satzungen der deutschen ornithologischen gesellschaft

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84 Berieht ~ber die Jahresversammlung. Satzungen der ])eutschen Ornithologischen Gesellschaft. w Die ,Deutsche Ornithologische Geseilschaf~" ist ein naturwissen- schaftlieher Yerein, welcher seinen Sits in der Reichshauptstadt Berlin hat. w Zweck der Gesellschaft ist FOrderung der Ornitbologie nach allen Richtungen. I)erselbe wird durch Herausgabe einer Zeitschrift sowie durch gegenseitigen Austausch der gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen in regelm~sig wieOerkehrenden Yersammlungen und Sitzungen zu er- reichen gesucht. w Die Gesellschaft ~hlt nur ordentliche Mitglieder; doch soll der Vorstand das Recht haben, in besonderen F,~lllen auch Ehrenmitglieder zu ernennen. Zur Mitgliedechaft ist jeder in Deutschland oder im Aus- lande lebende Kenner und Liebhaber der YSgel berechtigt, l~ach erfolgter Meldung ist der u befugt, die Aufnahme zu vollziehen; spricht der Yorstand sich filr Abweisung aus, so hat derselbe die endgiiltige Ento scheidung im Verein mit dem Ausschusse zu treffen. w Die Mitglieder zahlen einen j~thrlichen Bei~rag yon 20 Mark im Januar eines jeden Jahres und erhalten dagegen die Schrift~n der Ge- sellschaft, insbesondere das in Yierteljahrsheften erscheinende, yon J. Ca- banis i. J. 1853 begrQndete und i. J. 1894 in den Besitz der Ge- sellschaft llbergegangene Journal flit Ornithologie. w Jedes Mitglied bleibt der GeseUschaft ffir das folgende Kalenderjahr verpflichtet, wenn es nicht Sl)~testens vier Wochen nor Jahresschluss eine Austrittserkl~trung an den General-Sekre~r schrii~ch abgiebt. Verweigert ein Mitglied die Zahlung des Beitrages, so let der Yorstand berechtigt, dasselbe aus der Mitgliederliste zu streichen. Durch sein Ausseheiden verliert das Mitglied aile Ansp~che an die Gesellschaft. w Die Angelegenheiten der Gesellschafl leitet ein gesch~tflsfiihrender Yorstand und ein Ausschuss. Der Vorst~nd besteht aus fQnf Mit~liedern: dem Pr~sidenten, dem Yice-Pr~identen, dem GeneraNSekret~r, dem st~ll- vertretenden Sekre~r und dem Kassenf~hrer, welche mit Ausnahme eines der beiden Pr~identen in Berlin ans~sig sein mQssen. Der General-

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84 Berieht ~ber die Jahresversammlung.

Satzungen der

])eutschen Ornithologischen Gesellschaft.

w Die ,Deutsche Ornithologische Geseilschaf~" ist ein naturwissen-

schaftlieher Yerein, welcher seinen Sits in der Reichshauptstadt Berlin hat.

w Zweck der Gesellschaft ist FOrderung der Ornitbologie nach allen

Richtungen. I)erselbe wird durch Herausgabe einer Zeitschrift sowie durch gegenseitigen Austausch der gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen in regelm~sig wieOerkehrenden Yersammlungen und Sitzungen zu er- reichen gesucht.

w Die Gesellschaft ~hlt nur ordentliche Mitglieder; doch soll der

Vorstand das Recht haben, in besonderen F,~lllen auch Ehrenmitglieder zu ernennen. Zur Mitgliedechaft ist jeder in Deutschland oder im Aus- lande lebende Kenner und Liebhaber der YSgel berechtigt, l~ach erfolgter Meldung ist der u befugt, die Aufnahme zu vollziehen; spricht der Yorstand sich filr Abweisung aus, so hat derselbe die endgiiltige Ento scheidung im Verein mit dem Ausschusse zu treffen.

w Die Mitglieder zahlen einen j~thrlichen Bei~rag yon 20 Mark im

Januar eines jeden Jahres und erhalten dagegen die Schrift~n der Ge- sellschaft, insbesondere das in Yierteljahrsheften erscheinende, yon J. Ca- banis i. J. 1853 begrQndete und i. J. 1894 in den Besitz der Ge- sellschaft llbergegangene Journal flit Ornithologie.

w Jedes Mitglied bleibt der GeseUschaft ffir das folgende Kalenderjahr

verpflichtet, wenn es nicht Sl)~testens vier Wochen nor Jahresschluss eine Austrittserkl~trung an den General-Sekre~r schrii~ch abgiebt. Verweigert ein Mitglied die Zahlung des Beitrages, so let der Yorstand berechtigt, dasselbe aus der Mitgliederliste zu streichen. Durch sein Ausseheiden verliert das Mitglied aile Ansp~che an die Gesellschaft.

w Die Angelegenheiten der Gesellschafl leitet ein gesch~tflsfiihrender

Yorstand und ein Ausschuss. Der Vorst~nd besteht aus fQnf Mit~liedern: dem Pr~sidenten, dem Yice-Pr~identen, dem GeneraNSekret~r, dem st~ll- vertretenden Sekre~r und dem Kassenf~hrer, welche mit Ausnahme eines der beiden Pr~identen in Berlin ans~sig sein mQssen. Der General-

Bericht llber die Jahresversammlung. 85

Sekre~r ist berechtigt, die GeseUschaft gerichtlich und aussergerichtlich zu vertreten. Der Kassenfiihrer erteilt mit Rechtswirkuug Quittung fiber die an die Geselischaft geleisteten Zahlungen, zu deren Empfangnahme e r allein berechtigt ist. Der Ausschuss besteht aus hSchstens 10 Mit- gliedern. Diesetben sind als Vertrauenspersonen der Gesellschaft in allen wichtigen Fragen yore Yorstande zu Rate zu ziehen.

w Die Wahl des Vorstandes und Ausschusses geschieht alle 2 Jahre auf

der Jahresversammlung nach Stimmen-Mehrheit der anwesenden Mitglieder. Yon dem Vorstande scheidet alle 2 Jahre nur die ~tere HRlfte aus.

�9 w Allj~thrlich finder in Berlin oder an einem anderen Orte Deutschlands

und zwar mSglichst abwechselnd eine Jahresversammlung start. Auf dieser werden die f~lligen Wahlen des u und Ausschusses, die Prffung tier vom Kassenffhrer vorzulegenden Abrechnungen fiber das ver- flossene Jahr und Entlastung desselben durch einen hierzu gew~thlten Aus- schuss yon drei anwesenden Mitgliedern vorgenommen, ferner yon dem General-Selrret~tr Bericht fber die Geschttfls~hrung seit der letzten Ver- sammlung erstattet und fber die Verwendung dcr laufenden Einnahmen w~thrend des folgen&n Jahres, sowie fiber Ort und Zeit der n~tchsten Jahresversammlung Beschluss gefasst. Ausserdem kommen aUe yon wenigstens 5 Mitgliedern unterstftzten oder yore Vorstande eingebrachten Antr~ge zur Verhandlung. Beschlfsse, welche yon weniger als 20 Mit- gliedern gefasst werden, bedRrfen der Best~tigung des Vorstandes und Ausschusses.

Ferner findet am ersten Montage eines jedeu ~[onats (ausgenommen Juni his August) in Berlin eine Monatssitzung start.

Auss~rordentliche Sitzungen und Versammlungen bleiben den An- ordnungen des Vorstandes vorbehalten.

w Zusatze und Aenderungen der Satzungen kSnnen nur auf einer

Jahresversammlung am Sitze der GeseUschaft beraten werden. - - D a r a u f beztlgliche Antr~tge sind wenigstens 6 Wochen vor der Yersammlung an den General-Sekret~r im genauen Wortlaut einzusenden und auf die Tages- ordnung zu setzen. Zur Gfltigkeit eines Beschlusses da~ber ist die Mehrheit yon drei ~ierteln der anwesenden Mitglieder erforderlich.

w 10. Die AuflSsung der Gesellschaft kann nut beschlossen werden, wenn

drei ~iertel s~tmtlicher Mitglieder zustimmen, welche dann auch ~ber die Verwendung des YermSgens zu beschliessen haben.

Berl in~ am 13. September 1896.

86 Bericht fiber die Jahresversammlung.

Hr. Landgerichtsrat E h m c k e berichtet im huftrage des be- treffenden Ausschusses tiber die Kassenprtifung, infolge dessen dem Kassenftihrer Entlastung erteilt wird.

Man schreitet sodann zur Neuwahl des Vorstandes, welche wieder auf die Herrn A l t u m , Scha low, R e i c h e n o w , M a t s c h i e F~llt. Als Kassenfiihrer wird, da Herr B t i n g e r eine 1%uwahl abgelehnt hat, Herr OherpostsekretRr C. D e d i t iu s gewtihlt. Die Versammlung dankte Herrn Br inge r im Namen der Gesellschaft ftir die in dem bekleideten Amt ihr geleisteten treuen I)ienste. In den Ausschuss der Gesellschaft werden wiederum die Herrn Graf B e r l e p s c h , KGnig und A. N e h r k o r n sen. und neu hinzu die Herrn K u s c h e l und T a l s k y gewtthlt.

Der Vorschlag des Herrn Prof. B l a s i u s , die n~ichste Jahres- yersammlung in Dresden und zwar schon um Pfingsten abzuhalten, findet allgemeinen Beifall.

Prof. KGnig legt sein Werk: ,,Reisen und Forschungen in Algerien" vor, dessen Druck jetzt vollendet ist. Der ornitho- logische Teil des stattlichen Bandes yon Keulemans und de Maes reich illustriert, /st den Lesern des Journals bekannt. Redner sprach in ausftihrlichem Vortrag tiber die Fortschritte der ornitho- logischen Erforschung yon Tunis und Algier und tiber die Teile des Atlasgebietes, die erst unvollstRndig der ornithologischen Wissenschaft erschlossen sind und sicher noch v/el Neues bergen.

Prof. KGnig ffihrt ferner aus, er kGnne sich nicht ent- schliessen, in seinen Werken solche Namen anzuwenden, bei denen Gattung und Species gleich lauten z. B. Ciconia c/con/a (L.). Ebensowenig anmutend sei es ihm, wenn Dedikationsnamen klein geschrieben wtirden.

Ausserdem spricht er noch tiber die Gelegezahl yon .4egia- ~itis alexandr/nus, welche aus vier oder drei Eiern bestehe, und zwar finde er es auffallend, dass die afrikanischen VGgel nur 3 Eier legenZ).

z) Seebohm hat die kleineren tropiscben VGgel als Subspecies mi- uutus yon der nordischen Art abgetrennt. Nach den yon Sharpe in Cat. Br. M. XXIV mitgeteilten Messungen sind vier VSgel aus Marocco, Alge- rien und Tunis (w', x', y', z') gerade sehr gross. Aber vielleicht sJnd dies nordische Wanderer und nicht BrutvOgel. Jedenfalls geben die obigen Mitteilungen yon Prof. K Gnig und Major v o n H o me yer eine Anregung, den behaupteten Unterschied zwischen einer grossen nordischen und einer kleinen slldlichen Form weiter zu prRfen und fiberhaupt Studien ~ber den

Berieht fiber die: Jahresversammlung. 87

M a j o r v 0 n H o m e y e r bemerkt zu dieserMitteilung, dass er am Fert6 (Neusiedler See) anfangs Juni 1894 Aegialitis al~an- dr/nus stets auf drei Eiern briitend gefunden habe, dagegen frQher auf Rfigen fast immer auf vier Eiern.

Zu den nomenklatorischen huslassungen yon Prof. K6nig be- merkt Hr. K l e i n s c h m i d t , schSn kSnne auch er die gleich- lautenden Namen nicht finden, aber da deren Anwendung als praktisch und nStig erwiesen sei, so kSnne dieselbe nicht mehr als flaglich angesehen werden. Sei man erst mehr an den Ge- brauch dieser Namen gewShnt, g o finde man ihn nicht mehr auffallend.

Graf v. B e r i e p s c h meint, wenn jemand die Namen tier yon Herrn Prof. K6nig entdeckten Arten unpassend oder unsch6n f~nde und sie durch andre ersetzen wolite, so wfirde doch Herr Professor K~nig gewiss dagegen Einsprache erheben. In der Anerkennung des Priorit~tsgesetzes seien wir alle einig. Abet dieses Gesetz verlange auch, dass der Speciesname ciconia L. nicht durch einen spKteren Namen verdr~ngt werde. Prof. K~nig habe u. a. eine neue Rotkelchen-hrt entdeckt, und in seiner Be- geisterung, die wir alle an ihm hoch sch~tzen und deren wir uns alle freuen, habe er den Vogel superbus genannt. Ein weniger begeisterter Ornithologe wiirde vielleicht die Farben dieses Vogels nicht gerade ,pr~chtig" finden. Trotzdem mfisse er den Namen des ersten Entdeckers anerkennen, wenn Ordnung und das Recht des geistigen Eigentums gewahrt bleiben sollen.

Hr. O t h m a r Re i se r h~lt hierauf einen ausffihrlichen Vor- trag fiber die ornithologische Erforschung der Balkanhalbinseh Er legt die kostbarsten Stiicke seiner letzten Ausbeute, die jedes Auge entzficken mussten, vor. Es befanden sich darunter u. a. 2 B~lge yon Rackelh~hnen, der eine yon ihm selbst, der andre yon seinem Pr~parator Santarius in diesem Frfihjahr erlegt, ferner mehrere herrliche B~lge yon Bartgeiern, einer im Halb-Dunen- kleid, ein sehr lebhaft rostfarbener Vogel und ein andrer mit

Zusammenhang anzustellen, der zwischen der Gr~sse der VSgel, der Zahl des Geleges und der GrSsse der Eier besteht. Bei einer subspecifischen Trennung, w~rden vielleieht nicht die stldlichen, sondern die nordischen VSgel yon alexandrinus L. abzuscheiden und tern~r zu benennen sein, da yon Linnd ,,alexandrinus" auf den ~gyptischen Vogel angewandt wurde. Die ~gyptischen Stand- und WandervSgel w~ren daher vor allem zu untersuchen. 0 . K[einsehmidt.

88 Bericht llber die Jahresversammhng.

weisser Unterseite. Redner sprach eingehend fiber Bedeutung und Ursachen dieser weissen F~trbung, welche wahrscheinlich nur bei sterilen, also alten VSgeln und stets in der Gefangenschaft auftritt. Er beleuchtet die verschiedenen Hypothesen, welche man zur Erkl~rung der Entstehung der rostgelben typischen F~rbung aufgestellt hat, und weist nach, dass dieser eigentiimliche Farbstoff schon dem Dunenkleid und den Eiern anhaftet. Von letzteren legt er in verschiedenen Gegenden gesammelte Stiicke vor, auch F~lschungen, welche in betriigerischer Absicbt aus Eiern des Gyps fuZvz~ angefertigt worden sind, aber neben echten Eiern jetzt die sicheren Kennzeichen derselben deutlich bervortreten lassen. Nach vielen Bemiihungen ist es gelungen, in Bosnien selbst 1) und zwar gar nicht weit yon Sarajewo zweimal e inen Horst des gewaltigen Vogels auszunehmen, obgleich seine Lage an einer senkrechten schwindelnd hohen Felswand und ein eisiger Wasserfall, der dicht neben und vor ihm herabst(irzt, ihn zu der Jahreszeit, wo der Vogel briitet, fast unzug~nglich machen.

Noch ein eigentiimlicher Kormoran und verschiedene Eier- typen des Tannenhehers wurden yon O. Reiser vorgelegt und yon den Anwesenden mit grosser Teilnahme besichtigt und besprochen.

G r a f v. B e r l e p s c h hielt hierauf einen Vortrag fiber das Studium der Kolibris. Er hatte eine grSssere Anzahl yon auf- gestellten Stiicken aus seinem Museum mitgebracht. Diese yon dem bekannten O. T. Baron direkt an Ort und Stelle ausgestopft zeigen die dem Leben abgelauschte Haltung und die wirklichen natQrlichen KSperverh~ltnisse und Formen der SchwirrvSgel, welche man in Museen und auf Bildern vielfach ganz falsch dar- gestellt sieht.

S~mtliche F~rbungen und Altersstufen jeder Art sind zu einer Gruppe vereinigt, doch so, dass man leicht jeden Vogel an

1) Leider droht auch auf der Balkanhalbinsel dem Bartgeier, dessen majestJttisches Flugbild mir einen unvergesslich grossartigen Eindruck hinterlassen hat, die Gefahr der Ausrottung durch das amtlicherseits an- geordnete Auslegen yon Gift zur Vernichtung des Raubzeugs, und ist der- selbe nach Reisers Mitteilungen schon recht selten geworden und in dauernder Abnahme begriffen. Wenn irgendwo, w~ren in einem solchen Fall Yogelschutzbestrebungen angebracht. u w~re es mOglich, dahin zu wirken~ dass die Giftbrocken in einer Weise ausgelegt werden, in der sie weniger leicht vom Bartgeier angenommen werden kOnnen.

O. Kleinschmidt.

Bericht {tber die Jahresversammlung. 89

dem kleinen Drahtgestell, auf dem er sitzt, herausnehmen und wissenschaftlich untersuchen kann, ehenso bequem wie einen Balg, und sogar mit dem Yorteil grGsserer Schonung des Pr&- parates, namentlich des Gefieders. Bei vielen Arten sind auch noch die Nester in verschiedenen Formen und Baustoffen nebst den Eiern de r Gruppe beigeftigtl).

Ein schGnes Exemplar yon Laddigesia mirabilis (Bourc.), yon .welcher Art das Museum Berlepsch eine stattliche Suite so- wohl in B~lgen wie in einer aufgestellten Gruppe besitzt, erregte ganz besonders die Bewunderung A|ler~ zumal Graf Berlepsch ein anziehendes Abenteuer erz~hlte, welches der Sammler, Herr Baron, bei der Jagd auf diese seltene Art mit einem Jaguar zu bestehn hatte. Das Raubtier trat ganz unvermutet aus dem Ge- strQpp und stand im Begriff, den eben erlegten Kolibri einer wenig schonendenUntersuchung zuunterziehn. Derunerschrockene Reisende liess aber, obschon nur mit einer leichten Pistole und Vogeldunst ausgeriistet, seine kostbare Beute nicht im Stich, sondern verscheuchte kaltbliitig den gewaltigen Gegner, der sich gehorsam zuriickzog.

Graf B e r l e p s c h ftthrt weiter aus, dass die Kenntnis der Kolibriarten keineswegs als abgeschlossen betrachtet werden kann, da, obgleich wir bereits iiber 500 Arten Kolibris kennen, doch noch fortw[ihrend neue entdeckt werden. Eine noch unbeschriebene Art aus seiner Sammlung wurde vorgelegt und die Unterschiede yon nahverwandten Species erGrtertl).

x) Es dfLrfte nicht nur filr Demonstrationszwecke, sondem auch flir das Studium des Fachmannes dieser Methode der Preparation und Auf- stellung hoher Weft beizumessen sein. Dieselbe ermSglicht es einerseits, die Art in all ihren Erseheinungsfozmen mit einem Brick zu Qbersehen, andrerseits -- und hierauf ist besonders Gewicht zu legen - - treten die Artunterschiede sehr deutlich dabei hervor. Eine Anzahl ausgefltrbter alter M,'tnnchen steht im Vordergrund, und dadurch, dass die Farben ge~ wissermassen wie auf einem Blumenbeet in Massen wirken, findet das Auge sofort die feinsten Farbendifferenzen, pr~gen sich diese auch besser dem Gedachtnis ein. Solche Zusammenstellungen sind namentlich beim Studium yon Arten, die sich sehr ~hnlich sind, ein hSchst wertvolles H~ilfsmittel. Diese glQckliche Erfindung yon Graf Berlepsch sollte des- halb yon Pri~atsammlern wie yon Museen nachgeahmt werden, namenflich d~l, wo der Raum ihre Anwendung auch auf grSssere Arten erlaubt. Neben den jetzt i~berall beliebten biologischen Gruppenbildern wlZrden dieselben systematische Gruppenbilder darstellen. 0. Kleinsehmidt.

I) Herr Graf yon Berlepsch hatte die Giite, den folgenden Toil seines Vortrags selbst f~r diesen Bericht auszuarbeiten. O. Kleinschmidt.

90 Bericht liber die Jahresversammlung.

Mda~ura ma~gae sp. n. MdaZZura M. aeneicaudae (Gould) affinis, sed differt rectri-

cibus pulchre violaceo-cupreis nec orichalco et cyaneo-viridi res- plendentibus, rostro quoque longiore.

Habitat circum Malaga Boliviae orientalis. 3. V. 1891 Gustav Garlepp legit nr. 952, specimen unicum

in Museo Berlepsch reservatur. Leider ist nur ein Weibchen dieser zweifellos neuen Art be-

kannt, jedoch diirfte nach Analogie der M. aeneicauda das M~nnchen nur durch etwas mehr ausgebildetes gr~ines Kehlschild abweichen, welches auch bei diesem als ,,~" bezeichneten Vogel gerade so wie bei einem Weibchen yon a~n~icauda von Cillutincara in West- Bolivia durch einzelne nicht ganz zusammenh~ngende, lebhaft griin schillernde Schuppenfedern angedeutet ist. Der Haupt- unterschied yon M. aeneicauda liegt in der SchwanzfRrbung, welche Rhnlich wie bei M. opaca prRchtig einfarbig violett-kupfer- rot statt messingfarbig mit griinem oder blauem Schiller an der Oberseite erscheint. Ausserdem hat die neue Art einen IKngeren und stKrkeren Schnabel. Sie scheint die 5stliche Vertreterin der im Westen bei Cillutincara etc. heimischen M. aeneicaud~ zu sein.

Graf yon Berlepsch legt dann noch zwei interessante Eisvogel- arten yon Deutsch Neu-Guinea vor: Die eine ist Cyana~cyon eli- sabeth Heine, yon welcher Art bisher nur das Originalexemplar bekannt gewesen zu sein scheint, das sich im Museum Heine- anum in Halberstadt befindet. Im XVII. Bande des Katalogs des Britischen Museums ist diese Art ganz tibersehen worden. -- Die zweite Art ist der seltene l:lalcyon quadricolor (Oust.), yon dem zwei Miinnchen und ein Weibchen gezeigt werden konnten. Die als ,,~" bezeichneten VOgel stimmen mit Oustalets Beschreibung fiberein und zeigen lebhaft rostrote Bauchfiirbung, welche yon der breit blauen Brust durch eine schmale weisse Binde getrennt ist, wiihrend das bisher unbekannte Weibchen einfarbig weissen Bauch hat und dadurch dem Weibchen von nigrocyaneus iiusserst ahnlich ist. Die Unterschiede der Weibchen beider hrten lassen sich erst bei Vorhandensein yon weiterem Vergleichsmaterial fest- stellen.

Das Miinnchen yon / t . . i g rocyaneus hat bekanntlich einen blauen Bauch der ebenso wie der rostrote des ~/. quadricolor yon der blauen Brust dutch ein schmales weisses Band ge- schieden ist.

Bericht ~ber die ffahresversammIung. 91

Halcyon quadricoZor d~rfte den H. nigrocyane~s in Ost Neu- Guinea vertreten. Bisher war nur der Typus im Pariser Mu- seum bekannt.

Hr. K 1 e in s chm i d t spricht hierauf fiber eine neue deutsche Meisenart, den P a r ~ saZiearius Brehm. Derselbe ist unsrer gewShnlichen deutschen Sumpfmeise so ~Lhnlich, dass die st~Ln- digs Verwechslung beider Arten sehr begreiflich ist, obschon dieselben so verschieden sind, wie _Regulus cristatus und ignica- pilJus. Trotz der grossen ~hnlichkeit und der Gefahr der Ver- wechslung ist an eine nur subspecifische Trennung beider Formen nicht zu denken. Sie sind gute Arten und zeichnen tiefgreifende Unterschiede im KSrperbau, namentlich in den Verh~ltnissen der Gliedmassen, ferner in der Zeichnung und F~Lrbung, in Stimme und Lebensweise. (An einer Tafel werden die plastischen Merkmale demonstriert, an vorgelegten B~ilgen auch die FErbung gezeigt). Diese Art wurde vom Redner in diisteren sumpfigen Weidenanpflanzungen am Rhein und auf einer Insel des Flusses in seiner Heimat aufgefunden. Durch Vergleichen mit den Typen der Brehmschen Sammlung, aus welcher er u. a. ein gepaartes Paar vorlegt, stellte er die Identit~t mit Parus salicarius Brm. (1828) lest. Es gelang ihm sogar, dicht bei Renthendorf einen Vogel derselbeu Art zu schiessen, den e r a l s ]~arus sa[icarius accedens Brm. bestimmt und dessert Balg er gleichfalls der Ver- sammlung vorlegt. Die n~chsten Verwandten yon salicarius sind montanus, borealis, 1) macrurus, lcamschatl~ensis~ cinctus, son- garus, wRhrend die gewfhnliehe Sumpfmeise mit communis, [ruticeti, brevirostris, lugubris eine ganz andere Gruppe bildet. Da der Name palustris Linn. auf VSgel beider Gruppen an- wendbar, und ein sicheres Eliminationsverfahren hier anscheinend 2) nicht auTzufinden ist, wird man wahrscheinlich den Namen Parus palustris L. ganz verwerfen miissen. 3) --

1) salicarius ist der kleinste und dunkelste Vertreter yon borealis im deutschen Tiefland, falls nieht in England sine nooh dunklere Form vorkommt, [ruticeti hat ja in dresseri auch den kleinsten und dun- kelsten Vertreter.

:) trotz lebhafter ErSrterung dieser Frage, an deren Besprechung sich namentlich die Herrn Graf yon Berlepsch und Prof. Reichenow be- teiligten, konnts man sich nicht fiber sin solches einigen.

s) Was schon 1852 Lilljeborg vorschlug, aber selbst nicht aus- f~hrte. Auf die Frage ob man den yon ihm in Vorschlag gebrachten Namen ~arus meridiona~is anwenden kann (aus der Anwendbarkeit

92 Bericht ltber die Jahresversammlung.

Der Vortragende bittet die anwesenden Oologen, auf das Vorkommen yon salicarius zu achten und schildert dessen Aufenthalt und die Schwierigkeit der Beobachtung, der sich der Vogel durch sein scheues Wesen nur" zu leicht entzieht.

Urn 2 Uhr wurde die Sitzung unterbrochen und nach einer Frfihst|ickspause, wKhrend welcher man ein nahegelegenes Wirts- haus aufsuchte, fortgesetzt.

G r a f B e r l e p s c h und Hr. K l e i n s c h m i d t legten eine reiche Suite der sUdlichen SteinschmRtzerarten vor, welche gewBhnlich .als stapa#ina und aurita bezeichnet warden. Den grBsseren Tell dieser Suite machte das Material des Sarajewo-Museums aus, welches Hr. Reiser in liebenswfirdigster Weise den Genannten zur Verfiigung gestellt hatte. An der Hand des Materiales wird nachgewiesen, dass es sowohl yon der schwarzohrigen wie yon der schwarzkehligen Art eine grosse Bstliche und eine kleine mehr rostfarbene westliche Form gibt. Dadurch entstehen vier oder fiinf Arten statt nur zweier und die Nomenklatur ist ent- sprechend zu regeln. Hierbei bieten sich indessen Hindernisse in der immer wiederkehrenden Schwierigkeit der mehrdeutigen Namen. l)

Herr S p a t z sprach fiber seine letzten Reisen in Tunis und legte Eier yon Lanius dealbatus, Crateropus numidicus und andern hrten vor.

Prof. R e ich e n o w sprach fiber die ornithologische Th~tigkeit des Herrn Dr. Plate auf Juan Fernandez.

husfiihrlich wird Hr. Schalow diese 8ammlung demniichst im Journal ffir 0rnithologie behandeln.

Schliesslich teilt Hr. R e i c h e n o w ein Schreiben des Herrn Ziemer mit, in welchem derselbe die hnregung giebt zur Heraus- gabe eines Handbuchs der Naturgeschichte der VSgel Deutschlands seitens der Gesellschaft:

desselben wfirde sieh die Notwendigkeit ergeben, den Namen Parus me- ridionalis Sclater in ~arus sclate~ umzuwandeln) werde ich im nachsten

Hefte dieser Zeitschrift, wo ich den Gegenstand meines Vortrages aus- filhrlich behandeln werde, zurQckkommen. O. K [ ei n s ch mi d t.

x) nach Schluss der Versammlung wurden die Typen yon Hemprich und Ehrenberg nachgesehn. Graf yon Berlepsch hat inzwisehen die Nomenklatur der palltarktischen Steinschmlttzer, soweit dies bei dem Stand der heutigen Forschung mSglich ist, ausgearbeitet" und wird hoffentlich seine Resultate bald verSffentlichen. Kleins chmidt.

Bericht tiber die Jahresversammlung. 93

,,Die Herausgabe eines solchen Handbuches in etwa gleichem Umfange, wie Saunders Illustrated Manual oder Sharpe's Handbuch thut herzlieh not, da wit garnichts derartiges besitzen, iiberhaupt kein dem gegenw~rtigen Stande unseres Wissens entsprechendes Werkl Friderichs in vieler Hinsicht recht gutes Buch kann hier doch gar nicht in Frage kommen, und Prof. Altum's ganz vor- ziigliche Forstzoolog]e leider auch nicht, da die Behandlung der Arten und Oruppen eine sehr ungleichm~ssige ist, wie solche der ganz besondere Zweck dieses Werkes ja auch notwendig macht."

Es wird beschlossen, diese Anregung in Erw~gung zu ziehen und nach Umst~nden auf der n~chsten Jahresversammlung dem Plane n~her zu treten.

Man besuchte noch kurz die Schausammlung des Museums, welche in der letzten Zeit um einige interessante StOcke be- reichert worden ist.

Ein Tell der Gesellschaft benutzte den Nachmittag zu einem kleinen Ausflug nach dem Grunewald und den Abend zu einem gemeinschaftliehen Besuch des Olympia-Riesentheaters~

Der Montag-Vormittag wurde der Besichtigung der Kolo- nialausstellung gew[dmet, worauf durch Herrn Prof. B la s iu s die Jahresversammlung geschlossen wurde.

Mit der Hoffnung auf frohes Wiedersehn und gleich zahl- reiches Erscheinen in Dresden trennte man sich. Einzelne Gruppen blieben aber noch l~nger beisammen; so hatte Major K r i i g e r - Ve 1 th u s e n mehrere Oologen zur Besichtigung seiner pr~chtJgen Eiersammlung eingeladen, welche auch am Nachmittag noch vor- genommen wurde, da mehrere yon den ausw~rtigen Besuchern noeh an demselben Tage abreisen wollten. Andere hielt die Ge- werbeausstellung noch fiir einige weitere Tage in Berlin zurQck, und sie fanden sich noch wiederholt w~hrend dieser Zeit im Museum zusammen, bis endlich auch der Letzte yon dannen zog, jeder mit der Erinnerung an Tage des angenehmsten wissen- schaftlichen und persSnlichen Verkehrs.

O. K l e i n s o ~ i d t .

Bericht fiber die Oktober-Sitzung 1896. Verhandelt Berlin, Montag, den 5. Oktober 1896, Abends 8 Ohr

im Sitzungslokale, Bibliothekzimmer des Architektenhauses.