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Selbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen : Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert Kosten : Leben im Alter selbst gestalten Ziele, Ansprüche, Bedürfnisse : Vorsorgeziele Geld oder praktische Hilfe?

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Page 1: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Selbstbestimmung im Alter

Kundenkompass

Aktuelle Bürgerbefragungen: Demographische Entwicklung

Längere Lebenserwartung steigert Kosten : Leben im Alter selbst gestalten

Ziele, Ansprüche, Bedürfnisse : Vorsorgeziele

Geld oder praktische Hilfe?

Page 2: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

: Inhalt

Vorwort 3

Zusammenfassung

_ Wunsch und Wahrheit im Alter 4

Marktüberblick

_ Pflege auf neue Füße stellen 7

Befragungsergebnisse

_ Risiken im Alter 12

_ Selbstbestimmt das Alter gestalten 16

_ Aufbruch in der Pflege 22

_ Vorsorge bleibt unzureichend 26

Glossar 30

Redaktion: Dr. Guido BirknerLayout und Satz: Nicole BergmannLektorat: Vera Pfeiffer

Titelphoto: iStockphoto

Druck und Verarbeitung: Boschen Offsetdruck GmbH,Frankfurt am Main

Befragung der Bürger: COBUS Marktforschung GmbHLeopoldstraße 1, 76133 Karlsruhe (S. 12–15, S. 22–29)forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistischeAnalysen mbH, Max-Beer-Straße 2/4, 10119 Berlin (S. 16–21)

ISBN: 978-3-89981-700-3

IMPRESSUM

Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden mit größter Sorgfalt recherchiertund zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernehmen Redaktion und Verlagkeine Gewähr.

© Juni 2010

F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbHPostfach 20 01 63, 60605 Frankfurt am Main

Zentrum für Qualität in der PflegeReinhardthöfe, Reinhardtstraße 45, 10117 Berlin

Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien.

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// Die limitierten Leistungen der gesetzlichen So-zialversicherungen sowie wachsende medizinischeund Pflegekosten konfrontieren die jüngere undmittlere Generation bereits heute mit den Fragen,ob sie im Alter ein selbstbestimmtes Leben führenund einen zufriedenstellenden Lebensstandardgenießen können. Schon die jetzigen Seniorenstellen andere Ansprüche an ihr Leben, als esfrühere Generationen getan haben. KünftigeRentner und Pensionäre werden die eigenenAnsprüche kaum herunterschrauben. Doch umein finanziell unabhängiges Leben im Alter zuführen, ist es notwendig, Altersvorsorge zu be-treiben und das Pflegefallrisiko abzusichern.

Denn das Gesicht unserer Gesellschaft wird sichin den kommenden Jahrzehnten immer schnellerverändern. Aufgrund der demographischen Ent-wicklung – die Lebenserwartung der Frauen undMänner steigt permanent an, zugleich werdenweniger Kinder geboren – wächst der Anteil derÄlteren an der Gesamtbevölkerung deutlich. Soerfreulich die steigende Lebenserwartung derMenschen ist, so ist sie doch auch mit höherenKosten verbunden. Schließlich ist ein Grund für daslängere Leben der medizinische Fortschritt. Des-sen Finanzierung wird die Sozialversicherten inZukunft noch stärker belasten. Mit der Langlebig-keit nimmt auch das Risiko chronischer Krank-heiten zu – und damit die Behandlungs- undTherapiekosten. Mit der Zunahme der Zahl derChroniker erhöht sich auch der Anteil der Men-schen, die pflegebedürftig sind.

Die Kosten hierfür werden zuerst über das Systemder gesetzlichen Sozialversicherung abgerechnet.Doch im Zuge der demographischen Entwicklungverschlechtert sich die Relation zwischen denEinzahlern in dieses System und den Leistungs-empfängern, zu denen Rentner und Pensionärezählen. Die Zweige der Sozialversicherung, die fürdas höhere Lebensalter besonders relevant sind,können künftig keine Leistungen mehr bieten, dieallein einen zufriedenstellenden Lebensstandarderlauben. Das gilt für die gesetzliche Rentenver-sicherung ebenso wie für die gesetzliche Pflege-versicherung. Der Gesetzgeber fordert die Bürgerseit Jahren dazu auf, für die Risiken des AltersVorsorge zu betreiben.

Die Bundesregierung selbst plant, die gesetzlichePflegeversicherung, die Leistungen ähnlich einerTeilkaskoversicherung erbringt, in der laufendenLegislaturperiode weiterzuentwickeln. Die aktu-ellen Leistungen und Strukturen der Pflegever-sicherung decken die tatsächlichen Kosten fürdie Betreuung von Pflegefällen nur zum Teil ab.Gegenwärtig leben die meisten Pflegebedürfti-gen in der eigenen Wohnung und erhalten Hilfevon Verwandten, um den Lebensalltag zu meis-tern. Mit den sich verändernden Sozialstrukturenwerden sich künftig aber immer weniger Pflege-bedürftige auf die Unterstützung durch dieeigene Familie verlassen können. Angesichts derschrumpfenden Bevölkerung und fehlenderKinder werden die Senioren der Zukunft verstärktauf externe Hilfe angewiesen sein.

Mit welchen Erwartungen sehen die Bürger allerAltersgruppen dem eigenen Ruhestand entgegen?Wie charakterisieren sie für sich den Begriff„Selbstbestimmung im Alter“? Welche persön-lichen Risiken verbinden sie mit dem Alter, undwie sichern sie sie ab? Wem schreiben sie dieVerantwortung für das eigene Wohlergehen imRuhestand zu? Für welche konkreten Pflege- undVorsorgeleistungen bzw. Vorsorgeprodukte wür-den sie bereits heute Geld zurücklegen?

Im Januar 2010 sowie im Mai und Juni 2010 habenwir jeweils rund 1.000 volljährige Bürger ab18 Jahren zu ihren Standpunkten, Maßnahmenund Plänen in Bezug auf die Selbstbestimmungund die Probleme im Alter befragt. Die Januar-Befragung führte COBUS Marktforschung ausKarlsruhe, die Mai/Juni-Befragung forsa ausBerlin durch. Die interviewten Personen repräsen-tieren jeweils einen Querschnitt der volljährigenBevölkerung in Deutschland. Die beiden Befra-gungen wurden in computergestützten Telefon-interviews anhand eines strukturierten Frage-bogens nach der Methode des Computer AidedTelephone Interviewing (CATI) durchgeführt. DieErmittlung der interviewten Bürger erfolgte mit-tels einer mehrstufigen systematischen Zufalls-auswahl. II

Zentrum für Qualität in der PflegeF.A.Z.-Institut

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: Vorwort

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: Finanzielle Unabhängigkeit undfreie Alltagsgestaltung sind diewichtigsten Merkmale für Selbst-bestimmung im Alter

Die Bürger wollen ihr Leben im Alter in Zukunftselbst lenken können. Sie geben sich nicht mehrmit einer passiven Rolle zufrieden, sondern habenhohe Ansprüche und Wünsche für ihre Zeit imAlter. Selbstbestimmung im Ruhestand ist für dieMenschen ein zentrales Anliegen. FinanzielleUnabhängigkeit und freie Alltagsgestaltung sinddafür die wichtigsten Elemente. Den Menschensind zudem die Integration in ein stabiles sozialesNetz im Alter sowie die Fähigkeit zur Selbstversor-gung wichtig. Neben der Organisation des Alltagsbildet die Gestaltung der Wohnsituation einenweiteren zentralen Lebensbereich für die Bürger.Vor allem eine angepasste Infrastruktur kannälteren Menschen den Alltag generell erleichtern.Gerade den älteren Befragten ab 60 Jahren istdas Leben in der eigenen Wohnung besonderswichtig. Dass 32 Prozent der Bürger über dasRenten- bzw. Pensionsalter hinaus berufstätigsein wollen, könnte belegen, dass es nicht beijedem Befragten mit der eigenen Vorsorge für dasAlter zum Besten steht. Bei anderen Frauen undMännern ist hingegen einfach die Bereitschaft zueiner längeren Berufstätigkeit stärker ausge-prägt, ohne dass eine materielle Notwendigkeitoffensichtlich ist. Vor allem Selbständige, aberauch geschiedene Personen weisen jeweils einenbesonders hohen Anteil an Befragten auf, die überdas Rentenalter hinaus arbeiten wollen.

1 : Haushaltshilfe bei der Vorsorgefür den Pflegefall wichtiger alsGeldzahlungen

Die Befragten würden bei der Vorsorge für denPflegefall ihr Geld lieber in Assistance-Leistungenwie eine Haushaltshilfe statt in reine Finanzleis-tungen investieren. Unter den Vorsorgezielenrangiert die Finanzierung einer Haushaltshilfe anerster Stelle. Zudem wollen die meisten Bürgerdafür vorsorgen, dass pflegende Angehörige eineAnleitung und eine medizinische Beratung beider Pflegetätigkeit erhalten. In der Ergebnisskalafolgen dahinter rein finanzielle Leistungen im Fallder Pflegebedürftigkeit und eine bedarfsgerechteRund-um-die-Uhr-Betreuung zu Hause als weitereZiele. Tatsächlich besteht aber gerade hier Anlass,Geld für den Ernstfall zurückzulegen. Vermutlicherwarten viele Menschen nicht, dass sie selbstbzw. ihr Lebenspartner in Zukunft einmal in einesolche Situation geraten, und erachten eine ent-sprechende Vorsorge somit nicht für notwendig.Jeweils etwa jeder zweite Bürger würde gerneGeld zurücklegen, um künftig die eigeneWohnung altengerecht umbauen bzw. technischeHilfen in der Wohnung installieren zu lassen.Dazu zählen zum Beispiel programmierbareoptische oder akustische Orientierungshilfen inder Wohnung. Die Befragten ziehen in jedem Falleinen bedarfsgerechten Umbau bzw. eine techno-logische Nachrüstung der eigenen Wohnungeinem Umzug in ein erstklassiges Seniorenheimvor. Der Beratungsbedarf zu Regelungen rund umdie Pflege und zu den Pflegekosten ist groß. DieBürger benötigen Kümmerer, die ihnen Wege auf-zeigen und Türen öffnen. Die Sandwichgenerationzwischen 30 und 44 Jahren will trotz ihrer finan-ziellen Mehrfachbelastung für die junge und diealte Generation durch Sozialabgaben am breites-ten zur Absicherung des Pflegerisikos vorsorgen.

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Wunsch und Wahrheit im AlterFinanzielle und Entscheidungsautonomie im Alter sind den meistenBürgern sehr wichtig. Bei der Vorsorge ziehen sie konkrete Hilfe im Alltagreinen Geldzahlungen vor. Angesichts sich verändernder Sozialstrukturenwollen die Befragten die Risiken des Alters selbst verantworten. Dochnicht jeder Bürger kann sich eine ausreichende Vorsorge gegen dieRisiken des Alters leisten. Zugleich werden die Kosten für die Seniorenkünftig weiter steigen.

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: Zusammenfassung

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bereit. Aus der Erkenntnis heraus, für den Pflege-fall nur teilweise durch die Sozialversicherungabgesichert zu sein, bauen 62,8 Prozent derBefragten Vermögen für den Fall der Pflege-bedürftigkeit auf. Andere Maßnahmen wie derKauf privater Pflegezusatzversicherungen findennoch keine Mehrheit. Gut jeder Zehnte sichertsich aktuell gar nicht gegen das Pflegefallrisikoab.

: Langlebigkeit wird teurer

Für sich selbst erwarten die meisten Bürger einlanges Leben. Dieser sehr erfreuliche Zugewinnder Menschen an Lebenszeit im Vergleich zufrüheren Generationen will aber finanziert sein,auf privatem wie auf sozialem Weg. Die Leistun-gen der gesetzlichen Sozialversicherung werdenvoraussichtlich weiter sinken, während die Kostenund Abgaben der Bürger im Alter in den kommen-den zehn Jahren weiter steigen werden. Diedemographische Entwicklung macht es bereitsheute notwendig, dass die Berufstätigen später inden Ruhestand gehen. Die Rente mit 67 und derWegfall des staatlich geförderten Vorruhestandssind wohl lediglich der Anfang eines weitersteigenden Renteneintrittsalters. Mehr Konsum-verzicht als heute wird für künftige Rentnergene-rationen notwendig sein. Vor allem die junge unddie mittlere Generation unter 45 Jahren rechnenfür sich persönlich im Alter mit einem schlechte-ren Lebensstandard, als ihn die heutigen Seniorengenießen können.

: Absicherung gegen Altersrisikenist die Aufgabe jedes Einzelnen

Jeder Einzelne sollte nach Ansicht der Befragtenseine persönlichen Altersrisiken zuerst selbstabsichern. Insbesondere die Bürger mit hohenEinkommen sehen sich in der Pflicht. Auch diemeisten Geringverdiener wollen selbst Risikoab-sicherung betreiben, wobei voraussichtlich nichtjeder von ihnen in der Lage sein wird, dies selbstzu finanzieren. Doch das Gros der Befragten willdie eigene Verantwortung nicht den Verwandtenaufbürden. Dabei ist ihnen bewusst, dass diegesetzliche Rente künftig keinen angemessenenLebensstandard im Ruhestand mehr sichern wird,so dass die Bürger zusätzliche Vorsorge betreibenmüssen. Eine Reform der gesetzlichen Rentenver-

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: Das Pflegerisiko ist erkannt,aber nicht gebannt

Die Menschen nehmen das Thema Pflege heutewesentlich bewusster wahr als noch vor fünfJahren. Über ein Drittel der Bürger erwartet, inZukunft selbst einmal pflegebedürftig zu werden.Überdurchschnittlich hoch ist hierbei der Anteilder Rentner und Pensionäre. Fast jeder Zweite ausdiesem Personenkreis befürchtet, in Zukunft einPflegefall zu werden. Zugleich erachten es knapp40 Prozent aller Bürger für sehr wahrscheinlichbzw. wahrscheinlich, im Alter einmal schwer bzw.chronisch zu erkranken. Die Befragten wollen dieVerantwortung für die eigene Pflegebedürftigkeitselbst übernehmen und nicht auf die nahenAngehörigen abwälzen. Die Hauptzuständigkeitfür Pflegefälle sehen die Bürger bei der gesetz-lichen Pflegeversicherung. Dabei machen sich dieBürger keine Illusionen über deren Leistungs-niveau. Nur 21,7 Prozent von ihnen erwarten, diePflegeversicherung übernehme alle Kosten bzw.den Großteil der Kosten für Pflegeleistungen.Hingegen schätzt fast jeder Zweite das Leistungs-volumen realistisch ein und gibt an, nur ein gerin-ger Teil der tatsächlichen Kosten werde übernom-men. Deshalb würden die meisten Bürger einObligatorium für die Absicherung des Pflegefallsbegrüßen, ungeachtet der zusätzlichen Kosten,die damit dem Einzelnen auferlegt würden.

: Die Hilfsbereitschaft für Pflege-fälle innerhalb der Familien gehtzurück

Die meisten Pflegefälle in Deutschland erfahrenbislang die Hilfe von Seiten der Angehörigen.Doch angesichts der demographischen Entwick-lung in Deutschland und der sich veränderndenFamilienstrukturen können sich in Zukunft immerweniger Pflegebedürftige auf die aktive Hilfe vonVerwandten verlassen. Heute ist immerhin fastjeder zweite Bürger bereit, für die nächsten Ange-hörigen im Bedarfsfall eine Basispflege zu leisten.Etwa jeder dritte Befragte möchte sich umfang-reich an den Kosten eines ambulanten Pflege-dienstes beteiligen bzw. einen pflegebedürftigenAngehörigen in die eigene Wohnung aufnehmenoder mit ihm zusammenziehen. Immerhin fastjeder fünfte Bürger zeigt sich willig, einen nahenAngehörigen rund um die Uhr zu pflegen. Umge-kehrt ist jeder zehnte Befragte zu keinerlei Pflege

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Zusammenfassung // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

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sicherung wird zwar allgemein als notwendig an-gesehen, doch auch nach einer Reform würdendie Leistungen dieses Zweigs der gesetzlichenSozialversicherung für den Großteil der Seniorenkaum einen zufriedenstellenden Lebensstandardim Alter gewährleisten. Somit bleibt den Bürgernnur der Ausweg übrig, den persönlichen Bedarf ankapitalgedeckter Zusatzvorsorge selbst zu de-cken.

: Nur knapp jeder zweite Bürgerkann ausreichend für das Altervorsorgen

Die große Mehrheit der Bürger sorgt bereits fürden Lebensabend vor. Hingegen ist unklar, ob dasVolumen der Vorsorge für die langfristige Finan-zierung eines zufriedenstellenden Lebensunter-halts ausreichen wird. Nur 43,5 Prozent allerBürger glauben, in ausreichendem Maße für dasAlter zusätzlich vorsorgen zu können. Die größteZuversicht demonstrieren hierbei die Befragtenunter 45 Jahren. Nur die mittlere und die obereEinkommensklasse besitzen eine realistischePerspektive auf einen zufriedenstellenden Lebens-standard im Alter. Vor allem die obere Einkom-mensklasse mit einem Haushaltsnettoeinkom-men ab 4.000 Euro sorgt mehrheitlich für dieRisiken im Alter vor. Immerhin rund vier von zehnBefragten fühlen sich auf den Fall der eigenenPflegebedürftigkeit oder der des Lebenspartnersgut vorbereitet. Dieser Wert überrascht ange-sichts der geringen Marktdurchdringung bei denprivaten Pflegezusatzversicherungen in Deutsch-land. Die Kluft innerhalb der Befragten, die sichvor allem anhand des Haushaltsnettoeinkom-mens beobachten lässt, wird bei der Frage nachder Finanzierbarkeit eines zufriedenstellendenLebensstandards im Alter offensichtlich. Fast einDrittel aller Befragten weiß nicht, ob die eigeneVorsorge jetzt und in Zukunft ausreichen wird, umein finanziell gesichertes Leben im Ruhestandführen zu können. Dabei geht es nicht um eineRundumsicherung gegen Altersrisiken. Das Drittelder Befragten, dem prekäre Lebensverhältnisseim Alter drohen, weiß gegenwärtig noch nicht, obes überhaupt nur über ein einziges ProduktAltersvorsorge betreiben kann, um dem künftigenBedarf zumindest im Ansatz gerecht zu werden.14,9 Prozent aller Befragten kümmern sichbislang noch nicht um das Thema Vorsorge fürdas Alter. Gut jeder dritte Befragte mit geringem

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Kundenkompass // Selbstbestimmung im Alter // Zusammenfassung

Einkommen von unter 1.000 Euro erwartet, imAlter auf die finanzielle Hilfe der Gesellschaftangewiesen zu sein. Fast ebenso viele Gering-verdiener rechnen damit, im Alter zu verarmen. Ineiner ähnlich kritischen finanziellen Lage siehtsich ein gutes Drittel der heutigen Senioren ab60 Jahren mit Blick auf die Zukunft. II

In dieser Studie haben wir die Ergebnisse zweierBefragungen analysiert und dargestellt. Interviewtwurden jeweils rund 1.000 deutschsprachige Bürgerab 18 Jahren. Die Befragung vom Januar 2010 führteCOBUS Marktforschung aus Karlsruhe durch (1.002Befragte). Ihre Ergebnisse sind in den Kapiteln auf denSeiten 12–15 sowie 22–29 abgebildet und erläutert.

Im Mai und Juni 2010 haben wir zusätzlich eine Befra-gung von 1.026 volljährigen Bürgern ab 18 Jahren vondem Marktforschungsinstitut forsa aus Berlin durch-führen lassen. Diese Ergebnisse sind auf den Seiten16–21 analysiert und dargestellt. Beide Befragungensind repräsentativ für die volljährige Bevölkerung inDeutschland.

Profil der beiden Befragungen von ca. 1.000 Bürgern

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Pflege auf neue Füße stellenDie demographische Entwicklung wird das Leben der Älteren in Zukunftsehr verändern. Dank des medizinischen Fortschritts werden die Seniorenimmer länger leben. Damit nehmen auch die chronischen Erkrankungen zuund erhöhen die Kosten im Gesundheitswesen. Veränderte Sozialstrukturenund belastete Sozialsysteme geben die Verantwortung für die Pflege undderen Kosten den Betroffenen ein Stückweit zurück. Das kollidiert mitden veränderten Ansprüchen der Alten an ihren Lebensgestaltung.

// Die demographische Entwicklung wird daskünftige Gesicht unserer Gesellschaft maßgeb-lich verändern. In den kommenden Jahrzehntenwird es zunehmend altern. Heute leben inDeutschland etwa 82 Millionen Menschen. ImJahr 2060 werden es laut der 12. koordiniertenBevölkerungsvorausberechnung des StatistischenBundesamtes wohl nur noch 65 bis 70 Millionensein. Heute sind 20 Prozent der Bevölkerung 65Jahre oder älter. Bereits in den beiden kommen-den Jahrzehnten wird der Anteil älterer Menschendeutlich steigen. Im Jahr 2060 wird dann jederdritte Bundesbürger mindestens 65 Lebensjahregelebt haben, jeder Siebte wird sogar 80 Jahreoder älter sein.

Gleichzeitig schrumpft die Bevölkerung, weil dieZahl der Geburten bis 2060 stetig sinken und dieZahl der Sterbefälle bis Anfang der 2050er Jahreansteigen wird. Das jährliche Geburtendefizit,also der Überschuss der Sterbefälle über dieGeburten, wird sich bis zum Jahr 2060 mehr alsverdreifachen. An dieser Entwicklung hat dieaktuelle Altersstruktur der Bevölkerung einenerheblichen Anteil. Der Bevölkerungsrückgang istweder durch Zuwanderungsüberschüsse aus demAusland noch durch eine etwas höhere Kinderzahlje Frau aufzuhalten.

Im Zeitraum von 2020 bis 2060 wird die Zahl der65-Jährigen und Älteren sehr stark ansteigen,weil dann die geburtenstarken Jahrgänge indieses Alter kommen. Damit wird auch derAltenquotient – die Anzahl der Menschen imRentenalter je 100 Personen im Erwerbsalter –erheblich zunehmen. Heute kommen 34 Seniorenim Alter von 65 Jahren und mehr auf 100 Personenzwischen 20 und 64 Jahren. 2030 werden es lautder 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberech-nung bereits über 50 sein, 2060 je nach Voraus-berechnungsvariante 63 oder 67. Für die Alters-grenze von 67 Jahren wird der Altenquotient 2030je nach Variante 43 oder 44 betragen, 2060 gar 56oder 59. Heute liegt er bei 29.

: Auch die Gesundheit und die Pflegeerfordern Vorsorge

So erfreulich die steigende Lebenserwartung derMenschen ist, so ist sie doch auch mit steigendenKosten verbunden. Denn ein Grund für das längereLeben ist der medizinische Fortschritt. DessenFinanzierung wird die Krankenversicherten inZukunft noch mehr belasten als bislang. Denneine Begleiterscheinung des medizinischen Fort-schritts ist, dass mit der Langlebigkeit auch das

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: Marktüberblick

: Steigende Lebens-erwartung, sinkendeGeburtenzahlenDie Bevölkerung derBundesrepublik wirdin den nächsten Jahr-zehnten altern undschrumpfen.

Zuwachs gegenüber 2006/20082006/2008 2060 Basis- 2060 starker 2060 Basis- 2060 starker

annahme Anstieg annahme AnstiegMänner 17,1 22,3 24,7 +5,2 +7,6Frauen 20,4 25,5 27,4 +5,1 +7,0

Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren(in Jahren bzw. in %)

Quelle: Statistisches Bundesamt, 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, mittlere Variante 1 V 1.

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Kundenkompass // Selbstbestimmung im Alter // Marktüberblick

: Mit dem Alter steigtdie Zahl der chroni-

schen Erkrankungendeutlich an

Rund zwei Drittel derüber 65-Jährigen

weisen mindestenszwei chronische

Erkrankungen auf.

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Risiko chronischer Krankheiten zunimmt – unddamit wiederum die Behandlungs- und Therapie-kosten. Der Anteil der Gesundheitskosten, diedurch chronische Krankheiten verursacht werden,liegt bei rund 75 Prozent. Insgesamt beträgt derAnteil der chronisch Kranken an der Bevölkerung40 Prozent.

Bereits heute weisen circa zwei Drittel der über65-Jährigen in Deutschland mindestens zweichronische Erkrankungen auf – so der Sachver-ständigenrat zur Begutachtung der Entwicklungim Gesundheitswesen in seinem Sondergutach-ten 2009. Die Zahl älterer und alter Patienten mitMehrfacherkrankungen steigt demnach in allenVersorgungsbereichen. Multimorbidität geht imhöheren Lebensalter häufig mit Inkontinenz,kognitiven Defiziten, Immobilität, Sturzgefähr-dung und Schmerzen einher. Funktionseinschrän-kung bedeutet immer, stärker auf fremde Hilfeangewiesen zu sein. Hier gilt es, die vorhandenenRessourcen im persönlichen Bereich und imlokalen Umfeld zu fördern.

Ab dem 80. Lebensjahr steigt die statistischeWahrscheinlichkeit, auf fremde Hilfe angewiesenzu sein, rapide auf 28,6 Prozent an. Je älter dieBevölkerung ist, desto höher ist die Zahl derPflegebedürftigen. Rund 2,25 Millionen Menschennehmen aktuell Leistungen der Pflegeversiche-rung in Anspruch. Dabei erhält der überwiegendeTeil – rund 1,53 Millionen Personen – ambulanteLeistungen. Rund 0,72 Millionen Menschen wer-den stationär gepflegt. Seit dem 1. Januar 1995besteht die Pflegeversicherung als fünfte Säuleder gesetzlichen Sozialversicherung. Sie erbringtLeistungen ähnlich einer Teilkaskoversicherung.Da prinzipiell jeder einmal auf diese Hilfe ange-

wiesen sein kann, wurde schon bei der Einfüh-rung der Pflegeversicherung eine umfassendeVersicherungspflicht für alle gesetzlich und privatVersicherten festgelegt. Jeder, der gesetzlichkrankenversichert ist, ist automatisch in dersozialen Pflegeversicherung versichert, und jederprivat Krankenversicherte muss eine privatePflegeversicherung abschließen. Die Ausgaben dersozialen Pflegeversicherung werden im Rahmendes Umlagesystems durch Beiträge finanziert, dieArbeitnehmer und Arbeitgeber je zur Hälfte ent-richten. Allerdings übernimmt die soziale Pflege-versicherung nicht alle Kosten der Pflege. Ihrebisherigen Leistungen und Strukturen decken dentatsächlichen Finanzierungsbedarf für die Betreu-ung von Pflegefällen nur teilweise ab.

Wann ein Pflegebedürftiger wie viele Leistungenvon der gesetzlichen Pflegeversicherung bekommt,hängt von Grad und Dauer der Hilfsbedürftigkeitab. Bislang gliedern sich die Leistungen grob indrei Pflegestufen. Laut Prognosen mehrererForschungsinstitute führt die demographischeEntwicklung dazu, dass die Zahl der Pflege-bedürftigen 2030 die 3-Millionen-Grenze über-steigt und sich 2050 auf etwa 4,7 Millionenbeläuft. Allein bis 2020 ist ein Anstieg von einemDrittel zu erwarten. Die bei gleichzeitig rückläu-figer Geburtenrate steigende Lebenserwartungerhöht die Pflegewahrscheinlichkeit in derBevölkerung. Laut den Angaben von DeutscheBank Research verdoppelt sich in Deutschlanddie Wahrscheinlichkeit, nach dem 65. Lebensjahrpflegebedürftig zu werden, rund alle fünf Jahre.

In diesem Zusammenhang wird das ThemaDemenz eine immer wichtigere Rolle einnehmen.Die Anzahl der Personen, die an Demenz erkranktsind, beträgt derzeit 1,2 Millionen. Die Pflege derbetroffenen Personen findet im Rahmen derPflegeversicherung noch keine ausreichendeBerücksichtigung. Laut einer Studie des Fritz-Beske-Instituts für Gesundheits-System-Forschungwird sich die Zahl der Demenzkranken bis zurJahrhundertmitte ungefähr verdoppeln.

: Zahl der Pflegebedürftigen steigt,Zahl der pflegenden Angehörigen sinkt

Bislang ist die Pflege in der eigenen Wohnungdurch den Lebenspartner oder andere nahe An-gehörige in Deutschland noch üblich. Über zwei

Altenquotient 60+ (Anzahl der Bürger ab 60 Jahren,die auf 100 20- bis unter 60-Jährige kommen)

2008 2020 2030 2040 2050 206046,1 58,8 79,2 83,8 90,7 92,3

Quelle: Statistisches Bundesamt, 12. koordinierte Bevölkerungsvoraus-berechnung, mittlere Variante 1 V 1.

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Drittel der Pflegebedürftigen lebten laut derPflegestatistik zum Jahresende 2003 im eigenenHaushalt und wurden dort versorgt. Von ihnenerhielten 987.000 Personen Unterstützung durchFamilienmitglieder. Innerhalb der Familien über-nehmen zumeist Frauen die Pflege – in der Regelsind es vor allem die Ehepartner, danach auchKinder oder Schwiegerkinder. Laut dem Mikro-zensus des Statistischen Bundesamtes brauchtemehr als ein Drittel der zu Hause betreutenPflegebedürftigen eine Rund-um-die-Uhr-Hilfe,um die grundlegenden Bedürfnisse des Lebens zuverrichten und um mobil zu bleiben.

Eine solche Pflege belastet die helfenden Familien-mitglieder mitunter sehr und kann deren Gesund-heit langfristig schädigen. Da pflegende Angehö-rige immer noch den größten Teil der häuslichenVersorgung Pflegebedürftiger übernehmen, ver-dienen ihr Ressourcenerhalt sowie ihre Kompe-tenzförderung besondere Aufmerksamkeit. Bisheute pflegen deutlich mehr Frauen als Männerkranke Angehörige. Pflege ist in der Praxis häufigeine Vollzeitbeschäftigung, weil die Angehörigenfür Pflegebedürftige 24 Stunden lang erreichbarsein müssen. Trotz der körperlichen, seelischenund finanziellen Belastungen für Angehörige istdie Pflegebereitschaft hierzulande derzeit nochgroß. Die sinkenden Geburtenraten, die zuneh-mende Berufstätigkeit von Frauen und einewachsende Mobilität im Beruf verändern dieSozialstrukturen. Künftige Rentnergenerationenwerden sich immer weniger auf die Unterstüt-zung durch die eigene Familie verlassen können.All das trägt dazu bei, dass in Zukunft voraussicht-lich weniger Familienmitglieder für die Betreuungeiner permanent steigenden Zahl von Pflegefällenin der eigenen Wohnung oder in räumlicher Nähezur Verfügung stehen.

Somit werden Pflegebedürftige künftig in höhe-rem Maße auf externe Hilfe und auf eine alten-gerechte Infrastruktur angewiesen sein, um einselbstbestimmtes Leben in Würde zu führen.Bislang konzentrieren sich die Anbieter vonServiceleistungen, die im Bereich der Pflege tätigsind, auf ambulante Dienste und auf die stationäreBehandlung in Pflegeheimen – entsprechend denLeistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung.In Zukunft wird der Bedarf der Senioren an weite-ren Service-, Bau- und Infrastrukturmaßnahmenzunehmen. Die künftigen älteren Generationenwollen ihren Alltag frei gestalten können, sie

Marktüberblick // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

: Belastete Familien-angehörigeNahe Verwandteübernehmen inDeutschland nochden größten Teil derhäuslichen Pflegehilfe.

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Pflegestufe II

Pflegestufe III Pflegestufe I

60,130,7

9,2

Zahl der Leistungsbezieher in der gesetzlichenPflegeversicherung(in %)

Ambulant Pflegebedürftige in der sozialen Pflege-versicherung, zu den Pflegestufen zugeordnet;Stand: 31.12.2008

Pflegestufe II

Pflegestufe III Pflegestufe I

49,737,0

13,3

Ambulant Pflegebedürftige in der privaten Pflege-Pflichtversicherung, zu den Pflegestufen zugeordnet;Stand: 31.12.2007

Pflegestufe II

Pflegestufe III Pflegestufe I

40,4

40,1

19,5

Stationär Pflegebedürftige in der sozialen Pflege-versicherung, zu den Pflegestufen zugeordnet;Stand: 31.12.2008

Pflegestufe II

Pflegestufe III Pflegestufe I

30,1

44,2

25,7

Stationär Pflegebedürftige in der privaten Pflege-Pflichtversicherung, zu den Pflegestufen zugeordnet;Stand: 31.12.2007

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, Zahlen und Fakten zur Pflegeversicherung (07/09).

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Kundenkompass // Selbstbestimmung im Alter // Marktüberblick

: Mehr Professio-nalität in die Pflegeheime

Stationäre Dienst-leister benötigen

mehr qualifiziertesPersonal und eine stärkere

Professionalisierung.

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möchten sich selbst versorgen und in der eigenenWohnung leben. Zudem wünschen sie sich einealtengerechte Infrastruktur am Wohnort. Schondie jetzigen Senioren stellen andere Ansprüche anihr Leben, als es frühere Generationen in diesemAlter getan haben. Ihre Ansprüche werden künftigeRentner und Pensionäre voraussichtlich nichtherunterschrauben wollen.

: Auch die Gesundheit und die Pflegeerfordern Vorsorge

Doch der Bedarf an zusätzlichen Leistungen undan neuer Infrastruktur ist natürlich mit Kostenverbunden. Die Leistungskataloge der gesetzlichenSozialversicherungen sehen kaum Finanzmittelfür den altengerechten Umbau einer Senioren-wohnung vor. Allenfalls unterstützt die öffentlicheHand entsprechende Maßnahmen durch die För-derbanken des Bundes und der Länder. In ersterLinie sind die Bürger selbst dafür verantwortlich,ihr Leben im Alter frühzeitig vorzubereiten.

Dazu gehört auch die Vorsorge für eine möglichePflegebedürftigkeit. Im Zuge der demographischenEntwicklung verschlechtert sich die Relationzwischen den Einzahlern in das Sozialversiche-rungssystem und den Leistungsempfängern, zudenen unter anderem die Rentner und Pensionärezählen. Gerade die Sozialversicherungszweige,die für die ältere Generation besonders relevantsind, werden in Zukunft keine Leistungen mehrbieten können, die allein einen zufriedenstellen-den Lebensstandard ermöglichen. Das gilt fürdie gesetzliche Rentenversicherung ebenso wiefür die gesetzliche Pflegeversicherung. Deshalbfordert der Gesetzgeber die Bürger seit Jahrendazu auf, für die Risiken des Lebens, vor allem fürdie des Alters, zusätzlich vorzusorgen. Nachdemmehrere Bundesregierungen in der Vergangenheiteine Reihe von Rentenreformen durchgeführthaben, plant die aktuelle Regierung für dielaufende Legislaturperiode einen Umbau dergesetzlichen Pflegeversicherung und die Neu-definierung des Begriffs der Pflegebedürftigkeit.Das ist notwendig, da der gesetzliche Status quoKrankheitsbilder wie Demenz unzureichendberücksichtigt.

Die Zunahme des Anteils älterer und hochbe-tagter Menschen macht Anpassungen im Ge-sundheitswesen und im Pflegebereich notwendig,

um eine Versorgung der pflegebedürftigen Perso-nen entsprechend ihren individuellen Bedürf-nissen zu sichern. Hilfe für Pflegebedürftige isteine Langzeitaufgabe und zielt darauf ab, eineangemessene Lebensqualität und Selbständig-keit der Betroffenen zu erhalten. Dabei gilt eszunächst, den Eintritt der Pflegebedürftigkeitdurch Prävention und Gesundheitsförderung zuvermeiden bzw. zu verzögern. Letztlich mussPflege auf neue Füße gestellt werden.

: Ambulante Dienste und stationärePflegeheime benötigen mehr Innova-tionen und Professionalisierung

Um die stationäre Versorgung nachhaltig zu ver-bessern, benötigen die Heime, die vornehmlichPflegebedürftige in den Endstadien chronischerKrankheit bzw. am Lebensende versorgen, sowohleine hinreichende Ausstattung mit qualifiziertemFachpersonal als auch eine stärkere Professiona-lisierung in ihren Strukturen. Die Versorgung inmanchen Pflegeheimen weist in dieser Hinsichterheblichen Verbesserungsbedarf auf. Trotz einesdeutlich erweiterten Angebots an Pflegeinfra-struktur in den letzten Jahren bestehen Zweifel,dass die vorhandenen Kapazitäten den wachsen-den Bedarf in Zukunft decken können.

Ohnehin wollen die meisten Menschen im Fallvon Pflegebedürftigkeit in der häuslichen Um-gebung bleiben. Das Leistungs- und Angebots-profil ambulanter Pflegedienste ist in der Regeleng abgesteckt und kann so den individuellenProblemen der Betroffenen kaum gerechtwerden. Die ambulante Pflege muss qualitativweiterentwickelt, ihr Leistungsangebot muss aus-differenziert werden, um das gesamte Spektruman Pflegestrategien von der Gesundheitsförde-rung bis zur palliativen Betreuung zu umfassen.Es gilt, vor allem an den Schnittstellen der Leis-tungssektoren einen zielorientierten Wettbewerbin Gang zu setzen.

Somit besteht neben einer Vereinheitlichung derRahmenbedingungen bezüglich der ambulantenBehandlung von Pflegebedürftigen weitererHandlungsbedarf im Zusammenspiel zwischendem ambulanten und dem stationären Sektor.Die Versicherten brauchen mehr Transparenz dervorhandenen Behandlungsalternativen und Leis-tungsqualitäten. Im Rahmen einer teamorien-

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tierten Zusammenarbeit der Gesundheitsberufemuss eine stärkere Gewichtung von nichtärzt-lichen Leistungserbringern wie beispielsweise denexaminierten Pflegekräften rechtlich stärker ab-gesichert werden. Zudem sollten die strukturiertenBehandlungsprogramme für pflegebedürftigtePersonen unter den integrierten Versorgungs-formen zusammengefasst werden.

Die Zukunft einer koordinierten Versorgung, diesich an generationenspezifischen Bedürfnissenund an dem realen Bedarf orientiert, wird eineveränderte, zielorientierte Arbeitsteilung derLeistungssektoren kennen. Diese umfasst diePrimärversorgung unter Einbeziehung präventiverMaßnahmen ebenso wie die Pflege. Die sektoraleAbgrenzung tritt dabei in den Hintergrund,während regionale Gegebenheiten den Ort unddie Struktur der Leistungserbringung vorgeben.Im Zentrum einer veränderten Arbeitsteilungsteht die Sekundärversorgung, deren Aufgaben-bereich, bedingt durch den medizinisch-techni-schen Fortschritt, künftig stark zunimmt. Derzeitkonkurrieren hier ambulante Ärzte und Kranken-häuser noch unter unzureichenden Rahmen-bedingungen miteinander. Um die medizinischeVersorgung, die generationenspezifisch und re-gional differenziert ist, in Zukunft besser zu

Marktüberblick // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

: Löcher in der FlächeIn vielen struktur-schwachen länd-lichen Räumen istdie hausärztliche Versorgung gefährdet.

11

koordinieren, sollten wohnortnahe Praxen für diePrimärversorgung noch stärker eine Schlüsselrolleübernehmen.

Eine flächendeckende hausärztliche Versorgungscheint gegenwärtig in einigen strukturschwachenländlichen Räumen gefährdet. Das gilt vor allemfür die ostdeutschen Bundesländer, zunehmendaber auch für Regionen im Westen Deutschlands.Die Versorgungsmodelle in diesen Regionen be-nötigen speziell ausgestaltete Konzepte, diesowohl eine dezentrale als auch eine zentralehausärztliche Versorgung gewährleisten. In dünnbesiedelten strukturschwachen Gebieten ist einWettbewerb zwischen den Versorgungseinheitenund zwischen den verschiedenen ambulantenund stationären Leistungsanbietern aufgrundder zu geringen Angebotskapazitäten kaumdenkbar.

Der Gesetzgeber hat in den vergangenen JahrenMaßnahmen zur Vermeidung einer Unterversor-gung in solchen Gebieten beschlossen. Unab-hängig von der Notwendigkeit, hier finanzielleund nichtmonetäre Anreize für die Leistungs-erbringer zu setzen, braucht die Gesundheits-politik die Unterstützung durch die Landes- undRaumplanung, um dieses Problem zu lösen. II

Page 12: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

// Die Kosten und Abgaben der Bürger inDeutschland im Alter werden in den kommendenzehn Jahren weiter steigen. Davon sind fast neunvon zehn befragten Frauen und Männern über-zeugt. Den meisten von ihnen gilt diese Entwick-lung sogar als sehr wahrscheinlich (56,3 Prozent).Die Leistungen der gesetzlichen Sozialversiche-rungen werden, relativ gesehen, sinken, vor allemdie der gesetzlichen Rentenversicherung und dergesetzlichen Krankenkassen. Gut drei Viertel derBefragten erachten auch schrumpfende Leistun-gen der gesetzlichen Pflegeversicherung bis 2020für sehr wahrscheinlich bzw. wahrscheinlich.Zugleich steigt die durchschnittliche Lebenser-wartung der Bevölkerung in Zukunft weiter an.Dieser erfreuliche Zugewinn an Lebenszeit willaber finanziert sein. Aufgrund der demographi-schen Entwicklung werden die heutigen Berufs-tätigen später als bislang in Rente bzw. Pensiongehen. Zwei Drittel der Bürger teilen dieseAnsicht.

Während Senioren immer älter werden, wachsenzu wenige Junge nach, die in Zukunft die gesetz-liche Sozialversicherung finanzieren sollen. 65,7Prozent der Befragten glauben, dass die Gebur-tenraten auch langfristig zu niedrig sein werden.36,3 Prozent von ihnen halten diesen Trend gar fürsehr wahrscheinlich. Im Einzelnen erachten Män-ner die meisten abgefragten Zukunftstrends fürsehr wahrscheinlich. Ihre Anteile sind zumeisthöher als die der Frauen.

Von Jung bis Alt herrscht ein Konsens unter denBefragten, dass die Abgaben im Alter noch einmalansteigen werden. Für die mittlere und ältereGeneration ist das sogar der dominierende Trendin den kommenden Jahren. Etwas anders sieht esbei den Jungen unter 30 Jahren aus. Sie nennenzuerst das Absinken der gesetzlichen Rente. DieBefragten bewerten die gesellschaftlichen Trendszumeist aus der persönlichen Perspektive undreflektieren ihre eigene Situation. Differenzen

Risiken im AlterDie meisten Bürger erwarten, dass die Lebenserwartung der Deutschenbis 2020 ebenso steigen wird wie die Kosten und Abgaben für Senioren –bei sinkenden Sozialleistungen. Konsumverzicht wird sich künftig nichtvermeiden lassen, zumal die gesetzliche Rente keinen angemessenenLebensstandard mehr sichern wird. Ein gutes Drittel der Bürger befürch-tet, in Zukunft pflegebedürftig zu werden. Ebenso viele rechnen damit, imAlter auf die finanzielle Hilfe der Gesellschaft angewiesen zu sein.

12

: Befragungsergebnisse

: Abgaben werdenweiter steigen

Künftige Seniorenrechnen mit höheren

Abgaben.

Teurer Lebensabend(erwartete gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf das Alter bis 2020; in % aller befragten Bürger)

SteigendeAbgaben auch

im Alter

SinkendeLeistungen der

gesetzlichenRente

SinkendeLeistungen der

gesetzlichen Krankenkassen

SteigendeLebenserwartung

der Bevölke-rung

SinkendeLeistungen der

gesetzlichenPflegever-sicherung

Späterer Eintrittin den Ruhe-

stand

Zu niedrigeGeburtenraten

32,331,2 27,8 26,0 29,6

56,3 50,0 52,9 53,6 46,8

26,3

39,9

29,4

36,3

Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� Sehr wahrscheinlich � Wahrscheinlich

Page 13: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

: Gürtel engerschnallenAngesichts höhererBelastungen undsinkender Sozialleis-tungen müssen dieSenioren in Zukunftbeim Konsum sparen.

wird als den jetzigen Rentnern. Rund drei Viertelder Bürger rechnen nicht mehr damit, dass ihnendie gesetzliche Rente im Alter einen angemesse-nen Lebensstandard sichern wird. Etwa ebensoviele erachten eine grundlegende Reform dergesetzlichen Rentenversicherung für notwendig(74,9 Prozent). Wie die gesetzliche Rente derZukunft auch aussehen wird – in jedem Fall istfür die Bürger eine kapitalgedeckte Zusatzvorsorgenotwendig, um sich einen zufriedenstellendenLebensstandard in der Zukunft zu sichern. Diemeisten Befragten betreiben bereits Vorsorge, umsich gegen die Risiken des Alters zu schützen. Nur14,9 Prozent kümmern sich bislang noch nichtdarum. In Bezug auf die Vorsorge für den Pflegefallsprechen sich 54,9 Prozent der Bürger für dieEinführung eines Vorsorgeobligatoriums aus.

13

zeigen sich gerade zwischen den Standpunktender Bürger unter 45 Jahren und denen ab 45 Jah-ren bei der Frage nach einem späteren Eintritt inden Ruhestand und nach der Entwicklung derGeburtenraten. Deutlich mehr jüngere als ältereBürger erachten es jeweils für deutlich wahr-scheinlicher, dass die Menschen bis 2020 späterin den Ruhestand eintreten werden bzw. dass dieGeburtenraten dann deutlich sinken werden.

Aufgrund der prognostizierten sozialen Entwick-lungen vertreten 88,2 Prozent der Bürger dieThese, dass künftige Rentnergenerationen mehrKonsumverzicht üben müssten, um finanziell überdie Runden zu kommen. Über 70 Prozent der Be-fragten erwarten, dass es der eigenen Generationim Rentenalter voraussichtlich schlechter gehen

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

Männer blicken mit Skepsis auf die gesetzliche Rentenversicherung(als sehr wahrscheinlich erwartete gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf das Alter bis 2020; in % allerbefragten Bürger nach Geschlecht)

SteigendeAbgaben auch

im Alter

SinkendeLeistungen der

gesetzlichenRente

SinkendeLeistungen der

gesetzlichen Krankenkassen

SteigendeLebenserwartung

der Bevölke-rung

SinkendeLeistungen der

gesetzlichenPflegever-sicherung

Späterer Eintrittin den Ruhe-

stand

Zu niedrigeGeburtenraten

55,6 57,0 47,9 52,1 52,1 53,8 54,0 53,2 47,2 46,4 37,8 42,2 33,5 39,3

Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� Frauen � Männer

20

30

40

50

60 Zu niedrige Geburtenraten

Späterer Eintritt in den Ruhestand

Sinkende Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung

Steigende Lebenserwartung der Bevölkerung

Sinkende Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen

Sinkende Leistungen der gesetzlichen Rente

Steigende Abgaben auch im Alter

Ab 60 Jahre45 bis 59 Jahre30 bis 44 Jahre18 bis 29 Jahre

Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Junge Generation unter 30 erwartet deutlich geringere Sozialleistungen(als sehr wahrscheinlich erwartete gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf das Alter bis 2020; in % allerbefragten Bürger nach Altersgruppen)

Page 14: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Kundenkompass // Selbstbestimmung im Alter // Befragungsergebnisse

: Gesetzliche Rentegerät zur Sockelrente

Keine Generationrechnet mehr mit

Leistungen aus dergesetzlichen Renten-

versicherung, dieeinen zufrieden-

stellenden Lebens-standard sichern.

14

Männer wie Frauen machen sich Sorgen über diepersönliche finanzielle Sicherheit im Alter. Fastdrei Viertel der Männer erwarten für die eigeneGeneration einen geringeren Lebensstandardwährend des Ruhestands als den, den die heuti-gen Rentner haben. Bei den Frauen sind es immer-hin zwei Drittel, die diese Position vertreten.Tendenziell befürworten mehr Männer alsFrauen, die gesetzliche Rentenversicherung zureformieren.

Vor allem die Befragten unter 45 Jahren rechnenfür sich mit einem niedrigeren Lebensstandard imAlter. Auch unter den 45- bis 59-Jährigen erwarteteine Mehrheit Einbußen. Die Jüngeren hoffen

kaum auf zufriedenstellende Rentenleistungen.Zumindest ein Drittel der 45- bis 59-Jährigenglaubt, die gesetzliche Rente werde einen ange-messenen Lebensstandard sichern. Lediglichknapp ein Viertel der heutigen Senioren rechnetin Zukunft mit ausreichenden Leistungen aus dergesetzlichen Rentenversicherung. Die überwie-gende Mehrheit aller befragten Bürger allerAltersgruppen betreibt Vorsorge für das Alter(75,5 Prozent). Sogar knapp 70 Prozent der Jungenunter 30 Jahren kümmern sich bereits heute umdie eigenen Altersrisiken.

Der niedrigere Lebensstandard und die geringe-ren Einnahmen im Alter könnten sich nach Ein-

Im Alter droht künftig Konsumzurückhaltung(Zustimmung zu Thesen zum Alter und zu Altersrisiken; in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Der eigenen Generation wird es im Rentenalter voraussichtlich schlechter gehen als den jetzigen Rentnern.Eine private Vorsorge für den Pflegefall soll in Zukunftgesetzliche Pflicht werden.Die gesetzliche Rente wird auch dann noch einen angemessenen Lebensstandard sichern, wenn die Befragten in den Ruhestand gehen.

Die Befragten kümmern sich noch nicht um die Risiken des Alters.

Künftige Rentnergenerationen werden Konsumverzicht üben müssen, um finanziell über die Runden zu kommen.Eine grundlegende Reform der gesetzlichen Rentenversicherungist notwendig.

54,9

88,2

74,9

70,1

14,9

25,2

Bürger unter 30 lehnen Obligatorium für private Pflegevorsorge ab(Zustimmung zu ausgewählten Thesen zum Alter und zu Altersrisiken; in % aller befragten Bürger nach Alters-gruppen1))

Der eigenen Generation wirdes im Rentenalter voraus-

sichtlich schlechter gehen alsden jetzigen Rentnern.

Eine private Vorsorge fürden Pflegefall soll in Zukunftgesetzliche Pflicht werden.

Die gesetzliche Rente wirdauch dann noch einen ange-messenen Lebensstandard

sichern, wenn die Befragten in den Ruhestand gehen.

Die Befragten kümmern sich noch nicht um die

Risiken des Alters.

88,3 86,6 71,8 40,5 49,8 56,7 53,4 58,1 18,5 22,0 34,0 25,8 28,3 15,3 13,0 6,5

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� 18 bis 29 Jahre � 30 bis 44 Jahre � 45 bis 59 Jahre � Ab 60 Jahren

Page 15: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

schätzung der Befragten ganz konkret imkünftigen Lebensalltag niederschlagen. Fast jederzweite Befragte hält es für sehr wahrscheinlichbzw. wahrscheinlich, in Zukunft einmal finanzielldurch die Krankheit bzw. die Pflegebedürftigkeitnaher Angehöriger belastet zu werden (48,9 Pro-zent, davon 20,2 Prozent sehr wahrscheinlich).Hinzu kommen die steigenden Kosten für dieLebenshaltung, die schneller steigen als die Ein-nahmen (42,5 Prozent, davon 17,2 Prozent sehrwahrscheinlich). Knapp 40 Prozent der Bürgererachten es für sehr wahrscheinlich bzw. wahr-scheinlich, im Alter einmal schwer bzw. chronischzu erkranken. Gar über ein Drittel von ihnenrechnet damit, in Zukunft einmal zum Pflegefallzu werden. 9,9 Prozent der Befragten halten dassogar für sehr wahrscheinlich. Überdurchschnitt-lich hoch ist hierbei der Anteil der Rentner undPensionäre.

Alarmierend ist die Zahl der Personen, die nacheigener Schätzung in Zukunft von der öffent-lichen Hand abhängen werden: 36,8 Prozent derBürger erwarten, im Alter auf die finanzielle Hilfeder Gesellschaft angewiesen zu sein. 13,9 Prozentvon ihnen rechnen sogar fest damit. Entspre-chend hoch ist auch der Anteil der Menschen, diefür sich mit Altersarmut rechnen (35,4 Prozent,davon 14,3 Prozent sehr wahrscheinlich). NebenKrankheit und Armut ist Vereinsamung vonSenioren ein weiterer Risikofaktor. Gut jedervierte Bürger befürchtet, im Alter allein gelassenzu werden (27,1 Prozent).

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

: Frauen sehen im Alter mehr Risikenauf sich zukommenMänner stufen dieRisikobedrohung imAlter für sich alsgeringer ein.

15

Im Einzelnen schätzen Frauen ihre Zukunft imAlter als deutlich risikobehafteter ein als Männer.So erwartet fast jede vierte Frau, am Lebensabendwahrscheinlich infolge von Krankheit oder Pflege-bedürftigkeit finanziell in Bedrängnis zu geraten.Lediglich 16,5 Prozent der Männer befürchtenÄhnliches. Mit dem Alter steigt auch das Risikovon Krankheit und Armut. Schon die Bürger ab45 Jahren nehmen die Wahrscheinlichkeit für sol-che Risiken stärker wahr als Jüngere. Gerade dieGruppe der 45- bis 59-Jährigen stellt für sich dashöhere Risiko von deutlich steigenden Ausgabenund damit auch von Armut im Alter fest. Hin-gegen sehen die Älteren ab 60 Jahren die persön-lichen Gefahren auf dem Feld der Gesundheit.28,2 Prozent von ihnen erachten für sich finan-zielle Lasten infolge von Krankheit oder Pflege alssehr wahrscheinlich. Mit einer hohen Wahr-scheinlichkeit schwerer bzw. chronischer Erkran-kung rechnen 23,4 Prozent der Befragten.

Eine gestiegene Wahrscheinlichkeit von Alters-risiken hat auch mit der finanziellen Situation zutun. So sehen sich vor allem die Geringverdienermit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter1.000 Euro sehr von Krankheit oder Armutbedroht. Jeweils fast jeder Vierte aus dieser Ein-kommensgruppe erkennt für sich die großeGefahr von hohen Krankheits- bzw. Pflegekosten,Lebenshaltungskosten bzw. schwerer Erkran-kung. II

Fast jeder zweite Bürger fürchtet Kosten durch Krankheit und Pflegebedürftigkeit(geschätzte Wahrscheinlichkeit von Altersrisiken für die eigene Person; in % aller befragten Bürger)

28,725,3 25,0

22,9 25,7

20,2 17,2 14,9 13,9 9,9

21,1

14,3

16,1

11,0

Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� Sehr wahrscheinlich � Wahrscheinlich

Finanzielle Belas-tung durch dieKrankheit bzw.

Pflegebedürftigkeitnaher Angehöriger

Lebenshaltungs-kosten überstei-gen Einnahmenund Vermögen

Schwerebzw. chronische

Krankheit

Finanzielle Ab-hängigkeit vonder öffentlichen

Hand

Eigene Pflege-bedürftigkeit

Altersarmut Einsamkeit

Page 16: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

// Die Ansprüche und Wünsche der Bundesbürgerfür ihre Zeit im Alter steigen. Sie begnügen sichnicht damit, sich im Alter auf eine passive undunmündige Nebenrolle festlegen zu lassen.Vielmehr ist Selbstbestimmung im Alter für dieMenschen ein zentrales Anliegen. Fast alleBefragten wollen in diesem Lebensabschnittfinanziell unabhängig sein (96 Prozent) und deneigenen Alltag frei gestalten können (95 Prozent).Zu dem letzten Merkmal gehört, dass die Men-schen Teil eines eigenen sozialen Netzes sind (91Prozent) und dass sie sich möglichst lange selbstversorgen können (90 Prozent). Dazu gehört, dasssie für sich selbst kochen und einkaufen.

Neben der Organisation des Alltags bildet dieGestaltung der Wohnsituation einen weiterenzentralen Lebensbereich für die Bürger. 89 Pro-zent von ihnen wollen möglichst lange in dereigenen Wohnung leben, 85 Prozent wünschen

sich eine altengerechte Infrastruktur innerhalbihres Wohnortes, die es ihnen im Alter erlaubt, diewichtigsten Dinge des Lebens über kurze Wege zuerledigen und bei Bedarf rasche Hilfe zu erhalten.Vor allem eine angepasste Infrastruktur kannalten Menschen den Alltag erleichtern, falls sieohne die Unterstützung naher Verwandter aus-kommen müssen.

Immerhin wollen fast drei Viertel der Befragtenim Alter finanziell noch in der Lage sein, die eigeneFamilie weiterhin zu unterstützen (74 Prozent).Allerdings werden die Leistungen der gesetzlichenRentenversicherung für künftige Rentnergenera-tionen kaum ausreichen, um einen angemesse-nen Lebensstandard zu finanzieren. ZusätzlicheVorsorge für die verschiedenen denkbaren Lebens-lagen im Alter ist notwendig, um finanziell zubestehen. Somit überrascht angesichts des eige-nen Vorsorgebedarfs die Mehrheitsnennung der

Selbstbestimmt das Alter gestaltenDie Bürger wollen ihr Leben im Alter einmal selbst lenken können.Sie geben sich nicht mehr mit einer passiven Rolle zufrieden. FinanzielleUnabhängigkeit und freie Alltagsgestaltung sind dafür die wichtigstenElemente. Auch eine altengerechte Gestaltung von Wohnung und lokalerInfrastruktur gehören dazu. Die Befragten würden bei der Vorsorge für den Pflegefall ihr Geld lieber in Assistance-Leistungen wie eine Haus-haltshilfe statt in reine Finanzleistungen investieren.

16

: Befragungsergebnisse

: Leben in den eigenen vier Wänden

hat PrioritätSelbständigkeit

in der eigenen Wohnung und der

eigenen Kommuneist besonders

gefragt. Finanzielle und zeitliche Freiheit haben Priorität(besonders wichtige Merkmale für Selbstbestimmung im Alter, in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Eigenes soziales Netz

Selbstversorgung

Leben in der eigenen Wohnung

Altengerechte Infrastruktur am Wohnort

Eigene Familie finanziell unterstützen können

Am politischen Leben teilhaben

Über das Renten-/Pensionseintrittsalter hinaus arbeiten

Eigene finanzielle Unabhängigkeit

Freie Gestaltung des eigenen Alltags

96

95

91

90

89

85

74

62

32

Page 17: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

: Arbeiten im Alter istgefragtJeder dritte Bürgerwill länger arbeiten.

meisten Merkmalen geringfügig höher als die derMänner. Lediglich bei den drei letzten Merkmalen,die insgesamt die niedrigsten Nennungen er-halten, fallen die Nennungen der Männer zum Teildeutlich höher aus.

Das betrifft, wie bereits erwähnt, die Teilhabe ampolitischen Leben im Ruhestand sowie eine selbst-bestimmte Verlängerung der Lebensarbeitszeit.Zudem wollen mehr Männer als Frauen auch imAlter in der Lage sein, die eigene Familie finanziellzu unterstützen (79 Prozent vs. 69 Prozent).Männern ist dieses Markmal somit besonderswichtig.

Die Detailanalyse verdeutlicht, dass gerade denälteren Befragten ab 60 Jahren das Leben in dereigenen Wohnung besonders wichtig ist (96 Pro-zent). Fast ebenso viele Senioren wollen so langewie möglich Selbstversorger bleiben (93 Prozent).Diese beiden Merkmale werden mit zunehmen-dem Alter immer relevanter. Auch die Teilhabe ampolitischen Leben wird den Befragten ab 45 Jah-ren immer wichtiger. So wollen 64 Prozent derBürger ab 40 Jahren im Alter aktiv am politischenLeben teilhaben, hingegen 57 Prozent der Befrag-ten unter 45 Jahren. Hier fällt positiv auf, dassjede Altersgruppe großen Wert darauf legt, imRuhestand politisch aktiv zu sein. Politische Teil-nahme ist ein Stück Selbstbestimmung im Alter.

17

Befragten, im Alter nahen Angehörigen finanziellunter die Armen greifen zu wollen.

Dass es um die eigene Vorsorge für das Alter nichtbei jedem zum Besten steht, belegen die 32 Pro-zent der Bürger, die über das Renten- bzw. Pensi-onsalter hinaus berufstätig sein wollen. Währenddie deutliche Mehrheit der Bürger froh ist, ausdem Berufsleben ausscheiden zu können, ist rundein Drittel aller Befragten bereit bzw. gezwungen,im Alter noch weiter zu arbeiten. Das betrifft vorallem Männer, die ohnehin bislang überwiegendim Berufsleben stehen (38 Prozent), während sichdie meisten Frauen bei diesem Punkt zurückhal-ten und nur gut jede vierte Frau länger arbeitenmöchte (27 Prozent).

Fast zwei Drittel der Bürger begreifen die Teilhabeam politischen Geschehen als Merkmal von Selbst-bestimmung im Alter (62 Prozent). Hierbei liegenFrauen und Männer annähernd gleichauf. Die oftbeklagte Politikverdrossenheit in der Gesellschaftlässt sich in unserer Befragung nur bei einer Min-derheit der Befragten nachweisen. Die Mehrheitzeigt Interesse am politischen Leben und will sichhier einbringen.

Frauen und Männer legen insgesamt ähnlicheSchwerpunkte im Hinblick auf Selbstbestimmungim Alter. Die Anteile der Frauen sind bei den

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

Männer wollen länger arbeiten(besonders wichtige Merkmale für Selbstbestimmung im Alter, in % aller befragten Bürger, nach Geschlecht1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Eigenes soziales Netz

Selbstversorgung

Leben in der eigenen Wohnung

Altengerechte Infrastruktur am Wohnort

Eigene Familie finanziell unterstützen können

Am politischen Leben teilhaben

Über das Renten-/Pensionseintrittsalter hinaus arbeiten

Eigene finanzielle Unabhängigkeit

Freie Gestaltung des eigenen Alltags

9695

9695

9289

9288

9088

8784

6979

6263

2738 � Frauen � Männer

Page 18: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Kundenkompass // Selbstbestimmung im Alter // Befragungsergebnisse

: Fokussierung ab 45 Selbstversorgung und

Leben in der eigenenWohnung werden

für mittlere und ältere Generation immer wichtiger.

18

Es fällt auf, dass das eigene soziale Netz bei derBefragung mit zunehmendem Alter leicht anRelevanz verliert. Tatsächlich lichtet sich das per-sönliche Umfeld der meisten Frauen und Männerim Alter aus natürlichen Gründen, den meistenbleiben weniger nahe Menschen, die Begleitungim Alltag bieten und bei Bedarf Hilfe leisten. Zwarschätzen auch die Älteren das eigene soziale Netz,doch diese Wertschätzung ist tendenziell etwasgeringer als die der jüngeren und mittleren Gene-ration unter 45 Jahren.

Die Antworten der Bürger nach Altersklassenbelegen, dass sie ab dem 45. Lebensjahr tenden-ziell andere Schwerpunkte hinsichtlich der Selbst-bestimmung im Alter setzen. Zwar verändern sichdie Einstellungen mit steigendem Alter nichtgrundlegend, und bei mehreren der abgefragtenMerkmale zeigen sich übereinstimmende Positio-

nen über alle Generationen hinweg. Doch Teileder Bevölkerung ab 45 nehmen andere Positionenein.

Ähnliche Nuancen lassen sich bei der Einzelanalysenach dem Haushaltsnettoeinkommen beobach-ten. Während die freie Gestaltung des eigenenAlltags den Bürgern, unabhängig von der Höheder monatlichen Einkommen, konstant wichtigist, gewinnt das soziale Netz für die Befragtenmit steigendem Einkommen tendenziell an Be-deutung. Ähnliches lässt sich bei der finanziellenUnabhängigkeit beobachten. Allerdings betragendie Unterschiede in beiden Fällen nur Nuancen.Etwas größer fallen die Differenzen zwischen Armund Reich bei den Merkmalen finanzielle Unter-stützung der Familie und Teilhabe am politischenLeben zugunsten der Befragten mit hohen Ein-kommen aus.

Großes politisches Interesse ab 45 Jahren (ausgewählte besonders wichtige Merkmale für Selbstbestimmung im Alter, in % aller befragten Bürger, nach Altersgruppen1))

Eigenes soziales Netz Selbstversorgung Leben in der eigenen Wohnung

Am politischen Leben teilhaben

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� 18 bis 29 Jahre � 30 bis 44 Jahre � 45 bis 59 Jahre � Ab 60 Jahren

93 94 91 87 86 86 93 93 83 83 90 96 57 57 68 64

Alle Einkommensgruppen wollen Angehörige mehrheitlich unterstützen (besonders wichtige Merkmale für Selbstbestimmung im Alter, in % aller befragten Bürger, nach Haushaltsnettoeinkommen1))

Eigene finanzielle

Unabhängigkeit

Freie Gestaltungdes eigenen

Alltags

Eigenes soziales

Netz

Selbst-versorgung

Leben in dereigenen

Wohnung

AltengerechteInfrastruktur am Wohnort

Eigene Familiefinanziell

unterstützenkönnen

Am politischenLeben

teilhaben

Über das Renten-/Pensions-

eintrittsalterhinaus arbeiten

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� Unter 1.000 Euro � 1.000 bis unter 2.500 Euro � 2.500 bis unter 4.000 Euro � Ab 4.000 Euro

92 96 98 97 94 96 95 97 86 91 94 96 91 93 92 86 88 92 87 81 81 87 87 85 63 75 73 78 60 56 71 65 37 31 34 35

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Selbstbestimmung im Alter gibt es aber nichtumsonst, wenn sich der Einzelne nicht von Mit-menschen oder der öffentlichen Hand abhängigmachen will. Vorsorge ist angesagt, doch für vieleMenschen zielen die auf dem Markt angebotenenVorsorgeprodukte am individuellen Bedarf imAlter vorbei. Deshalb haben wir die Bürger be-fragt, für welche Vorsorgeziele in den BereichenPflege, Beratung und Finanzdienstleistungen siebereits heute bereit sind, Geld zu investieren, umdas eigene Risiko des Pflegefalls bzw. das desLebenspartners abzusichern.

60 Prozent der Befragten würden demnach gerneVorsorge betreiben, damit ihnen im Alter beiBedarf eine Haushaltshilfe zur Verfügung steht.Fast ebenso viele wollen dafür vorsorgen, dasspflegende Angehörige eine Anleitung und einemedizinische Beratung bei der Pflegetätigkeiterhalten (58 Prozent). Eine solche Anleitung solltebeispielsweise durch professionelles Pflegeper-sonal erfolgen. Gleichauf folgen dahinter mit je-weils 54 Prozent der Nennungen rein finanzielleLeistungen im Fall der Pflegebedürftigkeit undeine bedarfsgerechte Rund-um-die-Uhr-Betreuungzu Hause. Somit erhält die klassische Leistung vonVorsorgeprodukten, die reine Finanzleistung, nureine knappe Mehrheit von den Befragten. Das ver-deutlicht, dass der Bedarf der Bürger in Bezug aufdas Alter vielmehr bei konkreten Hilfsleistungenin bestimmten Lebenssituationen liegt. Die Leis-

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

: Haushaltshilfe gesuchtMehrheit der Bürgerwill für Assistance-Leistungen im Pflege-fall vorsorgen.

19

tungen vieler Finanzprodukte für die Risikoab-sicherung beim Pflegefall gehen somit teilweiseam tatsächlichen Bedarf der Kunden vorbei, diestärker Assistance-Leistungen nachfragen würden.

Auch die Vorsorgebereitschaft für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung im Pflegefall wird von 54 Pro-zent der Befragten angegeben. Dabei bestehtgerade hier Anlass, Geld für den Ernstfall zurück-zulegen. Vermutlich erwarten viele Menschennicht, dass sie selbst bzw. ihr Lebenspartner inZukunft einmal in diese Situation kommen, underachten eine entsprechende Vorsorge somitauch nicht für notwendig.

52 Prozent der Bürger würden gerne Geld zurück-legen, um künftig die eigene Wohnung alten-gerecht umbauen zu lassen. 49 Prozent wollenvorsorgen, indem sie technische Hilfe in derWohnung installieren lassen. Dazu zählen zumBeispiel programmierbare optische oder akus-tische Orientierungshilfen in der Wohnung. DieBefragten ziehen in jedem Fall einen bedarfs-gerechten Umbau bzw. eine technologischeNachrüstung der eigenen Wohnung einem Um-zug in ein erstklassiges Seniorenheim vor. Ledig-lich 24 Prozent der Befragten sind bereit, für dasLeben in einem solchen Seniorenheim anzusparen.

51 Prozent der Bürger wollen finanziell vorsorgen,um im Bedarfsfall Beratung zu gesetzlichen Rege-

Vorsorgeziel Haushaltshilfe(Bereitschaft, für Pflege-, Beratungs- und Finanzleistungen zur Risikoabsicherung bei künftiger eigenerPflegebedürftigkeit bzw. der des Lebenspartners vorzusorgen, in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Rein finanzielle Leistungen bei Pflegebedürftigkeit

Bedarfsgerechte Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu Hause

Hilfe beim altengerechten Umbau der Wohnung

Beratung zu gesetzlichen Regelungen der Pflege und zu den Pflegekosten

Technische Hilfe in der Wohnung

Psychologische Hilfe für pflegende Angehörige

Leben in einem erstklassigen Seniorenheim

Keine Bereitschaft zur Vorsorge

Haushaltshilfe

Medizinische Beratung für pflegende Angehörige

60

58

54

54

52

51

49

46

24

3

Page 20: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Kundenkompass // Selbstbestimmung im Alter // Befragungsergebnisse

: Frauen wollen breit vorsorgen

Männer fokussierensich auf Beratung

für pflegende Angehörige.

20

lungen im Bereich der Pflege und zu den Pflege-kosten zu erhalten. Offensichtlich sind die Un-sicherheit und die Unkenntnis der Befragten imZusammenhang mit den gesetzlichen Vorschrif-ten rund um Pflege und Pflegekosten groß. DieBürger benötigen Kümmerer, die ihnen Wegeaufzeigen und Türen öffnen.

Die Frauen zeigen bei den meisten abgefragtenVorsorgezielen die größere Bereitschaft als dieMänner, Geld zu investieren. Am deutlichsten ist

die Differenz beim Vorsorgeziel Haushaltshilfe.Hier würden 64 Prozent der Frauen und 56 Pro-zent der Männer bereits jetzt Geldmittel zurück-legen. Trotz des Rückstands auf die Frauennennen Männer diesen Punkt insgesamt anzweiter Stelle nach der Beratung für pflegendeAngehörige. Nur bei diesem Vorsorgeziel weisendie Männer eine höhere Nennung als die Frauenauf (61 Prozent vs. 55 Prozent). Daraus lässt sichein tendenzieller Unterschied in den Grund-positionen von Frauen und Männern erkennen.

Frauen zeigen größere Vorsorgebereitschaft(Bereitschaft, für Pflege-, Beratungs- und Finanzleistungen zur Risikoabsicherung bei künftiger eigenerPflegebedürftigkeit bzw. der des Lebenspartners vorzusorgen, in % aller befragten Bürger, nach Geschlecht1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Rein finanzielle Leistungen bei Pflegebedürftigkeit

Medizinische Beratung für pflegende Angehörige

Hilfe beim altengerechten Umbau der Wohnung

Beratung zu gesetzlichen Regelungen der Pflege und zu den Pflegekosten

Technische Hilfe in der Wohnung

Psychologische Hilfe für pflegende Angehörige

Leben in einem erstklassigen Seniorenheim

Haushaltshilfe

Bedarfsgerechte Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu Hause

6456

5751

5653

5561

5451

5448

5246

4844

2622 � Frauen � Männer

Unterstützung im Haushalt ist allen Altersgruppen wichtig (Bereitschaft, für Pflege-, Beratungs- und Finanzleistungen zur Risikoabsicherung bei künftiger eigener Pflegebedürftigkeit bzw. der des Lebenspartners vorzusorgen, in % aller befragten Bürger, nach Altersklassen1))

Haushaltshilfe Rein finanzielleLeistungen bei Pflege-

bedürftigkeit

MedizinischeBeratung für

pflegendeAngehörige

BedarfsgerechteRund-um-die-Uhr-

Betreuung zu Hause

Hilfe beimaltengerechten

Umbau derWohnung

Beratung zugesetzlichen

Regelungen derPflege und zu den

Pflegekosten

PsychologischeHilfe für

pflegendeAngehörige

Technische Hilfe in derWohnung

Leben in einemerstklassigenSeniorenheim

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� 18 bis 29 Jahre � 30 bis 44 Jahre � 45 bis 59 Jahre � Ab 60 Jahren

52 68 63 57 60 65 58 40 67 62 61 46 55 61 52 50 56 61 54 41 52 54 60 41 52 48 49 37 57 47 53 42 26 23 21 26

Page 21: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Während Frauen eher breit in der Risikoab-sicherung für die Pflegebedürftigkeit vorsorgenmöchten, legen Männer etwas größeren Wert aufdie Anleitung von pflegenden Angehörigen. Auchheute pflegen noch deutlich mehr Frauen alsMänner erkrankte Angehörige. Somit könnte diehohe Nennung des Vorsorgeziels Anleitung undmedizinische Beratung der pflegenden Angehöri-gen durch Männer darauf hindeuten, dass diesehoffen – vielleicht sogar erwarten –, dass dereigene Lebenspartner sie im Alter bei Bedarfpflegen wird.

Die Analyse der Einzelergebnisse nach Alters-klassen belegt, dass die Sandwichgenerationzwischen 30 und 44 Jahren trotz ihrer finanziellenMehrfachbelastung für die junge und die alteGeneration durch Sozialabgaben die größteBereitschaft zur Vorsorge für das Pflegerisikoaufweist. Die Altersklasse ab 60 Jahren legt

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

: Große Vorsorgebe-reitschaft zwischen30 und 44 JahrenTrotz der finanziellenMehrfachbelastungzeigt die Sandwich-generation die größteBereitschaft, für denPflegefall vorzusor-gen.

21

zumeist nur ein geringes Interesse an weitererVorsorge an den Tag. Dabei fällt auf, dass immer-hin auch hier wieder eine Mehrheit eine Haus-haltshilfe als Vorsorgeziel nennt (57 Prozent).

Der Vergleich der Antworten nach Einkommens-klassen zeigt, dass die Vorsorgebereitschaft sehrstark von der Höhe des Haushaltsnettoein-kommens abhängt. Die Bürger mit einem Haus-haltsnettoeinkommen ab 2.500 Euro nennendeutlich mehr Leistungen rund um die Pflege, fürdie sie Vorsorge betreiben möchten. Der Bedarf aneiner Haushaltshilfe im Fall der eigenen Pflege-bedürftigkeit ist in allen Einkommensklassen amhöchsten. II

Vorsorgebereitschaft steigt mit dem Haushaltsnettoeinkommen (Bereitschaft, für Pflege-, Beratungs- und Finanzleistungen zur Risikoabsicherung bei künftiger eigener Pflegebedürftigkeit bzw. der des Lebenspartners vorzusorgen, in % aller befragten Bürger, nach Haushaltsnettoeinkommen1))

Haushaltshilfe MedizinischeBeratung für

pflegendeAngehörige

Rein finanzielleLeistungen bei Pflege-

bedürftigkeit

BedarfsgerechteRund-um-die-Uhr-

Betreuung zu Hause

Hilfe beimaltengerechten

Umbau derWohnung

Beratung zugesetzlichen

Regelungen derPflege und zu den

Pflegekosten

Technische Hilfe in derWohnung

PsychologischeHilfe für

pflegendeAngehörige

Leben in einemerstklassigenSeniorenheim

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� Unter 1.000 Euro � 1.000 bis unter 2.500 Euro � 2.500 bis unter 4.000 Euro � Ab 4.000 Euro

52 59 66 72 43 61 62 60 48 56 61 63 47 54 63 56 39 56 62 56 34 55 57 49 42 49 53 60 35 47 51 48 16 29 22 28

Page 22: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

// Die Verantwortung für die Folgen eines Pflege-falls sollte nach Ansicht der Befragten auf mehre-ren Schultern ruhen. Mehr als zwei Drittel vonihnen sehen die Hauptzuständigkeit für Pflegefällebei der gesetzlichen Pflegeversicherung (68,7 Pro-zent). Es folgen die Betroffenen selbst (51,8 Prozent)und deren nächste Angehörige (51,2 Prozent). Rundjeder dritte Befragte sieht die Hauptverantwor-tung für Pflegefälle bei privaten Versicherungs-gesellschaften, die Pflegezusatzpolicen anbieten(32,3 Prozent). Auf die private Assekuranz ent-fallen somit nur einige Prozentpunkte weniger alsauf die Gesellschaft und den Staat (38,1 Prozent).

Besonders gut schneiden die gesetzlichen Kran-kenkassen und privaten Krankenversicherungenab. 41 Prozent aller Befragten messen ihnen einegroße Verantwortung beim Thema Pflegebedürf-tigkeit bei. 7,8 Prozent der Befragten sehen dane-ben den Arbeitgeber in der Pflicht. Demnach sollen

die Unternehmen und Behörden ihre Beschäftig-ten im Fall der eigenen Pflegebedürftigkeit oder beieinem Pflegefall in deren nahem Lebensumfeldunterstützen. Jenen bietet sich somit über diePflege ein neues Instrument für das Human-Resources-Management, um sich gegenüber derBelegschaft und potentiellen neuen Mitarbeiternals attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.

Die Detailanalyse der aktuellen Befragungser-gebnisse verdeutlicht, dass das persönliche Verant-wortungsgefühl der Bürger für den Pflegefall überalle Altersklassen hinweg konstant hoch ist. 53,2Prozent der 18- bis 29-Jährigen sehen sich hierselbst in der Pflicht, bei den Bürgern ab 60 Jahrensind es 49,5 Prozent. Die Senioren sind weniger vonder gesetzlichen Pflegeversicherung überzeugt alsdie Befragten aus der jungen und mittleren Gene-ration. Während hier jeweils rund 71 Prozent vorallem diesen Träger der Sozialversicherung in derVerantwortung sehen, stimmen der Position 63,6Prozent der Befragten ab 60 Jahren zu. Am deut-lichsten fällt der Unterschied bei Krankenkassenund Krankenversicherungen aus. 34,7 Prozent derBürger ab 60 Jahren schreiben ihnen eine Hauptzu-ständigkeit für Pflegefälle zu. Dieser Anteil beträgtbei der mittleren Generation rund 42 Prozent, beiden Jungen unter 30 Jahren sogar 46,8 Prozent. Dieunter 30-Jährigen verlassen sich am stärksten aufdie nächsten Angehörigen. 59,5 Prozent von ihnenverweisen auf die Verantwortung von nahenVerwandten. Damit ist ihr Anteil um rund zehnProzentpunkte höher als der der mittleren undder älteren Generation. Die Jungen fordern alseinzige Altersgruppe von ihrer Familie mehrVerantwortung im Pflegefall als von sich selbst.

Über das Leistungsniveau der gesetzlichen Pflege-versicherung machen sich die Bürger keine Illusio-nen. Nur 1,5 Prozent aller Befragten nehmen an, die

Aufbruch in der PflegeDie Bundesbürger nehmen das Thema Pflege heute bewusster wahr alsin der Vergangenheit. Die Vorsorge für den eigenen Pflegefall wollen sieselbst tragen. Hilfe erwarten die Bürger im Bedarfsfall von der gesetz-lichen Pflegeversicherung, wissen aber um deren geringe Leistungen.Deshalb bauen die meisten von ihnen Vermögen auf. Angesichts der demo-graphischen Entwicklung und sich verändernder Sozialstrukturen könnenkünftig immer weniger Pflegebedürftige auf die Hilfe der Familie hoffen.

22

: Befragungsergebnisse

: Hohe Eigenver-antwortung in

allen Altersklassen Die persönliche

Verantwortung derBürger für den

Pflegefall ist über alleAltersgruppen

hinweg konstanthoch.

Gesetzliche Pflegeversicherung rückt in denBlickpunkt(hauptverantwortliche Personen/Institutionen fürden eigenen Pflegefall oder den eines nahen Ange-hörigen; in % aller befragten Personen1))

1) Mehrfachnennungen möglich.Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Der Betroffene selbst

Nächste Angehörige

Krankenkasse bzw.Krankenversicherung

Gesellschaft/Staat

Private Versiche-rungsgesellschaften

Arbeitgeber

Gesetzliche Pflege-versicherung

51,2

68,7

51,8

38,1

7,8

32,3

41,0

Page 23: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

: Mit Vermögen gegen den Pflegefall Die Mehrheit derBundesbürger bautbei der Vorsorge für die Pflege-bedürftigkeitVermögen auf.

62,8 Prozent der Bürger bauen Vermögen für denFall der Pflegebedürftigkeit auf. Nur diese Maß-nahme findet eine Mehrheit bei den befragtenFrauen und Männern. Gut jeder Zehnte sichertsich aktuell gar nicht gegen das Pflegefallrisiko ab(11,1 Prozent). Darunter ist der Anteil der partner-losen Singles besonders hoch. Damit ist derAnteil der Vorsorgeverweigerer im Vergleich zurCOBUS-Befragung von 2005 nahezu konstantgeblieben.

23

Pflegeversicherung trage sämtliche Kosten fürPflegeleistungen, weitere 20,2 Prozent erwarten,die Kostenübernahme erfolge größtenteils. Hin-gegen gibt fast jeder Zweite an, nur ein geringerTeil der tatsächlichen Kosten werde übernommen(47,1 Prozent). 14,5 Prozent rechnen praktisch mitkeinen Leistungen der gesetzlichen Pflegeversiche-rung. Im Einzelnen erwarten vor allem die Jungenunter 30 Jahren eine geringe Kostenübernahmedurch die Sozialversicherung. Nur 17,1 Prozent vonihnen gehen von einer vollständigen bzw. mehr-heitlichen Kostenübernahme aus, während 23,3Prozent der Senioren ab 60 Jahren diese Positionvertreten. Vor allem der jungen Generation istbewusst, dass die gesetzliche Pflegeversicherungallein die Kosten nicht abdecken kann.

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

Jeder Zweite sieht die Verantwortung für den Pflegefall bei sich selbst(Auswahl hauptverantwortlicher Personen/Institutionen für den eigenen Pflegefall oder den eines nahen Angehörigen; in % aller befragten Personen nach Altersgruppen1))

Gesetzliche Pflege-versicherung

Der Betroffene selbst Nächste Angehörige Krankenkasse bzw.Krankenversicherung

Gesellschaft/Staat70,2 70,9 71,0 63,6 53,2 54,1 50,8 49,5 59,5 49,6 48,3 49,1 46,8 42,5 42,0 34,7 41,5 38,8 39,9 33,7

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� 18 bis 29 Jahre � 30 bis 44 Jahre � 45 bis 59 Jahre � Ab 60 Jahren

größtenteils

zu geringem Teil

fast gar nicht

weiß nicht/keine Antwort

vollständig1,5

20,2

47,1

14,5

16,7

Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Ernüchterung über gesetzlichePflegeleistungen(geschätzter Umfang der Kostenübernahme fürPflegeleistungen durch die gesetzliche Pflegeversi-cherung in dem Fall, dass die Befragten bzw. derennächste Angehörige pflegebedürftig werden;in % aller befragten Bürger)

Realismus bezüglich gesetzlicher Pflegeleis-tungen herrscht in allen Generationen vor(geschätzter Umfang der Kostenübernahme fürPflegeleistungen durch die gesetzliche Pflegever-sicherung in dem Fall, dass die Befragten bzw. derennächste Angehörige pflegebedürftig werden; in %aller befragten Bürger nach Altersgruppen)

15,6

1,5

20,1 20,6 23,0

Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� vollständig � größtenteils

18 bis 29Jahre

30 bis 44Jahre

45 bis 59Jahre

Ab 60Jahren

2,2 2,1 0,3

Page 24: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Kundenkompass // Selbstbestimmung im Alter // Befragungsergebnisse

: Familie fällt aus Angesichts der demo-graphischen Entwick-

lung können sich inZukunft immer weni-

ger Pflegebedürftigeauf die Hilfe ihrer

Verwandten verlassen.

24

Je älter die befragten Personen sind, desto größerist der Anteil derer, die Geld für den Fall einerkünftigen Pflegebedürftigkeit zurücklegen. Be-trägt der entsprechende Anteil bei den 18- bis 29-Jährigen nur 49,3 Prozent, liegt er unter denSenioren ab 60 Jahren bei 70,1 Prozent. Umgekehrthalten sich die Älteren bislang bei Unfall- undKrankenzusatzversicherungen deutlich mehr zu-rück als die junge und die mittlere Generation.

Jeweils rund 30 Prozent der Befragten wollen demPflegefallrisiko mit dem Abschluss einer Unfallver-sicherung bzw. einer privaten Pflegeversicherungbegegnen. Fast 25 Prozent geben Berufsunfähig-keitsversicherungen an. 19,7 Prozent wollen eineKrankenzusatzversicherung gegen das Risiko ab-

schließen. Für das Gros der Bürger besitzen Pflege-klauseln in Erbverträgen zur Überschreibung dereigenen Wohnimmobilie auf die Kinder noch keineRelevanz. Tendenziell befürworten mehr Frauenals Männer den Vermögensaufbau zur Vorsorge,während mehr Männer als Frauen auf Versicherun-gen setzen.

Angesichts der demographischen Entwicklungund der sich verändernden Familienstrukturen inDeutschland werden sich in Zukunft immer weni-ger Pflegebedürftige auf die Hilfe ihrer Verwand-ten verlassen können. Heute ist immerhin fastjeder zweite Bürger bereit, nahen Angehörigen imBedarfsfall eine Basispflege zukommen zu lassen(47 Prozent). Vor allem die junge und die mittlere

30 Prozent wollen private Zusatzpflegeversicherung abschließen(eigene Absicherung für den Fall der Pflegebedürftigkeit; in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Abschluss einer privaten Pflegeversicherung

Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung

Abschluss einer zusätzlichen Krankheits-versicherung

Aufnahme einer Pflegeklausel in den Erbvertrag bei Überschreibung meiner Immobilie auf meine Kinder

Gar nicht

Geld sparen

Abschluss einer Unfallversicherung

64,061,5

26,434,8

28,630,3

19,628,9

19,220,2

3,9

9,8

2,6

12,4

� � Frauen � � Männer

Bürger sparen für das Pflegerisiko (eigene Absicherung für den Fall der Pflegebedürftigkeit; in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Abschluss einer privaten Pflegeversicherung

Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung

Abschluss einer zusätzlichen Krankenversicherung

Aufnahme einer Pflegeklausel in den Erbvertrag bei Überschreibung meiner Immobilie auf meine Kinder

Gar nicht

Geld sparen

Abschluss einer Unfallversicherung

24,2

62,8

30,5

29,4

3,3

11,1

19,7

Page 25: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Generation bis 59 Jahre bieten sich dafür an. Jederdritte Befragte möchte sich umfangreich an denKosten eines ambulanten Pflegedienstes beteili-gen (34 Prozent). Fast ebenso viele Bürger sindbereit, einen pflegebedürftigen Angehörigen beisich aufzunehmen bzw. mit ihm unter einem Dachzusammenzuziehen (32,4 Prozent). Demgegenüberstoßen Pflege- bzw. Altenheime sowie Hospize aufgeringere Nachfrage (20,9 Prozent). Grund dafürsind sicher die Kosten für einen Heimplatz sowiein einigen Fällen die Qualität der Pflegeleistung.Vor allem besteht bei den meisten der Wunsch,möglichst lange zu Hause zu leben.

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

: Sinkende Pflegebe-reitschaftHeute sind wenigerBürger als noch vorfünf Jahren bereit,pflegebedürftigenAngehörigen eineRundumbetreuungzu bieten.

25

Fast jeder fünfte Bürger ist bereit, einen nahenAngehörigen rund um die Uhr zu pflegen (18,1 Pro-zent). Umgekehrt sind 10,7 Prozent der Befragtenzu keinerlei Pflege bereit. Ein Vergleich der aktu-ellen Ergebnisse mit der COBUS-Befragung von2005 belegt, dass die Bereitschaft bzw. Mög-lichkeit der Bürger zu einer Rundumpflege vonPflegebedürftigen stark abgenommen hat. Vorfünf Jahren gaben 35,1 Prozent aller Befragten an,Angehörige rund um die Uhr betreuen zu wollen.Heute sind es nur noch 18,1 Prozent. Der Anteil derPflegeverweigerer ist dagegen von 6,2 Prozentauf 10,7 Prozent gestiegen.

Im schlimmsten Fall benötigt ein Pflegebedürf-tiger eine Intensivbetreuung rund um die Uhr.Hausfrauen und -männer zeigen hier die größteBereitschaft, eine solche Pflege zu leisten(27,3 Prozent). Es folgen Selbständige (20,3 Pro-zent) sowie Beamte und Angestellte im öffent-lichen Dienst (20,2 Prozent). Demgegenüber hal-ten sich die Beschäftigten in der Privatwirtschaftmit rund 15 Prozent stärker zurück. Offensichtlichfällt es dieser Personengruppe schwerer, Berufund Pflege miteinander in Einklang zu bringen.

Für die Jungen unter 30 Jahren stellt sich dieFrage einer eigenen Pflegetätigkeit seltener alsfür die Befragten aus der mittleren und älterenGeneration. Gegenwärtig pflegen 3,4 Prozent der18- bis 29-Jährigen einen Angehörigen. Insgesamtsind 8,7 Prozent aller befragten Frauen undMänner in der häuslichen Pflege tätig. Am größ-ten ist dieser Anteil in der Altersgruppe von 45 bis59 Jahren (12,2 Prozent). II

Fast jeder Zweite will Basispflege leisten(eigene Bereitschaft zu Pflegemaßnahmen zugunsten der nächsten Angehörigen im Bedarfsfall; in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich, Antworten „weiß nicht/keine Antwort“. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Bereitschaft, den Angehörigen in die eigene Wohnung aufzunehmen bzw. mit ihm zusammenzuziehenUnterbringung in einem Pflege-/Altenheim bzw. einem Hospiz

Pflege des Angehörigen rund um die Uhr

Pflege des Angehörigen nur bei Überschreibung des Immobilieneigentums auf sich

Gar keine Bereitschaft zur Pflege

Basispflege des Angehörigen

Umfangreiche finanzielle Beteiligung an den Kosten eines ambulanten Pflegedienstes

20,9

47

34

32,4

2,8

10,7

18,1

Hausfrauen zeigen größte Pflegebereitschaft(eigene Bereitschaft zur Pflege eines Angehörigenrund um die Uhr; in % aller befragten Bürger nachberuflichem Status1))

1) Mehrfachnennungen möglich, Antworten „weiß nicht/keine Antwort“.

Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Beamte, Angestellte im öffentlichen DienstSonstige Nichtberufs-tätige

Rentner, Pensionäre

Angestellte in der Privat-wirtschaftArbeiter in der Privat-wirtschaftSchüler, Studierende,Auszubildende

Hausfrauen/-männer

Selbständige, Freiberufler

17,6

27,3

20,3

20,2

15,3

13,6

14,6

16,8

Page 26: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

// Altersrisiken und ihre Absicherung sind nachAnsicht der Bürger persönliche Aufgaben. Über80 Prozent der Befragten schreiben sich selbst dieVerantwortung für die Risikovorsorge zu. 47,4 Pro-zent der Bürger sehen den Staat bzw. die Gesell-schaft in der Pflicht, 46,5 Prozent die gesetzlicheRentenversicherung. Im Detail schreibt nur diejunge Generation mehrheitlich dem Staat dieZuständigkeit für die finanzielle Absicherung dereigenen Altersrisiken zu (51,7 Prozent). Unter den30- bis 44-Jährigen sind es nur 43,7 Prozent.

Jeder Dritte von allen Befragten sieht eine Teilver-antwortung für die Risikoabsicherung im Alter beiden Kostenträgern im Gesundheitswesen:34,4 Pro-zent von ihnen verweisen bei der Absicherung vonAltersrisiken auf die gesetzlichen Krankenkassenund die privaten Krankenversicherungen. Jeweilsgut ein Viertel der Bürger misst zudem den nächs-ten Angehörigen (27,3 Prozent) und den Arbeit-gebern (25,9 Prozent) eine Mitverantwortung beider Vorsorge bei. Vor allem der geringe Stimmen-

anteil, der auf die nächsten Verwandten entfällt,unterstreicht die Position der Bürger, dass Vor-sorge zuerst eine individuelle Aufgabe sei.

Die Bereitschaft, für die eigenen Risiken im Alterselbst vorzusorgen, wächst mit der Höhe desEinkommens. 88,9 Prozent der Bürger mit einemHaushaltsnettoeinkommen ab 4.000 Euro und81,2 Prozent der Bürger mit einem Einkommenvon 1.000 bis unter 2.500 Euro sehen sich hierselbst in der Verantwortung. Zwar äußern sichdie meisten Geringverdiener mit einem Haus-haltsnettoeinkommen von unter 1.000 Euroähnlich (66,4 Prozent). Doch nicht jeder aus dieserGruppe wird sich selbst absichern können.

Bei der Vorsorge genießen konservative Finanz-und Sachanlagen die größte Akzeptanz in derBevölkerung. Insgesamt vertrauen die Bürgermehrheitlich nur Spar- und Festgeldkonten sowieBanksparplänen für die eigene Alters- und Ge-sundheitsvorsorge (54,4 Prozent). Auf alle anderenProdukt- und Anlageformen verlässt sich jeweilsnur eine Minderheit der Befragten. Am häufigsten

Vorsorge bleibt unzureichendJeder sollte die Vorsorge gegen Altersrisiken selbst verantworten und sienicht nur der Gesellschaft aufbürden. Konservative Anlageformen wieSparkonten und Wohnimmobilien genießen das größte Vertrauen. Ratfür die Vorsorge holen sich die Bürger zuerst im persönlichen Umfeld,daneben beim Hausarzt und im Internet. Nur jeweils eine Minderheitglaubt, ausreichend für das Alter vorsorgen zu können bzw. auf die eige-ne Pflegebedürftigkeit oder die des Lebenspartners vorbereitet zu sein.

26

: Befragungergebnisse

: Vertrauen in konservative Finanz-

und Sachanlagen Bürger verlassen sich

in erster Linie aufSparprodukte undWohnimmobilien.

Jeder Einzelne soll für sich selbst Verantwor-tung übernehmen (Verantwortliche für die eigene finanzielle Absicherunggegen Altersrisiken; in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich.Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Gesetzliche Renten-versicherungKrankenkasse bzw.Krankenversicherung

Nächste Angehörige

Arbeitgeber, z. B. über be-triebliche Altersversorgung

Die Befragten selbst

Gesellschaft/Staat

34,4

80,4

47,4

46,5

25,9

27,3

Vor allem die junge Generation sieht dieVorsorgeverantwortung beim Staat(Befragte, die die Gesellschaft/den Staat für verant-wortlich für die eigene finanzielle Absicherung gegenAltersrisiken halten; in % aller befragten Bürger nachAltersgruppen)

Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

18 bis 29 Jahre

30 bis 44 Jahre

45 bis 59 Jahre

Ab 60 Jahre

43,7

51,7

47,1

48,3

Page 27: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

: Informationsdefizitbei GeringverdienernDie meisten Bürgermit geringem Ein-kommen besitzenwenig Vertrauen inVorsorgeprodukte –offensichtlich einInformationsproblem.

Männer demonstrieren insgesamt deutlich mehrVertrauen in die genannten Produkte und Anlage-formen. Zwar nennen jeweils gleich viele Frauenund Männer Sparkonten und -pläne (54,4 Prozent),doch schon bei der Wohnimmobilie in Eigen-nutzung ist der Anteil der Männer mit 48,9 Prozentgrößer als der der Frauen (41,7 Prozent).

Die meisten Befragten mit einem Haushaltsnetto-einkommen unter 1.000 Euro besitzen kein großesVertrauen in Vorsorgeprodukte. Offensichtlichbesteht in dieser Gruppe auch häufig keine Mög-lichkeit, um vorzusorgen. Zudem scheinen vieledieser Personen schlecht über Vorsorgeprodukteinformiert zu sein, denn 29 Prozent von ihnenantworten gar nicht auf diese Frage. Das sieht beiden Bürgern in der mittleren und oberen Einkom-mensklasse anders aus. 85,2 Prozent der Befrag-ten mit einem Haushaltsnettoeinkommen ab4.000 Euro bauen auf die selbstgenutzte Wohn-immobilie. Auch in der Einkommensgruppe von2.500 Euro bis unter 4.000 Euro setzt eine Mehr-heit auf die eigenen vier Wände (55,7 Prozent).

Die wichtigsten Ratgeber für die Vorsorge gegenAltersrisiken stammen aus dem persönlichenUmfeld. 58 Prozent der Befragten vertrauen demRat von Verwandten und Freunden. Mit großemAbstand folgen Gesundheitsdienstleister wie derHausarzt (34,1 Prozent) und das Internet (32,1 Pro-zent). Vor allem Frauen und Rentner vertrauenMedizinern, Männer nutzen hingegen verstärktdas Internet. Insgesamt erkundigt sich fast jedervierte Bürger bei seiner gesetzlichen Krankenkas-se bzw. seiner privaten Krankenversicherung nach

27

nennen die Bürger noch die selbstgenutzte Wohn-immobilie (45,2 Prozent). Vor allem die Gruppeder 30- bis 44-Jährigen vertraut darauf. Danachfolgen klassische Vorsorgeprodukte wie die be-triebliche Altersversorgung (38 Prozent), Kapital-lebensversicherungen (33,8 Prozent), privateRentenversicherungen (32,8 Prozent) sowie dieprivate Riester-Rente (24,8 Prozent). Sachwerte(23 Prozent) rangieren vor Investmentfonds,Aktien und Rentenpapieren sowie der Basisrente.

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

Die meisten Bürger bauen auf ihr Bankkonto (sehr großes Vertrauen in Produkte und Anlage-formen für die eigene Alters- und Gesundheits-vorsorge; in % aller befragten Personen1))

1) Mehrfachnennungen möglich.Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Betriebliche Alters-versorgungKapitallebens-versicherungPrivate Rentenversiche-rung ohne Riester-Rente

Private Riester-Rente

Sachwerte

Investmentfonds,FondssparplanAktien, Rentenpapiere,ZertifikatePrivate Rürup-Rente (Basisrente)

Spar-, Festgeldkonten,BanksparplanSelbstgenutzte Wohnimmobilie

33,8

54,4

45,2

38,0

24,8

12,8

8,2

15,0

23,0

32,8

Mehr Männer vertrauen auf Finanzprodukte(sehr großes Vertrauen in Produkte und Anlageformen für die eigene Alters- und Gesundheitsvorsorge;in % aller befragten Personen nach Geschlecht1))

Spar-, Fest-geldkonten,

Banksparplan

Selbst-genutzte

Wohnimmo-bilie

BetrieblicheAltersversor-

gung

Kapital-lebensver-sicherung

Private Renten-versicherungohne Riester-

Rente

Private Riester-Rente

Sachwerte Investment-fonds, Fonds-

sparplan

54,4 54,4 41,7 48,9 35,2 40,9 31,1 36,7 32,9 32,8 20,5 29,1 19,8 26,3 14,4 15,5

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� Frauen � Männer

Page 28: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Kundenkompass // Selbstbestimmung im Alter // Befragungsergebnisse

: Rat aus dem nächsten Lebens-umfeld bevorzugt

Die meisten Bürgerverlassen sich bei

Fragen zur Vorsorgefür das Alter auf Verwandte und

Bekannte.

28

Vorsorgemöglichkeiten (24,4 Prozent). 21,7 Prozentder Bürger akzeptieren zudem Verbraucher-zentralen. Deutlich geringer ist hingegen dasVertrauen in Finanzberater, seien es Bankberater,Makler, Lebensversicherungsberater oder Honorar-berater. Knapp 7 Prozent der Bürger wissen nicht,auf wessen Rat sie bei Fragen zur Vorsorge gegenAltersrisiken hören sollen.

Das persönliche Umfeld bleibt in jedem Alter diewichtigste Anlaufstelle für Ratsuchende. Zwischen55,7 Prozent und 61,5 Prozent der Befragtenvertrauen je nach Altersgruppe Verwandten undBekannten. Die Menschen ab 45 Jahren wendensich danach am häufigsten an Gesundheits-dienstleister wie Ärzte. Hingegen vertraut fastjeder zweite 30- bis 44-Jährige Informationen ausdem Internet, jeder Fünfte aus dieser Altersgruppestützt sich auf die Empfehlungen unabhängigerFinanzberater.

Auch die Befragten mit hohen bis mittlerenHaushaltsnettoeinkommen setzen besondershäufig auf das Internet, um sich über Vorsorge-möglichkeiten zu informieren. Nach dem persön-lichen Lebensumfeld schenken diese Personen-gruppen dem Internet mittlerweile das größteVertrauen. Einen ungedeckten Informations-bedarf beim Thema Vorsorge gegen Altersrisikenverraten hingegen die Antworten der Gering-verdiener mit einem Haushaltsnettoeinkommenvon unter 1.000 Euro. Das eigene unmittelbareLebensumfeld bietet offensichtlich nur einerMinderheit dieser Befragtengruppe genügendkompetente Ansprechpartner für Fragen zuFinanz- und Vorsorgethemen rund um das Alter(38,9 Prozent). Auch das Internet und die Ver-braucherzentralen kommen offensichtlich nur fürwenige Geringverdiener als Ratgeber in diesemZusammenhang in Betracht. Immerhin 41,2 Pro-zent von ihnen vertrauen dem Hausarzt undanderen Gesundheitsdienstleistern.

Berater aus dem persönlichen Lebensumfeldbevorzugt(Vertrauen zu Ratgebern für Vorsorge gegenAltersrisiken; in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich.Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Internet

Krankenkasse/Krankenversicherung

Verbraucherzentrale

Bankberater

Unabhängige Finanz-berater, MaklerBerater von einer Lebens-versicherungsgesellschaftWerbung von Vorsorge-anbietern

Honorarberater

Weiß nicht/keine Antwort

Angehörige, persön-liches UmfeldGesundheitsdienst-leister wie der Hausarzt

24,4

58,0

34,1

32,1

16,2

6,8

4,8

6,9

11,7

13,2

21,7

Für Menschen ab 45 werden Mediziner als Ratgeber immer wichtiger(Vertrauen zu ausgewählten Ratgebern für Vorsorge gegen Altersrisiken; in % aller befragten Bürger nachAltersgruppen1))

Angehörige,persönliches Umfeld

Gesundheitsdienstleisterwie der Hausarzt

Internet Unabhängige Finanz-berater, Makler

Honorarberater61,5 57,8 58,0 55,7 28,3 20,9 42,0 44,0 43,9 48,1 29,4 11,3 17,6 19,4 9,7 7,2 7,3

4,5 5,92,4

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

� 18 bis 29 Jahre � 30 bis 44 Jahre � 45 bis 59 Jahre � Ab 60 Jahren

Page 29: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

Die Kluft innerhalb der Gruppe der befragtenBürger, die sich vor allem anhand der Antwortender einzelnen Einkommensgruppen beobachtenlässt, wird bei der Frage nach der Finanzierbar-keit eines zufriedenstellenden Lebensstandardsim Alter noch deutlicher. Fast ein Drittel allerBefragten ist sich nicht sicher, ob die eigene Vor-sorge zum jetzigen Zeitpunkt und in Zukunftausreichen wird, um ein finanziell gesichertesLeben im Ruhestand führen zu können (31,9Prozent). Dabei zielt die Frage nicht auf eineRundumsicherung gegen Altersrisiken ab. DasDrittel der Befragten, das für sich eine prekäreFinanzlage im Alter erwartet, ist sich gegenwärtiggänzlich darüber im Unklaren, ob es sich eineAltersvorsorge leisten kann, die dem eigenenBedarf in Zukunft auch nur ansatzweise gerechtwird.

Die Detailanalyse zeigt, dass vor allem die Älterenüber 60 Jahre mit Unsicherheit in die Zukunftblicken und dass fast jeder Zweite von ihnenkeines der abgefragten Vorsorgeziele erreichenkann bzw. will (45,7 Prozent). Offensichtlichverlassen sich die heutigen Senioren nach wievor auf ausreichende Leistungen aus der gesetz-lichen Rentenversicherung. Nur gut jeder Dritteaus dieser Altersgruppe erwartet, dass er sichdie Vorsorge für die eigene Pflegebedürftigkeitbzw. die des Lebenspartners wird leisten können.

Zudem geben die meisten Geringverdiener miteinem Haushaltsnettoeinkommen von unter1.000 Euro keine positive Antwort auf die Fragenach einer ausreichenden Absicherung des eige-nen Lebensstandards im Alter. 56,5 Prozent vonihnen sehen sich außerstande, für das Alter, fürden Pflegefall oder für die Berufsunfähigkeit

Befragungsergebnisse // Selbstbestimmung im Alter // Kundenkompass

: Vorsorge decktkaum den BedarfNur knapp 44 Prozentder Bürger könnenausreichend für dasAlter vorsorgen.

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vorzusorgen. Immerhin ein gutes Viertel derGeringverdiener äußert sich dahingehend zu-versichtlich, sich eine ausreichende zusätzlicheAltersvorsorge aufbauen zu können (27,5 Pro-zent). Vorsorgelos bleibt hingegen fast jederDritte mit einem Haushaltsnettoeinkommenvon 1.000 bis unter 2.500 Euro (31,7 Prozent).

Insgesamt gehen lediglich 43,5 Prozent allerBefragten davon aus, in ausreichendem Maßezusätzlich für das Alter vorsorgen zu können.Mehrheitlich zählen die Befragten unter 45 Jahrendazu. Fast ebenso viele zeigen sich davon über-zeugt, auf den Fall der eigenen Pflegebedürftig-keit oder der des Lebenspartners vorbereitet zusein (41,7 Prozent). Dieser Wert überrascht ange-sichts der noch geringen Marktdurchdringungbei Pflegezusatzversicherungen in Deutschland.Demgegenüber fällt die durchschnittliche Absi-cherung für den Fall der eigenen Berufsunfähig-keit mit 31,2 Prozent deutlich geringer aus. DieKluft zur Pflegevorsorge erklärt sich vermutlichdamit, dass die Bürger die eigene Berufsunfähig-keit als weniger wahrscheinlich ansehen als denPflegefall und dass sie sie deshalb nicht absi-chern wollen.

Letztlich haben nur die mittlere und die obereEinkommensklasse eine realistische Perspektiveauf einen zufriedenstellenden Lebensstandardim Alter. Vor allem die obere Einkommensklassemit einem Haushaltsnettoeinkommen ab 4.000Euro sorgt mehrheitlich gegen die Risiken imAlter vor. Zudem zeigt sich jeder zweite Bürgeraus dieser Einkommensklasse davon überzeugt,auch für den Pflegefall naher Angehöriger vor-sorgen zu können. II

Fast jeder dritte Bürger weiß nicht, ob er sich eine Altersvorsorge leisten kann (Vorsorge für einen zufriedenstellenden Lebensstandard im Alter, die sich die Befragten aus heutiger Sichtvoraussichtlich leisten können; in % aller befragten Bürger1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: ZQP, F.A.Z.-Institut.

Vorsorge für den Fall der eigenen Pflege-bedürftigkeit bzw. der Ihres LebenspartnersAbsicherung der eigenen Berufsunfähigkeit bzw.der des LebenspartnersVorsorge für den Fall der Pflegebedürftigkeit naher Angehöriger

Weiß nicht/keine Antwort

Zusätzliche Altersversorgung

31,2

43,5

41,7

31,9

18,7

Page 30: Selbstbestimmung im Alter - Stiftung ZQP · PDF fileSelbstbestimmung im Alter Kundenkompass Aktuelle Bürgerbefragungen:Demographische Entwicklung Längere Lebenserwartung steigert

� Altenquotient:Der Altenquotient bildet das Verhältnis der Personenim Rentenalter (in Deutschland derzeit 65 Jahre undälter) zu 100 Personen im erwerbsfähigen Alter (inDeutschland derzeit 20 bis 64 Jahre) ab.

� Altersarmut:Altersarmut heißt, dass der nicht erwerbstätige Teilder Bevölkerung seinen Bedarf aus den Leistungender gesetzlichen und privaten Versorgungssystemenicht decken kann. Für die Weltgesundheitsorgani-sation WHO gilt als arm, wer monatlich weniger alsdie Hälfte des durchschnittlichen Einkommens seinesLandes zur Verfügung hat. Laut EU-Definition istarm, wer weniger als 60 Prozent des Medianeinkom-mens seines Heimatlandes zur Verfügung hat.

� Atypische Beschäftigung:Gegenüber Normalarbeitsverhältnissen, d. h. abhän-gigen und unbefristeten Beschäftigungen in Vollzeit,sind atypische Beschäftigungsformen Teilzeit, befris-tete Beschäftigung, Selbständigkeit und Zeitarbeit.

� Demographische Entwicklung:Prognose der künftigen Bevölkerungsentwicklung. Auf-grund des Geburtenrückgangs und der steigendenLebenserwartung werden die absolute Zahl und derrelative Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung inden nächsten Jahrzehnten immer mehr zunehmen.

� Gesetzliche Pflegeversicherung:Die gesetzliche Pflegeversicherung besteht aus einersozialen Pflegeversicherung und einer privaten Pfle-gepflichtversicherung. Wer gesetzlich krankenver-sichert ist, gehört der sozialen Pflegeversicherungan. Wer in einer privaten Krankenversicherung ver-sichert ist, muss eine private Pflegepflichtversiche-rung abschließen. Beide sind vom Gesetzgeber vor-geschrieben mit identischen Leistungen.

� Gesetzliche Rentenversicherung:Zweig der Sozialversicherung, wichtigster Träger derAltersversorgung in Deutschland mit einem Anteilvon rund 85 Prozent der Alterseinnahmen.

� Grundsicherung:Die bedarfsorientierte Grundsicherung soll dengrundlegenden Bedarf für den Lebensunterhalt vonPersonen, die wegen Alters oder aufgrund vollerErwerbsminderung endgültig aus dem Erwerbs-leben ausgeschieden sind und deren Einkünfte nichtfür den notwendigen Lebensunterhalt ausreichen,sicherstellen. Diese Leistung ist beitragsunabhängigund soll die Zahlung von Sozialhilfe vermeiden. ImGegensatz zur Sozialhilfe erfolgt kein Rückgriff aufdie Kinder beziehungsweise Eltern.

� Pflegebedürftigkeit:Pflegebedürftig sind Personen,die wegen einer körper-lichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behin-derung für gewöhnliche und regelmäßig wiederkeh-rende Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebensauf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Mona-te, in erheblichem oder höherem Maß Hilfe benötigen.

� Private Pflegezusatzversicherung:Versicherungsgesellschaften bieten drei Variantenprivater Pflegezusatzversicherungen an. Bei einerPflegerentenversicherung erhält der Versicherte einefrei verfügbare monatliche Summe, während einePflegekostenversicherung einen Maximalbetrag derPflegekosten versichert,die nicht durch die Pflegekasseabgedeckt sind und durch Belege nachzuweisen sind.Das dritte Modell, die Pflegetagegeldversicherung,zahlt einen festgelegten Tagessatz, der je nach Pflege-stufe graduell abgestuft zur Auszahlung kommt.

� Private Altersvorsorge:Kapitalgedeckter Teil der Altersvorsorge, mit dem dierückläufigen Leistungen aus der gesetzlichen Renten-versicherung ausgeglichen werden sollen, um dasbisherige Nettorentenniveau von rund 70 Prozentdes durchschnittlichen Jahresnettoarbeitsentgelts zurSicherung des Lebensstandards beizubehalten.

� Private Pflegepflichtversicherung (PPV):Gesetzliche Pflichtversicherung für alle privat Kranken-vollversicherten in der privaten Krankenversicherung.

� Soziale Pflegeversicherung (SPV):Eigenständiger Zweig der gesetzlichen Sozialversi-cherung gemäß SGB XI § 1 zur sozialen Absicherungdes Risikos der Pflegebedürftigkeit von Mitgliedernder gesetzlichen Krankenversicherung und von inder Familienversicherung Mitversicherten.

� Standardrente:Die Standardrente mit 45 Versicherungsjahrenbeträgt im Jahresdurchschnitt in den alten Bundes-ländern monatlich 1.210 Euro brutto bzw. 1.088 Euronetto vor Steuern. Das Standardrentenniveau in denalten Bundesländern beläuft sich auf 46,4 Prozentnetto bzw. 50,2 Prozent brutto vor Steuern.

� Umlagefinanzierung:Modell zur Finanzierung von gesetzlichen Sozialversi-cherungen wie der sozialen Pflegeversicherung. DieBeiträge der sozialversicherungspflichtig Beschäftig-ten fließen in die Finanzierung der Leistungen für dieLeistungsberechtigten. Der Versicherungsträger bildetzudem in geringerem Umfang Rücklagen. Mit derBeitragszahlung erwerben die Beitragszahler einenLeistungsanspruch im Fall der Bedürftigkeit.

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: Glossar

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Branchenkompass 2009 GesundheitswesenAktuelle Managerbefragung: 100 Entscheider aus deutschenKrankenkassen, Krankenversicherungen und Krankenhäusernzu Trends, Herausforderungen und Investitionsplänen bis2012. Themen: Gesundheitsfonds und Gesundheitskarte,Versorgungsmanagement, Kooperation von Kostenträgernund Kliniken, Kostenmanagement, neue Leistungen.

Ebenfalls erschienen in unseren Reihen:

_Managementkompass: u. a. Compliance-Management, Vertriebsmanagement, Komplexitätsmanage-ment,Wertemanagement, Geschäftsreisen, Kostenmanagement, Antizyklische Werbung, Industria-lisierungsmanagement, Transformationsmanagement, Human Capital Management, Ertragssteue-rung, Facility Management, Wachstumstreiber Technologie, Strategische Planung, Megatrends

_Branchenkompass: u. a. Versicherungen, Energieversorger, Spezial Kfz-Versicherungen, Spezial Inno-vative Finanzprodukte, Public Services

_Kundenkompass: u. a. Pflege, Familie, Studienfinanzierung, Betriebliche Altersversorgung

In Vorbereitung:Managementkompass Servicequalität, Branchenkompass Kreditinstitute, Kundenkompass Finanz-kompetenz

Zu beziehen bei:F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbHPostfach 20 01 63, 60605 Frankfurt am Main, Telefon: 069 7591-2129, Telefax: 069 7591-1966,E-Mail: [email protected], Internet: www.branchendienste.de

Branchenkompass 2009 Versicherungen Spezialausgabe Optimale BetriebsmodelleAktuelle Managerbefragung: 100 Topentscheider aus dengrößten deutschen Versicherungsgesellschaften zu denAuswirkungen der VVG-Novelle, zur Prozessoptimierung undzu ihrer Geschäftsstrategie. Themen: Optimierung des eige-nen Betriebsmodells, Automatisierung und Standardisierungvon Geschäftsprozessen

Managementkompass Demographischer WandelKompaktwissen für Manager zur Alterung der Babyboomer-generation und den damit verbundenen Chancen undRisiken für Unternehmen; neue Zielgruppen; Bankvertrieb fürSenioren; Produkte für betriebliche und private Altersvorsorge;Benchmarking für Finanzdienstleister; Best Practices vonDBV-Winterthur und Deutscher Bank

: Aktuelle Studien

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Ansprechpartner

Zentrum für Qualität in der PflegeDr. Ralf SuhrReinhardthöfeReinhardtstraße 4510117 BerlinTelefon: 030 2759395-10Telefax: 030 2759395-20E-Mail: [email protected]

F.A.Z.-Institut für Management-,Markt- und Medieninformationen GmbHDr. Guido BirknerPostfach 20 01 6360605 Frankfurt am MainTelefon: 069 7591-3251Telefax: 069 7591-1966E-Mail: [email protected]

ISBN: 978-3-89981-700-3