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Lohnwirksame Qualifikation Cl 2- !IC - 2 2 SLZ Illy2 LQS: Szenarium ein Schildbürgerstreich INFO-PARTNER Auch eine «geringfügige» Besoldungswirksa korrumpiert unseren Auftrag Das für den Kanton Zürich geplante lohnwirksame Qualifikationssystem sei ein Anschlag auf die Berufsethik, überfor- dernd für alle Beteiligten, voller uner- wünschter Nebenwirkungen und überdies im Widerspruch zum Lehrplan, argurnen- tiert ein Kollege im nachfolgenden Arti- kel. Wichtiger noch: Der Denkansatz, welcher hinter der Vorlage stehe, sei zu- tiefst beleidigend. Was Walter Leuthold hier formuliert, sind - neben Sachargu- Pmten - auch Gefühle. Und es sind nicht ,efÜhle des ängstlichen Krämers, sondern Gefühle des selbstbewussten, kompeten- ten und engagierten Berufsmannes. Viel- leicht haben wir uns diese in der Öffent- lichkeit zu wenig geleistet? Eine kleine, rosa gehaltene Broschüre sorgt momentan für Zündstoff in der Zur- cher Lehrerschaft (und ebenso in vielen Schulbehörden). «Mitarbeiterbeurteiluiig der Volksschullehrer» heisst der vom Er- ziehungsrat in Vernehmlassung gegebene Wa I ter Leu t hol d Beurteilungsbogen. Der Zurcher Kanto- nale Lehrerverein (ZKLV) will demnächst mit einem Gegenmodell einer nicht lohn- wirksamen, konsequent fördernden Beur- WALTER LEUTHOLD ist Primarlehrer im Kan- ton Zürich. teiliing/Beratiiiig an die Offentlichkeit trc- ten. Vorerst abcr gilt e5. noch einmal in aller Dcutliclikcit die falsche Denkwcise des behordlichen Ansatzes aufzuzeigen. «Wir werden um unser Berufsbild betrogen)), Sussert sich ciri Kollege zur lohnwirksa- men Leisttiiigsqii~ilifiI<atioii und durfte da- init vielen Berufsleuteii aus dciii Herzen gesprochen haben. Vol kswa ti 1 un d Bea ni t e ns t a t us. welche bcide neuerdings in Frage gestellt werden. bieten eine fur das piidagogische Wirken notwendige mininiale Sicherheit ani Ar- beitsplatz: Sie vermitteln cine gewisse Be- staiidigkeit und schaffen cin Stuck Unah- li :i ngig ke i t gege ni¡ be r G ruppe ri in teressen. padagogische n und pol it ischen St rö- m ungc II. Dariibcr hinaus vcrstehen sich viele Lelirkraftc als CJnternehincr. bereit, Ales Notwendige fur das Gelingen des Unter- nehmens Schulfiihrung vorzukehren, oft genug, ohne auf die Uhr zu schauen und, wenn Not am Kind ist, bis zum Anschlag zu gchen. Das Risiko. Konkurs zu gchen, ist ihnen nicht fremd: Lehrerinnen, die ans Ende ihrer Krafte gekommen sind. Jeder kennt Beispiele au\ iihchster Umge- bung. Unternehmer zu sein hat seinen Preis! Die Kehrseite der Mcdaille bestelit - oder sage ich besser, bestand bis heute - aus cincr attraktiven beruflichen Freiheit: welch cinc Herausforderung. welch einc Leistung. welch ein Kunststiick, welch ei- ne Lust. die sie umgehende Schulland- schaft in der Fülle der Moglichkeiten piid- agogisch und stofflich immer wieder neu zu konzipiercn. zu gestalten. darin Schwerpunkte zu setzen. sie mit dcr Ge- sellschaft zu vernetzen. nach Eignung. Haltung, Notwendigkeit. Neigungen und Erwartungen. sci dies allein, im Team und/oder gemeinsam init den ihnen anver- trauten Kindern oder Jugendlichen! Diese Freiheit erlcbe auch ich personlich als Quelle meines Schaffensdrangs. als Quelle dcr Freude und Initiaiive. Fiir diese Frei- heit, meine ich. sollten die LehrerInnen auf die Barrikaden, sich selbst und den ilincn anvertrauten Kindern und Jiigendli- chen zuliebe! Ein Anschlag auf die Ethik des Berufsstandes Die Idee, LehrerInnen durch einen fi- nanziellen Anreiz bzw. durch eine finan- zielle Einbusse dazu anhalten zu wollen, an ihrem Platz mehr bzw. Besseres zu leisten, entspringt einer in unserer Gesell- schaft verbreiteten arniseligen Optik. wo- nach alles fur Geld gemacht wird. Das A und O unserer beruflichen Tätig- keit ist eine tiefe berufsetliische Motiva- tion. Ohne sie kann auf Grundlage nioder- ner Pädagogik auf die Dauer niemand mehr vor einer Schulklasse bestehen. Ein lohiiwirksaines Leistungsqua1ifikationss~- stem kann sie weder stiften noch ersetzen, hoclistens sabotieren.

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Page 1: SLZ Szenarium ein Schildbürgerstreich - edudoc.educa.ch · Weiterbildung Kurse ' 8Lm Die Berufskrankenkasse der Lehrerinnen und Lehrer Die Versicherungsleistungen der SLKK konnen

Lohnwirksame Qualifikation

Cl 2- !IC - 2 2

SLZ I l l y 2

LQS: Szenarium ein Schildbürgerstreich INFO-PARTNER

Auch eine «geringfügige» Besoldungswirksa korrumpiert unseren Auftrag

Das für den Kanton Zürich geplante lohnwirksame Qualifikationssystem sei ein Anschlag auf die Berufsethik, überfor- dernd für alle Beteiligten, voller uner- wünschter Nebenwirkungen und überdies im Widerspruch zum Lehrplan, argurnen- tiert ein Kollege im nachfolgenden Arti- kel. Wichtiger noch: Der Denkansatz, welcher hinter der Vorlage stehe, sei zu- tiefst beleidigend. Was Walter Leuthold hier formuliert, sind - neben Sachargu-

P m t e n - auch Gefühle. Und es sind nicht ,efÜhle des ängstlichen Krämers, sondern Gefühle des selbstbewussten, kompeten- ten und engagierten Berufsmannes. Viel- leicht haben wir uns diese in der Öffent- lichkeit zu wenig geleistet?

Eine kleine, rosa gehaltene Broschüre sorgt momentan für Zündstoff in der Zur- cher Lehrerschaft (und ebenso in vielen Schulbehörden). «Mitarbeiterbeurteiluiig der Volksschullehrer» heisst der vom Er- ziehungsrat in Vernehmlassung gegebene

Wa I ter Leu t hol d Beurteilungsbogen. Der Zurcher Kanto- nale Lehrerverein (ZKLV) will demnächst mit einem Gegenmodell einer nicht lohn- wirksamen, konsequent fördernden Beur-

WALTER LEUTHOLD ist Primarlehrer im Kan- ton Zürich.

teiliing/Beratiiiig a n die Offentlichkeit trc- ten. Vorerst abcr gilt e5. noch einmal in aller Dcutliclikcit die falsche Denkwcise des behordlichen Ansatzes aufzuzeigen.

«Wir werden um unser Berufsbild betrogen)),

Sussert sich ciri Kollege zur lohnwirksa- men Leisttiiigsqii~ilifiI<atioii und durfte da- init vielen Berufsleuteii aus dciii Herzen gesprochen haben.

Vol kswa ti 1 un d Bea ni t e ns t a t us. welche bcide neuerdings i n Frage gestellt werden. bieten eine fur das piidagogische Wirken notwendige mininiale Sicherheit ani Ar- beitsplatz: Sie vermitteln cine gewisse Be- staiidigkeit und schaffen c in Stuck Unah- li :i ngig ke i t gege ni¡ be r G ruppe ri in teressen. padagogische n und pol i t ischen St rö- m ungc II.

Dariibcr hinaus vcrstehen sich viele Lelirkraftc als CJnternehincr. bereit, Ales Notwendige fur das Gelingen des Unter- nehmens Schulfiihrung vorzukehren, oft genug, ohne auf die Uhr zu schauen und, wenn Not am Kind ist, bis zum Anschlag zu gchen. Das Risiko. Konkurs zu gchen, ist ihnen nicht fremd: Lehrerinnen, die ans Ende ihrer Krafte gekommen sind. Jeder kennt Beispiele au\ iihchster Umge- bung. Unternehmer zu sein hat seinen Preis! Die Kehrseite der Mcdaille bestelit - oder sage ich besser, bestand bis heute - aus cincr attraktiven beruflichen Freiheit: welch cinc Herausforderung. welch einc

Leistung. welch ein Kunststiick, welch ei- ne Lust. die sie umgehende Schulland- schaft i n der Fülle der Moglichkeiten piid- agogisch und stofflich immer wieder neu zu konzipiercn. zu gestalten. darin Schwerpunkte zu setzen. sie mit dcr Ge- sellschaft zu vernetzen. nach Eignung. Haltung, Notwendigkeit. Neigungen und Erwartungen. sci dies allein, im Team und/oder gemeinsam init den ihnen anver- trauten Kindern oder Jugendlichen! Diese Freiheit erlcbe auch ich personlich als Quelle meines Schaffensdrangs. als Quelle dcr Freude und Initiaiive. Fiir diese Frei- heit, meine ich. sollten die LehrerInnen auf die Barrikaden, sich selbst und den ilincn anvertrauten Kindern und Jiigendli- chen zuliebe!

Ein Anschlag auf die Ethik des Berufsstandes

Die Idee, LehrerInnen durch einen fi- nanziellen Anreiz bzw. durch eine finan- zielle Einbusse dazu anhalten zu wollen, an ihrem Platz mehr bzw. Besseres zu leisten, entspringt einer in unserer Gesell- schaft verbreiteten arniseligen Optik. wo- nach alles fur Geld gemacht wird.

Das A und O unserer beruflichen Tätig- keit ist eine tiefe berufsetliische Motiva- tion. Ohne sie kann auf Grundlage nioder- ner Pädagogik auf die Dauer niemand mehr vor einer Schulklasse bestehen. Ein lohiiwirksaines Leistungsqua1ifikationss~- stem kann sie weder stiften noch ersetzen, hoclistens sabotieren.

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Weiterbildung Kurse

Die Berufskrankenkasse ' 8Lm der Lehrerinnen und Lehrer Die Versicherungsleistungen der SLKK konnen sich sehen lassen! Wir kennen den Berufsstand der Lehrer, von uns dürfen Sie erwarten, dass Sie prompt und verständnisvoll bedient werden. Unsere Versicherungspalette umfasst u. a.: - Spezialkonditionen fur Absolventinnen/Absolventen von

- Assistance, weltweit - Kombiversicherung (allgem. bis privat ganze Schweiz) - Unfall íUVG oder als Eraanzuna zu UVG)

Lehrerbildungsanstalten

- Zahnpflege - Reiseversicheruna (m i t Annullations-. ReiseaeDack- und

- - I - .

Pannenhilfe) W i r ubernehmen im Sinne einer freiwil l igen Leistung ganz oder teilweise: - Psychotherapien - homöopathische Heilmittel - Brillengläser - alternative Behandlungsmethoden, z. B. Akupunktur Wichtig: Bei Aufnahme eines Studiums müssen unsere Mit- glieder die Versicherung nicht sistieren. Rechtlich besteht kein Zwang, einer Hochschulkrankenkasse beizutreten. W i r haben ebenso preiswerte Alternativangebote. Angehorige, d ie nicht einen Lehrberuf ausüben, versichern wir selbstverstandlich auch, bei Berufsaufgabe konnen Sie Mitgl ied bleiben. Die SLKK verfugt über ein Mehrfaches der gesetzlich vorge- schriebenen Reserven fur Kassenleistungen.

SCHWEIZERISCHE LEHRERKRANKENKASSE Hotzestrasse 53, Postfach, 8042 Zurich, Telefon O1 3630370, Telefax01 3637516

Schweizerische Societe Suisse Gesellschaft für Gesprächspsychotherapie psychothérapie centree und personzentnerte sur la personne Beratung SGGT SPCP

pour l'approche et la

Das Kursprogramm 1993 der SGGT mit folgenden Aus- und F8rtbildungsangeboten irn personzentrierten Ansatz nach Carl Rogers liegt vor. - Ausbildung zumizur cfGesprachspsychotherapeuten/in SGGT,, - << Praxisbegleitende Fortbildung in personzentrierter Beratungs, - Angebote zum Kennenlernen des personzentrierlen Ansatzes Bestellung beim SGGT-Sekretariat, Bruhlbergstrasse 56, 8400 Win- terthur Bitte frankierten und adressierten B5-Umschlag beilegen

Arbeitest Du mit Menschen, und mochtest Du dafur den Handlungsraurn Deiner kreativen Moglichkeiten erweitern7 Wir beginnen im Fruhjahr 1993 eine berufsbegleitende Fortbildung in

Ateliers Ausdrucksformen der Kunstdisziplinen Musik, Tanz und Bewegung, bildnerisches und sprachliches Gestalten, Theater Seminarien. Grundfragen von Entwicklung, Erziehung und Bildung, Spielen und Lernen in der Gruppe Offener Eintührungskurs: 15.-21. Februar 1993 Ausbildungsdauer: 1 Teil Mai 1993 bis Oktober 1994 2 Teil Mai 1995 bis Oktober 1996 Weitere Informationen: Stiftung EGISIISIS, Friesstrasse24.8050 Zimch Telefon O1 301 2535

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Ausdruckspädagogik

Neue Video-lnformationsbeiträge zum Thema Wasser und Klima

Was bedeutet Wasserstress, und wie kommt es dazu? Antworten auf diese Frage geben die Videofilme Wasser heisst Leben und Wasser und Klima: Szenario Alpenraum.

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Wasser heisst Leben Dieser Film informiert uber die grossen Probleme rund um das Wasser auf der ganzen Welt Er zeigt auf, welche Bedeutung zivilisatorische Eingriffe in den globalen Wasserkreislauf haben und welchen Stressfaktoren das immer knapper werdende Susswasser ausgesetzt ist

Wasser und Klima: Szenario Alpenraum Dieser zweifach ausgezeichnete Beitrag zeigt die lebenswichtige Bedeutung des Wasserregimes der Alpen fur weite Teile Mitteleuro- pas, wie es funktioniert und welche Auswirkungen eine globale Klimaveranderung auf dieses Wasserregime haben konnte

Die Videobeitrage sind auf Initiative der Aare-Tessin AG (Atel) in Zusammenarbeit mit der World Meteorological Organization (WMO) und der Landeshydrologie und -geologic entstanden Sie fanden auf internationaler Ebene, zuletzt am Erdgipfel der UNO in Rio de Janeiro, ein uberaus positives Echo Aare-Tessin AG fur Elektrizität, 4601 Olten

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - x NameNorname

Strasse

1992 (VHS PAL 23') 7 Deutsch O Franzosisch PLUOrt

~ ~ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ~ - ~ - Bitte senden Sie mir mit Rechnung den/die Videofilm/e

~~~~ ._______ O Wasser heisst leben

- Datum Unterschrift -~ O Wasser und Klima: Szenario Alpenraum 1992 (VHS PAL 20') C Deutsch O Franzosisch

senden an a Aare-Tessin AG fur Elektrizitat (Atel), Bahnhofquai 12, 4601 Olten Preis Fr 50 - j e Videofilm. ink1 Broschure, Porto und Verpackung Q

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I SLZ 71/92 5

Dass dieses Griindkapital einer berufli- die Passagiere erst einmal uberlassen. Es chen Ethik, das sie in ihre Arbeit investie- folgt das ganze Wahlprozedere, das clic reii. zum Nulltarif gehandelt, dass nicht meisten von ihnen wenigstens einmal primär einmal Vertrauen dagegen gesetzt durchgestancleii haben. cine Priifungs- wird, ist für jede engagierte Lehrkraft eine situation in extenso. Beleidigung. Haben die Leute eigentlich eine Ah-

Wohl gibt es auch unter Lehrern und niing vom Leistungsdruck. der allein iiiis Lehrerinnen vereinzelt sogenannte der Situation herauswachst, sich als fiir das schwarze Schafe. Das Instrumcntariiim. Geschehen verantwortliche Person in ei- hier Hilfe zu leisten bzw. Abhilfe zu schaf- ner Schulklasse aufzuhalten? Wissen sie fen, kann unablihgig von cinein lohn- um dcii Aiispriich. der gestellt ist. indem

,-- wirksamen Lcistungsqiialifikatioiiss~sterri ein Schulbesuch jederzeit unangemeldet eingesetzt und notfalls ausgebaut werden. aiifkrciizen und dem Schulbetrieb beiwoh-

iien darf? Haben sic cine Vorstellung. in

Kontrollnetz schon dicht genug

Geben wir uns doch einmal Reclien- Schaft, wie ausgepragt die Kontrolle über die berufliche Tätigkeit der Lehrerlnnen heute schon ist: Nach Abschluss der Be- rufsausbildung, welche heute doch etliche Praktika einschliesst. besitzen Junglehrer und -lehrerinnen quasi einen .<Leriiflug- ausweis). Zwei Jahre lang stehen sic unter besonderer Aufsicht. Im Laufe dieser Zeit sollte sich herausstellen. ob jemand - iiber . die e I e ment aren fac h 1 ic he n Q lia I i f i k :it io-

welchem Ausmass Lehrerlnnen ;in Ex- amen oder Schulbesuch4tagcn ihre Haut zu Markte tragen? Wissen sie, dass der Visitator. die Visitatorin sie Jahr fur Jahr auîgrund von Besuchen in einem Bericht qualifiziert? Muss men den Leuten viel- leicht eiiini:il deutlich machen, welch rigi- der Leistuiigskontrolle Lehrer und Lehre- rinnen unterworfen siiid. indeni sie ihre Schulerlnnen a n weiterfiihrende Schulen bzw. in Lehren übergeben'?

Vertikale gegen Horizontale nen hinaus - iiber die menschlichen Quali- Sie sollten doch davon absehen. gegen- täten verfügt. verantwortunesbcwusst mit über einem Schulbesuch verlauten zu las- Kindern und Jugendlichen sowie mit der sen, sie hátten schwierige Schiiler. infor- «Freiheit über den Wolken>,. die bo grew mierte ein Vertreter der Lehrerschaft aus zenlos beileibe nicht ist. umzugehen. Die der Schulpflege seine Kollegen. Das falle Ausstellung des Wählbarkeitszetignisse~ sofort auf sie zuruck. Selbstverstdiidlicli ist ein Ausdruck des Vertrauens, ohne das darf man sich fragen. ob eine Lehrkraft nichts lauft in ihrem Beruf. Nun darf man nicht ihren eigenen Anteil daran habe. das <<Cockpit,> räumen und dem «Captain» d a s s ihre Schüler schwierig sind, wenn sic

immer wieder diese Klage iin Munde fiihrt. Doch darum ging es iiiclit.

Ein engagierter Lehrer erzahlt an einem Elternabend von scinen Hobbys, aiis de- nen er Kraft schopfte fur seine anspruchs- volle bcrufliche Thtigkeit. denen er auch Anregungen verdanke fur die Gestaltung seines Unterrichts. Wenig später wird e r aiif die Schulpflege zitiert. Eltern haben sich beschwert. er reite auf Kosten seiner Pflicliterfiillung dieses oder jenes Stecken- pferd.

Eine junge Lehrerin erprobt neiie Schdfornien und macht daraus kein Ge- heimnis. Sie wird von bebtandenen Kolle- gen im Schiilhaus angefeindet.

Diese Beispiele illustrieren. wie delikat Offenheit bisher schon sein konnte. Dabei besteht ein breiter Konsens dariiber. dass Lehrer und Lehrerin kunftig nicht länger als Einzelkampfcr be\tchcii sollten. d C S im Interesse von Kindern und Jugendli- chen liege. wenn tinter Kollegen bzw. zwi- 4chcn Schule, Elternhaus und Behordcn Rivalitat abgebaut. Vertraiicn. Mut. Ver- antwortung gestiftet. Zusammenarbeit ge- probt und Offenlieit kultiviert werde.

Es whren also Strukturen anzuregen. die eine solche Entwicklung begünstigen, die die Horizontale betonen. Was aber pas- siert? Dem einen möglichen Partner in dieser sensiblen Konstellation, dem Leh- rer hzw. der Lehrerin, verordnet inan die \vunsclibareri Qualifikationen per Dekret. inan betont die Vertikale, indem man die bestehende Hierzirchic ausbaut. man setzt auf Macht statt auf Einfluss und beschwort in einem Bereich. wo Leistung aus der Genieinschaft heraus ganz besonders gc- fordert wäre, den Geist der Konkurrenz.

Entsprechend einem blanagcrprofil wird in den Erláutcrungen Zuni Zurchcr Boge n &i i t arbei t erbe ur t e i 1 un g fur Le li r- kräfte der Volksschulen das Profil des iciealeii Lehrers skizziert: Die Professiona- lität des Lehrers zeigt sich untcr anderem darin. dass e r inóglichst ausgeglichen ist. belastbar. nicht leidend oder vorwurfsvoll. Der Weg i n die Isolation ist vorgezeichnet. Die Botschaft wird verstanden: .Haupt- sache. die Fassade stimmt. Alles, was du sagst, kann jederzeit gegen dich verwendet werden. >>

Pop u I ist i sc h e s B r i m bo r i u m versus hochkarätige Schulf U hrung

Das Aiifordcriingsprotil fiil Lclii-hi-iittc, wie es der Beurteilungsbogen entwirft. lasst keinen Beitrag aus. der je von einem Vertreter des Lehrstandes zum Wohle un- serer Volksschule geleistet worden ware. Nicht urnsonst titelt der c<Tages-Aiizeiger>, zum Thenia .Mehr Lohn fur Lehrer Su- permann>). Die Botschaft kommt gleich-

.. .. , .

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6 Loh nwi rksame Qua I if i kat ion SLZ 21/92

wohl an und bectatigt ein gangiges Vorur- teil: Schulfuhrung ist Tcilzeitarbeit.

Hier, meine ich. mussten wir Klartext reden. Setzen wir Arbeitszeit als adriquate Hilfsgrösse für Arbeitsleistung. Ich kann hier nur fur mich sprechen. als Lehrer der Mittelstufe. doch weiss ich von etlichen Kollegen. dass es ihnen nicht anders cr- geht. wenn ich bekenne, dass diese Aufga- be. und ich meine damit Schule zu planen. vorzubereiten, zu gestalten, Arbeiten zu korrigicrcn. in mannigfaltiger Weise erzie- herisch Einfluss zu nehmen, meinen Bei- trag zu einer guten Klassenatniosphäre zu leisten, Elternkontakte zu pflegen und ad- ministrative Arbeiten zu erledigen. einge- schlossen den Unterhalt meines Archivs mit Arbeitsunterlagen zu den aktuellen Unterrichtsbereichen in ihrer Vielzahl von Facetten, mir. wenn alles rund lauft. eine Arbeitswoche in den mittleren Fünfzigern beschert. Dank Kurzarbeit in einem Teil der Schulferien komme ich uber die iibli- che Anzahl Arbeitswochen hinweg dann wohl auf einen Schnitt um die 50 Stunden. Wenn ich mich daruber hinaus engagiere. sei das aus Einsicht i n die Notwendigkeit. aus Engagement oder Freude, indem ich heispielsweise ausserhalb der Schulzeit ei- ne E l t ern ve rans t al t u n g durch f U h re, i n de rn ich ein Amt i i i der Schulorganisation üher- nehnie, indem ich inich weiterbilde, indem

E7ZIEEUNCSDLREKTION DES KANTONS

ich ein Klassenlager durchfuhre. indem ich ein Theater inszeniere, indem ich mich mit der Klasse am Quartierfest beteilige. in- dem ich Studentinnen und Studenten be- treue, indem ich mich fur die Sctiulent- wickliiiig einsetze - alles Beispiele tibri- gens, die niit vielen anderen im Katalog aufgcfuhrt sind -. dann pendelt dic Bela- stung bald einmal, phasenweise. wenn nicht dauernd. um die 60-Stunden-Marke. Dabei sind die Spiesse fur solche und wei- tere Einsätze sicher je nach Lebenssitua- tion. Zusammensetzung der Schule und allenfalls auch je nach Stufe, auf der unter- richtet wird, ungleich lang.

So wertvoll nun diese Leistungen scin rnogen. ich denke, die Lehrerlnnen niüss- ten weitgehend auf deren Freiwilligkeit pochen. Ein genereller Anspruch. wie e r gcgenwartig allein cclion durch die Inte- gration in einen Katalog zur Mitarbeiter- beurteilung postuliert wird. kann rianilich nur unter Aushohlung ihrer Kernaiifgabe eingelost werden und fordert auf Kosten tlcr Schulführung eiii populistisches Briiii- boriiiin.

Was die Karatigkeit in der Erfullung der Kernaufgabe anbelangt. muss festgehalten werden. dass sie sich nun einmal zu einem guten Teil iin verborgenen ausbildet und sich weitgehend zumindest jeder direkten

Z U R I C E

Hitarberterbeurterlung fur

Lehrkzafte der Volksschule

B E U R T E I L U N G S B O G E N

:lame . . . . . . . . . . . . Funkxion . . . . . . . . . . . . '/ozname : . . . . . . . . . . . Klasse: < < . . < . Adresse' . . . . . . . . . Schulhaus: . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . Gemeinde . . . . . . . . . . . . . . . .

.

Te 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . in dieser Gemeinde seit' . . . . . . . .W'I-ilr . . . . . . . . . angerechrete Dienstjahre . . . . 3eurteilung Lm Schullahr . . . / . . . freiwiliig 0 gem Rhythmus 0

Lokale Besonderheiten (Struktur der Gemeinde, Zusammensetzung der Klasse, BeceiLigung an Schulversuchen etc. )

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ressortbeauftzagter fur die Beurrelling' . . . . . . . . . . < . Besuchsdaren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

I Bereich 1: Klassanführung

Klassenfuhrong, Gemeinschaftsbildung und Integration, Gemein- schaftsfordernde Lehr- und Lernformen, Ausstrahlung der Lehrerin/ der Lehrers und Vorbildwirkung, Beziehung zum einzelnen Schuler, Freirhume und Eigenaktivitat fur die Schulerinnen/Schuler, Pro- fessionalitht der Lehrerin/des Lehrers

Beobachtungan / Fmststallungan

Gesamrbeuertung: ungenugend 0 ZU verbessern 0 gut 0 1 ausgesprochene Starke 0

Folgarungen

Erfassbarkeit entzieht. Im Mikrokosmos des Schulalltags. in Dutzenden von Stel- lungnahmen zugunsten von Gewisserihaf- tigkeit, Konsequenz. Gerechtigkeit, Er- mutigung. Individuali5ierung. Gemein- schaftsbildung und Mitverantwortung ent- scheidet sich vor allem. was Lehrerlnnen kraft- und z e i t m h i g in ihre Aufgabe iiive- stieren.

Eine Schulklasse bedeutet eine gewalti- ge Herausforderung. LehrerInnen stellen sich ihr in Freiheit und Verantwortung. Nicht wenige von ihnen kennen das Pro- blem. sich abzugrenzen. um allenfalls doch auch noch Partnerhi. Vater oder Mutter sein zu konnen. Wer die Kernaufgabe se- rios erfullt. meine ich. habe seinen Lohn ehr und redlich verdient. Es geht nicht an. dass man darüber hinaus ein .Ubersoll. konstruiert. Wer Kapazitat ubrig hat, soll sie Iveiterhin aus ideellen Gruiiden zugiin- sten unserer Schule investieren durfen. wer genaii umschriebene Funktionen im Dienst der Schule ubernimmt, wie das heute schon zum Teil gehandhabt wird. hat Anhpruch auf eine separate Entschadi- gurig.

Forderplanung (ürlfan, Verainbarungnn. Antrage) : Fur einen Beforderungsantrag an die Erziehungsdirektion(4 2b der Lehrerbesoldungsverordnung) muss mindestens folgende Ge- samtbeurteilung vorliegen : hochstens l Bereich "zu verbessern", mindestens 2 Bereiche "ausgesprochene Starke". Bei mindestens vier Bereichen mit der Bewertung "ungenugend" oder "zu verbessern" ist der Antrag auf Unterbrechung des Auf- stiegs ( § 2a der Lehrerbesoldungsverordnung) zu stellen.

Crt, Datum: . . . . . . . . . . . Der Ressorrbeauftragte

Visum Schulpfleger

Ort. Datum: . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterschrift: . . . . . . . . . . . . . . .

1 Stsllunqnaba das Lehrers / der Lahrnrin

I

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i SLZ 2 1 191 7

Zum Kriterien raster: Untauglichkeit, Pa u sc ha I i sie r u ng , Stigmatisation und Aussenlenkung

Die Palette von Gesichtspunkten zur Erfassung des Leistungs- und Sozialverhal- tens von Lchrkraften der V'olksscliulc iii den bekannten sechs Bcrcichcn ist gut ge- nie i n t , vi el sei t ig. zu ne h me rid koiise nsw iir- dig und als Orienticrungshilfe fur den per- sönlichen Gebrauch durchaus tauglich. Warum gleichwohl ein klares Nein zii sol- chen von itiiiscn gesetzten Bciirtciliiiigs- kriterieii'!

Sie sind schlicht iiberfliissig. Mit unse- rem Denken, Fuhlen und Handeln schaf- fen wir laufend Diffcrcnzicrung, Wenden wir diese. sagen wir cininal «iiiiturh;iftc» Be u rt ci I u ng I ern zi e I ori en t ie r t a u f e i i1 e konkrete schulische Situation aii. haben wir ein aiiygezeicliiietes Instrument.

Vcranichaiilichcii wir diesen Ansatz je an ciiicm Beispiel au i cleni gesellschaft- lichen Leben uncl aus dein schulischen Alltag:

Herr und Frau Adamson beschliessen. miteinander atiswarts essen zu gehen und dabei einen gemiitlichen Abend zu ver- briiigen. Der Zufall will es. dass drei Bc- kannte aus Adainions beruflichem Umfeld

c-

mit oder oline Begleitung dasselbe Lokal aufsuchen. Einer tritt a n ieiiicii Tisch und fachsimpelt mit ¡hin 30 Minuten lang. lh- rer zwei sticht e r selber auf und bespricht i i i i t ihnen jc ctwa eine Viertcl4tunde ge- scliaftl ichc Ange legen he¡ ten. Fur i h n ver- geht der Abend wie ¡in Flug. Kurz vor dem Aufbruch stellt e r fest: <<Was fur ein scho- ner Abend!,> und fragt i c inc Partnerin: .<Hat's d i r aiicli gcfallen'?~~ Wenn nun Frau Adainion ihrem Mann aul' deni Hintcr- griiiid der getrofl'eiien Ubereinkunft schlicht den eben geschilderteii Sachver- halt beschreibt, so ergibt sich daraus eine treffliche ..Leistiingsqualifikation~~ - von ihrer Warte ;ius. Wie primitiv miitct dsge- gen c i i i Beiirteiluiigsbogeii m. der es bci- spielsweise init Hilfe einer Keilie von Fen- sterclien erlauben wurde. ein Kreiizclicn zwischen den Polcii «rucksichtsvoll,> iiiid .zrucksichtslos,) zu positionieren.

Wahrend cincr Gesctiichtslektioii L L I

.<Morgartciin, init dem Ziel aufzuzeigen. wie dicht bei beideii Parteien Recht und Uiirccht heieinaiiderliegeii. vertieft sich Miclicllc darin. eine Doppelseite ihres No- t i z he f t es i n nia n n igfal tige n \;> ri a t ione n init dem Schriftzug «Lovc>s zu illustrieren. Wiederum ist in ciiicm Gcipr3ch niit ihr eine Besclireibung des beobaclitcteii Vcr- hnltens als Lzistuiigsqtialifikatioii viel au\- sngckraftigcr und fur eine echte Verbesse-

rung der Situation hilfreicher als etwa die Umschreibung cines vorgegebenen Krite- ri ums <c Le rnwi I1 igkc i t >> mit ce LL iige n iige rid,>. Vielleicht hat sic nainlich d a s Wesentlich- ste erfasst, was man gegen Krieg setzen kann. vielleicht ist \¡e verlieht ~ vielleicht rede ich uber ihren Kopf Iiiiiweg u\w.

Schon die simplen Beispiele machcn deutlich. wieviel Gewalt ein Kriterieiira- ster der Sprache. der Wirklichkeit und da- mit dem Meiisclien m t u n kaiin. Mit Vcr- allgemeineriiiigen machen wir viel kaputt. Pauschalisieriing stiftet oftnials Elend iii der Welt Uiiigekehrt offenbart sich die . î /nrkr i w r r hrsi~lireiheritit~rz Qiialifiku/ioti. Sie drückt keinen Steinpel auf und bc- schriinkt sich dnrauf. eine Momentatifnali- mc zii sein. Damit entgeht sie einer weite- ren Gefahr, welche der Gebrauch von Kri- terienrastcrii beinhaltet. namlich zii , s r@ mu/iwreri. Wer einmal ein Etikett ver- passt bekoinnien hat. kriegt es. vor alleni. w e n n es negativer Art ist. nicht s o ohne Iveiteres wieder los. Daniir srdlr sich soldie Qitolifikn/ion 17111~1' E t z / ~ i ~ c k l / l t ~ g 111 drri

Ein Unternehmer der Informntikbran- che bekennt: ((Ich bin erschrocken. wie ich festgestellt habe. d a s s die gleichen Mit- arbeiter imiiier wieder in der .gleichen Schublade) landen.. Ahnlicties kenrit niaii vom Militardienst. Ei. verzichtet heute bei

cvt,g.

L-

Die ZU rc her Beurteilungs kriterien

Der Zürcher Kriterienkatalog umfasst 27 Kriterien. Wir zitieren, zur Illustration. die ersten zwei bis drei aus jedem der sechs Bereiche.

Bereich 1 Kiassenführung: steht positiv zur Lchrcrrolie und übernimmt Verantwortung; sctzt sich durch; gcwáhrt jedoch angemcssenc Mitspra- che und geht auf die Schuler ein: fordert positi- ve Ansatze durch gczicltes Vcrstarkcn (Lob usw.); lasst bei Tadel Wohlwollen erkennen. lehnt hochstens ein Schulcrvcrlialtcn. nicht aber eine Schiilerperson ab: schafft ciiie Atmo- sphäre von Geborgenheit und gcgenscitigem Vertrauen Gemeinschaftsbiidung und Integration: grcit't notigcnfalls bei Gemeinschaftsverstossen ein und hilft Kontlikte losen. schaftt durch Vcrmitt- lung von Werten wie Hilfsbereitschaft. abcr auch Sich-selbst-sein-Durfen. ein Klima von gegenseitiger Achtung und Rücksichtnahme. bcmuht sich um die Integration von Kindern niit Schulschwierigkeiten und von Auslmdcrkin- dem Gemeinschaftsfördernde Lehr- und Lernfor- men: macht soziale Formen des Lerncns (Gruppenunterricht/Partneruntcrricht usa..) zu cincm festen Bestandteil des Unterrichts; fuhrt Klassenprojckte durch (Thcatcr. Musicals usw.) und weitcic gemeinsame Aktivitatcn

Bereich 2 Planung und Vorbereitung: tuhrt cinc sinnvol- le Planung und Vorbereitung des Unterrichts gemass Lchrplan durch, knuptt an die Lcrnvor-

aussetzungcn der Klasse an; fördert und for- dert in angcmcsscner Art: individualisiert nach Leistung und Interesse: plant Untcrrichtsrci- hen. Projektc und fachcrubcrgrcifenden Un- tcrricht Durchführung: giht Zicle und leilziele des Un- tcrrichts klar an; geht stiifciigcrccht vor: wcn- det verschicdene Untcrrichtc- und Lehrformcn an (Frontal-, Gruppen-. Partner-. Projckt-. Wcrkstatttintei.richt); rhythmisiert den Unter- richt: spricht durch Variationen verschiedene Sinne clci Schuler an, setzt verschicdcne Mc- dien und Hilfsmittcl cin (Tatel. Bilder. Dias. Molton. Modcllc. Tcxtc. Lehrmittel usw.); achtet ilut Anschaulichkcit

Bereich 3 Verbindung zur übrigen Lebenswelt schaffen: schatft Bczugc zur rcalcn und sozialen Umwelt; organisiert Klassenlager. Projektwochcn. Es- kursionen, Besuche, Begegnungen usw , tor- dcrt Kontakte zwischen Schulr und Arbeitswelt Die Lebenswelt in die Schule bringen: bringt Berufs- und Fachleute in den Unterricht ein, gcht aut Aktuelles ein; bringt cigcnc LIUWY- schulischc Erfahrungen i n dcn Unterricht ein; ist offcn gcgeiiiibci Ncucm. das <<von aussen,) kommt

Bereich 4 Allgemeines: macht die Arbeit niit der eigenen Klasse tur andcrc transparent. stellt spczicllc Fihigkciten in dcn allgcmeincn Dienst; gibt In for ni at ionc n von allgcnici nein I nt ci esse un- ter Wahr wig dcr Schwigepflicht weiter; kann mit Er\\.achseiien timgchcn

Zusammenarbeit Lehrer - Lehrer: tauscht Idc- cn und Material aus; arbeitet in Erfahrungs-, Fach- und Arbeitsgruppen mit: Teamteaching, unteritiitzt jungere Kolleginnen und Kollegen, die Hilfe brauchen; beteiligt sich an der Vei- antwortung fur den gesamten Schulbetrieb Zusammenarbeit von Lehrern und Schülern: führt klnsscnubergreifcndc Projekte durch: ar- rangiert Auffuhrungen, Sportanlassc. Silveitei- furs ganze Schulhaus oder fiir mehrere Klassen usw.

Bereich 5 Kommunikation zwischen Lehrer und Eltern: i s t gcgcnuher den Eltcrn gcsprachsbcrcit, niinmt sich für Elterngcsprachc gcnugcnd Zeit uncl unterstützt dic Eltern. schafft Moglichkci- ten des direkten (rcgclmassigc Elteriisprcch- stunde. Eltcrnahendc. -morgen. Eltcrnoricn- tierungcn UIH ) odsr indirekten Eltcrnkontak- tes (Bricfc. Kontakthett, Briefkasten fiir El- tern. Fragebogen fur Eltcrn usa..)

Bereich 6 Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen: ist fahig und bereit. neue Impulw aufzunehmcn. sich mit pldagogischen und gesellschattlichen Entwicklungen ;iu~einaiidcrzusetzen. ist flcxi- bel, ist bereit. etwas Hcrkbmmliclics durch etwas Neurs zu ersetzen; zeigt Bereitschaft. sich beraten zu lassen Umsetzen ausserschulischer Erfahrung: macht txsondere Bcgabungcn und Ertahrungcn tur die Schule iiutzbar: z B. Erfahrungcn aus Kon- takten mit der Arbcit~wclt. atis Rciscii. aus Fort bi Id ungen. a us Akt i v i t a te n w a hrcnd c in es Urlaubs usw.

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8 Lohnwirksame Qualifikation

bestandciieii Mitarbeitern auf das ubliche Verfahren, empfindet es als Anniaisung und Zumutung.

Ein Scliulpfleger. der in seinem Beruf selber Qualifikationen ausstellt, u s s e r t ernste Bedenken zum vorgesehenen Beur- teiliingsverfahren. Er ist an seinem Platz in einer vollig anderen Situation. arbeitet e r doch tagein. tagaus mit den Leuten zusam- men. die cr qualifizieren muss. E ie hier skizzierte grundsätzliche Problematik ei- ner Qualifikation mittels Kriterienraster spitzt sich bei einer Anwendung in der Lehrerbeurteilung drastisch zu.

Das Schulgesetz, der neue Zweckartikel Volksschule sowie dcr neue Lehrplan ge- iiugen als Leitplanken seitens unseres de- mokratischen Stcìatei vollauf. Das Operic- ren mit den genannten Kriterien entspricht wohl einem unglücklichen Bedurfnis nach Kontrolle über das System und dient der Steuerung. Es schafft nur Probleme.

Gerade im Lehrberuf sind diverse Punk- tc des zweifellos attraktiven Anforde- rungsprofils Ausdruck ciner ganz be- stimmten inneren Haltung. ja eines Men- schenbildes. Beispielsweise kann dem Punkt .<Freiraum und Eigenaktivitat fur SchulerInnenn nur entsprechen. wer in ei- nem gewissen Rahmen loslassen kann. dessen Bedurfnis, sich abzusichern. nicht allzu ausgepragt ist, bei dem das lndividu- um in seiner Eigenart grossen Respekt geniesst. der vertrauen kann. Ein Diktat des entsprechenden Beurteilungspunktes unter dem Aspekt «mehr oder weniger Lohn. ist bestimmt nicht der Weg. jenian- den dafiir zu gewinnen. sich auf eine lang- wierige persiinliche Entwicklung einzulas- sen. Es bewirkt allenfalls ein paar Retou- chen. Schminke und Tunke afeiern Ur- stand.. Halten wir fest: Alle Beiirtriliings- triodi, die ditrcii ilire Formalitar eine ge- mme re.spekt- bis Iiebei~olle sach- und per- sotieti hrsogcnr Brschreihiing rr.5 ch wereti oder i~rrhimlrrn, taiigeti nichts.

Auf dem Weg zu einer Schule, die sich prostituiert!

Für das Gelingen des Unternehmens Volksschule kann die berufliche Ethik kaum hoch genug w-anschlagt werden. Mit dcr einzuführenden klassenbildenden Leistungsqiialifikation wird nun aber gera- de diese Ethik überstrapaziert. Mari kann vom Gros der Lehrer auf die Dauer nicht erwarten. class es sich der koinproniitie- renden Wirkung eines verfehlten Systems entziehen kann. Vielmehr ist aiizuneh- men, dass sich wiederholt. was auf Schu- lerebene bei verwandten Ralimeiibedin- gungen nur allzuleicht passiert. dass nam- lich das Streben nach einem Platz an der Sonne den sachlichen und gemeinschaftli- chen Motivationen fiir Leistung deli Bo- den entzieht. Schlcichcndc Prostitution ist

angesagt. .Hauptsache. die Fassade stimmt>>. lautet dannzumal die aktuelle Doktrin dcr Selhstbehauptung.

Wer kann es sich da noch leisten, der Not eines schwierigen Kindes nachzuspu- rcn, sozionegativeni Verhalten in einem delikaten. von Ruckschlagen begleiteten Prozess Über eine Einstellungsaiideruiig beizukommen, einmal unter Einbezug der Eltern, einmal unter Einbezug der Klasse oder mit Unterstützung beider Systenie? .Effizienz» ist angesagt. und Erziehung wird damit zum Luxus. Der Lehrer steht wohl dann und wann notgedrungen zwi- schen Dressur und Erziehung. Dass er den erhohtcn Koritrolldrirck an dir Klus.se &cri- /ergibt. liegt nahe: Prostitution zuin ersten!

Die vorliegende &heck-List. mit ihren nach allen Seiten hin uber die Schtilfüh- rung hinaiisiifernden Kriterien legt ein .Srock-Picking» nahe. d. h. . dass man da- nach trachtet. in den verschiedenen Berei- chen so viele Positionen zu besetzen, wie es dem Anforclerungsprofil für eine gute Lehrkraft entspricht. Das geht nur auf Ko- sten dessen, was ihre zentrale Aufgabe ausmacht: Prostitution zum zweiten!

Und wer der Versuchung widersteht? Ein kuiistlerisch begabter Lehrer meint: 4 c h habe immer wieder gern mal furs ganze Schulhaus einen niusikalischen An- lass organisiert. Kunftig werde ich mich kaum mehr trauen, dies anzuregen. Zum einen bekanie ich dann wohl zii spüren. dass man mir unterstellt. ich wolle mich profilieren. Zuni anderen wurde ich damit meine Kollegen vergewaltigen, da sie es sich ja kaum leisten könnten. abzulehnen. weil sie dann in der Folge in meinem Qua- lifikationsgesprach eine schlcchtc Figur machen wurden.>, Das hat gerade noch gefehlt. dass ¡in Hinblick auf eine Erfas- sung des Beurteilungspunktes .Kollegiali- tät» rbetidiest. k'olli~gialirat ~iritrrlaufen ri.erden ,soll, indem nian eine Kultur des Gesprachs uber Drittc in deren Abwesen- heit installiert: Prostitution zum dritten!

Die Demontage des Le h rsta nds

Die in Vernehmlassurig gegebene Lei- stungsbeurteilung wird als ganzheitlich an- gepriesen. obwohl sie aiif cine y ~ u ~ r i r i f a t ~ r ~ Bilanzirrung hiri arigelegf ist. Unter dem Druck der vorgegebenen Rahmenbedin- gungen: Kriterienraster. zeitlicher Ablauf, ein Schulbesuch. Gespráche mit dem Leh- rer oder der Lehrerin, wird dem kunftigeii Funktionär. dem x Lehrkräfte zur Qualifi- kation zugeteilt sind. ohnehin wenig ande- res ubrigbleiben. als Kreuzchen zu setzen und zu summieren. wenn er mit dem ent- schädigungsberechtigteii zeitlichen Auf- wand zu einem Schluss kommen móchte. lni Griiiide genonimcn eine Ungeheuer- lichkeit. Da der Qualifikator nur mal auf

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einen Sprung vorbeikommt, ist der Lehrer um so mehr gehalten. sich bzw. seine Lei- stung zu verkaufen. Nichr unbedingt seine Qualitaten. soriiiern eine Fiilirgkeiteti, die- sc dí~r~iistellrti. werden ki ln f t ig die \Vert- sc11atzurig seiner A rbrit berinflirssen.

Die an sich unmögliche Arbeit. auf die- sem Holzweg seiner Arbeit gerecht zu werden. wird ihm auch gerade noch selber aufgeburdet. Er wird sich daran gewölinen müssen, niit doppeltem Boden zu arbei- ten, und entsprechend Energie abzweigen: hier die Leistung, da die Selbstdarstellung, die Dokumentation von Leistung.

Speziell geschulte Laien aus der örtli- chen Schulpflege sollen die Noten erteilen. Zusammen mit der geplanten Abschaffung der Volkswahl und einer allfälligen Aufhe- bung des Beamtenstatus verkommen dic LehrerInnen langsam, aber sicher zu Marionetteti auf der Pirpprrispirlbiihne der Lokulpolitik. Wenn sie mit einer Beurtei- lung nicht einverstanden sind. können sie zwar kundigen und eine neue Stelle su- chen. da aber die Erziehungsdirektion die Klassierung formell festsetzt, bleibt ihnen die Hypothek einer unbefriedigenden Qualifikation erhalten.

Wie wird es um die Diskretion bestellt sein. nachdem die Schulpflege an ihrer Qualifikationssitzung die Zensuren abge- segnet und damit Lehrer erster, zweiter und dritter Klasse geschaffen hat? Manche Schulpfleger haben selber Kinder im schulpflichtigen Alter. Wird es lnsidrr- giwhiif ie geben. eine Welle von Gesuchen zu Lehrer Supermann? Schliesslich geht es uin Cliancengleichheit! Kann nian viel- leicht iiber den Steuerauszug in Erfahrung bringen, in welcher Kategorie ein Lehrer eingestuft ist'? Jede Lehrkraft wird sich in Zukunft doppelt he r l egen inussen, ob sie in der Gemeinde wohnen will. in der sie ficliiert ist.

Humane Werte für Schule und Gesellschaft auf dem Spiel

Konkurrenz ist naturlich. Sie besteht darum uberall und immer wieder neu. Sie ist gegeben mit unserein fundamentalen Bediirfiiis, unseren Platz in Gemeinschaft und Gesellschaft zu finden: Sie liegt be- gründet in der Sorge um unsere Stellung innerhalb des Systems. iri dem wir uns gerade bewegen. Wir haben beileibe ge- nug zu tun damit, weshalb wir uns hüten sollten. sie zu betonen. wie das in der Leistungsbeurteilung in unserer Gesell- schaft gang und g ibe ist.

Nicht umsonst besteht gegenwartig für Lehrer und Pfarrer noch eine Nische im System: Wo ethiJche Motriwfioneii f i ir das Haticielri itn Vordrrgriiniì stehen, wo niir- tnetisclilichr Koniponentcn den A~issrhlug geben, H'O dit, Veraniwortiitig hoch ist uncl

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Veriraireri dru Griitidluge emur Tüiigkutf hrliiun niiiss, u r i ~ ~ i s t sich piti Ansatz, der niit ßelohriicrrg rtnd Snrikiion oper iut , als besoriders stussrrid. Eins Chiince ftir unse- re Gescllschaft besteht nur dariii. sich jetzt inne zu werden, dass er grundsittzlich falsch ist. fur ~erferi .4rbeitnehinei.! Er ist wohl vielerorts Paradebeispiel einer unbe- sehen gepflegten Tradition. ein Mythos. anderswo wahrer Ausdruck eines bekla- genswerten Menschenbildes. das dem Mit- riienschen die Fahigbeit zii loyaler Z u w w menarbeit abspricht und ihn zum poten- tiellen Betriiger stempelt, oder schlicht Ausdruck eines Willens zur Herrschaft, wie c r in eiiier Demokratie riun wirklich nichts verloren hat (siehe folgenden Auf- satz voii A. Strittmatter).

Burnir S K I rriclit der Lei~tiítigslnl2n (in sich iti Frage gestellt. .sotidcrti niir uitiu Bitiririr-

tiiffiurcrizitwng uti ter L. ri) t m , dir u t I ter

dingrcngtw gleicht. Aitiktiurrrri Ltdirtirli- men. Und sollten wir auf Beschaftigungen stossen. bei denen sich eine Leistung>- beurteilung problemlos auf die Basis quari- titativer Kriterien pro Zeiteiiilicit reduzie- ren liesse, wir mussten nicht die Person qunlifizieren, die sie erbringt. sondern die Arbeit selber, ;ils iinmenschlich nhmlich.

Das Verdienst einer klassischen Psycho- logie ist es zu veranschauliclieii, wie sccli- sche Gesundheit und menschliches Gluck genauso wie QualitAt iind Effizienz der Arbeitsleistung uni so ausgepriigter sind, ie inehr der Mensch sich auf die Horizon- tale und nicht auf die Vertikale hin oricn- tiert.

Es gereicht unserer Lehrerschaft wohl zur Ehre, und sie beweist gerade hierin ihre Professioiialitat, dass sie den Vcrsu- chen einer weitverbreiteten Ideologic des Besserseini und Melir-ti;iben-Wiolleiis als der andere nicht erliegt. Institutioiialisier- te Rivalitat wirft den Menschen auf Fich selber zurück iind entfremdet i l in so der Sache, um die es eigentlich geht. Sie ver- haut B priori die Moglichkeit einer Lei- stung aus der Cienieinschaft heraus. die sowohl humaner als auch effizienter ist. ~~lieistiingslohn demotiviert die Mehr- heit>). lautet die Quintessenz einer aktuel- len angelsächsischen U n te rs uch ung bet ref- fend hiihere Kader. Dic Sorge uni eine gerechte bzw. der Frust liber eine als un- fair empfundene Eiiischiitzung bindet ganz eindeutis mehr Krát'te. als sie freizusetzen vermag.

gle1ChPri Lb/ornii .~~e/:i i t igc~n iitid Rdit?it'nDr-

Unsere eigenen Leistungs- und Motivationsmyt hen hinterfragen

Haben wir uns nicht schon zum Teil damit abgefunden, dass SchiilerInnen urn der Noten willen lernen oder uin besser zu sein al5 andere? Besinnen w i r uns doch wieder auf die gesunden Motivationen fur

Leistung. als da sind Leben. dciiii «Leben i q Lernen.. Neugierde, Sachinteresse. Einsicht, Freude am Fort5chritt. Leisten- und Beitragen-Wollen. Motivationen. die in dein Massc cine Cliancc haben. als wir den Weg von einer als Ritual zelebriertcii Schule uber cine Schule fiir das Kind zii

einer Schule mit dein Kind finden. Motiva- tionen. die in dem Massc zum Tragen kommen, als der Wettbewerb in den Hiri- trrgrund tritt und damit die permanente Sorge um den Platz iiii Leben nicht ge- schürt wird.

üarnit ist nichts gesagt gegen eine me¡- nctwegen tmaturhaft. zu nennende Kori- kurreiiz. die sich -ohne Zutlin einer Hicr- arcliie - aus der eisernen Logik des ZLI- snnitnenlebens in eincr offenen Gesell- schaft herleitet, in der jeder die Freiheit hat. Produkte oder Dieiistleistiingen :inni- bieten.

Da und dort spukt in den Kopfen etwa noch àic Vorstellung herum, ein Ellenbo- g e h in der Schule koiine der Vorbereitung auf den Lehsnckainpf dienen. Nach allem. was ich bisher ausgeführt habe. muss man gerade i n diesem Zusammenhang ganz klar atif GemeinschaFlsbilduiig setzen. Die

Ausbildung der Genieirischaftsliraft. also der Fahigkeit. sich zugehorig zu fühlen und mitmenschliche Verbundenheit zu stiften, macht stark, indem sie den neuro- ti\ierciideri Tendenzen cines gegebenen- fells ¡ni beruflichen Alltag zu erleidenden «alle gegen allen entgegeiiwirkt. ja vicl- leicht gar die beruchtigte Dschungel- mcntalitat relativiert. Es ist darum richtig. das Notenwesen i n der Klasse so diskret zu handhaben als irgend rnbglich. dic Eltern entsprechend nufzuklriren und dafur zu ge- winnen suchen. ihrcrscitq dem Konkiir- rerizden ken bezuglich schuljscher Leistung eine Absage zu crteilcn. Das tangiert nicht einen frohlicheii Wettstreit. zu dem miin aus freien Stucken antritt. Eine summative Beurteilung der Schdcr niacht ohnehin nur als Bilanz. beziiglich Erreichung von Lxrnzielen einen Sinn, etwa zum Ali- schluss eines Lehrganges oder an einer Aufnahineprdfung, als Legitimation gegen auisen. Und selhst iii diesem Zusammen- hang ist je langer, je mehr eine Gesanit- heurteilung gefragt. Zentral jedoch ist dcr Schulalltag. in deni L.elirerInnen gehalten sind, das Kind oder den Jugendlichen auf scinein Lernwcg zii begleiten. Schwierig- keiten niil ihm anzugehen. es init sich scl- ber zu vergleichen. cs zu ermutigen. Sie tragen bei zur Entnicklurig, indem sie die ihnen aiivertrauten Schulerlnnen ¡in direk- ten GesprAch, bezogen aufs Lernziel. i n ihrem Verhalten gegenüber ciner Aufgabc sach- und personenhezogeii respekt- bis liebevoll beschreiben.

Das ncniieri wir sine formative Lei- stungsbcurteilung. Sic stelit auf dcr Grundlage einer gewaltfreien Koininuiii- kation.

Dass die gleiche Erzichungsdirektion, welche fiir eine vermehrt formative Lei- stungsbeurteiliing a n unserer Schule ein- tritt, nun bczuglicli der Leistungsqunlifika- tion \,on Lehrkräften auf ein System setzt. in deni von aussen vorgegebene. iveiiip situationstretie Kriterien sich letztlich zu einer lohnwirksamen Bilanz summieren, ist in riich widercpruchlich und schwer ver- stándlich.

Nach der entsprechenden These des neucn Bertifslcitbildes des LCH geht es darum, eine sanktionsfreie, konsequent auf Förderung angelegte Reurteiluiigskul- tiir zu vcnvirklichen.

Die Luienaufsicht. wie sie heute iin Kanton Ziirich besteht, bedeutet in einer Demokratie cinc wertvolle Chance. Sie widerspiegelt eine sslbstverstándliche Ver- biindcnheit von Volk und Schule und schafft die Möglichkeit lebendiger Atisein- andersetzung. Sie konnte auch künftig die formelle Aufsicht und Beurtcilung wahr- nehincii und lriipulse fur die Entwicklung in Lehrerschaft und Schule geben, wenn sie nicht durch das unmögliche Geschätt der Lohnpunktezumessung korrumpiert wird.

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I o Loh n w i r ksa me Qua I if i kat i on SLZ 21/92

Für eine nicht lohnkorrumpierte Qualifizierung der Lehrkräfte Ein Argumentarium in Thesenform

Lohnwirksame Qualifikations-Systeme (LQS) sind unpraktikabel und kontrapro- duktiv. Was hingegen not tut, ist der Aus- bau eines Missstände fair beseitigenden und quaiitätsfördernden Qualifikations- Systems. Diesen Stand der Diskussion fas- sen wir nachfolgend in einige Thesen, vor allem auch in Hinblick auf die laufende Vernehmlassung der lohnwirksamen Mit- arbeiterqualifizierung im Kanton Zürich.

In KSLZ,, 23/90 hatte die Standespoliti- sche Kommission von LCH erstmals ein Argumentariuni zur Problematik von Lei- stungslohn-Sistenien veroffentlicht. Seit- her sind neue Erkenntnisse hinziigekom- men. ist vor allein das Buch von Reinliard

Anton Strittmatter K. Spreiiger (.Mythos Motivation.) er- schienen, welches die in Wirtschaftsbetrie- ben verbreiteten Anrciz-, Belohnungs- und Bestrafungssysteme <<zerpflückt». Zwar ist die Leistungslohn-Diskussion -

rezessionsbedingt - etwas ins Stocken ge- raten, die náchste Runde folgt aber be- stimmt. Das nachstehende. aktualisierte Arguincntarium dient allerdings nicht nur der Abwehr: wir mussen die Zeit nutzen. um nun selbst Alternativen auf die Beine zu stellen. Wie ein solches forderndes Qualifizierungs- und Beratungssystem aus- sehen kdnnte, wird LCH irn kommenden Jahr vorstellen und mit Schulen zu erpro- ben versuchen.

1. Die Qualifizierung der Lehrkräfte ist stark verbesserungsbedürftig

1.1 An einer dichten Qualifizierung it1

der Aicsiihurig des Leìirerhrriifs sirid ver- schiednistr Krei.re iriieressit’rt : 0 Die Schüler Lind Eltern wollen Feed- back geben konnen, wollen lernende, sich entwickelnde Lehrerinnen und Lehrer. wollen die Gewissheit haben, dass der Un- terricht nach den <<ublichen Standards. er- teilt wird. 0 Die Gesellschft will die Gewissheit ha- ben. dass in der von ihr beauftragten und finanzierten Schule auftragsgemass bzw. gesetzeskonform gearbeitet wird. 8 Die Lehrkrl$te selbsr brauchen fur ihre Auftragserfullung, für ihr Selbstwertge- fuhl, für ihre Bemuhungen um einen wirk- samen Unterricht und für ihre persönliche berufliche Entwicklung fachlich-pádagogi- sche Feedbacks, Zeichen der Wertschät- zung. Kritik. Bestärkung und Hinweise auf Verbesserungsmoglichkeiten.

Für das IVohlbefinden urn Arheirsplatz und fur die Entwicklung einer guten Teamarbeit ist eine offene und konstruk- tive .Feedhackkultur im Lehrerzimmer. unverzichtbar. 0 Und schliesslich hat der «Betrieb Schu- le,, ein Interesse daraii, die Umsetzung des Curriculums und von Innovationen in die Praxis zu uberwachen. dysfunktional ge- wordeiie Zustiinde rechtzeitig erkennen und angehen zu k0nnen.

1.2 Die heutige Qualifiiierurigs-Sitiintiori leidet an zahlrercheri Mängeln utid Schwie- rigkerren: 0 Das Bewusstsein und die Übereinkunft darüber, was <<gute Lehrerarbeitn charak- terisiere, sind erst rudimentar entwickelt. Der gemeinsame Nenner an objektiv fest- stellbaren Kriterien der Pflichterfüllung ist recht klein und betrifft nicht selten eher marginale Qualitätsmerkmale. Vorder- grundige Merkmale eines ([geordneten Unterrichtsbetriebs,> dominieren vor Kri- terien der Lernwirksamkeit. 0 Demgegenuber steht ein grosser. immu- nisierter .<Kunstbereich»: Grosse Teile der Lehrerarbeit sind bzw. werden der Ein- sichtnahme und der Frenidbeurteilung entzogen. Kritik an einzelnen Lehrkraften endet nicht selten in einer defensiven (~Kunstfehlerdiskussion. vergleichbar mit jener in der Ärzteschaft. 0 Gestutzt wird diese Immunisierung durch das stark verankerte Gleichheits- Prinzip: Die Anstellungsbedingungen ba- sieren auf der blossen Gleichheit der er- teilten Lektionenzahl auf der jeweiligen Stufe, und auch in der Lehrerschaft selbst herrscht oft der Grundsatz: <<Wir sind alle gleich, alle gleich gut, niemand ist schlecht und niemand besser.» 0 Diese über die Jahre aufgebauten Transparenzhindernisse und Beurteilurigs- hürden \erunmöglichen in der Praxis eine speditive Abwicklung von Konflikten, no- tigenfalls die Trennung von offenkundig ungeeigneten bzw. ihre Pflichten veriiach- lassigenden Lehrkraften. Diese faktische

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SLZ21/9? LQS II

Unkundbarkeit gewahlter Lehrkräfte (so wird sie jedenfalls von weiten Teilen der Bevölkcrung erlebt) bietet einerseits den Nährboden für Missbrauch der sozialen Sicherheit, schadet anderseits deni Berufs- stand und crkliirt wohl auch verschiedene Regelungs- und Uberwachungsschikanen. welche fur das Gros der guten Lehrkräfte vollig unnötig Nären. 0 Hemmend fur eine gute, fikdernde Be- iirteilungskultur wirkt sich auch die Tat- sache aus, dass in diesem Beruf praktisch kauni eine Entwicklungsperspektive. kaum eine Veränderung der beruflichen Funktion innerhalb der .Branchex exi- stiert. Was sollen aufwendige Selbst- und Fremdbeiirteilungen. wenn dann doch kei- ne Konsequenzen gezogen werden konnen (ausser ein paar lappische Lohiimanipula- tioncn)? 0 Trotzdem oder gerade deswegen findet

'"'_ sehr wohl eine dichte .Hintenherurn-Be- urteilung» statt: durch die Schuler, die El- tern. die Schulbehorden. die Kolleginnen und Kollegen. die Bevölkerung. Weil die- se <(Hintenherum-Beurteilung» diffus wahrgenommen. aber nicht fass- und ver- handelbar ist. wirkt sie stressend, veräng- stigend und frustrierend. 0 Ein weiterer Mangel ist, dass die offi- zielle Überwachung und Beurteilung indi- vidualistisch-kontextlos angelegt ist: Das «Schulinspektorat» ist in Wirklichkeit ein auf das Individuum gerichtetes Lehrer- inspektorat, die Schulpflegen bzw. Scliul- komniissionen befassen sich mehr mit den einzelnen Lehrerinnen und Lehrern als mit dem padagogischen Gesamtzustand der Fuiiktionseinheit Schule. Damit wer- den wesentliche Aspekte. der Qualität von Lehrerarbeit ausgeklamniert bzw. ver- nachlassigt.

HI- 0 Und schliesslich ist in verschiedenen Kantonen das Verhältnis von Laienauf- sicht und professioneller Uberwachung und Qualifizierung fragwurdig aiisgestal- tet. Bei allen Interessen an einer «Volks- tümlicheiin Kontrolle namentlich der Volksschule entspricht es heute nicht mehr den Anforderungen an die Unterrichtsfuh- rung und dem professionellen Sclbstver- ständnis der Lehrerschaft, sich von Laien im Kern ihrer Arbeit qualifizieren zu las- sen. Auch wo neben der Laienaufsicht ein professionelles Inspektorat besteht, sind die Aufgabenteilungen dringlichst zu iiber- denken.

2. Grundzüge einer konsequent for mat ¡ven Qualifikation

3. i Entsprechend der Koniple.ritüt der Lehrc~ruirfgnhe und -rolle sind die lieljiilti- gen Qiiclleti fur Feedbacks besser. d. h . tnit offeneren, .sensibieren Augen i i n d Ohren. und .systeniatischer zii tiiitzeti. Zu den tra- ditioncllcn (und qualitativ ebenfalls ver- besserungswurdigen) Feedbacks des Fach- inspektorats und der Laienbehorde hinzu kommt ein viclfaltiges Repertoire a n Feedbackmoglichkciten: inforinclle und systematisch eingeholte Feedbacks von Schülern und Eltern. gegenseitige Unter- richtshospitation. gelegentliches Teanitea- ching. Selbsteinschätzung nach Kriterien, Feedbacks durch die Schulleitung. kolle- giale Feedback-Runden, Supervision und Praxisberatung. allenfalls Intensivformen der Selbst- und Fremdbeurteilung in der Art von (ausschliesslich freiwillig anzulc- genden!) Standortbestimmungen/Assess- ments.

2.2 Voraussetzung fiir die i~ol le Nutzung ditiver Feedbackquellen ist eine Griindhnl- tiltig, nelclw - auf der Rusis eines intakten. nicht bedrohten Selhstwertgefuhls - die Be- rufsausubung in diesem Beruf als etwas immer i inú prinzipidl mit Prohienien, Di- Iemmas, Fehlern und Mangeln Behafttws betrachtet. Wenn alle zusammen mal da- von ausgehen. dass in diesem Beruf und bei diesem Geschaft (Veranstalten von Lernen mit 3&30 sehr unterschiedlichen Schüler/innen) niemand je «den Dreh her- aus» hat. dass alle ständig am Probieren und am Lernen sind, dann crgibt sich die Nutzung des heute schon vorhandenen Reichtums an Feedbackmöglichkeiten von selbst.

2.3 In der Praxis ist pro Zeiteinheit ( z . B. c>in oder zwei Jahre) allerdings nur eine beschrankte Breite an Qiiulifikationskrite- rien, denen sich eine Lehrperson offen und lernbegierig stellen mag. wrziisehen. Diese Feedback- bzw. Qualifikationsthcmcii er- geben sich von drei Seiten her:

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Die Festlegung der individuellen Quali- fizierungs- und entsprechenden Qualifika- tionsthemen ist also in jedem Fall weder ein rein subjektiver noch ein von .Vorge- setzten» gesteuerter, sondern ein Ails- handlirngs-Akt. Das Ergebnis ist entspre- chend (im Masse des individuellen Schutz- bedürfnisses allerdings begrenzt) transpa- rent zu inachen (was in einem Sozialkliina gemass These 2.2ja auch nicht bedrohlich ist).

2.1 Die luiifende Nutzung vielfältiger rind auch informeller Feedbackkanüle soll er- ghtizt werden durch periodische formelle Qualifikatiotisrunden. Bloss informelle Feedbacknutrung wiirde in vielen Fällen dem gesellschaftlichen Anspruch auf Ver- Gcherung einer wirksamen Qualifikations- kultur nicht gerecht und würde oft auch Lehrkräfte in Schwierigkeiten zu lange al- lein lassen. Die formellen. nach aussen dokumentierten Qualifikationirunden (welche durchaus im Inhaltlichen diskret bleiben k0nnen) k8nnen verschiedenartig angelegt sein: 0 in Form von festen, tutoriatsartigen Paarbeziehungen zwischen KollegedKol-

rinnen; leb' 0 in Form von Qualifizierungsgesprächen mit <<Vorgesetzten» (Schulleitung. Inspek- torat): 0 in Form von Qualifikationsrunden im Lehrerteam der Stufe bzw. des Schul- hauses.

2.5 Eine weitere Voraussetzung fur das Funktionieren einer konseqiient forniati iw Qualifikatiotiskiil~iir ist die Existenz voti nebenher laufenden, nbcw klar abgetrennten Verfahren der Konflik tlös iing in gru viereti - den Fàllen. Das sind einerseits Falle. die therapeutischer Art sind und dem thera- peutischen Reratungssystem zugewiesen werden müssen. Und das sind anderseits Falle. in denen wegen grober Pflichterfiil- lung ein Verfahren der Anstellungsüber- Prüfung notwendig wird. Wenn verhindert werden soll. dass wegen ein paar wenigen Fallen krassen Ungenugeiis eine ganze

I Ansprüche vom «System» I (Schulwesen, Lehrplan, h Reformprojekte) her

persönliche Qualifizierungsbedüt-ínisse

im lokalen Schulteam verein- barte, gemeinsame Leitideen und Entwicklungsziele

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Loh n w i r ksa me ûua I if i kat i on

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Lehrerschaft mit untauglichen Kontroll- und Qualifikationss-stemen uberzogen wird. muss die bislang zogerliche und oft \turnPerhafte <<Behandlung,. solcher Falle kunftig durch klare, mutige und sorgfaltig- faire Verfahren abgelost werden. Das for- dert auch ein Umdenken in bezug auf .kollegiale Solidaritat,,: Ein Kollegium. welches Pflichtverletzungen und pädagogi- \che Schlamperei decht. wird nie die ge- schilderte offene und fordernde Feedback- kiiltur entwickeln können! Diesen gordi- schen Knoten endlich zu durchschneiden. wird die grosse Herausforderung der kom- menden J:ihre sein - fur die Lehrerschaft selbst. aber auch fur die Schulleitungen und fiir die Schulbehorden auf kommuna- ler und kantonaler Ebene.

r--

3. LQS sind unpraktikabel 3.1 Jedes LQS niiiss hier:iilatirie an der

Konibiriutiori - Koniplexitdl der Lehserairf~abe irnd der

Erfolg3 faktoreti - 0bjt~ktii~itàtsnti.g~riii~hr in tier Verwal-

tiingsrec fitbpflege { 1lerglrichsgerrclitig- keit, Rekiirssrcherlieit)

- Liritviuii,fwht - Bqym:iitigeri ini Staatshaushalt (Bud-

getiwrgriben) sch ertert1.

3.2 Unter diesen Uni.vt¿rniIeri fiilireri L Q S etitrrzder ;irr Ulwrforiitwng oder dann a ir Sdiiefgewichtirtig t k r Krittvieti. indem die leicht messbaren. nieivr aber niargitinlen Kritt,rieti beiw;iigt werrieri.

7.3 LQS fiihreri Linfer diescri Unistanderi zii defetisiiwn Vi~rhalteri auf brideti Seiten ígegenseitrges Mi,vstruiieti, RekLir.sring.vt, re- ~irltiercvdrs Versteckspiel).

3.4 LQS lu.s.ren ini realen VoIl:ug die Qiialifi:rerirtigIBe~~rderiitig ;¡ir Verteilirrig vorgegebener Lolitibiidger-Tranchen rrit- arten, irritibhàtigig iwti ricr Zahl heforrie- riitigsberechtigtt~r Lei,vtiitig.vtrflget-.

3.5 Oder tintiti eritieri - b c i grossziigiger Huntihuhirtig « d t w Frieden :iilieLw,) -

LQS in einer inflatorischen Botiiib-A 11s- schlitrurig.

Alternativen sind drinalich

Wir werden die nächsten paar Jahre damit leben müssen, dass von kantona- len Parlamenten her anlässlich von Be- soldungsrevisionen eine .Leistungskom- ponente,, gefordert wird. Nach den Zür- chern und Schwyzern hat nun unlängst der Berner Grosse Rat ebensolches be- schlossen.

Langsam wird klar: die bisherige Qua- lifizierung der Lehrerinnen und Lehrer wird von breiten Bevölkerungskreisen. zumindest von deren Repräsentanten. als ungeniigend betrachtet. Fiir die rela- tiv hohe Besoldung wird eine Art «QU:I-

litiitsgarantie. verlangt. Weniger klar ist. wie das im einzelnen gemeint ist: ob als Generalschikaiie zur Abreaktion des Neides an der für uberprivilegiert gehal- tenen Lehrerschaft; ob als verzweifelter Versuch. die heute kaum antastbaren paar Minimalisten vielleicht auf diesem Wege wenigstens ein bisscheii strafen zu können: o b als gutgemeinter Beitrag zur Belohnung von besonders liervorragen- den Lehrkraften; ob als fromme Idee des Ansporns zu persönlicher Weitereiit- wicklung oder o b als Mischung mehrerer dieser Motive. Klar wird daran aber wie- der. dass die blosse Abwehr solcher Aii-

sinnen kaum Chancen hat und auch kaum zu rechtfertigen ist. Wir müssen uns vielmehr dnnglichst ein paar seriQse und akzeptable Gegenvorschlage einfal- len lassen.

Das Schwyzer Modell ohne die Besol- dungskoniponente konnte ein solcher sein (siehe Kasten nebenan). Der Zur- cher Kantonale Lehrerverein ZKLV (im Verbund mit anderen Lehrerorganisa- tionen) ist an der Ausarbeitung eines Konzepts .Laufbahnbeglcitung>,, wel- ches eine dichte. kontinuierliche, sowohl auf Fórderung wie auch auf allenfalls notige «Massnahmen» abzielende Quali- fizierung durch beauftragte Berufsange- hdrige vorsieht. In Kontakt damit ent- wickelt der Dachverbaiid LCH ein Mo- dell mit iihnlichen Anspruclien. welches dann an Schulen erprobt werden soll. Und ebenfalls in die Richtung geht ein kiirzlich in der t<NZZ» (vom 14.9.97, S . 83) publizierter Vorschlag des Aargauer Berufsschul-Konrektors Kuedi Sicgrist. Vielleicht kommen wir mit unseren Al- ternativplanen gerade noch rechtzeitig, bevor der da und dort bereits vergossene Zement hart geworden ist.

A titori Strittmattcv

4. LQS sind kontraproduktiv

4.1 LQS gehen von der falschen .4nnah- nit’ aus, A4erischeti wollten nicht voti sich aus hcste Leistungen erbringen. sie brdiich- ten a antreib er^^ {.rtatt danach zii forschen, w l c h e A rbeitsplat~beditrgiiriger~ die Ange- 3tellten a m Erbringen izoti Hochleistittrgeri hindern). Der Arbeitgeber kreiert damit ein gefährliches Schulklima: Die Maxime <<Vernieiden von Misserfolg), charakteri- siert Untersuchungen gemass das Klima in schlechten Schulen, ~Er fo lgsg laube~ das Klima in besonders guten Schulen.

4.2 LQS machen die Minimallei~t~ing air allgeniritien N o m . in deni sie offiziell heliairptrn. dass nur -einigt, Gute» die be- trieblich erwiimchte Soll-Leistitrig erbrin- gen wirrtfetr. Das Gros der Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter wurde nicht aus eige- nem Antrieb die geforderte Soll-Leistung anstreben. von den erwarteten 100% nur etwa 80% freiwillig «abliefern.. den Be- trieb um die fehlenden 70% betriigen. Und es wird zur Betriebsnorm erhoben, dass man sich durch Minderbesoldung von der guten Leistung (am Kind) <dreikau- fen» kann (negative Verdachtsstrafe).

1.3 Oder aber LQS stellen, als Botuis- sptrni fiir Höch.vtleistiirigeri. folgentle Be- haiiptririg auf: << Eigentlich khnrite. wenti dir wollte.rt. rít,ine Leistung noch hiiher als dir iweitibartcn 100Y0 sein. i lber diesen Teil deitier Lristutigsbt~rertsclirift haltst iiu uns bewusst iw und hi.rt tiiir dann bereit. ihn zur Verfiigiirig sii stellen, wenn tiii dafiir zusut:lich belohnt Lvirst >> (positive Ver- dachtsstra fe).

4.4 Beide Atinahmeti sternpelti den Ar- beitriehnier zum potentiellen Betrirger nm Betrieb. Die logische Folge ist ein entspre- chendes «Betrugsverhalten» des Qualifi- zierten (Unterlaufen der Qualifizierung durch «Herabhaiideln. der Leistungsmass- stiibe, durch Versteckspiel, durch Wohl- verhalten-Theater, durch fishing for com- plimeiits usw.).

4.5 b V i w i LQS aber nicht Motivieriitig,$- .sy.stctze. .sotitiern blosse Honorieriirigiße- strafirng \‘on echten Utiterschiedrn in der niasinialeti Lristungsfùhi,~licit der Mitar- beiter sein wollen, dann erzcwgeti sie eine ut ipïdagogisch e. en t wick li i t igs fein rilic h e unii nitch rieni betroffenen Schulkinci ge- geni rbu zyi ische Grirnclstininiiirig. .<Ihr geht euch zwar alle Muhen. wird da sugge- riert, <caber eure unterschiedliche Lei- stungskapazitat ist Grund zu Belohnung bzw. Bestrafung. Wer hat. den1 wird gege- ben. wer nicht hat. dem wird genommen! Und Kinder mit deni Pech einer minderbe- gabten oder ausgebrannten Lelirperson am Pult koniien iiiiinerliin Trost in dcren Minderbesoldung finden.. .>>

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4.6 Bleiben noch die iweinzelteti Falle echt renitenter, fauler, desinteressierter, lei- stitngsunridligrr Lehrpersotieii: .-in ihnen verirben LQS »Sohl in drti seltensten Fiillm mehr als ge.,ellschaftlichc Radie, was dann wiederum Grsichrrr-erlust. Grgenracht., Resignation und Verstockiing proinziert. Und um den Preis dieser Rache wird in Kauf genommen, dass einerseits die be- troffenen Kinder noch schlechter <<be- dient, werden und dass anderseits eine ganze gutwillige Lehrerschaft mit einem schlechten Betriebsklima uberzogen wird.

4.7 LQS, als Indii,idualleistit~igb-ßei~,er- tung, missachtet die hohe ßedeirtutig d e b

betrieblichen k'ontestr.r: Die Leistungs- faliigkeit der Lehrprrson riird nichi itti we- sentlich \>om Schidklima ittid tier kol lqia- len Pamqualitàt am Schiilort mrtbtwitntnt, ritid aitck die Il/irkiirig i'on Schrrle auf die Schiiler ist nur begrenzt die Siitnme der Eiri:elwirkurigen der Lehrkrüfte. iJielniehr das Produkt i wxhic.denster Fuk foreri. r i d - die oft ausserhalb des Eiriflrrsses der eiri,-id- tien Lehrkraft liegen. Kaum beginnt sich diese Einsicht im Schulwesen durchzuset- zen. droht nun die Zementierung des Lei- stungsindividualismus, des überwunden geglaubten Einzelkanipfertums durch LQS. Bemuhungen um Teamentwicklung an den Schulen werden sabotiert durch LQS, welche iin realen Vollzug (begreiiz- te, zur Verteilung stehende Bonussumme) Kollegen zu Konkurrenten an der Futter- krippe machen!

F-

4.8 Werin es so ist . dass die konkretrti lokalen Arbritsbrdingrcngen, das lokale schulische << Betriehskliniu., ritieri li-etentli-

chen Einfluss uuf die Leistutigsfühigkeit irnd die Lernrnbglichkeiten der Lehrperso- r i m haberi. datiti wird die Rolle des Schitl- Iriters b:w. der Schulleiterin (itnd imielerorts u i d i der lokalen Schulbehörde) in ritieni LQS hnchsr frngwiirdig. Die Schulleitung ist im Qualifizierungsakt insofern kompro- mittiert (mindestens befangen). als sie selbst ursachlich für die realen Leistungs- und Lernmöglichkeiten der qualifizierten Personen initverantwortlich ist. Das spielt in einem rein formativen und daher part- nerschaftlich durchflihrbaren Qualifika- tionsgesprach keine Rolle. Wenn aber mein Schulleiter, welcher im schlechten Frill für das mich an Leistung hindernde schlechte Le h rerzimmerklima hauptver- antwortlich ist, nun uber meine Lohnpro- zente und Beforderungen entscheiden soll. dann wird die Situation absurd! LQS kom- promittiert in höchstem Masse eiiic Schtil- leiterrolle. wjelche sich in erster Linie als Moderation eines guten Schulklimai. einer Teamentwicklung und didaktischen Quali- tätsforderung verstehen mochte!

.-.-

5. Fazit: LQS wegräumen! Freie Bahn für eine konsequent fördernde Beurteilung und Beratung!

Das Fazit der Uberlegungen zuin Quali- fizieruiigsbedarf in der Lehrerschaft und zu den abzusehenden Auswirkungen der Lohnwirksaiiikeit von Qualifikationssyste- men ist in zwei Sätzen zu ziehen:

0 Wir braitchen eine wesentlirh iwbes- serre Qitalifi~ieriirigrkultiir fiir dip Lrhrer-

- eine grossere und iGrlseitigrrr Fcedback- dichte auf weist.

- konseqiierit formatir, und dialogiscli an- gelegt i s t und

- echte Fulle ilon Pfli~.hti~erlet~ittiig oder krassem Uiigetiiigen rritscliiedrti und fuir

0 Uni w i e solche iron der Lehrerschaft gewollte Qirrrlifiiirrirngskultirr entwickeln :u kcintirri, nilissen jegliche Formeri r o n lohnwirktarner Qiralificierirrig iwhitidert oiler schleiinigst wieder nits dem Wege ge- r a u m riwdeti, denn tiirse firhreti :irni Ge- genteil der trngezielten ~i*rilittrts fnrtlt,ritrig.

scha f i . N d C h e

angeht l ind 1ö.St.

Litersturauswahl Bertschi J . - J . : Lohnwirksame Lxistungsbeur-

teilung dcr Lehrer. In. «NZZu hUYI (14.3.19). X I .

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Kraiiiis J : Qucllcn des Wisscns uber gutcn Unterricht und deren Starken und Schwachen. In: Bildung~forschung und Bildungspraxis 1/01, 55-82

LCH (Lehrerinncn und Lchrer Schwciz) Lohnwirksanics Qiialifikationssystcm an Schu- len? In. &LZ.>23/90(15 lI.YO).4-13

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Schrcckenberg W.. Vorn .gutens zum &eise- rem Lchrer Dusscldort (Schwann) 1987.

Sprenger R K . . Mythos Motivation Wege sii\

ciner Sackgasse. Frankfurt (Campus) 1901. í Pf Iich t lckture ! )

Wcinmann H . Leistungslohn - fur welches Lehrcrveritindnis7 In: 4LZ. 14-15/01 (25.7.YI). j-7.

SZ: Schade um den pädagogisch guten Ansatz!

Als erster Kanton hat Schwyz mit Be- ginn des laufenden Schuljahres ein aLQS» in Kraft gesetzt. Das massgeblich von Professor Karl Frey von der ETH gestaltete Konzept unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von anderen Pro- jekten: 0 Aus einer Liste von 22 Qiialifikations- bereichen («Allgemeine Optionen») wiihlt die Lehrperson pro Schuljahr selbst bis drei aus. 0 Sie formuliert selbst die Ziele und Erfolgsknterien. welche in den einzel- nen Qualifikationsbereichen nachgewie- sen werden sollen. 0 Der Katalog der Qualifikationsberei- che ist offen. die einzelnen Schulen selbst können ihn um bis zu funf Themen ergänzen. 0 Der Qualifizierungsanspruch der vor- gesetzten Stelle bleibt insofern intakt, als die qualifizierende Fachperson (in der Rcgcl Schulleiter) und allenfalls das Kollegium selbst je eine der drei Optio- nen auch korschreiben konnen.

0 Der Qualifizierung konnen sich auch ganze Teains (2-3 Personen) stellen.

0 Dic ganzen Vorgänge werden fiir die Direktbeteiligten sehr transparent ge- staltet.

0 Die einzelnen Qualifikationsbereiche (Optionen) sind nicht als Idealbrevier abgefasst, sondern enthalten ein paar realistische Minimalstandards und vor allem viele Hinweise auf die wesentli- chen Leitideen und auf Hilfen, Abgren- Zungen und Warnungen vor Uberinter- pretation.

Probleme bleiben Auch das Frey-Modell hat seine Tücken: 0 Guten Unterricht machen genügt in diesem Verfahren nicht: man niuss das Gute daran auch noch selbst differen- ziert ausdnicken können. Die heutige Ausbildung vermittelt aber solche «Me- takompetcnzen» kaum. 0 Äusserst hohe Ansprüche stellt das Verfahren auch an die Beurteilenden. <<Fachleute für Unterrichtu nennt das Konzept die Urteilsberechtigten. und das seien in der Regel die Schulleiter. . . O Und da ist halt die absehbare Kor- rumpierung des Verfahrens durch die Lohnkomponente - durch den Bruch. welcher schliesslich die Umschreibung des Befundes in Punkte und Franken bnngt, und durch die konjunkturell schwankende Gratifikationssumme. wel- che das Kantonsbudget mal zur Ver- fügung stellen wird und mal nicht.

Anton Strittmatter

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