scranton wochenblatt. (scranton, pa.) 1907-04-11 [p ]€¦ · ich habe ja sonst keinen menschen,...

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?Sie iib«n doch eine wunderbare Macht über Ihren Mann aus nicht «inen Augenblick wich er gestern von Ihrer S«ite! Wie bringen Sie das nur fertig?" ?Auf seine Rockschöße setz' ich mich halt einfach!" Boshaft. . Moderner Maler: ?Schreck- lich, daß ich mein neuestes Bild nicht verkaufen kann!" Dichter: ?Biet' es einmal einem Verleger an als ?Preis cäthfel"!" Zutreffend. ?Deine Frau fang doch früher gern und spielte viel Klavier jetzt hört man sie ja gar nicht mehr!" ?Seit wir Kinder haben, fehlt ihr die Zeit dazu!" Werber. ?Wie hat sich Ihre Pra- xis entwickelt, Herr Doktor?" ?O die nährt schon ihren Mann." ?Na, ?Aber, Herr Wirth, Sie hatten mir doch gesagt, das Angeln im Bach sei Die passend« Ausred Ein Leutnant war einmal zu seinem unangenehm, denn beim Obersten wurde Whist gespielt, und er hatte kein Geld, absolut lein Geld. ?Du, ?spring zu Leutnant Saller hin- über, sag ihm, er soll mir fünf Gul- den schicken, und bring mir sie mit irgend einer passenden Ausrede zum Herrn Obersten," Jakob ging. Jakob kam und sprach: ?Herr Leutnant, ich melde gehorsamst, hier wär 's Geld für die versetzten Hosen." pfle Geld für die Stiefel mitbringst, Jubiläum. A.: ?Was hat Dir denn Dein Ch-f zu Deinem zehn- jährigen Jubiläum geschenkt?" B.: einen so durchbohrenden Im Eifer. te!" ?Wer ist es? Bielleicht meine Frau?" Der Trick. A.: ?Mensch, schaurigen lyrischen Sachen los wirst?" M.: ?Durch Doppel - Namen mit Bindestrichen, statt Heinrich Meyer heiße ich jetzt Karl - Heinz Meyer- Stolzenfels; das zieht beinah wie'.i Adel!" ?Vor sechs Monaten mußte ich Sie verurtheilen . . . heute stehen Sie ?Was kann ich dafür, daß Si« mich nicht länger einsperren?!" Die Lieblingscousme. Na, kleine Frau, was ist dir denn für ein Malheur passirt? Sitzest ja da, als hätten dir die HUHn«r 's Brot genommen! Robert Bornsteins Blick fällt bei diesen Worten auf ei- nen Brief, der uf dem Tisch lieg^ Mama? Nein, Robert, von Mama nicht. Gottlob! D«r Brief ist von Addy Berger. Die Arme ist schwer herziei- ?Der Arzt hält eine durchgreifende Kur für unbedingt nothwendig. Ich scll schon Ende dieser Woche abrei- sen. Wie schwer es mir wird, Fritz und Grethel zu verlassen, kannst Du Dir denken, liebe Ella; Du bist ja selbst Mutter. Zum Glück hab' ich ein zuveilässig«s Mädchen, und die Dame, die die erste Etage bewohnt und viel freie Zeit hat, will sich mei- ner Kleinen annehmen. Ich habe ja sonst keinen Menschen, seit Mutter todt ist. Ach, Ella, und dazu kommt die Sache macht. Ich muß natürlich mein kleines Kapital angreisen. Bis- her ging's immer noch so ich habe ja die Pension, und ich verdiente auch durch meine Malereien etwas. Aber seit einem Vierteljahr schon hat mir der Arzt jede Anstrengung verbo- ten. Da mußte ich sehr rechnen, um durchzukommen. Sechs Wochen soll der Aufenthalt in dem Sanatorium dauern. Es ist sehr theuer dort, wie ich aus dem Prospekt sehe. Aber ich muß das Opfer bringen, muß ver- halten. Ich selbst ach Ella seit Franz' Tod hänge ich wirtlich nicht mehr am Leben. Nur um die rechne, und die Summe, die aufgehen wird, steht mir Tag und Nacht vor Augen. Mindestens tausend Mark. Da sagt man immer, Geld macht nicht glücklich. Ader was gäbe ich jetzt drum, wenn ich nicht so ängstlich Sorgen die Kur gebrauchen könnte! Ich glaube, dann hätte ich mehr Nutzen davon. Verzeih, daß ich heute nur von mir schreibe, liebe Ella, aber Du solltest doch wissen, wie es um mich steht. Gib mir, bitte, auch mal solche Angst vor der fremden Um- gebung. Die Adresse füge ich unten bei. Also sechs Wochen! Große nicht, aber vielleicht wird's doch et- was besser. Das entsetzliche Herz- klopfen und die Angstzustände sind zu sehr dabei erregt. Grüß Deinen lieben Mann und di« Kinder herzlich. Dich küß< in alter treuer Liebe Deine Addy." Frau Ella wischt sich eine Thräne aus dem Auge, und Robert ist auch sichtlich tief ergriffen. Er überlegt «ine Weile, dann meint er: Hm, die Arme! Wir sollten ihr etwas beistehen. Vielleicht di« Hälfte der Kosten Ach ja, Robert, ich Hab's auch schon gedacht. ist immer meine Lieb- und heiratheten in demselben Jahr. Es ist entschieden unsere Pflicht, ihr beizustehen, und Gottlob, wir Ha- ben's ja dazu. Wenngleich fünf- hundert Mark, gerade jetzt, wo bald wendig mehrere Toiletten haben. Ja freilich, und der neue Bechstein ich möchte die Anschaffung nicht Uro die Kinder wachsen auch ins Geld! Aber einerlei, Robert, wir sind's Addy schuldig. Ihr beide stan- det euch doch auch gleich so gut, und es ist doch ein furchtbar hartes Los, so früh einen geliebten Mann zu ver- lieren! Gott, Robert, wenn ich däch- te, ich nein, so was Schreckliches will ich überhaupt nicht denken! Weiß! du, ich könnte am Ende meinen Pelz nicht mehr recht modern ist. Wir wol- len das Geld gleich heute schicken, Ro- bert; die Arme reist dann mit leich- tern, Herzen Heute gleich? Das läßt sich nicht gut machen, Ella. Du weißt, daß ich erst Anfang Oktober wieder grö- ßere Einnahmen habe. Augenblick- lich bin ich ziemlich knapp mit meiner Kasse. Solange muß es schon Z?it Allerdings. Das hatt' ich nicht überlegt. Und halt, ein Gedan- te! Am 8. Oktober hat Addy Ge- burtstag, da machen wir ihr mit dem Geld eine Freude. Es wird ja sicher ein sehr Tag für sie, Au! Schön, bis dahin kann ich auch un- sere Finanzen besser übersehen. Nach Quartalsbeginn. Es müssen ja schließlich auch nicht ausgerechnet fünfhundert Mari sein. Dreihundert Mark sind auch schon ein hübscher Zu- schuß. Gewiß. Und dann könnt' ich mir doch vielleicht noch den Pelz Wollen sehen, Ellachen. Wird man ist's auch seiner Stellung schul- Freilich, Männe. Aber du muß! zugeben, daß ich auch kein Wort ge- gen den Flügel sage, obgleich unser Pianino eigentlich noch recht gut im Ton Na, das geht. Nimm mir's nicht übel, aber bei deinem gänzlichen Mangel an musikalischem Gehör Ich weiß, ich weiß. Ich sage ja auch gar nichts, ich bin durchaus nicht gegen die Anschaffung. Also, daß wir's nicht vergessen: am 8. Oktober ist Addys Geburtstag. Zweiunddrei- ßig wird sie alt, die liebe arme Addy. Es ist mir jetzt ordentlich leichter, weil wir was für sie thun wollen. Meine Lieblingscousine ist sie nun einmal. Solch ein reizendes Geschöpf verstanden uns so herrlich! Ja, sie soll dreihundert Mark haben zu ihrem Geburtstag. Du, Ella, der Bechstein ist doch theurer als ich dachte? wir müssen mindestens zweihundert Mari mehr anlegen. Wirklich? Ach, und der wunder- bare Pelz bei Hackert ist auch theurer ich mag's kaum sagen er kostit zweihunvertundfünfzig Mark! Aber dafür ist er auch lip-top! Und steht dann haben wir uns gegenseitig nichts vorzuwerfen. Gott ja, 's ist ein wahres Wort: Das Leben ist schön, aber theuer. Man kann's auch billiger Frau Ella lacht herzlich: Was du für Einfall- hast gott Langsam, Kleine, der Witz stammt nicht von mir! Deshalb ist er doch famos, Männe. Also, ich meinen Pelz. mit Addy? Mit Addy? Ach so. Du meinst Das ist mir aber immerhin noch zu viel, Ella. Die Kinder kosten auch schon eine Menge Geld. Du Ball am Geburtstag der kleinen Al- sogar schon ganz allerliebst. Ja, es ist wirklich eine gute Idee gewesen, die mit der Französin, kein unnöthige's Geld ?, und schließ- Da hast du recht, Robert. Am Ende hätt' sie auch zu Hause die Kur s"Zs d s d "b Addy stets etwas zum Geburtstag ge- schenkt. Nach ihres Mannes Tode hat sie sich's weil si« nicht verziert. Mattblau mit weiß, das ist so kleidsam für die blonde Addy. Und so was kann sie gewiß gut gebrau- chen. Meinst du nicht? Gewiß, Ella. Das mach' nur ganz, fühl, als habe sie allerlei eingekauft, was gerade nicht unbedingt nöthig läßt selbst gern mitunter den Rappen laufen. DaS ist wirklich ein Glück für eine Frau. Frau Ella begibt sich ins Kinder- zimmer und begrüßt ihre beiden Lieb- vvn den Kostümen, die sie an Gerda von Altens Geburtstagsball tragen werden. Morgen kommt die Schneide- rin zur Anprobe. Da werden sie Au- gen machen. Nachdem sie ihre Mutterpflicht er- füllt, fetzt sich di« hübsche Frau an den Schreibtisch, um ihre Ausgaben zu notiren. Das thut sie stets ge- wissenhaft. Ordnung muß sein! Sie nimmt die Goldfüllfeder Frau Ella liebt auch in Kleinigkeiten ge- diegene Eleganz zur Hand und dann sucht sie das Datum im Haus- haltungskalender. Himmel, der sie- bente: Und morgen hat Cousine Addy Geburtstag! Wi« kann man nur so vergeßlich sein! Was thun? Sie hat doch der lieben armen Addy eine Ma- tinee schicken wollen. Dazu ist's ja nun zu spät. Bei dem abscheulichen Wetter noch einmal ausgehen? Brrr, nein, das kann kein Mensch verlan- gen. Und nachträgliche Geschenke fin- det Frau Ella gräßlich. Und eine gute Matinee bekommt man nicht un- ter dreißig Mark das ist doch ein« Menge G«ld. Ein schundiges Ding für zehn Mark kann man nicht ver- schenken. Dann besser nichts. Sie wird nun rasch einen Brief schreiben, «inen recht herzlichen Brief. Sie ist nur augenblicklich gar nicht in der Stimmung dazu. Sie ist so erregt, von all der Lauferei in den Geschäf- ten, und das viele Geld, das sie aus- gegeben, liegt ihr im Sinn. Schließ- lich eine hübsche Ansichtskarte macht immer Spaß. Da ist eine ganz neue von dem eben enthüllten Bis- marckdenkmal. Di« wird Addy sicher interessiren. Rasch wirft Frau Ella ein paar Worte hin: ?Die herzlichsten Wünsche zum morgenden Tag, meine liebste Addy. Möchtest Du mit Deiner Kur recht guten Erfolg haben. Robert schließt sich diesen Wünschen an und grüßt mit.mir und den Kindern. Ich werde morgen in Gedanken bei Dir sein; Du bist und bl«ibst ja doch immer meine Lieblingscousine. In alter treuer Besinnung Deine Ella Born- st-in." A«s dtu, russischen Frauenleden. Der Russe Marchowski theilt einige charakteristische und nicht allgemein bekannte Züge aus dem russischen Frau«nlcben mit. Ist schon das Loos des Bauern kaum beneidenswerth, so ist das der Bäuerin unsäglich trost- loser. Schon mit ihrer Geburt kenn- zeichnet sich ihr hartes Loos. Es ist Brauch, wenn das erste Kind eines jungvermählten Paares ein Mä»chen ist, daß am nächsten Tag- die Freunde den Mann überlegen und ihn bis zu Thränen prügeln ?so will's die Sitte. Bis vor etwa zwanzig Jahren existirte noch der Heirathszwaug. So kam es., daß das Volkslied die Ehe als ein Unglück für das Mädchen schilderte. Und in keine seiner Lieder hat das Volk so siel Herz und Ge- müth hineingelegt als in die. welche das vornehmste Ereigniß des Men- schenlebens zum Gegenstand haben die Ehe. Heute wird von der Ehe wie von der Erfüllung der liebsten Wünsche gesungen. Und damit ist d«r revolutionäre Grundsatz in das Ist die Russin verheirathet, trägt sie einen karirten Rock statt eines ge- streiften, einen hohen Kopsaufsatz statt eines Tuches und daS Haar in zwei durch unterscheidet sich die Tracht der Frau von der des Mädchens. Nun ändert sich ihre Stellung und em rast- trinlt. Während der väterliche Besitz ülus »em Rochhovstwee» Von Gottfried Keller, dem am 16. Juli 1890 das Licht der von ihm so freundlich erhellten Welt erloschen ist, erzählt ein Schweizer ein hübsches Histörchen. Es hat sich wahrhastig zu Zürich, Kellers Geburts- und Sterbestadt, abgespielt. Ein th«ilneh- in den Weg, worauf Dichter und Dichter: ?Weißt Du nicht, wo Gott- fried Keller wohnt?" Knabe: ?Sie sind ja s«lbst der Gottfried Keller!" Unbegreiflich. Frau (zu ihrem Manne, der über Unwohlsein klagt): ?Ich werde Dir einen hei- ßen Grog machen!" Mann: ?Was ist denn das?" Frau: ?Das ist ein G.- tränk aus Rum, Zucker und Waner!' Mann: ?Na, Rum muß dabei sein, flixte Wasser nöthig?!" fünf Prozent Rabatt!" Kunde (Stu- Unangenehme Erinne- rung. Erster Autler (im Wirths- haus mit mehreren Kollegen in lebhaf- tem Gespräch): ?Lächerlich, diese alten Vorurtheil«, es ist einfach prächtig, so ein flotter Ausflug mit dem Auto- mobil, wie?" Zweiter Autl«r (mit verbundenen Kopfe, sehr verdrossen): ?Hm, der Ausflug nun ja, aber der Herausflug weniger." Toilettenkämpfe. Dame beitsfrau): ?Man sieht Ihnen aber sten mich keine schweren kämpfe e" Arbeiterin: ?Auch mit dem Leben?" Dam«: ?Nein, aber mit meinem Mann!" P oe s i e un d P r o s a. Brairt Selbstbewußt' Junger Ehemann (als ihm von d«m Schwie- stolz): ?Das erste selbstverdiente Geld!" Lieferanten wie sein Hemd. Isidor (d«r den zwei Reisenden zugehört hat, für sich): ?Gott, was e' treie Kundschaft!" Ueberraschen d. Arzt: ?Nichts Ernstliches. Ihre Frau hat Blase." Gatte der Patientin: ?Ist das Thatsach«?" Arzt: ?Sie glauben doch nicht etwa, daß ich Sie belügen will?" Gatte der Patientin: ?Oh nein. Aber Ihre Entdeckung, daß ihre Zunge ein Ende hat, scheint mir zu gut, um wahr zu sein." ?Jetzt ist endlich der Herr aus dem Wirthshaus heimgekommen! Gnä- dig« Frau brauchen ihm aber keine Scene mehr zu machen -- ich hab' ihin Ehrlich. Freund eines Büh- nendichters: ?Sagen Sie, was be- trachten Sie als Ihr größtes Werk?" Verhältniß. Erster Backfisch: ?Du, Gret«, Deine Zweiter Backfisch: ?Aller- Frau (die ins Theater will): ?Du. Max. das Stück wird ja mit gänzlich neuer Ausstattung geg«btn; da miißt«st Du mir doch auch «inen neuen Theatermantel laufen!"

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  • ?Sie iib«n doch eine wunderbare Macht über Ihren Mann aus nicht«inen Augenblick wich er gestern von Ihrer S«ite! Wie bringen Sie dasnur fertig?"

    ?Auf seine Rockschöße setz' ich mich halt einfach!"

    Boshaft.

    .

    Moderner Maler: ?Schreck-lich, daß ich mein neuestes Bild nichtverkaufen kann!"

    Dichter: ?Biet' es einmal einemVerleger an als ?Preis cäthfel"!"

    Zutreffend. ?Deine Fraufang doch früher gern und spielte vielKlavier jetzt hört man sie ja garnicht mehr!" ?Seit wir Kinderhaben, fehlt ihr die Zeit dazu!"

    Werber. ?Wie hat sich Ihre Pra-xis entwickelt, Herr Doktor?" ?Odie nährt schon ihren Mann." ?Na,

    ?Aber, Herr Wirth, Sie hatten mirdoch gesagt, das Angeln im Bach sei

    Die passend« AusredEin Leutnant war einmal zu seinemunangenehm, denn beim Oberstenwurde Whist gespielt, und er hattekein Geld, absolut lein Geld. ?Du,?spring zu Leutnant Saller hin-über, sag ihm, er soll mir fünf Gul-den schicken, und bring mir sie mitirgend einer passenden Ausrede zumHerrn Obersten," Jakob ging. Jakobkam und sprach: ?Herr Leutnant, ichmelde gehorsamst, hier wär 's Geldfür die versetzten Hosen."

    pfle Geld für die Stiefel mitbringst,

    Jubiläum. A.: ?Was hatDir denn Dein Ch-f zu Deinem zehn-jährigen Jubiläum geschenkt?" B.:

    einen so durchbohrenden

    Im Eifer.

    te!"

    ?Wer ist es? Bielleicht meine Frau?"Der Trick. A.: ?Mensch,

    schaurigen lyrischen Sachen los wirst?"M.: ?Durch Doppel - Namen mitBindestrichen, statt Heinrich Meyerheiße ich jetzt Karl - Heinz Meyer-Stolzenfels; das zieht beinah wie'.iAdel!"

    ?Vor sechs Monaten mußte ich Sieverurtheilen . . . heute stehen Sie

    ?Was kann ich dafür, daß Si«mich nicht länger einsperren?!"

    Die Lieblingscousme.

    Na, kleine Frau, was ist dir dennfür ein Malheur passirt? Sitzest jada, als hätten dir die HUHn«r 'sBrot genommen! Robert BornsteinsBlick fällt bei diesen Worten auf ei-nen Brief, der uf dem Tisch lieg^Mama?

    Nein, Robert, von Mama nicht.Gottlob! D«r Brief ist von AddyBerger. Die Arme ist schwer herziei-

    ?Der Arzt hält eine durchgreifendeKur für unbedingt nothwendig. Ichscll schon Ende dieser Woche abrei-sen. Wie schwer es mir wird, Fritzund Grethel zu verlassen, kannst DuDir denken, liebe Ella; Du bist jaselbst Mutter. Zum Glück hab' ichein zuveilässig«s Mädchen, und dieDame, die die erste Etage bewohntund viel freie Zeit hat, will sich mei-ner Kleinen annehmen. Ich habe jasonst keinen Menschen, seit Muttertodt ist. Ach, Ella, und dazu kommt

    die Sache macht. Ich muß natürlichmein kleines Kapital angreisen. Bis-her ging's immer noch so ich habeja die Pension, und ich verdienteauch durch meine Malereien etwas.Aber seit einem Vierteljahr schon hatmir der Arzt jede Anstrengung verbo-ten. Da mußte ich sehr rechnen, umdurchzukommen. Sechs Wochen sollder Aufenthalt in dem Sanatoriumdauern. Es ist sehr theuer dort, wieich aus dem Prospekt sehe. Aber ichmuß das Opfer bringen, muß ver-

    halten. Ich selbst ach Ellaseit Franz' Tod hänge ich wirtlichnicht mehr am Leben. Nur um die

    rechne, und die Summe, die aufgehenwird, steht mir Tag und Nacht vorAugen. Mindestens tausend Mark.Da sagt man immer, Geld machtnicht glücklich. Ader was gäbe ichjetzt drum, wenn ich nicht so ängstlichSorgen die Kur gebrauchen könnte!Ich glaube, dann hätte ich mehrNutzen davon. Verzeih, daß ich heutenur von mir schreibe, liebe Ella, aberDu solltest doch wissen, wie es ummich steht. Gib mir, bitte, auch mal

    solche Angst vor der fremden Um-gebung. Die Adresse füge ich untenbei. Also sechs Wochen! Großenicht, aber vielleicht wird's doch et-was besser. Das entsetzliche Herz-klopfen und die Angstzustände sind

    zu sehr dabei erregt. Grüß Deinenlieben Mann und di« Kinder herzlich.Dich küß< in alter treuer Liebe DeineAddy."

    Frau Ella wischt sich eine Thräneaus dem Auge, und Robert ist auchsichtlich tief ergriffen. Er überlegt«ine Weile, dann meint er: Hm,

    die Arme! Wir sollten ihr etwasbeistehen. Vielleicht di« Hälfte derKosten

    Ach ja, Robert, ich Hab's auch schongedacht. ist immer meine Lieb-

    und heiratheten in demselben Jahr.Es ist entschieden unsere Pflicht, ihrbeizustehen, und Gottlob, wir Ha-ben's ja dazu. Wenngleich fünf-hundert Mark, gerade jetzt, wo bald

    wendig mehrere Toiletten haben.Ja freilich, und der neue Bechstein

    ich möchte die Anschaffung nicht

    Uro die Kinder wachsen auch insGeld! Aber einerlei, Robert, wirsind's Addy schuldig. Ihr beide stan-det euch doch auch gleich so gut, undes ist doch ein furchtbar hartes Los,so früh einen geliebten Mann zu ver-lieren! Gott, Robert, wenn ich däch-te, ich nein, so was Schrecklicheswill ich überhaupt nicht denken! Weiß!du, ich könnte am Ende meinen Pelz

    nicht mehr recht modern ist. Wir wol-len das Geld gleich heute schicken, Ro-bert; die Arme reist dann mit leich-tern, Herzen

    Heute gleich? Das läßt sich nichtgut machen, Ella. Du weißt, daßich erst Anfang Oktober wieder grö-ßere Einnahmen habe. Augenblick-lich bin ich ziemlich knapp mit meinerKasse. Solange muß es schon Z?it

    Allerdings. Das hatt' ich nichtüberlegt. Und halt, ein Gedan-te! Am 8. Oktober hat Addy Ge-burtstag, da machen wir ihr mit demGeld eine Freude. Es wird ja sicherein sehr Tag für sie,

    Au!Schön, bis dahin kann ich auch un-

    sere Finanzen besser übersehen. NachQuartalsbeginn. Es müssen jaschließlich auch nicht ausgerechnetfünfhundert Mari sein. DreihundertMark sind auch schon ein hübscher Zu-schuß.

    Gewiß. Und dann könnt' ich mirdoch vielleicht noch den Pelz

    Wollen sehen, Ellachen. Wird

    man ist's auch seiner Stellung schul-Freilich, Männe. Aber du muß!

    zugeben, daß ich auch kein Wort ge-gen den Flügel sage, obgleich unserPianino eigentlich noch recht gut imTon

    Na, das geht. Nimm mir's nichtübel, aber bei deinem gänzlichenMangel an musikalischem Gehör

    Ich weiß, ich weiß. Ich sage jaauch gar nichts, ich bin durchaus nichtgegen die Anschaffung. Also, daßwir's nicht vergessen: am 8. Oktoberist Addys Geburtstag. Zweiunddrei-ßig wird sie alt, die liebe arme Addy.Es ist mir jetzt ordentlich leichter,weil wir was für sie thun wollen.Meine Lieblingscousine ist sie nuneinmal. Solch ein reizendes Geschöpf

    verstanden uns so herrlich! Ja, siesoll dreihundert Mark haben zu ihremGeburtstag.

    Du, Ella, der Bechstein ist dochtheurer als ich dachte? wir müssenmindestens zweihundert Mari mehranlegen.

    Wirklich? Ach, und der wunder-bare Pelz bei Hackert ist auch theurer

    ich mag's kaum sagen er kostitzweihunvertundfünfzig Mark! Aberdafür ist er auch lip-top! Und steht

    dann haben wir uns gegenseitignichts vorzuwerfen. Gott ja, 's ist einwahres Wort: Das Leben ist schön,aber theuer. Man kann's auch billiger

    Frau Ella lacht herzlich: Was dufür Einfall- hast gott

    Langsam, Kleine, der Witz stammtnicht von mir!

    Deshalb ist er doch famos, Männe.Also, ich meinen Pelz.

    mit Addy?Mit Addy? Ach so. Du meinst

    Das ist mir aber immerhin nochzu viel, Ella. Die Kinder kostenauch schon eine Menge Geld. Du

    Ball am Geburtstag der kleinen Al-

    sogar schon ganz allerliebst.Ja, es ist wirklich eine gute Ideegewesen, die mit der Französin,

    kein unnöthige's Geld ?, und schließ-

    Da hast du recht, Robert. AmEnde hätt' sie auch zu Hause die Kur

    s"Zs d s d "bAddy stets etwas zum Geburtstag ge-schenkt. Nach ihres Mannes Todehat sie sich's weil si« nicht

    verziert. Mattblau mit weiß, das istso kleidsam für die blonde Addy. Undso was kann sie gewiß gut gebrau-chen. Meinst du nicht?

    Gewiß, Ella. Das mach' nur ganz,

    fühl, als habe sie allerlei eingekauft,was gerade nicht unbedingt nöthig

    läßt selbst gern mitunter den Rappenlaufen. DaS ist wirklich ein Glück füreine Frau.

    Frau Ella begibt sich ins Kinder-zimmer und begrüßt ihre beiden Lieb-

    vvn den Kostümen, die sie an Gerdavon Altens Geburtstagsball tragenwerden. Morgen kommt die Schneide-rin zur Anprobe. Da werden sie Au-gen machen.

    Nachdem sie ihre Mutterpflicht er-füllt, fetzt sich di« hübsche Frau anden Schreibtisch, um ihre Ausgabenzu notiren. Das thut sie stets ge-wissenhaft. Ordnung muß sein! Sienimmt die Goldfüllfeder FrauElla liebt auch in Kleinigkeiten ge-diegene Eleganz zur Hand unddann sucht sie das Datum im Haus-haltungskalender. Himmel, der sie-bente: Und morgen hat Cousine AddyGeburtstag! Wi« kann man nur sovergeßlich sein! Was thun? Sie hatdoch der lieben armen Addy eine Ma-tinee schicken wollen. Dazu ist's janun zu spät. Bei dem abscheulichenWetter noch einmal ausgehen? Brrr,nein, das kann kein Mensch verlan-gen. Und nachträgliche Geschenke fin-det Frau Ella gräßlich. Und einegute Matinee bekommt man nicht un-ter dreißig Mark das ist doch ein«Menge G«ld. Ein schundiges Dingfür zehn Mark kann man nicht ver-schenken. Dann besser nichts. Siewird nun rasch einen Brief schreiben,«inen recht herzlichen Brief. Sie istnur augenblicklich gar nicht in derStimmung dazu. Sie ist so erregt,von all der Lauferei in den Geschäf-ten, und das viele Geld, das sie aus-gegeben, liegt ihr im Sinn. Schließ-lich eine hübsche Ansichtskartemacht immer Spaß. Da ist eine ganzneue von dem eben enthüllten Bis-marckdenkmal. Di« wird Addy sicherinteressiren. Rasch wirft Frau Ellaein paar Worte hin:

    ?Die herzlichsten Wünsche zummorgenden Tag, meine liebste Addy.Möchtest Du mit Deiner Kur rechtguten Erfolg haben. Robert schließtsich diesen Wünschen an und grüßtmit.mir und den Kindern. Ich werdemorgen in Gedanken bei Dir sein;Du bist und bl«ibst ja doch immermeine Lieblingscousine. In altertreuer Besinnung Deine Ella Born-st-in."A«s dtu, russischen Frauenleden.

    Der Russe Marchowski theilt einigecharakteristische und nicht allgemeinbekannte Züge aus dem russischenFrau«nlcben mit. Ist schon das Loosdes Bauern kaum beneidenswerth, soist das der Bäuerin unsäglich trost-loser. Schon mit ihrer Geburt kenn-zeichnet sich ihr hartes Loos. Es istBrauch, wenn das erste Kind einesjungvermählten Paares ein Mä»chenist, daß am nächsten Tag- die Freundeden Mann überlegen und ihn bis zuThränen prügeln ?so will's dieSitte. Bis vor etwa zwanzig Jahrenexistirte noch der Heirathszwaug. Sokam es., daß das Volkslied die Eheals ein Unglück für das Mädchenschilderte. Und in keine seiner Liederhat das Volk so siel Herz und Ge-müth hineingelegt als in die. welchedas vornehmste Ereigniß des Men-schenlebens zum Gegenstand habendie Ehe. Heute wird von der Ehewie von der Erfüllung der liebstenWünsche gesungen. Und damit istd«r revolutionäre Grundsatz in das

    Ist die Russin verheirathet, trägtsie einen karirten Rock statt eines ge-streiften, einen hohen Kopsaufsatz statteines Tuches und daS Haar in zweidurch unterscheidet sich die Tracht derFrau von der des Mädchens. Nunändert sich ihre Stellung und em rast-

    trinlt. Während der väterliche Besitz

    ülus »em Rochhovstwee»

    Von Gottfried Keller, dem am 16.Juli 1890 das Licht der von ihmso freundlich erhellten Welt erloschenist, erzählt ein Schweizer ein hübschesHistörchen. Es hat sich wahrhastigzu Zürich, Kellers Geburts- undSterbestadt, abgespielt. Ein th«ilneh-

    in den Weg, worauf Dichter und

    Dichter: ?Weißt Du nicht, wo Gott-fried Keller wohnt?"

    Knabe: ?Sie sind ja s«lbst derGottfried Keller!"

    Unbegreiflich. Frau (zuihrem Manne, der über Unwohlseinklagt): ?Ich werde Dir einen hei-ßen Grog machen!" Mann: ?Was istdenn das?" Frau: ?Das ist ein G.-tränk aus Rum, Zucker und Waner!'Mann: ?Na, Rum muß dabei sein,

    flixte Wasser nöthig?!"

    fünf Prozent Rabatt!" Kunde (Stu-

    Unangenehme Erinne-rung. Erster Autler (im Wirths-haus mit mehreren Kollegen in lebhaf-tem Gespräch): ?Lächerlich, diese altenVorurtheil«, es ist einfach prächtig, soein flotter Ausflug mit dem Auto-mobil, wie?" Zweiter Autl«r (mitverbundenen Kopfe, sehr verdrossen):?Hm, der Ausflug nun ja, aberder Herausflug weniger."

    Toilettenkämpfe. Dame

    beitsfrau): ?Man sieht Ihnen aber

    sten mich keine schweren kämpfe e"Arbeiterin: ?Auch mit dem Leben?"Dam«: ?Nein, aber mit meinemMann!"

    P o e s i e u n d P r o s a. Brairt

    Selbstbewußt' JungerEhemann (als ihm von d«m Schwie-stolz): ?Das erste selbstverdienteGeld!"

    Lieferanten wie sein Hemd. Isidor (d«r den zwei Reisenden zugehört hat,für sich): ?Gott, was e' treie Kundschaft!"

    Ueberraschen d. Arzt:?Nichts Ernstliches. Ihre Frau hat

    Blase." Gatte der Patientin: ?Istdas Thatsach«?" Arzt: ?Sie glaubendoch nicht etwa, daß ich Sie belügenwill?" Gatte der Patientin: ?Ohnein. Aber Ihre Entdeckung, daßihre Zunge ein Ende hat, scheint mirzu gut, um wahr zu sein."

    ?Jetzt ist endlich der Herr aus dem Wirthshaus heimgekommen! Gnä-dig« Frau brauchen ihm aber keine Scene mehr zu machen -- ich hab' ihin

    Ehrlich. Freund eines Büh-nendichters: ?Sagen Sie, was be-trachten Sie als Ihr größtes Werk?"

    Verhältniß.Erster Backfisch: ?Du, Gret«, Deine

    Zweiter Backfisch: ?Aller-

    Frau (die ins Theater will): ?Du. Max. das Stück wird ja mitgänzlich neuer Ausstattung geg«btn; da miißt«st Du mir doch auch «inenneuen Theatermantel laufen!"