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Semantik Pr¨ adikation und verbale Bedeutung Anke Himmelreich [email protected] Universit ¨ at Leipzig, Institut f ¨ ur Linguistik 12.05.2016 1 / 42

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SemantikPradikation und verbale Bedeutung

Anke [email protected]

Universitat Leipzig, Institut fur Linguistik

12.05.2016

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Inhaltsverzeichnis

1 Pradikationen in einemSatz

2 Pradikate und Argumente

3 Verben

4 Nomen und Adjektive

5 Thematische Rollen

6 Selektionsbeschrankungen

7 Aspektklassen

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Inhaltsverzeichnis

1 Pradikationen in einem Satz

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Beispiel

(1) Klaus aß den Salat mit einer Gabel.

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Syntaktische Struktur

(2) [Satz [NP Klaus] [VP aß [NP den Salat ] [PP mit [NP einerGabel ]]]]

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Referenz

Wenn der Satz in einem Außerungskontext wahr ist, liefert jedeNP die Beschreibung eines Referenten.

Klaus rkden Salat rseiner roten Gabel rg

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Pradikation I

DefinitionEine Pradikation liegt vor, wenn ein Ausdruck Informationenuber etwas beitragt, indem einer Entitat eine bestimmteEigenschaft zugesprochen wird. Konzepte, die Informationenuber eine Entitat beitragen, werden Pradikate genannt. DieEntitaten, die sie betreffen, werden Argumente genannt.

Inhaltswort PradikationKlaus rk heißt Klausaß rk aß [rs mit rg ]

rs wurde gegessen [von rk mit rg ]mit rg wurde gegessen [rs von rk ]

Salat rs ist ein Salatroten rg ist rotGabel rg ist eine Gabel

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Pradikation II

Die Inhaltsworter pradizieren uber unterschiedlich vieleReferenten

Verschiedene Inhaltsworter konnen uber denselbenReferenten pradizieren

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Inhaltsverzeichnis

2 Pradikate und Argumente

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Spezifikation und Festlegung von Argumenten

Leerstellen in Satzen:

(3) [Satz [NP ...] [VP aß [NP ...] [PP mit [NP ... ]]]]

Die Besetzung der Leerstellen spezifiziert die Argumente,uber die aß pradiziertDie Argumente werden aber nicht konkret festgelegt. Diesgeschieht auf der Ebene der Außerungsbedeutung

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Pradikatsausdrucke und Argumentausdrucke I

Pradikatsausdrucke: Ausdrucke, deren BedeutungPradikate sindPradikatsausdrucke konnen unterschiedliche Stelligkeitenhaben (eine unterschiedliche Anzahl von Leerstellen)Argumentausdrucke/Komplemente: Ausdrucke, derenBedeutung die Argumente von Pradikaten sindReferentielle Argumente: Argumente, die uber ihrenReferenten pradizierenParasitare Argumente: Argumente, die nicht zumPradikat gehoren, sondern von anderen Pradikaten“geliehen” werden

Beispiele?

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Pradikatsausdrucke und Argumentausdrucke II

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Wahrheitsbedingungen

DefinitionDie Wahrheitsbedingungen eines Pradikatsausdrucks sinddie Bedingungen, unter denen ein Pradikat fur ein Set vonArgumenten wahr ist.

Logische Begriffe und Beziehungen sind auch aufPradikatsausdrucke und Satze anwendbar.

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Semiotisches Dreieck fur Pradikationen

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3 Verben

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Die wichtigsten Typen von Verben

intransitiv: einstellige Pradikate (nur Subjekt)transitiv: zweistellige Pradikate (Subjekt, direktes Objekt)ditransitiv: dreistellige Pradikate (Subjekt, direktes Objekt,indirektes Objektandersartige Komplemente: nicht nur NPn, auch PPnoder Satze konnen Komplemente seinArgumentspezifikation ohne Komplement: in einigenKonstruktionen/Sprachen konnen Argumente ohneKomplemente und nur durch die grammatischenEigenschaften der Konstruktionen spezifiziert werden.

Beispiele?

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Referentielle Verbargumente

Verben referieren auf Ereignisse (Handlungen, Vorgange,Prozesse, Geschehnisse)Ereignisse sind zusatzliche Argumente:

referentielles Verbargument ist Argument des Tempusreferentielles Verbargument ist Argument fur bestimmteAdverbienNominalisierungen referieren auf dasselbe Ereignis

nicht alle Verben haben ein Ereignisargument(Modalverben, Hilfsverben)

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Das Problem der Stelligkeit der Verben

Verben treten in unterschiedlichen Konstruktionen mitunterschiedlich vielen oder verschiedenartigenArgumenten auf.2 Typen:

2 Varianten sind 2 Lexeme, jeweils mit eigener Stelligkeit(Beispiel?)1 Lexem mit der Moglichkeit zu optionalen Argumentenund/oder Weglassbarkeit konzeptuell vorhandenerArgumente (Beispiel?)

Optionale Argumente zahlen nicht in die Stelligkeit einesVerbs.Obligatorische Argumente sind Teil des Konzepts desVerbs. Werden Sie weggelassen, werden sie als “jemand”oder “etwas” verstanden.

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4 Nomen und Adjektive

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Die wichtigsten Typen von Nomen

einstellige Nomen (haufig): meist referenzielleVerwendungrelationale Nomen (zweistellige Pradikatsausdrucke):

1. Argument: spezifischer Referent2. Argument: spezifiziert Entitat, zu der Beziehung bestehtoft durch Possessivkonstruktion angegeben, manchmalauch Nomen + Praposition

Nomen konnen referenziell oder pradikativ gebrauchtwerden

Beispiele?

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Die wichtigsten Typen von Adjektiven I

einstellige Adjektive:sind die meisten Adjektive im Positivattributiver Gebrauch: nicht-referenziellpradikativer Gebrauch: Verbindung mit Kopula zukomplexen Pradikatsausdruck, Komplement ist Subjekt derKopulanicht fur alle Adjektive sind beide Gebrauchsarten moglich(Beispiel?)

zweistellige Adjektive:einige Adjektive im Positiv mit PP-Komplement (Beispiel?)einige (antiquierte) Adjektive mit Genitiv-/Dativkomplement(Beispiel?)Adjektiv in Komparativform mit als-PP als Komplement(Beispiel?)das erste Argument ist Referent des Nomens (attributiv)oder Subjekt der Kopula (pradikativ)

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Die wichtigsten Typen von Adjektiven II

nicht pradizierende Ausdrucke:“modale” Adjektive (angeblich, potenziell, wirklich, ...):konnen nicht pradikativ verwendet werdenAdjektive, die zeitliche, ortliche Geltung desNomenpradikats anzeigenAdjektive, die Bedeutung des Nomens modifizieren, indemsie eine Konzeptkomponente naher spezifizieren

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5 Thematische Rollen

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Die Argumente des Verbs als thematische Rollen I

DefinitionDie verschiedenen Argumente eines Verbpradikats werden alsseine Rollen oder Partizipanten bezeichnet.

Forschungsfrage:Werden die Argumente von mehrstelligen Verben in einerSprache einheitlich grammatisch unterschieden?

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Die Argumente des Verbs als thematische Rollen II

Rolle Beschreibung BeispielAgens vollzieht die Handlung Klaus schreibt einen Brief.

Thema/ an ihm wird die Handlung Klaus schreibt einen BriefPatiens vollzogen oder vollzieht

sich das Ereignis

Experiencer nimmt wahr, empfindet Ich horte ihn husten.

Instrument Mittel einer Handlung Dieser Schlussel offnet die Tur.

Ort Ort des Geschehens Der Schlussel steckt im Schloss.

Ziel Ziel einer Bewegung Sie gab mir den Schlussel.

Weg Weg einer Bewegung Er ritt durch die Wuste.

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Die Argumente des Verbs als thematische Rollen III

Welche thematischen Rollen haben die Argumente in (4)?

(4) a. Die Tur offnet sich.b. Dieser Schlussel offnet die Tur.c. Das Kind offnet die Tur.d. Das Kind offnet die Tur mit dem Schlussel.

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Linking

DefinitionDer Prozess, durch den in einer Sprache die Argumente einesVerbs grammatisch realisiert und unterschieden werden, heißtLinking.

Linkingmittel:KongruenzKasusWortstellung

Kontextuelle und Semantische Bedingungen sind keineLinkingmittel.

Wie vollzieht sich das Linking in (5)?

(5) a. Der Hund offnete den Karton.b. Der Karton wurde von dem Hund geoffnet.

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6 Selektionsbeschrankungen

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Selektionsbeschrankungen fur Verben

DefinitionSelektionsbeschrankungen (sortale Beschrankungen) sinddie logischen Bedingungen, die ein Argument erfullen muss.

Selektionsbeschrankungen sind manchmal schwierig zubestimmen (z.B. offnen)Selektionsbeschrankungen gelten immer, auch wenn diePradikation falsch ist oder der Wahrheitswert nichtbestimmt werden kannSelektionsbeschrankungen sind Prasuppositionen(Vorbedingungen) fur die Pradikation

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Der Prozess der Fusion I

DefinitionFusion ist die Zusammenfuhrung zweierlei Information: DerPradikatsausdruck liefert die Selektionsbeschrankungen, dasKomplement liefert die explizite Argumentspezifikation

Mogliche Ergebnisse von Fusion:Wenn die Argumentspezifikation spezifischer als dieSelektionsbeschrankung ist, ist die resultierendeGesamtbeschreibung des Arguments identisch mit derArgumentspezifikation.Wenn die Selektionsbeschrankung spezifischer als dieArgumentspezifikation sind, ist die resultierendeGesamtbeschreibung des Arguments identisch mit denSelektionsbeschrankung.

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Der Prozess der Fusion II

Wenn die Selektionsbeschrankung und dieArgumentspezifikation einander weder implizieren nochwidersprechen, ergibt die Fusion eine neueArgumentbeschreibung, die spezifischer ist als beide.

Wenn sich die Selektionsbeschrankung und dieArgumentspezifikation widersprechen, ist die resultierendeGesamtbeschreibung des Arguments logisch falsch.

Welches Fusionsergebnis liegt jeweils in (6) vor?

(6) a. Der Hund hat das zerkratzt.b. Die nachste impft den Labrador.c. Der Koch hat die Wurst ermordet.

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Der Prozess der Fusion III

Aufgrund des Prinzips der konsistenten Interpretation werdenlogisch falsche Lesarten ausgeschlossen. Satze erhalten dannkeine kontextuelle Interpretation oder sie werdendesambiguiert.

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Selektionsbeschrankungen und Bedeutungsverschiebungen

wenn Fusion zum logischen Widerspruch fuhrt, ist einezulassige Lesart durch geeigneteBedeutungsverschiebung erhaltlichwenn eine Pradikation metaphorisch uminterpretiert wird,werden die Selektionsbeschrankungen uminterpretiert undes werden andersartige Argumente zugelassenwenn das Komplement metonymisch uminterpretiert wird,kann es anderen Pradikaten als Argument dienen

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Semantische Irregularitaten

DefinitionEine Konstruktion ist semantisch irregular, wenn sichArgumentspezifikation und Selektionsbeschrankungenwidersprechen.

Unterscheidung von Satzen nach Bedingungen, unter denensie interpretierbar:

interpretierbar ohne Bedeutungsverschiebunginterpretierbar mit gangigen Typen von Verschiebungeninterpretierbar nur unter Zuhilfenahme ungewohnlicherVerschiebungen

Eine ganzliche Uninterpretierbarkeit kann praktischausgeschlossen werden.

Beispiele?34 / 42

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Inhaltsverzeichnis

7 Aspektklassen

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Merkmale von Ereignissen

Ereignisse werden bezuglich folgender Merkmaleunterschieden:

dynamisch vs. statischdurativ (zeitlich ausgedehnt) vs. punktuelltelisch (zielgerichtet) vs. atelisch

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Aspektklassen I

In Abhangigkeit von diesen Distinktionen werden Pradikate inAspektklassen (auch Aktionsarten, Situationstypen) eingeteilt(Vendler (1957)):

States (Zustandspradikate): denotieren Ereignisse, diestatisch, durativ und atelisch sindz.B. wissen, mogen, krank sein, in der Stadt sein, 10kgwiegen, ein Auto besitzen

Activities (Prozesspradikate): denotieren Ereignisse, diedynamisch, durativ und atelisch sindz.B. laufen, essen, lernen, Eis essen, Kreise zeichnen, einAuto fahren

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Aspektklassen II

Accomplishments (Pradikate eines ausgedehntenZustandswechsels): denotieren Ereignisse, die dynamisch,durativ und telisch sindz.B. erkranken, gesund werden, zur Uni laufen, ein Eisessen, einen Kreis zeichnen

Achievements (Pradikate eines unmittelbarenZustandswechsels): denotieren Ereignisse, die dynamisch,punktuell und telisch sindz.B. explodieren, erkennen, etwas finden, das Rennengewinnen, die Uni verlassen

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Kompatibilitat I

Pradikate, die verschiedenen Aspektklassen angehoren, habenunterschiedliche Eigenschaften und sind mit unterschiedlichensprachlichen Umgebungen kompatibel.

Kompatibilitat mit temporalen Adverbialen:

States und Activities sind mit Zeitdaueradverbialenkompatibel, Accomplishments und Achievements (ohneBedeutungsverschiebung) nicht:

(7) a. Paul war eine Woche lang in der Stadt.b. Anna aß funf Minuten lang Eis.c. #Fritz trank eine Stunde lang ein Bier.d. #Gerda verließ zehn Sekunden lang die Uni.

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Kompatibilitat II

Accomplishments sind mit Zeitrahmenadverbialenkompatibel, States, Activities und Achievements (ohneBedeutungsverschiebung) nicht

(8) a. #Paul war in einer Woche in der Stadt.b. #Anna aß in funf Minuten Eis.c. Fritz trank in einer Stunde ein Bier.d. #Gerda verließ in Sekunden die Uni.

States und Achievements sind unmittelbar mitZeitpunktadverbialen kompatibel, Accomplishments undActivities (ohne Bedeutungsverschiebung) nicht

(9) a. Paul war genau um acht in der Stadt.b. #Anna aß genau in dieser Sekunde Eis.c. #Fritz trank genau um Mitternacht ein Bier.

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Kompatibilitat III

d. Gerda verließ genau in diesem Moment dieUni.

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Referenzen I

Lobner, Sebastian (2003): Semantik: Eine Einfuhrung. DeGruyter, Berlin.

Vendler, Zeno (1957): ‘Verbs and Times’, The PhilosophicalReview 66(2), 143–160.

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