und die zur Nutzung kulturelle Kenntnisse vorhanden sein

müssen (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 241).

Die zweite Form des kulturellen Kapitals gilt als inkorporierter Zustand, der sich in

kulturellen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse wie Sprache als Zeichen von Bildung

und in der Bildung selbst zeigt (Fuchs-Heinritz, König 2005 vgl. S. 162ff.). Mit

inkorporiertem Zustand ist das Einverleiben sozialer Praktiken gemeint, die sich dem

bewussten Handeln entziehen, ihre Wirkung erst in der Interaktion der Menschen

entfalten und ein Erkennen der sozialen Zugehörigkeit schaffen (a.a.O., S. 134). Zum

kulturellen Kapital gehört die soziale Herkunft, die entscheidend für das Aufwachsen ist

(a.a.O., S. 162ff.) und die ersten Lernprozesse des Sozialverhaltens vermittelt (vgl.

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Tillmann 2010, S. 15ff.).

Die dritte Form des kulturellen Kapitals ist das institutionalisierte kulturelle Kapital in

Form von Zeugnissen und Bildungstiteln (vgl. Fuchs-Heinritz, König 2005, S. 162ff.).

Die Zertifikate bescheinigen Kompetenzen endgültig (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S.

241). Durch diese Bildungszertifikate wird kulturelles Kapital legitim (vgl. Fuchs-

Heinritz, König 2005, S. 164).

Das kulturelle Kapital spiegelt sich im Alltagshandeln wieder (a.a.O., S. 162ff.). Die

gesellschaftliche Stellung des Individuums drückt sich im Habitus aus. Der Habitus

zeigt wie das Individuum die Welt und die eigene Position in ihr interpretiert. Der

Habitus beinhaltet Einstellungen, Orientierungen, Verhalten und Geschmack, deren

Grundpositionen in der frühkindlichen Sozialisation geprägt werden (vgl. Bock-

Rosenthal 2013, S. 242ff.). Der Habitus ist als Handlungsweise und als Produkt des

Handelns zu sehen und reproduziert sich dadurch (vgl. Becker 2009, S. 482ff.).

Alle Arten von Kapital werden für Bourdieu als Handlungsressource genutzt. Soziale

Akteure tauschen Kapital in gesellschaftlichen Beziehungen, um das Beste aus ihrer

sozialen Lage zu machen (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 240). Das könnte bedeuten:

Je mehr Kapital und Kapitalarten ein Mensch besitzt desto besser funktionieren die

Tauschgeschäfte und desto größer ist der Handlungsspielraum des Menschen (a.a.O.,

240f.). Ein größerer Handlungsspielraum könnte Bildungschancen und

Bildungsmöglichkeiten erweitern.

Wie bedeutsam kulturelles Kapital nach der Theorie Bourdieus sein könnte erklärt

Treibel:

Ökonomisches Kapital garantiert für sich alleine genommen noch keine Machtposition bzw.

keine Machtposition mehr: erst dann, wenn es mit den beiden anderen Kapitalformen

einhergeht, kann jemand wirkliche Macht ausüben. Diese beiden Kapitalformen nennt

Bourdieu das kulturelle Kapital und das soziale Kapital. Von diesen beiden Formen hält er

das kulturelle Kapital für das wichtigere (Treibel 2006, S. 229).

Bourdieu verbindet den Begriff des kulturellen Kapitals mit dem des Bildungskapitals,

der sich aus dem geerbten kulturellen Kapital der Familie und der daraus folgenden

Schulbildung zusammensetzt (vgl. 1983, S. 47f.). Nach Treibel zeigen umfangreiche

Untersuchungen von Bourdieu und Passeron einen sehr engen Zusammenhang

zwischen dem kulturellen Kapital und dem Schulerfolg. Die herrschende Ordnung wird

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vom Bildungssystem als entscheidende gesellschaftliche Institution reproduziert (vgl.

2006, S. 225). Hier wäre die Schlussfolgerung möglich, dass das Bildungssystem das

Gesellschaftssystem mit seinen unterschiedlichen sozialen Schichten unterstützt und

erneuert.

Die Kompetenzaneignung von Kindern und Jugendlichen richtet sich nach dem

ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapital ihrer Familien (vgl. Bundesministerium

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 368). Dadurch wird soziale

Ungleichheit produziert und reproduziert und Chancengleichheit erschwert (vgl

Grundmann 2009, S. 75f.).

3.3 Chancengleichheit

In der Geschichte der Menschheit ist es ein historisch junges Phänomen, die

Vorstellung zu haben, alle Menschen sind gleich und frei geboren und haben die

gleichen Rechte. Ungleichheit unter Menschen galt als Ordnung die von Gott gewollt

war. Sie wurde mit der biologischen Verschiedenheit oder durch die Abstammung

erklärt (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 210). In der Gegenwart sind Gerechtigkeit und

Chancengleichheit gesellschaftliche Grundwerte (ebd.) in Deutschland.

Die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz ist in unserer Verfassung im Artikel 3

festgelegt (vgl. Grundgesetz 1998, S. 13) und wird durch das Allgemeine

Gleichbehandlungsgesetz, das Diskriminierungen verhindern soll, ergänzt (vgl. 2011,

S. 1073ff.). Der Schwerpunkt dieser gesetzlichen Grundlagen liegt auf der Gleichheit

der Menschen innerhalb der Gesellschaft (vgl. Grundgesetz 1998, S. 13) und regelt

demokratische Gerechtigkeit, ohne dass Chancengleichheit geschaffen wird.

Für die Erklärung von Chancengleichheit gibt es keine einheitliche und klare Definition

(vgl. Becker 2009, S. 85). Chancen im Leben werden durch das Bildungsniveau und

den Berufsstatus geprägt (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 229). Bildungs- und

Lebenschancen sind aneinander gekoppelt (vgl. Becker 2009, S. 94), wobei die

Bildungschancen in Abhängigkeit zur sozialen Herkunft stehen (vgl. Scherr 2005, S.

186).

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27

Internationale Schulleistungsstudien zeigen, dass schulische Leistungen und der

Erwerb von Kompetenzen mit der sozialen Herkunft korrelieren (vgl. Becker 2009, S.

89). Den Bemühungen der Bildungspolitik und des Arbeitsmarktes stehen die

Vererbung der Bildungsarmut der Eltern an ihre Kinder gegenüber (vgl. Bock-

Rosenthal 2013, S. 230). Dies könnte bedeuten, dass Lebens- und Bildungschancen

von den Eltern an die Kinder weitergegeben werden.

Chancengleichheit wird nicht durch neutrale schulische Auswahlkriterien hergestellt

(vgl. Scherr 2005, S. 186). Durch das Bildungssystem werden Ungleichheiten eher

legitimiert (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 260). Mit dem Prinzip der Chancengleichheit

ist die soziale Ungleichheit von Bildungschancen nicht vereinbar (vgl. Becker 2009, S.

85). Chancengleichheit anzustreben ist in der Bildung ein wichtiges Ziel (vgl. Bock-

Rosenthal 2013, S. 260).

Die informelle Bildung, die im Alltag stattfindet, enthält Komponenten, die die

Chancengerechtigkeit beeinflussen (vgl. Bundesministerium für Familie, Frauen,

Senioren und Jugend 2013, S. 368). Unterschiedliche Sozialisationsprozesse

verhindern Chancengleichheit (vgl. Scherr 2005, S. 185). Der demographische Wandel

erfordert eine neue Ausgewogenheit im Sozialsystem und die Förderung der sozialen

Chancengleichheit (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 260).

Zum Erreichen von Chancengleichheit müsste in ökonomische und soziale Prozesse

eingegriffen werden (vgl. Becker 2009, S. 86ff.). Dabei ist zu bedenken: Geht es um

Chancengleichheit, geht es auch immer um die Definition sozialer Ungleichheit und um

die Definition von Macht (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 210). Um die Verteilung von

Macht geht es auch in der Partizipation (vgl. Zinser 2005, S. 158).

3.4 Partizipation

Partizipation bedeutet an der Gesellschaft teilzunehmen, teilzuhaben und sich

berechtigt einzumischen. Für Kinder und Jugendliche bedeutet Partizipation die Rechte

der Mitsprache, der Mitwirkung und der Mitbestimmung auszuüben. Das Recht der

Mitsprache heißt mitzureden und die Anhörung der eigenen Meinung. Das Recht der

Mitwirkung bedeutet, Lebenswelten mit zu gestalten und das Verhandeln mit

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Entscheidungsträgern. Das Recht der Mitbestimmung besagt, auf gleicher Ebene mit

Erwachsenen Entscheidungen zu treffen (vgl. Zinser S. 158f.).

Die Grundausrichtung der Partizipation der Kinder- und Jugendhilfe ist rechtlich

verankert in der UN-Kinderrechtskonvention, im Kinder- und Jugendhilferecht (SGB

VIII), in den Ausführungsgesetzen der verschiedenen Bundesländer zum Kinder- und

Jugendhilferecht und für Schleswig-Holstein in der Gemeindeordnung (a.a.O., S. 47ff.).

Kinder sind Menschen wie Erwachsene. Die Verantwortung für die Entwicklung der

Kinder tragen die Erwachsenen. Kinder benötigen den besonderen Schutz, die

Fürsorge und Förderung der Erwachsenen. Sie sind darauf angewiesen, dass

Erwachsene für sie Verantwortung übernehmen und sich für ihre Rechte einsetzen

(vgl. Maywald 2012, S. 14f.).

Partizipation ist mit der Aufteilung von Macht (vgl. Zinser 2005, S. 158) verbunden.

Haben junge Menschen die Möglichkeit der Partizipation, geht es um die

Auseinandersetzung zwischen Erwachsenen und jungen Menschen in der Macht eine

Rolle spielt (vgl. Hansen, Knauer, Sturzenhecker 2011, S. 26). Macht ist ein

Bestandteil jeder menschlichen und gesellschaftlichen Interaktion (ebd.). Macht

kennzeichnet nicht nur das Verhältnis zwischen Personen sondern auch

gesellschaftliche Bedingungen und die Verteilung von Ressourcen (vgl. Scherr 2009,

S. 72f.). Innerhalb von Beziehungen zeigt sich Macht durch Einflussnahme auf das

Denken und Handeln (a.a.O., S. 73). Demnach könnte Partizipation die Abgabe von

Macht und Einflussnahme bedeuten.

Partizipation in der Kinder- und Jugendhilfe bezieht sich auf Abläufe im Alltag und

formalisierte Beteiligungen. In der Alltagsbewältigung sind junge Menschen mit der

Haltung der Erwachsenen konfrontiert, die im Sinne der Partizipation mit den jungen

Menschen partnerschaftliche, gemeinsame Entscheidungen und Lösungen suchen

sollten. Formalisierte Beteiligungen sind Projekte, die zeitgebunden besondere Pläne

umsetzen, repräsentative Beteiligungsformen wie Kinderparlamente oder

Jugendgemeinderäte, in denen junge Menschen stellvertretend für ihre

Interessengruppe einstehen. Offene Beteiligungsformen sind für alle jungen Menschen

nutzbar wie beispielsweise kommunale Kinder- und Jugendforen (vgl. Zinser 2005, S.

160).

Partizipation ist Grundlage und Bestandteil der demokratischen Gesellschaft und

bedeutet die Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen (vgl. Graßhoff 2013,

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29

S. 230). Partizipation als Bildungsprozess ist auch das Erlernen von

Mitbestimmungsfähigkeiten und der Alltagsgestaltung des Zusammenlebens (vgl.

Unterkofler 2013, S. 217).

Dadurch eröffnen sich für Kinder- und Jugendliche Entwicklungsprozesse, die sich auf

das Erkennen und Vertreten eigener Interessen, die Mitgestaltung der Gesellschaft

sowie der Respekt und Einsatz für die Bedürfnisse anderer beziehen (vgl. Zinser 2005,

S. 158). Die Adoleszenz mit ihrer Identitätsentwicklung im Verhältnis zu den sozialen

Ansprüchen gilt als Balanceakt und besonders sensible Phase der politischen

Sozialisation (vgl. Rippl 2008, S. 446).

In der Übergangsphase der Jugendlichen zu Erwachsenen kommt die

Auseinandersetzung mit der Gesellschaft hinzu. Die Entwicklung der politischen

Integration ermöglicht Jugendlichen Partizipation in der Gesellschaft (ebd.). Das

Ergebnis ist die Befähigung junger Menschen, eigene Bedürfnisse, Ideen und

Wünsche zu verwirklichen und Kompetenzen zu erwerben die wichtig sind, um

demokratische Mitverantwortung und Mitbestimmung zu leben. Dies mit Begleitung und

Unterstützung professioneller Fachkräfte (vgl. Zinser 2005, S. 163) der Offenen

Jugendarbeit.

Offene Jugendarbeit ist, mit ihrem Auftrag als Interessenvertretung der jungen

Menschen, der Partizipation verpflichtet (a.a.O., S. 158). Partizipation benötigt das

Einverständnis der Erwachsenen, weil junge Menschen in der Regel nicht die Position

haben, ihre Rechte erkämpfen zu können (vgl. Hansen, Knauer, Sturzenhecker 2011,

S. 11). Durch den gesetzlichen Auftrag im Kinder- und Jugendhilfegesetz nach § 11

Absatz 1 SGB VIII (vgl. 2011, S. 1230) zur gesellschaftlichen Mitverantwortung und

Selbstbestimmung junger Menschen, ist Offene Jugendarbeit zielführend mit

Partizipation verknüpft (vgl. Zinser 2005, S. 158).

Partizipation braucht die partizipative Haltung der Fachkräfte und die gegenseitige

Unterstützung im Team. Pläne, Methoden und Ziele sind für alle Beteiligten Teil des

durch- und überschaubaren Partizipationsprozesses. Partizipation für junge Menschen

benötigt die Unterstützung in Form von Ressourcen wie ökonomische Mittel,

professionelle Fachkräfte, Räume, Medien und Finanzen (a.a.O., S. 164). Die Aufgabe

der Offenen Jugendarbeit jungen Menschen Partizipation zu ermöglichen, bezieht sich

auf drei Gebiete. Innerhalb der Einrichtung wird Partizipation gefördert, junge

Menschen werden gestärkt, die eigene Lebenswelt zu gestalten, sich in die

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gesellschaftlichen Abläufe einzumischen und im kommunalen Raum Partizipation zu

gestalten. Damit geht die Offene Jugendarbeit über eigene Bereiche hinaus (a.a.O., S.

158) und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung.

3.5 Gesellschaftliche Verantwortung

Das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ist ein öffentliches Thema und eine

öffentliche Angelegenheit (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und

Jugend 2013, S. 39). Die öffentliche Verantwortung für das Aufwachsen junger

Menschen ist in den letzten zehn Jahren erheblich angewachsen (a.a.O., S. 243). Auch

die gesellschaftlichen Erwartungen an die Förderung junger Menschen ist gestiegenen

(a.a.O., S. 247).

Das Verhältnis von privater und öffentlicher Verantwortung für das Aufwachsen junger

Menschen hat sich in den letzten 20 Jahren verändert. Die Übernahme der

Verantwortung für junge Menschen in den Bereichen Staat, Markt, Zivilgesellschaft und

Familie greifen ineinander und ist als politische Aufgabe der Gestaltung zu verstehen

aus der politisches Handeln erfolgen sollte (a.a.O., S. 49). Dabei sind die Interessen

der Familien zu berücksichtigen. Den jungen Menschen ist eine Beteiligung an der

Gestaltung zu ermöglichen (ebd.).

Öffentliche Verantwortung bedeutet nicht staatliche Verantwortung. Öffentliche

Verantwortung für junge Menschen tragen familiale, privatwirtschaftliche, staatliche

Akteure und Akteure der Zivilgesellschaft (a.a.O., S. 38). Zusammengefasst könnte

öffentliche Verantwortung als gesellschaftliche Verantwortung bezeichnet werden.

In den nächsten Jahrzehnten wird der Anteil junger Menschen weiter sinken, damit

verlieren sie im öffentlichen und politischen Raum an Bedeutung. Für die

Bildungssysteme werden junge Menschen zum „… knappen Gut“ (Bundesministerium

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S.62). Die Hauptthese des 14. Kinder-

und Jugendberichtes beschäftigt sich mit der Zunahme der öffentlichen Verantwortung

als Unterstützung der Familien für das Aufwachsen junger Menschen.

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Orte und Umstände des Aufwachsens

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junger Menschen verändert. War das Aufwachsen früher auf Familie und den nahen

familialen Raum konzentriert, passiert Aufwachsen heute verstärkt außerhalb der

Familien (a.a.O., S. 37). Die Lebenswelten der Kinder- und Jugendlichen werden

individueller, offener, vielfältiger und vorläufiger. Die Einbindung junger Menschen in

ein stabiles, sicheres System mit Werten wird fragiler (a.a.O., S. 39).

Die nicht freiwilligen Individualisierungsprozesse der Gesellschaft bedeuten auch ein

Verlust an Traditionen, sozialen Bindungen und Sicherheit. Sie führen zum Zwang auf

sich selbst zurückgeworfen zu sein und sich selbst eine eigene Welt zu schaffen. Dies

wirkt sich gravierend auf die Orientierung junger Menschen aus (vgl. Bock-Rosenthal

2013, S. 235ff.).

Hier könnte eine Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe respektive gesagt der Offenen

Jugendarbeit liegen, die Halt gebende Position einzunehmen und Stabilität (vgl.

Bimschas, Schröder 2004, S. 73f.) zu schaffen.

Die Zunahme der öffentlichen Verantwortung für das Aufwachsen wird durch zwei

Argumente begründet. Durch die gesellschaftliche Entwicklung steigt die Komplexität

des Aufwachsens junger Menschen und wird für sie selbst und die Eltern schwieriger.

Das zweite Argument ist der Strukturwandel der Familien und die damit

zusammenhängende Pluralisierung, durch die eine generelle Unterstützung der

Familien und der jungen Menschen erforderlich wird (vgl. Bundesministerium für

Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 63f.).

Aus dem Auftrag sich für die Rechte junger Menschen einzusetzen ergibt sich eine

jugendpolitische Verantwortung (vgl. Buresch 2005, S. 549), die eine gesellschaftliche

Verantwortung darstellt.

3.6 Resümee

In Deutschland verfügt die soziale Ungleichheit in der Bildung, über Beständigkeit und

Hartnäckigkeit und reproduziert sich (vgl. Berger, Kahlert 2005, S. 7). Dies betrifft

besonders junge Menschen, denn der Lebensalltag junger Menschen ist durch Bildung

geprägt (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S.

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408).

Soziale Ungleichheit ist herkunftsbedingt und institutionell erzeugt. Bildung ist die

zentrale Schlüsselressource zur Verminderung bzw. zum Abbau sozialer Ungleichheit.

Die zentrale Aufgabe des Abbaus von sozialer Ungleichheit ist Aufgabe der

Bildungsinstitutionen bei gleichzeitiger Anerkennung, dass Ungleichheit auch

institutionell erzeugt wird (a.a.O., S. 418).

Differenz könnte als notwendige Bedingung zur Herstellung einer sozialen Ordnung in

einer Gesellschaft definiert werden. Eine gerechtere Auswahl wären Differenzen im

Bildungssystem nach dem Begabungsparadigma (vgl. Solga 2005, S. 26f.), statt

Bildung als Instrument der Selektion nach politischen und ökonomischen Interessen.

Ein Zeichen von Selektion ist die stabile Ungleichheit der Bildungschancen in

Korrelation zur sozialen Herkunft (vgl. Grundmann 2009, S. 71).

Ungleiche Bildungschancen resultieren auch aus besonderen informellen

Zusammenhängen des Aufwachsens (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren,

Frauen und Jugend 2013, S. 369). Die Familie ist ein Bildungsort in dem informelle

Lernprozesse ablaufen, die die individuelle Entwicklung und Bildung enorm

beeinflussen (vgl. Minsel 2009, S 66). Erziehung erhält ihre Selektionskraft durch die

Prägung der Individuen. Mit Erziehung ist hier der reproduktive Aspekt der normativen

Prägung gemeint (vgl. Grundmann 2009, S. 67ff.).

Schulanfänger unterscheiden sich in ihrem Habitus. Sie treten mit dieser Differenz in

die formelle Bildung, als Vertreter ihrer sozialen Schicht mit dem ererbten kulturellen

Kapital ihrer Familien. Kinder aus unteren sozialen Schichten sind dadurch im Lern-

und Bildungsprozess doppelt benachteiligt. Sie beherrschen nicht alle komplexen

sozialen, kulturellen Abläufe und Handlungen die das Bildungssystem voraussetzt und

die Institutionen der formellen Bildung übersehen soziale und kulturelle Differenzen

und selektieren nach kulturellem Kapital und sozialem Habitus (vgl. Becker 2009, S.

483f.).

Jungen Menschen sind auf die Erwachsenen angewiesen, damit ihre Interessen

vertreten werden und sie ihre Rechte leben können (vgl. Reutlinger 2008, S. 337).

Kinder- und Jugendhilfe hat eine Gestaltungsaufgabe die Benachteiligungen abbaut

(a.a.O., S. 418) und als nicht formelle Bildungsinstanz zwischen formeller und

informeller Bildung steht (vgl. Peter 2004, S. 53). Offene Jugendarbeit trägt

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jugendpolitische Verantwortung mit den Zielen, die Interessen der jungen Menschen zu

vertreten, ihre Lebenslagen zu erkennen und zu beschreiben, die rechtliche Position der

jungen Menschen in Politik und Gesellschaft darzustellen, alle politischen

Entscheidungen, die sich negativ auf junge Menschen auswirken, abzuwenden und ihre

Lebenslage positiv zu gestalten und durch engagierte Lobbyarbeit verbunden mit

fachlicher Kommunikation Bedingungen zu schaffen, die die Benachteiligungen junger

Menschen aufheben (vgl. Buresch 2005, S. 548ff.).

Partizipation ist bildungsorientiert und hat in der Offenen Jugendarbeit die Aufgabe,

junge Menschen zu Selbstbestimmung zu befähigen, zur Mitbestimmung und

Mitgestaltung von Inhalten und Methoden, zur Anregung gesellschaftlicher Beteiligung,

sozialem Engagement und zum Lernen gesellschaftlicher Mitverantwortung (vgl.

Delmas, Hörstmann, Reichert 2004, S. 95). Offene Jugendarbeit könnte sich als

Sozialisationsfeld ausweisen in dem durch Bildungsprozesse Partizipation gelernt

werden kann (a.a.O., S. 105). Dazu gehört auch das Mitentscheiden und Mithandeln der

Bürger und Bürgerinnen als eine Säule der Demokratie (vgl. Knauer, Sturzenhecker,

Hansen 2011, S. 22ff.). Durch unterschiedliche Prozesse der Partizipation wird jungen

Menschen Bildung vermittelt und dient als Schlüssel zur Demokratie (vgl. Hansen,

Knauer, Sturzenhecker 2011, S. 350).

Die gesellschaftliche Verantwortung für junge Menschen ergibt sich insbesondere aus

§ 1 Absatz 3 Nr. 1 und 4 in SGB VIII (vgl. 2011, S. 1227) in Verbindung mit § 1 Absatz

1 Satz 1 SGB I (vgl. 2011, S. 82) mit der die Verwirklichung von sozialer Gerechtigkeit

und sozialer Sicherheit angestrebt wird.

Für Kinder- und Jugendhilfe besteht ein Einmischungsauftrag. Organisationen und

Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe sollten auf die öffentliche Verantwortung

hinweisen und diese einfordern. Zum Beispiel bei geringen finanziellen Mitteln für die

Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe (vgl. Rätz-Heinisch, Schröer, Wolff 2009, S. 257).

Im Rahmen der Jugendpolitik sind alle Möglichkeiten, die adäquat sind, zu nutzen um

die Partizipation junger Menschen zu gewährleisten (vgl. Bundesministerium für

Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 416). Die Modernisierung der

Gesellschaft bedeutet, dass aktive Bildungspolitik Möglichkeiten schafft, dass Bürger

die Rechte die sie haben, wahrnehmen können (vgl. Dörpinghaus, Poenitsch, Wigger

2006, S. 22). Das setzt für junge Menschen voraus, dass Jugendpolitik gestärkt wird

und Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden (vgl. Bundesministerium für

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Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 51).

Die Veränderungen der Lebenswelten von jungen Menschen haben das Ende ihrer

Entwicklung noch nicht erreicht. In den nächsten Jahren wird der Bevölkerungsanteil

junger Menschen sinken. Sie werden an öffentlicher und politischer Bedeutung

verlieren (a.a.O., S. 62). Die Folge könnte sein, dass ihre Belange von Interessen

anderer Gruppen überlagert werden und die Themen junger Menschen weniger

Beachtung und Unterstützung finden.

Gesellschaftliche Aufgaben, die mit einem gesellschaftlichen Bildungsauftrag

verbunden sind, benötigen im Bereich der Sozialpolitik eine neue Ethik (vgl. Bock-

Rosenthal 21013, S. 260f.), die zu mehr Chancengerechtigkeit führt.

Die Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern tragen alle. Respekt vor jungen

Menschen zu haben, heißt auch ihre Bedeutung für die Gesellschaft zu erkennen (vgl.

Borsche 2003, S. 415), weil Jugendpolitik Gesellschaftspolitik ist (vgl.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 417).

4. Ausgewählte Theorien und Konzepte der Offenen

Jugendarbeit aus der Perspektive der Bildung

Im kommenden Kapitel werden ausgewählte Theorien der Offenen Jugendarbeit in

Bezug zur Bildung gestellt. Es wird deutlich, dass diese Theorien auch Praxis der

Offenen Jugendarbeit sind, ähnlich der Psychoanalyse, die sowohl Theorie als auch

Praxis ist (vgl. Lutz, Stangier, Maercker, Petermann 2012, S. 44ff.).

Zum professionellen Handeln in der Offenen Jugendarbeit sind Strukturen und Pläne

erforderlich (vgl. Scherr 2005, S. 620). Hierzu werden die Grundlagen zur Erstellung

von Konzepten erläutert und die Zusammenhänge zwischen Theorien, Konzepten und

Praxis dargestellt.

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4.1 Lebenslage und Lebensbewältigung

Bewältigung ist zu verstehen als, die Voraussetzungen eigener Handlungen mit den

sozialen Strukturen zu koordinieren (vgl. Röhrig, Sturzenhecker 2004, S. 194) und

eigenes Leben zu gestalten. Der soziale Handlungsspielraum der Lebensbewältigung

hängt von der Lebenslage des Einzelnen ab (vgl. Böhnisch 2012, S. 53). Zentrale

Dimensionen von Lebenslagen sind:

Die kulturelle Dimension (z. B. sprachliche Fähigkeiten)

Die gesundheitliche Dimension (z. B. physische Entwicklung)

Die materielle Dimension (z. B. Erwerbseinkommen)

Die soziale Dimension (z. B. Sozialverhalten junger Menschen)

(vgl. Walper 2008, S. 205).

Armut, die die materielle Dimension betrifft, hat immer Auswirkungen auf alle anderen

Aspekte der Lebenslage (ebd.). Mangelnde sozio-ökonomische Ressourcen der

Familie wirken sich nachteilig auf die Gesamtentwicklung junger Menschen aus. Sie

sind in ihrer Entwicklung mit dem erhöhten Risiko von gesundheitlichen, sprachlichen

und sozialen Beeinträchtigungen konfrontiert. Dieser Zustand beeinflusst die

Bildungsprozesse junger Menschen negativ (a.a.O., S. 208ff.).

Daraus könnte die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die Lebenslage junger

Menschen und ihre soziale und gesellschaftliche Umwelt maßgeblichen Einfluss auf

ihre Entwicklung und Bildung hat. Die Lebenslage wirkt sich auf die Art der

Lebensbewältigung, die Lebensgestaltung, die Wertvorstellungen und die

Zukunftspläne von Kindern und Jugendlichen aus (vgl. Rätz-Heinisch, Schröer, Wolff

2009, S. 243). Lebensbewältigung und Bildung korrelieren, denn die Bestrebungen zur

Selbstbildung stehen in Abhängigkeit zur sozialen Anerkennung und sozialen Situation

(vgl. Röhring, Sturzenhecker 2004, S. 194).

In ihrer Lebensbewältigung streben junge Menschen nach der Erfüllung ihrer

Bedürfnisse zu denen auch soziale Anerkennung, die Entwicklung eines stabilen

Selbstwertes, das Aneignen des Selbstwirksamkeitsprinzips und die Erweiterung ihrer

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Handlungsfähigkeit zählen (vgl. Rätz-Heinisch, Schröer, Wolff 2009, S. 244).

Lebensbewältigung und Bildung stehen in Spannung zueinander. Erst in sozialen

Prozessen entwickeln sich die Fähigkeiten zur Bildung und Gestaltung (vgl. Böhnisch

2012, S. 69). Es könnte sein, dass soziale Prozesse die Handlungsfähigkeit junger

Menschen und damit die Bildungsprozesse beeinflussen.

Lebensbewältigung spielt in der Offenen Jugendarbeit eine besondere Rolle, weil hier

überwiegend junge Menschen zusammen kommen, die sozial benachteiligt sind (vgl.

Röhrig, Sturzenhecker 2004, S.194). Die Gestaltung der Lebenslage durch die Kinder-

und Jugendhilfe bezieht sich nicht nur auf die Sicherheit der Existenz zum Überleben

sondern auf die Eröffnung von Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, die zum

Überwinden eingeengter sozialer Lebenslagen führen können. Junge Menschen

benötigen dazu überdauernde und sozial abgesicherte Lebensumwelten, in denen

Prozesse zur Erfahrung der Selbstwirksamkeit im sozialen Kontext, der Anerkennung

und des Selbstwertes entstehen und wachsen dürfen (vgl. Rätz-Heinisch, Schröer,

Wolff 2009, S. 244). Diese Lebensumwelten könnten Selbständigkeit und

Selbsttätigkeit als Grundlagen für Mündigkeit und Emanzipation fördern (vgl.

Wischmeier, Macha 2012, S. 80).

4.2 Emanzipatorischer Ansatz

Das Ideal des emanzipatorischen Ansatzes nach Adorno sieht Bildung als Autonomie

des Menschen und der Befreiung aus Abhängigkeit (vgl. Dörpinghaus, Poenitsch,

Wigger 2006, S. 106f.). Der emanzipatorischer Ansatz bedeutet für ihn die humane

Gestaltung der Gesellschaft (a.a.O., S. 108f.). Grundlagen der Emanzipation und

Mündigkeit sind Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit (vgl. Wischmeier, Macha 2012, S.

80). Emanzipation als bewusste Entscheidung sich von vorgegebenen Bedingungen zu

lösen ist nur eingeschränkt möglich, weil Bildung immer kontextabhängig ist (a.a.O., S.

72).

Für Adorno steht das Interesse der Bildung im Gegensatz zum ökonomischen

Interesse (vgl. Dörpinghaus, Poenitsch, Wigger 2006, S. 108). Er unterteilt Bildung und

Halbbildung und spricht von Anpassung der Bildungsgüter an das Bewusstsein der

Masse, die von Bildungsprivilegien und gesellschaftlicher Macht ausgeschlossen

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bleiben (a.a.O., S. 111).

Im Kinder- und Jugendhilferecht des § 11 SGB VIII (2011, S. 1230) ist der Auftrag der

Jugendarbeit, junge Menschen zur Selbstbestimmung, zur gesellschaftlichen

Mitverantwortung und sozialem Engagement zu befähigen, festgelegt (vgl. Scherr

2005, S. 207). In der Praxis der Offenen Jugendarbeit geht es meist um Jugendliche

die von der Gesellschaft als problematisch etikettiert wurden und sich anscheinend

nicht wie gewünscht in die Gesellschaft einfügten. Dies entspräche dem Image der

Jugendhäuser in der Öffentlichkeit. In der Beschäftigung mit diesen jungen Menschen

wurde der emanzipatorische Ansatz vernachlässigt, der jetzt durch den Diskurs über

den Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit neu wachgerufen wurde. Die neuen

gesellschaftlichen Herausforderungen an junge Menschen erfordern den

Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit mit den emanzipatorischen Leitbildern in die

Gegenwart zu transferieren und zu koordinieren (a.a.O., S. 207f.).

Adornos Bildungsidee bleibt aktuell in einer Gesellschaft in der Markt und Macht

Anpassung vorschreiben, ihre eigenen Gesetze haben und Bildungsgüter dem Markt

angepasst werden (vgl. Dörpinghaus, Poenitsch, Wigger 2006, S. 113). Bildung ist als

nicht nachlassende Kritik, als Selbstreflexion und als Idee der humanen Gesellschaft

wichtig (ebd.). Bildung, wie Adorno sie als Ideal sieht heißt weg von Herrschaft und

Ungleichheit hin zur Humanisierung der Gesellschaft (a.a.O., S. 108).

Die Idee der emanzipatorischen Jugendarbeit als Befreiung, Leben in Autonomie,

Selbstbestimmung, Mündigkeit und Kritikfähigkeit ist neu zu bestimmen (vgl. Scherr

2005, S. 206). Für die Offene Jugendarbeit gilt es im Rahmen ihres Bildungsauftrages

den komplexen Bildungsbegriff auch mit dem emanzipatorischen Leitbegriffen

gegenüber einem Bildungsverständnis zu verteidigen, deren Mittelpunkt auf Schule

und Beruf konzentriert und leistungsorientiert ist (a.a.O., S. 207).

4.3 Subjektorientierung

Die Subjektorientierung führt die Grundprinzipien des emanzipatorischen Ansatzes

weiter (a.a.O., S. 206). Subjektorientierung stellt das Subjekt in den Mittelpunkt und hat

als Theorie und Praxis die Verpflichtung dem Subjekt Bildungsprozesse zu

ermöglichen. Dazu gehört die Befähigung eigenverantwortlich, selbstbestimmt zu leben

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und Abhängigkeiten zu überwinden, das Recht anderer anzuerkennen, ein

eigensinniges und eigenverantwortliches Leben zu gestalten. Die autonome Urteils-,

Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit junger Menschen soll gestärkt werden um

ihren Platz in der Gesellschaft als Individuum zu finden und zu gestalten (ebd.).

Subjektorientierte Jugendarbeit bedeutet nicht, an die Gesellschaft angepasste Kinder

und Jugendliche zu bilden und die emanzipatorische Orientierung zu verlieren sondern

diese in der Gegenwart neu zu bestimmen (ebd.).

Scherr sieht die Subjektorientierung als eigenständigen, theoretischen Begriff, der den

jungen Menschen durch die Offene Jugendarbeit mehr ermöglicht als lediglich in der

Gegenwart zu überleben. Die Subjektorientierung als Theorie und Umsetzung in die

Praxis der Offenen Jugendarbeit bedeutet, Möglichkeiten zu einem selbstbestimmten,

eigenverantwortlichen Leben, politischen Beteiligungschancen und ein

„Erwachsenwerden mit aufrechtem Gang“ zu schaffen. In einer demokratischen

Gesellschaft steht allen Menschen die bewusste selbstbestimmte Gestaltung des

eigenen Lebens und der sozialen Teilhabe zu (a.a.O., S. 210).

Scherr erklärt die Dimensionen von Subjektbildung mit der konstitutiven Verbindung

zur Bildung. Zur Subjektwerdung gehört die Entwicklung von Sprache, die Fähigkeit zur

Handlung, die Fähigkeit des Hinterfragens und zum kritischen Denken. Die zweite

Dimension erfasst das Selbstbewusstsein, das Verständnis der eigenen Bedürfnisse

und Fähigkeiten sowie die Entwicklung der individuellen und sozialen Identität. Die

Selbstachtung als dritte Dimension bezieht sich auf das Entwickeln des

Selbstwertgefühls und der Entwicklung von Selbstkonzepten durch soziale

Erfahrungen. Die vierte Dimension, als Selbstbestimmung der Entwicklung von Stärken

für eine eigensinnige und eigenverantwortliche Lebensgestaltung, entsteht in der

Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Zwängen und Optionen (ebd.).

Subjektorientierte Jugendarbeit steht in einem Spannungsverhältnis zum

Bildungsauftrag (a.a.O., S. 205), weil „…jede Pädagogik Elemente der

Fremdbestimmung durch den Erziehenden enthält …“ (Scherr 2005, S. 214). Es ist

möglich mit diesem Problem als Interaktion zwischen Erwachsenen und jungen

Menschen produktiv umzugehen, als gemeinsamen Prozess des Verstehens und des

Lernens und der Anwendung und Pflege von Kommunikation im Alltag (a.a.O.,

S.205ff.).

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4.4 Sozialraumorientierung

Sozialraum ist die Umgebung in der ein Mensch lebt (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte

2012, S. 250). Sozialraumorientierung bedeutet Lebenslagen so zu gestalten und

Verhältnisse zu schaffen, die es Menschen ermöglichen besser in schwierigen

Lebenssituationen zurechtzukommen (vgl. Rätz-Heinisch, Schröer, Wolff 2009, S.

249).

Der Sozialraum ist eine wichtige Dimension der Lebenswelt von Kindern und

Jugendlichen (vgl. Deinet 2005, S. 411). Bildungsraum und Sozialraum sind eng

miteinander verbunden (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S. 250). Sozialräume

beeinflussen menschliches Handeln und werden durch menschliches Handeln

verändert und gestaltet (vgl. Wischmeier, Macha 2012, S. 77ff.). Junge Menschen sind

auf den nahen Sozialraum angewiesen, weil sie in räumlichen Bezügen lernen (vgl.

Reutlinger 2008, S. 339).

Zum Sozialverhalten und Sozialerleben junger Menschen gehört das Aneignen des

Raumes (vgl. Wischmeier, Macha 2012, S. 76) und die Erweiterung ihres

Handlungsraumes (vgl. Reutlinger 2008, S. 336). Die Raumaneignung gestaltet sich für

junge Menschen ambivalent. Erfahren junge Menschen neue Räume, erleben sie diese

durch Kontrollinstanzen beschränkt und von Regeln besetzt (a.a.O., S. 338f.).

Die Auseinandersetzung mit dem Sozialraum als Aneignungsprozess ist für ein

gelingendes Aufwachsen wichtig (a.a.O., S. 336f.). Die vorherrschende Eigenschaft

von Kindern im mittleren Alter ist die Erweiterung ihres Handlungsraumes (a.a.O., S.

339). Dafür ist es notwendig Räume zu haben, die nicht funktional und vorbestimmt

sind (vgl. Reutlinger 2005, S. 402 und vgl. Reutlinger 2008, S. 336f.), denn junge

Menschen benötigen Experimentierräume (vgl. Reutlinger 2008, S. 335ff.). Dem steht

entgegen, dass Lebensbereiche funktionalisiert werden (vgl. Wischmeier, Macha 2012,

S. 83). Fallen die Handlungsräume weg müssen junge Menschen auf andere Art

Handlungsfähigkeit einüben. Dies zeigt sich Beispielsweise in Zerstörung und

Vandalismus (vgl. Reutlinger 2008, S. 340).

Die Offene Jugendarbeit nimmt die Perspektiven und Bedürfnisse der jungen

Menschen ernst (vgl. Wischmeier, Macha 2012, S. 85f.). Das bedeutet, in der

Sozialraumorientierung ist die fortschreitende Veränderung der Räume, ihre

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Funktionalisierung und die Reduzierung der Lebensräume, die Kinder und Jugendliche

sich erobern können, zu berücksichtigen. Räume für junge Menschen werden

vorgegeben und funktionalisiert. Von ihnen wird das Einhalten der Regeln zur Nutzung

der Räume erwartet (vgl. Reutlinger 2008, S. 339ff.).

Die Sozialraumorientierung korreliert mit dem Bildungsprozess. Die Aneignung der

jungen Menschen ihres Selbst in der Welt als Selbstbildungsprozess und die Reflexion

dieses Prozesses ist ein Bildungsprozess (vgl. Wischmeier, Macha 2012, S. 84ff.), der

die Fähigkeiten des abstrakten Denkens fördert (a.a.O., S. 84).

Sollten Räume und Handlungsfähigkeit am komplexen Bildungsprozess junger

Menschen beteiligt sein, könnte die Einschränkung dieser Bereiche für Kinder und

Jugendliche und damit das Beschneiden ihrer Handlungsfähigkeit, die Einschränkung

von Bildungsprozessen bedeuten, denen junge Menschen ausgeliefert sind.

Die Interessen der jungen Menschen zu vertreten, ist Aufgabe der Kinder- und

Jugendhilfe (vgl. Münder 2013, S. 53). „Kinder brauchen die Erwachsenen als Anwälte,

die ihnen sowohl konkrete Räume für Kinder in der Stadt (Orte) zur Verfügung stellen

als auch symbolische >>Räume<< in der Politik und Gesellschaft öffnen“ (vgl.

Reutlinger 2008, S. 337).

4.5 Definition und Wesen der Konzepte in der Offenen Jugendarbeit

Offene Jugendarbeit hat das Wesen der Gestaltung mit wenigen formellen Vorgaben,

und keinen vorgegebenen starren Zielen (vgl. Scherr 2005, S. 205). Die Ziele der

Offenen Jugendarbeit sind in § 11 Absatz 1 SGB VIII festgelegt und weisen der

Jugendarbeit eine eigenständige Bildungsfunktion zu, mit einem offenen und weiten

Bildungsverständnis, in dem der Bildungserfolg nicht messbar ist (vgl. Schäfer 2013, S.

191). Aus diesem Grund ist die Sicherung der Qualität in der Offenen Jugendarbeit

erforderlich, als Qualitätsmerkmal gilt die Konzeptionsentwicklung (vgl. Scherr 2005, S.

614).

Von Spiegel unterscheidet Konzepte von Konzeptionen (vgl. von Spiegel 2013, S.

251). Konzepte sind Planungsentwürfe von Programmen und Handlungen (ebd.). Die

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41

Planungen von Handlungszielen sind in drei Gebiete aufteilbar. Die inhaltlichen

Überlegungen beziehen sich auf das Zusammenstellen von Material über Inhalt und

Information zum Thema bzw. zur Aufgabe. Zum zweiten Teil, den Überlegungen zum

Konzept, zählt die Analyse zur aktuellen Ausgangssituation, die Definition der Ziele und

der Schritte, die zum Ziel führen und die Anwendungen von Methoden. Die Selbst-

Evaluation gehört zum Abschluss und dritten Teil eines Konzepts (vgl. Schilling 2005,

S. 222ff.). Im Konzept als Handlungsmodell ergeben Ziele, Inhalte und Methoden einen

sinnhaften Zusammenhang (a.a.O., S. 218).

Konzeptionen sind Entwürfe über die Wirkungszusammenhänge des methodischen

Handelns der Einrichtung. Konzeptionen beziehen sich auf die Aufgaben der

Einrichtung und enthalten kommunalpolitisches Wissen. Dies wird komplettiert durch

internes Wissen von Fachkräften über die Zusammenhänge von Leitlinien und Zielen,

Abläufen und Ergebnissen der bewältigten Aufgaben, besonderes Wissen über

Zielgruppen und Leistungen der Einrichtung. Die Konzeption macht die Arbeit, den

Sinn dieser Arbeit mit dem zugrunde liegenden Wissen der Einrichtung, transparent

(vgl. von Spiegel 2013, S. 251).

Daraus wäre die Schlussfolgerung möglich, dass die Konzeptionen der Einrichtungen

die Metaebene und die Konzepte die Handlungsebene bilden, die auf die Metaebene

aufbaut. Im Folgenden wird die Idee von Spiegel aufgegriffen und in Konzeption als

Struktur für die Einrichtung und Konzepte als Struktur für alle Handlungsmodelle der

Einrichtung unterschieden.

„Eine Konzeption bildet die Basis für methodisches Handeln“ (von Spiegel 2013, S.

188). Konzeptionen, Konzepte und deren Entwicklungen in der Offenen Jugendarbeit

sind nicht klar definiert (vgl. Scherr 2005, S. 613). Qualifizierte Konzepte in der Offenen

Jugendarbeit könnten folgende Inhalte haben: Sachdienliche, differenzierte

Informationen über Lebensentwürfe, Lebensstile und Lebensbedingungen von

Jugendlichen, Aufgaben und Handlungsvollzüge der Jugendeinrichtung unter

Berücksichtigung der entsprechenden Theorien, Ziele und Teilziele mit Begründungen

zu den Aufgaben der Einrichtung mit Zeitvorgaben, Festlegung der Überprüfung des

Ablaufes und der Auswertung der Ergebnisse und Feststellung der benötigten

Ressourcen und ggf. die Beschaffung der Mittel. Konzeptionen sollten den Charakter

der Einrichtung darstellen (a.a.O., S. 617).

Einen strikten Plan über den Ablauf von Konzept- bzw. Konzeptionsentwicklungen gibt

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42

es nicht (vgl. Scherr 2005, S. 620). Konzeptentwicklung bedeutet nicht

Standardisierung der professionellen Praxis (vgl. Wendt 2005, S. 641). Konzepte sind

keine Handlungsanleitungen, die zwingend zu bestimmten Zielen führen (vgl. Scherr

2005, S. 615f.). Sie sind als zentrale Steuerungselemente einer professionellen

Offenen Jugendarbeit erprobt und für eine qualifizierte Jugendarbeit notwendig. Sie

zählen zu den fachlichen Standards, die sich in der Praxis etabliert haben (a.a.O., S.

613f).

Konzeptionen bzw. Konzepte zu formulieren, bedeutet Handlungen und Ziele

überprüfbar zu machen und erlaubt in der Evaluation die Auseinandersetzung durch

Reflexion mit dem Team (a.a.O., S. 620). Sie sind das Instrument im Lern- und

Analyseprozess für eine Gestaltung der Praxis (a.a.O., S. 617). Konzept- bzw.

Konzeptionsentwicklung bedeutet, professionelles Handeln in der selbstverantworteten

Gestaltung der Praxis durch die Fachkräfte der Jugendarbeit zur Verbesserung der

Prozessqualität (a.a.O., S. 614).

Konzeptionen und Konzepte stehen in Korrelation zu materiellen Ressourcen,

Analysen und Zielen (a.a.O., S. 616). Durch Ressourcen wie Räume, Personal und

Qualifikation werden Konzeptionen und Konzepte von außen beeinflusst und

festgelegt, dass sie kaum veränderbar sind (a.a.O., S. 621) und eine kreative

Herausforderung sein können. Durch die Konzeption und die Konzepte besteht die

Möglichkeit, Defizite klar erkennbar zu machen und Lösungen zu finden (ebd.).

Konzeptions- und Konzeptentwicklungen sind anspruchsvoll und setzen professionelle

Fachkräfte voraus, die sich mit den Theorien der Jugendarbeit, mit Methoden und

Anwendung der Sozialforschung, interner Kommunikation über Ziele und Methoden,

schriftlichen Verfahren und Selbstkritik auseinandersetzen. Dazu sind zeitliche und

ökonomische Investition notwendig und die Erneuerung des Arbeitsplatzprofils in der

Offenen Jugendarbeit. (a.a.O., S. 621f.).

4.6 Konzeptmodelle

Die Konzeptmodelle beinhalten drei Schritte, die Information, die Konzeption als

Grundvorstellung, Leitprogramm, gedanklicher Entwurf und die Reflexion.

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Pädagogisches Arbeiten heißt konzeptionelles Arbeiten (vgl. Schilling 2005, S. 276).

Ergo, die Pläne, Handlungen, Ziele und deren Be- und Auswertung der pädagogischen

Arbeit werden durch die Konzepte in schriftliche Form gebracht und festgehalten.

Schilling schlägt drei Konzept-Modelle vor, die aufeinander aufbauen und sich

ergänzen. Das Organisationskonzept (vgl. Schilling 2005, S. 233ff.), das an die Idee

der Konzeption von Spiegel erinnert (vgl. von Spiegel 2013, S. 251) und das

Fundament der Einrichtung mit seinen Zielen darstellt (vgl. Schilling 2005, S. 233ff.).

Das Besondere an der Idee der Konzeption von Spiegel ist, dass das methodische

Handeln der Einrichtung in einen Wirkungszusammenhang gestellt wird (vgl. von

Spiegel 2013, S. 251). Dadurch würde das Organisationskonzept nach Schilling

ergänzt. Dies ist ein dynamischer Plan, der nur einmal erstellt, bei veränderten

Situationen durch regelmäßige Überarbeitung angepasst wird (vgl. Schilling 2005, S.

233ff). Er beinhaltet Ziele und Aufgaben, Ressourcen und Bedarf der Einrichtung sowie

die regelmäßige Evaluation (a.a.O., S. 235).

Das Zielgruppen-Konzept ist für langfristige Konzepte mit einer Person oder Gruppe

gedacht. Die Konzentration liegt durch die Langfristigkeit auf den groben Zielen, die

Feinziel-Ebene fehlt. Das Zielgruppen-Konzept ist auch bei kurzfristigen Konzepten

einsetzbar. Inhalte dieses Konzepts sind Überlegungen zum Aufbau Inhalt und

Information, methodische und didaktische Pläne mit Zielen, Feedback und Auswertung

(a.a.O., S. 237).

Das Situationskonzept baut auf das Organisations- und das Zielgruppenkonzept auf

und arbeitet mit den bereits erzielten Ergebnissen. Auch hier gelten die Grundsätze der

Information, der Konzeption im Sinne von Schilling als Grundvorstellung,

Leitprogramm, gedanklicher Entwurf und der Reflexion. Das Besondere dieses

Konzepts ist, alle Bedingungen der Gegenwart berücksichtigen zu können. Die

Reflexion über eigene Motive und Ziele im pädagogischen Handeln wird als

professionell vorausgesetzt (a.a.O., S. 238ff.).

Die Konzepte und Methoden als Grundlagen für die Offene Jugendarbeit in der Praxis

sind sehr umfassend und schwer zu systematisieren (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte

2012, S. 141). Die Themen umfassen Migration, Kultur, Politik, Gender, Projekte,

Peergroups, Medien (vgl. Deinet, Sturzenhecker 2005, S. 5ff.), Arbeit, Schule,

Partnerschaft, Jugendberatung (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S. 142) und

mehr. Die Arbeit bezieht sich offen auf alle Kinder und Jugendlichen und sollte durch

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diese mit gestaltet werden (vgl. Hornstein 2004, S. 22), so wie es der Grundsatz der

Partizipation der Offenen Jugendarbeit verspricht (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte

2012, S. 137ff.). Als fester, grundsätzlicher Bestandteil in der Konzeptionierung der

Einrichtung und aller Konzeptmodelle könnte die Partizipation junger Menschen

schriftlich festgehalten (a.a.O., S. 140ff.) und damit in der Praxis der Offenen

Jugendarbeit schriftlich verankert werden.

4.7 Von Theorien über Konzepte zur Praxis

Das Handeln der Offenen Jugendarbeit soll die Theorien und die damit verbundenen

hochgesteckten Ziele, auch den Bildungsauftrag, mit der alltäglichen Praxis so

verbinden, dass dies junge Menschen unterstützt (vgl. Scherr 2005, S. 614f.),

unterstützt als Hilfe zur Lebensbewältigung, Sozialintegration, soziale Teilhabe und in

der Persönlichkeitsentwicklung (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S. 141f.) mit

dem Charakter der Offenen Jugendarbeit, der eindeutigen Bildungsfunktion (vgl.

Schäfer 2013. S. 194).

Theorie und Praxis sind gleichrangig und Betrachtungsweisen der menschlichen

Wirklichkeit, die sich ergänzen und in Korrelation zu einander stehen, ohne ihr Wesen

zu verlieren (vgl. Engelke, Spatscheck, Borrmann 2009, S. 222f.).

Die Offene Jugendarbeit sollte mit qualifizierten Konzeptionen und Konzepten arbeiten,

die die Theorie und die Praxis miteinander verbinden. Die Grundlagen hierzu liegen in

den wissenschaftlichen Theorien, Forschungsergebnissen, auch sozialwissenschaft-

licher Forschung, als Instrumente des fachlich fundierten Handelns, um Praxis zu

gestalten und zu reflektieren (vgl. Scherr 2005, S. 613f.).

Ein Teil des Studiums der Sozialen Arbeit sind Bezugswissenschaften, wie zum

Beispiel Recht, Psychologie und Pädagogik und deren Theorien (vgl. von Spiegel

2013, S. 53f. und vgl. Engelke, Spatscheck, Borrmann 2009, S. 299ff.), die mit dem

Praxishandeln zu verbinden sind. Theorien helfen durch Aufklärung und Orientierung

zur Ordnung und Erklärung eines Handlungsproblems. Professionelles Handeln der

Fachkräfte zeigt sich im Umgang des adäquaten Verwendungszusammenhangs von

Theorie und Praxis (vgl. von Spiegel 2013, S. 53f.).

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45

Der Unterschied von der Theorie zu den Konzepten ist die allgemeine, grundsätzliche

Aussage der Theorie, die auf den Einzelfall beziehbar ist und in die Konzepte einfließt,

jedoch keine Aussage über die Bedürfnisse der jungen Menschen in der Praxis

machen kann. Die Konzepte richten sich nach den konkreten situativen Bedingungen

vor Ort. Die relevanten Theorien sind die Grundlagen der Konzepte, die die Praxis und

die Bedingungen des Alltags der Klienten berücksichtigen (vgl. Scherr 2005, S. 615).

Konzepte dienen der Orientierung, der Erarbeitung und Festschreibung von Zielen,

dem Abgleich von Haltungen und Einstellungen, dem Sichtbarmachen von versteckten

Konflikten, der Kommunikation, der Entwicklung und der Motivation. Sie sind

Grundlage und Überprüfung der Offenen Jugendarbeit (vgl. Jordan, Maykus,

Stuckstätte 2012, S. 378f.).

Das Verbindungsstück von Theorie und Konzept zur Praxis ist die Methode, die, um in

der Definition Klarheit zu schaffen, als methodisches Vorgehen bezeichnet wird, das

durch das Konzept erarbeitet wurde (vgl. von Spiegel 2013, S. 67). Das methodische

Handeln beinhaltet die Frage nach dem Wie und das konkrete Umsetzen der

Denkprozesse (vgl. Schilling 2004, S.269), die die Grundlage des Konzeptes bilden.

Die Wirksamkeit von Interventionen durch die Faktoren der Methoden ist begrenzt. Die

Interpretation von Wirksamkeit stellt Veränderungen als subjektgesteuert dar. Die

Veränderung wird als Koproduktion zwischen Fachkraft und Klient gesehen in der auch

die Beziehungsgestaltung im Kontext ihren Platz hat. Methodisches Handeln ist ein

Prozess der förderlichen, anregenden, verlässlichen und demokratisch-partizipativer

Gestaltung aus einer respektierenden und wertschätzenden Haltung heraus (vgl. von

Spiegel 2013, S. 68ff.).

4.8 Resümee

Die ausgewählten Grundprinzipien der Offenen Jugendarbeit mit dem

emanzipatorischen Ansatz, der Lebenslage und Lebensbewältigung, der

Subjektorientierung und der Sozialraumorientierung bauen aufeinander auf und

ergänzen sich in dem Ziel Bildungsprozesse (vgl. Scherr 2005, S. 205ff.) auf dem

Gebiet der nicht-formellen Bildung (vgl. Peter 2004, S. 53) für junge Menschen zu

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46

ermöglichen.

Die Welt steht dem jungen Menschen als gesellschaftliche Praxis, als menschliche

Konstruktion gegenüber, die der junge Mensch sich aktiv aneignen muss (vgl.

Wischmeier, Macha 2012, S 81f.). Lernaufgaben junger Menschen als Prozess zum

Erwachsenwerden sind Bildungsaufgaben (vgl. Hornstein 2004, S. 24f.). Junge

Menschen haben in der Adoleszenz zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen und

unterliegen in dieser Entwicklungsphase Zwängen und Begrenzungen (vgl. Scherr

2005, S. 210f.).

In der Lebenslage der jungen Menschen bedeutet der Kern der Offenen Jugendarbeit

als Bildungsprozess nicht die Ein- und Anpassung an die gegebenen

Lebensbedingungen (a.a.O., S. 207) als Konformität, sondern das professionelle

Einlassen auf die Widersprüche und die Bedürfnisse in der Lebensphase Jugend

(a.a.O., S. 210f.) unter Berücksichtigung der Prinzipien der Lebenslage und

Lebensbewältigung, des emanzipatorischen Ansatzes, der Subjektorientierung sowie

der Sozialraumorientierung. Bimschas und Schröder beziehen sich auf Winnicott und

betonen die hohe Entwicklungsfähigkeit in der Adoleszenz verbunden mit suchender

Offenheit, Kreativität und experimentierfreudiger Neugier. In dieser Zeit könnte die

gesamte Umwelt Impulse (vgl. Bimschas, Schröder 2004, S. 67) für Bildungsprozesse

geben. Dabei ist es wichtig, dass die Interessen der jungen Menschen, aufgrund des

gesetzlichen Auftrages, professionell durch die Offene Jugendarbeit vertreten werden

(vgl. Münder 2013, S. 53).

Sämtliche Konzepte, meinen im Folgenden auch die Konzeptionierungen, mit dem zur

Verfügungstellen von Personal, Mittel und Räumen der Offenen Jugendarbeit, die

junge Menschen in der Selbstfindung und der Lebensbewältigung unterstützen, sind

pädagogische Konzepte, respektive gesagt Bildungskonzepte (vgl. Müller 2005, S.

268f.). Diese Bildungskonzepte beinhalten Ziele. „Ziele müssen in Handlungen

umgesetzt werden“ (Schilling 2004, S.269). Durch Handlungen auf der Basis der

Konzeption der Einrichtung; „Konzeptionen konkretisieren und dokumentieren die

„Leistungsversprechen“ einer Einrichtung“ (vgl. von Spiegel 2013, S. 188) und der

Konzepte, zum Beispiel für ein Projekt, werden Theorien und Konzepte in die Praxis

gebracht. Die Dokumentation der Handlungsschritte ergeben Nachweise über die

Arbeit der Offenen Jugendarbeit.

Konzepte bieten Sicherheit und Orientierung, sie beinhalten auch die Gefahr des

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Verlustes der Flexibilität (vgl. Müller 2005, S. 268). Sie sind für die Durchsetzung

sozialpädagogischer Standards wichtig (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S.

153). Konzepte stellen Selbstprüfungsprozesse dar, als Entwicklung zur

Bedarfsorientierung und sind die Grundlage zur Anpassung und Veränderung an die

Lebenswelten junger Menschen (a.a.O., S. 154).

Konzeptentwicklung und Qualitätsmanagement sind Säulen für die Praxis der Offenen

Jugendarbeit, die Ergebnisse und Wirkungen der täglichen Arbeit enthalten (ebd.).

Konzepte benötigen als Fundierung empirische Einsichten und Theorien zur

Perspektiverweiterung und zum Transparent-Machen pädagogischer Prozesse (vgl.

Müller 2005, S. 269.).

5. Herausforderungen der Offenen Jugendarbeit

Die Herausforderungen der Jugendarbeit, entstanden durch den gesellschaftlichen

Wandel (vgl. Hornstein 2004, S. 24), der sich gravierend in der Lebensphase Jugend

zeigt (vgl. Tillmann 2010, S. 329), liegen in den besonderen Anforderungen an die

Bildungsaufgaben junger Menschen (vgl. Hornstein 2004, S. 24f.). Mit dem

gesellschaftlichen Wandel sind grundlegende Veränderungen in den Bereichen

Migration, Gender (vgl. Düx 2003, S. 15), Bildungspartnerschaften und Medien

verbunden, die neue Anforderungen an die Offene Jugendarbeit stellen (a.a.O., S. 12)

und im folgenden Kapitel aufgezeigt werden.

Die Qualitätsdebatte über die tägliche Praxis der Offenen Jugendarbeit schließt die

Evaluation mit ein (a.a.O., S. 19), lässt aber die Öffentlichkeitsarbeit, die Darstellung

der Praxis nach außen, unausgesprochen. Die Themen Selbstevaluation und

Öffentlichkeitsarbeit werden am Ende des Kapitels vorgestellt.

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48

5.1 Bildungspartnerschaften

Kooperationen der Offenen Jugendarbeit mit Bildungspartnern haben das Ziel einer

gemeinsamen Gestaltung von Bildungsprozessen (vgl. Bundesministerium für Familie,

Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 369).

Die Vorschläge zu Bildungspartnerschaften der Offenen Jugendarbeit sind vielfältig.

Sie umfassen die Jugendberufshilfe, den Kinder- und Jugendschutz, den ASD/Hilfen

zur Erziehung, die Polizei und die Schule (vgl. Deinet, Sturzenhecker 2005, S. 9f.) als

formeller (vgl. Peter 2004, S. 53) Bildungspartner. Bildungsprozesse finden auf den

Ebenen der formellen Bildung (z. B. Schule), der nicht-formellen Bildung (z. B. Offene

Jugendarbeit) und der informellen Bildung (z. B. Familie) statt (ebd.).

Junge Menschen unterliegen auf den Ebenen der formellen und informellen Bildung

Ausgrenzungsrisiken. Diese beziehen sich auf den Bereich der Schule, der Familie und

der Peergroups (vgl. Opp 2006, S. 23ff.). Eine Aufgabe der Offenen Jugendarbeit ist,

Ausgrenzungsprozesse zu verhindern (vgl. Buresch 2005, S. 549). Aus diesem Grund

könnten die drei Säulen der Sozialwelten junger Menschen, Schule, Familie und

Peergroups als Bildungspartnerschaften der Offenen Jugendarbeit favorisiert werden.

Die Kooperation von Schule und Kinder- und Jugendhilfe resultiert aus dem neuen

Konzept für Ganztagsschulen von Bildung und Betreuung. Dabei bleibt der

Bildungsauftrag hinter der Betreuungsfunktion zurück. Die Potentiale des

Bildungsauftrages der Kinder- und Jugendhilfe bleiben ungenutzt. Die bestehenden

Problemlagen des Schulsystems werden reproduziert. Änderungen in der Struktur des

formellen Bildungssystems finden nicht statt (vgl. Wischmeier, Macha 2012, S. 132).

Im 14. Kinder- und Jugendbericht werden Maßnahmen und Strategien angestrebt um

der verstärkten Verzweckung und Ökonomisierung von jungen Menschen entgegen zu

wirken, gleichzeitig wird die Erweiterung des Schülerseins als dominierte Lebensform

für junge Menschen bestätigt (vgl. 2013, S. 168).

Schule ist zum sozialen Bewältigungsraum geworden. Die Leistungsbewertung und

Vergabe von Abschlusszertifikaten macht Schule zu einem Ort der harten

Auseinandersetzung um Leistungsrangordnungen und spätere soziale Positionen (vgl.

Böhnisch 2012, S. 166). Selbständiges Verstehen bleibt auf vorgegebene Inhalte

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beschränkt. Jugendliche haben mit den alltäglichen Lebenszusammenhängen wenig

zu tun und erwerben dadurch keine Alltagskompetenzen. Die informellen

Bildungswelten für junge Menschen reduzieren sich (vgl. Winkler 2013, S. 32). Der

Kernauftrag der Schule liegt in der Vorbereitung auf die Gesellschaft der Erwachsenen

durch Erziehung, Sozialisation und Wissensvermittlung. Dabei bleiben die Bedürfnisse

der jungen Menschen, die sich in der dynamischen Phase der Adoleszenz befinden,

unberücksichtigt (vgl. Scherr 2009, S. 144f.).

Zwischen Schule und Offener Jugendarbeit herrschen grundsätzliche Unterschiede.

Offene Jugendarbeit hat nicht die Bewertung des jungen Menschen zum Leitbild

sondern die Förderung der Fähigkeiten junger Menschen durch Angebote u. a. in

folgenden Bereichen: Die sinnerfüllte Gestaltung der Freizeit mit der Möglichkeit des

Erwerbs von Kompetenzen, das Einbinden in soziale Gruppen als Möglichkeit zur

Findung bzw. Entwicklung von Identität und Integration, die Ich-Stärkung als Stärkung

der Persönlichkeit, die Unterstützung von Prozessen wirtschaftlicher, sozialer und

persönlicher Sichtweisen als Sinn und zur Orientierung, die Beendigung von

Verelendungs- und Ausgrenzungsprozessen, die Partizipation junger Menschen und

Prozesse der Auseinandersetzung über Realität auch zur Erweiterung der Horizonte.

Alle Angebote beruhen auf Freiwilligkeit (vgl. Buresch 2005, S. 549).

Dies könnte nicht nur Differenzen zum Bildungspartner Schule sondern Gegensätze

darstellen. Das Fundament dieses Gegensatzes der Offenen Jugendarbeit liegt nicht

nur im fehlenden ökonomischen Zweck, sondern in der Gestaltung der jungen

Menschen von Freiheit (vgl. Deinet, Sturzenhecker 2005, S. 13f.), der

Auseinandersetzung mit der Umwelt und dem Grundelement für eine fundamentale

gesellschaftliche Ausrichtung, der Partizipation (vgl. Schäfer 2013, S. 192). Durch die

Betonung der Differenz dieser Bildungspartner als zwei Pole, könnten die Stärken der

Offenen Jugendarbeit fokussiert werden. Schule und Offene Jugendarbeit vereint die

Verantwortung für junge Menschen (vgl. Rademacker 2011, S. 22f.).

Zu den drei Sozialisationsbereichen von jungen Menschen zählen Familie, Schule und

Freizeit, Freizeit als Raum der Selbsterfahrung. Die beliebteste Freizeitaktivität ist das

Treffen von Freunden (vgl. Peter, Pollert 2011, S. 36). Für Jugendliche haben

gleichaltrige Gruppen einen zentralen Stellenwert bei ihren individuellen

Entwicklungsprozessen der geschlechtsbezogenen, kulturellen und politischen

Orientierung (vgl. Scherr 2009, S. 66f.). Die Peergroup stellt für junge Menschen eine

Schnittstelle und eine Brücke zwischen familiärer und gesellschaftlicher Verantwortung

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und eigenen individuellen Bedürfnissen dar und nimmt den Platz als zweite Familie ein

(vgl. Opp 2006, S. 51ff.).

Peergroups und Familien könnten sich als Bildungspartner der Offenen Jugendarbeit

und damit als Ausgleich im Dreieck der formellen, nicht-formellen und informellen

Bildungsformen (vgl. Peter 2004, S. 53) an der Gestaltung und Produktion von

Bildungsprozessen beteiligen.

5.2 Gender

Gender steht für die soziale Kategorie des Geschlechts und der ihnen

zugeschriebenen Eigenschaften (vgl. Treibel 2006, S. 102). Gender als Thema in der

Offenen Jugendarbeit bedeutet, Gleichstellung und Chancengleichheit der

Geschlechter (vgl. Rose 2004, S. 51ff.) als eine Strukturmaxime der Kinder- und

Jugendhilfe (vgl. Der Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit

1990, S. 85ff.).

Im Bereich Gender geht es auch um geschlechtstypische Ungleichheiten in einer

kapitalistischen und patriarchalischen Gesellschaft (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S.

246ff.), die nach Durkheim ein System darstellt, das durch Bildung die notwendigen

Bedingungen zur Existenz und zum Überleben schafft (vgl. Becker 2009, S. 465).

Innerhalb der Aufbrüche in der Gesellschaft stellt die Geschlechtsidentität eine der

letzten Sicherheiten dar (vgl. Rose 2005, S. 154f.).

Die Formen von Männlichkeit und Weiblichkeit sind Ausdruck sozialer

Konstruktionsprozesse (vgl. Scherr 2009, S. 83). Die Notwendigkeit der klaren

Unterscheidung von zwei Geschlechtern wird hinterfragt. Was als männlich oder

weiblich gilt ist veränderbar (a.a.O., S. 35). Im Gegensatz dazu ist Geschlecht als

Ausdruck gesellschaftlicher Ordnung im Alltag ein zentraler Bezugspunkt ( a.a.O., S.

123). Soziale Handlungsspielräume und Bedürfnisse junger Menschen werden

unterschiedlich nach Geschlecht eingeräumt und anerkannt (vgl. Rätz-Heinisch,

Schröer, Wolff 2009, S. 244). Die Geschlechterordnung der Gesellschaft mit ihren

Idealen und Normen führen junge Menschen zu Bildungswegen, die als männlich oder

weiblich gelten (ebd.). Auf diesen Bildungswegen bestimmen Bildungsziele was junge

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Menschen lernen sollen (vgl. Graff 2004, S. 133).

Die Herausforderungen der Offenen Jugendarbeit zum Thema Gender liegen in der

Vielfalt (vgl. Rose 2004, S. 78) und der Schwierigkeit, Bedürfnisse der jungen

Menschen festzustellen (a.a.O., S. 71). Die Vielfalt beinhaltet Geschlechtervielfalt und

das Bewusstmachen und Erkennen von Geschlechtermustern (a.a.O., S. 78f.).

Innerhalb der Gesellschaft haben sich Prozesse entwickelt, die die Reproduktion von

Geschlechterdifferenzen als auch die Diffusion von Geschlechternormalitäten bewirken

(a.a.O., S. 81). Die Bestimmung der Angebote im Bereich Gender nach den

Bedürfnissen der jungen Menschen, die geschlechtsspezifisch und

geschlechtsunspezifisch sein können, stellen weitere Herausforderungen dar (a.a.O.,

S. 71).

Die Hierarchie im Geschlechterverhältnis zeigt das Männliche als höherwertig an (vgl.

Faulstich-Wieland 2008, S. 245). In der patriarchalischen Kultur gilt weibliche

Selbstbestimmung als Voraussetzung um männliche Herrschaft aufzubrechen (vgl.

Graff 2004, S. 133). Das Ziel der Homogenität der Geschlechter wird mit dem Ziel der

Selbstbestimmung für Mädchen kombiniert, die ohne männliche Bestimmung

entscheiden können wie und wer sie sein möchten, sich bewusst mit dem weiblichen

Bild auseinandersetzen und sich gegenseitig stärken und unterstützen (a.a.O., S.

133ff.).

Nissen legt ihren Fokus im Bereich Gender auf die Wichtigkeit der Partizipation von

Mädchen in demokratischen Prozessen. Es geht ihr um die Dekonstruktion von

angeblich männlichen oder weiblichen politischen Themen, Aufgaben und Prozessen,

die in die Kinder- und Jugendhilfe hineinreichen und Reformpotential enthalten (vgl.

Nissen 2003, S. 219ff.).

In der Offenen Jugendarbeit zum Thema Gender besteht die Herausforderung darin,

geschlechtsbezogene Jugendarbeit zu leisten, die junge Menschen bei ihren

Selbstentwürfen in ihren Gleichheitsvorstellungen unterstützt (a.a.O., S. 115), wobei es

auch um das Auflösen von Geschlechterungleichheiten geht (a.a.O., S. 114f.),

Entwicklungsprozesse fördert und Imaginationsräume ermöglicht (ebd.).

Offene Jugendarbeit zum Thema Gender beinhaltet das Verstehen der Jungen- und

Mädchenwelten mit der notwendigen flexiblen Begegnung der Widersprüchlichkeiten

und der Vielfalt (vgl. Rose 2004, S. 115).

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Der Diskurs über die Gleichstellung der Geschlechter ist mit jungen Menschen zu

führen. Dies könnte zu neuen Informationen führen (vgl. Rose 2004, S. 56f.). Die

Diskurse sollten lebendig und in einer Streitkultur geführt werden (a.a.O., S. 59f.). Das

Zulassen von inneren Imaginationsräumen zum Thema Gender bedeutet auch, das

Zulassen Geschlechtlichkeit schwebend, widersprüchlich und veränderbar zu denken

(vgl. Rose 2005, S. 155).

5.3 Migration

Die Bezeichnung „ausländische Kinder und Jugendliche“ ist eine Kategorie der

Etikettierung. Im Jahr 2001 wurden zwei Drittel der ausländischen Kinder und

Jugendlichen in Deutschland geboren. Diese waren ohne deutsche

Staatsangehörigkeit, weil bis zum Jahre 2000 in Deutschland der automatische Erwerb

der Staatsangehörigkeit aufgrund der Geburt auf deutschem Staatsgebiet nicht möglich

war. Der größte Teil der jungen Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind

Kinder und Kindeskinder von Arbeitsmigranten, die in früherer Zeit zum Zwecke der

Arbeit von Deutschland angeworben wurden (vgl. Bommes 2005, S. 104ff.).

Das Beobachten von Kulturen und das Einteilen in Kategorien ist übliche Alltagspraxis.

Die Herausforderung der Offenen Jugendarbeit ist, diese Alltagspraxis ernst zu

nehmen, sie auf Distanz zu halten und jungen Menschen als Individuum oder als

Gruppe offen für ihre Belange zu begegnen (a.a.O., S. 110f.).

Deutschland mangelt es an Offenheit für Migranten. Sie sind in diesem Land

benachteiligt. Beispiele hierfür sind das Bildungssystem, dass laut PISA zeigt, dass

deutsche Schulen am schlechtesten in der Lage sind, jungen Menschen aus

Migrationsfamilien gute Bildungschancen zu ermöglichen. Migranten sind in der

Arbeitslosenstatistik die größten Verlierer. Migrant zu sein bedeutet im demokratischen

Deutschland benachteiligt zu sein. Finden Konflikte unter Jugendlichen statt, liegt die

Ursache meist in Auseinandersetzungen um Anteile an gesellschaftlicher Teilhabe des

Sozialen und der Ökonomie. Junge Menschen aus Migrationsfamilien sind mit

vorgefassten Meinungen konfrontiert, die sie als Gruppe mit einem Konfliktrisiko

etikettiert (vgl. Gogolin 2003, S. 169ff.).

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53

Der Großteil der jugendlichen Migranten als Klientel der Offenen Jugendarbeit kommt

aus der Unterschicht und der unteren Mittelschicht (vgl. Bommes 2005, S. 106).

Hoch entwickelte Gesellschaften sind nicht nur durch schnellen sozialen Wandel, sondern

auch durch ein großes Ausmaß an sozialer und ethischer Vielfalt und durch immer stärker

werdende ökonomische Ungleichheit gekennzeichnet. Diese Merkmale prägen zunehmend

auch die Jugendphase und führen zu einer Spaltung jugendlicher Lebenswelten

(Hurrelmann, Quenzel 2013, S. 99).

Die Herausforderungen des Zusammenlebens von deutschen Jugendlichen und

Jugendlichen mit anderer Staatsangehörigkeit liegen in den Problemen von Rivalität

und Konkurrenz um Arbeitsplätze und Zukunftschancen (vgl. Münchmeier 2005, S.

660). Die heutigen Jugendlichen aus Migrantenfamilien haben das Bildungssystem in

Deutschland durchlaufen, vollziehen ähnliche Übergänge zum Berufsleben wie alle

anderen Jugendlichen und setzen sich mit ähnlichen Fragen auseinander. Auch sie

verbringen ihre freie Zeit mit Gruppen ihres Alters (vgl. Bommes 2005, S. 107).

Für die Arbeit mit jungen Menschen im Bereich Migration gelten alle Grundsätze der

Offenen Jugendarbeit mit Orientierung an ihrer individuellen Lebenslage und ihrer

Lebenspraxis (a.a.O., S. 111). Offene Jugendarbeit sollte sich im pädagogischen

Umgang auf die besonderen Lebenszusammenhänge ausländischer Jugendlicher

einlassen ohne sie als Gruppe zu etikettieren. Junge Menschen haben vergleichbare

biographische Problemstellungen, die besonderen Bedürfnisse ausländischer

Jugendlicher zeigen sich in der Interaktion mit ihnen (a.a.O., S. 108f.).

In der Offenen Jugendarbeit im Bereich Migration geht es um das Akzeptieren und

Verstehen der Unterschiede unter Berücksichtigung von repressiven und

emanzipatorischen Aspekten. Für junge Menschen geht es nicht darum unreflektiert

kulturelle Traditionen zu übernehmen sondern Räume der Orientierung zu haben, um

das Kulturelle als einen kollektiven Hintergrund zu begreifen. Soziale Arbeit ist eine

Menschenrechtsprofession mit der Aufgabe Menschenrechte zu ermöglichen und zu

vertreten, unabhängig von kulturellen Traditionen und Differenzen (vgl. Többe-

Schukalla 2014, S. 231).

Interkulturelle Bildung produziert mit ihrem Überbetonen der Prägung durch Kultur und

Herkunft kulturelle Stereotypen (a.a.O., S. 223). Ist von kulturellen Unterschieden die

Rede, ist dies eine Fokussierung auf die Unterschiede der Jugendlichen (vgl. Bommes

2005, S. 109). Kinder- und Jugendarbeit sollte kulturelle, sprachliche und ethnische

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Pluralität in der Gesellschaft als normal anerkennen und die Ressourcen der jungen

Menschen in Bewegung setzen (vgl. Gogolin 2003, S. 174). Das Anerkennen von

Pluralität bedeutet soziale Wertschätzung (vgl. Graßhoff 2013, S. 235).

„Die Entwicklung einer politischen Kultur, in der Einwanderer, Flüchtlinge und

Minderheiten als Mitmenschen respektiert und in der ihre Grund- und Menschenrechte

anerkannt werden, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ (Scherr 2001, S. 44). Der

Begriff „gesamtgesellschaftlich“ beinhaltet die Interaktion mit Migranten, die Chance

zum Voneinander-Lernen, zum Entwickeln von Strategien der Lebensbewältigung und

zum friedlichen Zusammenleben (vgl. Gogolin 2003, S. 178). Dies könnte die

Notwendigkeit des Bildungsauftrages der Offenen Jugendarbeit unterstreichen.

5.4 Medien

Die Massenmedien stellen eine weitreichende Veränderung der modernen

Gesellschaft dar. Das Wissen der Massenmedien ist „… ein pädagogisch nicht

kontrolliertes Wissen aus zweiter Hand“ (Scherr 2009, S. 150). Die Medien haben sich

in ihrer Vielfalt, Häufigkeit und Verfügbarkeit verändert (vgl. Ecarius, Fuchs, Wahl

2008, S.113). Immer mehr Informationen steht immer weniger Wissen gegenüber (vgl.

Bock-Rosenthal 2013, S. 260).

Digitale Medien und Bildung stehen in einem wechselseitigen Zusammenhang.

Abhängig von der Perspektive beziehen sich die Verbindungen auch auf die

Veränderungen von Bildungsinstitutionen und Bildungsprozessen (vgl. Hense, Mandl

2009, S. 22). Hinzu kommt die Veränderung der Kommunikation durch die Medien (vgl.

Scherr 2009, S.151).

„Heute bestimmen weitgehend die Medien den kommunikativen Code in der

Gesellschaft“ (Röll 2003, S. 119). Massenmedien beeinflussen Menschen in ihren

Einstellungen, Verhalten, Urteilen und Wissen. Bei jungen Menschen wird die kognitive

und affektive Entwicklung beeinflusst. In der Identitätsfindung von jungen Menschen

nehmen die Medien, durch ihre Möglichkeiten zur Auseinandersetzung und

Orientierung, Einfluss (vgl. Ecarius, Fuchs, Wahl 2008, S.111).

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„Eltern und Lehrer haben ihre „Medienhoheit“ gegenüber Jugendlichen verloren“

(Scherr 2009, S. 151). Jugendliche eignen sich überwiegend in gleichaltrigen Gruppen

die neuen Technologien an und entwickeln hohe Kompetenzen. Die unterschiedliche

Nutzung der Medien hängt von ihren verfügbaren Ressourcen, ihrem Alter, ihrer

Geschlechtszugehörigkeit und ihrem Bildungsgrad ab (a.a.O., S. 152).

Für die Zukunft kommt zum bisherigen Bildungsaspekt durch die neuen Medien die

Aufgabe der Triangulierung der Wirklichkeiten hinzu. Das bedeutet die Aufteilung der

Wirklichkeitsebenen zwischen Realität, Phantasie und virtueller Realität und das

Ausgleichen dieser Ebenen. Junge Menschen benötigen die Hilfe von Erwachsenen

beim Aufrechterhalten der Realität und dem Erkennen von Konsequenzen aufgrund

des Verhaltens in der Realität und virtuellen Realität (vgl. Robertz, Wickenhäuser 2010,

S. 4).

Durch veränderte Lebensformen könnten Jugendliche viel Zeit allein zu Hause

verbringen. Sehen die Erwachsenen die Nutzung der Medien durch Jugendliche als

Entlastung ihrer erzieherischer Verantwortung, könnte dies Probleme nach sich ziehen

(vgl. Ecarius, Fuchs, Wahl 2008, S. 113).

Die heutigen, mächtigen „Miterzieher“ junger Menschen sind die Medien. Aufgabe von

Eltern und Erziehern ist es durch eigenes sinnvolles Umgehen ein Vorbild zu sein. Die

Shell-Jugendstudie und die World-Vision-Kinderstudie zeigen auf, dass junge

Menschen mit Freizeitaktivitäten und den Medien unterschiedlich umgehen. 20 Prozent

der Kinder- und Jugendlichen verlieren durch ihre unangemessene Benutzung der

Medien ihren Anschluss an die ökonomische und soziale Umwelt. Die unangemessene

Benutzung der Medien ist größtenteils ein Symptom für andere Probleme, die die

Ursache dieses Verhaltens sind, wie bereits erlittene Verletzungen, Kontaktprobleme

oder Entwicklungsstörungen. Die Mehrheit der jungen Menschen, das sind 80 Prozent,

nutzt die elektronischen Medien produktiv für sich, das bedeutet angemessen (vgl.

Hurrelmann 2011, S. 94ff.).

Die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen sind gerade im Freizeit- und Medienbereich

höchst unterschiedlich. Kinder mit guter Bildung und starker Persönlichkeit sind durch die

Medien nicht gefährdet, sondern werden durch sie gestärkt (Hurrelmann 2011, S. 97).

Die Herausforderungen für die Jugendarbeit liegen im Bereich der Medien in der

Medienpädagogik (vgl. Röll 2003, S. 134f.). Die zunehmende Nutzung der Medien als

Lern- und Arbeitsmittel erfordern eine pädagogisch sinnvolle Gestaltung (vgl. Kopp,

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Mandl 2009, S. 68). Offene Jugendarbeit ist im Bereich der Medien im Ermöglichen der

gesellschaftlichen Teilhabe gefordert (vgl. Exner, Schmidt-Apel 2005, S. 197ff.). Dazu

zählen die Stärkung der Medienkompetenz und der Schutz junger Menschen im

Umgang mit den Medien (vgl. Wickenhäuser, Robertz 2010, S. 5).

5.5 Selbstevaluation

Selbstevaluation ist als professionelles Handeln zu verstehen, dass in der Kinder- und

Jugendarbeit fest verankert sein sollte (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S. 154).

Diskurse über Evaluationen reichen von Kritik über nicht feststehende und nicht

planbare Bildungsprozesse bis zu, in der Evaluation durchgeführten, Dokumentationen

mit präziser Darstellung von Bildungsimpulsen und Bildungseffekten (vgl. Lindner

2004, S. 244f.).

Die Selbstevaluation orientiert sich an der wissenschaftlichen Arbeitsweise mit dem

Einsatz der Methoden der empirischen Sozialforschung. Ihr Ziel ist es, die praktische

Arbeit zu qualifizieren und zu optimieren. Selbstevaluation bedeutet, die Folgen des

eigenen Handelns zu erfassen und eine Selbstkontrolle durchzuführen. Durch

Selbstevaluation wird das berufliche Handeln professionell (vgl. von Spiegel 2013, S.

213f.). Selbstevaluation läuft parallel zur praktischen Arbeit, währenddessen werden

wichtige Evaluationsdaten gesammelt (a.a.O., S. 230).

Evaluation verhilft dem Bildungsanspruch der Offenen Jugendarbeit zu einer

verbesserten Grundlage (vgl. Lindner 2004, S. 257f.), denn Evaluationen führen, durch

das Erfassen der Folgen des eigenen Handelns und der Selbstkontrolle (vgl. von

Spiegel 2013, S. 213f.), zur Veränderung der fachlichen Grundlagen und

Orientierungen (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S. 154).

Selbstevaluation ist eine Säule der Offenen Jugendarbeit, die Qualität sichert und

diese reproduziert (vgl. von Spiegel 2005, S. 595ff.). Die erforderliche Aufmerksamkeit

in der Strukturierung der Selbstevaluation verändert die Alltagspraxis und gibt den

Impuls für die erwünschte Selbsterziehung (a.a.O., S. 601). Selbstevaluation führt zur

Konzentration der pädagogischen Arbeit auf Kinder und Jugendliche als Nutznießer

(a.a.O., S. 602).

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Daraus wäre die Schlussfolgerung möglich, dass Selbstevaluation Impulse zu

Bildungsprozessen der professionellen Fachkräfte erzeugt mit positiven Auswirkungen

auf die tägliche Praxis der Offenen Jugendarbeit und somit auf die Bildungsprozesse

der jungen Menschen.

Für das erste Projekt der Selbstevaluation ist eine Evaluationsberatung als

Hilfestellung sinnvoll (a.a.O., S.601).Für die Selbstevaluation benötigen die Fachkräfte

zeitliche Freiräume (a.a.O., S. 602). Durch Selbstevaluation werden die Ergebnisse der

Arbeit nach außen kommuniziert (ebd.). Dies könnte ein Eckpfeiler der

Öffentlichkeitsarbeit sein.

5.6 Öffentlichkeitsarbeit

Der Handlungsbedarf für die Mitgestaltung der Jugendarbeit an Veränderungen ist

groß (vgl. Fischer 2003, S. 205). Der Blick auf die Offene Jugendarbeit des 14. Kinder-

und Jugendberichtes ist auf die Statistik ausgerichtet und stellt die Entwicklung des

Personalabbaus und die Reduzierung der Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit fest.

Dabei wird angenommen, dass die Veränderungen der Bedürfnisse junger Menschen

und die Vielfalt der Freizeitmöglichkeiten zu den Reduzierungen der Besucherzahl der

Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit führen (vgl. Bundesministerium für Familie,

Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 321f.).

Es bleibt unerwähnt, dass Offene Jugendarbeit Bildungsaufgaben und

Bildungsprozesse mit jungen Menschen ständig neu entwickeln und Wissen,

Entwicklungen und Fragestellungen aktualisieren sollte, um Lernfelder und

Lerninteressen junger Menschen zu wecken bzw. zu fördern (vgl. Hornstein 2004, S.

22). Um diese Bildungsaufgaben zu erfüllen wären für die Offene Jugendarbeit stabile,

ökonomische Grundlagen erforderlich.

Es fehlt an der Berechenbarkeit öffentlicher Zuschüsse und Finanzierung, dies

blockiert die Aufgabenerfüllung der Offenen Jugendarbeit. Es fehlt ökonomische

Planungssicherheit (vgl. Wischmeier, Macha 2012, S. 42). In der Offenen Jugendarbeit

wirken sich ökonomische Ressourcen als Struktur und Rahmenbedingungen auf das

Möglichmachen von Bildungsprozessen aus (a.a.O., S. 45). Dies könnte bedeuten, je

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weniger staatliche ökonomischen Mittel der Offenen Jugendarbeit zur Verfügung steht,

desto weniger gelingt die Aufgabenerfüllung nach § 11 SGB VIII.

Damit Offene Jugendarbeit nicht über selbstkritische Fachlichkeit und öffentlichen

Erfolgsdruck stolpert, ist in der Außendarstellung Strategie erforderlich. Diese würde

sich in der Unterscheidung der Arbeitskonzepte der täglichen Praxis als internes

Instrument und der Präsentationskonzepte als Instrument für die Öffentlichkeit zeigen.

Hierzu sind Analysen und Materialien mit Sachinhalten, die der Außendarstellung

dienen, zur Verfügung zu stellen. Dabei ist zu beachten, dass es in der

Außendarstellung nicht um die Inszenierung der Praxis geht, sondern um das Zeigen

von Erfolgen und Zielen der Offenen Jugendarbeit durch Auseinandersetzung (vgl.

Scherr 2005, S. 618).

Die Öffentlichkeitsarbeit für die Kinder- und Jugendhilfe wird in Zukunft, auch als

symbolische Politik, die gesellschaftliche und politische Themen in den Diskurs bringt,

wichtiger (vgl. Winkler 2013, S. 38). Mit dem Aufzeigen der Entwicklungs- und

Gestaltungsaufgaben junger Menschen in der Offenen Jugendarbeit (vgl. Fischer 2003,

S. 198) durch Öffentlichkeitsarbeit könnte der Fokus auf die Bildungsaufgaben gelegt

werden.

5.7 Resümee

Die Herausforderungen der Offenen Jugendarbeit liegen in ihrer Vielfalt, der

unmittelbaren Auseinandersetzung mit den Problemen der jungen Menschen und der

Transparenz der eigenen Arbeit nach außen (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S.

130). Für die Offene Jugendarbeit bedeutet die professionelle Darstellung nach außen

das Belegen der eigenen Arbeit (vgl. Fischer 2003, S. 202), die Präsentation der

Qualität dieser Arbeit und die gezielte Pflege aller Kontakte außerhalb der Einrichtung

(vgl. Vermeulen 2005, S. 636).

Die Gesellschaft steht in einem Veränderungsprozess, der junge Menschen auch in

ihren Bildungsprozessen dramatisch belastet. Sie erleben den Verlust der Orientierung,

der kulturellen und sozialen Strukturen und den Verlust von für sie wichtigen, sozialen

Beziehungen (vgl. Winkler 2013, S. 17ff.). Dies hat Auswirkungen auf die Bereiche

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Bildungspartnerschaften (vgl. Düx 2003, S. 12), Gender, Migration (a.a.O., S 15) und

Medien (vgl. Röll 2003, S. 119). Hier wird die Offene Jugendarbeit besonders

gefordert.

Jugendarbeit hat vielfältige Arbeitsfelder mit dem Grundmuster der Unterstützung von

Selbstbildungs- und Selbstorganisation junger Menschen (vgl. Müller 2005, S. 268) als

Bildungsprozess. Die Besonderheiten der Bildungsprozesse in der Offenen

Jugendarbeit sind Offenheit, Experimentierfreude, das Eingehen von Risiken, das

Suchende und das durchlebte Scheitern (vgl. Lindner, Sturzenhecker 2004, S. 11).

„Jungen Menschen darf ihre Unabhängigkeit nicht genommen werden, …“ (Unger

2006, S. 195). Diese zu wahren oder die jungen Menschen zu stützen, diese zu

Erlangen, könnte für die Offene Jugendarbeit ein Balanceakt darstellen, weil junge

Menschen auch Hilfe, Schutz und Halt benötigen (vgl. Bimschas, Schröder 2004, S.

73f.).

Bildungspartnerschaften mit der Familie könnten neue Bildungsimpulse geben, weil

Eltern die letzte Verantwortung für die Erziehung und Bildung ihrer Kinder tragen und

der Bildungserfolg mit der Familie verbunden ist (vgl. Schnabel 2009, S. 73). Das

Freizeitverhalten junger Menschen könnte mit der sozialen Herkunft und mit der

mangelnden elterlichen Zuwendung korrespondieren (vgl. Peter, Pollert 2011, S. 38).

Durch angebotene Bildungspartnerschaften mit der Familie könnten neue Wege

möglich sein.

Bei Kooperationen mit dem System Schule ist es wichtig zu wissen, dass die

Bildungsprozesse in der Schule vom Bildungssystem der Schule überlagert werden

(vgl. Grundmann 2009, S. 72). Dies könnte bedeuten, dass das Bildungssystem sich in

seiner Entwicklung blockiert. Die Aufgabe der Offenen Jugendarbeit mit ihrem weiten

Bildungsbegriff könnte im Ausgleich als Gegenpol zur Schule liegen. In der scholar

organisierten Zeit des Aufwachsens, treten offene und eigene Erfahrungen und

Erlebnisse junger Menschen in den Hintergrund (vgl. Winkler 2013, S. 32).

Für die Kooperation mit Peergroups würden unterschiedliche Entwicklungsprozesse

junger Menschen sprechen. Zu den höchst anspruchsvollen und wichtigsten

Entwicklungsprozessen junger Menschen gehört die Fähigkeit, Freundschaften und

Beziehungen zu Gleichaltrigen zu entwickeln und zu erhalten (vgl. Opp 2006, S. 36).

Unter Jugendlichen wächst das Bedürfnis, ohne pädagogisch-institutionellen Einfluss,

mit Gleichaltrigen zusammen zu sein. Sie wollen Sozialräume in denen sie unabhängig

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und selbstbestimmt handeln können (vgl. Fischer 2003, S. 198). Junge Menschen in

Peergroups zeigen sich als Ratgeber, Unterstützer und Seelentröster (vgl. Unger 2006,

S. 195). Als Teil der Gesellschaft müssen junge Menschen ihren Beitrag leisten, um

Alltagskonflikte zu bewältigen (vgl. Fischer 2003, S. 198).

Die Herausforderungen zum Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit könnten

ebenfalls in den Auseinandersetzungen mit den jungen Menschen liegen, die in einem

Handlungsraum stattfinden sollte, der Halt und Offenheit gibt (vgl. Müller 2004, S 42ff.).

Der Alltag der Offenen Kinder und Jugendarbeit ist geprägt von existentiellen Kämpfen,

um Räume, Stellen für professionelle Fachkräfte und Finanzen. Rechtfertigungen und

verwaltungstechnische Arbeiten gehören zum Alltag. Der eindeutige gesetzliche

Auftrag der Offenen Jugendarbeit scheint zur Nebensache zu werden (vgl. Buresch

2005, S. 548ff.). Die Grundlage als Nachweis von Bildungsprozessen in der Offenen

Jugendarbeit könnte die Selbstevaluation (vgl. Lindner 2004, S. 257f.) sein mit der

Dokumentation aller Handlungsschritte als Qualitätsnachweis. Die Öffentlichkeitsarbeit

hätte die Funktion, die Offene Jugendarbeit, mit ihren erreichten Aufgaben und Zielen,

in der Öffentlichkeit darzustellen (vgl. Vermeulen 2005, S. 629ff.). Dadurch wären für

die Gesellschaft neue Perspektiven auf die Arbeit der Offenen Jugendarbeit möglich.

6. Fazit/Resümee

Offene Jugendarbeit ist einer der wichtigsten Orte für die Bildung junger Menschen (vgl.

Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S. 153) mit vielen Einflussfaktoren (a.a.O., S. 154).

Offene Jugendarbeit braucht zur Ausführung und Beibehaltung ihrer Aufgaben

Aufmerksamkeit (ebd.). Die Legitimation des Bildungsauftrages ist durch § 11

KJHG/SBG VIII gegeben und damit rechtlich verankert (vgl. Hornstein 2004, S. 16).

Sozialpädagogik, respektive gesagt Kinder- und Jugendhilfe, wird häufig in Konflikt-

bzw. Notsituationen tätig (vgl. Thiersch 2012, S. 236). Dadurch könnte ein defizitäres

Bild in der Öffentlichkeit über die Offene Jugendarbeit entstanden sein. Daraus

resultierend könnte der Bildungsauftrag der Offenen Jugendarbeit wenig Beachtung

finden.

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6.1 Zusammenfassung und kritische Bewertung der Ergebnisse

Die Veränderungen in der Gesellschaft wirken sich negativ auf die Lebensverhältnisse

junger Menschen aus, so dass elementare Entwicklungen junger Menschen gefährdet

sind (vgl. Winkler 2013, S. 20) und damit Bildungsprozesse junger Menschen gefährdet

sind.

Offene Jugendarbeit als Bildungsort mit einem eigenständigen Bildungsauftrag (vgl.

Lindner, Sturzenhecker 2004, S. 7) und der Vielfalt des Handlungsbereiches (vgl.

Wischmeier, Macha 2012, S. 11) hat mit Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen

eine umfangreiche Zielgruppe (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S. 128). Offene

Jugendarbeit stellt einen pädagogischen Handlungsbereich dar (vgl. Wischmeier,

Macha 2012, S. 11) mit einem Bildungsbegriff der erweitert und ganzheitlich ist und zur

nicht formellen Bildung zählt. Auch in der Offenen Jugendarbeit sind informelle

Bildungsprozesse möglich (vgl. Schäfer 2013, S. 191).

Für die Offene Jugendarbeit besteht die Aufgabe, sich im Gegensatz zum begrenzten

Bildungsbegriff der formellen Bildung, mit dem komplexen Thema Bildung auseinander

zu setzen (vgl. Sting, Sturzenhecker 2005, S. 230). In der heutigen Zeit ist der

Bildungsbegriff blockiert durch die „…Kapitalisierung des Geistes…“ (Liessmann 2013,

S. 214). In der derzeitigen Epoche existiert keine normative Idee von Bildung, dafür

aber die Unbildung als Folge der Kapitalisierung des Geistes. Ein sozial verbindlicher

Bildungsbegriff wird daraus nicht entstehen können (a.a.O., S. 213f.). Diese

Perspektive zeigt die Problematik, des zu definierenden, komplexen Bildungsbegriffes

der Offenen Jugendarbeit.

In der Wissensgesellschaft ist Bildung einseitig und sieht den Menschen in seinem

Nutzen und seiner Verwertbarkeit im Produktionsprozess (vgl. Hornstein 2004, S. 16f.).

Die Bedeutung der Bildung wird nicht reduziert sondern lediglich der Begriff der Bildung.

Bildung erhält ihre politische Bedeutung durch Wissenspotentiale und wird als

persönliche, politisch bedeutsame Handlungsressource bewertet (vgl. Grundmann

2009, S. 69f.).

Im Bildungsbereich halten sich in Deutschland hartnäckig soziale Ungleichheiten (vgl.

Berger, Kahlert 2005, S. 7) und damit auch Chancenungleichheiten. Als Teil der

Sozialen Arbeit gilt es in der Kinder- und Jugendhilfe, hier in der Offenen Jugendarbeit,

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Interessenskonflikte, gesellschaftliche Widersprüche, Ausschließungsprozesse und

soziale Ungleichheiten zu entlarven und das Soziale von den Klienten mit gestalten zu

lassen (vgl. Lutz 2013, S. 248).

Die Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe und damit auch der Offenen Jugendarbeit

besteht darin, jungen Menschen zu ermöglichen die gleichen Chancen zu erhalten, ihre

eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und als Bürger und Bürgerinnen in einer

Demokratie ihre eigenverantwortliche Persönlichkeit zu entfalten. Verbunden mit

diesem Auftrag hat die Kinder- und Jugendhilfe die gesellschaftliche Pflicht auf soziale

Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten hinzuweisen, sich einzumischen und

Forderungen zu stellen (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte 2012, S. 22f.).

Ein Ziel der Offenen Jugendarbeit ist die Partizipation junger Menschen (vgl.

Wischmeier, Macha 2012, S. 192), die sich durch die Befähigung zur

Selbstbestimmung, in der Mitbestimmung und Mitgestaltung bei Methoden und Inhalten

zeigt und zu einer gesellschaftlichen Beteiligung und sozialem Engagement anregen

sollte (vgl. Delmas, Hörstmann, Reichert 2004, S. 195).

Nach Fischer hat der Bildungsauftrag der Jugendarbeit zwei Komponenten. Das

Erreichen von Bildungsvoraussetzungen und die Vermittlung von Kompetenzen zur

Persönlichkeitsbildung und Lebensbewältigung durch soziales Lernen (vgl. 2013, S.

146f.). Dadurch dass Offene Jugendarbeit auf kein Leistungsziel hinarbeitet, sondern

der junge Mensch mit seinen Interessen und Bedürfnissen im Fokus der Arbeit steht

(vgl. Schäfer 2013, S. 191), hat Offene Jugendarbeit das Potential, jungen Menschen

Bildungsprozesse in Freiheit zur Freiheit zu ermöglichen (vgl. Deinet, Sturzenhecker

2005, S. 14).

Dazu werden Mittel wie Ausstattung, Fachkräfte und Finanzen benötigt (vgl. Lindner,

Sturzenhecker 2004, S. 9). Hierzu ist ein Qualitätsmanagement wichtig, mit dem Inhalt

der Beschreibung, Bewertung der Arbeit und Selbstevaluation. So werden empirisch

relevante Informationen über Prozesse dokumentiert, sind eine Säule des

professionellen Handelns der Offenen Jugendarbeit (vgl. Jordan, Maykus, Stuckstätte

2012, S. 154), erleichtern die Darstellung nach außen und verschaffen der

Aufgabenerfüllung Transparenz (a.a.O., S.153). Denn der Bildauftrag der Offenen

Jugendarbeit ist nach innen, auf fachlicher Ebene und nach außen, in der Öffentlichkeit,

zu vertreten (vgl. Lindner, Sturzenhecker 2004, S. 9).

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Die Praxis der Kinder- und Jugendhilfe zeigt Brüche zu den Leitsätzen, weil sie im

Alltag mit sozialen Ungleichheiten konfrontiert ist. Eine alleinige Bewältigung dieser

Herausforderungen von Kinder- und Jugendhilfe ist nicht möglich, weil es hierzu sozial-

und gesellschaftspolitischer Veränderungen bedarf (a.a.O., vgl. S. 22f.).

6.2 Verallgemeinerung der Erkenntnisse

„…wer über die Situation der Jugend spricht, muss über Gesellschaft und Kultur, über

die Entwicklungen moderner Zivilisationen nachdenken“ (Winkler 2013, S. 20).

Tillmann sieht in der Phase der Jugend, die auch ein kritisches Potenzial hat, eine

Chance für die Gesellschaft auf humane Weiterentwicklung (vgl. 2010, S. 311). Dazu

benötigen junge Menschen Unterstützung.

Die gesellschaftlichen Unterschiede wachsen (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 259). Zur

Erlangung gesellschaftlicher Positionen und Ressourcen hat Bildung als

Schlüsselqualifikation eine zentrale gesellschaftliche Bedeutung (vgl. Grundmann

2009, S. 69). Bildung erhält durch Wissenspotentiale ihre politische Bedeutung. Das

bedeutet, dass das Individuum durch Wissen die Erfahrung von Handlungsautonomie

erlangt, die Erkenntnis über sich selbst und die Möglichkeit, Lebensverhältnisse zu

verändern. Bildung erfüllt ein natürliches Bedürfnis des Menschen nach Gestaltung des

eigenen und des Lebens innerhalb der Gesellschaft als politisches Gemeinwesen

(ebd.).

Die Besonderheiten der Offenen Jugendarbeit zum Thema Bildung sind der erweiterte,

ganzheitliche Bildungsbegriff (vgl. Schäfer 2013, S. 191), die Offenheit im Bereich der

Bildung, das In-Ordnung-Sein des Scheiterns, das Suchen und die Möglichkeiten des

Experimentierens (vgl. Lindner, Sturzenhecker 2004, S.11). Im pädagogischen Prozess

wird Offenheit, Halt, Hilfe und Schutz gewährt (vgl. Bimschas, Schröder 2004, S. 73f.).

Jugendhäuser könnten eine sichere Basis mit sozialem Rückhalt bieten, in der

genannte Bildungsprozesse möglich sind (vgl. Röhrig, Sturzenhecker 2004, S. 194),

die weder durch formelle noch informelle Bildung gewährleistet sind.

Das Ziel der Offenen Jugendarbeit ist die Partizipation junger Menschen (vgl.

Wischmeier, Macha 2012, S. 192), die bildungs- und gesellschaftspolitische Ziele

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einschließt, „…die sich aus dem humanitären Menschenbild ableiten…“ (Schäfer 2013,

S. 191) und als Ziel einmalig im Bildungsdreieck der formellen, informellen und nicht

formellen Bildung ist (vgl. Peter 2004, S. 53).

Um Theorien und Praxis in der Offenen Jugendarbeit zusammenzubringen sind

Dokumentationen über Konzeptionierungen der Einrichtungen, Konzepte der

Handlungsvollzüge und Selbstevaluation in der Offenen Jugendarbeit erforderlich, die

dann die Möglichkeit zur Transparenz geben und ein Qualitätsmerkmal sind (vgl. von

Spiegel 2005, S. 595ff.) und Öffentlichkeitsarbeit erleichtern (vgl. Vermeulen 2005, S.

636.).

Ein Merkmal der Politik ist Macht als Voraussetzung für politische Entscheidungen und

als Grundlage um Veränderungen herzustellen (vgl. Hellmuth, Klepp 2010, S. 88).

Fischer sieht in der bewussten Steuerung und Abstimmung von Sozial- und

Bildungspolitik einen neuen Weg (vgl. 2014, S. 148). Es geht um die Frage der

Sicherung von Chancengleichheit und sozialer Verantwortung und um die Förderung

des Bewusstseins für das Soziale in unserer Gesellschaft (vgl. Fischer 2003, S. 197).

Die Auseinandersetzungen mit diesen Themen sind für die Entwicklung einer

Gesellschaft notwendig. Die Entwicklung der Gesellschaft zeigt sich im

gesellschaftlichen Konflikt und in der politischen Auseinandersetzung als Moment der

Freiheit (vgl. Bock-Rosenthal 2013, S. 215).

6.3 Weitere Forschungsfelder

Weitere Forschungsfelder in der Offenen Jugendarbeit könnten im Bereich der Devianz

liegen, beispielsweise für junge Menschen mit einem Gewaltproblem oder junge

Menschen, die nach vielen Versuchen ohne einen Bildungsabschluss dastehen. Hier

könnte Offene Jugendarbeit mit anderen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe

kooperieren, junge Menschen in die Forschung mit einbeziehen, nach ihren

Lebenswelten und Bedürfnissen vor dem auslösenden Moment fragen. Welche

Unterstützung hat ihnen gefehlt? Wie hätte diese Unterstützung aussehen müssen, um

als hilfreich angenommen zu werden? Welche Angebote kann die Offene Jugendarbeit

für diese jungen Menschen machen, besser, durch sie gestalten lassen?

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Die Themen Macht, Herrschaft, Machtausübung und die damit verbundene

Beeinflussung von Bedürfnissen, Wünschen und die Beeinflussung darüber was

erlaubt, verboten, verrückt, undenkbar oder denkbar wäre, könnten die

Machtbeziehungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen (vgl. Scherr 2009, S.

72f.) als ein weiteres Feld der Forschung in der Offenen Jugendarbeit ausweisen.

Löw erklärt Foucaults Begriff der Macht. Macht produziert Wirklichkeit. Alles was von

der Norm abweicht wird bestraft. Ein Fehler ist, wenn das vorgeschriebene Niveau

nicht erreicht wird (vgl. 2006, S. 39f.). Wie junge Menschen mit diesem Thema

umgehen, welche Bedürfnisse, Gefühle und Interessen sie zu diesen Sichtweisen

haben wäre ein weiteres Forschungsfeld der Offenen Jugendarbeit.

Zum Alltag der Offenen Jugendarbeit gehört die Beziehungsgestaltung zwischen

Pädagogen und jungen Menschen (vgl. Bimschas, Schröder 2004, S. 61ff.) als

zentraler Punkt. „Unser beginnendes Verständnis der Eigenschaften von Beziehungen

ist noch ein sehr rudimentäres und gibt uns bisher eigentlich mehr Rätsel auf als

Erklärungen“ (Watzlawick 2011, S. 32).

Wie und was in der Offenen Jugendarbeit geschieht hängt auch von den Beziehungen

der Beteiligten ab (vgl. Wischmeier, Macha 2012, S. 179f.). Diese Beziehungen können

in Bildungsprozessen von erheblicher Bedeutung sein, weil junge Menschen in ihrer

Wahrnehmung das Verhältnis zum Pädagogen in die Bildungsprozesse mit

einbeziehen Der Pädagoge selbst ist mit seiner Persönlichkeit und seiner Haltung in

die Bildungsprozesse der jungen Menschen involviert (vgl. Bimschas, Schröder 2004,

S. 61ff.). Dies wäre als Forschungsfeld der Offenen Jugendarbeit eine

Herausforderung, weil eine pädagogische Beziehung empirisch schwer zu erfassen ist

(a.a.O., S. 63).

Bildung in der Offenen Jugendarbeit bedeutet, Verantwortung für junge Menschen,

Verantwortung für die Gestaltung von Gesellschaft und somit Verantwortung für die

Gestaltung der Zukunft zu übernehmen.

Eine Gesellschaft, die Kinder verkommen läßt (!), riskiert ihre humane Zukunft. Missachtung

(!) und Vernachlässigung der Heranwachsenden sind Ausdruck der Unfähigkeit und des

praktizierten Unwillens zur eigenen gesellschaftlichen Zukunft (Thiersch 2012, S.58).

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Thiersch, Hans: Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Aufgaben der Praxis im sozialenWandel. 8., Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Juventa 2012.

Tillmann, Klaus-Jürgen: Sozialisationstheorien. Eine Einführung in denZusammenhang von Gesellschaft, Institution und Subjektwerdung. Vollständigüberarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Originalausgabe. Reinbek bei Hamburg:Rowohlt Verlag 2010.

Többe-Schukalla, Monika: Soziale Arbeit im Kontext von Migrations- undIntegrationspolitik. In: Benz, Benjamin; Rieger, Günter; Schönig, Werner; Többe-Schukalla, Monika (Hrsg.): Politik Sozialer Arbeit. Band 2: Akteure, Handlungsfelderund Menthoden. 1., Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Juventa 2014, S. 217 – 235.

Treibel, Annette: Einführung in die soziologische Theorie der Gegenwart. 7.,aktualisierte Auflage. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2006.

Unger, Nicola: Positiv Peerkultur entwickeln. Ein Leitfaden. In: Opp, Günther; Unger,Nicola (Hrsg.): Kinder stärken Kinder. Positive Peer Culture in der Praxis. 1., Auflage.Hamburg: edition Körber Stiftung 2006, S. 168 – 196.

Unterkofler: Die Zukunft der Jugend? Projektionen aus der Gegenwart. In: Bock, Karin;Grabowsky, Sonja; Sander, Uwe; Thole, Werner (Hrsg.): Jugend Hilfe Forschung. Band31. 1., Auflage. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren 2013, S. 217.

Veith, Hermann: Die historische Entwicklung der Sozialisationstheorie. In: Hurrelmann,Klaus; Grundmann, Matthias; Walper, Sabine (Hrsg.): HandbuchSozialisationsforschung. 7., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim und Basel:Beltz Verlag 2008, S. 32 – 55.

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Walper, Sabine: Sozialisation und Armut. In: Hurrelmann, Klaus; Grundmann, Matthias;Walper, Sabine (Hrsg.): Handbuch Sozialisationsforschung. 7., vollständigüberarbeitete Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Verlag 2008, S. 203 – 216.

Watzlawick, Paul: Man kann nicht nicht kommunizieren. Das Lesebuch.1., Auflage.Bern: Verlag Hans Huber 2011.

Watzlawick, Paul: Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns. 7., Auflage.München: Piper Verlag 2011.

Wendt, Peter-Ulrich: Neue Ressourcen. In: Deinet, Ulrich; Sturzenhecker, Benedikt(Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. 3., völlig überarbeitete underweiterte Auflage. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2005, S. 637 – 647.

Winkler, Michael: Die Zukunft der Jugend? Projektionen aus der Gegenwart. In: Bock,Karin; Grabowsky, Sonja; Sander, Uwe; Thole, Werner (Hrsg.): Jugend Hilfe Forschung.

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Band 31. 1., Auflage. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren 2013, S. 17 –42.

Wischmeier, Inka; Macha, Hildegard: Außerschulische Jugendbildung. Eine Einführung.1., Auflage. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH 2012.

Zinser, Claudia: Partizipation erproben und Lebenswelten gestalten. In: Deinet, Ulrich;Sturzenhecker, Benedikt (Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. 3., völligüberarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften2005, S. 157 – 166.

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8. Erklärung

Erklärung

Hiermit erkläre ich, die vorliegende Arbeit selbständig und nur mit Hilfe der angegebenen Quellen und Hilfsmittel erstellt zu haben. Wörtlich oder dem Sinn nach übernommene Textstellen sind als solche gekennzeichnet.

Bärbel Gisela Ohrmundt