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SMI ² LE Blick in die Zukunft Blick in die Zukunft Der technische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Ich sehe zwei Alternativen für unsere Zukunft. Die eine ist eine Welt mit Massenarmut und Chaos. Die andere ist eine Gesellschaft, in der sich die von der Arbeit befreiten Menschen individuell entfalten können. Jeremy Rifkin, US-Ökonom und Buchautor, in der Stuttgarter Zeitung vom 30.04.2005

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SMI²LEBlick in die ZukunftBlick in die Zukunft

Der technische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Ich sehe zweiAlternativen für unsere Zukunft. Die eine ist eine Welt mit Massenarmut

und Chaos. Die andere ist eine Gesellschaft, in der sich die von der Arbeit befreiten Menschen individuell entfalten können.

Jeremy Rifkin, US-Ökonom und Buchautor, in der Stuttgarter Zeitung vom 30.04.2005

2 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Z I T A T EDas Schlimme ist, dass wir die einfachsten Fragen mit Tricks zu lösen versuchen,darum machen wir sie auch so ungewöhnlich kompliziert. Man muss nach einfachen Lösungen suchen.Anton Pawlowitsch Tschechow

Das Leben ist ein Paradies, und alle sind wirim Paradiese, wir wollen es nur nicht wahrhaben;wenn wir es aber wahrhaben wollten,so würden wir morgen im Paradiese sein.Fjodor Michailowitsch Dostojewski, in «Die Brüder Karamasow»

Viele Menschen sehen die Dinge,wie sie sind und sagen – warum?

Ich aber träume von Dingen,die nie gewesen sind und sage:

warum nicht?Robert Francis Kennedy

Geben Sie uns ewiges Leben und wir werdenneu, majestätisch und vollwertig.

Solange wir sterblich sind,sind wir komisch und miserabel.

Walerjan Petrowytsch Pidmohylnyj, in «Die Stadt»

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 3

Sehr geehrte Leser,

Albert Einstein sagte einmal: «Mehr als die Vergangenheit interessiertmich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.» Gleichfalls meinteer, dass Gott nicht würfelt. Entsprechend sind die Rahmenbedingungenfür die Zukunft längst gelegt. Es liegt nur an uns, die Chancen zu nutzenund etwas daraus zu machen.

Dabei ist der Mensch seit Jahrtausenden gleich geblieben: ob er nun inAfrika, Süd- oder Nordamerika, Europa, Asien oder Australien lebt, ober Wladimir Putin, Barack Obama, Angela Merkel oder Julia Timo-schenko heißt – er muss essen, trinken, schlafen und irgendwann auf dieToilette.

Trotzdem suggeriert uns die Finanz- und Wirtschaftskrise, dass dieMenschheit in der Klemme steckt. Doch ist es nicht die Menschheit, dieProbleme hat, sondern das Gesellschaftssystem mit der heutigen Wirt-schaftsordnung. Dabei unterliegen wir einem Wandel, den andere seitlangem vorhergesehen hatten.

Der Russe Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski war am Beginn des20. Jahrhunderts davon überzeugt, dass die Menschheit in der Zukunftversuchen wird, den Weltraum zu erobern. Dr. Timothy Leary, einamerikanischer Psychologe und Buchautor, nannte seine Zukunftsvisionin den 1960ern SMI²LE – Space Migration, Inteligence Increase und LifeExtension. Und spätestens seit Juri Alexejewitsch Gagarin als ersterMensch im Kosmos war, sind diese Visionen keine Utopie mehr. In denArtikeln dieser Ausgabe werden Sie erfahren, dass manche Ideen schonverwirklicht sind oder dass daran tatsächlich gearbeitet wird.

Statt vor der Zukunft Angst zu haben und uns von einer Krise einschüch-tern zu lassen, sollten wir uns bewusst werden, welche Möglichkeitenexistieren. Es gibt Ansätze, die es der Menschheit ermöglichen, die Her-ausforderungen der Zukunft zu meistern.

Wir laden Sie ein, sich durch dieses Heft zu informieren, wie die Weltder Zukunft aussehen kann, denn wir werden mit unseren Kindern dortleben.

Werfen Sie mit uns einen «Blick in die Zukunft».

Jörg Drescher

I N H A LTSpace-MigrationNach den Gedanken von K. E. Ziolkowskiwird die Menschheit schon im 21. Jahrhun-dert beginnen, sich im Sonnensystem auszu-breiten.

Intelligenz imQuadrat

Vitamine fürs GehirnMit einem Beitrag von

Olesya Storozhuk zur Bildung

Life-ExtensionSeit Jahrhunderten versucht die Medizin,das größte Geheimnis der Natur zu lüften –die Alterung und den unweigerlichfolgenden Tod

GeothermieSaubere und kostenlose Energie

Mit einem Kommentar vonGünter Sölken

Auf dem Wegzu ReichtumBereits 1947 wurde davor gewarnt, dassArbeitslosigkeit durch Computerverursacht werden wird

Die neueFarbe der Arbeit

Karl Marx ist tot, Rosa Luxemburg ist tot… und die Farbe der Arbeit ist immer

noch rot. Oder doch nicht?

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4 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

I N H A LTLohnt sich sozialesEngagement?Interview mit Jörg Drescher,Schriftsteller, Übersetzer und Lehrer

Geschichtsbuchaus der ZukunftWas wird man in Zukunft über unsere heutige Zeit schreiben?

Im Ostenetwas Neues?Interview mit Nasip Khamitov,Doktor der Philosophie und Schriftsteller

ZukunftsmosaikProjekte, Modelle und Ideen,was schon heute Realität ist

Von der Industrie-zur KulturgesellschaftWie Götz Werner und Ludwig-Paul Häußner die Zukunft sehen

Spaziergangdurch Utopia

Wie stellen sich Leser die Zukunft vor?

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1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 5

6 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Anton PERWUSCHIN

Nach den Gedanken von K. E. Ziolkowski wird die Menschheit schon im21. Jahrhundert beginnen, sich im Sonnensystem auszubreiten.

Die Prophezeiung von

Ziolkowski

Der amerikanische Schriftsteller Steven

King, der allgemein als «König des

Schreckens» bekannt ist, gestand, dass

sein größter Schock in der Kindheit die

Meldung über den Start des ersten Satel-

liten war. Die amerikanische Jugend war

Ende der 1950er Jahre von der Überlegen-

heit der USA so überzeugt, dass es ein

Schock war, als sie erfuhr, dass nicht

Amerika, sondern ein anderes Land, einen

Menschheitstraum verwirklichte. Der

Beweis war eine kleine Silberkugel, die

im Kosmos flog und dem Äther lautstark

Signale übergab: «Piep-piep-piep!»

Der Start des ersten russischen

Satelliten war keine Überraschung. Wurde

doch gerade in Russland einer der größten

Denker am Anfang des 20. Jahrhundert

geboren, der hier lebte und arbeitete –

Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski.

Der halbtaube Schullehrer aus Kaluga

war fest davon überzeugt, dass ein Haupt-

ziel der Menschheit in der Zukunft die

Eroberung des Weltraums wird. Früher

oder später würden Menschen die Erde

verlassen, um im Kosmos «Kolonien» zu

gründen. 1897 entwickelte Ziolkowski

eine Formel, die es erlaubte, die Fähigkeit

einer Rakete zu bewerten, um die

kosmische Geschwindigkeit zu erreichen.

Mit Hilfe dieser Formel, die heute den

Namen des Lehrers aus Kaluga trägt, kann

man den optimalen Treibstoff für Träger-

raketen oder Raumschiffe berechnen.

Ziolkowski prophezeite, dass Russland

die erste große Rakete bauen wird und

eine kosmische Flotte schafft. Diese

Prophezeiung sollte in Erfüllung gehen.

Nach der Oktoberrevolution von 1917

wurden die Arbeiten von Ziolkowski

berühmt. Er wurde zum «Vater» der

theoretischen Raumfahrt und sein Status

SpaceMigration

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 7

wurde oft erneuert. Der junge Flug-

ingenieur Sergei Pawlowitsch Koroljow

wurde durch die Arbeiten über die Raum-

fahrt von Ziolkowski beeinflusst.

Der Kosmos als Ziel einer

Gefechtsrakete

Die Idee eines künstlichen Mondes

(Satellit, Gefährte, ISS) ist schon vor

langer Zeit entstanden. Schon Isaak

Newton brachte in seiner Monographie

«Philosophiae Naturalis Principia

Mathematica» (1687) eine Beschreibung

einer riesigen Kanone an, mit deren Hilfe

man eine Kugel in die Umlaufbahn der

Erde schießen könnte. Stellen Sie sich vor,

Newton schrieb vom höchsten Berg,

dessen Spitze sich außerhalb der

Atmosphäre befindet. Stellen Sie sich eine

Kanone vor, die dort steht und senkrecht

in die Höhe schießt. Je größer die Ladung

ist, desto weiter wird die Kugel von der

Bergspitze fliegen. Letztlich wird bei der

Verwendung einer entsprechenden

Ladung die Kugel so schnell sein, dass sie

nicht mehr auf die Erde zurück fallen

wird, sondern den Planeten verlässt und

sich darum drehen wird. Dies heißt heute

«erste kosmische Geschwindigkeit» und

beträgt für die Erde 7,91 km/s.

Doch die Zeit verging, aber es gelang,

etwas zu bauen, um einen Satelliten in die

Erdumlaufbahn zu bringen. Die Schaffung

der großen Kanone zeigte sich allerdings

als außerordentlich arbeits- und kosten-

intensiv. Die kleinen Raketen, die vor dem

zweiten Weltkrieg gebaut wurden,

konnten nicht einmal theoretisch die erste

kosmische Geschwindigkeit entwickeln.

Das hat sich allerdings mit dem Er-

scheinen der großen ballistischen Raketen

«V-2» geändert, die Nazideutschland auf

London schießen wollten. Nach dem Sieg

der Alliierten über Hitler, bekamen die

Siegermächte die Raketentechnologie: die

USA, die UdSSR und Großbritannien.

Joseph Stalin erhielt die sowjetische

Raketentechnik, um die deutschen

Errungenschaften zu studieren. Er

versuchte, sie nachzubauen, um einen

Träger für Atomwaffen zu schaffen.

Sergei Koroljow war schnell davon

überzeugt, das die «V-2-Raketen» nicht

für den Transport von Atombomben über

größere Entfernungen geeignet wäre. Er

hat die Basiskonstruktion der Rakete voll-

ständig überarbeitet und eine «abgestufte»

Rakete entworfen, die unter dem Namen

«R-7» («Semerka» – «Sieben») in die

Geschichte einging.

1953, als die Arbeiten zu «R-7» gerade

begannen, verstand Koroljow, dass diese

Rakete auch eine Ladung in die Erd-

umlaufbahn bringen kann. Die Militärs

standen seinem Vorschlag skeptisch

gegenüber. Deshalb wandte sich Koroljow

in der UdSSR um Unterstützung an die

Akademie der Wissenschaft.

Und die Akademie unterstützte

Koroljow. Letztendlich wurde am

30. Januar 1956 die Verordnung des

Ministerrats angenommen, die vorsah, das

«Objekt D» zu schaffen. So hieß der

Satellit mit einem Gewicht von 1000 bis

1400 Kilogramm. Darunter hob sich die

wissenschaftliche Apparatur mit 200-300

Kilogramm ab. Der Termin für den ersten

Probestart auf Basis der «R-7» wurde auf

Sommer 1957 gelegt.

Als Koroljow die langersehnte Ver-

ordnung bekam, begann er sofort mit der

Realisierung seiner Pläne. In dem

Konstruktionsbüro OKB-1 wurde eine

Abteilung gebildet, die sich ausschließlich

mit der Erarbeitung eines künstlichen Erd-

satelliten beschäftigen sollte. Die

Abteilung sah sofort Variationen von

«Objekt D», von denen eine einen

Behälter mit «biologischer Ladung»

enthielt – einem Versuchshund.

«Völker, hört die Signale!»

Sergei Koroljow verfolgte die Arbeiten

seiner amerikanischen Kollegen aufmerk-

sam und fürchtete, dass sie schneller sein

könnten. Deshalb lud der Hauptkon-

strukteur sofort nach dem erfolgreichen

Test der «R-7» , die am 7. September 1957

Am 4. Oktober 1957 löste diese Kugelim Westen einen Schock aus, der zu

einer Bildungsdebatte führte

8 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

startete, seine Mitarbeiter ein, die an dem

Satellitenprojekt teilnahmen, und schlug

vor, «Objekt D» vorübergehend «einzu-

frieren», um so schnell wie möglich einen

kleinen, leichten Satelliten zu entwerfen.

Von außen sah der Satellit wie eine

Aluminiumkugel mit einem Durchmesser

von 0,58 Meter aus, die vier Antennen

hatte. Die Stromversorgung der Bord-

apparatur bestand aus einem Silber-Zink-

Akku, dessen Arbeit für 2-3 Wochen

ausreichen sollte.

Die Arbeit am sowjetischen Satelliten

wurde nicht geheim gehalten. Schon ein

halbes Jahr vor dem historischen Start

wurde in der Massenzeitschrift «Radio»

der Artikel «Künstlicher Erdsatellit»

veröffentlicht, in dem die Angaben der

Umlaufbahn des zukünftigen Sowjet-

raumschiffes standen, sowie die

Frequenzen, auf denen Radioamateure die

Signale «hören» würden.

Eine Woche vor dem Start las Sergej

Poloskow bei einem Vortrag auf

einer wissenschaftlichen Konferenz in

Washington die Raumfahrpläne der

UdSSR vor, bei der zum ersten Mal die

Bezeichnung des neuen Raumschiffes

fiel: «Sputnik». Dieses Wort wurde bald

in allen Zeitschriften der Welt wiederholt

und damit gebräuchlich.

In der Umlaufbahn

Und endlich – am 4. Oktober 1957, um

22:28:34 (Moskauer Zeit) leuchtete über

der nächtlichen Steppe von Kasachstan

das grelle Blitzlicht. Die Trägerrakete

«M1-1SP» (eine Modifikation der «R-7»,

später «Sputnik-1» genannt), die vom

Raumfahrtzentrum Baikonur startete, flog

mit Getöse nach oben. Ihr Schweif wurde

allmählich schwächer und unterschied

sich kurz danach nicht mehr vom Hinter-

grund des Sternenhimmels.

295 Sekunden nach dem Start von

«PS-1» war der Zentralblock der Rakete,

der 7,5t wog, auf eine elliptischen

Umlaufbahn in eine Höhe von 947 Kilo-

metern befördert – der Erde 288 Kilo-

meter nah. 314,5 Sekunden nach dem

Start begann die Arbeit des Satelliten und

er fing an, Signale zu senden. Im Raum-

fahrtzentrum wurden sie zwei Minuten

danach empfangen und der Satellit ver-

schwand am Horizont. Die Experten

liefen zu einem Unterstand auf die Straße

hinaus und riefen «Hurra!». Konstruk-

teure und Militärs fielen sich in die Arme.

Und schon auf der ersten Umkreisung lief

die Meldung der TASS...

Die Beobachtung der ersten Umkrei-

sung zeigten, dass der Satellit auf einer

Umlaufbahn mit der weitesten Entfernung

von der Erdoberfläche in 947 Kilometer

Höhe war. Für eine Erdumkreisung

brauchte der Satellit 96 Minuten und

10,2 Sekunden.

Um 20:07 (New-York-Zeit) empfing die

Funkstation der Firma «RSA» in New

York die Signale des sowjetischen

Satelliten. Bald verbreitete der Rundfunk

und das Fernsehen die Nachricht in den

USA. Der Sender «NBC» bot den Ameri-

kanern an, «die Signale zu hören, die alt

und neu für immer getrennt hatten.»

Das besondere Interesse des histori-

schen Starts stellt noch ein Detail dar.

Man versuchte schnell, den 1957 künst-

lich am Nachthimmel laufenden Stern als

Satellit zu beobachten. Doch in Wirklich-

keit war die spiegelnde Oberfläche des

«PS-1» als sichtbares Objekt viel zu klein;

von der Erde konnte man nur die zweite

Stufe des Zentralblocks der Rakete sehen,

der in der gleichen Umlaufbahn, wie der

Satellit schwebte.

Nach offiziellen Angaben flog «PS-1»

92 Tage lang – bis zum 4. Januar 1958. Er

machte 1.440 Erdumläufe und legte cirka

60 Mio. Kilometer zurück.

Doch gibt es Informationen, dass er

etwas früher, am 8. Dezember 1957, in der

Erdatmosphäre verglühte. Gerade an

diesem Tag hat irgendein Morgan im süd-

lichen Kalifornien ein verkohltes Bruch-

stück entdeckt. Die spätere AnalyseDie Mir umkreiste von 1986 bis zu ihrem kontrollierten Absturz 2001 die Erde

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 9

zeigte, dass es ein sich tatsächlich um

Material handelte, aus dem «PS-1»

bestanden hatte. Heute ist das von Morgan

gefundene Fragment in einem Museum

bei San Francisco ausgestellt.

Auf zu den Planeten

Der Erfolg übertraf die kühnsten Er-

wartungen. Koroljow bekam schnell den

Auftrag, einen zweiten Satellitenstart vor-

zubereiten. Am 3. November 1957 hob

«PS-2» mit einem Hund an Bord in den

Weltraum ab. Er wurde das erste Lebe-

wesen, das die Umlaufbahn der Erde ver-

ließ. Der Forschungssatellit «Objekt D»

startete erst am 15. Mai 1958.

Nachdem die sowjetischen Konstruk-

teure die Aufgabe erhielten, eine große

Weltraumrakete zu entwerfen, bereiteten

sie sich darauf vor und machten sich

daran, sich einer noch wichtigeren

Priorität zu widmen. Es gelang ihnen.

Am 2. Januar 1959 wurde die Rakete

«R-7» mit dem Forschungsapparat

«Luna-1» in den Kosmos geschossen, der

auf den Mond sollte. Doch verfehlte die

Rakete mit dem Apparat den Mond und

flog am Ziel vorbei, direkt auf die Um-

laufbahn um die Sonne, wo er zum ersten

künstlichen Planeten wurde.

«Luna-2» wurde am 12. September

1959 gestartet und schlug nach zwei

Tagen auf dem Mond, östlich des Mare

Serenitatis (Meer der Klarheit) ein.

1959 startete «Luna-3» und erfüllte den

langen Traum der Menschheit, die Rück-

seite des Mondes zu sehen.

Die neue Rakete wurde ständig verbes-

sert und bald konnte man den ersten

Kosmonauten in der Umlaufbahn feiern:

am 12. April 1961 – der Sowjetpilot Juri

Alexejewitsch Gagarin.

Danach fing das «Rennen» der Mars-

mission an. Am 1. November startete

«Mars-1» zum roten Planeten. Aber nach

fünf Monaten brach die Verbindung zur

Sonde ab und die Mission galt als

misslungen. Danach gelang es den

Amerikanern mit «Mariner-4» die ersten

Bilder vom Mars an die Erde zu senden.

Dafür landete im November 1971 die

erste Sonde «Mars-2» auf dem roten

Planeten, von der man als neue Weltraum-

errungenschaft sprechen konnte.

Große Aufmerksamkeit wurde auch der

Venus zuteil. Am 12. Februar 1961 wurde

die Sonde «Venus-1» gestartet, die dem

Planeten 100.000 Kilometer nah kam. Am

1. März 1966 erreichte die Sonde

«Venus-3» die Oberfläche des Planeten.

Später schafften sowjetische Sonden sogar

weiche Landungen auf der Oberfläche des

«Morgensterns» und übermittelten sogar

Panoramaaufnahmen. Dies ist bisher ein-

zigartig.

Die Niederlage im «Mondrennen» fügte

der sowjetischen Raumfahrt einen

schweren Schlag zu. Das Programm eines

bemannten Flugs zum Mond wurde ein-

geschränkt. Anstelle von Kosmonauten

wurden ferngesteuerte «Mondfahrzeuge»

eingesetzt. Der gesamte Weltraumzweig

der UdSSR orientierte sich auf die

Errichtung einer langfristigen Umlauf-

station. Theoretisch sollte diese Station

für eine Expedition auf den Mars

helfen, deren Entwürfe in sowjetischen

Konstruktionsbüros Anfang der 1960er

Jahre durchstudiert wurden. Doch hat der

Verfall der UdSSR diese und andere

ehrgeizigen Pläne begraben.

Allerdings überlebte nicht nur der

Raumfahrzweig, sondern entwickelte sich

am Anfang des Jahrhundert auch erfolg-

reich. Heute bauen in der Umlaufbahn

russische Spezialisten gemeinsam mit

amerikanischen Kollegen an der Inter-

nationalen Raumstation (ISS). In der

Heimat von Ziolkowski und Koroljow

fing man von Neuem an, über Flüge zum

Mond und Mars zu sprechen.

Eine der Phasen zur Vorbereitung einer

interplanetaren Expedition soll der

Versuch «Mars-500» werden. Sechs Frei-

willige werden in einem engen Modell des

Raumschiffes für 520 Tage und Nächte

eingeschlossen – genau so lange, wie die

Marsmission dauern soll. Die Wissen-

schaftler wollen prüfen, ob das Zusam-

menleben der Kosmonauten konfliktfrei

ablaufen kann und wie sich die lange

Isolation auf die Gesundheit auswirkt.

Es ist immer wieder ein faszinierender Anblickvon einem anderen Standpunkt auf

uns selbst zu blicken

10 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Alexander KAMARDIN

Die Mechanismen zur Entstehung von

Alzheimer sind noch nicht endgültig

bekannt. Medikamente, die heute ver-

wendet werden, wirken allerdings gegen

die Symptome und nicht auf die Ursachen

der Erkrankung. Aber in vielen Labors der

Welt wird fieberhaft nach Stoffen gesucht,

um das verlorene Gedächtnis wieder-

erlangen zu können und den Menschen zu

helfen, sich wieder «an alles zu erinnern».

Forscher des Instituts für normale

Physiologie, RAMN, beendeten in

Zusammenarbeit mit dem Institut für

physiologische Aktivstoffe am RAN vor

kurzem ein dreijähriges Projekt. Während

dieser Zeit wurden an Tieren zehn

Verbindungen untersucht, die Grundlage

für solche Medikamente werden könnten.

Aus dieser großen Zahl sind nur zwei

übrig geblieben, aber die Wissenschaftler

zählen dies als Erfolg.

«Das Ziel der Untersuchungen ist,

potentielle Verbindungen zu finden, die

«Erinnerungen» zurück geben können, die

bisher für immer verloren schienen»,

erzählt der Laborleiter des biologischen

Gedächtnisinstituts und korrespondieren-

des Mitglied am RAMN, Konstantin

Anochin. «Doch das Problem der

Kranken besteht nicht nur darin, dass sie

keine aktuellen Informationen behalten

können. In Wirklichkeit wird ihre Persön-

lichkeit zerstört, indem sie ihre Vergan-

genheit verlieren – sie erinnern sich an

nichts, das vor kurzem war und büßen ihre

sozialen Fähigkeiten ein. Aber wenn es

eine Möglichkeit geben würde, die

Gedächtnisfunktion zu stimulieren, würde

es ein gewaltiger Fortschritt sein.»

Zum ersten Mal wurde bei diesem

Projekt von den Wissenschaftlern nicht

nur nach neuen Verbindungen gesucht, die

den gewöhnlichen Erinnerungsprozess

verbessern, sondern auch geprüft, ob die

Stoffe fähig sind, das «ehemalige»

Gedächtnis zu beeinflussen oder gar zu

stärken.

Es ist schon ziemlich lange bekannt,

dass wenn vor dem Merken (zum Beispiel

ein Student vor der Vorlesung), im

Extremfall sofort danach, ein bestimmter

Stoff gegeben wird, die Information

besser behalten werden kann. Aber im

Verlauf der Untersuchungen wurde klar:

Auch nach 6-8 Stunden nach dem

Ereignis kann der Stoff auf die Qualität

des Merkens einwirken, da gerade in

dieser Zeit im Gehirn die zweite Welle der

«Informationsspeicherung» vonstatten

geht. Im Idealfall genügt es, einmal pro

Tag eine Tablette zu nehmen, die das

Gedächtnis verbessert, und man wird

fähig, alles optimal zu behalten. Doch

diese «Superfähigkeiten» werden kaum

Inte

ligen

z im

Qua

drat

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 11

einem Kranken helfen, der an Alzheimer

leidet, aber gerade dies war das Hauptziel

der Untersuchungen.

«Es gibt eine Unzahl an Dingen, die wir

allmählich vergessen. Sie verschwinden,

wie die Kondensspur eines Flugzeuges in

der Luft», erklärt Konstantin Anochin.

«Um diesen Prozess anzuhalten und das

Spurenlöschen zu «fixieren», haben wir

während der Untersuchungen versucht,

auf das schwächer werdende Gedächtnis

im Moment ihrer «Löschung» einzu-

wirken. Als wir die Versuchstiere in eine

entsprechende Situation brachten, die sie

seit längerem vergessen hatten und sie

sich wieder zu erinnern begannen, gaben

wir ihnen in diesem Moment das Ver-

suchspräparat. Daraufhin wurde praktisch

die «gelöschte» Information stabilisiert –

wir überführten sie in ein dauerhaft lang-

fristiges Gedächtnis.

Die Verbindungen, mit denen die

Forscher am Institut für normale

Physiologie arbeiteten, waren syntheti-

sche Stoffe von Chemikern aus dem

Institut für physiologische Aktivstoffe aus

Tschernogolowka, das bei Moskau liegt.

Dort beschäftigt man sich seit mehr als

15 Jahren mit der Suche nach Medika-

menten, die auf das Gedächtnis wirken.

«Wir synthetisierten tausende Stoffe»,

sagt Sergei Batschurin. «Zuerst prüfen wir

ihre Effektivität an Computermodellen.

Ein großer Teil wird dabei aussortiert.

Einige hundert landen im «Reagenzglas»

mit Zellstoffen und nur zehn haben es

geschafft, an Tieren getestet zu werden.

Unsere Kollegen prüften eben die aus-

sichtsreichsten unter ihnen im Rahmen

dieses Projekts.»

Im Laufe der Untersuchungen wurden

nur zwei Verbindungen ausgewählt, wobei

eins von den Wissenschaftlern den

Arbeitsnamen RU-32 bekam, das einer-

seits fähig ist, auf den Speicherungspro-

zess von neuen Informationen

einzuwirken, und andererseits das

schwache und zerstörte Gedächtnis beim

Erinnerungsprozess zu verstärken. Dies

kann der Anfang einer neuen Generation

von Präparaten sein, die fähig sind, das

geschwächte Gedächtnis wieder zu

aktivieren. Wie die Projektteilnehmer

gestehen, rechneten sie nicht mit diesem

Ergebnis, sondern waren bereit, sich mit

neuen, rein wissenschaftlichen Erkennt-

nissen über den Aufbau und die Mecha-

nismen des Gedächtnisses zu begnügen,

ohne die natürlich die Suche nach einem

Mittel im Kampf gegen Alzheimer einfach

unmöglich ist. Dabei ist der Erfolg kein

Zufall. Gerade die russischen Wissen-

schaftler verfügen dank der ausgeprägten

Tradition im Bereich der Physiologie und

Erforschung des lebenden Gehirns über

Möglichkeiten, die bei der Suche nach

neuen Wegen zur Wiederherstellung des

beschädigten Gedächtnisses notwendig

sind. Sie wissen, was sie beim Tier

«fragen» müssen und wie sie es dazu

bringen, sich auch an etwas anderes zu

erinnern. Dadurch kann man bestimmen,

ob der Stoff auf neue und bisher wenig

bekannte Prozesse der «Löschung» und

«Speicherung» des alten Gedächtnisses

wirkt. Die Tests, die von einer Mehrzahl

westlicher Pharmagesellschaften ver-

wendet werden, sind sehr mechanisch.

Das chemische Screening ist mit einem

breitgefächerten «Mähdrescher» ver-

gleichbar, der nicht immer den Einfluss

eines Stoffes auf diese feine Materie, wie

dem Gedächtnis, zeigen kann.

Der Markt für diese neue Medikamen-

tenklasse zur «kognitiven Erweiterung»

(cognitive enhancing drugs – Präparate,

Ich stelle Dir immer die gleichen Fragen.Ich will Dich doch nicht ärgern.

Ich habe vergessen, dass ich schon gefragt habe.Hab’ mich bitte trotzdem lieb.

12 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

die die Lernfunktionen verstärken) ist

nicht nur auf Alzheimer begrenzt. Die

Untersuchungen von RU-32 ergaben,

dass sich dieses Mittel auch auf andere

Erkrankungen auswirken könnte, die mit

der geistigen Leistungsfähigkeit des

Menschen zu tun haben – so zum Beispiel

bei Schizophrenie, Depression oder

Folgen eines Gehirnschlags. Aber die

Hauptzielgruppe solcher Medikamente

könnten nach Meinung der Wissen-

schaftler (aus der Sicht der vergangenen

Medizin) auch vollkommen gesunde

Menschen sein, die das vierzigste Lebens-

alter überschritten haben.

«So kann es nach und nach passieren,

dass die Grenze zwischen einem schweren

Zustand und Alzheimer verschwinden

wird, obwohl eigentlich alles damit anfing

– nämlich den alltäglichen Notwendig-

keiten des Lebens», unterstellt Professor

Anochin. «Es wird darauf hinauslaufen,

dass sich Leute in einiger Zeit entscheiden

können, ob sie diese «Gedächtnis-

vitamine» nehmen oder nicht.»

Diese neuen Möglichkeiten rufen bei

Spezialisten ernsthafte Befürchtungen

hervor, wovon die neuliche Diskussion in

der größten Wissenschaftszeitschrift

«Nature» zeugt. Die Autoren wenden sich

an die Leser, unter denen hauptsächlich

Biologen und Ärzte sind, mit einer Serie

von Fragen, die versuchen, die Grenze der

zulässigen Nutzung solcher Präparate zu

bestimmen. Hier drei davon: «Würden Sie

das Präparat einem Patienten mit diesen

Symptomen empfehlen?», «Würden Sie

es selbst einnehmen?», und zuletzt: «Wie

würden Sie reagieren, wenn Sie erfahren,

dass Ihre Kollegen solche Medikamente

zur Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit

einnehmen?» Die erste Frage wurde

einheitlich positiv beantwortet, bei der

zweiten waren die Meinungen geteilt, aber

bei der dritten meinte die Mehrheit, dass

sie negativ reagieren würden.

Zum Beispiel beruhen die Befürch-

tungen auf folgender Situation: Eine

Person nimmt das Medikament, um die

Zweiuhrvorlesung besser zu behalten,

später lässt die Wirkung wieder nach und

die Person kehrt wieder in den normalen

Zustand zurück. Kann eine psychische

Abhängigkeit entstehen? Wird die Person

nicht ständig bemüht sein, diese neue

intellektuelle Leiste hoher zu legen?

Aber hier argumentieren die Anhänger

der breiten Einführung von «cognitive

enhancing drugs», dass laut Prognosen,

sich in den nächsten 20-30 Jahren die Ent-

wicklung auf den Ausbau des mensch-

lichen Potentials durch Hilfe der verschie-

densten Techniken richten wird – wie der

Nano-, Multimedia- oder Computer-

technologie. Und diese Präparate wirkt

auf das «Standardpaket» der menschli-

chen Möglichkeiten einer demokratischen

Gesellschaft ein.

Allerdings sind uns die Hauptprobleme

noch gar nicht bekannt – damit rechnet,

wer sich mit der Erforschung des mensch-

lichen Gehirns direkt beschäftigt.

«Wir wissen letztendlich nicht, wie

unser Gedächtnis «organisiert» ist und

was diese gewonnenen Erinnerungen, als

Stück unserer Vergangenheit, verursachen

können», teilt Konstantin Anochin die

Zweifel. «Diesen Prozess kann man mit

einer «chemischen Psychochirurgie» ver-

gleichen. Dennoch ist es ein Eindringen in

eine fremde Seele und der Beginn irgend-

eines Bereichs eines anderen «Ichs». Dort

wird etwas herausgenommen, durch-

gesehen, verändert, gelöscht und

«aneinandergeklebt»...»

Aber es gibt zweifellos auch offensicht-

liche Vorteile, die durch die neuen Mög-

lichkeiten für die Medizin entstehen. Die

Erforschung des menschlichen Gedächt-

nisses und der Einfluss auf die kognitiven

Prozesse dauern an. Angefangen als rein

wissenschaftliche, fundamentale und ohne

eigentliche Aufgabe, kam man zu einem

Endprodukt, das solche Ergebnisse her-

vorbrachte, die die Gesellschaft des 21.

Jahrhunderts sehr stark verändern wird.

Der Anteil hochbegabter Menschen (nachdeutschen IQ-Tests mit über 130) liegt bei2,2% der Bevölkerung. Die Verteilungentspricht der gauß’schen Glockenkurve

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 13

Bildung der Zukunft

Olesya STOROZHUK

Die Frage der Bildung kann nicht allgemein betrachtet werden.

Vielmehr ist es schwierig, einen universellen Ansatz zu finden,

der angemessen erscheint und die kulturelle und historische

Eigenheiten der jeweiligen Nation mit einbezieht.

Da das Thema sehr weit gefächert ist, gehe ich von meiner per-

sönlichen Erfahrung aus und spreche über die euroatlantischen

Bildungsmuster. Dabei werde ich mich auf das traditionelle Aus-

bildungsschema der Schule und Hochschule konzentrieren.

Die Schule sollte (im weitesten Sinne) die Aufgabe der Eltern

ergänzen, das Kind in die Gesellschaft zu integrieren und grund-

legendes Wissen über die Welt zu vermitteln. Man sollte lernen,

unabhängig zu denken und den Informationsfluss zu analysieren,

der uns täglich erreicht.

Meiner Meinung nach sollte trotz aller radikaler Vorschläge

ein traditionelles Fundament in der Schuldausbildung bestehen

bleiben. Sicher, jede Generation ist «um einen Grad klüger als

die vorhergehende», aber es werden immer noch die gleichen

Kinder geboren, wie vor hundert oder zweihundert Jahren – es

ist nur die «Geschwindigkeit», die bestimmt, wie schnell ein

Mensch die Welt wahrnimmt. Eine andere Sache ist, dass die

pädagogischen Ansätze so schnell wie möglich auf die Heraus-

forderungen reagieren sollten.

Hochschulen sollten die Kenntnisse und Fähigkeiten der Stu-

denten erweitern, die in der Schule vermittelt wurden. Sie dienen

dazu, die Prozesse in der Welt besser zu verstehen und das

Wissen im jeweiligen Fachbereich zu vertiefen.

Folgende Probleme möchte ich bei der Hochschulbildung

(zumindest im postsowjetischen Raum) hervorheben: Die

Unflexibilität und theoretische Ausrichtung, das Festhalten am

formalen Bewertungsprozess und die Hierarchie zwischen Lehrern und Schülern.

Flexibilität. Hochschulen sollen Studenten mit flexiblem

Wissen ausbilden, und, was viel wichtiger ist, mit flexiblem

Bewusstsein. Die strenge Trennung in voneinander isolierte

Spezialbereiche zerstört sich selbst. Ein Student soll die Hoch-

schule mit breiten Kenntnissen und Fähigkeiten abschließen, die

ihm die Möglichkeiten geben, sich in den unterschiedlichsten

Bereichen des Lebens zu versuchen. Die Welt entwickelt sich

schneller als Universitäten Spezialisten vorbereiten können.

Doch ein Mensch, der zu lernen gelernt hat, kann auf das Leben

schnell reagieren und davon profitieren.

Benotung. Oft kann man hören: «Wir lernen nicht für Noten,

sondern fürs Leben». Aber diesen Worten fehlt in der Realität

oftmals die notwendige Substanz.

Trotz der Absurdität der Benotung (die eng mit dem Problem

der Objektivität verbunden ist), wäre es unvernünftig, sie abzu-

schaffen. Vielmehr sollte man ihr Wesen ändern: Man sollte die

Fähigkeiten eines Studenten bewerten und nicht tatsächliche

Ergebnisse. Natürlich ist es schwierig, Potentiale in Zahlen-

werten zu messen. Doch sind «mehrschichtige» Benotungen teil-

weise schon verwirklicht: Einschätzungen werden von Lehrern,

Fachkräften, Studenten selbst und deren Mitstudenten gegeben.

Die Hierarchie zwischen Lehrern und Studenten. Eine

Besonderheit der Hochschulbildung ist eine klare Trennung

zwischen dem Status von Lehrern und Studenten. Produktive

Lehrmethode sind Diskussionen, wo Lehrer zu Moderatoren

werden, um das Gespräch zu lenken und zu helfen, schwierige

Situationen oder Wissensdefizite zu überwinden. Wir sollten von

der vertikalen zur horizontalen Rolle im Bildungsbereich

wechseln, wo der Lehrer nur noch ein Mensch ist, der mehr

Wissen und größere Erfahrungen hat.

Einige Trends in Bezug auf die Hochschulbildung haben sich

inzwischen schon herauskristallisiert. Wir sollten die besten

Praktiken der «nichtformellen Ausbildung» nutzen, wie die

Betonung auf Softskills, individuelles Eingehen auf einzelne

Studenten, Interaktionen, und Open-Space-Diskussionen usw.

Die Ausbildung der Zukunft wird mit Sicherheit ein breites

Spektrum an Multimedia-Informationen bieten. Sie wird sich

international ausrichten. Dabei geht es primär um einen Kultur-

und Erfahrungsaustausch, damit wir lernen, unterschiedliche

Probleme zu lösen.

Schon heute leben und studieren viele Leute auf verschiedene

Art. Diese Studenten warten nicht auf die Gelegenheit von oben,

sondern leben nach dem Motto: «Sei die Änderung, die Du sehen

willst.» Aber um diesen Prozess zu intensivieren und zu

verbessern, bedarf es einer angemessenen Unterstützung von

Entscheidungsträgern. Dies beinhaltet breite konzeptionelle

Reformen des gesamten Systems. ☺

14 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Albert VALENTINOW

Seit Jahrhunderten versucht die

Medizin, das größte Geheimnis der Natur

zu lüften – die Alterung und den

unweigerlich folgenden Tod. Dies zu

erforschen und den Mechanismus besser

zu verstehen, dient allgemein dazu, den

Menschen von dieser bedrückenden Zeit

des Lebens zu befreien. Aber es scheint

aus Sicht des gesunden Menschen-

verstandes gar nicht nötig.

Als das Leben auf die Erde kam und die

ersten Lebewesen erschaffen wurden, sah

die Natur ihr Ableben nicht vor. Der Tod

war nicht in ihrem Drehbuch eingeplant,

weshalb die ersten Geschöpfe, wie

Mikroben, Bakterien oder Infusorien sich

bis heute über Teilung fortpflanzen. All

das ist einfach genial: da war die erste

Mikrobe, dann teilte sie sich... und es gab

zwei... aber immer noch die gleichen. Für

den Menschen, der die Welt aus seiner

Sicht des absoluten Materialismus heraus

wahrnimmt, ist es schwer, die Tatsache zu

begreifen, dass Tiere, die «heraus-

kommen», wie Matrjoschkas, sich immer

wie ein und derselben ähneln. Und nicht

nur Tiere. Eine Erdbeere hat «Härchen»,

die neue Erdbeeren bilden – und immer

wieder ergibt es die gleiche Pflanze.

Nach der Entstehung von einfachen

Lebewesen kamen kompliziertere Mehr-

zeller – und mit ihnen der Tod. Warum

wurden sie von der Natur benötigt? Auf

diese Frage antwortete der deutsche

Naturforscher Weißmann noch im

19. Jahrhundert so, wie auch Mendel und

Morgan, welche die Sowjetideologie in

den Schmutz zogen. Sie wurden breit-

flächig abgestempelt: «Mendelismus-

Morganismus-Weißmannismus ist die

öffentliche Dirne des Imperialismus».

Und doch gab Weißmann eine sehr ein-

fache Antwort auf die Kernfrage: der Tod

wird von der Natur deshalb benötigt, um

das Leben auf der Erde zu sichern, um zu

lernen, sich den jeweiligen Umweltbe-

dingungen entsprechend anzupassen und

damit auf jede Veräderungen reagieren zu

können. Doch die hemmungslose Ver-

mehrung irgendeiner Art führt dazu, dass

die Nahrung nicht mehr für alle ausreicht.

Und dann werden erwachsene Tiere an-

fangen, die schutzlosen Jungtier zu

fressen, damit sich unter anderen Bedin-

gungen jede weitere Generation vervoll-

kommnet. Diese andere Bedingung wurde

eben durch den Tod gewährleistet.

Aber dieser Prozess kann nicht plötzlich

eintreten, sondern der Organismus muss

darauf vorbereitet werden. Und für diese

Vorbereitung organisierte die Natur eine

ganze Reihe auf dem lebenswichtigen

Weg: die Alterung.

Damit wurden nun lebenswichtige Auf-

gaben in das Gleichgewicht eingebaut.

Lebewesen werden geboren, entwickeln

sich durch Hilfe der Eltern in einem

«Ausbildungszyklus», erreichen das

LifeLifeExtension

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 15

Zeugungsalter, bekommen wieder Kinder,

die sie ausbilden und beschützen, um

danach zu altern und zu sterben. Mit der

ein oder anderen Nuance haftet dieses

traurige Schema allen Lebewesen unseres

Planeten an.

«Das Altern der lebenden Organismen

ist nicht ganz zu vermeiden.» Diesen

unerwarteten Gedanken sprach das Mit-

glied der Russischen Wissenschaftsakade-

mie (RAN) und Direktor des

Forschungsinstituts für physikalisch-che-

mische Biologie an der Staatlichen

Universität Moskau (MGU) aus. «Der

überwiegende Teil der Tier- und Pflanzen-

arten altert wirklich: der Organismus

funktioniert mit der Zeit immer schlechter,

hört auf, sich zu vermehren, ist anfällig für

Krankheiten und stirbt letztendlich.

Alterung ist aus Sicht der Evolution not-

wendig: alternde Lebewesen werden

konkurrenzunfähig und überlassen ihren

Platz den Jüngeren. Um es hochwissen-

schaftlich auszudrücken: «Das Altern des

Organismus ist die Abschwächung seiner

lebenswichtigen Funktionen im Lauf der

Zeit, um die Wahrscheinlichkeit des Todes

zu erhöhen.»

Aber plötzlich zeigte sich, dass es in der

Natur auch nichtalternde Lebewesen gibt.

Dabei sind es nicht irgendwelche

Mikroorganismen, sondern ganz

«normale» Arten, die sich weder äußer-

lich, noch innerlich von den anderen

unterscheiden. Sie haben auch Gehirne,

Herzen, Blut... aber es gibt nur einen

Unterschied: in den lebenswichtigen

Schritten fehlt die Alterung. Das erwies

sich buchstäblich als phantastisches

Rätsel der Natur.

Zum Beispiel existieren Riesenschild-

kröten, die bis zu 200 Jahre alt werden,

und in deren Leben keine Alterserschei-

nungen auftreten. Sie verlieren keine

Körperkraft, keine Sehkraft oder den

Sexualreiz. Sobald sie ihr Erwachsenen-

stadium erreicht haben, bleiben sie auf

dieser Ebene stehen, aber wachsen weiter

und behalten die Fähigkeit zur Fort-

pflanzung. Und sie sterben... am Hunger.

Eine andere Erklärung hat die Wissen-

schaft bisher nicht gefunden. Ihr Panzer

wird so schwer, dass sich die Schildkröten

nicht mehr bewegen können, um Nahrung

aufzunehmen. So hat die Natur hier

scheinbar nicht zu Ende gedacht...

Aber vielleicht verurteilen wir die Natur

verfrüht. Vielleicht zwingt sie die armen

Schildkröten nicht dazu, die Hunger-

qualen zu erleiden, sondern sterben ein-

fach deshalb, weil ihre Zeit gekommen ist.

Wie auch der Albatros, der auch nicht

altert. Er lebt zirka 50 Jahre und stirbt

plötzlich – auf einmal bleibt das Herz bei

dem lebendigen Vogel stehen. Das gleiche

Bild beim Grönlandwal – er lebt zirka 200

Jahre und behält sich auch die Fort-

pflanzungsfähigkeit bei. Und der Verlust

dieser Fähigkeit ist ein sicheres Merkmal

für den Beginn des Alterns. All diese Tiere

entwickelten sich bei der Evolution sehr

langsam, die zur Anpassung an Umwelt-

bedingungen da ist – aber bei diesen

Tieren ist es nicht notwendig. Vielmehr ist

es sogar gefährlich: sie verlieren an

irgendeiner großen Evolutionsänderung

plötzlich ihre Fähigkeit.

Und was lernen wir daraus? Es zeigt

sich, dass die Natur seit langem ein

Konzept für das Leben ohne Alterung

entwickelt hat und einige Lebewesen

damit belohnt wurden. Wie viele Arten es

sind, wissen wir nicht, aber wir entdecken

sie zufällig. Warum sie dieses wünschens-

werte Geschenk bekommen haben, ist uns

auch nicht bekannt. Aber einmal entdeckt,

heißt das, dass man es vielleicht ander-

weitig nutzen kann. Nicht wie ein unbe-

absichtigtes Geschenk, sondern wie ein

wissenschaftliches Forschungsergebnis

oder einer Suche, die auf ein klar

definiertes Ergebnis gerichtet ist. Um so

mehr, weil schon einige Ausgangspunkte

vorhanden sind. So gibt es bei manchen

Fischen keine Alterung durch ein in

Genen aufgezeichnetes Programm,

sondern er beginnt durch eine noch unbe-

kannte äußerliche Notwendigkeit. Sagen

wir zum Beispiel, dass der Pazifiklachs

sofort schneller zu altern beginnt,

nachdem er gelaicht hat. Danach sterben

die Fische und ziehen dadurch zahlreiche

Krebschen an, die wiederum als Nahrung

für die Jungfische dienen. Mit anderen

Worten: durch ihren Tod versorgen sie

ihre Nachkommen. Und der Pazifiklachs

kann sein aktives Leben dank eines

Parasiten verlängern. Die Larven einer

Muschelart leben in ihm. Aber wenn

äußere Faktoren, bei manchen Lebewesen

auf die Alterung beschleunigend oder aus-

lösend, und bei anderen verzögernd

wirken, bedeutet das, dass es solche Fak-

toren für andere Lebewesen auch gibt.

Man muss sie nur finden. Wenn man weiß,

wonach man suchen muss, ist die Aufgabe

gelöst.

Aus diesem Beispiel, so folgert der

Akademiker Skulatschew, entsteht der

Alterungsprozess – ein Programm, das es

möglich macht, ihn zu verzögern oder gar

aufzuheben. Diesem globalen Ziel

Lebewesen werden geboren, entwickeln sich mitHilfe der Eltern in einem «Ausbildungszyklus»,erreichen das Zeugungsalter, bekommen wieder

Kinder, die sie ausbilden und beschützen, um da-nach zu altern und zu sterben. Mit der ein oderanderen Nuance haftet dieses traurige Schema

allen Lebewesen unseres Planeten an.

16 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

widmen sich Forschungsprojekte, die den

Namen «Skulatschew-Ion» bekamen.

18 Forschungsgruppen mit mehr als 210

Personen, einschließlich drei Mitglieder

und vier Berichterstattern der Russischen

Wissenschaftsakademie (RAN), sowie 19

Doktoren und 45 Kandidaten der Wissen-

schaft aus verschiedenen Forschungszen-

tren Russlands nehmen daran teil.

Man muss dabei betonen: es geht abso-

lut nicht um den Kampf gegen den Tod,

wie manche glauben. Die Forschungen

richten sich darauf, den Zeitpunkt des

Alterungsbeginns so weit wie möglich

hinauszuzögern, um den Menschen von

seinen bedrückenden und erniedrigenden

Leiden zu befreien, sowie die Lebensqua-

lität dieses wichtigen Abschnittes zu

verbessern, der ihm von der Natur aufer-

legt wurde.

Es scheint, dass man den Schlüssel des

Alterungsprozesses in den Genen suchen

muss. Und solche Experimente wurden

schon gemacht: Wissenschaftler haben

das Gen gefunden, bei dessen Deaktivie-

rung das Leben verlängert wird... Naja,

bisher nur bei Fadenwürmern und

Labormäusen. «Wir wollen uns nicht in

die Gene des Menschen einmischen, weil

es zu unabsehbaren Folgen führen kann»,

sagt Wladimir Skulatschew. Und er weiß,

von was er spricht. Er ist einer der führen-

den Wissenschaftler von lebendigen

Zellen auf der Welt.

Aus diesem Grund entschieden die

Forscher, sich nicht in den Alterungspro-

zess und dessen Ablauf in einer sehr

frühen Stufe einzumischen. In diesem Sta-

dium ist das Altern mit einer Ansammlung

von Radikalen im Organismus verbunden

– mit einer sehr aktiven Sauerstoffverbin-

dung, die oxidierend wirkt und faktisch

tödlich ist, wobei dies eigentlich in den

Mitochondrien geschieht. Sie sind die

Hauptorganellen einer Zelle – das Kraft-

werk, das die Energie zur Arbeit aller an-

deren Zellkomponenten liefert. Deshalb

muss man in erster Linie den Sauerstoff

«bändigen» und seine freien Radikale

neutralisieren, wenn man den Beginn der

Alterung verzögern will.

Dieses Problem ist nicht neu. Man ver-

wendet schon heute hunderte Antioxidati-

onsmittel auf der Welt, aber nicht alle von

ihnen sind wirksam, weil sie selbst auch

freie Radikale schnell zerstören. Es ist

noch kein wirkliches Antioxidationsmittel

eines Wissenschaftlers bekannt. Nach

einer langen anstrengenden Arbeit ergab

sich die Synthetisierung eines neuen

Stoffs, wobei man noch nicht dazu kam,

ihm einen Namen zu geben – derzeit SkQ.

Die Besonderheit dieses neuen Stoffs be-

steht darin, dass in seiner Zusammenset-

zung das «Skulatschew-Ion» (der Name

wurde von einem ausländischen Kollegen

vergeben) auftritt, das durch die Zellmem-

bran geht und sich im Inneren von

Mitochondrien ansammelt. Damit

«schmuggelt» sich eigentlich ein

Die Gesellschaft wird immer älter. Kinderwandern in die Städte ab und in den Dörfern

bleiben die Alten und Schwachen zurück.

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 17

Antioxidationsmittel ein. Das Ergebnis:

Das Präparat schützt das Gewebe der

Mitochondrien vor Oxidation und die

«Energieleistung» bleibt unverändert. Die

Zelle arbeitet ihr ganzes Leben lang mit

voller Kraft, so dass der Altersprozess erst

viel später beginnt.

Versuche mit Labormäusen haben dies

bestätigt. Ihnen wurde Wasser mit SkQ

zum Trinken gegeben, wobei das Präparat

im Wasser buchstäblich in einer Nano-

dosis enthalten war. Bildlich gesprochen:

im Wasser war nicht selbst das Präparat,

sondern seine Geruchsausstrahlung. Aber

das Ergebnis hat sich als wichtig er-

wiesen: die Lebenszeit dieser Mäuse hat

sich im Vergleich zu einer Kontrollgruppe

um etwa ein Drittel verlängert. Mit

anderen Worten: der Alterungsprozess

fing erst ein Drittel später an. Noch ein-

drucksvoller sind Versuche mit mutierten

Ratten, bei denen eine beschleunigte

Alterung herbeigerufen wurde. Unter

normalen Bedingungen durchlaufen

solche Tiere ihre Lebensetappen, wie

Kindheit, Erwachsenheit, Nachkommen,

Alter und Tod, viel schneller. Das neue

Präparat hielt nicht nur die beschleunigte

Alterung auf, sondern verlängerte auch

deutlich die Jungend und Lebenszeit –

Phantastisch! Sie vergrößerte sich um

drei Mal.

Außerdem heilte das neue Präparat eine

Menge von Alterskrankheiten bei den Ver-

suchstieren: Infarkte, Gehirnschläge,

Osteoporose, Störungen des Blutkreis-

laufs, Reproduktionssystem, Sehkraft,

Verhaltensänderungen – all diese traurigen

Altersleiden verschwinden unter der

Einwirkung des «Skulatschew-Ion».

Dabei drängt sich eine Frage auf: Ist mit

dem hervorragenden Präparat, das von der

modernen Wissenschaft synthetisch her-

gestellt wird, wirklich die jahrtausendealte

volkseigene Tradition zu Ende, aus

Erfahrung Heilmittel zu sammeln und

ständig in der Natur neue und immer

wirksamere Kräuter zu suchen, um daraus

Aufgüsse und Salben herzustellen, die

buchstäblich zauberhafte Eigenschaften

besitzen? Es ist unmöglich, etwas zu

schaffen, was in der Natur nicht vorgese-

hen ist – das wurde noch im 19. Jahr-

hundert gefragt. So bleiben sicher Rezepte

von irgendwelchen Heilgroßmüttern

bewahrt, die taub und 100jährig in

Dörfern sitzen, wohin ein ganzer Bezirk

um Hilfe rennt, die aus der Zeit von

uralten Vorfahren stammt und von Mutter

zu Tochter unter strenger Geheimhaltung

weitergegeben wird. Dort hängen Kräuter-

bündel, die über eine verborgene Kraft

verfügen. Die Großmutter kann zur

Heilung eines Kranken gerufen werden

und wird dann nach einer strengen Folge

Blüten und Blätter, die von Urvätern ver-

macht wurden, in das siedende Wasser aus

einem Bergbach werfen, um den Aufguss

zu vollenden. Aber den heute Geheilten

wird der Beweis über den Erfolg der

altertümlichen Medizin vorenthalten, viel-

mehr wird der Glaube an die volkseigene

Heilkunst bewahrt.

Auch dieses Toten- und Lebenswasser?

Zuerst behandelt es, heilt Wunden, lindert

Blutungen, lässt Knochen zusammen-

wachsen – kurz, es heilt den Organismus.

Aber eins macht dieses Präparat SkQ: es

befreit den Patienten von Altersleiden.

Aber wieso nur Altersleiden? Alle aufge-

führten Krankheiten kommen auch in jun-

gen Jahren vor. Doch wurde das

«Skulatschew Ion» noch nicht in anderen

Krankheitsbereichen getestet.

Aber das Lebenswasser gibt Leben

zurück. Bisher macht das Präparat von

Skulatschew nur in einem Bereich etwas:

es gibt die abnehmende Sehkraft zurück.

Es zeigte sich, dass es sich beim Grauen

Star und Dystrophie der Netzhaut erfolg-

reich anwenden lässt. Natürlich bisher nur

bei Tieren. Wobei es nicht nur prophylak-

tisch wirkt, sondern auch behandelnd, was

kein Ophthalmologe erklären konnte. Auf

der Liste der Tiere, die nach Einträufeln

von SkQ ins Auge das Augenlicht wieder-

erlangten, stehen Hunde, Katzen, Kanin-

chen und ein Pferd. In einem Film, den

Forscher aufgenommen haben, erzählen

Hunde- und Katzenbesitzer überzeugend,

wie ihre Schützlinge innerhalb von 2-3

Wochen erblindet waren und es genügte

SkQ, damit ihre Sehkraft zurückkehrte.

Im alten Rom stand hinter einem siegreichen Feldherren ein Sklave und wiederholte dabei ununterbrochen die Worte:

«Memento mortis. Memento te hominem esse. Respice post te, hominem te esse memento» (Bedenke den Tod.

Bedenke, dass Du ein Mensch bist. Sieh dich um; denke daran, dass auch du nur ein Mensch bist.)

18 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Geothermische Energie ist die in Formvon Wärme gespeicherte Energie unter-halb der Oberfläche der festen Erde. ProLiter «Erdinnenraum» sind im Mittel 2,6kWh Energie gespeichert.

Der Wärmeinhalt der Erde würde unse-

ren heutigen Weltenergiebedarf für 30

Millionen Jahre decken. Mit menschli-

chen Maßstäben gerechnet sind also die in

der Erde gespeicherten Energievorräte ge-

nauso unerschöpflich wie die der Sonne.

In Mitteleuropa nimmt die Temperatur

in den obersten Erdschichten durch-

schnittlich um 3 °C pro 100 m zu. Im ober-

sten Erdmantel herrschen etwa 1.200 °C,

im Erdkern sind es wahrscheinlich

6.000 °C. Unmittelbar an der Erdober-

fläche werden die Temperaturen fast aus-

schließlich durch die Sonne bestimmt. Da

der Boden die Wärme jedoch schlecht

leitet, ist spätestens unterhalb von

15-20 m Tiefe kein Einfluss der Sonne

mehr festzustellen.

Im Vergleich zu anderen erneuerbaren

Energieträgern besitzt die Geothermie

einen bedeutenden Vorteil: Sie steht unab-

hängig von Tages- und Jahreszeit oder den

herrschenden Klimabedingungen immer

zur Verfügung.

Da sie direkt vor Ort zu finden ist,

benötigt man keine aufwendigen Trans-

portsysteme. Durch Vermeidung eines

konventionellen Verbrennungsprozesses

werden keine direkten CO2-Emissionen

verursacht; geringfügige CO2-Emissionen

ergeben sich nur durch Verwendung von

Elektroaggregaten.

Inzwischen verfügen wir über Techno-

logien, die es uns ermöglichen, die vor-

handenen Ressourcen auch praktisch

überall zu nutzen. In Deutschland wird

mit gegenwärtig rund 600 Megawatt

installierter Leistung (unter Einbeziehung

der oberflächennahen Geothermie aus

Wärmepumpen) umweltfreundliche

Wärme auf Basis der Geothermie erzeugt.

Weltweit sind zwischen 15.000 und

20.000 Megawatt (thermisch) und

8.400 Megawatt (elektrisch) Leistung

installiert. Das ist nur ein Bruchteil

dessen, was möglich wäre. Der Wärme-

strom aus der Tiefe reichte prinzipiell aus,

um unseren gesamten Wärmebedarf

decken zu können.

NUTZUNGSVERFAHREN

Oberflächennahe Geothermie

Auch die ersten hundert Meter Tiefe

lassen sich bereits geothermisch nutzen,

obwohl dort nur Temperaturen von

8-12 °C herrschen. Man benötigt zusätz-

lich nur eine Wärmepumpe, um die für die

Wärmeversorgung notwendigen höheren

Temperaturen zu erzeugen. Erdgekoppelte

Wärmepumpen sparen Primärenergie ein

und schonen so Umwelt und Klima. Das

Land Nordrhein-Westfalen fördert daher

solche Anlagen mit seinem Programm

«Rationelle Energieverwendung und

Nutzung unerschöpflicher Energie-

quellen (REN)».

Saubere Energie – kostenlos

Geothermie

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 19

Zur Wärmeerzeugung in der ober-

flächennahen Geothermie stehen folgende

Nutzungsverfahren zur Verfügung:

Grundwasserwärmepumpen:

An geeigneten Standorten lässt sich

Grundwasser über Brunnen entnehmen

und direkt zur Wärmepumpe bringen. Es

muss jedoch wieder in den Untergrund

eingeleitet werden, so dass neben Förder-

brunnen auch sogenannte Schluckbrunnen

einzurichten sind.

Erdwärmekollektoren:

In einer Tiefe von etwa 80-160 cm

werden Wärmetauscherrohre aus Kunst-

stoff horizontal im Boden verlegt. Über

eine zirkulierende Wärmeträgerflüssigkeit

wird dem Boden die Wärme entzogen und

mittels einer Wärmepumpe auf das

benötigte Temperaturniveau angehoben.

Erdwärmesonden:

Die Sonden sind senkrechte, meist 30

bis 100 m, selten auch tiefere Bohrungen,

in die gewöhnlich Kunststoffrohre

installiert werden. Sie bilden in Mittel-

und Nordeuropa die häufigsten Anlagen-

typen. Die mit einer Wärmeträgerflüssig-

keit gefüllten Sonden heizen oder kühlen

in Verbindung mit einer Wärmepumpe

einzelne Wohngebäude, Büro- und

Gewerbebauten oder sogar ganze

Wohnanlagen.

Erdberührte Betonbauteile,

Energiepfähle:

Dabei handelt es sich um statisch

notwendige Bauteile und/oder Gründungs-

pföhle sowie Schlitzwände. Bei Neu-

bauten kann man diese mit Wärme-

tauscher- rohren ausrüsten und sie in Ver-

bindung mit einer Wärmepumpe wirt-

schaftlich zum Heizen und Kühlen des

Gebäudes einsetzen.

TIEFENGEOTHERMIE

Tiefe Erdwärmesonden

Das Prinzip der über 500 m tiefen Erd-

wärmesonden wurde Anfang der 90er

Jahre erstmals in der Schweiz erprobt.

Damals wollte man alte Bohrungen, z. B.

aus der Erdöl- und Erdgassuche weiter-

nutzen. Seit 1994 wird eine fast 3000 m

tiefe Erdwärmesonde auch in Prenzlau

(Brandenburg) unter Nutzung einer schon

vorhandenen Bohrung betrieben. Die

gewonnene Energie wird in das Fern-

wärmenetz der Stadtwerke eingespeist.

Eine Wärmepumpe ist zur Aufheizung

zwischengeschaltet, um das geo-

thermische Temperaturniveau auf das der

Fernwärme anzuheben.

Moderne Wohnungen werden so ge-

baut, dass sie nur noch wenig Heizenergie

benötigen; die Heizungen werden als

Niedertemperaturanlagen ausgelegt. Des-

wegen kann man jetzt in Nordrhein-

Westfalen erstmals einen etwas anderen

Weg gehen: Das in der tiefen Erdwärme-

sonde erwärmte Wasser liefert seine Ener-

gie über Wärmetauscher in den Gebäuden

ab, kehrt dann abgekühlt in die Tiefe

zurück, um sich dort erneut zu erwärmen

und den Kreislauf zu wiederholen.

Thermalwassernutzung

In Deutschland entstanden geo-

thermische Heizwerke zuerst dort, wo es

im Untergrund Thermalwasser gibt.

Größere bekannte Vorkommen finden sich

z. B. in der Norddeutschen Tiefebene, im

Süddeutschen Molassebecken zwischen

Donau und Alpen, unter der

Schwäbischen Alb oder im Oberrheintal

aber beispielsweise auch im Aachener

Raum. Sie verfügen über Temperaturen

von ca. 40 bis knapp über 100 °C. Im

Oberrheintal und in Bayern gibt es

auch Thermalwasservorkommen mit

Temperaturen von mehr als 100°C.

Das warme oder heiße Wasser wird über

eine Tiefbohrung an die Oberfläche

gefördert, abgekühlt und über eine weitere

Bohrung wieder in den Untergrund

zurückgeleitet, und zwar in die Schicht,

aus der es auch entnommen wurde. Auf

diese Weise wird das hydraulische Gleich-

gewicht im Untergrund erhalten und das

Thermalwasservorkommen nicht leer-

gepumpt. Die aus dem Wasser gewonnene

Wärme wird in ein Fernwärmenetz

übertragen. Ein solches Wärme-

Temperaturin 0C

Druckin kbar

Dichtein g/cm²

ObereKruste <25 >0 <3,0

UntereKruste <900 ca. 9 3,3

ObererMantel 900-1.400 ca. 15 4,6

UntererMantel 1.400-2.500 ca. 400 5,7

ÄußererKern 2.500-3.000 >1.300 9,4

InnererKern 3.000-6.000 >3.500 11-13,5

20 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

versorgungssystem mit zwei Bohrungen

nennt man eine geothermische Dublette.

In Deutschland sind sie zwischen 800 und

2500 m tief. Geothermische Heizwerke

können über eine installierte Leistung von

mehr als 20 Megawatt verfügen und

mehrere tausend Wohnungen mit Wärme

versorgen.

STROM AUS GEOTHERMIE

Geothermische Kraftwerke gibt es auf

allen Kontinenten, meistens dort, wo

Dampf oder Heißwasserlagerstätten zu

finden sind. Kraftwerke produzieren mit

konventioneller Technik Strom rund um

die Uhr. Noch längst sind nicht alle

entsprechenden Ressourcen erschlossen.

Neue Technologien erweitern die

Möglichkeiten.

Niedrigere Temperaturbereiche ab etwa

100 °C konnten bisher zur wirt-schaftli-

chen Stromproduktion nicht genutzt

werden. Die Marktgemeinde Altheim in

Oberösterreich versorgt sich schon seit

Jahren mit geothermischer Wärme; seit

dem Jahr 2000 ist sie auch erster geo-

thermischer Stromproduzent nördlich der

Alpen. Durch die Entwicklung der ORC-

Turbine (Organic Rankine Cycle) ist es

jetzt möglich, das 106 °C heiße Thermal-

wasser für die Stromerzeugung zu nutzen.

Ein weiterer Schritt nach vorn sind Hot-

Dry-Rock-Kraftwerke (HDR-Kraftwerke).

In Mitteleuropa gibt es zwar keine Dampf-

oder Heißwasserlagerstätten. Aber heiß

genug ist der Untergrund auch bei uns.

Um auf Temperaturen zu stoßen, die sich

für die Stromgewinnung eignen, sind

ausreichend tiefe Bohrungen notwendig.

Das grundlegende Verfahrensprinzip

klingt relativ einfach: Das in der Tiefe

vorhandene heiße Gestein wird über Boh-

rungen erschlossen. Zwischen den

Bohrungen werden mit Wasserdruck, also

hydraulisch, Fließwege aufgebrochen oder

vorhandene aufgeweitet. So wird eine Art

unterirdischer Wärmetauscher erzeugt, in

denen sich von der Oberfläche einge-

presstes Wasser erhitzen kann, um, wieder

nach oben gefördert, eine Turbine anzu-

treiben. Die Zirkulation in HDR-Systemen

erfolgt in einem geschlossenen Kreislauf.

Dieser steht so unter Druck, dass ein

Sieden des Wassers verhindert wird.

Dampf entsteht also erst an der Turbine.

Einem Team des Europäischen

Hot-Dry-Rock-Forschungsprojekts in

Soultz-sous-Forets im französischen Teil

des Oberrheingrabens (Elsass) gelang es

in den Jahren 1994 bis 1997, die grund-

sätzliche Eignung des Verfahrens nachzu-

weisen. Soultz-sous-Forets wurde als

Standort dieses Vorhabens gewählt, weil

es im Zentrum der größten Wärmeanoma-

lie Mitteleuropas liegt. Das ermöglichte,

die Arbeiten in relativ geringer Tiefe

Montage einer Dampfturbine zur Stromerzeugung

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 21

von rund 3.500 bis 5.000 Metern

durchzuführen.

Mit den Ergebnissen, an denen auch

Wissenschaftler aus Nordrhein-Westfalen

ihren Anteil haben, hat sich die europäi-

sche Forschung weltweit an die Spitze der

HDR-Entwicklung gesetzt.

Die Schweizer Bundesregierung hat auf

Grund der ermutigenden Entwicklung

beschlossen, im Raum Basel ein erstes ei-

genes HDR-Kraftwerk zu errichten.

SPEICHERUNG VON WÄRME

UND KÄLTE

Der Erde kann nicht nur Wärme

entzogen, in ihr kann auch Wärme

gespeichert werden.

Erdwärmesondenspeicher:

Im Sommer lässt sich überschüssige

Wärme aus Gebäuden über Erdwärme-

sonden oder Energiepfähle in den Unter-

grund abführen. Von dort kann sie dann

im Winter zurück geholt werden.

Ein entsprechendes Demonstrations-

objekt wurde bereits 1992 in NRW

realisiert. Im Technologiezentrum Düssel-

dorf wird ein 6.650 m² Gebäudekomplex

mit geothermischer Energienutzung

geheizt und gekühlt. Die Erdsondenanlage

verteilt 77 Sonden mit je 35 m Tiefe auf

vier Erdsondenschächte und erzielt eine

Entzugsleistung von 117,5 kW.

Aquiferspeicher:

Verfügt man im Untergrund über eine

wasserführende Schicht, in der das Wasser

nicht oder kaum fließt, kann man nur

diese zur direkten Wärmespeicherung

nutzen. Einen solchen Aquiferspeicher

gibt es z.B. am Gebäude des Berliner

Reichstags. Dort wird im Sommer

Abwärme aus Blockheizkraftwerken über

Bohrungen in den Untergrund abgeführt,

die später während der Heizperiode

wieder zur Verfügung gestellt werden

kann.

Verkehrsflächen schnee-

und eisfrei halten

In Europa wurde 1994 eine erste Anlage

mit dem Verfahren zur Sonnenenergie-

rückgewinnung aus Straßenoberflächen

(SERSO), einem Hangviadukt einer

Bundesstraße bei Därligen am Thunersee,

Schweiz, realisiert. Dieses Straßenstück

zeichnete sich durch häufiges und

plötzliches Auftreten von Glatteis als sehr

unfallträchtig aus. Unter der Straßenober-

fläche, die sich bei Sonneneinstrahlung

aufheizt, befinden sich Rohrschlangen,

die die eingesammelte Wärme an einen

Erdwärmesondenspeicher abgeben. Dort

steht sie dann bei kritischen Winterwetter-

lagen wieder zur Verfügung und

verhindert die Glatteisbildung.

Kommentar von Günter SÖLKEN, Ex-Sprecher des deutschen Netzwerk GrundeinkommenIch bin davon überzeugt, dass wir von viel zu vielen Verbrechen gegen die

Menschlichkeit und die Menschheit umzingelt sind. Eines davon ist, dass wir

Energie aus Atomkraft beziehen. Dies ist eines der allergrößten Verbrechen, weil

wir – nur weil wir zu bequem sind, Energie zu sparen, eine Energiegewinnung

zulassen, die hunderte von Generationen nach uns belasten werden und zwar mit

einer Gefährlichkeit, die wir noch gar nicht abschätzen können.

Im gleichen Maße, so bin ich überzeugt, ist es ein Verbrechen, Autos für den

Straßenverkehr zuzulassen, die mehr als sechs Liter pro hundert Kilometer

verbrauchen. Das Verbrechen ist, dass wir uns weigern, die notwendigen Schritte

gegen die Klimakatastrophe zu unternehmen, unter der dann unsere Kinder und

Kindeskinder zu leiden haben.

Es hat sich leider herausgestellt, dass die viel gelobte Marktwirtschaft verantwortungsunfähig ist. Das hat sie leider zu Hauf

bewiesen. Deshalb muss jetzt mit drastischen Gesetzen eingegriffen werden. Geschieht dies nicht, ist auch dies ein Verbrechen.

Der richtige Weg kann nicht sein, der Geldwirtschaft mit Steuergeldern unter die Arme zu greifen. Dieser Gierkapitalismus,

der die Probleme auf den Finanzmärkten verursacht hat, ist keine Rettungsaktion wert. Denn er ist das eigentlich Übel.

Dies ist aber wohlgemerkt kein Plädoyer für den Sozialismus/Kommunismus und auch keine dumme Kapitalismus-

verdammung. Kapital werden wir immer brauchen, als Tauschmittel ist Geld unersetzbar. Aber es darf nicht sein, dass das

Kapital wichtiger wird als die Menschen und die Demokratie. Das ist so, als würde wir heute behaupten, dass sich ab morgen

die Sonne um die Erde dreht. Gott sei dank wissen wir, dass dies nicht der Fall ist und keine Manipulationskampagne der

Welt würde uns davon überzeugen können. Aber genauso wenig sollten wir zulassen, dass die Menschenrechte den

Bedürfnissen gieriger Verbrecher ausgeliefert werden können.

22 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Wenn es einen Vorschlag gibt, der zur

Zeit die Zustimmung von nahezu jeder-

mann erhält, dann ist es die Behauptung,

dass wir mehr Arbeitsplätze benötigen.

Ein «Heilverfahren gegen Arbeitslosig-

keit» ist versprochen, oder es wird von

allen «großen Denkern» ernsthaft danach

gesucht – diese Sucher reichen von Jimmy

Carter bis zur Kommunistischen Partei

der USA, von Ronald Reagan bis

zum Chef der Wirtschaftsabteilung an

der lokalen Universität, von den

Bircherianern bis zur neuen Linken.

Ich möchte diesen Gedanken in Frage

stellen. Ich glaube nicht dass es ein Heil-

verfahren gegen Arbeitslosigkeit gibt oder

dass es ein solches jemals geben könnte.

Ich möchte beantragen, dass Arbeitslosig-

keit keine Krankheit ist, sondern die

natürliche, gesunde Folgerung einer

technologisch weit fortgeschrittenen

Gesellschaft darstellt.

Jede Technologie und jede nationale

Spezies wie der Homo Sapiens zielen

unvermeidlich auf das, was Buckminster

Fuller als Ephemerisierung oder «Mehr-

mit-weniger-tun» bezeichnet. So «tut»

beispielsweise ein moderner Computer

(er liefert mehr Informationsteilchen), und

zwar mit weniger Hardware als die Proto-

computer der späten vierziger und

fünfziger Jahre. Ein Arbeiter an einer

modernen Lichtsetzmaschine vollbringt in

einer Stunde mehr als tausend mittelalter-

liche Mönche, die ein Jahrhundert lang

emsig Pergamentrollen abgeschrieben

haben. Die atomare Spaltung erbringt mit

einem Kubikzentimeter Material mehr, als

alle Ingenieure des 19. Jahrhunderts mit

Robert Anton WILSON (1980)

Auf dem Weg zu Reichtum

Arbeitslosigkeit ist keine Krankheit – aus diesem Grund gibt es kein «Heilverfahren» dagegen.

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 23

einer Million Tonnen erbringen konnten –

und die Kernfusion birgt noch größere

Möglichkeiten in sich.

Diese Tendenz zur Ephemerisierung

oder zum «mehr-mit-weniger-tun» basiert

auf zwei Hauptfaktoren:

1. Der Verbindungsgewinn

Der Begriff wurde von dem Ingenieur

C. H. Douglas geprägt und bedeutet ein-

fach, dass wir mit vereinten Bemühungen

mehr tun können, als wir mit der Summe

der Einzelbemühungen erreichen würden.

Fünf Leute, die zusammenwirkend

handeln, können ein kleines Auto heben –

probiert dies aber jeder für sich allein, so

wird sich der Wagen kaum von der Stelle

bewegen. So, wie sich die Gesellschaft

von winzigen Banden zu größeren

Stämmen, von Stammesverbänden zu

Stadtstaaten, von nationalen zu multi-

nationalen Verbindungen ausgeweitet hat,

so hat auch der Verbindungsgewinn

expotential zugenommen. Eine Jägerschar

der Steinzeit konnte das Parthenon nicht

errichten; ein Stadtstaat der Renaissance

konnte Neil Armstrong nicht auf den

Mond bringen. Wenn der Verbindungs-

gewinn auf Grund größerer sozialer

Einheiten zunimmt, so wird das «Mehr-

mit-weniger-tun» in zunehmenden

Ausmaßen möglich.

2. Dem Wissen selbst wohnt die stete

Erweiterung inne.

Jede Entdeckung «legt» weitere Ent-

deckungen nahe; jede Erfindung fordert

andere Erfindungen heraus. Dies ist direkt

aus den Aufzeichnungen des US-Patent-

büros ersichtlich, wo jedes Jahr mehr

Patente gewährt werden als im Vorjahr –

eine steigende Kurve, die ins Unendliche

zu klettern scheint. Wenn der Erfinder A

aus zwanzig Einzelteilen ein Was-auch-

immer bauen kann, so wird Erfinder B ein

Was-auch-immer aus zehn Einzelteilen

und Erfinder C ein solches aus fünf Ein-

zelteilen konstruieren. Hatte der Techno-

loge um 1900 einem Was-auch-immer

100 Erg entlockt, so bringt es der Techno-

loge von 1950 auf 1.000 Erg, und im Jahr

2000 werden es 100.000 Erg sein. Auch

hier geht die Tendenz stets in Richtung

«Mehr-mit-weniger-tun».

Arbeitslosigkeit wird unmittelbar durch

das technische Vermögen des «Mehr-mit-

weniger-tun» verursacht. Viele tausend

Mönche sind von Gutenberg «technolo-

gisch» zur Arbeitslosigkeit verurteilt

worden. Viele tausend Hufschmiede

haben durch Fords Motell T. «technolo-

gisch» ihre Arbeit verloren. Als Beweis

dafür, dass das «Mehr-mit- weniger-tun»

die menschliche Arbeit um so weniger

notwendig macht.

Aristoteles sagte einst, die Sklaverei

könne nur abgeschafft werden, falls

Maschinen gebaut würden, die sich selbst

bedienen. Arbeit gegen Lohn, die moderne

Äquivalente zur Sklaverei – sehr zutref-

fend von Gesellschaftskritikern als «Lohn-

sklaverei» bezeichnet –, steht mitten im

Prozess, von derartigen sich selber

bedienenden Maschinen aufgehoben zu

werden. In der Tat hat Norbert Wiener,

einer der Begründer der Kybernetik, dies

vorausgesehen und bereits 1947 davor

gewarnt, dass sich große Arbeitslosigkeit

einstellen werde, sobald die Computer-

revolution wirklich einzusetzen beginnt.

Darüber kann man diskutieren, und ich

würde meinen, dass der einzige Grund,

warum Wieners Voraussage noch nicht

völlig eingetroffen ist – obwohl die

Arbeitslosigkeit stetig zunimmt –, darin

liegt, dass die großen Zweckverbände, die

Gesellschaft und der Staat, stillschweigend

übereingekommen sind, den Lauf der

Kybernetik zu verlangsamen, sich Zeit zu

lassen und die Wirtschaft nur mit ange-

zogenen Bremsen in Gang zu halten. Dies

alles beruht darauf, dass sie Arbeitslosig-

keit immer als «Krankheit» betrachten und

sich keinerlei «Heilverfahren» gegen die

nahezu absolute Arbeitslosigkeit vorstellen

können, wie sie die vollständige

Kybernetik herbeiführen wird.

Buchbinder, Holzschnitt 1568 Aristoteles Norbert Wiener

24 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Nehmen wir für einen Augenblick an,

dass wir diesen calvinistischen Begriff-Set

ablehnen würden. Betrachten wir die

Lohnarbeit – und so betrachten sie die

meisten Leute tatsächlich – als einen

Fluch, als Belastung, als Ärgernis und

Schranke, die zwischen uns und dem, was

wir wirklich tun möchten, steht. In diesem

Fall ist deine Arbeit die Krankheit und die

Arbeitslosigkeit das Heilverfahren.

«Aber ohne Lohnarbeit werden

wir alle verhungern!?! Oder etwa nicht?»

Ganz und gar nicht. Viele weitblickende

soziale Denker haben intelligente und ein-

leuchtende Projekte ausgearbeitet, die auf

eine Gesellschaft mit steigender Arbeits-

losigkeit anwendbar wären. Hier einige

Beispiele:

1. Die nationale Dividende

Sie ist von dem Ingenieur C. H. Douglas

ausgedacht und leicht verändert von dem

Dichter Ezra Pound und von Buckminster

Fuller erneut aufgegriffen worden. Der

Grundgedanke lautet (obwohl sich

Douglas, Pound und Fuller in Einzelheiten

unterscheiden), dass jeder Bürger zum

Teilhaber an der Nation erklärt wird und

Dividenden auf das jährliche Brutto-

Sozialprodukt erhalten sollte. Die

Schätzungen darüber, wie viel auf jeden

Bürger entfallen würde, sind unterschied-

lich – aber nach dem derzeitigen Stand

des Bruttosozialprodukts darf bei größter

Zurückhaltung angenommen werden, dass

ein Anteil das Mehrfache dessen betragen

würde, was ein Wohlfahrtsempfänger

erhält – mindestens fünfmal soviel.

Kritiker klagen, dass dies von

inflationärer Wirkung sein würde.

Förderer der nationalen Dividende ent-

gegnen, dass dies nur der Fall wäre, wenn

die verteilten Dividenden das Brutto-

sozialprodukt übersteigen würden – sie

schlagen nur die Ausschüttung von

Dividenden vor, die gleich groß wie das

Bruttosozialprodukt sind.

2. Garantiertes Jahreseinkommen

Dieser Gedanke ist von dem Ökonomen

Robert Theobald und anderen vorgebracht

worden. Die Regierung würde dabei

lediglich eine Einkommensgrenze fest-

legen, die über der Armutsgrenze liegt,

und garantieren, dass kein Bürger weniger

erhält. Falls das Einkommen unter diese

Grenze sinkt oder falls man kein Ein-

kommen hat, gleicht die Regierung diese

Differenz aus.

Dieser Plan würde die Regierung

weniger kosten als das gegenwärtige

Wohlfahrtssystem mit all seiner büro-

kratischen Amtsschimmelreiterei und all

den überflüssigen Anhängseln; ein Punkt,

der von jenen Konservativen überdacht zu

werden, die sich immer über die hohen

Wohlfahrtskosten beklagen. Es würde den

Wohlfahrtsempfängern auch die ganze

Demütigung, Erniedrigung und Ent-

menschlichung ersparen, die in das gegen-

wärtige System eingebaut ist. Dies ist ein

Punkt, der von den Liberalen in Betracht

gezogen werden sollte. An einem System,

das billiger als die Wohlfahrt und für die

Armen weniger erniedrigend ist, sollte

meiner Ansicht nach außer hartgesottenen

Sadisten niemand Anstoß nehmen.

3. Negative Einkommenssteuer

Sie ist von dem mit dem Nobelpreis

ausgezeichneten Ökonomen Milton

Friedman entwickelt worden und bildet

eine weniger radikale Variante des oben

erwähnten Gedankens. Die negative Ein-

kommensteuer würde ein Minimalein-

kommen für jeden Bürger festlegen;

jedermann, dessen Einkommen geringer

als dieses Limits ausfällt, würde den

nötigen Betrag erhalten, um besagten

Aber ohne Lohnarbeit werden wir doch alle verhungern!?! Oder etwa nicht?

Buckminster Fuller

Biosphère in Montréal von Buckminster Fuller

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 25

Standard wieder zu erreichen. Friedman,

der gelegentlich als Konservativer

bezeichnet wird, sich selber aber lieber

Indeterminist nennt, weist darauf hin, dass

dies – wie Theobalds garantiertes Jahres-

einkommen – den Staat (das heißt den

Steuerzahler) weniger kosten würde als

das gegenwärtige Wohlfahrtssystem. Es

würde auch der letzten Färbung von Er-

niedrigung entbehren, die mit Regierungs-

almosen in Zusammenhang steht – denn

wenn man einen Scheck des Finanzamts

einlösen würde, wüsste niemand (nicht

einmal die Bank), ob es sich dabei um

Zusatzeinkommen auf Grund von Armut

oder um eine Rückzahlung auf Grund zu

hoher letztjähriger Steuern handelt.

4. Die RICH-Ökonomie

Letztere ist von dem Erfinder L. Wayne

Benner (Koautor von Timothy Learys

Terra II) in Zusammenarbeit mit dem

Autor dieses Aufsatzes entwickelt

worden. Es handelt sich dabei um ein

Vier-Stufen-Programm, dazu bestimmt,

die Gesellschaft auf die Kybernetik und

die Raumzeitalterzukunft auszurüsten, die

im Schnellschritt auf uns zukommt. RICH

bedeutet Rising Income through

Cybernetic Homeostasis (steigendes

Einkommen durch kybernetische

Selbstregulation).

Stufe I bedeutet die Erkenntnis, dass

Kybernetik und große Arbeitslosigkeit

unvermeidlich sind, wobei letztere zu

fördern ist. Dies kann dahingehend

geschehen, dass man jedem Arbeiter

100.000 Doller Belohnung bietet, falls er

eine Maschine erfindet, die ihn und alle

anderen, welche diese Arbeit verrichten,

ersetzen kann. Mit anderen Worten,

anstatt uns schreiend und unter Radau ins

kybernetische Zeitalter zerren zu lassen,

sollten wir mutig den Angriff wagen und

die von schwerer Arbeit befreite

Gesellschaft als utopisches Ziel sehen, das

die Menschheit immer gesucht hat.

Stufe II ist dazu bestimmt, entweder die

negative Einkommenssteuer oder das ga-

rantierte Jahreseinkommen einzurichten,

so dass die auf Stufe I bewirkte massive

Arbeitslosigkeit nicht ganze Menschen-

horden in die Erniedrigung der derzeitigen

Wohlfahrtssysteme absinken lässt.

Auf Stufe III muss das garantierte

Jahreseinkommen allmählich und ver-

suchsweise auf die Ebene der nationalen

Dividende gebracht werden. Dies würde

jedem Bürger annähernd den Lebens-

standard der wohlhabenden Mittelklasse

vermitteln. Der Grund, warum man dies

stufenweise vornehmen muss: Es gilt, jene

konservativen Ökonomen zu besänftigen,

die behaupten, dass die nationale Divi-

dende «inflationär» sei oder das Bankge-

schäft praktisch ruinieren würde, indem

sie die Zinssätze praktisch auf null senkt.

Unsere Behauptung lautet, dass dies nicht

geschehen würde, solange die ausge-

schütteten Dividenden dem nationalen

Bruttosozialprodukt gleich sind. Aber da

es sich dabei um einen revolutionären und

umstrittenen Gedanken handelt, wäre es

zugegebenermaßen vorsichtig, das

Minimal- einkommen während der ersten

zehn Jahre jährlich um vielleicht fünf Pro-

zent anzuheben. Nach der durch Stufe I

bewirkten massiven Übersättigung an

Konsumgütern sollte das Minimalein-

kommen dann versuchsweise weiter in

Richtung einer echten nationalen

Dividende ver-größert werden.

Stufe IV umfasst aus zwei Gründen

große Investitionen auf dem Gebiet der

Erwachsenenbildung. Erstens können sich

Menschen nur eine gewisse Zeit lang mit

Sex, Rauschgift oder Fernsehen

Das Dilthey-Modell

Der Nobelpreisträger für Chemie, Herold C. Urey (* 29. April 1893 in Walkerton

im US-Bundesstaat Indiana; † 5. Januar 1981 in La Jolla, Kalifornien), schlug in

der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert eine Begründung für die Entstehung der

Sauerstoffhülle auf der Erde vor. Dieses Musterbeispiel für Rückkopplungseffekte

ging als «Urey-Effekt» in die Wissenschaftsgeschichte ein.

Der Effekt beschreibt den Zusammenhang zwischen der UV-Strahlung und der

Photolyse: Wasser wird durch energiereiche UV-Strahlung in Sauerstoff und

Wasserstoff gespalten. Sauerstoff ist allerdings ein wirksamer UV-Filter und je

mehr Sauerstoff in der Atmosphäre ist, desto weniger kann Photolyse stattfinden.

Dieses Wechselspiel führte zu einem Gleichgewicht, welches Leben auf der

Erde überhaupt erst ermöglichte, denn energiereiche UV-Strahlung zerstört auch

organische Moleküle.

Das Dilthey-Modell enthält durch seine Besteuerungs- und Berechnungsart eine

ähnliche Selbstregulation über Rückkopplungseffekte.

Der Kommunismus versuchte mit der Planwirtschaft, das Angebot und die

Nachfrage in Einklang zu bringen. Die freie Marktwirtschaft ist auf Wachstum

ausgerichtet und versucht das Angebot prinzipiell immer zu vergrößern und

dafür eine Nachfrage zu generieren. Dies hauptsächlich deshalb, weil die unter-

schiedliche Verteilung von Produktionsmitteln dieses Wachstum erfordern.

Durch die dynamische Ausgestaltung des Dilthey-Modells wird oben beschrie-

bener «Urey-Effekt» – eine natürliche Form der Kybernetik – auf die Wirtschaft

übertragen.

26 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

beschäftigen – nach einer Weile langwei-

len sie sich. Das ist der psychologische

Haupteinwand in bezug auf eine arbeits-

lose Gesellschaft, und die Antwort darauf

besteht in der Schulung der Leute, auf

dass sie ihr Gehirn mehr betätigen, anstatt

sich mit Sex, Drogen, Fernsehen oder

unsinnigen Jobs abzugeben, an denen die

meisten Leute heute arbeiten. Zweitens

kommen in den nächsten zwei oder drei

Jahrzehnten große Herausforderungen

und Möglichkeiten auf uns zu.

Die bemerkenswertesten sind jene,

die Timothy Leary SMI²LE-Slogen

aufleuchten: Space Migration (Aus-

wanderung ins All), Intelligence

increase (Intelligenzsteigerung), Life

Extention (Lebensverlängerung). Die

Menschheit tritt in ein völlig neues,

evolutionäres Verhältnis zu Raum und

Bewusstsein ein. Wir werden nicht mehr

auf einen einzigen Planeten beschränkt

bleiben, auch nicht auf eine Lebens-

spanne, die kürzer als ein Jahrhundert ist,

und ebenso wenig auf die stereotypen

roboterhaften Geistesprozesse, von denen

heutzutage die meisten Leute ihr Leben

bestimmen lassen. Jedermann verdient die

Chance – falls er es wünscht –, an jenem

evolutionären Sprung teilzunehmen, den

Leary als «mehr Raum, mehr Zeit und

mehr Intelligenz, um Raum und Zeit zu

genießen» bezeichnete.

Ich bin – kurz gesagt – der Ansicht, dass

die Arbeitsethik (einen Arbeitgeber

finden, der dich gegen Lohn anstellt, oder

in erbärmlicher Armut leben lässt),

veraltet ist. Es muss eine Arbeitsästhetik

entstehen, die dieses Steinzeitalter-

syndrom des Sklaven, Lohnarbeiters,

Leibeigenen, Proletariats und Lohn-

arbeiters ersetzt – jene menschliche

Arbeitsmaschine, die gar kein voll-

kommener Mensch ist, sondern, wie Marx

sagte, «ein Werkzeug, ein Automat». Von

der Roboterrolle befreit, werden die Leute

lernen, vollentwickelte Wesen im Sinne

der menschlichen Möglichkeiten zu

werden. Sie werden nicht aus wirtschaft-

licher Notwendigkeit nach Arbeit suchen,

sondern aus psychologischem Bedürfnis –

als Ventil für ihr kreatives Potential.

(«Kreatives Potential» bezieht sich auf

den angeborenen Trieb, zu spielen,

herumzubasteln, zu entdecken und zu

experimentieren, wie es bei jedem Kind

zu beobachten ist, ehe seine Geistes-

prozesse von einer autoritären Erziehung

und der dienlich-konditionierten Lohn-

Roboterei verkrüppelt werden.)

Wie Buckminster Fuller sagt, werden

sich jene Leute, die dereinst von der

Lohnsklaverei befreit sind, als erstes

fragen: «Was hat mich in meiner Jugend

am meisten interessiert, ehe man mir

sagte, dass ich meinen Lebensunterhalt

verdienen müsse?» Die Antwort auf diese

Frage, die Millionen und schließlich

Milliarden Menschen geben werden, wird

die Renaissance zum Vergleich wie eine

wissenschaftliche Hochschulausstellung

oder wie eine Kunstschau aussehen

lassen.

Was hat mich in meiner Jugend am meisten interessiert, ehe man mir sagte, dass ich meinen

Lebensunterhalt verdienen müsse?

Container sind der Katalysator der Globalisierung. Mit ihnen ist es egal,

wie weit die Konsumenten und Hersteller voneinander entfernt sind.

Sie ermöglichen die weltweiteArbeitsteilung.

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 27

M E I N U N G E N

Christian GRIEMCOO bei BILLA UkraineDie Aufgabe von Führungskräften ist, eine positive Vision der Zukunft bereitzustellen

und Rahmenbedingungen zur Umsetzung zu schaffen. Dazu ist eine positive Grund-

stimmung wichtig, um authentisch zu wirken. Eine Portion Charisma ist notwendig,

damit die Führungskraft als nachahmungswürdiges Vorbild vorangeht. Sie muss Sinn

stiften können und eine positive Ausstrahlung vermitteln.

Ein angemessenes Gehalt ist als Motivation für die Arbeit zwar wichtig, doch ent-

scheidender sind nichtmonetäre Werte, wie Spaß, Lob und Anerkennung der Leistung.

Allerdings sind Menschen verschieden und die Gewichtung der Werte ist sehr unter-

schiedlich. So habe ich zum Beispiel den Eindruck, dass in der Ukraine Geld eine

höhere Bedeutung als in Deutschland hat, weil es hier viel essentieller ist.

Wladimir GONCHAROWManager bei Furshet UkraineVor kurzem las ich: «Nach Meinung einer Reihe bedeutender Wissenschaftler, hängt

das Schicksal der Zivilisation von einer kreativen Klasse ab (von der Klasse, die

schöpferisch aktiv ist und Ideen generiert). Aber sie besteht nur aus 150 Millionen

Personen. Und jede Stadt, in der sie leben werden, erwartet eine glänzende Zukunft.»

Das ist richtig, denn Kreativität war seit je her eine wichtige Triebfeder der mensch-

lichen Entwicklung. Aber man muss solchen Leuten auch die Möglichkeit geben,

schöpferisch aktiv zu werden und dann auf ihre Ideen hören. Später können wir immer

noch entscheiden, ob wir ihre Vorschläge in die Tat umsetzen.

Axel HLUCHY, Managing Director beiMetro Cash & Carry Ukraine Ltd.Für die erfolgreiche Umsetzung adaptierter Konzepte und Strategien ist eine früh-

zeitige Einbindung möglichst vieler Mitarbeiter auf allen Ebenen sehr wichtig. Somit

kommt der internen Kommunikation und der Beteiligung der Mitarbeiter eine ganz ent-

scheidende Bedeutung zu. Unternehmen die eine gut ausgeprägte interne

Kommunikationsstruktur haben, sowie eine offene, ehrliche und klare Kommunikation

zu Mitarbeitern, sehen in Krisenzeiten auch eher positive Aspekte, sich hierdurch besser

am Markt und bei den Kunden zu positionieren. Eine offene Kommunikation zu allen

Stakeholdern, Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten und anderen Geschäftspartnern

ist in Krisenzeiten somit eine vorrangige Aufgabe der Unternehmensführung und kann

durchaus als Chance begriffen werden, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.

28 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Arbeit ist nicht gleich Erwerbsarbeit

Soziale Sicherheit, Integration durch Erwerbsarbeit, das Recht

auf Einkommen verkleidet im «Recht auf Arbeit» waren eman-

zipatorische Schritte. Aber das verkürzt verstandene «Recht auf

Erwerbsarbeit» hat sich zum «Zwang zur Arbeit» verdreht, zu

einer Arbeit dort, wo keine mehr ist, zu Beschäftigungsprogram-

men, Sozial-Dedektivismus, Stigmatisierung. Dem Arbeitsverbot

für «Arbeitslose» stehen die Arbeits platz halter mit «innerer

Kündigung» gegenüber. Es wird schlimm, wenn Institutionen

um ihr Überleben kämpfen und das Sinnen nach einer

Neuorientierung verkeilen.

Arbeit gibt es so viel, wie es Menschen gibt. Nur die rote

Erwerbsarbeit nimmt ab. Rot heisst hier: müssen, verharren im

Alten und Einverständnis mit allem Zwang, aller «Ungerechtig-

keit», wenn sie nur ein klein wenig gerechter verteilt wird. Die

neue Farbe ist die des Könnens aus dem Wollen. Der Sinn der

Arbeit ist das Schöpferische. Das kann im Kleinsten und im

Dienendsten sein, wie auch im Betreten von Neuland.

Die neue Farbe der Arbeit

Daniel HÄNI und Enno SCHMIDT

Karl Marx ist tot, Rosa Luxemburg ist tot … und die Farbe der Arbeit ist immer noch rot. Keine Frage: unter der roten

Fahne des Klassenkampfes sind viele Verdienste an der Entwicklung der Gesellschaft im 20. Jahrhundert zu verbuchen.

Doch schon Paul Lafargue, der umtriebige Schwiegersohn von Karl Marx, sagte: «Wenn die Arbeit etwas Schönes und

erbauliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen.» Dies war der Arbeitsbegriff des 19. und auch noch

des 20. Jahrhunderts. An ihm hängen die Linke, die Gewerkschaften, das Gefühl von Mangel und vor allem das Denken an

den eigenen und darum nur kleinen Vorteil. Dieser Arbeitsbegriff geht jetzt unter und wer sich an ihn klammert mit ihm.

Was ist die neue Farbe der Arbeit?

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 29

Hammer und Sichel

Der rote Arbeitskampf ist Anachronismus. Hammer und Sichel

symbolisierten Industrie und Landwirtschaft. Das Pathos bezieht

sich auf das Schaffen «im Schweisse des Angesichts».

Maschinen und optimierte Verfahren haben uns vieles davon

abgenommen. Und mehr noch: eine ökologische und nachhaltig

vernünftige Landwirtschaft hat ihren Fokus längst erweitert; hin

zu einer Arbeit aus Einsicht und Hinwendung. «Macht euch die

Erde Untertan» ist die forsche Übersetzung des Bibelwortes

durch Luther. «Macht euch die Erde zu Eigen» lautet die

genauere Übersetzung; nehmt euch ihrer an. Industrielle Land-

wirtschaft zum Beispiel führt zu unbezahlbaren Schäden an Erde,

Pflanze, Tier und Mensch. Wer es sehen will, sieht es: Neue

Arbeitsfelder sind entstanden und diese können nicht immer,

unbedingt, allein und direkt über den Verkauf von Produkten

finanziert werden.

Gefangen im Überfluss – Vollbeschäftigung eine Utopie

Wir leben faktisch im Überfluss von Waren und von freien

Produktionskapazitäten. Es hat genug für alle, nur bekommt es

nicht jeder. Die Idee der Vollbeschäftigung wird jeden Tag mehr

zur Utopie. Die Arbeitnehmer und Arbeitgeber, ihre Verbände

und In teressenvertreter haben sich «gegeneinander» für das

gl eich Ziel festgebunden: Beide beschwören sie die Voll-

beschäftigung mittels Wachstum. Wer da nicht Rot sieht, ist

wohl farbenblind.

Arbeiten will jeder, Einkommen braucht jeder

Da tritt eine Idee in den Vordergrund: Grundeinkommen

bedingungslos für jeden Menschen und Besteuerung des

Konsums anstelle der Arbeit. Denn Arbeit ist ein Bedürfnis. Mit

dem Grundeinkommen darf es das sein. Und Einkommen

ist nicht mehr nur Lohn, sondern eine bedingungslose

Notwendigkeit.

Es gibt viel zu tun!

Die «Erwerbs-Vollbeschäftigung» ist vorbei. Arbeit aber gibt

es in Hülle und Fülle. Sie hat eine neue Farbe: Man tut sie, weil

man darin Sinn findet. Sie ist weniger Produktorientiert und nicht

mehr unbedingt und unmittelbar mit geldlichem Lohn

verbunden; deshalb aber nicht weniger wert. Sie hat mehr mit

individuellen Fähigkeiten und auch mehr mit individuellem

Bedarf zu tun.

Auf eine Formel gebracht: Alles was Maschinen nicht können,

was nur Menschen können, ist die neue Arbeit. Sie wird nicht

besser durch weniger, sondern durch mehr Aufwand. Zum

Beispiel in Familie, Landwirtschaft, Ökologie, Pflege, Gesund-

heit, Schule, Bildung, Forschung, Entwicklung, Kulturarbeit,

Kunst, Muße, Initiativen und Projekten und nicht zuletzt in der

Persönlichkeitsentwicklung … und in Tausend und einer – Ihrer

– Sache mehr.

Stellen Sie sich vor, es ist einArbeitstag und sie können tun,

was sie echt sinnvoll finden.

Daniel HÄNI (links) ist Unternehmer und Kulturraum-

schaffender, Mitbegründer und Mitglied der Geschäftsleitung

des «unternehmen mitte» in Basel. Ein großes Kultur- und

Kaffeehaus im ehemaligen Hauptsitz der Schweizerischen

Volksbank mitten in der Stadt.

Enno SCHMIDT (rechts) ist Künstler (Maler) aus Frank-

furt/Main, Mitbegründer und über viele Jahre geschäftsführen-

der Gesellschafter des Unternehmens Wirtschaft und Kunst,

Mitglied der Zukunftsstiftung Soziales Leben, der Social

Sculpture Research Unit an der Oxford Brookes University

und Lehrbeauftragter des Interfakultativen Instituts für

Entrepreneuership an der Universität Karlsruhe.

30 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Jörg, Sie sind Mitglied bei BIEN(Basic Income Earth Network) und beimDeutschen Netzwerk Grundeinkommen.Wie ist der Stand der Diskussion?

Im Juni 2008 war ich bei dem 12. inter-

nationalen Kongress von BIEN in Dublin

und hatte das Gefühl, dass die Idee eines

Grundeinkommens eine Art «neue

Religion» ist. Die Anhänger klopfen sich

gegenseitig auf die Schulter, aber haben

Angst, anderen Menschen von ihren

Überlegungen zu erzählen. Dabei schauen

sie auf die Entwicklung in Deutschland

und warten ab.

Ende Oktober war ich in Berlin auf dem

3. deutschsprachigen Kongress, der unter

anderem vom Netzwerk Grundeinkom-

men organisiert wurde. Die Diskussion ist

in Deutschland weit fortgeschritten, vor

allem, weil Götz Werner 2005 eine

Werbekampagne in überregionalen deut-

schen Zeitungen startete und damit einen

wichtigen Impuls für eine öffentliche Aus-

einandersetzung gab. Seither tritt er regel-

mäßig öffentlich auf, wobei sich das

Interesse abschwächt. Die Diskussion hat

sich tot gelaufen, weil die Argumente aus-

getauscht sind und real nichts passiert.

Warum machte Götz Werner dieseAktion?

Sie müssen wissen, dass Götz Werner

Chef einer deutschlandweiten Drogerie-

marktkette ist. Dieser Name wurde bei

jedem Bericht über seine Ideen und Vor-

schläge erwähnt. Außerdem leitet er das

Interfakultative Institut für Entrepreneur-

ship an der Universität Karlsruhe.

Das Wort «Entrepreneurship» finde ich

persönlich fürchterlich, weil niemand so

richtig weiß, was das bedeutet. Letztlich

beschäftigt man sich mit neuen Markt-

chancen, Geschäftsideen und deren

Umsetzung.

Man könnte also meinen, dass HerrWerner eine «verrückte und utopischeIdee», die das Grundeinkommen nuneinmal ist, dazu benutzte, um für sichund seine Drogeriemarktkette «kosten-günstig Werbung» zu machen. Ist er demnach ein Menschenfreund oder wares kühle Berechnung? Lohnt sich sozia-les Engagement?

Würden Sie nicht auch lieber bei einem

Händler einkaufen gehen, von dem Sie

wissen, dass er sich sozial engagiert und

der sich für Menschen einsetzt?

Götz Werner gilt als bekennender

Anthroposoph. Er schloss die Waldorf-

schule ab und in seinem Unternehmen

herrscht offenbar ein sehr positives

Arbeitsklima.

Der Baustoffhersteller Knauf unterstützt

zum Beispiel in der Ukraine auch Kinder-

gärten in den Städten, wo er seine

Betriebe gebaut hat. Hier können Sie auch

fragen, ob die Firma das allein aus

Menschlichkeit tut.

George Soros machte als Investment-

banker Milliarden Dollar und gründete

später eine Stiftung, um Sozialprojekte zu

finanzieren.

Ein weiteres interessantes Beispiel ist

Viktor Michailovich Pinchuk. Er zählt zu

einem der reichsten Menschen in Ost-

europa. Die von ihm gegründete «Viktor

Pinchuk Fondation» ist eine philan-

thropische Organisation, die in der

Ukraine Projekte unterstützt, um das Land

zu modernisieren und neue Führungs-

kräfte auszubilden...

Damit nimmt Pinchuk allerdings Ein-fluss auf die zukünftige Politik des Landes! Oder meinen Sie, dass es einGebot des Herzens ist?

Lohnt sichsoziales

Engagement?

Olesya STOROZHUK sprach mit Jörg DRESCHER

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 31

Natürlich haben solche Leute indirekten

Einfluss, aber muss das immer negativ

sein?

Selbstverständlich kann man die Frage

stellen, ob es ein Gebot des Herzens ist.

Es ist vollkommen klar, dass es neben der

edelmütigen und großzügigen Ent-

scheidung auch rationale Gründe gibt.

Keine Investition ist besser und

wirksamer, als ein gute Erinnerung für die

Nachfahren.

Soweit ich verstehe, sieht die orthodoxe

Kirche Reichtum als «Sünde» an – im

Gegensatz zur protestantischen Ethik,

nach der westliche Unternehmer leben.

Entsprechend kann man «soziales

Engagement» auch als besondere «Buß-

form für Reiche» sehen. Letztlich beruhigt

man dadurch sein Gewissen. Zusätzlich

schafft man sich auch noch einen guten

Ruf zu Lebzeiten und darüber hinaus...

Sie sind viel herumgereist und lebenseit 6 Jahren in der Ukraine. Wie sehenSie die Situation auf der Welt?

Im Prinzip ist die Situation in jedem

Land der Erde gleich. Das politische Ziel

ist in der Ukraine – wie auch in Russland

oder Deutschland – durch einen Amtseid

festgelegt. Dieser schreibt, zumindest

moralisch, vor, dass sich der Eides-

leistende für das Wohl der Bevölkerung

einzusetzen hat und den Nutzen mehren

und Schaden abwenden soll. Was sollte

sonst der Zweck eines Staates sein?

Leider ist es nun so, dass das Wohl des

Volkes nicht definierbar scheint. Man

unterliegt dem Trugschluss, sich deshalb

für das Wohl der Wirtschaft einzusetzen.

Geht es der Wirtschaft gut, so die

Annahme, geht es auch der Bevölkerung

gut. Damit werden jene ausgeschlossen,

die eben nicht «wirtschaftlich» sind – wie

Kinder, Alte, Kranke, Behinderte und

neuerdings, so jedenfalls in Deutschland,

Arbeitslose.

In den USA und Europa wurden Milli-

arden locker gemacht, um der Wirtschaft

zu helfen – direkte Hilfe für die Bevölke-

rung gibt es nicht. Ähnlich ist es in der

Ukraine. Der Internationale Währungs-

fond (IWF) stellte sogar eine Bedingung,

als es um die Zusage des Kredits für die

dringend benötigte Wirtschaftshilfe ging,

dass die sowieso schon niedrigen Sozial-

leistungen nicht erhöht werden dürfen.

Wie kamen Sie auf die Idee dieses Heftzu machen? Welches Ziel verfolgen Siedamit?

Mir geht es hauptsächlich um

Aufklärungsarbeit und um eine positive

Vision für die Zukunft. Täglich werden

wir durch die Medien mit Schreckens-

meldungen überschüttet, die jede Hoff-

nung auf eine positive Zukunft vernichten.

Dabei gibt es sehr viele gute Ideen.

Mir geht es um die Vermittlung von

Grundlagen, woher Probleme kommen

und welche Lösungsansätze existieren.

Fühlen Sie sich als Prophet einerbesseren Welt?

(lacht und dann ernst) Haben wir nicht

alle irgendwie den glauben, wenigstens

tief in uns, dass wir etwas besonderes

sind? Dass wir etwas bewegen können?

Dass wir andere Menschen irgendwie

glücklich machen können? Und dass wir

unsere Welt so verändern können, wo es

schöner ist zu leben? Hatten wir nicht

schon alle solche Momente, in denen uns

die Vorstellung klar vor Augen stand, was

für uns Lebensqualität bedeutet? Als wir

wussten, was wir uns wünschen?

Aber unsere tägliche Routine lässt uns

keine Zeit mehr darüber nachzudenken.

Es gibt nur vage Vorstellungen. Aber das

hindert uns daran, nur den kleinsten

Schritt zu wagen, unsere Träume zu

verwirklichen. Die meisten Leute haben

ihre Träume ganz verloren, weil sie durch

ihren Überlebenskampf gefangen gehalten

werden.

Welche Vorstellung haben Sie selbstvon der Zukunft?

Im Gegensatz zum Sozialismus aus der

Sowjetzeit, wo der Kommunismus als

unerreichbares Ziel propagiert wurde,

möchte ich reale Ziele.

Ein nichtmonetäres Grundeinkommen

ist sofort umsetzbar, indem jeder damit

beginnt, in seinem Umfeld, in seiner

Familie, im Berufsleben und in der Nach-

barschaft für mehr Menschlichkeit, mehr

Geduld, mehr Verständnis und mehr

Achtung vor dem Andersdenkenden zu

sorgen. Wir sollten öfters Danke sagen,

Hilfe anbieten und die Situation anderer

verstehen. Aber leider erwarten wir viel zu

oft Gegenleistungen für unser Tun, weil

wir von etwas leben müssen. Doch dabei

vergessen wir, dass auch «Luft und Liebe»

zum Leben notwendig sind.

Amtseid des deutschen Bundespräsidenten

Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle desdeutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren,Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz unddie Gesetze des Bundes wahren und verteidigen,

meine Pflichten gewissenhaft erfüllen undGerechtigkeit gegen jedermann üben werde.

So wahr mir Gott helfe.

32 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

In der damals sogenannten «Europäischen Union» lebten

sieben bis acht Millionen «Illegale». Dazu zählte man Personen,

die keine Aufenthaltgenehmigung hatten. Sie waren vom

Bildungs- und Gesundheitssystem ausgeschlossen. Für sie galten

keine Arbeitsrechte, mussten Überstunden machen, bekamen

keinen Urlaub und hatten keine Möglichkeit, ihren Lohn

einzufordern.

Etwa 500.000 kamen jährlich nach Europa, um dort illegal zu

bleiben und zu arbeiten. Sie setzten dafür ihr Leben aufs Spiel.

Jedes Jahr versuchten Hunderttausende aus Afrika über das

Mittelmeer und den Atlantik nach Europa zu kommen.

Sie lebten in Plastik- und Kartonhütten. In den kälteren

Regionen wurden immer wieder Kellerquartiere entdeckt, wo sie

das System des «heißen Betts» praktizierten: Wohnraum war so

knapp und teuer, dass man sich Betten im Schichtbetrieb teilte.

In den Ländern von Nordafrika blieben Tausende in «Todes-

lagern», wenn sie nicht schon auf dem Weg nach Europa umge-

kommen waren. An den Stränden des Mittelmeers wurden immer

wieder Leichen gefunden: Menschen, die es nicht schafften –

ohne Dokumente und Namen.

Sie hatten keine andere Wahl, denn in ihrer Heimat sah es für

sie noch schlimmer aus. Jährlich kamen mehrere Millionen

Menschen an den Folgen von Armut um.

Dabei war bekannt, dass die finanziellen Mittel, die für den

Schutz der Grenzen eingesetzt wurden, in den Aufbau der

Regionen investiert werden konnten, um dort die Armut zu

bekämpfen. Statt dessen wurden sogenannte «NGOs» (Non-

Governmental Organisations) finanziert, die eine enorme innere

Bürokratie mitfinanzieren mussten. So entstanden allerdings in

den reichen Nationen dringend benötigte Arbeitsplätze, die auf

Kosten Notleidender in armen Ländern geschaffen wurden.

Schon Mitte des 20. Jahrhunderts wurde eine Idee besprochen,

wie man gegen die Folgen der technologisch bedingten Arbeits-

losigkeit und der damit verbundenen Armut vorgehen könne.

Man vertrat die Meinung, dass die damals traditionelle Verbin-

dung von Einkommen und Arbeit aufgelöst werden müsse.

Die Forderung nach einem garantierten Mindesteinkommen

erhielt unerwartete politische Unterstützung. Eine Kommission,

die aus Unternehmern, Gewerkschaftern und Persönlichkeiten

des öffentlichen Lebens bestand, sollte einen Bericht erstellen.

Darin befürworteten sie ein garantiertes Mindesteinkommen.

Doch die Idee fand kaum Resonanz. Bürger und Politiker

konnten sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, allen

Menschen ein Einkommen zu garantieren. Trotz der Empfehlung

der Kommission glaubten viele Politiker, dass schon die Idee

eines garantierten Einkommens den Arbeitswillen senken würde.

Geschichtsbuchaus der ZukunftYulia SAMUS

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 33

Statt eines garantierten Einkommens wurden zu Beginn des

21. Jahrhunderts immer mehr gesetzliche Einschränkungen, mehr

Überwachungen und größere Repressionen gegen das eigene

Volk gefordert. Vorratsdatenspeicherung, elektronisch lesbare

Kfz-Kennzeichen, Video-Überwachung, biometrische Ausweise,

heimliche Online-Durchsuchungen bis hin zum Einsatz des

Militärs wurden geplant und realisiert.

Diese Maßnahmen schufen Arbeitsplätze, um solche

Menschen zu überwachen, die keine Arbeit hatten. Man wollte

die Menschen nicht von der Arbeit in die Freiheit entlassen, weil

es kein Konzept gab, wie die befreiten Menschen regiert werden

sollten.

L

Eines Tages in einer weit entfernten Zukunft kamen Außerirdische auf die Erde

und hatten, wie es sich für Gäste gehört, Geschenke dabei, die sie den

Menschen überreichen wollten. Es waren kleine, wunderbare Pillen gegen

die Traurigkeit.

Aber als diese hochgewachsenen Wesen ihr Raumschiff verließen,

merkten sie, dass eine große Katastrophe stattgefunden hatte. Alles war

dunkel und mit Russ bedeckt. Sie setzten sich kopfschüttelnd auf die

Steine und jeder nahm schnell eine Pille gegen die Traurigkeit.

Einer sagte: «Wir hätten so gerne gewusst, wer Du bist! Wie Du

aussiehst! Wie Du sprichst! Du Mensch!»

Plötzlich rief einer, dass er etwas gefunden hatte. Es war ein

kleiner, alter, verbeulter Filmprojektor. Das hoch-

gewachsene Wesen startete den Film, der auf das weiße

Raumschiff projiziert wurde. Es war ein alter Micky-

Maus-Film mit Donald Duck, Kater Carlo und Goofy.

Als die fremden Wesen wieder in ihr Raumschiff

gingen, sagten sie: «Diese Menschen waren

lustig, haben lustig ausgesehen und lustig

gesprochen. Wir hätten ihnen unsere Pillen

gegen die Traurigkeit völlig umsonst

geschenkt.»

Nach dem Lied «1928» von

Ludwig HIRSCH

Pillen gegen die Traurigkeit

«Boatpeople» aus Afrika

Glauben Sie, dass ein Grundein-kommen, wie es z.B. in Deutschland diskutiert wird, eine Option für dieUkraine darstellt? Glauben Sie, dass dieUkraine «reif» für diese Idee ist?

Ein Grundeinkommen befreit die

Persönlichkeit in jedem Land der Erde,

einschließlich der Ukraine. Es ist etwas

anderes, denn unreifen Persönlichkeiten

wird durch ein Grundeinkommen die

Freiheit genommen.

Wie verstehen Sie die Idee einesGrundeinkommens?

Ein Grundeinkommen ist die Möglich-

keit für jedes Mitglied einer Gesellschaft,

ihm die Angst und Sorge vor möglichem

Elend zu nehmen. Es befreit den Men-

schen, gibt ihm Selbstvertrauen und trägt

deshalb zur schöpferischen Entwicklung

der Persönlichkeit bei. Gleichzeitig befreit

es den Menschen von der Abhängigkeit

des freien Arbeitgebers. Und der freie Ar-

beitgeber wird sowohl von Konkurrenten,

als auch von Konsumenten unabhängiger,

die Ergebnis seiner Tätigkeit sind. Ein

Grundeinkommen weicht einerseits die

Einstellung zur Welt, sowie zu Rohstoffen

und Gütern auf – und andererseits zu Kon-

kurrenten und Objekten der Manipulation.

Ein Grundeinkommen kann ein Katalysa-

tor für die Schönheit der Einstellung zwi-

schen den Menschen werden. (Doch für

Menschen des täglichen Lebens, die nur

für Werte leben, um sich selbst zu erhalten

und sich fortzupflanzen, kann ein Grund-

einkommen die Schönheit der Einstellung

zu sich und der Welt zerstören).

Gibt es in der Ukraine eine Diskussionüber diese Idee?

Leider gibt es in der Ukraine keine

Diskussion über ein Grundeinkommen.

Außerdem verstehen wenige, was das

überhaupt ist. Aber eine Diskussion

darüber hat Potential und man kann mit

einer ausreichenden gesellschaftlichen

Resonanz rechnen.

War ein Grundeinkommen in der Sowjetunion Thema? Wenn ja, welcheIdee steckte dahinter?

Das Thema Grundeinkommen ging in

der Sowjetunion mit der Idee des

Kommunismus einher – eine Gesellschaft,

in der das Prinzip herrscht: «Jeder nach

seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen

Bedürfnissen.» Aber schon in den

1970/80ern glaubte kaum jemand in der

Sowjetunion an die Umsetzung dieses

Prinzips.

Wie würden Sie die Arbeitsmoral inder Ukraine beschreiben? Welche Aus-wirkungen hätte Ihrer Meinung nacheine regelmäßige, existenzsicherndeGeldzahlung auf die Arbeitsmoral in derBevölkerung?

Ich denke, dass in der Ukraine eine

Mentalität herrscht, dass die Mehrheit

trotz Grundeinkommen arbeiten möchte.

Es gibt genügend Gründe, um zu

vermuten, dass dies allgemein auf die

slawische Mentalität zutrifft.

Gibt es Unterschiede bei der Arbeits-moral zwischen der Stadt- und Land-bevölkerung? Wie ist diese historisch begründet?

Die Arbeitsmoral in den Dörfern der

Ukraine ist eher individualistisch geprägt,

während sie bei Bewohnern von Städten

mehr auf Zusammenarbeit gerichtet ist

Im Osten etwas Neues?

34 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Jörg DRESCHER sprach mit Nasip KHAMITOV

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 35

und zur kommunikativen Abstimmung

neigt. Über Jahrhunderte hinweg

versteckten sich die Menschen in den

ukrainischen Dörfern vor den Herrschern

und überlebten so. In Städten lebten eher

tapfere, leidenschaftlichere und für

Kommunikation offene Menschen.

Wie würden Sie das Gerechtigkeitsver-ständnis in der Ukraine beschreiben? Istdie Bevölkerung «solidarisch» undwürde sie jedem das Gleiche zugestehen?

Die Idee eines Grundeinkommens

stimmt mit dem Gerechtigkeitsverständnis

in der Ukraine in Bezug auf arme

Menschen überein, die durch die

Gesellschaft unterstützt werden sollen.

Die Tatsache, dass es in der Ukraine keine

offene Aggression zu Reichen gibt,

erlaubt zu vermuten, dass die Praxis eines

Grundeinkommens für alle nicht abge-

lehnt wird. Doch müssen Politiker,

Schriftsteller, Publizisten und Philosophen

ernsthaft Aufklärungsarbeit leisten, um

Neid zu neutralisieren.

Welche Rolle spielt Ihrer Meinungnach die Religion bei der Verteilungsge-rechtigkeit? Wie unterscheidet sich dasorthodoxe Christentum vom katholi-schen und protestantischen?

Die Güterverteilung und die Arbeits-

moral ist in einer Gesellschaft direkt mit

deren Religion verbunden. Allen Unter-

schieden des orthodoxen und katholischen

Christentums steht der Protestantismus

entgegen – Bereicherung (wenn auch eine

ehrliche und beabsichtigte Askese) ist in

orthodoxen und katholischen Ländern

kein eindeutiger Ausdruck von Gottes-

gaben und von Gott gewünscht.

Wie stehen Ukrainer zu staatlicherHilfe? Würden Ukrainer überhaupt Geldvom Staat annehmen oder fühlten siesich für etwas «gekauft»?

Ukrainer reagieren auf staatliche Hilfe

ironisch – sie ist viel zu gering. Was wird,

wenn die staatliche Hilfe angemessener

wird, so denke ich nicht, dass sich

Ukrainer «gekauft» fühlen werden. Es ist

eine andere Sache, dass alle, die etwas

erhalten, verstehen müssen, dass die Hilfe

ein Stipendium für die schöpferische

Entwicklung der Persönlichkeit ist.

Glauben Sie, dass die «Steuer-Ehrlich-keit» der Ukrainer zunehmen würde,wenn der Einzelne eine «Rückver-gütung» vom Staat erhält?

Ich bin davon überzeugt, dass sich die

«Steuer-Ehrlichkeit» der Ukrainer radikal

zum Positiven ändern könnte.

Welche Auswirkung könnte einGrundeinkommen, Ihrer Meinung nach,auf die Korruption haben?

Ein Grundeinkommen sprengt die

wirtschaftliche und, was das wichtigste

ist, die existenzielle Grundlage von

Korruption.

Wie hoch sollte Ihrer Meinung nachein Grundeinkommen in der Ukrainesein? Sollte es regionale Unterschiedegeben? Sollte das Grundeinkommen anBedingungen geknüpft sein?

In der Ukraine sollte ein Grundein-

kommen mindestens dem Existenz-

minimum entsprechen und nicht weniger

sein. Es soll nicht von regionalen, sozialen

oder wirtschaftlichen Unterschieden

abhängen, da es sonst kein Grundein-

kommen ist. Mit anderen Worten: Die

Staffelung eines Grundeinkommens

zerstört das Grundeinkommen. Denn ein

Grundeinkommen ist eine symbolische

finanzielle Unterstützung, die als Mittel

den Sinn hat, Einsamkeit und Ent-

fremdung zu überwinden. Das Grundein-

kommen soll Menschen vereinen und

nicht trennen, was aber unvermeidlich

passieren würde, sobald man damit

beginnt, zu unterscheiden.

Nazip KHAMITOV ist Doktor der

Philosophie, Schriftsteller, leitender

wissenschaftlicher Mitarbeiter des

philosophischen Instituts (Kiew,

Ukraine), Gründer der Meta-Anthropo-

logie – Lernen über das alltägliche,

höchste und darüber gehende Dasein des

Menschen. Autor von mehr als 20 Bü-

chern, darunter: «Philosophie: Sein,

Mensch und Welt», «Einsamkeit von

Frauen und Männern», «Aphorismen

der Kraft», «Ethik: Weg zur Schönheit

der Einstellung» (letztgenanntes zusam-

men mit Swetlana Krylova).

Ein Grundeinkommen sprengt die wirtschaftlicheund, was das wichtigste ist, die existenzielle

Grundlage von Korruption.

Aus Utopia von Thomas MORUS:

Es ergab sich einst, dass ich mit dem Kardinal speisen konnte, als ein bestimmterenglischer Rechtsanwalt dort war. Ich habe vergessen, wie wir auf das Thema kamen,aber er sprach mit großer Begeisterung über die strengen Maßnahmen, die gegen Diebedurchgeführt wurden. «Wir hängen sie auf dem ganzen Platz auf», sagte er. «Ich sahungefähr zwanzig an einem einzigen Galgen. Und das fand ich gerade so sonderbar.Betrachtet man, wie viele von ihnen dahingegangen sind, fragt sich, wieso wir unsimmer noch mit so vielen Räubern herumquälen.» «Was ist daran so seltsam?», fragteich – niemals zuvor wagte ich in Anwesenheit des Kardinals frei zu sprechen. «Die Methode, wie man mit Dieben umgeht, ist beides: ungerecht und unerwünscht. Als Bestrafung ist es zu streng, und als Abschreckungsmittel ist es recht uneffektiv. EinDiebstahl ist nicht schlimm genug, um mit dem Tod bestraft zu werden. Und keine Strafeder Erde wird Menschen davon abhalten, zu stehlen, wenn es ihr einziger Weg ist, anNahrung zu kommen. In dieser Hinsicht sind Sie Engländer wie die meisten anderenNationen und erinnern mich an diese inkompetenten Schulmeister, die ihre Schüler zuschlagen bevorzugen, um sie zu unterrichten. Statt jemandem diese schreckliche Strafezuzufügen, wäre es bei weitem besser, jeden mit einer Art Lebensunterhalt zu versorgen,damit niemand zu der grausigen Not gezwungen wird, zuerst ein Dieb, und dann eineLeiche zu werden.»

36 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Alaska Permanent Fund

Der Alaska Permanent Fund (APF) ist ein staatlich eingerichteter Fonds, der die

Gewinne aus der lokalen Ölförderung Alaskas verwaltet. Der APF wurde 1976 durch

einen Volksentscheid eingerichtet. Der Regierung war zuvor vorgeworfen worden, die

Einnahmen aus dem Ölgeschäft zu schnell auszugeben. Seitdem fließen 25% der

staatlichen Rohstoffeinnahmen an den Fonds. Die Hälfte des jährlichen Gewinnes wird

nun über eine Dividende direkt an die Bewohner Alaskas ausgeschüttet. Jeder

Bewohner erhält den gleichen Betrag, über den er frei verfügen kann.

Die jährliche Auszahlung wird jedes Jahr neu berechnet und ist von den Gewinnen

der letzten fünf Jahre abhängig, sowie von der Anzahl der Berechtigten für das

entsprechende Jahr.

Antragsteller für einen Anteil an der Dividende dürfen nicht vorbestraft sein. Sie

müssen mindestens ein Kalenderjahr Einwohner Alaskas sein und zum Zeitpunkt der

Antragstellung unverbindlich die Absicht erklären, bis auf weiteres Einwohner bleiben

zu wollen. Die Erträge sind steuerpflichtiges Einkommen.

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 37

Tools for Self-Reliance

Millionen Menschen kämpfen täglich ums Überleben. Doch

diese Menschen kennen ihre Probleme selbst am Besten und

können Wege finden, sie zu lösen. Was ihnen oftmals fehlt, ist

Know-How und entsprechendes Werkzeug.

Seit 1979 bildet Tools for Self Reliance Menschen in vielen

Gemeinden in Entwicklungsländern mit dem Ziel aus, sie

selbständig und unhanghängig zu machen.

Dafür sammelt die Organisation in Großbritannien gebrauchte

Werkzeuge und mechanische Nähmaschinen. Sie werden in

Southampton repariert und an Partnerprojekte in Afrika verschickt.

Dort können sich die Menschen mit dem Equipment und Know-

how eine eigene Existenz aufbauen. In Afrika sind vor allem

mechanische Nähmaschinen gefragt, da sie ohne Strom

funktionieren und kaum reparaturanfällig sind.

Die Werkzeuge, die den Handwerkern in Afrika helfen, haben

den zusätzlichen Nutzen, dass der Sammlungs- und Reparatur-

prozess in Großbritannien den Menschen eine sinnvolle Aufgabe

gibt. Bei TFSR arbeiten viele Ehrenamtliche, Rentner, Menschen

mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen.

Megacities Project

Das Megacities Project ist ein nationenübergreifendes, gemeinnütziges Netzwerk aus Vertretern von Gemeinden, Regierungen, Wissenschaftlern,NGOs, Unternehmen und Medien, die innovative Lösungen städtischer Probleme austauschen.

Ihr Ziel ist, Städte sozialer, umweltfreundlicher und wirtschaftlich lebendigerzu gestalten. Seit 1987 sind Forschungsteams in 21 der größten Städte derWelt eingerichtet. Sie sammeln Ideen für Großstädte, wie sich die Lebensqualität verbessern lässt.

Aus kleinen Lösungsansätzen sollen größtmögliche Wirkungen und Synergien erzielt werden. Die Sichtweise besteht darin, dass jeder Ort der Weltein kleines Labor ist, an dem die geeignetesten Lösungen getestet werden. Probleme werden als Zeichen von Leben gewertet, die gemeinsam gelöst werden müssen. Und zwar von den Personen, die direkt von den Auswirkungenbetroffen sind.

Dafür stellen die Lokalorganisationen Informationen mit einer Vision bereit,damit sich die Großstadtbewohner direkt an den Lösungsprozessen beteiligenkönnen. Das Netzwerk tauscht Erfahrungen aus, um die Theorie, Methode undHandlungsstrategie zu verfeinern.

38 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Prof. Dr. Eduardo SUPLICY

«Ein Grundeinkommen ist keine Wohltätigkeit. Es ist keine bloße Unterstützung. Es

ist ein Bürgerrecht. Es ist das Recht jeder Person, um am Wohlstand der Nation

teilzuhaben», erklärt Dr. Eduardo Suplicy, Professor der Wirtschaftswissenschaften,

der den Bundesstaat São Paulo in der Regierung Brasiliens um Präsident Lula vertritt.

Es ist das Werk von Dr. Suplicy, dass im brasilianischen Gesetz, das bedingungslose

Grundeinkommen bereits verankert ist – als Ziel, für die Zukunft.

Warum setzt sich Herr Suplicy so für ein Grundeinkommen ein?

«Weil ich die Wahrheit finden will. Ich möchte einen Weg finden, absolute Armut zu

beseitigen, eine gerechte Gesellschaft aufzubauen, die Einkommensverteilung zu

verbessern und Gerechtigkeit herzustellen. Und um den Tag zu kämpfen, an dem alle

am Tisch der Brüderlichkeit Platz nehmen dürfen. Wie Martin Luther King in seiner

Rede sagte: «I have a dream»»

Curitiba

In Curitiba, Brasilien, ist das Megacities Project aktiv: Eine Institution kümmert sichum die Verwirklichung von Ideen, die aus der Bevölkerung kommen und man orientiertsich an den Vorstellungen der Bürger. Die Institution stellt Informationen zur Verfügung, die benötigt werden, um die Einwohner an Planungen zu beteiligen.

Der Ansatz von Curitiba: Man benötigt einen strategischen Ansatz um die Zustimmung aller zu erreichen – eine Vision, ein Szenario, eine Idee. Es soll ein Projektentstehen, das für alle wünschenswert ist.

Als Folge von Curitiba, das als reales Projekt in Brasilien existiert, haben die Bürgermehr Selbstvertrauen. Sie können ihre Ideen und ihre Phantasie einbringen. Die Bewohner haben nicht mehr Geld als andere, doch sie sind zufriedener und leben ohneAngst. Es herrscht Offenheit und Völkerverständigung. Sie sind der Meinung, dass dieKulturen der Völker allen Menschen gehören.

Bra

sili

en

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 39

Unser gesellschaftliches Bewusstsein ist

weit hinter den Möglichkeiten zurückge-

blieben, die sich durch die weltweite

Arbeitsteilung und die sich daraus

ergebende Produktivitätsentwicklung

bieten...

In einer globalisierten Wirtschaft, in der

wir von der Initiative und Leistung Aller

leben, ist ein Steuerwesen anachronistisch,

das in den Wertschöpfungsprozess

eingreift und somit Eigeninitiative

belastet. Eine Steuer, die den Leistungs-

beitrag des Einzelnen unbesteuert lässt,

ist die Konsumsteuer (in Form der

Mehrwertsteuer).

Sie ist die zeitgemäße Steuer der

globalen Arbeitsteilung. Eine schrittweise

Umstellung des Steuerwesens hin zu einer

reinen Konsumbesteuerung lässt sich

umso leichter durchführen, als schon jetzt

alle Steuern in den Preisen enthalten sind.

DOCH WO BLEIBT IN EINEM

VERBRAUCHSSTEUERSYSTEM das

steuerfreie Existenzminimum? Wir

bezeichnen diesen Betrag als Grund-

einkommen. Ein Grundeinkommen ist

auch deswegen zeitgemäß, weil

wir in der arbeitsteiligen Wertschöpfung

immer mehr Arbeitsschritte durch die

organisierende Tätigkeit des menschli-

chen Geistes standardisieren und von

Maschinen und mit verbesserten

Methoden produktiver ausführen lassen.

Als Folge der internationalen Arbeits-

teilung wird Erwerbsarbeit zunehmend

einkommenslos realisiert – working poor

– und Einkommen durch Kapitalerträge

zunehmend leistungslos erzielt.

Das Diktum, dass technologischer

Fortschritt und Produktivitätszuwachs in

gleichem Maß Arbeitsplätze schaffen wie

vernichten, trifft heute nicht mehr zu.

Falls wir die schwindenden Erwerbsein-

kommen durch die in der Güterproduktion

Von der Industrie-zur Kulturgesellschaft

Götz WERNER undLudwig Paul HÄUSSNER

40 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

immer weniger benötigte menschliche

Arbeit nicht finanziell neu fundieren,

werden weite Teile der Bevölkerung

verarmen. «Wir verhungern» – wie

Goethe im «Faust» formulierte –

«in der Fülle.»

Hätten wir ein bedingungsloses Grund-

einkommen zur Absicherung unserer Exi-

stenz, entfiele die Notwendigkeit für eine

Vielzahl von Regulierungsmaßnahmen,

die Arbeit und Einkommen aneinander

koppeln. Der menschlichen Produktiv-

kraft würde durch dieses Grundeinkom-

men darüber hinaus ihr Warencharakter

genommen. Je höher die «Arbeitskosten»

in Deutschland, desto höher der Druck auf

die Unternehmen zur Verlagerung der

Wertschöpfung ins preiswertere Ausland.

Dabei sind die Arbeitskosten auch deswe-

gen so hoch, weil wir eine Vielzahl gesell-

schaftlicher Aufgaben – etwa die soziale

Sicherung in der Kindheits-, Krankheits-

und Altersphase – an die immer knapper

werdende Erwerbsarbeit koppeln.

Durch ein bedingungsloses Grundein-

kommen sind Menschen nicht mehr allein

auf Erwerbseinkommen angewiesen.

Unternehmen könnten die Nettolöhne,

je nach Wettbewerbssituation, auf das

Niveau des Grundeinkommens senken –

substitutiver Aspekt. Die im Wettbewerb

stehenden Unternehmen könnten

deswegen ihre Nettopreise senken. Bliebe

die Mehrwertsteuer unverändert, ergäbe

sich ein sinkendes Preisniveau. Eine

schrittweise Erhöhung der Konsumsteuer

könnte zur weiteren Erhöhung des Grund-

einkommens genutzt werden. Sinkende

«Arbeitskosten» erhöhen die Bereitschaft

der Unternehmen, neue Mitarbeiter als

Produktivkräfte einzustellen. Wenn die

Menschen nicht mehr allein auf Erwerbs-

einkommen angewiesen sind, werden sie

eher bereit sein, weniger zu arbeiten bzw.

anders. Durch ein Grundeinkommen

würde die schöpferische Entfaltung in der

Familien-, Erziehungs-, Pflege- und

Bildungsarbeit, in Wissenschaft und

Kunst – also der Kulturarbeit im weitesten

Sinn ermöglicht.

IN EINER GRUNDEINKOMMENS-

GESELLSCHAFT könnten sich wieder

mehr junge Paare leisten, eine Familie zu

gründen und Erwerbs- wie Familienarbeit

je nach Situation zu gestalten, da das

Grundeinkommen sowohl ein implizites

Eltern- wie Kindergeld ist. Die

persönlichen Freiheitsgrade weiten sich

aus, das Subsidiaritätsprinzip greift beim

Einzelnen und stattet ihn mit der

Freiheit aus, die für bürgerschaftliches

Engagement Voraussetzung ist.

Je höher die «Arbeitskosten», desto höher derDruck auf die Unternehmen zur Verlagerung der

Wertschöpfung ins preiswertere Ausland.

Wir verhungern...

...in der Fülle

1/2009 - Blick in die Zukunft - SMI²LE - 41

Sie lehnte ihren Kopf an seine

Schultern und er legte seinen Arm um sie.

Eine warme Brise spielte mit ihren

Haaren. Er sah auf seine Uhr. Es war

exakt 9 Uhr, 9 Minuten und 18 Sekunden,

als an einem lauen Sommerabend die

Sonne unterging und dabei die Stadt, die

sich zu ihren Füßen ausbreitete, in einem

strahlenden Orange erscheinen ließ. Im

Laub der Bäume raschelte es leise. Die

Blumen auf der Wiese, auf der sie saßen,

hatten einen herrlichen Duft verströmt.

Und als die Sonne hinter den bunten

Kohlenstoffbindern, die stetig wie fleißige

Bienen die Treibhausgase zu Energie und

Sauerstoff umwandelten, zu verschwin-

den begann, erhoben sich beide, um ihren

Spaziergang fortzusetzen. Langsam

gingen sie den bewaldeten Hügel hinab.

Bastian GABRIELLI

Spaziergang durch Utopia

Durch seine enorm gewachsene

Bedeutung droht die Wirtschaft die Politik

und Kultur zu dominieren. Doch ist es

nicht das reiche Kulturleben (Forschung,

Wissenschaft, Bildung, Sport, Kunst und

Religion), aus dem das Wirtschaftsleben

seine immaterielle Fundierung immer aufs

Neue erhält?

Dem Wirtschaftsleben als Produktions-

pol steht aus sozialorganischer Sicht das

Kulturleben als Konsumpol gegenüber.

Die Polarität von Wirtschaft und Kultur

könnte wie folgt ausgedrückt werden:

Kultur – Fähigkeiten ausbilden,

ökonomische Werte verbrauchen

Wirtschaft – Fähigkeiten nutzen und

ökonomische Werte bilden

DIE PRODUKTIVE ENTFALTUNG

MENSCHLICHER POTENZIALE,

also der Mensch als Fähigkeitswesen, und

seine Bedürftigkeit hinsichtlich Nahrung,

Kleidung, Wohnung, Bildung usw., d. h.

der Mensch als Bedürfniswesen, sind als

zwei Seiten einer Medaille zu sehen. Die

Produktion ist der eine Pol, der Konsum

der Gegenpol. Erst durch die vom

Menschen organisierte Arbeit kommt

Wirtschaft zustande.

Und alle erzeugten Waren und Dienst-

leistungen werden durch den Konsum

letztlich zu Einkommen, entweder als

Erwerbseinkommen oder als Transferein-

kommen für «reine Konsumenten».

Letztere sind Kinder, Pflegebedürftige,

Kranke und Rentner, ebenso alle

Menschen, die in Form personenbezoge-

ner sozialer Dienstleistungen tätig sind.

Ferner gehören zu den «reinen Konsu-

menten» Wissenschaftler, Pädagogen,

Beamte, Politiker, Kleriker und Künstler.

Diese Menschen bedürfen einer

Einkommensbasis. Aufgrund dieser

Erkenntnis ist es Aufgabe des Staats, die

normativen Rahmenbedingungen für ein

Recht auf Einkommen zu schaffen, damit

der gegenläufig zirkuläre Prozess von

Wirtschaft und Kultur in Zukunft

kontinuierlich und gleichermaßen kräftig

verläuft. Das Grundeinkommen fundiert

diese Gesellschaftsbereiche finanziell.

Ein konsumbasiertes Steuerwesen

schöpft einen Teil der volkswirt-

schaftlichen Gesamtleistung zu Gunsten

des bedingungslosen Grundeinkommens

ab, mit dem mittelbar der Sozial- und

Kulturbereich mit finanziellen Mitteln

versehen wird. Es verflüssigt die erstarrte

Industriegesellschaft und trägt dazu bei,

den Wandel zur Informations-, Dienst-

leistungs- und letztlich zur Kultur-

gesellschaft herbeizuführen.

Der Sozialstaat industrieller Prägung

hat seinen Dienst getan, der ordnende

Rechtsstaat hat die Aufgabe, sowohl

Selbstbestimmung als auch soziale

Gerechtigkeit im Sinne des Subsidiaritäts-

prinzips zu ermöglichen. Das konsum-

steuerbasierte Grundeinkommen ist das

Fundament unserer individuellen wie

gesellschaftlichen Zukunft.

42 - SMI²LE - Blick in die Zukunft - 1/2009

Unten angekommen, blieben sie kurz vor der Gedenk-

stätte für Opfer der Ausbeutung stehen, um die Stille zu

genießen. Eine Tafel erinnerte an Millionen von

Menschen, die damals durch Kriege und Flüchtlings-

wellen in Richtung der reicheren Länder um ihr Leben

gekommen waren. Daneben hing eine Zeittafel, die die

Geschichte der überstaatlichen Reformen darstellte, die

weltweit dafür gesorgt hatten, dass jeder Bürger eines

jeden Staates ein gesichertes Grundeinkommen in der

Höhe eines früheren durchschnittlichen Monatsgehalts

erhielt. So war die Ausbeutung wirkungslos geworden

und niemand wollte seitdem mehr an Krieg denken. Die

Arbeit der Menschen wurde zusätzlich bezahlt und so

arbeiteten die Leute freiwillig und gaben ihr Geld aus,

denn Sparen war überflüssig geworden. Besonders in

südlicheren Ländern ging es den Leuten jetzt viel besser.

Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Sie erwiderte seine Geste und gemütlich folgten sie weiter der kleinen Straße, die sie in

die Stadt führte. Sie kamen an vielen Häusern vorbei, von denen jedes seinen eigenen Charme entfaltete. In der Ferne war eine

Katze zu erkennen, die ihre Jungen in einem Vorgarten beaufsichtigte. Ein Fahrradfahrer überholte sie. Auf ihrem Weg passierten

sie viele beleuchtete Fenster und eine große, alte Kirche, die stolz in den Himmel ragte. Auf der großen Kreuzung blieben sie erneut

stehen und warfen einen Blick auf das Denkmal, das den dortigen Platz schmückte. Es ehrte einen ehemaligen großen Internet-

konzern, der aus einer Suchmaschine hervorgegangen war. Diese Firma hatte sich selbstverwaltende Server entwickelt, über die

jeder, der wollte, mit dem weltweiten Netz verknüpft war. Sie bedurften keinerlei menschlicher Betreuung mehr und lösten somit

das Problem, dass die Bürger Angst haben mussten, dass ihre persönlichen Daten durch das Internet in falsche Hände gerieten. Für

den Staat gab es schon lange keinen Grund mehr, Daten zu sammeln. Denn seitdem jedem Weltbürger ein gutes Leben zustand,

hatte niemand mehr Interesse daran, sich in die Luft zu sprengen oder auch nur zu stehlen. Der Internetriese schenkte die Server

der Weltgemeinschaft und schuf sich damit seinen Platz in der Geschichte.

Sie bogen in eine Seitenstraße ein und setzten ihren Spaziergang weiter fort. In der Luft lag der leichte Geruch von einem Gewässer

und als sie um die Ecke bogen, sahen sie auch schon den See am anderen Ende der Stadt. Sie hauchte ihm einen Kuss auf seine

Wange. Er drehte sich zu ihr um und lächelte sie an. Sie schauten sich lange an, doch für sie gemessen wäre es nur kurz gewesen.

Langsam kamen sie wieder in Bewegung, immer weiter auf den See zu. In der Mitte dessen waren die Silhouetten von kleinen

Booten zu sehen, die im Mondlicht schimmerten. Ein Reisebüro bot exotischen Touren in den dichten Regenwald Brasiliens und in

die weißen Weiten Grönlands an. Etwas weiter stand seine Lieblingsbäckerei, in der er jeden Sonntagmorgen frische, handgemachte

Brötchen kaufen ging. Aber jetzt hatte er nur Augen und Gedanken für sie und sie gleichsam für ihn. Heute war ihr Jahrestag. Sie

hatten sich beide für Morgen Urlaub genommen, um

einen besonders schönen Abend miteinander verbringen

zu können. Glücklich miteinander kamen sie dem See

näher. Die Häuser am Straßenrand wurden wieder weni-

ger und wichen vielen grünen Pflanzen und Sträuchern,

zwischen denen Froschmännchen um ihre Weibchen

buhlten. Eine Fledermaus kreuzte kurz ihren Weg und

eine Eule ließ in der Ferne ihren Ruf vernehmen. Sie

betraten den Steg des Bootsverleihs und stiegen in ein

hölzernes Ruderboot, das sie hinaus auf den See tragen

sollte.

Impressum

c/o Jörg DrescherAmurskaja 403022 Kiew

Ukrainehttp://www.iovialis.org

Texte:Anton Perwuschin, Alexander Kamardin, Albert Valentinow (für dieZeitschrift «Offene Stadt – Moskau»),Olesya Storozhuk, Yulia Samus, JörgDrescher, Robert Wilson, Günter Sölken,Landesinitiative Zukunftsenergie NRW,Daniel Häni, Enno Schmidt, Götz W.Werner, Ludwig-Paul Häußner, BastianGabrielli

Übersetzungen:Olesya Storozhuk, Yulia Samus,Jörg DrescherHilfe bei den Übersetzungen:Eric R. Eissler (Pittsburgh, USA), Paul Grosko (Montreal, Kanada), A.B.C. Group (Kiew, Ukraine), Nowitex Translation (Moskau, Russland)Bilder: Pixelio, Wikipedia, Deutsche Bundesbank, Eigenaufnahmen

A U S B L I C KWie Sie in dieser Ausgabe erfahren konnten, stehen der Menschheit enorme Veränderungen bevor. Dabei haben wir nur einen Teil

dessen beschrieben, was alles auf uns zukommen wird. Wer wird allerdings in Zukunft Gewinner, wer Verlierer sein?

Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, welchen Weg wir einschlagen werden. Wenn wir es zulassen, dass andere an unserem

Gewinn teilhaben, wird niemand zum Verlierer. Dies ist eine Organisations- und Verwaltungsaufgabe. Von der Umstellung eines

staatlichen Steuersystems werden vor allem Unternehmen profitieren, die entsprechende Software anbieten und

Kommunikationsmittel bereitstellen.

Auf der Liste der Unternehmen, die Chancen für die Zukunft haben, stehen auch Dienstleistungs- und Handelsfirmen – sofern die

Bevölkerung Geld hat, um sich etwas leisten zu können.

Anbieter von alternativen Energien und Branchen für Bau, Wärmeisolierung und Energieeinsparungen sind weitere Gewinner, wenn

man sich für ein Umdenken in der Energiepolitik entscheidet. Aber vor allem ist es ein effektives Mittel, gegen die Klimaerwärmung

– und dadurch gewinnen wieder alle.

Die Landwirtschaft, die das zum Leben notwendige produziert, hatte in Krisenzeiten noch nie Probleme, da sie sich zur Not selbst

versorgen konnte. Sie ist eigentlich nur vom Klima abhängig.

Verlierer ist schon heute, wem die Gesellschaft keine Möglichkeit gibt, zum Gewinner zu werden. Es liegt allein an uns, wem wir

diese Chance geben.

Das Team von SMI²LE

Die Zukunft wird kommen...

...schneller, als man glaubt